Cabrini – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Wed, 09 Oct 2013 13:29:49 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Deutschland im Halbfinale: Durchwurschteln, schönreden, Favoritenrolle wegschieben https://ballverliebt.eu/2013/07/21/deutschland-im-halbfinale-durchwurschteln-schonreden-favoritenrolle-wegschieben/ https://ballverliebt.eu/2013/07/21/deutschland-im-halbfinale-durchwurschteln-schonreden-favoritenrolle-wegschieben/#comments Sun, 21 Jul 2013 21:22:36 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9184 Deutschland im Halbfinale: Durchwurschteln, schönreden, Favoritenrolle wegschieben weiterlesen ]]> Hauptsache gewonnen. Deutschland war zwar einmal mehr weit von einer überzeugenden Leistung entfernt, für Italien reichte es in diesem EM-Viertelfinale aber. Viel Selbstkritik war nach dem 1:0-Sieg aber nicht zu hören, obwohl es dazu reichlich Grund gegeben hätte – nur eine starke Simone Laudehr rettete mit ihrer sehr präsenten Leistung ein Team, das von der schlechten Vorrunde gezeichnet schien. Am offensivsten war Deutschland, wenn es darum ging, sich für das Halbfinale gegen Schweden in die Außenseiterrolle zu reden.

Neid: „Gewinnt man, ist der Plan immer aufgegangen!“

Deutschland - Italien 1:0 (1:0)
Deutschland – Italien 1:0 (1:0)

Das deutsche Spielplan funktionierte immer weniger, je weiter es nach vorne ging. Was aber am wenisten an Simone Laudehr lag. Die durfte spielen, aber nicht auf ihrer angestammten Position im zentralen Mittelfeld, sondern auf der linken Außenbahn. In erster Linie, um Jenny Cramer gegen die starke italienischer Seite mit Gabbiadini zu helfen. Aber die gebürtige Regensburgerin tat noch so viel mehr – sie war die einzige, die von der ersten Minute an wirklich Präsenz zeigte.

Denn der Rest der Mannschaft wirkte gelähmt – was zum Teil am Druck nach der schwachen Vorrunde lag, aber auch an der Spielweise der Italienerinnen lag. Diese achteten nämlich vor allem darauf, dem deutschen Zentrum mit Keßler und Goeßling keine Luft zum Atmen zu geben. Das Wolfsburg-Duo hatte nie Zeit, den Ball ordentlich anzunehmen; von einer sinnvollen Weiterverwertung gar nicht erst zu sprechen. Vor allem Lena Goeßling wirkte ziemlich schnell ziemlich mitgenommen.

Ihres Zentrums beraubt hinkte der deutsche Spielaufbau extrem. Lotzen, wieder einmal auf dem Flügel aufgestellt, zog offensiv früh nach innen und wurde von Maier nicht ordentlich hinterlaufen; die Spitzen Okoyino da Mbabi und Mittag (die statt Marozsan spielte) hingen in der Luft. Doch während Okoyino zumindest versuchte, sich etwas fallenzulassen oder an die Flügel zu gehen, um am Spiel teilzunehmen, war Mittag nur körperlich anwesend – mehr nicht.

Die deutsche Führung fiel aus einem abgefälschten Laudehr-Schuss nach einem Eckball. Anders hätte es auch kaum sein können.

Keßler: „Haben gezeigt, was wir können!“

Das Spiel der Deutschen in der Vorrunde war mau, viel besser war’s auch gegen Italien nicht. Hinten stand die DFB-Elf zwar sicher, das lag aber auch daran, dass Italien – keine neue Erkenntnis – im Spiel nach vorne ziemlich eindimensional ist. Und je länger das Spiel dauerte, umso eindimensionaler wurde es. Vor allem, nachdem Elisa Camporese aus dem Spiel war. Die hatte sich im ersten Gruppenspiel verletzt, pausierte danach und war nun bei ihrer Startelf-Rückkehr ziemlich deutlich ziemlich weit von „fit“ entfernt.

