Usbekistan – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sun, 01 Feb 2015 15:37:14 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Schwungvolle Australier gewinnen ziemlich schwunglosen Asiencup https://ballverliebt.eu/2015/02/01/schwungvolle-australier-gewinnen-ziemlich-schwunglosen-asiencup/ https://ballverliebt.eu/2015/02/01/schwungvolle-australier-gewinnen-ziemlich-schwunglosen-asiencup/#comments Sun, 01 Feb 2015 14:32:33 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10816 Schwungvolle Australier gewinnen ziemlich schwunglosen Asiencup weiterlesen ]]> Beim 16. Asiencup siegte zum siebenten Mal der jeweilige Gastgeber – und zum ersten Mal das Team aus Australien. Verdient – nach einem Turnier, das allerdings über weite Strecken alles andere als sehenswert war. Verglichen mit dem durchaus ordentlichen Niveau beim letzten Turnier vor vier Jahren haben 90 % der Teams stagniert oder wurden sogar schlechter.

Dass ein Trainer mit seinem Team das Turnier gewonnen hat, der rechtzeitig die Probleme seiner Mannschaft erkannt und angeganen ist – und dabei die WM als Testturnier betrachtet hat – ist folgerichtig. Die Konsequenz, mit der Ange Postecoglou seine Australier in den letzten 14 Monaten nach seinen Vorstellungen formte (und mit dem Segen des Verbands auch formen durfte), darf durchaus als Vorbild für andere Teams herhalten.

Australien: Verdienter Sieger

Australien. Teamchef: Ange Postecoglou
Australien: Mit viel Schwung und Wille und den wenigsten Aussetzern zum Titel.

Wie erwartet: Australien war nicht die individuell beste Mannschaft des Turniers, aber diejenige, die am meisten Schwung und Unternehmensgeist zeigte und dabei sich die wenigsten Aussetzer leistete. Die von Ange Postecoglou seit seinem Amtsantritt vor 14 Monaten radikal verjüngte Truppe strahlte genau jene Verve aus, die ihr vor allem unter Vorgänger Holger Osieck – trotz des Finaleinzugs beim Asiencup 2011 – dramatisch gefehlt hat.

Oldboy Tim Cahill hat zwar nur noch Luft für 70 Minuten, aber sein Einsatzwille riss das Team mit, während Mile Jedinak und Mark Milligan – die einzigen beiden verbliebenen Routiniers in der Stammformation – für die Struktur im Spiel sorgten. Das 4-3-3 (bei der WM spielte Postecoglou noch in einem 4-2-3-1) entspricht den Stärken des Teams am Ehesten. Mit dem Vorwärtsdrang und der geschickten Raumaufteilung wurden Gegner oft zu langen Bällen gezwungen, die bei der robusten Abwehr der Aussies wenig erfolgversprechend waren. Zudem zeigte sich Mat Ryan als exzellenter Schlussmann und war wohl der beste Goalie des Turniers.

Im Finale gegen Südkorea litt man darunter, dass Tim Cahill in sehr effektive Manndeckung genommen wurde, letztlich waren es aber genau die Attribute des Never-Give-Up, die das entscheidende Siegestor in der Verlängerung brachten. Australien ist sicher der verdiente Sieger des Turniers und hat gezeigt, dass durchaus taugliche Spieler nachkommen wenn altverdiente Leute wie Tim Cahill nicht mehr da sind.

Südkorea: Etwas mehr Initiative – aber…

Südkorea. Teamchef: Uli Stielike
Südkorea: Nicht so miserabel wie bei der WM, aber immer noch nicht überzeugend.

Bei der WM waren die Koreaner eine der größten Enttäuschungen. Nach den drei Schritten zurück, die unter Uli Stielikes Vorgänge Hong Myung-Bo gemacht wurden, ging es nun zumindest einen wieder nach vorne. Aber obwohl Stielike kräftig das Personal gewechselt hat, änderte sich an der Herangehensweise nur wenig. Man zeigte zwar – vor allem gegen schwächere Gegner – dass man durchaus in der Lage ist, mit geschickten Pressingwegen die Spieleröffnung der Kontrahenten zu unterbinden, aber der Zug zum Tor fehlte weiterhin völlig.

Natürlich half es auch nicht, dass sich Zehner Koo Ja-Cheol (von Mainz) und Lee Chung-Yong (von Bolton) früh verletzten und sich der Leverkusener Son Heung-Min in der Vorrunde auch mit einer Blessur herumplagte. Aber dass Park und Ki oft beide vor den Innenverteidigern stehen blieben, dass man den Usbeken im Viertelfinale die Flanken komplett überließ, dass – ganz generell – nicht wesentlich mehr Initiative ergriffen wurde, bei einem Personal, dass das absolut zulässt, ist schon eher verwunderlich.

Südkorea ist trotz des großen individuellen Potenzials und einer Schiffsladung von Spielern, die in starken europäischen Ligen (und auch in nicht so schlechten asiatischen Ligen) spielen, weit davon entfernt, das Potenzial auszuschöpfen. Daran änderte bislang auch Stielike nichts, und daran ändert vorerst auch der Einzug in dieses Finale nichts.

Japan: Trend der letzten Jahre bestätigt

Japan. Teamchef: Javier Aguirre
Japan: Grandiose Leistungen wechselten sich mit schwächlichen Darbietungen ab.

Wer sich an Japans Auftritte beim Confed-Cup im Sommer 2013 erinnert, wird wissen: Es gab ein grandioses Match gegen Italien, aber einen ganz guten aber harmlosen gegen Mexiko und einen völlig flachen gegen Brasilien. Bei der WM im letzten Sommer schied Japan sang-, klang- und sieglos aus.

Der Eindruck aus den Jahren nach dem glanzvollen Asiencup-Titel 2011 bestätigte sich auch diesmal: Die Mannschaft hat es immer noch drauf, einen guten Tag zu haben und einen Gegner völlig zu zerstören – wie in der Vorrunde gegen den Irak. Das Spiel endete zwar „nur“ 1:0, aber auch ein 6:0 oder ein 7:0-Sieg der Japaner wäre nicht zu hoch gewesen.

Und dann aber gibt es wieder Spiele, in denen man zwar 75 % Ballbesitz hat, sich gegen einen geschickt agierenden Gegner aber damit begnügt, den Ball zu haben und eben weder Glanz noch Torgefahr versprüht, wie im Viertelfinale gegen die Emirate. Die 36 Torschüsse, die den Japanern da am Ende verrechnet wurde, spiegeln das Geschehen nämlich nicht wieder: Da war kaum eine einzige ernsthafte Torchance dabei, ehe es in der 80. Minute das 1:1 gab. Es folgten zehn Minuten, in denen man das Spiel locker entscheiden hätte können, ehe in der Verlängerung wieder gar nichts passierte und 25-Meter-Schüsschen Richtung Eckfahne schon als Torschuss gewertet wurden.

Das Viertelfinal-Aus (im Elferschießen gegen die Emirate) ist nur logisch und folgerichtig. Wer auch immer Nachfolger von Javier Aguirre wird, steht vor der schwierigen Aufgabe, eine an sich nicht übertrieben überalterte Mannschaft (nur bei Hasebe und Endo wird es nicht mehr lange gehen) umzubauen und neu zu erfinden, denn die aktuelle weist mit etwa Honda, Kagawa und Nagatomo zu viele hoch veranlagte, aber mittlerweile zu wenig konstante Spieler auf. Dass Takashi Inui – der einzige Neue in der Startformation gegenüber der WM – auch schon 26 Jahre alt ist, ist kein gutes Zeichen.

China und Saudi-Arabien: Besserung / Beständigkeit

China: Variabel vom System her,
China: Sehr systemvariabel und eine klare Philosophie, aber nicht sehr aufregend.

Ihre Liga haben sie schon zu einer der Top-Adressen in Asien gepimpt, auf Nationalteam-Ebene aber hinken die Chinesen seit jeher ihren großen Ansprüchen hinterher. Vor vier Jahren blieb man nach einer vor allem inhaltlich komplett heillosen Vorrunde schon in einer wirklich nicht besonders schweren Gruppe hängen, in der Folge konnte auch ein Star-Trainer wie José Antonio Camacho den Abwärtstrend nicht stoppen.

Für dieses Turnier holte man sich Alain Perrin, Ex-Meistercoach von Olympique Lyon, und dieser schaffte es nun, darauf aufzubauen, dass die Spieler aus einer Liga kommen, in der absolute Qualitätstrainer vom Schlage eines Lippi oder Eriksson am Werk sind. Ob also mit einem 4-4-2 (wie gegen die Saudis), einem 5-1-3-1 (wie gegen Usbekistan), einem 4-2-3-1 (wie gegen Nordkorea) oder einem 4-3-3 (wie im Viertelfinale gegen Australien): Die Mannschaft kann sich vom System her gut dem Gegner anpassen, ohne dabei ihre grundsätzliche Philosophie ändern zu müssen.

Perrin  verpasste dem chinesischen Team eine Safety-First-Spielweise. Nach Ballgewinn wird selten schnell umgeschaltet, sondern erst einmal darauf geachtet, dass man den Besitz sichert. Mit einem sehr guten Goalie und einer meist recht sicheren Hintermannschaft war das in der Regel nicht aufregend zum zusehen, aber es erfüllte den Zweck. Mit drei Arbeitssiegen wurde die Vorrunde souverän überstanden, ehe man im Viertelfinale gegen die australische Wucht keine Chance hatte.

Angesichts der Tatsache, dass das Team ein Durchschnitts-Alter von 26 Jahren hat und die nächste WM in drei Jahren steigt, hat China in der aktuellen Generation aber nur eine Chance, sich für eine WM zu qualifizieren. So gesehen kann dieser Kader nur ein Übergangs-Team sein, wenn man aus der guten Arbeit, die national gemacht wird, längerfristig Kapital schlagen möchte.

S.-Arabien:
S.-Arabien: Mit Potenzial, aber es ist kein Team. Man spielt aneinander vorbei.

Bei den Saudis war alles wie immer, in den letzten Jahren: Die individuelle Qualität wäre durchaus vorhanden, aber es fehlt komplett an jeder Kontinuität im Umfeld, um diese auch in ein stimmiges und funktionierendes, inhaltliches Konzept einzubetten. Der Nachfolger von Cosmin Olaroiu, der auch nur für dieses Turnier verpflichtet wurde, wird bereits der siebente (!) Teamchef seit 2011 sein.

So spielten die Saudis bei diesem Turnier auch wieder recht konsequent auf eigene Faust und recht gezielt aneinander vorbei. Eine recht ansprechende halbe Stunde gegen China reichte nicht, gegen die Nordkoreaner musste man nur auf gegnerische Fehler warten und gegen Usbekistan fehlte es bei allem Ballbesitz eklatant am Zug zum Tor. An Auftritten wie bei diesem Turnier wird sich auch nichts grundlegendes ändern, ehe man nicht einem Teamchef mal über vier, fünf Jahre hinweg die Chance gibt, seinen Stempel längerfristig der Mannschaft aufzudrücken.

Dass das Team, das in der Blütezeit in den 90er-Jahren ein solides Top-30-Team weltweit war, mittlerweile im Elo-Ranking auf Rang 86 und im der FIFA-Weltrangliste jenseits von Platz 100 abgestürzt ist, hat man sich komplett selbst zuzuschreiben.

WM-Gastgeber 2022: Katar sportlich meilenweit weg

Katar:
Katar: Kein Konzept, keine einstudierten Spielzüge, kaum individuelle Qualität.

