Linz – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sat, 13 Apr 2024 14:21:00 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Zentrale Unterzahl und Hofmann-Loch – so war Rapid im Derby chancenlos https://ballverliebt.eu/2011/08/22/zentrale-unterzahl-und-hofmann-loch-so-war-rapid-im-derby-chancenlos/ https://ballverliebt.eu/2011/08/22/zentrale-unterzahl-und-hofmann-loch-so-war-rapid-im-derby-chancenlos/#comments Mon, 22 Aug 2011 11:15:43 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5567 Zentrale Unterzahl und Hofmann-Loch – so war Rapid im Derby chancenlos weiterlesen ]]> Eine gut aufgelegte Austria schlägt Rapid im 298. Wiener Derby klar mit 3:0 – weil die Grünen als schwächer besetztes Team auch noch das Mittelfeld hergaben. Und auch, weil ein überwunden geglaubtes Phänomen im Rapid-Spiel wieder auftauchte: Das Hofmann-Loch!

Rapid - Austria 0:3

Steffen Hofmann war zurück auf seiner nominellen rechten Seite! Dafür stellte Rapid-Trainer Peter Schöttel mit Harald Pichler und Stefan Kulovits zwei defensivere Spieler in die Mittelfeld-Zentrale seines 4-4-2. Was bedeutete, dass Rapid grundsätzlich eher auf Verhindern aus war – und dass die Austria das klar bessere Team ist, wurde schnell klar.

Rapid-Mittelfeld funktionierte nicht

Auch, weil das umbesetzte Mittelfeld der Grünen überhaupt nicht funktionierte. Das lag unter Anderem daran, dass das Zentrum nicht nur 2-gegen-3 unterbesetzt war, zumal auch die Rollenverteilung zwischen Pichler und Kulovits sehr unwucht war. Während Pichler tief stand und die Bälle eroberte, und diese dann auch schnell und möglichst intelligent zur Spieleröffnung weiter zu geben versuchte, hing Kulovits seltsam aufgabenlos in der Mitte herum. Es ging in keine Zweikämpfe, eroberte keine Bälle, und spielte, wenn er doch mal den Ball bekam, nur Alibi-Pässe.

Dazu kam, dass es Pichler an Anspielstationen fehlte. In Innsbruck und auch in seinen ersten Spielen bei Rapid agierte er in der Innenverteidigung und hatte vor ihm mit Hofmann einen zentralen Spielgestalter, dem er den Ball geben konnte. Im Zentrum dieses flachen 4-4-2 fehlte im diese Option: Prokopic links von ihm war mit Barazite defensiv vollzeitbeschäftigt, Kulovits brachte nichts. Außerdem standen vor allem in der Anfangsphase die sehr ähnlichen Spielertypen Alar und Nuhiu vorne viel zu eng zusammen.

So waren die langen Bälle, über die Rapid fast ausschließlich in die Spitze zu kommen versuchte, zum Scheitern verurteilt. Mit spielerischen Mitteln kam Rapid praktisch gar nicht vor das Austria-Tor – weil es einfach am Nachrücken fehlte. So musste der Ballführende vorne immer wieder das Tempo heraus nehmen und warten. So konnte sich die Austria immer recht problemlos stellen, bei Rapid wanderte der Ball mangels Ideen wieder zurück, und irgendwann kam der harmlose lange Ball. Und dann kam auch noch das Hofmann-Loch dazu.

Das Hofmann-Loch und Junuzovic

Es ist seit vielen Jahren so: Wenn Steffen Hofmann auf der rechten Seiten aufgeboten wird, hält er sich zumeist nicht daran und spielt im Grunde, wo er will. So entsteht das „Hofmann-Loch“, das der Rechtsverteidiger zu stopfen hat – diesmal war Michael Schimpelsberger der arme Hund. Er musste nämlich nicht nur selbst nach vorne gehen um anspielbar zu sein, sondern auch, um die Gegnerschaft möglichst früh zu empfangen.

Das war in diesem Fall Zlatko Junuzovic, der nach wenigen Start-Minuten auf der linken Seite mit Barazite tauschte und das Hofmann-Loch sehr geschickt bespielte. Und zwar, indem er sich recht tief stellte, sobald Hofmann die Flanke verließ – das passierte in den ersten 20 Minuten weniger, nach dem 1:0 für die Austria (Schrammel hatte bei einem Querpass in den Strafraum komplett auf Barazite vergessen) aber immer häufiger. Der Effekt war klar: Wenn Hofmann in die Mitte zog, stellte sich wie schon beschrieben der Großteil der Austria-Mannschaft sehr diszipliniert hinter den Ball – lediglich Jun und Barazite verblieben etwas höher, Linz natürlich ebenso.

