Rapid – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sat, 18 Apr 2020 09:30:50 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Ballverliebt Classics: Als Rapid das große Real verängstigte https://ballverliebt.eu/2020/03/23/ballverliebt-classics-rapid-real-madrid-europacup/ https://ballverliebt.eu/2020/03/23/ballverliebt-classics-rapid-real-madrid-europacup/#comments Mon, 23 Mar 2020 09:01:47 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=16654 Ballverliebt Classics: Als Rapid das große Real verängstigte weiterlesen ]]> 20 Duelle, 20 Siege: Die ersten fünf Ausgaben des Europacups gewann Real Madrid. Nur zwei Teams zwangen vor Einfühung der Auswärtstorregel das Starensemble von Di Stéfano und Co. in diesen fünf Jahren in ein Entscheidungsspiel: Einmal Atlético Madrid – und einmal Rapid.

Dies ist die Geschichte von Österreichs erstem echten Ausrufezeichen im Europacup. Damals, als Ernst Happel den Königlichen beim ersten Flutlicht-Spiel überhaupt im Wiener Stadion das Fürchten lehrte.

Glücklicher Meistertitel

Giulio Campanati, knapp 34 Jahre alt und aus Mailand stammend, verweigerte den Pfiff und das Zeichen in Richtung Elfmeterpunkt. Der 10. Juni 1956 war ein relativ windiger Tag und im Wiener Prater war es relativ kühl. Aber hätte der Referee nach der Attacke an Wacker-Linksverbinder Paul Kozlicek auf Elfmeter entschieden, hätte Wacker wohl mit einer heißen Party den zweiten Meistertitel der Klubgeschichte gefeiert.

So blieb es beim Zwischenstand von 1:0 gegen die Austria, Wacker bracht mental zusammen und verlor noch 1:3. Rapid – tags zuvor mit einem lockeren 7:0 gegen Nachzügler Austria Graz – sprang am letzten Spieltag erstmals auf Tabellenplatz eins und war zum vierten Mal in den letzten sechs Jahren österreichischer Champion.

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1955/56 war eine turbulente Saison bei den Hütteldorfern, mit zwei Trainerwechseln (im Jänner Alois Beranek für Franz Wagner, im März umgekehrt) und drei verschiedenen Sektionsleitern. Das Team war in Grüppchen zerfallen, es gab die Fraktion der Älteren (wie die Körner-Brüder, Mittelstürmer Dienst, der notorisch undisziplinierte Probst und Defensiv-Routinier Golobic) und die Jungen: Bertalan, Mehsarosch, Höltl und der vom GAK verpflichtete Halla.

Rapids Meister-Team 1955/56

Rapid wurde 1956 eher deswegen Meister, weil die anderen noch blinder waren. Wacker, zwischendurch deutlich voran, hat es nervlich nicht zusammen bekommen. Die knallharte Vienna-Abwehr mit Nickerl, Röckl und Umgeher, die ihrem Team ein Jahr zuvor den Titel gesichert hatte, war nur noch gut, nicht mehr außergewöhnlich. Die Austria war mitten im Umbau, nachdem das halbe Team in die lukrative französische Liga abgewandert war.

In der Staatsliga bekam Rapid im Herbst die Rechnung präsentiert, man dümpelte zumeist zwischen Rang vier und fünf herum. International aber sorgte man 1956 für die ersten echten Höhepunkte eines österreichischen Teams im ein Jahr zuvor eingeführten Europacup – im Duell mit Titelverteidiger Real Madrid.

Volles Sommerprogramm

Die alte Saison endete am 10. Juni, die neue begann am 26. August. Dazwischen durfte Rapid aber nicht etwa Sommerpause machen, sondern musste im „Mitropa-Cup“ antreten. Der ÖFB versuchte Mitte der Fünfziger mit aller Macht, den in der Zwischenkriegszeit extrem populären Klub-Bewerb wiederzubeleben und vergatterte Meister Rapid und Vizemeister Wacker zur Teilnahme.

Zunächst eliminierte Rapid über den vom späteren ÖFB-Teamchef Leopold Stastny betreuten tschechoslowakischen Meister Slovan Bratislava (3:0 und 1:3 am 23. und 30. Juni), im Halbfinale rangen die Grün-Weißen völlig überraschend das ungarische Spitzenteam Vörös Lobogò (das vormalige und spätere MTK Budapest) um WM-Star Nándor Hidegkuti nach einem 3:3 daheim auswärts 4:3 nieder (7. und 14. Juli).

Nach zwei schwachen Jahren des Nationalteams mit drei Teamchef-Wechseln zündete Rapid in diesem Sommer wieder den Funken zu den Fans, das 3:3 im Finalhinspiel (21. Juli) gegen Vasas Budapest sahen 52.000 Menschen im randvollen Praterstadion. Eine Woche später waren sogar rund 100.000 Zuseher im neuen Budapester Népstadion dabei und sahen ein 1:1. Ein alles entscheidendes drittes Spiel musste her.

Entscheidungsspiel im Mitropacup-Finale 1956

Vor diesem Entscheidungsspiel am 4. August in Budapest war Rapid körperlich völlig am Ende, zudem fehlte der erkrankte Alfred Körner. Bis kurz vor dem Halbzeitpfiff hielt Rapid mit 1:2 das Ergebnis knapp, danach brachen aber alle Dämme und Vasas gewann 9:2.

Rapid war in diesem Sommer Meister geworden, hatte zweieinhalb Mal ein volles Praterstation und kassierte ein Drittel der Einnahmen des vor wiederum 104.000 Menschen ausgetragenen Entscheidungsspiels. Regeneration und Aufbautraining waren aber nicht möglich. Vier Tage nach dem Match in Budapest musste man noch nach Wuppertal, um dort das vertraglich vereinbarte Ablösespiel für Erich Probst durchzuführen.

Man war zwar froh, Troublemaker Probst los zu sein, aber die sinnlose Reise zum Ruhrgebiet hätte man sich wohl dennoch gerne erspart. Nach dem 3:3 am 8. August gab es zwei Wochen Urlaub, dann drei Tage Training unter dem neuen Coach Max Merkel – und dann gleich das erste Saisonspiel.

Kein Wunder, dass man gegen Simmering nur zu einem müden 1:1 kam.

Durchwachsener Saisonstart

Peinliche Darbietungen wie bei der Niederlage in Kapfenberg und dem 1:4-Debakel bei Tabellenführer Vienna auf der Hohen Warte wechselten sich mit hohen Erfolgen gegen unterlegene Kontrahenten und einem 4:1 gegen eine schwache Austria ab. Zudem gab es in Folge des vollen Kalenders im Sommer zahlreiche Verletzungen – die Körner-Brüder fehlten beide längere Zeit, auch Dienst stand nicht immer zur Verfügung.

Dafür konnte man im Oktober einen Coup landen, indem man Ernst Happel nach anderthalb Jahren bei Racing Paris wieder zurück holte. Der 30-jährige Routinier debütierte beim 2:0 in Krems, der vorletzten Partie vorm Hinspiel bei Real Madrid am Allerheiligen-Tag 1956.

Hinspiel: Real hoch überlegen, aber schleißig

Das mit Stars gespickte Team von Klub-Boss Santiago Bernabeu hatte ein halbes Jahr zuvor die Premiere im Europacup gewonnen und sich noch dazu Stürmer Raymond Kopa von Finalgegner Stade Reims geschnappt. Die Königlichen galten ohne Diskussion als das beste Vereinsteam des Kontinents.

Rapid hatte 1955/56 – als man als Liga-Dritter teilnehmen durfte, weil die Veranstalter eher auf große Namen setzten, um den Bewerb besser vermarkten zu können – im Achtelfinale Eindhoven besiegt und war dann im Viertelfinale an Milan gescheitert. Das war, was realistisch zu erwarten war und angesichts der internen Turbulenzen in Ordnung.

Nach dem 1:1 daheim gegen den GAK auf Liga-Platz vier rangierend, stellte die Wiener AZ seine Leser bereits im Vorbericht zum Match in Madrid auf eine zünftige Pleite ein: „Eine Niederlage von zwei oder drei Toren wäre für die Wiener kein Misserfolg!“ Die Erwartungen waren sehr gering.

Hinspiel: Real gewinnt 4:2

Wie die ungarischen Teams MTK und Vasas im Sommer spielte auch Real mit einem zurückgezogenen Mittelstürmer: Alfredo di Stéfano war es aus Argentinien gewohnt, dass die Außenstürmer sehr hoch stehen, die Verbinder halbhoch und er selbst als nomineller Mittelstürmer direkt vor den Läufern agierte, um das Spiel zu orchestrieren. Eine ähnliche Rolle rang er nach seinem Wechsel zu Real Madrid 1953 auch Erfolgscoach Pepe Villalonga ab.

Real legte gleich offensiv los. Nach einem Freistoß von Atienza in der 9. Minute kam Di Stéfano zum Kopfball und stellte auf 1:0, in der 22. Minute versenket der 30-jährige Argentinier eine Flanke von Kopa ebenso per Kopf zum 2:0. Dazu klatschte ein Schuss der Madrilenen an die Latte und einmal rettete Rapid-Goalie Gartner in höchster Not.

Als die Spanier nach eine halben Stunde etwas den Fuß vom Gas nahmen, hätte es schon 4:0 stehen können. „Rapid kommt nun sogar auf und trägt einige Angriffe vor“, berichtete die AZ, „aber man hat stets das Gefühl, dass die Spanier, erforderte es die Situation, mühelos zuschlagen könnten.“ In der 50. Minute wäre es wieder so weit gewesen, aber das Tor von Gento wurde vom Schweizer Referee Gottfried Dienst (der zehn Jahre später das Wembley-Tor geben sollte) wegen Abseits nicht anerkannt.

Vorne gingen die Madrilenen eher schleißig mit ihrer Dominanz um, hinten passten sie nach einer Stunde einmal nicht auf – und schon verkürzte Robert Dienst nach Hanappi-Assist zum 2:1. Tatsächlich machte Real nun wieder Ernst, innerhalb von fünf Minuten hatte Gento zweimal getroffen. Mit dem 4:1 war der Favorit zufrieden, man ließ das Spiel in der Schlussphase ein wenig austrudeln.

Dass Karl Gießer mit einem Weitschuss kurz vor Abpfiff auf 2:4 verkürzte, lässt das Ergebnis  knapper aussehen, als das Spiel tatsächlich war. Mit einem Blick auf das vorjährige Viertelfinale, als Real nach einem 4:0-Heimsieg gegen Partizan Belgrad auswärts 0:3 verlor, warnte Trainer Villalonga aber: „Wenn ich an Partizan denke, muss ich mir vor dem Spiel in Wien Sorgen machen!“

Wirklich ernst nahm Villalonga niemand. Er sollte aber Recht behalten.

Rückspiel: Verschüchterte Königliche im Flutlicht

Rapid kam zwischen den beiden Partien gegen Real zu einem mühsamen Sieg beim Vorletzten Stadlau und kassierte peinliche Niederlage beim Drittletzten Sturm Graz. Real verlor den Clasico gegen den FC Barcelona. Für die Königlichen war das Rückspiel eine Pflichtaufgabe, für Rapid der Höhepunkt eines Halbjahres zum Vergessen.

Und: Es war das erste Flutlichtspiel im Praterstadion. Solche Bedingungen kannte weder Real noch Rapid. Aber: Es war Mitte November, es war kalt, es war windig, ein grausliches Mistwetter. Das kannten die Wiener wesentlich besser als die Madrilenen. Zumal diese praktisch das ganze Spiel zu zehnt absolvierten mussten.

