südafrika – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Tue, 12 Feb 2013 09:10:07 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.1 Afrika-Cup 2013: Unter den Blinden ist der Einäugige König https://ballverliebt.eu/2013/02/12/afrika-cup-2013-unter-den-blinden-ist-der-einaugige-konig/ https://ballverliebt.eu/2013/02/12/afrika-cup-2013-unter-den-blinden-ist-der-einaugige-konig/#respond Tue, 12 Feb 2013 02:40:40 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8338 Afrika-Cup 2013: Unter den Blinden ist der Einäugige König weiterlesen ]]> Zu sagen, es wäre nicht so besonders prickelnd gewesen, ist ein handfestes Understatement. Nein – was den Zuschauern beim Afrika-Cup 2013 in Südafrika geboten wurde, war zuweilen von einer erschreckenden Erbärmlichkeit. Das war nicht nur kein Fortschritt, das war ein ordentlicher Rückschritt. Zumindest, was die spielerische Note anging. Das Problem, dass dem zu Grunde liegt, ist ein typisch afrikanisches: Chaos im Umfeld. Letztlich warf mit Stephen Keshi selbst der Teamchef von Champion Nigeria entnervt von fehlender Rückendeckung vom Verband zunächst das Handtuch. Ballverliebt analysiert.

Ballverliebt-Allstars vom Afrika-Cup 2013
Ballverliebt-Allstars vom Afrika-Cup 2013

In nur einem Jahr von „Nicht qualifiziert“ bis „Afrika-Meister“! Nigeria schoss nicht nur von Null auf Hundert, sondern setzte dabei auch ähnlich viele symbolische Zeichen, wie das der Sensations-Titel von Sambia im letzten Jahr getan hatte. Die Message ist die selbe: Ein Verband, der den Trainer halbwegs in Ruhe lässt und dafür sorgt, dass es keinen Streit um die Prämien gibt; ein ausgeglichen besetzter Kader, in dem im Zweifel Teamfähigkeit mehr zählt als fußballerische Qualität; und ein halbwegs funktionierendes Konzept im Spiel nach vorne.

Die Grundformation von Nigeria
Die Grundformation von Nigeria

Das alles brachte Nigeria am Besten zusammen. Ausgerechnet. War doch das Team vom Olympiasieger 1996 in den letzten 15 Jahren immer ein Garant für Trouble all the way. Aber Stephen Keshi sortierte alle Stinkstiefel von Odemwingie bis Taye Taiwo aus. Er lud nur Spieler ein, die er für teamfähig hielt. Dabei waren auch einige aus jener Mannschaft, die in Kolumbien 2011 bei der U-20-WM aufzeigten und ins Viertelfinale kamen – wie IV Kenneth Omeruo und Flügel-Joker Ahmed Musa.

Das taktische Konzept war nicht besonders kompliziert, funktionierte aber. Ein körperlich extrem robustes Mittelfeld-Trio im 4-3-3, das die nach innen ziehende Flügelstürmer bedient, während die Außenverteidiger nach vorne preschen und für die Breite sorgen. That’s about it.

Das war nicht so schlecht – in fact, es war das klar Beste des Turnieres – aber von Weltklasse reden wir hier beileibe nicht. In diesem Turnier hat es gereicht, immerhin. Und es ist zudem auch ein Ausruf an die anderen Länder: Ihr braucht nicht krampfhaft einen europäischen Trainer. Die afrikanischen haben auch Qualität.

Als Team muss man funktionieren…

Burkina Faso vertraute mit Paul Put einem Belgier, der nur deshalb in Afrika arbeitet, weil er in der Heimat in einen Skandal um Spielmanipulationen beteiligt ist. Dass Put aber auch ein durchaus patenter Trainer ist, zeigte er in diesem Turnier. Wie bei Nigeria galt auch hier: It’s not very fancy, but it works.

Die Grundformation von Burkina Faso
Die Grundformation von Burkina Faso

Die Burkinabé scheiterten letztes Jahr sang- und klanglos mit drei Niederlagen, weil es der damalige Teamchef Paulo Duarte schwer an der nötigen Flexibilität mangelt. Put vertraute auf fast exakt dasselbe Personal, aber er verpasste dem Team ein klares Konzept nach vorne: Während das defensive Zentrum strikt defensiv ausgerichtet ist, marschieren die Außenverteidiger nach vorne, unterstützen die Flügelstürmer. Dazu ein extrem flexibler und beweglicher Zehner hinter einer aktiven Spitze. So machte Burkina Faso (mit Ausnahme des 4:0 gegen Äthiopien, als der Gegner einbach) zwar nicht viele Tore, bekam aber auch recht wenige.

Und weil auch hier der Teamgeist stimmte und man sich nicht als Ansammlung von Individualisten verstand, führte der Weg für Pitroipa und Co. bis ins Finale. Der größte Erfolg in der Geschichte des Verbands.

…dann braucht’s nur noch ein Konzept

Zu den vielen Teams, wo’s nicht nach Wunsch lief, später mehr. Vorher gilt es noch die beiden weiteren positiven Überraschungen des Turniers zu würdigen. Bei beiden stimmte das Mannschafts-Gefüge. Und beide hatten ein klares Konzept.

Die Grundformation von Kap Verde
Die Grundformation von Kap Verde

Zum einen natürlich der Debütant aus Kap Verde. Im Konzept von Teamchef Lucio Antunes beginnt die Abwehr-Arbeit beim Positionsspiel der Offensiv-Reihe im 4-3-3. Diese pressen zwar nicht extrem auf die gegnerische Spieleröffnung, sondern kappen durch ihr flaches und enges Positionsspiel die Passwege für die Spieleröffnung der anderen Mannschaft – ganz ähnlich, wie es etwa auch John Herdman beim kanadischen Frauen-Nationalteam mit macht. Herdman brachte das Konzept die olympische Bronze-Medaille, Antunes beinahe ins Semifinale des Afrika-Cups.

Auch, wenn man im Viertelfinale als klar besseres Team gegen Ghana verlor, zeigte man doch, dass man Kamerun nicht aus Zufall in der Qualifikation eliminiert hatte. Der Plafond dürfte damit zwar erreicht sein, aber Antunes und seine Spieler demonstrierte eindrucksvoll, was man mit einem Konzept – und natürlich auch einem Grundmaß an individueller Klasse – herauszuholen ist.

Die Grundformation von Äthiopien
Die Grundformation von Äthiopien

Diese individuelle Klasse und die internationale Erfahrung fehlte dem Team aus Äthiopien komplett, weshalb es letztlich „nur“ einen Punkt gab. Aber wie das Team von Sewnet Bishaw auftrat, war bemerkenswert. Der Plan war, den Gegner kommen zu lassen und nach Ballgewinn überfallsartig umzuschalten und mit schnellen, kurzen Pässen den Gegner beim Stellen der Abwehr zu verwirren. Schnelle Lochpässe sah das Konzept kaum vor.

Dass man aufgrund von Ausschlüssen und Wechseln alle drei Torhüter einsetzt und dennoch im letzten Spiel sogar noch ein Feldspieler in den Kasten muss, mag der fehlenden Routine und der Übermotivation geschuldet sein. Es sollte aber nicht darüber hinweg täuschen, dass Äthiopien ein Musterbeispiel ist, wie es geht: Teamgeist, ein klares Konzept und ein Teamchef, der in Ruhe arbeiten kann.

Vor allem aber war es ausgerechnet die international unroutinierste Truppe von allen, die das beste Umschaltverhalten von Defensive auf Offensive zeigte. Was ein ganz mieses Licht auf viele andere Teams wirft.

Die Grundformation von Mali
Die Grundformation von Mali

Während Mali zum zweiten Mal hintereinander Dritter wurde. Dabei aber, wie schon letztes Jahr, keinerlei Glanz verbreitete. Die diesmal vom jungen Franzosen Patrice Carteron gecoachte Truppe unterschiedet sich kaum von jener aus dem letzten Jahr. Auch diesmal war die körperliche Robustheit Trumpf, um die Gegner vom eigenen Tor wegzuhalten.

Innerhalb dieses Konzeptes profitiert die Mannschaft durchaus davon, dass die Flügelspieler Modibo Maiga und Samba Diakité nicht mehr, wie letztes Jahr noch, in Frankreich spielen, sondern im Stahlbad der Premier League. Die Last des Gestaltens lag wiederum hauptsächlich bei Seydou Keita. Der ist ein sehr guter Achter, aber kein wirklicher Spielmacher. Entsprechend un-filigran war Mali dann auch. Aber äußerst stabil – auch psychisch. Bei afrikanischen Mannschaften ja nichts selbstverständliches.

Der da vorne wird’s schon richten

Bei vielen anderen galt: Safety first. Vor allem bei Außenseitern und vor allem bei Teams von Verbänden, die mit dem Begriff „Kontinuität“ nicht so richtig viel anfangen können.