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Von Rom bis Växjö erhebt sich kraftvoll ein einziger Schrei: „Forza, Mädels!“

Nach Ballgewinn wurde praktisch immer versucht, den Ball möglichst schnell zu Mittelstürmerin Patrizia Panico zu bringen. Das passierte zumeist sehr überhastet und damit auch sehr ungenau. Krahn hatten kaum Probleme, die 38-Jährige Kapitänin von Italien aus dem Spiel zu halten. Italien war zwar nur ein Tor hinten, hatte aber nicht die Mittel, wirklich für Gefahr zu sorgen.

Neid: „Ein Super-Spiel mit sehr viel Leidenschaft!“

Hätte Italien doch den Ball irgendwie zum Ausgleich über die Linie genudelt, wäre es sehr spannend gewesen, wie genau es in dieser Situation mit dem deutschen Nervenkostüm bestellt gewesen wäre. Zumal es einen eher, nun ja, interessanten Wechsel gab. Dass Marozsán für die völlig unsichtbare Mittag kam, war noch logisch – aber dass für die angesschlagene Célia Okoyino da Mbabi (Hamsting-Zerrung, für das Semifinale gegen Schweden fraglich) eine Sara Däbritz kam, die in die Spitze ging, während die gelernte Mittelstürmerin Lotzen weiter auf dem Flügel ran musste, muss man nicht verstehen.

Zumal es nicht so arg viel gebracht hat. Weiter war es vor allem Laudehr, die mit ihrer Wucht eine verunsicherte und alles andere als gefestigte Mannschaft trug. Die 1:0-Führung wurde gegen ein körperlich zunehmend nachlassendes Team aus Italien über die Zeit gebracht, ein Lattenschuss hätte beinahe noch für die endgültige Entscheidung gesorgt. Letztlich war es ein glanzloser, mühsamer Arbeitssieg einer Mannschaft, die an diesem Tag nur darin offensiv war, sich für das Halbfinale in die Außenseiter-Rolle zu reden.

Angerer: „Sind gegen Schweden kein Favorit!“

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Silvia Neid redete das Spiel besser als es war und ihr Team gleichzeitig für’s Halbfinale in die Außenseiterrolle

Schweden war im anderen Spiel des Tages völlig mühelos über Sensations-Viertelfinalist Island hinweg gefegt. Nach 19 Minuten stand es schon 3:0, am Ende hieß es 4:0. Keine Frage, der Gastgeber befindet sich in Topform und steigerte sich bei diesem Turnier von Spiel zu Spiel, Deutschland spielte schwach gegen Holland, ganz okay gegen Island, schlecht gegen Norwegen und bestenfalls ganz okay gegen Italien.

Auch Italiens Teamchef Antonio Cabrini sieht Schweden in der Favoritenrolle gegen den Sieger der letzten fünf EM-Turniere: „Deutschland mag mehr bessere Einzelspieler haben“, so der Weltmeister von 1982, „aber Schweden macht als Team den besseren Eindruck, befindet sich in Topform!“

Neid: „…mit dieser Asalanta, oder wie die heißt!“

So, wie Bundestrainerin Neid bei der Pressekonferenz über die schwedische Mannschaft sprach, lässt das noch nicht den ganz großen Kenntnisstand erahnen. Neid beteuerte zwar, alle Gruppenspiele von Schweden gesehen zu haben. „Wir sind Außenseiter“, stimmte sie Torfrau Angerer zu, die das zuvor schon gesagt hatte. So weit, so gut.

Dann aber Schwedens Stamm-Stürmerin Kosovare Asllani nicht zu kennen und stattdessen zu sagen, „die haben ein Top-Duo da vorne, mit Schelin und dieser Asalanta, oder wie die heißt“, macht nicht direkt den Eindruck vollen Wissens.

