Conte – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sun, 21 Feb 2021 19:22:40 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 3:0 gegen Milan: Inter auf dem Weg zum Scudetto? https://ballverliebt.eu/2021/02/21/inter-hebelt-milan-mit-klugem-spiel-aus-2021/ https://ballverliebt.eu/2021/02/21/inter-hebelt-milan-mit-klugem-spiel-aus-2021/#respond Sun, 21 Feb 2021 19:22:38 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17389 3:0 gegen Milan: Inter auf dem Weg zum Scudetto? weiterlesen ]]> Inter hat im Derby della Madonnina 3:0 gegen Milan gewonnen und damit den Vorsprung an der Spitze der Serie A auf vier Punkte auf den zweitplatzierten Lokalrivalen und fünf Verlustpunkte auf Serienmeister Juventus ausgebaut. Schlüssel zum letztlich klaren Sieg war, dass das Ungleichgewicht durch den weit aufrückenden Milan-Linksverteidiger Théo Hernández geschickt genützt wurde – und dass die Tore im richtigen Moment erzielt wurden. Kann Inter Meister werden? Ja, durchaus.

Milan – Inter 0:3 (0:1)

Den unterschiedlichen Zugang von Inter und Milan, den Weg zurück an die Spitze zu suchen, hat Jonathan Wilson hier schön erklärt – Inter wirft Geld auf den Markt und kauft fertige, ältere Spieler, währen Milan ein wenig den Leipzig-Weg geht und mit jungen Spielern (inklusive Weiterverkaufs-Wert) ein Team formen versucht.

Und das hat man im Derby, das zum ersten mal seit vielen Jahren auch ein tabellarisches Spitzenspiel war, auch gesehen.

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Kessié mit drei Jobs…

Der Vorwärtsdrang von Milan-Linksverteidiger Théo Hernández ist eines der größte Assets bei Milan. Seine hohe Positionierung erlaubt es Rebić einzurücken, was wiederum den Zehnerraum besetzt hält, wenn Çalhanoğlu sich andere Positionen sucht, um das Spiel zu gestalten. Im Optimalfall.

Wenn Hernández aufrückt, kippt Sechser Kessié nach hinten, um einen Quasi-Linksverteidiger zu geben. Weil nun aber sein Nebenmann Sandro Tonali – der seinerseits nur der Back-up für den dauer-angeschlagenen Bennacer ist – große Probleme damit hatte, sich aus dem Deckungsschatten der Inter-Zentrale zu befreien, musste Kessié quasi drei Jobs machen: Seinen eigenen im Sechserraum, den von Hernández als Absicherung am Flügel und den des unsichtbaren Tonali.

… und Inter nützt das

Diesen Umstand bohrte Inter konsequent an. Schon nach vier Minuten spielte Hakimi, weit in der eigenen Hälfte von Hernández nur halbherzig gestellt, einen Pass in den Lauf von Lukaku. Kessié stand auch sehr hoch und war aus dem Spiel, Lukaku hatte deutliche Tempo-Vorteile gegen Romagnoli und Lautaro löste sich geschickt von seinen Gegenspielern. Lukaku konnte zwar von Kjaer noch abgedrängt werden, er konnte aber noch einmal flanken und Lautaro verwertete zum 1:0.

Vor dem Tor zum 1:0 für Inter: Hernández hoch, Kessié ebenfalls hoch im Zentrum, Romagnoli zu langsam

Das Bespielen dieses Ungleichgewichtes war auch in der Folge das bestimmende Element im Angriffsspiel von Inter.

Kessié sichert hinter Hernández ab, Tonali rückt nicht mit, Barella sorgt für Überladung am Flügel – oft lässt sich auch Romagnoli aus der Position ziehen.

Eine Schlüsselrolle hatte bei dieser Strategie Nicolò Barella. Der rechte Achter bei Inter hat ein großartiges Gespür für Räume, er stieß gemeinsam mit dem nach rechts ausweichenden Lukaku und dem aufrückenden Hakimi in den von Kessié offen gelassenen und von Tonali nicht entsprechend abgedeckten Platz im Halbraum. Auch gerne gemacht: Barella läuft hinter Lukaku, um zweite Bälle aufzusammeln, sollte Lukaku gestellt werden.

Hinter der Welle

Milan rückte nach dem frühen Rückstand hoch auf und versuchte, die Spieleröffnung bei Inter anzupressen und viele Spieler rund um den Strafraum zu bekommen, damit Kontrolle auszuüben. Das Problem war nur, dass Inter sich gut aus dem Pressingdruck befreien konnte – in der Regel mit Steilpässen in die grobe Richtung von Lukaku – und hinter der Pressinglinie von Milan wahnsinnig viel Raum war, der vom langsamen Romagnoli nur unzureichend abgedeckt war.

Während Milan nur zur Halbchancen und Fernschüssen kam, hatte Inter genug Chancen, das Spiel schon vor der Halbzeit zu entscheiden.

Ganz anderes Milan nach der Pause

Ein Quell ständiger Unzufriedenheit bei Milan-Trainer Stefano Pioli war Sandro Tonali. Gefühlt waren vier von fünf Worte, die Pioli ob des leeren Stadions deutlich hörbar auf das Feld rief, „Sandro!“ Er nahm den 20-jährigen Jung-Nationalspieler aber in der Halbzeit nicht vom Platz, sondern offenkundig ins Gebet.

Nun nämlich orientierte sich Tonali spürbar mehr an seinen Nebenspielern – vor allem Saelemaekers und Çalhanoğlu – und war damit viel mehr ins Spiel eingebunden. Milan erreichte damit spürbar mehr Kontrolle im Zentrum, zusätzlich wurden die Anlaufwege mit mehr Verve durchgezogen, generell war ein ganz anderer Zug bei Milan zu merken. Zu Beginn der zweiten Hälfte musste Inter-Torhüter Handanovič dreimal in höchster Not klären, der 1:1-Ausgleich lag in der Luft.

Rund zehn Minuten war das routinierte Inter gegen die überwiegend junge Truppe von Milan am Wanken, aber ein (natürlich) über die rechte Angriffsseite gezogener Konter sorgte in der 57. Minute stattdessen für das 2:0 für Inter. Lukaku, wieder ganz an der Seitenlinie um Romagonli rauszuziehen, leitete den Ball auf den durchlaufenden Hakimi weiter, dieser ließ Tonali aussteigen, bediente Eriksen im Zehnerraum; Perišić kam von links in den Strafraum, legte für Lautaro quer und das Tor war gefallen.

Wenige Minuten später schloss Lukaku seinen Kontern gleich selbst ab, das 3:0 nach 66 Minuten, alles vorbei. Inter ließ die restlichen 25 Minuten herunterlaufen; Conte ersparte Perišić, Lautaro und Hakimi noch eine Viertelstunde und kann sich freuen, in der Tabelle nun vier Punkte vor Milan zu liegen.

Fazit: Inter sehr stabil, Milan noch nicht ganz dort

Inter hat kurz gewankt, aber in der Manier einer Spitzenmannschaft ein Match, das zu kippen drohte, mit zwei schnellen Aktionen doch für sich entschieden. Antonio Conte hat die Problemstelle von Milan deutlich sichtbar identifiziert und seinen Matchplan darauf ausgerichtet. Mit aller Routine und mit dem Selbstverständnis von 12 Siegen aus den letzten 15 Liga-Spielen wurde der Plan umgesetzt und der engste Verfolger damit (zumindest vorerst) abgeschüttelt.

Das Inter von Antonio Conte hat letztes Jahr schon Juventus zumindest bis zur Corona-Pause vor sich her getrieben. In dieser Saison machen die Nerazzurri aber tatsächlich den Eindruck, stabil genug sein zu können, um dem noch zu erwartenden Angriff von Juventus stand zu halten. Milan, lange an der Spitze, ist wohl (noch?) nicht ganz so weit. Die Truppe, die ohne Ibrahimovic ein Durchschnitt-Alter von nur knapp über 24 Jahre hat – für Italien geradezu ein Kindergarten – hat aber noch ein wenig Zeit.

