Aserbaidschan – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 01 Jul 2013 22:01:03 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.1 Die ’11-Besten https://ballverliebt.eu/2011/12/29/die-11-besten/ https://ballverliebt.eu/2011/12/29/die-11-besten/#comments Wed, 28 Dec 2011 23:02:28 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6279 Die ’11-Besten weiterlesen ]]> Das Jahr 2011 verlässt uns, aber die Erinnerungen an viele tolle Spiele aus den vergangenen zwölf Monaten wird uns natürlich bleiben. Darum gibt’s wie schon letztes Jahr noch mal die besten, interessantesten, richtungsweisendsten Spiele. Die Reihenfolge dieser elf Spiele aus 2011 ist natürlich willkürlich und nicht allzu eng zu sehen!

Platz 11 | Premier League | Chelsea – Liverpool 0:1

Chelsea-Liverpool 0:1

„Das sieht nach einem durchaus tauglichen Konzept aus, was Kenny Dalglish da mit seiner Dreierkette gefunden hat. Und Chelsea? Da könnte das Luxusproblem “Torres und Drogba und Anelka” zu einem tatsächlichen werden. Die Variante mit Drogba und Torres vorne und Anelka als Zehner dahinter war ein totaler Flop.“ – Die einen waren mit King Kenny auf der Bank auf dem Weg nach oben, zum Teil mit unüblichen Aufstellungsvarianten. Die anderen begannen zu erkennen, dass es vielleicht doch keine so einfach war, Torres sinnvoll einzubauen. Er verlor hier sein erstes Spiel im Chelsea-Dress ausgerechnet gegen sein altes Team. Süße Rache, nennt man so etwas wohl.

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Platz 10 | Asien-Cup | Japan – Syrien 2:1

Japan - Syrien 2:1

„In der offensiven Dreierreihe wird rochiert, was das Zeug hält. Da taucht Matsui schon mal auf der ganz anderen Seite auf, Kagawa in der Mitte oder gar als Sturmspitze, Honda mal zurückhängend, mal auf die Seiten, dann wieder ganz vorne. Fàbregas, Nasri, Rosický und Konsorten lassen grüßen. Und vorne macht Ryoichi Maeda, was bei Arsenal einen Robin van Persie ausmacht. Vom Toreschießen mal abgesehen.“ – Was der Italiener Alberto Zaccheroni aus den Japanern gemacht hat, war atemberaubend. Ein Tempo, eine Ballsicherheit eine Dominanz: Man war beim ganzen Asien-Cup, nicht nur im Gruppenspiel gegen Syrien, die mit sehr viel Abstand beste Mannschaft. Und wenn man etwas konsequenter im Ausnützen der Torchancen gewesen wäre, hätte das Arsenal Asiens nicht so sehr um den Titel zittern müssen.

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Platz 9 | Europa League | ZSKA Moskau – FC Porto 0:1

ZSKA Moskau - FC Porto 0:1
„Zwei der interessantesten Trainer Europas: Wunderkind André Villas-Boas vom FC Porto und der etwas schrullige Leonid Slutski von ZSKA Moskau. So unterschiedlich die beiden Trainer der zwei womöglich aufregendsten Mannschaften sind, die sich unter den letzten 16 der diesjährigen Europa League befinden, so ähnlich ist das Leistungsvermögen.“ – Auf dem Weg zum Sieg in der Europa League mit Porto bekam es André Villas-Boas im Achtelfinale mit einem ähnlich tollen Team und einem ganz anderen Trainer-Typen zu tun. Die beiden Mannschaften neutralisierten sich. Und wer weiß, womöglich wäre der Portugiese heute nicht Chelsea-Coach, hätte nicht Fredy Guarín das 1:0-Goldtor erzielt. In einem Spiel, das gezeigt hat, wie ähnlich sich so verschiedene Typen doch sein können.
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Platz 8 | Frauen-WM | USA – Brasilien 2:2 n.V., 5:3 i.E.

USA - Brasilien 2:2 n.V., 5:3 i.E.
„Kurioserweiser übernahmen die US-Amerikanerinnnen sofort wieder das Kommando. Mit der ganzen Wut über den harten Strafstoß samt Ausschluss und der überaus kleinlichen Entscheidung, den Elfer wiederholen zu lassen, drückten sie das brasilianische Team nun vor allem über die Flanken nach hinten.“ – Es war beileibe nicht das beste Spiel der Frauen-WM in Deutschland, dieses Viertelfinale. Im Gegenteil: Zwei hypernervöse Teams überboten sich lange in Fehlpässen. Aber die ganze Dramatik, die der Partie durch eine schreckliche Schiedsrichter-Leistung und dem US-Ausgleich in der 122. Minute eigen war, ließ sie doch zum zentralen Spiel des Turniers werden. Ein Spiel, in dem krass benachteiligte US-Girls Brasilien bestraften.
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Platz 7 | Europa League | SV Ried – Brøndby IF 2:0

SV Ried - Brøndby IF 2:0
„Weswegen Brøndby umso mehr schauen musste, über die Flügel nach vorne zu kommen. Damit hatte Ried das Ziel im Grunde erreicht: Die Mitte zwar offenlassen, aber keine Kreativität zulassen, das Spiel des Gegners so auf die Flügel zu verlagern, und dort den numerischen Vorteil ausspielen.“ – Zwar waren die Rieder letztlich die einzige österreichische Mannschaft, die sich nicht für die EL-Gruppenphase qualifizieren konnte, aber dennoch sind die Innviertler der große Gewinner des Jahres 2011. Nicht nur wegen des Cup-Siegs, sondern auch deshalb, weil man dank einer konsequent verfolgten Vereinsphilosophie auch den Abgang der halben Mannschaft verkraften konnte und zum zweiten Mal hintereinander Herbstmeister wurde. Weil sich eben nicht nur Brøndby am Rieder System die Zähne ausbiss.
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Platz 6 | EM-Qualifikation | Frankreich – Bosnien 1:1