In vielen Ländern haben Teamchefs eine Halbwertszeit von deutlich unter einem Jahr. Zwei, drei Testspiele, oft auf mangelhaftem Geläuf, dann soll’s beim Afrika-Cup sofort funktionieren, und wenn’s das erwartbarerweise nicht tut, setzt man einfach den nächsten, zumeist europäischen, Trainer auf die Bank. Von Nachhaltigkeit braucht man da gar nicht erst anfangen zu reden – schon kurzfristige Spielkultur stellt sich da nicht sein. Wie auch? Wenn der Trainer weiß, dass schnelle Ergebnisse gefragt sind, wird erstmal an einer stabilen Defensive gearbeitet. Weil das einfach leichter und schneller geht. Dass es oft jahrelanger Aufbauarbeit bedarf, um einer Nationalmannschaft das spielerische Handwerkszeug mitzugeben, um ein Spiel selbst aufzuziehen, sieht man nicht zuletzt derzeit in Österreich mit Marcel Koller.

Die Grundformation von Togo
Die Grundformation von Togo

Weshalb auch hier gilt: Unter den Blinden in der Einäugige König. Oder anders formuliert: Wer vorne einen Emmanuel Adebayor hat, kann es sich leisten, dass sonst auf dem Weg nach vorne überhaupt nichts los ist. Didier Six, der achte Teamchef seit Togos WM-Teilnahme vor sieben Jahren, ließ seine Mannschaft mit langen Bällen seinen Superstar anspielen, während zwei, maximal drei Spieler gemächlich aufrückten und der Rest hinten dem Ball nachwinkte und Adebayor alles Gute wünschte.

Das brachte Togo immerhin ins Viertelfinale, war aber weniger dem eigenen Glanz zu verdanken, als mehr der Tatsache, dass es andere nicht viel besser machten, aber keinen Superstürmer vorne hatten.

Die Grundformation von Angola
Die Grundformation von Angola

Ein ähnliches Konzept verfolgte auch Angola. Vorne einen starken Stürmer hinstellen, der die Bälle halten und auch selbst verwerten kann. Die Erkenntnisse des letzten Turniers bestätigten sich aber: Die starke Zeit von Angola, als man bei der WM und in drei Afrikacup-Viertelfinals hintereinander, ist vorbei. Die Stützen von einst hören auf, und es kommt kaum etwas nach, weil die meisten nachrückenden Spieler im eigenen Saft einer heimischen Liga schmoren, die zwar hervorragend zahlt, aber sportlich keinen echten Wert hat. Da konnte selbst ein an sich guter Stürmer wie Manucho nichts mehr retten.

Die Grundformation von Tunesien
Die Grundformation von Tunesien

Tunesien hingegen hat nicht einmal einen Stürmer von Format. An sich nicht schlimm. Aber Sami Trabelsi ist zwar schon in seinem zweiten Afrika-Cup Teamchef seines Heimatlandes, gegenüber dem letzten Auftritt war dieses Turnier kein Schritt nach vorne. Letztes Jahr gab’s, angetrieben von den starken Msakni und Ifa, den Einzug ins Viertelfinale. Mehr Konzept als damals war diesmal nicht zu erkennen, dafür hatten Msakni und Ifa keine Gala-Form. Die Folge: Es kam überhaupt kein Tempo, überhaupt kein Zug, überhaupt kein Druck in die Mannschaft. Aus dem Mittelfeld kamen keine Impulse. Und Saber Khalifa ist eben kein Emmanuel Adebayor. Die logische Folge: Das Aus in der Vorrunde. Konsequenz: Sami Trabelsi ist zurückgetreten. Und kam damit vermutlich nur seiner Entlassung zuvor.

Denn natürlich braucht es grundsätzlich Kontinuität auf dem Trainerposten. Aber wenn nicht der Funken einer Weiterentwicklung zu erkennen ist, bringt alles Festhalten am Teamchef nichts.

Ebenfalls auffällig: Alle diese Teams spielen mit einem 4-3-3, dem Mode-System dieses Afrika-Cups. Am Inhaltlichen mangelte es aber allen. Sei es, dass das Mittelfeld-Trio kein Tempo reinbrachte (Tunesien) oder dass die Außenverteidiger zu wenig machten (Togo) – man hatte den Eindruck, die Trainer lassen halt ein 4-3-3 spielen, weil’s grade Mode ist oder weil Gernot Rohr damit letztes Jahr guten Erfolg hatte.

Tore schießen: Schon schwer.

Rohr war 2012 Teamchef von Gabun und führte ein talentiertes, aufregendes Team beinahe ins Semifinale, scheiterte erst im Elferschießen an Mali. Und ließ eben in einem klaren 4-3-3 spielen. Ähnlich, wie es nicht nur die Hälfte des aktuellen Felds tat, sondern eben auch er selbst wieder. Diesmal als Teamchef des Niger.

Die Grundformation des Niger
Die Grundformation des Niger

Die Unterschiede: Zum einen drehte Rohr gegenüber seiner Zeit in Gabun das Mittelfeld-Dreieck um, und zum anderen fehlt es den Nigrern schlicht an der individuellen Klasse, die letztes Jahr etwa ein Pierre-Emerick Aubameyang mitbrachte. Man muss jedoch sagen, dass man hier den Schwung der letztjährigen Teilnahme mitgenommen hat, sichtlich einen Schritt nach vorne gemacht hat, ist kompakter, in sich gewachsener.

Was auch an Rohr liegt, der ein Gespür dafür haben dürfte, aus wenig viel zu machen. Die Spieler kommen immer mehr zu afrikanischen Spitzenklubs vor allem aus Tunesien. Eine Schwäche konnte Rohr aber nicht beheben: Die unglaubliche Harmlosigkeit vor dem Tor. Ihren treffsichersten Spieler, Moussa Maazou, stelte Rohr auf den Flügel. Dort sorgte er zwar für Betrieb, aber nicht für Torgefahr. Die Nigrer holten beim 0:0 gegen die D.R. Kongo zwar ihren ersten Punkt, blieben aber in allen drei Spielen torlos.

Die Grundformation von Algerien
Die Grundformation von Algerien

Algerien spielte auf deutlich höherem Niveau, scheiterte aber ebenso an der eigenen Harmlosigkeit. Was schade ist, denn sonst machte Algerien schon ziemlich viel richtig. Ein gutklassiger Kader mit vielen Spielern aus europäischen Top-Ligen, mit Vahid Halilhodzic ein guter Teamchef. Dazu eine aktive Spielanlage und das Bemühen, das Spiel selbst zu gestalten. Aber halt keinen, der die Tore schießt. Gegen Tunesien hätte man einen Kantersieg feiern müssen, verlor aber 0:1. Gegen Togo drückte man und drückte man auf den Ausgleich, kassierte dann in der Nachspielzeit das 0:2. Womit das Aus schon besiegelt war – obwohl man bis auf die Stürmerposition einen deutlich besseren Fußball gezeigt hatte als zumindest vier der Viertelfinalisten.

Nachhaltigkeit vor/nach dem Heimturnier?

Eine ganz besondere Ärmlichkeit an spielerischem Niveau zeigten hingegen das Heimteam bei diesem Turnier und jenes beim nächsten, also Südafrika und Marokko.

Die Grundformation von Marokko
Die Grundformation von Marokko

Den Marokkanern bringt es zwei Jahre, ehe man selbst den Afrika-Cup ausrichtet, überhaupt nichts, sich auf die Verletzung von Younes Belhanda auszureden. Sein Ersatz Abdelaziz Barrada war noch der beste in einer marokkanischen Mannschaft, in der sonst recht wenig passte. Vor allem Spieleröffnung und -aufbau waren von lähmender Langsamkeit, quälender Phantasielosigkeit und erschütternder Planlosigkeit geprägt. Es wurde verschleppt, statt schnell gemacht. Es war furchtbar.

Wie soll das weitergehen bei Marokko? In zwei Jahren steht eben das Heimturnier an. Vermutlich wird es so kommen wie meistens in Afrika: Man wird acht Monate vor dem Turnier in einem Anfall von akuter Panik den Teamchef tauschen – noch ist Rachid Taoussi im Amt – schnell schnell irgendeinen routinierten, semi-bekannten Europäer oder einen nationalen Feuerwehrmann holen, das Turnier so halbwegs über die Bühne bringen, und danach so weiter wurschteln wie davor. Nachhaltigkeit: Null.

Es sei denn, die Marokkaner lernen von Nigeria. Kann man ja auch nie ausschließen.

Die Grundformation von Südafrika
Die Grundformation von Südafrika

Viel lernen muss auch Südafrika noch. Konnte man vor zweieinhalb Jahren bei der WM noch sagen, dass das Turnier für die relativ junge Mannschaft noch etwas zu früh kam, muss man nun konstatieren: Schrecklich! Nicht nur, dass man sich keinen Millimeter nach vorne entwickelt hat, nein, es wird immer noch schlimmer.