(phe)

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Zwischen Schrimps und abgepacktem Sandwich, von Glasfassade bis zum Zelt https://ballverliebt.eu/2013/07/17/zwischen-schrimps-und-abgepacktem-sandwich-von-glasfassade-bis-zum-zelt/ https://ballverliebt.eu/2013/07/17/zwischen-schrimps-und-abgepacktem-sandwich-von-glasfassade-bis-zum-zelt/#respond Tue, 16 Jul 2013 22:05:21 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9103 Zwischen Schrimps und abgepacktem Sandwich, von Glasfassade bis zum Zelt weiterlesen ]]> Einheitliches Branding, einheitliche Wegweiser, einheitliche Akkreditierungen, einheitliches Erscheinungsbild der Voluntieers. Natürlich ist bei der Frauen-EM in Schweden auf den ersten Blick in allen sieben Spielorten (ok, bislang sechs, Stockholm sieht nur das Finale) alles gleich. Und doch sind die Unterschiede hinter den Kulissen zum Teil beträchtlich. Mit dem 3:1 des Gastgebers gegen Italien in Halmstad habe ich nun jeden der sechs Venues zumindest jeweils einmal abgeklappert. Zeit, ein wenig zu vergleichen. Die Erkenntnis gleich vorweg: Zuweilen scheint die linke Hand nicht zu wissen, wie die rechte arbeitet.

Am Beispiel: Parallelspiel

Der Screen in Göteborg: Parallelspiel sehen kein Problem.
Der Screen in Göteborg: Alles kein Problem

Wie im letzten Beitrag schon erwähnt, gibt’s zuweilen einige Verwirrung darüber, ob die Journalisten das jeweils andere Spiel des Tages in ihrem Arbeitsbereich sehen dürfen. Das ist etwa in Göteborg überhaupt kein Problem: Es gibt zwar im ganzen Journalisten-Raum dort nur einen einzigen Schirm, und der ist nicht besonders groß, aber am ersten Spieltag lief dort Italien-Finnland und am zweiten Spieltag wurde zu Italien-Dänemark sogar die Aufstellung des Spiels verteilt.

Linköping: Da hat man schon so einen Riesen-Screen im Media-Room herumstehen...
Linköping: Da hat man schon so einen Riesen-Screen herumstehen…

Etwas mühsamer war das ganze schon in Linköping. „Zeigen die das Frankreich-Spiel gar nicht?“, fragte ich einen schwedischen Fotograph, der neben mir sitzt. „Moment“, sagt der, „ich frag mal.“ Da hat man schon zwei Screens herumstehen, die in ein normales Wohnzimmer schon fast gar nicht mehr reinpassen – aber von selbst auf den Gedanken zu kommen, darauf das andere Spiel zu zeigen, war dann offenbar doch ein wenig zu viel verlangt. Immerhin: Auf Nachfrage klappte es dann doch, Frankreichs Auftakt-3:1 gegen Russland zu verfolgen.

In Kalmar haben sie’s gar nicht erst versucht, nach Norwegen-Island – was ein 18-Uhr-Spiel war – die darauf folgende Partie der Deutschen zu zeigen. Sie hätten’s wahrschneinlich gemacht, wann man gefragt hätte, aber groß war das Interesse daran bei den isländischen Kollegen ohnehin nicht, die noch da waren.

Norrköping. "Ihr müsst auf Internet-Steams schauen, sorry!"
Norrköping. „Ihr müsst auf Internet-Steams schauen, sorry!“

Die erste Begegnung mit den offensichtlichen Problemen, das Bild vom in Schweden übertragenden Sender TV4 zu benützen, betrachtete ich in Växjö – wo einer von der UEFA einen Internet-Stream von Norwegen-Holland via Beamer auf die Wand projezierte, aber das Bild so groß machte, dass man das TV4-Logo nicht sah – und damit zuweilen auch den Ball nicht. Ehe es in Norrköping zuletzt erwähnten Szenerie kam. „Ihr könnt ja über’s Internet schauen“, meinte da einer der Volunteers im Medienraum achzelzuckend, das TV4-Bild dürfen wir aus rechtlichen Gründen nicht nehmen. Dann wurde doch TV4 aufgedreht, dann der TV-Feed ohne das Sender-Logo, dann wieder TV4.