Wie Jonathan Wilson in seinem Artikel schreibt: Für Inter ist es wohl eine Situation der Marke „jetzt oder nie“.

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Lazio neutralisiert Inter-Flügel und gewinnt 2:1 https://ballverliebt.eu/2020/02/17/lazio-inter-serie-a-milikovic-savic/ https://ballverliebt.eu/2020/02/17/lazio-inter-serie-a-milikovic-savic/#respond Mon, 17 Feb 2020 06:27:13 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=16682 Lazio neutralisiert Inter-Flügel und gewinnt 2:1 weiterlesen ]]> Im Verfolgerduell der Serie A setzte sich Lazio mit 2:1 gegen Inter durch. Nach einer intensiven und ausgeglichenen ersten Halbzeit waren es schlaue Adaptionen, die das Spiel in Richtung Lazio kippen ließen: So kam das dominante Mittelfeld-Zentrum mit Sergej Milinkovic-Savic noch besser zur Geltung und die starken Inter-Flügel wurden neutralisiert.

Lazio – Inter 2:1 (0:1)

Sowohl Simone Inzaghi als auch Antonio Conte vertrauen standardmäßig einem 3-5-2, und auch innerhalb dieses Systems war die Aufgabenverteilung recht ähnlich. So ließ sich bei beiden Teams ein Stürmer etwas fallen (Ciro Immobile bzw. Lautaro Martinez), um den jeweils gegnerischen Sechser (Lucas Leiva bzw. Marcelo Brozovic) in Manndeckung zu nehmen.

Der Kampf im Zentrum

Die beiden Achter von Lazio (Milikovic-Savic und Luis Alberto) orientierten sich gegen den Ball höher, zwangen Inter somit eher auf die Flügel. Es bedeutete auch, dass die beiden nach Ballgewinnen rund um die Mittellinie schneller involviert waren. Das Lazio-Duo agierte konstruktiver, stellte sich besser zum Ball und sicherte Lazio somit einen klaren Vorteil im Zentrum.

Bei Inter wurde dieser Nachteil vom großen Aktionsradius von Brozovic einigermaßen ausgeglichen. Der Kroate rückte oft weit auf, entzog sich so der Manndeckung und sorgte zeitweise über Überzahlsituationen im gegnerischen Sechserraum. Im Kampf darum, sich im Zentrum Platz zu verschaffen, hielt Brozovic Inter damit aber nur am Leben. Ein nachhaltiger Vorteil ergab sich daraus nicht.

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Der Kampf um die Flügel

Anders sah die Lage auf den Außenbahnen aus. Vor Wochenfrist hatte Inter gegen Milan eine Halbzeit lang damit zu kämpfen, dass man auf den Flügeln eine systembedingte 1-gegen-2-Unterzahl hatte. Gegen Lazio herrschte Gleichstand und damit kam Inters Stärke auf den Flügeln eine Halbzeit lang voll zur Geltung

Lazio lenkte das Aufbauspiel Inters auf die Flügel, das war Inter aber ganz Recht. Candreva und Young spielten ihre Qualitätsvorteile gegen Marusic und Jony voll aus: Sie drängten ihre Gegenspieler weit nach hinten, negierten deen Offensivdrang und die Hereingaben beschäftigten die Lazio-Defensive.

So ergab sich in der ersten Hälfte ein feines Gleichgewicht: Lazio gehörte eher das Zentrum, Inter kontrollierte die Außenbahnen. Kurz vor der Pause ging Inter 1:0 in Führung: Young mit einem Wechselpass auf Candreva, dessen Schuss wird abgeblockt, Young verwertet den Abstauber. Die Flügelspieler waren’s.

Lazio adaptiert und bekommt Oberhand

Für die zweite Halbzeit adaptierte Lazio den Plan ein wenig. Die äußeren Verteidiger der Dreierkette, die nun etwas höher stehenden Wing-Backs und der jeweilige Achter isolierten die Inter-Wingbacks, sobald diese am Ball waren bzw. wurde von der Nachschub von der Dreierkette nach außen unterbunden. Godin tauschte relativ bald mit Skriniar die Seite, aber auch das half nicht.

Der Effekt davon war, dass die Römer – die auch recht flott per Elfmeter zum Ausgleich gekommen waren – das Spiel vom Flügel weg hielten und mit den eigenen Vorteilen im Zentrum das Match zunehmend in den Griff bekamen. Vor allem Sergej Milikovic-Savic spielte nun seine Klasse am Ball und seine Spielübersicht voll aus. Vecino und Barella, die schon vor der Pause kaum einen Fuß in die Tür bekommen hatten, waren nun endgültig nur noch Passagiere.

Zudem brachte Inzaghi nach einer Stunde einen frischen, schnellen Stürmer (Correa) für den bulligen Caicedo, der kaum zur Geltung gekommen war, sowie einen neuen Flügelspieler (Lazzari) für Jony. Wenig später ging Lazio 2:1 in Führung, nach einer Ecke traf Milikovic-Savic aus dem Hinterhalt.

Auch Inter wechselt

Conte brachte in der Folge Victor Moses statt Candreva für mehr Frische auf dem rechten Flügel sowie Christian Eriksen für Brozovic; Barella übernahm dafür die Position auf der Sechs. Contes Überlegung, damit im Kampf um das Zentrum Oberhand zu gewinnen, ging aber kaum auf. Eriksen war zwar gut involviert, brachte auch einige gute Pässe an und er leitete auch ein Tor ein, das aber wegen einer klaren Abseitsstellung von Lautaro nicht zählte.

Aber ohne die defensive Umsicht von Brozovic fehlte die Kompaktheit, um die Kreise von Milikovic-Savic einzuengen und auch Luis Alberto genoss den größeren Raum. Sein Pass auf Immobile zwischen zwei Inter-Verteidigern hindurch hätte kurz vor Schluss beinahe die endgültige Entscheidung gebracht. In der Nachspielzeit konnte Inter eine Unkonzentriertheit in der Lazio-Abwehr auch nicht nützen – so blieb es beim Lazio-Sieg.

Fazit: Stärken betont und gewonnen

Lazio hat sich mit dem 19. ungeschlagenen Liga-Spiel in Folge an Inter vorbei geschoben und ist mit einem Punkt Rückstand auf Juventus nun erster Verfolger des Abo-Meisters.

Die Adaptionen von Inzaghi ließen ein zuvor umkämpftes und fein balanciertes Spiel in die Richtung seines Teams kippen. Er schaffte es, für die zweite Hälfte die Stärken seines Teams – das starke Mittelfeld-Zentrum – optimal ins Spiel zu bringen und gleichzeitig die Pluspunkte des Gegners zu neutralisieren.

Womöglich ist dieses Zentrum mit einem gereiften Sergej Milinkovic-Savic und mit Luis Alberto sogar das beste Achter-Paar der Serie A. Damit ist es durchaus möglich, die Sensation zu schaffen und Juventus nicht nur zu ärgen, sondern (wie schon im Dezember) zu besiegen.

Inter ist noch nicht aus dem Rennen. Aber ein Statement in Richtung Turin war dieses Spiel sicherlich eher von Lazio als von den Nerazzurri.

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Die EURO-Top-8: Überraschungen und zu kurz Gekommene https://ballverliebt.eu/2016/07/12/die-euro-top-8-ueberraschungen-und-zu-kurz-gekommene/ https://ballverliebt.eu/2016/07/12/die-euro-top-8-ueberraschungen-und-zu-kurz-gekommene/#comments Tue, 12 Jul 2016 13:31:02 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12795 Weltmeister Deutschland, Gastgeber Frankreich, Geheimfavorit Belgien: Solche Teams hat man unter den besten acht Mannschaften des Turniers erwartet. Island und Wales hingegen eher weniger. Hier der dritte und letzte Teil unserer Team-Analysen der EM 2016: Jene acht Teams, die im Viertelfinale, Semifinale und Finale dabei waren.

