Van Persie – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sun, 10 Jun 2012 02:36:46 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Deutschland rettet sich, Holland nicht https://ballverliebt.eu/2012/06/10/deutschland-rettet-sich-holland-nicht/ https://ballverliebt.eu/2012/06/10/deutschland-rettet-sich-holland-nicht/#comments Sun, 10 Jun 2012 02:36:46 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7425 Deutschland rettet sich, Holland nicht weiterlesen ]]> Euro 2012 / Tag 2 | Eine schwere Geburt war es, das erste Turnier-Spiel für den Mit-Favoriten aus Deutschland. Selbst hatte man großen Respekt vor den portugiesischen Flügeln, der Gegner machte das Zentrum zu – so gab’s eine recht statische Partie. Die Deutschen retteten den 1:0-Sieg, für Holland ging es nicht so gut aus: Nach dem nicht unverdienten 0:1 gegen Dänemark steht der Vize-Weltmeister schon jetzt mit dem Rücken zur Wand.

Deutschland - Portugal 1:0 (0:0)

Ganz klar: Der gegenseitige Respekt war vorhanden. Nein, mehr als das: Er war riesengroß. Das wurde in der Herangehensweise beider Mannschaften in diesem Spiel klar. So wussten die Portugiesen: Vor allem durch das Zentrum sind diese Deutschen mit den bei Real Madrid extrem gereiften Özil und Khedira, sowie mit Schweinsteiger, brandgefährlich. Das – und die Tatsache, dass es im portugiesischen Kader einfach keinen klassischen Spielgestalter gibt – führte zu einer sehr vorsichtigen Spielanlage.

Wirklich interessant war aber das Spiel über die Flanken. Cristiano Ronaldo (links) und Nani (rechts) zogen sich gegen den Ball sehr weit zurück, sodass bei Portugal ein recht klares 4-1-4-1 entstand. Ziel war es, die beiden nach Ballgewinn schnell steil zu schicken, um vor allem bei Ronaldo die klaren individuellen Vorteile gegenüber Jeroma Boateng zu nützen.

Auch deutsche Flügel vorsichtig

Allerdings wussten natürlich auch die Deutschen, welche Gefahr über Ronaldo und Nani ausgeht. Daher hatte Boateng als Rechtsverteidiger gegen Ronaldo praktisch ausschließlich defensive Aufgaben zu erfüllen und schaltete sich praktisch gar nicht in das Spiel nach vorne ein. Zwar wurde in einige Szenen der Klasseunterschied zum Superstar der Portugiesen schon deutlich, aber Boateng machte grundsätzlich einen sehr soliden Job: Er verzögerte gut, drängte Ronaldo ab und bekam auch gute Unterstützung; vermied es aber, allzu forsch an den Mann zu gehen.

Die sehr konservative Spielweise von Boateng bedeutete, dass Müller vorne ohne seinen Außenverteidiger auskommen musste. Das versuchten die Deutschen auzugleichen, indem Mesut Özil vom Zentrum immer wieder auf den rechten Flügel ging und Müller entweder kurz anspielte, oder es dem Bayern-Spieler ermöglichte, selbst an die Grundlinie oder – noch häufiger – Richtung Strafraum zu ziehen. Coentrão war damit beschäftigt und auch zumeist keine Hilfe für Ronaldo.

Auf der anderen Flanke wusste auch Philipp Lahm um die Stärke von Nani. Daher hielt sich auch der Kapitän der deutschen Mannschaft sehr zurück und beschränkte sich zumeist darauf, den Flügelspieler von Manchester United nicht zur Geltung kommen zu lassen. Auch hier hieß das, dass Lahms Vordermann (Podolski) ohne viel Hilfe von hinten auskommen musste. Podolski nützte das, um recht hoch zu stehen und João Pereira festzunageln, bzw. um zu Gomez in den Strafraum zu ziehen.

Statisches Spiel

Die Folge war ein recht statisches Spiel, in dem die Portugiesen darauf achteten, nichts durch die Mitte zuzulassen und den Raum zwischen Mittelfeld und Abwehr gering zu halten, um Özil nicht seine große Stärke, die Bewegung zwischen den Linien, zuzugestehen. Und die Deutschen danach trachteten, Ronaldo und Nani unter Kontrolle zu halten, während sie gleichzeitig wussten, dass sie durch das Zentrum nichts zu befürchten hatten.

Torchancen blieben Mangelware; die beste hatte vor der Pause Portugal mit Pepes Lattenpendler nach einem Eckball. Selbst nach dem Seitenwechsel änderte sich am Bild des Spiels wenig: Das Tempo blieb überschaubar, die Vorsicht regierte auf beiden Seiten und kein Team schaffte es, das Defensiv-Konzept des jeweils anderen auszuhebeln.

Deutsche Führung, Varelas Freiräume

Nach etwa einer Stunde allerdings hatten die Deutschen einen Weg gefunden, um in den Rücken der Abwehr zu kommen. Sie hatten sich dafür Bruno Alves und Coentrão zurecht gelegt: Es gelang nun nämlich besser, Alves im Zentrum zu binden, wenn Coentrão sich etwas nach vorne bewegt. Das ermöglichte es Müller, aber auch Özil und dem gegenüber Schweinsteiger deutlich offensiveren Khedira, Flanken Richtung Gomez zu schlagen. Einige Versuche schlugen fehl, aber in der 72. Minute fand eine abgefälschte Flanke den Mittelstürmer, der per Kopf zum 1:0 traf.

Paulo Bento musste nun natürlich alles auf eine Karte setzen und brachte Silvestre Varela für Meireles. Der Mann vom FC Porto ist zwar eher ein Flügelstürmer, agierte nun aber halbrechts offensiv und sorgte so für ein personelles Übergewicht in diesem Spielfeld-Bereich. Weil Lahm weiterhin auf Nani aufpassen musste und Schweinsteiger nach seiner Muskelverletzung offensichtlich die Zweikämpfe noch etwas scheute, hatte der neue Mann viele Freiheiten und nützte diese auch zu einer handvoll richtig guter Tormöglichkeiten.