Am Beispiel Catering

Auch hier gilt: Göteborg gewinnt. Jumbo-Zimtschnecken, Schrimps-Brötchen, die vor Belag fast übergehen beim ersten Spiel. Schnitzel mit Kartoffeln – wenn auch abgepackt und rationiert – beim Zweiten. Dazu Äpfel, Bananen, Birnen (die überraschend reißenden Absatz fanden). Vom obligaten Kaffee und Tee mal ganz abgesehen.

Wer nun aber glaubt, Journalisten würden bei der EM versorgt wie Gott in Frankreich, braucht keinen Neid aufkommen lassen. In den anderen Stadien gibt’s statt Schnitzel Sandwiches. Die sind ganz okay, aber nichts, was man nicht in jedem Interspar auch bekäme. Aber wir sind ja auch zum Arbeiten hier, und nicht zum Schlemmen. Der ganze Schrank voll Carlsberg-Flaschen, der in jedem Medienraum herumsteht, ist bis Spielschluss hingegen per Vorhängeschloss verriegelt: „Wird erst nach dem Spiel geöffnet!“

Göteborg: Keine Flaschen im Innenraum.
Göteborg: Keine Flaschen im Innenraum.

Höchst unterschiedlich gestaltet sich dafür wiederum, ob wir Mineralwasser-Flaschen mit auf den Arbeitsplatz im Stadion-Innenraum nehmen dürfen. „Inte fläsker“, rief etwa in Göteborg der stets freundliche Göran Andersson, der im Gamla Ullevi die Medienplätze koordiniert, jedem nach, der sich bei an die 30 Grad eine Flasche mitnehmen wollte – jeder musste den Inhalt in einen der Plastik-Becher mit „Carlsberg“-Aufdruck umleeren.

In Norrköping: Sogar Flaschen-Nachschub im Innenraum.
In Norrköping: Sogar Flaschen-Nachschub im Innenraum.

In Norrköping dafür darf man nicht nur mit Flaschen auf die Presse-Plätze im Stadion-Innenraum – nein, da steht sogar noch Nachschub bereit, damit man nicht die 100 Meter in den Media Room zurück muss, um sich dort neu zu versorgen. Dabei wäre das etwa beim Spiel Frankreichs gegen Spanien gar nicht so dringend notwendig gewesen. Da war’s zwar nicht so kalt und zugig wie etwa in Kalmar oder in Växjö, aber man trocknete jetzt auch nicht direkt aus.

Am Beispiel PK-Raum

Etwa eine Viertelstunde nach dem Schlusspfiff beginnt die offiziele Pressekonferenz. Dass die Räumlichkeiten im Fernsehen alle gleich aussehen, liegt an der Interview-Wand hinter dem Tischchen, an dem Trainer und „Player of the Match“ Rede und Antwort stehen. Tatsächlich sehen die Räume aber alle unterschiedlich aus – was natürlich nicht an den Organisatoren liegt, sondern einfach an der ARt und Weise, wie die Stadion halt gebaut wurden.

Da drin finden in Göteborg die PKs statt...
Da drin finden in Göteborg die PKs statt…

Da gibt es etwa in Göteborg einen nicht ganz so kleinen Raum mit Glasfassade dahinter, der sich direkt neben dem Arbeits-Raum befindet. Das ist praktisch, spart Zeit und Nerven beim Suchen und es haben auch alle ausreichend Platz. Ganz ähnlich stellt sich das etwa in Växjö dar, wo die deutsche Mannschaft ihre ersten zwei Gruppenspiele absolviert hat, und auch in Kalmar – dort jeweils halt ohne die Glasfassade.

...Hope Powell musste in Linköping in einem deutlich deprimierenderen Raum die deprimierenden englischen Leistungen kommentieren...
…Hope Powell musste in Linköping in einem deutlich deprimierenderen Raum die deprimierenden englischen Leistungen kommentieren…

Deutlich weniger Charme verbreitet dafür der Räum in Linköping – erstaunlich, schließlich wurde das Stadion erst vor ein paar Monaten fertig. In jenem Stadion, in dem England alle drei Vorrunden-Spiele austrägt, gibt es weit und breit keine Fenster, hat somit eher den Charme von einem Atomschutz-Bunker und passte somit auch wieder irgendwie zu den schwachen Leistungen des englischen Teams.