Es gibt nicht einmal eine Ahnung von Spielkultur. Man ist heillos damit überfordert, über das Mittelfeld einen eigenen Angriff aufzubauen. Dean Furman etwa, einziger Weißer in der Stammformation, ist zwar ein vorbildlicher Kämpfer. Aber, mit Verlaub, es hat einen Grund, warum er nur dritte Liga spielt, in England. Katlego Mphela, seit Jahren konstanter Torschütze in der sportlich selbst im afrikanischen Vergleich komplett wertlosen südafrikanischen Liga, trifft nichts. Phala und Parker bringen keine vernünftige Flanke zu Stande. Einziges Mittel, um vor das Tor zu kommen: Langer Hafer von ganz hinten, und dann Hoffen und Beten.

Der Veranstalter hat sich nur mit Wucht und Wille ins Viertelfinale durchgemogelt. Aber inhaltlich war Südafrika, traurig aber wahr, in einem schlechten Turnier die schlechteste Mannschaft.

Wenn sich Qualität selbst schlägt

Ein Aus im Viertelfinale ist für den Gastgeber durchaus achtbar – für den großen Turnierfavoriten aber nichts weniger als eine absolute sportliche Katastrophe. Die sich die Ivorer aber zu einhundert Prozent selbst zuzuschreiben haben. Denn man zeigte von dem, was man eigentlich kann, wenig bis gar nichts.

Die Grundformation der Côte d'Ivoire
Die Grundformation der Côte d’Ivoire

Wo war etwa das extrem effektive Mittelfeld-Pressing, das Teamchef Sabri Lamouchi beim souveränen und nie gefährdete 3:0-Testsieg in Österreich spielen ließ? Nichts davon zu sehen. Und das kann auch nicht mit Erwartungsdruck zu tun haben, mit Nervosität in einer so dermaßen routinierten Mannschaft auch nicht.

Wie schon letztes Jahr unter François Zahoui spielte man nun auch unter Lamouchi langsam und abwartend, ohne viel Initiative zu zeigen. Vor allem aber kann man Lamouchi eines anlasten: Seine Personalentscheidungen. Ya-Konan kann aus dem Mittelfeld extrem gefährlich sein, er spielte kaum. Gradel ist flink und wendig; aber beim Turnier spielte der sich seit Jahren auf dem absteigenden Ast befindende Kalou. Lacina Traoré hatte in der Vorbereitung schon gut in die Mannschaft gefunden, Lamouchi ließ ihn nur einmal von Beginn an ran.

Und als es dringend nötig war, konnte man den Schalter nicht von Abwarten auf Angreifen umlegen. Diese Generation der Ivorer hat keinen Titel gewonnen. Vermutlich hielt man an den lebenden Denkmälern aber zu lange fest. Ein Schnitt, wie ihn Nigeria vollführte, ist bei den Ivorern unumgänglich. Er kann aber nur funktionieren, wenn der Teamchef – wer immer es sein wird – vom Verband die Rückendeckung bekommt, die notwendig ist, wenn man Nationalhelden auf das Altenteil schieben muss.

Die Grundformation von Ghana
Die Grundformation von Ghana

Während für Ghana einen ähnlichen Weg wie Nigeria gegangen ist: Einen einheimischen Trainer installieren und sich von Stinkstiefeln wie Inkoom und den Ayew-Brüdern trennen. Der Unterschied zu Nigeria: Bei Ghana klappte es nicht. Weil Asamoah Gyan vorne zu wenig mitarbeitete. Weil sich bei Isaac Vorsah jetzt zeigt, was schon länger auffällt – nämlich, dass er maßlos überschätzt wird. Dass John Paintsil seine beste Zeit längst hinter sich hat. Und vor allem: Dass sich die Jungen schon weiter wähnen, als sie sind. Badu und Rabiu, die U-20-Weltmeister von 2009, waren keine wirkliche Hilfe. Lediglich Mubarak Wakaso und Christian Atsu, die als Flügelstürmer einiges an Schwung brachten, wussten zu gefallen – wie auch Albert Adomah. Der ist mit seinen 25 Jahren aber schon zu alt, um wirklich noch auf den internationalen Durchbruch hoffen zu dürfen.

Ansonsten hat John Appiah aber noch nicht den Schlüssel gefunden, den sein nigerianischer Kollege Keshi schon gefunden hat. Wenn er die richtigen Schlüsse aus diesem Turnier zieht und weitermachen darf, kann man im Lager von Ghana aber viel aus diesem Turnier mitnehmen.

Die Grundformation der D.R. Kongo
Die Grundformation der D.R. Kongo

Die richtigen Spieler, aber nicht die nötige Ruhe im Umfeld hatte indes die D.R. Kongo auf Lager. Streit um die Prämien, Streik-Drohungen, Rücktritt von Teamchef Le Roy zwei Tage vorm ersten Spiel, Rückkehr von Le Roy am Tag vor dem Auftakt – der mutigen Aufholjagd beim 2:2 gegen Ghana zum Trotz, das konnte nicht gutgehen.

Was wirklich schade ist, denn mit diesem Kader wäre auch das Semifinale nicht unrealistisch gewesen. Vor allem, weil mit Youssouf Mulumbu und Cedric Makiadi zwei absolute Könner auf im zentralen Mittelfeld die Fäden ziehen konnten. Dazu kennt sich das Gerippe der Mannschaft von TP Mazembe, einer der besten Klubmannschaften des Kontinents, in- und auswendig.

Aber vor allem im letzten Gruppenspiel wurde deutlich, dass man vor dem Turnier gestritten hatte, anstatt sich zielgerichtet vorzubereiten. Zu viel wollte Dieumerci Mbokani alleine machen, zu wenig spielte man zusammen, nicht kompakt genug war das Auftreten. So gab’s das Aus in der Vorrunde.

Ein klarer Fall eines Verbandes, der den sportlichen Erfolg verhindert, statt ihn fördert.

Und der Titelverteidiger?

Das muss sich der sambische Verband nicht vorwerfen. Letztes Jahr wurde Sambia zum Vorbild, indem man mit einer eingeschworenen Truppe ohne Stars, aber mit einem klaren Konzept und einem Trainer, der arbeiten darf, sensationell den Titel holte. Diesmal verlor man zwar kein Spiel, aber man gewann auch keines. Der Titelverteidiger scheiterte in der Vorrunde.

Die Grundformation von Sambia
Die Grundformation von Sambia

Die große Stärke von Sambia war 2012 das unglaublich explosive Umschalten von Defensive auf Offensive, mit dem man aus einer sicheren Abwehr heraus die Gegner zermürbte. Dazu gab es ein sehr fluides Mittelfeld, das kaum Fehler machte und Stürmer, die kaum Chancen brauchten. Kein Team hatte beim Turnier letztes Jahr so wenig Torschüsse zu verzeichnen als Sambia. Und doch holte man den Titel.

All das fehlte Sambia diesmal. Man war im Rampenlicht, das ist ungewohnt. Man musste sich nichts mehr beweisen, man hatte auch nicht den emotionalen Antrieb, den es 2012 gegeben hatte.

Jedenfalls fehlte der Punch aus dem Mittelfeld komplett. Dieser wäre aber notwendig gewesen, weil die Gegner den Titelverteidiger kommen ließen. Anders als letztes Jahr, als man ja selbst der große Außenseiter war. Rainford Kalaba, überragender Spieler beim Titelgewinn, tauchte unter. Und die Stürmer schossen einfach keine Tore.

Gegen Äthiopien wäre man beinahe von den eigenen Waffen, dem schnellen Umschalten, besiegt worden. Gegen Nigeria verwandelte bezeichnenderweise Keeper Mweene den späten Elfer zum Ausgleich. Und als es gegen Burkina Faso unbedingt einen Sieg brauchte, fehlte es an der Durchschlagskraft.

Dennoch: In der WM-Quali schaut es für Sambia gut aus und mit Ghana hat man dort einen Gruppengegner, dem es selbst gerade nicht so gut geht. Und es ist dem sambischen Verband durchaus zuzutrauen, Hervé Renard nicht zu feuern, sondern mit dem ebenso gewieften wie schwierigen Franzosen weiter zu machen.

Es wäre wieder mal ein Signal an den restlichen Kontinent.

Fazit: Sportlich war’s nicht schön. Nigerias Signale sind das schon.

Ohne Frage: Von allen kontinentalen Meistern – Spanien, Uruguay, Japan, Mexiko – ist Nigeria (von Ozeanien-Meister Tahiti natürlich abgesehen) mit Abstand die schwächste Mannschaft. Das generelle Niveau des Turnieres war schlecht. Aber dennoch gehen von dem Titelgewinn der jungen nigerianischen Mannschaft mit ihrem Trainer Stephen Keshi positive Signale aus. Es gibt den einen oder anderen afrikanischen Verband, der’s kapiert hat – Keshis Rücktritt legt allerdings den Verdacht nahe, dass Nigeria nicht dazu gehören dürfte. Sein Rücktritt vom Rücktritt sagt: Liebe Freunde, reißt euch zusammen.