Der längjährige AS-Chefredakteur Alfredo Relaño schreibt in seinem Buch „Memorias en blanco y negro“: „Das Spiel beginnt mit einem schnellen und aggressiven Rapid-Team. In der vierten Minute gibt es eine schreckliche Szene: Ein Tritt von Mittelstürmer Dienst ans Knie von Innenverteidiger Oliva reißt eine gewaltige Wunde. Er blutet enorm, man kann bis zum Knochen sehen. Für ihn ist das Spiel beendet, Real muss zu zehnt spielen.“

In der Wiener AZ klingt das Ganze deutlich nüchterner, obwohl der sonst ungemein verschwurbelte Martin Maier an der Schreibmaschine sitzt. „Ein harmlos aussehender Zusammenstoß des spanischen Stoppers Oliva mit Dienst entscheidet das Spiel in der 5. Minute. Oliva wird verletzt, scheidet aus und muss ins Krankenhaus.“ Spielerwechsel sind damals noch nicht erlaubt.

Rückspiel: Rapid gewinnt 3:1

Real-Trainer Villalonga, dem zu Stürmer Héctor Rial (verletzt) und Verteidiger Marquitos (suspendiert, weil er eine zu feiste Gehaltserhöhung wollte) zwischenzeitlich auch Santisteban ausgefallen war, musste auf eine weitere Stütze verzichten und obendrein umbauen. Lesmes ging hinten ins Zentrum, Zárraga aus der Läuferreihe nach links hinten, dafür rückte Di Stefano zurück und Joseito, der links gestartet war, auf die Di-Stefano-Position. Aus Kopa wurde wieder ein Rechts-Außen.

Rapid nahm das Spiel in die Hand. Ein Kopfball von Riegler ging in der 12. Minute die Latte, zwei Minuten später traf Riegler – aber das Tor zählte wegen Abseits nicht. „Ein einwandfreies Tor“, ärgerte sich Alfred Körner: „Ich habe knapp vor der Torlinie geflankt und Riegler stand hinter mir. Es konnte gar kein Abseits sein!“ In der 18. Minute aber schlug ein Freistoß von Happel aus 30 Metern ein – das 1:0. Auch in der Folge musste Real-Keeper Juan Alonso diverse Male retten, einmal tritt ihm dabei Dienst auf die Hand. Mittelhandknochenbruch, Alonso musste quasi mit einer Hand weiterspielen.

„Madrid schwimmt im eigenen Strafraum“, schreibt Relaño: „Ein weiterer Schuss an die Latte [Alfred Körner, 31. Minute]. Ein Ball, den Lesmes per Kopf von der Linie klärt. Einmal rettet Joseíto, dann wieder Alonso mit einer Hand. Es ist ein Wunder, dass bis zur 35. Minute keine Tore mehr gefallen sind.“ Doch dann bekam Zárraga einen Ball an die Hand, der französische Referee Maurice Guigue zeigte auf den Punkt, Happel drosch den Ball zentral zum 2:0 ins Tor.

Kurze Zeit später: Freistoß für Rapid aus 25 Metern. Nachdem vorm 0:1 auf eine Mauer verzichtet worden war, besteht Alonso nun darauf. Schiedrichter Guigue misst nach, stellt die Mauer noch ein, zwei Meter weiter nach hinten. Happel läuft an, prügelt den Ball wieder in Richtung Alonso – und weil Muñoz in der Mauer den Ball abfälscht, steht es 3:0 für Rapid.

„Zwei Freistoßbomben und eine Elfmeterkanone“ beschrieb es Walter Schwarz im „Kurier“, drei Tore von Innenverteidiger Happel in jenem Stadion, das 37 Jahre später seinen Namen bekommen wird. Zur Halbzeit des Rückspiels wäre Rapid im Viertelfinale.

Bernabéu in der Kabine

Schwarz war im Kurier trotz des frühen Ausscheidens von Oliva sehr kritisch mit Real: „Dennoch hätte das Spiel dieser Millionen-Elf auch in einem solchen Fall mehr Konzept verraten müssen!“ Im Lager der Spanier sah man es ähnlich. Relaño schreibt: „Real zieht sich in die Kabine zurück, eingeschüchtert und [bei diesem Spielstand] ausgeschieden. Sie sind zehn Mann, eigentlich neuneinhalb, es ist kalt, sie sind vor Schreck gelähmt, verzagt, wie weggefegt.“

Obwohl der AS-Redakteur seine Helden sicherlich hier etwas geschlagener darstellt, als sie tatsächlich waren, um das folgende Comeback umso heroischer erscheinen zu lassen: Dass die Stimmung in der Real-Kabine nicht die beste war, kann man annehmen. Und dann erschien Santiago Bernabéu. Der Klub-Boss persönlich hatte die Tür aufgeschlagen, um seinen Spielern eine Standpauke zu halten, die sich gewaschen hat.

AZ-Redakteur Maier macht sich derweil Gedanken: „Happel ist dreifacher Torschütze, aber kein einziger Treffer fiel aus dem Feldspiel. Das gibt zu denken. Elf Mann gegen zehn Mann, da müssten doch auch Tore aus zwingenden Kombinationen fallen, nicht nur aus Elfmetern und Freistößen.“ Ob der langwierigen Arbeit des Übermittelns und Setzens in der Druckerei, die damals ohne den heutigen Luxus von Computern, Internet und automatisiertem Druck nötig war, hat Maier diese Zeilen – Anstoß war 19.30 Uhr – definitiv in der Halbzeit verfasst.

Real stellt um und bekommt Kontrolle

Die Real-Spieler zeigen sich von Bernabéus derber Rede unbeeindruckt und reagieren cool und mit einem Plan. „Dem Sturm fehlt Di Stefano, der in die Deckung zurückgezogen wurde“, konstatierte Maier schon währen der ersten Halbzeit. Nun rückte Joseíto, als Rechtsaußen gestartet, auf die Linksverteidiger-Position – so konnten Zárraga und Muñoz wieder die Läuferreihe bilden und Di Stefano kehrte zurück auf seine Position hinter den Spitzen.

2. Hälfte: Etablierte Läuferreihe und Di Stefano vorne

Mit der etablierten Läuferreihe wurde der Rapid-Innensturm mit Riegler und Alfred Körner besser neutralisiert, sodass der mittlerweile 32-jährige Robert Körner auf der Außenbahn kaum die Gelegenheit bekam, den auf ungewohnter Position eingesetzten Joseíto zu testen. Dienst hing in der Luft, während Di Stefano nun aus seiner optimalen Position heraus das Spiel lenkte und das wichtige Tor zum 1:3 erzielte. Auch Kopa – der vor der Pause völlig unsichtbar war – war wieder mehr ins Spiel eingebunden.

Im Stile einer Klassemannschaft hat sich Real Madrid vor dem Aus gerettet. Mit einem Gesamt-Score von 5:5 nach zwei Spielen muss ein drittes Match ausgetragen werden. Die Auswärtstorregel wird im Europacup erst neun Jahre später eingeführt.

Der Poker: Wo ist das 3. Spiel?

Innenverteidiger Oliva wurde mit 12 Stichen über dem rechten Knie genäht, Torhüter Alonso würde monatelang ausfallen; dazu die Verletzungen von Rial und Santisteban. „Das Team war in einem 80 Meter tiefen Loch“, sollte Bernabéu – der nach der soliden zweiten Halbzeit wieder der beste Freund der Spieler war – einige Zeit später zu Protokoll geben. Real musste sichergehen, das Entscheidungsspiel zu gewinnen.

Das Datum dafür stand schon am Tag nach dem Wiener Spiel fest – der 13. Dezember – nur der Austragungsort nicht. Anders als im Sommer gegen Vasas Budapest gab es im Europacup keine klaren Bestimmungen darüber. Ein neutraler Ort war möglich, aber nicht zwingend. Welche Stadt den Zuschlag bekommen würde? „Wer am meisten zahlt“, sagt Rapid-Vizepräsident Carl Sorg schon direkt nach dem Rückspiel ganz offen.

Bernabéu schlug in den Verhandlungen Genf und Paris vor, Sarg Brüssel und Amsterdam. Eine Einigung auf einen neutralen Ort war nicht zu machen. Also wedelte Real mit den Geldscheinen: Wenn man sich aber auf Madrid einigen würde, bekäme Rapid 60 Prozent der Ticket-Einnahmen, dazu würde Real den Großteil der Reise- und Unterkunftskosten für die Wiener übernehmen.

Der Prater fasste damals rund 50.000 Menschen, das Nuevo Chamartín (welches schon damals offiziell „Bernabéu“ hieß) in Madrid über 100.000. Sarg ging den für Rapid ungemein lukrativen Deal am 21. November, dem Tag vor der Eröffnung der olympischen Sommerspiele in Melbourne, ein. Für Bernabéu mochte das Entscheidungsspiel zu einem finanziellen Verlustgeschäft werden, aber immerhin war der Heimvorteil gesichert.

Der ÖFB versuchte der Entscheidung für Madrid zwar einen Riegel vorzuschieben, aber die UEFA entschied zu Gusten der Vereine. Rapid konnte also mit Fix-Einnahmen von 700.000 Schilling rechnen. Ein Vergleich mit heutigem Wert ist schwierig, aber es dürfte für 2020 wohl rund vier oder fünf Millionen Euro darstellen.

Rückschläge nach dem Rückspiel

Zwischen Rückspiel und Entscheidungsmatch gab es für Rapid einige weitere Tiefschläge zu verdauen. Robert Dienst fing sich eine Leistenzerrung ein, Karl Gießer zog sich im Match gegen den Sportclub einen Schienbeinbruch zu, Gerhard Hanappi kam verletzt vom Länderspiel in Italien (1:2) nach Hause. So bekam in der Läuferreihe Lothar Bilek den Zuschlag, der in der Meistersaison nur dreimal zum Einsatz gekommen war.

Eine Niederlage gegen Wacker ließ Rapid in der Staatsliga zwischenzeitlich sogar auf den fünften Platz abrutschen. Eine Titelverteidigung war schon zu Saisonhalbzeit nur noch eine mathematische Möglichkeit, aber kaum noch realistisch.

Tabelle der Staatsliga im Dezember 1956 am Ende der Herbstsaison

Real Madrid hingegen ging mit einer Serie aus sieben Liga-Siegen in Folge im Rücken als spanischer Tabellenführer ins Rückspiel und übernahm in diesem auch gleich die Kontrolle. Schon in der 2. Spielminute gingen die Königlichen in Führung. Linksaußen Gento passierte Halla mühelos und flankte vor das Tor, Marsal säbelte noch etwas unbeholfen über den Ball drüber, aber der dahinter stehende Joseito schoss unbedrängt zum 1:0 für Real ein.

Damit war das Ton für das Spiel gesetzt. Der pardonierte Marquitos ersetzte Oliva, im Tor durfte Backup-Goalie Javier Berasaluce ran; Santisteban war wieder fit und kehrte in die Läuferreihe zurück. Und so wischte Real mit dem personell signifikant geschwächten und ohnehin nicht in Top-Form angereisten Rapid-Team sprichwörtlich den Boden auf.

Entscheidungsspiel: Real gewinnt problemlos 2:0

Real um eine Klasse besser

Torhüter Zeman bekam gerade noch die Fingerspitzen an einen Schuss von Kopa, ein Freistoß von Di Stéfano klatschte an die Latte. „Rapid versucht zu reagieren, aber Real ist einfach zu weit entfernt von der Verängstigung des Spiels in Wien“, schreibt Santiago Sigueiro in seiner Real-Biographie „Reyes de Europa“. Vor einem Publikum und bei für Mitte Dezember recht angenehmen Temperaturen zeigte Real das aggressive und offensive Gesicht. „Die Spanier berennen, von den 100.000 [Zusehern] stürmisch angefeuert, fast ununterbrochen das Rapid-Tor“, berichtet die Wiener AZ, „Happel und Zeman haben alle Hände voll zu tun, die ständigen Fehler von Halla und Golobic auszubessern.“

Nach 24 Minuten kam Halla beim Versuch, den bereits in den Strafraum eingedrungenen Gento im Laufduell vom Ball zu trennen, zu Fall. Der englische Referee Alf Bond enschied richtigerweise auf Weiterspielen, Gento hob den Ball praktisch von der Torauslinie vors Tor. Golobic „klärte“ den Ball per Kopf zentral vor das Tor, wo Kopa nur noch abziehen musste.

