Ägypten – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Fri, 29 Jun 2018 16:24:16 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Afrikas Teams bei der WM: Kein Rückschritt trotz Debakel https://ballverliebt.eu/2018/06/29/wm-2018-bilanz-aegypten-marokko-tunesien-senegal-nigeria/ https://ballverliebt.eu/2018/06/29/wm-2018-bilanz-aegypten-marokko-tunesien-senegal-nigeria/#comments Fri, 29 Jun 2018 12:13:19 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=14904 Afrikas Teams bei der WM: Kein Rückschritt trotz Debakel weiterlesen ]]> Es ist paradox: Einerseits sind erstmals seit 1982 alle afrikanischen Teilnehmer in der Vorrunde gescheitert. Andererseits war es dennoch kein Rückschritt. Wir blicken auf die fünf Teams des ersten Kontinents, für den die WM in Russland vorbei ist. Die reine Punkte-Ausbeute ist mit 11 Punkten aus 15 Spielen fast gleich wie jede bei den letzten paar Turnieren – vor vier Jahren waren es zwölf Zähler gewesen.

Anders, als es in der Vergangenheit üblich war, zerfleischten sich die Teams diesmal nicht in aller Öffentlichkeit selbst – die Ägypter hielten die Spannungen zumindest bis nach dem letzten Spiel unter der Decke. Die Gründe, warum es nach Marokko (1986), Kamerun (1990), Nigeria (1994 und 1998), dem Senegal (2002), Ghana (2006 und 2010) sowie Nigeria und Algerien (2014) diesmal kein afrikansiches Team geschafft hat, liegen diesmal nicht an amateurhafter Organisation, einer korrputen Funktionärs-Kaste und individualistischen Ego-Shootern der Marke Eto’o im Spielerkader.

Die Reorganisation der Setzliste bei der Auslosung aber hat keinen Kontinent so hart getroffen wie Afrika. Dass erstmals nach FIFA-Ranking und nicht nach Geographie gelost wurde, bescherte Marokko und Tunesien Gruppen, aus denen sie realistischerweise unmöglich rauskommen konnten. Nach Papierform wäre das auf Nigeria genauso zugetroffen.

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LINK-TIPP: Afrikas Teams bei der WM 2014 in Brasilien.

Senegal: Simpel, solide, mit Potenzial

Aliou Cissé, der einzige schwarzafrikanische Teamchef bei dieser WM, hatte im Vorfeld einige System-Experimente absolviert, beim Turnier selbst spielte er aber in allen drei Spielen mit einem recht handelsüblichen 4-4-1-1 durch. Auch das Spielprinzip war relativ simpel: Umsichtige und körperstarke Innenverteidigung mit Koulibaly und Sané, kampfstarke Mittelfeld-Zentrale mit den England-Legionären Gueye, N’Diaye und Kouyaté, und nach vorne das Tempo und die Dribblings von Sarr und (vor allem) Sadio Mané.

Die Lions de la Téranga sind eine gut organisierte, sehr solide Mannschaft. Die Kehrseite der Medaille: Das Team ist auch relativ berechenbar und im offensiven Umschalten oft nicht konsequent genug. Das nützte Kolumbien im letzten Spiel – da konnte der Senegal nicht die nötigen Chancen kreieren.

Zeitweise war auch das Mitelfeld ein wenig offen (wie beim 2:2 gegen Japan) und obwohl er eine grundsätzlich recht ordentliche Figur abgegeben hat, war es auch ein Patzer des in Guinea spielenden Keepers Khadim N’Diaye gegen Japan, der zum Aus beigetragen hat. Am Ende waren es weder Punkte noch Tore, sondern zwei gelbe Karten gegenüber Japan, die den Unterschied zwischen Achtelfinale und Vorrunden-Aus gemacht haben.

Dennoch: Man darf mit dem ersten Auftritt auf der ganz großen Bühne seit 16 Jahren zufrieden sein. Das Team hat auf jeden Fall noch einen WM-Zyklus drin. Spieler wie Niang, Sarr und Wagué sind noch sehr jung und haben Entwicklungspotenzial. Für Aliou Cissé, der seit 2015 Teamchef ist, steht nun ein Afrikacup-Viertelfinale 2017 (Elferschießen-Aus gegen den späteren Sieger Kamerun) und eine sehr anständige WM-Gruppenphase zu Buche.

Nigeria: Gegen den Ball gut, mit Ball – naja

Das Team aus Nigeria verließ sich fast ausschließlich auf die defensive Stabilität. Gernot Rohr fehlte auch das Mittelfeld-Personal für ein gezieltes, offensives Ballbesitzspiel.

Der routinierte Ex-Chelsea-Spieler John Obi Mikel, der talentierte Wilfred Ndidi von Leicester, der auch noch sehr junge Oghenekaro Etebo (der vom spanischen Absteiger Las Palmas zum englischen Absteiger Stoke wechselt): Gut im Spiel gegen den Ball, aber nicht gerade kreative Köpfe.

Selbst gegen Kroatien, als Mikel nominell einen Zehner im 4-2-3-1 spielte, war dies eher als Abwehr-Maßnahme gegen Modric und Rakitic gedacht, nicht als Spielgestalter (was Mikel, bei aller Routine, nicht kann). Das 3-5-2, das gegen Island und Argentinien zum Einsatz kam, betonte die Stärken des Teams: Defensive Disziplin, Robustheit, Umschaltspiel.

Man wurde nur aus einem Eckball, einem Elfmeter, einem genialen Moment von Messi und einmal einer schlecht verteidigten Flanke bezwungen. Wie vor vier Jahren unter dem mittlerweile verstorbenen Trainer Stephen Keshi gilt aber auch 2018: Selbst ein Spiel aufziehen kann Nigeria nicht, und als Argentinien am Ende blind anrannte, gab es auch keinerlei offensive Entlastung.

Die Schwäche der Argentinier ermöglichte es Nigeria, in einer laut Papierform nicht zu überstehenden Gruppe nach dem Achtelfinale zu greifen. Es hat nicht ganz gereicht – aber man blieb ein fairer Verlierer und zerrüttete sich nicht intern. Und man hat nun den Kamerun als punktbestes afrikanisches Team der WM-Geschichte überholt. Immerhin.

Marokko: Spielerisch großartig, aber kein Stürmer

Hervé Renard heißt nicht nur „Fuchs“, er ist auch einer. Der Franzose, der schon Sambia und die Elfenbeinküste zu Afrikacup-Triumphen geführt hat, machte aus Marokkos Team in Rekordzeit die sicherlich aufregendste Mannschaft auf dem ganzen Kontinent. Vor ein paar Jahren war Marokko ein No-Name-Team, das außer einem Serie-A-Spielgestalter und einem Premier-League-Stürmer (Kharja und Chamakh) nichts hatte.

Heute ist Marokko ein Team, das alles hat – nur keinen Stürmer. Der wild rotierende Mittelfeld-Wirbel, der eine Halbzeit lang über den Iran hinweg fegte, war atemberaubend. Der Wille, mit dem man gegen Portugal den Ausgleich jagte, war beeindruckend. Und die Coolness, mit der man als bereits eliminiertes Team Spanien beinahe besiegt hätte, bestätigte den starken Eindruck, den Marokko hinterlassen hat.

Hätte Marokko am Ende sieben Punkte auf dem Konto gehabt und wäre Gruppensieger geworden – niemand hätte sagen können, es wäre unverdient gewesen. Aber: Trotz aller Dominanz wurde gegen den Iran und Portugal kein eigenes Tor erzielt und jeweils 0:1 verloren. Weder El Kaabi noch Boutaïb sorgten für die nötige Präsenz im Strafraum. Und so reichte es eben nicht zu sieben Punkten, sondern nur zu einem.

Anders als beim Senegal oder Nigeria ist diese marokkanische Mannschaft aber am Ende ihres Zyklus angekommen. Bis auf den hochveranlagten, aber schwierigen Hakim Ziyech von Ajax und Real-Madrid-Nachwuchs-Linksverteidiger Achraf Hakimi ist das komplette Team an die 30 Jahre alt oder schon drüber. Schade eigentlich.