Zugig ist es, im PK-Zelt von Norrköping
Zugig ist es, im PK-Zelt von Norrköping

Den Vogel hat aber diesbezüglich Norrköping abgeschossen: In einem verteufelt zugigen, schlecht beleuchteten und akustisch nicht gerade optimalen Zelt auf dem Parkplatz zwischen Kabinen-Ausgang und Team-Bus lässt man dort die Verantwortlichen antreten. Entspricht dem Rahmen nur in mäßigem Ausmaß. Auch, weil die Arena von Norrköping ansonsten eigentlich eine recht Schöne ist.

Schweden nicht ohne Probleme

Schweden - Italien 3:1 (0:0)
Schweden – Italien 3:1 (0:0)

Das Stadion in Halmstad ist wieder ein Kapitel für sich – das ist ein richtiges Old-School-Stadion. In dem Schweden zum Abschluss der Gruppe A mit 3:1 gegen Italien gewonnen hat. Der ganz große Spannungsbogen (den dieses Spiel aber ohnehin nie wirklich hatte, von der Konstellation in der Gruppe her) war endgültig weg, als klar war, dass Cabrini sechs Spielerinnen schont. „Das Viertelfinale war ohnehin schon zu 99 % fix, da hielt ich es für wichtiger, einige der anderen Mädels zu Einsätzen zu verhelfen“, nuschtelte Cabrini nach dem Spiel in seiner ihm eigenen grummeligen Art.

Mit den personellen Änderungen ging auch eine Umstellung vom üblichen 4-3-3 auf ein 4-4-2 einher. „Hängt aber mit unseren Umstellungen zusammen, nicht mit dem Gegner“, so Cabrini. Was aber auch logisch gewesen wäre, denn so konnte man Schweden die Flügel mit klaren 2-gegen-2-Verhältnissen gut neutralisieren. „Von den Außenbahnen hätte mehr kommen können“, nickte auch Pia Sundhage nach dem Spiel. Das innerhalb von ein paar Minuten nach der Pause entschieden war, als zwei abgefälschte Schüsse und ein schnell gewonnener Abschlag innerhalb von zehn Minuten aus einem 0:0 ein 3:0 machte.

Dänemark, bottling it again

Wie schon bei den letzten beiden EM-Turnieren verdaddelte währenddessen Dänemark einmal mehr mit einem Umfaller das Viertelfinale – zumindest sieht es nach dem 1:1 gegen Finnland nicht so gut aus, ist man auf jede Menge fremde Hilfe angewiesen, um noch als einer der besseren beiden Dritten reinzurutschen. Mit zwei Punkten – schwer. Dabei hätte man das Spiel gegen Finnland niemals aus der Hand geben dürfen – 20:4 Torschüsse sprechen eine klare Sprache. In Minute 87 schlug es dann aber doch noch ein.

Jetzt heißt es für den Sieger der österreichischen Quali-Gruppe warten: Ein Remis mit 2:2 oder weniger Toren im Duell zwischen Holland und Island würde Dänemark ins Viertelfinale bringen; auch wenn in Gruppe C England UND Russland beide verlieren, reicht’s.

Da hätte man das Viertelfinale auch leichter haben können.

(phe)

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Keine Kontrolle im Zentrum, zu wenig mutiges Aufrücken – 1:3 gegen Italien https://ballverliebt.eu/2013/04/08/keine-kontrolle-im-zentrum-zu-wenig-mutiges-aufrucken-13-gegen-italien/ https://ballverliebt.eu/2013/04/08/keine-kontrolle-im-zentrum-zu-wenig-mutiges-aufrucken-13-gegen-italien/#comments Mon, 08 Apr 2013 00:54:19 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8648 Keine Kontrolle im Zentrum, zu wenig mutiges Aufrücken – 1:3 gegen Italien weiterlesen ]]> Erstmals seit 1995 wieder ein Frauen-Länderspiel in Kärnten – und dann gleich gegen eines der besten Teams Europas: Die ÖFB-Frauen verloren ihren Testlauf gegen Italien zwar mit 1:3, aber es gibt jede Menge Erkenntnisse, die man aus der Partie ziehen kann. Vor allem jene, dass der Druck auf die gegnerische Spieleröffnung noch nicht klappt – weil dahinter zu wenig mutig aufgerückt wird.