Frankreich - Bosnien 1:1
„Was alles in einem irren Tempo geschah, weil der Spielplan der Bosnier in einem Guss funktionierte: Pressing, Ball erobern, blitzschnell umschalten und die freien Räume ausnützen. Die Franzosen wussten in der ersten Viertelstunde überhaupt nicht, wie ihnen geschah.“ – Bosnien ist die wohl beste Nationalmanschaft Europas, die bei der EM nicht dabei sein wird. Denn bevor Dzeko und Co. im Playoff gegen Portugal die Nerven verließen, spielten sie Frankreich komplett her und nur zwei Faktoren rettete den Bleus das Remis und die direkte Qualifikation: Eine Umstellung von Blanc und ein starker Nasri.
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Platz 5 | Deutsche Bundesliga | Bayern München – Borussia Dortmund 1:3

Bayern München - Borussia Dortmund 1:3
„Dortmund verfügt über ein hervorragendes Flügelspiel und nahm Ribéry und Robben ziemlich aus dem Spiel. Die beiden sahen sich, wann immer sie am Ball waren, sofort mit mindestens zwei Gegenspielern konfrontiert; oftmals sogar mit noch mehr. Das, und das für die Borussia so typische aggressive Pressing führte dazu, dass die Bayern nicht zu einem geordneten Spielaufbau kamen.“ – Die Bayern-Kapitel „Van Gaal“ endete als großes Missverständnis. Wirre Aufstellungs-Varianten, die Unfähigkeit, aus Fehlern zu lernen und natürlich atmosphärische Störungen führten zum vorzeitigen Ende. Und natürlich die brutale Überlegenheit von Dortmund, die sich vor allem im direkten Duell zeigte. Jürgen Klopp manövrierte seinen Kontrahenten auf jeder Position aus und machte damit im Titelrennen den Deckel drauf.
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Platz 4 | EM-Qualifikation | Aserbaidschan – Österreich 1:4

Aserbaidschan - Österreich 1:4
„Willi Ruttensteiner hatte es angekündigt, und er machte es auch wahr: Der Interims-Teamchef wollte vom ÖFB-Team beim Spiel in Aserbaidschan frühes Pressing sehen, er wollte die Gastgeber unter Druck setzen, sie gar nicht erst zur Entfaltung kommen lassen. Und tatsächlich: Die Spielanlage der Österreicher war gegenüber den letzten Spielen kaum noch wiederzuerkennen.“ – Kaum war Constantini nicht mehr Teamchef, war sofort zu erkennen, was für ein Potential wirklich in der Mannschaft steckt. Ja, es war „nur“ Aserbaidschan, aber jeder Spieler machte den Eindruck, genau zu wissen, welche Aufgabe er genau hat. So machte vor allem die Art und Weise des Spiels beim 4:1 in Baku Freude.
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Platz 3 | La Liga, Copa del Rey, Champions League | Der Clásico-Vierteiler

1:1-Remis, 1:0 n.V. Real, 2:0 Barça, 1:1-Remis
„Real ging viel aggressiver zu Werke als beim 1:1 am Wochenende, störte deutlich früher, presste auf den Gegner und stand teilweise verteufelt hoch – die Mittelfeldreihe machte sich genau dort breit, wo Barcelona eigentlich das eigene Spiel aufziehen wollte. So kamen die Katalanen kaum wirklich dazu und Real war gut im Spiel.“ – Groß war die Vorfreude auf vier Clásicos in nur 17 Tagen, aber nachdem die letzte Schlacht geschlagen war, blieben im Rückspiegel vor allem Härteeinlagen in Erinnerung. Und nach den Titeln in Liga und Champions League ein Punktsieg für Barcelona. Nach den Spielen am 16. April (1:1 in Madrid in der Liga), am 20. April (1:0 n.V. für Real im Cupfinale), am 27. April (2:0 für Barça im CL-Semi-Hinspiel in Madrid) und am 3. Mai (1:1 in Barcelona im CL-Semi-Rückspiel).
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Platz 2 | Copa América | Uruguay – Chile 1:1

Uruguay - Chile 1:1
„Und in dieser Tonart ging es weiter: Chile spielte nun Rambazamba-Fußball wie in besten Bielsa-Tagen, zudem kam mit Paredes statt dem müder werdenden Suazo noch ein frischer Mann. Die Chilenen spielten sich in einen Rausch, in dem Uruguay unterzugehen drohte.“ – Die Copa América wurde zum Triumph für Uruguay, aber eine Mannschaft setzte der Celeste schon in der Gruppe ganz extrem zu: Chile! Jenes Team, dass unter Claudio Borghis Vorgänger Marcelo Bielsa bei der WM für tollen Offensivfußball stand, zeigte in diesem grandiosen Spiel ein Feuerwerk. Das mit Abstand beste Spiel einer eher enttäuschenden Copa. Weil Chile weiterhin ein Team zum Verlieben ist.
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Platz 1 | La Liga | FC Barcelona – Villarreal CF 5:0

