Stevens – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Wed, 03 Sep 2014 10:57:51 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Wieder kein Red Bull Salzburg in der Champions League https://ballverliebt.eu/2014/08/27/wieder-kein-red-bull-salzburg-in-der-champions-league/ https://ballverliebt.eu/2014/08/27/wieder-kein-red-bull-salzburg-in-der-champions-league/#comments Wed, 27 Aug 2014 21:11:43 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10477 Wieder kein Red Bull Salzburg in der Champions League weiterlesen ]]> Nationale Dominanz und internationale Glanzpunkte – das war die Vorgabe, als Red Bull im Frühjar 2005 den immer näher dem finanziellen Abgrund entgegen siechenden Bundesliga-Klub in Salzburg übernahm. Ersteres ist gelungen, seit dem Einstieg wurde der Klub in neun Jahren fünfmal Meister und viermal Zweiter. In der Europa League überstand man dreimal die Gruppenphase, zweimal davon glanzvoll. Nur das mit der Champions League, das ist so eine Sache. Sieben mal probiert. Und auch 2014 ist wieder nix passiert…

2006 – Valencia, 1:0 und 0:3

Als Salzburg im ersten Red-Bull-Jahr unter Kurt Jara hinter der von den Stronach-Millionen aufgepumpten Austria Zweiter wurde, bestand noch die halbe Stammformation aus Österreichern – nach der Kader-Umwälzung im Sommer 2006 und nach Jaras Rauswurf war nur noch einer übrig : René Aufhauser. Andere (wie Kapitän Schopp, aber auch Manninger, Ivanschitz, Pichorner, Scharrer und Mayrleb) wurden aussortiert. Und es kam das Trainer-Duo Giovanni Trapattoni und Lothar Matthäus. Unter diesen beiden sollte bei den ersten internationalen Auftritten nach der Übernahme wenn möglich die Champions League, zumindest aber die Uefa-Cup-Gruppenphase erreicht werden. Im ersten Match beim Schweizer Meister FC Zürich wurden den Bullen aber von Inler, Dzemaili, Raffael und Co. ziemlich die Grenzen aufgezeigt, mit dem 1:2 war man noch gut bedient – und im Rückspiel profitierte man von individuellen Fehlern. Obwohl dir Zürcher unter Trainer Lucien Favre wieder die deutlich bessere Mannschaft waren, siegte Salzburg 2:0. Damit war das Minimalziel erreicht, denn bei einem Scheitern gegen Valencia hätte man immerhin in der ersten Uefa-Cup-Runde (damals das, was heute das Play-Off ist) weitergemacht. Im Hinspiel im ausverkauften Stadion (das aber noch nicht für die EM erweitert worden war) erwischte man die Spanier auch tatsächlich auf dem falschen Fuß: Zweieinhalb Wochen, ehe die spanische Meisterschaft begann, sorgte ein Piták-Kopftor für das 1:0 gegen den dritten der letzten Saison in Spanien.

Valencia - Salzburg 3:0
Valencia – Salzburg 3:0

Zwei Wochen später war das Team von Trainer Quique Sánchez Flores deutlich besser eingespielt und die ultra-defensive Herangehensweise von „Trappathäus“, die das 1:0 aus dem Hinspiel über die Zeit mauern wollten, ging fürchterlich in die Hose. Statt des 4-4-2 wie gegen Zürich oder des 4-4-1-1 (mit Janocko als hängender Spitze) im Heimspiel gegen Valencia ließen die beiden ein 4-5-1 spielen, mit drei defensiven Mittelfeld-Spielern, ohne einen Kreativen im Zentrum und mit Peter Orosz aus dem Regionalliga-Team ganz vorne – Alex Zickler fehlte wegen einer Oberschenkelverletzung. Nach zehn Minuten vertendelte Vargas einen Ball, was zum 0:1 durch Morientes führte, nach einer halben Stunde griff Carboni mit der Hand zum Ball und David Villa verwertete den Elfer im Nachschuss. In der Halbzeit kam Lokvenc statt Orosz, das problem blieb aber – überraschenderweise – bestehen. Dem einen Tor, das es gebraucht hätte, kamen die Bullen nicht einmal nahe und David Silva machte in der Nachspielzeit den Deckel drauf. Valencia war damals ein Team aus der erweiterten europäischen Spitze, gewann in der Folge die CL-Gruppe gegen die Roma, Shachtar Donetsk und Olympiakos überlegen, schaltete im Achtelfinale Inter Mailand aus und blieb erst im Viertelfinale gegen Mourinhos Chelsea hängen. Salzburg musste in der ersten Uefa-Cup-Runde gegen die Blackburn Rovers ran, erkämpften daheim ein 2:2 gegen die Engländer (mit Friedel, Emerton, Tugay, Bentley und Benni McCarthy), agierten aber auswärts wie schon in Valencia erschütternd defensiv und verloren 0:2. Die Gruppenphase fand ohne die Bullen statt.

2007 – Shachtar Donetsk, 1:0 und 1:3

National gab’s 2007 aber den Titel und damit die nächste Chance. Für einen neuen Kader: Mit Alex und Miyamoto waren zwei Japaner als PK-Gag verpflichtet worden, Leitgeb kam von Sturm, Ilic von Galatasaray, Sekagya aus Argentinien. Gegen den lettischen Meister Ventspils war Salzburg, mittlerweile von Trapattoni alleine betreut, nicht gefordert. Auswärts gab’s ein 3:0 (Aufhauser-Triplepack), daheim vor immerhin 13.500 Zusehern sogar ein 4:0 (Aufhauser, Dudic, Ilic und Leitgeb). Dann wartete Shachtar Donetsk. Schon zu dieser Zeit hatte Trainer Mircea Lucescu sein bewährtes Rezept: Hinten grimmige Verteidiger aus Osteuropa, vorne trickreiche Ballzauberer aus Brasilien. Im mit 26.000 Zusehern sehr gut gefüllten Stadion ging Salzburg im Hinspiel daheim früh in Führung, nachdem Tchigrinski im Strafraum Volleyball gespielt hatte und Zickler den fälligen Elfer verwertete. In der Folge agierten die Gäste gefälliger und gefährlicher, aber die Bullen hielten gut dagegen und brachten das 1:0 über die Zeit. Dass die Spielphilosophie im Sommer nicht umgestellt wurde, zahlte sich schon ein wenig aus.

Shachtar Donetsk - Salzburg 3:1
Shachtar Donetsk – Salzburg 3:1

Das Rückspiel fand noch im alten Beton-Bunker von Donetsk statt, die Donbass-Arena gab’s noch nicht. Nach einem Eckball ging Salzburg auch hier durch Remo Meyer früh in Führung, der postwendende Ausgleich durch den Italiener Cristiano Lucarelli war noch kein Problem – Shachtar brauchte noch immer zwei Tore. Der Druck, den die Ukrainer machten, war enorm, aber Salzburg hielt lange stand. Mit Glück, weil ein klares Elfer-Foul von Carboni nicht geahndet wurde, aber auch mit Geschick. Bis zur 77. Minute, als Sekagya im Strafraum Lucarelli zwar nicht wild umriss, aber doch zu Fall brachte. Castillo verwertete den Elfer und Donetsk hatte noch eine knappe Viertelstunde, um das eine Tor zu erzielen, dass es noch brauchte – und der eingewechselte Brandão besorgte dieses in der 87. Minute. Ein sehenswerter Kopfball nach einer Weltklasse-Flanke von Razvan Rat – damit war Salzburg geschlagen. Donetsk kam in der Champions League zu Siegen gegen Celtic Glasgow und bei Benfica Lissabon, beendete die von Milan gewonnene Gruppe aber auf dem vierten Platz. Salzburg musste in der ersten Uefa-Cup-Runde gegen AEK Athen ran, verlor gegen Rivaldo, Dellas, Macho und Co. schon das Hinspiel auswärts mit 0:3 und war einmal mehr an zwei Versuchen gescheitert, eine Gruppenphase zu erreichen.

2009 – Maccabi Haifa, 1:2 und 0:3

Weil man 2008 hinter Rapid „nur“ Zweiter wurde, starteten die Bullen mit einem neuen Trainer – Co Adriaanse – und einer völlig neuen Spielphilosophie – Hurra-Fußball statt Safety-First – gleich im Uefa-Cup, wo Sevilla zu stark war. Unter Adriaanse flog man durch die Liga, war schon am drittletzten Spieltag auch rechnerisch Meister und trennte sich auch gleich wieder vom offensiv denkenden Holländer. Statt seiner kam ein defensiv denkender Holländer: Huub Stevens. Gegen die Bohemians aus Dublin brauchte es nach einem mageren 1:1 daheim ein Glücks-Tor kurz vor Ende des Rückspiels, um mit einem 1:0 noch weiterzukommen; gegen Dinamo Zagreb gab’s daheim vor 16.000 Zusehern ein schmeichelhaftes 1:1 und wiederum Glück, dass der Becherwurf auf den tschechischen Referee-Assistenten von der UEFA nicht geahndet wurde. In Zagreb ging Salzburg etwas entgegen des Spielverlaufs nach einer halben Stunde durch Dusan Svento in Führung, nach dem Ausgleich in Minute 47 steuerte das Spiel der Verlängerung entgegen. Ehe Robin Nelisse, Dreadlocks-Stürmer von den Niederländischen Antillen, mit seiner nachhaltigsten Aktion im Salzburg-Dress in der 83. Minute einen Weitschuss versenkte. Das 2:1, der Einzug ins Play-Off, und damit fix erstmals in einer Gruppenphase. Und sei es nur die der Europa League. Aber man rechnete sich gute Chancen auf die Champions League aus, war doch der Gegner in Maccabi Haifa zumindest vom Namen her kein Übermächtiger. Auf dem Rasen jedoch machten die Israeli schnell klar, dass sie eine Mannschaft hatten, die eingespielt, kompakt und vor allem im Vorwärtsgang alles andere als schlecht war, während Salzburg sich nach dem radikalen Schnitt zurück zum Vorsichts-Fußball erst noch finden musste. Mohamed Ghadir sorgte vor 24.000 Zusehern halb durch die erste Hälfte für die verdiente Maccabi-Führung, die Zickler nach einer Stunde ausgleichen konnte. Ehe kurz vor Schluss Maccabis Joker mit dem wundervollen Namen Shlomi Arbeitman den 2:1-Siegtreffer für sein Team markierte.