Die Deutschen brauchten in dieser Phase dringend die Paraden von Torhüter Manuel Neuer, um das Spiel über die Zeit zu bringen. Und Neuer hielt die drei Punkte fest.

Fazit: Daran wird sich Deutschland gewöhnen müssen

Ein nicht besonders spektakuläres Spiel, aber nach der deutschen Führung durchaus spannend und am Ende, als Portugal vehement auf den Ausgleich drängte, sogar dramatisch. Die Partie war vom Vorhaben geprägt, nur ja die Stärken des Gegners zu neutralisieren um in dieser schweren Gruppe nur ja keine vermeidbare Niederlage einzustecken.

Deutschland fand mit den Flanken von der rechten Seite ein wirksames Mittel und schlugen daraus letztlich entscheidend zu. Es war beileibe kein Feuerwerk, aber das DFB-Team wird sich daran gewöhnen müssen, dass sich die Gegner äußerst defensiv verhalten, um Özil und Co. keine Räume zu geben. Da wird für das spielstarke deutsche Team Lösungen finden müssen.

Souveräne Qualifikation, dort Portugal distanziert, und trotzdem traute denen Dänen kaum jemand zu, in dieser Gruppe mehr als eine Statistenrolle zu spielen. Großer Fehler! Denn die Mannschaft von Teamchef Morten Olsen präsentierte sich gegen den Vize-Weltmeister als extrem kompakte Truppe, die defensiv extrem aufmerksam agierte und den Holländern einen ziemlichen Fehlstart verpasste.

Holland - Dänemark 0:1 (0:1)

Dänemark stellte sich zunächst einmal tief auf und erwartete Oranje mit der vordersten Front (Eriksen und Bendtner) etwa auf Höhe der Mittellinie, mit Zimling und/oder Kvist als Unterstützung, wenn es darum ging, auf Van Bommel und De Jong zu pressen. So zwangen die Dänen Holland ein überschaubares Tempo auf. Hinzu kam, dass Mathijsen-Ersatz Ron Vlaar in der Innenverteidigung in der Spieleröffnung komplett unbrauchbar ist und mit Jetro Willems ein international völlig unerfahrender Jungspund stand.

Die Flügelspieler im dänischen Team kamen zunächst kaum zur Geltung. Vor allem Krohn-Dehli machte aber defensiv gemeinsam mit Poulsen gegen Robben grundsätzlich keine so schlechte Figur, indem der half, mit Simon Poulsen gemeinsam Robben permanent doppelten. Was sie allerdings nicht verhindern konnten, waren dessen Pässe auf den sich nach außen orientierenden Van Persie. Hier war Agger zwei, drei Mal etwas unaufmerksam.

Perfekt organisiert

Was vor allem in den ersten rund 20 Minuten des Spiels häufig passierte. Holland kam zu einigen guten Chancen, und die Dänen machten da noch keine wirklich gute Figur im Spiel nach vorne. Krohn-Dehli war sehr defensiv unterwegs, Bendtner wurde kaum ins Spiel gebracht und die wenigen Vorstöße blieben harmlos. Ehe ein Pressball von Simon Poulsen eher zufällig zu Krohn-Dehli kam, dieser in den Strafraum zog und durch die Beine von Stekelenburg zum 1:0 traf.

Mit der Führung wurde die dänische Brust extrem breit. Immer deutlicher wurde nun, wie perfekt diese Mannschaft eingestellt war. Und zwar von vorne bis hinten. Denn nun rückten die Außenvertedigier Jacobsen und Poulsen immer weiter auf und beschäftigten so Robben und Afellay. Das war auch deshalb möglich, weil sich einer aus dem defensiven Mittelfeld – zumeist Niki Zimling – zwischen die Innenverteidiger fallen ließ. Kjær und Agger konnten somit nach außen absichern. Im Zentrum verblieb Kvist, bzw. die etwas einrückenden Rommedahl und Krohn-Dehli.

Holland ratlos

Damit konnte zwar die Geschwindigkeit vor allem von Rommedahl kaum ins Spiel gebracht werden, aber die Raumaufteilung war exzellent und mit den sich gut bewegenden und fleißig pressenden Bendtner und Eriksen vorne hatten die Holländer größte Probleme, das eigene Spiel aufzuziehen. Vor allem die Breite fehlte, weil Van der Wiel (schwach) und Willems (überfordert) sich viel zu wenig trauten und so auf den Flügeln eine permanente Unterzahl herrschte. Die einzige Möglichkeit der Holländer, zu Torchancen zu kommen, war über individuelle Klasse.

Die Niederländer wirkten zunehmend ratlos. Wesley Sneijder veruschte, sich dem gut abgestimmten Zentrum mit Kvist und dem sehr beeindruckenden Zimling zu entgehen, indem er sich vermehrt Richtung linke Außenbahn bewegte. Dort war Rommedahl nicht ganz so viel in die Arbeit nach hinten eingebunden wie Krohn-Dehli auf der anderen. Er brachte auch Bälle in den Strafraum, aber dort machten Kjær und Agger eine sehr starke Partie.

Spielkontrolle ohne hohe Bälle

Sehr beeindruckend war bei den Dänen, wie ruhig und diszipliniert sie agierten, wenn sie holländische Angriffe stoppten und selbst in Ballbesitz kamen. Denn weggedroschen wurde hinten gar nichts – es wurde immer versucht, den Ball ruhig in den eigenen Reihen zu halten, sich gar nicht erst auf Kopfballduelle nach 50m-Befreiungsschlägen einzulassen und so die Kontrolle über das Spiel zu übernehmen.

Vor allem mit der Maßnahme, wie schon bei der WM in Südafrika einen Sechser zwischen die Innenverteidiger zu schieben und so die Flanken zu stärken. Rund 20 Minuten vor Schluss stellte Bondscoach Van Marwijk dann um: Mit Huntelaar (statt Afellay) kam ein echter Strafraumstürmer zu dem extrem weite Wege gehenden Van Persie, Sneijder ging nun ganz auf die linke Seite; dazu kam mit Van der Vaart ein neuer Achter/Zehner für das Zentrum statt De Jong.

