Montenegro – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Fri, 09 Oct 2015 21:11:53 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Österreich dreht Spiel in Montenegro zum 3:2-Sieg https://ballverliebt.eu/2015/10/09/oesterreich-dreht-spiel-in-montenegro-zum-32-sieg/ https://ballverliebt.eu/2015/10/09/oesterreich-dreht-spiel-in-montenegro-zum-32-sieg/#comments Fri, 09 Oct 2015 21:11:53 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11711 Österreich dreht Spiel in Montenegro zum 3:2-Sieg weiterlesen ]]> Österreich kämpft sich in Montenegro zweimal nach einem Rückstand zurück und gewinnt am Ende sogar – und das in einem Spiel, das man eigentlich gar nicht mehr gewinnen musste, für die EM-Qualifikation. Das ÖFB-Team zeigte in Montenegro keine herausragenden spielerischen Qualitäten, aber bemerkenswerte mentale Qualitäten. Was eigentlich umso wichtiger ist.

Montenegro - Österreich 2:3 (1:0)
Montenegro – Österreich 2:3 (1:0)

Eine recht spannende Variante war es, die Marcel Koller da auf den Gegner zuschnitt. Zlatko Junuzovic nämlich agierte nicht als Zehner in einem 4-2-3-1, sondern viel eher halbrechts in einem 4-1-4-1, Alaba besetzte dafür die halblinke Position bzw. zuweilen den Zehner, wenn Junuzovic noch weiter aufrückte.

Becirajs Faulheit nützen

Die Absicht dahinter wurde schnell klar: Koller wusste, dass der im linken Mittelfeld bei Montenegro aufgestellte Fatos Beciraj eigentlich ein Stürmer ist, der keine allzu große Lust auf Defensivarbeit hat. Das heißt: Im 4-4-1-1 der Gastgeber war die linke Abwehrseite defensiv nur mit einem Spieler besetzt, nämlich LV Tomasevic.

Nun lief Junuzovic sehr oft in den Rücken von Beciraj und kreuzte mit dem aufrückenden Klein, bzw. spielte schnelle Bälle in diese Richtung. Während Beciraj lässig auf halbem Weg zurück stehenblieb oder gemächlich vor sich in trottete, während Österreich das Tempo anzog, liefen Tomasevic die Leute nur so um die Ohren.

Allerdings fehlte in weiterer Folge die Konzentration und die letzte Präzision in Richtung Strafraum, sodass diese drückende Überlegenheit auf dieser Seite ohne Zählbares blieb.

Flexible Staffelung

Durch die flexible Staffelung zwischen 4-1-4-1 und 4-1-3-2 konnte sich Österreich im Mittelfeld immer so stellen, dass gegen die beiden Viererketten der Montenegriner jeweils die passende Pressingformation erstellt werden konnte. Vor allem aber wenn die fünf Offensiven sich anschickten, die Abwehrkette von Montenegro anzulaufen, reagierte diese sehr oft mit Panik. Allerdings verpasste es Österreich auch in diesen Situationen, mit der nötigen Geradlinigkeit diese Schwächen zu nützen.

Die Gastgeber liefen der Musik in der ersten halben Stunde des Spiels ähnlich hinterher wie letztes Jahr über weite Strecken des Hinspiels. Sie praktizierten auch oft einen Fata-Morgana-Spielaufbau. Soll heißen: Nicht selten gingen Pässe zu imaginären Mitspielern, in eine Richtung, in der Kollegen nicht einmal in der Nähe waren.

Übermut und offene Löcher

Das änderte sich nach rund einer halben Stunde. Österreich wurde zunehmend übermütig, Baumgartlinger ging immer mehr nach vorne mit, aber die Abwehrreihe rückte nicht entsprechend nach – das mag daran gelegen haben, dass Prödl so ein wenig das nötige Tempo für eine hohe Linie fehlt.

Jedenfalls stieß Montenegro nun vermehrt in diesen entstehenden Raum. Das war so beim Tor zum 1:0, das zu diesem Zeitpunkt noch etwas aus heiterem Himmel fiel. Österreich reagierte – mittlerweile eher ungewohnt – mit Hektik und Schlampigkeit. Die präzise Marschroute der ersten halben Stunde wurde verlassen.

