leitgeb – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sat, 15 Nov 2014 22:33:30 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.1 Capello mit dem Rezept, aber Österreich mit dem Sieg – 1:0! https://ballverliebt.eu/2014/11/15/oesterreich_siegt_trotz_capellos_gutem_rezept/ https://ballverliebt.eu/2014/11/15/oesterreich_siegt_trotz_capellos_gutem_rezept/#comments Sat, 15 Nov 2014 22:33:30 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10668 Capello mit dem Rezept, aber Österreich mit dem Sieg – 1:0! weiterlesen ]]> Der Sieg an sich war schon etwas glücklich. Dass das goldene 1:0 durch Okotie aus Abseitsposition fiel, kommt noch dazu. Dennoch: Österreich steht nach dem Erfolg über Russland, eingefahren ohne Alaba und ohne Baumgartlinger, blendend da. Obwohl Fabio Capello eigentlich ein gutes Rezept gegen das ÖFB-Team gefunden hatte.

Österreich - Russland 1:0 (0:0)
Österreich – Russland 1:0 (0:0)

Leitgeb statt Alaba, Ilsanker statt Baumgartlinger: Dass statt des langfristig verletzten Bayern-Stars und des kurzfristig lädierten Mainzers die Salzburger Zentrale zum Einsatz kommen würde, war beinahe logisch. Schließlich startete Österreich so, wie man das lange auch von Salzburg kannte: Mit Druck im Mittelfeld, mit Pressing und Gegenpressing, mit dem kompromisslosen Fight um zweite Bälle.

Russland zunächst beeindruckt…

Von der Agilität, mit der das Offensiv-Quartett Österreichs mit der Unterstützung von Christoph Leitgeb in der Startphase spielte, war die routinierte, aber doch etwas hüftsteife russische Defensive durchaus beeindruckt. Vor allem Sechser Glushakov produzierte viele zuweilen billige Fehlpässe im Aufbau, nach denen Österreich sehr flink umschaltete. Schnell hatte sich Glushakov zudem die gelbe Karte abgeholt.

Echte Torgefahr konnte Österreich so zwar nicht erzeugen, aber man nahm den Russen komplett den eigenen Spielaufbau. In den ersten 15 Minuten kam die Sbornaja nur ein einziges Mal kontrolliert vor den österreichischen Strafraum, dazu gab’s einen Konter über Tcherishev. Der eher verzweifelte Weitschuss, mit dem Kokorin den Pfosten traf (15.) und die übertriebene Hast, mit der Tcherishev kurz danach abschloss und weit daneben schoss (18.) waren sichtbarer Beweis davon, dass Österreich den Russen vermittelt hatte, keine Zeit am Ball zu haben.

…erarbeitet sich dann aber Kontrolle

Kam Russland aber doch einmal halbwegs kontrolliert in die österreichische Hälfte, was vor allem ab etwa der 20. Minute öfter der Fall war, fiel vor allem ein extremes horizontales Verschieben der Vierer-Offensivreihe auf. Faisullin und Shirokov besetzten nicht selten gemeinsam das ballnahe Halbfeld, während der jeweilige Außenspieler – aufgrund des Linksdralls des russischen Teams zumeist RM Shatov – in der Spielfeld-Mitte agierte.

So konnte Russland das Zentrum überladen, womit die Sbornaja immer mehr die Kontrolle über diesen Bereich und damit auch über das Spiel übernahm. Zusätzlich verstärkt wurde dieser Effekt durch zwei Faktoren: Zum einen agierte Ilsanker recht tief hinter Leitgeb (was er ja von Salzburg gewöhnt ist). Russland konnte so die durch die vertikale Staffelung etwas fehlende österreichische Kompaktheit nützen.

Und zum anderen ließ bei Österreich der Druck und das Anlaufen der Gegner immer mehr aus.

Aufbau in die Zentrale gelockt

Dennoch blieb Russland von der Grundeinstellung her eher vorsichtig und staffelte sich bei österreichischem Ballbesitz eher tief. Die beiden Achter Shirokov und Faisullin stellten sich nicht zwischen die österreichische Innenverteidigung und Ilsanker/Leitgeb, sondern zwischen Ilsanker/Leitgeb und dem eigenen Tor. Man verzichtete also darauf die österreichische Eröffnung von hinten heraus anzupressen (Stürmer Kokorin alleine hätte da wenig machen können).

Dafür versuchte man, den österreichischen Aufbau durch das Zentrum zu locken – logisch, weil dort ohne Alaba der kreative Chef fehlte (dass Baumgartlinger beim Aufwärmen auch w.o. geben musste, hatte Capello bei der Erstellung seiner Taktik ja noch nicht wissen können). Auf den Außenbahnen jedoch lauerte mit Arnautovic und Harnik sehr wohl Gefahr. Weshalb Shatov und Tcherishev auch ganz offensichtlich die Order hatten, auf diese beiden aufzupassen.

Leichte Adaptierung von Koller

Teamchef Koller nahm in der Pause einige Adaptionen vor, wie etwa, dass der ballentfernte Außenspieler ins Zentrum rückt. Das funktionierte etwa bei Harniks Lauf über die linke Seite und seine Rückgabe auf Arnautovic kurz nach Wiederbeginn auch schon ganz gut. Keine Frage: Diese Maßnahme war eine Reaktion auf das konsequente ballorientierte Verschieben der Russen, mit dem sie ja das Zentrum kontrollierten.

Was den Russen aber weiterhin nicht nach Wunsch gelang, war das Erzeugen eigener Torgefahr. Weil Hinteregger immer wieder antizipierte und intelligent aus der Kette rückte, wenn es notwendig war, kam Russland bei aller Kontrolle nicht über das Zentrum in den Strafraum, dazu war Tcherishev links ein Totalausfall und der hochtalentierte Shatov auf rechts kam gegen Fuchs nicht zum Zug. Daher änderte Capello nach einer Stunde erst einmal seine Flügelbesetzung.

Okotie statt Janko

Statt des enttäuschenden Tcherishev kam Jonov, der nun die rechte Angriffsseite besetzte; Shatov wechselte dafür nach links. An der Charakteristik des Spiels änderte sich aber wenig – umkämpftes Mittelfeld, wenig Torgefahr auf beiden Seiten. Für merkliche Bewegung sorgte aber die Einwechslung von Okotie statt Janko nach einer Stunde.

Der 1860-Stürmer ist zwar nicht so bullig wie Janko, aber beweglicher, was gegen die alten und langsamen russischen Innenverteidiger nicht schlecht war. Vor allem, wenn es Österreich gelang, für Gewusel im Strafraum zu sorgen, wie beim Beinahe-Tor nach 70 Minuten. Aus dem Spiel heraus war Österreich aber an sich ebenso ungefährlich wie aus Standard-Situationen.

So war es ein langer Abschlag von Almer, der das 1:0 einleitete. Von Junuzovic‘ Kopf geschickt auf Harnik weitergeleitet flankte der Stuttgart-Legionär auf Okotie, der Ignashevitch entwischt war und zum 1:0 verwertete. Es war zwar Abseits, aber Referee-Assistent Stephen Child hatte es übersehen.

Er brachte Sturmspitze Dzyuba für den enttäuschenden Tcherishev und stellte auf ein 4-4-1-1 um, mit Dzyuba vorne und Kokorin etwas hinter ihm.

Capello ändert das System

Ab 75. Minute
Ab 75. Minute

Die direkte Reaktion von Russlands Temachef Fabio Capello war, sein System umzustellen. Statt Achter Faizullin kam nun Stoßstürmer Dzyuba und damit hatte die Sbornaja nun ein 4-4-1-1 auf dem Feld.

Damit verzichtete er auf die Kontrolle im Zentrum und wollte dafür mehr Anspielstationen in der Spitze haben – der flinke Kokorin mit etwas mehr Aktionsradius, der bullige Dzyuba als Anspielpunkt im Strafraum. Wenig später kam dann auch Alan Dzagoyev, ewiges Talent von ZSKA Moskau, für den hoch veranlagten Shatov von Zenit St. Petersburg.

Die Folge von Capellos Umstellung im System war auch eine Umstellung im Stil: In der Schlussphase war die Brechstange gefragt. Dabei bewahrte die österreichische Abwehr aber etwas mehr Sicherheit als gegen Montenegro und deutlich mehr Sicherheit als in Moldawien.

Der zweite 1:0-Heimsieg war die Folge.

Fazit: Russland passte sich Österreich an

Ohne die Einser-Besetzung in der Mittelfeld-Zentrale mit Alaba und Baumgartlinger fehlt dem österreichischen Team ziemlich offensichtlich die ordnende Hand und die Übersicht in der Spielfeld Mitte. Logisch – Alaba ist Weltklasse, Leitgeb und Ilsanker „nur“ gutes Europa-League-Niveau. Aber: Glückliches Österreich, wenn man ein gutes Europa-League-Duo als Back-up hat.

Denn es wird immer mehr deutlich, dass sich das ÖFB-Team immer breiter aufstellt, wenn es darum geht, ein Spiel zusammenzuhalten und zu kontrollieren. Es war eine recht ordentliche Leistung, aber keine überragende und der Sieg ist dann doch eher glücklich und ein Remis hätte den gezeigten Leistungen fraglos eher entsprochen. Aber man behält mittlerweile die Nerven und kann auch wackelige Spiele gegen gute Gegner über die Zeit bringen.

Vor allem aber zeugt es von dem internationalen Respekt, den Österreich in den drei Jahren unter Koller gewonnen hat, dass sich ganz deutlich Capello dem ÖFB-Team angepasst hat und nicht so sehr Koller den Russen. Österreichs Anlage war, wie Österreichs fast immer ist – berechenbares 4-2-3-1 mit Pressing in der Anfangsphase und Vorstößen über die Außen. Capello aber ließ Österreich im Aufbau über das Zentrum locken, in dem Alaba fehlte.

Russland muss sich ärgern, nicht zumindest ein 0:0 aus Wien mitgekommen zu haben, und ein solches wäre absolut verdient gewesen. Österreich hingegen hat nach vier Spielen schon drei Siege auf dem Konto – keine andere Mannschaft der Gruppe hat mehr als einen. In den nun allesamt absolvierten Heimspielen gegen die drei Gegner um die EM-Tickets gab es sieben Punkte. Das ist großartig.