Das Chaos bei vielen anderen – auch etwa bei Kamerun, Ägypten und Senegal, die gar nicht dabei waren – sorgt mit seinem kurzsichtigen Denken dafür, dass die Lücke von den „kleineren“ Teams zur kontinentalen Spitze kleiner wird. Das ist aber kein Zeichen für gestiegene Qualität, im Gegenteil, sondern im Falle Afrikas ist es eine Nivellierung auf äußerst bescheidenem Level. Die Hilflosigkeit mancher Mannschaften macht es möglich, dass eine intelligent spielende Truppe wie jene aus Kap Verde beinahe ins Semifinale einzieht und sich das absolut verdient.

Die echte Weltspitze enteilt den afrikanischen Teams dabei immer mehr. Erst, wenn die Länder mit dem größten Potential ihre Probleme auf die Reihe kriegen – wie etwa Nigeria auf einem guten Weg ist – kann sich das ändern. Zumal dann immer noch die Leistungslücke geschlossen werden muss.

Und der Afrika-Cup 2013 hat gezeigt: Das kann dauern.

(phe)

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Scouting-Bericht vom U-20-Afrikacup: Mögliche ÖFB-Gegner in Kolumbien! https://ballverliebt.eu/2011/04/22/scouting-bericht-vom-u-20-afrikacup-mogliche-ofb-gegner-in-kolumbien/ https://ballverliebt.eu/2011/04/22/scouting-bericht-vom-u-20-afrikacup-mogliche-ofb-gegner-in-kolumbien/#respond Thu, 21 Apr 2011 22:38:43 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4615 Scouting-Bericht vom U-20-Afrikacup: Mögliche ÖFB-Gegner in Kolumbien! weiterlesen ]]> Vier afrikanische Teams fahren zur U-20-WM in Kolumbien – und sind dort allesamt mögliche Gegner des ÖFB-Teams. Mali und Kamerun haben sich beim Junioren-Afrikacup in Johannesburg schon für die WM qualifiziert. Und während Gambia einen guten Eindruck hinterließ, müssen Promis wie Nigeria, Ägypten und Titelverteidiger Ghana noch zittern!

Gruppe A: Mali beeindruckt, Ägypten und Südafrika weniger

Ägypten - Mali 0:1

Mali steht bereits als Qualifikant fest: Nach dem Pflichtsieg gegen Lesotho schlug das Team auch Ägypten. Etwas überraschend, weil die Jung-Phaonen eigentlich höher eingeschätzt waren. Und natürlich, weil Sturmspitze Kalifa Coulibaly schon nach zehn Minuten mit Rot vom Platz musste.

Erstaunlich war, dass die Malier auch danach die Ordnung nicht verloren und mit einem 4-4-1 weiterspielten, als wäre nichts gewesen. Klar hatte Ägypten mehr Ballbesitz, aber den technisch starken Nordafrikanern fehlte es am Plan nach vorne. So war das alles schrecklich harmlos und das gute Kollektiv aus Mali – erwähnenswert vielleicht Fantamandy Diarra – kamen durch einen Freistoß von Kapitan Amara Konaté tatsächlich noch zu einem 1:0-Sieg, der nicht mal unverdient war.

Erwähnenswert bei Ägypten ist, dass die U-20 nicht mit dem 3-5-2 spielt, mit dem die Großen unter Hasan Shehata zuletzt drei Afrikacups in Serie gewannen, sondern mit einem 4-3-3, aus dem vor alem Salah nicht nur von der linken Seite aus Gefahr zu erzeugen versuchte, sondern immer wieder auch zentral aus der Etappe. Beizukommen ist den Ägyptern mit konsequentem Spiel über die Außen, frühem Attackieren und wenig Platz in der eigenen Defensive.

Südafrika-Lesotho 2:1

Ägypten braucht nun im abschließenden Gruppenspiel noch ein Remis gegen Gastgeber Südafrika, um trotzdem ins Halbfinale zu kommen und damit das Ticket für Kolumbien zu lösen. Das ist sicherlich machbar, denn beeindruckt hat das „Amajita“ genannte Team bei der Revanche gegen Lesotho nicht. Zur Erklärung: Eigentlich kippte die kleine Enklave Südafrika aus der Qualifikation, aber wegen des Krieges musste der geplante Ausrichter Libyen ersetzt werden – eben mit Südafrika.

Der Gastgeber spielt ein sehr enges 4-1-3-2, in dem sich sehr viel auf Kapitän Philani Khwela stützt. Der Underdog hielt mit einiger Aggressivität dagegen, letztlich setzte sich aber die indivuelle Überlegenheit der Südafrikaner in diesem Spiel durch. Ob es freilich reicht, um die Ägypter zu schlagen, ist ein ganz anderes Kapitel.

Das kompletteste Team in dieser Gruppe ist ohne Zweifel jenes aus Mali, Ägypten ist wohl etwas stärker einzuschätzen als Südafrika. Lesotho ist nach der zweiten Niederlage schon aus dem Rennen.

 

Gruppe B: Kamerun durch, Ghana vor dem Aus, Gambia stark

Gambia-Ghana 1:1

Von den Namen her ist die Gruppe B die attraktivere – aber was drei der vier Mannschaften ih ihren jeweils zweiten Gruppenspielen zeigten, kommt da nicht ganz mit. Vor allem der amtierende U-20-Weltmeister steht mehr als nur mit dem Rücken zur Wand.

Ghana hat das erste Spiel gegen Nigeria verloren und war gegen Gambia zwar klarer Favorit, wurde dem aber nicht gerecht. Die Mittelfeldraute im 4-4-2 erwies sich gegen die vor allem über die Flügel sehr starken Gambier (wir erinnern uns, Gambia flog 2007 im Achtelfinale nur knapp gegen Österreich raus) als falsches Rezept – Gambia überrannte die Flanken der Black Satellites. Besonders Saikou Gassama von Real Saragossa und Omar Colley (der vor einem Wechsel in die MLS zu Kansas City steht) taten sich da hervor, ein sensationelles Tor von Baboucarr Jammeh – ein Drehschuss aus spitzem Winkel – brachte das verdiente 1:0 nach einer halben Stunde.

Doch eben jender Jammeh ging kurz vor der Halbzeit aus vollem Lauf mit zwei gestreckten Beinen in Kniehöhe auf gemeingefährliche Art und Weise in einen Zweikampf und sah dafür zu Recht die rote Karte.

Doch wie schon Mali brachte auch das Gambia überhaupt nicht aus der Ruhe: Es wurde einfach mit 4-1-3-1 weitergespielt und dem ganz deutlich nicht so starken Jahrgang aus Ghana fiel nichts ein, um den Gegner wirklich in Bedrängnis zu bringen. Erst in den letzten fünf Minuten geriet Gambia ins Schwimmen, nachdem Ghana das 1:1 erzielt hatte. Das entstand aber nicht wegen der Unterzahl, sondern weil eine Flanke des aufgeückten Linksverteidigers Alhassan Masawudu schlecht verteidigt wurde.

Kamerun-Nigeria 1:0

Für die Gambier (die in der Quali übrigens die Ivorer eliminiert hatten) war das späte Gegentor bitter – denn nun muss im abschließenden Gruppenspiel gegen Nigeria ein Sieg her – und wenn Ghana gegen Kamerun gewinnt, muss der Erfolg der Gambier auch noch höher ausfallen, der schlechteren Tordifferenz wegen.

Unmöglich ist das aber keineswegs, weil die Nigerianer gegen Kamerun keinen ungschlagbaren Eindruck machten – im Gegenteil. Die Flying Eagles (also die Junioren der Super Eagles) spielten bei der 0:1-Niederlage ein etwas schiefes 4-4-2, in dem Envoh aus dem rechten Mittelfeld eher einen Rechtsaußen gibt, während Ajagun sich links eher zurückhielt; Nwofor kam von der halblinken Seite.

Sie alle hatte die umsichtige Defensive aus Kamerun um Yaya Banana (der in Tunesien spielt) und Franck Kom gut im Griff, in der Offensive läuft viel über Edgar Salli auf der rechten Seite. Vorne sorgte Franck Ohandza, der sein Geld kurioserweise in Thailand verdient, für Torgefahr, er machte in diesem Spiel das goldene Tor, das für das Semifinale und somit für Kolumbien reicht.

Diese Mannschaft aus Kamerun zeigt eher Minimalisten-Fußball: Hinten nur schwer zu überwinden, nach vorne nicht übertrieben angsteinflößend, aber wenn man hinten gut steht, reicht nun mal oft auch ein einzelnes Tor.