„Rapid, noch dazu ohne Hanappi, findet keinen Weg, den galligen Auftritt des Spiels in Wien zu wiederholen. Happel ist aus der Distanz keine Gefahr. Real kontrolliert das Spiel und lässt die Minuten herunterlaufen – bis zum Ende“, schreibt Siguero. „Einen raffiniert getretenen Freistoß von Di Stéfano lenkt Zeman über die Latte“, beschreibt die AZ: „Joseito schießt scharf gegen die linke obere Torecke. Di Stéfano köpft aus fünf Metern auf das Tor, Zeman reagiert blitzschnell und hält auch diesen Ball.“

Das Duell war entschieden. Ohne Stützen wie Hanappi und Gießer konnte Rapid die Leistung des Matches in Wien nicht reproduzieren. Happel war hinten beschäftigt, zu offensiven Standards kam Rapid kaum. Real ließ die Uhr arbeiten und die Wiener ließen ihrem Frust in der Schlussphase zunehmend freien Lauf – zusätzlich angestachelt von Lesmes, der nach einem Tritt gegen Alfred Körner in der 79. Minute ausgeschlossen wird.

Rudelbildung und dritte Halbzeit

Wenige Sekunden vor Ablauf der Spielzeit stieg Happel gegen Kopa sehr hart ein, eine Rudelbildung war die Folge. Die AZ beschreibt: „Einige Spieler werden untereinander handgreiflich. Aus dem Zuschauerraum fliegen Flaschen auf das Spielfeld, ein Dutzend Pressephotographen stürmt auf das Feld und hält den Zwischenfall fest.“ Bond schmiss auch Happel raus und beendete das Spiel kurz danach.

Die Animositäten nahmen mit dem Schlusspfiff aber kein Ende. Im Kabinengang kam es zu Schreiduellen zwischen den Teams, die Spieler beschuldigten sich gegenseitig, die Eskalation herbeigeführt zu haben. Lesmes humpelte durch die Katakomben, er hatte auch noch irgendwo einen Tritt abbekommen. Di Stéfano, der von einem grippalen Infekt gestreift worden war, war völlig am Ende.

„Wir hatten einfach zu viele Ausfälle“, konstatierte Happel in der Folge. „Wir haben uns besser als erwartet geschlagen“, gab Trainer Merkel zu, „angesichts der Umstände bin ich mit dem Ergebnis nicht unzufrieden.“

Amerika-Tournee und Siegesserie

Eine wirkliche Winterpause genehmigte sich Rapid auch nicht, aber nicht alle Spieler mussten die Amerika-Tournee mitmachen. Hanappi und Gießer durften sich auskurieren, Halla blieb auch daheim – dafür wurde Franz Häusler, der seit anderthalb Jahren nicht mehr in der Kampfmannschaft zum Zug gekommen war, ebenso in den 16-Mann-Kader aufgenommen wie Güssing-Gastspieler Kovacs.

Rapids Winter-Tour 1956/57: USA (7:1 gegen die All-Stars New York), Costa Rica (1:4 gg Racing Buenos Aires, 1:1 gg Saprissa, 2:7 gg Herediano), Guatemala (4:1 gg Universidad und 3:2 gg Comunicaciones), Kolumbien (3:2 gg Libertad Barranquilla), Curacao (0:2 und 2:0 gegen das dortige Nationalteam), Guadeloupe (2:1 gegen das dortige Nationalteam), Martinique (2:2 gegen das A-Nationalteam, 4:4 gegen das B-Team) und Surinam (3:3 gegen das dortige Nationalteam und 1:3 gegen Paramaibo).

Die Reise war touristisch sicher attraktiv, das Wetter überwiegend tropisch-heiß, der sportliche Wert überschaubar und die Leistungen nicht gerade glorreich. Hans Riegler kam mit einem gebrochenen Arm nach Hause, Alfred Körner mit einer Seitenbanddehnung, Robert Dienst mit Fieber. Am 13. Februar kehrte Rapid zurück und Trainer Max Merkel kündigte an: „Jetzt machen wir erstmal Pause, in den nächsten vierzehn Tagen wird kein Ball angerührt!“

Nach der schwachen Herbstsaison und der strapaziösen Amerika-Reise sprach nichts für ein glorreiches Comeback von Rapid. Als die Rückrunde am 16. März startete, klang die Zielsetzung eher nach Schadensbegrenzung. „Wir hoffen, uns um einen oder zwei Plätze nach vorne zu schieben“, gab Robert Körner zu Protokoll.

Tatsächlich gab es elf Siege in Serie – darunter ein 6:2 gegen die Admira, ein 8:1 gegen Kapfenberg, gar ein 12:1 gegen Krems und ein 9:1 gegen Stadlau, dazu knappe 3:2-Erfolge gegen die Vienna und die Austria. Herbstmeister Vienna ließ dafür immer wieder Punkte, wie mit einer Niederlage bei Sturm, einem durch ein tölpelhaftes Eigentor kassierte 1:1 gegen Wacker und einem 1:2 gegen die Admira, die am vorletzten Spieltag die Entscheidung zu Gusten Rapids bedeutete.

Und Real Madrid? Holte 1957 locker den spanischen Meistertitel und nach Erfolgen über Nizza, Manchester United und die Fiorentina auch den Europacup – ebenso wie 1958, 1959 und auch 1960.

Epilog

Genau 12 Jahre später sollte Rapid die Revanche glücken: Wieder war es das Achtelfinale im Meistercup, wieder hatten beide Teams nach Hin- und Rückspiel gleich viele Tore auf dem Konto. 1968 war die Auswärtstorregel aber schon eingeführt. So reichte nach dem 1:0-Heimsieg im Hinspiel eine 1:2-Niederlage in Madrid zum Viertelfinal-Einzug.

Dort war dann gegen Manchester United Entstadion – dank eines Doppelpacks von George Best.

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Liverpool gewinnt die CL, Österreich spielt in der EM-Quali https://ballverliebt.eu/2019/06/02/liverpool-gewinnt-in-der-cl-oesterreich-spielt-in-der-em-quali/ https://ballverliebt.eu/2019/06/02/liverpool-gewinnt-in-der-cl-oesterreich-spielt-in-der-em-quali/#respond Sun, 02 Jun 2019 17:00:52 +0000 Die Saison ist zu Ende, es lebe die Saison! Mit dem Finale der Champions League und Europa League, dem Finalturnier der Nations League, der Weltmeisterschaft der Frauen und dem großen Playoff um die Europa League in der österreichischen Bundesliga haben wir auch in dieser Podcast-Folge genug zu besprechen. Wir wünschen viel Spaß!

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Rapid und Austria: So steht es um die Wiener Großklubs https://ballverliebt.eu/2018/08/20/rapid-und-austria-so-steht-es-um-die-wiener-grossklubs/ https://ballverliebt.eu/2018/08/20/rapid-und-austria-so-steht-es-um-die-wiener-grossklubs/#respond Mon, 20 Aug 2018 12:30:34 +0000 Sowohl Rapid als auch die Austria sind etwas stotternd in die neue Saison gestartet. Deshalb haben sich Tom und Philipp eine kompetente Stimme des österreichischen Fußballs in den Ballverliebt.eu Fußball Podcast geladen, um darüber zu reden, wie es um die beiden Wiener Großklubs bestellt ist: Momo Akhondi. Ist die Aufregung bei den Grün-Weißen so früh in der Saison schon gerechtfertigt?  Haben die Veilchen neben ihrem neuen Stadion auch schon den richtigen Kader für ihren neuen Trainer? Hat einer der beiden Klubs Chancen auf den Vizemeistertitel? Oder hapert es bei Rapid und Austria an der Mentalität der Mannschaften? Ihr erfahrt es im ausführlichen Gespräch.

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21 Cupfinals – kein Rapid-Sieg. Ein Rückblick. https://ballverliebt.eu/2017/05/29/cupfinals-seit-rapid/ https://ballverliebt.eu/2017/05/29/cupfinals-seit-rapid/#respond Mon, 29 May 2017 20:04:22 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13504 21 Cupfinals – kein Rapid-Sieg. Ein Rückblick. weiterlesen ]]> Es ist ziemlich genau 22 Jahre her, dass der große und stolze SK Rapid zum letzten Mal den ÖFB-Cup gewonnen hat. Nun ergibt sich wieder einmal die Chance, diese unglaubliche Unserie zu beenden. Wir blicken kurz auf die Zwischenzeit: Alle Cup-Finals seit dem letzten Rapid-Triumph

Finale 1995: Rapid-Leoben 1:0

Ein Weitschuss-Tor von Peter Guggi war eines der wenigen Highlights in einer sehr zähen und zerfahrenen Partie, als Rapid 1995 im Finale im Happel-Stadion auf den Zweitligisten DSV Leoben traf. Die Steirer neutralisierten die Hütteldorfer, die in der Meisterschaft in einem extrem knappen Finish nur einen Punkt hinter Meister Salzburg auf Platz drei gelandet waren, so gut es eben ging.

Rapid hatte nicht viele Chancen und Walter Schachner – der bei Leoben seine Karriere ausklingen ließ – prüfte in der zweiten Hälfte einmal Michael Konsel, der aber parierte. Rapid brachte das 1:0 über die Zeit, war Cup-Sieger und spielte sich in der Saison darauf im Europacup der Cupsieger nach Erfolgen u.a. gegen Sporting Lissabon, Feyenoord Rotterdam und Dinamo Moskau bis ins Finale durch. Dort verlor das Team von Trainer Ernst Dokupil dann mit 0:1 gegen Paris St. Germain, einem abgefälschten Schuss von Bruno N’Gotty sei Dank.

Nach Rapid: Dauergast Sturm

Finale 1996: Sturm-Admira 3:1

Die einen hatten gerade das entscheidende Spiel um den Titel gegen Rapid verloren, die anderen hatten die Abstiegsrelegation noch vor sich: So richtig mit vollem Enthusiasmus gingen 1996 weder Sturm Graz noch Admira Wacker in das Finale, und auch die Zuseher nahmen das Spiel nicht an: Kaum 8.000 Leute verirrten sich ins Happel-Stadion.

Dann ließ es auch noch der Favorit aus Graz eher defensiv angehen. Nach einer halben Stunde brachte Manndecker Milanic Sturm in Führung, nach einer Stunde legte Arnold Wetl das 2:0 nach und wenige Minuten später machte wiederum Wetl mit dem 3:0 den Deckel drauf. Das Tor von Joker Igor Ogris zum 3:1-Endstand war nur noch Kosmetik.

Die Admira hielt ein paar Tage danach gegen Gerasdorf die Klasse, Sturm scheiterte im Cupsieger-Bewerb schon in der ersten Runde an Sparta Prag – mit einem 1:1 und einem 2:2.

Finale 1997: Sturm-Vienna 2:1

Im Jahr danach war Sturm wieder im Finale. Diesmal nicht mit dem Frust einer verlorenen Meisterschaft (man wurde hinter Salzburg und Rapid Dritter), dafür mit dem guten Gefühl, selbst bei einer Niederlage im UEFA-Cup zu spielen. Gegner war die Vienna, die in der Zweiten Division unter dem Ex-Teamchef Helmut Senekowitsch (Cordoba!) ebenso Dritter geworden war.

Vienna-Libero Blizenec verursachte schon einen Elfmeter, da hatte das Spiel kaum begonnen; Ivica Vastic verwertete zum 1:0 – auf dem ruhte sich Sturm danach ein wenig aus. Die Vienna agierte brav, aber harmlos und nach einem Kopfballtreffer von Jens Dowe (der später auch bei Rapid spielen sollte) war nach 75 Minuten alles klar – daran änderte auch das Eigentor von Mario Posch kurz vor Schluss nichts mehr. In der kommenden Saison sollte Sturm im Cupsieger-Europacup die erste Runde gegen Apoel Nicosia (mit Trainer Kurt Jara) überstehen und dann im Achtelfinale gegen AEK Athen ausscheiden.