Portugal: Pragmatisch zum Titel

Team PortugalMit Spielern wie Rui Costa, Figo und Ronaldo stand Portugal in der Vergangenheit in erster Linie für schöngeistigen Angriffs-Fußball, dem es auch in Ermangelung eines echten Knipsers ein wenig am Endzweck mangelt. Die portugiesische Mannschaft, die nun endlich den Bann gebrochen und jenen großen Titel einfuhr, den sich Portugal längst verdient hatte, ist genau das nicht. Oder: War genau das in der K.o.-Phase dieser EM nicht.

In der Gruppenphase hatte Ronaldo alleine mehr Torschüsse als neun Teams bei diesem Turnier, er rettete in einem Chaos-Spiel noch das 3:3 gegen Ungarn und damit den Platz im Achtelfinale. Von da an konzentrierte man sich darauf, die Gegner zu neutralisieren – und das klappte vorzüglich. Adrien Silva, nominell auf der Zehn, war eher vorderster Manndecker als Spielgestalter; weil es weiterhin keinen wirklichen Center-Forward von adäquatem Niveau gibt, spielte Trainer Fernando Santos gleich ganz ohne einen solchen. Der Pragmatiker stellte sein Team punktgenau auf jeden Gegner ein, ohne Rücksicht darauf, ob das nun attraktiv aussieht oder nicht.

Portugal agierte bei dieser EM nicht herzerwärmend und hat wohl kaum neue Fans dazugewonnen. Mit einem Blick auf die Trophäe, die sich der Verband ab sofort in den Wandschrank stellen darf, werden Ronaldo und Co. das aber verschmerzen können.

Frankreich: Fast nie das Optimum erreicht

Team FrankreichDer Gastgeber landete im schweren Turnier-Ast und hat auf dem Weg ins Finale trotzdem nur eine einzige Klassemannschaft vorgesetzt bekommen. Der Halbfinal-Sieg gegen Deutschland hatte auch deutlich mehr mit Glück zu tun als mit einem patenten Matchplan – man stand 80 der 90 Minuten eingeschnürt am eigenen Strafraum.

Wie überhaupt Frankreich individuell einige herausragende Leistungen präsentierte. Allen voran natürlich Torschützenkönig Antoine Grizemann, aber auch Spätzünder Dimitri Payet und das für 25 Millionen Euro zu Barcelona wechselnde Abwehr-Juwel Samuel Umtiti. Aber als Deschamps im Achtelfinale seine Formation gefunden hat – aus dem 4-3-3 bzw. 4-2-3-1 der Vorrunde wurde ein 4-4-2 mit Grizemann als etwas hängender Spitze neben Giroud, dafür musste Kanté aus dem Mittelfeld-Zentrum weichen – wurde nichts mehr verändert.

Es kamen auch keine Impulse mehr von Deschamps. Der einstige Weltklasse-Mittelfeld-Regisseur vermochte es wie schon vor zwei Jahren bei der WM nicht, seinem Team eine neue Richtung zu geben, wenn es nicht funktionierte. Damals rannte man 80 Viertelfinal-Minuten ohne wirklichen Plan einem 0:1 gegen Deutschland hinterher, hier verließ sich Deschamps im Finale darauf, dass einer seiner Einzelkönner schon noch für die Entscheidung sorgen würde.

Hinzu kamen die immer gleichen Wechsel (Gignac für Giroud, Coman für Payet). Obwohl Frankreich das Finale erreichte und dort erst durch einen Weitschuss in der Verlängerung bezwungen wurde: Man wird das Gefühl nicht los, dass Deschamps das gigantische Potenzial dieses Kader nicht auszuschöpfen vermag.

Deutschland: Sehr solide, aber nicht perfekt

Team DeutschlandSehr stabil, gruppentaktisch extrem unanfällig für Fehler, flexibel im Gestalten der Matchpläne: Von alles 24 Teams bei diesem Turnier war jenes von Weltmeister Deutschland vermutlich das Kompletteste.

Man kam gegen schwächere Gegner nie in die Gefahr, etwas liegen zu lassen; begnügte sich gegen Mittelklasse-Team Polen mit einem 0:0, als man merkte, dass man nicht durchkommt; überraschte und kontrollierte Italien und dominierte Frankreich beinahe nach Belieben. Letztlich waren es zwei Punkte, die den Deutschen den Titel raubten: Individuelle Fehler (Handspiele im Strafraum, in erster Linie) und die Tatsache, dass man auf zwei, drei Positionen halt doch nicht ganz optimal besetzt ist. Nach dem Ausfall von Mario Gomez (eh auch schon nur im äußerst weiteren Sinne ein europäischer Klassespieler) gab es bei aller Dominanz keine Präsenz mehr im Strafraum; Linksverteidiger Jonas Hector macht nichts kaputt, er bringt aber auch nichts; und Joshua Kimmich war – wie schon bei den Bayern – offensiv stark, aber defensiv wechselten sich grandiose Aktionen mit Anfängerfehlern ab.

Das Turnier war beliebe kein Fehlschlag für den DFB und mit Leuten wie Julian Weigl und Leroy Sané (die schon im Kader waren) sowie Julian Brandt und Mahmoud Daoud (die noch nicht dabei waren) gibt es gerade im Mittelfeld spannende junge Spieler mit großer Zukunft. Die Problemstellen Außenverteidiger und Stoßstürmer bleiben aber weiterhin eher dünn besetzt.

Wales: Alles auf das Top-Quartett ausgerichtet

Team WalesMit Deutschland im Halbfinale hatte man rechnen können, mit Wales eher nicht. Das ist nicht nur mit einer nicht übertrieben problematischen Auslosung (Russland und Slowakei in der Gruppe, Nordirland im Achtelfinale) zu erklären. Die Waliser verfügen über eine äußerst intelligent zusammen gesetzte Truppe mit vier Schlüsselspielern – Joe Allen als Taktgeber auf der Sechs, für den Bartträger Joe Ledley die Drecksarbeit erledigt, davor/daneben Aaron Ramsey als raumübergreifender Verbindungs-Spieler zwischen Mittelfeld und Angriff und natürlich Superstar Gareth Bale.

Um alle vier aus diesem Quartett bestmöglich in Szene setzen zu können, adaptierte der clevere Chris Coleman sein System dahingehend. Weil er nicht links und rechts jeweils zwei Spieler einsetzen konnte (wie im 4-2-3-1 oder 4-4-2) UND einen weiteren Stürmer an die Seite von Gareth Bale stellen, besetzte er die Außenbahnen nur Singulär und installierte dafür hinten eine Dreierkette. So hat er noch einen zehnten Feldspieler übrig, den er neben/vor Bale und Ramsey stellen konnte. Meistens war das Hal Robson-Kanu, auch Sam Vokes kam als Stürmer zum Einsatz.

Wales war eines der wenigen Teams, die sowohl das Heft in die Hand nehmen, als auch defensiv stehen und Druck absorbieren können. Bei aller Qualität der ersten Elf muss aber auch gesagt werden: Wenn aus dem Schlüssel-Quartett einer ausfällt, gibt der Kader keinen annähernd gleichwertigen Ersatz her. Das wurde vor allem im Halbfinale gegen Portugal deutlich, als Aaron Ramsey gesperrt fehlte. Dennoch kann Wales mit dem Turnier überaus glücklich sein und es besteht absolut die Möglichkeit, dass man mit dieser Gruppe von Spielern auch noch die WM 2018 und die EM 2020 erreicht.

Italien: Erfrischend großartiges Coaching

Team ItalienZu beneiden war Antonio Conte ja nicht, als er vor zwei Jahren die Squadra Azzurra übernahm. Das Loch einer verlorenen Generation, das sich nach den heute 30-Jährigen auftut, wird immer mehr deutlich. Im Grunde geht es für Italiens Teamchefs dieser Tage nur darum, die Zeit möglichst ohne Blamage zu überbrücken, bis wieder eine breitere Basis an jungen Spielern durchkommt.