Morten Olsen konterte sofort, indem er mit Lasse Schøne einen gegenüber dem ausgewechselten Eriksen etwas defensiveren Spieler für die Sicherung im Zentrum brachte, dazu hielten Jacobsen und Poulsen auf den Außen nun ihre defensiven Positionen ein und die beiden Sechser machten das Zentrum auf einer Höhe dicht. Die Folge: Holland fand auch weiterhin kaum Wege Richtung Andersens Tor. Und wenn, verdaddelten sie die Chancen.

Fazit: Durchaus verdienter dänischer Sieg

„Wir waren das bessere Team“, gab Dänemarks Teamchef Morten Olsen  nach dem Spiel zu Protokoll, und man kann ihm kaum Widersprechen. Die Organisation der Dänen war nahezu perfekt, vor allem Niki Zimling zeigte eine beeindruckende Leistung. Aber auch die Innenverteidigung war sehr aufmerksam, die Außenverteidiger zeigten gute Spielintelligenz und das permanente Anpressen der holländischen Spieleröffnung machte Oranje doch zu schaffen.

Natürlich ist der Vize-Weltmeister individuell deutlich besser besetzt als Dänemark, aber dennoch müssen sie sich neben einigen vergebenen Chancen vorwerfen lassen, einfach keine gute Leistung abgeliefert und keine Strategien entwickelt zu haben, wie man den Rückstand noch zumindest ausgleichen hätte können. Zu viel baute auf Einzelaktionen und dem Vertrauen auf individuelle Klasse auf. Das war zu wenig

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Maues 0:0 hilft weder Arsenal noch OM https://ballverliebt.eu/2011/11/02/maues-00-hilft-weder-arsenal-noch-om/ https://ballverliebt.eu/2011/11/02/maues-00-hilft-weder-arsenal-noch-om/#respond Wed, 02 Nov 2011 07:00:31 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6007 Maues 0:0 hilft weder Arsenal noch OM weiterlesen ]]> Leckerbissen? Nein, das war das Spiel zwischen Arsenal und Marseille wirklich nicht. Beide Mannschaften ließen die Struktur im Spiel nach vorne vermissen, beiden fehlte es an der Breite, und keiner konnte über einen längeren Zeitraum Torgefahr erzeugen. Das 0:0 war somit logisch.

Arsenal - Marseille 0:0

Arsenal? Nach vielen Abgängen und einem schrecklichen Saisonstart im Kommen, aber das Gebilde wirkt fragil. Marseille? Konnte sich aus dem Tabellenkeller lösen, ist aber weit weg vom eigenen Anspruch. Das sind die Teams national. In der Champions League stimmten bislang die Resultate. Und beide Teams wussten vor diesem Spiel: Ein Sieg, und man hat das Achtelfinale so gut wie sicher.

Toller Start von Marseille…

Der französische Vizemeister legte sofort mit heftigem Pressing los. Damit wusste Arsenal erst einmal überhaupt nichts anzufangen: Marseille sammelte viel Ballbesitz und versuchte vor allem, über die Außen nach vorne zu kommen und von dort flach in den Strafraum zu flanken. Dass man mit hohen Bällen gegen Mertesacker und Vermaelen nicht viel Spaß haben würde, war Marseille klar.

Jenkinson und André Santos wurden somit früh als mögliche Schwachstellen erkannt und angebohrt, und mit dem teils brutalen Pressing im Mittelfeld kam Arsenal nicht dazu, ins Spiel zu finde. Hinzu kam die recht hohe Positionierung von Valbuena – die später schon ein Probelm darstellte – und der unglaubliche Aktionsradius von Rémy, wodurch beide fast immer anspielbar waren und die Hausherren vor große Probleme stellten.

…doch der währt nicht lange

Das ging etwa eine Viertelstunde so und eine Führung für die Franzosen wäre sowohl möglich als auch hochverdient gewesen, doch dann kam ein deutlicher Bruch. Zum einen, weil das Pressing OM nachließ, und zum anderen, weil Arsenal sich nun darauf verlegte, die eigenen Außenverteidiger einfach zurückgezogener und mit einer klaren defensiv orientierten Rolle spielen zu lassen. So wurden die Ayew-Brüder auf den Flügeln ziemlich aus dem Spiel genommen.

Vorne reagierten mit Walcott und Gervinho die immer wieder rochierenden Außenspieler auf die fehlende Unterstützung von hinten, indem sie noch weiter ins Zentrum gingen; vor allem Gervinho ließ seine jeweilige Seite oft komplett brach liegen – so waren Diarra und Cheyrou im defensiven zentralen Mittelfeld von Marseille mit zusätzlichen Defensiv-Aufgaben konfrontierte.

Neutralisation durch die Mitte

Arsenal hatte kein echtes Flügelspiel, die Folge war eine Partie, die sich vornehmlich im Zentrum abspielte, und weil sich dort eine ähnliche Raumaufteilung mit ähnlicher Rollenverteilung gegenüber standen, neutralisierten sich die beiden Mannschaften dort.

Arsenal fehlte es am nötigen Tempo, um die gegen den Ball in zwei Viererketten stehenden Franzosen durchzukommen. Mitunter war der Spielaufbau ziemlich behäbig und es fehlten zum einen die Ideen von hinten heraus und die Klasse und die Beweglichkeit von Robin van Persie in der Spitze. Aus dem langsamen Spiel heraus konnte nie ein eigener Spieler im Strafraum freigespielt werden und Arsenal machte somit nie den Eindruck, wirklich ein Tor schießen zu können.

Spiel schläft völlig ein

OM konnte ohne Pressing überhaupt keine Akzente mehr setzen und die Quote der angekommenen Pässe, die jener von Arsenal in der ersten Viertelstunde haushoch überlegen war, näherte sich immer mehr dem recht fahrigen Niveau der Hausherren an. So sank mit dem Tempo und der Genauigkeit auch eklatant der Unterhaltungswert und auch die Klasse des Spiels.