Konztentrierter im Zentrum

Dieser Umstand war ganz offensichtlich in der Kabine zur Sprache gekommen, denn zu Beginn der zweiten Hälfte wurde der Raum im defensiven Mittelfeld deutlich konzentrierter bedacht als davor. Vor allem Aleksandar Dragovic rückte aus der Innenverteidiger gerne nach vorne, um Baumgarlinger zu unterstützen, auch Junuzovic ließ sich nun öfter in diesen Raum fallen.

So konnten in diesem Bereich auch mehr Bälle erobert werden und das bei Österreich bekannt schnelle Umschaltspiel entfacht werden. Dies, kombiniert mit dem weiterhin nicht gerade eifrig auf Defensive umschaltenden Beciraj, fürte innerhalb von ein paar Minuten zum österreichischen Ausgleich.

Brnovic stellt um

Montenegros Teamchef stellte in der Folge um, indem er Mandic statt der hängenden Spitze Mugosa brachte. De Neue ging auf die linke Seite von Beciraj, der bullige gelernte Stürmer von Dinamo Minsk dafür spielte nun direkt hinter Vucinic in der Offensivzentrale. Österreich brauchte etwas, um sich auf die veränderte Lage einzustellen. Zu lange, keine drei Minuten nach der Umstellung hatte Beciraj schon zum 2:1 getroffen.

Was aber nichts daran änderte, dass Österreich die höhere Qualität hatte und auch nicht dafür sorgte, dass Österreich nun auseinander fiel. Im Gegenteil – vor allem Arnautovic übernahm nun richtig Verantwortung. Wie in Minute 74, als er am eigenen Strafraum einen Einwurf von Montenegro abfing und damit höchst selbst den Konter über 70 Meter anzog.

Das 2:2 war nicht genug

Oder in der 81. Minute, als der drei Doppelpässe spielte, eher er quer vor dem Strafraum nach rechts zog, schoss, und zum 2:2 traf. Österreich war aber auch deshalb immer noch so gut im Spiel, weil Montenegro mit der Führung im Rücken und den beiden Bullen Beciraj und Vucinic vorne immer mehr auf lange Bälle setzte, die aber (mit einer Ausnahme, da wurde es eh gefährlich) allesamt bei Österreich landete.

Koller hatte sich alle drei Wechsel aufgehoben und unmittelbar nach dem 2:2 brachte er mit Sabitzer und Jantscher zwei frische Kräfte, um im Mittelfeld weiter nachsetzen zu können und Okotie als frischen Stürmer. Das Signal war klar: Draufgehen, die Montenegriner weiter nerven, nicht mit dem 2:2 zufrieden geben.

Okotie hätte beinahe mit seiner ersten Aktion schon das 3:2 erzielt und die Gastgeber warfen in der Folge tatsächlich die Nerven weg. Sinnbildlich dafür war natürlich Mirko Vucinic, der nach einem Gurkel an ihm völlig austickte und den Referee so lange beschimpfte, bis dieser Vucinic die rote Karte zeigte.

Montenegro wollte in den fünf Minuten Nachspielzeit nur noch das 2:2 über die Zeit retten, aber nicht einmal das gelang – weil Marcel Sabitzer noch zum späten, aber verdienten 3:2 traf.

Fazit: Nicht geglänzt, aber stark gearbeitet und Siegeswillen gezeigt

Mal klappte das Überladen der rechten Seite gut, mal das Anpressen der Spieleröffnung, mal das schnelle Umschalten im Mittelfeld – aber irgendwie nie so recht gleichzeitig. Österreich durchlief viele Phasen, hatte das Spiel dabei auch nicht immer unter Kontrolle (vor allem zwischen der 30. und 45. Minute, aber auch in der Phase zwischen 55. und 65. Minute entglitt das Spiel ein wenig).

Aber obwohl nie alles flutschte, ließ man dem Gegner dennoch nie das Gefühl, dass man gebrochen wäre (anders als etwa die Schweden vor einem Monat). Es gelang immer wieder, neue Konzentration zu fassen, den Gegner laufend neu zu beurteilen und auf veränderte Gegebenheiten zu reagieren.

Und man gab sich nicht zufrieden, als man zehn Minuten vor Schluss den Ausgleich erkämpft hatte. All das sind Qualitäten, die man nicht hoch genug einschätzen kann – vor allem vor dem Hintergrund, dass sie so zutiefst unösterreichisch sind.