Österreich - Italien 1:3 (1:3)
Österreich – Italien 1:3 (1:3)

Das Ziel von Teamchef Thalhammer in diesem Jahr, bis zur im September startenden WM-Quali: „Im Ballbesitz besser werden. Also mir mehr Geduld das Spiel kontrollieren und konsequenter daraus Torchancen kreieren – dass wir gegen Armenien nur sieben Tore in den zwei Spielen erzielt haben, hat uns letztlich die Direkt-Quali für die EM gekostet!“ Der Ansatz des kompakt Verteidigens und schnellen Umschaltens hatte beim überraschenden 3:1 gegen Dänemark gut funktioniert. Gegen Punktelieferanten wie Armenien gab es hingegen glanzlosen Pflichtsiegen, aber nicht den nötigen Schützenfeste, weil genau diese Konsequenz im eigenen Ballbesitz fehlte.

Am wichtigsten ist es aber, sich gegen Mittelklasse-Mannschaften und Teams auf Augenhöhe zu verbessern, wenn der zuletzt klar erkennbare Aufwärtstrend bestätigt werden soll. Gegen Portugal mühte man sich zweimal ordentlich ab und kam jeweils zu 1:0-Zittersiegen, im Play-Off gegen Russland entwickelte man nicht die nötige Torgefahr, obwohl man in drei der vier Halbzeiten die optisch überlegene Mannschaft war.

Überlegenes italienisches Zentrum

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Stehend v.l.n.r.: Camporese, Gabbiadini, Manieri, Marchitelli, Tona. Hockend v.l.n.r.: Di Criscio, Parisi, Tuttino, Panico, Stracchi, Gama

Da Italien kein Team auf Augenhöhe ist, sondern das laut Weltrang- und auch EM-Setz-Liste sechstbeste Team Europas, wurde in diesem Test die (neben der Routine der jungen Mannschaft) wohl größte Schwäche der ÖFB-Frauen deutlich: Die fehlende körperliche Robustheit. Diese war zwar nicht ursächlich für die drei Gegentore (beim 0:1 ließ man Panico zu viel Platz, das 0:2 war ein direkter Freistoß und das 1:3 eine schlecht verteidigte Freistoß-Flanke) – sehr wohl aber für die Tatsache, dass Italien das Spiel zumeist recht problemlos im Griff hatte.

Vor allem das Trio im zentralen Mittelfeld von Cabrinis 4-3-3 agierte sehr konzentriert und überlegen. Stracchi, die den Sechser gab, harmonierte gut mit Parisi (halblinks) und der oft leicht vorgerückten Tuttino (halbrechts bzw. zentral). Die drei erstickten jeglichen Versuch Österreichs, über Puntigam und Prohaska einen zentralen Spielaufbau aufzuziehen, im Keim. Nicht nur also, dass man in und um den Mittelkreis in Überzahl war, man hatte eben auch noch körperliche Vorteile.

Und diese auch dabei nützte, sich zweite Bälle zu holen. Fast immer gingen zwei Italienerinnen aggressiv auf eben diese und fast immer holten sie sich diese auch. Das Resultat war nicht nur konsequentes Verhindern österreichischer Chancen, sondern auch das leichte kreieren eigener und ein gutes zusätzliches Unterbinden eines Aufbauspiels von Österreich.

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Das blau markierte Mittelfeld-Trio Italiens (Spielrichtung <–) hatte das Zentrum gegen das Österreich-Duo (Spielrichtung –>) immer komplett im Griff.