Die tiefe Positionierung von Junuzovic aber ließ ihn nicht nur eine gute Anspielstation werden, nein, er hatte auch sehr viel Platz vor ihm, den er ausnützen konnte – viel Platz hinter ihm bringt in der Vorwärtsbewegung ja nichts. Kulovits musste hier zuweilen aushelfen, aber weil sich auch Jun tendenziell auf diese Seite orientierte, ging hier die meiste Gefahr aus.

Ein Krisenherd bereinigt, aber Violett bleibt flüssiger

Peter Schöttel reagierte in der Halbzeit zumindest auf einen der Schwachpunkte im Spiel seiner Mannschaft: Er nahm Kulovits vom Feld und brachte Drazan. Damit konnte der auf der linken Seite nach vorne unsichtbare Prokopic ins Zentrum, womit im nunmehrigen 4-1-3-2 der Sechser Pichler endlich eine Anspielstation vor ihm hatte. Somit lief das Spiel durchs Zentrum und die von Drazan besetzte linke Seite etwas besser.

Rapid tat sich nun leichter, den Ball in der gegnerischen Hälfte zu halten, das Hofmann-Loch blieb aber ebenso bestehen wie die Anfälligkeit in der Rückwärtsbewegung. Was aber vor allem am extrem starken Offensiv-Quartett der Austria lag: Der Kombination aus Junuzovic‘ Spielverständnis, Juns Arbeitsrate, Barazites Technik und Linz‘ Torriecher war Rapid nicht gewachsen.

Außerdem spielte Rapid der Austria mit der Spielweise der beiden Mittelfeld-Außen noch in einem weiteren Aspekt direkt in die Karten: Dadurch, dass es überhaupt nie passierte, dass bei Rapid einer zur Grundlinie durchging, sondern Flanken allenfalls aus dem Halbfeld kamen, wurden die Außenverteidiger Klein und Suttner direkt nach vorne gezogen, was natürlich eine astreine Einladung war, sich nach vorne einzuschalten.

Austria macht den Sack zu

Die vier vorne mit der Unterstützung von Klein und Suttner von den Seiten und dem guten Achter Grünwald als Link zwischen Abwehr und Angriff – das lief schnell, das lief flüssig, da kam Rapid nicht mit. Das war beim 1:0 nach einer Viertelstunde so, als Schrammel auf Barazite vergessen hatte, und das war beim 2:0 nach einer Stunde genauso, nur von der anderen Seite – Schrammel kann nicht klären, Querpass, und Junuzovic hatte sich von Schimpelsberger gelöst. Wenige Minuten später gab’s durch einen Bilderbuch-Konter mit One-Touch-Fußball (ja, und das in Österreich) das 3:0 – die endgültige Entscheidung.

Für die letzten 20 Minuten stellte Peter Schöttel auf 4-2-3-1 um, indem er Heikkinen für Nuhiu brachte; zudem musste Hofmann Trimmel weichen. Das Spiel war gelaufen und die Austria drehte nur noch an der Uhr und nicht mehr an der Daumenschraube. Dafür wuchs der Frust bei Rapid – so holte sich Heikkinen eine Verwarnung ab und Prokopic, nachdem er schon vor der Pause Klein unsportlich angegangen war, senste Margreitter um. Und sah dafür glatt Rot.

Fazit: Das Derby sagt mehr über Rapid als über die Austria

Die Austria hat mit dem 4-2-3-1, in dem Daxbacher sein Team jetzt regelmäßig spielen lässt, das optimale System für die Stärken seiner Spieler gefunden. Das Spiel der Violetten war kompakt, schnell und sehr gut aufeinander abgestimmt, weswegen der Sieg auch in der Höhe durchaus in Ordnung geht.

Dennoch sagt dieses 298. Wiener Derby mehr über Rapid aus. Mit Hofmann auf der rechten Seite wurde eine Baustelle wieder aufgemacht, die eigentlich bereinigt schien, außerdem hing Kulovits im Zentrum in der Luft. Weil er neben sich am Mittelkreis keinen Spielgestalter hatte, sondern einen Balleroberer, der auch Bälle verteilen kann – Pichler spielte die Kulovits-Rolle deutlich besser als es Kulovits überlicherweise macht.