FC Barcelona - Villarreal CF 5:0
„Weil es dank des Verzichts auf eine nominelle Abwehr mehr Ballverteiler gibt, weil die Breite dennoch gegeben ist, und weil Messi und Fàbregas jetzt schon zuweilen miteinander harmonieren, als spielten sie schon seit Jahren zusammen. Pep Guardiola ist gerade dabei, die Pyramide mit diesem 3-3-4-ähnlichen System wieder zurückzudrehen. Womit er potentiell ein neues Kapitel der Fußballgeschichte aufschlägt.“ – Im Grunde war es „nur“ ein Liga-Spiel. Aber was Barcelona hier spielte, war ein Blick in eine mögliche Zukunft. Ob es ein Modell für die ganze Fußball-Welt ist oder nur für eine Mannschaft von der Qualität Barças, ist eine andere Frage. Aber Villarreal war tatsächlich nicht die letzte Mannschaft, die dieser Formations-Variante rein gar nichts entgegensetzen konnte. Weil Barcelona damit noch stärker aussieht als vorher.

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Das Team von Ballverliebt bedankt sich für das Interesse im Jahr 2011 und wir würden uns freuen, wenn ihr unsere Analysen auch im Jahr 2012 fleißig lest. Ein gutes neues Jahr euch allen!

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4:1 in Baku – und vor allem die Art und Weise macht durchaus Hoffnung https://ballverliebt.eu/2011/10/07/41-in-baku-und-vor-allem-die-art-und-weise-macht-freude/ https://ballverliebt.eu/2011/10/07/41-in-baku-und-vor-allem-die-art-und-weise-macht-freude/#comments Fri, 07 Oct 2011 18:11:45 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5882 4:1 in Baku – und vor allem die Art und Weise macht durchaus Hoffnung weiterlesen ]]> Ja, das österreichische Nationalteam kann tatsächlich deutlich besser spielen, als das zumeist unter Didi Constantini der Fall war: Beim 4:1-Erfolg in Aserbaidschan darf man sich nicht nur über das Ergebnis freuen, sondern vor allem über die Art und Weise, wie dieses zu Stande gekommen ist.

Aserbaidschan - Österreich 1:4

Willi Ruttensteiner hatte es angekündigt, und er machte es auch wahr: Der Interims-Teamchef wollte vom ÖFB-Team beim Spiel in Aserbaidschan frühes Pressing sehen, er wollte die Gastgeber unter Druck setzen, sie gar nicht erst zur Entfaltung kommen lassen. Und tatsächlich: Die Spielanlage der Österreicher war gegenüber den letzten Spielen kaum noch wiederzuerkennen.

Von vorne bis hinten anders

Das fing bei der Viererkette an, die im Ballbesitz extrem weit aufrückten; Prödl und Dragovic halfen mit, die Seiten etwas abzudecken, wenn Fuchs und Dag nach vorne gingen. Davor waren Scharner und Baumgartlinger nicht einfach nur defensive Mittelfeldspieler, wie sie zuletzt oft einfach nur als Abräumer interpretiert worden waren, sondern an ihnen beiden lag die Hauptlast des Pressings im Mittelfeld.

Wobei sie von Marko Arnautovic gut unterstützt wurden. Mit seiner ihm eigenen Aggressivität ging der Bremer zuweilen auch etwas überhart an den Gegenspieler, verschaffte sich so aber den nötigen Respekt. Außerdem bewegte er sich, wie das Ruttensteiner im Interview vor dem Spiel gefordert hatte, gut zwischen den Linien und war eigentlich immer anspielbar. Auf den Flanken rückten Alaba und Ivanschitz immer wieder ein, um ihren Hinterleuten die Möglichkeit zu geben, sie zu hinterlaufen – das klappte nicht so richtig, vor allem bei Dag.

Azeris überfordert

Was das österreichische Team zeigte, hatte Hand und Fuß, war aber in letzter Konsequenz nicht zwingend torgefährlich. Es hatte aber den Effekt, dass die Azeris überhaupt keinen Plan hatten, wie sie mit der aggressiven Spielweise und dem hohen Druck, den Österreich ausübte, umgehen sollten. Oftmals wurde der Ball dann zu lange gehalten, weil sich keine Anspielstation auftaten. Sofort waren zwei, drei Österreicher da, und der Ball war weg.

Und auch im Spiel nach hinten schlichen sich bei den Gastgebern vermehrt Fehler ein, so wie das in der 27. Minute passierte – da berechneten gleich drei Azeris einen hohen Ball auf Janko falsch, und Yunisoglu wusste sich nur noch mit einem Foul zu helfen. Referee Studer ließ nicht gelten, dass noch zwei Abwehrspieler auf gleicher Höhe waren und stellte den Innenverteidiger vom Platz.

Sichtbare Spielintelligenz

Das Offensiv-Trio mit Ivanschitz, Arnautovic und Alaba wechselte die Positionen, anders als man erwarten hätte können, kaum. Dafür legten sie eine hohe Agilität an den Tag und das ÖFB-Team zeigte eine Spielintelligenz, die sie zuletzt sehr gut versteckt hielt. In sich bietende Löcher wurde hinein gestoßen, es wurde gut antizipiert und damit so mancher billige Ballverlust verhindert bzw. schnell wieder ausgebügelt.

Und auch die Entstehung des 1:0 ist dafür ein gutes Beispiel: Anstatt auf den geblockten Ball blind drauf zu schießen, legte Alaba an der Strafraumgrenze sehr umsichtig zu Ivanschitz quer, und ausgerechnet der von Constantini so konsequent Verstoßene netzte ein.