Das sollte der Grundstock jenes Teams sein, auf das Katar für die Heim-WM in sieben Jahren aufbaut. Wenn man die Spiele bei diesem Asiencup mit jenem beim Heim-Turnier vor vier Jahren vergleicht, ist allerdings ein eklatanter Rückschritt erkennbar.

Bis auf den trickreichen Hassan al-Haidos, den schon relativ routinierten Khalfan Ibrahim und der mobilen Sturmspitze Mohammed Muntari (einem eingebürgerten Ghanaer) ist niemand dabei, der auch nur annähernd die Qualität für ein WM-Team hätte. Die Abwehr agiert oft naiv, der Torhüter ist ein ständiges Sicherheitsrisiko, aus dem Zentrum kommen keine Impulse und niemand scheint zu wissen, was der andere gerade vorhat – so etwas wie einstudierte Laufwege oder gar Spielzüge suchte man drei Spiele lang vergeblich – vor allem der letzte Punkt erinnert frappant an Österreich unter Constantini, mit dem Unterschied, dass dort die individuelle Qualität höher war. Beim 1:4 gegen die Emirate war man komplett überfordert, gegen den Iran hielt man zumindest das Ergebnis von 0:1 knapp, und dass man dann auch noch gegen die wirklich nicht besonders gute Truppe vom kleinen Nachbar Bahrain verlor, war das Tüpfelchen auf dem i.

Nicht deutet im Moment darauf hin, dass Katar 2022 eine auch nur halbwegs konkurrenzfähige Mannschaft in die Heim-WM schicken kann. Aus aktueller Sicht besteht die einzige Hoffnung, dass man es so macht wie die Handballer – alles einbürgern, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, und sich mit der Gunst der Referees die nötigen Resultate holen.

VAE und Irak ganz gut, Iran und Usbekistan harmlos

VAE:
VAE: Hinten kompakt, schneidig im Stören und dazu vorne noch Wuschelkopf Omar.

Mit zwei Halbfinalisten konnte man vor dem Turnier nicht direkt rechnen: Mit den Emiraten – die am Ende Dritter wurden – und dem Irak. Dabei ist das Team aus den VAE das einzige, das sich gegenüber dem Cup vor vier Jahren wirklich signifikant verbessert hat. Damals, unter Srecko Katanec, schied man klar in der Vorrunde aus. Der aktuelle Teamchef Mahdi Ali formte aus den Kickern aus Dubai, Abu Dhabi und Al-Ain eine kompakte, gut funktionierende Truppe und hatte zudem die ganz große Entdeckung des Turniers in seinen Reihen: Spielmacher Omar Abdulrahman.

Der 23-Jährige, dessen Frisur – eine Mischung aus Marouane Fellaini und David Luiz – ihn schon rein optisch zu einer auffälligen Erscheinung werden lässt, ist das Um und Auf bei den Emiraten. Er ist mit allen Freiheiten ausgestattet, die Mitspieler rennen für ihn mit und decken geschickt die Räume ab, die er mit seinem freigeistigen Positionsspiel reißt. Die Viererkette und die beiden Sechser harmonieren gut und man traute sich auch, auf dem Papier klar überlegene Gegner die Japan aktiv zu stören. Mit Ahmed Khalil gibt es einen robusten Stoßstürmer, mit Ali Mabkhout einen flinken und torgefährlichen Offensiv-Allrounder, mit Amer Abdulrahman einen ruhigen Passgeber aus der Zentrale heraus.

Es ist nicht damit zu rechnen, dass sich die Emirate nun glanzvoll für die nächste WM qualifizieren werden, aber man wird sicher deutlich näher dran sein als letztes Mal – da kassierte man gegen Südkorea, Kuwait und den Libanon bereits in der Zwischenrunde fünf Niederlagen in sechs Spielen.

Irak
Irak: Jung und mit guten Ansätzen, aber gegen gute Gegner viel zu passiv.

Auch der Irak kam zumindest einen Schritt weiter, als es der Papierform entsprochen hätte. Mit dem Shoot-Out-Sieg nach dem 3:3 nach Verlängerung gegen den Iran – dem mit sehr viel Abstand aufregendsten Spiel des Turniers – sicherte man sich den Platz im Semifinale. Die gegenüber dem Viertelfinal-Team 2011 auf sieben Positionen veränderte (und auf im Schnitt 24,1 Jahre verjüngte) Mannschaft spielte einen kompakten und eher auf Sicherheit bedachten Fußball – so spielte Abdul-Zahra, eigentlich ein Achter, konstant als hängende Spitze. Dazu war man vor allem gegen die stärkeren Teams (also Japan in der Vorrunde und Südkorea im Halbfinale) viel zu passiv, ließ das Spiel nur über sich ergehen.

Der Irak hat von einer günstigen Auslosung und relativ schwacher Konkurrenz profitiert. Man hat sicher eine ordentliche Mannschaft, die weiterhin konstant um asiatische Viertelfinali und in WM-Quali-Finalrunden der Top-10 des Kontinents mitspielen kann. Mehr ist aber nur drin, wenn mehr der jungen Spieler den Weg in bessere Ligen in der Region, wie die saudische oder die aus Katar, finden. Bleibt es dabei, dass die halbe Mannschaft beim nationalen Spitzenklub Al-Shorta in Bagdad spielt, wird es mit der Weiterentwicklung schwierig.

Iran
Iran: Nach vorne weiter mittellos, im Viertelfinale ging’s auch hinten schief.

Das mit der Weiterentwicklung ist auch beim Iran so eine Sache. Bei der WM machte man im Rahmen der (sehr begrenzten) spielerischen Möglichkeiten einen ganz ordentlichen Eindruck, aber man kann keine nach vorne stürmenden Ballkünstler herzaubern, wo einfach keine sind. Gegenüber der WM ließ Carlos Queiroz die Außenstürmer deutlich höher spielen, wollte mehr Druck ausüben gegen deutlich schwächere Kontrahenten als bei der WM. Das Mittelfeld ist mit Nekounam, Teymourian und Shojaei aber weiterhin alte Herren, die nicht besonders kreativ sind.

So blieb weiterhin nur die Variante „Hinten dicht und vorne beten“. Bis auf das Viertelfinale gegen den Irak – bei dem nach einer halben Stunde Linksverteidiger Pouladi des Feldes verwiesen wurde – stand die Defensive gewohnt sicher, aber nach vorne war halt nicht viel los. Mit dem jungen Sardar Azmoun, der in der russischen Liga unter Vertrag staht, gibt es zwar einen Hoffnungsträger im Sturmzentrum. Aber wenn er kaum brauchbare Bälle bekommt, kann auch ein solcher wenig ausrichten. In der Vorrunde gab es mit 4:0 Toren drei Siege. Im Viertelfinale war Schluss.

Usbekistan
Usbekistan: Solide, aber zuweiles etwas blutleer. Kein Schritt nach vorne.

Wie der Iran war auch Usbekistan als Gruppenkopf gesetzt (wie Gastgeber Australien und Titelverteidiger Japan), wie beim Iran war auch für die ehemalige Sowjet-Republik im Viertelfinale Endstation. Die Weißen Wölfe waren vor allem bei Flanken brandgefährlich und standen in der Abwehr recht solide (die beiden Gegentore gegen China kann man der Defensive kaum anlasten), scheiterten aber dennoch eher an sich selbst.

Teamchef Kosimov vollzog seinen Generationswechsel nämlich genau während des Turniers. Nach blutleeren Auftritten gegen China eliminiert er Kapitän Dsheparov und Routinier Kapadze und ersetzte sie durch junge Spieler, wie etwa Zehner Iskanderov (der Usbekistan bei der U-20-WM vor anderthalb Jahren ins Viertelfinale geführt hatte). Denen fehlte aber die nötige Routine und Persönlichkeit, um das Team an sich zu reißen. Man rettete sich ins Viertelfinale, dort war Endstation.

Gegen Südkorea kontrollierte man zwar die für dieses Team so wichtigen Flanken, aber es fehlte die Linie und der Punch aus der Zentrale heraus. So gab es zwar vor allem in der Anfangsphase gute Chancen, aber je länger das Spiel dauerte, desto mehr wurde deutlich, dass man gegenüber dem Halbfinal-Einzug 2011 keinen Schritt nach vorne gemacht hat.

Der schwindlige Rest

Mit gutem Willen kommt man also auf neun Teams, die halbwegs brauchbar Fußball spielen können. Der Rest – darunter auch das schon angesprochene Team aus Katar – war zuweilen von einer erschütternden Schwindligkeit, die dafür sorgte, dass man sich gerade die Vorrunde kaum ansehen konnte. Darunter etwa das Team aus Nordkorea, das zwar nicht grundsätzlich unbegabt ist, aber als Folge der kompletten Isolation des Landes vor allem im Abwehrbereich mit einer erstaunlichen Naivität zu Werke ging und daher auch folgerichtig alle drei Spiele verdient verlor.

Der Rest des untauglichen Teilnehmerfeldes bestand aus den kleinen Ländern im arabischen Raum. Also etwa die im Video gezeigte Truppe aus Kuwait, die in der Regel schon am ersten Pass aus der Abwehr heraus kläglich scheiterte. Oder die Underdogs aus Palästina, für deren Identität die Teilnahme wichtig war und sich auch im Rahmen der Möglichkeiten achtbar schlug, aber aufgrund der fehlenden Qualitäten dreimal deutlich verlor.

Zumindest einmal gewonnen hat der Oman, der in den letzten Jahren gute Ansätze zeigte, aber wo auch Paul le Guen (3x Meister mit Olympique Lyon) mit seiner Dreierkette nichts daran ändern konnte, dass Australien und Südkorea außerhalb der Reichweite bleiben. Einen Schritt zurück ging es bei Jordanien – vor vier Jahren gut organisierter Viertelfinalist, nun unter dem Engländer Ray Wilkins und seiner Mittelfeld-Raute zwar immer noch ganz okay hinten, aber völlig harmlos vorne (vom Spiel gegen die überforderten Palästinenser abgesehen). Und Bahrain konnte zwar durchaus verdient den ambitionierten Nachbarn Katar bezwingen, war aber auch meilenweit von echter Qualität entfernt.

Fazit: Negativer WM-Eindruck wurde bestätigt

Vor diesem Hintergrund ist es besonders befremdlich, dass für das Turnier 2019 (dessen Gastgeber noch nicht feststeht – im März fällt die Entscheidung zwischen dem Iran und den Emiraten) das Teilnehmerfeld von bisher 16 – was aufgrund der fehlenden Leistungsdichte schon um mindestens vier Teams zu viel ist – auf 24 aufgeblasen wird. Ein erst ab dem Viertelfinale einigermaßen kompetitives Turnier wird damit sportlich noch weiter entwertet. Annähernd zwei Drittel des Feldes wird aus teilweisen bis völligen Blindgängern bestehen.

Was dieser Asiencup bestätigt hat, war der negative Gesamteindruck, den Asiens Teams bei der WM hinterlassen haben. Australien zeigt schon in Brasilien noch das meiste ausgeschöpfte Potenzial, daran hat sich bis zu diesem Turnier nichts geändert. Von den Enttäuschten konnte weder Südkorea, noch Japan und der Iran einen wirklichen Turnaround vollziehen. Ein paar andere zeigen gute Ansätze, aber bei auf die VAE (deutlich) und China (ein wenig) wurde gegenüber 2011 sonst niemand besser.

