Slowakei – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Fri, 25 Jun 2021 17:02:12 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Polen, Russen, Türken als Verlierer einer EM-Vorrunde mit Farbtupfern https://ballverliebt.eu/2021/06/25/polen-russen-tuerken-als-verlierer-einer-em-vorrunde-mit-farbtupfern/ https://ballverliebt.eu/2021/06/25/polen-russen-tuerken-als-verlierer-einer-em-vorrunde-mit-farbtupfern/#comments Fri, 25 Jun 2021 09:14:12 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17583 Polen, Russen, Türken als Verlierer einer EM-Vorrunde mit Farbtupfern weiterlesen ]]> Die Gruppenphase der EM dieses Jahres 2021 ist beendet. Das heißt, dass wir uns von den ersten acht Teams verabschieden müssen. Darunter sind einige relativ prominente Namen – wie etwa Polen, Russland und die Türkei – aber sie alle haben genug Schwächen gezeigt, um das Vorrunden-Aus zu rechtfertigen. Niemand kann sagen, dass es nur Pech oder unkontrollierbare äußere Einflüsse waren, die zum Aus geführt haben.

Hier die Bilanz der acht EM-Teilnehmer, die nach der Vorrunde die Segel streichen mussten.

Polen: Unter Wert geschlagen

Nein, natürlich wären die Polen nicht Europameister geworden, selbst wenn sie aus der Gruppe E herausgekommen wären. Aber die Truppe um Weltfußballer Robert Lewandowski ist doch unter Wert geschlagen worden und vieles erinnerte an den Auftritt von Österreich bei der EM 2016.

Polen spielt bei jedem Turnier die drei gleichen Spiele, ätzen Fans in der Heimat: Das Auftaktspiel, das Spiel der letzten Chance und das Spiel, um zumindest erhobenen Hauptes nach Hause zu fahren. Diesmal machte man gegen die Slowakei gar nicht so arg viel verkehrt, verlor aber durch einen Energieanfall von Róbert Mak und einen Eckball. Gegen Spanien war man zwar größtenteils am Verteidigen, holte aber immerhin das Remis ab. Und gegen Schweden kämpfte man sich nach 0:2 zurück, drückte auf den nötigen Sieg und lief in der Nachspielzeit in einen Konter – 2:3.

Es ist dennoch nicht nur Pech, weswegen Polen als einziger der zehn Quali-Gruppensieger vorzeitig ausscheidet. Es fehlt – wie so vielen der Mittelklasse-Mannschaften – an einem höherklassigen kreativen Aufbau, um einen tief stehenden Gegner zu knacken. Das wurde vor allem gegen die Slowakei evident, lange kam man auch gegen Schweden nicht so recht in Abschlusspositionen. Wenn das gelang, war Lewandowski sofort zur Stelle, er erzielte drei der vier polnischen Tore, aber von Krychowiak (Ausschluss im ersten Spiel) und Klich kam zu wenig.

Es gibt einige junge, nachrückende Spieler – Kozłowski (17, vermutlich zu Dortmund), Piątkowski (20, zu Salzburg), Puchacz (22, zu Union Berlin) – aber ohne die Klasse eines Lewandowski kommt Polen (noch?) nicht aus.

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Russland: Am Boden der Tatsachen

Vorrunden-Aus bei der EM 2012, bei der WM 2014 und bei der EM 2016 – jeweils mit sehr biederem, oft hilflosen Fußball. Dann mauerte sich Russland vor zwei Jahren ins WM-Viertelfinale, nun ist die Sbornaja aber wieder am bitteren Boden der Tatsachen angekommen.

Das Mittelfeld hat in drei Spielen nicht einen einzigen kreativen Pass zu Stande gebracht, was den Russen das Leben gegen Finnland ziemlich schwer gemacht hat. Die Abwehr war fehleranfällig, was den Belgiern einen leichten Sieg ermöglicht hat. Und als man gegen Dänemark gezwungen war, Risiko zu gehen, lief man sofort in die Gegentore.

Vor allem die völlige Abwesenheit jeglicher Kreativität – mehr als lange Bälle in die grobe Richtung von Angriffs-Leuchtturm Dzyuba fiel den Russen kaum ein – macht den letzten Gruppenplatz, sogar hinter Debütant Finnland, zu einem korrekten Resultat. Denn der Anspruch von Russland muss es sein, zumindest unter die 16 besten Teams Europas zu kommen. Mit Golovin und Miranchuk gab es zwei Hoffnungsträger, aber sie sind auch schon Mitte 20 und können dem russischen Spiel noch immer nicht ihren Stempel aufdrücken.

Ungarn: Beinahe Sensation geschafft

84 Minuten hielt man Portugal bei einem Remis, die Franzosen sogar bis zum Schlusspfiff und gegen die Deutschen fehlten auch nur zehn Minuten auf den Sieg: Dass Ungarn auch ohne den verletzten Dominik Szoboszlai beinahe die „Todesgruppe“ überstanden hätte, darf als eine der größeren Überraschungen des Turniers gelten.

Freilich, ein besonders unterhaltsames Vergnüngen war es für den neutralen Zuseher nicht, wie man die individuell massiv überlegenen Gegner zum mühsamen Steineklopfen zwang. Aber die Disziplin, mit der die Magyaren verteidigten, wie sie nie die Ruhe verloren und nach dem zwischenzeitlichen deutschen Ausgleich binnen Sekunden wieder in Führung gingen, war durchaus beeindruckend.

Zu überlegen, ob es mit Szoboszlai tatsächlich für die Situation gereicht hätte oder was in einer anderen Gruppe möglich gewesen wäre – etwa jener mit Spanien, Schweden und der Slowakei – ist müßig. Attila Szalai soll in eine größere Liga wechseln, es gibt noch einige weitere nachrückende Spieler. Damit ist das einzige Team, das als Viertplatzierter seiner Qualifikation-Gruppe über das Nations-League-Playoff zur EM gekommen ist, wohl zumindest im Kampf um weitere EM-Teilnahmen gerüstet. Mehr? Schwierig.

Türkei: Die große Enttäuschung

Guter Kader mit diversen Spielern, die von einer Saison als Meister (Lille) oder Vizemeister (Milan) oder Cupsieger (Leicester) in guten Ligen zur EM gefahren sind. Der Trainer, mit dem die Türkei 2002 ein verdienter WM-Dritter geworden ist. Starke Resultate, wie der 4:2-Sieg gegen Holland, im Vorfeld. Und eine nicht besonders problematische Gruppe. Alles war angerichtet für ein starkes türkisches Turnier. Und dann das.

Das chancenlose 0:3 im Auftaktspiel in Italien durfte man noch am starken Gegner festmachen. Aber auch gegen Wales (0:2) und die Schweiz (1:3) haben die Türken nichts angeboten. Im Vorwärtsgang war es reiner Zufallsfußball: Kaum drei zusammenhängende Pässe, viel Improvisation, enorme Ungenauigkeit. Hakan Çalhanoğlu konnte weder von der linken Außenbahn noch von der Acht/Zehn in Güneş‘ 4141/4231-Hybridsystem irgendeine Form von Struktur hinein bringen.

Das defensive Mittelfeld mit Okay und Ozan war so durchlässig, dass Güneş sie in den ersten beiden Spielen jeweils beide auswechselte und vermehrt den gelernten Innenverteidiger Ayhan auf die Sechs stellte. Die auf dem Papier gutklassige Abwehr war durchlässig; Demiral merkte man die fehlende Spielpraxis bei Juventus deutlich an. Und Uğurcan Çakır im Tor offenbarte einige technische Schwächen.

Die Türkei fährt mit der schlechtesten Bilanz alle EM-Teilnehmer – 0 Punkte, 1:8 Tore – nach Hause. Und das mit einem Team, das auch im Viertelfinale keine Sensation gewesen wäre.

Nordmazedonien: Achtbares Turnier-Debüt

Auch wenn es letztlich drei Niederlagen gab: Der Debütant hat eine gute Figur abgegeben und gezeigt, dass man eben nicht mehr das sportliche Anhängsel als traditionell schlechtestes Team aus dem ehemaligen Jugoslawien ist. Man machte Österreich und der Ukraine das Leben schwer, Goran Pandev erzielte beim Höhe- und Schlusspunkt seiner 20-jährigen Nationalteam-Karriere sogar noch ein EM-Tor und einige Junge lieferten Talentproben ab.

Vor allem die beiden Achter Eljif Elmas und Enis Bardhi – die auch beide jeweils als hängende Spitze hinter Pandev betätigten – dürften das Team in den kommenden Jahren prägen; Rayo Vallecano hat sich in Abwesenheit von Stammgoalie Stole Dimitrievski im Playoff um den Aufstieg in die La Liga durchgesetzt. Der routinierte Arjan Ademi hat auch sicher noch eine EM in den Beinen, der giftige Egzjan Alioski (Arnautovic‘ Spezial-Freund) auch.

Die Grundausrichtung war defensiv, aber die Mazedonien bunkerten sich nicht nur hinten ein, sondern hatten zuweilen – vor allem gegen die Ukraine – durchaus die Ambition, auch selbst nach vorne zu spielen. Zwar fährt man mit dem höchsten Gegentor-Wert bei den Expected Goals nach Hause, aber man hat sich keineswegs als der chancenlose Prügelknabe präsentiert, den man vom Team aus der hintersten Nations-League-Zug befürchtet hatte.

Und ja, Mazedonien hat sich über die Nations League qualifiziert und diese Bewerbsspiele, in denen man sich ohne Angst vor Debakeln entwickeln konnte, haben definitiv geholfen. Man darf aber nicht vergessen, dass sich das Team auch im alten Quali-Modus ohne NL-Hintertür zumindest für das Playoff qualifiziert hätte. Man war Gruppendritter hinter Polen und Österreich, und noch vor Slowenien und Israel. Auch in der WM-Quali für 2022 hat man mit dem Sieg in Deutschland schon ein Ausrufezeichen gesetzt.

Schottland: Bemüht, aber nicht gut genug

Erstmals seit der WM 1998 hat sich Schottland wieder für ein großes Turnier qualifiziert. Bei der elften Teilnahme an einer WM- oder EM-Endrunde steht letztlich zum elften Mal das Aus in der Vorrunde, aber neben einigen allzu offensichtlichen Schwächen gibt es auch Anzeichen, die eine gewisse Zuversicht geben können.

Die Schotten verfügen aktuell über drei Spieler, die höheren Ansprüchen in der Premier League genügen. Zwei davon sind Linksverteidiger (Robertson und Tierney), einer ist Sechser (McTominay). Steve Clarke etablierte in den letzten Monaten ein 5-3-2, in dem er sie alle drei unterbrachte – McTominay dabei in der Abwehrkette. Die Folge: Schottland legte alles hinein, spielte stets mit vollem Einsatz und hatte vor allem nach dem 0:0 gegen England den Applaus auf seiner Seite.

Am Ende war’s trotzdem deutlich zu wenig. Das Problem war, wie bei so vielen anderen Teams, die Kreativität im Mittelfeld und das Leistungsgefälle schon innerhalb der ersten Elf. Billy Gilmour hat viel Talent und spielte gegen England stark, fehlte gegen Kroatien aber nach einem positiven Corona-Test. Ché Adams brachte Belebung in den Angriff, er macht aber – wie auch in Southampton – etwas zu wenig daraus.

Dafür ist Stephen O’Donnell auf der rechten Seite ein braver Kämpfer, aber technisch zu schwach für eine EM. Lyndon Dykes, der alle drei Spiele starten durfte, brachte im Angriff keinerlei Mehrwert. Und Optionen von der Bank, die über Zweitliga-Niveau hinausgehen würden, hat Clarke ganz einfach nicht zur Verfügung. Realistisch betrachtet wird auch in absehbarer Zukunft schon die Qualifikation für eine EM ein Kraftakt bleiben.

Finnland: Kein zweites Island

Die Strategie des zweiten EM-Debütanten war erwartet simpel: Hinten mit Fünfer-Kette und drei defensiven Mittelfeldspielern davon nichts zulassen; und vorne auf die Torgefahr von Joel Pohjanpalo und vor allem Teemu Pukki hoffen. So holte Finnland tatsächlich annähernd das Optimum aus dem Turnier heraus, es gab sogar einen Sieg, über den man sich angesichts der Umstände (Stichwort Eriksen) in dem Moment kaum freuen konnte.

Der stets freudig lachende Paulus Arajuuri versinnbidlicht den finnischen Turnier-Erstauftritt. Man genoss die Spiele im Scheinwerferlicht, so weit das möglich war, und hatte sichtlich Freude daran, die individuell besser besetzten Gegner zu nerven. Es reichte zwar in der Offensive kaum kaum mehr als vier vernünftige Torschüsse in den drei Spielen (davon war einer drin, beim 1:0-Sieg über Dänemark). Aber man stellte die Gegner vor Probleme.

Und wer weiß, ob ohne Hradeckys unglücklichem Reflex, der die späte Niederlage gegen Belgien gebracht hat, nicht sogar noch ein vierter Punkt und damit die Achtelfinal-Teilnahme gestanden wäre. Dort hätte Wales gewartet, ein Viertelfinale wie vor fünf Jahren bei Island war also keineswegs völlig außerhalb der Reichweite. Man hat sich vorerst im zweiten Zug der Nations League etabliert, für die WM-Quali in den dritten Topf nach vorne gekämpft und wird mit der Ukraine um den zweiten Gruppenplatz in der Gruppe hinter Frankreich kämpfen.

Tatsache ist aber auch: Leistungsträger wie Pukki, Sparv, Arajuuri und Toivio nähern sich dem Herbst ihrer Karrieren und es gibt kaum nennenswert talentierten Nachwuchs.

Slowakei: Harmlos, langweilig, abgeschossen

Der Expected-Goals-Wert der Slowakei beträgt etwa 1,1 Tore. Wohlgemerkt: In allen drei Spielen zusammen. Es reichte zu einem glücklichen Sieg über ratlose Polen, der durch ein Solo-Dribbling und einen Eckball gesichert wurde – aber kreiert haben die Slowaken praktisch nichts. Man war das harmloseste und langweiligste Team der EM und gegen Spanien gab es einen der hilflosesten Auftritte eines EM-Teilnehmers ever.

Dass nach vorne nichts los ist, ließ sich schon beim 0:0 im letzten Test in Wien erahnen, daran änderte auch die Rückkehr des gegen Österreich noch geschonten Marek Hamšík nichts. Trainer Tarkovič spielte dann auch ohne gelernten Stürmer: Denn Hamšík ist immer eher auf der Acht daheim gewesen und Duda ist ein Zehner. Stürmer Ďuriš kam zweimal erst in den Schlussminuten. Der junge Robert Boženík, der in der Qualifikation vorne gespielt hatte, kommt bei Feyenoord kaum zum Zug und war in der der drei slowakischen EM-Spiele nicht einmal im 23er-Kader.

Dieses Team kann nur verteidigen und beim 0:5 gegen die Spanier – wo die Slowakei nicht einen einzigen Torschuss verzeichnete – nicht einmal das. Auch die mittelfristige Aussicht ist nicht rosig. In der Nations League ist man relativ krachend in den dritten Zug abgestiegen, die Qualifikation für Katar 2022 hat man mit Unentschieden gegen Malta und Zypern begonnen. Trotz des überraschenden Sieges gegen Russland: Die Chance selbst auf das Playoff ist schon jetzt stark beschädigt.