Finale 1998: Ried-Sturm 3:1

1998 war Sturm rund um das „Magische Dreieck“ mit Reinmayr, Vastic und Haas überlegen mit 19 Punkten Vorsprung Meister geworden. Bei der Meisterfeier ist Markus Schopp von einem Auto gefallen und zog sich dabei eine Beckenprellung zu – er war beim Cupfinale im Hanappi-Stadion gegen Ried nicht dabei. Die Innviertler hatten gerade zum dritten Mal den Klassenerhalt geschafft und hatten nichts zu verlieren.

Sturm ging etwas überheblich und halbherzig ins Spiel, Ried voller Feuer. Schon nach zehn Minuten flog Markus Schupp nach einem Foul im Strafraum vom Platz, Goran Stanisavljevic verwertete zum 1:0; Herwig Drechsel besorgte nach einer halben Stunde das verdiente 2:0. Nachdem auch Ried-Verteidiger Steininger vom Platz flog, kam Sturm auf, aber Ronnie Unger hielt bis zur 88. Minute stand. Reinmayrs Anschluss-Tor wurde aber unmittelbar von Markus Scharrers Treffer zum 3:1-Endstand gekontert. Im letzten Cupsieger-Europacup eliminierte Ried MTK Budapest und lieferte im Achtelfinale Maccabi Haifa einen großen Kampf.

Finale 1999: Sturm-LASK 1:1 nV, 4:2 iE

Sturm schaffte es dann auch zum vierten Mal in Folge in ein Finale, auch 1999 war man Meister geworden (knapp vor Rapid); der LASK war im Endspiel im Happel-Stadion der Gegner. Bei den Linzern war der Angriff auf den Titel in Folge des Rieger-Bank-Crashs abgesagt, statt Otto Baric war Marinko Koljanin Trainer geworden, Markus Weissenberger war auf dem Sprung in die deutsche Bundesliga.

Sturm dominierte das Match fast nach Belieben, geriet nach einem LASK-Freistoß nach einer halben Stunde aber 0:1 in Rückstand – Vastic hatte im Kopfball-Duell mit Zeljko Miliovic ein Eigentor erzielt. Nach der Pause aber musste Haas-Bewacher Cheikh Sidy-Ba verletzt vom Platz, und prompt markierte Mario Haas den 1:1-Ausgleich. Die Linzer hielten tapfer das Unentschieden über 90 und dann auch über 120 Minuten, ehe im Elfmeterschießen die ersten zwei LASK-Schützen (Kauz und Rohseano) vergaben. Sturm blieb makellos und eroberte den dritten Cup-Titel in vier Jahren. Weil die Grazer Meister wurden, durfte der LASK dennoch in den UEFA-Cup. In der ersten Runde war gegen Steaua Bukarest Endstation.

Die GAK-Jahre

GAK-Salzburg 2:2 nV, 4:3 iE

Der bei Gladbach ausgebootete Toni Polster ließ im Frühjahr 2000 seine Karriere bei Salzburg ausklingen, er erreichte mit den Mozartstädtern auch das Cup-Finale. Dort aber ging alles recht schnell in die falsche Richtung aus Sicht von Polster: Schon nach drei Minuten brachte der kroatische Glatzkopf Igor Pamic den GAK per Elfmeter in Führung, nach einer halben Stunde markierte der bullige Stürmer das 2:0.

Salzburg-Libero Szewczyk brachte sein Team mit einem Gewaltschuss zum 1:2 kurz vor der Pause zurück ins Spiel; danach verlegte sich der GAK auf das Verwalten des Spiels. Polster schlich mit einer Zerrung nach einer Stunde vom Platz (es kam Herfried Sabitzer, Marcels Vater), die Grazer hätten die knappe Führung fast über die Zeit gebracht – aber René Aufhausers Kopfballtor tief in der Nachspielzeit rettete Salzburg in die Verlängerung. Dort fiel keine Entscheidung, so ging es ins Elferschießen. Der Salzburger Lipcsei vergab den entscheidenden Schuss, der GAK holte die Trophäe. Im UEFA-Cup kamen die Grazer im Herbst über Kosice drüber und schied dann gegen Espanyol Barcelona aus.

FInale 2001: FC Kärnten-Tirol 2:1 nV

Der überlegene Meister 2001 war der FC Tirol und im Cupfinale trafen die Innsbrucker auf den Zweitliga-Champion FC Kärnten. Walter Schachner führte die Klagenfurter in seiner ersten Profi-Trainerstation zum Aufstieg – mit Routiniers wie dem 40-jährigen Zeljko Vukovic und Talenten wie dem 19-jährigen Emanuel Pogatetz.

Wenige Tage nach einer großen Meisterparty agierte der FC Tirol, nun ja, nicht so richtig fokussiert, die beiden Schachner’schen Viererketten standen gut und noch in der ersten Hälfte nützte Roland Kollmann einen fürchterlichen Tiroler Fehlpass zum unbedrängten 1:0. Halb durch die zweite Hälfte glich Edi Glieder für den Meister aus, es ging in die Verlängerung. Dort war ein ein Weitschuss-Traumtor des eingewechselten Mario Steiner, das die Entscheidung zugunsten des Noch-Zweitligisten gab. In der kommenden Saison schnupperte der FC Kärnten lange um die Europacup-Plätze mit (und rückte nach der Tirol-Pleite sogar auf einen nach), im UEFA-Cup war davor im Herbst 2001 aber PAOK Saloniki eine Nummer zu groß.

Finale 2002: GAK-Sturm 3:2

Weil 2002 Sturm und der GAK ins Endspiel kamen, wurde das Finale kurzfristig vom Happel-Stadion ins Grazer Schwarzenegger-Stadion verlegt. Sturm war zwar hinter den finanziell zerfallenden Tirolern Vizemeister geworden, das einstmals große Champions-League-Team war aber am Zerfallen. Schopp, Kocijan, Fleurquin, Schupp, Juran und Foda waren schon weg; Vastic hatte gerade seinen Vertrag in Japan unterschrieben. Der GAK war indes erst auf dem Weg zum Spitzenteam.

Dieses Derby-Finale jedenfalls schien schon nach einer halben Stunde entschieden: Ein Doppelpack von Ronnie Brunmayr und ein Tore des Schweden Jones Kusi-Asare sorgten für eine komfortable 3:0-Führung des GAK. Nach dem Anschlusstreffer von Vastic nach einer Stunde drückte Sturm dann doch noch, mehr als ein 2:3 (Elfer von Vastic in der Nachspielzeit) schaute aber nicht mehr heraus. Dank des Tirol-Konkurses durften beide danach CL-Quali spielen, der Vierte und der Fünfte aus der Liga (Austria und Kärnten) rückten in den UEFA-Cup nach.

Finale 2003: Austria-FC Kärnten 3:0

Genau die Wiener Austria und der FC Kärnten standen sich ein Jahr später im Finale gegenüber, wiederum in Graz. Das war jene Saison, bei der in der Austria Trainer Christoph Daum kam (für den trotz überlegener Tabellenführung von Stronach entlassenen Schachner), sah (und dabei den Spruch vom Plattensee-Kellner tätigte), siegte (Double) und wieder ging.

Der FC Kärnten hatte mit viel Schwitzen den Klassenerhalt geschafft und Hannes Haubitz war schon der dritte Trainer in jener Saison (nach Hochhauser und Abramczik). Im Cup-Finale war früh klar, in welche Richtung es geht; Vladimir Janocko brachte die Austria per Freistoß in Führung, Sigurd Rushfeldt legte einen Doppelpack zum völlig ungefährdeten 3:0-Sieg der Austria nach. Da die Austria eben auch Meister wurde, durfte Kärnten dennoch (zum letzten Mal) im Europacup antreten, man zitterte sich über Grindavik drüber, ehe man gegen Feyenoord Rotterdam chancenlos war. Ein Jahr nach diesem Finale stieg der FC Kärnten (für immer) ab.

Finale 2004: GAK-Austria 3:3 nV, 5:4 iE

2004 war das große Jahr des GAK und von Trainer Walter Schachner. Die Grazer düpierten die Austria (unter dem im März entlassenen Jogi Löw) in der Meisterschaft, ehe es auch im Cup-Finale zum Duell der zwei Top-Teams des Jahres kam.

Das Endspiel in Salzburg wogte hin und her und die Austria ließ sich auch von den frühen Ausfällen von Blanchard und Rushfeldt nicht irritieren. In der ersten Hälfte ging die Austria in Führung (Gilewicz), der GAK glich auch (Bazina). In der zweiten Hälfte ging die Austria erneut in Führung (der eingewechselde Sean Dundee), wieder glich der GAK spät aus (Kollmann). Und in der Verlängerung ging die Austria zum dritten mal in Führung (Gilewicz), und zum dritten Mal glich der GAK aus (Aufhauser). Nach dem 3:3 ging es ins Elferschießen, wo nur Dundee verschoss – und der GAK hatte das Double sowie den dritten Cup-Triumph in fünf Jahren.

Die Austria kämpfte sich via Legia Warschau in die neue UEFA-Cup-Gruppenphase, wo man gegen Saragossa, Dnipropetrovsk, Brügge und Utrecht in die K.o-Runde aufstieg, dort Athletic Bilbao und wieder Real Saragossa besiegte und erst im Viertelfinale mit 1:1 und 0:0 an Parma scheiterte.

Die Austria-Jahre

Finale 2005: Austria-Rapid 3:1

Wie überhaupt die Austria unter Stronach in den folgenden Jahren zum Cup-Spezialisten wurde – obwohl es trotz horrender Ausgaben nur zu zwei Meisterschaften reichte (2003 und 2006). Im Jahr 2005 war es der SK Rapid, welcher der Austria den Titel wegschnappte, während die Violetten im Europacup Kräfte ließen und sich mit Kurzzeit-General-Manager Toni Polster sowie der etwas würdelosen Entlassung von Kronsteiner und Söndergaard nur einen Monat nach dem Europacup-Aus selbst zerfleischte.

Ins Finale – erstmals seit vier Jahren wieder im Happel-Stadion – kam Meister Rapid aber nicht mehr frisch. Nach dem Titelgewinn wurden die letzten drei Liga-Spiele verloren, dazu fielen Valachovic, Hlinka und Katzer verletzt aus. Thomas Burgstaller brachte Rapid zwar früh in Führung, in der Folge aber hatten die Hütteldorfer den Favoritenern nur noch wenig entgegen zu setzen. Treffer von Mila, Vastic und Sionko sorgten für einen am Ende ungefährdeten 3:1-Sieg der Austria. Der erste Rapid-Cup-Sieg seit 1995 musste weiter warten.

FInale 2006: Austria-Mattersburg 3:0

In der Saison 2005/06 schied die Austria international früh gegen Viking Stavanger aus, national aber wehrte man den Angriff von Salzburg im ersten Jahr der Red-Bull-Ära ab. Im Cup musste die Austria dank etwas Losglück nur einen einzigen Bundesligisten eliminieren (den Liga-Neunten Tirol) und traf dort auf den Liga-Siebenten Mattersburg.

Der erste burgenländische Klub in einem Klub-Endspiel (der im Viertelfinale Rapid eliminiert hatte) kämpfte brav an, aber nach einer halben Stunde unterlief Mattersburg-Libero Adnan Mravac ein heftiges Black-Out, Filip Sebo staubte zum 1:0 ab. Noch vor der Halbzeit erhöhte Sigurd Rushfeldt für den Meister zum 2:0, womit das Spiel im Grunde gelaufen war. Fernando Ariel Troyansky, argentinischer Wadlbeißer und langmähniger Lieblingsspieler von Frank Stronach, besorgte kurz vor Schluss den 3:0-Endstand. Für Mattersburg war bei der UEFA-Cup-Premiere schon in der ersten Qualifikations-Runde gegen Wisla Krakau Endstation.