Womit auch das Argument der arabischen Verbändie ins Leere läuft, die die Turniersieger Australien wieder aus dem asiatischen Verband werfen wollen – sie sind der Meinung, die Socceroos würden ihnen einen möglichen WM-Platz wegnehmen und nur ein zusätzlicher (und noch dazu) starker Konkurrent sein. Da es aber gerade die arabischen Teams waren, die bei diesem Turnier ganz besonders schlecht waren, ist wohl eher das Gegenteil wahr:

Im Moment bewahrt nur Australien die asiatischen Verband von der kompletten sportlichen Bedeutungslosigkeit.

(phe)

Asiencup komplett

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Glücklicher Sieg, verdienter Titel https://ballverliebt.eu/2011/01/29/glucklicher-sieg-verdienter-titel/ https://ballverliebt.eu/2011/01/29/glucklicher-sieg-verdienter-titel/#respond Sat, 29 Jan 2011 22:55:56 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3883 Glücklicher Sieg, verdienter Titel weiterlesen ]]> Wie es die Australier im Finale schafften, die klare Überlegenheit nicht in einen deutlichen Sieg umzumünzen, wissen sie wohl selbst nicht. So freut sich Japan auch dank Zacs kluger Umstellung über einen glücklichen Sieg, der einen verdienten Titel sichert. Dritter wird Südkorea – im ersten Spiel nach Park Ji-Sung.

Japan – Australien 1:0 n.V.

Japan - Australien 1:0 n.V.

Frischer, das war schon vor dem Spiel klar, mussten die Australier sein. Deutlich leichterer Weg ins Endspiel, kräfteschonend im Semifinale – das die Japaner aber so sehr unter Druck gerieten, war nach dem Turnierverlauf nicht in diesem Ausmaß zu erwarten. Die Australier machten in ihrem 4-4-2 nämlich einen tollen Job, den Gegner nie zur Entfaltung kommen zu lassen. Ein Schlüsselspieler war dabei Brett Holman: Er hatte die Mammut-Aufgabe, mit Yuto Nagatomo den äußerst offensivstarken Linksverteidiger der Japaner hinten festzunageln. Das gelang ihm sensationell, was Nippon eine gefährliche Waffe nahm.

Australien überlegen

Das größte Handicap bei Japan war aber das Fehlen von Shinji Kagawa. Der Dortmund-Star, der gegen Südkorea einen Mittelfußbruch erlitten hatte, fehlte an allen Ecken und Enden. Für ihn kam Jungo Fujimoto zu seinem ersten Turniereinsatz – und der 26-Jährige war bis zu seiner Auswechslung in der 56. Minute komplett unsichtbar. Er spielte, anders als Kagawa, auf der rechten Seite, dafür kam der Neo-Stuttgartet Shinji Okazaki ausnahmsweise über links. Das passte beides nicht – Okazaki fehlte die Hilfe von Nagatomo; Fujimoto fand nie Bindung zum Spiel und auch er musste ohne seinen Außenverteidiger auskommen: Atsuto Uchida war gegen Matt McKay auch viel in der Defensive gebunden.

Zudem standen die Australie im Ballbesitz sehr hoch, machten Druck und schafften es sehr gut, den verbleibenden Offensivspielern der Japanern sehr wenig Platz zu lassen. So kamen die Japaner, denen man auch aufgrund des Drucks, dem sie ausgesetzt waren, die Verschleißerscheinungen des langen Turniers ziemlich ansah, nie zur Geltung. Keisuke Honda war bei Jedinak und Valeri in guten Händen, Maeda vorne hing völlig in der Luft.

Ganz anders die Australier. Die Socceroos zeigten die mit Abstand beste Leistung ihres Turniers und kamen zu zahllosen hochkarätigen Torchancen, doch vor allem Harry Kewell zeichnete sich schon vor dem Seitenwechsel im Versieben selbiger aus. Die Japaner retteten sich mit einem 0:0 in die Kabine, das Bild änderte sich aber auch in der zweiten Hälfte nicht – gleich in der 47. Minute etwa schafften es die Socceroos, den Ball aus wenigen Zentimetern Entfernung, den Ball nicht zur längt überfälligen Führung über die Linie zu drücken.

Zaccheroni stellt um

Was Alberto Zaccheroni in der 56. Minute reagieren ließ: Kagawa-Ersatz Fujimoto musste für Innenverteidiger Iwamasa weichen. Das Ziel dieser Maßnahme war klar: Nagatomo sollte von seinen Defensivaufgaben etwas befreit werden. Er übernahm die Rolle links in der offensiven Dreierkette, von dort wechselte Okazaki auf seine angestammte rechte Seite; Konno wanderte vom Abwehrzentrum auf die LV-Position und blieb dort auch – das heißt, es blieben immer drei japanische Abwehrspieler hinten.

Japan - Australien 1:0 n.V. (ab Min. 56)

So sollte zum einen eben die Offensivstärke von Nagatomo besser zur Geltung kommen, und andererseits der unangenehme Brett Holman unter Kontrolle gebracht werden. Holger Osieck sah sich das zehn Minuten an und nahm dann seinerseits Holman runter und brachte mit dem bulligeren Brett Emerton eine frische Kraft für diese Flanke. Die Folge der japanischen Umstellung: Die Flanken (vor allem jene von Nagatomo) atmeten deutlich auf und der australische Druck aus dem Spiel heraus – dieser kam aufgrund der defensiv besetzten Zentrale ja auch nur von den Flanken – nahm ab. Was zwar nichts daran änderte, dass die Australier weiterhin die besseren Chancen hatten (die neue de-facto-Dreierabwehr wackelte, aber mehr aus Müdigkeit, weniger wegen Systemfehlern), aber die Japaner beruhigten das Spiel und vermittelten den Australiern den Angst machenden Eindruck, dass auch sie sich keinen Fehler mehr erlauben durften.

Es war dennoch vor allem Torhüter Eichi Kawashima, der seine Mannschaft mit einigen sensationellen Paraden vor allem gegen Kewell, aber auch gegen Cahill im Spiel hielt – da waren auch seine unterirdischen Abschläge, die regelmäßig im Seitenaus landeten, zu verschmerzen. Nach dem Umstellungen gelang es den stehend K.o. wirkenden Japanern, sich mit einem 0:0 in die Verlängerung zu schleppen – Australien hätte da schon deutlich führen müssen.

Japan bestraft Socceroos

In der Verlängerung hatte Osieck allerdings bald einmal genug von der brutalen Fahrlässigkeit, mit der vor allem Harry Kewell sensationelle Chancen vernebelte – der Galatasaray-Legionär, der mit seinem späten Tor gegen den Irak den Sieg im Viertelfinale gesichert hatte, musste in Minute 103 für Robbie Kruse weichen. Auch auf der anderen Seite gab es einen Wechsel in der Spitze, aber aus einem anderen Grund: Ryoichi Maeda war viel gelaufen, konnte aber wenig bewirken, weswegen mit Tadanari Lee in der 99. Minute eine frische Sturmspitze kam.

Was ein Goldgriff sein sollte. Denn in der 109. Minute wurden die Australier doch noch dafür bestraft, derart stümperhaft mit ihrer Überlegenheit umgegangen zu sein – einmal konnte sich Nagatomo doch gegen Wilkshire durchsetzen, seine Flanke fand in der Mitte den völlig freistehenden Lee, und dieser netzte mit einem sensationellen Volleyschuss ein. Der einzige echte Abwehrfehler der Australier, die in dieser Situation unsortiert waren. Die Australier warfen nun alles nach vorne, aber nach diesem Schockmoment fehlte es an der Ruhe, das Spiel noch einmal zu wenden und mit einem Tor noch ins Elfmeterschießen zu kommen. Auch, als Okazaki mit einem unbedachten Handspiel in der Strafraumgrenze in der 121. Minute noch einen gefährlichen Freistoß hergab – es blieb beim 1:0 für Japan.

Fazit: Glücklicher Sieg, verdienter Titel

Dass es für Japan ein schwerer Weg und ein langes Turnier war, war unübersehbar. Australien hatte das Spiel im Grunde 120 Minuten lang voll im Griff und hätte (mindestens) 3:0 gewinnen müssen. Doch die unglaubliche Schwäche vor dem gegnerischen Tor und ein gut haltender japansicher Torhüter verhinderten jenen Sieg, den sich die Australier in diesem Finale absolut verdient gehabt hätte.

Was aber nichts daran ändert, dass Japan über das Turnier gesehen zweifellos das beste Team war und sich absolut verdient zum vierten Mal den Pokal überreicht bekommt. Auch, wenn sie im Finale eigentlich chancenlos gewesen waren – sie machten aus ihrer handvoll Chancen das Tor, Australien aus ihren zahllosen eben nichts. So müssen sich die Australier die späte Niederlage selbst zuschreiben.

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Spiel um 3. Platz: Südkorea – Usbekistan 3:2 (3:1)

Südkorea - Usbekistan 3:2

Das Spiel um den dritten Platz – für Südkorea wohl das Spiel eins nach Park Ji-Sung. Der Star von Manchester United hat nach diesem Turnier seine internationale Karriere beendet, und wegen einer Verletzung konnte er an diesem kleinen Finale auch gar nicht mehr teilnehmen. Seine Kollegen haben ihm einen versöhnlichen Abschied bereitet, in einem Spiel, das nicht in die Geschichte eingehen wird.

Denn während das kleine Finale bei der WM ein flammendes Plädoyer für diese Partie war, litt dieses Spiel über weite Strecken und der Luft, die nach den Semifinals bei beiden Mannschaften deutlich entwichen war. Die Usbeken mussten erst einmal schauen, nach dem 0:6-Desaster gegen Australien sich wieder zu finden; die Südkoreaner waren nach dem Out im Elferschießen und dem Fehlen von Park Ji-Sung auch nicht von Beginn an mit höchstem Elan bei der Sache.

Personell rückte Lee Yong-Rae von der Achter-Position im 4-2-3-1 in die Offensivzentrale auf, Ki Sung-Yueng dafür von der Sechs auf die Acht. Am grundsätzlichen Spiel der Koreaner änderte das aber wenig: Auch in diesem Spiel zog sich das Offensivzentrum gerne zusammen, für die Breite im Spiel sorgten in erster Linie die Außenverteidiger (von denen Cha Du-Ri diesmal die Kapitänsbinde übernommen hatte). Bei den Usbeken kehrte Alexander Geinrich in die Mannschaft zurück, er ließ sich wiederum oftmals etwas fallen und spielte einen Center wie etwa im Eishockey, um die vor ihm nach innen ziehenden Außenstürmer zu bedienen. Hinter diesem Trio deckte Djeparov wiederum die gesamte Breite des Spielfelds ab. Innenverteidiger Achmedov ging auch in diesem Spiel oftmals mit nach vorne.

Alles also mehr oder weniger wie gehabt, und so plätscherte das Spiel vor sich hin, mit klaren Vorteilen bei den Koreanern vor sich hin. Die sich dann auch als effizienter im Nützen der gegnerischen Fehler zeigten: Platz beim Konter wegen Achmedovs Ausflug, 1:0. Nicht aggressiv genug gestört im usbekischen Strafraum, 2:0. Karpenko viel zu halbherzig im Kopfballduell, 3:0. Schon vor der Pause schien das Spiel zu Gusten der eiskalten Südkoreaner (die entsprechend auch ihre Tore eher schaumgebremst feierten) entschieden zu sein, ehe ein harter Elfmeter, verwandelt von Alexander Geinrich, die Usbeken kurz vor der Halbzeit wieder ins Spiel brachten.