Fazit: Nur Fußnoten zu verabschieden

Wie schon vor fünf Jahre gilt: Die Erweiterung von 16 auf 24 Teams macht das Turnier größer, aber nicht unterhaltsamer. Haben wir in der Vorrunde eine Mannschaft verloren, die wirklich das Zeug für ein EM-Viertelfinale hätte? Eher nicht. Die Polen unter Umständen, die waren 2016 nur ein Elfmeterschießen vom Halbfinale entfernt. Die Russen? Trotz des WM-Viertelfinales von 2018, nein, das war einfach überhaupt gar nichts da.

Die Finnen und die Mazedonier haben sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten anständig verkauft, die Schotten in Wahrheit auch, aber das sind Farbtupfer, die im Ganzen kaum mehr als Fußnoten sind. Ungarn? Haben sich in der schwere Gruppe wacker verteidigt, immerhin. Die Türkei, gutes Potenzial, auf dem Platz ein Desaster. Die Slowakei? Schön für sie, dass sie dabei waren. Sollen sich über den Sieg gegen Polen freuen. Aber bitte reden wir nicht mehr drüber.

Im Achtelfinale gibt es immer noch einige Duelle von Teams, die man nicht zwingend als Bank für das Viertelfinale gesehen hätte, aber hier braucht es doch schon ernsthafte Qualität in dem, was man tut, um dorthin zu kommen. Das ist manchmal nicht so lustig anzushen (looking at you, Sweden), manchmal wirklich mitreißend (Dänemark!).

Oder sagen wir so: Die Vorrunde 2021 war deutlich unterhaltsamer als die Vorrunde 2016. Das lag aber nur zu einem kleinen Teil an den nun ausgeschiedenen Teams.

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1:6-Debakel und EM-Ticket: Zwiespältige Woche für ÖFB-Frauen https://ballverliebt.eu/2021/03/01/16-debakel-und-em-ticket-zwiespaeltige-woche-fuer-oefb-frauen/ https://ballverliebt.eu/2021/03/01/16-debakel-und-em-ticket-zwiespaeltige-woche-fuer-oefb-frauen/#comments Mon, 01 Mar 2021 09:10:34 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17395 1:6-Debakel und EM-Ticket: Zwiespältige Woche für ÖFB-Frauen weiterlesen ]]> Statt den März-Turnieren gab es coronabedingt diesmal einen Februar-Länderspiel-Slot für die Frauen. Keines der traditionellen Events in Europa (wie z.B. der Algarve Cup) fand statt, dafür EM-Quali-Nachträge (die Österreich jubeln ließen), einige Trainingslager (wie auch für Österreich) und eine Handvoll Einzelspiele. Die ÖFB-Frauen kamen in Malta zusammen, kassierten dabei eine derbe 1:6-Pleite gegen den WM-Dritten Schweden und gewannen 1:0 gegen die Slowakei.

1:6 gegen Schweden

Österreich – Schweden 1:6 (1:4)

Vor etwas mehr als zwei Jahren spielten die ÖFB-Frauen ein Testspiel in Deutschland. Es endete mit einer österreichischen 1:3-Niederlage, es hätte aber genauso gut 1:7 oder noch böser enden können. Das Match in Malta gegen Schweden war das genaue Gegenteil. Ein 1:3 hätte dem Spiel entsprochen, geworden ist es ein 1:6.

Die Schwedinnen sind zwar WM-Dritter und sie haben ihre Qualitäten, aber das spielerische Gestalten eines eigenen Angriffsspiels gehört nicht dazu. Dass Österreich, in einem 4-1-4-1 aufgestellt, versuchen würde, die Spieleröffnung von Schweden durch Anlaufen zu stören, war naheliegend. Schweden spielte aber, sobald sich eine der Achter Zadrazil oder Höbinger zum Anlaufen aus dem Verbund lösten, sofort direkt oder per Doppelpass in das im Rücken entstehende Loch. „Das ist ein ganz einfacher Fußball“, so ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann, „die machen keine Fehler, kaum Ballverluste. Das ist in seiner Klarheit sehr beeindruckend.“

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Geschenkte Gegentore

Das 0:1 entstand aus einem Eckeball, das 1:3 genauso. „Tatsache ist, dass wir von der Körperlichkeit da im Nachteil sind“, sagt Fuhrmann mit einem Blick auf zierliche Persönchen wie Höbinger, Naschenweng und Wienroither – wenn da eine Sembrant daher rauscht oder, wie gegen Frankreich, die 1,87-m-Kante Wendie Renard, wird es eben finster. Auch darum wurde von reiner Raum-Deckung bei Standards auf ein gemischtes Mann-Raum-System umgestellt, aber: „Wenn ich als Verteidigerin merke, dass ich nicht zum Kopfball komme, darf wenigstens die Gegenspielerin den auch nicht erreichen.“ Davon war bei den Gegentoren nicht viel zu sehen.

Nach dem zwischenzeitlichen 1:1 durch Gini Kirchberger – auch aus einem Eckball, sollte man nicht vergessen – drehte Kathi Naschenweng ihren Korken, der Fehler bei der Ballannahme legte Rolfö quasi das 2:1 für Schweden auf. Auch später, bei 1:5, war die 23-jährige Kärntnern ursächlich beteiligt, sie war für Jakobsson vor ihrer Flanke auf Rolfö nur Geleitschutz. Insgesamt wirkte Naschenweng sehr verunsichert, auch im Spiel gegen die Slowakei. „Das waren bittere Spiele für sie, das ist natürlich nicht angenehm“, sagt Fuhrmann, aber zum Sport gehört auch, kritisiert zu werden und daraus zu wachsen.

1:0 gegen die Slowakei

Kontrolliert und mit Zug ins Angriffsdrittel zu kommen, ist schon langem ein Problem, zuletzt etwa beim letzten EM-Quali-Spiel gegen Serbien zu erkennen. Feiersinger und Dunst, die Außen gespielt haben – spielen mussten, mangels fitter Alternativen wie Julia Hickelsberger – sind von ihrem Naturell her eher im Zentrum daheim. Das merkte man vor allem beim 1:0 gegen die Slowakei, wo beide von der Außenlinie wegdrifteten, anstatt Breite zu geben, wie das die Außenspielerinnen im 2-3-2-3 von Fuhrmanns Vorgänger Dominik Thalhammer gemacht hatten.

Es gab einen Sieg, was nach dem schwer zu verkaufenden 1:6 gegen Schweden gut und wichtig war, schön im engeren Sinn war das Geholze aber nicht. Die Slowakinnen machten ein Stop-and-Go-Spiel daraus, viele robuste Zweikämpfe, viel Doppeln der österreichischen Ballführenden, viele Unterbrechungen, kein Spielfluss. So einen Auf-die-Goschen-Fußball kann die Slowakei besser und deren Trainer Peter Kopun ließ sich nach dem Spiel auch damit zitieren, dass er genau das von seinem Team sehen wollte. Er setzte übrigens drei aktuelle (Biroova, Mikolajova und Havranova) sowie eine ehemalige (Skorvankova) Österreich-Legionärin ein, weitere (Vojetkova, Lemesova, El-Dahaibiova) waren im Kader – neben der tschechischen Liga ist die österreichische in der Regel die erste, in die es junge slowakische Spielerinnen zieht.

Österreich – Slowakei 1:0 (1:0)

„Gegen Schweden haben wir einige gute Bälle gespielt, wo wir mit Flachpässen die gegnerischen Linien gebrochen haben“, sagt Fuhrmann, aber der fehlende Punch nach vorne war gegen die Slowakei offensichtlich. „Wir müssen mehr Variationen reinbringen. Vor die Kette, hinter die Kette, das ist eine Frage des Erkennens der Räume und auch der technischen Ausführung.“

Das Zentrum im Blick

Sarah Zadrazil, die am Tag des Schweden-Spiels 28 Jahre alt wurde, hat ihre Komfortzone in Potsdam – wo sie Kapitänin war und der Routinier in der verjüngten Truppe – verlassen und sich bei Bayern München einer neuen Herausforderung gestellt. „Ein mutiger Schritt, der ihren Ehrgeiz unterstreicht, auch weil Bayern ja groß eingekauft hat und sie wusste, dass sie um jeden Einsatz kämpfen wird müssen“, so Fuhrmann. Innerhalb von einem Monat hat sich Zadrazil aber bombenfest in die Starformation beim noch ohne Punktverlust an der Spitze thronenden Team festgespielt.

An ihr konnte sich die acht Jahre jüngere Marie Höbinger letzte Saison in Potsdam anhalten, das kann sie auch jetzt im Nationalteam. Ihr merkte man die fehlende Spielpraxis nach Verletzung im Oktober und langer Winterpause aber an, ihre Pässe waren oft sehr vorsichtig, viel quer, auch zurück. Die Antritte, die Fuhrmann von ihr mehr sehen will, gab es eher selten. Bei 1:0 gegen die Slowakei gelang Höbinger ihr erstes Tor im ÖFB-Trikot, immerhin.

Erkenntnis: „Vorne pressen liegt uns am Besten“

Die Verarbeitung des 1:6 war „auch emotional schwierig“, weil das Spiel „in einigen Bereichen ein Schritt nach vorne war, auch wenn man das am Resultat nicht sieht“, so Fuhrmann. Die Bedingungen waren in Ordnung, vor allem, dass man auf Rasen trainieren konnte – nicht so wie die meisten Spielerinnen in Österreich und Deutschland, wo Kunstrasen oder Schneematsch der Alltag war.

Man wollte gegen Schweden Handlungsoptionen im Spiel gegen den Ball erproben, im Mittelblock agieren und den Gegner – der gerne das Zentrum überlädt – nach Außen lenken. Die Erkenntnis? „Wenn wir vorne draufpressen, liegt uns das am Besten“, bestätigt die Teamchefin. Nichts neues – Gegner wie die Slowakei lassen das aber nicht zu und Schweden hat jede Unsauberkeit im Anlaufen eiskalt genützt.

Und im Tor? Weil die bei Arsenal spielende Manuela Zinsberger keine Einreise-Erlaubnis in Malta bekommen hat (ebenso wie die schwedischen Außenverteidigerinnen Magda Eriksson und Jonna Andersson sowie Zweiergoalie Zecira Musovic, alle von Chelsea), kamen Jasmin Pal und Kristin Krammer zu ihren Länderspiel-Debüts. Pal fehlt natürlich die kommandierende Ausstrahlung einer Zinsberger, hat bei den Ecken auch nicht direkt aufgeräumt und es waren der Nervosität geschuldete Unsicherheiten zu sehen, sie hat aber auch einen Elfmeter gehalten. Kristin Krammer durfte gegen die Slowakei ran, nachdem sich Pal beim Aufwärmen wehgetan hatte, sie erledigte ihre Sache solide, war aber auch nicht im Dauerbeschuss.

Teamchefin Fuhrmann gibt zu, dass sie auch Isabella Kresche gerne gesehen hätte, die wegen einer Handverletzung aber nicht dabei war. Dass Manuela Zinsberger auf längere Zeit die unantastbare Nummer eins bleibt, liegt aber so oder so auf der Hand.

KADER ÖSTERREICH: Tor: Vanessa Gritzner (23 Jahre, Sturm Graz, 0 Länderspiele/0 Tore), Kristin Krammer (18, Neulengbach, 0/0), Jasmin Pal (24, Sand/GER, 0/0). Abwehr: Anna Bereuter (19, St. Pölten, 0/0), Marina Georgieva (23, Sand/GER, 3/0), Virginia Kirchberger (27, Frankfurt/GER, 79/1), Katharina Naschenweng (23, Hoffenheim/GER, 17/0), Yvonne Weilharter (20, Leipzig/GER 2, 5/0), Carina Wenninger (30, Bayern/GER, 100/4), Laura Wienroither (22, Hoffenheim/GER, 8/0). Mittelfeld: Celina Degen (19, Hoffenheim II/GER 2, 0/0), Barbara Dunst (23, Frankfurt/GER, 38/4), Jasmin Eder (28, St. Pölten, 49/1), Laura Feiersinger (27, Frankfurt/GER, 79/14), Marie Höbinger (19, Potsdam/GER, 5/0), Sarah Puntigam (28, Montpellier/FRA, 105/17), Sarah Zadrazil (28, Bayern/GER, 80/11). Angriff: Nicole Billa (24, Hoffenheim/GER, 64/27), Stefanie Enzinger (30, St. Pölten, 18/1), Lisa Makas (28, St. Pölten, 63/18), Elisabeth Mayr (25, Basel/SUI, 8/0), Besi Pireci (21, Landhaus, 0/0). Teamchefin Irene Fuhrmann (40). Nicht im Kader: Zinsberger (keine Einreise-Erlaubnis), Schnaderbeck (verletzt), Aschauer (operiert), Schiechtl (verletzt), Hickelsberger (verletzt), Pinther (verletzt), Kolb (verletzt), Kresche (verletzt), Kolb (verletzt).

KADER SCHWEDEN: Tor: Jennifer Falk (27 Jahre, Häcken, 5 Länderspiele/0 Tore), Emma Holmgen (23, Eskilstuna, 0/0, Hedvig Lindahl (37, Atlético Madrid/ESP, 170/0). Abwehr: Nilla Fischer (36, Linköping, 183/23), Hanna Glas (27, Bayern/GER, 39/0), Amanda Ilestedt (28, Bayern/GER, 37/4), Emma Kullberg (29, Häcken, 2/0), Amanda Nildén (22, Eskilstuna, 0/0), Julia Roddar (29, Washington/NWSL, 7/0), Josefine Rybrink (23, Kristianstad, 0/0), Linda Sembrant (33, Juventus/ITA, 124/13). Mittelfeld: Filippa Angeldal (23, Häcken, 5/3), Hanna Bennison (18, Rosengård, 4/0), Nathalie Björn (23, Rosengård, 22/3), Rebecka Blomqvist (23, Wolfsburg/GER, 4/1), Filippa Curmark (25, Häcken, 1/1), Sofia Jakobsson (30, Real Madrid/ESP, 118/22), Johanna Kaneryd (24, Häcken, 0/0), Olivia Schough (29, Rosengård, 79/11), Caroline Seger (35, Rosengård, 209/28). Angriff: Kosovare Asllani (31, Real Madrid/ESP, 144/37), Stina Blackstenius (25, Häcken, 58/14), Rosa Kafaji (17, AIK, 0/0), Mimmi Larsson (26, Rosengård, 26/6), Hanna Lundkvist (18, Hamarby, 0/0), Lina Hurtig (25, Juventus/ITA, 34/9), Fridolina Rolfö (27, Wolfsburg/GER, 47/12). Teamchef Peter Gerhardsson (61).

KADER SLOWAKEI: Tor: Patrícia Chládeková (23, Saarbruücken/GER 2, 5/0), Lucia El-Dahaibiová (32, Altenmarkt/AUT, 37/0), Mária Korenčiová (31, Milan/ITA, 94 Länderspiele/0 Tore). Abwehr: Diana Bartovičova (27, Slavia Prag/CZE, 88/8), Monika Bytčánková (22, Slovan Bratislava, 2/0), Alexandra Bíróová (29, St. Pölten/AUT, 97/6), Patrícia Fischerová (27, Czarny Sosnowiec/POL, 75/3), Andrea Horváthová (25, Czarny Sosnowiec/POL, 34/0), Diana Lemešová (20, Altenmarkt/AUT, 0/0), Natália Miniariková (19, Myjava, 0/0), Jana Vojteková (29, Freiburg/GER, 95/13), Petra Zdechovanová (25, Rybnik/POL, 47/0). Mittelfeld: Dominika Koleničková (28, Saarbücken/GER 2, 26/1), Kristína Košíková (27, Liberec/CZE, 29/0), Mária Mikolajová (21, St. Pölten/AUT, 46/6), Lucia Ondrušová (32, Sparta Prag/CZE, 99/11), Kristína Panáková (19, Myjava, 1/0), Stela Semanová (19, Bardejov, 1/0), Dominika Škorvánková (29, Montpellier/FRA, 97/15). Angriff: Monika Havranová (23, Horn/AUT, 34/0), Patrícia Hmírová (27, Górnik Leczna/POL, 84/15), Veronika Sluková (22, Czarny Sosnowiec/POL, 30/1), Martina Šurnovská (22, Slavia Prag/CZE, 36/1). Teamchef Peter Kopúň (35).