Das Vertrauen auf das flache 4-4-2 kostete dem ohnehin auch individuell auf fast allen Positionen schwächer besetzten Team von Rapid dann zusätzlich auch noch die Kontrolle über das Zentrum. So hatte eine gut aufgelegte Austria letztlich keine ernsthaften Probleme – wer, wie Rapid in diesem Spiel, als schwächere Mannschaft auch noch das Mittelfeld hergibt, verliert letztlich verdient.

(phe)

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Sieg? Ja. Vercoacht? Auch. https://ballverliebt.eu/2010/09/08/sieg-ja-vercoacht-auch/ https://ballverliebt.eu/2010/09/08/sieg-ja-vercoacht-auch/#comments Wed, 08 Sep 2010 00:40:20 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2639 Sieg? Ja. Vercoacht? Auch. weiterlesen ]]> 2:0 gegen Kasachstan – pures Glück. Denn was sollte Roland Linz als hängende Spitze? Warum wurde auf die Isolation von Dag nicht reagiert? Warum musste Jimmy Hoffer ins rechte Mittelfeld – was schon Brückner angekreidet wurde? Und: Warum wurde die bessere Seite beinhart ignoriert?

Die Aufstellung? Ein Lotteriespiel, jedes mal wieder. Diesmal durfte sich Roland Linz als Mittelding aus hängender Spitze und Zehner versuchen, weil Kavlak den kreuzbiederen Sechser zu geben hatte. Die Formation? Rein von der Aufstellung her wär’s ein 4-1-3-2 gewesen, im Endeffekt war’s ein 4-4-1-1. Der Schlüsselspieler? Veli Kavlak. Aber alles der Reihe nach.

Österreich - Kasachstan 2:0 ... Startformationen

Die Anfangsphase der österreichischen Mannschaft war vor allem von der rechten Seite sehr schwungvoll, weil Ekrem Dag mit der Untestützung von Veli Kavlak als zu Beginn rechten der beiden DM sehr gut mit Martin Harnik harmonierte. Diese drei hatten untereinander viele Pässe, und der schnelle Harnik konnte seinen Platz immer wieder durch seine Schnelligkeit ausnützen. Das ging etwa 20 Minuten so, bis der deutsche Teamchef der Kasachen, Bernd Storck, zwei kleine Justierungen vornahm: LM Averchenko ging fünf Meter nach innen, um Dag den Passweg zu Kavlak zu versperren und, wenn möglich, aggressiv auf den Besiktas-Legionär zu pressen; und LV Kirov ging fünf Meter nach vorne und konnte den abgeschnittenen so Harnik früher und effektiver empfangen. Die Folge: Mit dieser simplen Maßnahme war mit einem Mal war die rechte Seite komplett tot.

Womit sofort das komplette Spiel des ÖFB-Teams lahmte. Denn auf der linken Seite agierte zwar Fuchs, der zuletzt auch in Mainz hervorragend spielte, sehr fleißig und mit viel Vorwärtsdrang. Sein Schwung verpuffte aber komplett, weil Jakob Jantscher einen rabenschwarzen Tag hatte. Dem Neo-Salzburger gelang 66 Minuten lang rein gar nichts, er war eine komplette Vorgabe. Somit war die linke Seite daraufhin zwar die aktivere, sie konnte aber nie Torgefahr entwickeln.

Was nach einer kurzen Orientierungsphase jedoch wieder Martin Harnik konnte. Er reagierte auf die Situation, indem er ins rechte Halbfeld rückte (die verstellte Flanke mithin aufgab) und sofort wieder zwei, drei absolut zielstrebige und auch gefährliche Aktionen starten. Was auch notwendig war, denn mit Roland Linz als de-facto-Spielmacher geschah in der Zentrale sehr wenig. Linz lief zwar extrem viel, bewirkte damit aber extrem wenig. Die Bälle segelten beinahe im Minutentakt über den Austria-Stürmer hinweg, der zudem beide kasachischen Sechser gegen sich hatte und kaum etwas wirklich Sinnvolles zu Wege brachte.

Die Kasachen waren ihrerseits in ihren Offensivbemühungen recht limitiert – sehr viel mehr als lange Bälle in Richtung Sturmspitze Shumalkaliev hatten sie nicht anzubieten, vereinzelte schnelle Konter endeten in der Regel spätestens beim umsichtigen Pogatetz.