Tunesien: Mit wehenden Fahnen, aber auch Pech

Erst war da die Auslosung, die den Tunesiern in der Gruppe Belgien und England beschert hat. Das war ein wenig Pech – denn so war das Vorrunden-Aus schon mehr oder weniger programmiert.

Und es kam auch noch Verletzungspech dazu. Der Kreuzbandriss von Kaptiän und Spielgestalter Youssef Msakni im Mai. Dann die Verletzung von Torhüter Moutaz Hassen im ersten Spiel. Die von Rechtsverteidiger Bronn im zweiten Spiel. Die von Ersatzkeeper Ben-Mustapha vor dem dritten Spiel. Die Tunesier konnten einem wirklich leid tun.

Dafür ließen sie sich nie entmutigen, und das ist ihnen hoch anzurechnen. Nach einer halben Stunde Verwirrung gegen England stellte man taktisch um, hielt bis zur Nachspielzeit das 1:1. Gegen Belgien bekam man zwar die Bude angefüllt, aber versteckte sich nicht und spielte mit. Ja, das war sicher ein wenig naiv. Aber Tunesien ging lieber mit fliegenden Fahnen unter, anstatt sich nur devot die zwei Niederlagen abzuholen.

Mit der selbstbewussten und vorwärtsgewandten Spielanlage zeigte auch Teamchef Nabil Maâloul, das er durchaus etwas bewegen kann, wenn er das Spielermaterial dazu hat. Beim Asien-Cup 2015 betreute er die völligen Blindgänger aus Kuwait, die selbst 5-Meter-Pass kaum auf die Reihe bekamen, bei drei Vorrunden-Niederlagen. Als eines von wenigen Teams switchte Tunesine zwischen mehreren Systemen (Grundlage war ein 4-1-4-1, zweite Halbzeit gegen England war es ein 5-3-2, gegen Belgien ein klares 4-2-3-1).

Die Belohnung für all das war der hochverdiente 2:1-Sieg zum Abschluss gegen Panama – nach einem frühen Rückstand. Es war der erste volle Erfolg nach 13 sieglosen WM-Spielen seit 1978. Die (in Europa überwiegend völlig unbekannten) Spieler sind auch durch die Bank noch so jung, dass dieses Team noch einige Jahre zusammenbleiben kann.

Ägypten: Harmlos auf dem Feld, unruhig im Umfeld

Nur Ägypten ist wirklich auf ganzer Linie gescheitert. Die Hoffnungen, dass Mo Salah dem Team den verblassten Glanz von drei Afrikacup-Siegen in Folge (2006, 2008, 2010) im Alleingang wieder zurückgibt, waren maßlos überzogen. Wahrscheinlich hätte das selbst ein vollkommen fitter Salah nicht geschafft. Drei Wochen nach der Schulterverletzung im Champions-League-Finale erzielte Salah zwar die einzigen beiden Tore. Die beste Leistung zeigte Ägypten aber im ersten Spiel gegen Uruguay, als Salah noch fehlte.

Die ägyptische Liga, von deren beiden Spitzenklubs Zamalek und Al-Ahly sich das Grundkorsett des Teams rekrutiert, ist laut Ranking die stärkste in ganz Afrika. Aber am Weg nach vorne fehlte es dem Nationalteam schon massiv an Tempo, Idee und Alternativen zum Plan „Gib Salah den Ball, der wird’s schon richten.“ Fünf der ohnehin nur acht Tore (in sechs Spielen) in der Qualifikationsgruppe hat Salah erzielt, ein weiteres hat er aufgelegt.

Wenn dann auch noch atmosphärische Störungen hinzu kommen, wie sie im ägyptischen Lager in Grosny im Nachgang des Turniers bekannt wurden, kommt man denn selbst in der leichtesten der acht Gruppen mit null Punkten aus dem Turnier heraus. Héctor Cúper, der Ägypten als erster Trainer nach dem großen Hasan Shehata wieder zu einigermaßen sinnvollen Resultaten geführt hat, wurde gleich nach dem 1:2 im letzten Spiel gegen Saudi Arabien entlassen.

Wer hat gefehlt?

Nicht dabei waren von den großen Namen der amtierende Afrikameister Kamerun, deren Vorgänger aus der Elfenbeinküste, dazu Ghana, Algerien und auch Südafrika. Sie haben den Cut zum Teil deutlich verpasst.

In Algerien hat nach der Trennung von Christian Gourcuff (der  Vahid Halilhodzic nach dem WM-Achtelfinale 2014 nachgefolgt war) wieder Chaos eingesetzt, man hat in den letzten zwei Jahren drei Teamchefs verbraucht und hat aktuell gar keinen – zudem steht alsbald ein Generationswechsel an. Von Schalkes Nabil Bentaleb abgesehen, gibt es aber kaum vielversprechende Talente.

Auch die Elfenbeinküste hat derzeit keinen Nationaltrainer. Der aus seiner Zeit als Belgien-Coach berüchtigte Marc Wilmots die Qualifikation gegen den gerissenen Renard und dessen Marokkaner verbockt und wurde entlassen, ein kolportiertes Interesse an Frank de Boer war offiziell nicht vorhanden. Aktuell leitet U-21-Teamchef Ibrahim Kamara das Team. Nach dem Ende der Generation um Drogba und die Touré-Brüder sind die Hoffnungsträger nundSerge Aurier (Tottenham), Franck Kessié (Milan) und Eric Bailly (Man Utd). Es fehlt aber ein wenig an der Breite.

Das selbe Problem hat auch der neue Kamerun-Teamchef, die Spieler-Legende Rigobert Song. Der Titel beim Afrikacup 2017 sieht mittlerweile eher wie ein Ausrutscher nach oben aus. Song hat einige starke Spieler zur Verfügung (Aboubakar von Porto, Zambo-Anguissa und N’Jie von Marseille und dem in China spielenden 2017er-Shooting-Star Bassogog), aber wie bei den Ivorern gibt es sonst nicht mehr als Durchschnitts-Qualität.

James Kwesi Appiah, der Ghana bei der WM 2014 eher suboptimal geführt hatte, ist seit einem Jahr wiederum Teamchef, konnte die schon unter Vorgänger Avram Grant verhaute WM-Quali aber nicht mehr retten – die Resultate dort und in Testspielen (2:0 gegen Japan, 1:1 gegen Ägypten, 3:0 gegen Saudi-Arabien) sehen aber okay aus. Unter ihm ist auch der Ex-Lustenauer Raphael Dwamena zum Teamspieler geworden.

Und Südafrika wird wohl so lange nicht aus der Talsohle kommen, solange niemand aus der gut organisierten und finanziell realtiv soliden, sportlich aber bestenfalls mittelmäßigen heimischen Liga den Sprung nach Europa wagt. Seit der WM von 2002 hat sich die Bafana Bafana für keine WM auf sportlichem Weg qualifizieren können, beim Afrikacup war man im gleichen Zeitraum nur einmal im Viertelfinale, aber gleich dreimal nicht qualifziert.

So geht es weiter

Im Sommer 2019, also in genau einem Jahr, steigt im Kamerun der erste Afrikacup nach der Turnierreform: Erstmals werden 24 statt wie bisher 16 Teams dabei sein, dazu wird das traditionell im Jänner bzw. Februar ausgetratene Turnier in den Juni verlegt. Die Qualifikation dafür (zwölf Vierergruppen, in denen jeweils die Top-2 das Ticket buchen) hat bereits mit einem Spieltag begonnen. Im September geht’s weiter.

Mit der Erweiterung ist quasi sichergestellt, dass keiner der großen Namen das Turnier verpassen wird. In den letzten Jahren hatten stets vermeintliche Favoriten die Qualifikation in den Sand gesetzt – wie Ägypten (2012, 2013, 2015), Nigeria (2012, 2015), Kamerun (2012, 2013), Algerien (2012), Südafrika (2010, 2012) und der Senegal (2010, 2013).