Mit Zittern in die Pause

Ab ca. Minute 30

Freilich: Es war längst nicht alles Gold, war bei Österreich glänzte. Nach dem Führungstor ließ die Konsequenz deutlich nach und die Azeris, die nun auf ein 4-4-1 umgestellt hatten, bearbeiteten vor allem die Flanken – und da im Speziellen jene von David Alaba und Ekrem Dag – viel besser als vorher. Was auch daran lag, dass sich gegen die dezimierte Zentrale der Hausherren auch die Außenverteidiger eher nach innen orientierten und so auf die Flanken vergessen wurde.

Das, kombiniert mit Schwächen von David Alaba in der Rückwärtsbewegung auf der für ihn ungewohnten rechten Seite, nützten die Azeris mit Deutschland-Legionär Budak und vor allem dem offensivstarken Dshavadov gut aus. Zwei Flanken von dieser Seite auf den vom zu weit eingerückten Fuchs etwas allein gelassenen Ismailov sorgten vor der Pause für unnötiges Zittern, denn beides waren sehr gute Einschussmöglichkeiten.

Außenverteidiger auch in zweiter Hälfte nicht immer sicher

Auch nach dem Seitenwechsel blieben die Außenverteidiger so ein wenig die Sorgenkinder. Ruttensteiner ließ für die zweite Hälfte Ivanschitz und Alaba die Flanken tauschen, womit der Bayern-Legionär sich sichtlich wohler fühlte und das Spiel nach vorne etwas ausbalancierter aussah – denn von der rechten Seite ist nicht allzu viel gekommen.

Nach dem schnellen 0:2 und dem folgenden 0:3 waren die Azeris natürlich geschlagen und die Gegenwehr war gebrochen, aber ein grober Stellungsfehler und ein äußerst passives Abwehrverhalten von Dag ermöglichte Aserbaidschan den unnötigen Ehrentreffer.

Österreich gibt Sieg nicht mehr her

Dass es nur der Ehrentreffer war, lag aber auch am Druck, den die Österreicher auch nach dem Wiederanpfiff erzeugten. Sie ließen nicht nach, im Mittelfeld und auch zum Teil im Angriff zu pressen, ließen den Gegner somit weiterhin nie zur Entfaltung kommen, erkämpften sich Bälle ungewohnt schnell wieder zurück und spielten die Azeris mit schnellen Kurzpässen aus. Das 2:0, herrlich vorbereitet nach einem blitzschnellen Doppelpass von Arnautovic mit Ivanschitz und abgeschlossen von Janko, fiel auf diese Weise, und das 3:0 nach einer Stunde war das Produkt eines Marc Janko, der ein Arbeitspensum an den Tag legte, das man von ihm im ÖFB-Trikot schon lange nicht mehr gesehen hatte.

Auch der Anschlusstreffer eine Viertelstunde vor Schluss weckte die Azeris nicht mehr entscheidend auf, es wurde zwar versucht, noch zu holen, was zu holen war, aber man hatte dennoch nie das Gefühl, dass Österreich das Spiel noch hergeben könnte. Und so gar es in der Nachspielzeit noch den 4:1-Endstand durch den für den müdegelaufenen Arnautovic eingewechselten Zlatko Junuzovic

Fazit: Ein großer Schritt in die richtige Richtung

Man ist als Beobachter der österreichischen Nationalmannschaft ja nicht gerade verwöhnt, so ist man leicht geneigt, das in diesem Spiel gezeigte als die großartigste Leistung seit Ewigkeiten lobzuhudeln. Und man muss ansprechen, dass vor allem die Positionen der Außenverteidiger noch einiges an Feintuning bedürfen, sowohl was das Abwehrverhalten angeht, also auch, was das nach vorne Tragen des Balles angeht. Hier war zu lange zu wenig über die Flügel zu sehen.

Dennoch war das Spiel zweifellos ein großer Schritt in die richtige Richtung. Es wurde ein Pressing gezeigt, wie man es von einer österreichischen Nationalmannschaft noch nie gesehen hat (was nicht heißt, dass es da immer noch Luft nach oben gibt). Es wurden sehr viele Bälle durch schnelles Denken und Handeln schnell wieder zurück geholt und vor dem Tor blieb man cool und nützte die Chancen, die sich boten.

Alles in allem war es ein schöner Erfolg, den man nicht über-, aber auch nicht unterbewerten darf. Man hat viel Positives erkennen können, was unter Constantini nicht zu sehen gewesen war. Auch dürfen nach der recht anständigen Leistung von Andi Ivanschitz weiterhin Fragen erlaubt sein, was sich der Ex-Teamchef bei der so konsequenten Ausbootung des Mainz-Legionärs gedacht hat.

Aber vor allem bleibt eines übrig: Eine feine Leistung und ein verdienter Sieg, mit dem zumindest der vierte Gruppenplatz fixiert werden konnte.

(phe)

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Zwei Männer gegen Aserbaidschan https://ballverliebt.eu/2010/10/09/zwei-manner-gegen-aserbaidschan/ https://ballverliebt.eu/2010/10/09/zwei-manner-gegen-aserbaidschan/#comments Sat, 09 Oct 2010 00:07:20 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2820 Zwei Männer gegen Aserbaidschan weiterlesen ]]> Mit einem 3:0-Heimsieg sichert sich das österreichische Nationalteam die nächsten drei Punkte in der EM-Quali. Ein Ergebnis, das besser war als die Partie  und von zwei Leuten entschieden wurde. Der eine durfte als Star glänzen, der andere bekam als graue Eminenz wenig vom Lob ab.