Maccabi Haifa - Salzburg 3:0
Maccabi Haifa – Salzburg 3:0

Dadurch waren die Chancen schon vor dem Rückspiel auf ein Minimum gesunken, und im Ramat-Gan-Stadion zerbröselten die Bullen dann vollends. Nicht eine einzige Torchance gab’s, am Nasenring wurde man durch’s Stadion gezogen. Dvalishvili nützte eine Kette von Salzburger Fehlern nach einer halben Stunde zum schon längt überfälligen 1:0, nach einer Stunde fälschte Ilsanker einen Schuss von Golasa unhaltbar zum 2:0 ab. Ehe in der Nachspielzeit auch Gustafsson, der ein noch höheren Debakel verhindert hatte, daneben griff – 0:3, der Endstand. Wirklich logisch zu erklären ist das, was im Herbst mit diesen zwei Teams passierte, nach dem Klassenunterschied im direkten Duell aber nicht. Denn während Maccabi in der Champions League alle sechs Spiele gegen Bordeaux, Juventus und die Bayern verlor (fünf davon mit 0:1), gab Salzburg in der Europa League gegen Lazio, Villarreal und Levski Sofia keinen einzigen Punkt ab. Natürlich, es waren zwei Top-Teams im Umruch, aber sechs Siege? In der ersten K.o.-Runde schied Salzburg im Februar während der Olympischen Spiele in Vancouver gegen Standard Lüttich aus.

2010 – Hapoel Tel-Aviv 2:3 und 1:1

Neues Jahr, neues Glück: Nach dem Titel unter Stevens 2010 gab’s personell nur leichte Adaptierungen, aber auch eine typisch österreichische Blamage – 0:1 beim HB Tórshavn auf den Färöern. Allerdings, nachdem die Färinger eine Woche davor vor 9.000 Zusehern in Salzburg 0:5 verloren hatten. Danach führte man bei Omonia Nicosia auf Zypern dank eines Torwart-Fehlers, den Gonzalo Zarate ausgenützt hatte, lange 1:0, ehe man sich in der Nachspielzeit noch per Elfer das 1:1 einfing. Eine Woche später zeigten sich die Bullen im Rückspiel vor 14.500 Leuten als gnadenlos effizient: Obwohl der Meister aus Zypern in der Anfangsphase drückend überlegen war, ging Salzburg durch Aushilfs-Linksverteidiger Svento in Führung, ein Doppelpack von Schiemer (erst nach Schwegler-Einwurf, dann nach Leitgeb-Flanke) sorgte schon vor der Pause für das 3:0. Am Ende stand ein 4:1, das darüber hinwegtäuscht, dass Salzburg keineswegs die bessere Mannschaft war.

Salzburg - Hapoel Tel-Aviv 2:3
Salzburg – Hapoel Tel-Aviv 2:3

Im Playoff ging es wie im Jahr davor gegen den israelischen Meister, diesmal war’s Hapoel Tel-Aviv. Die unter Stevens zunehmender verknöchernde Mannschaft hatte dem flinken Gegner aber wenig entgegenzusetzen. Umso weniger, nachdem es schon in der 1. Minute einen Elfmeter-Pfiff gab und Torhüter Enyeama zum 0:1 verwandelte. Den zwischenzeitlichen Ausgleich von Pokrivac konterte Sahar noch vor der Pause zum 2:1. Als der spätere Kaiserslautern-Stürmer Itay Schechter in der 53. Minute zum verdienten 3:1 traf, war die Begegnung im Grunde vorbei. Boghossian vorne hing in der Luft, Zarate verdribbelte sich zu oft, es gab kein kreatives Moment im Spiel der Salzburger. Der nach England abgewanderte Somen Tchoyi fehlte an allen Ecken und Enden. Wallner traf noch per Elfer zum 2:3-Endstand, aber im Grunde war schon nach dem Hinspiel, das 19.000 Menschen im Stadion verfolgten, das allgemeine Gefühl, dass es wieder nichts wird. Im Rückspiel versuchten es die Salzburger mit Wille und mit Wucht, kurz vor der Halbzeit gab’s durch ein Eigentor auch das 1:0, aber weder Wallner noch später Boghossian vorne, weder Mahop rechts noch Zarate links, weder Medes da Silva noch Pokrivac im Zentrum sorgte für die nötige Gefahr. Das Spiel endete letztlich 1:1 und es ging wieder in die Europa League für die Bullen. Dort gab’s gegen Man City, Juve und Lech Posen zwei Punkte und den letzten Gruppenplatz. Hapoel gewann in der Champions League 3:0 daheim gegen Benfica, holte noch Remis gegen Schalke und in Lyon, wurde aber Gruppenletzter.

2012 – F91 Düdelingen, 0:1 und 4:3

In der Saison 2010/11 wurde die Mannschaft zunehmend leblos und Huub Stevens im Frühjahr durch Ricardo Moniz ersetzt, den Titel holte aber Sturm Graz. Die Bullen zogen über Metalurg Liepaja, den FK Senica und wiederum Omonia Nicosia in die Europa-League-Gruppenphase ein, wo man hinter Athletic Bilbao Zweiter wurde – noch vor einem PSG, der den Bewerb nicht so richtig ernst nach, und Slovan Bratislava. In der ersten K.o.-Runde erstarrte Salzburg aber vor dem wie wild pressenden Team von Metalist Kharkiv komplett in Ehrfurcht – 0:4 und 1:4. Weil sich Moniz in seine Kompetenzen reingeredet fühlte, nahm er trotz Meistertitel seinen Hut und der neue Red-Bull-Gesamt-Sportchef Ralf Rangnick installierte jenen Trainer, der 2011/12 den deutschen Zweitliga-Abstiegskandidat Paderborn beinahe in die Aufstiegs-Relegation geführt hatte: Roger Schmidt. Mit einem Kader, der weder seiner war noch den Anforderungen für seine Spielidee entsprach, hieß die erste Mini-Hürde F91 Düdelingen. Der Meister aus Luxemburg war in der Runde davor 7:0 und 4:0 über den Titelträger aus San Marino hinweggefegt. Das allererste Pflichtspiel unter Schmidt wurde auswärts in Luxemburg gleich zu einer schlimmen Blamage – ein Tor von Aurelién Joachim in Minute 75 sorgte für den 1:0-Sieg für Düdelingen. Peinlich, aber kein Problem, dachten alle: Daheim wird man schon mit vier bis acht Toren Differenz über die No-Names drüberfahren.

Salzburg - Düdelingen 4:3
Salzburg – Düdelingen 4:3

Doch weit gefehlt. Die Spieler glaubten wohl selbst, dass es auch mit 20 % Einsatz geht, obwohl das sieben Tage davor schon schlimm in die Hose gegangen war. Nach einer halben Stunde fanden sich die Bullen erneut 0:1 im Rückstand, allerdings drehten zwei Tore von Jantscher und Hinteregger das Spiel noch vor der Pause auf 2:1 um. Noch ein Tor, das sollte ja wohl zu schaffen sein. Aber keine drei Minuten nach Wiederanpfiff hatte der Underdog zum 2:2 ausgeglichen, wenig später die unglaublichen Löcher in der Deckung der unerhört behäbigen Salzburger sogar zum 3:2 genützt. Noch eine halbe Stunde Zeit für drei Tore. Zehn Minuten vor Schluss kam Salzburg durch einen von Cristiano (erinnert sich noch wer an diesen Mega-Flop?) verwandelten Elfer zum 3:3, wenige Sekunden später durch Zarate zum 4:3. Aber es reichte nicht. Düdelingen war dank der Auswärtstorregel in der 3. Quali-Runde, für Salzburg die internationale Saison vorbei, noch ehe es August war. Die Luxemburger unterlagen erst Maribor in der CL-Quali und dann Hapoel Tel-Aviv im Europa-League-Playoff. Salzburg entsorgte den halben Kader (Jantscher, Zarate, Mendes da Silva, Maierhofen, Boghossian, Cristiano, Lindgren), stellte sich bis Ende August komplett neu auf (Mané und Kampl, dazu Klein, Vorsah, Berisha und Nielsen), konnte aber Peter Stögers bärenstarke Austria nicht mehr einholen.

2013 – Fenerbahçe, 1:1 und 1:3

Vor allem im Frühjahr, nachdem Schmidt seine erste ordentliche Vorbereitung mit einem Kader nach dem Gusto von ihm und Rangnick absolvieren hatte können, kam das Werk ins Laufen – mit Hilfe des gegen Düdelingen verletzten Soriano, mit dem nach Jahren des Leidens endlich fitten Alan, und vor allem mit dem exzentrischen Kevin Kampl. Als Vizemeister durfte man in der CL-Quali im Ast der Verfolger aus den Top-Ligen ran, in der ersten Runde gegen Fenerbahçe. Der türkische Vizemeister, im Jahr davor noch im Europa-League-Halbfinale, waren nach einem Trainerwechsel noch nicht ganz auf der Höhe und die Bullen setzten Fener zusätzlich zu. Der für Roger Schmidt typisch gewordene, extrem aggressive Pressing-Fußball erwischte die Türken völlig am falschen Fuß, im ausverkauften Stadion von Wals-Siezenheim gelang Alan dann der Führungstreffer – aber ein eher dämlicher Elfer in der Nachspielzeit bescherte Fener noch den 1:1-Ausgleich.