Das letzte Mal, dass Österreich mit 10 Punkten aus vier Spielen startete, ist 14 Jahre her. Zwei der Spiele damals gab’s allerdings gegen Liechtenstein, am Ende wurde man Gruppenzweiter. Das würde diesmal reichen.

gruppe g

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Salzburg legt die Saat: Mit Pressing-Fußball endlich in Europa angekommen https://ballverliebt.eu/2014/03/24/salzburg-legt-die-saat-mit-pressing-fussball-endlich-in-europa-angekommen/ https://ballverliebt.eu/2014/03/24/salzburg-legt-die-saat-mit-pressing-fussball-endlich-in-europa-angekommen/#comments Mon, 24 Mar 2014 22:15:24 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10002 Salzburg legt die Saat: Mit Pressing-Fußball endlich in Europa angekommen weiterlesen ]]> Es begann mit einer erstaunlich guten Leistung gegen Fenerbahçe, es endete mit einem Selbstfaller gegen Basel – dazwischen sorgte Salzburg in der ersten „echten“ Europacup-Saison unter Roger Schmidt mit hochattraktivem Tempo-Fußball und extrem aggressivem Pressing für eine der besseren Europacup-Saisonen, die je ein österreichisches Team absolviert hat. Ballverliebt blickt noch einmal auf die insgesamt 14 Spiele der Bullen auf internationalem Parkett zurück.

Fenerbahçe

1:1 (0:0) gegen Fenerbahçe
1:1 (0:0) gegen Fenerbahçe

Schon Fenerbahçe bekam in der ersten Quali-Runde zur Champions League zu spüren, was für ein unguter Gegner Salzburg sein kann. Die Türken bekamen keine Zeit am Ball, kamen so nicht wirklich zu Geltung und lief der Musik eher hinterher. Eine System-Umstellung in der zweiten Hälfte – auf 4-2-3-1 – und eine aktivere Spielweise ließ Fener besser ins Spiel kommen, doch Alan markierte halb durch die zweite Hälfte das 1:0. Bei dem es auch geblieben wäre, hätte nicht Ulmer in der Nachspielzeit den Ball im Strafraum an die Hand bekommen und Fenerbahçe den fälligen Elfmeter zum 1:1 verwandelt.

1:3 (1:3) bei Fenerbahçe
1:3 (1:3) bei Fenerbahçe

Im Rückspiel startete Salzburg wie aus der Pistole geschossen, ging durch Soriano schon nach vier Minuten in Führung, kassierte in der Folge aber zwei billige Tore als Resultat von etwas naivem Abwehrverhalten – vor allem Ramalho, der bis kurz davor noch Regionalliga für Liefering gespielt hatte, wirkte zuweilen etwas überfordert. In rasendem Tempo aber sollte der zu diesem Zeitpunkt 21-Jährige in den folgenden Wochen und Monaten zum unumstrittenen Stammspieler und Leistungsträger werden.

Dennoch blieben die Bullen spielbestimmend, wiewohl schon zu merken war, dass Fenerbahçe – drei Monate davor noch im Europa-League-Halbfinale – immer noch zulegen könnte, wenn es nötig gewesen wäre. Nach einer halben Stunde fiel das 3:1, und obwohl Salzburg genug Chancen gehabt hätte, den Rückstand aufzuholen, klappte es nicht mehr. Ein Gefühl, das man später in der Saison noch einmal haben sollte.

Žalgiris

5:0 (3:0) gegen Žalgiris
5:0 (3:0) gegen Žalgiris

Wegen des drohenden Ausschlusses von Fenerbahçe in Folge des Manipulations-Skandals spielte Salzburg schon nur unter Protest, doch während etwa Metalist Kharkiv wegen ähnlichen Vergehens sehr rasch aus der CL-Quali genommen worden war, zog sich die Sache bei Fener hin. Salzburg wurde im Play-Off zur Europa-League-Gruppenphase indes gegen Žalgiris Vilnius gelost.

Die Litauer erlebten dann, was auch in der österreichischen Bundesliga noch viele erleben sollten: Einen Abschuss erster Güte. Schon im mit 8.000 Zusehern sehr überschaubar besetzten Hinspiel (nachdem jenes gegen Fener ausverkauft gewesen war) machten sich die Bullen einen Spaß, Soriano traf dreimal, auch Mané durfte mal und sogar Innenverteidiger Hinteregger trug sich in die Schützenliste ein.

2:0 bei Žalgiris
2:0 bei Žalgiris

Auffällig ist im Rückblick, dass die Position von Kampl in dieser Saisonphase noch nicht fixiert war, sondern er entweder zentral oder auf dem Flügel agierte – je nachdem, wer neben ihm, Mané und Ilsanker der vierte Mittelfeld-Mann war. Leitgeb spielte in den Überlegungen von Roger Schmidt zu diesem Zeitpunkt keine echte Rolle, nachdem er nur geblieben war, weil sich kein anderer Klub für ihn interessiert hatte.

Mal spielte Meilinger, zurück von seiner Leihe in Ried, auf dem Flügel, mal Hierländer zentral vor bzw. neben Ilsanker und wenn Berisha in der Mitte spielte, hatte das System fast schon etwas 4-2-3-1-haftes. Nach dem etwas gelangweilten 2:0-Sieg im Rückspiel in Vilnius bekam Salzburg die Gruppe mit Elfborg, Esbjerg und Standard Lüttich – ein Aufstieg in die K.o.-Phase wurde sofort als absolute Pflicht gesehen. Wie sich zeigen sollte, zu Recht.

Elfsborg daheim, Esbjerg auswärts

4:0 (2:0) gegen Elfsborg
4:0 (2:0) gegen Elfsborg

Dass Fenerbahçe nach den Duellen mit Arsenal doch noch aus dem Bewerb genommen wurde, sorgte für einiges Murren – realistisch betrachtet hätte es aber vermutlich keinen Unterschied gemacht, da die Türken gegen die Gunners chancenlos waren und es Salzburg vermutlich kaum besser ergangen wäre.

So also ging es in eine in der Tat mäßig attraktive Gruppe, die mit einem besseren Trainingsspielchen begann. Der zu diesem Zeitpunkt schon so gut wie entthronte Meister der ohnehin schwachen schwedischen Liga, IF Elfsborg, stellte sich von Beginn an mit einem 4-5-1 ganz tief hinten rein und betete, dass das Ausmaß der sportlichen Katastrophe sich in Grenzen halten möge. Nach diversen verdaddelten Chancen sorgte Alan nach etwas über einer halben Stunde für die Führung, Soriano doppelte noch vor der Pause per Elfmeter nach. Zwei weitere Treffer des Spaniers sorgten für einen auch in der Höhe verdienten 4:0-Erfolg für Salzburg.

Und dafür, dass Elfsborg-Coach Lennartsson von einer Spieler-Revolte aus dem Amt gejagt wurde, die Kicker selbst waren mit der ultra-destruktiven Spielweise nämlich überhaupt nicht einverstanden.

2:1 (2:0) in Esbjerg
2:1 (2:0) in Esbjerg

Im Spiel beim dänischen Cupsieger Esbjerg fehlte Ilsanker, daher rückte Ramalho ins Mittelfeld und Rodnei bekam wieder seine Chance – der aus Kaiserslautern geholte Brasilianer kam aber nie über die Rolle des wackeligen Ersatz-Mannes hinaus. Zu wenig solide waren seine Leistungen.

In Esbjerg wurde bei Salzburg erstmals jener Eindruck deutlich, den man im ganzen Europacup-Herbst haben sollte: Diese fast schon aufreizende Langeweile und die totale Selbstverständlichkeit, mit der die Bullen durch diese Gruppe marschierten. Je ein Alan-Tor am Anfang und am Ende der ersten Hälfte sorgten für eine lockere 2:0-Führung. Mit dieser im Rücken schläferte sich Salzburg danach aber beinahe selbst ein, rutschte vom Verwalten-Modus immer mehr in den Zitter-Modus und gab nach dem Gegentor in der 89. Minute beinahe sogar noch den Sieg aus der Hand.

Standard Lüttich

2:1 (0:0) gegen Standard Lüttich
2:1 (0:0) gegen Standard Lüttich

Mit was für Eiern diese Truppe ausgestattet ist, zeigte sich erstmals so wirklich im Heimspiel gegen Standard Lüttich. Die Belgier kamen in einem fast schon schmerzhaft eindimensionalen 4-4-2 daher, in dem sie es aber gut verstanden, die Räume extrem eng zu machen. Daran änderte auch der Ausschluss von Stürmer Carcela nichts.

Bemerkenswert war aber, wie nach der (an Dämlichkeit kaum zu überbietenden) gelb-roten Karte für Mané gespielt wurde. Da war nämlich nix mit einen Stürmer opfern und Balance auf die dezimierte Seite bringen, nein, da beackerte Linksverteidiger Ulmer die komplette Außenbahn einfach ganz alleine weiter. Und er machte das mit einer Wucht und einem Furor, dass den Belgiern ganz anders wurde, dass Soriano nach der Pause das 1:0 erzielte, und dass sich Kanu zu einer Tätlichkeit hinreißen ließ. Mit neun Feldspielern gegen acht ließen die Bullen nichts mehr anbrennen; Ramalho erzielte in der Schlussphase das 2:0 und das Elfmeter-Tor von Mujangi-Bia (nach einem Foul von Hinteregger) war nur noch Kosmetik.

3:1 (2:0) bei Standard Lüttich
3:1 (2:0) bei Standard Lüttich

Christoph Leitgeb hatte sich zwischenzeitlich beim ÖFB-Team Selbstvertrauen geholt und sicherte sich nun auch bei Salzburg jenen Platz im Mittelfeld, den Schmidt bis dahin immer eher vakant gelassen hatte. Im strömenden Regen von Lüttich hatte Salzburg deutlich besseren Zugriff auf das Spiel wie noch beim eher zähen Heimsieg, schon nach wenigen Sekunden hätte Kampl die Führung erzielen müssen. Kurz vor der Halbzeit sorgte ein Doppelschlag durch Svento und Kampl dann doch für die verdiente 2:0-Führung – Lüttich konnte nicht mit dem hohen, aggressiven Pressing der Bullen umgehen und kam kaum selbst zur Entfaltung.

Und dann wurde auch noch das zarte Pflänzchen Hoffnung, das nach dem Anschlusstreffer zum 1:2 nach knapp einer Stunde aufkam, auf das spektakulärste zertreten: Alans unglaublicher Fallrückzieher zum 3:1 legte die Partie auf Eis und bescherte Salzburg schon nach dem drittletzten Spiel fix das Ticket für die K.0.-Runde.