Österreich: Probleme auch auf Außen…

Im Zentrum fehlte bei Österreich Viki Schnaderbeck, das machte sich natürlich zusätzlich bemerkbar – wiewohl sie zuletzt im Bayern-Dress gegen das aggressive Mittelfeld-Pressing der ähnlich körperbetont agierenden Mannschaft aus Essen auch so ihre Probleme hatte. Puntigam und Prohaska ist allerdings das logische zentrale Duo in Abwesenheit der etatmäßigen Taktgeberin.

Deutlich mehr zum Improvisieren gezwungen war Thalhammer auf der linken Seite. Mit Hanschitz, Kirchberger und Aschauer fehlten ihm drei der fünf Spielerinnen, die normal für die zwei Plätze dort in Frage kommen; und mit Prohaska wurde die vierte im Zentrum gebraucht. So stellte er US-Legionärin Zadrazil (beim letzten Spiel in Belgien noch zentral) auf die linke Mittelfeld-Seite im 4-4-2, dahinter probierte er nicht Jenny Pöltl – wohl auch, weil die kleine 19-Jährige gegen die wuchtige und routinierte Gabbiadini ein ziemliches Mis-Match gewesen wäre – sondern Lisi Tieber.

…und zwar rechts…

Auf der rechten Seite im 4-4-2 agierte mit Marion Gröbner und Laura Feiersinger das Stamm-Duo, allerdings mit Problemen sowohl im Spiel nach vorne als auch in jenem nach hinten. Diese Seite ist die starke der Italienerinnen. Das Spiel der Azzurre ist praktisch komplett auf Mittelstürmerin Patrizio Panico (die schon 1997 im EM-Finale gespielt hat) und Linksausßen Elisa Camporese ausgerichtet, unterstützt von der stark aufrückenden Linksverteidigerin Manieri. Vor allem ihr Aufrücken verursachte immer wieder Unstimmigkeiten beim Übergeben zwischen Gröbner und Feiersinger.

Vor allem, weil Feiersinger – die zwei Tage vor dem Spiel 20 Jahre alt geworden ist – ihrer Form ziemlich hinterher läuft. Im 3-4-3-Experiment von Bayern-Trainer Thomas Wörle muss sie den Wing-Back geben. Das verlangt eine defensivere Grundausrichtung, als es ihrem Naturell entspricht. So ging ihr zuletzt für ihren Klub schon genau jener beinahe unbändige Zug nach vorne ab, mit dem sie etwa letztes Jahr das Spiel gegen Portugal entschieden hat. Auch in dieser Partie gegen Italien war sie sehr zögerlich im Drang nach vorne, verschleppte oft und kam nicht in die Zweikämpfe.

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Wen Susi Höller sucht? Nina Burger, die bei der Platzwahl ist und zu spät zum Team-Foto kommt! Stehend v.l.n.r.: Wenninger, Kristler, Höller, Gröbner, Tieber, Puntigam. Hockend v.l.n.r.: Prohaska, Feiersinger, Makas, Zadrazil

…wie auch links

Auf der anderen Seite war Tieber der Unsicherheitsfaktor. Dass sie bei in der deutschen Bundesliga bei ihrem Klub Sindelfingen im Herbst unregelmäßig und im Frühjahr noch gar nicht zum Einsatz gekommen ist, merkt man ihr leider an. Die italienischen Angriff liefen zumeist an ihrer Gegenspielerin Gabbiadini vorbei – obwohl es der österreichischen LV sichtlich am Timing fehlte. Alles eine Frage der Matchpraxis.

Die Tatsache, dass die Seite von Gabbiadini und Gama jene war, über die bei den Gästen deutlich weniger ging, konnte aber nicht ausgenützt werden. Vor Tieber verbreitete auch Zadrazil nicht direkt den totalen Unternehmungsgeist. Damit waren beide Außenbahnen im Spiel nach vorne keine großen Hilfen.