Daran änderte sich auch nach dem Seitenwechsel recht wenig: Viel Struktur war nicht erkennbar, und durch viele Fehler auf beiden Seiten gab es kaum ernst zu nehmende Angriffszüge. Immer öfter wurden auch lange Bälle versucht, doch auch diese hatten nicht den erhofften Effekt.

Was auch daran lag, dass bei Arsenal Ramsey nun etwas tiefer stand und Marseille so durchs Zentrum nicht mehr durchkam – hier wurde die Positionierung von Valbuena zum angekündigten Problem – und, weil Jenkinson und vor allem André Santos auf den Flügeln nun deutlich mehr Initiative zeigten, was die Ayew-Brüder in die Defensive zwang. Dennoch fehlte es Arsenal weiterhin an der Breite im Spiel nach vorne und auch am Zug zum Tor.

Amalfitano bringt Schwung

Didier Deschamps reagierte, indem er mit Amalfitano (statt dem fleißigen, aber glücklosen Rémy) einen neuen Mann für die Belebung der rechten Seite brachte, und diese Maßnahme zeigte durchaus Wirkung. Mit ihm auf dem Flügel kam sofort Schwung ins Spiel, der neue Mann riss das Spiel an sich. So hatte Marseille nun plötzlich ein totales Übergewicht auf dieser Seite des Feldes, auch wenn man dieses nicht wirklich nützen konnte.

In weiterer Folge kamen auch Lucho González (für Valbuena, als Zehner) und Gignac (für Jordan Ayew, als Spitze). Allesamt keine schlechten Maßnahmen von Deschamps, aber auch keine wirklichen Verbessungen zu vorher.

Auch mit Van Persie harmlos

Arsenal hatte in der zweiten Hälfte mehr Ballbesitz, aber Konkretes schaute dabei nicht heraus. Konnte man das lange mit der Abwesenheit von Robin van Persie erklären, fiel dieses Argument nach einer Stunde weg – da kam der Holländer für den Koreaner Park Chu-Yong, der ihn nicht ersetzen hatte können.

Doch auch mit Van Persie in der Spitze wurde es nicht besser: Zu viele Bälle kamen nicht an. Auch wenn mit Rosický und Arshavin (statt Ramsey und Gervinho) wie beim Gegner keine schlechten Wechsel waren, herumheißen konnten sie das Spiel nicht.

Fazit: Zwei Teams mit deutlich fehlendem Selbstverständnis

Man merkte diesem lauen 0:0 deutlich an, dass hier zwei Teams am Werk waren, deren Saison bisher so gar nicht den Erwartungen entspricht. Arsenal versteht es trotz der jüngsten Erfolge in der Premier League nicht annähernd so wie früher, den Ball laufen zu lassen, das Tempo hoch zu halten und den Gegner so auszumanövrieren. Hier muss man auch die Rolle von Mikel Arteta hinterfragen, der es nicht schafft, Struktur ins Spiel der Gunners zu bringen – gerade auf Champions-League-Niveau wäre das aber schwer gefragt.

Marseille fing wunderbar an, presste konsequent auf die Gegenspieler – sogar Arsenal-Goalie Wojciech Szczesny musste mitunter Haken schlagen, um sich der Franzosen zu erwehren – doch nach einer Viertelstunde war das Spiel von OM wie abgerissen. Die Ayew-Brüder auf den Flanken (die sie nach der Pause tauschten) blieben wirkungslos, Diarra und Cheyrou trauten sich nicht so recht nach vorne und Valbuena stand zu hoch, um im Rücken von Song und Arteta viel ausrichten zu können.

Kurz: Es war über weite Strecken ein unansehnliches Spiel mit überschaubarem Unterhaltungswert. Und es zeigte, dass Dortmund (sofern annähernd in Bestform) sich vor keiner dieser beiden Teams in die Hosen zu machen braucht.

(phe)

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Barcelona räumt den Arsenal-Bus weg https://ballverliebt.eu/2011/03/08/barcelona-raumt-den-arsenal-bus-weg/ https://ballverliebt.eu/2011/03/08/barcelona-raumt-den-arsenal-bus-weg/#comments Tue, 08 Mar 2011 22:48:02 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4284 Barcelona räumt den Arsenal-Bus weg weiterlesen ]]> Ein Arsenal, das den Ball nicht will – in der ersten Hälfte. Ein Arsenal, dass sich in Unterzahl ans Remis klemmt – in der zweiten Hälfte. Nach dem harten Ausschluss von Robin van Persie fehlte es Arsenal an den Mitteln. Alleinschuld am Aus hat diese Rote aber nicht – zu klar war Barça gegen den Arsenal-Bus, der vorm Tor geparkt wurde, überlegen.

FC Barcelona - Arsenal FC 3:1

1:2 das Hinspiel verloren, nun fiel neben Puyol auch Piqué aus – die Voraussetzungen für Barcelona hätte vor dem Rückspiel besser sein können. Pep Guardiola, frisch genesen von einem Bandscheibenvorfall, entschied sich dafür, Sergi Busquets neben Eric Abidal in die Innenverteidigung zu stellen. Zum einen erwartete er offensichtlich nicht, dass Arsenal die Barça-Abwehr wirklich testen wollte, zum anderen ist Busquets in der Spieleröffnung deutlich stärker als etwa Gabriel Milito.

Arsenal – mit Van Persie und Fàbregas waren beide Sorgenkinder der letzten Wochen dabei – versuchte zunächst, gegen den Ball mit einem 4-4-2 vorne ein wenig zu pressen und dahinter die Räume für Barças Kurzpassspiel so dicht wie möglich zu machen. Fàbregas orientierte sich dabei halbrechts neben Van Persie. Der Plan war grundsätzlich auch gut ausgeführt – bis auf die Tatsache, dass Samir Nasri den unangenehmen Dani Alves nie in den Griff bekam und sich immer weiter und weiter vom Brasilianer zurückdrängen ließ. Mit der Folge, dass Nasri sich permanent auf Höhe der Abwehrkette wiederfand. Dadurch musste Fàbregas von Van Persies Seite weichen, sich ins Mittelfeld zurückfallen lassen. Und Van Persie war noch mehr auf sich alleine gestellt. In der ersten Hälfte hatte der Holländer genau acht Ballkontakte.