Elfsborg auswärts und Esbjerg daheim

1:0 (1:0) bei Elfsborg
1:0 (1:0) bei Elfsborg

Womit noch zwei weitgehend sinnfreie Spiele blieben, in denen es „nur noch“ um die endgültige Fixierung des Gruppensieges ging. Daher ließ Roger Schmidt in Borås auch einige Stammkräfte außen vor: Soriano, Kampl waren ohnhin angeschlagen, Ramalho und Leitgeb spielten auch nicht, Alan nur zehn Minuten, dafür kam Florian Klein in den Genuss, mal als defensiver Mittelfeld-Mann zu agieren.

Das Tor von Marco Meilinger kurz vor der Halbzeit fixierte den 1:0-Sieg in einem Spiel, an das man sich dann auch nicht weiter erinnern muss. Für die Schweden war die Saison längst gelaufen, die Kulisse von 3.000 Zusehern im November-kalten Westschweden war auch nicht gerade prickelnd. Klar: Auch diese B-Elf konnte das Salzburg-typische Pressing gut ausführen und kam gegen die erneut überforderten Schweden zu einer Fülle an Chancen, aber Berisha und Nielsen sind nun mal nicht Alan und Soriano.

3:0 (1:0) gegen Esbjerg
3:0 (1:0) gegen Esbjerg

Für das letzte Gruppenspiel nahm Gegner Esbjerg, obwohl es ja immer noch (zumindest theoretisch) um den Gruppensieg ging, auch das komplette Reserve-Team nach Salzburg mit, um dort die Weihnachtsfeier abzuhalten. Anders gesagt: So richtig ernst nahmen auch die Dänen das spiel nicht mehr, entsprechend kampffrei überließen sie es den Bullen dann auch.

Alan holzte zwar zweimal aus zwei Metern über das jeweils leere Tor, aber nicht mal das konnte einen lockeren 3:0-Sieg der Bullen verhindern – Mané traf doppelt, dazu netzte auch Kampl. Damit war das Kunststück aus dem Herbst 2009, als Salzburg schon einmal alle sechs Europa-League-Gruppenspiele gewann, wiederholt. Der erste Klub, dem dies ein zweites Mal gelang.

Ajax

Der holländische Renommier-Klub kam als einer der Gruppendritten aus der Champions League in die erste K.o.-Runde der Europa League; zwei Tage vor Salzburgs 1:0 in Borås bezwang Ajax immerhin den FC Barcelona. Allgemeiner Tenor in Österreich war aber dennoch: Da ist ein Weiterkommen absolut möglich wenn nicht gar wahrscheinlich. Realistisch betrachtet, war das wohl eine überzogene Erwartungshaltung.

3:0 (3:0) bei Ajax
3:0 (3:0) bei Ajax

Es hat aber niemand auch nur im Ansatz für realistisch gehalten, wie die Realität dann tatsächlich aussah. Denn am Tag, an dem Österreichs Nordische Kombinierer bei Olympia Team-Bronze holten, überfuhren die Bullen Ajax mit einer Wildheit, einer Überlegenheit, einer alles niederwalzenden Selbstverständlichkeit, die bei den Spielern von Ajax nur hilfloses Schulterzucken und Blicke zu Tage förderte, in denen sich die Frage manifestierte, was denn das für ein Frachtzug war, der da gerade Kleinholz aus ihnen gemacht hat.

Wohl hatte sich Ajax nicht vorstellen können, dass sich Salzburg, diese in der Liga unterforderte Mannschaft, die eine unsagbar leichte Gruppe überstanden hatte, auch gegen sie, das große Ajax, das hohe Offensiv-Pressing zeigen trauen würde. Das Gegenteil war der Fall, die Salzburger wetzten mit einem fast schon nie gesehenen Furor auf den jeweils ballführenden Holländer, sodass deren Akteure nach fünf Minuten höchst verwirrt waren, nach zehn Minuten hilflos, nach einer Viertelstunde im Rückstand, nach einer halben Stunde der Widerstand gebrochen war und Ajax nach Sorianos Tor von der Mittellinie zum 3:0 nach erst 35 Minuten vom dritten Blattschuss getroffen endgültig leblos im Straßengraben lag.

3:1 (0:0) gegen Ajax
3:1 (0:0) gegen Ajax

Salzburg konnte sich sogar leisten, bereits in der zweiten Halbzeit des Hinspiels auf Halbgas umzuschalten und verschonte Ajax so vor einer durchaus möglichen noch schlimmeren Peinlichkeit. Das wirklich erstaunliche aber: Selbst nach der Lehrstunde im Hinspiel hielt es Ajax-Coach Frank de Boer nicht für nötig, seine Taktik für das Rückspiel wirklich zu überdenken.

Denn auch im ausverkauften Klessheimer Stadion fühlte sich kein Ajax-Mittelfeld-Akteur bemüßigt, den in der Spieleröffnung unter Dauerdruck stehenden Verteidigern zu helfen, wurde wieder im Zentrum erstaunlich durchschaubar agiert, hingen die Stürmer wieder in der Luft.

Und wenn der Gegner schon nicht mal versucht, was dagegen zu halten, dann kann mit ihm auch ruhig nochmal eine mitgeben. Salzburg stellte in der zweiten Halbzeit innerhalb von 20 Minuten erneut auf 3:0, das Gegentor in der Schlussphase machte keinen Unterschied mehr. Ajax wurde mit einem Gesamtscore von 1:6 aus dem Bewerb geprügelt und musste froh sein, dass Salzburg damit sogar noch Gnade walten hatte lassen.

Basel

Aus der Euphorie wurde bei einigen Beobachtern durch die Gala-Auftritte gegen Ajax zusehens Übermut. Klar: Die Salzburger erinnerten in all ihrer Intensität, ihrer Go-for-it-Mentalität, ihrem ultra-heftigen Pressing und ihrem Aus-dem-Nichts-Kommen frappant an jene megageile Truppe von Athletic Bilbao, die vor zwei Jahren bis ins Finale marodierte und auf dem Weg dorthin auch Manchester United der Lächerlichkeit preisgab, wie Salzburg Ajax der Lächerlichkeit preisgegeben hatte.

0:0 in Basel
0:0 in Basel

Der Schweizer Serien-Meister aus Basel stellte sich aber nicht so naiv an wie Ajax. Man versuchte nicht, aus einem (falschen) Gefühl der Überlegenheit heraus, Salzburg das eigene Spiel aufzudrücken. Stattdessen entschied sich Murat Yakin dafür, sein Team voll und ganz auf den Gegner aus Salzburg einzustellen. Was hieß: Statt dem gewohnten 4-1-4-1, das Basel in der Regel spielt, gab’s eine Dreier-Abwehrkette gegen das Salzburg-Sturmduo mit Soriano und Winter-Neuzugang Zulj (er den gesperrten Alan ersetzte), hatte dank der Dauer-Besetzung beider Flügel durch die Degen-Zwillinge aber auch gegen Kampl und Mané immer Überzahl.

Die Folge: Salzburg kontrollierte das Spiel, konnte dadurch aber nicht das gewohnte Pressing- und Umschaltspiel aufziehen. Nicht, dass es nicht dennoch einige großartige Torchancen gegeben hätte, aber in der Not rettete für Basel der künftige Gladbach-Torhüter Yann Sommer oder die fehlende Genauigkeit der Bullen im Torabschluss. So stand am Ende ein 0:0, mit dem aber auch keines der beiden Teams so richtig unzufrieden sein wollte.

1:2 (1:0) gegen Basel
1:2 (1:0) gegen Basel

Für das Rückspiel behielt Yakin seine Dreierkette bei, stellte aber mit dem nun wieder fitten Marco Streller einen zweiten echten Stürmer auf das Feld. Was aber auch nichts geholfen hätte, wenn Salzburg etwas weniger schludrig mit den zahlreichen Top-Torchancen in der ersten Hälfte umgegangen wäre. Wobei den Bullen sicher auch half, dass Basel-Abwehrchef Suchý nach einem ganz besonders dämlichen und überdies ziemlich rüden Foul an der Mittellinie schon nach acht Minuten vom Platz flog.

Zwar konnte sich Basel in einer durch wildgewordene Idioten im Basler Fan-Block verursachten Spielunterbrechung nach einer halben Stunde etwas sammeln, aber die 1:0-Pausenführung durch Soriano war hoch-hochverdient. Kurz nach Wiederanpfiff schoss Soriano aus zwei Metern daneben – zwei Minuten später glich Basel nach einem Eckball aus. Und nach zehn weiteren Zeigerumdrehungen verflog sich Keeper Gulácsi nach einer weiteren Ecke, Sauro verwertete zum 2:1. Nachdem überdies Referee Gräfe Basel-Verteidiger Ajeti nach einem Kopfstoß fälschlicherweise nur Gelb gezeigt hatte.

So brilliant Salzburg gegen Ajax spielte, so sehr man das Duell mit Basel da schon längst hätte für sich entschieden haben müssen, so sehr scheiterten die Bullen nun an der Blockade im Kopf. Mané und Kampl brachten keinen Pass mehr an den Mann und verloren Bälle am laufenden Band, es gab kaum noch echte Torchancen, und die Einwechslungen der international nicht gerade erfahrenen Robert Zulj, Marco Meilinger und Valon Berisha konnte das Ruder auch nicht mehr herumreißen. Dass hinten drei von vier Mann aus der Stamm-Viererkette fehlten (Schwegler und Ulmer verletzt, Hinteregger gesperrt), half zwar nicht, war aber auch nicht entscheidend.

Jenes Team, das bis dahin 93 Tore in 27 Liga-Spielen erzielt hatte, war letztlich an der mangelnden Chancen-Verwertung gescheitert. Ein Treppenwitz, eigentlich. Die Reise war zu Ende – drei Tage, ehe man sich am neuntletzten Spieltag zum frühesten österreichischen Meister aller Zeiten gekürt hatte. Mitte März, bei nasskaltem Schmuddelwetter und Temperaturen, die von „zweistellig“ weit entfernt waren.

Fazit: In der Europas gehobener Mittelklasse angekommen

Der Hauptunterschied zur ersten, wirklich starken Europacup-Saison der Red-Bull-Ära: Waren im Herbst 2009 unter Huub Stevens die sechs Siege gegen Lazio, Villarreal und Levski Sofia auf der Basis von kompakter Defensive (mit einem reinen Abräumer wie Schiemer auf der Sechs), dem individuellen Genius von Somen Tchoyi und der Torgefahr von Marc Janko zu verdanken, konnte man nun mit sehr viel Eigeninitiative und einem hochattraktiven Wir-sind-die-Chefs-am-Platz-Fußball in Sphären vorstoßen, die man davor nur von weitem sah.