So spielt dieser Sieg für die Qualifikation an sich keine Rolle. Für die Köpfe aber eine gewaltige.

gruppe g

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Österreich gegen Montenegro: Fehlende Nerven kosten beinahe den sicheren Sieg https://ballverliebt.eu/2014/10/12/fehlende-nerven-kosten-beinahe-sicheren-sieg-10-ueber-montenegro/ https://ballverliebt.eu/2014/10/12/fehlende-nerven-kosten-beinahe-sicheren-sieg-10-ueber-montenegro/#comments Sun, 12 Oct 2014 18:59:53 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10596 Österreich gegen Montenegro: Fehlende Nerven kosten beinahe den sicheren Sieg weiterlesen ]]> Eine Stunde lang ist Österreich gegen Montenegro klar überlegen, dann wurde es wie zuletzt so oft zum Zittern – aber einmal mehr gelingt es, ein gutes Resultat einzufahren. Nachdem man – anders als zuletzt – genug Torchancen erarbeiten konnte, um das Spiel vorzeitig zu entscheiden. Erst nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden des starken Arnautovic traute sich Montenegro anzugreifen.

Österreich - Montenegro 1:0 (1:0)
Österreich – Montenegro 1:0 (1:0)

Erst mal keinen kriegen. Montenegro kam mit einer Spielanalge daher, die in erster Linie darauf ausgelegt war, nicht zu verlieren. Mit zwei Viererketten wurde verteidigt, auch Zehner Vukcevic ließ sich gegen den Ball weit nach hinten fallen – so kam es in der Anfangsphase oft vor, dass Spitze Vucinic alleine 35 Meter vor dem nächsten Mitspieler stand. Der ehemalige Serie-A-Star legte generell eine recht passive Spielweise an den Tag.

Österreich hat alles im Griff

Offenbar hatte man den montenegrinischen Linksverteidiger Volkov als Schwachstelle ausgemacht – denn Österreich versuchte, vor allem ihn in Zweikämpfe zu verwickeln und aus der Position zu ziehen. Was auch immer wieder nicht so schlecht gelang. Dennoch ist und bleibt die linke Seite die deutlich stärkere beim ÖFB-Team. So gut wie jeder Angriff, bei dem Fuchs auf der linken Seite mit Tempo durchging, wurde brandgefährlich – dem an sich guten Rechtsverteiger Savic fehlte es da an der Hilfe von Beciraj vor ihm. Dieser ist ja ein eigentlich reiner Offensiv-Spieler.

Dazu wurde versucht, durch das Zentrum hindurch Okotie steil in die Schnittstellen zu schicken. Das funktionierte aber nur selten, da Montenegro dafür zu tief stand. So konnte Okotie selten in den Rücken der Kette kommen. Nach vorne hatte Österreich überall klare Vorteile, auch wurde im Mittefeld gut draufgegangen. Dazu pressten Okotie und Junuzovic gegen die Innenverteidiger, verhinderten so einen kontrollierten Aufbau des Gegners.

Das 1:0 durch Okoties erstes Länderspiel-Tor nach einer starken Vorarbeit des ganz starken Arnautovic war die logische Folge der klaren Überlegenheit von Österreich.

Konzentriert Kontersituationen vermieden

Wenn Montenegro zu einem kontrollierten Aufbau kam – was in der ersten Hälfte nur in den zehn Minuten nach dem Tor der Fall – rückten Beciraj und Bozovic auf den Flügeln auf und bildeten ein 4-3-3, die Konzentration lag darauf, aus dem Halbfeld bzw. dem Zentrum heraus die Flügelspieler in deren Lauf zu bedienen. Hier hatten Klein und Fuchs die Sache defensiv aber ganz gut im Griff. Lediglich beim Aufrücken in Pressing-Situationen agierte Klein wie gewohnt zuweilen etwas passiv.

Die Fehlpass-Quote bei Österreich lag im einstelligen Prozentbereich und fast alle legten ein hohes Maß an Konzentration an den Tag. War doch einmal ein Ballverlust in der Vorwärtsbewegung dabei, bügelte das vor allem Baumgartlinger mit seinem unglaublichen Auge aus. So kam Montenegro nur sehr selten dazu, nach schnellem Umschalten ihre Kontersituationen fertig zu spielen. Im Gegenteil, zur Halbzeit hätte Österreich schon das eine oder andere Tor mehr erzielt haben müssen.