Neben dem verletzten Marco Verratti (23) gibt es nur zwei Spieler (Florenzi und De Sciglio), die deutlich unter 30 Jahre alt sind, auf die sich Conte (und vorläufig auch Nachfolger Ventura) verlassen können; nur für Buffon steht ein designierter Nachfolger bereit (Milan-Wunderkind Gigio Donnarumma nämlich). So war es Contes Aufgabe, aus den routinierten, aber gerade in Mittelfeld un Angriff nicht höchsten Ansprüchen genügenden Spielern eine patente Truppe zu formen.

Und das ist Conte vollauf gelungen. Mit den vier alten Herren von Juventus in der Abwehr hatte Conte eine hervorragende Basis, auf der er sein restliches Team aufbauen konnte. Das italienische Team ist taktisch eines der am besten ausgerüsteten des ganzen Turniers, jeder weiß immer was die anderen tun und vorhaben. Als einziger Trainer dieser EM ließ Conte außerdem signifikant asynchron spielen – mit Giaccherini, nominell linker Achter, als de-facto-Außenstürmer vor dem defensiven De Sciglio; dafür übernahm rechts Wing-Back Florenzi die offensive Außenbahn und Parolo sicherte im Halbraum ab.

Mit extrem viel Hirnschmalz, großartiger taktischer Einstellung und ohne den Druck allzu hoheer Erwartungen war der vermutlich schwächste italienische Kader seit Jahrzehnten eine der positiven Überraschungen des Turniers. Der Gedanke ist nicht einmal abwegig, dass Italien Europameister geworden wäre, hätte man das Elferschießen gegen die Deutschen gewonnen.

Belgien: Erschreckend schwaches Coaching

Team BelgienSo großartig die Italiener gecoacht wurden, so übel war die Figur, die Belgien in diesem Bereich machte. Zyniker sagen, dass es im Team unter Marc Wilmots keine Trennlinien mehr zwischen Flamen und Wallonen gibt – weil diese nun zwischen Befürwortern (um Eden Hazard) und Gegnern (um Thibaut Courtois und Kevin de Bruyne) des Teamchefs verläuft.

Kaum ein Kader bei dieser EM war individuell so stark besetzt, annähernd ohne markante Schwachstellen, wie jene der Belgier. Ein Weltklasse-Goalie, eine starke Innenvertdigiung (auch ohne den verletzten Kompany), ein gleichermaßen energiegeladenes wie kreatives Mittelfeld-Zentrum, junge und extrem talentierte Außenspieler und ein gutklassiger Stürmer – Belgien hatte alles, was es zum EM-Titel braucht. Außer einem Trainer, der das auch drauf hat. Gerade gegen geschickte Teams wie Italien und Wales wurde überdeutlich, wie unsagbar schlecht Belgien gecoacht war.

Wilmots stellte, überspitzt formuliert, elf Leute auf, und verließ sich darauf, dass einem davon schon was Sinnvolles einfallen würde – gerade Hazard nimmt sich viele Freiheiten, was dem Vernehmen nach sogar einigen Mitspielern (wie De Bruyne) merklich missfällt. Ein tiefergreifendes Verständnis für die Pläne der Nebenspieler war aber ebenso wenig erkennbar wie eingeübte oder gar überraschende Varianten bei Standards.

Von selbst wird Wilmots, der noch Vertrag bis zur WM 2018, keinesfalls zurücktreten und seine Entlassung würde dem klammen Verband eine Million Euro an Abfindung kosten – außerdem bekam Michel Preud’Homme, Wunschkandidat der Verbandsspitze, gerade erst seine Kompetenzen bei Meister Club Brügge erweitert.

Polen: Wenig gezeigt, viel erreicht

Team Polen„Nicht enttäuschend, aber doch zumindest unterwältigend – trotz des Einzugs ins Viertelfinale.“ So hieß es an dieser Stelle vor zwei Jahren über Belgien. Dieser Satz gilt praktisch baugleich über das polnische Team bei dieser EM. Und auch: „Ihr Spiel hatte immer so ein wenig die Aura von Dienst-nach-Vorschrift, von Uninspiriert- und Biederkeit.“ Genau.

Grundsätzlich baute Adam Nawalka eine funktionierende Mischung als Klasseleuten wie Glik, Krychowiak, Milik und Lewandowski mit unbekannten Spielern aus der polnischen Liga (wie Pazdan, Jedrzejczyk, Maczynski und Kapustka). Weil sich die gegnerischen Abwehrreihen auf Lewandowski konzentrierte, öffenten sich für Arek Milik die Räume, so war er der deutlich gefährlichere der beiden Stürmer.

Allerdings: Das den Gegner stets kontrollierende, aber zurückgenommene und kontrollierte Spiel der Polen vor allem in den Spielen gegen die Ukraine und die Schweiz, aber auch bis zu einem gewissen Grad gegen die geschickten Portugiesen, versprühte nicht nur keinen Glanz – bei aller internationalen Routine wird man auch das Gefühl nicht los, dass dieser Kader mit einer etwas mehr nach vorne gerichteten Spielanlage besser fahren würde.

Aber auch so reichte es für den Sicherheits-Fußball von Adam Nawalka zu einem Viertelfinale, das dem Potenzial des Teams auch durchaus entspricht. Es ist vermutlich die beste polnische Mannschaft seit 34 Jahren.

Island: Langweiliger Fußball, mitreißender Anhang

Team IslandDie beste Nationalmannschaft des Landes seit immer stellt die derzeitige Truppe von Island. Zwar deutete sich die Qualität der Truppe schon seit Jahren an – etwa mit dem WM-Playoff 2013, aber auch mit den Siegen über Holland und die Türkei in der EM-Quali. Aber dass sich die Isländer gar ins Viertelfinale durchkämpfen würden, kam dann doch ein wenig überraschend.

Dabei klafft auch bei keinem Team die Attraktivität des Spiels und die wahrgenommene Attraktivität bei den Fans und Sympathisanten weiter auseinander als bei Island. Keine der 23 anderen Mannschaften spielte einen simpleren, langweiligeren und vorhersehbareren Fußball als Island. Knallhartes Verteidigen in zwei mitteltief stehenden Ketten, eisenhartes Einhalten der Abstände, strikte Zonen-Verteidigung und nicht einmal der Versuch von spielerischem Glanz prägten das Team von Lars Lagerbäck und Heimir Hallgrimsson. Dass die weiten Einwürfe von Aron Gunnarsson das mit Abstand auffälligste Element in Islands Angriffsspiel ist, spricht Bände.

In krassem Gegensatz dazu steht die aufgeschlossene, fröhliche und einladende Grundstimmung der großartigen Fans genauso wie innerhalb der Mannschaft – ein Phänomen, das auch schon vor drei Jahren bei Islands Frauen bei ihrer EM („Was die Mannschaft an Glamour am Platz vermissen ließ – biederes 4-4-2, kompakt stehen, schnell kontern – machte sie durch ihre überbordende Freude an ihrem Tun wett“) extrem positiv auffiel. Und der isländische Aufschwung ist auch kein Zufall im Sinne einer plötzlichen goldenen Generation, sondern das Produkt einer extremen Infrastruktur-Offensive und zielgerichteter Nachwuchsarbeit.

Gylfi Sigurdsson, Gunnarsson, Bjarnason, Sightorsson und Finnbogason waren 2011 bei der U-21-EM dabei und haben auf dem Weg dorthin Deutschland (mit Hummels, Höwedes, Schmelzer, Großkreutz und Lars Bender) mit 4:1 abgeschossen; 18 Mann aus dem damaligen 23er-Kader haben bereits Länderspiele absolviert. Und auch die aktuelle U-21 ist nach einem Sieg über Frankreich auf dem Weg zur Endrunde.