Im neunten Jahr unter der Patronanz von Red Bull ist nun endlich zum ersten Mal eine stringente Philosophie zu erkennen, wie man über einen längeren Zeitraum hinweg das eigene Spiel gestalten will. Mit einem Unterbau in Form des FC Liefering, der (obwohl mit einem 4-3-3) die selbe grundsätzliche Spielanlage zeigt. Mit Spielern, die erst in Salzburg zu Stars wurden – Kampl kam aus Aalen in der 2. deutschen Liga, Mané aus Metz in der 2. französischen Liga, Soriano von Barcelona II aus der 2. spanischen Division, Ilsanker einst aus Mattersburg und Ramalho aus dem eigenen Ableger in Brasilien, Hinteregger als 14-Jähriger aus Kärnten.

Holte man in der Vergangenheit fertige Spieler, die sich in Salzburg einen gut bezahlten Vorruhestand gönnten und in der Regel schlechter wurden, gelang es nun erstmals, praktisch einen gesamten Kader über den Zeitraum von anderthalb Jahren um so viel besser zu machen, dass er von einem Aus gegen Düdelingen dazu überging, Ajax zu demütigen. Und das mit so ziemlich dem modernsten Fußball, den man derzeit europaweit so sieht.

Salzburg ist damit noch kein Spitzenklub von europäischem Format. Hat aber gezeigt, dass man durchaus das Potenzial hat, in einer Champions-League-Gruppenphase eine Rolle zu spielen, wie es etwa der FC Basel seit Jahren konstant schafft: Immer zumindest locker Dritter, wenn’s gut läuft auch mal eine Runde weiter. Einerseits ist der limitierende Faktor dabei natürlich die Frage, inwieweit es gelingt, Leistungsträger wie Soriano, Alan, Kampl und Mané zu halten.

Andererseits ist es mit dieser seit der Ankunft des Duos Roger Schmidt/Ralf Rangnick etablierten klaren Philosophie deutlich leichter, passende Puzzleteile zu finden, die einzelne, wegbrechende Stücke ersetzen können. Die Saat für eine vernünftige mittelfristige Zukunft ist gelegt.

Das ist ja schon mal was.

(phe)

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Aus und vorbei: Schwedens Umstellungen beenden Österreichs WM-Chancen https://ballverliebt.eu/2013/10/12/aus-und-vorbei-schwedens-umstellungen-beenden-osterreichs-wm-chancen/ https://ballverliebt.eu/2013/10/12/aus-und-vorbei-schwedens-umstellungen-beenden-osterreichs-wm-chancen/#comments Sat, 12 Oct 2013 00:23:07 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9666 Aus und vorbei: Schwedens Umstellungen beenden Österreichs WM-Chancen weiterlesen ]]> Aus der Traum! Österreich verliert 1:2 in Schweden und wird damit die Quali-Gruppe auf dem dritten Rang beenden. Obwohl das ÖFB-Team in der ersten Hälfte sehr viel richtig machte und verdient vorne war, doch Schweden reagierte richtig und drehte das Spiel. Eine Niederlage, die nicht sein hätte müssen, die aber aufzeigt, woran es noch fehlt.

Schweden - Österreich 2:1 (0:1)
Schweden – Österreich 2:1 (0:1)

Damit war eher nicht zu rechnen: Aleksandar Dragovic spielt als Sechser in einem 4-1-4-1. Als Kettenhund für Ibra? Nein: Als Balleroberer und Spieleröffner. Was in der ersten Halbzeit gut funktioniert hat. Wie überhaupt die ersten 45 Minuten aus österreichischer Sicht äußerst positiv zu bewerten sind.

Kollers 4-1-4-1 und die Rolle von Dragovic

Marcel Koller stellte Junuzovic und Alaba vor Dragovic zentral auf. Warum er das tat, wurde auch schnell klar: Die beiden pressten  hoch und aggressiv auf die beiden in der Zentrale aufgestellten Schweden, Elm und Svensson. So drückten sie die Gastgeber nach hinten, verhinderten einen geordneten Aufbau über die Mitte (in Form etwa von somit praktisch nicht vorhandenen Pässen in den Lauf von Ibrahimovic) und versuchten so, Ballgewinne in der Nähe des gegnerischen Sechzehners zu provozieren. Die ersten beiden Ziele gelangen gut, Letzteres auch aufgrund der Routine und der Absicherung durch eine sehr flache Abwehr-Vierkette nicht so sehr.

Die Gefahr, wenn die beiden Achter beide pressen, besteht im Gegenzug darin, dass hinter ihnen Platz frei wird. Das verhinderte Dragovic durch mutiges Aufrücken. So unterband er, dass Schweden durch die österreichische Pressinglinie hindurch auf Ibrahimovic und Elmander spielen konnten. Wenn Dragovic den Ball hatte, machte er keine spektakulären Dinge damit, er machte aber auch wenig verkehrt.

Erstaunlich im Bezug auf den Umgang der Schweden mit Dragovic waren zwei Dinge: Zum einen, dass es überhaupt keinen Druck gab, der auf den gelernten Innenverteidiger auf der völlig ungewohnten Position ausgeübt wurde, und zweitens, dass Ibrahimovic als hängende Spitze fast nie zentral hinter Elmander spielte, sondern immer links oder recht schräg versetzt. So ging er Dragovic aus dem Weg. Wenn der Plan war, ihn aus der Position zu ziehen und damit Raum für Elmander zu schaffen, ging er schief.

Probleme von hinten heraus

Wenn Österreich in der Abwehr den Ball hatte und es darum ging, das Spiel zu eröffnen, passierte das zumeist in Form von langen Bällen. Das ging ein-, zweimal fast gut (wie bei einem Pass auf Alaba, den Isaksson noch abfangen konnte), zumeist landeten diese Pässe aber eher im Nirwana. Über die rechte Seite mit Garics und Harnik ging ebenso relativ wenig, weil sich Schwedens RM Kacaniklic deutlich höher orientierte und auch wesentlich agiler wirkter als sein Pendant auf der anderen Seite, Seb Larsson. So fehlte es Harnik an Hilfe von Garics und damit an der Bindung zum Spiel.

Auf der anderen Seite jedoch klappte das Zusammenspiel von Fuchs und Arnautovic recht gut. Larsson konnte den beiden rwenig entgegensetzen und auch der schwedische LM Lustig  konnte den flinken Moves von Arnautovic nicht viel entgegen setzen. Am besten aber war das Spiel nach vorne, wenn der Ball bei Junuzovic und vor allem Alaba war: Dann nämlich kam sehr schnell eine Vertikalität ins Spiel, die den Schweden zusetzte.

Genauso im Übrigen wie die sehr giftige Zweikampfführung seitens der Österreicher, und auch deren Gedankenschnelligkeit. Während Österreich nach Ballverlusten schnell nachsetzte und oft auch ein Nebenmann half, ließen die Schweden nach Ballverlusten recht flink vom Gegenspieler ab und stellten sich. Dass Österreich mit einer 1:0-Führung in die Halbzeit ging, war hochverdient und man sah Förbundskapten Erik Hamrén seine Sorgen am Ende des ersten Spielabschnitts an.

Hamrén reagiert richtig

Er kam aber mit der richtigen Lösung daher, nach dem Seitenwechsel änderte Schweden nämlich einige entscheidende Punkte. Zum einen wurde Dragovic deutlich weniger Zeit am Ball gelassen. Mal bearbeitete ihn nun doch Ibrahimovic, mal schob Svensson etwas nach vorne, in jedem Fall aber konnte Dragovic nun nicht mehr so aufrücken, wie er das noch in der ersten Hälfte völlig ungehindert machen konnte.

Zum zweiten schob Schweden die Außenverteidiger weiter nach vorne. Waren Lustig und Olsson in der ersten Halbzeit praktisch immer annähernd auf einer Linie mit den Innenverteidigern, waren sie ihren Vorderleuten Larsson und Kacaniklic nun eine größere Hilfe als noch zuvor, als die Schweden hauptsächlich durch die Mitte nach vorne kommen wollten, obwohl Österreich da sehr gut zumachte.

Dadurch, dass die Schweden das Spiel breiter machten, mussten auch Alaba und Junuzovic (bzw. dann Leitgeb) mehr horizontal verschieben, um an den Außenbahnen zu helfen, was wiederum um Svensson und Elm im Zentrum mehr Zeit zum Aufbauen gab. Und als nach knapp einer halben Stunde in der zweiten Hälfte das österreichische Zentrum mürbe gespielt war, kam mit Ballverteiler Källström statt dem Balleroberer Elm einer, der das Ausnützen sollte.

Schweden klar spielbestimmend

Schlussphase
Schlussphase

Ein weiteres Element, dass zum Umschwingen des Pendels in die schwedische Richtung beitrug, war die wesentlich aggressivere Zweikampfführung nach der Pause. Hatte Österreich in diesem Bereich davor klar die Oberhand, fuhren die Schweden nun schon mal einen Härtegang nach oben – wie etwa Svensson gegen Janko. Der Ausgleich durch Olsson nach 56 Minuten war zudem hervorragend herausgespielt: Die Schweden zwangen mit ihrer guten Kombination die österreichische Defensive zu drei Richtungswechseln innerhalb von kaum fünf Sekunden, da ergibt sich bei der besten Defensive schon mal ein Loch. Vor allem, wenn mit Olsson auf einmal der Linkverteidiger im Zentrum aufraucht.

Marcel Koller brachte nach rund einer Stunde Leitgeb für Junuzovic, der nach seiner Verletzungpause deutlich noch nicht die Luft für 90 derart intensive Minuten hat. In einem ohnehin an Präsenz einbüßenden Zentrum war der Salzburg-Reservist leider kein Upgrade gegenüber Junuzovic. Das zuvor schon erlahmende Pressingspiel der beiden Achter war nunmehr de facto inexistent, auch deshalb machte es durchaus Sinn, dass Hamrén danach Källström brachte.