In der Pause gab es eine wichtige Veränderung: Veli Kavlak und Fränky Schiemer wechselten im defensiven Mittelfeld die Plätze. Somit stand Kavlak nun bereit, um Fuchs und Jantscher zu unterstützen. Die Folge: Nun wurde nur noch über die linke Seite gespielt, die rechte komplett ignoriert – in den 21 Minuten zwischen der Halbzeit und dem Austausch von Martin Harnik hatte der Neo-Stuttgarter exakt sechs Ballkontakte. Die rechte Seite wurde komplett geschnitten, Linz machte weiterhin zahllose leere Meter in der Zentrale, und auf der linken wurde Jantscher einfach nicht besser. Kein Wunder, dass das Spiel den ÖFB-Teams lahm, uninspiriert und eindimensional wirkte.

Wer glaubt, ein kaputtes Spiel könne man nicht noch mehr zerstören, hat allerdings die Rechnung ohne den ÖFB-Teamchef gemacht. Er nahm den entnervten Harnik und den schlechten Jantscher runter, und brachte dafür einen Stürmer und einen Zentralen Mittelfeldspieler – um mit ihnen die Flanken neu zu besetzen, und auf endgültig auf ein 4-2-3-1 umzustellen: Macho – Dag, Prödl, Pogatetz, Fuchs – Kavlak, Schiemer – Hoffer, Linz, Alaba – Janko/Maierhofer.

Zwei Jahre nach dem Brückner-Experiment mit Hoffer auf der rechten Seite beim 1:3 gegen Serbien, das als Sinnbild für die vermeintliche Ignoranz und das Unwissen von Brückner herhalten musste. Damals schrieb ich, „Hoffer war überfordert, sodass Garics die Arbeit für zwei erledigen musste“ – diesmal hätte Ekrem Dag als Putzfrau da sein sollen. Er blieb aber nach der kasachischen Umstellung in der ersten Hälfte die restlichen 70 Minuten komplett vom Spiel abgeschnitten. Und wie damals war Hoffer als RM eine völlige Fehlbesetzung. Schreckliche Flanken, verlorene Zweikämpfe und null Torgefahr.

Warum nicht auf die linke Seite ausgewichen wurde, wo nun Alaba werkte? Weil Veli Kavlak nun wieder im rechten defensiven Mittelfeld spielte. Wo immer Kavlak war, war auch die Stoßrichtung des österreichischen Spiels. Ja, er agierte für seine Fähigkeiten viel zu defensiv (eine Vorgabe vom Teamchef, wie ich vermute), aber er war es, der im Mittelfeld Verantwortung im Spielaufbau übernahm. Nicht immer mit der richtigen Nase, wen es nun zu unterstützen gilt – aber wer weiß, womöglich war auch das eine Vorgabe vom Teamchef.

Nun war also die rechte Seite wieder aktiver, ob des hilflosen Hoffer aber wirkungslos; die linke Seite mit Alaba war nicht im Spiel. Nein, eigentlich war das ganze offensive Mittelfeld nicht im Spiel – Alaba wurde nicht mit eingebunden, Mittelstürmer Linz musste nun einen klassischen Zehner geben, und Hoffer auf rechts, eh schon wissen. Also: Laaaaaange Bälle. Anstatt Schiemer zurück zu ziehen (also Dreierkette) und Klein für Dag zu bringen (um die rechte Seite auch mit etwas Inhalt zu füllen), brachte Constantini Maierhofer für Janko. Ein komplett sinnloser Wechsel: Gleicher Spielertyp, gleiche Statur, nur unbeweglicher und technisch limitierter. Was wollte der Teamchef mit diesem Wechsel bezwecken?

Die Kasachen änderten ihr Grundsystem (4-2-3-1) neunzig Minuten praktisch nicht (nur kurz zu Beginn der zweiten Hälfte, als der ZM sich eine Zeit lang als zweite Spitze versuchte), neben zwei direkten Wechseln mit wurde mit einem zwar leicht rochiert, aber nicht umstellt. Und sie hatten keine allzu gravierenden Probleme, sich das 0:0 zu verdienen, das sie zweifellos als großen Erfolg hätten verbuchen können. Wenn, ja wenn da nicht Alexej Popov gewesen wäre. Der Innenverteidiger servierte erst Roland Linz den Ball, ließ sich dann noch von ihm austanzen – und in der 91. Minuten stand’s doch noch 1:0 für Österreich.