Fazit: Mali und Kamerun sind nicht umsonst jene beiden Teams, die sich schon qualifiziert haben. Alle anderen potentiellen Gegner in Kolumbien muss man zwar zweifellos ernst nehmen, fürchten muss man sich vor denen aber nicht. Sofern man bei Gambia die extrem starken Flügel aus dem Spiel nehmen kann.

Was extrem auffällig ist: Vermeintliche Außenseiter wie Mali oder Gambia tun sich durch gute taktische Herangehensweise hervor und machen somit eventuelle Nachteile im Talent wett. Vor allem die Teams aus Nigeria und Ghana dürfen da durchaus als warnendes Beispiel gelten. Die Raute von Ghana funktioniert gegen starke Flügel, wie sie Gambia hat, überhaupt nicht und Nigeria verlässt sich – wie die A-Mannschaft – zu sehr auf Einzelspieler.

(phe)

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Ein Fleck für den Weltmeister https://ballverliebt.eu/2010/06/26/ein-fleck-fur-den-weltmeister/ https://ballverliebt.eu/2010/06/26/ein-fleck-fur-den-weltmeister/#comments Sat, 26 Jun 2010 10:27:10 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2376 Ein Fleck für den Weltmeister weiterlesen ]]> Die Vorrunde ist geschlagen! Keines der Teams, welches das Achtelfinale wirklich verdient gehabt hätte, hat es verpasst. ballverliebt verteilt den 32 Teilnehmern Noten – und wenig überraschend gibt es für die beiden Finalisten von 2006 einen glatten Fleck…

1

Argentinien – Drei sichere Siege verdienen sich natürlich einen Einser, aber wirklich getestet wurden die Gauchos noch nicht. Die dämliche Performance gegen Griechenland könnte heilsam sein, oder ein Vorzeichen.

Chile – Das wohl aufregendste Team der Vorrunde wäre beinahe an seiner mangelhaften Chancenverwertung gescheitert, zieht aber absolut verdient ins Achtelfinale ein. Und auch wenn dort Schluss sein dürfte, es ist ein erfreulicher Auftitt.

Japan – Viel erwartet haben die Japaner selbst nicht, umso mehr haben sie sich selbst und auch die Beobachter erstaunt. Mit klarer taktischer Ausrichtung und hoher Disziplin geht’s zu Recht ins Achtelfinale.

Neuseeland – Die wahre Sensation dieses Turniers! Die All Whites wären schon zufrieden gewesen, nicht allzu sehr verprügelt zu werden. Und am Ende blieben sie sogar ungeschlagen! Das verdient sich einen Einser mit Sternchen.

Niederlande – Die Holländer haben die besten Voraussetzungen für ein ganz großes Turnier: Drei leichte Siege, ohne annähernd an die Grenzen gehen zu müssen, und absolute Ruhe im und um das Team. Heißer Tipp!

Spanien – Es macht wahre Champions aus, im Krisenfall die absolute Ruhe zu bewahren und sich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Der Europameister erholte sich wunderbar vom Schweiz-Schock, kam durch und macht vor allem mental einen absolut stabilen Eindruck.

Uruguay – Zugegeben, das ist kein Party-Fußball. Aber die Urus machten in der Defensive staubtrocken ihren Job und vorne schlagen Forlán und Co. zu, wenn es nötig ist. Da ist noch einiges möglich.

2

Brasilien – Ohne Probleme die schwere Gruppe überstanden, aber noch nicht begeisternd: Die Seleção musste noch nicht ihre volles Potential ausschöpfen. Es sah bislang aber schon recht abgebrüht aus.

Deutschland – Die junge Truppe zeigte sich spielstark und behielt vor allem die Nerven, als es zum Alles-oder-Nichts-Spiel kam. Die Pleite gegen die Serben hat man sich selbst zuzuschreiben. Für den ganz großen Wurf wird es aber nicht reichen.

Mexiko – Den Franzosen haben sie eine Lehrstunde erteilt, die Mexikaner, die anderen beiden Spiele waren ebenfalls in Ordnung. Aber das letzte Stück zu einem Topteam fehlt dann doch noch.

Slowenien – Ohne Zweifel, die Ergebnisse waren besser als die Leistung tatsächlich war. Dennoch zeigten die Slowenen, dass ihre Qualifikation kein Zufall war, und fast hätte es ja sogar zum Achtelfinale gereicht.

USA – Für die Amerikaner scheint Südafrika ein guter Boden zu sein. Mit großem Kampfgeist retten sich die US-Boys ins Achtelfinale, und zwar völlig verdient. Und dort muss noch nicht Schluss sein.

3

Algerien – kaum eine Mannschaft zeigte sich in der Defensive derart sicher wie die Algerier, allerdings war auch kein eine andere vorne so derart harmlos. Für ihr Potential waren die Resultate aber in Ordnung.

Australien – Die Socceroos haben sich von Spiel zu Spiel gesteigert, und haben vom Auftaktspiel abgesehen nicht enttäuscht. Mehr war in dieser Mannschaft aber nicht mehr drin.

Ghana – Die Black Stars wurden ihrem Ruf als solidestes Team Afrikas gerecht und ziehen als einzige Mannschaft ihres Kontinents eine Runde weiter. Dennoch: Vorne war’s zu harmlos, der Aufstieg ist eher glücklich.

Honduras – Dass die Mittelamerikaner keine Chance haben würden, war klar. Dass sie sich eher unglücklich vor des Gegners Tor anstellen, war ersichtlich. Dass sie sich dennoch für ihr Potential ganz ordentlich dabei waren, kann aber auch nicht geleugnet werden.

Paraguay – Ja, am Ende steht der Gruppensieg. Aber war das bisher wirklich überzeugend? Vom starken Spiel gegen die Slowaken abgesehen, ist Paraguay bis hierhin fraglos noch unter den Möglichkeiten geblieben.

Portugal – Wirklich überzeugend waren Cristiano Ronaldo und Co. ja nur beim 7:0 gegen Nordkorea. Was das Team wirklich kann, wurde aber noch nicht klar. Das Achtelfinale gegen Spanien gibt darüber sicher Aufschluss.

Südafrika – Dem Gastgeber fehlte es schlicht an der Qualität, um die Vorrunde zu überstehen. Ich im Rahmen ihrer Möglichkeiten haben sie sich ordentlich präsentiert und müssen sich nicht schämen.

4

Côte d’Ivoire – Dass sie’s drauf haben, zeigten sie gegen Nordkorea. Aber das Spiel gegen Portugal gingen die Elefanten zu zaghaft an, jenes gegen Brasilien mit allzu viel Einsatz. Da wäre sicherlich mehr möglich gewesen.

Dänemark – Dem guten Spiel gegen Kamerun zum Trotz reicht es verdient nicht. Zu bieder das Auftreten der Mannschaft, zu harmlos nach vorne, und am Ende versagten dem eigentlich routinierten Team auch noch die Nerven.

England – Ein Glück, dass die Slowenen den Ausgleich nicht mehr geschafft haben, denn über ein Ausscheiden hätte sich in England keiner beschweren dürfen. Immerhin haben die Three Lions im entscheidenden Spiel das Resultat erbracht.

Nigeria – Es war schon wesentlich besser als beim haarsträubenden Afrikacup, aber die Super Eagles müssen sich das Aus mehr dummen Fehlern (die Rote gegen Griechenland, die verpassten Chancen gegen Südkorea) als fehlendem Potential zuschreiben.

Nordkorea – die Abwehrleistung gegen die Brasilianer war durchaus beeindruckend, aber danach trat die geheimnisvolle Mannschaft nur noch als Panikorchester auf. WM-Reife? Na, in vier Jahren vielleicht. Diesmal noch nicht.

Schweiz – Trotz des überraschenden (und glücklichen) Sieges gegen Spanien fahren die Eidgenossen zu Recht nach Hause. Ohne jede Kreativität und Esprit versprühten die Schweizer eher Langeweile und Biederkeit.

Serbien – Arbeitsverweigerung im ersten Spiel, schlechte Chancenverwertung im dritten. Das reicht richtigerweise nicht für ein Weiterkommen, dem Sieg gegen die Deutschen zum Trotz.

Slowakei – Der WM-Debütant war der großen Bühne in den ersten zwei Spielen deutlich nicht gewachsen und profitierte im Dritten von der unsagbaren Schwäche des Gegners. Das Achtelfinale ist wohl doch mehr, als diesem Team zusteht.

Südkorea – Dem überzeugenden Auftritt gegen Griechenland folgte nicht mehr viel, die Asiaten schlichen sich eher ins Achtelfinale. Ein schöner Erfolg, aber ob wirklich noch mehr möglich ist?

5

Frankreich – Schlimmer kann man sich nicht präsentieren. Kopflos auf dem Platz, chaotisch im Umfeld. Als ob sich der Finalist von vor vier Jahren selbst für die umstrittene Qualifikation bestrafen wollte.