Fenerbahçe - Salzburg 3:1
Fenerbahçe – Salzburg 3:1

In Istanbul versuchte es Salzburg mit dem gleichen Rezept, ging auch früh durch Soriano in Führung – aber die internationale Abgebrühtheit fehlte dem Team auf diesem Niveau. Fenerbahçe nützte die allzu nassforsche Spielweise der Bullen zu drei Toren (von Meireles, Sow und Webo) noch vor der Halbzeit. Danach steckte Salzburg nicht auf, hatte diverse Chancen, vernebelte diese aber allesamt. So gewannen die Türken auch nicht ganz unverdient mit 3:1, durften dann die Duelle gegen Arsenal im Playoff noch spielen (und klar verlieren) und wurde danach wegen des Manipulations-Skandals, in den man in der Türkei verwickelt war, ausgeschlossen. Salzburg wollte sich per CAS zurück in die Champions League klagen, scheiterte aber. Dafür geigte man in der Europa League groß auf. Nach dem lockeren Playoff-Sieg gegen Zalgiris Vilnius gab’s wie schon 2009 sechs Siege in den sechs Gruppenspielen gegen Standard Lüttich, Elfsborg und Esbjerg, ehe man in der ersten K.o.-Runde Ajax der Lächerlichkeit preisgab und trotz des Gesamtscores von 6:1 noch gnädig mit dem Meister der Eredivisie war. Als man im Achtelfinale aber auf einen clever verteidigenden Gegner und eine Dreierkette traf, war Schluss mit lustig.

2014 – Malmö, 2:1 und 0:3

Schon am 22. März, also nach 28 von 36 Spieltagen, als man schon 98 Tore auf dem Konto hatte, stand der Meistertitel fest, alle Stammspieler der Erfolgsmannschaft wurden gehalten, nur Trainer Roger Schmidt ergriff die Chance, zu Bayer Leverkusen zu wechseln. Die Reibungsverluste durch die Neubesetzung der Trainerbank waren gering, schließlich ließ Adi Hütter bei Grödig einen sehr ähnlichen Spielstil anwenden. Durch die vielen Punkte aus der Europa League hatte man auch den Vorteil einer starken Setzung, die wirklich gute Gegner gar nicht möglich machte. Und dabei hatte man noch Pech, mit dem Geld-Adel aus Aserbaidschan namen Qarabag Agdam – einem Klub mit einem ähnlich hohen Budget wie Salzburg – noch den unangenehmsten Kontrahenten gezogen zu haben. Nach einem 1:2 auswärts rettete eine wirklich starke Vorstellung vor 20.000 Zusehern und zwei Hinteregger-Tore den Playoff-Einzug. Wo es gegen Malmö ging. Ein Jahr davor hatte man den damals amtierenden schwedischen Meister Elfsborg zweimal wie einen Regionalligisten aussehen lassen, aber gegen Malmö wirkten die Bullen schon im Hinspiel seltsam fahrig, vor allem in der Anfangsphase. Als sich der Staub gelegt hatte, sorgten Schiemer (nach einer Viertelstunde) und Soriano (kurz nach Wiederanpfiff) für eine komfortable Führung und Kampl hätte vor ausverkauftem Haus in der 77. Minute alles klar machen können, scheiterte aber alleine gegen Malmö-Goalie Olsen. Auf der anderen Seite aber patzte in der Nachspielzeit Bullen-Keeper Gulácsi, der davor zwei großartige Paraden gezeigt hatte, und Malmö kam zum Anschlusstreffer.

Malmö - Salzburg 3:0
Malmö – Salzburg 3:0

Im Rückspiel packte Malmö-Coach Age Hareide dann statt dem flachen 4-4-2 vom Hinspiel die Basel-Formation aus, agierte nur noch ein wenig tiefer: Mit Halsti als astreinem zentralen Mann einer Dreierkette, die eigentlich eine Fünferkette war. Davor drei zentrale Mittelfeld-Spieler, davor zwei giftige Stürmer. Malmö verzichtete auf die Außenbahnen, weil Salzburg auch auf sie verzichtet – verdichten war angesagt. Dazu spielte den Schweden natürlich in die Karten, dass Rosenberg schon nach zehn Minuten einen von Gulacsi recht patschert verursachten Elfer zum 1:0 nützte und kurz darauf Eriksson mit einem Tausendguldenschuss das 2:0 markierte. Daraufhin brach bei Salzburg die totale Planlosigkeit aus, sogar die Außenverteidiger zogen in die Mitte, als ob das Gras an den Flanken vergiftet wäre. Das zu verteidigen war für Malmö die leichteste Übung. Nach der Pause ließ Hütter, dem einige Stützen verletzt fehlten und der auf den offenkundig streikenden Mané verzichtete, den überforderten Keita in der Kabine, brachte Linksverteidiger Ankersen und damit deutlich mehr Struktur. Aber zählbaren Erfolg konnte dadurch auch keiner generiert werden. Und als in der Schlussphase die Konzentration immer weiter runterging und die Fehlerquote damit wieder ganz steil nach oben, lief man in das 0:3. Das Ende.

Und jetzt?

Es ist anzunehmen, dass Leipzig nächstes Jahr in der Bundesliga spielen wird. Mit Massimo Bruno und Marcel Sabitzer gehören schon jetzt zwei Salzburg-Spieler offiziell Leipzig, und diverse andere Leistungsträger könnten im Sommer durchaus folgen, um mit ihrer internationalen Erfahrung gleich für Furore in der Bundesliga sorgen zu können. Den nationalen Titel wird Salzburg auch heuer einfahren, selbst wenn man pro Spiel nur mit acht Leuten antritt und drei davon mit verbundenen Augen spielen. Aber die Vermutung liegt nahe, dass Malmö nicht nur die größte Chance war, dass Salzburg in die Champions League kommt. Sondern auch die letzte. (phe)

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„Der eine holt Kraft aus’m Gebet, der andere aus der Badewanne!“ https://ballverliebt.eu/2012/12/23/der-eine-holt-kraft-ausm-gebet-der-andere-aus-der-badewanne/ https://ballverliebt.eu/2012/12/23/der-eine-holt-kraft-ausm-gebet-der-andere-aus-der-badewanne/#comments Sun, 23 Dec 2012 09:30:27 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8250 „Der eine holt Kraft aus’m Gebet, der andere aus der Badewanne!“ weiterlesen ]]> Raphael Honigstein nannte ihn zuletzt den Breisgau-Bielsa: Christian Streich, der etwas schräge Erfolgstrainer des SC Freiburg. Mit ihm startete der Bundesliga-Underdog nicht nur innerhalb eines Jahren vom sicher scheinenden Abstieg auf einen Europacup-Platz, sondern vollzog dabei auch noch die Entwicklung seines Teams zum derzeit wohl interessantesten der ganzen Bundesliga. Und nebenbei unterhält er mit seinem lockeren Mundwerk auch noch auf allerbeste Weise. Zum Abschluss des Kalenderjahres 2012 bezwang sein Team Schalke mit 3:1 – und das hochverdient.

FC Schalke 04 - SC Freiburg 1:3 (0:2)
FC Schalke 04 – SC Freiburg 1:3 (1:2)

Die „Badische Zeitung“ hat eine ganze Sektion den verbalen Genialitäten von Christian Streich gewidmet – zu Recht. Der gute Mann sagt nämlich intelligente Sachen, launig verpackt. Sowas wie:

„Wenn wir Trainer jetzt kommen würden und sagen, ‚lieg a Stund vorher in der Badewanne weil das entspannt dich wahnsinnig‘ – könnt ja sein, es gibt so Trainer. Oder ‚geh beten‘ oder sowas, könnt ja auch sein, wenn ein Trainer religiös ist, und i will aber partout net in die Kirch, weil ich austrete bin, und ich werd dazu zwunge, das isch ja net gut. Da kann ich ja net gut kicken, hinterher. Und deshalb müsse ma uns auch über solche Sachen unterhalten, über individuelle Herangehensweisen. Der eine holt Kraft aus’m Gebet, der andere holt die Kraft aus der Badwanne. […] Das respektier‘ ich und da sollte man so gut wie möglich drauf eingehen!“

Streich hat es im Blitztempo geschafft, seine Mannschaft auf Linie zu bringen, als sie fünf Punkte hinter einem Nicht-Abstiegsplatz lag und mit dem zu Newcastle abgewanderten Papiss Cissé gerade den einzigen Star-Spieler verloren hatte. Das geht natürlich nicht mit Motivation alleine (obwohl Streich das zweifellos hervorragend kann), sondern vor allem mit einem funktionierenden taktischen Konzept, an das sich alle halten.

Feld eng machen, auf Flügeln pressen

Zwei Faktoren machen Freiburg zu einem so unangenehmen Gegner. Zum einen rückt die Abwehrkette weit auf und lassen sich beide Stürmer gerne etwas zurückfallen, und im 4-4-2 wird extrem verschoben. So wird der für die andere Mannschaft zu bespielende Raum extrem klein und es fällt Freiburg somit leichter, Überzahl in Ballnähe zu schaffen. Ganz ähnlich schaffte in der vergangenen Saison Lucien Favre den so beeindruckenden Turnaround mit Borussia Mönchengladbach.

Der zweite Aspekt ist, dass Freiburg den Gegner fast zwingt, das Spiel über das Zentrum aufzubauen. Grund dafür ist, dass es der Sportclub in seinem zum Teil recht heftigen Angriffspressing vor allem auf die Außenverteidiger abgesehen hat. In diesem Fall rückt sofort einer der beiden Stürmer nach draußen und doppelt mit dem Flügelspieler aus dem Mittelfeld. Oft genug landet dadurch der Ball im Aus, es gibt Einwurf für Freiburg, und die ganze Mannschaft kann sich nach vorne orientieren.

Schalke umgeht Flügelpressing

Um diese Spielanlage wusste Schalke-Trainer Huub Stevens natürlich, und seine Gegenstrategie war simpel: Er wies einfach seine Innenverteidiger an, die Außenverteidiger nicht tief stehend anzuspielen.

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Auffällig: Vor allem in der Anfangsphase gab es von den Schalke-IV Matip (32) und Höwedes (4) praktisch keine Pässe auf die Außenverteidiger. (Grafik: dfl.de)

Somit entging die Viererkette zwar durchaus dem aggressiven Pressing den Freiburger Offensiv-Quartetts, hatte aber dennoch Probleme, einen gesitteten Spielaufbau auf die Reihe zu bekommen. Zwar hatten Neustädter, Moritz und (der erstaunlich hoch stehende) Holtby einen numerischen Vorteil gegenüber dem Freiburger Duo in der Zentrale, aber dank des engen Raumes und des geschickten Verschiebens des Freiburger Kollektivs fand man kein dauerhaft funktionierendes Mittel.