Die Erweiterung würde es theoretisch erlauben, dass Teams bzw. Trainer längerfristig etwas aufbauen können, ohne bei einem verpassten Afrikacup gefeuert zu werden und gleich wieder bei Null anfangen zu müssen. Die allgemeine Qualität des Turniers wird vermutlich nicht dramatisch sinken. Zum einen waren schon die letzten vier, fünf Turnier phasenweise kaum anzusehen, zum anderen besteht zwischen den Teams auf den Rängen 10 bis 25 in Afrika kaum ein nennenswerter Niveau-Unterschied.

Andererseits – und das ist beispielsweise im arabischen Raum ähnlich – wird die Chance zum langfristigen Aufbau so oder so nicht ergriffen. Der letzte Trainer, der in einem großen Land über mehrere Jahre hinweg arbeiten durfte, war Hasan Shehata in den Nuller-Jahren in Ägypten.

Das wird nun auch für den Senegal mit Cissé, für Nigeria mir Rohr, für Marokko mit Renard und für Tunesien mit Maâloul die größte Frage in der mittelfristigen Zukunft sein: Dürfen sie weitermachen?

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Ohne Breite keine Spitze – Österreich nach 0:4 gegen Ägypten ausgeschieden https://ballverliebt.eu/2011/08/05/ohne-breite-keine-spitze-osterreich-nach-04-gegen-agypten-ausgeschieden/ https://ballverliebt.eu/2011/08/05/ohne-breite-keine-spitze-osterreich-nach-04-gegen-agypten-ausgeschieden/#comments Fri, 05 Aug 2011 03:43:51 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5496 Ohne Breite keine Spitze – Österreich nach 0:4 gegen Ägypten ausgeschieden weiterlesen ]]> Nichts wurde es mit dem Achtelfinale für das ÖFB-Team bei der U20-WM in Kolumbien – am Ende gab es in drei Spielen nicht einmal in Tor. Beim letzten Gruppenspiel gegen Ägypten fehlte es eklatant am dringend notwenidigen Flügelspiel und spätestens nach dem 0:2 auch an mentaler und körperlicher Kraft.

Österreich - Ägypten 0:4

Nach dem 4-2-3-1 gegen Panama aund dem 3-3-3-1 gegen die Brasilianer gab es beim österreichischen Team diesmal ein 4-4-2 zu bestaunen – mit nominell offensiven Flügelspielern und mit Weimann (klein und schnell) und Zulj (groß und wichtig) zwei völlig unterschiedlichen Spielertypen im Angriff. Aufgrund des 0:0 von England am Nachmittag war klar: Jeder Sieg reicht fix für das Achtelfinale, weil man mit vier Punkten bei den vier besseren Gruppendritten dabei ist.

Optische Überlegenheit, inhaltliche Unterlegenheit

Das ÖFB-Team übernahm im Wissen, siegen zu müssen, schnell das Kommando über den Ball und versuchte, Weimann und Zulj vorne zu bedienen. Großes Problem dabei: Es ist seit dem Afrikacup klar – und der war schon vor vier Monaten, man musste es also wissen – dass Ägypten mit Tempo gegen die Außenverteidiger durchaus zu knacken ist, mit allem, was auch nur irgendwie nach „durch die Mitte“ auch nur riecht, nicht. Umso unverständlicher, dass, je länger das Spiel ging, immer mehr durch die Mitte versucht wurde. Und immer weniger über die Flügel.

Österreich hatte so zwar an die 60% Ballbesitz, es fehlte aber am dringend notwenidigen Spiel in die Breite, Klem und Schütz waren kaum echte Faktoren. Auffällig war dabei durchaus, dass es sofort gefährlich wurde, wenn die beiden doch mal steil auf die Außen geschickt wurden, wie in der 20. Minute: Klem, kurzzeitig auf der rechten Seite, ließ Ashraf stehen und flankte gut in den Strafraum.

Ägypten hat alles im Griff

Was nach komfortabler Überlegenheit der Österreicher aussah, war viel mehr genau das Spiel, dass die Ägypter haben wollten: Defensiv brauchten sie sich nicht sorgen, von den zur Schau gestellten Mitteln der Österreicher wirklich in Bedrängnis gebracht zu werden, andererseits konnte sie nach Balleroberung sofort selbst mit Tempo in Richtung Radlinger gehen.

Das ging deshalb so wunderbar, weil auf die beiden zentralen Mittelfeldmänner El-Neny und Ghazy de facto überhaupt kein Druck von Kainz und Dilaver ausgeübt wurde, sich aber hinter den beiden mit Mohamed Ibrahim die hängende Spitze der Afrikaner nach Herzenslust zwischen den Viererketten ausbreiten konnte und so gut wie immer anspielbar war.

So war das Tempodiktat der Ägypter um einiges schärfer und letztlich auch der Führungstreffer ebenso verdient wie folgerichtig – auch wenn beim von Schimpelsberger abgefälschten Ghazy-Schuss selbst etwas Pech dabei war. Hat das österreichische Spiel schon vor dem Rückstand (vom Freistoß in der 1. Minute abgesehen) nie nach Torerfolg ausgesehen, war das ÖFB-Team nach dem Rückstand sichtlich geschockt und schleppte sich eher in die Halbzeit.

Verschenkter Gucher

2. Halbzeit

Andi Heraf brachte zur zweiten Hälfte Offenbacher für Kainz (direkter Positionswechsel) und Gucher für Weimann, stellte somit auch sein System um: Gucher spielte nun zentral offensiv hinter Zulj. Aber nicht aus dem Mittelfeld heraus, sondern sehr hoch, beinahe im Schatten von Zulj – und Gucher war dort völlig verschenkt. Weil er in der Position, in der er stand, quasi als Mittelding aus Zehner und hängender Spitze, überhaupt nie einen Ball sehen durfte.

Weil es eben genau die Zone war, die das ÖFB-Team im Spiel nach vorne eigentlich tunlichst vermeiden sollte – die Zentrale. Das Spiel über die Flanken wurde weiterhin nicht forciert und Gucher hatte in der ganzen zweiten Hälfte eine gute Szene – als er in der 57. Minute an den Ball kam, aber an El-Shenawy im ägyptischen Tor scheiterte. Die Hoffnung, dass Gucher mal ein Ball auf die Füße fällt, kann aber nicht der Plan hinter der etwas seltsamen Position des Kapfenbergers gewesen sein.

Radlingers Fehler macht den Deckel drauf

Nachdem die Österreicher gegen Panama das klar fittere Team waren und von den Brasilianern auch nicht auf der konditionellen Ebene geschlagen wurde, machte sich der Kräfteverschleiß bei der dritten Partie in sieben Tagen bei knapp 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit in Cartagena in dieser Phase, als es eigentlich hieß, alles nach vorne zu werden, doch bemerkbar. Und als der im Turnierverlauf ansonsten starke Radlinger einen Schuss von Mohamed Ibrahim mit den Fäusten über sich hinweg ins eigene Tor beförderte, war alles entschieden.

Diaa El-Sayed, der ägyptische Teamchef, hatte kurz zuvor Sechser Tawfik für Stürmer Hassan gebracht, dafür rückte El-Neny auf und Mohamed Ibrahim ging in die Spitze. Dort fühlte er sich sichtlich wohl und legte nur zwei Minuten nach dem 2:0 gegen eine nun eher kollabierende österreichische Abwehr das 3:0 nach. Mit diesem Doppelschlag war das Spiel im Grunde beendet – die körperlich und mental angeschlagenen Österreicher fügten sich in die Niederlage und die Ägypter gingen nicht mehr mit aller Macht auf den möglichen Gruppensieg, den ein noch höherer Sieg möglich gemacht hätte, los. Das 4:0 in der Schlussphase war nur noch Kosmetik

Fazit: Viel zu wenig Flügelspiel, schon wieder

Schon beim viel zu eng interpretierten 3-3-3-1 gegen Brasilien wurde die komplett fehlende Breite im Spiel der Österreicher klar sichtbar, gegen die durch die Zentrale praktisch nicht zu knackenden Ägypter war es ähnlich. Die haben zwar gegenüber dem Afrikacup durch das nach vorne ziehen von Mohamed Ibrahim unglaublich an Offensivstärke gewonnen, die Defensive wäre aber weiterhin nur mit Tempo gegen die Außenverteidiger zu schlagen gewesen. Und genau das fehlte komplett.