Mit Arnautovic war alles safe…

Neben Baumgartlinger legte vor allem Marko Arnautovic eine zuweilen grandiose Leistung aufs Feld. Er war praktisch immer Anspielbar, konnte das Tempo situativ verschärfen, spielte extrem gut mit Fuchs und Alaba zusammen. Er arbeitete sehr gut nach hinten, wenn das notwendig war, und er traute sich auch in die Zweikämpfe und gewann diese oft.

Im Wissen um die Gefährlichkeit von Arnautovic trauten sich die Montenegriner auch nicht so recht aus dem Schneckenhäuschen, nachdem für die zweite Halbzeit Jovetic für den unauffälligen Vukcevic gekommen war. Erst, als der Stoke-Legionär nach einer Stunde angeschlagen vom Feld musste, suchten die Gäste konsequenter den Weg nach vorne.

…ohne ihn wurde es zum Zittern

Vor allem, weil ihnen sehr schnell klar wurde, dass von Arnautovic-Ersatz Hinterseer so gut wie keine Gefahr ausging. So kippte ein Spiel, das Österreich eigentlich längst für sich hätte entschieden haben müssen. Die Abwehr und vor allem das Mittelfeld von Montenegro spielte nun 30 Meter höher als zuvor und übte so immer mehr Druck aus.

Mehrere Faktoren sorgten in der Schlussphase dafür, dass Österreich wie schon beim 2:1-Sieg in Moldawien mächtig ins Zittern kam. Erstens fehlte eben die Entlastung über Arnautovic. Es gelang praktisch nicht mehr, den Ball mal etwas zu halten, einen Gegenspieler zu schleppen und es fehlte auch massiv seine Aura der ständigen Gefahr.

Zweitens ist Robert Almer einfach kein Faktor großer Sicherheit. Er kratzt die Bälle von der Linie, wie kurz vor Schluss gegen Vucinic. Aber er schafft es nicht, Ruhe und Sicherheit auszustrahlen, was seine Vorderleute zuweilen anzustecken scheint. Außerdem ist er als Spieleröffner nicht die optimale Lösung, weil er mit dem Fuß nicht der Beste ist und seine Ausschüsse oft eine ziemliche Streuung haben. Sicherlich ein Faktor, warum er es in Deutschland nicht und nicht schafft, sich durchzusetzen.

Über die Zeit gerettet

In erster Linie waren es aber, drittens, die Nerven. Die Räume, die sich zwischen den montenegrinischen Reihen ergaben, waren eine Einladung für österreichische Konter, die auch immer wieder kamen und die auch immer wieder zu guten Abschlussgelegenheiten führten. Wie umständlich und überhastet diese aber vergeben wurde, war erschreckend – ebenso wie die Unsicherheiten in der Abwehr, die sich häuften und häuften.

Am Ende wurden die Bälle nur noch zittrig und etwas panisch weggeschlagen. Und wie in Moldawien klappte es irgendwie, den Sieg über die Zeit zu zittern.

Fazit: Fortschritt und kein Fortschritt zugleich

Österreich machte nichts übertrieben Ungewöhnliches – gutes Hinterlaufen auf der linken Seite, Anbohren eines schwachen Außenverteidigers auf der rechten Seite, Anlaufen der Spieleröffnung, kurze Pressing-Wege im Mittelfeld. Das reichte aber, um eine erstaunlich biedere Mannschaft aus Montenegro zu kontrollieren. Ehe das Team vom Balkan wirklich gefährlich wurde, hätte Österreich auf diese Weise schon 3:0 führen müssen – obwohl Harnik meist wieder nur körperlich anwesend war und Klein rechts oft viel alleine machen musste.

Auch gelang es deutlich besser als in den letzten Spielen, sich Torchancen aus dem Spiel heraus zu erarbeiten. Das größere Problem des ÖFB-Teams als das Wehren gegen einen Gegner, der sich tatsächlich oder vermeintlich auf Augenhöhe befindet, sind die Nerven. Wenn die Chancen nicht genützt werden und der Gegner so am Leben bleibt, beginnt das Zittern. Von Souveränitat hinten war in der Schlussphase keine Spur mehr.

Aber immerhin: Die Ergebnisse passen. Ein über 90 Minuten überzeugendes Spiel hat Österreich im Jahr 2014 noch nicht abgeliefert, dennoch gab es noch keine Niederlage und mit sieben Punkten aus drei Spielen steht man in der EM-Quali sehr gut da.