Die Gunners spielten ein für sie sehr untypisches Spiel: Sie versuchten nicht, Barcelona zu „kopieren“, wie das sonst ihr Spiel ist – nein, sie überließen dem Gegner den Ball und wandten die „Bus-vorm-Tor“-Methode an. Vor allem Jack Wilshere, der auch schon mal im eigenen Strafraum Bälle abgrätscht, und Johan Djourou taten sich mit hervorragenden Leistungen hervor. Nach vorne allerdings ging wenig: Das Thema Nasri erledigte sich durch Dani Alves, und Rosický fand gegen den nicht ganz so auffälligen Adriano Correia ebenso nicht statt. Und die Mitte? Die war zu – denn weil Alves Nasri beschäftigte und Clichy hinten einrückte, konnte Pedro in die Zentrale driften. Barça hatte im Grunde alles unter Kontrolle, kam aber kaum mal durch.

Ein paar Brutalitäten waren auch dabei

Bemerkenswert war aber nicht nur, dass Arsenal gar keine Anzeichen von sich gab, wirklich etwas für die Offensive tun zu wollen – oder zu können, dank des erbarmungslosen Pressings von Barcelona -, sondern auch die erstaunlich robuste Gangart vor allem von Barcelona. Dani Alves klopfte Nasri ziemlich ab, vor allem Mascherano ging mit Fàbregas auch nicht gerade zärtlich um. Auf der anderen Seite hatte Arsenal jedoch Glück, als Diaby an der Strafraumgrenze Messi über die Klinge springen ließ (31.) – Schiri Busacca ließ Gnade vor Recht ergeben und gab keinen Elfmeter.

Barcelona tat sich gegen die untypisch tief stehenden Gunners sehr schwer, aber für die Blaugrana ist dies kein ungewohntes Spiel: Fast jeder stellt sich gegen Barça hinten rein. So war es auch nicht verwunderlich, dass Messi und Co. die Ruhe bewahrten und sich geduldig den Ball hin- und herschoben, biss sich womöglich doch einmal eine Lücke auftut. Und kurz vor der Halbzeit machte ausgerechnet Cesc Fàbregas, Katalane im Arsenal-Dress den entscheidenden Fehler: Allzu lässig spielte der den Ball mit der Ferse, Iniesta fing den Ball ab und bediente Messi. Und der ist nun mal Messi und so stand’s zur Pause 1:0 für Barcelona. Arsenal war nun gefordert.

Wozu was ändern, wenn’s Standards gibt?

Was Arsène Wenger für den zweiten Durchgang änderte? Erst einmal gar nichts. Das war ganz offensichtlich auch nicht zwingend notwendig – schließlich gelang der Ausgleich auch so, aus einem ganz profanen Eckball, denn Aushilfs-Innenverteidiger Busquets ins eigene Tor lenkte. Arsenal war wieder im Spiel und konnte nun den defensiven Ansatz genauso weiterführen wie vor dem Rückstand mit dem Pausenpfiff.

In der Theorie zumindest. Denn nur drei Minuten nach dem Ausgleich spielte Robin van Persie nach dem Abseitspfiff seinen Angriff noch fertig und ließ sich auch nicht davon irritieren, dass ihn keiner mehr ernsthaft bedrängte und auch Valdes ihn nur halbherzig empfing. Schiedsrichter Busacca hatte keine andere Wahl, als Van Persie zu verwarnen – dumm nur, dass der Holländer schon vor der Pause eine solche gesehen hatte. Somit war Arsenal ab Minute 56 ein Mann weniger.

Auswirkung auf’s Spiel? Erst mal keine.

Bei Arsenal bewegte sich ohne Van Persie nun Fàbregas etwas nach vorne, ansonsten bestand aber keine Veranlassung, viel zu ändern – schließlich mauerte sich auch Inter Mailand letztes Jahr mit zehn Mann ins Finale. So spielte hinten weiterhin die Viererkette plus Nasri, davor Wilshere mit Diaby und Rosický, und leicht davor Fàbregas. Leichter fiel es Barcelona gegen den dezimierten Gegner aber erst mal nicht – denn Van Persie war vorher schon der eine Spieler, der sich de facto nicht beteiligt hat und keine wirkliche Rolle gespielt hatte.

Doch anders als gegen Inter letztes Jahr schaffte es Barça in Minute 69 dann doch einmal, sich durchzukombinieren – Iniesta auf Villa, dieser legt für Xavi ab, und es stand 2:1. Damit war Barcelona nun deutlich im Vorteil: Denn obwohl es bei diesem Resultat in eine Verlängerung gegangen wäre, mit einem Mann mehr und dem Momentum auf der eigenen Seite musste Arsenal nun etwas Besonderes schaffen.

Doch noch bevor Wenger irgendwas ändern konnte, legte Koscielny Pedro. Und hatte noch Glück – denn auch das wäre eigentlich eine Pflicht-Gelbe gewesen, womit auch der Franzose geflogen wäre (genauso wie seine fiese Attacke an Villa in der 74. Minute – das war an sich glatt Rot). Doch Busacca ließ ihn leben. Schlechtes Gewissen oder Mitleid mit den Gunners? So oder so, Messi verwandelte locker zum 3:1.

Jetzt reagiert Wenger

Der Arsenal-Coach zog nun seine letzten zwei Joker (nachdem Almunia schon in der ersten Hälfte für den an der Hand verletzten Szczesny gekommen war): Arshavin durfte statt des unsichtbaren Rosický rein und Bendtner kam als Leuchtturm in der Spitze statt Fàbregas.