EM-Quali: Österreich ist dabei – just about

Am letzten regulären EM-Quali-Spieltag am 1. Dezember, als die ÖFB-Frauen zu einem mühevollen 1:0 über Serbien gekommen waren, wäre der Fixplatz bei der EM schon beinahe fix gewesen – bis Finnland in der 95. Minute das 1:0-Siegtor in Schottland erzielte. Eben jenes finnische Team, das Österreich vor knapp drei Monaten in die Zitterei reingeritten hat, erlöste es nun auf die selbe Weise – mit einem 1:0-Siegtor in der 93. Minute gegen Portugal. Damit konnte Österreich im Ranking der Gruppenzweiten nicht mehr von Portugal UND Italien verdrängt werden.

Das finnische Siegtor gegen Portugal war wichtig, weil Portugal in der Folge erneut gegen Schottland gewann (und bei einem 0:0 in Helsinki damit vor Österreich gewesen wäre) und dann auch Italien 12:0 gegen Israel gewonnen hat. Das 7:0, mit dem Italien an Österreich vorbei zog, hatten die Azzurre schon zur Halbzeit beinander.

Dass gleich fünf der neun Gruppenzweiten mit einem Zähler gegen den Gruppensieger und ohne Punktverluste gegen die restlichen Gegner reinkommen, ist ein absolutes Novum und dass Österreich – noch dazu in einer Gruppe mit den starken Französinnen – hier zu den Top-3 gehört, ist hoch einzuschätzen. In sieben der acht EM-Quali-Spiele blieb Österreich zudem ohne Gegentor.

Die Schweiz, Portugal, Russland, Tschechien, die Ukraine und Überraschungs-Team Nordirland werden nun ohne Setzung zu drei Duellen gelost und ermitteln die drei restlichen EM-Teilnehmer. Da Österreich sich nun das EM-Playoff erspart, wird der nächste Länderspiel-Slot (zwischen 5. und 13. April) für ein bis zwei Länderspiele frei. Sollten es die Bedingungen einigermaßen erlauben, kann davon ausgegangen werden, dass der ÖFB sich auch zwei Matches organisieren wird.

Am 30. April wird dann die WM-Qualifikation für das Turnier in Australien und Neuseeland 2023 ausgelost. Europa hat für die auf 32 Teilnehmer erweitertete WM elf Fixplätze und einen im interkontinentalen Playoff erhalten, was doch eher am oberen Ende dessen ist, was zu erwarten war. Bei den 24er-Turnieren von 2015 und 2019 kamen acht europäische Teams durch die Qualifikation.

Österreich ist im inner-europäischen Ranking auf Platz 12, was einem sicheren Platz im zweiten Lostopf entspricht. Wie genau die UEFA die WM-Teilnehmern von 2023 ermitteln wird, hat sie noch nicht bekannt gegeben. Dieser 12. Platz bedeutet auch, dass Österreich bei der EM-Auslosung fix im dritten der vier Lostöpfe sein wird, 2017 war es noch der vierte. Wurscht oder Wahnsinn, Irene Fuhrmann? „In der Praxis wahrscheinlich wurscht, weil jeder Gegner eine Herausforderung wird, egal aus welchem Topf.“

Fast keine Turniere, zahlreiche Daheimgebliebene

Kein Algarve-Cup (erstmals seit der Erstauflage 1994), kein Cyprus Cup (erstmals seit der Premiere 2008), auch das 2020 ins Leben gerufene „Tournoi de France“ schrumpfte zu zwei Testspielen. Nur der SheBelieves Cup in den Orlando (Gastgeber USA gewann mit drei Zu-Null-Siegen vor Brasilien, Kanada und Argentinien) lief in annähernd gewohnter Form ab.

Deutschland, Holland und Belgien – die sich unter dem Motto „Three Nations One Goal“ gemeinsam um die WM 2027 bewerben – hielten mit jeweils einem Heim- und einem Auswärtsspiel ein eigenes Mini-Turnier ab. Holland (6:1 in Belgien und ein deutlich zu knappes 2:1 gegen Deutschland) gewann, den zweiten Platz sicherte sich Deutschland mit einem relativ mühelosen 2:0 gegen Belgien.

Zwölf Länder (Spanien, Italien, Schottland, Finnland, Polen, Portugal, Rumänien, Slowenien, Kroatien, Israel, Aserbaidschan und Moldawien) waren eben noch damit beschäftigt, die EM-Quali-Gruppen zu vervollständigen. Frankreich sagte das eigene Turnier (geplant mit Island, Norwegen und der Schweiz) ab und spielte stattdessen zweimal gegen die Schweiz (jeweils 2:0).

EM-Gastgeber England kam im ersten Spiel unter Interims-Trainerin Hege Riise (Ex-Teamchef Phil Neville ist schon beim MLS-Klub von Spezi David Beckam, Nachfolgerin Sarina Wiegman macht noch Olympia mit Holland) zu einem 6:0 über Nordirland. In der Türkei kamen die Teams von Serbien, Russland und der Ukraine sowie Indien zusammen, sie spielten untereinander ebenso Friendlies (Srb-Ukr 1:1, Rus-Ind 8:0; Ukr-Ind 3:2, Srb-Rus 2:0) wie etwa Österreich, Schweden und Co. in Malta. Montenegro besiegte Österreichs Quali-Gruppengegner Nordmazedonien 5:0.

Norwegen und Island (nach der Absage in Frankreich) sowie Dänemark und Irland ließen den Termin verstreichen; Wales (Abgang von Langzeit-Teamchefin Ludlow), Albanien und die Färöer hielten Trainingslager ohne Matches ab, ebenso wie die Tschechinnen, bei denen ein Testspiel gegen eine Baskenland-Auswahl platzte. In Bosnien, Belarus und der Türkei kamen nur die Junioren-Teams zusammen (obwohl die 2021er-Europameisterschaften abgesagt wurden).

Alle anderen Nationalteams – darunter auch Ungarn und Griechenland sowie der Kosovo, der schon die letzten Quali-Spiele im Herbst ohne die zahlreichen in Deutschland und Österreich beheimateten Stammkräfte hatte absolvieren müssen – blieben in diesem Länderspieltermin inaktiv.

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Die (wenigen) Lehren des 0:0 von Österreich gegen die Slowakei https://ballverliebt.eu/2016/11/16/die-wenigen-lehren-des-00-von-oesterreich-gegen-die-slowakei/ https://ballverliebt.eu/2016/11/16/die-wenigen-lehren-des-00-von-oesterreich-gegen-die-slowakei/#comments Tue, 15 Nov 2016 23:10:55 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13252 Mit einem Spiel, das nichts für Feingeister und Schönwetterfans war, verabschiedet sich Österreich in die Länderspiel-Winterpause. So unansehnlich, so zäh und so niveauarm das 0:0 in einem zu fast drei Vierteln leeren Happel-Stadion aber auch war, es gab schon ein paar Erkenntnisse.

Österreich - Slowakei 0:0
Österreich – Slowakei 0:0

Kein Alaba im Zentrum, kein Janko vorne, kein Hinteregger hinten: Die erste Hälfte zeigte an diversen Stellen zumindest personelle Experimentierfreude. Nach der Pause kamen dann einige Stammkräfte (Alaba, Hinteregger, Klein, später auch Janko).

Das Abwehr-Zentrum

Andreas Lukse zeigte bei seinem Länderspiel-Debüt im zarten Alter von 29 Jahren eine blitzsaubere Partie. Davor aber gab es sehr wohl einige sichtbare Probleme. Das Fehlen von Martin Hinteregger hatte zur Folge, dass es aus der Innenverteidigung heraus so gut wie keine Spieleröffnung gab. Dragovic, der noch eher dazu in der Lage wäre, hatte viel mit sich selbst zu tun: Kleine Ungenauigkeiten, kleine Konzentrationsfehler, kleine Ausrutscher. Nichts dramatisches, aber in Summe schon ein Indiz dafür, dass er bzw. warum er in Leverkusen nicht spielt.

Als Hinteregger im Spiel war, kam Zug in den ersten Pass. Statt kurzer Abspiele auf die Sechser rückte Hinteregger immer wieder etwas auf, packte seine präzisen langen Bälle aus und zeigte deutlich, warum er im Normalfall absolut die erste Wahl ist.

Defensiv kam die Abwehr nur dann in Schwierigkeiten, wenn die Slowaken schnell umschalteten, denn aus dem Spiel heraus waren sie gar nicht am Kreieren interessiert auch, weil sie das ohne Marek Hamsik gar nicht wirklich können. Auffällig war aber schon, dass sich die österreichische Abwehr recht schnell fallen ließ, wenn die Slowaken den Ball eroberten – die Mittelfeldkette aber nicht. Da hatte die Slowakei oft Platz, was die Gefahr in Umschaltmomenten erst wirklich erzeugte.

Das Mittelfeld-Zentrum

Wer wissen wollte, warum der Teamchef David Alaba im Zentrum für wertvoller hält als auf der linken Seite, sollte sich noch einmal die erste Halbzeit in ihrer geballten Grausamkeit ansehen. Ilsanker beschränkte sich auf seine Rolle als Zweikämpfer gegen eine kaum vorhandene slowakische Offensive und ließ ansonsten seinen Einsatz zu einem 45-minütigen Rückpass-Training werden.

Dergestalt auf sich alleine gestellt, war es für Julian Baumgartlinger natürlich schwierig bis unmöglich, die (einmal mehr unmöglich weit vor ihm stehenden) Mitspieler in der Offensive in Szene zu setzen. Die Folge waren auch hier Sicherheitsbälle und Fehlpässe im Aufbau.

Statt Ilsanker und Baumgartlinger besetzten nach dem Seitenwechsel Alaba und Dragovic das Mittelfeld-Zentrum im österreichischen 4-4-2. Dragovic gab nun den Beißer und Alaba den Kreator. Alaba profitierte in dieser Rolle auch davon, dass nun Hinteregger für die Eröffnung da war und er in einer höheren Position als Baumgartlinger spielen konnte. Das sorgte für etwas bessere Verbindungen in die vordere Reihe, weil der Abstand zu dieser nun nicht mehr ganz so groß war.

Ob das Sechser-Duo Dragovic/Wimmer, das in den letzten fünf Minuten spielte, so wirklich Zukunft hat, darf wohl leicht in Zweifel gezogen werden.

Die Außenbahnen

Lazaro und Onisiwo auf der rechten Seite war bei diesem ersten Versuch keine echte Granate. Gerade bei Lazaro wurde das fehlende Timing auf der nicht ganz gewohnten Position oft deutlich, was allerdings nicht nur an ihm lag. Zum einen war generell die Passgenauigkeit bei Österreich schwach, zum anderen sind mangels gemeinsamer Spielzeit die Abstimmungen mit Lazaro einfach noch nicht da.

Durch diese Defizite kam auch Karim Onisiwo auf der rechten Außenbahn kaum zur Geltung; im Zentrum bzw. auf der linken Seite nach der Halbzeit wurde es ein wenig besser. Flo Klein kehrte auf seine einstige Position zurück, auf der er von 2007 bis 2009 beim LASK seine ersten Bundesliga-Jahre absolvierte: Rechts im Mittelfeld. Ging so.

Links waren Suttner und Arnautovic, wie fast immer wenn sie zusammen spielen, auch kein Traumpaar. Arnautovic half, wenn nötig, stets hinten aus und zeigte nach vorne eher Einzelaktionen – diese strahlten auch noch am ehesten so etwas wie Gefahr aus. Eine signifikante Verbesserung stellte das Duo Stangl/Onisiwo in der Schlussphase eines ohnehin nur semi-ernsthaft betriebenen Spiels nicht dar.

Der Angriff

Martin Harnik und Lukas Hinterseer agierten zumeist auf annähernd einer Höhe. Das war gut in Pressing-Situationen, aber schlecht im Aufbau – weil es, wie erwähnt, das Loch zwischen ihnen und Baumgartlinger recht groß werden ließ. So fiel es den Slowaken nicht sonderlich schwer, Österreicher zu isolieren. Ein beliebter Move war, einen Österreicher offenbar bewusst frei zu lassen, den Pass dorthin zu locken und diesem dann die Optionen zu nehmen. Erkannte Österreich diese Situationen nicht, war der Ball weg. Erkannte Österreich diese Situationen schon, wurde der Rückzug angetreten.

Erst mit Arnautovic im Zentrum (etwa ab 65. Minute) gelang es besser, sich mit dem Aufbau (zumeist über Alaba) zu verbinden. Was aber nichts daran änderte, dass die Slowakei mit ihrer soliden Defensive sehr wenig zuließ.

Der Gesamteindruck

Torschuss abgeblockt, Nachschuss von der Linie geköpfelt, Chance zum zweiten Nachschuss verschludert. Diese Szene kurz vor der Halbzeit versinnbildlicht das Länderspiel-Jahr 2016 recht schön.

Das Spiel gegen die Slowakei war natürlich vor allem geprägt von unzähligen Fehlpässen im Aufbau, von fehlendem Tempo. Davon, dass im Zweifel stets der Rückzug nach ganz hinten, zu Lukse, angetreten wurde. Dass da schon einige kräftig out of position spielten.

Es lässt sich aber schon gut sehen, dass Hinteregger hinten, Arnautovic auf der Seite und, ja, die Präsenz von Alaba im Zentrum für das Funktionieren der Mannschaft von essenzieller Bedeutung sind. Auf die Frage, was nach Janko kommt, lieferten Harnik und Hinterseer in der ersten Hälfte keine Antwort.

Jetzt gibt es erst einmal viereinhalb Monate kein Länderspiel, und niemand wird nach diesem durchwachsenen Jahr wirklich traurig darüber sein.

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Die Achtelfinal-Verlierer der EURO 2016: Zwischen Blamage und tollem Erfolg https://ballverliebt.eu/2016/06/28/die-achtelfinal-verlierer-der-euro-2016-zwischen-blamage-und-tollem-erfolg/ https://ballverliebt.eu/2016/06/28/die-achtelfinal-verlierer-der-euro-2016-zwischen-blamage-und-tollem-erfolg/#comments Tue, 28 Jun 2016 10:48:12 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12745 Erste K.o.-Runde der EURO 2016, erste wirklich prominente Opfer: Nachdem es in der Vorrunde mit ein, zwei Ausnahmen nur die Teams gescheitert waren, von denen man das auch so erwartet hat, ist das Feld der Achtelfinal-Verlierer schon etwas heterogener. Neben Glücksrittern aus der Vorrunde (die beiden irischen Teams etwa) hat er auch schon Teams aus dem Favortenkreis (Spanien, Kroatien) erwischt.

Hier im zweiten Teil unserer EURO-Teamanalyse: Die Plätze 9 bis 16, wenn man so will.