Finale 2007: Austria-Mattersburg 2:1

Ein Jahr später holte Salzburg überlegen den ersten Red-Bull-Titel, erster Verfolger waren lange Mattersburg und Pasching, ehe Ried Zweiter wurde – und die Austria nur Sechster, nachdem Violett sogar als Tabellen-Letzter (!!!) überwintert hatte. Mit Elferschießen-Siegen gegen Pasching und die Red Bull Juniors sowie einem Erfolg in Ried rettete sich die Austria aber ins Cupfinale, wo wie im Vorjahr Mattersburg der Gegner war – diesmal aber im Hanappi-Stadion.

Die Vorzeichen waren diesmal völlig anders als im Vorjahr, Mattersburg war kein Außenseiter, und ging nach einem Freistoß durch ein Kopfballtor von Markus Schmidt hochverdient in Führung. Die Austria zeigte eine erschütternd schlechte Leistung, die sich erste besserte, als Trainer Zellhofer eine zweite Spitze brachte. Nach dem Seitenwechsel gelang der Austria ein schneller Doppelschlag (Lafata und Lasnik) zur 2:1-Führung, damit war Mattersburg gebrochen und die Austria hatte noch einige weitere gute Chancen. Als Cupsieger in den UEFA-Cup gekommen, erreichte der FAK dort wieder die Gruppenphase, schied aber gegen Bordeaux, Panionios, Zulte-Waregem und Galatasaray aus.

2008 wurde der ÖFB-Cup gestrichen, damit die Meisterschaft vor der Heim-EM schon im April enden konnte. Es wurde ein Amateur-Cup ausgetragen, der so wertlos war, dass es die meisten Klubs auf ein schnelles Aus anlegten. Horn gewann im Finale 1:1 und 2:1 gegen Feldkirchen.

Finale 2009: Austria-Admira 3:1 nV

Ein Jahr später war der „echte“ Cup zurück, mit allen Teams ab der ersten Runde dabei (also ohne Freilos für die EC-Teilnehmer, wie davor), aber der Finalist war wieder der selbe wie in den Jahren zuvor: Die Austria, deren Amateure noch dazu das Halbfinale erreicht hatten. Endspiel-Gegner war diesmal die Admira, die erstmals nach 13 Jahren wieder um den Titel spielte.

Nach einer ereignisarmen ersten Hälfte in der brütenten pannonischen Sonne von Mattersburg brachte Rubin Okotie die Austria mit 1:0 in Führung, aber Sascha Laschet brachte den Zweitligisten wieder auf Level, und so ging es in die Verlängerung. Dort hatte die Austria dann doch den längeren Atem, ein Acimovic-Doppelpack brachte den 3:1-Endstand.

Das generelle Setting in Mattersburg aber, mit einer halb unter der Rohrtribüne versteckten Siegerehrung und dem Mini-Pokal, der kaum größer als ein Weißbier-Glas war, sorgten für ein Umdenken: Der Cup sollte wieder einen fixen Finalort bekommen (Klagenfurt? Wien?), außerdem wurde die Trophäe ab 2010 etwa viermal so groß gestaltet.

Die Austria scheiterte danach im Europacup früh an Aris Saloniki. Es war auch bis heute der letzte Cup-Sieg der Violetten.

Übergangsjahre

2010 besiegte Sturm Graz am Weg ins Finale Meister Salzburg, für den Endspiel in Klagenfurt fand eine wahre Völkerwanderung über die Pack statt – fast 20.000 Grazer wollten den ersten nationalen Titel der Ihren seit elf Jahren erleben. Dabei hatten die Blackies schon nach wenigen Sekunden riesiges Glück: Schon in der 1. Minute hätte es einen Foul-Elfmeter für Gegner Magna Wr. Neustadt geben müssen. Aber Referee Grobelnik verzichtete auf den Pfiff.

Neustadt blieb deutlich tonangebend, aber traf nicht. Und so klammerten sich die Grazer zunehmend im Spiel fest, errangen immer mehr Kontrolle über das Match und zehn Minuten vor Schluss sorgte Klemen Lavric tatsächlich für das goldene Tor. Nur dank dieses Sieges qualifizierte sich Sturm nach einer mittelguten Saison noch für den Europacup, dort war man im Europa-League-Playoff niemand geringerem als Juventus Turin unterlegen.

Finale 2011: Ried-Lustenau 2:0

Ein Jahr später kam es zu einem Außenseiter-Duell im Finale, das diesmal wieder im Happel-Stadion vonstatten ging. Es war der Höhepunkt der an Höhepunkten nicht gerade armen Ära von Paul Gludovatz und seinem 3-3-3-1 in Ried – einer Zeit, in der die Innviertler gleich zweimal Herbstmeister wurden und mit dem 2:0-Arbeitssieg gegen den Zweitligisten aus Lustenau auch tatsächlich etwas Zählbares gewannen.

Die Rieder – die am Weg dorthin Sturm und Rapid eliminiert hatten – ließen aber, die Lustenauer – erster Klub aus Vorarlberg im Endspiel – erst einmal gewähren und sich müde laufen. Kurz vor der Halbzeit schlug dann Markus Hammerer zu, halb durch die zweite Hälfte wieder. Lustenau fehlten danach die Kraft und auch die Mittel, um noch etwas am Ergebnis zu drehen. Im Europacup konnte Ried tatsächlich Brøndby ausschalten, der PSV Eindhoven war dann aber zu gut.

Die Salzburg-Jahre

Dass es das Red-Bull-Team aus Salzburg in seinen ersten sechs Jahren nie auch nur ins Finale geschafft hatte, war schon ein Running Gag. 2012 aber wurde der Bann gebrochen und seither sind die Bullen Dauergast und auch Dauersieger.

Finale 2012: Salzburg-Ried 3:0

Ried schaffte es wie in der Saison davor wieder ins Endspiel, Paul Gludovatz war aber zwei Monate zuvor als Ried-Coach abgedankt, hatte sich Sturm Graz als Sportchef angeschlossen – eine kurzfristige und eher unsägliche Liaison.

Salzburg hatte sich nach einem schwachen Herbst gefangen, mit einem starken Frühjahr den Meistertitel gesichert und machte dann auch im Cup-Endspiel mit Ried kurzen Prozess. Schon nach 10 Minuten verwertete Leonardo einen Elfer zum 1:0, vier Minuten später legte Fränky Schiemer das 2:0 nach, und die restlichen 75 Minuten des Matches waren, wie der Engländer sagt, „dead rubber“. In der Nachspielzeit packte Stefan Hierländer noch das dritte Tor drauf und Salzburg bejubelte das erste (von vielen) Doubles der Vereinsgeschichte. Für Ried, als unterlegener Cupfinalist in der Europa-League-Quali startberechtigt, war schnell gegen Legia Warschau Schluss.

Finale 2013: Pasching-Austria 1:0

Es folgte das große Jahr von Drittligist Pasching. Der Linzer Vorortklub war aus der Hand von Franz Grad in die Hand von Red Bull übergegangen, man hielt sich Pasching als Kooperationsklub und als Rückversicherung, um neben Liefering noch einen zweiten potenziellen Aufsteiger in die Erste Liga zu haben. Umso größer war das Gelächter, als das Team des von Salzburg nach Pasching abkommandierten Trainers Gerald Baumgartner im Halbfinale genau wen besiegen konnte? Exakt, Salzburg.

Finalgegner war die Wiener Austria, die den Salzburgern in der Meisterschaft den Titel weggeschnappt hatten. Dass Peter Stöger und sein Team drei Tage vor dem Cup-Finale die große Meisterparty feierten, erwies sich eher als Eigentor, weil Pasching wacher, frischer und williger war – und dank Daniel Sobkovas Tor kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit nicht einmal unverdient gewann. Der erste Drittligist, der den Pokal gewann, schlug sich im Europacup gegen die Portugiesen aus Estoril achtbar, verlor aber.

Finale 2014: Salzburg-St. Pölten 4:2

Gerald Baumgartner nützte die Chance, die ihm die plötzliche Prominenz gab, und wechselte zu Zweitligist SKN St. Pölten. Und dort wiederholte er sein Kunststück und führte wieder ein unterklassiges Team ins Endspiel – im Halbfinale wurde Sturm Graz nach Verlängerung niedergerrungen.

Das Problem aber: Das Salzburger Team von 2013/14 war das beste österreichische Team seit langer, langer Zeit, war schon im März rechnerisch fix Meister und für den SKN einfach viel zu stark. Die Salzburger Führung durch Klein (der statt Sadio Mané spielte) glich Jano noch aus, aber auf die Treffer von Kampl sowie zweimal Soriano fand man keine wirkliche Antwort mehr. Immerhin konnte aber Joker Gary Noel noch auf 2:4 verkürzen – der Endstand. Im Europacup kam St. Pölten über Botev Plovdiv drüber, aber der PSV Eindhoven war zu gut. Der SKN war der letzte unterlegene Cupfinaleist, der ins internationale Geschäft durfte: Ab 2015 musste man den Pokal schon gewinnen.

Finale 2015: Salzburg-Austria 2:0 nV

Das war auch die Hoffnung der Austria, die sich Baumgartner holte und eine furchtbare Saison spielte – Baumgartners Vorstellungen und der Kader passten einfach nicht zusammen. Andi Ogris sollte retten, was zu retten war – also den Europacup-Platz via Pokal.

Die in Textmarker-Neongelb spielenden Violetten machten nichts besonderes, aber sie schafften es, Salzburg nicht so recht zur Geltung – erst recht, nachdem sich Peter Gulacsi per Kung-Fu-Einlage und fälliger roter Karte kurz vor der Halbzeit aus seinem letzten Einsatz für Salzburg verabschiedet hat. Es dauerte bis zur Verlängerung, ehe einem Team der entscheidende Schnitzer unterlief – es war James Holland, der mit einem Doppelfehler das 1:0 durch Jonatan Soriano ermöglichte. Felipe Pires, der ein Jahr später zur Austria wechseln sollte, sorgte danach für das 2:0 und die Entscheidung. Damit hatte Salzburg das Double verteidigt und der Austria stand eine Saison ohne internationale Spiele bevor.

Finale 2016: Salzburg-Admira 5:0

Also Oliver Lederer noch Trainer bei der Admira war, formte er aus einem Haufen unerfahrener Jungspunde ein Team, das im Herbst 2015 im Spitzenfeld der Liga mitmitschte, in der Folge als Vierter die Saison beendete und das Europacup-Ticket damit schon vor dem Cupfinale sicher hatte.

In Salzburg hingegen wandelte Oscar Garcia eine wilde Pressingmaschine in eine pragmatische Ergebnismaschine. Unaufgeregt schossen im Finale – mit nur noch drei Spielern, die von jenem zwei Jahre zuvor übrig waren – durch Soriano und Naby Keita schon in der ersten halben Stunde einen komfortablen 2:0-Vorsprung heraus, auch nach der Pause ließ Salzburg nicht nach. Am Ende stand es 5:0, Jonatan Soriano hatte dreimal genetzt und durfte danach zum letzten Mal in seiner Salzburg-Karriere eine Trophäe als Kapitän übernehmen – für das dritte Double hintereinander.

Und Rapid?

Rapid hat in der Zwischenzeit gegen Drittligisten wie Pasching und LASK, mehrere Male gegen Ried, auch mal gegen Bad Bleiberg verloren, mit Kottingbrunn und Ranshofen schafften es sogar zwei Viertligisten, die Hütteldorfer zu eliminieren. Seit ihrem letzten Cupsieg 1995 hat es Rapid nun, 2017, überhaupt erst zum zweiten mal auch nur ins Finale geschafft.

Erstaunlich.

 

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Bundesliga 2016/17: Die Speed-Prognose in 216 Worten https://ballverliebt.eu/2016/07/23/die-bundesliga-prognose-201617-in-10x140-zeichen/ https://ballverliebt.eu/2016/07/23/die-bundesliga-prognose-201617-in-10x140-zeichen/#respond Sat, 23 Jul 2016 11:11:35 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12802 Bundesliga 2016/17: Die Speed-Prognose in 216 Worten weiterlesen ]]> Es geht los: Die österreichische Bundesliga geht wieder los! Und weil viele von euch sicher noch genauso wie wir ein wenig an dem Folgen des EM-Fußball-Overkills leiden, hier unsere kurze Saisonprognose.