Ich schicke voraus: Der Sieg war verdient, aber weit unter den Möglichkeiten. In Wirklichkeit hätte Aserbaidschan einen abschussreifen Gegner geboten, wenn der Teamchef nicht auf Nummer Sicher gegangen wäre. Aber alles der Reihe nach.

Österreich - Aserbaidschan (Startformationen)

Österreich begann mit Macho im Tor, Klein als Rechtsverteidiger, Fuchs als Kapitän auf der gegenüberliegenden Seite und dem Duo Schiemer/Prödl in der Innenverteidigung. Den 6er durfte West-Brom-Legionär Scharner nebst dem etwas offensiveren Junuzovic geben, davor agierten Arnautovic, Linz und Harnik. Als Solospitze wurde Stefan Maierhofer nominiert.

Das prophezeihte Geduldsspiel blieb vorerst glücklicherweise aus, denn schon nach drei Minuten sprang der aufgerückte Sebastian Prödl bei der ersten Ecke in die klaffende und höchst einladende Lücke, die ihm des Gegners Abwehr da lies. Schon da wahr zu erahnen, das selbige nicht übermäßig sattelfest ist. Danach folgten die großen 20 Minuten der Gäste, da Teamchef Constantini offenbar erstmal Rückzug anordnete und die ballunsicheren Gäste im Mittelfeld auf einmal Räume vorfanden, die sie sich selbst niemals herausgespielt hätten. Gegen Ende der nicht ungefährlichen Druckphase wurde dem Neo-Bremer Marko Arnautovic sein relativ unbehelligtes Dasein auf der rechten Seite langweilig, und so tauschte er mit dem bis dato links auflaufenden Martin Harnik die Plätze.

Mit der Konsequenz, dass das ohnehin linkslastige Spiel nun endgültig auf diese Seite abdriftete und in der Offensive wieder mehr funktionierte. Die rechte Seite wiederum war bis auf vereinzelte Vorstöße sowohl in der ersten, als auch in der zweiten Spielhälfte quasi tot. Wofür es mehrere Gründe gibt. Zum Einen hatte Harnik nicht seinen besten Tag und wurde zum anderen auch nicht oft angespielt, da Arnautovic zunehmend die Fäden beim Spiel nach vorne in die Hand nahm. Erschwerdend kam hinzu, dass Notoption Florian Klein einen extrem biederen RV gab, der im Strafraum (bzw. dessen Nähe) brav ackerte, sich am Spiel nach vorne aber so gut wie gar nicht beteiligte.

Constantini reagierte – spät, aber doch – auf die taktische Vorlage, die ihm Arnautovic da lieferte, und beorderte das Team zum Pressing 20 Meter nach vorne. Mit Erfolg: Zum Ende der Halbzeit hatten die Hausherren wieder das Heft in der Hand.

Österreich - Aserbaidschan (Ende der 1. HZ)

Druck von links

Einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg leistete auch der Mainzer Christian Fuchs. Er ackerte die linke Seite vom Strafraum bis zur Mittelline und fallweise auch weit in die gegnerische Hälfte ab und traute sich ein paar Ausflüge Richtung Mitte. Nur dank seines Drucks aus der Defensive konnte sich Arnautovic mehr und mehr in Szene setzen, denn so musste er relativ wenig nach hinten arbeiten. Mit dem Einsatz seiner individuellen Klasse entstand so ein Brandherd, den Aserbaidschan über das ganze Spiel hinweg nicht löschen könnte. Problematisch erwies sich an Fuchs‘ Spielweise allerdings, dass die Abwehr in vielen Situation de facto als Dreierkette agieren und reagieren musste, wenn der umtriebige Kapitän sich wieder weiter vorne aufhielt.

Kurz nach der Pause klingelte es dann erneut im Kasten von Agayev. Arnautovic dribbelte sich in die Mitte durch, spielte Maierhofer an, dessen zweiter Versuch, den Ball zurückzulegen, schließlich gelang. Arnautovic genügte dann ein Haken und ein leichter Stellungsfehler des Goalies von Aserbaidschan. Zwei Minuten später nahm Constantini den einsamen Harnik vom Feld und ließ  Veli Kavlak auflaufen, der sich zentraler betätigte, aber auch nicht all zu viel bewirken konnte – von der späteren Vorlage zum 3:0 abgesehen.

Doch noch Offensive

Auch Linz durfte wenig später seinen nicht besonders ergiebigen Arbeitstag beenden, es kam Hoffer. Constantini hatte angesichts des Zwei-Tore-Vorsprungs aber ein wenig Mut geschöpft und baute die Formation kurzerhand in ein 4-1-3-2 um. Leider wirkte Maierhofer meistens wie ein Fremdkörper und kam im gesamten Match nicht über 2-3 brauchbare Szenen hinaus. Auch Rennsau Jimmy Hoffer verpuffte eher wirkungslos und konnte selten Verteidiger binden. Die Gäste standen nun konzentrierter hinten und waren sichtlich froh, sich hauptsächlich auf Arnautovic konzentrieren zu können, verließen ihre Hälfte dafür rund 20-25 Minuten so gut wie gar nicht.