Auch Remis hält nicht

Schon in dieser Phase ging es nur noch darum, zumindest as Remis über die Zeit zu retten. Weimann kam für den nicht besonders auffälligen Harnik, fiel aber – wie schon gegen Irland – in erster Linie durch eine für einen Premier-League-Stammspieler erstaunlich holprige Ballbehandlung auf. Weder konnte er auf dem Flügel für Belebung sorgen, noch konnte er den durchaus ansprechend spielenden Janko nach seiner Auswechslung (ein Krampf, auch auf lange fehlende Spielpraxis zurückzuführen) adäquat ersetzen.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass das Spiel auch 1:1 geendet wäre, wenn nicht Schweden einen Weltklassestürmer wie Ibrahimovic in seinen Reihen hätte. Seine starke Ballmitnahme nach dem Pass von Källström (ein Duo übrigens, das sich privat absolut nicht ausstehen kann), sein einkalter Abschluss zum 2:1 fünf Minuten vor dem Ende – die Entscheidung.

Fazit: Schwedens Umstellungen brachten mehr

Eine Halbzeit lang hat Österreich vieles richtig gemacht: Auf’s Zentrum gepresst, aktiv gespielt, gedankenschnell gehandelt, damit auch verdient in Führung. Doch auf die Umstellungen, die Schweden danach eine nach dem anderen ausgepackt hat, fehlten die adäquaten Reaktionen. Dabei kann man die Entscheidung, statt des müdegelaufenen Junuzovic ausgerechnet Leitgeb zu bringen, durchaus hinterfragen: Baumgartlinger oder Kavlak hätten wohl mehr defensive Stabilität bewirkt, Ivanschitz wohl mehr gebracht, wenn man gegen Elm und Svensson wieder proaktiv agieren hätte wollen. Mit Leitgeb gab’s weder das eine noch das andere.

Trotzdem ist der Sieg der Schweden mehr eine Sache davon, was das Trekronor-Team richtig gemacht hat, als davon, was das ÖFB-Team falsch gemacht hat. Hamrén – der in Schweden wegen seiner Zögerlichkeit und seiner mitunter fragwürdigen Enscheidungen durchaus unter Beschuss steht – hat die Problemstellen erkannt und die Spielanlage entsprechend adaptiert. Um aber etwa auf deutlich nach vorne geschobenen schwedischen Außenspieler zu reagieren, fehlt Koller auch das Personal. Wen außer Weimann hätte er bringen sollen? Einen Sabitzer kann man aufgrund seiner ihm (noch) fehlenden internationalen Erfahrung in so einer Situation nicht bringen und sich erwarten, dass er das Spiel herumreißt.

Letztlich waren die Schweden sowohl in diesem Spiel als auch über die ganze Quali nicht unbedigt ein besseres Team als jenes aus Österreich, aber ein etwas reiferes; auch von Ibrahimovic abgesehen. Leute wie Seb Larsson, Rasmus Elm oder Johan Elmander sind keine Weltbesieger, aber sie kennen solche Situation und können mit einem unerwartet auftretenden Gegner besser umgehen als ein österreichisches Team, das erstmals in dieser Lage war.

Dennoch: Die Richtung stimmt beim ÖFB-Team. Das hat diese Quali eindeutig gezeigt.

(phe)

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Alaba war überall, dann half Arnautovic: Österreich erzwingt 1:0 über Irland https://ballverliebt.eu/2013/09/11/alaba-war-uberall-dann-half-auch-arnautovic-osterreich-erzwingt-10-uber-irland/ https://ballverliebt.eu/2013/09/11/alaba-war-uberall-dann-half-auch-arnautovic-osterreich-erzwingt-10-uber-irland/#comments Wed, 11 Sep 2013 01:38:24 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9454 Alaba war überall, dann half Arnautovic: Österreich erzwingt 1:0 über Irland weiterlesen ]]> Spielerisch war’s arm. Bei den Iren sowieso, aber auch bei Österreich war da nicht viel los. Viel Kampf, viel Krampf, und letztlich nützte David Alaba einen haarsträubenden irischen Abwehr-Schnitzer zum erzwungenen 1:0-Sieg. In dem sehr vieles nicht wunschgemäß funktionierte, einige ÖFB-Spieler deutlich außer Form sind, es weiter keinen wirklichen Plan B gibt und fast alles an einem 21-Jährigen hängt. Und an einem Vielgeschmähten, dessen Einwechslung aber das Spiel in Österreichs Richtung lenkte.

Österreich - Irland 1:0 (0:0)
Österreich – Irland 1:0 (0:0)

Rückblende, März 2011. Österreich steht vor einem wichtigen Heimspiel in der EM-Quali, daheim gegen Belgien. Einen Gegner, den man ein halbes Jahr davor am Rande einer Niederlage hatte, es war Aufbruchstimmung, ein Heimsieg gegen Belgien schien schon ausgemachte Sache zu sein. Damit wäre man drei Punkte vor Belgien und der Türkei gewesen, mit einem Spiel in der Hinterhand. Wie’s ausging, ist bekannt: Österreich spielte seltsam gehemmt, traute sich wenig, verlor sang- und klanglos 0:2. Der endgültige Anfang vom Ende der Ära Constantini.

Trap kopiert die Deutschen

Dieses Spiel gegen Irland fühlte sich recht ähnlich an. Österreich fehlte nach dem chancenlosen 0:3 in München und dem halbherzig bestrittenen Test gegen Griechenland das Selbstverständnis, Österreich spürte den extremen Druck des Gewinnen-Müssens, und Österreich hatte mit einem Gegner zu kämpfen, der zwar nicht besonders gut Fußball spielen kann, aber doch recht genau wusste, wie man Österreich nerven kann.

Dabei hat Trapattoni offenbar Video geschaut und sich von den Deutschen dabei einiges ab. Wie diese nämlich verdichtete er in seinem 4-4-1-1 vor allem das Zentrum, indem er die Mittelfeld-Außen nach innen und die beiden Viererketten sehr nahe aneinander rücken ließ. Gleichzeitig ging bei Ballgewinn einer aus dem zentralen Mittelfeld-Duo (fast immer Green) und einer der Flügelspieler nach vorne, um das Zusammenspiel mit Robbie Keane zu suchen.

Zu viele Fehlpässe und Schwächen im Zweikampf

Mit anderen Worten: Irland machte die Räume vor dem eigenen Sechzehner sehr eng und verwickelte Österreich in Zweikämpfe, und ließ die Gastgeber somit nicht das Pressing- und Umschaltspiel aufziehen, das dieser unter Marcel Koller eigentlich schon recht gut einstudiert hatte. Diesem Plan A beraubt war Österreich auf Wucht und Willen reduziert. Die Pässe waren überhastet und dadurch ungenau. Kavlak und Baumgartlinger waren im Passspiel untereinander ganz okay, aber die leichten Passwege nach vorne waren nicht vorhanden.

Um das Getümmel im Zentrum, durch das man nicht durchkam, zu überbrücken, griff Österreich schon nach einer Viertelstunde vermehrt auf lange Bälle zurück. Ein kleiner Sieg für Irland, so hatten diese nämlich den Gegner quasi auf ihr Niveau gezogen und ihm das eigene Spiel aufgedrückt. Was auch für die Physis im Zentrum galt: Hier zeigte Österreich Schwächen im Zweikampf, bekam auch deshalb keinen echten Zugriff auf das Spiel.

Probleme auf den Außen und mit der Kompaktheit

Auch die Mittelfeld-Außen trugen nicht viel zum Aufbauspiel bei. Burgstaller gab sich Mühe und versuchte, über seine Physis ins Spiel zu kommen. Sein Defensiv-Verhalten war sehr diszipliniert, er rückte oft weit mit Walters nach hinten und sorgte immerhin auch dafür dass Irland-RV Coleman kaum zur Geltung kam. Nach vorne kam von Burgstaller aber eher wenig. Wie auch von Martin Harnik. Dieser war, wie man es von ihm gewohnt ist, sehr geradlinig und wollte auch Zug zum Tor zeigen. Doch man konnte es ihm auch in diesem Spiel ansehen, dass er einfach seit Monaten seiner Top-Form hinterherläuft.

Ebenfalls ein Problem war das Defensiv-Verhalten von Fuchs und Garics, wenn Irland schnell umschalten konnte. Vor allem auf der Seite von Garics – der von Harnik deutlich weniger Hilfe bekam als Fuchs von Burgstaller – entpuppte sich gegen Ende der ersten Halbzeit als latente Gefahrenherd, in dessen Folge auch Prödl, Dragovic und Baumgartlinger ins Schwitzen kamen.

Ein weiteres latentes Problem, das von den Iren aber nicht konsequent angebohrt wurde, war die fehlende vertikale Kompaktheit von Österreich. Immer wieder zogen die einzelnen Mannschaftsteile zu weit auseinander. Das war im Aufbau ein Problem, weil die Passwege zu lang wurden (und damit das Fehlpass-Risiko stieg), und das war auch defensiv nicht ungefährlich, weil sich den Iren da eben Raum bot.

Alaba

Derjenige Österreicher, der den Laden noch am Ehesten zusammen hielt, war David Alaba. Bei den Bayern Linksverteidiger, im Team normalerweise auf der Acht, spielte er hier in Ermangelung des wohl länger ausfallenden Zlatko Junuzovic auf der Zehn, war aber in Wahrheit überall zu finden. Viel anzupressen – wie es bei Koller normalerweise der Job dieser Position ist – gab es nicht, weil Irland selten von hinten das Spiel aufzubauen versuchte.

So holte sich Alaba die Bälle von hinten, wich auf die Flügel aus (vor allem den linken), scheute keinen Zweikampf, wollte immer anspielbar sein. Baumgartlinger machte defensiv einen guten Job, brachte aber nach vorne nichts, so blieb die ganze Last auf Alabas Schultern hängen. Und er war auch in den ein, zwei Szenen beteiligt, in denen es Irland doch einmal erlaubte, dass Österreich schnell von Defensive auf Offensive umschaltet und es da auch immer sofort gefährlich wurde.

Erster Wechsel brachte wenig

Nach einer von Kampf und Krampf statt Rasse und Klasse geprägten ersten Hälfte wechselte Koller für den zweiten Spielabschnitt den angeschlagenen Veli Kavlak aus und brachte Christoph Leitgeb. Damit änderte sich aber an keinem einzigen der Problemfelder auch nur irgendetwas. Leitgeb – der gefühlt ja irgendwie vereinslos ist – bemühte sich vor allem, keinen Mist zu bauen. Er half brav mit, zwischen Baumgartlinger und Alaba aufzuräumen, machte keine haarsträubenden Fehler.