Ansonsten war von den Zentralasiaten in der Vorwärtsbewegung wenig zu sehen, zu behäbig wurde nachgerückt, zu langsam etwaige Konter vorgetragen, zu groß war die Vorsicht, sich nicht wie gegen die Australier hinten zu entblößen. Das änderte sich erst nach dem Seitenwechsel, als es wiederum Geinrich war, der in seinem fünften Einsatz nun doch noch ein Tor aus dem Spiel heraus erzielen konnte – Lee Chung-Soo ließ ihn gewähren – um so das Spiel wieder eng zu machen.

Aber die Koreaner ließen sich nicht noch einmal überrumpeln. Mit Yoon Bit-Garam und Son Heung-Min kamen frische Kräfte für die einschlafende Offensive, und sofort hatte Korea das Spiel wieder im Griff. Ein Spiel, das nun immer mehr einschlief: Minutenlanges Ballgeschiebe in der eigenen Abwehr prägten weite Strecken der letzten halben Stunde, nun auch wieder mit einem leichten Chancenplus auf Seiten der Koreaner. Tore gab’s aber keine mehr.

Fazit: Kein großes Spiel. Der Fixplatz für den nächsten Asiencup in Australien 2015, der dem Sieger der Partie zustand, war ganz offensichtlich keine übermäßige Motivation. Es fehlte dem Spiel über weiter Strecken am Tempo und nach dem langen Turnier und den für beide Teams bitter verlaufenden Semifinals schlicht und einfach der Wille, noch einmal ein Feuerwerk anzuzünden. Die Koreaner nützten die Fehler, die ihenen die Usbeken anboten, in einem auch taktisch nicht besonders abwechslungsreichen Match besser und gehen daher als verdienter Sieger vom Platz. Immerhin also Platz drei im letzten Turnier mit Park Ji-Sung.

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Asiencup-Semifinale: Eineinhalb enge Spiele https://ballverliebt.eu/2011/01/25/asiencup-semifinale-eineinhalb-enge-spiele/ https://ballverliebt.eu/2011/01/25/asiencup-semifinale-eineinhalb-enge-spiele/#respond Tue, 25 Jan 2011 19:30:51 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3874 Asiencup-Semifinale: Eineinhalb enge Spiele weiterlesen ]]> Japan und Südkorea neutralisierten sich im deutlich besser besetzten der beiden Semifinals 120 Minuten lang. Letztlich behielt Nippon im Elfmeterschießen die Nerven. Welche die Usbeken im Stich gelassen haben – nachdem sie als aktivere Mannschaft nach einer Stunde 0:3 gegen Australien hinten waren…

Japan – Südkorea 2:2 n.V. (1:1, 1:1), 3:0 i.E.

Japan - Südkorea 2:2 n.V., 3:0 i.E.

Es gab drei Schlüsselduelle in diesem Spiel – die der gelbvorbelasteten Sechser (Endo vs. Ki), und die beiden auf den Flanken (Nagatomo vs. Cha Du-Ri bzw. Uchida vs. Lee Young-Pyo). Je eines davon gewann der Koreaner bzw. der Japaner, eines endete ohne Sieger – und somit ging diese eher vorischtig geführte Partie fast folgerichtig erst in die Verlängerung und dann ins Elfmeterschießen.

Beide Teams zeigten von Beginn an extrem großen Respekt voreinander. Was hieß: Jene Achter, die bei beiden Mannschaften im Turnierverlauf deutlich mehr offensive Aufgaben hatten – also Makoto Hasebe bei Japan und Lee Yong-Rae bei den Koreanern – spielten mit ihren Sechsern beinahe auf einer Höhe, um die schnellen Offensivspieler der Gegner besser kontrollieren zu können. Die Koreaner massierten zudem einmal mehr ihre vordere Dreierreihe ziemlich im Zentrum zusammen. Die Folge: Durch die Mitte gab es für Japan kein Durchkommen, selbst fehlte den Koreanern aber massiv die Breite im eigenen Spiel.

So musste sich das Spiel, wenn es wirklich vor das Tor gegen sollte, auf die Flanken verlagern. Hier drehte vor allem der Japanar Yuto Nagatomo auf: Der Linksverteidiger von Serie-A-Klub Cesena drängte seinen Gegenspieler Cha Du-Ri, der bis dahin auch ein sehr ordentliches Turnier absolviert hatte, ziemlich nach hinten und ließ ihn auch auf der anderen Seite nicht zur Geltung kommen. Ansonsten hatten die Defensivreihen das Spiel aber unter Kontrolle, sodass es in der 23. Minute ein sehr harscher Elfmeter für Südkorea war, den Ki Sung-Yueng zum 1:0 nützen konnte.

Starker Ki

Und überhaupt, der Jungstar von Celtic Glasgow. Das 35. Länderspiel des erst 21-Jährigen Sechsers untermauerte sein Image als eines der größten Talente Asiens einmal mehr. Shinji Kagawa kam gegen ihn und Cha nie ins Spiel, auch Keisuke Honda biss sich an Ki und Lee Yong-Rae die Zähne aus – und das, obwohl Ki wusste: Bei einer gelben Karte müsste er im Finale zuschauen! So aber blieben die Japaner, die vor allem in der Vorrunde noch so aufgetrumpft hatten, völlig stumpf. Und es musste einer der beherzten Vorstöße von Nagatomo her, um noch vor der Pause den Ausgleich zu erzielen; Maeda verwertete in der Mitte zum 1:1.

Was auch immer Keisuke Honda versuchte, es fruchtete nicht. Orientierte er sich weiter nach vorne, kamen noch weniger Bälle an; ging er nach hinten, wurde er vom dichten Mittelfeld völlig verschluckt. Auch die rechte Angriffsseite der Japaner blieb harmlos – Uchida und Okazaki neutralisierte Lee Young-Pyo und den ebenso wie Honda oft im Zentrum verschluckten Park Ji-Sung, Akzente setzen konnte auch sie nicht.

Zweite Hälfte: Wachsende Müdigkeit

Mit dem Neutralisieren auf gutem Niveau ging es auch nach dem Seitenwechsel weiter. Je länger die Partie dauerte, desto eher waren es aber die Koreaner, die sich minimale Vorteile erarbeiten konnten: Sturmspitze Ji Dong-Won ließ sich immer wieder zurückfallen, um sich die Bälle selbst zu holen oder als Empfänger schneller Steilpässe mit Tempo zu kommen – bis er in Minute 66 für Hong Jeon-Ho aus dem Spiel genommen wurde. Dieser spielte nun als zentraler Mann vor der Abwehr, Ki und Lee Yong-Rae rückten dafür etwas nach vorne um Honda und Kagawa noch weiter vom eigenen Tor wegzudrängen.

Mitte der zweiten Hälfte merkte man bei beiden Teams immer mehr den Kräfteverschleiß, den das Turnier bis zu diesem Zeitpunkt bereits verursacht hat. Bei den Japanern war diese Müdigkeit vor allem eine Mentale, nachdem sie fast in jedem Spiel ans Äußerste gehen mussten, weil sie es (mit Ausnahme des 5:0 gegen die Saudis) immer verpasst hatten, rechtzeitig für die Entscheidung zu sorgen – oder sie aufgrund äußerer Umstande brutal zu kämpfen hatten, wie im Viertelfinale gegen Katar. Die Folge der schwindenen Kräfte war bei beiden Mannschaften ähnlich: Die Laufarbeit vor allem in der Offensive ging immer mehr zurück, vermehrt wurde mit (nicht immer punktgenauen) Pässen versucht, die reduzierte Laufarbeit auszugleichen. Was sich auf das Niveau des Spiels natürlich nicht allzu positiv auswirkte.

Anders als Ki bei den Koreanern, der trotz seiner Defensivaufgaben auch immer wieder Akzente nach vorne zu setzen versuchte (und zwar nicht nur durch die Standardsituationen, die fast alle der 21-Jährige ausführte); blieb sein Pendant Yasuhito Endo diesbezüglich blass. Er überließ die Versuche nach vorne fast exklusiv Makoto Hasebe, der zwar viel versuchte und mit klugen Pässen immer wieder für Entlastung sorgte, aber seine Vorderleute fast nie gewinnbringend einsetzen konnte. Plakativste Kosequenz der starken koreanischen Defensive um Ki Sung-Yueng: Der völlig entnervte Kagawa wurde noch vor Ende der regulären Spielzeit aus der Partie genommen. Mit Augsburg-Legionär Hosogai ging es in die Verlängerung, die sich schon länger abgezeichnet hatte.

Verlängerung: Nächster umstrittener Elfer

Auch der koreanische Teamchef Cho Kwang-Rae hatte reagiert – aber anders: Er warf in der 82. Minute mit Son Heung-Min (für den gegen Nagatomo völlig blassen Lee Chung-Yong) einen echten Mittelstürmer in die Schlacht. In der Verlängerung deutete zunächst nichts auf eine Änderung des Spiels hin – leichte Vorteile für die Koreaner gab es weiterhin. Bis der saudische Referee Al-Ghamdi offenbar ein schlechtes Gewissen für seinen fragwürdigen Elfmeter für die Koreaner in der ersten Hälfte bekommen hat und er den Japanern in der 96. einen ähnlich fragwürdigen Strafstoß zuerkannte. Das Foul fand nämlich wohl eher außerhalb des Strafraums statt.

Wie zum Beweis für seine diskrete Leistung schoss Keisuke Honda den Elfer fürchterlich schwach, sodass Jung Sung-Ryong ihn mit den Füßen abwehren konnte. Doch seine Mitspieler schalteten langsamer als der eigewechselte Hosogai, der in den Abpraller lief und doch zum 2:1 für Japan verwandelte. Bei den Koreanern kam nun mit Kim Shin-Wook noch ein zusätzlicher Stürmer, woraufhin Zaccheroni Sturmspitz Maeda vom Platz nahm und mit Inoha einen fünften echten Verteidiger brachte.

Lucky Punch

Bei den Koreanern gab es nun nur noch die Brechstange, und Japan schien die Führung einigermaßen cool über die Zeit bringen zu können. Alleine Nagatomo und Honda spielten sich zwei Minuten lang an der gegnerischen Eckfahne und holten immer wieder Eckbälle und Einwürfe heraus. Es wäre nicht verwunderlich gewesen, hätte Japan das Resultat über die Zeit gebracht, nach den Eindrücken des bisherigen Turniers – wo Japan immer die Ruhe bewahrt hatte. Aber diesmal konnte Korea in der 121. Minute doch noch den Lucky Punch setzen, indem aus einem Freistoß und dem anschließenden Gewühl im Strafraum Innenverteidiger Hwang zum 2:2 traf. Die Koreaner lagen sich in den Armen, als wäre der Finaleinzug schon fix.

Aber die Nerven waren letztlich doch auf Seiten der Japaner, während die Spieler aus Südkorea beim Elfmeterschießen selbige komplett verließen. Erst scheitere Koo Ja-Cheol mit einem halbhohen Schuss an Kawashima, dann tat es ihm Lee Yong-Rae mit einem noch schlechteren Schuss ins Zentrum gleich, und als Hong Jeong-Ho rechts am Tor vorbeischoss, war es fast schon klar. Drei der vier Japaner hingegen trafen – womit Nippon ins Finale einzieht.