So gesehen ist dieses Spiel ein Fortschritt – es wurden genug Chancen erarbeitet – und kein Fortschritt – Nerven und Chancenverwertung – zugleich. Aber es gelingt, dennoch die Ergebnisse einzufahren. Immerhin.

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Schöner Mist! Was soll’s. Positiv bleiben. https://ballverliebt.eu/2014/02/24/schoener-mist-was-solls-positiv-bleiben/ https://ballverliebt.eu/2014/02/24/schoener-mist-was-solls-positiv-bleiben/#comments Mon, 24 Feb 2014 01:59:10 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9943 Schöner Mist! Was soll’s. Positiv bleiben. weiterlesen ]]> Schon wieder so eine Scheißgruppe also. Nichts wurde es etwa mit Ungarn aus dem zweiten Topf, nichts mit Finnland oder Lettland aus dem vierten. Nein, es wurde mit Montenegro eine der echten Gemeinheiten aus der vierten Kategorie und mit Schweden was richtig Ungutes aus der zweiten. Schöner Mist.

Nicht, dass das alles unschlagbare Truppen wären und man das Ziel, sich für die EM 2016 zu qualifizieren, jetzt schon abschreiben kann. Österreich kann diese Gruppe, wenn’s richtig gut läuft, sogar gewinnen. Österreich kann aber genauso Vierter werden.

Aufgepasst vor Montenegro

So könnte ein Tiroler Nationalteam aussehen
So könnte ein Tiroler Nationalteam aussehen

Mal ehrlich: Eine „Nationalmannschaft“ des Bundeslandes Tirol würde, bei allem Respekt vor den besten Kickern dieses Bundeslandes, nicht gerade Angst und Schrecken verbreiten. Dass es auf Größe und Einwohnerzahl des Landes nicht ankommt, beweist aber das in beiden Aspekten mit Tirol vergleichbare Montenegro, seit das noch junge Land (das zwar nicht zur EU gehört, in dem man aber mit dem Euro zahlt) 2007 sein erstes Länderspiel ausgetragen hat.

Dank Ausnahme-Kickern wie Stefan Jovetic und Mirko Vucinic gibt es individuelle Klasse, aber vor allem punktet Montenegro mit kompaktem Kollektiv, enormem Teamgeist und – von Balkan-Fußballern ist man das ja gewohnt – guter Technik. Zudem ist das kleine, enge Stadion Pod Goricom in der Hauptstadt Podgorica (ein wenig größer als Innsbruck), in dem die Heimspiele ausgetragen werden, auch aufgrund der heißblütigen Fans ein für Auswärts-Teams ausgesprochen unangenehmer Ort.

So sieht Montenegro derzeit aus
So sieht Montenegro derzeit aus

In der ersten Quali für dieses Team, jener zur WM in Südafrika, verlor man nur drei der zehn Spiele, davon zwei gegen Italien. Dann, für die EM in Polen und der Ukraine, zog man vor den Schweizern ins Play-Off ein und scheiterte erst dort an Tschechien. Und im Rennen um die WM-Tickets für Brasilien war die Truppe lange vor England, Ukraine und Polen in der Pole-Position, ehe den „Falken“ erst auf der Zielgerade die Puste ausging. In vier Pflichtspielen gegen England gab es für Montenegro erst eine einzige Niederlage.

Sicher: Jovetic ist auch nicht besser als Alaba (ja, andere Position, aber nur so vom Prinzip her), Vucinic ist auch nicht mehr der jüngste, und der Rest des Teams macht so rein von den Namen gesehen auch nicht so arg viel her. Und wenn man bei einer EM dabei sein will, muss man Montenegro schon schlagen. Aber eine Niederlage in Podgorica ist nicht nur für das ÖFB-Team eine absolut realistische Möglichkeit.

Zlatan und zehn andere

Dass Österreich Schweden schlagen kann, wissen wir seit dem 7. Juni letzten Jahres. Dass Schweden was die internationale Abgezocktheit (noch?) vor Österreich liegt, wissen wir seit dem 11. Oktober letzten Jahres.