Am Ehesten nach vorne kam Schalke, wenn es gelang, die Außenstürmer in 1-gegen-1-Situationen mit den Freiburger Außenverteidigern zu verwickelt. Sorg und Hedenstad hatten hier durchaus Probleme, weil sie auch einfach nicht so gut sich wie Draxler und Farfán. Der norwegische Rechtsverteidiger etwa berechnete vor allem hohe Schalker Flankenwechsel mitunter falsch.

Die hohe Abwehrlinie der Freiburger stellt die Gegner oft ins Abseits, birgt aber auch die Gefahr, dass man nur noch hinterherlaufen kann, wenn die Stürmer die Abseitsfalle überlisten und im Rücken der Abwehr auf Torhüter Baumann zulaufen. Das führte etwa gegen die Bayern im November zu einem frühen Gegentor und einem fast ebenso frühen Ausschluss von Diagné; und das führte auch gegen Schalke zum 0:1-Rückstand.

Aufbauspiel: Schuster nach hinten, vertikal nach vorne

Ein weiteres Mittel, den numerischen Nachteil eines 4-4-2 gegen das in Deutschland von den meisten Teams praktizierte 4-2-3-1 auszugleichen, ist der sich zwischen die Innenverteidiger fallen lassende Sechser. Das ist bei Freiburg Kapitän Julian Schuster, und mit ihm hinten wird die Formation der Breisgauer, wenn sie das Spiel von hinten aufbauen, ein 3-1-4-2.

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Baut Freiburg das Spiel selbst auf, kippt Sechser Schuster ab und der SC formt ein 3-1-4-2

Die Innenverteiger rücken weit nach außen, die Außenverteidiger orientieren sich extrem weit nach vorne, die Mittelfeld-Flügelspieler rücken ein – und mitunter lässt sich auch einer der beiden Stürmer etwas zurückfallen. Vor allem in dieser Formation schafft es Freiburg vorzüglich, den Gegner mit flinker Vertikalität in Verlegenheit zu bringen. Denn, auch das sehr ähnlich Favres Gladbach, wird sehr schnell und mit großer Überzeugung der Ball nach vorne gesucht, auch weil es da genug Anspielstationen gibt.

Hinzu kommt, dass auch hier die Laufarbeit enorm und die Laufwege exzellent einstudiert sind, was es dem Gegner extrem schwer macht, das zu verteidigen. Wenn dann noch individuelle Fehler dazukommen, so wie beim 2:1-Führungstreffer der Freiburger Schalke-IV Matip einer unterlief – umso besser für Freiburg.

In den Rücken der Außenverteidiger

Man hat aber auch eine vorzügliche Strategie, wenn das Pressing auf die Außenverteidiger nicht greift – so wie in diesem Spiel. Vor allem Uchida (bzw., nach dessen Verletzung, Höwedes) waren für das Schalke Spiel nach vorne natürlich dennoch unverzichtbar, auch wenn sie nicht tief stehend angespielt wurden. Aber weiter vorne waren sie sehr wohl aktiv, allerdings ohne Hilfe und Absicherung nach hinten – was nicht nur an Farfáns genereller Unlust zur Defensivarbeit liegt, sondern eben auch auch der Freiburger Formation.

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Man beachte die vielen Sprints von Sorg (25) und Kruse (20) in den Rücken des Schalker RV, während Caligiuri in der Zentrale Spieler bindet (Grafik: dfl.de)

Freiburgs Mittelfeld-Flügelspieler Caligiuri dient hierbei eher als Lockvogel, er zieht in die Mitte und bindet dort Neustädter und/oder Metzelder. aufgrund der extrem hohen Positionierung von Freiburg-LV Sorg und der erwähnten fehlenden Defensiv-Konsequenz von Farfán hatten es die Schalker RV damit aber mit zwei Freiburgern zu tun – eben Sorg und dem nach außen rückenden Max Kruse. Die Folge: Immer wieder konnte einer im Rücken von Uchida bzw. Höwedes einen Sprint Richtung Grundlinie anziehen. So entstand etwa recht flott nach dem Rückstand das Freiburger Tor zum 1:1.

Schalke spielt AV nun an – mit erwartbarem Ergebnis

Fuchs und Draxler auf der anderen Seite hatten die Sachlage defensiv etwas besser im Griff – für mehr als Mondbälle in die vage Richtung von Huntelaar bekam er offensiv aber weder Raum noch Zeit. Für die zweite Hälfte, in die Schalke mit einem 1:2-Rückstand ging, wurde die „Nicht-die-AV-anspielen“-Vorgabe offenbar außer Kraft gesetzt – man hatte wohl erkannt, dass man mit einer vertikalen Eröffnung aus dem Zentrum heraus nichts holen wird.

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Nach der Pause spielten Metzelder (21) und Matip (32) deutlich öfter die Außenverteidiger an als vor dem Seitenwechsel (Grafik: dfl.de)

Nun versuchte Schalke also, Höwedes und Fuchs deutlich früher ins Spiel einzubinden. Das erwartbare Ergebnis: Freiburg presste stark auf diese beiden, die Verbesserung im Schalker Spiel nach vorne war gleich Null. Und dann patzte auch noch Routinier Metzelder in der Spieleröffnung, was Freiburg sofort zum 3:1 nützte.

Schalke, seit der Verletzung von Afellay völlig von der Rolle und vom geschickten Freiburger Spiel entnervt, brachte in der Folge Teemu Pukki. statt Moritz. Damit ging Holtby auf die Acht und Pukki spielte als hängende Spitze in einem 4-4-1-1. Die Beweglichkeit und die etwas tiefere Positionierung gegenüber dem völlig abgemeldeten Huntelaar erlaubten es Pukki, einige Male durchaus aussichtsreich in eine Abschluss-Position zu kommen. Es passt allerdings zur generellen Lage bei Schalke, dass er alle Chancen ziemlich kläglich vergab.

Fazit: Freiburg steht zu Recht auf Rang fünf

Die No-Name-Truppe aus Freiburg überwintert auf Platz fünf – nicht nur vor Schalke, sondern auch vor Gladbach, Stuttgart, Bremen und Wolfsburg, obwohl man mit diesem Kader eigentlich gegen den Abstieg spielen müsste. Aber Streich, der Breisgau-Bielsa, verpasste seiner Mannschaft ein extrem ausgefeiltes und äußerst gut funktionierendes Konzept, an das sich seine Spieler mit höchster Disziplin halten und mit dem es in den 34 Bundesliga-Spielen im Kalenderjahr 2012 satte 53 Punkte gab.

Das alles basiert natürlich auch auf der Bereitschaft, mehr zu laufen als der Gegner. Freiburg lief in diesem Spiel mehr als Schalke (114,5 Kilometer gegenüber 109,8), man lief schneller als Schalke (7,1 km/h Schnitt gegenüber 6,5), man zog deutlich mehr Sprints an (576 gegenüber 550). Was im Fall von Freiburg aber nicht nur einfach mehr laufen ist, sondern ein organisiertes, geplantes und richtiges Laufen. Weil jeder immer weiß, was der andere macht, ist auch die Fehlpassquote geringer als beim Gegner.

Es ist also vor allem der Organisation des Freiburger Spiels zu verdanken, und dass niemand ausschert, dass diese Mannschaft auch vollkommen zu Recht auf dem fünften Platz der Bundesliga steht – und nicht (nur), weil Streich so lustig ist und er sein Team so gut motivieren kann.

Es ist der ultimative Beweis, dass man mit einem passenden taktischen Konzept auch als individuell klar unterlegene Mannschaft sehr, sehr viel erreichen kann.

(phe)

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Dominanz auf Flügeln und im Zentrum: Raúl führt Schalke zu 5:0 über Bremen https://ballverliebt.eu/2011/12/17/dominanz-auf-flugeln-und-im-zentrum-raul-fuhrt-schalke-zu-50-uber-bremen/ https://ballverliebt.eu/2011/12/17/dominanz-auf-flugeln-und-im-zentrum-raul-fuhrt-schalke-zu-50-uber-bremen/#comments Sat, 17 Dec 2011 21:45:46 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6235 Dominanz auf Flügeln und im Zentrum: Raúl führt Schalke zu 5:0 über Bremen weiterlesen ]]> An guten Tagen ist Bremen für jeden Gegner unangenehm. Allerdings macht Schaafs Fixiertheit auf sein 4-4-2 mit Raute Werder auch sehr berechenbar – Schalke nützte das mit flinkem Flügelspiel und einem aus dem Mittelfeld kommenden Raúl in absoluter Gala-Form nach Strich und Faden aus. Der Endstand von 5:0 ist auf keinen Fall zu hoch. 

FC Schalke 04 - Werder Bremen 5:0

Werder-Coach Thomas Schaaf gingen die Außenverteidiger aus, so musste der gelernte Innenverteidiger Sebastian Prödl auf der rechten Außenbahn ran – ein riesiger Nachteil für Werder, weil in Schaafs traditionellem System mit Mittelfeld-Raute die Außenverteidiger praktisch als Einzige wirklich für Breite sorgen. Hier war Bremen gegen Schalke aber auf beiden Seiten massiv zu schwach – ein Hauptgrund für die drückende Dominanz, die Schalke über insgesamt 80 Minuten dieses Spiels ausübte.

Raúl war überall

Raúl war überall zu finden

Aber auch im Zentrum hatte Werder dem Gegner nichts entgegen zu setzen. Vor allem Raúl tauchte überall auf, arbeitete viel, ließ sich oft sehr weit zurückfallen und sorgte so für Chaos in der defensiven Organisation im Bremer Mittelfeld. Raúl provozierte durch sein breit gefächertes Stellungsspiel permanent Lücken und presste auch vor allem gegen Naldo, um eine Spieleröffnung zu verhindern und sich früh den Ball zu erkämpfen. Erarbeitete so sich und seinen Mitspielern Raum und überforderte die Raute im Werder-Mittelfeld.