Aber er brachte halt auch sehr wenig. Keine überraschenden Pässe, keine Tempowechsel, (logischerweise) wenig Zutrauen in sich selbst. Leitgeb war halt da. Und zeigte nebenbei auch Eigenwilligkeiten im Pressingspiel. Was erstaunlich ist, schließlich wird in Salzburg sehr großen Wert darauf gelegt. Aber immer wieder setzte er im Anpressen eines Gegners zwei-, dreimal ab und startete von Neuem. So als wäre er sich nicht sicher, ob der diesen Spieler wirklich anpressen soll und ob das in die momentane Raumaufteilung passt.

Da hätte man sicherlich etwas progressiver wechseln können. Denn der einzige sichtbare Unterschied zur ersten Halbzeit war zunächst nur, dass die Außenspieler weiter einrückten und mehr verschoben, wohl um die Unterzahl im Zentrum auszugleichen. Diese Maßnahme blieb aber ohne positiven Effekt. Im Gegenteil: Gerade Burgstaller musste nun umso mehr laufen, um Coleman nicht an der allzu langen Leine zu halten.

Arnautovic bringt den nötigen Funken

Ab 60. Minute
Ab 60. Minute

In der 60. Minute kam Marko Arnautovic für Burgstaller, gleichzeitig rückte Leitgeb tendenziell etwas weiter zu Alaba auf. Das hatte zwei positive Effekte, die das Pendel auf die Seite von Österreich ausschlagen ließen. Erstens war Arnautovic von Beginn an ein großer Aktivposten und für die Iren der Gefahrenherd Nummer eins. Er vertendelte auch einige Bälle im 1-gegen-1, aber Coleman traute sich dennoch fast nicht, aufzurücken.

Zum anderen konnte Alaba im 4-1-4-1, das es nun eher war, auf die halblinke Seite zu Arnautovic und Fuchs gehen. Weil Fuchs nun extrem viel nach vorne machte (Baumgartlinger bzw. vor allem Dragovic sicherten ab), war das Dreigestirn Alaba, Fuchs, Arnautovic vereint und sorgte über die linke Angriffsseite für viel Druck.

Irland beeindruckt

Aus dem Spiel heraus war das zwar nicht torgefährlich – auch, weil Weimann erstaunlich viele technische Schwächen offenbarte und sich kaum durchsetzten konnte – aber Irland zeigte sich merklich beeindruckt. Mit der Einwechslung von Marc Janko kam dann auch noch davor fehlende Präsenz in den Strafraum.

Was sich bei den Iren in gesteigerter Unsicherheit manifestierte. Vor allem der bis dahin recht sichere Torhüter Forde wurde in der Schlussphase extrem flatterhaft, seine Vorderleute ließen sich davon anstecken. Schon die Eckballserie zwischen 70. und 75. Minute überstand man nur mit Mühe, und als Arnautovic in Minute 84 Fuchs schickte und dieser flankte, „klärte“ Wilson genau vor die Füße von Alaba – dieser drosch den Ball ins Tor. Dass genau diese drei Spieler den entscheidenden Treffer einleiteten und abschlossen: Sicher kein Zufall.

Fazit: Einsatz kaschiert die vielen Schwächen

Vor zweieinhalb Jahren wurde so ein wichtiges Spiel, in dem es nicht laufen wollte, ohne echtes Aufbäumen mit 0:2 verloren. Nun wird in so einem wichtigen Spiel, in dem es nicht so recht laufen will, mit viel Einsatz sogar der Sieg erzwungen. Plakativ formuliert: Das ist der Unterschied zwischen damals und heute. Und der Torjubel von Alaba, der sofort zu Marcel Koller lief, sagt aus: Für diesen Trainer gehen wir durchs Feuer. Auch das war bei seinem Vorgänger ja nicht so sehr der Fall.

Dieser Einsatz und dieser Sieg kaschieren so ein wenig die vielen Schwächen und die vielen Problemzonen, die sich in der österreichischen Mannschaft aber trotz des Erfolgs offenbarten und die man auf keinen Fall außer Acht lassen darf. Die Formkurve bei vielen auch zentralen Akteuren zeigt nach unten (v.a. bei Harnik, Fuchs war dafür deutlich besser als in München), manchen fehlt es an Spielpraxis (Ivanschitz, Arnautovic, Leitgeb), Weimann ist ein braver Kämpfer, der aber nicht torgefährlich genug ist.

Es gibt, es wiederholt sich ja alles immer wieder, keinen Plan B wenn der Gegner Österreich die Möglichkeit zu Pressen und die Umschaltphasen von Defensive auf Offensive wegnimmt (das kann natürlich in dieser Quali-Kampagne nicht mehr gemacht werden). In diesem Spiel sah sehr viel auf individuelle Initiative und Ideen vor allem von Alaba aufgebaut aus. Zufallsfußball, bis zu einem gewissen grad, ein Hauch von Constantini. Das ging gut, weil hinten dichtgehalten wurde und Alaba vorne einen haarsträubenden irischen Abwehrfehler nützte.

Ebenso weiterhin eine recht massive Problemzone sind die Standardsituationen. Da kommt einfach zu wenig dabei heraus. Und es bleibt dabei, einen Junuzovic kann diese Mannschaft nicht adäquat ersetzen.

Im Englischen heißt es „grinding out results“, die nötigen Ergebnisse ohne Glanz erarbeiten. Darum geht es in dieser Phase der Qualifikation. Weiterentwicklung gibt es danach wieder. Jetzt zählt erstmal nur das Spiel in der „Friends“, die Auswärtspartie in Schweden. Verlieren ist da verboten – es zählt nur, was am Ende dabei herauskommt.

(phe)

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Angepresst zu werden mag das ÖFB-Team gar nicht – 0:3 gegen die Ivorer https://ballverliebt.eu/2012/11/15/angepresst-zu-werden-mag-das-ofb-team-gar-nicht-03-gegen-die-ivorer/ https://ballverliebt.eu/2012/11/15/angepresst-zu-werden-mag-das-ofb-team-gar-nicht-03-gegen-die-ivorer/#comments Thu, 15 Nov 2012 01:57:08 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8010 Angepresst zu werden mag das ÖFB-Team gar nicht – 0:3 gegen die Ivorer weiterlesen ]]> Das gab’s in den ziemlich genau zwölf Monaten unter Marcel Koller eigentlich noch nie: Gegen die Ivorer wirkte das ÖFB-Team seltsam gehemmt, etwas körperlos. Das eigene Pressing griff nicht, dafür fand man gegen jenes der Ivorer gegen Alaba und Leitgeb kein Mittel. So stand am Ende ein 0:3. Absolut kein Drama, aber es wird immer klarer, woran es noch hapert.

Österreich – Côte d’Ivoire 0:3 (0:1)

Dass jeder der Ivorer ein potentieller Bodybuilder ist, also der Afrikacup-Finalist dieses Jahres physisch dem ÖFB-Team haushoch überlegen war, ist kein Geheimnis – über die Zweikämpfe zu versuchen, ins Spiel zu kommen, wäre also von Haus aus aussichtslos gewesen. Das versuchte Österreich zum Glück dann auch gar nicht. Eher wollte man den Gegner mit dem mittlerweile gewohnten, eigenen Pressing zu Fehlern zwingen und mit gutem Passspiel aus dem Zentrum heraus punkten.

Battleground Mittelfeld-Zentrale

Marcel Koller stellte in seinem 4-4-1-1 mit Alaba und Leitgeb zwei Spieler ins Zentrum, die eher Passgeber sind als Balleroberer. Ein Zeichen dafür, dass man einerseits die Ivorer grundsätzlich eher defensiv erwartete und andererseits auch als Bekenntnis zum eigenen Gestaltungswillen verstanden werden kann. Das Problem dabei: Die Ivorer haben sich unter Sabri Lamouchi, der nach dem Afrikacup das Trainer-Amt übernommen hatte, vom gemächlichen Spiel unter François Zahoui, bei dem in erster Linie auf gegnerische Fehler gelauert wurde, verabschiedet.

Die Schlüsselspieler für die Spielanlage der Ivorer (die in der Start-Elf auf Drogba, Yaya Touré und Kalou verzichteten) waren Cheikh Tioté von Newcastle und der Hannoveraner Didier Ya-Konan. Die Aufgabe dieses Duos, das vor Sechser Romaric agierte, war klar definiert: Mit heftigem Pressing gegen Alaba und Leitgeb den österreichischen Spielaufbau schon im Keim ersticken.

Alaba läuft sich frei, Leitgeb geht unter

Das funktionierte gut. Alaba konnte sich durch sein äußerst flexibles Positionsspiel immer wieder etwas befreien, aber hinten neben den Innenverteidigern kann er das Spiel natürlich nicht so lenken wie aus der Mittelfeld-Zentrale heraus. Christoph Leitgeb hingegen, der gegenüber Alaba etwas vorgezogener agierte, wurde hergespielt. So viel Druck und so wenig Zeit am Ball hat er in der heimischen Liga nicht, er kennt die Situation nicht. Die Folge: Nach vorne war Leitgeb eine Vorgabe, komplett inexistent.

Und wenn es zu defensiven Zweikämpfen kam, war er den Kraftbröckerln aus Afrika unterlegen oder er stellte sich nicht besonders geschickt an (wie vor dem 0:1, dass in der Folge dieses Zweikampfs aber auch einfach absolut genial von den Ivorern gespielt war). Leitgeb wurde schon vor Jahren von Arsène Wenger als zwar grundsätzlich talentiert, aber als mit damals 23 schon deutlich zu alt für einen Wechsel ins Ausland abgeschrieben. Jetzt, mit 27 Jahren, und einer eher hilflosen Vorstellung gegen international handelsübliches Pressing, kann er sich wohl endgültig von der Hoffnung auf den Sprung aus der heimischen Liga verabschieden.

Veränderte Voraussetzungen für Baumgartlinger und Kavlak

Ab ca. 60. Minute

Julian Baumgartlinger und Veli Kavlak, die zur zweiten Hälfte bzw. nach einer Stunde ins Spiel kamen, hatten andere Grundbedingungen als ihre Vorgänger, weil Lamouchi inzwischen (mit der Einwechslung von Drogba) auf ein 4-4-2 umgestellt hatte und auch, weil die Ivorer nach einer Stunde dank eines Fehlgriffs von Lindner schon 2:0 in Front lagen.