Fazit: Ein spektakuläres Spiel war es ganz und gar nicht – im Gegenteil, es war über weiter Strecken von hoher Vorsicht geprägt; dem Bestreben, dem Gegner so wenige Fehler wie möglich anzubieten, und die oberste Maxime war, die schnellen Offensivreihen der Kontrahenten nicht in ihr Spiel kommen zu lassen. Hier tat sich einmal mehr vor allem Ki Sung-Yueng hervor, der Kagawa entnervte und Honda nie wirklich zur Geltung kommen ließ. Auf der anderen Seite rieb sich Park Ji-Sung im Mittelfeld auf, der in der Vorrunde noch so starke Koo Ja-Cheol tauchte gegen den zweiten schweren Gegner in Folge zum zweiten Mal ab. So war das Remis letztlich korrekt.

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Australien – Usbekistan 6:0 (2:0)

Australien - Usbekistan 6:0

Mit Tim Cahill konnte man ja rechnen, wenn man die bisherigen Spiele der Australier gesehen hat. Aber dass sich plötzlich Harry Kewell bei eigenem Ballbesitz bis in die eigene Hälfte zurückzieht, das hatten die Usbeken nicht am Radar. Schon wussten sie mit dem schnell auf ihr Tor zustürmenden Kewell nichts anzufangen, ließen ihn gewähren, und nach nicht einmal fünf Minuten stand es schon 1:0 für Australien.

Für die Australier natürlich ein sensationell guter Anfang. Zum einen natürlich, weil eine frühe Führung immer gut ist. Noch mehr aber, weil sich die Socceroos nun tiefer stellen konnten; sie waren nun nicht mehr gezwungen das Spiel zu gestalten – was ihnen und ihrem 4-4-2 ohnehin nicht entspricht, und was vor allem gegen das kompakte Mittelfeld der Usbeken eine Mammutaufgabe  geworden wäre.

So aber waren die Zentralasiaten am Zug, aber so richtig zündende Ideen hatten sie nicht. Die vorderen vier Spieler waren oftmals weit vor der restlichen Mannschaft, abgetrennt von dieser durch die australische Mittelfeldkette. Diese machte die Räume gut eng und ließ wenig zu. Und wenn doch, waren usbekische Vorstöße über die linke Angriffsseite von Kasanov erfolgversprechender: Denn hier war mit Luke Wilkshire ein Gegenspieler am Werk, der nicht seinen besten Tag hatte und schon in der ersten halben Stunde eher unnötig zwei Freistöße in gefährlicher Distanz kostete.

Das Problem der Usbeken in der Defensive – aus der Achmedov immer wieder bis weit ins Mittelfeld aufrückte – war, dass sie es verabsäumten, die Seiten zu schließen. So hatten Holman (der sich oftmals fast auf eine Höhe mit Cahill und Kewell begab) und McKay bei Tempovorstößen Platz, um ungehindert bis zur Grundlinie durchgehen zu können. Eine dieser Aktionen legte jenen Eckball auf, den der aufgerückte Innenverteidiger Sasa Ognenovski (der im Übrigen in Südkorea sein Geld verdient) zum 2:0 nützen konnte.

Und nach der Pause ging es in der gleichen Tonart weiter: Die Usbeken hatten zeitweise 68% Ballbesitz, sie kamen aber nicht in den australischen Strafraum – und hinten wurden weiterhin die Seiten komplett verwaist zurückgelassen. Letzlich fiel auch das 3:0 in der 65. Minute über einen schnellen Gegenstoß auf der linken Seite; McKays Zuspiel konnte der mit aufgerückte Carney verwandelt. Damit war das Spiel entschieden, und als wenige Minute später die usbekische Solospitze Bakajev mit seiner zweiten gelben Karte des Feldes verwiesen wurde, war’s ganz vorbei.

Denn nun ließen die Usbeken die Köpfe komplett hängen. War davor immer noch der Versuch erkennbar, über erhöhten Ballbesitz im eigenen Mittelfeld mal eine Lücke im dichten australischen Verbund zu finden, war nach dem 0:3 und dem Ausschluss die Luft völlig raus und nur Temur Jurajev, der im Tor den verletzten Stammgoalie Ignati Nesterov vertreten musste, verhinderte lange Zeit ein schlimmes Debakel. Alleine zweimal rettete er gegen den in der 53. Minute für Kewell eingewechselten Kruse in allerhöchster Not.

Die Australier kannten mir ihren Gegnern aber keine Gnade. Sie überließen den geschlagenen Usbeken weiterhin den Ball und sobald dieser bei einem Australier landete, ging’s ratzfatz auf Jurajev und die immer seltener funktionierende Abseitsfalle zu. Emerton sorgte für das 4:0 (74.) und einige Minute später schlief der eingewechselte Ibragimov, wodurch Valeri beim 5:0 (83.) nicht im Abseits stand. Das zeigte nun auch beim bis dahin wirklich starken Jurajev Wirkung, eine Minute später ließ er einen völlig harmlosen „Schuss“ von Kruse zum 0:6 durch die Finger flutschen.

Fazit: „Die Grenzen aufgezeigt“ wurden den Usbeken in diesem Spiel eigentlich nicht, das kann man trotz des 0:6-Debakels nicht sagen. Im Gegenteil hatten sie eine Stunde lang deutlich mehr Ballbesitz, nur fanden sie gegen die sehr tief stehenden Australier kaum Lücken. Die Socceroos kamen aus zwei Kontern und einer Standardsituation zu einer eigentlich zu hohen 3:0-Führung, für die sie nur das Nötigste getan hatten – gut geplant, gut ausgeführt, aber keine drei Tore besser. Danach waren die Usbeken psychisch am Ende, wodurch sich das hohe Resultat erklären lässt.

Natürlich war es letztlich eine souveräne Vorstellung der Australier, aber solange es gegen elf Usbeken ging, die eine Chance für sich sahen, war es nicht glänzend. Das 6:0 sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Socceroos einen verglichen mit Japan extrem leichten Weg ins Finale hatten. Das spricht einerseits für die Japaner, weil diese zweifellos die bessere Mannschaft besitzen. Deutlich weniger Kraft verbraucht haben auf dem Weg ins Endspiel aber die Australier.

(phe)

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Asiencup, VF 1/2: Japan gegen 14 und das usbekische 3-2-4-1 https://ballverliebt.eu/2011/01/21/asiencup-vf-12-japan-gegen-14-und-das-usbekische-3-2-4-1/ https://ballverliebt.eu/2011/01/21/asiencup-vf-12-japan-gegen-14-und-das-usbekische-3-2-4-1/#respond Fri, 21 Jan 2011 18:47:03 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3811 Asiencup, VF 1/2: Japan gegen 14 und das usbekische 3-2-4-1 weiterlesen ]]> Die dezimierten Japaner mussten sich nicht nur gegen das gut spielende Team aus Katar durchsetzen, sondern auch gegen ein inferiores Schiri-Gespann. Und die Usbeken versuchten, Jordanien mit einem eigenwilligen System zu überraschen. Einem 3-2-4-1. Oder sowas Ähnlichem.

Japan – Katar 3:2 (1:1)

Japan - Katar 3:2

Die zentrale Frage, die sich Katars Teamchef Bruno Metsu vor dem Viertelfinale gegen Japan – bis dahin eindeutig die beste Mannschaft der Turnier – stellen musste, war: Wie sollen wir mit den extrem schnellen, flexiblen und passgenauen Offensivspielern der Japaner umgehen? Die Syrer hatten es in ihrem Gruppenspiel mit einem defensiv interpretierten 4-1-4-1 versucht und waren gescheitert. Metsu wählte einen anderen Zugang. Und er tat gut daran.

Das Konzept des Gastgebers gegen Honda, Kagawa und Co.: Konsequentes Doppeln des Ballführenden, ohne aber die Grundformation des 4-4-2 aufzulösen. Das hieß gleichzeitig, dass im Grunde auch alle vier Mittelfeldspieler vermehrt mit Defensivaufgaben zu tun hatten, nach vorne sollt es über Konter gehen. Yusuf Ahmed und vor allem der in diesem Spiel brutal starke Sebastian Soria waren willige Adressaten für lange Flachpässe in die Spitze.

Die Japaner kamen mit dem geschickten Defensivspiel der Kataris überhaupt nicht zurecht. Es gelang ihnen nie auch nur im Ansatz, ihr Kurzpassspiel aufzuziehen, weil sie am Ball kaum Zeit bekamen und Anspielstationen sehr gut verstellt waren. Was zu Folge hatte, dass sich Innenverteidiger Yasuyuki Konno alsbald sehr aktiv nach vorne mit einschaltete. Doch nicht nur, dass das vorne nichts brachte, nein, es brachte vor allem die japanische Hintermannschaft zum wackeln. Denn die recht sorglose Spielanlage von Konno hätten die Kataris schon in der 8. bzw. 9. Minute beinahe zu jener Führung genützt, die in der 13. Minute dann tatsächlich fiel: Langer Flachpass auf Soria, der steht nicht im Abseits, lässt noch Yoshida aussteigen und verwandelt zum 1:0 für den gastgebenden Außenseiter.

Was das Team aus Katar natürlich bestärkte, genau so weiter zu spielen. Die Japaner fingen (nachdem ihnen nach einem Foul von Burhan an Okazaki ein klarer Elfmeter verweigert worden war – die erste von einigen groben Fehlentscheidungen vom überforderten malayischen Referee) an, ein wenig zu probieren und sie machten schnell die Abseitsfalle des Gegners als möglichen Schwachpunkt aus. Vor allem, nachdem Honda mit einem sensationellen Chip in den Strafraum den haarscharf nicht im Abseits stehenden Okazaki bediente, dessen Schuss Kagawa zum 1:1-Ausgleich ins Tor köpfte.

Immer wieder flogen nun Bälle aus dem Halbfeld auf die hart an der Abseitslinie stehenden Maeda und Okazaki, doch nun ließ sich die Viererkette der Kataris nicht mehr überlisten. So versuchte dann auch Honda immer mehr, sich weit fallen zu lassen, um neben Hasebe für die Spieleröffnung zu sorgen, und sich ein wenig aus der Umklammerung zu lösen, welche die Kataris immer wieder ansetzten, sobald Honda am Ball war. So war das Spiel vor der Pause nicht besonders schön und auch alles andere als spektakulär, aber durchaus interessant.

Ehe sich in der zweiten Halbzeit das schreckliche Schiedsrichtergespann immer mehr in den Vordergrund spielte. Die zentralen Szenen des Spiels fanden um die 60. Minute statt, und die Initialzündung war ein vermeintliches Foul von Japans Innenverteidiger Maya Yoshida. Der spielte zwar einen Meter neben dem Schiri-Assistenten mehr als eindeutig den Ball, wurde aber dennoch mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen – und als der nur Augenblicke zuvor eingewechselte Fábio César den fälligen Freistoß zum 2:1 für Katar verwandelte (wobei Goalie Kawashima alles andere als gut aussah), war es mehr eine Frage des Willens. Umso wichtiger war es für die Japaner, dass Kagawa, der für einmal an den Verteidigern vorbei kam (weil Al-Hamad ausgerutscht war) einen alles andere als leichten Ball nur wenige Minuten nach dem Ausschluss und dem Rückstand zum 2:2 verwandelte.

Zaccheroni nahm Solospitze Maeda raus und füllte mit Iwamasa die Innenverteidigung auf, und seine Mannschaft agierte nun in einem 4-2-3; wobei aus der Offensivkette immer wieder Okazaki und (zumeist) Honda in die Spitze aufrückten, wenn die Japaner im Ballbesitz waren. Die zurück liegenden Favoriten waren natürlich auch mit zehn Mann gefordert, das Spiel in die Hand zu nehmen, und zu diesem Zweck rückte auch die Abwehrkette oftmals kollektiv bis zur Mittellinie auf – die Außenverteidiger Inoha und Nagatomo, sonst ja verkappte Außenstürmer, hielten sich aber eher zurück.