In diesen Raum stieß vor allem Teemu Pukki. Der Finne, der sich immer besser in der Bundesliga zurecht findet, spielte zwischen dem recht tief agierenden Raúl und Sturmspitze Huntelaar. Auch er machte viele Meter und versuchte, immer anspielbar zu sein und mit seinem Tempo zusätzliche Löcher in den Deckungs-Verbund der Bremer zu reißen.

Das Spiel über die Flügel

Das Bremer Mittelfeld-Trio – Trinks ging nur zögerlich zurück, war nach vorne komplett blass und generell überfordert – war dadurch zu permanentem Verschieben gezwungen, um die Mitte dicht zu halten, was wiederum dem Schalker Flügelspiel sehr zuträglich war. Denn so standen die Außenverteidiger praktisch alleine da und vor allem Fuchs randalierte nach vorne, dass es nur so eine Freude war. Natürlich auch deshalb, weil Schalke mit der Hilfe von Jurado (mit Fuchs) und Höger (mit Höwedes) eine permanente 2-auf-1-Überzahl auf den Flanken hatte.

Mit seinem Vorwärtsdrang und dem ständigen Bemühen, das Spiel breit nach vorne zu bringen, gab vor allem Fuchs seinem Landsmann Prödl Anschauungsunterricht. Der Bremer suchte nämlich praktisch nie den schnellen Weg an die gegnerische Grundlinie, spielte die Bälle zumeist aus dem Stand wieder zurück ins Zentrum; seine Flanken landeten zumeist im Nichts. Fuchs hingegen überlief sein Gegenüber permanent, schlug die Flanken aus vollem Lauf und bewies noch dazu Übersicht und Ballgefühl, wie beim Heber zur Raúl vor dem 2:0.

Die die drückende Dominanz, das hochgehaltene Tempo, die Breite im Spiel und die Unberechenbarkeit von Raúl provozierte Schalke immer wieder Fehler in der ohnehin nicht für ihre Undurchlässigkeit bekannten Abwehr Fehler. Sei es durch hanebüchenes Verteidigen bei Standards wie beim 1:0 oder durch einen simplen Pass über die Innenverteidiger wie beim 2:0 (wiewohl das aus Abseitsposition fiel), bei Pukkis Schuss Zentimeter am Tor vorbei, oder bei Huntelaars Chance kurz davor und seinem Schuss unmittelbar vor der Pause. Das 2:0 zur Pause drückte den Grad der Schalker Überlegenheit nicht einmal annähernd aus.

Problemfelder bei Bremen? Überall.

Bei Werder strotzte das Spiel nur so vor Problemfelder. Die Passivität auf den Flügeln wurde schon angesprochen. Die Innenverteidigung mit Naldo und Wolf hatten mit der Tatsache, dass Raúl nie zu fassen war und Pukki viel aus der Etappe kam überhaupt nicht zurecht. Die drei hinteren Spieler in der Raute fanden sich immer einer Unterzahl entgegen – Bargfrede mit Raúl und Pukki, Fritz mit Jurado und Fuchs, Ignjovski mit Höger und Höwedes. Somit hing der 19-jährige Trinks auf der Zehn komplett in der Luft und mit ihm Rosenberg ganz vorne. Lediglich Pizarro war sich nicht zu schade, sich auch fallen zu lassen und zu helfen bzw. sich selbst die Bälle zu erobern.

Schaaf mischte in der Pause seine Mannschaft durch: Ignjovski besetzte statt des in der Kabine gebliebenen Prödl die RV-Position, Trinks ging von der Zehn auf die Ignjovski-Position und der eingewechselte Arnautovic übernahm die Zehn. Zusätzlich rückte die Abwehr mehr auf, der Raum für die Schalke wurde enger und die Bremer kamen dadurch etwas besser ins Spiel. Sie hatten durch Rosenberg sogar die Chance auf den Anschlusstreffer.

Schalke macht den Sack zu

Die Hausherren sahen sich das 10 Minuten an, drückten dann aber wieder auf’s Tempo. Und fast logischerweise war das 3:0, die endgültige Entscheidung, eine Co-Produktion von Raúl und Fuchs. Der Spanier legte aus dem Mittelkreis zum Österreicher quer, der ging unbedrängt nach vorne, flankte – und in der Mitte stand Raúl und versenkte sein drittes Tor an diesem Abend.

Spätestens damit wurden Schaafs Änderungen für die zweite Halbzeit zur Kosmetik zurückgestuft: Ignjovski war um keinen Deut besser als Prödl, es fehlte weiterhin an der Breite in der extrem engen und eindimensionalen Spielanlage von Werder, das defensive Mittelfeld hielt auch in neuer Besetzung nicht stand und die Innenverteidigung blieb ein ständiger Unsicherheitsfaktor. Schalke hatte keine Mühe, sogar noch auf 5:0 zu erhöhen. Einem Endstand, der auf keinen Fall zu hoch ist.

Fazit: Wieso auf Schalke und nicht in Salzburg, Mijnheer Stevens?

In österreichischen Beobachtern muss diese von A bis Z durchdachte, dominant vorgetragene und von ungeheurem Vorwärtsdrang geprägte Vorstellung unweigerlich die Frage aufwerfen, warum Huub Stevens mit Schalke solche Partien am laufenden Band abliefert. Schließlich war seine Zeit bei Salzburg vom genauen Gegenteil geprägt: Defensive Grundausrichtung trotz überlegenen Kaders, die Aufstellung von Innenverteidigern auf den Außenbahnen, kein Pressing, mitunter nicht mal ein erkennbarer Matchplan und immer mal wieder auch äußerst seltsame Wechsel – all das schön vereint etwa in der Europa League gegen Lech Posen.

Wenn man sieht, wie sich vor allem Raúl für die Mannschaft förmlich zerreißt, wie er das Bad in der Menge nach seinen Toren genießt, was er für Wege geht (11 Kilometer in diesem Match, nur Höger spulte noch mehr ab), fällt es schwer zu glauben, dass sich nicht eine Lösung für das finanzielle Dilemma finden ließe, in das Schalke mit ihm im Winter kommt – denn die Millionen-Gage des Spaniers zahlte bislang Real, doch dieses Agreement läuft mit Ende des Jahres aus.

Schalke war in jedem Mannschaftsteil klar besser – vom bemitleidenswerten Geburtsagskind Tim Wiese, der 30 Jahre alt wurde, einmal abgesehen. Er verhinderte eine noch höhere Niederlage, während man den unbeschäftigten Lars Unnerstall schlicht nicht bewerten kann. Bremen fehlte es an der Breite an den Flügeln, am Tempo im Zentrum, an der Übersicht in der Abwehr, kurz, an allem. Das 4-4-2 mit Raute verlangt Breite von den Außenverteidigern, diese waren aber Totalausfälle. Das ist einfach nicht kompensierbar, und so steht nach dem 0:5 in Mönchengladbach und dem 1:4 bei den Bayern nun das dritte derbe Auswärts-Debakel in Serie zu Buche.

Während Schalke in dieser Form ein sicherer Kandidat zumindest für den Champions-League-Fixplatz, also für die Top-3 ist.

(phe)

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Die ’10-Besten (oder: Ein halber Jahresrückblick) https://ballverliebt.eu/2010/12/31/die-10-besten-oder-ein-halber-jahresruckblick/ https://ballverliebt.eu/2010/12/31/die-10-besten-oder-ein-halber-jahresruckblick/#comments Fri, 31 Dec 2010 12:33:01 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3631 Die ’10-Besten (oder: Ein halber Jahresrückblick) weiterlesen ]]> Seit der WM in Südafrika im Sommer analysiert Ballverliebt Spiele regelmäßig – und zum Jahreswechsel gibt’s noch mal die zehn besten, interessantesten, richtungsweisendsten Spiele. Die Reihenfolge ist willkürlich und nicht allzu eng zu sehen!

Platz 10 | Champions League-Quali | Salzburg – Hapoel Tel Aviv 2:3

Salzburg - Hapoel Tel Aviv 2:3

„Zusätzlich zur taktischen Schwäche fiel eine unglaubliche Schwerfälligkeit bei den Salzburger auf. Abseits des Balles wurde herumgetrabt. Weder gab es hartes Pressing, noch eine schnelle Rückwärtsbewegung des Mittelfeld.“ – Konnte nach dem 0:1 auf den Färöern noch argumentiert werden, es wäre bei den Bullen da ja um nichts mehr gegangen, war spätestens nach diesem 2:3 im Hinspiel der letzten CL-Qualirunde gegen Hapoel Tel-Aviv klar: International hatte Salzburg in diesem Herbst nicht viel zu bestellen. Denn wer nicht rennt, krieg eine auf den Deckel.

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Platz 9 | U21-EM-Qualifikation | Österreich – Weißrussland 3:3

Österreich - Weißrussland 3:3

„Nach dem Tor zum 2:3 wussten alle im Stadion: Oje, jetzt wird’s noch einmal eng! Denn dass der Schalter nun nicht mehr umgelegt werden konnte, war schon vorher ersichtlich.“ – Das wohl am besten besetzte U21-Team der ÖFB-Geschichte hatte in Pasching gegen die starken Weißrussen alles im Griff und führte komfortabel mit 3:1, doch nach eher verwirrenden Wechseln von Teamchef Andi Herzog wurde die Partie noch hergegeben und es schaute nur ein Remis heraus. Im kommenden Sommer sind die Weißrussen bei der EM dabei. Österreich nicht. Aber nicht nur das vercoachte 3:3 war ärgerlich.