Spanien: Schwächen wurden eiskalt genützt

Team SpanienNicht nur, dass Vicente del Bosque diverse spannende Spieler gar nicht erst mitgenommen hat (Alcácer, Mata, Bernat, Javi Martínez, Cazorla, Ñíguez, Isco) – nein, von denen, die mit waren, durften auch nur genau elf zu Startelf-Einsätzen kommen.

Grundsätzlich hat sich seit 2010 am spanischen Spiel nichts wesentliches geändert, und das ist womöglich auch das Problem gewesen. Gegen die Tschechen (die sich hinten eingebunkert haben) und die Türken (die einfach nicht gut genug waren) wurde das noch nicht offenkundig. Aber sobald die Gegner eine gewisse Klasse hatten, wurde deutlich: Spanien ist mittlerweile recht leicht auszurechnen und offenbart in den wenigen Spielen, in denen sie wirklich gefordert werden, erstaunliche Schwächen in den defensiven Strukturen.

Konnte man das gegen Kroatien noch auf fehlende Ernsthaftigkeit schieben, war man den Italienern im Achtelfinale taktisch auf fast schon beängstigende Art und Weise unterlegen. Wie schon Portugal vor vier Jahren im Halbfinale traute sich Italien, das spanische Kurzpass-Spiel schon im Keim zu stören. Damals rettete sich Spanien noch ins Elferschießen und gewann.

Seither aber geht es gegen Teams, die auf diese Art und Weise spielen, fast schon regelmäßig kräftig in die Hose. Vor allem, wenn diese – wie eben Italien hier und 2012, aber auch Holland und Chile bei der WM 2014 – mit einer Dreierkette daherkommen.

Die Zukunft von Del Bosque ist ungewiss – nach zwei Turniersiegen schied er zweimal (zu) früh aus. Da er in den letzten Jahren zunehmend eine gewisse Bequemlichkeit an den Tag legt, was Coaching, inhaltliche Fragen und Weiterentwicklung angeht, aber auch die personelle Erneuerung seines Teams (warum hatte etwa Fàbregas nach einer furchtbaren Saison wie selbstverständlich einen Stammplatz, während Ñíguez nach einer großartigen Saison nicht einmal mitdurfte?), liegt der Verdacht nahe, dass die Ära Del Bosque nach acht Jahren zu Ende geht. Sicher ist aber: Die Mannschaft, der es ja keineswegs an Weltklasse mangelt, könnte den einen oder anderen neuen Impuls brauchen.

England: Starke Phasen und eine zünftige Blamage

Team EnglandEinen neuen Impuls wird England definitiv bekommen: Nach dem Generationswechsel auf dem Feld kommt nach der Achtelfinal-Blamage gegen Island auch ein neuer Trainer, keine halbe Stunde nach dem Abpfiff legte Roy Hodgson nach viereinhalb Jahren sein Amt nieder. Dabei ist England seit dem Vorrunden-Aus bei der WM vor zwei Jahren eigentlich einen guten Weg gegangen.

Mit der Umstellung auf das 4-1-4-1 hatte Hodgson es seinen Achtern (der aktive Alli und Rooney, der vor allem durch komplizierte lange Bälle statt einfache kurze auffiel) ermöglicht, sich auf ihre Aufgaben nach vorne zu konzentrieren. Genau diese Balance hatte im althergebrachten 4-4-2 (wir erinnern uns, in der Vergangenheit oft mit Gerrard und Lampard) gefehlt. Das Resultat war eine makellose Qualifikation und eine an sich sehr gute Vorrunde, wo es zumeist nur die mangelnde Chancenverwertung zu bekritteln gab.

Ihre stärksten Momente hat das englische Team, wenn es gegen den Ball arbeiten kann. Genau das aber erlaubte Island den Three Lions nicht, und es zeigte sich, was sich schon gegen die Slowakei andeutete: Das mit dem Ausspielen eines geschickt verteidigenden Teams – auch, wenn es wie Island eher höher spielt, und nicht ganz tief steht – funktioniert nicht. Das war gegen die Slowakei noch nicht sooo tragisch (obwohl man mit dem 0:0 den Gruppensieg verschenkt hatte), aber gegen Island war es fatal.

Diese Niederlage, so bitter sie ist, ändert allerdings nichts daran, dass dieses englische Team durchaus eine Zukunft hat. Es ist in weiten Teilen noch recht jung, es ist entwicklungsfähig und vor allem haben die maßgeblichen Spieler in der Liga die richtigen Trainer – Pochettino bei Tottenham, Klopp bei Liverpool, nun kommt Guradiola zu Man City. Wenn man nicht komplett in sich versinkt (wie etwa Österreich nach Landskrona), kann England aus diesem Turnier viel lernen.

Kroatien: Erst stark, dann verzweifelt

Team KroatienEs war womöglich nicht die letzte Chance der Generation Modric, einen Titel zu holen. Aber ganz sicher die größte: Kroatien zeigte in der Vorrunde (neben Deutschland) von allen stärkeren Teams konstant die beste Kombination aus individueller Klasse und gutem Coaching; das selbstgefälige Chaos unter Igor Stimac und die auf Motivation statt Taktik basiernde Amtszeit von Niko Kovac ist ganz deutlich vorbei.

Die Balance im Zentrum (Badelj als Absicherung, Modric als Hirn des Teams, Rakitic als Störer an vorderer Front) war hervorragend abgestimmt, Perisic und Srna sorgten für die Vertikalität auf den Außenbahnen. Lediglich die Innenverteidigung ist ein deutliches Stück von internationaler Klasse entfernt – machte aber gegen Spanien eine gute Figur.

Allerdings trifft auch auf Kroatien zu, was auf viele Teams der zweiten Reihe zutrifft: Wenn man auf die zwei besten Spieler verzichten muss, wird es schwer. Und Modric und Rakitic standen gegen Portugal zwar auf dem Platz, aber sie waren in der Manndeckung durch William Carvalho und Adrien Silva zur Wirkungslosigkeit verdammt. So war es nicht die Innenverteidigung, die diesem an sich tollen Team die Titelchance kostete (und die war im Außenseiter-Ast durchaus da), sondern die Abhänigkeit von Modric und Rakitic. Das kann man den Kroatien aber auch wieder nur schwer zum Vorwurf machen.

Schweiz: Weder begeisternd noch enttäuschend

Team Schweiz

Unser geschätzter Schweizer Taktikblog-Kollege Andreas Eberli konstatierte über das Nationalteam seines Landes: „Insgesamt gute, sehr typische Vorrunde der Nati, zeigen unter Petkovic seit langem konstant ziemlich genau dieses Spiel und Niveau. Sehr dominanzorientiert, auch wirklich gut in vielen Bereichen, ballsicher und damit die attraktivste und wohl beste Nati der letzten Jahre, aber auch nicht perfekt balanciert im Aufbau, ohne konstant saubere Verbindung nach vorne und zuweilen etwas zu lang/löchrig bei Ballverlust. Und halt im Offensivspiel ohne besondere Harmonie, Feinabstimmung oder überragende individuelle Qualität.“

Die große Schwachstelle des ersten Spiels – die fehlende Abstimmung im Mittelfeld-Zentrum – wurde so halb durch das zweite Spiel behoben, man kontrollierte danach Frankreich und Polen ganz gut, ohne aber selbst gefährlich zu werden. Shaqiri ist und bleibt zu unkonstant, Dzemaili ist ein Achter und kein Zehner, Seferovic vorne war eine Gemeinheit, Joker Embolo fehlt es deutlich an der internationalen Erfahrung.

Es ist nach dem dank seiner Vergangenheit in der Schweiz sakrosankten, aber gerade in den letzten Jahren quälend konservativen Ottmar Hitzfeld nun sehr wohl die Absicht zu erkennen, das Spiel vermehrt selbst in die Hand zu nehmen. Aber es wird halt doch deutlich, dass es einfach dauert und auch das Personal von richtiger Qualität zu haben. Embolo kann ein Baustein dafür sein, aber es braucht mit Sicherheit noch einen vernünftigen Zehner – oder ein anderes System mit einer angepassten Spielanlage.

Irland: Wenig Klasse, viel Kämpferherz

Team Irland

Es ist leicht, Irland als glücklichen Underdog zu sehen. Allerdings waren sie bei den letzten vier Turnieren zweimal dabei und sind einmal nur durch einen Hand-Ball im Playoff gescheitert – aus dem Nichts kommt das Team also nicht.

Dennoch wirkt das Team, das sich zum Großteil aus Kickern der zweiten englischen Liga rekrutiert, wie genau das: Ein englischer Zweitligist. Begrenzt in den fußballerischen Mitteln, aber mit einem unbändigen Willen versehen. Gegen Schweden war man die bessere von zwei nicht besonders guten Mannschaften, gegen Belgien chancenlos und dann hatte man das Glück, dass es die Italiener im letzten Gruppenspiel nicht wirklich interessiert hat. So schlich man ins Achtelfinale – dort lieferte man gegen Frankreich, der 1:2-Niederlage zum Trotz, die vermutlich beste Leistung des Turniers ab. Allen in allem sind die Iren zwar keine supertolle Mannschaft, können den Turnierverlauf aber absolut als Erfolg verkaufen.

Positiv vermekt werden muss, dass sich das irisch Team von den alten Herren (Robbie Keane und Shay Given) emanzipiert hat, ohne dramatisch an Qualität verloren zu haben. Im Gegenteil: Verglichen mit der heillos überforderten Truppe, die vor vier Jahren dreimal verlor und 1:9 Tore zu Buche stehen hatte, ist Irland diesmal deutlich solider aufgestellt gewesen. Die aktuelle Mannschaft hat auch noch locker zwei Turniere drin und sie weiß um ihre Limits; versucht nicht, etwas zu sein, was sie nicht sein kann.

Nordirland: Mit spannenden Fünferketten

Team NordirlandFast noch zufriedener als der größere Nachbar kann das Team aus Nordirland sein – anders als die Republik-Iren haben die Ulster-Boys nämlich keinerlei Turnier-Erfahrung in den Beinen. Ihr Zugang war deutlich defensiver: In der ersten Hälfte gegen Polen und im Achtelfinale gegen Wales kam Nordirland mit einer Fünfer-Abwehrkette daher, die aber durchaus spannend war.

So gab gegen Polen Zentral-Verteidiger Gareth McAuley den Manndecker für Lewandowski, während seine Nebenmänner eher im Raum verteidigten. Und gegen Wales klappte schon die Abschirmung so gut, dass man es sich erlauben konnte, immer wieder auch nicht ungefährliche Nadelstiche nach vorne zu setzen. Gegen die furchtbar biederen Ukrainer gab es sogar einen verdienten Sieg – nur gegen die Deutschen hatte Nordirland mächtig Glück, dass es dank Torhüter McGovern „nur“ 0:1 ausging.

Natürlich: In der WM-Qualifikation (gegen Deutschland und Tschechien) wird es wenig zu erben geben und für die EM in vier Jahren ist das aktuelle Team dann doch schon eine Spur zu alt (vor allem Führungsfiguren wie McAuley, Hughes und Davis) und natürlich profitierte man von einer leichten Quali-Gruppe. Aber Michael O’Neill hat es geschafft, das Team so zu optimieren, dass fast immer das Optimum heraus geholt werden konnte. Auch wenn dieses Turnier mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen Eintagsfliege bleiben wird: Darauf können die Nordiren zweifellos stolz sein.

Slowakei: Solide, aber zu viel von Hamsik abhängig

Team SlowakeiAuch die Slowaken haben nicht enttäuscht: Auch beim zweiten Turnier der Verbandsgeschichte (nach der WM 2010) überstand man die Vorrunde und scheiterte im Achtelfinale an einem Titelkandidaten. Das ist genau, was die Mannschaft drauf hat – auch die Slowaken haben also das Optimum aus ihren Möglichkeiten heraus geholt.

Wie schon im Vorfeld klar war, beschränkte sich das Spiel vornehmlich auf eine sichere Defensive und geniale Momente von Marek Hamsik. Der Exzentriker von Napoli lieferte vor allem beim 2:1-Sieg gegen die Russen (wo er ein Tor erzielte und das andere vorbereitete) und stellte sich beim wichtigen 0:0 gegen England voll in den Dienst der Mannschaft.

Vom 0:3 gegen Deutschland im Achtelfinale abgesehen, stand der Abwehrverbund tatsächlich wirklich gut, allerdings wurde im Turnierverlauf schon auch klar, dass dieses Team ohne Hamsik keine Chance hätte, an so einer Endrunde überhaupt teilzunehmen. Die Flügelspieler (Weiss und Mak) sind kaum mehr als Durchschnitt und die zur Verfügung stehenden Stürmer (Duris und Duda) nicht einmal das.

Das Achtelfinale bei so einem Turnier ist der absolute Plafond für diese slowakische Mannschaft. Daran wird sich auch so schnell nichts ändern – eher steht zu vermuten, dass es beim anstehenden Generationswechsel (sieben Stammkräfte der WM 2010 sind wieder dabei gewesen) zumindest einige Zeit eher nach unten gehen wird. Allerdings haben sie es in der WM-Qualifikation nicht ganz so übel erwischt.

Ungarn: Gut eingestellt und auch glücklich

Team UngarnBei der ersten Turnier-Teilnahme nach 30 Jahren wurde Ungarn völlig überraschend Gruppensieger – eine Leistung, die weit über das Talent des Teams hinausgeht. Umso mehr Credit muss an Bernd Storck gehen, der deutlich mehr aus der Mannschaft heraus geholt hat, als eigentlich drin war.

Sehr genau stellte der ehemalige Teamchef von Kasachstan seine Mannen auf jeden Gegner ein und er hatte auch das nötige Glück. Im Spiel gegen Österreich, dass man nicht nach einer halben Minute in Rückstand geriet und das ÖFB-Team nach einer Viertelstunde de facto erst Junuzovic und dann jedes Selbstvertrauen verlor. Gegen Island, dass kurz vor Schluss doch noch der 1:1-Ausgleich fiel. Und gegen Portugal, dass einige Schüsse zu Toren wurden, die eigentlich nie Tore hätten werden dürfen. Gegen die horrend schlecht gecoachten Belgier hielt man im Achtelfinale das Spiel bis zehn Minuten vor Schluss zumindest vom Ergebnis her offen.

Altmeister Gábor Király glückte mit einer starken EM ein toller Abschluss seiner langen Karriere, auch der betagte Zoltan Gera (einst im EL-Finale mit Fulham) und der nach vielen Jahren in Belgien in die Heimat zurück gekehrte Roland Juhász durften noch ein letztes Hurra feiern. Die meisten anderen haben es auch im besten Fußballer-Alter noch nicht in eine Top-Liga geschafft (Kádár, Lovrencsics) oder haben sich dort nicht nachhaltig durchgesetzt (Pintér). Selbst Adam Szalai hat seine beste Zeit vermutlich schon hinter sich.

Inwieweit die Fußball-Offensive, die in Ungarn auf Impuls von Ministerpräsident Viktor Orbán gestartet wurde, mittel- und langfristigen Erfolg zeigt, wird man erst in mehreren Jahren wissen (auch in Österreich dauerte es ja ein Jahrzehnt, bis man die Früchte ernten konnte). Aber zumindest ist Ungarn nun schon mal zurück auf der Fußball-Landkarte.

Fazit: Vier können zufrieden sein, drei nicht

Die Kritik, dass vier Gruppendritte es auch noch ins Achtelfinale schaffen, wird von vielen Seiten sehr unverhohlen geführt. Man muss aber sagen: Nur einer der vier fiel in seinem Achtelfinale deutlich ab (und dieser eine, die Slowakei, gegen den amtierenden Weltmeister). Die beiden irischen Teams haben ihre Gegner kräftig geärgert und Portugal (kein klassischer Dritter, schon klar) hat es sogar ins Viertelfinale geschafft.