Viel gebracht hat das allerdings nicht wirklich: Arshavin kam gegen Adriano Correia ebenso wenig zur Geltung wie Rosický, zumal die Gunners keine echte Chance hatten, das sichere Kombinationsspiel von Barcelona zur durchbrechen. Es gab realistischerweise nur noch das hoffen auf einen Lucky Punch aus einem Konter.

Weil Barcelona, je näher es Richtung Schlusspfiff ging, aber immer leichtsinniger wurde, hätte das in der 87. Minute beinahe noch geklappt. Aber Mascherano war im letzten Moment noch vor Bendter am Ball – und so blieb es beim hochverdienten 3:1.

Fazit: Barça verdient weiter

Man kann argumentieren, dass der Ausschluss von Van Persie die Gunners entscheidend geschwächt hat. Und obwohl der Holländer im Spiel eigentlich keine Rolle spielte, stimmt das bis zu einem gewissen Grad natürlich, es nahm Arsenal einige Optionen im Konterspiel, als dieses in den letzten 20 Minuten gefragt gewesen wäre. Unstrittig ist aber, dass Busacca in der Folge Koscielny zwei mal leben ließ, als dieser um einen Ausschluss gebettelt hatte und schon in der ersten Hälfte einen Elfmeter für Barcelona hätte geben müssen.

Unstrittig ist aber, dass Barcelona in drei von vier Halbzeiten die zum Teil klar bessere Mannschaft war und zweifellos verdient ins Viertelfinale aufgestiegen ist. Arsenal versuchte es von Anfang an mit einer ungewohnt defensiven Herangehensweise und eine Halbzeit lang hat das auch wunderbar funktioniert. Aber letztlich entschied die höhere individuelle Klasse gegen den tief stehenden Gegner für Barça.

(phe)

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Vier Sechs Null https://ballverliebt.eu/2010/02/02/vier-sechs-null/ https://ballverliebt.eu/2010/02/02/vier-sechs-null/#respond Tue, 02 Feb 2010 18:43:48 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=1821 Vier Sechs Null weiterlesen ]]> WM-SERIE, Teil 11: NIEDERLANDE | Die „Elftal“ ist mal wieder einer der Mitfavoriten auf den Weltmeister-Titel. Die Holländer versuchen es dabei, wie schon bei der Euro2008, mit einer offensiv ausgerichteten Kontertaktik. Klingt komisch – ist aber so.

Der Auftritt der holländischen „Elftal“ bei der EM 2008 war ein Spiegelbild des Images, das dieser Mannschaft seit Jahren, ja seit Jahrzehnten anhängt: Wunderschöner Offensivfußball, Spiele zum Zungeschnalzen. Daraufhin macht man sich zum Titelfavoriten – und prompt scheitert man an der Unfähigkeit, mit diesem Druck umzugehen oder wird von einem Gegner bezwungen, der sich nicht auf die Schönspielerei einlässt und dem Oranje-Team die Lust am Spielen nimmt. Gibt es Gründe, dass die WM-Endrunde in Südafrika anders läuft? Wenn man ganz ehrlich ist: Nein, eigentlich nicht.

Dabei müssten die Holländer schon alleine wegen ihrer personellen Möglichkeiten im Offensivbereich jede Mannschaft schlagen können. Aus kaum einem anderen Land vergleichbarer geographischer Kleinheit kommt eine derartige Fülle an Weltklassespielern, und zwar nicht erst in den letzten Jahren. Das hängt zum einen natürlich mit der Mentalität der Holländer zusammen: Das Land ist nicht einmal halb so groß wie Österreich, hat aber doppelt so viele Einwohner. Dazu muss man aufgrund der Topographie des Landes ständig auf der Hut vor den Gewalten den Meeren sein – so ein Volk wird erfinderisch und gewissenhaft. Und mit dieser enormen Gewissenhaftigkeit werden auch die jungen Spieler ausgebildet: Jeder der 38 Profi-Vereine des Landes muss eine eigene Akademie vorweisen können, sonst gibt’s keine Lizenz. Und hat man die Lizenz erstmal, kann man sich ohne sportliche Existenzsorgen daran machen, mit dem eigenen Nachwuchs zum Erfolg zu kommen – denn einen Abstieg aus der zweiten Liga gibt es nicht. Die Vereine werden praktisch zur Ausbildung gezwungen. Logisch, denn angesichts von 38 Profi-Teams auf einem Gebiet von Niederösterreich, Wien, der Steiermark und dem Burgenland (wo es bei uns gerade elf Profi-Vereine gibt), sind die wirtschaftlichen Ressourcen naturgemäß zu knapp, um sich ein Team aus fertigen Spielern zusammen zu kaufen.

So kommt es, dass sogar die absoluten Topklubs wie Ajax, Eindhoven und Feyenoord Eigenbauspieler am laufenden Band produzieren. Dass diese dann von finanzkräftigeren Vereinen etwa aus England oder Deutschland weggekauft werden, ist kalkuliert – anders wird für die neuen Talente schließlich nicht Platz. So baute etwa Ajax Johnny Heitinga als Defeniv-Mann auf, und hatte einigen Erfolg mit ihm. Dann ging er nach Spanien, der damals 19-jährige Gregory van der Wiel nahm seinen Platz bein Ajax ein. Heute sind beide im Kader der Nationalmannschaft und kämpfen um einen Platz dort. Konkurrenz belebt eben das Geschäft.

Und nach diesem Prinzip hat sich der Europameister von 1988 zu einem Dauergast auf den Favoritenlisten großer Turniere etabliert, auch nachdem Spieler aufgrund des Bosman-Urteils nach 1995 in noch größerem Ausmaß die Liga verließen und diese so in den internationalen Wertungen deutlich abrutschte. Dass es aber für den ganz großen Wurf nun schon länger nicht mehr gereicht hat und bei den letzten beiden Turnieren nach einer enorm starken Vorrunde jeweils schon in der ersten K.o.-Runde schluss war, lässt sich eher am mentalen Rüstzeug festmachen als an der spielerischen Qualität: So quirlig, schnell und oft unberechenbar die Offensivabteilung ist, so humorlos agiert die oft unterschätzte Defensive, die aus eher weniger bekannten Namen zusammengesetzt wird. Die Zeiten von Stars wie Frank de Boer oder Jaap Stam sind vorbei.