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Platz 8 | Weltmeisterschaft | Frankreich – Mexiko 0:2

Frankreich - Mexiko 0:2

„Denn die französische Mannschaft implodierte nach der Pause regelrecht. Keinerlei Laufbereitschaft war mehr erkennbar, kein Einsatz für den Mitspieler, kein Aufbäumen, nichts. Aguirre hingegen hatte ein in sich funktionierendes Team geformt.“ – Frankreich bei der WM, das war allerbeste Unterhaltung. Zumindest abseits des Platzes. Denn sportlich war das Team von Raymond Domenech ein einziges Desaster, was sich vor allem beim 0:2 gegen die starken Mexikaner zeigte. Die spielten mit der Équipe Tricolore nämlich Hollywood.

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Platz 7 | Champions League | Tottenham – Inter Mailand 3:1

Tottenham - Inter 3:1

„Schon nach einer halben Stunde zeigte sich bei Inter Ratlosigkeit. Nur einmal musste sich Modric 25 Meter vor dem Tor gegen Eto’o mit einem Foul helfen, ansonsten reichte reichte das Spiel der Schwarzblauen nicht einmal bei Kontern bis in den Strafraum.“ – Ohne Frage, Tottenham ist eine der Mannschaften des Herbstes 2010. Nicht nur die gute Verpflichtung von Rafael van der Vaart, sondern vor allem der Durchbruch von Flügelflitzer Gareth Bale ist dafür verantwortlich. Der Waliser trieb gegen Inter mit Maicon einen der besten Rechtsverteidiger der Welt an den Rande des Wahnsinns. Die Spurs waren das Team mit dem Weltklasse-Momentum.

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Platz 6 | Weltmeisterschaft | Deutschland – Arentinien 4:0

Deutschland - Argentinien 4:0

„Die Argentinier waren sichtlich beeindruckt von der Power der Deutschen. Es entstand ein riesenhaftes Loch im Mittelfeld, das die Deutschen konsequent ausnützten. Symbolhaft war, wie Burdisso minutenlang seinen Kollegen deutete, sie sollen soch ein wenig weiter zurück kommen, um einen Spielaufbau zu ermöglichen.“ – Für Diego Maradona war es wohl die schlimmste Niederlage seines Fußballerlebens: Argentinien hatte im WM-Viertelfinale gegen die in diesem Spiel überragenden Deutschen nie auch nur den Funken einer Chance. Das blutjunge deutsche Team hingegen deutete an, wozu es fähig sein kann. By deconstructing Diego.

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Platz 5 | Weltmeisterschaft | Deutschland – Uruguay 3:2

Deutschland - Uruguay 3:2

„Beide Teams suchten nun die Entscheidung möglichst schon in der regulären Spielzeit, hatten aber keine panische Angst vor einer Niederlage – so wogte das Spiel hin und her, mit mehr Ballbesitz für Deutschland und mehr Geradlinigkeit auf Seiten der Südamerikaner.“ – Und nochmal die Deutschen. Aber vor allem: Uruguay! Die Südamerikaner waren die Überraschung bei der WM, das Team des zum besten WM-Spieler gewählten Diego Forlán belegte letztlich den vierten Rang. Nach einem flammenden Plädoyer für die Beibehaltung des kleinen Finales. Denn es war eine sensationelle Partie, geführt mit offenem Visier.

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Platz 4 | EM-Qualifikation | Belgien – Österreich 4:4

Belgien - Österreich 4:4

„Kavlak war laufstark, trickreich, mit dem Blick für den Mitspieler. Er riss das Spiel an sich, war in dieser Phase der klar beste Mann am Platz. Umso unverständlicher, dass er nach 56 Minuten den Platz für Jimmy Hoffer verlassen musste – die reinste Selbstkastration.“ – Wer hätte das gedacht? Das ÖFB-Team kann mit den Secondos in der Offensive tatsächlich einen gepflegten Fußball spielen, wie das beim hochdramatischen 4:4 in Brüssel deutlich wurde. Wenn man sie denn lässt. Denn der Teamchef hatte im einzigen signifikanten Länderspiel des Jahres etwas gegen den Sieg. Denn dann kamen die Wechsel.

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Platz 3 | Deutsche Bundesliga | Mainz – Dortmund 0:2

Mainz - Dortmund 0:2

„Bei Dortmund beteiligten sich wirklich alle Spiele am ganzen Platz am Pressing. So war es in der 26. Minute Außenverteidiger Schmelzer, der durch seine aggressive Bewegung Richtung Bungert dessen Fehlpass provozierte, der zum nicht unverdienten 1:0 durch Mario Götze geführt hat.“ – Die beiden Mannschaften, die den Herbst in der deutschen Bundesliga bestimmt haben, im direkte Duell. Es war ein Festival des konsequenten Pressing, das für beide Teams richtungsweisend war. Denn für Mainz war nach diesem Spiel der Höhenflug beendet, der BVB zog weiter voll durch. Die Mainzer fanden in Dortmund ihren Meister.

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Platz 2 | Weltmeisterschaft | Chile – Spanien 1:2

Chile - Spanien 1:2

„Die Chilenen waren die erste Mannschaft seit Ewigkeiten, welche die Spanier nicht nur mit spielerischen Mitteln kontrolliert, ja beinahe knebelt – und nicht mit extrem disziplinierter Defensive entnervt.“ – Das beste Team der Endrunde in Südafrika gegen das aufregendste, und noch dazu ging es für beide noch um das Weiterkommen: Bei all den spannenden Partien in der K.o.-Phase ging dieses extrem gute und hochinteressante Match in der Erinnerung etwas unter. Letztlich setzten sich die Spanier durch, weil sie kaltschnäuziger waren, dank des Ergebnisses im Parallelspiel kamen beide weiter. Nach einem echten Kracher.

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Platz 1 | Primera Division | Barcelona – Real Madrid 5:0

Barcelona - Real Madrid 5:0

„Barcelona sammelte zwei Drittel Ballbesitz. Was auch deshalb möglich war, weil Real körperlich überhaupt nicht dagegen hielt! In den ersten 30 Minuten gab es ein einziges (!) Foul. Das mit dem Räume eng machen klappte also nicht, physisch hielt Real nicht dagegen, und so verdiente sich Barcelona das 2:0 vollauf. Real war schlicht nicht anwesend.“ – Das wohl meistgehypte Spiel des Herbstes, es war eine einzigartige Machtdemonstration des FC Barcelona. Zu keinem Zeitpunkt hatte das Starensemble aus Madrid auch nur die geringste Chance, es gab schließlich die ärgste Vernichtung seit Generationen. Und für José Mourinho seine schlimmste Demütigung.

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Das Team von Ballverliebt bedankt sich für das Interesse im Jahr 2010 und wir würden uns freuen, wenn ihr unsere Analysen auch im Jahr 2011 fleißig lest. Ein gutes neues Jahr euch allen!

(phe/tsc/gpi)

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Offenbarungseid https://ballverliebt.eu/2010/12/02/offenbarungseid/ https://ballverliebt.eu/2010/12/02/offenbarungseid/#respond Thu, 02 Dec 2010 00:30:54 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3400 Offenbarungseid weiterlesen ]]> Die letzte Chance für Salzburg? Mit einem Sieg noch die Chance auf den Aufstieg wahren? War alles nicht zu sehen. Die Bullen präsentierten sich bei Man City wie dieses Jahr so oft als willige Opferlämmer ohne jeden Plan nach vorne. Und wenn dann noch die Defensive wackelt, gibt’s halt ein 0:3.

Manchester City - RB Salzburg 3:0

Roberto Mancini brachte diesmal mit Vieira und Milner „nur“ zwei defensive Mittelfeldspieler – so pendelte das System bei Man City zwischen einem 4-4-2 und einem 4-2-3-1, je nachdem wie weit sich die hängende Spitze Jô zurückfallen ließ. Gererell zeigte sich City in der Anfangsphase recht lauffreudig und durchaus bereit, jenes Tempo zu gehen, das zuletzt in der Premier League etwas vermisst wurde.

Shaun Wright-Phillips begann auf der rechten Seite einigermaßen flott und gemeinsam mit Jerôme Boateng wurde Jantscher nach hinten gedrängt und Druck auf den jungen Hinteregger ausgeübt. Und je länger das Spiel dauerte, desto mehr taute auch Adam Johnson auf links auf. Immer wieder gelang es ihm, an Schiemer vorbei in den Rücken der Abwehrkette zu gelangen und vor dort aus in die Mitte auf Balotelli bzw. Jô zu flanken. So entstand auch das 1:0 in der 18. Minute durch den jungen Italiener Balotelli. Dieser bewegte sich sehr viel, versuchte stets anspielbar zu sein und war somit auch recht gut ins Spiel mit eingebunden.

Alles in allem war das Spiel von Man City recht flüssig – denn obwohl Jô bei Mendes da Silva in einigermaßen guten Händen war, hatten die Citizens über die Seiten ein deutliches Übergewicht und erkennbaren Willen und auch Plan, nach vorne zu spielen. Genau das fehlte bei den Bullen einmal mehr komplett – selbst nach dem Gegentor, als sich City deutlich zurücklehnte. Genau das bringt die Fans bei Mancini so auf die Plame: Dieses ur-italienische Zurückziehen nach einer Führung.

Was gegen Salzburg aber überhaupt nichts machte. Es wurde auch nicht besser, als die Mittelfeldreihe einmal komplett umdrehte; also Jantscher/Hierländer außen genauso die Plätze tauschten wie Cziommer/Leitgeb zentral. Die Außen waren bei den umsichtigen Boateng und Zabaleta gut aufgehoben, die Zentralen bei Vieira und Milner. Das, gepaart mit der ohnehin kaderimanenten Schwäche im Aufbauspiel, ergab ein sehr diskretes Spiel der Bullen, in dem jeglicher Zug zum Tor komplett abging.

Statt auch mal einen Risiko-Pass zu versuchen, um ein wenig am Tempo-Rad zu drehen, wurde stets der sichere Ball quer oder zurück gespielt. Zudem ist „Pressing“ bei den Bullen ohnehin ein Fremdwort und es brauchte auch kein allzu heftiges solches von City, um das Spiel jederzeit unter Kontrolle zu halten. Ja, sogar Innenverteidiger Kolo Touré hatte, weil Lescott mit dem einmal mehr völlig unterirdische Boghossian (was will Salzburg mit dem???) mit links auch alleine fertig wurde, die Muße, den Ball immer wieder bis an die Mittellinie nach vorne zu tragen.