Die Schweizer hätten sich ob des nicht unschlagbaren Gegners Polen mehr ausgerechnet, sie haben aber immerhin ihr Minimalziel erreicht und nicht enttäuscht.

Das sind die Kroaten sicher, aber viel werden sie nicht ändern können – außer, sich einen Plan zu überlegen, wie man reagiert, wenn Modric und Rakitic in Manndeckung genommen werden. Sicher zu mehr oder weniger großen Veränderungen wird es in Spanien und England kommen: Bei den einen eher, was die Besetzung auf dem Feld angeht, bei den anderen, was die Besetzung der Coaching-Zone angeht. Beide werden sich natürlich für die WM in zwei Jahren qualifizieren.

Spätestens da wird man sehen, ob es die richtigen Veränderungen waren.

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Österreich beim Istrien-Cup: Irland körperlich eingeschüchtert https://ballverliebt.eu/2015/03/17/oesterreich-beim-istrien-cup-irland-koerperlich-eingeschuechtert/ https://ballverliebt.eu/2015/03/17/oesterreich-beim-istrien-cup-irland-koerperlich-eingeschuechtert/#comments Tue, 17 Mar 2015 22:55:23 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10905 Österreich beim Istrien-Cup: Irland körperlich eingeschüchtert weiterlesen ]]> Gegner in die eigene Hälfte locken, um sie erst dort anzupressen und gerade jene Gegner, die auf robustes Spiel und hohe Intensität setzen, rechts zu überholen – das ist, was die ÖFB-Frauen beim Istrien-Cup erprobt haben. Österreich trat eher als Bully auf, anstatt sich selbst einschüchtern zu lassen. Womit durchaus Wirkungstreffer erzielt wurden.

Ein auch an dieser Stelle immer wieder gerne zitiertes Beispiel für die Weiterentwicklung der ÖFB-Frauen ist ein Testspiel gegen die Slowakei im August 2011, das dritte Länderspiel unter Dominik Thalhammer. Es endete für Österreich in einem 0:4-Debakel – drei Jahre und einen Monat später war Österreich zum zweiten Mal in Serie Qualigruppen-Zweiter geworden, die Slowakei gleichzeitig Letzter.

1:1 gegen die Slowakei

Österreich - Slowakei 1:1 (0:0)
Österreich – Slowakei 1:1 (0:0)

Das erste Aufeinandertreffen seither, das erste Spiel bei diesem Istrien-Cup, litt in erster Linie unter jenen schlechten Platzverhältnissen, die es mit Ausnahme von Rovinj überall beim Turnier gegeben hat. Die Slowakinnen stellten sich in ihrem 4-1-4-1 recht defensiv auf und legten ihr Spiel auf lange Bälle nach vorne an. So kam Österreich nie wunschgemäß in das hohe Pressingspiel.

Hinzu kommt, dass viele Slowakinnen ihre Gegner gut kennen – Matysova ist bei Österreichs Tabellenführer St. Pölten Kapitänin; Biroova, Vojtekova und Skorvankova spielen bei Neulengbach, Klechova bis 2013 ebenso. Als Nici Billa nach 70 Minuten endlich auf 1:0 stellte, kassierte man postwendend den Ausgleich.

Personell orientierte sich Thalhammer weitgehend am 2:2 im letzten Test in Spanien, einzige Ausnahme war Gini Kirchberger, die statt Kapitänin Viki Schnaderbeck in die Innenverteidigung rückte. In der Halbzeit gab’s den Wechsel zurück.

1:0 gegen Ungarn

Österreich - Ungarn 1:0 (0:0)
Österreich – Ungarn 1:0 (0:0)

Das Spiel gegen Ungarn, bzw. der Umgang damit seitens des magyarischen Verbandes, war auch ein Lehrstück zum Dechiffrieren von Zitaten. Ungarns Teamchefin Edina Marko meinte da nämlich, dass „meine Mannschaft gut organisiert gestanden ist und, gemessen an den Torchancen, sich ein Remis verdient hätte“. In der Realität heißt das: Ungarn hat sich mit allen elf Spielerinnen am eigenen Strafraum eingebunkert und sonst 90 Minuten lang eigentlich gar nichts gemacht.

„Die waren noch defensiver und noch passiver als in unseren Spielen zuletzt in der WM-Quali“, bestätigt auch Österreichs Teamchef Thalhammer. So tat sich sein Team in einem von Sturmböen immer wieder beeinträchtigen Spiel wiederum schwer, den Riegel zu knacken, kam überhaupt nicht zum Anlaufen der Gegner – wen hätte man auch anpressen sollen, die Ungarinnen wollten den Ball ja auch gar nicht – und genau das ist die wahrscheinlich größte Schwäche der ÖFB-Frauen. Eine andere Schwäche aus vergangenen Tagen konnte man zu einer Stärke machen, aber dazu später mehr.

Lisa Makas, nach einem im ersten Spiel erlittenen Nasenbeinbruch mit Maske unterwegs, erzielte kurz nach Wiederanpfiff das 1:0, bei dem blieb es auch. Immerhin. Nun ist die Bilanz gegen Ungarn nach dem 13. Duell (gegen kein anderes Team spielte Österreich so oft) erstmals positiv (6 Siege, 2 Remis, 5 Niederlagen). Die letzten vier Spiele gegen den Nachbarn gewann Österreich dabei allesamt.

Das Schlüsselspiel – 2:0 gegen Irland

Österreich - Irland 2:0 (1:0)
Österreich – Irland 2:0 (1:0)

Bislang hatten die ÖFB-Frauen Irland in schlechter Erinnerung – beim bisher einzigen Duell in Dublin vor zwei Jahren verschwand das ganze Gepäck auf dem Flug, man musste sich eine komplette Ausrüstung vor Ort neu besorgen, und dann gab man auch noch eine 2:0-Führung her und spielte nur 2:2. Nun aber steht „Irland“ für ein weiteres, positives Schlüsselerlebnis.

Anstatt nämlich den Gegner hoch anzupressen, wie es auch Irland erwartete, überließ man den Irinnen den Ball, stellte sich in zwei Viererketten in der eigenen Hälfte auf, und agierte mit einem sehr tiefen Pressing. Sprich: Man ließ Irland in die eigene Hälfte und presste die Ballführende erst dort an. Die gewonnen Bälle wurden dann im flinken Umschaltspiel auf die schnelle Prohaska rechts oder die noch schnellere Makas links gegeben, um die Unordnung beim Gegner auszunützen. Irland war schon mit diesem überraschenden Zugang einigermaßen überfordert.

Ebenso wie – und damit zur einstigen Schwäche Österreichs – vom körperlich ungemein robusten Zugang des ÖFB-Teams. Das ging sogar so weit, dass sich Irlands Teamchefin Sue Ronan während des Spiels über die harte Gangart von Österreich beschwerte („Kommt mal runter, das ist doch nur ein Testspiel!“) und sich danach beeindruckt zeigte („Sehr scharf, sehr athletisch, große und starke Mädels„).

Hier verlinkt ein Video, wie sich das aggressive Pressingspiel gegen Irland – letztlich war’s ein nie auch nur im Ansatz gefährdeter 2:0-Sieg – dargestellt hat.

istria cup

2:1 gegen Frankreich B

Österreich - Frankreich B 2:1 (0:0)
Österreich – Frankreich B 2:1 (0:0)

Das Finale verpasste man wegen der Tordifferenz, so ging’s im Spiel um Platz drei gegen die B-Auswahl von Frankreich – das A-Team holte zeitgleich Platz zwei beim Algarve-Cup. Dieses B-Team bestand, grob gesagt, aus den besten Spielerinnen vom Rest der französischen Liga hinter den Top-Teams Lyon und PSG.

In diesem Spiel switchte Österreich dann zweimal. Es wurde mit dem gewohnten hohen Pressing begonnen, was aber nicht den gewünschten Erfolg hatte. Darum wurde auf das gegen Irland erprobte Abwehrpressing umgestellt, bekam das Spiel so in den Griff und ging auch 2:0 in Front, am Ende wurde wieder vermehrt die französische Spieleröffnung angegangen.

Zudem kamen für die zweite Halbzeit vier Spielerinnen, die (wenn’s drauf ankommt) eher zum Stamm gehören dürften – also RV Maierhofer, LV Aschauer, ZM Zadrazil und RM Prohaska statt Tabotta, Tieber, Eder und Pöltl. Zadrzil und Billa sorgten per Doppelschlag in den Minuten 59 und 61 für das 2:0, Billa hatte danach sogar das 3:0 auf dem Fuß, ehe Pauline Crammer per Hand-Elfer den 2:1-Endstand parierte.

Auch Jean-François Niemezcki, der die Französinnen betreute, maulte im offiziellen Statement über die aggressive Spielweise von Österreich. Thalhammer: „Diese Körperlichkeit ist der größte Unterschied von Frankreich B zu Frankreich A. Denn technisch sind auch die Spielerinnen der B-Mannschaft ausgesprochen gut ausgebildet.“

Fazit: Repertoire wieder erweitert

Genau gegen solche Gegner wie Ungarn, Slowakei oder Irland muss Österreich in der anstehenden EM-Qualifikation – die im April ausgelost wird – alle Spiele gewinnen, um sich für die Endrunde 2017 in Holland möglichst ohne den Umweg Play-Off zu qualifizieren. Dass man es drauf hat, Teams aus der zweiten Reihe (Finnland) und der dritten (Irland), die gerade über ihre Körperlichkeit kommen, auf diesem Gebiet zu überholen, ist dabei ein gutes Zeichen.

Dennoch wird es mit erhöhtem Standing immer mehr so werden, dass sich  Topf-3-Teams wie Ungarn und Topf-4-Teams wie die Slowakei gegen Österreich nur hinten reinstellen und den Strafraum zumachen. Weil sie eben wissen, dass sie weder spielerisch, noch körperlich und schon gar nicht taktisch in der Lage sind, Österreich beizukommen, sondern nur dadurch, indem man den Bus parkt.

„Nur mit einer Aggressivität und einer Intensität, wie sie vor allem gegen Irland zu sehen war, können wir uns Hoffnungen auf ein EM-Ticket machen“, insistiert Thalhammer. Und sicher ist auch: Österreich gehört mittlerweile zu den Topf-2-Teams, die Mannschaften aus den anderen Töpfen (von den echten Top-Teams Deutschland, Frankreich und Schweden mal abgesehen) eher lieber nicht ziehen möchten.

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Die inhaltliche Selbstblockade bringt verdiente Pleite gegen die Slowakei https://ballverliebt.eu/2011/08/10/selbstblockade-bringt-12-im-test-gegen-die-slowakei/ https://ballverliebt.eu/2011/08/10/selbstblockade-bringt-12-im-test-gegen-die-slowakei/#comments Wed, 10 Aug 2011 21:06:49 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5517 Die inhaltliche Selbstblockade bringt verdiente Pleite gegen die Slowakei weiterlesen ]]> Der Ballbesitz war das einzige, wo Österreich einen Voreil hatte. Denn ansonsten blockerte sich ein wirres Team selbst. Flache Sololäufe, statt Janko einzusetzen. Ein Kulovits als Spielgestalter. Ein verschenkter Junuzovic. So reichte den nicht übertrieben starken, aber inhaltlich gut aufgestellten Slowaken eine absolute Durchschnittsleitung.

Österreich - Slowakei 1:2

Österreich ist rechts, Deutschland ist links – nein, das ist keine politische Zuschreibung (obwohl man auf die Idee kommen könnte), sondern die Aufteilung der Flanken beim ÖFB-Team. Auf der linken Außenbahn waren Klein und Junuzovic aufgeboten, auf der linken wie gehabt Fuchs und Alaba. Und auch, wenn keine der beiden wirklich funktionierte, so war doch – wenig überraschend – die „deutsche“ deutlich aktiver.

Seltsame Besetzung der Zentrale

Eine weitere Auffälligkeit in der österreichischen Aufstellung war die Tatsache, dass Spieleröffner Julian Baumgartlinger als tiefer Sechser aufgeboten war, Zerstörer Kulovits hingegen als Achter. Womöglich war die Absicht dahinter, dass Kulovits den Kettenhund für Marek Hamsik geben hätte sollen – der Napoli-Star spielte nur dummerweise auf der Flanke.

So tapste Kulovits eher verloren durch das Zentrum und war zu jenen Pässen in der Eröffnung gezwungen, die Baumgartlinger viel besser kann. Auch konnte er keinerlei Druck auf Jez und vor allem das Duo Guédé/Kucka ausüben. Im Gegenteil – der eingebürterte Guédé war der einzige Slowake, der einigermaßen konsequent auf den Gegner presste, in seinem Fall eben Kulovits.

Alleinunterhalter Martin Harnik

Hamsik auf der Flanke bedeutete, dass Christian Fuchs nicht annähernd so viel nach vorne machen konnte, wie das erhofft und geplant war; während Rechtsverteidiger Klein deutlich mehr mit sich selbst zu tun hatte. Er machte (einmal mehr) viel zu wenig nach vorne, er ging (einmal mehr) viel zu zögerlich in die Zweikämpfe. So musste Zlatko Junuzovic auf der für ihn ungewohnten rechten Seite viel mehr Defensivarbeit leisten, als ihm lieb war. Und so blieb auch viel zu viel Arbeit an Martin Harnik hängen.

Denn aus der Zentrale kam nichts (Baumgartlinger zu tief) und auf der linken Seite war Alaba ohne den gebundenen Fuchs ziemlich der Alleinunterhalter. Er machte dort aber viel mehr Wirbel als Junuzovic, an dem das Spiel komplett vorbei lief. Die Folge: Harnik orientierte sich viel mehr auf die linke Flanke, während Alaba oft sehr früh ins Zenturm zog und nicht selten alleine den Weg zum Tor suchte.

Das war sehr durchsichtig und die slowakische Zentrale mit Kucka und Guédé hatte in der Regel wenig Probleme, das zu verteidigen. Harnik tankte sich zwar immer wieder durch, allzu viele wirklich gefährliche Aktionen vor das Tor von Jan Mucha waren aber nicht dabei. Die ärmste Sau bei der ganzen Sache war indes Marc Janko: Weil hinter ihm oft Solos über die Halbpositionen kamen, aber nicht ein einziges Mal eine Flanke von der Grundlinie, KONNTE der Twente-Stürmer gar nichts ausrichten – völlig unmöglich.

Slowakei schaltet hoch

Weil Hamsik über die Fuchs-Seite wenig zur Geltung kam, ging er nach rund zwanzig Minuten für einmal ins Zentrum. Kulovits hatte diese Möglichkeit überhaupt nicht auf der Rechnung, und so war es Hamsik ein leichtes, sich im Rücken von Kulovits davon zu stehlen und einen Eckball heraus zu holen. Aus dem fiel dann das 1:0 für die Slowakei, weil Dragovic das Kopfballduell mit Juraj Kucka verlor.

Das war für die Slowaken der Startschuss. Während sich der WM-Achtelfinalist in der ersten Hälfte der ersten Hälfte vornehm zurückhielt, pressten sie nun deutlich aggressiver und auch deutlich höher, sodass den Österreichern kaum noch Zeit blieb, das Spiel auch nur zu eröffnen. Die Folge waren immer mehr lange Bälle, die kaum einen Abnehmer fanden. Andererseits ging es bei Ballgewinn der Slowaken nun aber sehr schnell und direkt nach vorne, und auch wenn es Abseits war, das 2:0 war nur folgerichtig.