Ein typisches Roland-Linz-Tor: Auf den Fehler der Gegner lauern, eiskalt zuschlagen. So spielt Linz am Besten – nicht als Spielmacher aus dem zentralen Mittelfeld. Es hat ja seinen Grund, warum er bei der Austria den Mittelstürmer gibt, und Tomáš Jun den Arbeiter aus dem offensiven Mittelfeld. Und auch das zweite Tor, kurz danach, war typisch für seinen Schützen: Langer Flachpass von Linz in den Lauf von Hoffer, und er macht, was er am Besten kann – seine Schnelligkeit ausspielen. Dieses Tor hatte nichts mit rechtem Flügel zu tun, sondern mit dem Konterstürmer, der Hoffer nun mal ist.

Kurz zusammengefasst: Linz out of position, Hoffer out of position. Beide erst gut, als sie ihr gewohntes Spiel aufziehen können. Schiemer im Spielaufbau nutzlos, die komplette Arbeit bleibt an Kavlak hängen. Harnik unerklärlicherweise von der eigenen Mannschaft ignoriert, Jantscher war zu lange am Feld; und Wechsel, die einem kaputten Spiel noch mehr geschadet haben.

Der Grund für diesen Sieg ist Glück, und nichts anderes. Der Teamchef hatte eine ganze Woche lang Zeit, die Mannschaft auf diesen Gegner vorzubereiten (unsicherer Torwart, wackelige Innenverteidigung, hölzernes zentrales Mittelfeld – wurde alles nicht angebohrt. Unglaublich). Er hatte eine Woche lang Zeit, mit dem Mannschaft Standards zu üben (war auch nur einer der sechs Eckbälle wirklich gefährlich?) Eine Woche, um die Mannschaft aufeinander einspielen zu lassen (die Anzahl der ungenauen Pässe war erstaunlich hoch).

Was genau wurde in der letzten Woche eigentlich gemacht – außer verbalen Rückzugsgefechten…?

(phe)

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Ultima Ratio https://ballverliebt.eu/2009/01/21/ultima-ratio/ https://ballverliebt.eu/2009/01/21/ultima-ratio/#comments Wed, 21 Jan 2009 14:57:15 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=1164 Ultima Ratio weiterlesen ]]> Er ist der Dinosaurier der Ersten Liga. Seit ihrer Gründung im Jahr 1974 war der DSV Leoben 30 Jahre lang in Österreichs zweithöchster Spielklasse vertreten; seit 1992 ununterbrochen. Das einstige „Hochofenballett“, der Werksklub der Alpine Montan AG, liegt 81 Jahre nach der Gründung in den letzten Zügen. Was war passiert?

Hans Linz war es, der den Verein seit vielen Jahren mit seinem Einsatz als Präsident und mit seinem Geld als Hauptsponsor am Leben erhielt. In den letzten Jahren entwickelte sich der Verein zudem immer mehr zu einem Ausbildungsverein – bekannte Namen wie Teamtorwart Michi Gspurning, wie auch Rene Schicker, Thomas Pichlmann, Marko Stankovic, Matthias Dollinger, Gerald Krajic und nicht zuletzt Präsidenten-Neffe Roland Linz liefen für die Obersteirer ein. Der Verein interssierte zwar keinen mehr – zuletzt bewegte sich der Zuschauerschnitt bei 500 Zuschauern – aber hatte der Verein als Sprungbrett bei Spielern durchaus einen guten Ruf.

Doch war der Verein dabei immer vom Geld des Präsidenten abhängig. Die Lizenzen der letzten Jahre bekamen die Leobener kaum einmal im ersten Versuch, einmal musste man sogar vor das Ständige Neutrale Schiedsgericht ziehen. Zuletzt waren Zahlungsrückstände bei der GKK der Auslöser für eine Ehrenrunde zum Lizenz-Protestkommitee. Und dann kam der Herbst 2008. Nicht nur, dass die Wirtschaftskrise die Finanzberatungsfirma von Hans Linz (HLF) schwer traf, kam auch noch eine Anklage wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs hinzu. Was auch den Verein DSV Leoben schwer ins Wanken brachte: Nachdem er als Hauptsponsor plötzlich de facto pleite war, hielt es den ohnehin schon länger amtsmüden Hans Linz nun  endgültig nicht mehr auf dem Präsidentensessel. Im Dezember übernahm Unternehmer Edi Lieber den Posten.