Dass es am Ende Gruppenplatz vier mit einem Punkt und null Toren aus drei Spielen wurde, hat aber auch andere Gründe – die vor allem im Vorfeld des Turniers bis zur Genüge durchgekaut worden sind. Die Klasse und die Spielübersicht eines David Alaba und das Tempospiel über die Flügel eines Raphael Holzhauser hätten sicherlich geholfen.

Man muss letztlich festhalten, dass es weniger die vor dem Turnier zum Sorgenkind erkorene Abwehr war, die ausgelassen hat, sondern die als so stark gepriesene Offensive. Zwei Gegentore der Brasilianer waren kaum zu verteidigen, die ersten beiden gegen Ägypten waren ein abgefälschter Weitschuss und ein Torwartfehler – beim dritten und beim vierten war die Luft längt raus. Nach vorne ging aber halt zu viel durch die Mitte und zu wenig durch die Breite. So gab es gegen Brasilien und Ägypten kaum Chancen – nur im Eröffnungsspiel gegen Panama, als das Spiel über die Flanken forciert wurde, kam man wirklich zu einer Fülle von Einschussmöglichkeiten.

Letzlich war’s zu wenig. Aber es war trotzdem eine feine Sache, dabei gewesen zu sein – und für die Burschen, die mit waren, zweifellos eine wichtige Erfahrung. Zumindest das kann ihnen trotz den sportlichen Misserfolgs keiner mehr nehmen.

(phe)

PS: Ein Lob muss an dieser Stelle noch an Peter Klinglmüller gehen. Die mediale Aufbereitung der Reise seitens des ÖFB-Pressechefs via Facebook und Twitter war top. Daumen hoch!

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Interview mit Andreas Heraf (Teil 2): „Ich wollte zu jedem Turnier“ https://ballverliebt.eu/2011/07/16/interview-mit-andreas-heraf-teil-2-ich-wollte-zu-jedem-turnier/ https://ballverliebt.eu/2011/07/16/interview-mit-andreas-heraf-teil-2-ich-wollte-zu-jedem-turnier/#respond Fri, 15 Jul 2011 23:05:54 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5287 Interview mit Andreas Heraf (Teil 2): „Ich wollte zu jedem Turnier“ weiterlesen ]]>
ÖFB-U20-Trainer Andreas Heraf spricht im zweiten Teil unseres großen Interviews über die Gegner bei der anstehenden Weltmeisterschaft, über das eigene System und wieso er sich über Paul Gludovatz ärgert.
Das Gespräch führten Tom Schaffer und Philipp Eitzinger.

Teil 1 des Interviews verpasst? Andreas Heraf spricht dort über den Weg nach Kolumbien, die Vorbereitung und die Mühen der Kaderzusammenstellung.

Ballverliebt.eu: Wir haben die Gegner ja schon kurz angesprochen. Es klingt vor allem schwer, etwas über Panama zu finden. Wie ging es Ihnen dabei?

Andreas Heraf: Es ist nicht einfach. Ich sage das jetzt gleich dazu, falls später noch eine Frage über Gludovatz kommt. Für mich ist die größte Frechheit an der Geschichte, dass mir vorgeworfen wurde, ich hätte zu wenig getan. Ich glaube, dass ist genau meine große Stärke, dass ich seit einem Jahr an dieser WM hänge. Ich wollte zu jedem Turnier: Nach China, nach Peru, nach Neuseeland, nach Libyen – wo der Africa-Cup ursprünglich stattfinden sollte. Ohne zu wissen, was uns bei der Auslosung erwartet, um alles zu sehen. Man hat mir gesagt: „Das ist dann gar zu viel“. Aber ich wollte es. Ich habe zuhause trotzdem von jedem Turnier alle Aufstellungen von der Vorrunde bis ins Finale ausgedruckt. Wir haben zum Beispiel keinen Asiaten gekriegt, aber ich hätte alles gehabt.

Bei Panama war es ähnlich. Die haben eine sehr gute Homepage. Dort hat man extrem viele Informationen bekommen. Wobei, im letzten Monat haben sie das eingestellt, entweder mit Absicht oder weil die U17-WM so wichtig war… Vorher hast du dort detailliert alles gefunden.

Auch Michael Grubinger vor Ort war fantastisch und was er an Material organisiert hat, war ein Wahnsinn. Nach der Auslosung in war klar, wir haben Brasilien. Am Flughafen in Bogotà einen Tag später stand ein Freund von ihm und gab mir fünf DVDs von ihnen. Ich glaube, das hatte niemand von den 24. Ob das notwendig ist, ist immer die Frage, aber ich hatte es. Auch bei Panama habe ich mittlerweile 10 DVDs. Die letzte war ganz kurios. Ein Auslandsösterreicher in Guatemala hat uns angeschrieben, dass die ein Freundschaftsspiel dort spielen und ob er das aufnehmen soll. Und das haben wir dann per Post bekommen.

Es haben viele mitgeholfen. Es gibt einen österreichischen Spielervermittler, der in Panama gute Kontakte hat. Von dem hab ich auch Videos und Analysen bekommen. Was das betrifft habe ich alles genommen, was ich kriegen konnte, und bin sehr gut vorbereitet.

Wie sieht Panama von Taktik und System her aus?

Das war die schwierigste Mannschaft, um das herauszufinden. Ich kann sehr viel über die Einzelspieler sagen. Die sind gut und relativ fit. Sie kennen das Klima und sind gut eingespielt. Was das Mannschaftsgefüge betrifft, muss man allgemein sagen, die haben extremen Nationalstolz. Auf das müssen wir uns einstellen, die werden sterben für ihr Land, das ist die Wahrheit. Die sind auch wie eine Familie, nicht umsonst fünf Monate im Jahr zusammen. Sie machen oft den Eindruck als Mannschaft topp organisiert zu sein, dann aber haben sie wieder Phasen, wo ich mir sage: „Da ist gar nichts zu erkennen“. Es ist wirklich schwierig. Einmal spielt die Mannschaft extrem offensiv, dann steht sie nur hinten drin.

Es spricht aber schon vieles für die Mannschaft. Man darf auch nicht vergessen: Panama ist in der Weltrangliste 52. und Österreich 65. – die sind im Gold Cup nach Gruppensieg im Semifinale ausgeschieden. Es stehen vier A-Nationalspieler in der U20. Wenn viele Panama unterschätzen,… damit kann ich leider nicht dienen.

Ägypten haben wir im Africa Cup zwei Mal beobachtet. Unser Eindruck war: Die stehen hinten bombensicher, aber vorne nichts Weltbewegendes…

Das stimmt. Sie schießen recht wenige Tore, bekommen aber praktisch keine. Hinten sind sie brutal. In der Viererabwehr sind drei von einem Verein. Sie sind körperlich robust, eine technisch gute Mannschaft und taktisch gut eingestellt. Ich hätte mir aus Afrika eher ein anderes Team gewünscht, die taktisch sicher nicht so weit sind. Ägypten spielt am Europäischsten, hat auch einige Leute in Frankreich.

Und Brasilien? Wird da ein Neymar dabei sein?

Nein. Es ist mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, dass Neymar und Lucas nicht spielen werden.. Firmino von Hoffenheim ist jetzt nach hause gefahren, den haben sie nicht dort gelassen. Der Rest wird spielen.

Kommen wir zur eigenen Mannschaft. Bei der EM hat es ja nur das Spiel gegen England im TV gegeben. Damals gab es ein 4-3-3 mit konsequentem Flügelspiel. Wird man das wieder sehen?