Für die zweite Hälfte nahm Constantini den eher sinnlosen Kulovits heraus und brachte mit Daniel Royer einen neuen Mann für den linken Flügel, Alaba übernahm die Position als Achter. Das brachte allerdings wenig, weil bei den Slowaken gleichzeitig mit Erik Jendrisek ein neuer Gegenspieler statt Hamsik kam, der sich für den ausgewechselten Jez ins Zentrum orientierte. Die Folge: Royer war durch den aktiven Jendrisek viel hinten gebunden, Alaba durch Hamsik im Zentrum, und das Spiel stockte weiterhin.

Noch weniger Plan nach Systemumstellung

Letzte halbe Stunde

In der 55. Minute stellte das ÖFB-Team auf ein 4-4-2 um. Hoffer kam statt des unsichtbaren Junuzovic, Harnik besetzte die rechte Seite. Das ging zunächst gar nicht, weil es das ÖFB-Team im Mittelfeld und auf den Seiten falsch spielte: Wenn man aus einem 4-4-2 das Spiel gestalten will, müssen die Außen im Mittelfeld einrücken und die Außenverteidiger brutal nach vorne preschen – so wie etwa bei Villarreal.

Das passierte bei den Österreichern nicht: Baumgartlinger stand zentral tief, Alaba deckte vor ihm das Zentrum ab, aber Harnik und Royer wurden von ihren Gegenspielern auf die Flügel gezwungen, weil vor allem Klein überhaupt nicht mithalf. Es ist nur der fehlenden Konsequenz der Slowaken zu verdanken, dass sie das ziemlich aufgerissene österreichische Mittelfeld überhaupt nicht bestraften.

Komplette inhaltliche Leere

Wie zum Hohn für diese Umstellung Österreich nach der einzigen wirklich guten Flanke im ganzen Spiel (eine einzige, in 90 Minuten) den Anschlusstreffer erzielte, übertüncht nur die inhaltliche Leere. Dass ausgerechnet der kleine Hoffer dem eher bemitleidenswerten Janko den Ball vom Schädel nahm und ihm auch noch das Tor wegnahm, war für den Holland-Legionär sicher auch kein Boost für das Selbstvertrauen.

Zumal das Spiel der Österreicher in der letzten halben Stunde fast nur noch auf lanke Seitenwechsel „aufgebaut“ war, obwohl Alaba und Baumgartlinger durchaus aufrückten und auch die Abwehrreihe hoch stand. Aber die Slowaken spielten ihre Umstellungen deutlich klüger aus, weil sie innerhalb ihres Systems durchwechseln konnten, ohne dass sich an der klar erkennbaren Linie im Spiel auch nur das geringste änderte.

Sebo vorne, dafür Holosko auf der Seite? Kein Problem. Jendrisek ins Zentrum, dafür Guédé raus und Hamsik zurück auf die Acht? Nur für Alaba eine Umstellung, weil er defensiv mehr tun musste – ein weiterer Grund, warum Österreich nur noch durch langen Hafer nach vorne kam. So ist es am Ende zwar für das Resultat aus ÖFB-Sicht bitter, dass der vermeintliche Ausgleich von Hoffer wegen Abseits zurecht nicht zählte. Dem Spiel entspricht die österreichische Niederlage aber durchaus.

Fazit: Da passte sehr, sehr wenig. Eigentlich nichts.

Kulovits auf der Acht? Ein seltsames Manöver, das ein Schuss in den Ofen war. Junuzovic auf die rechte Seite stellen? Keine gute Idee, weil auch von Klein nichts kam. Nach innen ziehende Angriffe über Alaba und Harnik? Funktionierte nicht, zudem wurde so Janko aus dem Spiel genommen. Umstellung auf 4-4-2? Raubte dem Team den letzten Funken Kreativität.

Das slowakische Team ist von der Besetzung und dem Potenzial her weder wirklich etwas Besonderes noch wirklich über die Mannschaft aus Österreich zu stellen. Doch Teamchef Vladimir Weiss versteht es, seinem Team eine klare Linie zu verschaffen, innerhalb er ohne Reibungsverluste wechseln kann und das zwar recht bieder daherkommt (vor allem, wenn wie in diesem Spiel Marek Hamsik nicht so zur Geltung kommt), aber weil jeder genau weiß, wann er was zu tun hat, reichen letztlich gute 25 Minuten, um einen Gegner wie Österreich in der aktuellen Verfassung verdient zu besiegen.

(phe)

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AF 5 & 6 | Trockene Favoriten https://ballverliebt.eu/2010/06/28/af-5-6-trockene-favoriten/ https://ballverliebt.eu/2010/06/28/af-5-6-trockene-favoriten/#respond Mon, 28 Jun 2010 21:28:40 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2393 AF 5 & 6 | Trockene Favoriten weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Achtelfinals 5 und 6 | Die beiden Favoriten in der oberen Hälfte des WM-Brackets gaben sich keine Blöße: Holland kommt zu einem nie gefährdeten Sieg gegen biedere Slowaken, die Brasilianer zu einem klaren Erfolg gegen allerdings mutige Chilenen.

Holland – Slowakei 2:1 (1:0)

Holland - Slowakei 2:1

Arjen Robben von Beginn an – das war die große Änderung bei den Holländern. Der Bayern-Star ging auf die rechte Seite im 4-2-3-1, Kuyt rückte dafür auf links. Und die Tatsache, dass der taktisch undisziplinierte Van der Vaart nicht dabei war, tat dem Spiel der Holländer inhaltlich extrem gut: Ohne Van der Vaart, der ständig seine Flanke verließ, spielten die Holländer gleich wesentlich konsequenter über die Außen. Die Holländer wussten, dass sie gegen die Slowakei Favorit sind, und kontrollierten das Spiel von Beginn an. Eine Chance gab es für Van Persie, diese ging nicht hinein – setzte aber den Ton.

Oranje spielte es wie auch in der Vorrunde. Ohne den ganz großen Schwung, aber sehr kontrolliert; abwartend, aber die Slowaken mussten ständig auf der Hut vor dem entscheidenden Pass sein. Einmal war der WM-Debütant zu weit aufgerückt, der lange Ball auf Robben kam an, Van Persie kreuzte und verwirrte die Abwehr, und schon stand es 1:0 – der Schlüssel zum Spiel der Holländer. Denn nun konnten sie den Slowaken das Spiel aufdrängen, das diese partout nicht haben wollten, weil sie es auf diesem Niveau nicht können – nämlich selbst für die Akzente zu sorgen. Sneijder und Co. zogen sich zurück, machten das Mittelfeld dicht, und die Slowaken mussten nun kommen.

Und das taten sich nicht besonders gut. Sechser Kucka fand die Anspielstationen nicht, Hamšík tauchte einmal mehr völlig unter, Trainersohn Weiss konnte in der Zentrale gegen die sichere Defensive der Holländer nichts ausrichten, Jendrišek verließ zu oft seine linke Seite, Stoch brachte von rechts wenig in die Zentrale, und Vittek hing dort in der Luft. So plätscherte das Spiel vor sich hin, die Slowaken waren mit dem Gestalten überfordert, und die Holländer lauerten auf Löcher für den schnellen Gegenstoß.

Die Holländer langweilten sich wohl selbst ein wenig, denn zu Beginn der zweiten Hälfte wurde Oranje wieder aktiver und die Slowaken, bei denen Jendrišek nun in die Spitze ging, Vittek dafür zurück und Weiss nach rechts wurden um nichts besser – da konnten sie sogar bei ihrer Nicht-Leistung gegen Paraguay mehr zeigen. Und als sie nach 20 Minuten in der zweiten Hälfte erstmals wieder wirklich aufgerückt waren, hätten sie sich aus einem schnellen Konter beinahe das 0:2 eingefangen. So signalisierten die Holländer: „Wenn ihr selbst nix macht, trefft ihr nix. Und wenn ihr was macht, kontern wir euch aus. Wir haben euch, und ihr wisst das!“ Die erste wirklich gute Chance für die Slowaken durch Vittek kam nur zu Stande, weil hinten leichtfertig auf Abseits gespielt wurde.

Die Slowaken spürten nun, dass es nicht mehr reichen würden, es drängte nun alles in die Mitte und das zuvor recht disziplinierte Positionsspiel brach komplett in sich zusammen. Und zehn Minuten vor Schluss fingen sie sich das 0:2 dann doch noch ein – der sonst sichere Torhüter Mucha verschätzte sich bei einem 50m-Freistoß komplett, Kuyt schob den Ball unbedrängt in die Mitte und Sneijder verwertete das Zuspiel. Dass Vittek mit dem Schlusspfiff per Elfmeter das 1:2 markierte, war nur noch Kosmetik.

Fazit: Die Holländer zeigten, was sie schon in der Vorrunde zeigten: Das Spiel im Griff, und das unspektakulär und schnörkellos. Den Slowaken fehlten schlicht und einfach die Mittel, den souveränen Gegner ernsthaft in Gefahr zu bringen. Der Sieg ist natürlich hochverdient, aber es wurde nun auch im vierten Spiel nicht klar, zu was die Holländer wirklich in der Lage sind.

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Brasilien – Chile 3:0 (2:0)

Brasilien - Chile 3:0

„Diese kleinen, wuseligen Chilenen“, werden sich die Brasilianer vor dem Spiel gedacht haben, „die bekommen wir nicht auskombiniert.“ Darum hieß das unbrasilianische Konzept von Anfang an: Hohe Bälle, Freistöße, Ecken. So gesehen logisch, dass das 1:0 für die Brasilianer genau aus einem Eckball viel. Aber alles der Reihe nach.

Carlos Dunga spielte diesmal mit einer Raute im Mittelfeld: Dani Alves (statt dem angeschlagenen Elano) rechts, Ramires (statt dem angeschlagenen Felipe Melo) links, Gilberto Silva als klassischer Sechser, und Kaká als echter Zehner hinter den Spitzen Luís Fabiano und Robinho. Die Lücke, die zwischen den drei Offensiven und dem Rest aber immer wieder aufgerissen wurde, war recht groß und das brasilianische Mittelfeld fand gegen die flinken Chilenen zunächt kein echtes Mittel.

Beim Team von Marcelo Bielsa wurde schnell sichtbar, dass man mit Luís Fabiano als Solospitze gerechnet hatte, weil eine Viererkette spielte – und zwar eine völlig umgestellte. Für die gesperrten Medel und Ponce kamen Fuentes und Contreras in die Mannschaft, Isla war der geplante Rechts- und Vidal der geplante Linksverteidiger. Weil aber Robinho in der Tat einen zweiten echten Stürmer gab, musste schnell von Vierer- auf Dreierkette umgestellt werden. Arturo Vidal orientierte sich dafür mehr ins defensive halblinke Mittelfeld. Damit entstand ein Ungleichgewicht: Mit Vidal, González und Beausejour beackerten nun drei Mann die linke Seite, Alexis Sánchez war auf der rechten auf sich alleine gestellt und somit aus dem Spiel.

Die Brasilianer verteidigten das mit zunehmender Spieldauer immer besser, auch weil in der chilenischen Formation der normalerweise immer eingeplante Trequartista, der Spielmacher, im offensiven Zentrum fehlte. Dann kam das angesprochene 1:0, kurz darauf spielte Kaká, Robinho und Luís Fabiano die völlig umformierte Abwehr doch einmal aus und stellten auf 2:0. Damit war das Spiel im Grunde entschieden.

In der Pause stellte Bielsa wieder die gewohnte Grundordnung her: Mit Valdivia (für Contreras) kam nun ein Zehner für einen Verteidiger, Vidal ging dafür vom halblinken Mittelfeld in die Dreierkette und Tello ersetzte Mark González auf der linken Seite. Alleine, die Brasilianer spielten nun trocken ihr Spiel herunter und den Chilenen fehlte nach der engen Vorrunde und ihrem kräfteraubenden Spiel nun neben der individuellen Qualität auch die Luft, die Seleção wirklich noch einmal ins Wanken zu bringen. Die Brasilianer erlaubten mit konsequentem Doppeln und gutem Zustellen der Räume nur noch eine Schein-Druckphase, wie sie etwa die Engländer gegen Deutschland hatte. Torgefahr kam keine auf – und mit dem billigen Solo-Konter von Ramires, den Robinho zum 3:0 abschloss, waren die Chilenen endgültig erlegt.

Die Chilenen können nun mal nicht anders als nach vorne, und darum versuchten sie es gegen nun absolut souveräne Brasilianer weiterhin. Dennoch ist das Spiel mit einem Kampf eines kleinen Bruders gegen einen großen vergleichbar, der den tampferen, aber zu kleinen am ausgestrecken Arm sich austoben lässt. Dunga hatte sogar noch die Gelegenheit, ein paar Reservisten zu bringen. Und auch das Streben der Chilenen nach einem Ehrentor war letztlich nicht mehr von Erfolg gekrönt.

Fazit: Mit den Brasilianer setzte sich die reifere Mannschaft mit der höheren individuellen Qualität durch. Die Chilenen müssen sich aber nicht grämen: Sie haben ein wunderbares Turnier gezeigt und sich auch gegen die übermächtige Seleção nicht versteckt.

(phe)

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Ein Fleck für den Weltmeister https://ballverliebt.eu/2010/06/26/ein-fleck-fur-den-weltmeister/ https://ballverliebt.eu/2010/06/26/ein-fleck-fur-den-weltmeister/#comments Sat, 26 Jun 2010 10:27:10 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2376 Ein Fleck für den Weltmeister weiterlesen ]]> Die Vorrunde ist geschlagen! Keines der Teams, welches das Achtelfinale wirklich verdient gehabt hätte, hat es verpasst. ballverliebt verteilt den 32 Teilnehmern Noten – und wenig überraschend gibt es für die beiden Finalisten von 2006 einen glatten Fleck…

1

Argentinien – Drei sichere Siege verdienen sich natürlich einen Einser, aber wirklich getestet wurden die Gauchos noch nicht. Die dämliche Performance gegen Griechenland könnte heilsam sein, oder ein Vorzeichen.

Chile – Das wohl aufregendste Team der Vorrunde wäre beinahe an seiner mangelhaften Chancenverwertung gescheitert, zieht aber absolut verdient ins Achtelfinale ein. Und auch wenn dort Schluss sein dürfte, es ist ein erfreulicher Auftitt.

Japan – Viel erwartet haben die Japaner selbst nicht, umso mehr haben sie sich selbst und auch die Beobachter erstaunt. Mit klarer taktischer Ausrichtung und hoher Disziplin geht’s zu Recht ins Achtelfinale.

Neuseeland – Die wahre Sensation dieses Turniers! Die All Whites wären schon zufrieden gewesen, nicht allzu sehr verprügelt zu werden. Und am Ende blieben sie sogar ungeschlagen! Das verdient sich einen Einser mit Sternchen.

Niederlande – Die Holländer haben die besten Voraussetzungen für ein ganz großes Turnier: Drei leichte Siege, ohne annähernd an die Grenzen gehen zu müssen, und absolute Ruhe im und um das Team. Heißer Tipp!

Spanien – Es macht wahre Champions aus, im Krisenfall die absolute Ruhe zu bewahren und sich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Der Europameister erholte sich wunderbar vom Schweiz-Schock, kam durch und macht vor allem mental einen absolut stabilen Eindruck.

Uruguay – Zugegeben, das ist kein Party-Fußball. Aber die Urus machten in der Defensive staubtrocken ihren Job und vorne schlagen Forlán und Co. zu, wenn es nötig ist. Da ist noch einiges möglich.