So spielte Schweden im WM-Playoff gegen Portugal
So spielte Schweden im WM-Playoff gegen Portugal

Dass es sich bei Schweden um Zlatan Ibrahimovic mit zehn eher beliebigen Mitspielern gehobenen Durchschnitts handelt, stellen nicht einmal die Schweden selbst in Abrede. Larsson und Kacaniklic spielen bei Abstiegskandidaten in der Premier League, ohne den alternden Källström ist das Mittelfeld eher phantanise-befreit, die Abwehr ist nicht die schnellste.

Will sich Schweden qualifizieren, braucht es Zlatan. Will man gegen Schweden gewinnen, muss man als Kollektiv mehr Tore erzielen als Zlatan (Wenn man nicht gerade Cristiano Ronaldo in der eigenen Mannschaft hat. Hat Österreich aber nicht). Anders gesagt: Schweden ist eine Verletzung von Ibrahimovic davon entfernt, Gruppenvierter zu werden. Hinter Österreich und Montenegro.

Russland, der seltsame Hybrid

Ja, diese Russen. Einerseits als Geheimfavorit in die letzte EM gehen, dann schon in der Vorrunde kollabieren. Einerseits Europas Spieler mit Geld zuscheißen, damit sie in die heimische Liga wechseln (Hulk und so), andererseits dann aber in der Champions League gegen die Wiener Austria in zwei Spielen nur einen Punkt zu Stande bringen. Einerseits eigentlich schon ein Team für die Heim-WM 2018 aufbauen müssen, andererseits mit einem Trainer, der stramm auf die 70 zugeht und kein Russisch spricht, aber schon noch ganz gerne irgendwie in Brasilien was reißen wollen und daher den Umbruch auf die lange Bank schieben.

So qualifizierte sich Russland für die WM
So qualifizierte sich Russland für die WM

Zeigt: Eigentlich sind die Russen aus dem ersten Topf sogar ein gar nicht undankbarer Gegner. Schon gutklassig, mit Qualität, gar keine Frage. Aber die Russen sind keine Deutschen.  Und ein seltsamer Hybrid aus alten Recken der Aufbauzeit vor zehn Jahren (wie Ignashevitch, Beresutski, Denisov und Shirkov), stecken gebliebenen Talenten (wie Kombarov, Koslov und Glushakov) und jungen Hoffnungsträgern (wie Dzagojev, Kokorin oder Schennikov).

Darum lässt sich auch jetzt noch nicht sagen, wie die Truppe nach der WM aussehen wird. Klar ist aber: Will man gegen Schweden und Montenegro in der Tabelle gut aussehen, würde sich der eine oder andere Punkt gegen Russland schon sehr gut machen. Ist schwer. Ist aber nicht unmöglich.

Knapp elf Jahre ist es her

Das 0:1 in Tiraspol am 7. Juni 2003, EM-Quali
Das 0:1 in Tiraspol am 7. Juni 2003, EM-Quali

Erinnert sich noch wer? Es war im Juni 2003, Hans Krankl war Teamchef, als ein, naja, ausnahmsweise nicht so ganz gutes ÖFB-Team in der EM-Quali-Gruppe nicht nur gegen Holland und Tschechien auf verlorenem Posten stand, sondern es sogar zu Stande brachte, in Moldawien zu verlieren. Das 0:1, das „Trauerspiel von Tiraspol“, war bis heute das letzte Spiel gegen das Team aus dem zwischen Rumänien und alten Sowjetbanden, zwischen lateinischer und kyrillischer Schrift, zwischen dem abtrünnigen Transnistrien im Osten und dem Hauptland im Westen zerrissenen Land.

Mit Sheriff Tiraspol gibt es einen (im besten Fall als „zwielichtig geführt“ zu bezeichnenden) Klub, der regelmäßig an der Gruppenphase der Europa League teilnimmt, das aber als Legionärstruppe mit Spielern aus Afrika, Brasilien und vom Balkan, aber weitgehend ohne Moldawier macht.

So spielte Moldawien zuletzt. Eine echte Promi-Truppe mit klingenden Namen.
So spielte Moldawien zuletzt. Eine echte Promi-Truppe angefüllt mit klingenden Namen.

Man braucht sich nichts vormachen: Auch wenn das eine unangenehm zu spielende Truppe ist, natürlich müssen da aus österreichischer Sicht zwei Siege her. Die besseren Akteure stehen bei russischen Nicht-gerade-Topklubs unter Vertrag, die anderen in der sportlich nicht gerade hochwertigen moldawischen Liga. Bekannte Namen sucht man im moldawischen Line-up vergeblich.