Und er hat nun alle Hände voll zu tun, die großen Lecks im sinkenden Schiff zu schließen. Den vollen Betrag von der Bundesliga wird es nicht geben, einen Vorschuss schon gar nicht – denn bereits die aktuelle Lizenz war auf dem Vorschuss auf dieses Jahr aufgebaut. Ob aus der schon während der Herbstsaison diskutierten Kooperation mit Red Bull etwas wird, steht noch nicht fest – es ist aber anzunehmen, dass der Dosenkonzern erst für 2010 einen (oder mehrere) Partner sucht, da die Jungbullen schließlich bis dahin noch in der Ersten Liga spielen dürfen. Vorher hat Red Bull keinen Bedarf, und dass sie nicht der Samariterbund sind und schon ein Jahr vorher eine helfende Hand ausstrecken, ist ob der nüchternen Konzernphilosophie allgemein bekannt. Zumal es mit Grödig und Vöcklabruck noch zwei weitere Kandidaten gibt.

Das Problem des Vereins und seines neuen Vorstands ist aber nicht nur, dass etwa 300.000 Euro Verbindlichkeiten auf das leere Portemonnaie drücken. Sondern auch die laufenden Kosten einer Mannschaft, die in der Ersten Liga spielt. Und weil Edi Lieber richtigerweise sagt, „ich bin hier, um den Verein zu retten – aber nicht, um mich in persönliche Schulden zu stürzen“, bleibt im in dieser Winterpause nur ein Mittel, quasi die Ultima Ratio: Alle Spieler freistellen – mit dem Hinweis, dass sie ob der leeren Vereinskassen nicht erwarten können, in diesem Frühjahr auch nur einen Cent zu sehen.

Jeder Spieler beim DSV Leoben ist bis Transferschluss am 31. Jänner kostenlos für jeden Verein zu haben. Auch, wenn es nicht anzunehmen ist, dass die komplette Mannschaft in den verbleibenden 10 Tagen das Weite sucht: Eine handvoll Spieler wird wohl durchaus bei den steirischen Regionalliga-Spitzenteams GAK und Hartberg unterkommen, und auch die Kärntner Unterhaus-Millionäre aus Wolfsberg haben sich am Wintermarkt bislang noch auffällig zurückgehalten. Sprich: Der ohnehin schon nicht besonders große Kader der Leobener dürfte zwar nicht völlig zerfallen, aber durchaus bröckeln. Was bei einem Punkt Vorsprung auf die Abstiegsplätze schwer nach sportlichem Abstieg riecht. Damit wäre der Verein erstmals seit 1955 nicht mehr in einer der obersten zwei Spielklassen vertreten.

Was das kleinste Problem des Vereins ist. Denn wenn nicht schnell ein potenter Sponsor-Ersatz für die Hans-Linz-Finanzberatung aufgetrieben wird, ist die Profi-Lizenz für die kommende Saison nur eine Träumerei. Der Schuldenberg und die Rückstände bei den laufenden Kosten, die sich bis zum Sommer noch anhäufen werden, machen einen Geldgeber zur Notwendigkeit. Freilich: Während man für eine Saison in der Ersten Liga zumindest 1,5 Millionen Euro veranschlagen muss, ist eine halbwegs vernünftige Saison in der Regionalliga schon bei 400.000 Euro ausfinanziert. Nur wollen die natürlich ohne relevante Zuschauereinnahmen und ohne jegliches TV-Geld für einen finanzmaroden Verein auch erst einmal aufgetrieben werden. Natürlich, man muss es ja nicht gleich mit Aufrechterhaltung des vollen Profibetriebs samt Sekretariat versuchen, wie der GAK (der für die Regionalliga irrwitzige 3 Millionen veranschlagt hatte und darob natürlich gleich in den zweiten Konkurs schlitterte)…

Der neue Leoben-Präsident Lieber weiß also, was die Stunde geschlagen hat und gibt eine unmittelbare Zukunft in der Ersten Liga im Prinzip auf. Weil er weiß: Selbst, wenn die Mannschaft den beinharten Abstiegskampf übersteht, wird das Lizenzverfahren den Verein in die Regionalliga verbannen. Dann lieber gleich sparen, wo’s geht und das Unvermeidliche hinnehmen.

Wenn der Verein überlebt, hat Lieber alles richtig gemacht.