Wenn man von Systemen oder solchen Zahlenkombinationen spricht, sollte man immer die Frage stellen, was das heißt. Es gibt eine defensive und eine offensive Grundordnung. Ich kann aus einem 4-3-3 auch in der Defensive ein 4-5-1 machen. Wenn ich von 4-3-3 spreche, dann in erster Linie von der Offensive, denn das kann ich beeinflussen und so spielen, wie ich will – oder es zumindest versuchen. Da werden wir sicher wieder so agieren und mit einem 4-3-3 spielen.Wir sind damit gut gefahren.

Wird man schauen, dass man das eigene Konzept durchbringt, oder sich am Gegner orientieren?

Als ich die Mannschaft übernommen habe, hatte sie – ohne die 92er – nicht die Qualität, dass wir im Entferntesten an eine Turnierqualifikation gedacht haben. Anfangs haben wir 4:0 gegen Deutschland und 3:1 gegen Belgien verloren – da waren wir chancenlos. Ich dachte, ich bekomme graue Haare und die werden uns weg schießen – stellen wir uns hinten rein und hoffen auf Konter. Ich habe aber schnell gesehen, dass das nicht die Philosophie von einem Andi Heraf oder einer ÖFB-Mannschaft sein kann. Man hat sich in den vergangenen 10 oder 20 Jahren in Österreich international immer hinten rein gehaut und vorne gehofft, dass etwas passiert. Das mag ich nicht.

Wir wollen offensiv spielen und haben gute Fußballer in unseren Reihen. Wir haben auch gute Fußballer geholt, egal wie groß sie waren – drum sind wir ehrlich gesagt auch eine recht kleine Mannschaft. So hat sich das 4-3-3 entwickelt das gut passt, sehr variabel ist und auf viel Ballbesitz ausgerichtet ist und wo die Kugel einfach lauft.

Wer sind ohne Alaba die Leitwölfe?

Das ist einfach eine geile Mannschaft mit überragender Stimmung – auch ohne David. Aber wenn der wo reinkommt, geht die Sonne auf. Ich telefonier oft mit ihm. Er ruft mich auch oft an und sagt: „Trainer ich wäre gern dabei, mach was“. Der passt damit perfekt in die Mannschaft. Wenn er nicht dabei ist, ist der Rest von dem Haufen sensationell. Am Teamspirit wird es nicht hapern.

Gerade die Besetzung in der Defensive ist etwas schwierig. Wie wird die Aufteilung aussehen? Wir haben gehört, Marcel Ziegl eventuell als Linksverteidiger – auch in Abstimmung mit Ried offensichtlich?

Davon weiß ich nichts, ich hab auch mit Herrn Gludovatz keinen Kontakt. Wir hatten in der Mannschaft immer das Problem der Außenverteidiger. Die ganze Abwehr war eigentlich schwierig. Ich habe auch Schimpelsberger zu einem Innenverteidiger umfunktioniert, der immer ein Sechser war. In der ersten Qualirunde hat Ziegl rechts hinten gespielt und das anständig gemacht. Auch Windbichler als Innenverteidiger und Trauner als Mittelfeldspieler habe ich rechts probiert. Trauner wurde in Frankreich unter die besten Außenverteidiger gewählt und ist leider verletzt. Farkas, der bei der EM nicht spielen durfte, wird rechter Verteidiger spielen. Schimpelsberger und Rath in der Mitte, Dilaver links. Auch Klem kann man dort immer bringen, aber der ist hinten immer ein wenig verschenkt. Der Marcel (Anm.: Ziegl) kann hinten alles und als defensiver Mittelfeldspieler spielen, der ist ein absoluter Allrounder.

Sie haben keinen Kontakt mit Herrn Gludovatz…

Also jetzt nicht mehr, vorher schon.

… der hat so einen Bewerb natürlich schon hinter sich. Gibt es da eine Erfahrungsweitergabe im ÖFB?

Ich wüsste nicht, was er großartig weitergeben hätte sollen. Die Quali und die Europameisterschaft laufen glaube ich ziemlich gleich ab – vom Ablauf, der Gegnervorbereitung, der Turnierform und dass alle in einem Hotel sind. Es wird mehr Zuseher, Medieninteresse und einen größeren Trubel geben, aber sonst bleibt alles gleich. Ich wäre da nicht angewiesen gewesen auf große Tipps von jemandem, der das schon gemacht hat.

Mit dem Erfolg von 2007 wirft Paul Gludovatz natürlich einen großen Schatten. Nervt die Fragerei nach ihm?

Die Fragerei eigentlich nicht. Mehr die Aussagen, die er getätigt hat. Sie ärgern mich, weil sie nicht der Wahrheit entsprechen. Ich weiß nicht, warum er das getan hat. Dass wir beide uns nicht verstehen, möchte ich gar nicht bestreiten, aber es ärgert mich. Wenn er sagt, er sei zigtausend Kilometer gefahren, dann glaub ich ihm das, weil ich auch zigtausend Kilometer gefahren bin.

Wenn er sagt, man muss so wie er regelmäßig mit Demut bei jedem Vereinstrainer vor Ort um die Spielerfreigabe bitten, dann muss ich sagen, er muss dich Abfahrt Schwanenstadt verpasst haben. Im Vorfeld der WM in Kanada war er nicht ein Mal bei mir, hat nicht ein Mal um die Freigabe gebeten – schon gar nicht demütig – und er hat mich auch nicht angerufen. Er verlangt von mir, was er selber nicht getan hat. Das finde ich nicht in Ordnung, das wollte ich auch gesagt haben.

Und sonst: Wenn man sich als kleines Land wie Österreich innerhalb von vier Jahren zwei Mal für eine WM qualifiziert – was übrigens eine unglaubliche Sensation und nicht selbstverständlich ist – dann ist klar, dass das verglichen wird. Für mich ist das kein Problem. Es war eine ganz andere Gruppe, ein anderes Klima, eine andere Vorbereitung, andere Spieler. Es ist ganz einfach vier Jahre später und komplett anders. Deshalb möchte ich mich da nicht vergleichen. Wenn wir wieder Vierter werden – super. Wenn wir besser sind – fantastisch. Wenn es schlechter ausgeht, werden wir trotzdem alles versucht haben.

Wäre wahrscheinlich trotzdem schön dabei gewesen zu sein…

Das sowieso. Umso mehr ärgere ich mich, dass ich mir jetzt nach diesen Aussagen wegen Dingen Gedanken machen muss, die in der Vorbereitung keinen Platz haben. Dass er als ehemaliger Teamchef, WM-Teilnehmer und Österreicher solch negativen Dinge sagt, vor einer so positiven Geschichte, kann und mag ich nicht verstehen. (tsc, phe)

Teil 3 des Interviews mit Andreas Heraf wird sich mit seinem Selbstverständnis als Trainer, Transfers von jungen Spielern ins Ausland, Nachwuchsstrukturen in Österreich und der Trainerausbildung auseinandersetzen. Der Text dazu wird am Montag erscheinen.

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Scoutingbericht Ägypten: Vorne nichts besonderes, aber hinten extrem stark https://ballverliebt.eu/2011/04/28/scoutingbericht-agypten-vorne-nichts-besonderes-aber-hinten-extrem-stark/ https://ballverliebt.eu/2011/04/28/scoutingbericht-agypten-vorne-nichts-besonderes-aber-hinten-extrem-stark/#respond Thu, 28 Apr 2011 17:09:04 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4660 Scoutingbericht Ägypten: Vorne nichts besonderes, aber hinten extrem stark weiterlesen ]]> Am 4. August trifft Österreich im letzten und wohl um den Achtelfinaleinzug entscheidenden Gruppenspiel bei der U-20-WM in Kolumbien auf das Team aus Ägypten. Die Jung-Pharaonen hatten im Semifinale des Junioren-Afrikacups im Elfmeterschießen Pech. Aber Kamerun hat gezeigt, wo Ägypten verwundbar ist.

Ägypten - Kamerun 0:0 n.V., 2:4 i.E.