Griechenland – Eigentlich ist die Schande noch größer als vor zwei Jahren. Denn die Griechen zeigten gegen Nigeria, dass sie eine starke Offensive hätten. Leider hatte Rehhagel wohl eine Allergie dagegen und Spaß daran, dass man sein Team hasst.

Italien – Es hat sich ja in den letzten Jahren schon abgezeichnet. Aber dass es so schlimm werden sollte? Dem Titelverteidiger fehlte es kurz gesagt an allem. Hinten löchrig, in der Mitte ideenlos, vorne ein Lüfterl. Mehr hat dieses Team nicht mehr drin.

Kamerun – Den Auftritt der Löwen kann man ohne Umschweife als genauso missraten bezeichnen wie den der Franzosen, denn die Ansammlung von Individuen hat sich zu hundert Prozent selbst aus dem Turnier genommen.

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Day 12 / A – Die Spielintelligenz macht’s https://ballverliebt.eu/2010/06/22/day-12-a-die-spielintelligenz-machts/ https://ballverliebt.eu/2010/06/22/day-12-a-die-spielintelligenz-machts/#comments Tue, 22 Jun 2010 18:05:24 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2315 Day 12 / A – Die Spielintelligenz macht’s weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 12 – Gruppe A | Der Gastgeber kommt gegen die komplett implodierende Equipe Tricolore immerhin zum Ehrensieg – warum Uruguay und Mexiko ins Achtelfinale einziehen, zeigen sie aber im direkten Duell. Das ein hochinteressantes taktisches Lehrspiel war.

Südafrika – Frankreich 2:1 (1:0)

Südafrika - Frankreich 2:1

Bunt durchgewürfelt – so präsentierten beide Teamchefs ihre Mannschaften. Die Franzosen spielen nach den diversen Eklats mit Squillaci (statt Abidal), Clichy (statt Evra), Alou Diarra (statt Toulalan), Gourcuff (statt Malouda), Cissé (statt Anelka) und Gignac (statt Govou) – unverändert blieb dafür das 4-3-3. Gourcuff, der in der Mittelfeldzentrale für die Kreativität zuständig war, konnte sich allerdings nicht wie gewünscht in Szene setzen, Gignac fühlte sich auf der linken Seite sichtlich nicht wohl. Zudem bekam Gignac von Sagna hinter ihm sehr wenig Unterstützung. Etwas besser lief es auf der linken Seite, wo Clichy den aktiven aber auch eher wirkungslosen Ribéry etwas besser unter die Arme greigen konnte. Wirklich gefährlich nach vorne zum bulligen Cissé brachte aber keiner etwas – seine beste Szene hatte er, als er einen Konter über die rechte Seite praktisch alleine vortrug. War sicher auch nicht im Sinne des Erfinders, Konterstürmer ist Cissé nun wirklich keiner. Nach einer Stunde kam dann der spielstärkere Henry für den Panathinaikos-Legionär.

Parreira brachte nicht nur vier neue Spieler (Ngcongca links hinten für Gaxa, Khubani für Letsholonyane sowie Sibaya für Dikgacoi im defensiven Mittelfeld, dazu Parker als hängende Spitze für den Mittelfeld-Mann Modise), sondern eben mit dem 4-4-2 auch ein neues System. Pienaar kam vermehrt über die rechte Seite, hatte aber wie Tshabalala auf der anderen einige Freiheiten, zudem hatten die beiden mit der zweiten Spitze vorne nun mehr Anspielstationen. Die beiden zentralen Defensiven hatten Gourcuff gut im Griff, Diarra und (der heute extrem schwache) Diaby waren defensiv gebunden.

Die Südafrikaner standen einigermaßen hoch und störten den französischen Spielaufbau früh (was ihnne die Franzosen aber nicht allzu schwer machten) und gingen dann auch in Führung – nach einem Eckball, den Torhüter Lloris falsch einschätzte und bei dem Diaby gegen Torschützen Khumalo nicht gut aussah. Die Gastgeber hatten damit sichtlich an Selbstvertrauen getankt, und der Ausschluss von Gourcuff (nach einem frontalen Ellbogencheck im Luftkampf) schien die Franzosen endgültig zu erlegen. Es dauerte nämlich ewig, ehe Ribéry und Gignac reagierten und sich ins Mittelfeld zurück rückten. So spielten die Bleus minutenlang mit einem 4-2-3, und die Südafrikaner nützten die Räume im Mittelfeld weidlich aus. Das 2:0, erneut sah Diaby nicht gut aus, war die logische Folge.

In der Pause brachte Domenech dann Malouda für den auf der rechten Seite nicht besonders effektiven Gignac, mit der Folge, dass sich Malouda und Ribéry auf links gegenseitig den Platz wegnahmen (weil keiner der beiden in der Mitte spielen möchte), rechts dafür vor Sagna de facto gar keiner mehr war. Die Südafrikaner machten weiterhin mächtig Druck, vor allem die linke Seite über den starken Außenverteidiger Masilela machte viel Druck gegen den alleine gelassenen Sagna, dazu hätte alleine Mphela zwei Treffer machen müssen. Bis auf Clichy, Ribéry und dem vorne fleißigen, aber ziemlich in der Luft hängenden Henry machte bei den Franzosen nun keiner den Eindruck mehr, sich wirklich gegen die Niederlage stemmen zu wollen. So überrascht es nicht, dass ausgerechnet Ribéry es war, der die sich aufgrund der nun natürlich stürmischen Südafrikaner bietenden Räume nützte und Malouda das Anschlusstor auflegte.

Was den Südafrikanern sichtlich so ein wenig den Schwung nahm – damit war klar, dass es nicht für das Achtelfinale reichen würde. Der allerletzte Zug zum Tor, wie er über lange Zeit zuvor erkannbar war, erlahmte merklich. Und als Domenech dann noch Govou für die rechte Seite einwechselt hatte (Malouda hatte sich indes mit der Tolle im Zentrum abgefunden), brachte das endgültig Beruhigung für das französische Spiel. Den Südafrikanern fehlte nun die Kraft und auch der letzte Nachdruck, auf weitere Tore zu gehen – wozu auch.

Fazit: Die Südafrikaner zeigten noch, dass im Team durchaus Qualität steckt, gewinnen absolut verdient und gehen erhobenen Hauptes. Die Franzosen ließen sich eine Stunde von den Gastgebern überrollen und verlieren daher auch folgerichtig. Viele Lichtblicke außer Ribéry gibt’s bei den Franzosen nicht.

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Mexiko – Uruguay 0:1 (0:1)

Uruguay - Mexiko 1:0

Gegen die Franzosen war es auf Seiten der Mexikaner vor allem Linksverteidiger Salcído, der über seine Seite das grandiose Spiel der Tri aufzog. Urguays Teamchef Óscar Tabárez hat das natürlich gesehen und versuchte, dessen Offensivdrang zu nehmen. Es oblang in erster Linie Diego Pérez, die Wege von Salcído zu stören, unterstützt von Maxi Pereira, und es gelang: Zwar war Salcído viel am Ball, viel Zielbringendes nach vorne bracht der Eindhoven-Legionär aber nicht zu Stande. Kein Wunder, dass die beste Chance der Mexikaner ein Gewaltschuss aus dreißig Metern war.

Aber auch die anderen Mexikaner brachten wenig zu Stande. Stoßstürmer Cuauhtémoc Blanco, statt des verletzten Vela als Außenangreifer aufgeboten, war auf rechts ein kompletter Flop. Zum einen fehlte es ihm an der Geschwindigkeit, zum anderen and er Hilfe des recht defensiv denkenden Außenverteigers Osorio. So hing Blanco rechts draußen komplett in der Luft; sodass er mit Fortdauer der ersten Hälfte immer weiter zum wesentlich agileren Guille Franco in die Mitte zog. Franco konnte sich damit etwas mehr ins Mittelfeld fallen lassen, um seine dort festhängenden Kameraden zu unterstützen.

Das Mittelfeld der Urus presste nämlich vor allem zu Beginn der Partie schon auf Höhe der Mittllinie konsequent, störten den Spielaufbau von Márquez und Torrado im Zentrum komplett, und stießen vor allem über Álvaro Pereira, der in Blanco defensiv keine relevanten Gegenspieler hatte und weil Osorio sich sehr zurückhielt, über ihre linke Seite nach vorne. Die Mexikaner verlegten sich gewzungenermaßen immer mehr auf lange Bälle, womit der schmächtige Giovani gegen die Schränke in der Uru-Defensive komplett aus dem Spiel war.

Durch den kaum gebremsten Offensivdrang von Álvaro Pereira konnt sich Suárez ziemlich ins Zentrum orientieren, war Forlán erlaubte, hinter den Spitzen mit seiner extremen Laufstärke als Spielmacher das Spiel aufzuziehen. Durch das gute Ausnützen der strategischen Überlegenheit ging die 1:0-Pausenführung der Südamerikaner absolut in Ordnung. Mexikos Teamchef Aguirre reagierte auf die Unterlegenheit seines Teams und den Spielstand im Parallelspiel (in dem Südafrika 2:0 führte) und brachte mit Barrera einen offensiveren Spiele auf die linke Seite statt Guardado, um Salcído besser zu unterstützen.