Die beiden wurden von Razak und Romaric (bzw. dann von Yaya Touré) nicht so angegangen wie ihre Kollegen zuvor, mussten aber darauf achten, dass sich nun statt einem gleich zwei zentrale Stürmer in ihrem Rücken anboten, während auf den Flügeln weiterhin zwei gefährliche und schnelle Spieler darauf lauerten, die Kanäle zwischen Abwehr und Mittelfeld des ÖFB-Teams zu bearbeiten. Als dies einmal nicht gelang und man Lacina Traoré (vom Neo-Geldadel von Anshi Machatshkala) mit Tempo in den Zweikampf mit Prödl schickte, bedeutete dies prompt das 0:3.

Problemfeld Flügel

Dadurch, dass das Mittelfeld-Zentrum des ÖFB-Teams also, was das Kreativ-Spiel anging, weitgehend ausgeschaltet war, kam dem Flügelspiel eine noch größere Bedeutung zu. Hier ergaben sich allerdings einige Probleme. Zum einen, dass von den Außenverteidigern nichts kam: Gyuri Garics war ein Totalausfall – schreckliche Pässe, fehlende Übersicht im Defensiv-Verhalten, billig verlorene Zweikämpfe – und Markus Suttner ist zwar ein braver Linksverteidiger in der österreichischen Liga, aber eine Weltklasse-Mannschaft wie jene der Ivorer ist ihm um zwei Nummern zu hoch. Einen Christian Fuchs kann er in keinster Weise ersetzen.

Die fehlende Hilfe von hinten hieß, dass Arnautovic und Jantscher praktisch auf sich alleine gestellt waren. Was bei Jantscher hieß, dass er praktisch nur mit langen Bällen von Alaba oder Pogatetz angespielt wurde, und sich Jantschers Gegenspieler Arthur Boka natürlich längst platziert hatte, wenn der Österreicher den Ball bekam bzw. ihn unter Kontrolle hatte. Natürlich war der Russland-Legionär somit wirkungslos. Ihm das zum Vorwurf zu machen und ihm eine schlechte Leistung zu unterstellen, ist aber nicht ganz fair. Er wurde nie so eingesetzt, dass er mal mit Tempo auf die gegnerische Verteidigung zugehen hätte können.

Wen man dafür lobend erwähnen muss, ist Marko Arnautovic. So richtig viel wollte ihm zwar nicht gelingen. Aber er scheute keinen Zweikampf, versuchte immer anspielbar zu sein und arbeitete vor allem mit vollstem Einsatz in der Defensive mit. Selbst in der 87. Minute grätschte er am eigenen Strafraum einen Ball ab, während der frisch eingewechselte Harnik auf der anderen Außenbahn vorne stand und wartete.

Vorne: Der eine fleißig, der andere unglücklich

In der Rolle der Pressing-Maschine, die zuletzt in der Regel Zlatko Junuzovic (der auf der Stadion-Vidiwall übrigens als „Slatko Junuzovic“ vorgestellt wurde) ausfüllte, spielte diesmal Andreas Ivanschitz. Seine Rolle darf aber keinesfalls als „Spielmacher“ missinterpretiert werden: In Kollers System hat die hängende Spitze gar nicht die Aufgabe, das Spiel zu gestalten, dafür sind Sechser und Achter da. Nein, hier geht es primär darum, mit Forechecking die gegnerische Spieleröffnung zu erschweren. Und das machte Ivanschitz ausgesprochen gut. Er lief unermüdlich den ballführenden Ivorer an. Zwar provozierte er nicht die erhofften Ballverluste (wie das etwa gegen die Türkei zwei Tore ermöglichte), aber verlangsamte den Aufbau des Gegners durchaus.

So fleißig und so ansprechend Ivanschitz war, so unglücklich verlief der Abend für Marc Janko. Der ein, zwei Chancen eher billig vergab, und auch ein, zweimal schwere Anspiele nicht aufs Tor brachte. Zudem bewegte er sich nicht so, dass er zumindest halbwegs risikolos anspielbar war. So hing er eher in der Luft, war kaum involviert und sein Frust wurde sicher nicht kleiner angesichts der Tatsache, dass das Linzer Publikum jede missglückte Aktion von ihm mit höhnischem Applaus quittierte.

Weimann, wirkungsloser Wusler

Nach rund einer Stunde kam Andi Weimann, zuletzt Doppel-Torschütze für Aston Villa gegen Man United, für Ivanschitz in die Partie. Er war nun nicht mehr derjeniger, der alles anpressen sollte – gegen einen sich zurück ziehenden Gegner, der 2:0 führt, auch gar nicht mehr nötig – sondern präsentierte sich als Angriffs-Hilfe für Marc Janko. Weimann wuselte rund um Janko herum, kam eher aus der Tiefe, rochierte auch viel.

Alleine: Wirkung konnte Weimann nicht die geringste erzielen. Er band keinen Gegenspieler, seine Laufwege rissen somit keine Löcher auf, in denen dann ein Kollege stoßen konnte. Ein klares Anzeichen dafür, dass man in zwei Tagen vor so einem Match einen relativen Neuankömmling wie Weimann nicht sinnvoll ins System einbauen kann, vor allem, wenn er gar nicht für die Startformation vorgesehen ist. Was der England-Legionär tatsächlich einbringen kann, wird man erst sehen können, wenn er mal über einen längeren Zeitraum mit der Mannschaft arbeiten kann.

Fazit: Gegnerisches Pressing größtes Problem

Ganz ohne Christian Fuchs und Zlatko Junuzovic, lange ohne Harnik und Baumgartlinger, und das gegen einen Gegner von Weltklasse-Format – das ist dem ÖFB-Team noch zu steil. Das ist eine Erkenntnis des Abends: Es gibt, dem immer größeren Pool an Alternativen zum Trotz, gewisse Spieler, die Koller nicht ohne massiven Qualitäts-Verlust ersetzen kann.

Die wesentlich wichtigere Lehre aus dem Spiel ist aber eine ganz andere: Österreich kann pressen, und an guten Tagen (wie gegen Deutschland) sogar so gut, dass man selbst Weltklasse-Teams damit schwer in Bedrängnis bringt. ABER: Wenn man selbst von einer gegnerischen Mannschaft so sehr das Zentrum angepresst bekommt, gibt es noch überhaupt kein Mittel dagegen. Zumindest nicht, wenn ein Spieler wie Leitgeb – der im Alltag ja nie mit Pressing eines ohnehin besseren Gegners konfrontiert wird – auf dem Feld steht. Man kann davon ausgehen, dass Schwedens Teamchef Erik Hamrén genau das auch erkennen wird, wenn er sich dieses Spiel ansieht.

Hier muss Marcel Koller Gegenstrategien entwickeln. Zwar wird es natürlich helfen, wenn mit Fuchs ein Linksverteidiger gehobener internationaler Klasse im Team ist, wenn ein Junuzovic (noch dazu wenn, wie derzeit, in Über-Form) spielt, und so weiter. Aber die anderen Teamchefs sind natürlich auch nicht blöd und werden ihre Notizen zu diesem Spiel machen.

Und in ihren Notizblöcken wird stehen: „Spielgestalter anpressen. Das mag Österreich gar nicht“.

(phe)

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Bullen erst engagiert, dann zu passiv und am Ende glücklich – 2:0 über PSG! https://ballverliebt.eu/2011/12/02/bullen-erst-engagiert-dann-zu-passiv-und-am-ende-glucklich-20-uber-psg/ https://ballverliebt.eu/2011/12/02/bullen-erst-engagiert-dann-zu-passiv-und-am-ende-glucklich-20-uber-psg/#comments Fri, 02 Dec 2011 00:21:24 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6156 Bullen erst engagiert, dann zu passiv und am Ende glücklich – 2:0 über PSG! weiterlesen ]]> Lustig waren die letzten Wochen aus Salzburger Sicht ganz und gar nicht. Umso erstaunlicher war die vor allem in der ersten Hälfte wirklich sehenswerte Vorstellung gegen Paris St. Germain – und Sventos Hammer in der Nachspielzeit könnte sich noch als sehr wichtig erweisen.

Red Bull Salzburg - Paris St. Germain 2:0

Ein Linksverteidiger in der Abwehrzentrale, ein Flügelstürmer im defensiven Mittelfeld, ein anderen als Zehner, ein Offensiv-Allrounder rechts hinten – nüchtern betrachtet, müsste es eigentlich in einem Desaster enden, so viele Spieler so weit weg von ihrer nominell stärksten Position spielen zu lassen. Und Salzburg hatte auch große Probleme in den letzten Wochen. Aber bei diesem Spiel gegen Paris St. Germain hat das über weite Strecken gut funktioniert und es resultierte in einem schönen 2:0-Erfolg.

Die Flügel

Hinteregger rückte bereits vor einigen Wochen statt des verletzten Sekagya in die Innenverteidigung (und machte dort sowohl defensiv als auch in der Eröffnung eine bessere Figur als Nebenmann Pasanen), dafür beackerte Jefferson die linke Seite, während mit Stefan Hierländer ein gelernte Offensiv-Spieler wiederum den Rechtsverteidiger gab. Die beiden taten das durchaus offensiv: Sie bemühten sich, wann immer es ging, nach vorne zu preschen und nahmen somit die PSG-Flügel Jallet (komplett) und Nene (weitgehend) aus dem Spiel. Außerdem hinterliefen sie gut ihre Vordermänner.

Diese hatte Ricardo Moniz entgegen ihren üblichen Gewohnheiten aufgestellt – also Jakob Jantscher rechts und Gonzalo Zárate links. Die beiden rückten ein und machten so dem defensiven Mittelfeld der Franzosen zusätzliche Arbeit, während auf den Flanken die Außenverteidiger für Breite sorgten. In der Mitte war Leonardo ein gern gesehener Anspielpartner.

Defensiv am ehesten ein Schwachpunkt war Jefferson. Der Brasilianer agierte forsch nach vorne, aber wenn er in der Rückwärtsbewegung unter Druck gesetzt wurde, fand er oft keinen Mitspieler und er spielte auch nicht die Sicherheitsvariante ins Seitenaus, sondern drosch den Ball aus der Drehung blind nach vorne. Nicht selten zu einem Gegenspieler, was wiederum zusätzliche Arbeit für Leitgeb und Svento bedeutete.