Druck auf die Spieleröffnung

Ein Plan, mit Italien umzugehen, war Ausüben von Druck auf die Spieleröffnung. Das war in erster Linie natürlich der Job der Stürmerinnen Nina Burger und Lisa Makas. Das Problem bei der Sache: Der Rest der Mannschaft rückte nicht entsprechend nach, wodurch sich im Rücken der beiden teilweise riesige Räume bilden konnten, die Italien genüsslich bespielen konnte. Siehe folgendes Bild:

Nicht von den vielen bunten Stichen und Kästen verwirren lassen! Erklärung im Text.
Nicht von den bunten Stichen und Kästen verwirren lassen! Erklärung im Text.

Tpyische Szene: Burger und Makas (grüner Kasten) pressen, dahinter kommt nichts nach. Wenn es Italien geschafft hat, den Ball ins Mittelfeld zu bekommen, gab’s Platz. In diesem Beispiel steht zwischen der Ballführenden Stracchi und vier (!) Anspielstationen (die blauen Kästen v.l.n.r.: Panico, Gabbiadini, Tuttino, Gama) nur eine einzige Österreicherin (Prohaska, ganzer roter Kasten). Weil Zadrazil (verdeckter roter Kasten) HINTER drei Italienierinnen steht und die Abwehrkette anders als die Mittelfeldkette zwar kompakt ist, aber ebenso wenig aufrückt.

Der österreichische Angriff

Einen im Großen und Ganzen guten Eindruck hinterließ bei Österreich Lisa Makas: Sie zeigte in ihrem ersten Start-Elf-Einsatz seit letztem August nicht nur ein Tor (trockener Schuss aus halblinker Position aus etwa zehn Metern), sondern hatte noch zwei weitere gute Möglichkeiten. Die 20-Jährige ist jetzt schon auf Rang sechs in der ewigen Torschützenliste der ÖFB-Frauen (hinter Stallinger, Burger, Scheubmayr, Aigner und Spieler). Es wäre aber noch mehr drin, wenn sie etwas weniger umständlich spielen würde: Sie neigt oft dazu, denn Ball zu halten und damit auf Mitspieler zu warten, wenn ein eigener Versuch die bessere Option wäre.

Nina Burger, in Abwesenheit von Marlies Hanschitz Kapitänin, ließ sich eher etwas zurückfallen. Sie versuchte, stets anspielbar zu sein, man hatte allerdings den Eindruck, dass sie zwischen Mittelfeld-Helfen und Als-Spitze-Spielen etwas hin- und hergerissen war. Eine logische Folge der Unterlegenheit im Zentrum.

Groß auf die Auswechslungen bei Österreich einzugehen, lohnt nicht – alles waren Direkte, welche den Lauf des Spiels kaum beeinflussten. Sehr wohl bemerkenswert ist allerdings, dass es bei Italien genau zwei Akteure gibt, die nicht zu ersetzen sind – Panico und Camporese. Diese beiden bilden die alles entscheidende Achse. Nach all den anderen Wechseln – Cabrini ließ nur drei Feldspielerinnen 90 Minuten absolvieren – änderte sich die defensive Kontrolle kaum.

Aber ohne Panico (nach einer Stunde raus) und Camporese (nach einem Zweikampf mit Gröbner angeschlagen zur Halbzeit raus) ging nach vorne praktisch nichts mehr. Ein Umstand, der vor allem für Italiens EM-Gruppengegner Schweden, Dänemark und Finnland interessant ist.

Fazit: Bekanntes bestätigt, Neues gelernt

Niemand konnte erwarten, dass es gegen Italien einen Sieg gibt – es ging nur um die Erkenntnisse aus einer Partie gegen einen Top-Gegner. Und die gab es. Weniger natürlich, dass es an der Robustheit fehlt, an der Routine ebenso, und das man auf eine Feiersinger in guter Form und eine Schnaderbeck in der Zentrale nur schwer verzichten kann. Das wusste man.

Aber: Der Druck auf die gegnerische Spieleröffnung war nicht effektiv, weil dahinter zu wenig nachgerückt wurde und dadurch Räume entstanden. Das ist Detailarbeit, das braucht Zeit, dazu natürlich den Mut, das auch gegen ein Team wie Italien durchzuziehen. Aber bis zum Start in die WM-Quali gibt’s ja noch ein paar Testläufe.

(phe)

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