Es ist also durchaus möglich, dass sich der brutal simple, aber gleichzeitig extrem zielgerichtete isländische Fußball in Zukunft öfter bei Endrunden-Turnieren zeigt.

Das war’s

Damit ist das Kapitel „EURO 2016“ geschlossen und der Blick geht nach vorne. Erstmal auf die demnächst startende Qualifikation für die WM in zwei Jahren in Russland. Dann, zwischendurch, ist auch der Confed-Cup (im Juni 2017, mit Europameister Portugal, Weltmeister Deutschland und Gastgeber Russland). Und natürlich die Nations League, das Quasi-Freundschtsspiel-Turnier, mit drei Doppelspieltagen im Herbst 2018.

Die nächste EM-Endrunde (deren Quali von März bis November 2019  steigt) wird bekanntlich über ganz Europa verstreut ausgetragen: Vorrunden- und Achtelfinalspiele in Amsterdam, Bilbao, Budapest, Bukarest, Brüssel, Dublin, Glasgow und Kopenhagen; Vorrunden- und Viertelfinalspiele in Baku, München, Rom und St. Petersburg und dem „Final Four“ in London.

Link-Tipps:
Analyse der Vorrunden-Verlierer (ALB, AUT, CZE, ROU, RUS, SWE, TUR, UKR)
Analyse der Achtelfinal-Verlierer (CRO, ENG, ESP, HUN, IRL, NIR, SVK, SUI)

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Conte über Italiens Fußball: „In anderen Ländern verfolgt man Projekte, hier diskutieren wir über Schiedsrichter!“ https://ballverliebt.eu/2013/04/11/in-anderen-landern-verfolgt-man-projekte-hier-diskutieren-wir-uber-schiedsrichter/ https://ballverliebt.eu/2013/04/11/in-anderen-landern-verfolgt-man-projekte-hier-diskutieren-wir-uber-schiedsrichter/#comments Wed, 10 Apr 2013 23:05:49 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8671 Conte über Italiens Fußball: „In anderen Ländern verfolgt man Projekte, hier diskutieren wir über Schiedsrichter!“ weiterlesen ]]> Juventus Turin ist gegen Bayern München im Viertelfinale der Champions League ausgeschieden. Nach dem 0:2 im Hinspiel in München machte der italienische Meister im Rückspiel viel Druck, aber mit dem 0:1 nach einer Stunde war die Aufstiegsfrage endgültig geklärt und das 0:2 in der Nachspielzeit war nur noch Kostmetik.

Zu diesem Rückspiel gibt’s von unserer Seite keine taktische Analyse, sondern die Worte von Juventus-Coach Antonio Conte in der Pressekonferenz. Wo er mit einer nüchternen Brutalität offene Worte zum Zustand des italienischen Fußballs fand, wie sie in anderen Ländern auch nicht schaden würden.

„Leider ist die Situation folgende: Ich sehe keine Möglichkeit für irgendeine italienische Mannschaft, in den nächsten Jahren die Champions League zu gewinnen. Es hat sich ein ganz enormes Loch aufgetan.

Ich muss lachen, wenn ich höre, dass man mit zwei, drei Verstärkungen die Champions League gewinnen könnte. Der italienische Fußball ist stehen geblieben und das muss allen klar werden. In anderen Ländern investiert man und verfolgt Projekte, hier diskutieren wir über Schiedsrichter und über die Frauen, mit denen die Spieler ausgehen.

Ich bin davon überzeugt, dass wir alle gemeinsam den italienischen Fußball ändern müssen. Und wenn ich sage ‚alle gemeinsam‘, dann meine ich uns, die Klubs, die Tifosi, die Medien, die verschiedensten Institutionen. Ansonsten bewegen wir uns nicht vom Fleck. So ist die Lage, und es ist besser, der Wahrheit ins Auge zu blicken als uns in die Tasche zu lügen.

Wir sind an dem Punkt angelangt, den ich mir erwartet habe. Ich hatte nicht mehr und nicht weniger gehofft. Wir müssen uns eingestehen können, wenn wir distanziert wurden. Es ist sicherlich noch viel Arbeit zu tun. Wenn man Geld hat, kann man kaufen und gewinnen. Wenn nicht, braucht man Geduld. Es braucht Zeit, um sich in Europa entwickeln zu können, aber das wussten wir vorher.

Ich habe den Burschen gratuliert, weil sie etwas wichtiges vollbracht haben: Sie haben es geschafft, unter die letzten Acht in der Champions League zu kommen, zwei Jahre, nachdem wir nicht einmal in der Europa League waren, das ist außergewöhnlich. Man muss erkennen können, wenn man auf eine Mannschaft trifft, die einfach besser ist.“

– Antonio Conte, 10. April 2013

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Bayerns Umstellung nach Kroos‘ Ausfall überfordert Juventus – 2:0! https://ballverliebt.eu/2013/04/03/bayerns-umstellung-nach-kroos-ausfall-uberfordert-juventus-20/ https://ballverliebt.eu/2013/04/03/bayerns-umstellung-nach-kroos-ausfall-uberfordert-juventus-20/#comments Tue, 02 Apr 2013 23:02:55 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8552 Bayerns Umstellung nach Kroos‘ Ausfall überfordert Juventus – 2:0! weiterlesen ]]> Alabas 1:0 nach 23 Sekunden brachte die Bayern im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Juventus auf die Siegerstraße – mindestens ebenso wichtig war aber die intelligente Umstellung von Heynckes, als Kroos nach einer Viertelstunde verletzt raus musste. Mit der veränderten Zuteilung kam Juventus überhaupt nicht zurecht und so gab es letztlich ein 0:2, mit dem die Italiener gar nicht so schlecht bedient sind.

Bayern München - Juventus Turin 2:0 (1:0)
Bayern München – Juventus Turin 2:0 (1:0)  |  ab Minute 16

Ein Fehler von Pirlo im Spiel nach vorne, ein Querpass von Schweinsteiger, ein Gewaltschuss von David Alaba – es dauerte nicht einmal eine halbe Minute, ehe die Bayern mit 1:0 in Führung lagen. Die Hauptaufgabe der Münchner war es natürlich, möglichst Andrea Pirlo aus der Partie zu nehmen – mit der frühen Führung taten sich die Bayern damit leichter, weil die Italiener dadurch gezwungen waren, selbst aufzurücken und das Zentrum nicht so verdichten konnten, wie sie das sonst gerne tun.

Juve schiebt nach vorne

Anfangsphase
Anfangsphase

Wie schon letzten Juni beim deutschen 1:2 im EM-Halbfinale gegen Italien war Toni Kroos auch diesmal dafür zuständig, die Kreise von Pirlo einzuengen. Unterschied zu damals: Bei den Bayern blieb die rechte Seite besetzt. So konnte sich Kroos an Pirlo dranhängen, ohne Angst haben zu müssen, dass die Balance im Team verloren geht.

In den Minuten nach dem 0:1 rückte Juventus tatsächlich recht hoch auf, vor allem die Wing-Backs pushten konsequent nach vorne. Der agile Lichtsteiner und die beiden Läufer im Mittelfeld, Vidal und Marchisio, versuchten Druck aufzubauen und schnell nach vorne zu kommen; dazu war Peluso links bereit, Müller zu ignorieren und ebenso nach vorne zu gehen. Der Druck auf Pirlo allerdings – hauptsächlich eben von Kroos, aber auch Schweinsteiger und der für den gesperrten Javi Martínez in die Start-Elf gerückte Luiz Gustavo – setzten dem Taktgeber zu. So sammelte Juventus in dieser Phase zwar 60 Prozent Ballbesitz, kam aber zu keinen echten Torchancen.

Kroos‘ Verletzung schadet Juve

Nach zwölf Minuten riss sich allerdings Toni Kroos ohne Fremdeinwirkung ein Muskelbündel im Adduktoren-Bereich – für den so spielintelligenten Zehner war das Spiel natürlich vorbei, für ihn kam Robben in die Partie. Dieser ging auf seine angestammte rechte Seite, während Müller ins Zentrum wechselte und die Kroos-Rolle als Pirlo-Bewacher Nummer eins übernahm. So paradox es aber klingt: Die Verletzung eines der besten Bayern-Spielers dieser so dominanten Saison schadete den Bayern deutlich weniger als Juventus.