Das defensive Mittelfeld

Dennoch hatten die Bullen die Flanken gut im Griff – und weil mit Svento und Leitgeb zwei grundsätzlich eher kreative Spieler das defensive Mittelfeld besetzten, die gut aufgelegt waren, ging auch aus der Zentrale einiges an Initiative hervor. Die beiden versuchten, schnell nach vorne zu kommen und wechselten sich darin ab, wer aufrückte und wer absicherte. Außerdem schafften es die beiden, wie auch die anderen Spieler aus der Offensiv-Abteilung, den Franzosen die Zeit am Ball durch ansehnliches Pressing zu nehmen.

Das klappte auch deshalb, weil die beiden – keiner von ihnen ist ein klassischer Ballgewinner – defensiv wenig zu tun bekamen. Bodmer, der Pastore auf der Zehn ersetzte, stand oftmals zu hoch und er bekam kaum Bälle, die er wirklich verarbeiten konnte. So hatte Salzburg das Spiel im Griff und ging nach 20 Minuten auch durchaus nicht unverdient mit 1:0 in Führung: Jantscher bediente den aufrückenden Leitgeb und stahl sich selbst in den Rücken der Abwehr und verwertete Leitgebs Flanke dann am langen Pfosten.

PSG keine Einheit

Maierhofer hatte, wie auch in anderen Situationen, Gegenspieler gebunden und machte so durch seine schiere Präsenz Räume frei. Kam der Lange aber selbst an den Ball, war die Gefahr überschaubar. Salzburg machte es aber immer wieder gut, das auszunützen und präsentierte sich tatsächlich als halbwegs funktionierende Mannschaft. Ganz anders als die Gäste aus Paris: Ohne die individuelle Klasse von Pastore auf der Zehn, ohne die Spieleröffnung von Matuidi auf der Sechs, ohne die Power von Ménez auf dem rechten Flügel und ohne die Sicherheit von Sakho in der Innenverteidigung fehlte der etwas zusammengewürfelten Truppe die Einheit.

So gab es viele Fehlpässe, weil die Laufwege nicht stimmten. So klappte das Übergeben von Maierhofer nicht, weil zwischen Camara und Bisevac die Abstimmung nicht gegeben war. So entstand kaum ein geregeltes Spiel nach vorne, weil PSG mit dem Pressing der Salzburger kaum zurecht kam. Ja, es gab schon die eine oder andere Torchance, aber generell zeigten die Franzosen nicht annähernd, was sie eigentlich zeigen können müssten.

Kein Herausrücken mehr

Das alles wurde nach der Pause deutlich besser, aber vor allem deshalb, weil die Bullen den Gegner nun viel mehr gewähren ließen. Es gab kaum mehr ein Flügelspiel – Hierländer und Jefferson schlugen schon aus relativ tiefen Positionen die langen Bälle nach vorne, und konnte dort doch einmal ein Ball behauptet werden – was nicht mehr allzu oft vorkam – gab es kein nennenswertes Aufrücken. Vorne waren die Offensivkräfte auf sich alleine gestellt, Torchancen konnten keine mehr kreiert werden.

Anders bei PSG: Chantôme und Sissoko rückten mehr auf, sodass Leitgeb und Svento beschäftigt waren, und die Zurückhaltung seitens der Bullen spielte dem deutlich aktiveren Zugang der Pariser in die Hände. Das verstärkte sich noch, als mit Gameiro eine neue hängende Spitze kam (statt Chantôme) und Bodmer in seine angestammte Position auf der Acht zurück gehen konnte.

Kein Kapital aus Übergewicht

Moniz hatte bereits reagiert, indem er mit Cziommer einen gelernten zentralen Mittelfeldspieler brachte (für Jantscher), dafür Svento auf seine linke Seite gehen konnte, Leonardo auf die rechte auswich und Zárate vermehrtdie Mitte besetzte. So konnten die Bullen das Zentrum einigermaßen beruhigen und Gameiro isolieren, nach vorne ging aber weiterhin nichts.

Genauso wie PSG aus dem deutlichen Übergewicht, das sich die Mannschaft erarbeiten konnte, kein Kapital zu schlagen verstand. Je näher es dem Ende entgegen ging, desto mehr hatte man aber seltsamerweise den Eindruck, dass die Salzburger mit dem 1:0 zufrieden waren, obwohl ihnen ein so knapper Sieg eigentlich nur begrenzt weiterhalf, ein 2:0 dafür alles in ihre Hände spielen würde.

So war es am Ende ein Gewaltakt, mehr Zufall als geplante Aktion, die in der 94. Minute doch noch zum 2:0 durch Dusan Svento führte. Teigl (der in den Schlussminuten die rechte Seite übernahm) hatte eine Ecke herausgeholt, danach aber Zeit geschunden und die Ausführung verzögert. Wirklich mit aller Macht auf das zweite Tor hatten es die Bullen also wohl nicht angelegt…

Fazit: Geschwächtes PSG bestraft

…und dennoch ist der Sieg nicht ganz unverdient. Weil man bei den Bullen, ganz anders als in den letzten Wochen, das Gefühl hatte, dass eine Mannschaft auf dem Platz stand, in der einer für den anderen rennt. Zumindest eine Halbzeit lang: Denn nach dem Seitenwechsel kehrte wieder jene Passivität zurück, die (über einen kürzeren Zeitraum) zur jüngsten sportlichen Krise und (über einen längeren Zeitraum) die Zuschauer in Salzburg so verscheucht hatten, dass zu diesem entscheidenden Europacup-Spiel gegen einen attraktiven Gegner nur noch magere 8.000 Leute ins Stadion gekommen waren.

Bei PSG nahm man das Spiel offenbar nicht so richtig ernst, es fehlte der Nachdruck und die Kompaktheit vor allem in der ersten Hälfte und an Durchschlagskraft und Flexibilität (das System wurde mehr oder weniger unverändert gelassen) im zweiten Spielabschnitt. Die aufgestellte Mannschaft konnte jene Eigenschaften, welche die fehlenden Akteure sonst einbringen, nicht ersetzen.

Schlecht für die Pariser und deren Trainer Antoine Kombouaré. Gut für die Bullen, die mit einem Sieg in Bratislava am letzten Spieltag alles klar machen können.

(phe)

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Weder Fisch noch Fleisch (Update) https://ballverliebt.eu/2008/06/11/weder-fisch-noch-fleisch/ https://ballverliebt.eu/2008/06/11/weder-fisch-noch-fleisch/#comments Wed, 11 Jun 2008 10:59:17 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=205 Weder Fisch noch Fleisch (Update) weiterlesen ]]> Ich hoffe ich beleidige jetzt nicht Gefühle unserer vegetarisch orientierten Leser, aber die Polen-Aufstellung ist Tofu und gibt mir Rätsel auf.

(T) Macho – (A) Prödl, Pogatetz, Stranzl, Garics – (M) Leitgeb, Ivanschitz, Aufhauser, Korkmaz – (S) Kienast, Hoffer

Wir werden – laut ORF Teletext * – morgen also 4-4-2 mit zwei waschechten Spitzen spielen. Finde ich prinzipiell gut, mein Vertrauen in die Dreierkette ist trotz der akzeptablen Leistung gegen Kroatien enden wollend. Zudem ersetzt Garics den gegen Kroatien arg überforderten Mittelfeldmann Gercaliu. Insgesamt ist diese Konstellation deutlich offensiver orientiert als die Panikvariante vom Montag. Das war es auch schon mit den positiven Erkenntnissen, kommmen wir nun zu den Fragen.

Wie ist denn da Leitgeb rein, und Säumel rausgerutscht?

Säumel hat am Montag bestimmt nicht die Partie seines Lebens gemacht, aber auch nicht enttäuscht. Trotzdem setzt Hicke auf einen Spieler, dessen Tagesform seit je her ziemlich starken Schwankungen unterworfen ist. Macht er bei Aufhauser zwar auch, aber reicht in der Hinsicht denn nicht ein Unsicherheitsfaktor. Immerhin: Hat er einen guten Tag, kann er für etwas Druck von hinten sorgen.

Wo ist Harnik?

Nigeria, Malta, Kroatien. Wo immer das Duo Korkmaz-Harnik in den vergangenen Wochen gemeinsam am Rasen war, hatten die Österreicher Flügelherrschaft auf beiden Seiten. Wir haben das hier, hier und hier sehr ausführlich besprochen, und mittlerweile dürfte diese Erkenntnis auch jeder Otto Normalzuseher teilen. Wieder nur über einen Flügel wirklich zu attackieren ist sinnfrei und läßt dem Gegner die Möglichkeit, sich besser einzustellen. Möglicherweise macht Hicke es genau deswegen, und will nach der Pause mit Harniks Einwechslung überraschen. Ich persönlich hätte ihn von Beginn an statt Aufhauser oder Leitgeb spielen lassen.

Roligol anyone?

Kein Linz in der Startaufstellung. Unser erfolgreicher Portugalexport hat gegen unseren ersten Gegner ebenfalls nicht brilliert, was man aber generell unserem Spiel vor dem Tor attestieren muss. Kienast konnte das nur leicht verbessern, was gut und gerne daran gelegen haben mag, dass er als eingewechselter Spieler deutlich frischer war. Mein Favoritenduo wären eigentlich Linz und Hoffer gewesen. Aber gut, hiermit kann ich leben (soviel Auswahl an echten Stürmern besteht ja nicht), rein vom Liganiveau her hätte trotzdem nur wenig an Roligol vorbeigeführt. Abseits der immer noch etwas unnachvollziehbaren Aufstellungspolitik Hickersbergers könnte Linz aber auch angeschlagen sein, er und Pogatetz konnten ja unmittelbar nach der Kroatien-Partie nicht trainieren.

Fazit

Trotz der angesprochenen Punkte ist diese Aufstellung in der Tat eine klare Verbesserung. Jedoch eine, die man ob der personellen Substanz hätte besser machen können. Mit Leitgeb ist nichts verloren, wenn er einen guten Tag hat, Kienast ist vielleicht aus gesundheitlichen Gründen für Linz reingerutscht. Wirklich unbegreiflich ist mir aber ein weiteres Mal, warum Kormaz und Harnik nicht gemeinsam auflaufen. Das könnte der potentielle Angriffshemmschuh morgen werden.

* (Update) Diese Aufstellung stand heute morgen noch ohne weiteren Kommentar im Teletext. Mittlerweile wird sie als „Mögliche Aufstellung“ deklariert. Etwaige Rückschlüsse meinerseits sind also mit Vorsicht zu genießen. Ich bin in dieser Hinsicht von einem Informationsvorsprung des ORF ausgegangen, der sich nicht bewahrheitet hat. Sorry!

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