Salzburg wird normalerweise Meister. Kader trotz Keita-Abgangs wohl stärker als letztes Jahr, wirkt auf okayem Niveau verbreitert.

Rapid: Trainer ist nicht schlechter als zuletzt, der Kader – abwarten. Stadion wird eher langfristig als unmittelbar was bringen – 2. oder 3

Austria wird gegen „Kleine“ Punkte hergeben, was die echte Titel-Chance kostet. Außerdem ist Kader nicht sehr breit – 2. oder 3.

Admira hat Substanz verloren, aber soliden Stamm, tollen Trainer, viele gute Junge und wenig Druck. Keine Abstiegsangst – 4. bis 7.

Bei Sturm wird dank Foda und viel Schönrednerei Kader wieder besser sein als das Resultat. Halte sogar Abstiegskampf für möglich – 4. bis 8.

WAC: Wundertüte. Verstehe einige Transfers nicht, aber Offenbacher ist ein tolles Upgrade. Heuer 4. bis 8., langfristig aber Zweifel.

Ried hat vermutlich den schwächsten Kader der Liga, der Trainer ist schwer einschätzbar. Übrraschung ist möglich, es wird aber eher aber Abstiegskampf – 8 bis 10.

Altach könnte etwas an Variabilität verloren haben, hat aber noch Canadi. Weniger dämliche Gegentore und alles ist gut – 5 bis 7.

Halte Vastic immer noch für schwachen Coach, hat aber nun Russ als Co. Mattersburg-Kader nix besser als im Horror-Frühjahr – Rang 8 bis 10.

St. Pölten
wird den Daxbacher-Simpel-Fußball beibehalten. Solide, wenig fehleranfällig, sehr berechenbar. Dieng könnte fehlen. Platz 5 bis 8.

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Halb Deutschland will noch in die Champions League (Podcast #6) https://ballverliebt.eu/2016/04/03/halb-deutschlad-will-noch-in-die-champions-league-pocast-6/ https://ballverliebt.eu/2016/04/03/halb-deutschlad-will-noch-in-die-champions-league-pocast-6/#respond Sun, 03 Apr 2016 20:34:20 +0000 Neben Bayern und Dortmund kämpfen noch fünf andere Klubs um zwei Champions League-Startplätze. In dieser Ausgabe des Ballverliebt Fußball-Podcasts sprechen wir über die Chancen und Ausgangslage. Hertha, Leverkusen, Mönchengladbach, Mainz oder Schalke: Wer kommt in die Königsklasse? Außerdem im Programm: Das Clasico zwischen Barcelona und Real, die vermeintlichen Titel-Vorentscheidungen in England, Italien und Österreich (inklusve Rapid gegen Salzburg), Freudenmeldung aus dem ÖFB-Nachwuchs und ein kurzer Ausblick auf die WM-Qualifikation der ÖFB-Frauen sowie ein Mini-Ausblick auf die Europapokalwoche.

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Roger Schmidt stoppt ein Bundesligaspiel (Ballverliebt Podcast #0) https://ballverliebt.eu/2016/02/23/ballverliebter-podcast-0-roger-schmidt-stoppt-ein-bundesligaspiel/ https://ballverliebt.eu/2016/02/23/ballverliebter-podcast-0-roger-schmidt-stoppt-ein-bundesligaspiel/#comments Mon, 22 Feb 2016 23:50:26 +0000 Endlich! Ab sofort könnt ihr den Weg in die Arbeit für Fußball nutzen! Ballverliebt startet seinen allwöchentlichen Fußball-Podcast. In unserer ersten Show (Feedback, Kritik und Lob erbeten!) sprechen wir über die Highlights des vergangenen Fußball-Wochenendes und die kommende Europapokal-Woche. Von Roger Schmidts folgenreichen Streit mit Schiedsrichter Felix Zweyer über die österreichische Bundesliga-Partie zwischen Rapid und Sturm und den Zweitliga-Start bis hin zu denChampions-League-Krachern zwischen Juve und Bayern bzw. Arsenal und Barcelona.


Shownotes:

00:40 – Hier eine Analyse über Sturms Chaos in der aktuellen Saison.

02:55 – Manchester City beschwerte sich über die Terminansetzung der FA und stellte aus Protest ein verjüngtes Team auf.

4:30 – Martin Harniks Treffer gegen Schalke. Harnik kam erst kurz vor dem Treffer (71.) ins Spiel, Florian Klein saß auf der Bank. Alessandro Schöpf spielte bei Schalke durch

4:55 – Barcelona liegt nun 8 Punkte vor Atletico und 9 vor Real.

5:30 – Roger Schmidt bereute sein Verhalten übrigens nach dem Spiel selbst.

7:45 – Nach 15 Siegen gab es für Juve nur ein 0:0 gegen Bologna.

8:55 – Bayern München hat in dieser Saison erst zwei Spiele verloren, zuletzt anfang Dezember

9:45 – Die zweite Liga heißt in Österreich „Erste Liga“

9:55 – Wacker (38), St. Pölten (38) und der LASK (36) liegen deutlich vor dem nächsten aufstiegsberechtigtem Team (Austria Lustenau, 19)

11:40 – Hier findet ihr die angesprochene Geschichte über die Performance österreichischer Aufsteiger. Es war tatsächlich Vorwärts Steyr und zwar 1999.

Credits: Intro-Soundkomposition von Ballverliebt.eu mit Sounds von paulw2k, Wanga, CGEffex. Swoosh von GameAudio.

PS: Und wenn ihr Computer- und Videospiele mögt, schaut euch auch den Gaming-Podcast unserer Geschwisterseite Rebell.at an.

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Die Teams der Bundesliga: Mannschaft oder One-Man-Show? https://ballverliebt.eu/2015/11/27/bundesliga-mannschaft-one-man-show/ https://ballverliebt.eu/2015/11/27/bundesliga-mannschaft-one-man-show/#comments Fri, 27 Nov 2015 08:10:51 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11881 Was ist Salzburg ohne Soriano wert? Wie breit ist die Austria wirklich aufgestellt? Wie groß ist der Einfluss von Rapid-Oldboy Steffen Hofmann noch? Ob Mannschaften im Vorwärtsgang wirklich Mannschaften sind oder doch eher One-Man-Shows hat einen enormen Einfluss darauf, wie nachhaltig Erfolgsserien oder Krisen sind.

Ein Blick auf das „Attacking Output Percentage“ sagt viel über die tatsächliche Beschaffenheit der Teams in der österreichischen Bundesliga aus.

Die Berechnung ist hier im Original-Artikel von @redrobbery auf Miasanrot.com genau erklärt: Um auslesen zu können, wie groß der Einfluss einzelner Spieler auf die Produktion in der Offensive ist, werden Torschüsse und Torschuss-Vorlagen addiert und auf 90 Minuten umgerechnet. So soll ausgeglichen werden, wenn ein Spieler alleine durch viel Spielzeit gute Zahlen sammelt – während andere, die weniger Einsatzzeit haben, aber aus dieser mehr herausholen, sonst unterrepräsentiert wären.

Je größer der Punkt, desto mehr Spielzeit hat ein Spieler bekommen. Aus Gründen der Übersichtlichkeit kommen nur Spieler in die Grafik, die zumindest 25 Prozent der gesamt möglichen Spielzeit auf dem Platz waren.

Der Meister

salzburg

Vergleicht man die aktuelle Salzburger Mannschaft (links) mit jeder aus der letzten Roger-Schmidt-Saison (2013/14, als man schon im März Meister war und Ajax demütigte), fällt erst so richtig auf, was die Abgänge mit den Bullen angerichtet haben. Im Herbst 2013 war es überhaupt kein Problem, dass Soriano zwei Monate verletzt ausfiel – Kampl, Mané und Alan fingen den Ausfall locker auf. Die Balance zwischen Offensive und Defensive stimmte, mit Leitgeb als Balancegeber im Zentrum.

Und nun? Wenn Soriano spielt, ist er an drei von vier Salzburger Torschüssen direkt beteiligt. Wunsch-Angriffspartner Omer Damari (der kleine Kreis bei Naby Keita) kann da nicht annähernd mithalten. Was los ist, wenn Soriano fehlt, wurde im August deutlich: Man riss sofort acht Punkte Rückstand auf Rapid auf und scheiterte im Europacup erst an Malmö, dann an Dinamo Minsk. Das heißt: Solange Soriano spielt und halbwegs in Form ist, wird Salzburg vorne dabei bleiben. Wenn Soriano aber nochmal ein paar Wochen ausfällt, haben den Bullen – offensiv der Prototyp eines One-Man-Teams – keine Chance auf den Titel.

Die Verfolger

austria rapid sturm

Ganz anders das Bild bei der Austria. Das offensive Mittelfeld mit Gorgon, Grünwald und Kayode teilt sich die offensiven Agenden recht ausbalanciert auf. Hat einer einen schlechten Tag, sorgen die anderen beiden immer noch für Gefahr. Mit Roi Kehat steht ein patenter Back-up bereit, wenn Kayode vorne spielt. Dazu setzt Holzhauser aus dem defensiven Mittelfeld Akzente. Lediglich die Involvierung der Mittelstürmer (zu Saisonbeginn Zulechner, in den letzten Wochen vermehrt Friesenbichler) ist noch ausbaufähig.

Bei Rapid mauserte sich Flo Kainz zum wichtigsten Offensiv-Spieler, er ist in dieser Saison deutlich torgefährlicher als Philipp Schobesberger. Auch das Zentrum (Hofmann bzw. Schaub) ist gut involviert, Schwab und (wenn er spielt) vor allem Petsos ebenso. Wie bei der Austria ist der Strafraum selbst das größte Problem: Seit dem Beric-Abgang schafften es weder Prosenik noch Jelic, den Slowenen zu ersetzen.

Sturm zeigt sich von den „Großen Vier“ am meisten als kaputtes Team. Gibt es bei Salzburg zumindest noch Keita und Berisha, die das Spiel in die Hand nehmen können, ist bei den Grazern pures Chaos zu erkennen. Avdijaj bläst seine Zahlen durch viele harmlose Distanzschüsse auf, die Außenverteidiger haben zwar so viel Ballbesitz wie bei kaum einem anderen Team, aber sind auch so harmlos wie bei keinem anderen Team. Ein nennenswert produktives Mittelfeld-Zentrum fehlt völlig.

Der Mittelbau aus Außenseitern

matbg admira grödig

Bei Aufsteiger Mattersburg zeigt die Offensive zwar einen klaren Linksdrall, aber auch eine gesunde Verteilung. Linksaußen Onisiwo wenig überraschend als involviertester Assist-Geber, Pink als Poacher im Strafraum, dazu Perlak aus dem Mittelfeld-Zentrum heraus. Ein gesundes Team, das sich keine großen Sorgen machen muss.

Bei der Admira fällt vor allem auf, dass Innenverteidiger Schösswendter bei knapp 15 Prozent liegt – ein klarer Indikator für 1. die extrem vertikale Spielweise und für 2. viele Torschüsse nach Standards. Sturmspitze Dominik Starkl kommt bei dieser Taktik eine Schlüsselrolle zu, er löst seine Aufgabe sehr ansprechend. Das Mittelfeld ist von Haus aus nicht besonders spielstark und Lederer rotiert da auch viel – aber die Qualitätsvorteile von Srdjan Spiridonovic (der seit einem Monat als RM spielt) gegenüber seinem RM-Vorgänger Eldis Bajrami sind augenfällig. Genauso wie der Unterschied des DM-Duos Toth und Lackner.

Ähnliches gilt für Grödig, das Team mit dem wenigsten Ballbesitz ligaweit. Auch hier ist im Umschaltspiel vieles auf die Sturmspitzen (zu Saisonbeginn eher Wallner, zuletzt eher Sulimani) ausgerichtet. Es ist eine ganz deutliche Abstufung zu sehen (Wallner/Sulimani vorne, Venuto/Schütz/Djuric/Denner im offensiven Mittelfeld, Brauer/Rasner im DM). Grödig ist zwar nicht besonders aufregend, aber extrem stabil. Guter Job von Peter Schöttel.