Was vor allem an Sebastian Soria lag. Der Uruguayer in Diensten der Kataris war extrem viel unterwegs, immer anspielbar, trickreich und somit brandgefährlich. Und was den Japanern das leben mindestens ebenso schwer machte, war weiterhin das Referee-Gespann. Denn nach einem nicht gegebenen Elfmeter und dem an den Haaren herbeigezogenen Ausschluss wurden sie nun auch zweimal wegen vermeintlichen Abseits zurückgepfiffen – beide Male falsch, einmal davon sogar um zwei Meter. Es hatte beinahe den Anschein, als sollte Katar um jeden Preis ins Semifinale gehievt werden.

Die gerechte Strafe folgte dann aber in der 89. Minute: Erneut setzte sich der extrem starke Kagawa durch, wurde im Strafraum umgesäbelt, doch der Ball kam zu Inoha – und dieser setzte zum 3:2 für Japan ein. Es war letztlich die Entscheidung, denn trotz fünf Minuten Nachspielzeit (wofür?) wusste Katar keine Antwort mehr.

Fazit: Ein Spiel, dass eindeutig von der Spannung und der Dramaturgie lebte. Und das von einem inferioren Schiedsrichter-Gespann beinahe entschieden worden wäre! Was schade ist, denn die Mannschaft aus Katar zeigte eine wohl durchdachte, sehr konzentrierte und absolut taugliche Leistung und lieferte sicherlich ihr bestes Spiel bei diesem Heimturnier ab. Dass es am Ende trotzdem nicht für das Semifinale gelangt hat, liegt an der individuellen Klasse der Japaner die – untypisch für dieses Turnier – eiskalt mit ihren wenigen Torchancen umgingen und sich auch von widrigsten Bedingungen nicht aus der Ruhe bringen ließ.

So hat die beste Mannschaft des Turniers auch einmal mehr gezeigt (wie schon gegen Jordanien im Auftaktspiel), dass man ohne Zweifel auch jene mit den besten Nerven ist. Und wenn auch solche Spiele gewonnen werden…

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Usbekistan – Jordanien 2:1 (0:0)

Usbekistan - Jordanien 2:1

Wer ein jordanisches Team erwartet hat, das abwartet und den Gegner kommen lässt; und wer ein usbekisches Team erwartet hat, dass das Mittelfeld unter Kontrolle hat aber kaum Torgefahr erzeugen kann, der hatte Recht. Genau so stellte sich dieses Viertelfinale nämlich dar! Die Jordanier, in einem 4-4-1-1 angetreten, zeigten zwar weder aggressives Pressing noch eine allzu harte Gangart in der Defensive, schafften es aber ohne größere Probleme, die Usbeken aus dem eigenen Strafraum herauszuhalten.

Selbst wurde das Team von Adnan Hamad in erster Linie über schnelle Konter gefährlich (und hier vor allem über Hassan Abdel-Fattah, der Spielgestalter, mit Abstand der beste Fußballer seiner Mannschaft) und über Standardsiauationen. Die beiden Außenspieler im Mittelfeld, Amer Deeb und Abdelhalim, rückten ein und deckten die Sechser Haidarov und Kapadze, wenn die Usbeken von hinten einen neuen Angriff einleiten wollten. So wurden diese über die Außen gezwungen, wo Al-Salman (gegen den in der Gruppenphase so schwungvollen Kasanov) und Al-Dmeiri (gegen Tursunov) alles im Griff.

Vor dem Tor nahm der usbekische Teamchef Vadim Abramov vor dem Spiel einige bemerkenswerte Änderungen vor: Zu allererste jene im System, das sich in diesem Spiel als eine Art 3-2-4-1 darstellte. Hinten spielte mit Achmedov nur ein echter Innenverteidiger, die gelernten AV Jurajev und Mulladjanov rückten bei Gefahr in die Mitte (was in der ersten Hälfte aber sehr selten war). Davor wie gehabt die beiden Sechser, plus Djeparov etwas vorgerückt, und ganz vorne eigentlich eine Viererkette ohne echten Stürmer.

Abramov hatte Maxim Shatskich, der keine gute Vorrunde abgeliefert hatte, nicht aufgeboten und zog dafür Alexander Geinrich von der Spitze ins zentrale offensive Mittelfeld zurück. Der Glatzkopf ist kampfstark, giftig und zeigt immer vollen Einsatz, ist für einen Stürmer vor dem Tor aber viel zu harmlos. So nahm Ulugbek Bakajev, der statt Shatskich in die Mannschaft gerückt war, den Platz ganz vorne ein – oder, was es eher trifft, er war derjenige, der am Ehesten in die Spitze ging.

Weil die Jordanier sich aber sehr gut auf dieses Sytem einstellen konnten, blieb es bis zur Pause beim 0:0. Nach Wiederanpfiff ging’s dafür schnell: Freistoß von Djeparov, Kopfballtor Bakajev (46.); und drei Minuten später konnte Kasanov für einmal Al-Salman abschütteln und flanken, erneut war in der Mitte Bakajev zur Stelle. Doch wer geglaubt hat, das 0:2 würde Jordanien aus der Bahn werfen, sah sich getäuscht.

Sie haben die Zeichen der Zeit nämlich erkannt und rückten nun wesentlich aktive nach (was zuvor nur sehr zögerlich geschehen war) und versuchten es auch über die unterbesetzten usbekischen Außen. Sofort kam es zu einigen gefährlichen Torchancen und der Anschlusstreffer in der 58. Minute war schon durchaus verdient – Innenverteidiger Bashar Bani-Yasin, der in der ersten Hälfte während eines Tackling das Knie von Tursunov ins Gesicht bekam und dadurch einen Schneidezahn eingebüßt hatte, traf per Kopf nach einer Ecke.

Abramov reagierte, indem er den weitgehend abgemeldeten Kasanov vom Platz nahm und mit Andrejev einen etwas defensiveren Spieler brachte, der in den Spielen zuvor als Linksverteidiger agiert hatte. Das brachte aber wenig, weshalb zehn Minuten später der angeschlagene Geinrich für einen Innenverteidiger, nämlich Ismailov, weichen musste. Mit der damit einhergehenden Umstellung zurück auf das gewohnte 4-2-3-1 konnten die Usbeken das Spiel merklich beruhigen.

So hat der usbekische Teamchef einmal mehr, wie schon gegen die Kuwait mit einem guten Wechsel ein Spiel gerettet, das aus der Hand zu gleiten drohte. Denn die Jordanier schafften es gegen die nun deutlich massiertere Defensive, die kaum mehr Löcher hergab – vor allem auf den Seiten nicht – kaum noch, vor das Tor zu kommen. So waren die Usbeken mit einigen (allerdings allesamt stümperhaft abgeschlossenen) Kontern dem 3:1 sogar noch näher.

Fazit: Mit ihrem eigenwilligen System konnten die Usbeken das vor allem defensiv sehr spielintelligente Team aus Jordanien nicht aus dem Konzept bringen, der zusätzliche Mann im Mittelfeld brachte keine merkliche Verbesserung. Zudem zeigten sich die Usbeken, wie schon im gesamten Turnier, nicht gerade versiert im Herausspielen von Torchancen. Umso erstaunlicher, dass sie in vier Spielen nun schon acht Tore erzielt haben – darunter aber zwei Tausenguldenschüsse, ein abgefälschter Roller, ein haarsträubender Fehler der gegnerischen Abwehr, ein Eckball und „nur“ drei herausgespielte Tore.

Die Jordanier sollten sich nicht grämen – sie haben mit dem Viertelfinaleinzug schon deutlich mehr erreicht, als zu erwarten gewesen wäre. Und auch in diesem Spiel haben sie alles andere als eine schlechte Figur gemacht: Sehr disziplinierte Defensive in der ersten Hälfte und durchaus mutig nach vorne, als es nach dem Doppelschlag nötig war. Letztlich fehlte aber die Klasse vor dem gegnerischen Tor, um die Sensation zu schaffen, die ein Seminfinaleinzug zweifellos gewesen wäre.

(phe)

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Asiencup, Tag 10: Nervensache https://ballverliebt.eu/2011/01/17/asiencup-tag-10-nervensache/ https://ballverliebt.eu/2011/01/17/asiencup-tag-10-nervensache/#respond Mon, 17 Jan 2011 14:18:28 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3780 Asiencup, Tag 10: Nervensache weiterlesen ]]> Entscheidend an letzten Gruppenspieltagen: Die Nerven! Die Katar behielt, gegen Kuwait früh 2:0 voran lag und so ins Viertelfinale einziet. Die auch die Usbeken nicht wegwarfen und trotz frühem Rückstand zu einem 2:2 kommen. Gegen China – wo ein Team, das keines ist, dem Druck nicht gewachsen war.

China – Usbekistan 2:2 (1:1)

China - Usbekistan 2:2

Ein Sieg mit zwei Toren Differenz musste es für die Chinesen sein, um noch ins Viertelfinale zu kommen – auf Kosten von Katar; ein höherer Sieg, und die Usbeken wären raus gewesen. Für Ziel „Sieg“ schickte Teamchef Gao Hongbo erneut eine neue Aufstellung ins Spiel, mitvor allem zwei wichtigen Änderungen: Hao Junmin übernahm das rechte Mittelfeld und Wang Song die Position der hängenden Spitze. Und mit dem 1:0 nach fünf Minuten (nach einem Eckball) ging die Partie für China auch gut los.

Wang Song agierte als hängende Spitze im 4-4-1-1 wesentlich agiler als Deng Zhuoxiang in den ersten Partien, der 27-Jähriger bewegte sich sehr viel, versuchte die gesamte Breite des Spielfeldes abzudecken und verlegte sich dann vermehrt daruf, den Platz hinter Kapadze, dem usbekischen Achter, auszunützen. Wesentlich weniger fleißig war da schon der Schalke Hao Junmin – in den ersten Spielen war er jeweils eingewechselt worden und machte dort auch vor allem defensiv einen guten Job, aber gegen die Usbeken war er ein Totalausfall.

Er orientierte sich zu oft zu weit ins Zentrum, sodass Andrejev und Djeparov in seinem Rücken einige Freiheiten genossen. Natürlich fiel auch der Ausgleich über die Seite von Hao Junmin: Er sah nur fasziniert zu, wie ihn die Usbeken umspielten und er lief uch nicht hinterher, um seinen Rechtsverteidiger Zhang Liping zu helfen. So stand es nach einer halben Stunde 1:1. In der Tat hatte der Deutschland-Legionär nur eine wirklich gute Szene, als seine einzige brauchbare Flanke vor der Pause von Gao Lin auf Tor geköpft wurde, Usbeken-Torwart Nesterov aber bravurös hielt.

Aber auch das zentrale Mittelfeld der Chinesen war trotz des guten Starts nicht so recht auf der Höhe – zwar bemühte sich Wang Song, immer anspielbar zu sein, aber dennoch war das perfekt eingespielte und sehr kompakte Mittelfeld der Usbeken hier immer einen Schritt voraus. Die Usbeken bestätigten bei aller Überlegenheit in der Zentrale und auch im Spielaufbau dennoch eine Erkenntnis aus den ersten Gruppenpartien: Torgefahr zu entwickeln fällt ihnen extrem schwer.