Hart haben sie sich getan, in der Gruppe. Gegen Mali gab’s trotz 80-minütiger Überzahl eine 0:1-Niederlage, gegen Lesotho und Südafrika mühsame Siege. Und auch gegen die gegenüber dem Gruppenspiel gegen Nigeria klar verbesserten Kameruner zeigten Ägypten im Halbfinale durchaus die Grenzen auf, fanden aber keinen Weg durch das Prunkstück im 4-3-3 der Jung-Pharaonen: Die extrem stabile Abwehr.

Defensive kaum überwindbar

Denn in drei Gruppenspielen und einem Halbfinale über 120 Minuten kassierte Ägypten nur ein einziges Gegentor – einen direkten Freistoß gegen Mali. Ahmed El-Shenawy ist ein ausgezeichneter Torwart mit starken Reflexen, und vor ihm räumen Mohamed Abdel-Fatah und Ahmed Hegazi kompromisslos auf. Und zwar nicht nur den Strafraum selbst: Denn vor allem Hegazi lässt sich zwar immer wieder an die Seitenlinie ziehen, wenn Sobhi aufgerückt ist, der umsichtige Sechser Tawrik und Abdel-Fatah lassen es aber dennoch nie zu, dass in der Zentrale wirklich ein Loch entstünde.

Inwieweit der starke Eindruck, den die Innenvertedigung hinterlassen hat, auch daran liegt, dass keiner der bisherigen Gegner eine wirklich torgefährliche Offensive aufbieten konnte – das schafften auch die Kameruner nicht – ist nur schwer zu beurteilen. Natürlich ist zu erwarten, dass Neymar und Co. im ersten Gruppenspiel gegen Brasilien die ägyptische Defensive vor ganz andere Schwierigkeiten stellen kann als Ohandza und Co. – aber die Österreicher werden schon einen besseren Plan brauchen, als auf die Genialität Einzelner zu hoffen.

Über außen ist was möglich

Zum Beispiel mit konsequentem Flügelspiel. Denn so fleißif Ashraf und Sobhi nach vorne sind, gegen schnelle Flügelstürmer und gezieltem Kurzpassspiel haben sie defensiv durchaus einige Probleme. Das zeigte vor allem Edgar Salli im Verbund mit Jacques Hamad über die rechte Angriffsseite – nur das Rezept mit den weiten Flanken ins Zentrum stellte sich als untauglich heraus. Da fehlte es Ohandza an der körperlichen Präsenz und auch am Durchsetzungsvermögen gegen die beiden Kanten in der Innenverteidigung.

Die Probleme auf den Flanken verlangten von den Außenstürmern Salah und Gaber, sich mit in die Defensive einzuschalten. Die beiden scheuen das nicht und vor allem Salah ist ohnehin in der Vorwärtsbewegung stärker, wenn er mit Tempo aus der Tiefe kommen kann – ein defensiverer Ausgangspunkt ist also kein Problem für ihn – hemmt aber das Angriffsspiel am restlichen Platz.

Nach vorne fehlt der Plan

Denn abgesehen vom extrem fleißigen, schnellen und umtriebeigen Mohamed Salah ist da bei den Ägyptern nicht viel los. Vor allem der Rechtsaußen, Omar Gaber, kam in erster Linie durch lange Flankenwechsel ins Spiel. Umsichtige und aggressive Außenverteidiger (also nicht so wie der eher schmächtige Oyongo) konnen ihm da durchaus einiges an Kopfzerbrechen beiten.

Das Mittelfeldzentrum ist grundsätzlich eher defensiv ausgerichtet und es fehlt dem Dreieck (üblicherweise mit einem Sechser, mitunter zieht sich aber auch El-Neny etwas zurück) ganz deutlich am Flair in der Vorwärtsbewegung. Anfällig sind die Ägypter besonders in dieser Zone auf aggressives Forechecking. Kamerun (und auch schon die dezimierten Malier in der Gruppe) kamen auf diese Art und Weise regelmäßig zu relativ billigen Ballgewinnen.

Freilich: Durch die Mitte zu versuchen, vor das ägyptische Tor zu kommen, ist ein eher aussichtsloses Unterfangen. Da muss es schon über die Flügel gehen.

Harmlos vor dem Tor

Zumeist ist Mohamed Hamdy im Sturmzentrum ziemlich auf sich alleine gestellt. Der Stürmer aus Alexandria läuft zwar viel und versucht, Unruhe zu stiften, aber weil auch Kamerun mit dem extrem starken Yaya Banana und dem ebenso sicheren Rodrigue Mvom ebenfalls zwei starke Innenverteidiger aufbieten konnte, machte er trotz vieler Ballkontakte auch sehr viele leere Meter.

Wenn alles nichts mehr hilft, geht Salah von seiner linken Seite immer mehr ins Zentrum – das war gegen Mali so, das war auch gegen Kamerun der Fall. So kann er sein Tempo ausspielen und kommt im Idealfall in einem günstigen Winkel vor das Tor. Dass er durch konsequentes Körperspiel aber einigermaßen gut unter Kontrolle zu halten ist, machen die Gegner sowohl im Zentrum als auch (noch mehr) auf der Seite deutlich.

Großer Pluspunkt: Kondition!

Ein ganz wichtiger Punkt ist bei der zu erwartenden Hitze von Cartagena – die Temperaturen im Sommer gehen da weit über 30 Grad hinaus – ist die körperliche Verfassung der Ägypter. Und die ist zweifelsohne ein großes Plus. Denn in der Verlängerung merkte man schon deutlich, dass die Jung-Pharaonen gegenüber Kamerun eindeutige Vorteile in Sachen Kondition haben. So erarbeiteten sie sich wieder ein Übergewicht auf dem Feld. Zudem konnte Teamchef Diaa El-Sayed mit Ahmed Nabil (für die rechte Seite) noch einen frischen und durchaus gefährlichen Mann von der Bank bringen.

Letzlich versagten den Ägyptern in diesem Halbfinale gegen Kamerun im Elfmeterschießen die Nerven, als Hegazi und Hamdi die ersten beiden Strafstöße nicht verwandeln konnte. Und dann kam auch noch Pech dazu, dass der übertrieben pingelige Assistent zwei von El-Shenawy glänzend parierte Penalties wiederholen ließ, weil der Torhüter sich beim den Paraden wohl um fünf Zentimeter zu weit nach vorne gewagt hatte. Verständlich, dass noch während des Shoot-Outs eine veritable Rudelbildung um den Wichtigmacher Bouende Malonga entstand.

Fazit: Respekt ist angebracht, Angst sicher nicht

Außer Reichweite des österreichischen Teams liegt die Mannschaft aus Ägypten sicherlich nicht. Mit dem richtigen Rezept gegen den Ball (Pressing im Zentrum, körperlich dagegenhalten auf den Flügeln) und einem tauglichen Plan in der Offensive (konsequent über die Flügel, eine aus dem Mittelfeld aufrückende zweite Alternative im Zentrum) ist der Punkt, der nach dem erhofften Sieg gegen Panama und dem zu erwartenden Debakel gegen Brasilien zum Achtelfinale reichen dürfte, allemal möglich.

In erster Linie heißt es aufpassen, dass Mohamed Salah möglichst keine Bindung zu spiel findet, Hamdy vorne möglichst in der Luft hängt und man dem Zentrum keine Zeit zur Spieleröffnung lässt. Dann ist es sicherlich möglich, zu Null zu spielen. Und das wird sehr wahrscheinlich notwendig sein, denn diese knochentrockene Defensive ist nur sehr schwer zu bezwingen – so sollte man danach trachten, dass es zumindest für einen Punkt reicht, wenn man „nur“ ein Tor erzielt.