Die Krisen-Teams

altach wac riedAltach ist bis zu einem gewissen Grad ein Spezialfall, weil Trainer Damir Canadi im Mittelfeld jedes Mal eine andere Aufstellung wählt. So kommen wenige seiner Kicker auf wirklich viel Spielzeit. Grundsätzlich ist man nicht weniger balanciert aufgestellt wie letzte Saison, aber es fehlt die konstante Belieferung von RV Andi Lienhart (der letzte Saison immer spielte, nun aber einige Wehwehchen hat). Die erneute Leihe von Tajouri war wohl ein guter Griff.

Letze Saison zehrte der WAC lange von einem Saisonstart mit extrem stabiler Verteilung in der Offensive, erholte sich aber nie mehr vom zweimonatigen Ausfall von Sturmspitze Trdina im Herbst – die Zahlen schlitterten ins Chaos. Das selbe Bild bietet sich in dieser Saison, zumal sich Trdina erneut schwer verletzte und Ersatz Hellquist ebenfalls selten fit ist. Für einen Zehner sind die Werte von Silvio eine Katastrophe. Das Qualitäts-Loch vorne (Ouedraogo schießt viel, aber trifft wenig) ist das WAC-Hauptproblem: Man nimmt deutlich mehr Schüsse als letzte Saison und als fünf andere Klubs in dieser Saison. Aber 11 Tore aus 202 Versuchen… naja. Da das Team seit einem Jahr das selbe Problem hat und Kühbauer nie die Spielanlage verändert hat, um dem Rechnung zu tragen, darf er sich auch nicht über seinen Rauswurf wundern.

Und Ried ist einfach nur das pure Chaos. Es ist keine irgendwie geartete Struktur zu erkennen. Oliver Kragl hat als linker Mittelfeldspieler nicht nur mit Abstand die meisten Ballkontakte seines Teams, sondern ist auch an den meisten Abschluss-Aktionen beteiligt. Stürmer Sikorski hat in 17 Einsätzen drei Tore geschafft, die rechte Seite ist völlig unterrepräsentiert. Die Spieler der Dreierkette sind auch im Aufbauspiel quasi außen vor (bei den Ballkontakten ist keiner aus dem Trio in den Top-6).

Fazit

Im Titelkampf hat Salzburg nur eine Chance, wenn Soriano fit bleibt. Sturm ist ein völlig eigenes Kapitel. Mattersburg, Admira, Grödig und Altach fallen nur noch einen kollektiven Absturz noch zurück. Und wenn Heimo Pfeifenberger es schafft, dass seine Mannen aus besseren Positionen schießen und auch mal das Tor treffen, schaut es für Ried ziemlich finster aus.

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Der Brocken von Rapid: Shachtar Donetsk https://ballverliebt.eu/2015/08/16/der-brocken-von-rapid-shachtar-donetsk/ https://ballverliebt.eu/2015/08/16/der-brocken-von-rapid-shachtar-donetsk/#respond Sun, 16 Aug 2015 13:26:12 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11473 Der Brocken von Rapid: Shachtar Donetsk weiterlesen ]]> Sportlich ist es ein höchst attraktives Los, das Rapid für die Playoff-Runde in der Champions-League-Qualifikation gezogen hat. Und für den österreichischen Vizemeister ein praktisch unüberwindliches: Shachtar Donetsk ist eine extrem schön anzusehende Truppe, dessen Spielanlage auf die drei Brasilianer in der Offensiv-Reihe ausgelegt ist. Shachtar ist nicht völlig unbezwingbar, aber um eine Klasse stärker als Ajax Amsterdam.

Hier im Detail: So spielt Shachtar Donetsk.

FC Shachtar Donetsk
FC Shachtar Donetsk

Tempo, Technik, Handlungsschnelligkeit

Das Team aus der Ost-Ukraine, das kriegsbedingt im west-ukrainischen Lemberg spielen muss, spielt traditionell mit einer Vielzahl an Brasilianern. Shachtar verfügt darin schon über ein so gutes Netzwerk, dass man die gelegentlichen Abgänge kompensieren kann: Zwar verließen im Sommer Außenbahn-Rakete Douglas Costa (zu Bayern München) und Knipser Luiz Adriano (AC Milan) den Klub. Signifikant schwächer scheint man dadurch aber nicht geworden zu sein.

DerGrund ist simpel: Den Brasilianern im Team (und denen, die geholt werden) sind drei Dinge gemein: Sie sind irre schnell, sind technisch perfekt ausgebildet und agieren äußerst handlungsschnell. So fällt es ihnen leicht, sich rasch ins Team einzufügen.

Donetsk - Fenerbahçe 3:0 (1:0)
Donetsk – Fenerbahçe 3:0 (1:0)

Die Stamm-Offensivreihe im gewohnten 4-2-3-1 von Langzeit-Trainer Mircea Lucescu ist mit Taison (links), Marlos (rechts) und Alex Teixeira (zentral) mit drei klassischen Shachtar-Brasilianern besetzt. Sie können sich spielend auch aus engen Situationen befreien, haben ein gutes Gespür für die Laufwege der Mitspieler, und selbst wenn ein Pass nicht ganz genau sitzt: Mit ihrem Tempo und ihrer schnellen Auffassungsgabe werden auch diese Zuspiele noch erreicht.

So hatte Fenerbahçe in der letzten Qualirunde größte Probleme, dieses Trio in Schach zu halten und es war in erster Linie dem guten Stellungsspiel der Innenverteidigung zu verdanken, dass man nicht viel früher deutlich in Rückstand geriet.

Und wohlgemerkt: Individuell ist Fenerbahçe deutlich stärker besetzt als Rapid. Die Räume in der Defensive mit eng zu machen, wie Rapid das gegen Ajax im Rückspiel mit großem Erfolg gemacht hat, wird gegen Donetsk nicht funktionieren: Nicht nur, dass sich die Brasilianer mit ihrer individuellen Qualität (die deutlich höher ist als bei Ajax) da problemlos durchkombinieren könnten, nein, sie sind auch deutlich routinierte als es das Team aus Amsterdam ist.

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Auf die Brasilos zugeschnitten

Die Spielanlage von Shachtar ist ganz auf die Fähigkeiten der Brasilianer in der Offensive zugeschnitten. Sehr gerne werden schnelle Vertikalpässe in deren Lauf gespielt (sofern Platz da ist) – Verteidiger, die mit Taison und Marlos ins Laufduell geschickt werden, haben bereits verloren. Sonst versucht es Shachtar mit schnellen, kurzen Kombinationen, wenn der Gegner massierter steht.

Hinzu kommt, dass die Außenverteidiger konsequent nach vorne marschieren, wenn Shachtar im Ballbesitz ist. Das erlaubt es dem Brasilo-Trio in der Offensiv-Reihe, sich im Zentrum zu massieren und ihre Technik dort auszunützen, während das verteidigende Team die Außenbahnen nicht außer Acht lassen darf. Alles ist darauf ausgelegt, Räume aufzureißen. Es gibt ein Angriffspressing, ein effektives Gegenpressing nach Ballverlusten gibt es in der Regel aber nicht.

Die Donetsk-Defensive

Sollte man versuchen, die Spieleröffnung von Donetsk anzupressen, sollte man das massiert tun – denn die robutsen und kopfballstarken Ukrainer in der Abwehr (Achtung bei Standards) sind zwar keine wirklichen Ballkünstler, aber sie können sich sehr gut aus Pressing-Situationen gegen einen oder zwei Gegenspieler befreien.

Ein Markenzeichen der Abwehrkette von Shachtar ist es allerdings, durchaus einen großen Raum zwischen sich und den offensiven Spielern im Team aufzureißen. Dort ensteht dann, ganz ähnlich wie bei Rapid in der Regel, ein großer, nicht oder nur unzureichend abgedeckter Raum. Wenn gegen Donetsk etwas gehen soll, dann müsste man diesen Raum anbohren.

Was allerdings auch mit erheblichem Risiko verbunden ist – denn ein Befreiungsschlag von Ordets oder Rakitski (bzw. Kutcher) kann jederzeit von einem der ultra-schnellen Offensiv-Kräfte aufgenommen werden. Und dann wären wir wieder beim Punkt „Laufduell gegen Taison oder Marlos“.

Flat Track Bully

Wenn Donetsk nicht gerade gegen die echte europäische Elite antritt – also Teams wie Bayern München (0:7 mit zehn Mann 2015), Borussia Dortmund (0:3 im Frühjahr 2013, als der BVB ins Finale kam) oder Real Madrid (1:5 im Frühjahr 2011), gefällt man sich darin, dank der überlegenen Technik und dem überragenden Tempo Gegner in Qualifikation und Gruppenphase auch schon mal völlig zu zerstören. So gesehen etwa beim 7:0 und dem 5:0 gegen BATE Borisov letztes Jahr, einem 4:0 gegen Real Sociedad vor zwei Jahren oder einem 7:2-Gesamtscore gegen den damaligen dänischen Meister Nordsjælland vor drei Jahren.

Poltava - Shachtar 2:2 (1:1)
Vorskla Poltava – Shachtar Donetsk 2:2 (1:1)

Das gilt auch national, wo man in der abgelaufenen Saison in acht der 26 Spiele (als beinahe einem Drittel!) mindestens vier Tore erzielte. Wie man Donetsk auch als nominell unterlegener Gegner ein Ergebnis abtrotzen kann, dafür lieferte Vorskla Poltava letzte Woche ein Beispiel. Dieses war das erste Team, das in der laufenden Liga-Saison nicht gegen Shachtar verlor.

Vorskla versuchte, nicht ganz so tief zu stehen und vor allem Passwege zu antizipieren und die Zuspiele von Shachtar abzufangen. Zudem wurde nicht schnell umgeschaltet, sondern erst einmal darauf geachtet, den Ballbesitz abzusichern. Risiko-Pässe wurden tunlichst vermieden, um nicht billige Ballverluste herauf zu beschwören. Obendrein spielte Donetsk nicht mit dem letzten Ernst und dem letzten Nachdruck und einige gute Chancen wurden auch leichtfertig vergeben.

Dennoch schoss Donetsk zwei Tore (einmal erwischte man Vorskla in der Vorwärtsbewegung, einmal überlistete man die Abseitsfalle) und hätte im Schongang gewonnen, aber ein schleißig verteidigter Freistoß in der Nachspielzeit der ersten Hälfte und eine schleißig verteidigte Flanke in der Nachspielzeit der zweiten Hälfte sorgten für das 1:1 bzw. dann den 2:2-Endstand.

Nicht unschlagbar

sfth
Shachtar Donetsk – Dnipropetrovsk 0:2 (0:0)

Einen ähnlichen, aber in Details noch effektiveren Plan verfolgte Dnipropetrovsk am Wochenende, als der Europa-League-Finalist das Team aus Donetsk mit 2:0 besiegt hat.

Dnipro machte den Raum zwischen den Ketten im 4-1-4-1 eng, ja, aber vor allem die drei Spieler im Zentrum agierten sehr mannorientiert: Sechser Fedorchuk orentierte sich streng an Alex Teixiera, während die Achte Rotan und Danilo sich um die Shachtar-Außen Taison und Marlos kümmerten, wenn sie einrückten.

Durch gute Zusammenarbeit erlaubten sie ihnen nicht, den Weg durch die Mitte zu nehmen. Die Haupt-Aufgabe in der Arbeit gegen Taison und Marlos war, die beiden nach außen zu drängen und so zu isolieren. Das ging sich aus, weil die Mitspieler die entstehenden Defensiv-Räume durch die Laufwege nach außen abdeckten und die Shachtar-Außen keine sinnvolle Anspielstation hatten.