Für die zweite Hälfte brachte Stevens dann Svento statt Hinteregger. Ziel war klar: Mehr offensiven Druck auf dieser Seite aufbauen, mit dem Nebeneffekt, dass Wright-Phillips nicht mehr so zur Geltung kommen kann. Letzteres funktionierte besser als Ersteres – zwar gab es tatsächlich den einen oder anderen halbwegs ambitionierten Vorstoß gemeinsam mit Jantscher, aber diese blieben in der letzten Konsequenz harmlos. Dafür war Wright-Phillips tatsächlich nicht mehr so im Spiel wie vor der Pause.

Was aber City nicht wirklich störte, schließlich drehte Adam Johnson auf der anderen Seite umso mehr auf. Der arme Hierländer im Mittelfeld hatte noch nie einen dermaßen energiegeladenen und wirklich starken Gegenspieler (sowas gibt’s in Österreich einfach nicht), und Aushilfs-Rechtsverteidiger Schiemer alleine konnte natürlich auch nicht viel ausrichten – die einzige sinnvolle Offensivaktion der Salzburger über Johnsons Seite kam zu Stande, als dieser in der 59. Minute mal für kurze Zeit in die Kabine musste. Letzlich war es ein Ballverlust von Hierländer, der das 2:0 einleitete; aber nicht nur in dieser Szene wurde deutlich, wie unbehelligt City durch die langsame Bullen-Defensive durch kam.

Ins leblose Mittelfeld der Salzburger kam erst ein wenig Schwung, als für den verletzten Cziommer Alan eingewechselt wurde. Mit dem Brasilianer war nun ein Bullen-Spieler auf dem Feld, der sich viel bewegte, im Grunde offensiv die komplette Spielbreite abdeckte und auch mal einen guten Pass spielen kann – im Grunde also genau jene Rolle, die in den letzten Jahre der so schmerzlich vermisste Somen Tchoyi ausfüllte. In der 70. Minute war es dann so weit: Ein Weitschuss von Leitgeb prüfte City-Ersatzgoalie Shay Given. Der einzige halbwegs ernst zu nehmende Torschuss der Salzburger im kompletten Spiel.

Ehe es auf der anderen Seite wieder einschlug, durch wen sonst als Adam Johnson. Er mag zwar intelektuell, wie man hört, nicht der hellste Stern im City-Dress sein, aber ein trickreicher Spieler mit Vorwärtsdrang ist er sehr wohl. Und einer, der es genüsslich ausnutzen kann, wenn ihm die gegnerische Defensive nur andächtig zuschaut. Ein beherztes Solo, und zack, das 3:0 für die Gastgeber in Minute 78. Was natürlich die endgültige Entscheidung war.

Fazit: Den Bullen fehlt es an allem

Taugliches Zweikampfverhalten in der Defensive. Kreativität im Mittelfeld. Eine sich immer anbietende Solo-Spitze. Tempo, Pressing, Selbstbewusstsein. Alles das fehlt den Salzburgern. Was sie nicht einmal in der nationalen Liga, wo mit fußballerischem Niveau gekonnt Limbo getanzt wird, kaschieren können. Gegen eine Mannschaft wie Manchester City ganz zu schweigen. Diese hatten, obwohl einige Leistungsträger nicht dabei waren, zu keinem Zeitpunkt auch nur die allergeringsten Probleme mit einer Bullen-Mannschaft, die in dieser Form Lichtjahre von jeglicher Premier-League-Tauglichkeit entfernt waren.

So war es für die Hausherren, die eine solide Leistung boten, kaum mehr als ein lockeres Trainingsspielchen, Salzburg nicht mal ein Sparringspartner. In dieser Mannschaft gibt es nur einen einzigen Spieler, der Spielintelligenz auf internationalem Niveau hat (Mendes da Silva) und nur einen einzigen Spieler, der Bewegung und einen Hauch von Kreativität ins offensive Mittelfeld bringen kann (Alan). Das ist für einen Verein mit der Ambition und auch den Möglichkeiten von Salzburg einfach viel zu wenig.

Weshalb der letzte Platz in der Gruppe nur folgerichtig ist.

(phe)

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Doppelte angezogene Handbremse https://ballverliebt.eu/2010/11/04/doppelte-angezogene-handbremse/ https://ballverliebt.eu/2010/11/04/doppelte-angezogene-handbremse/#comments Thu, 04 Nov 2010 20:07:29 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3218 Doppelte angezogene Handbremse weiterlesen ]]> Beide Teams brauchten einen Sieg. Aber keine der beiden Mannschaften spielte auch so – Juventus Turin und die Salzburger Bullen trennen sich mit einem 0:0, das keinem weiterhilft. Das Spiel mutete seltsam an, weil bis zum Schlusspfiff keines der beiden Teams den Eindruck erweckte, mit aller Macht den Erfolg anzustreben.

Juventus Turin - RB Salzburg 0:0

Systematisch gab’s keine Unterschiede zum Hinspiel: Juve agierte auch im heimischen Olimpico mit einem 4-4-2, in dem die Mittelfeldreihe ziemlich auf einer Linie agierte und mit Del Piero als mitunter hängender Spitze hinter Amauri. Dafür musste der gelernte Außenstürmer Simone Pepe, wie zuletzt schon in der Serie A, als Linksverteidiger aushelfen. Zum einen aus der Not geboren – De Ceglie ist nicht fit – und zum anderen natürlich, um über diese Seite nach vorne aktiv werden zu können.

War nur in der ersten halben Stunde nicht. Die Turiner ließen den Salzburgern über weite Strecken den Ball, pressten auch nicht wirklich, sondern empfingen die Bullen hinter der Mittellinie mit der doppelten defensiven Viererreihe. Bei den Salzburgern spielte Jantscher statt des verletzten Dusan Svento, ansonsten war es das gewohnte Personal. Schiemer agierte als Sechser vor allem gegen den Ball extrem defensiv und ließ sich beinahe auf die Höhe der Innenverteidiger fallen, sobald Juve in Ballbesitz kam – und sei es 40 Meter vor ihm. Die Folge war, dass Krasic links und Marchisio rechts, sobald sie die Situation erkannte hatten, immer wieder kurz nach der Mittellinie nach innen zogen und sich des vielen Platzes bedienten. Somit wurden nachtürlich Schwegler bzw. Hinteregger immer wieder weit in die Mitte gezogen, was für Motta und vor allem Pepe Räume hätte schaffen können. Wenn diese ihn auch ausgenützt hätten.

Passives Juve, kontrolliertes Salzburg

Denn Juve wirkte wie schon beim 1:1 im Hinspiel gerade in der ersten halben Stunde extrem passiv, als ob man einen Salzburger Sturmlauf erwartet hätte. Der junge Manuel Giandonato (der 19-Jährige gab seine Startelf-Premiere) und Mohamed Sissoko im Zentrum agierten recht defensiv und schalteten sich nur zögerlich in die Offensive ein.

Bei den Bullen wechselten Zárate und Jantscher im Laufe der ersten Hälfte mitunter die Seiten, was sich allerdings kaum auswirkte. Der Chef im Salzburger Mittelfeld war ohnehin David Mendes da Silva: Der Holländer war nominell auf halblinks postiert, war aber im Grunde überall zu finden, wo es defensiv Löcher gab oder es offensiv nicht über die Flanken ging. Pokrivac indes war der Enforcer im Mittelfeld, er eroberte viele Bälle.

Nach einer halben Stunde (der gute Marchisio-Freistoß war wohl ein Weckruf) stieg Juve allerdings dann doch ein wenig auf’s Gas, nachdem die Bullen zwar das Spiel offen hielten, aber keine wirklich gefährlichen Aktionen vor das Tor bringen konnten. Hier passten Pepe (unterstützt von Marchisio) und Motta hervorragend auf, Wallner machte gegen Bonnucci und Legrottaglie keinen Stich.

Kurz nach der Pause reagierte Del Neri auf das nach vorne nicht überzeugende Spiel seiner Mannschaft und nahm mit Giantonato einen defensiven Mittelfespieler raus; dafür ging Marchisio nach halblinks, Pepe rückte ins Mittelfeld und der eingewechselte Liviero machte nun den Linksverteidiger. Das Signal war klar: Mehr Zug nach vorne im Mittelfeld, die Bullen mit mehr Offensivspielern weiter hinten binden. Juve machte die Räume im Mittelfeld nun wesentlich besser eng als vor dem Seitenwechsel; die Turiner versuchten nun vermehrt, den ballführenden Salzburger quasi einzukesseln.

Die Italiener (ja, bei Juve waren immerhin neun solche auf dem Platz) konnten nun das Spiel schon auf Höhe der Mittellinie kontrollieren und kamen mit schnellen Steilpässen auch vermehrt vor das Salzburger Tor – ohne allerdings viel damit anfangen zu können. Andererseits aber versuchten nun auch die Bullen den vermehrten Platz hinter der Juve-Mittelfeldreihe auszunützen, vor allem Schiemer traute sich vermehrt in den offenen Raum.

Del Neri bringt die Kindergarten-Fraktion

Nach einer Stunde nahm Del Neri dann den recht wirkungslosen Krasic vom Platz und brachte mit ÖFB-Junior Marcel Büchel (das ist der, den Andi Heraf vor der U19-EM öffentlich zur Sau machte) eine frische Kraft für die linke Seite; Simone Pepe wechselte auf rechts. Der Wuschelkopf fügte sich recht ordentlich ein. Stevens reagierte auf die aufgerückte Mittelfeldreihe der Turiner, indem er Christoph Leitgeb für Pokrivac einwechselte. Er sollte als offensiv stärkerer Spieler diese Räume ausnützen; der Blondschopf war auch gleich viel unterwegs – links, rechts, zentral, aber Zug zum Tor war nicht sofort zu erkennen.