Dank Robben kam nun nämlich sehr viel mehr Zug zur gegnerischen Grundlinie auf die rechte Bayern-Seite. Hatte Müller zuvor seine Rolle auf der Außenbahn noch kämpferischer und und auch etwas zentraler interpretiert, ging Robben gezielt in den Rücken von Peluso und blieb nahe der Seitenlinie. Oftmals nahm er auch Lahm mit, wodurch eine 2-gegen-1-Überzahl für die Bayern entstand. Das zwang wiederum Chiellini, aus der Dreierkette nach außen zu rücken.

Adjustierung auf der Robben-entfernten Seite

Genau das nützten die Münchner durch einen geschickten Schachzug auf der anderen Spielfeldseite aus. Ribéry stand nun nicht nur sehr hoch, sondern auch sehr weit innen – zuweilen beinahe als zweiter Stürmer oder als hängender Stürmer schräg hinter Mandžukić. Das bedeutete, dass sich weniger Juve-Wingback Lichtsteiner um den Franzosen zu kümmern hatte, als viel mehr mit Barzagli der rechte Mann in der Dreierkette der Turnier. Weil aber eben Chiellini auf der Robben-Seite gebraucht wurde, stand der Rest der Dreierkette nun jeweils Mann gegen Mann ohne überzähligen Spieler. Was ziemlich massive Wirkung zeigte.

Weil die linke Seite der Bianconeri unter Vollbeschäftigung litt und auf der rechten Seite Lichtsteiner oft nicht so recht wusste, ob er Ribéry nachrennen sollte oder doch lieber auf Alaba aufpasste, war nun plötzlich enorm viel Breite im Spiel der Bayern. Instinktiv wanderten dadurch auch Vidal und Marchisio zurück, womit der ungewohnt abenteuerlustige Luiz Gustavo und der wie immer sehr umsichtige Schweinsteiger viel Platz und wenig Druck hatten. Die vor allem auf die Außenspieler des Juve-Abwehrtrios gut pressenden Hausherren (Ribéry! Mandžukić!) hatten das Spiel nun komplett unter Kontrolle, verpassten es aber, die durchaus möglichen Tore zu machen.

Pirlo neutralisiert, Stürmer eher sinnlos

Hinzu kam, dass die Spezial-Aufgabe gegen Pirlo nicht das extrem präzise Gefühl für Auf- und Zurückrücken sowie für das Bespielen der Räume erfordert, wie die Kroos hat und der mehr über Kampfkraft als über Instinkt kommende Müller weniger. Im Gegenteil: Die Wadlbeißer-Qualitäten von Müller kamen in diesem Spiel im Zentrum gegen Pirlo perfekt zu Geltung, was zur Folge hatte, dass Pirlo so gut wie gar nicht zur Geltung kam.

Was Juventus ausgleichen hätte können, wenn die beiden Stürmer sich nicht gar so passiv angestellt hätten. Matri und Quagliarella waren ihrer Mannschaft nämlich überhaupt keine Hilfe. Weder pressten sie die Bayern-Innenverteidiger Dante und Van Buyten wirkungsvoll an, um ihnen die Luft in der Spieleröffnung zu nehmen. Noch ließen sie sich weit genug zurückfallen, um Schweinsteiger und Luiz Gustavo an der Gestaltung zu hindern. Die Juve-Stürmer trabten nur sinnlos zwischen den Reihen herum, bis sie nach etwa einer Stunde völlig zu Recht per Doppelwechsel vom Spielfeld mussten.

Kurz, nachdem der einmal mehr beeindruckend fleißige Mandžukić einen nur mäßig von Buffon parierten Schuss von Luiz Gustavo zu Müller querlegte und dieser aus zwei Metern mühelos das 2:0 markierte. Zwar stand Mandžukić zuvor womöglich knapp im Abseits, was aber nichts daran ändert, dass das zweite Bayern-Tor überfällig war und der Spielstand danach Juve immer noch ein wenig schmeichelte.

Umstellungen von Conte

Mit Mirko Vučinić und Sebastian Giovinco kamen nun zwei Spieler, die es gewohnt sind, als hängende Spitze zu agieren. Vor allem Vučinić stellte sich nun Luiz Gustavo deutlich williger in den Weg als Matri zuvor; zudem brachte der Montenegriner lange vermisste Direktheit und Zug zum Tor ins Spiel des italienischen Meisters. Das erforderte auch, dass Lahm wieder aufmerksamer nach hinten zu arbeiten hatte.

Schlussphase
Schlussphase

Eine weitere Umstellung nahm Juve-Coach Conte eine Viertelstunde vor Schluss vor, indem er Pogba statt Peluso brachte und auf ein nicht ganz ausgewogen wirkendes 4-4-2 umstellte. Das bedeutete eine diametrale Änderung von allem, wofür das 3-5-2 in Turiner Interpretation steht: Nun gab es jeweils zwei Flügelspieler, statt nur einen – in der Theorie, denn während Chiellini die Umstellung sichtlich schwer fiel und er sich nicht so recht nach vorne traute, ließ Lichtsteiner die Schnittstelle zu Barzagli durch seine hohe Positionierung weit offen.

Zudem gab es im Zentrum nun nicht mehr einen Taktgeber und zwei Laufwunder, sondern zwei Passspieler und gar keine Läufer mehr. Damit aber konnten die Bayern ihre Überzahl im Zentrum so ausspielen, dass von Pirlo und Pogba keine wirklich gewinnbringenden Pässe kamen.

Diese letzte Umstellung von Conte wirkte schon ein wenig verzweifelt und die Mannschaft wusste auch nicht so wirklich damit umzugehen. Womit sich auch am 0:2 nichts mehr änderte.

Fazit: Juve kam mit Bayern-Adjustierungen nicht klar

Juventus war drauf und dran, das Spiel in die Hand zu nehmen, als die Bayern durch Kroos‘ Verletzung zur entscheidenden Umstellung gezwungen wurden – mit der Juventus sichtlich überfordert war. Vidal und Marchisio hingen zwischen „Hinten helfen“ und „Bayern-Mittelfeld unter Druck setzen“ und machten letztlich beides nicht gut genug. Der einzige Vorwurf, den sich die Bayern gefallen lassen müssen: Nicht den durchaus möglichen und auch durchaus verdienten noch höheren Sieg geschafft zu haben.

Das Zwei-Tore-Defizit lässt gerade noch zu, dass Juventus kleine Hoffnungen haben darf. Dafür muss sich Conte aber mit Sicherheit etwas ziemlich Schräges einfallen lassen, denn mit dem gewohnten 3-5-2 kamen die Bayern gut zurecht. Zudem werden die Münchner von der untypisch italienischen Top-Stimmung in der modernen Juventus-Arena nicht so eingeschüchtert sein wie die meisten Serie-A-Teams.

Es ist also noch nicht der Deckel drauf – frag nach bei Arsenal – aber so gut wie.

(phe)

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Juve findet die Räume, Chelsea kommt nicht zurecht: Di Matteo nach 0:3 raus! https://ballverliebt.eu/2012/11/20/juve-findet-die-raume-chelsea-kommt-nicht-zurecht-blues-nach-03-vorm-aus/ https://ballverliebt.eu/2012/11/20/juve-findet-die-raume-chelsea-kommt-nicht-zurecht-blues-nach-03-vorm-aus/#comments Tue, 20 Nov 2012 22:42:45 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8032 Juve findet die Räume, Chelsea kommt nicht zurecht: Di Matteo nach 0:3 raus! weiterlesen ]]> In den letzten anderthalb Jahren hat Juventus Turin nur ein einziges Serie-A-Spiel verloren. Und mit dem 3:0 gegen Chelsea hat man nun auch den Einzug ins CL-Achtelfinale in eigener Hand. Weil sich Blues-Trainer Di Matteo zwar etwas überlegte, um dem für englische Teams ungewohnten 3-5-2 von Juve zu begegnen. Das aber überhaupt nicht funktioniert hat.