2

Brasilien – Ohne Probleme die schwere Gruppe überstanden, aber noch nicht begeisternd: Die Seleção musste noch nicht ihre volles Potential ausschöpfen. Es sah bislang aber schon recht abgebrüht aus.

Deutschland – Die junge Truppe zeigte sich spielstark und behielt vor allem die Nerven, als es zum Alles-oder-Nichts-Spiel kam. Die Pleite gegen die Serben hat man sich selbst zuzuschreiben. Für den ganz großen Wurf wird es aber nicht reichen.

Mexiko – Den Franzosen haben sie eine Lehrstunde erteilt, die Mexikaner, die anderen beiden Spiele waren ebenfalls in Ordnung. Aber das letzte Stück zu einem Topteam fehlt dann doch noch.

Slowenien – Ohne Zweifel, die Ergebnisse waren besser als die Leistung tatsächlich war. Dennoch zeigten die Slowenen, dass ihre Qualifikation kein Zufall war, und fast hätte es ja sogar zum Achtelfinale gereicht.

USA – Für die Amerikaner scheint Südafrika ein guter Boden zu sein. Mit großem Kampfgeist retten sich die US-Boys ins Achtelfinale, und zwar völlig verdient. Und dort muss noch nicht Schluss sein.

3

Algerien – kaum eine Mannschaft zeigte sich in der Defensive derart sicher wie die Algerier, allerdings war auch kein eine andere vorne so derart harmlos. Für ihr Potential waren die Resultate aber in Ordnung.

Australien – Die Socceroos haben sich von Spiel zu Spiel gesteigert, und haben vom Auftaktspiel abgesehen nicht enttäuscht. Mehr war in dieser Mannschaft aber nicht mehr drin.

Ghana – Die Black Stars wurden ihrem Ruf als solidestes Team Afrikas gerecht und ziehen als einzige Mannschaft ihres Kontinents eine Runde weiter. Dennoch: Vorne war’s zu harmlos, der Aufstieg ist eher glücklich.

Honduras – Dass die Mittelamerikaner keine Chance haben würden, war klar. Dass sie sich eher unglücklich vor des Gegners Tor anstellen, war ersichtlich. Dass sie sich dennoch für ihr Potential ganz ordentlich dabei waren, kann aber auch nicht geleugnet werden.

Paraguay – Ja, am Ende steht der Gruppensieg. Aber war das bisher wirklich überzeugend? Vom starken Spiel gegen die Slowaken abgesehen, ist Paraguay bis hierhin fraglos noch unter den Möglichkeiten geblieben.

Portugal – Wirklich überzeugend waren Cristiano Ronaldo und Co. ja nur beim 7:0 gegen Nordkorea. Was das Team wirklich kann, wurde aber noch nicht klar. Das Achtelfinale gegen Spanien gibt darüber sicher Aufschluss.

Südafrika – Dem Gastgeber fehlte es schlicht an der Qualität, um die Vorrunde zu überstehen. Ich im Rahmen ihrer Möglichkeiten haben sie sich ordentlich präsentiert und müssen sich nicht schämen.

4

Côte d’Ivoire – Dass sie’s drauf haben, zeigten sie gegen Nordkorea. Aber das Spiel gegen Portugal gingen die Elefanten zu zaghaft an, jenes gegen Brasilien mit allzu viel Einsatz. Da wäre sicherlich mehr möglich gewesen.

Dänemark – Dem guten Spiel gegen Kamerun zum Trotz reicht es verdient nicht. Zu bieder das Auftreten der Mannschaft, zu harmlos nach vorne, und am Ende versagten dem eigentlich routinierten Team auch noch die Nerven.

England – Ein Glück, dass die Slowenen den Ausgleich nicht mehr geschafft haben, denn über ein Ausscheiden hätte sich in England keiner beschweren dürfen. Immerhin haben die Three Lions im entscheidenden Spiel das Resultat erbracht.

Nigeria – Es war schon wesentlich besser als beim haarsträubenden Afrikacup, aber die Super Eagles müssen sich das Aus mehr dummen Fehlern (die Rote gegen Griechenland, die verpassten Chancen gegen Südkorea) als fehlendem Potential zuschreiben.

Nordkorea – die Abwehrleistung gegen die Brasilianer war durchaus beeindruckend, aber danach trat die geheimnisvolle Mannschaft nur noch als Panikorchester auf. WM-Reife? Na, in vier Jahren vielleicht. Diesmal noch nicht.

Schweiz – Trotz des überraschenden (und glücklichen) Sieges gegen Spanien fahren die Eidgenossen zu Recht nach Hause. Ohne jede Kreativität und Esprit versprühten die Schweizer eher Langeweile und Biederkeit.

Serbien – Arbeitsverweigerung im ersten Spiel, schlechte Chancenverwertung im dritten. Das reicht richtigerweise nicht für ein Weiterkommen, dem Sieg gegen die Deutschen zum Trotz.

Slowakei – Der WM-Debütant war der großen Bühne in den ersten zwei Spielen deutlich nicht gewachsen und profitierte im Dritten von der unsagbaren Schwäche des Gegners. Das Achtelfinale ist wohl doch mehr, als diesem Team zusteht.

Südkorea – Dem überzeugenden Auftritt gegen Griechenland folgte nicht mehr viel, die Asiaten schlichen sich eher ins Achtelfinale. Ein schöner Erfolg, aber ob wirklich noch mehr möglich ist?

5

Frankreich – Schlimmer kann man sich nicht präsentieren. Kopflos auf dem Platz, chaotisch im Umfeld. Als ob sich der Finalist von vor vier Jahren selbst für die umstrittene Qualifikation bestrafen wollte.

Griechenland – Eigentlich ist die Schande noch größer als vor zwei Jahren. Denn die Griechen zeigten gegen Nigeria, dass sie eine starke Offensive hätten. Leider hatte Rehhagel wohl eine Allergie dagegen und Spaß daran, dass man sein Team hasst.

Italien – Es hat sich ja in den letzten Jahren schon abgezeichnet. Aber dass es so schlimm werden sollte? Dem Titelverteidiger fehlte es kurz gesagt an allem. Hinten löchrig, in der Mitte ideenlos, vorne ein Lüfterl. Mehr hat dieses Team nicht mehr drin.

Kamerun – Den Auftritt der Löwen kann man ohne Umschweife als genauso missraten bezeichnen wie den der Franzosen, denn die Ansammlung von Individuen hat sich zu hundert Prozent selbst aus dem Turnier genommen.

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Day 14 / F – Keine Bewegung! https://ballverliebt.eu/2010/06/24/day-14-f-keine-bewegung/ https://ballverliebt.eu/2010/06/24/day-14-f-keine-bewegung/#respond Thu, 24 Jun 2010 18:13:03 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2343 Day 14 / F – Keine Bewegung! weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 14 – Gruppe F | Mit möglichst wenig Aufwand versuchte Italien, den notwendigen Punkt gegen die Slowakei zu holen. Oder war es mangelnde Klasse? Nach dem 2:3 ist der Titelverteidiger jedenfalls raus. Ohne viel Aufwand kam Paraguay zu einem 0:0 gegen berhrzte Kiwis – und zum Gruppensieg.

Italien – Slowakei 2:3 (0:1)

Italien - Slowakei 2:3

Der Weltmeister bekommt’s einfach nicht gebacken: Falsche Aufstellung im ersten Spiel, keine Ideen im zweiten, und keine Bewegung und komplettes Ignorieren der rechten Seite im Dritten. Am Auffälligsten in der ersten Hälfte gegen die Slowaken war das 50-Meter-Loch, das im De-Facto-4-4-2 zwischen dem Mittelfeld und den beiden echten Angreifern Di Natale und Iaquinta aufgerissen wurde. Das ist bei Iaquinta nicht überraschend, aber das sich ein Außenstürmer wie Di Natale so überhaupt nicht anbietet, ist schon erstaunlich. Zudem hielt sich Simone Pepe statt auf der anderen Außenbahn wie Di Natale auf der linken Seite auf.

Dadurch war das Spiel der Italiener, wenn man es überhaupt als solches bezeichnen kann, extrem linkslastig – Zambrotta wurde auf der rechten Außenbahn nicht nur komplett allein gelassen, sondern auch noch völlig ignoriert. In der Mittelfeldzentrale spielte De Rossi eine schreckliche Partie und er verschuldete mit seinem schlimmem Fehlpass auch noch das 0:1. Montolovo neben ihm agierte etwa sicherer, aber mehr als Lothar-Matthäus-Gedächtnis-Pässe blieben auch ihm nicht übrig.

Die Slowaken, die ja in den ersten beiden Spielen ja wahrlich auch nicht überzeugen konnten, kontrollierten das Spiel mit Leichtigkeit, die sie selbst wohl nicht erwartet hatten. Weshalb sie schon vor dem Führungstor die drei offensiven Mittelfeldleute im 4-2-3-1 mehr oder weniger in die Spitze stellten: Hamšík zentral, Jendrišek über links und Stoch (der statt Weiss junior in die Mannschaft gerückt war) nominell über rechts, ihn zog es aber immer wieder ins Zentrum, um Criscito auszuweichen. So erhielten die Slowaken nicht nur eine Überzahl im offensiven Mittelfeld, sondern stellten auch die langsamen italienischen IV Chiellini und Cannavaro vor diverse Probleme – obwohl die Slowaken nun beileibe keine internationale Top-Leistung ablieferten.

In der Pause brachte Lippe dann mit Quagliarella (für den wirkungslosen Gattuso) einen echten Außenstürmer, zudem durfte Zambrotta auf seine linke Seite wechseln (weil RV Maggio für LV Criscito kam). Weil Pepe nun einen echten Rechtsaußen gab, spielten die Italiener nun mit einem 4-2-4 und hatten mehr vom Spiel, aber weil die ordnende Hand immer noch fehlte, kam nach einer Stunde auch endlich Andrea Pirlo für den blassen Montolivo ins Spiel. Ohne Wirkung: Der angeschlagene Pirlo zeigte, warum er in den ersten beiden Spielen nicht zum Einsatz kam. Viele Fehlpässe kamen von ihm, aber nicht die gewünschte Präsenz im Mittelfeld,

Die Slowaken verteidigten die kopflosen und recht harmlosen Angriffe der Italiener und konterten – das 2:0 sah schon wie die Entscheidung aus. Doch plötzlich erwachte im Weltmeister doch noch der Kampfgeist! Durch einen Abstauber gab’s den schnellen Anschlusstreffer, zehn Minuten vor Schluss. Dann aber auch noch Pech, als der vermeintliche Ausgleich wegen angeblichen Abseits nicht anerkannt wurde – und der Todesstoß durch das 1:3 in der 89. Minute. Das Ende? Immer noch nicht! Mit der ersten Aktion, die tatsächlich nach Fußball aussah, versenkte Quagliarella zum 2:3. Doch der Ausgleich, der zum Achtelfinale gereicht hätte, gelang nicht mehr.

Fazit: Die Italiener waren 80 Minuten lang nicht einmal mit viel Phantansie als amtierender Weltmeister zu erkennen: Uninspiriert, langsam, planlos. Dass das gegen jetzt beim besten Willen nicht überragenden Slowaken beinahe gereicht hätte, traurig genug. Die Slowaken haben aber das Spiel weniger gewonnen, als es die Italiener viel mehr verloren haben.

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Paraguay – Neuseeland 0:0

Paraguay - Neuseeland 0:0

Heute durfte Óscar Cardozo ran – wenn man schon ein Überangebot an Stürmer hat, so wie Paraguay, dann empfielt es sich auch, diese bei Laune zu halten. Alleine, dem Benfica-Torjäger, der für Lucas Barrios in die Mannschaft kam und in einem etwas schiefen 4-4-2 neben Santa Cruz stürmte (Valdéz war mehr linke Mittelfeldspieler), gelang kaum etwas. Er bewegte sich gegen die trockene neuseeländische Defensive ebenso schlecht wie sein Sturmpartner, weswegen die Spieler, die das Duo versorgen hätte sollen, wenig Bälle in die Spitze auch tatsächlich dorthin brachte. Zu gut waren die beiden in der neuseeländischen Dreierkette aufgehoben.

Auf der linken Seite rückte Valdéz, wie erwähnt praktisch ins Mittelfeld zurück und wurde dort vom fleißigen Morel unterstützt. Auf der anderen Seite war es vor allem der eher unterbeschäftigte RV Caniza, der nach vorne ziemlich Betrieb machte – im Verbund mit Riveros, der eher aus dem Halbfeld kam. Die Paraguayer konnte sich den Offensivdrang auf den Seiten leisten, denn auf der einen Seite war in Neuseelands gewohntem 3-4-3 ausschließlich Leo Bertos der Gegenspieler, der defensiv viel zu tun hatte und nach vorne genau gar nichts brachte. Die drei Stürmer verteilten sich mit Schlagseite: Killen und Fallon gaben klassische Center-Forwards, Shane Smeltz einen Linksaußen. Alle drei hingen aber ziemlich in der Luft, weil ihre Kollegen vornehmlich damit beschäftigt waren, Paraguay in Schach zu halten.

Was hervorragend gelang: Elliott und Vicelich machten die Mittelfeldzentrale zu, die Dreierkette hinten nahm die sonst so gefährlichen Paraguay-Stürmer aus dem Spiel. So plätscherte das Spiel ohne Highlights vor sich hin, weil Paraguay zu wenig Willen zur Bewegung an den Tag legte. Das wurde erst nach etwas über einer Stunde ein wenig besser, als Barrios und Benítez für Cardoso und Valdéz kamen und Paraguay in eieem 4-2-4 anzurennen versuchte – mit Barrios und Santa Cruz zentral, Benítez als klassischer Linksaußen und Vera, der nun einen Rechtsaußen gab. Die Neuseeländer wurden so recht gut hinten festgenagelt, und die Albiroja kam zu einigen guten Einschussmöglichkeiten.

Erst in der Schlussphase gingen die Neuseeländer dann auf alles, als der Sieg der Slowaken konkret wurde. Ein Tor hätte den All Whites nun nur noch gewehlt, um sogar Gruppensieger zur werden! Und natürlich musste die Brechstange herhalten gegen einen Gegner, der mit dem 0:0 ja zufrieden war. Die fußballerische Qualität und letztlich auch die Abgeklärtheit der Paraguayer verhinderten aber, dass die Kiwis sogar noch zu einem Sieg kamen.

Fazit: Lange hatte diese Partie den Charakter eines belanglosen Freundschaftsspiels: Paraguay war sich des Achtelfinals sicher, die Neuseeländer glaubten erst ganz zum Schluss wirklich an ihre Chance. Zu spät – so entspricht das 0:0 dem Charakter des Spiels am Besten.

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Das war die Gruppe F: Dass Paraguay das Achtelfinale erreicht, ist wahrlich keine Überraschung – im Gegenteil, es wäre unerwarteter gewesen, hätte die Albiroja das nicht geschafft. Aber dass es das Team von Gerardo Martino sogar als Gruppensieger macht, ist schon ein wenig erstaunlich. Das kommt aber nicht von Ungefähr: In der Defensive stand man sicher, das Mittelfeld zeigte durchaus Qualität, wenn das nötig war, und im Angriff gibt es ohnehin ein Überangebot. Angesichts dieser personellen Besetzung darf man sich schon wundern, dass es noch kein einziges Stürmertor gab.