(phe)

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Weder Fisch noch Fleisch (Update) https://ballverliebt.eu/2008/06/11/weder-fisch-noch-fleisch/ https://ballverliebt.eu/2008/06/11/weder-fisch-noch-fleisch/#comments Wed, 11 Jun 2008 10:59:17 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=205 Weder Fisch noch Fleisch (Update) weiterlesen ]]> Ich hoffe ich beleidige jetzt nicht Gefühle unserer vegetarisch orientierten Leser, aber die Polen-Aufstellung ist Tofu und gibt mir Rätsel auf.

(T) Macho – (A) Prödl, Pogatetz, Stranzl, Garics – (M) Leitgeb, Ivanschitz, Aufhauser, Korkmaz – (S) Kienast, Hoffer

Wir werden – laut ORF Teletext * – morgen also 4-4-2 mit zwei waschechten Spitzen spielen. Finde ich prinzipiell gut, mein Vertrauen in die Dreierkette ist trotz der akzeptablen Leistung gegen Kroatien enden wollend. Zudem ersetzt Garics den gegen Kroatien arg überforderten Mittelfeldmann Gercaliu. Insgesamt ist diese Konstellation deutlich offensiver orientiert als die Panikvariante vom Montag. Das war es auch schon mit den positiven Erkenntnissen, kommmen wir nun zu den Fragen.

Wie ist denn da Leitgeb rein, und Säumel rausgerutscht?

Säumel hat am Montag bestimmt nicht die Partie seines Lebens gemacht, aber auch nicht enttäuscht. Trotzdem setzt Hicke auf einen Spieler, dessen Tagesform seit je her ziemlich starken Schwankungen unterworfen ist. Macht er bei Aufhauser zwar auch, aber reicht in der Hinsicht denn nicht ein Unsicherheitsfaktor. Immerhin: Hat er einen guten Tag, kann er für etwas Druck von hinten sorgen.

Wo ist Harnik?

Nigeria, Malta, Kroatien. Wo immer das Duo Korkmaz-Harnik in den vergangenen Wochen gemeinsam am Rasen war, hatten die Österreicher Flügelherrschaft auf beiden Seiten. Wir haben das hier, hier und hier sehr ausführlich besprochen, und mittlerweile dürfte diese Erkenntnis auch jeder Otto Normalzuseher teilen. Wieder nur über einen Flügel wirklich zu attackieren ist sinnfrei und läßt dem Gegner die Möglichkeit, sich besser einzustellen. Möglicherweise macht Hicke es genau deswegen, und will nach der Pause mit Harniks Einwechslung überraschen. Ich persönlich hätte ihn von Beginn an statt Aufhauser oder Leitgeb spielen lassen.

Roligol anyone?

Kein Linz in der Startaufstellung. Unser erfolgreicher Portugalexport hat gegen unseren ersten Gegner ebenfalls nicht brilliert, was man aber generell unserem Spiel vor dem Tor attestieren muss. Kienast konnte das nur leicht verbessern, was gut und gerne daran gelegen haben mag, dass er als eingewechselter Spieler deutlich frischer war. Mein Favoritenduo wären eigentlich Linz und Hoffer gewesen. Aber gut, hiermit kann ich leben (soviel Auswahl an echten Stürmern besteht ja nicht), rein vom Liganiveau her hätte trotzdem nur wenig an Roligol vorbeigeführt. Abseits der immer noch etwas unnachvollziehbaren Aufstellungspolitik Hickersbergers könnte Linz aber auch angeschlagen sein, er und Pogatetz konnten ja unmittelbar nach der Kroatien-Partie nicht trainieren.

Fazit

Trotz der angesprochenen Punkte ist diese Aufstellung in der Tat eine klare Verbesserung. Jedoch eine, die man ob der personellen Substanz hätte besser machen können. Mit Leitgeb ist nichts verloren, wenn er einen guten Tag hat, Kienast ist vielleicht aus gesundheitlichen Gründen für Linz reingerutscht. Wirklich unbegreiflich ist mir aber ein weiteres Mal, warum Kormaz und Harnik nicht gemeinsam auflaufen. Das könnte der potentielle Angriffshemmschuh morgen werden.

* (Update) Diese Aufstellung stand heute morgen noch ohne weiteren Kommentar im Teletext. Mittlerweile wird sie als „Mögliche Aufstellung“ deklariert. Etwaige Rückschlüsse meinerseits sind also mit Vorsicht zu genießen. Ich bin in dieser Hinsicht von einem Informationsvorsprung des ORF ausgegangen, der sich nicht bewahrheitet hat. Sorry!