Juventus – Chelsea 3:0 (1:0)

Juventus ist bekannt dafür, im gewohnten 3-5-2 die Flügelspieler extrem weit nach vorne zu schieben – das galt es für Chelsea-Coach Roberto di Matteo zu bedenken. Er begegnete dem, indem er Ashley Cole links (gegen Lichtsteiner) sehr hoch agieren ließ, dafür auf der anderen Seite mit Azpilicueta einen gelernten Außenverteidiger auf die rechte Mittelfeld-Position stellte und Ivanovic dafür Kwadwo Asamoah über weite Strecken in Manndeckung nahm.

So konnte sich Ivanovic aus der Position ziehen lassen, mit Azpilicueta war aber weiterhin eine Absicherung da. Das hatte allerdings zur Folge, dass die rechte Seite von Chelsea offensiv praktisch nicht stattfand. Letztlich funktionierte das 4-4-1-1 von Di Matteo aber nicht nur rechts, sondern als Ganzes überhaupt nicht.

Matas Positionierung gibt Juventus Raum

Juan Mata war nominell im linken Mittelfeld aufgestellt, agierte dort aber sehr hoch und vor allem rückte er immer wieder sehr weit ein, agierte quasi als zweiter Zehner neben Oscar. Somit brauchte sich Juves rechter Wing-Back, Stephan Lichtsteiner, überhaupt keine Gedanken um die Defensiv-Arbeit machen und konnte nach vorne marschieren, wie es ihm gerade lustig war. Mit Cole hatte er nur einen Gegenspieler (anstatt zwei, wie gegen ein 4-4-1-1 üblich) und in der Tat war Lichtsteiner eher Flügelstürmer.

Die zentrale Positionierung von Mata zwang Ramires, aus dem Zentrum nach außen abzukippen um Cole etwas zu helfen. Das wiederum machte aber in der Mitte die Räume für Arturo Vidal auf; zudem bewegten sich Quagliarella und vor allem Vucinic hervorragend zwischen den Linien. Juventus hatte das Spiel komplett unter Kontrolle und Chelsea lief, von vereinzelten Kontern, der Musik hinterher.

Oscar gegen Pirlo

Chelseas brasilianischer Jungstar Oscar – der letztes Jahr bei der U-20-WM mit seinen drei Toren im Finale international auf sich aufmerksam machte – war als hängende Spitze hinter Hazard aufgeboten und agierte dort gegen Andrea Pirlo. Wenn er mit seiner Schnelligkeit und seiner guten Technik gegen den Altmeister gehen konnte, hatte er auch gute Szenen, wie beim wegen Abseits nicht gegebenen Tor nach rund zehn Minuten. Über die Spielzeit aber hatte Pirlo klar die Oberhand. Wohl ein Mitgrund, weshalb es Mata immer weiter ins Zentrum zog.

Der klare Punktsieg von Pirlo gegen Oscar ist ein Spiegelbild für das ganze Spiel: Chelsea wirkte seltsam überhastet und verlor viele Bälle relativ billig schon im Spielaufbau, auch weil Juve hier guten Druck ausübte. Schnell war den Blues der Mut genommen, Anspiele schnell weiterzuleiten und nach vorne zu spielen, stattdessen wurde eher der Quer- und der Rückpass gesucht. Der italienische Meister hingegen spielte kam nach Ballgewinnen schnell und direkt in die Spitze. Die 1:0-Pausenführung war hochverdient.

Platz zwischen den Reihen

Nach dem Seitenwechsel bemühte sich Chelsea, aktiver und schneller nach vorne zu kommen. Das hieß, dass einer aus dem Mittelfeld-Duo Ramires/Mikel immer mehr aufrückte; die Innenverteidiger rückten aber nicht in ausreichendem Maße nach. Hatten sich die Juve-Stürmer schon davor oft geschickt zwischen den Reihen bewegt, wurde dort der Platz nun immer mehr und mit dem laufstarken Marchisio, dem sehr aktiven Vidal und den klugen Pässen von Pirlo war Juventus immer näher daran, selbst das Tor zu erzielen, als Chelsea, den Ausgelich zu machen.

So war es beinahe logisch, als das 2:0 nach einer Stunde genau deshalb fiel, weil eine Flanke von Asamoah – der nach der Auswechslung des defensiven Azpilicueta mit Moses nun einen offensiveren Gegenspieler und daher in dessen Rücken mehr Platz hatte – den Weg vor die Abwehr gefunden hat, wo Vidal an der Strafraumgrenze Platz ohne Ende hatte. Dass sein Schluss noch abgefälscht wurde, war für Chelsea Pech; aber über das 0:2 konnte sich Chelsea nicht beschweren.

Di Matteo gibt das Mittelfeld auf

In der Folge nahm Di Matteo Mikel aus dem Spiel und brachte Torres; Hazard spielte dafür nun einen offensiven Achter. Juventus reagierte darauf, indem man sich – logisch, mit dem 2:0 im Rücken – zurückzog, Chelsea kommen ließ und darauf lauerte, in das nun völlig entblößte Mittelfeld hinein Konter zu fahren.

So hatte Chelsea nun zwar viel vom Ball, aber konnte daraus wenig Nutzen ziehen. Der frisch gekommene Torres hatte es mit einer massierten Abwehr zu tun und konnte nie sein Tempo in die Waagschale werfen. Wie generell Chelsea das Spiel zu wenig breit machte und die Fünferkette von Juventus – Caceres (für Lichtsteiner) und Asamoah spielten nun natürlich 40 Meter weiter hinten als in der ersten Stunde – stand sicher.

Und in der Nachspielzeit gab es dann sogar durch einen Konter noch das 3:0 durch den eingewechselten Giovinco. Juventus fuhr also einen auch in der Höhe verdienten Sieg ein und braucht nun noch einen Punkt auswärts bei Shachtar Donetsk, wobei die Ukrainer schon für das Achtelfinale qualifiziert sind.

Fazit: Bei Chelsea stimmte wenig, bei Juve passt so gut wie alles

Ivanovic‘ Manndeckung für Asamoah mit der Absicherung von Azpilicueta, Coles hohe Positionierung gegen Lichtsteiner mit dem heraus rückenden David Luiz – Di Matteo hatte sich ganz deutlich etwas überlegt, wie er mit den offensiven Wing-Backs von Juventus umgehen will. Alleine, diese Maßnahmen fruchteten nicht und in der Zentrale wurde man vom perfekt eingespielten Juventus-Trio überrannt. Im Rücken des Mittelfelds gab es zu viele Räume, in denen sich Quagliarella und Vucinic mit ihren intelligenten Laufwegen austoben konnten.

Es hat also recht wenig gestimmt, beim Titelverteidiger. Auch verwunderlich, warum Di Matteo aus einer defensiven Grundhaltung heraus nicht Torres beginnen ließ, als es eher Räume gab – sondern ihn erst brachte, als sich Juventus zurück zog und der Spanier seine Stärken unmöglich ausspielen konnte.

Auf der anderen Seite hat Juventus gezeigt, warum man in der Serie A seit anderthalb Jahren de facto konkurrenzlos ist und, sofern der Punkt in Donetsk noch geholt wird, sicherlich auch im weiteren Verlauf dieser Champions-League-Saison in Team ist, gegen das sicher keiner spielen will. Die Abwehr steht sicher, die Wing-Backs sorgen für ordentlich Betrieb, das Mittelfeld ist routiniert, laufstark und ballsicher – und die Stürmer bewegen sich zwischen den Reihen, dass es für den Gegner ein Horror ist.

Womit die Turiner eigentlich alle Klischees, die man über italienische Mannschaften so hat, widerlegt.