Die Vierer-Abwehrkette der Holländer kommt auf den ersten Blick eher als Ansammlung (überspitzt formuliert) hüftsteifer alter Männer daher, die auch nie wirklich echte Stars waren. Bondscoach Bert van Marwijk hat nicht die Alternativen in der Hinterhand, um das zu ändern – muss er aber auch gar nicht. Das Duo in der Innenverteidigung setzt sich aus dem 35-jährigen André Ooijer und dem HSV-Profi Joris Mathijsen, der auch schon 30 Lenze auf dem Buckel hat, zusammen. Ooijer verbrachte den Großteil seiner Karriere beim PSV Eindhoven, nur von einem dreijährigen Abstecher auf die Insel (Blackburn) unterbrochen. Er ist ein grundsolider Verteidiger, der durchaus auch Spielübersicht hat, aber wie sein Nebenmann Mathijsen nicht gerade der flinkste ist. Mit Kopfbällen braucht man es gegen diese beiden nicht versuchen, mit schnellem Spiel ist ihnen ehesten beizukommen.

Eine Möglichkeit, in der Innenverteidigung zu variieren, wären allenfalls Khalid Boulahrouz (der aber weder bedeutend jünger, noch besser, noch schneller ist als Ooijer und Mathijsen) und John Heitinga. Dieser wird aber eher auf der rechten Seite gebraucht. Rückt der Everton-Verteidiger in die Zentrale, spielt für ihn – wie oben erwähnt – der junge Gregory van der Wiel auf  rechts; ihm mangelt es aber an internationaler Erfahrung. Diese hat Kapitän Giovanni van Bronckhorst auf der linken Seite zwar mehr als genug; wenn alles nach Plan läuft, ist das erste WM-Spiel gegen Dänemark sein hundertster Auftritt im holländischen Team. Aber „Gio“, ein flinker Mann mit einigem Offensivfran, hat seine besten Zeiten auch schon etwas hinter sich. Hinter der Kette steht mit Maarten Stekelenburg kein übermäßig beeindruckender Torwart – kein Vergleich zu seinem großartigen Vorgänger Edwin van der Sar. Er könnte am ehesten zum Sorgenkind werden.

Schwächere Gegner, wie sie die Holländer in der Qualifikation hatten, beißen sich mangels Qualität an die humorlosen, aber sicherlich nicht unverwundbare Abwehr die Zähne aus – die Bilanz von nur zwei Gegentoren in den acht Spielen, welche die „Elftal“ allesamt gewinnen konnte, darf man aber nicht allzu sehr überbewerten; ebenso wie die Zu-Null-Testspiele gegen Australien, Paraguay und Japan zuletzt. Gegen die drei braven, aber sicherlich schwächer als die Holländer einzuschätzenden Gruppengegner sollte es auch noch keine Probleme geben. Aber ob es für einen WM-Titel wirklich reicht? Da müssten schon auch die Spieler aus der Offensive mithelfen.

Die haben auch fraglos die nötige Qualität. Und dennoch: Obwohl es mindestens sechs Spieler in jeder möglichen Formation gibt, die wirklich offensiv denken, gibt es keine klassische Sturmspitze, die vorne auf die Anspiele wartet. Die Holländer sind damit, gemeinsam etwa mit den Spaniern, der Vorreiter einer Entwicklung, die der heutige Teamchef der Südafrikaner Carlos Alberto Parreira schon vor 16 Jahren prophezeite hatte: Das Spielsystem eines 4-6-0, das jeden Angriff wie einen Konter aufzieht. Voraussetzung dazu: Schnelle Spieler mit enormem Spielverständnis und einem guten Auge für die Situation. Und solche haben die Holländer genug!

In der Zentrale des (nominellen) Dreier-Mittelfeld sorgen üblicherweise Mark van Bommel (der Schwiegersohn des Bondscoaches) von den Bayern und Nigel de Jong von Manchester City für die defensive Absicherung, sind aber ebenso für die Einleitung der Angriffe verantwortlich. Diese Aufgabe teilt Van Marwijk hier auf zwei Spieler auf – anders als beim Europameister Spanien, wo Marcos Senna oft alleine auf dieser Position steht. Vor ihnen (oder deren Back-ups Schaars und De Zeeuw) ist es in der stärksten Formation Wesley Sneijder, der für die offensive Zentrale zuständig ist. Er (oder eben Rafael van der Vaart oder Jungstar Ibrahim Afellay, der erstmals WM-Luft schnuppern dürfte) ist der dezidiert offensive Dreh- und Angelpunkt im Angriffsspiel der Holländer. An ihm ist es, die Löcher zu sehen, durch die er seinen eben oft aus der Etappe startenden Vorderleuten die Bälle in den Lauf spielen kann.

Speziell auf den Flanken hat Van Marwijk eine mächtige Auswahl, wen er auf die Zuspiele aus dem Zentrum hoffen, oder auch die Seiten mit den Offensivstarken Außenverteidigern (wenn auch links eher als rechts) bearbeiten soll. Obendrein können die Kandidaten auch noch auf beiden Seiten agieren, was durch ständiges Rochieren die Gegner zusätzlich verwirren und so die Wucht des eigenen Angriffspiels verstärken soll. Arjen Robben, der zudem wie Sneijder ein guter Freistoß-Schütze ist, ist eine dieser Waffen – der trickreiche Linksfuß ist aber verletzungsanfällig. Sein Vorteil: Er ist ein hervorragender Joker und braucht nicht lange, bis er nach einer Einwechslung ins Spiel findet.