Dass dieser Ansatz gelang, lag auch daran, dass Dnirpo zwar defensiv agierte, aber darauf achtete, nur ja nicht zu tief zu stehen. Die Abwehrkette stand 30 bis 35 Meter vor dem eigenen Tor. Dnipro schaltete nach Ballgewinn deutlich schneller um als Vorskla letzte Woche, beide aber profitierten davon, dass Shachtar auf Gegenpressing weitgehend verzichtet. Kurz vor Schluss nützte Dnipro einen schnell gespielten Konter in den großen Raum zwischen Shachtar-Offensive und -Defensive zum 1:0, in der Nachspielzeit einen weiteren Konter zum 2:0-Endstand.

Man sollte aber aus Rapid-Sicht nicht darauf bauen, dass Donetsk, wie gegen Vorskla, im Schongang spielt. Da wird Vollgas angesagt sein.

Spiele gegen österreichische Teams

Austria Wien - Shachtar Donetsk 5:1 (3:1)
Austria Wien – Shachtar Donetsk 5:1 (3:1)

Zweimal ist Shachtar Donetsk in der Vergangenheit auf österreichische Teams gestoßen. Das erste Mal war im Herbst 2003, in der ersten UEFA-Cup-Runde, gegen die Wiener Austria unter Trainer Walter Schachner.

Die Ukrainer waren damals schon die Nummer zwei im eigenen Land, aber noch ohne Brasilianer und noch weit von der europäischen Spitze entfernt. Für die mit Stronach-Millionen gepimpte Austria war es das erste Europacup-Spiel nach sieben Jahren internationaler Abstinenz. Donetsk agierte relativ passiv und ging nach einer Viertelstunde aus einem Konter 1:0 in Führung, woraufhin man der Austria noch mehr den Ball überließ. Ein Fehler: Erst besorgte Janocko per Freistoß-Nachschuss das 1:1, dann ließ Shachtar-Keeper Kowalewski einen leichten Ball aus und Janocko staubte zum 2:1 ab. Die Austria blieb giftig, und nachdem Gleveskas den Ball im Strafraum mit der Hand abwehrte, verwandelte Djalminha per extrem lässig gerolltem Elfer zum 3:1-Pausenstand.

Nachdem der eingewechselte Helstad in der Schlussphase per Doppelpack den 5:1-Endstand hergestellt hatte, konnte sich die Austria auch eine 0:1-Niederlage im Rückspiel leisten. Eine Woche nach dem Rückspiel schmiss Austria-Sportchef Peter Svetits den erst im Sommer installierten Schachner trotz der starken Europacup-Leistung und acht Siegen und drei Remis in den ersten 12 Liga-Spielen raus. „Wenn Christoph Daum verfügbar ist, muss man ihn auch holen“, erklärte die Austria-Führungsriege.

Shachtar Donetsk - RB Salzburg 3:1 (1:1)
Shachtar Donetsk – RB Salzburg 3:1 (1:1)

Fünf Jahre später waren schon einige Brasilianer dabei, als es in der letzten CL-Quali-Runde gegen Salzburg ging. Im Hinspiel ging Salzburg im Hinspiel daheim früh in Führung, nachdem Tchigrinski im Strafraum Volleyball gespielt hatte und Zickler den fälligen Elfer verwertete. In der Folge agierten die Gäste gefälliger und gefährlicher, aber die Bullen hielten gut dagegen und brachten das 1:0 über die Zeit.

Das Rückspiel fand noch im alten Beton-Bunker von Donetsk statt, die Donbass-Arena gab’s noch nicht. Nach einem Eckball ging Salzburg auch hier durch Remo Meyer früh in Führung, der postwendende Ausgleich durch den Italiener Cristiano Lucarelli war noch kein Problem – Shachtar brauchte noch immer zwei Tore. Der Druck, den die Ukrainer machten, war enorm, aber Salzburg hielt lange stand. Mit Glück, weil ein klares Elfer-Foul von Carboni nicht geahndet wurde, aber auch mit Geschick. Bis zur 77. Minute, als Sekagya im Strafraum Lucarelli zwar nicht wild umriss, aber doch zu Fall brachte. Castillo verwertete den Elfer und Donetsk hatte noch eine knappe Viertelstunde, um das eine Tor zu erzielen, dass es noch brauchte – und der eingewechselte Brandão besorgte dieses in der 87. Minute. Ein sehenswerter Kopfball nach einer Weltklasse-Flanke von Razvan Rat – damit war Salzburg geschlagen.

Bilanzen

Österreicher gegen Shachtar Donetsk: 1:1. Österreich gegen Ukraine im Europacup: 13:5 für die Ukraine.

Letzte fünf Duelle AUT-UKR: 2013/14, Europa League, Gruppe: Rapid – Dynamo Kiew 2:2 und 1:3. 2012/13, Europa League, Gruppe: Metalist Kharkiv – Rapid 0:2 und 1:0. 2011/12, Europa League, Sechzehntelfinale: Salzburg – Metalist Kharkiv 0:4 und 1:4. 2011/12, Europa League, Gruppe: Austria – Metalist Kharkiv 1:2 und 1:4. 2009/10, Europa League, Playoff: Metalurg Donetsk – Austria 2:2 und 2:3 nach Verlängerung.

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Dank disziplinierter Kompaktheit: Rapid biegt Ajax https://ballverliebt.eu/2015/08/04/dank-disziplinierter-kompaktheit-rapid-biegt-ajax/ https://ballverliebt.eu/2015/08/04/dank-disziplinierter-kompaktheit-rapid-biegt-ajax/#comments Tue, 04 Aug 2015 20:46:39 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11424 Dank disziplinierter Kompaktheit: Rapid biegt Ajax weiterlesen ]]> Kompakt stehen, dem Gegner keine Räume bieten und eben nicht den unlösbaren Spagat zwischen hohem Attackieren und tiefem Verteidigen versuchen: Das waren die Zutaten für den 3:2-Erfolg von Rapid bei Ajax Amsterdam. Der in Summe auch gar nicht unverdient war, weil man aus den Fehlern im Hinspiel die richtigen Lehren gezogen hat.

Ajax Amsterdam - Rapid Wien 2:3 (0:2)
Ajax Amsterdam – Rapid Wien 2:3 (0:2)

Anders als im Hinspiel trat Rapid von Beginn an sehr defensiv kompakt auf. Grahovac, der für den gesperrten Schwab in die Startformation gekommen war, agierte deutlich höher als Petsos, meist parallel zu Steffen Hofmann in einem 4-1-4-1. Rapid verzichtete praktisch völlig auf ein Anrennen des gegnerischen Spielaufbaus, sondern konzentrierte sich voll darauf, Ajax nicht in den Strafraum kommen zu lassen.

Bewusstes Nach-Außen-Drängen

Auch dabei war ein deutlicher Plan erkennbar: Durch die Doppel-Acht plus dem Sechser Petsos in der Mitte lenkte Rapid die Ajax-Angriffe noch mehr auf die Flügel, als das De Boer vermutlich vorgehabt hat. Schon in Wien war das Flügelspiel – vor allem über die linke Angriffsseite – das große Plus der Holländer gewesen, da Rapid es verabsäumte, dort Greenhorn Auer zu helfen.

Warum nun bewusst Ajax dorthin gelenkt wurde? Weil Schaub deutlich mehr Defensiv-Arbeit leistete als Schobesberger vor einer Woche und Auer nach Kräften gegen Fischer unterstützte, ebenso wie Kainz auf der anderen Seite im Verbund mit Stangl. Da Ajax aber wiederum vor allem über die linke Angriffsseite nach vorne zu kommen versuchte, bedeutete das viel Defensiv-Arbeit für Auer und Schaub. Die beiden lösten das vorzüglich, zumal Grahovac ebenso mithalf.

Wenig nach vorne, aber wenn, dann gut

Im Spiel nach vorne wurde oftmals von hinten der Ball eher nach vorne gedroschen als kontrolliert rausgespielt, aber wenn man sich halbwegs kontrolliert in Richtung Mittellinie spielen konnte, zogen Schaub rechts und Kainz links weit auf, um in den Lauf angespielt zu werden. So entstand das 1:0 über die linke Seite, das allerdings auch von erstaunlich stümperhaftem Abwehrverhalten der Ajax-IV begünstigt wurde.

Solospitze Robert Beric konnte zudem als Anspielpunkt im Sturmzentrum fungieren. Oft kam der Slowene nicht gewinnbringend an den Ball, aber einmal löste er die Situation gut, indem er einen Pass aus dem Mittelfeld quasi direkt wieder zurückspielte, damit die zurückgelaufenen Ajax-DM gegen die Laufrichtung vom Ball wegbrachte und Schaub die sich bietende Chance zum 2:0 nützte. Defensiv stabil und kompakt, vorne aus wenigen Chancen viel machen: So führte Rapid zur Pause 2:0.

Rückfall in Hinspiel-Struktur

Nachdem einmal doch Dijks gegen Auer und Schaub eine gute Flanke schlagen konnte und Milik gekonnte zum 1:2 traf, folgten nach einer Stunde zwei Wechsel, die Ajax deutlich gefährlicher werden ließ. Schobesberger kam für den müdegelaufenen Hofmann und übernahm die Schaub-Position im rechten Mittelfeld, Schaub wechselte dafür auf die Acht. Gleichzeitig schob Ajax-Coach De Boer Sinkgraven vom Zentrum auf den Flügel – somit stand wieder Auer gegen Sinkgraven und Dijks, wie schon im Hinspiel.

Ajax kam augenblicklich zu deutlich größeren Räumen auf dieser Seite, weil Schobesberger wiederum eklatante Schwächen in der Rückwärtsbewegung zeigte und Schaub nicht mal im Ansatz ersetzen konnte. Rapid kam in dieser Phase gehörig unter Druck, hielt aber zunächst das 2:1.

Ajax stellt auf 3-2-1-4 um

Ab der 71. Minute
Ab der 71. Minute

20 Minuten vor Schluss ging De Boer dann volles Risiko. Er nahm Verteidiger Veltman raus und stellte mit Yaya Sanogo einen zweiten Mittelstürmer neben Milik, sodass sein Team nun in einem 3-2-1-4 agierte. Das nahm zwar ein wenig den Druck von Auer, weil Dijks als Teil der Dreierkette hinten nun nicht mehr so viel nach vorne gehen konnte, erhöhte aber merklich die Nervosität bei Rapid im Zentrum.

Keine fünf Minuten nach der Umstellung klärte Rapid eine Ajax-Flanke zentral vor den Strafraum, Gudelj drosch aus 15 Metern drauf und traf zum 2:2. Anstatt aber das Momentum mitnehmen zu können, spielte im direkten Gegenzug Schaub seine große Klasse aus, indem er die nach der Umstellung etwas zu großen Lücken in der Ajax-Dreierkette zum Schuss nützte und so das 3:2 herstellte.

Dieser Treffer beendete das Spiel de facto, weil Ajax sich damit aufgab. Die Körpersprache ließ beim holländischen Vizemeister nur noch Frust und Enttäuschen erkennen, aber kein Aufbäumen mehr. Die letzten Halbchancen blieben in der Schlussphase ebenso ungenützt, so siegte Rapid 3:2.

Fazit: Auf Kompaktheit gesetzt und gewonnen

Barisic versuchte in diesem Spiel bewusst nicht den zum Scheitern verurteilten Spagat zwischen hohem Attackieren und tiefer Abwehrlinie. Die Maßnahme, von Haus aus kompakt zu stehen, eine zweite klare Viererkette im Mittelfeld einzuziehen und diese eben nicht hoch attackieren zu lassen, schmeckte Ajax überhaupt nicht. Dazu wurde von Rapid genützt, dass die Abwehr von Ajax eben nicht höheren internationalen Standards genügt (um es mal vorsichtig auszudrücken).

Die allzu offensichtlichen Fehler aus dem Hinspiel wurden korrigiert und Ajax somit der Raum und die Gelegenheit genommen, mit Tempo in die Räume zu stechen. Im Grunde wurde genauso gespielt wie im Hinspiel in den letzten 20 Minuten.

Der Lohn für die Lernfähigkeit: Ein Fixplatz in der Europa-League-Gruppenphase und die Chance, im Champions-League-Playoff gegen einen weiteren großen Namen spielen zu dürfen.

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