Heraf – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Wed, 28 Feb 2018 09:29:34 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.1 Cyprus Cup: Sanfter Re-Boot bei den ÖFB-Frauen (plus: WoSo-Roundup) https://ballverliebt.eu/2018/02/26/cyprus-cup-oesterreich-frauen-woso-reboot/ https://ballverliebt.eu/2018/02/26/cyprus-cup-oesterreich-frauen-woso-reboot/#comments Mon, 26 Feb 2018 18:35:18 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=14488 Cyprus Cup: Sanfter Re-Boot bei den ÖFB-Frauen (plus: WoSo-Roundup) weiterlesen ]]> 2017 hat im österreichischen Frauenfußball viel Staub aufgewirbelt. Das Nischenprogramm ist in den Mainstream eingetreten. Aber 2017 ist vorbei. Das neue Länderspieljahr beginnt für die ÖFB-Frauen mit dem Cyprus Cup, live übertragen von ORF Sport plus, mit Spielen gegen alte Bekannte – und mit einer Suche. Einer Suche nach einem erneuerten Selbst.

„Wir brauchen auch eine neue Vision. Wir haben jahrelang darum gekämpft, Anerkennung zu bekommen und den Frauenfußball in Österreich zu etablieren. Nach der EM war das da, man ist präsent, wird geehrt, wird Sport-Team des Jahres. Jetzt muss man neue Visionen schaffen. Das ist ein wesentlicher Faktor. Um diesen inneren Antrieb, warum man das alles tut, am Laufen zu halten.“

Boom.

Für Dominik Thalhammer geht es beim dritten Auftritt der ÖFB-Frauen beim Cyprus Cup (den Österreich 2016 gewonnen hat) nicht nur um Sportliches, sondern vor allem darum, gedanklich wie sportlich nicht im so erfolgreichen Jahr 2017 stecken zu bleiben. „Natürlich will man Spiele gewinnen, aber das will jeder“, sagt der Teamchef. Aber auch er weiß: Die Mentalität war in den letzten sechs Jahren ein wichtiger Baustein auf dem Weg zum Erfolg.

Auch sportliche Re-Orientierung

Das Jahr 2017 endete mit einem zähen 2:0-Sieg über Israel und einem 0:4-Debakel in Spanien. Spiele, in denen es so wirkte, als würde die geistige Frische nach einem intensiven Jahr ohne Sommerpause fehlen. Wie das neudefinierte Fernziel aussehen soll, wird Teil der Arbeit beim Cyprus Cup sein. In gleichem Maße geht es aber auch um sportliches Tuning.

Gerade gegen stärkere Teams (also England und 2x Holland in Tests und gegen Frankreich und 2x Spanien bei der EM bzw. der WM-Quali) agierten den ÖFB-Frauen sehr defensiv. Gerade beim 0:4 auf Mallorca hatte Spanien die verwundbaren Punkte des Systems und der Spielweise aufgedeckt. Österreich – jenes Team, das sich über seine flexible Unberechenbarkeit definierte – war berechenbar geworden.

Darum wird der Fokus auf das Spiel nach vorne gelegt. „Wir müssen im Ballbesitz schon variantenreicher werden“, fordert Thalhammer. Und zwar nicht nur gegen die Israels und Serbiens dieser Welt, sondern auch gegen die richtig Guten. Also auch gegen Spanien.

Wieder mal Spanien

Dass Österreich 2017/18 zweimal gegen Spanien spielen würde – Stichwort WM-Quali – ist schon seit einem Jahr klar. Dann kam das EM-Viertelfinale dazu. Und dann, am 7. Dezember, ergab die Auslosung zum Cyprus Cup ein viertes Spiel gegen diesen Gegner im Zeitraum von Juli 2017 bis April 2018. „Dass Spanien bei uns in der Gruppe ist, ist vielleicht etwas eigenartig“, sagt Thalhammer. Kann man wohl übersetzen mit: Hätte nicht sein müssen.

Wie man das Spiel gegen Spanien anlegt, mit dem es am Mittwoch (28. Februar, 17.00 Uhr MEZ) in Zypern beginnt? „Anders als in Mallorca“, kündigt Thalhammer an. No na. Aber wirklich in die Karten wird er sich auch in Larnaca nicht blicken lassen: „Entscheidend ist, was wir im WM-Quali-Spiel am 10. April in der Südstadt gegen Spanien machen!“

Tschechien und Belgien

Die anderen beiden Gruppengegner sind Tschechien (Freitag, 2. März, 12 Uhr MEZ) und Belgien (Montag, 5. März, 17 Uhr MEZ). In der Weltrangliste (siehe die Klammern in der Übersicht oben) ist Österreich vor diesen beiden Teams klassiert, aber das muss gerade in so einem Testspiel-Turnier nicht viel heißen.

„Tschechien hat sich im Herbst gegen Deutschland gut verkauft“, erinnert sich Thalhammer. Das tschechische Team um Bayern-Legionärin Lucie Vonkova agierte im WM-Qualispiel forsch und frech, presste die Deutschen an und unterlag nur wegen eines reichlich dümmlichen Eigentores mit 0:1.