Hinfahren, sich zu einem 2:0 würgen, heimfahren. Glänzen kann man da nur, wenn’s nach 15 Minuten schon entschieden ist. Sechs Punkte ohne Schönheitspreis. Da zählt nur das Ergebnis. *hier beliebige weitere Pflichsieg-Floskeln einfüllen*

Unterm Papst-Denkmal zum Sieg

Das erste Pflichtspiel gegen Liechtenstein (1994)
Das erste Pflichtspiel gegen Liechtenstein (1994)

Wie passend, dass neben der Eckfahne als Erinnerung an einen Papst-Besuch ein riesiger, dreischenkeliger Aufbau mit einem in der Mitte befestigten Kreuz stand (und noch heute steht), wo flotte 2,5 Kilometer hinter der Grenze, in Eschen, ein glanzloser 4:0-Sieg eingefahren wurde. Gute Zeiten damals, 1994, wenn man sich an ein schlimmes 1:0-Gemurkse in Vaduz 2000 erinnert, einen zähen 2:0-Erfolg in Innsbruck im Jahr darauf, und Österreichs glorreiches 2:1 zwei Jahre vor der Heim-EM, bei dem Liechtenstein um zumindest eine Klasse besser war und eigentlich 3:0 gewinnen hätte müssen.

Jetzt, 20 Jahre nach der Premiere, ist mit dem früheren GAK-Spieler bzw. Vorarlberger Nachwuchs-Coach René Pauritsch ein Österreicher Teamchef von Liechtenstein, mit Polverino vom WAC und Wieser von Ried gibt es zwei aktuelle Legionäre in unserer Bundesliga, mit dem Ex-Rieder Martin Stocklasa einen weiteren mit Innviertel-Vergangenheit.

So spielte Liechtenstein zuletzt
So spielte Liechtenstein zuletzt

Der Rest bestreitet das fußballerische Tagesgeschäft zwischen zweiter und vierter Schweizer Liga (wo die Klubs des Fürstentums ja spielen) bzw. Thailand (ob Herr Christen dort auch gegen Roli Linz gespielt hat?) und sollte für Österreich im Normalfall kein elementares Problem darstellen. Über die Zeit der peinlichen Umfaller á la Färöer 1990 und 2008, Lettland 1995 oder Moldawien 2003 hofft man sich als rot-weiß-roter Beobachter ja doch hinweg.

Und noch was Gutes hat das Los Liechtenstein: Vorarlberger können sich endlich mal ein Länderspiel live ansehen, ohne vorher durch das ganze Land durch zu müssen. Und die Liechtensteiner könnten tatsächlich in die Verlegenheit kommen, in einem ausverkauften Happelstadion zu spielen – dann nämlich, wenn es am letzten Spieltag im Oktober 2015 hoffentlich darum geht, nach dem Heim-Auftritt gegen Liechtenstein sagen zu können: „Frankreich, wir kommen!“

Wie im Herbst 1997 halt.

Schwer. Zäh. Ungut. Aber nicht unmachbar.

Was waren das noch Zeiten, so um die Jahrtausendwende herum, als Österreich eine (verhältnismäßig) leichte Quali-Gruppe nach der anderen zugelost bekam. Das Glück ist ein Vogerl, das uns schon lange davongeflogen ist. Simma aber auch selber Schuld irgendwie, so schlimm, wie genau zu dieser Zeit um die Jahrtausendwende geschlafen worden ist, im österreichischen Fußball.

Erster müsste man werden, das wär‘ was. Zweiter wäre genauso gut, nehmen wir mit Handkuss. Oder wenn schon, dann meinetwegen Dritter und dann Play-Off gegen Estland oder so. Es ist eben wieder so eine Kack-Gruppe geworden, in der man schon um den dritten Platz echt raufen muss. In der es so gut wie sicher bis in den Herbst 2015 spannend bleibt, die ungemein ausgeglichen besetzt ist. Wie eben mit Schweden und Irland. Oder wie mit Belgien und den Türken davor.

Aber auch eine, in der man zeigen kann (und muss), wie viel man unter Marcel Koller gelernt hat, nachdem man es davor mit dem Lernen ja nicht so genau genommen hatte. Man sollte ja immer versuchen, das Positive zu sehen. Beschissenen Auslosungen zum Trotz.

(phe)

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