(phe)

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Scouting-Bericht vom U-20-Afrikacup: Mögliche ÖFB-Gegner in Kolumbien! https://ballverliebt.eu/2011/04/22/scouting-bericht-vom-u-20-afrikacup-mogliche-ofb-gegner-in-kolumbien/ https://ballverliebt.eu/2011/04/22/scouting-bericht-vom-u-20-afrikacup-mogliche-ofb-gegner-in-kolumbien/#respond Thu, 21 Apr 2011 22:38:43 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4615 Scouting-Bericht vom U-20-Afrikacup: Mögliche ÖFB-Gegner in Kolumbien! weiterlesen ]]> Vier afrikanische Teams fahren zur U-20-WM in Kolumbien – und sind dort allesamt mögliche Gegner des ÖFB-Teams. Mali und Kamerun haben sich beim Junioren-Afrikacup in Johannesburg schon für die WM qualifiziert. Und während Gambia einen guten Eindruck hinterließ, müssen Promis wie Nigeria, Ägypten und Titelverteidiger Ghana noch zittern!

Gruppe A: Mali beeindruckt, Ägypten und Südafrika weniger

Ägypten - Mali 0:1

Mali steht bereits als Qualifikant fest: Nach dem Pflichtsieg gegen Lesotho schlug das Team auch Ägypten. Etwas überraschend, weil die Jung-Phaonen eigentlich höher eingeschätzt waren. Und natürlich, weil Sturmspitze Kalifa Coulibaly schon nach zehn Minuten mit Rot vom Platz musste.

Erstaunlich war, dass die Malier auch danach die Ordnung nicht verloren und mit einem 4-4-1 weiterspielten, als wäre nichts gewesen. Klar hatte Ägypten mehr Ballbesitz, aber den technisch starken Nordafrikanern fehlte es am Plan nach vorne. So war das alles schrecklich harmlos und das gute Kollektiv aus Mali – erwähnenswert vielleicht Fantamandy Diarra – kamen durch einen Freistoß von Kapitan Amara Konaté tatsächlich noch zu einem 1:0-Sieg, der nicht mal unverdient war.

Erwähnenswert bei Ägypten ist, dass die U-20 nicht mit dem 3-5-2 spielt, mit dem die Großen unter Hasan Shehata zuletzt drei Afrikacups in Serie gewannen, sondern mit einem 4-3-3, aus dem vor alem Salah nicht nur von der linken Seite aus Gefahr zu erzeugen versuchte, sondern immer wieder auch zentral aus der Etappe. Beizukommen ist den Ägyptern mit konsequentem Spiel über die Außen, frühem Attackieren und wenig Platz in der eigenen Defensive.

Südafrika-Lesotho 2:1

Ägypten braucht nun im abschließenden Gruppenspiel noch ein Remis gegen Gastgeber Südafrika, um trotzdem ins Halbfinale zu kommen und damit das Ticket für Kolumbien zu lösen. Das ist sicherlich machbar, denn beeindruckt hat das „Amajita“ genannte Team bei der Revanche gegen Lesotho nicht. Zur Erklärung: Eigentlich kippte die kleine Enklave Südafrika aus der Qualifikation, aber wegen des Krieges musste der geplante Ausrichter Libyen ersetzt werden – eben mit Südafrika.

Der Gastgeber spielt ein sehr enges 4-1-3-2, in dem sich sehr viel auf Kapitän Philani Khwela stützt. Der Underdog hielt mit einiger Aggressivität dagegen, letztlich setzte sich aber die indivuelle Überlegenheit der Südafrikaner in diesem Spiel durch. Ob es freilich reicht, um die Ägypter zu schlagen, ist ein ganz anderes Kapitel.

Das kompletteste Team in dieser Gruppe ist ohne Zweifel jenes aus Mali, Ägypten ist wohl etwas stärker einzuschätzen als Südafrika. Lesotho ist nach der zweiten Niederlage schon aus dem Rennen.

 

Gruppe B: Kamerun durch, Ghana vor dem Aus, Gambia stark

Gambia-Ghana 1:1

Von den Namen her ist die Gruppe B die attraktivere – aber was drei der vier Mannschaften ih ihren jeweils zweiten Gruppenspielen zeigten, kommt da nicht ganz mit. Vor allem der amtierende U-20-Weltmeister steht mehr als nur mit dem Rücken zur Wand.

Ghana hat das erste Spiel gegen Nigeria verloren und war gegen Gambia zwar klarer Favorit, wurde dem aber nicht gerecht. Die Mittelfeldraute im 4-4-2 erwies sich gegen die vor allem über die Flügel sehr starken Gambier (wir erinnern uns, Gambia flog 2007 im Achtelfinale nur knapp gegen Österreich raus) als falsches Rezept – Gambia überrannte die Flanken der Black Satellites. Besonders Saikou Gassama von Real Saragossa und Omar Colley (der vor einem Wechsel in die MLS zu Kansas City steht) taten sich da hervor, ein sensationelles Tor von Baboucarr Jammeh – ein Drehschuss aus spitzem Winkel – brachte das verdiente 1:0 nach einer halben Stunde.

Doch eben jender Jammeh ging kurz vor der Halbzeit aus vollem Lauf mit zwei gestreckten Beinen in Kniehöhe auf gemeingefährliche Art und Weise in einen Zweikampf und sah dafür zu Recht die rote Karte.

Doch wie schon Mali brachte auch das Gambia überhaupt nicht aus der Ruhe: Es wurde einfach mit 4-1-3-1 weitergespielt und dem ganz deutlich nicht so starken Jahrgang aus Ghana fiel nichts ein, um den Gegner wirklich in Bedrängnis zu bringen. Erst in den letzten fünf Minuten geriet Gambia ins Schwimmen, nachdem Ghana das 1:1 erzielt hatte. Das entstand aber nicht wegen der Unterzahl, sondern weil eine Flanke des aufgeückten Linksverteidigers Alhassan Masawudu schlecht verteidigt wurde.

Kamerun-Nigeria 1:0

Für die Gambier (die in der Quali übrigens die Ivorer eliminiert hatten) war das späte Gegentor bitter – denn nun muss im abschließenden Gruppenspiel gegen Nigeria ein Sieg her – und wenn Ghana gegen Kamerun gewinnt, muss der Erfolg der Gambier auch noch höher ausfallen, der schlechteren Tordifferenz wegen.

Unmöglich ist das aber keineswegs, weil die Nigerianer gegen Kamerun keinen ungschlagbaren Eindruck machten – im Gegenteil. Die Flying Eagles (also die Junioren der Super Eagles) spielten bei der 0:1-Niederlage ein etwas schiefes 4-4-2, in dem Envoh aus dem rechten Mittelfeld eher einen Rechtsaußen gibt, während Ajagun sich links eher zurückhielt; Nwofor kam von der halblinken Seite.

Sie alle hatte die umsichtige Defensive aus Kamerun um Yaya Banana (der in Tunesien spielt) und Franck Kom gut im Griff, in der Offensive läuft viel über Edgar Salli auf der rechten Seite. Vorne sorgte Franck Ohandza, der sein Geld kurioserweise in Thailand verdient, für Torgefahr, er machte in diesem Spiel das goldene Tor, das für das Semifinale und somit für Kolumbien reicht.

Diese Mannschaft aus Kamerun zeigt eher Minimalisten-Fußball: Hinten nur schwer zu überwinden, nach vorne nicht übertrieben angsteinflößend, aber wenn man hinten gut steht, reicht nun mal oft auch ein einzelnes Tor.

Fazit: Mali und Kamerun sind nicht umsonst jene beiden Teams, die sich schon qualifiziert haben. Alle anderen potentiellen Gegner in Kolumbien muss man zwar zweifellos ernst nehmen, fürchten muss man sich vor denen aber nicht. Sofern man bei Gambia die extrem starken Flügel aus dem Spiel nehmen kann.

Was extrem auffällig ist: Vermeintliche Außenseiter wie Mali oder Gambia tun sich durch gute taktische Herangehensweise hervor und machen somit eventuelle Nachteile im Talent wett. Vor allem die Teams aus Nigeria und Ghana dürfen da durchaus als warnendes Beispiel gelten. Die Raute von Ghana funktioniert gegen starke Flügel, wie sie Gambia hat, überhaupt nicht und Nigeria verlässt sich – wie die A-Mannschaft – zu sehr auf Einzelspieler.