Juventus - Salzburg 0:0 (Schlussphase)

Doch je näher sich das Spiel seinem Ende näherte, desto mehr legten die Bullen ihre Angst vor einem Gegentor ab, Leitgeb und Jantscher suchten und fanden sich nun häufiger, und gegen den offensiv unsichtbaren Pepe traute sich auch Hinteregger immer mehr nach vorne – Salzburg kontrollierte das Spiel ab der 70. Minute (wenn auch immer noch mit nicht ganz gelöster Handbremse), Juve fand kaum mehr statt. Weshalb Del Neri mit Giannetti einen weiteren Jungspund vor die Spitze brachte und im Mittelfeld auf eine Dreierkette umstellte (Sissoko, Marchisio, Büchel), mit Del Piero zentral hinter den Spitzen Giannetti und Amauri – also auf ein 4-3-1-2.

Juventus versuchte in der Nachspielzeit noch, das goldene Tor doch noch zu erzielen, aber mehr als eine schaumgebremste Schlussoffensive war auch das nicht. Seltsamerweise schienen beide Teams mit der torlosen Punkteteilung nicht ganz unzufrieden zu sein. Zu der es letztlich auch kam.

Fazit: Ein 0:0 mit zwei Verlierern

Angesichts der Ausgangsposition in der Gruppe – beide Mannschaften brauchten einen Sieg – mutet dieses Spiel äußerst seltsam an. Denn beide Mannschaften schienen über weite Strecken des Spiels kein allzu großes Problem damit zu haben, mit einem 0:0 aus der Partie zu gehen – bei Salzburg war das Bemühen noch etwas mehr zu erkennen. Aber das Signal, das Juve-Coach Del Neri mit dem Einwechseln seiner Kindergarten-Fraktion setzte, war schon etwas seltsam. Wenn man keine echten Optionen mehr auf der Bank hat (so wie etwa die Bayern in Cluj), dann lässt man Wechsel halt bleiben.

So gab’s beiderseitige Kontrolle im Mittelfeld, wenige sprühende Ideen nach vorne, mehr Handwerk als Glanz. Die Vorteile im Spielverlauf pendelten immer wieder leicht, letztlich konnte sich aber keine Mannschaft als die Bessere etablieren. Womit das 0:0 im Endeffekt zwar korrekt ist, aber keinem auch nur irgendwas weiterhilft.

(phe)

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Gute Wechsel retten Juve den Punkt https://ballverliebt.eu/2010/10/22/gute-wechsel-retten-juve-den-punkt/ https://ballverliebt.eu/2010/10/22/gute-wechsel-retten-juve-den-punkt/#comments Fri, 22 Oct 2010 15:01:10 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3053 Gute Wechsel retten Juve den Punkt weiterlesen ]]> Salzburg holt den ersten Punkt in der laufenden EL-Gruppenphase. Gegen eine recht biedere Mannschaft von Juventus Turin zeigten die Bullen eine ordentliche Leistung, sodass das Resultat von 1:1 absolut in Ordnung geht. Gelungene Wechsel von Juve-Coach Del Neri retteten den Rossoneri in der zweiten Hälfte den Punkt.

RB Salzburg - Juventus Turin 1:1

Der italienische Fußball ist komplett am Sand. Das zeigte sich bei der WM recht deutlich. Das zeigt sich aber auch auf Klub-Ebene, wie bei der schockierenden Leistung von Milan bei Real Madrid. Und das wurde auch beim recht uninspirierten Auftritt von Juventus in Salzburg einigermaßen klar. Nur Inter ist da international noch relevant – dort spielen aber keine Italiener.

Konservative Formationen

Bei Juventus waren es im Europa-League-Spiel in Salzburg deren sieben. Juve-Trainer Gigi del Neri ließ sein Team in einem 4-4-2 auflaufen, in dem mit Alessandro del Piero einer der beiden Stürmer etwas zurückgezogen agierte; aber oft nicht weit genug hinten, um es wirklich als 4-4-1-1 bezeichnen zu können. Bei den beiden Spielern im zentralen Mittelfeld orientierte sich Sissoko eher nach hinten, Marchisio eher nach vorne. Von den Flügeln war der Uruguayer Jorge Martínez auf rechts der etwas aktivere der beiden, er hatte im jungen Martin Hinteregger bei dessen Europacup-Debüt einen eifrigen Gegenspieler. Simone Pepe auf der anderen Seite kam gegen Christian Schwegler überhaupt nicht zur Geltung.

Bei Salzburg wurde offenkundig, dass sich die Mannschaft als Außenseiter wesentlich leichter tut. So war die Aufstellung von Stevens diesmal gut durchdacht und erfüllte ihren Zweck. Die zentralen Positionen in der offensiven Kette im 4-1-4-1 waren mit David Mendes da Silva und Nikola Pokrivač mit eher defensiven Akteuren besetzt. Die beiden rückten so nach hinten, wenn es notwendig war. Andererseits glänzte aber Mendes da Silva mit einigen guten Bällen nach vorne und Pokrivač als Unterstützung von Hinteregger und Švento auf der vor der Pause deutlich aktiveren linken Salzburger Seite. Die rechte mit Gonzalo Zárate blieb blass, auch weil Mendes da Silva dieser Flanke eher die kalte Schulter zeigte.

Den Bullen wurde es von Juve aber nicht allzu schwer gemacht, das Spiel offen zu halten, denn die Turiner verzichteten vollständig auf jedes Pressing; Alessandro del Piero rieb sich in vielen Eins-gegen-Eins-Situationen auf und bremste jeden Angriffsversuch; an Simone Pepe auf der linken Angriffsseite lief das Spiel völlig vorbei. Durchdachter Spielaufbau suchte man bei Juventus vergebens. So durften sich die Italiener auch nicht beschweren, als Švento nach einem weiteren guten Pass von Mendes da Silva Grygera und Bonnucci austanzte und nach etwas mehr als einer halben Stunde auf 1:0 für die Bullen stellte. Angedeutet hatte sich das nicht, unverdient war es aber auch nicht.

Gute Umstellungen von Del Neri

Salzburg - Juventus 1:1 (Zweite Hälfte)

In der Halbzeit stellte Del Neri dann um: Für den unsichtbaren Pepe kam Neuzugang Miloš Krasić für die rechte Seite, dafür wechselte Martínez auf die linke. Wie es seine Art ist, blieb Krasić aber nicht stur an der Seitenlinie, sondern zog immer wieder nach innen, mitunter bis in die andere Seite des Platzes. So machte er es auch vor seinem Tor drei Minuten nach Wiederanpfiff, auch wenn dieses umstritten war – der auf dem Hosenboden liegende Hinteregger reklamierte ein Foulspiel.

Auch wenn Krasić ansonsten keine wirkliche Alternative im Spiel nach vorne war, schaffte er es doch, Hinteregger und Švento zu binden und somit deutlich einzubremsen. Der auf die andere Flanke gewechselte Martínez konnte nun etwas mehr auf sich aufmerksam machen und hatte einige gute Szenen gegen Schwegler; Zárate kümmerte sich nicht allzu viel um die Defensivarbeit. Der Uru wandelte aber nach etwa einer Stunde hart am Ausschluss und war wohl nur noch einen bösen Blick zum Schiedsrichter von diesem entfernt, weshalb Del Neri reagieren musste. Er nahm Martínez vom Platz und brachte mit Felipe Melo einen Sechser.

Marchisio ging nun auf die Flanke und der eingewechselte Brasilianer übernahm dessen Posten im zentralen Mittelfeld. Und sofort schwang sich Felipe Melo auf, der beste Mann seiner Mannschaft zu werden. Defensiv hatte er (den für den angeschlagenen Mendes da Silva gekommenen) Leitgeb gut im Griff, und mit punktgenauen 40m-Pässen setzte er Amauri und Del Piero immer wieder gekonnt ein. Die Bullen hatten hier auch etwas Glück, nicht in Rückstand zu geraten – vor allem, nachdem Krasić einen starken Pass von Felipe Melo fahrlässigerweise allein stehend über das Salzburger Tor jagte.

Es muss allerdings gesagt werden, dass dies nun die einzige Form des Juve-Offensivspiels war. Weiterhin gab es keinerlei Pressing, kaum Druck über die Seiten, Del Piero war nur aus Freistößen eine Gefahr. Allerdings war es auf Salzburger Seite nicht so, dass das wirklich ausgenützt worden wäre: Wallner war bei den umsichtigen Innenverteidigern Chiellini und Bonnucci in guten Händen, Švento hatte nun mit Krasić zu tun und blieb spätestens bei Grygera (und später bei Marco Motta) hängen, Leitgeb kam gegen den starken Felipe Melo kaum zur Geltung und Zárate zeigte konstant wenig. So darf es durchaus verwundern, dass der Argenitinier erst zehn Minuten vor Schluss seinen Platz für Jakob Jantscher räumen musste.

Dieser zeigte sich dann gegenüber seiner schlechten Form der letzten Wochen etwas verbessert und auch durchaus aktiv und willig, aber der Siegtreffer gelang den Salzburgern nicht mehr. Auch, weil das ungarische Schiri-Gespann nicht auf die hirnlosen Reklamationen der Salzburger hereingefallen sind, der Pass auf den drei Meter im Abseits stehenden Roman Wallner wäre von einem Juve-Spieler gekommen – zwar wurde der Pass fraglos von einem italienischen Bein abgefälscht; um das Abseits aufzuheben, muss aber eine aktive Bewegung vorhanden sein – und die war eindeutig nicht gegeben.

Fazit: Neutralisation auf mäßigem Niveau

Keine Frage, mit eventuellem Champions-League-Niveau hatte dieses Spiel wenig bis gar nichts zu tun. Salzburg zeigte gemessen an den letzten Wochen aber eine durchaus ansprechende und taktisch zumeist recht durchdachte Leistung. Diese reichte, um eine wirklich nicht auf europäischem Niveau agierende Mannschaft von Juventus Turin in Schach zu halten.

Der Punkte geht für beide Mannschaften in Ordnung; Salzburg hatte etwas mehr vom Spiel und Juventus die etwas besseren Chancen. Auf das Potential des Gruppenersten Manchester City fehlen beiden Teams aber Welten.

(phe)

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