Die Mannschaft, die Paraguay ins Achtelfinale begleitet, ist jene aus der Slowakei – ja, der WM-Debütant spielte gut organisiert wie man es von einem europäischen Mittelklasse-Team erwarten kann. Aber dass es trotz zweier schlechter Spiele und einem Sieg, der mindestens genauso viel mit der Schwäche des Gegners zu tun hatte, wie mit eigener Stärke, spricht nicht direkt für die Gruppe. So oder so, die Slowaken dürfen sich über den Aufstieg freuen, das Abschneiden von Neuseeland ist aber schlichtweg als Sensation zu bezeichnen. Dass sie All Whites, die letztes Jahr beim Confed Cup noch heillos überfordert waren, bei diesem Turnier ungeschlagen bleiben, ist beinahe sporthistorisch. Mit toller Ordnung hinten und großem Kampfgeist trotzden die Kiwis allen Gruppengegnern  Unentschieden ab. Bravo!

Gar nix mit „Bravo“ ist dafür mit Titelverteidiger Italien. Dass die Squadra Azzurra keine entscheidende Rolle in diesem Turnier spielen würden, deutete sich mit den matten Auftritten bei EM und Confed-Cup ja schon an. Aber sieglos als Gruppenletzter, noch hinter dem vermeintlichen Prügelknaben Neuseeland? Eine unglaubliche Blamage! Die Italiener zeigten Schwächen in der Abwehr, keine Kreativität im Mittelfeld und Harmlosigkeit im Angriff. Alles andere als ein kompletter Schnitt kann jetzt nicht in Frage kommen.

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Day 10 – Diese Franzosen… https://ballverliebt.eu/2010/06/20/day-10/ https://ballverliebt.eu/2010/06/20/day-10/#respond Sun, 20 Jun 2010 13:32:52 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2294 Day 10 – Diese Franzosen… weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 10 | Die französische Mannschaft zerfällt, ein französischer Schiri lässt beim 1:3 der Ivorer gegen Brasilien diverse Attentate durchgehen. Außerdem: Paraguay (2:0 gegen die Slowakei) hat gegenüber Italien (nur 1:1 gegen Neuseeland) schon eine Hand am Gruppensieg!

Einschub: Die französische Mannschaft hat Raymond Domenech das Training verweigert, aus Solidarität zu Nicolas Anelka. Der Stürmer war aus dem Kader geflogen, weil er den Teamchef in der Halbzeit des Spiels gegen Mexiko übel beschimpft haben soll. Außerdem gab es mächtig Krach zwischen Kapitän Patrice Evra und dem Konditionstrainer; der französische Delegationsleiter quittierte seinen Dienst. Das kann als der ultimative Beweis gelten, dass Domenech in der Mannschaft nicht den geringsten Rückhalt hat und sich nach seinem Ende als Teamchef fraglos schwer tun wird, noch irgendwo einen Job zu bekommen.

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Slowakei – Paraguay 0:2 (0:1)

Slowakei - Paraguay 0:2

Die Vorsicht vom 1:1 gegen Italien hat Paraguay-Teamchef Gerardo Martino abgelegt: Er stellte auf ein 4-3-3 um; mit Valdez, Barrios und Santa Cruz als Dreier-Angriff. Das Trio agierte da vorne äußerst variabel, rochierte viel und stellte so die slowakische Defensive vor einige Probleme. Škrtel hatte alle Mühe, seine Abwehr zumindest halbwegs zu dirigieren, was allerdings kaum gelang, weil er mich sich selbst genug zu tun hatte.

Die Slowaken spielten mit einem nominellen 4-1-4-1, sie kamen aber nie auch nur annähernd dazu, das auszuspielen. Innenverteidiger Ďurica wurde auf die linke Seite gestellt. Das hatte den Effekt, dass die Paraguayer über diese Seite nicht ganz so gefährlich wurden, nach vorne brachte Ďurica aber exakt Null. Zudem hat er beim Gegentor fürchterlich gepennt und es so nicht mehr verhindern können. Vor ihm war in der offensiveren Viererkette mit Robert Vittek ein nomineller Stürmer aufgestellt, der gegen Bonet allerdings keinen Stich machte. Šesták hing in der Spitze völlig in der Luft, der gegen die Neuseeländer noch so starke Weiss junior fand überhaupt nicht statt und an Hamšík, der das Spiel aus dem zentralen Mittelfeld lenken sollte, lief die Partie komplett vorbei. Zudem zeigte Jan Kozák, der Hamšík zur Seite gestellt wurde, eine erschreckende Leistung.

Ganz anders die Paraguayer: Morel auf der linken Seite hatte alle Freiheiten, weil Weiss ihn defensiv nicht aufhalten konnte oder gleich ganz auf die andere Flanke auswich (und der dann auf der Position spielente Vittek erst recht nichts ausrichten konnte), Riveros im linken und Vera im rechten Halbfeld zeigten sich sehr aktiv. Vor allem aber störten die Paraguayer die gegnerischen Versuche, das eigene Spiel zu etablieren, konsequent extrem früh und zogen so den Slowaken, die zu Beginn mit Härte dagegen zu halten versuchten, dies aber nach etwa einer Viertelstunde mangels Wirkung eingestellt haben, den Zahn.

Nach der Pause verlegte sich das Team aus Paraguay darauf, die Slowaken in Schach zu halten, wenn möglich etwas herauszulocken und dann (vor allem über den bärenstarken Vera) den schnellen Gegenstoß zu suchen. Die Slowaken steigerten sich aber nicht grundsätzlich; kamen zwar zu etwas mehr Ballbesitz, konnten aber nichts wirklich Nennenswerten dabei herausschlagen. Zudem wartete Weiss senior an der Seitenlinie ab, und wartete und wartete, obwohl er sah, dass seiner Mannschaft kreativ nichts gelang. Dafür kam bei Paraguay Mittelfeldspieler Aureliano Torres für den fleißigen Stürmer Valdez, um im Mittelfeld das Spiel besser zu kontrollieren.

Bei den Slowaken kam indes Hološko für Šesták und gesellte sich zu Vittek in die Spitze, was aber nichts brachte, weil das slowakische Mittelfeld überhaupt nichts zu Stande brachte. Erst in der 83. Minute brachte Weiss senior Flügelmann Stoch für den (oft überforderten) Innenverteidiger Saláta, da aber unmittelbar darauf das 0:2 fiel (bei dem die slowakische Abwehr wieder in Ehrfurcht erstarrt war), blieb auch diese Maßnahme wirklungslos.

Fazit: Paraguay agierte absolut souverän und war zu jedem Zeitpunkt Herr der Lage, daher geht der Sieg absolut in Ordnung. Den Slowaken fehlte es schlicht und einfach an der Klasse und der internationalen Erfahrung, die Südamerikaner ernsthaft zu gefährden.

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Italien – Neuseeland 1:1 (1:1)

Italien - Neuseeland 1:1

Die Neuseeländer veränderten gegenüber ihrem Punktgewinn im Slowakei-Spiel nichts – warum auch. Marcello Lippi hingegen stellte auf ein 4-4-2 um, wie es in der zweiten Hälfte gegen Paraguay recht ordentlich funktioniert hatte. Allerdings nicht mit Camoranesi auf der linken Seite (mehr Luft als für eine Halbzeit har er nicht), sondern mit Marchisio. Der sich dort draußen allerdings sichtlich nicht wohl fühlte und wirkungslos blieb.

Auch nach dem frühen Führungstor für Neuseeland (auch wenn’s wohl Abseits war, schaut der stolpernde Cannavaro da nicht gut aus) änderte sich daran nichts – die Italiener waren es, die das Spiel gestalten mussten. Und das klappte überhaupt nicht, weil keiner da war, der es an sich reißen hätte können. De Rossi und Montolivo, die beiden Sechser, hatten zwar viel Ballbesitz, Zielstrebiges nach vorne fiel ihnen aber absolut nicht ein – auch natürlich, weil Gilardino und Iaquinta sich in der Mitte auf den Füßen standen, aber keiner den freien Weg über die Flanken suchte. Criscito war der Alleinunterhalter auf der linken Seite, weil Marchisio eben komplett blass blieb. Alleine die rechte Seite mit dem äußerst fleißigen Zambrotta zeigte so ein wenig, wie es gehen könnte.

Was beim Titelverteidiger aber komplett fehlte, waren echte Vorstöße bis zur Grundlinie, um dann auf die kopfballstarken Gilardino und Iaquinta zu flanken. So etwas kam gar nicht – und mit den langen Bällen aus der Tiefe hatte die neuseeländische Defensive keine Probleme. So war es schon ein wenig ein Geschenk von Tommy Smith, dass er mit seinem Trikotziehen den Elfmeter zum Ausgleich ermöglichte. Der war natürlich nicht unverdient, schließlich taten die Neuseeländer nach vorne nichts mehr, aber wirklich zwingend war er nicht.

In der Halbzeit stellte Lippi dann auch ein 4-2-3-1 um, indem er Di Natale (für Gilardino) brachte und auf die linke Seite stellte; dazu ersetzte Camoranesi (nun im Zentrum) den wirkungslosen Pepe. Die Formation war nun anders, das Spiel war gleich: Wenig Ideen von De Rossi und Montolivo, viel durch die Mitte, selbst die Außen zog es immer wieder ohne Not in die Zentrale – obwohl die Neuseeländer die Flanken nicht gerade konsequent zustellten.

Nach einer Stunde reagierte Lippi erneut auf das sich nicht bessernde Spiel und brachte mit Pazzini wieder eine zweite Spitze für den komplett überforderten Marchisio ging wieder auf ein 4-4-2 zurück. Pazzini und Iaquinta ließen sich nun aber beide vermhert zurückfallen und warteten auf steile Anspiele in die Spitze. Einige wenige kamen auch, die Neuseeländer hatten aber wenig Mühe, diese zu verteidigen. Und als die Kiwis merkten, dass den Italienern so überhaupt nichts einfällt – die beiden besten Chancen waren 25m-Schüsse von Montolivo – wurden sie gegen Ende sogar noch frech und drückten mit Jungspund Wood sogar noch in einigen Situationen auf das Siegtor.

Fazit: Die Italiener schicken sich an, den Engländern ernsthafte Konkurrenz zu machen. Kein Tempo, keine Ideen, keine Kreativität, überschaubare Torgefahr. Mehr als der eine Punkt wäre absolut nicht zu rechtfertigen gewesen. Die All Whites dafür setzen ihre Party fort und werden mit einem verdienten 1:1 für eine engagierte Leistung belohnt.

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Brasilien – Côte d’Ivoire 3:1 (1:0)

Brasilien - Côte d'Ivoire 3:1

Ein bissi unterkühlt war’s schon, was die beiden Mannschaften da zeigten. Beide darauf bedacht, keinen Fehler zu machen, beide darauf bedacht, nur dann den Weg nach vorne zu suchen, wenn’s auch ohne Gefahr möglich ist. Weil die Ivorer (mit Drogba als Solo-Stürmer, die Außen Dinane und Kalou rückten zurück in ein 4-1-4-1) aber wesentlich höher verteidigten und auch selbst den Ballbesitz suchten, war es bei den Brasilianern nicht mit dem Gegner zurechtlegen und schauen, wo denn die Schwächen sind, wie das im Spiel gegen Nordkorea noch der Fall war.

Im Gegenteil sahen sie sich einer wie schon gegen Portugal defensiv extrem diszipliniert agierenden Mittelfeldreihe gegenüber, die das Spiel durch die Mitte von Kaká sehr gut unterbinden konnte, Luís Fabiano vorne gut abschirmte und die Brasilianer nicht zur Entfatung kommen ließ. Andererseits war der sichtlich nicht fitte Drogba gegen Lúcio UND Juan natürlich völlig aus dem Spiel (sky-Kommentator Reif nannte es durchaus treffend „Geiselhaft“). Somit fehlten Demel und Dindane (rechts), sowie Tiené und Kalou (links) vorne die Anspielstadion, die ein wesentlich aktiverer und vor allem fitten Gervinho zweifellos eher gewesen wäre. Das Resultat: Rasenschach. Die erste Hälfte plätscherte ereignisarm vor sich hin.

Die Brasilianer werden aber sicher gewusst haben, dass sich das Spiel so darstellen wird. Darum wurde eben nicht der Schwachpunkt mit Geduld gesucht, sondern gleich beim ersten Mal beinhart ausgenützt. Dann gab’s bei Kolo Touré und Zokora doch mal eine Unzulänglichkeit gegen Kaká, Luís Fabinao stand plötzlich frei und mit seinem gefühlt ersten Ballkontakt nach fast anderthalb Spielen hämmerte er den Ball sofort zum 1:0 ins Netz. Ein Rückstand, der den Ivorern sichtlich einiges von ihrer anfänglichen Sicherheit nahm, aber weil Kaká weiterhin steraunlich schlechte Pässe schlug und die Flanken weiterhin gut zugemacht wurden, passierte auch bis zur Pause nichts mehr.

Auch die zweite Hälfte schickte sich an, ähnlich zu beginnen, eher Luís Fabiano zu seiner bemerktenswerten Solo-Aktion anlegte, drei Ivorer (Kolo Touré, Zokora und Tiené) versetzte und zum 2:0 abdrückte. Ja, der Oberarm/Schulter war dabei, aber wenn’s der Referee nicht pfeift, dann zählt’s halt. Die Brasilianer wurde darauf etwas sorglos, Bastos ließ für einmal seine Flanke offen, woraufhin Dindane zum ersten Mal im ganzen Spiel Drogba per Flanke einsetzen konnte. Gegen eine dermaßen sichere und effiziente brasilianische Mannschaft müsste so eine Chance aber auch verwertet werden.

So hatte das 0:2 aber nicht den Effekt, dass die Ivorer nun erst recht versuchten, aufzuholen, war ihr Spiel gebrochen. Das 3:0 (nach dem erst zweiten wirklich guten Pass von Kaká) durch Elano, unter gütiger Mithilfe des halb entschlummerten Tiené, war die Folge. Die Einwechslung von Gervinho für Dindane verpuffte angesichte der zerfallenden Mannschaft komplett. Denn leider kämpften die Ivorer nun nicht mehr um Bälle und Tore, sondern nur noch gegen die Beine der Gegenspieler. Leider war der französische Schiedsrichter mit der Leitung der nun extrem rabiaten Partie heillos überfordert. Tioté und der (für Kalou gekommene)  Keita hätten zwigend für ihre Attentate vom Platz gemusst, außerdem hätte Kaká, wenn es als Tätlichkeit bewertet wird, glatt mit Rot fliegen, und nicht mit Gelb-Rot. Wer mich kennt weiß, dass ich Kritik am Schiedsrichter im Normalfall grundsätzlich so weit wie möglich ablehne, aber Lannoy wusste ganz deutlich nicht, was er da tat.

Es brauchte einen 80m-Solosprint von Gervinho, um die Ivorer zumindest kurz wieder aus ihrem Sittenverfall zu reißen, aus dieser Aktion fiel auch das Anschlusstor, weil Juan das Abseits aufhob und Drogba alleine vor dem Tor keine Mühe hatte. Viele Sympathien hat sich das Team mit diesem Auftritt leider nicht gemacht.

Fazit: Die Brasilianer nützten die wenigen Fehler der Ivorer in der ersten Stunde eiskalt und gewinnen als effizientere Mannschaft verdient. Nach der Art und Weise, wie sie von den entnervten Ivorern behandelt wurde, steht nun zu vermuten, dass sie gegen Portugal nicht mit allerletztem Ernst zu Sache gehen – um die Ivorer für ihre Schweinereien im Nachhinein noch zu strafen. Und Lannoy? Der wird wohl im selben Flieger gen Heimat sitzen wie die Mannschaft aus seinem Land…

(phe)

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