(phe)

UPDATE: Am Tag nach diesem Spiel hat Chelsea Roberto di Matteo entlassen.

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Conte reagiert richtig auf Milans Flügel-Attacke – Juventus rettet ein 1:1 https://ballverliebt.eu/2012/02/26/conte-reagiert-richtig-auf-milans-flugel-attacke-juventus-rettet-ein-11/ https://ballverliebt.eu/2012/02/26/conte-reagiert-richtig-auf-milans-flugel-attacke-juventus-rettet-ein-11/#comments Sun, 26 Feb 2012 09:09:01 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6789 Conte reagiert richtig auf Milans Flügel-Attacke – Juventus rettet ein 1:1 weiterlesen ]]> Spitzenspiele in der Serie A – 90 Minuten gegenseitiger Würgegriff im Zentrum? Nicht beim diesem Duell des Ersten Milan gegen den Zweiten Juventus. Das wurde nämlich konsequent auf die Außenbahnen getragen! Erst von Milan, weshalb auch ohne den gesperrten Ibrahimovic die logische Führung fiel. Dann von Juventus, wodurch sich die Turiner das 1:1 verdiente.

AC Milan - Juventus Turin 1:1

Das mit der Dreier-Abwehrkette ist so eine Sache. In Italien feiert sie derzeit ein grandioses Comeback, hauptsächlich, weil es viele Teams in der Serie A grundsätzlich am Flügelspiel vermissen lassen. Darum sind viele Trainer dazu übergegangen, aus den Außenverteidigern Wing-Backs zu machen um diese Schwachstelle beim Gegner zu nützen. Napoli erreichte so letztes Jahr den dritten Platz, seither machen viele genau das nach.

So auch Juve-Trainer Antonio Conte. Er hatte letzten Sommer das Trainer-Amt des überforderten Gigi Delneri übernommen und konnte sich, weil der Europacup-Platz verpasst wurde, auf die Liga konzentrieren. Im Laufe der Saison stellte auch er auf eine Dreierkette um – die Turnier haben die wenigsten Gegentore kassiert, noch kein einziges Spiel verloren und liegen in der Tabelle nur deshalb hinter Milan, weil man weniger Spiel ausgetragen hat.

Am falschen Fuß erwischt

Die Idee hinter dem Einsetzen einer Dreierkette gegen Milan war grundsätzlich nachvollziehbar: Die Rossoneri sind bekannt dafür, „Flügelspiel“ nur vom Hörensagen zu kennen – oft hat man bei Milan den Eindruck, es stünde unter Strafe, näher als 15 Meter zur Seitenlinie zu kommen. Genau diesen Platz wollte Conte mit den Wings-Backs Lichtsteiner und Estigarribia ausnützen. Womit er nicht gerechnet hat: Milan setzte ungewohnterweise auf konsequentes Flügelspiel.

Robinho wechselte zwar immer wieder die Seite, zumeist aber machte er sich als klassischer Linksaußen im Rücken von Stephan Lichtsteiner breit, unterstützt von Urby Emanuelson (der für den angeschlagenen Boateng spielte). Weil von hinten auch Antonini viel nach vorne machte, wurde Lichtsteiner von drei Leuten überrannt und war damit, weil ihm auch niemand half, komplett überfordert. So kam nach vorne vom Schweizer nichts und defensiv wackelte der Verbund gehörig.

Milan bohrt Problem-Zonen konsequent an

Juventus versuchte, das von Lichtsteiner gelassene Offensiv-Loch dadurch zu stopfen, indem sich Arturo Vidal aus dem Zentrum auf die rechte Seite orientierte, was aber nur ein neues Problemfeld aufriss – weil Sulley Muntari (der statt des angeschlagenen Seedorf ran durfte) eine sehr aktive Rolle einnahm, wenn es darum ging, sich im Rücken von Vidal in die Offensive einzuschalten.

Hinzu kam, dass Pirlo vom guten Emanuelson wenig Zeit gelassen wurde, sich Passempfänger zu suchen und diese auch anzuspielen. So hatte Juventus zwar etwas mehr Ballbesitz, konnte damit aber wenig machen – Lichtsteiner war eingeschüchtert, Estigarribia litt auf der anderen Seite unter der bescheidenen Leistung von Marchisio, die Spitzen Borriello und Quagliarella bewegten sich schlecht. Milan dafür stieß nach Ballgewinn konsequent in die defensiven Problemzone von Juve.

Was belohnt wurde: Nocerino erzielte nach einer Viertelstunde das 1:0 (wenn auch freundlich unterstützt von Bonnucci, der erst einen Fehlpass in der Spieleröffnung schlug und dann den Schuss auch noch unhaltbar abfälschte), und wenig später markierte Muntari eigentlich das 2:0 – wie es dem Referee-Team gelingen konnte, nicht zu sehen, dass der Ball deutlich hinter der Linie war, ist schon mehr als erstaunlich. Milan war deutlich die bessere Mannschaft.

System-Rochade bei Juventus

Zweite Halbzeit

Conte erkannte das Problem auf der rechten Abwehrseite und stellte für die zweite Halbzeit auf eine Viererkette um. Er brachte Pepe für Estigarribia, der neue Mann drückte Antonini nach hinten, sodass Lichtsteiner hinten bleiben konnte. Damit musste er nicht mehr für das alleinige Flügelspiel sorgen und konnte zudem den für den äußerst anonymen Pato ins Spiel gebrachte Stephan el Shaarawy (ja, ein Italiener, auch wenn’s nicht so klingt) aufpassen.

Juventus sah nun deutlich komfortabler aus. Die Rolle von Estigarribia auf der linken Seite nahm Chiellini ein, der permanent nach vorne marschierte und dabei ungehindert bis beinahe zur Grundlinie gehen konnte. Vor ihm spielte erst Quagliarella, dann Vucinic ein Mittelding aus Stürmer und Linksaußen.

Mit Pirlo, der immer noch von Emanuelson (und dann von Ambrosini) neutralisiert wurde, war Chiellini der Dreh- und Angelpunkt in der Juve-Offensive. Milan machte immer weniger nach vorne – Bonucci hatte ein Auge auf Robinho, Lichtsteiner hatte El Shaarawy gut unter Kontrolle, so fiel es den Gastgebern auch deutlich schwerer, sich vorne so auszubreiten wie in der ersten Hälfte.

Juventus wurde letztlich für die Umstellungen und das Bemühen, das Spiel unter die eigene Kontrolle zu bringen belohnt – und die Maßnahme, Matri ganz nach vorne zu stellen und Vucinic, wie es dem Montenegriner lieber ist, eher über die Flügel kommen zu lassen, wurde mit dem verdienten Ausgleich kurz vor Schluss belohnt. Der Ausschluss von Vidal, der in der 90. Minute Mark van Bommel von hinten umschnitt, wird für die Turiner erst nächste Woche gegen Chievo für Überlegungen sorgen müssen. Hier hatte er keine Auswirkungen mehr.

Fazit: Juve stellt richtig um und wird belohnt

Es war ein durchaus unterhaltsames Spitzenspiel in der Serie A – keine Selbstverständlichkeit, oft genug erstickten diese vor allem in der letzten Saison im Würgegriff des beidseitigen 4-3-1-2 und der Entstehenden Enge im Zentrum. Dieses Spiel aber wurde, gänzlich Italien-untypisch, auf den Außenbahnen entschieden. Erst hatte Milan die klaren Vorteile, weil man Juventus mit dem eigenen Breitmachen des Spiels komplett am falschen Fuß erwischte.

Conte reagierte aber völlig richtig, entlastete Lichtsteiner, stellte auf die Viererkette um und sorge mit den beiden Neuen im Angriff – Vucinic und Matri – boten deutlich bessere Bewegung und mehr Gefahr an als das die Totalausfälle Borriello und Quagliarella vor der Pause. So endete das Spiel letztlich mit einem korrekten Remis.

(phe)

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