Bestes Sinnbild dafür ist Alexander Geinrich. Der Solo-Stürmer läuft extrem viel, ist ein sehr unangenehmer Gegenspieler, schmeißt sich giftig in jeden sich bietenden Zweikampf, ist vor dem Tor aber komplett harmlos. Kein Wunder, dass es 23 Sekunden nach Anpfiff zur zweiten Hälfte ein 30-Meter-Wunderding ins Kreuzeck sein musste, aus der der Sohn deutscher Vorfahren zum 2:1 für seine Mannschaft traf. Das zwang die Chinesen nun natürlich, deutlich mehr Risiko zu gehen: Yu Hai orientierte sich deutlich weiter nach vorne, und auch Hao Junmin bekam seine Seite nun dadurch besser in den Griff, dass er offensiver Spielte und Andrejev mehr hinten beschäftigte; generell stand die Mannschaft nun höher. Der Lohn: Hao Junmins sensationeller Freistoß zum 2:2 nach knapp einer Stunde.

Die Chinesen brauchten nun noch zwei Tore, um doch noch ins Viertelfinale zu kommen – und eine Niederlage mit zwei Toren Differenz hätte auch den Usbeken zum Aufstieg gereicht. Chinas Teamchef Gao Hongbo brachte nun mit Yang Xu einen zweiten echten Stürmer, dafür rückte Wang Song statt des aus dem Spiel genommenen Yu Hai auf die linke Seite; das bedeutete nun ein klares 4-4-2. Worauf auch der usbeikische Teamchef Abramov sofort reagierte und mit Sanjar Tursunov einen neuen Mann für seine rechte Offensivseite brachte. Das Ziel war klar: Den entstehenden Platz hinter dem defensiv eher unbedarften Wang Song auszunützen.

Den Chinesen fehlte nun aber die Ruhe und auch sichtlich der Plan, wie es tatsächlich noch zwei Tore geben sollte. Zwar übernahm Hao Junmin jetzt vermehrt Verantwortung nach vorne, indem er so ein wenig die freigewordene Spielmacher-Position zu besetzen versuchte, aber die umsichtige usbekische Defensive ließ nun kaum mehr Standardsituationen zu (und anders wurden die Chinesen nun mal kaum gefährlich), zum anderen ließen nicht nur beim Team aus China, sondern auch beim direkten Umfeld immer mehr die Nerven aus. So musste kurz vor Schluss Teamchef Gao Hongbo sogar noch auf die Tribüne, weil er sich über eine Nichtigkeit allzu sehr beim vierten Offiziellen beschwerte (indem er ihn etwa 20 Mal lautstark nach dem „Why???“ befragte).

Fazit: Das 2:2 entspricht dem Spielverlauf durchaus. Die Chinesen waren zwar bemüht, aber man hatte auch in diesem Spiel nie den Eindruck, dass eine funktionierende Mannschaft auf dem Platz stand. Das war generell die Schwäche dieses Teams in diesem Turnier (dazu im Vorrundenfazit mehr). Die Usbeken spielten im Grunde genauso wie in den ersten beiden Spielen: Kompakt, aber auch bieder und ohne wirkliche Torgefahr zu versprühen. Und auch nach dem frühen Rückstand verließen sie nie die Nerven – anders als beim Gegner.

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Katar – Kuwait 3:0 (2:0)

Katar - Kuwait 3:0

Warum verändern, was funktioniert hat? Katars Teamchef Bruno Metsu schickte geneu  jene Formation wieder aufs Feld, die sich gegen China gefunden hatte und sich die Chance erspielt hat, nach dem schlechten Start gegen Usbekistan doch noch ins Viertelfinale einzuziehen. Mit dem Unterschied, dass sich das Offensivduo etwas nach links verschuben hat – Yusuf Ahmed spielte sehr zentral statt über halbrechts; Soria war beinahe ein echter Linksaußen. Die Kuwaitis, die schon auf ein größeres Wunder für den Aufstieg hoffen mussten, legten es etwas defensiver an als zuletzt – mit einem 4-1-4-1, bei dem Al-Mutwa über halbrechts gerne nach vorne stieß.

Der Plan war klar: Aus einer sicheren Defensiver heraus Katar dazu zu zwingen, das Spiel zu gestalten, und dann über die schnellen Außen Walied und vor allem Fahad Al-Enezi zu kontern. Das klappte in den Anfangsminuten ganz gut, denn Katar wurde wenn, dann nur aus Standards gefährlich. Und aus Kontern – denn im Ballbesitz rückte Kuwait auf, was Yusuf Ahmed mit seiner Schnelligkeit bestrafen konnte. Die frühe Entscheidung in diesem Spiel fiel allerdings aus groben Abwehrschnitzern: Erst ließ die Kuwaitische Abwehr Bilal Mohamed und Yusuf Ahmed nach einer Soria-Flanke völlig frei zum Kopfball hochsteigen, wenige Minuten später liefen sich Al-Taher, Fadel und Al-Rashidi vor dem eigenen Tor fast gegenseitig um, sodass El-Sayed mühelos zum 2:0 verwandel konnte.

Das reichte den Kataris erst einmal und sie sahen sich nun an, was Katar anzubieten hatte. Wenig überraschend, angesichts des eigenen klaren Rückstands, der gleichzeitigen Führung der Chinesen und dami damit so gut wie besiegeltem Aus war das bis zur Pause äußerst wenig. Auch die umstellungen, die Kuwait-Teamchef in der Halbzeit vornahm, brachten da keinen echtem Umschwung mehr – mit Ajab brachte er statt Linksverteidiger Al-Taher einen zweiten echten Strürme, Sechser Al-Amer ging nach links hinten und Kuwait spielte in einem 4-4-2.

Doch ohne ein echtes Ziel vor Augen fehlte es den geschlagenen Kuwaitis am nötigen Esprit und die Mannschaft aus Katar musste ja nichts mehr machen – nur noch hoffen, dass die Chinesen nicht mir zwei Toren Vorsprung gewinnen, die Höhe des eigenen Sieges war ja irrelevant. So hatte Kuwait am Ende zwar fast 60 Prozent Ballbesitz – aber nach dem direkt verwandelten Freistoß des eingewechselten Fábio César nahm Katar den in den letzten 75 Minuten nie mehr gefährdeten 3:0-Sieg und damit das Viertelfinal-Ticket mit.

Fazit: Das Spiel war nach einer Viertelstunde entschieden, plätscherte danach nur noch dem Schlusspfiff entgegen. Die Kuwaitis zeigten einmal mehr, woran es ihnen fehlt – nämlich an einem wirklich schlüsseigen Plan nach vorne. Katar profitierte davon, den Gegner mit zwei frühen Toren zu demoralisieren, danach war nur noch Uhr runterspielen angesagt.

(phe)

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Asiencup, Tag 6: Gutes Coaching, Schlechtes Coaching https://ballverliebt.eu/2011/01/13/asiencup-tag-6-gutes-coaching-schlechtes-coaching/ https://ballverliebt.eu/2011/01/13/asiencup-tag-6-gutes-coaching-schlechtes-coaching/#comments Thu, 13 Jan 2011 15:53:11 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3723 Asiencup, Tag 6: Gutes Coaching, Schlechtes Coaching weiterlesen ]]> Was war denn das, bei China – Nervosität? Arbeitsverweigerung? Schlechtes Coaching? Wahrscheinlich ein Mix aus allem. Denn während China-Teamchef Gao Hongbo sein Team gegen Katar noch weiter runterzog, zeigten die Verantwortlichen beim Gastgeber und auch bei Usbekistan ein gutes Händchen.

Katar – China 2:0 (2:0)

Katar - China 2:0

China spielte im ersten Spiel gegen Kuwait nicht besonders gut. Man kam erst wirklich ins Spiel, als der Gegner dezimiert war – und kam zu einem Sieg. Einem trügerischen, wie sich heraus stellen sollte – denn die Leistung der chinesischen Mannschaft gegen den mit dem Rücken zur Wand stehenden Gastgeber aus Katar war absolut indiskutabel.

Dabei begannen auch die Kataris extrem nervös. An flüssiges Kombinationsspiel war nicht zu denken, wiewohl es Katar durchaus versuchte, die Partie früh unter Kontrolle zu bringen und das Team aus China gar nicht erst zur Entfaltung kommen zu lassen. Das klappte zwar ausgezeichnet – die Roten brachten es nicht zu Stande, mal zwei Pässe hintereinander an den Mann zu bringen – aber selbst agierten die Kataris ebenso zerfahren. Kurz gesagt: Die ersten 20, 25 Minuten dieses Spiels waren ein regelrechter Graus, Fußball zum schreiend Davonlaufen, einfach nur schrecklich.

Die wichtigste Änderung, die Katar-Teamchef Bruno Metsu gegenüber der verlorenen Eröffnungspartie vornahm, war jene auf der Position der hängenden Spitze im 4-4-1-1: Statt Jaralla durfte Yusuf Ahmed ran. Dieser ist war nicht so schnell wie Jaralla, bringt aber ein deutlich körperbetonteres und kampfstärkeres Spiel mit – sicherlich eine Reaktion Metsus auf die derbe Gangart der Chinesen bei deren 2:0 über Kuwait. Der 22-jährige neue Mann war ein guter Griff: Er hatte seine Nerven noch am Ehesten im Zaum, brachte mit seinen wuchtigen Vorstößen aus der Etappe Zhao Reng durchaus ins Schwitzen und versprühte auch so etwa wie Torgefahr.

Angetrieben von Yusuf Ahmed fand Katar als erste der zwei Teams einigermaßen zu ihrem Spiel. In der Offensive (und auch bei weiten Bällen von hinten) rückten Hamid Ismael und El-Sayed nach vorne auf, sodass hier vier Mann auf einer Linie standen – auch etwas, womit die Chinesen nicht so recht zu Rande kamen. Und als Ahmed in der 27. Minute per Traumtor die Führung erzielte, war die Richtung des Spiels endgültig vorgegeben. Denn während sich die Nerven der Gastgeber merklich beruhigten, war es um jene der Chinesen nun endgültig geschehen. Zumal die Kataris nun die Schwächen der Chinesen verstärkten, indem sie sich ans Pressing trauten.

Da half auch der chinesische Teamchef Gao Hongbo nicht wirklich mit. Denn in der 42. Minute, quasi als Höchststrafe, nahm er seine Spitze im 4-4-1-1, Gao Lin, vom Platz. Ja, dieser hatte wie alle seiner Kollegen ein fürchterliches Spiel bis dahin abgeliefert. Aber beruhigt man seine völlig neben sich stehende Mannschaft, indem man demonstrativ noch vor der Halbzeit einen Spieler der Lächerlichkeit preisgibt? Wie zur Strafe schoss Katar noch vor dem Pausenpfiff das 2:0 – durch wen sonst als Yusuf Ahmed.

Gao Hongbo stellte für die zweite Pause um, indem er wie schon in der ersten Partie Hao Junmin von Schalke 04 einwechselte, und zwar vor den linken Mittelfeldmann Yu Hai. Der Neue ging auf die rechte Außenbahn, Qu Bo von dort auf die linke. Effekt? Keiner. Das „Offensivspiel“ der Chinesen offenbarte sich weiterhin ausschließlich in Mondbällen in die Spitze, weil weiterhin jeder zweite Pass – mindestens – keinen Mitspieler fand. Zwischendurch schaffte es Rechtsverteidiger Zheng Liping sogar, einen simplen Drei-Meter-Pass zum Sechser Yu Tao am geplanten Empfänger vorbeizuschieben.