Weil sich aber Pérez äußerst kosequent um den neuen Mann kümmerte, verpuffte diese Maßnahme komplett, und am Spiel änderte sich gar nichts. Weswegen Aguirre nach etwa einer Stunde seine Formation komplett umdrehte: Er ließ die Viererkette auf und stellte auf 3-4-3 um: Castro kam für Innenverteidiger Moreno ins linke Halbfeld, der Sechser Márquez rückte in die zentrale Verteidigung zurück, Salcído ging ins linke Mittelfeld, Barrera wechselte auf die rechte Außenbahn, wo er Giovani unterstützen sollte. Zudem kam mit dem quirligen Hernández ein Mittelstürmer für den verschenkten Blanco, Franco war nun Rechtsaußen – ein radikaler Umbau gegen die immer noch extrem hoch verteidigenden und vor allem die Zentrale komplett zustellenden Uruguayer, um das Spiel wieder mehr in die Breite zu ziehen.

Und prompt rissen Barrera und Giovani die Seite von Uru-LV Fucile komplett auf, weil sich dieser nun ohne viel Unterstützung gleich zwei schnellen Leuten gegenüber sah – und sich logischerweise auch sofort Gelb abholte. Die Mexikaner hatten nun – natürlich auch, weil die Uruguayer ob der für sie komfortablen Gruppensiutation etwas zurückfallen ließen – ihre beste Phase im gesamten Spiel. Und wäre es notwendig gewesen, der Ausgleich wäre nur noch eine Frage der Zeit gewesen, hätte nicht das französische Anschlusstor im Parallelspiel das bis dahin hochinteressante Spiel zerstört, weil somit die Luft komplett raus war und sich beide Teams mit dem Resultat arrangierten.

Fazit: Uruguay  schaffte es eine Stunde lang hervorragend, die Mexikaner in Schach zu halten und darf sich daher über den Sieg freuen. Die Frage, ob die Tri noch den Ausgleich geschafft hätte, wenn sie es in der letzten Viertelstunde noch nötig gewesen, ist müßig – es hätte keinen Unterschied mehr gemacht.

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Das war die Gruppe A: Der Gastgeber Südafrika versuchte es vor allem mit Schwung und Heimvorteil, die mangelnde sportliche Klasse auszugleichen. Weil das aber nur in drei Halbzeiten (die 2. gegen Mexiko und beide gegen Frankreich) funktionierte, reichte es schon zu Recht nicht für das Achtelfinale, aber schämen muss sich die Bafana Bafana sicher nicht. Die katastrophale Bild, welches die Franzosen abgaben, mag man als gerechte Strafe für die umstrittene Qualifikation sehen. In der Mannschaft stimmte gar nichts, es war ein wildes Jeder gegen Jeden – und im Grunde war es nur Franck Ribéry, der im ganzen Tohuwabohu Verantwortung übernahm. Es wäre keine Überraschung, sollte Laurent Blanc ihn zum Kapitän machen.

Dass es die beiden lateinamerikanischen Teams sind, die weiterkommen, geht absolut in Ordnung. Gruppensieger Uruguay zeigte sich hinten extrem sicher, die Qualität im Angriff war eh keine Überraschung. Zudem verstanden sie es, die in der ersten Hälfte gegen Südafrika und im Spiel gegen Frankreich so großartige Mannschaft aus Mexiko hervorragend in Schach zu halten. Die Tri ist eine Mannschaft mit der richtigen Mischung, die hervorragenden Fußball zeigen kann und, das hat vor allem das Spiel gegen Uruguay gezeigt, mitten unter dem Spiel das komplette System über den Haufen werfen kann und damit alles besser wird.

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Day 6 – Das gezähmte Biest https://ballverliebt.eu/2010/06/17/day-6-das-gezahmte-biest/ https://ballverliebt.eu/2010/06/17/day-6-das-gezahmte-biest/#respond Thu, 17 Jun 2010 01:11:58 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2256 Day 6 – Das gezähmte Biest weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 6 | Überlegen Chilenen hatten hart zu arbeiten, die Eidgenossen betätigten sich erfolgreich als Dompteure und  der WM-Gastgeber muss in wenigen Tagen Frankreich besiegen.

Honduras – Chile 0:1 (0:1)

Honduras - Chile 0:1

Es dauerte 34 Minuten, ehe der Chilene mit dem am wenigsten lateinamerikanisch klingenden Namen sein Team zurecht erlöste. Nachdem die Chilenen mal wieder auf der Seite durchgebrochen waren, war es Mauricio Isla, der Beausejour den Ball ans Becken knallte, von wo er schließlich ins Tor flog. Es war Chiles erster WM-Sieg seit 48 Jahren.

Und der Treffer hatte sich angekündigt, denn nach einer sehr kurzen Abtastphase fanden sich die in Weiß spielenden Honduraner schnell in einer David vs. Goliath Situation wieder. Weil deren Trainer, Alexis Mendoza, das schon geahnt hatte, probierte man auch kaum, das Spiel zu kontrollieren. Der Plan war, die Chilenen kommen zu lassen und dann auszukontern. Ersteres lief zu gut für die Chilenen, Zweiteres dafür zu schlecht für Honduras. Zu Buche standen am Schluß nur wenige zwingende Chancen für die Mittelamerikaner.

Zurück zu den Seiten: Am liebsten spielten die Rotblauen sich halb-rechts oder halb-links nach vorne, waren aber auch in der Mitte die Herren des Platzes. Jedenfalls bis vor de 16ern, dann verließen sie die Ideen und die Präzision. Das Resultat: Ein Haufen von den meist gut stehenden Honduranern geblockter Pässe und Flanken sowie eine erkleckliche Menge an versandeten Dribblings. Das zweite Tor lag in der Luft, wäre auch verdient gewesen, fiel aber nie.

Die Konter der in Weiß spielenden Hondurander  erwiesen sich meist als zu langsam oder zu ungenau, Fehlpässe fabrizierten aber beide Teams einige im vorderen Mittelfeld.

Fazit: Was am Ende übrig blieb kann als verdienter Arbeitssieg der Chilenen gewertet werden. An Effizienz und Präzision muss aber noch gearbeitet werden, sonst sind die Schweizer im Kampf um Platz 2 klar zu favorisieren.

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Schweiz – Spanien 1:0 (0:0)

Spanien - Schweiz 0:1

Selbe Gruppe, anderes Spiel: Im Gegensatz zum Sieg der Chilenen blieben die Mühen der Spanier gänzlich unbelohnt. Der Grund: Der eidgenössische Goalie Benaglio, zu große Ballverliebtheit und Gelson Fernandes (auch dessen Name klingt nicht so wirklich nach Schweizer Bergidylle).

Die selbstenannte „beste Mannschaft des Planeten“ machte von Beginn an Druck. Del Bosques Wunsch war klar: Heute muss ein Sieg her, ist man doch klarer Gruppenfavorit. Trotzdem konnte man das gegnerische Tor nicht all zu fleißig unter Beschuss nehmen, Hitzfelds Hintermannen standen nämlich gut und agierten sehr diszipliniert. Also verlief der Angriff der Spanier in Zyklen. Zuerst Dribbeln. Wenn das nicht klappte, versuchte man im Strafraum einen anderen Mitspieler anzupassen. Auch das gelang nicht gut. So sollten Schüsse aus der Distanz das Problem lösen

Über das Resultat der Fernschüsse freute sich insgesamt das Publikum aber weit mehr als Benaglio im Schweizer Kasten. Der hatte mit denen nämlich kaum was zu tun, zeichnete sich dafür auf kurze Distanz aus, als er etwa Navas den Winkel aus wenigen Metern abdeckte. Später musste man doch noch einmal aufatmen, denn einer der Distanzschüsse – ein 30-Meter-Hammer von Xabi Alonso – krachte hinter einem chancenlosen Torwart an die Latte. Zu diesem Zeitpunkt waren die Iberer jedoch bereits hinten.

Zurück in die erste Halbzeit: Nach 36 Minuten vollbracht einer der Schweizer Verteidiger ein gar seltsames Kunststück und tackelte seinen Teamkollegen Phillip Senderos. Der verletzte sich unglücklicherweise dabei auch noch. Für ihn kam Bergen, der ihn gut vertrat.

Zu Halbzeit stand es also – enttäuschenderweise für die Spanier – nur 0:0. Nach Wiederanpfiff begann das gleiche Spiel von vorne, Spanien drückend überlegen aber ineffizient im Angriff, die Schweiz meist eingekerkert mit wenigenAusbrüchen, die das Offensivduo Derdiyok/Nkufo selten gefährlich gestaltete.