Hier zeigte sich, wie viel eigentlich drinnen gewesen wäre. Mit schnellen Angriffen und hohen Bällen zeigte sich die Defensive der Vorderasiaten nicht nur einmal überfordert (weswegen wohl die Devise „Drei auf Einen“ vorherrschte) und das Mittelfeld war dem Druck aus dem vorgezogenen Pressing kaum gewachsen. Man hätte das Spiel wohl erfolgreich über 90 Minuten so anlegen und einen wesentlich höheren Sieg einfahren können, doch nach 80 Minuten hatte der österreichische Nationalcoach schon wieder genug vom Sturmlauf.

Und wieder zurück

Wenige Minuten nach einem Beinahe-Elfer für Aserbaidschan, etwa 12 Minuten vor Ende der regulären Spielzeit, erfolgte der letzte Umbau – in das vom Start bekannte 4-2-3-1. Baumgartlinger ersetzte Junuzovic und rückte als zweiter DM neben Paul Scharner. Jimmy Hoffer erbte undankbarerweise die einstige Position von Roland Linz, auf der er ähnlich wenig bewirkte. Didi Constantini wollte also ein 2:0 verwalten und beorderte 7 Leute in die Defensive.

Österreich - Aserbaidschan (Schlussphase)

Und so passierte bis in die 92. Minute nicht viel. Die nunmehr müde wirkenden Azeris erarbeiteten sich aus dem geschenkten Raum keine Chancen und Österreich blies nur halbherzig zum Gegenangriff. Ein letzter, schneller Gegenstoß sowie ein Adlerauge-Paß von Veli Kavlak bescherten Arnautovic die Möglichkeit zum Doppelpack, die er dankend nutzte.

Fazit

Es wäre ungefähr ein 6:0 drinnen gewesen. Vielleicht hatte Aserbaidschan nur einen schlechten Tag erwischt, vielleicht lag es auch am Blitztor für Österreich. Entgegen der Einschätzung des Teamchefs erwies sich dieser Gegner als wesentlich leichter als zuletzt Kasachstan. Mit ein wenig Mut zum (geringen) Risiko hätte man die Gegner in die komplette Unsicherheit treiben und in die eigene Hälfte schnüren können, ja müssen. Dazu hätte es aber eine Aufstellungsvariante mit zwei Stürmern oder wenigstens einer hängenden Spitze und einem offensiv ausgerichteteren Mittelfeld mit sinnvoller Besetzung an der 10er-Position bedurft.

20 Minuten lang demonstrierte das Team auch, wie es hätte funktionieren können, bis sich der Teamchef mit einem mageren 2:0 gegen ein inferiores Gastteam abfand. Wer schon so viel Respekt vor einem klaren Underdog zeigt, wird – so muss man befürchten – beim Auswärtsspiel in Belgien unschönen Mauerbau betreiben.

(gepi)

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ANMERKUNGEN VON TOM

Heute haben wir also erfahren, was passieren muss, damit Dietmar Constantini seine Eier findet: Sein Team muss zuhause gegen wahnsinnig schwache Azeris 2:0 führen, dann darf auch einmal nach vorne gespielt werden. Kurz zumindest, denn beim ersten gefährlichen Gegenstoß (dem Fast-Elfmeter für die Gäste), wird dann auch ganz schnell wieder zugemacht.

Bis zum 2:0 war die Spielweise so dermaßen ängstlich, dass einem die Haare ausfallen. Bis zu sechs Mann müssen im Heimspiel gegen Aserbaidschan zurück bleiben, um die Solospitze zu decken. Selbst der eine Außenverteidiger, der aufrücken durfte (normalerweise Fuchs), blieb meist auf Höhe des Mittelfelds wieder stehen.

Österreichisches Abwehrverhalten im Angriff

Dazu kommt, dass die Abwehrreihe dabei auch noch so tief und weit hinter dem Mittelfeld steht, dass selbst einem technisch limitierten Gegner genügend Raum geboten wird. Rückt die Mannschaft da in der Vertikale enger zusammen, wären die Azeris schnell ratlos. Doch die Ängstlichkeit war leider erwartbar. Drei andere Schocker nicht unbedingt, die Constantini heute parat hatte.

Erstens musste Linz nicht wirklich eine hängende Spitze spielen (strange genug), sondern eher den Zehner geben – den offensiven Mittelfeldregisseur. Nun ist dieser „Roligoal“ ja auf seine Art ein Guter, aber dies ist sicher nicht diese Art – auch wenn er sich wie schon gegen Kasachstan redlich bemühte. Ihm ist für die daraus resultierende Leistung deshalb keine Schuld zu geben. Wie die APA das in ihrer Meldung tut, wenn sie von einem „schwarzen Tag“ von Linz spricht. Würde der Teamchef Sebastian Prödl auf diese Position stellen, was ähnlich unpassend wäre, käme auf so eine Interpretation wohl niemand.

Warum nicht ein Arnautovic den Lenker macht und an seiner Stelle Kavlak oder Jantscher den linken Flügel (was nur eine von einer Reihe potentieller Möglichkeiten wäre) besetzt? Eine spannende Frage. Spannend auch, ob wir das in der Ära Constantini noch einmal sehen dürfen. Deren Dauer ist mit dem heutigen Sieg wohl bis zum Ende der EM-Quali fixiert, zumindest falls kein großer Gegner das ÖFB-Team „spanisch“ vom Platz fegt.