Metsu nahm nach einer Stunde Matchwinner Ahmed vom Platz, um statt seiner Jaralla zu bringen, Mit seiner Schnelligkeit stellte nun er die längst weichgekochte chinesische Defensive vor neue Probleme. Wo es nach 75 Minuten auch mit dem numerischen Gleichstand vorbei war – denn Innenverteidiger Zhao Peng verletzte sich und die Chinesen hatten schon drei Mal gewechselt… So musste Zhao Liping von links in die Zentrale gehen, der zentrale defensive Mittelfeldspieler Yang Hao musste nach rechts hinten. Das kostete der Mannschaft aus China den letzten Rest Ordnung – womit die Niederlage besiegelt war.

Fazit: Was die Chinesen in diesem Spiel ablieferten, ist mit Worten kaum zu beschreiben. Zugegeben, es war nicht ganz so schlecht wie das, was die Inder zeigten, aber weit davon entfernt war es nicht. Der Ausgang und der Verlauf des Spiels hatte sehr wenig mit Taktik- und Systemfragen zu tun, sondern viel mehr mit der unfassbaren Schwäche des Teams aus China. Das somit den zu Beginn des Spiels ebenso halbtoten Gegner aus Katar wieder zum Leben erweckte – angetrieben von Yusuf Ahmed, dem mit Abstand besten Mann am Platz, kam der Gastgeber zu einem hochverdienten 2:0-Sieg, der nun sogar das Tor zum Viertelfinale ganz weit aufstößt: Ein Sieg im letzten Spiel gegen Kuwait, und Katar ist weiter – gut möglich, dass sogar ein Remis reicht…

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Usbekistan – Kuwait 2:1 (1:0)

Usbekistan - Kuwait 2:1

Die Usbeken waren nach ihrem Auftaktsieg gegen Gastgeber Katar natürlich einer deutlich komfortableren Ausgangsposition als die Kuwaitis, die diese Spiel im Grunde schon gewinnen mussten, um sich eine ernsthafte Chance auf das Viertelfinale zu wahren. Dennoch zogen sie sich mehr zurück, traten in einem eher defensiv interpretierten 4-4-1-1 an und die Usbeken hatten von Beginn an kaum Probleme, das Spiel in die Hand zu nehmen.

Vadim Abramov hatte gegenüber der ersten Partie einige Veränderung vorgenommen, blieb dem 4-2-3-1 aber grundsätzlich treu. Maxim Shatskich, der gegen Katar auf der rechten Seite eher anonym blieb, ging in die Mitte, Djeparov aus dem Zentrum auf die linke Seite statt des in der Auftaktparte starken Kasanov. Tursunov ging dafür auf Rechts – und Andrejev ersetzte den verletzten Linksverteidiger Jurajev. Andrejev hatte eine zentrale Aufgabe im Spiel der Usbeken: An ihm war es, den quirligen und trickreichen Fahad Al-Enezi zu neutralisieren. Das gelang dem 22-Jährigen recht gut – und damit lahmte das komplette Angriffsspiel der Kuwaitis.

Diese ließen hinten oftmals zu viel Platz zwischen Mittelfeld- und Abwehrkette, in der sich die Usbeken genüsslich ausbreiten konnten. Schon nach zehn Minuten merkte Shatskich, dass gegen das harmlose Kuwait-Mittelfeld keine fünf Mann notwendig waren. So konnte sich der langjährige Dynamo-Kiew-Stürmer weiter in die Spitze bewegen; im Gegenzug ließ sich Geinrich gerne ins Mittelfeld fallen. De facto spielten die Usbeken nun aber ein 4-4-1-1, zuweilien gar ein 4-4-2 mit Shatskich als zusätzlicher Anspielstation an vorderster Front. Außerdem pressten sie konsequent, sobald der Ball verloren war. Die Folge: Weit über 60% Ballbesitz.

Das große Manko der Zentralasiaten war aber, wie schon im ersten Spiel, der fehlende Zug zum Tor. Die Angriffe wurden zu langsam aufgezogen, es fehlte das Tempo, um die Kuwaitis entscheidend ins Wanken zu bringen. Nach den (seltenen) Vorstößen von Kuwait verabsäumten es die Usbeken auch, schnell genug in die Spitze zu spielen – am Mittelkreis versandeten diese Aktionen. Wenig überraschend also, dass kurz vor der Pause ein leicht abgefälschter Freistoß herhalten musste, um die verdiente 1:0-Pausenführung zu fixieren.

Für die zweite Halbzeit brachte Kuwait-Teamchef Goran Tufegdzic statt des im defensiven Mittelfeld überforderten Al-Ateeqi mit Hamad Al-Enezi einen zusätzlichen Stürmer, seine Mannschaft ging nun auch wesentlich aggressiver zu werke, presste und überraschte die Usbeken damit sichtlich. So hatte sich ein Ausgleich schnell angedeutet, und durch einen berechtigten Elfmeter, der von Bader Al-Mutwa souverän verwandelt wurde, war es schon in der 50. Minute so weit.

Abramov erkannte das Problem und reagierte: Shatskich, der sich nicht in notwendiger Weise um die Defensivarbeit kümmerte, musste für Kasanov weichen. Damit schlug der usbekische Teamchef zwei Fliegen mit einer Klappe: Zu einen konnte er nun den defensiv stärkeren Djeparov ins Zentrum ziehen, zum anderen die zuvor nach vorne (wegen der Beschäftigung mit Fahad Al-Enezi) wenig effektive linke Seite mit Kasanov neu beleben. Was sofort gelang: Wenige Augenblicke am Platz, wurde Kasanov schon zum ersten Mal gefährlich, einige Minuten später bereitete er mit einem beherzten Lauf zur Grundlinie und einer Flanke zurück vor den Strafraum das 2:1 der Usbeken durch Djeparov vor.

Kuwait steckte nicht auf und kämpfte weiterhin um den Punkt, gegen die umsichtige usbekische Defensive erreichten sie aber nicht allzu viel. Dann hatten die Usbeken auch noch Glück: Alexander Geinrich blieb die (zwingende) gelb-rote Karte nach einem geharnischten Tritt an das Knie von Hussain Fadel erspart. Erneut reagierte Abramov richtig und nahm den Stürmer sofort vom Platz. In der Nachspielzeit hatte Kuwait dann doch noch eine gute Chance auf den Ausgleich – aber der gute Usbeken-Keeper Nesterov entschärfte den gefährlichen Schuss von Al-Enezi.

Fazit: Der Schlüssel zum Sieg für die Usbeken waren die richtigen Wechsel von Vadim Abramov. Vor allem der Tausch von Kasanov für Shatskich und die damit verbundenen Umstellungen innerhalb der Formation drehten ein Spiel, dass zu entgleiten drohte, doch noch zu Gusten der Usbeken, die somit mit anderthalb Beinen im Viertelfinale stehen. Kuwait hat in der ersten Hälfte absolut enttäuscht, kam aber wie verwandelt aus der Pause und hätte sich einen Punkt wegen den unermüdlichen Einsatzes schon verdient gehabt. Letztlich fehlte aber die Cleverness und auch die qualitative Breite innerhalb der Mannschaft, um sich durchzusetzen. Womit nur noch ein mittleres Wunder dem Team ins Viertelfinale helfen kann.

(phe)

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Asiencup: Schwerer Dämpfer für Katar https://ballverliebt.eu/2011/01/07/katar-v-usbekistan/ https://ballverliebt.eu/2011/01/07/katar-v-usbekistan/#respond Fri, 07 Jan 2011 18:09:25 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3670 Asiencup: Schwerer Dämpfer für Katar weiterlesen ]]> Der Asien-Cup ist eröffnet – und das erste Spiel zwischen Usbekistan und Gastgeber Katar brachte schon den ersten herben Dämpfer für die von Senegals 2002er-Teamchef Bruno Metsu betreuten Kataris. Denn die bezogen eine 0:2-Niederlage und stehen schon mit dem Rücken zur Wand.

Katar - Usbekistan 0:2

Das Konzept von Katar wurde schnell deutlich: Steilpässe auf Soria und vor allem auf den schnellen Jaralla Al-Marri in die Spitze, um den Platz hinter der oft recht hoch stehenden Viererkette der Usbeken auszunützen. Das bekam Usbekistan aber recht schnell in den Griff – und dasmit auch das Spiel. Die Mannschaft von Teamchef Vadim Abramov fand im offensiven Mittelfeld immer wieder viele Räume vor, weil Katar es oft nicht schaffte, den Ballführenden Usbeken wirklich unter Druck zu setzen.

Herauszuheben ist aber in erster Linie Jasur Kasanov. Über den Mann auf der linken Mittelfeldseite – der kurioserweise in der Liga von Katar spielt – ging sehr viel, er wurde immer wieder gesucht und kam gegen den etwas überforderten Hamid Ismael oftmals ohne gröbere Probleme bis zur Grundlinie durch. So entstanden viele Ecken, welche die Usbeken allerdings nicht zur echten Chancen nützen konnten.

Dennoch waren die Zentralasiaten das klar bessere und reifere Team. Dennoch gelang es ihnen kaum einmal wirklich, sich aus der klaren Überlegenheit auch Tormöglichkeiten zu erarbeiten. Solo-Stürmer Alexander Geinrich arbeitete zwar extrem viel und ging weite Wege, sein international erfahrener offensiver Mitspieler, der frühere Dynamo-Kiew-Stürmer Maxim Shatskich, auf seiner Position auf der rechten Seite wenig Akzente setzen.

Was der Gastgeber aus Katar anbot, war recht bieder, eher statisch und auch nicht besonders kreativ. Echte Torchancen entstanden nur aus Standardsituationen (wie bei Fabio Cesars Freistoß an den Pfosten) und wenn schnell von Abwehr auf Angriff umgeschaltet werden konnte. Das eigene Aufziehen des Spiels gelang nicht.

Nach der Pause bot sich ein ähnliches Bild: Die Usbeken mit Spielkontrolle aber ohne echte Tormöglichkeiten; die Katari in der Defensive auf schnelle Konter lauernd. So war es fast folgerichtig, dass das verdiente 1:0 für die Usbeken in der 58. Minute ein 35-Meter-Gewaltschuss von Innenverteidiger Odil Achmedov war. Nachdem er den Ball unter die Latte geknallt hatte, musste Katar reagieren: Mit dem 22-jährigen Khalfani (statt des schwachen Yasar) und dem Stürmer El-Sayed (statt dem müdegelaufenen Jaralla) brachte Metsu neue Offensiv-Kräfte.

Was durchaus Wirkung zeigte: Die beiden schnellen Spieler konnten etwas weiter in die gegnerische Defensive eindringen und Torhüter Ignati Nesterov mehr an Arbeit verschaffen, letztlich waren die Aktionen aber oftmals etwas zu umständlich. Die Bemühungen um den Ausgleich fanden aber in der 77. Minute ein Ende, als Djeparov von einem haarsträubenden Querpass in der Katar-Abwehr profitierte und das 2:0 erzielen konnte.

Fazit: Ein Glück, dass die Heim-WM noch elf Jahre entfernt liegt, denn in dieser Form hat Katar bei einer Endrunde zweifellos nichts verloren. Selbst gegen die zwar ordentlichen, aber sicherlich nicht überragenden Usbeken setzte es eine verdiente Niederlage. Die Zentralasiaten waren das klar bessere Team, dass sich zudem nicht scheute, Verantwortung in der Spielgestaltung zu übernehmen.

Dass ein Weitschuss und ein derbe Abwehrfehler des Gegners für die Tore herhalten musste, heißt aber auch: Vor Torgefahr gesprüht hat Usbekistan auch nicht.

(phe)

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