(phe)

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Bären, Falken und Pharaonen – Gemeinsam im Urlaub https://ballverliebt.eu/2010/04/22/baren-falken-und-pharaonen-gemeinsam-im-urlaub/ https://ballverliebt.eu/2010/04/22/baren-falken-und-pharaonen-gemeinsam-im-urlaub/#comments Thu, 22 Apr 2010 12:07:33 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=1935 Bären, Falken und Pharaonen – Gemeinsam im Urlaub weiterlesen ]]> WM-SERIE: “LEIDER NEIN”, Teil 2 | Russland, der EM-Semifinalist? Nicht dabei. Schweden, Dauergast seit vielen Jahren? Auch nicht dabei. Ägypten, zuletzt dreimal in Serie Afrikacup-Sieger? Auch nicht! Nicht alle Favoriten haben’s nach Südafrika geschafft…

Es war eine vermeintlich leichte Aufgabe. Slowenien. In einer leichten Gruppe an die zweite Stelle gespült worden. Für einen amtierenden EM-Semifinalisten doch kein Problem! Und genauso traten die Russen im Playoff-Hinspiel in Moskau auch auf: Drückend überlegen, dem Gegner in allen Belangen überlegen. Nur das mit dem Torabschluss, das wollte nicht so richtig klappen – so stand es kurz vor Schluss nur 2:0 für den schon zu dem Zeitpunkt als WM-Mitfavoriten gehandelten russischen Bären. Es hätte mindestens 5:0 stehen müssen! Doch so kam wie aus dem nichts Nejc Pečnik und erzielte das Auswärtstor für die Slowenen. So gewannen die Russen ein hochüberlegen geführtes Match nur mit 2:1. Immer noch kein Problem, beim Rückspiel in Maribor ist auch ein knapper Vorsprung eigentlich nur da, um über die Zeit gebracht zu werden. Aber dann…

Aber dann spielten die Slowenen, die plötzliche WM-Chance vor Augen, groß auf und gingen vor der Halbzeit durch Bochum-Legionär Zlatko Dedič in Führung. Und die Russen warfen die Nerven weg! Alexander Kershakov flog nach 65 Minuten vom Platz, der Ausgleich wollte nicht gelingen. Und spätenstens, als in der Nachspielzeit auch noch Juri Shirkov vorzeitig vom Platz musste, war klar: Russland ist raus! Ein hoch gehandelter Mitfavorit, mit Trainerfuchs Guus Hiddink, mit so vielen Klassespielern in den eigenen Reihen – gescheitert an der eigenen Überheblichkeit. Das Desater kostete Hiddink den Job, vielen Spielern ihr gutes Image in Russland. Und einem wie Andrej Arshavin verhagelte es die komplette Saison bei Arsenal, er wirkte daskomplette restliche Jahr deutlich gehemmt.

Die Russen bauen nun schon vor, in Richtung Euro2012. Dick Advocaat ist neuer Teamchef, eine logische Wahl, schließlich holte der Holländer schon mit Zenit St. Petersburg 2008 zum ersten Mal einen Europacup nach Russland. Er vollzog einen fliegenden Wechsel von Belgien nach Russland, um es besser zu machen als sein Landsmann.

Nicht nur die Russen sind es allerdings, die die Qualifikation als zumindest sicherer Tipp für die Endrude verpasst haben. Auch die Schweden haben es nicht geschafft. Erstmals seit der WM 1998 sind die Skandinavier damit nicht dabei, Teamchef Lars Lagerbäck nahm seinen Hut selbst, Zlatan Ibrahimovic zumindest bis zum nächsten Turnier ebenso. Bei den Schweden muss allerdings angemerkt werden, dass sich ihr Scheitern schon bei ihrer äußerst matten EM in Österreich angedeutet hat. Das überalterte Team wirkte langsam und hölzern, wurde so vor allem von den Russen regelrecht vorgeführt. In der Gruppe zogen die Schweden gegen Dänemark und Portugal den Kürzeren, immerhin konnten die Ungarn noch eingeholt werden.

Auf ein Neues nach der WM heißt es auch bei den Tschechen, bei dene nach dem unnötigen Vorrudenaus in der Schweiz das pure Chaos folgte. Neuer Teamchef, neue Verbandsspitze, und eine Horror-Qualifikation. Als Verbandsboss Hašek für die letzten Spiele selbst den Teamchef-Posten übernahm, war es schon zu spät und die Tschechen in einer wirklich leichten Gruppe an der Slowakei und Slowenien gescheitert. Michal Bilek ist der neue sportliche Verantwortliche. Für die nächste Europameisterschaft soll der Generationswechsel, wie bei den Schweden, vollzogen sein.

Und um den Haken zu den Russen zu schlagen: Auch der zweite unterlegene Semifinalist der letzten Europameisterschaft hat den Sprung nach Südafrika verpasst. Die Türken! Sie standen gegen die überragenden Spanier und die dank ihrer Weltklasse-Offensive tatsächlich bärenstarken Bosnien von Anfang an auf verlorenem Posten. Der Nachfolger von Fatih Terim auf der Kommandobrücke? Ausgerechnet der mit den Russen gescheiterte Guus Hiddink… Die Türken eliminierten im Viertelfinale von Wien die Kroaten, welche ebenso fehlen. Zweimal gegen England verloren, zweimal gegen die Ukraine nicht gewonnen – das war zu viel. Und von den beiden Gastgebern der nächsten Europameisterschaft schaffte es kein einziger zur WM-Endrunde. Die Ukrainer blieben im Playoff gegen die Griechen hängen. Und die Polen waren in der leichten Tschechien-Gruppe sogar noch schlechter als der Nachbar…

Verlassen wir aber nun Europa – denn auch anderswo blieben namhafte Mannschaften auf der Strecke. Wie etwa in Afrika! Die „Pharaonen“ aus Ägypten sind zweifelsfrei die beste Mannschaft ihres Kontinents, gewannen die Afrikacups von 2006, 2008 und 2010. Und scheiterten dennoch auch dieses Mal! Ausgerechnet gegen Erzfeind Algerien, im Entscheidugsspiel – weil am Ende der Gruppenphase die beiden Teams exakt punkt- und torgleich waren. Zuzuschreiben haben sich die Ägypter das Aus vor allem selbst, denn hätten sie im Heimspiel gegen Sambia nicht Punkte gelassen, alles wäre im Lot gewesen. Auch Tunesien scheiterte vornehmlich an sich selbst: Der WM-Teilnehmer von 98, 02 und 06 hatte Nigeria im Griff und hätte in Mosambik wohl nur ein Remis gebraucht. Die Tunesier verloren aber mit 0:1, so schnappten ihnen die Nigerianer im letzten Moment doch noch das WM-Ticket weg!

Meilenweit von einer Teilnahme entfernt waren indes die Marokkaner – sieglos, mit nur drei Toren in den sechs Finalrundenspielen müssen sie daheimbleiben. Wie auch der Senegal, der Viertelfinalist von 2002! Die neue Generation der Senegalesen überstand nicht einmal die Vorrunde, wie auch Angola. Der Gastgeber des Afrikacups hielt sich zwar dort mit dem erneuten Viertelfinal-Einzug schadlos, aber die WM geht ohne die „Schwarzen Antilopen“ in Szene.

Ordentlich gerupft wurde in der Qualifikation vor allem der arabische Raum. Neben den Ägyptern verpassen schließlich auch Stammgäste wie der Iran (trotz nur einer Niederlage, aber mit zu vielen Remis) und die „Falken“ aus Saudi-Arabien (im Playoff gegen Bahrain) das WM-Ticket. Und Bahrain zog ja dann auch noch gegen Neuseeland den Kürzeren! Auch der amtierende Asien-Meister Irak fehlt. Und die Chinesen standen völlig auf verlorenem Posten.

Vor alle diese Teams gilt nun die Hoffnung auf die Endrunde in Brasilien 2014. Dort wollen sie alle wieder dabei sein. Aber sicher nicht alle werden es auch schaffen!

Ballverliebt-WM-Serie | Leider Nein!
Teil 1 – Zwerge / Teil 2 – Favoriten / Teil 3 – Stars

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