Nach 52 Spielminuten ging es die Furia Roja etwas zu angriffslustig an und ließ so im Gegenzug zu, dass sich Derdiyok plötzlich alleine vor Iker Casillas wiederfand. Der drückte ab, Spaniens Torhüter konnte aber mit Mühe parieren. Von allen Nachsetzenden rannte Gelson Fernandes am schnellsten um die Kurve und staubte ab. Der Spielverlauf war auf den Kopf gestellt, die Schweiz in Führung und Ottmar Hitzfeld strahlte wie ein Honigkuchenpferd.

Beinahe gelang dann noch ein weiteres Kontertor, denn die Spanier rannten jetzt noch verzweifelter gegen das eidgenössische Abwehrbollwerk an, dass stabil wie das Matterhorn im Strafraum stand. Was trotzdem durchkam schnappte sich Benaglio. Spanien starb in Schöhnheit, die „rote Furie“ war gezähmt.

Das Mittelfeld war fest in spanischer Hand und selbst bis ins letzte Drittel hinein vermochten die Schweizer wenig auszurichten. Die Abwehr hatte wenig zu tun, war bei „normalen“ Angriffen nie in Gefahr, rückte aber selbst zu weit auf, was die Konter des Gegners begünstigte. Die Schweiz igelte sich ein und versuchte zwischendurch schnell herauszufahren. Zumeist konnte das Mittelfeld nicht schnell genug überbrückt werden, so dass die Spanier sich in der Defensive wieder sammeln konnten. Aufgrund der Taktik hielt sich die spielerische Eigeninitative in Grenzen, die Schweizer reagierten zumeist nur.

Fazit: Spanien ist sicherlich das spielstärkste Team der Gruppe H, brillierte aber heute nicht mit überragender Effizienz. Wenn sich das ändert, ist sicherlich jeder Gegner schlagbar. Die Schweiz hingegen versucht erst gar nicht gegen klar überlegene Gegner das Spiel zu machen, sondern verläßt sich auf Kontertore in die Abwehr. Solange letztere weiter so gut steht und der Keeper einen guten Tag erwischt, geht das gut. Dafür ist man in der Pflicht, „kleinere“ Gegner zu schlagen – das wird nicht leicht gegen Honduras und erst recht nicht gegen Chile.

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Südafrika – Uruguay 0:3 (0:1)

Südafrika - Uruguay 0:3

Dieses Spiel stand für die Gastgeber der WM unter keinem guten Stern. Obwohl gleich viel im Ballbesitz wie die südamerikanischen Gäste, vermochte man nicht viel daraus zu machen.

Und das ist im wesentlichen das bezeichnendste Wort für die Spielanlage der Bafana, Bafana heute: Mittelfeldgeschiebe. Man wollte zwar vorwärts kommen – schaffte das auch ein paar mal, aber nur selten gefährlich – oft rotierte die Wuchtel aber nur zentral. Die Urus standen gut, waren am Beginn des Spiels etwas zu vorsichtig. Die Himmelblauen entdeckten aber langsam, dass man den Südafrikanern etwas mehr zu Leibe rücken kann, weil bei ihnen ohnehin nicht viel nach vorn passiert.

Die Mühe darf man der Truppe rund um den Eröffnungstorschützen Siphiwe Tschbalala nicht absprechen – das Team war auf 3 Punkte aus, bekam aber letztlich 3 Tore.

Nachdem zwei Fernschüsse von Tshbalala recht deutlich vorbei gingen, krachte es in Minute 25 hinter Ithumeleng Khune. Forlan zog aus rund 25 Metern ab, der Ball wurde abgefälscht und senkte sich dann sehr plötzlich hinter dem Bafana-Keeper. Die Urus, die bis dato nocht nicht viel gezeigt hatten, waren plötzlich in Front. Nach einem sehenswerten Dribbling hätte der zweite Star, Luis Suarez, beinahe auf 2:0 erhöht, traf aber nur das Außennetz.

In Halbzeit zwei versuchte Südafrika den Druck zu erhöhen, war aber nur mäßig erfolgreich. Lugano wiederum hatte aus einem Freistoß eine riesige Kopfballchance auf das 2:0 der Urus, traf den Ball aber nicht gut genug. Ähnliches gelang dann auch Mphela für das Heimteam.

Zirka eine Viertelstunde vor Spielende war es dann Südafrika-Goalie Khune, der für die Vorentscheidung sorgte. In einem 1-gegen-1 mit Suarez verschätzte er sich beim Tackling und streifte den Uruguayner, der schließlich zu Fall kam. Obwohl es keine besonders harte Berührung gab, entschied der Referee aus der Schweiz, Massimo Busacca, zurecht auf Torraub und Elfmeter.

Khune musste vom Platz, Pienaar ging gleich mit und wurde für den Ersatz Keeper Moneeb Josephs ausgetauscht. Diego Forlan drückte den Elfer höchstpersönlich und mit ordentlich Wumms in die Maschen, ohne dem Reservegoalie nur den Hauch einer Chance zu lassen.

Was dann geschah war absehbar. 9 südafrikanische Feldspieler versuchten noch irgendwie an einen Anschlußtreffer zu kommen, kamen aber auch nicht weiter als bisher. Dafür wurden für die Urus die Räume offener, so dass sie im Ballbesitz Spiel und Tempo fast nach Belieben dominierten – wenngleich sie nicht mehr sonderlich offensiv auf ein drittes Tor spielten. Das fiel aber trotzdem- in der fünften und letzten Minute der Nachspielzeit staubte Pereira gegen eine zerfallene Bafana-Abwehr zum 3:0 Endstand ab.

Die Schwachpunkte der Südafrikaner lagen das ganze Spiel über vorne und hinten. Die Abwehr wirkte nie optimal koordiniert und profitierte stark davon, dass Uruguay im Angriff lange zu harmlos war. Als noch harmloser erwies sich jedoch die Offensive der Südafrikaner. Weitschüsse und Standards waren das einzige Anzeichen von Gefahr, gelungnges Spiel in den Strafraum sah man selten und auch die Anbindung zum Mittelfeld war nicht immer optimal.

Fazit: Südafrika muss in den kommenden Tagen stark an der Offensive arbeiten und die Abwehr besser aufstellen und disziplinieren. Das heutige Spiel zeigte die Schwächen auf, die zur Eröffnung wohl aufrund des großen Motivationsschub nicht so stark zum Vorschein kamen. Uruguay ist dem Aufstieg sehr nahe, um Frankreich zu besigen muss für Südafrika wohl ein halbes Wunder her.

(gpi)

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Stoppt die Vuvuzela-Blödheit https://ballverliebt.eu/2010/06/12/stoppt-die-vuvuzuela-blodheit/ https://ballverliebt.eu/2010/06/12/stoppt-die-vuvuzuela-blodheit/#comments Sat, 12 Jun 2010 08:50:58 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2180 Stoppt die Vuvuzela-Blödheit weiterlesen ]]> Ist es eher ein Öööööööööh oder doch ein Eeeeeeeeh? Wie soll man den Klang der Vuvuzela am Besten beschreiben? Liest man sich die Kommentare auf Twitter und in Foren durch, könnte man zu dem Entschluss kommen, dass das Verschriftlichungsproblem egal ist, weil der Sound den europäischen Fußballfan auf jeden Fall nervt.

Da wird viel mit dem Ausschalten des Fernsehers gedroht (wers glaubt!), oder zumindest des Tons (schon eher), ordentlich geschimpft und immer wieder poppen Forderungen nach einem Verbot auf. Mich nerven die Leute, die ein Jahr nach dem Confed Cup immer noch nicht über den ungewohnten Sound hinweg kommen schon eher. Vor allem Verbotsforderungen sind schlichtweg ignorant, weil man den Südafrikanern damit ihre Fankultur verbieten will (während man selbst jeden Eingriff in die eigene feurig bekämpft).

Dabei hat man es selbst in er Hand, seine Nerven zu schonen. Wenn man sich nicht bewusst weigert die Sache gelassen zu sehen, kann man sich an den Sound der monotonen Tröten schon gewöhnen. Ich weiß das aus Erfahrung, weil ich es schon beim Confederations Cup im Vorjahr schaffte (dabei müsste mich als Freund der spielbezogenen englischen Fankultur das Ganze am Ehesten stören) und dem Öeöeöeöeöeeeh mittlerweile sogar schon ein wenig abgewinnen kann. Nicht viel – zugegeben – aber jedenfalls nicht weniger als dem monotonen Getrommle, repetitivem Trompeten oder den ermüdenden Dauergesängen in so manchem europäischen Stadion.

Ob sich in Südafrika wohl schon Leute zu fordern erdreistet haben, diese Stimmungskiller zu verbieten? Oder ist das eine Blödheit die exklusiv von Norden nach Süden gelebt wird?

(tsc)

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