Schocker Nummer 2 wäre ein Constantini-Sager bei der Pressekonferenz: Mit der vielleicht wichtigsten taktischen Umstellung des Abends hatte er nichts zu tun. Dass Harnik und Arnautovic nach 20 Minuten Platz tauschten, weil sie bemerkten, dass wenig läuft, wenn der Stuttgarter links und der Bremer rechts spielen, war allein der Verdienst der beiden Spieler. Ihre Rochade war laut eigener Aussage des Trainers nicht von ihm verordnet oder erdacht.

Drittens muss man sich wundern, warum Franz Schiemer die Innenverteidiger-Position einnehmen musste. Nun weiß man, dass Schiemer diese Position von früher kennt. Er hat sie gespielt, bevor er bei Salzburg erst auf die rechte Seite gestellt und dann fürs defensive Mittelfeld umgeschult wurde. Aber mit Aleksandar Dragovic saß eigentlich der beste IV der heimischen Liga auf der Bank und wäre die logische Variante gewesen. DiCo hatte dafür eine „sehr überzeugende“ Antwort parat: Weil Paul Scharner der bessere defensive Mittelfeldspieler als Schiemer ist.

Das große Constantini-Glück heute war das schnelle Tor von Prödl nach einer Standardsituation – mit ziemlicher Sicherheit hätte das Spiel sonst ganz ähnlich unerträglich gewirkt und wäre zur Geduldsprobe geworden, wie jenes gegen Kasachstan. Und dann teilt Constantnini natürlich noch das Glück Österreichs, dass mit Arnautovic endlich wieder Spieler mit dem gewissen Etwas das Nationaltrikot tragen kann. Das mussten heute übrigens auch jene österreichischen Sportjournalisten einsehen, die in den letzten Wochen jeden noch so stupiden Rotz über Arnautovic zum Skandal aufgebauscht haben.

(tsc)

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Geduldsspiel voraus https://ballverliebt.eu/2010/10/08/geduldsspiel-voraus/ https://ballverliebt.eu/2010/10/08/geduldsspiel-voraus/#respond Fri, 08 Oct 2010 14:12:46 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2812 Geduldsspiel voraus weiterlesen ]]> Gegen Berti Vogts‘ Azeris muss heute, geht es nach der Papierform, ein Sieg für das österreichische Team her. Es sieht so aus, als sollte Constantini etwas offensiver Spielen lassen als gegen Kasachstan. Ein Geduldspiel droht es dennoch zu werden.

Nach der Katastrophe gegen Kasachstan geht es heute für das ÖFB-Team um den zweiten (und wohl letzten) Pflichtsieg dieser Qualifikation. Weswegen es so aussieht, als sollte der Teamchef diesmal tatsächlich nur auf einen Sechser bauern –  Schiemer oder Scharner. Es bleibt zu hoffen, dass es Scharner sein wird, denn Turban-Schiemer ist im Spielaufbau deutlich schwächer als der West-Brom-Legionär.

Mangels eines echten Rechtsverteidigers (Dag ist verletzt, Garics zu intelligent für den Teamchef) wird wohl Flo Klein diese Position ausfüllen. Das muss nicht mal eine schlechte Wahl sein, denn zum einen ist Klein von seinem Naturell recht offensiv, zum anderen spielt er diese Position seit geraumer Zeit auch bei der Wiener Austria. Statt des verletzten Pogatetz wird wohl Aleks Dragovic sein Comeback im Team feiern und neben Basti Prödl zentral verteidigen, links natürlich der deutsche Tabellenführer Christian Fuchs. Wann gab’s das zum letzten Mal – eine Viererkette, in der alle Spielpraxis haben?

Über die Besetzung der Defesive sind sich alle einig. Doch wie es davor aussieht? Es geistern so viele Mittelfeldvarianten durch die Medien, wie es Beobachter gibt. Diesen Eindruck kann man zumindest gewinnen:

ORF: Macho – Klein, Prödl, Dragovic, Fuchs – Schiemer – Arnautovic, Junuzovic, Harnik, Hoffer – Maierhofer
Krone: Macho – Klein, Prödl, Dragovic, Fuchs – Scharner – Arnautovic, Junuzovic, Linz, Harnik – Maierhofer
Kurier: Macho – Klein, Prödl, Dragovic, Fuchs – Schiemer – Arnautovic, Junuzovic, Linz, Hoffer – Maierhofer
laola1: Macho – Klein, Prödl, Dragovic, Fuchs – Schiemer – Arnautovic, Junuzovic, Linz, Harnik – Maierhofer

Was alle als 4-1-4-1 interpretieren, sollte in der Praxis wohl eher ein 4-1-3-1-1 sein, wie es etwa die Austria zu Beginn der Saison praktiziert hat – denn dass Roland Linz wie gegen Kasachstan die hängende Spitze gibt, davon ist (seinen Startplatz vorausgesetzt) auszugehen; Maierhofer wird den nicht ganz fitten Kapitän Marc Janko ersetzen. Der Lange hat in Duisburg zuletzt einige Erfolgserlebnisse gehabt. Über die Flanken werden Arnautovic und einer aus dem Duo Harnik/Hoffer kommen. Praktikabler wäre natürlich die Variante mit Harnik (weil der das kann, auf den Seiten), aber dem Teamchef ist ja alles zuzutrauen. In der offensive Zentrale (juhu, es gibt sie wieder im ÖFB-Team!) wird aller Voraussicht nach Zlatko Junuzovic die Fäden ziehen.