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Waren Prügel notwendig? https://ballverliebt.eu/2008/01/24/waren-prugel-notwendig/ https://ballverliebt.eu/2008/01/24/waren-prugel-notwendig/#comments Thu, 24 Jan 2008 19:07:45 +0000 http://ballverliebt.wordpress.com/2008/01/24/waren-prugel-notwendig/ Waren Prügel notwendig? weiterlesen ]]> Es sieht fast so aus, als hätte jemand etwas Vernunft in Hickes Sturschädel reingeprügelt. Gegen die Deutschen ist Linz wieder dabei, wie auch Pogatetz. Und wie man hört, soll sogar in der „Causa Scharner“ Land in Sicht sein. Man möchte es gar nicht für möglich halten, dass es noch vor der EURO so weit sein könnte, dass der Teamchef über den Tellerrand seiner verletzten Eitelkeiten und den wahnsinnigen Ordern eines ahnungslosen Verbandspräsidenten hinausblickt.

Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass die Einberufung von Pogerl und Roligoal, wie auch die angekündigte Möglichkei einer Aussöhnung mit Scharner nicht nur Scheingefechte bleiben, um Anfang Februar die Deutschen zu täuschen…

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Falsches Spiel https://ballverliebt.eu/2007/11/29/falsches-spiel/ https://ballverliebt.eu/2007/11/29/falsches-spiel/#comments Thu, 29 Nov 2007 21:52:14 +0000 http://ballverliebt.wordpress.com/2007/11/29/falsches-spiel/ Falsches Spiel weiterlesen ]]> Falsches Spiel VON Roland Linz – oder falsches Spiel MIT Roland Linz? Diese Frage durfte einen schon beschäftigen, als unser Teamverweser H. den Portugal-Legionär auf drigendes Geheiß unseres ÖFB-Verwesers S. aus dem Team eliminierte, weil der einzige ersthafte Goalgetter aus Österreich so spielt, wie ein Goalgetter nun mal zu spielen hat – auf Chancen lauern und dann abdrücken. Wer sich nun nicht das (vorhersehbare) Unspiel der Austria in Schweden angetan, sondern sich das UEFA-Cup-Spiel Braga-Bayern bei den Kollegen des ZDF gegeben hat, der wurde in dieser Frage schlauer.

Denn, oh Wunder: Roland Linz spielte genauso wie im Nationalteam. Soll heißen: Über weite Strecken des Spiels steht er vorne, als alleinige Spitze, und tut gar nichts. Er hat auch keinerlei Defensiv-Aufgaben – sogar gegen den übermächtig scheinenden FC Bayern. In der kompletten 1. Hälfte war er vielleicht drei Mal am Ball. Er machte dabei sogar ein wunderschönes Tor aus einem sehenswerten Drehschuss; dass dieses wegen eines vorangegangen Fouls eines Mannschaftskollegen nicht zählte, war nicht sein Fehler.

Selbst, als die Bayern früh in der 2. Hälfte in Führung gingen, änderte sich der Spielstil der Portugiesen kaum, detto die von Roland Linz. Hie und da ließ er sich zurück zur Mittellinie fallen, aber im Großen und Ganzen wartete er weiterhin in der Spitze auf Zuspiele seiner Teamkollegen. Einmal kam eines an, Linz fackelte nicht lange, traf prompt zum Ausgleich. Ein weiteres Mal stand Linz völlig frei im Fünfmeterraum, wartete jedoch vergeblich auf das Zuspiel seines Mitspielers, der es (erfolglos) selbst versuchte.
Das Offensivspiel der Portugiesen aus dem Mittelfeld beschränkte sich zumeist auf Ball halten und Lücke suchen, ein- oder zweimal war eine da, es folgte der Pass auf Linz, Tor. Wenn man mal gnädig davon absieht, dass Braga technisch und taktisch natürlich besser war als das ÖFB-Team: Ein oder zwei Pässe auf die Spitze müsste auch die österreichische Nationalmannschaft zusammenbringen. Und wenn da vorne ein kaltblütiger Strafraumstürmer vom Spielstil Linz (oder analog Polster, wenn man so will) steht, anstatt einer nationalen Größe wie Kuljic, kann sogar ein Tor herausschauen. Selbst wenn der Gegner objektiv gesehen klar besser ist als man selbst.

Übrigens, Braga erreichte durch das Tor von Roland Linz ein sehr respektables 1:1. Die Frage wir also immer aktueller: Spielt Linz falsch, oder wird mit Linz falsch gespielt…?

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