Ein ähnlicher Spielertyp ist Jungstar Eljero Elia, der ebenso in Deutschland spielt, als Teamkollege von Innenverteidiger Mathijsen beim HSV. Auch Van der Vaart kann auf die Seite ausweichen. Ryan Babel kann hier ebenso spielen, ist aber eher als Joker vorgesehen. Gesetzt ist in der Startformation (sofern er sich nicht verletzt) dafür Babels Teamkollege bei Liverpool, Arbeitstier Dirk Kuyt. Dem fleißigen Blondschopf, der eher auf der rechten Seite daheim ist, fehlt es zwar etwas an der Torgefahr, dafür könnte er zur noch auch in der Mitte spielen, wenn das notwendig sein würde. Wäre aber schon so ein wenig die Pechvogel-Variante.

Denn in der Sturmzentrale, die es ja in ihrer klassichen Form in dieser Mannschaft eben nicht gibt, ist Robin van Persie vorgesehen. Der flinke Mann ist die absolute Idealbesetzung für diesen Part, schließlich spielt er bei Arsenal exakt diese Position in exakt diesem System mit exakt dieser Spielweise. Da Van Marwijk hier keinen gleichwertigen Ersatz aufbieten kann, schmerzt ihn die Verletzung Van Persies mit – dieser fällt mit einem verletzten Sprunggelenk wohl bis kurz vor Saisonschluss aus.

Ohne Van Persie müsste entweder Kuyt in der Zentrale spielen, was ihm aber nicht so entgegen kommt wie die Aufgabe auf den Außen. Oder er stellt sein komplettes System um. Das müsste er tun, wenn Klaas-Jan Huntelaar spielen sollte. Das versuchte der Bondscoach zuletzt im Oktober in einem Testspiel gegen Australien. Mit mäßigem Erfolg, es gab ein 0:0. Spielt Huntelaar, müssen die anderen Offensiv-Spieler größere Verantwortung im Spielaufbau übernehmen, denn großer Vorbereiter ist der Strafraumspieler von Milan nicht.

Bondscoach Bert van Marwijk hat das System und die Philosophie, mit der er das Team von Marco van Basten übernommen hat, nicht verändert. So geht, wie schon bei der Euro2008, die größte Gefahr für die Holländer von Mannschaften aus, die mit einem ähnlichen Spielsystem agieren, wie das vor zwei Jahren die Russen waren, oder vor vier Jahren die Portugiesen. Solche Gegner, die auch die klasse besitzen, den Holländern in deren Bestform wirklich zusetzen zu können warten in der Vorrunde gegen Dänemark, Japan und Kamerun nicht, aber um wirklich einen großen Erfolg feiern zu können, muss sich in den Köpfen etwas ändern. Gegen die Russen im Euro-Viertelfinale verzagte vor allem Sneijder an den taktisch extrem ausgereiften Russen; gegen die Portugiesen wusste man sich vor vier Jahren nur mit Härteeinlagen zu helfen.

Nur, wenn es den Holländern auch in entscheidenden Spielen gegen unangenehme Gegner gelingt, die Nerven zu bewahren, können sie in Südafrika zu größeren Erfolgen kommen als einem Viertelfinal-Einzug (der das absolute Minimalziel sein muss). Und frühestens im Semfinale könnte es zum Aufeinandertreffen mit Australien kommen – dem einzigen anderen WM-Teilnehmer, der mit Pim Verbeek über einen holländischen Coach verfügt.

Und an einem solchen sind sie ja vor zwei Jahren noch gescheitert.

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NIEDERLANDE
oranges Trikot, weiße Hose, Nike – Platzierung im ELO-Ranking: 3.

Spiele in Südafrika:
Dänemark (Mittagsspiel Mo 14/06 in Johannesburg/S)
Japan (Mittagsspiel Sa 19/06 in Durban)
Kamerun (Abendspiel Do 24/06 in Kapstadt)

TEAM: Tor: Maarten Stekelenburg (27, Ajax), Piet Velthuizen (23, Arnheim), Michel Vorm (26, Utrecht). Abwehr: Khalid Boulahrouz (28, Stuttgart), Edson Braafheid (27, Celtic), John Heitinga (26, Everton), Joris Mathijsen (30, Hamburg), André Ooijer (35, Eindhoven), Giovanni van Bronckhorst (35, Feyenoord), Gregory van der Wiel (22, Ajax). Mittelfeld: Ibrahim Afellay (24, Eindhoven), Nigel de Jong (25, Manchester City), Demy de Zeeuw (27, Ajax), Stijn Schaars (26, Alkmaar), Wesley Sneijder (26, Inter), Mark van Bommel (33, Bayern), Rafael van der Vaart (27, Real Madrid). Angriff: Ryan Babel (23, Liverpool), Eljero Elia (23, Hamburg), Klaas-Jan Huntelaar (26, Milan), Dirk Kuyt (29, Liverpool), Arjen Robben (26, Bayern), Robin van Persie (26, Arsenal).

Teamchef: Bert van Marwijk (58, Niederländer, seit Juli 2008)

Qualifikation: 2:1 in Mazedonien, 2:0 gegen Island, 1:0 in Norwegen, 3:0 gegen Schottland, 4:0 gegen Mazedonien, 2:1 in Island, 2:0 gegen Norwegen, 1:0 in Schottland.

Endrundenteilnahmen: 8 (1934 und 38 Erste Runde, 1974 und 78 Finale, 90 Achtelfinale, 94 Viertelfinale, 98 Vierter, 2006 Achtelfinale)

>> Ballverliebt-WM-Serie
Gruppe A: Südafrika, Mexiko, Uruguay, Frankreich
Gruppe B: Argentinien, Nigeria, Südkorea, Griechenland
Gruppe C: England, USA, Algerien, Slowenien
Gruppe D: Deutschland, Australien, Serbien, Ghana
Gruppe E: Holland, Dänemark, Japan, Kamerun
Gruppe F: Italien, Paraguay, Neuseeland, Slowakei
Gruppe G: Brasilien, Nordkorea, Elfenbeinküste, Portugal
Gruppe H: Spanien, Schweiz, Honduras, Chile

* Anm.: Die Platzierungen im ELO-Ranking beziehen sich auf den Zeitpunkt der Auslosung.

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