Die Azeris sind gegen Deutschland mit einem 4-1-4-1 aufgelaufen und waren beim 1:6 in Köln ohne jede Chance. Das Team von Berti Vogts setzt sich fast ausschließlich aus Spielern aus der heimischen Meisterschaft zusammen (UEFA-Wertung auf Platz 37; die österreichische Bundesliga derzeit 18.), das Grundgerüst ist vom international derzeit erfolgreichsten Klub Qarabağ Ağdam – dieses Team ist zuletzt zweimal erst im Europa-League-Playoff gescheitert (diese Saison an Dortmund, letzte an Twente Enschede).

Zwei bis drei Legionäre wird Vogts aufbieten: Kapitän Rashid Sadigov in der Innenverteidigung (vom türkischen Mittelständler Eskişehirspor und den rechten Flügelspieler Mahir Shukurov (vom russischen Aufsteiger Anshi Makhatshkala). Ob der 18-jährige Aras Abdullayev, bei dem ein Winter-Transfer zu Everton kolportiert wird, in der Startformation steht, ist indes eher zweifelhaft. Es ist aber denkbar, dass das Offensiv-Talent im Laufe der Partie eingewechselt wird.

Vogts weiß zweifellos, dass sich das ÖFB-Team schwer mit der Spielgestaltung tut. Daher ist zu erwarten, dass die Azeris den Österreichern, ähnlich wie die Kasachen, viel Ballbesitz überlassen und ihr Heil im Konter suchen. Das Ziel, die Hausherren in ein Geduldsspiel zu verwickeln, ist für ein Team wie Aserbaidschan zweifellos die erfolgversprechendste Herangehensweise. Zumal das österreichische Publikum ja schon mal dazu neigt, das eigene Team auszupfeifen, wenn es nach eine halben Stunde immer noch 0:0 steht – in Wien nicht so extrem wie in Salzburg, aber eine Überraschung wäre das nicht.

Die letzten Länderspiele gegen Aserbaidschan:
WMQ in Baku, 7. September ’05, ein 0:0. Aufstellung: Schranz; Ibertsberger, Stranzl (49. Hieblinger), Pogatetz, Gercaliu (81. Säumel); Mörz, Kiesenebner, Ivanschitz, Amerhauser; Mayrleb (61. Kuljic), Linz. Teamchef Krankl.

WMQ in Wien, 8. September ’04, ein 2:0-Sieg (Stranzl 22, Kollmann 44). Aufstellung: Manninger; Standfest, Stranzl, Hiden, Pogatetz; Schopp (57. Dollinger), Kühbauer, Aufhauser, Ivanschitz; Kollmann (80. Linz), Haas (72. Glieder). Teamchef Krankl.

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Elswhere in Group A: Das größte Spiel der Österreich-Gruppe findet indes in Berlin statt, wo der WM-Dritte Deutschland auf Guus Hiddinks Türken trifft. Es werden bis zu 40.000 türkische Fans im Olympiastadion erwartet – somit also womöglich mehr als das halbe Stadion. Sportlich ist das DFB-Team der Favorit, ein Heimsieg wäre wohl schon die halbe Miete zum Gruppensieg. Die Türken haben allerdings ihre ersten beiden Spiele (in Kasachstan und gegen Belgien) gewonnen und ein Punktgewinn in Deutschland wäre ein gern genommener Bonus im Kampf um zumindest den zweiten Platz.

Belgien steht auf dem kasachischen Kunstrasen von Astana schon unter extremem Druck, nachdem die ersten beiden Partien gegen Deutschland und in der Türkei beide (knapp) verloren wurden. Zudem muss Teamchef George Leekens auf seine Verteidiger Vermaelen und Kompany sowie Kreativ-Spieler Démbélé (alle drei aus der Premier League) verzichten. Wird in Kasachstan nicht gewonnen, könnte es bei Leekens im Österreich-Spiel am Dienstag schon um den Job gehen.

Elswhere in Europe: Portugal empfängt nach dem Desaster-Start (4:4 gegen Zypern, 0:1 in Norwegen) und der Entlassung von Teamchef Queiroz in Porto Dänemark. Neben dem Deutschland-Spiel ist das Debüt des neuen Portugiesen-Frontmanns Paulo Bento wohl das meist beachtete Spiel in dieser Runde – die ansonsten nicht allzu viel hergibt.

Trapattonis Iren, die ihre ersten Spiele in Armenien und gegen Andorra in erschreckend biederer Manier für sich haben entscheiden können, sind gegen Russland krasser Außenseiter, zumal Letztere ihr Heimspiel gegen die Slowakei mit 0:1 verloren haben. Italien versucht, in Nordirland nicht gar so ins Zittern zu kommen wie beim 2:1 in Estland. Weltmeister Spanien (gegen Litauen) und Finalist Holland (in Moldawien) stehen vor Pflichtsiegen.

In der Spanien-Gruppe ist das Aufeinandertreffen zwischen Tschechien und Schottland im Prager Slavia-Stadion für die Gastgeber nach der peinlichen Heimpleite gegen Litauen im Kampf um den Playoff-Platz schon so etwas wie ein Spiel der letzten Chance. Kroatien hat bei Verfolger Israel hingegen die Möglichkeit, sich schon abzusetzen.

Während Bosnien nach der Niederlage gegen Frankreich in Albanien unbedingt gewinnen muss, um im Plansoll zu bleiben. Den französischen WM-Entertainern steht am Samstag ein heikles Heimspiel gegen Rumänien bevor. Spielfrei sind diesmal unter Anderem England und Schweden.

(phe)

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