Belgien debütierte letztes Jahr, wie Österreich, bei der EM und machte trotz des Vorrunden-Aus eine ordentliche Figur – nicht nur beim Sieg gegen Norwegen, sondern auch bei den knappen Niederlagen gegen die späteren Finalisten Holland und Dänemark. „Es sind beide Teams schwere Gegner, bei denen man davon ausgehen kann, dass es schwer wird.“

Aber das ist ja auch der Sinn der Sache.

Am Mittwoch (7. März) folgt noch das Platzierungsspiel gegen eine Mannschaft aus einer anderen Gruppe. Das kann im Grunde jeder sein, auch Nordkorea: Die Asiatinnen sind kurzfristig für das ursprünglich genannte Team aus Trinidad & Tobago eingesprungen. Der einzige Teilnehmer, gegen den die ÖFB-Frauen noch nie gespielt haben, ist Südafrika. Deren Teamchefin Desiree Ellis ist eine von nur zwei weiblichen UND schwarzen Nationaltrainerinnen unter Afrikas Top-Teams (die andere ist Clémentine Touré von der Elfenbeinküste).

100er für Burger, Comeback von Schnaderbeck

Erstmals seit dem EM-Halbfinale gegen Dänemark letzten Sommer ist auch Kapitänin Viktoria Schnaderbeck wieder mit an Bord, sie hat den kompletten Herbst wegen einer Patellasehnenverletzung passen müssen. Zuletzt hat sie schon für Bayern München die ersten beiden Bundesliga-Spiele nach der Winterpause jeweils über 90 Minuten absolviert – so auch bei der 1:3-Niederlage gegen den SC Freiburg mit Sarah Puntigam.

„Sicher fehlt ihr ein halbes Jahr Spielpraxis, aber sie hat ja nun eben schon in der Liga gespielt“, sagt Thalhammer: „und alleine, dass sie wieder dabei ist, ist aufgrund ihrer Persönlichkeit wichtig.“ Es war nicht zuletzt ihre Routine und ihre ordnende Hand, die beim 0:4 in Mallorca gefehlt hat.

Nicht dabei ist neben Flügelstürmerin Lisa Makas (Kreuzbandriss) auch Offensiv-Allrounderin Nici Billa (Grippe) und Angreiferin Simona Koren (Knöchel). Außenspielerin Verena Aschauer ist nicht ganz fit, ein Einsatz in den späteren Spielen dürfte aber möglich sein. Erstmals dabei ist U-19-Teamspielerin Julia Hickelsberger, auch Annelie Leitner könnte ihr Debüt geben.

Und für Nina Burger gibt es gleich zwei spezielle Anlässe: Zum einen wird das Platzierungsspiel ihr 100. Einsatz im Nationalteam sein (wenn sie in allen Partien zum Einsatz kommt, wovon auszugehen ist). Sie wird die erste Österreicherin überhaupt mit einer dreistelligen Länderspiel-Zahl sein. Und: Sie wird auch die erste Spielerin über 30 sein, die in der seit 2011 dauernden Ära von Dominik Thalhammer in der Start-Elf sein wird. Im Dezember hatte sie ihren runden Geburtstag gefeiert und wäre Torhüterin Jasmin Pfeiler letztes Jahr nicht in einem Testspiel eingewechselt worden, wäre Burger überhaupt die erste.

(Nur der Vollständigkeit halber: Die letzte Ü-30-Spielerin in der Start-Elf war Sonja Spieler im August 2010 unter Thalhammers Vorgänger Ernst Weber.)

Kader Österreich: Tor: Jasmin Pal (21, Innsbruck, 0 Länderspiele, 0 Tore), Jasmin Pfeiler (33, Landhaus, 20/0), Manuela Zinsberger (22, Bayern/GER, 39/0). Abwehr: Marina Georgieva (20, Potsdam/GER, 1/0), Gini Kirchberger (24, Duisburg/GER, 54/1), Sophie Maierhofer (21, Univ. Kansas/USA, 17/1), Katharina Naschenweng (20, Sturm Graz, 9/0), Katharina Schiechtl (25, Bremen/GER, 32/4), Viktoria Schnaderbeck (28, Bayern/GER, 59/2), Carina Wenninger (28, Bayern/GER, 74/3). Mittelfeld: Verena Aschauer (24, Sand/GER, 52/6), Barbara Dunst (20, Duisburg/GER, 14/0), Jasmin Eder (25, St. Pölten, 37/1), Laura Feiersinger (24, Sand/GER, 56/8), Julia Hickelsberger (18, Neulengbach, 0/0), Nadine Prohaska (27, St. Pölten, 79/7), Jenny Klein (19, St. Pölten, 1/0), Sarah Puntigam (25, Freiburg/GER, 78/11), Sarah Zadrazil (25, Potsdam, 53/7). Angriff: Nina Burger (30, Sand/GER, 96/52), Stefanie Enzinger (27, St. Pölten, 10/1), Annelie Leitner (21, Univ. Indiana/USA, 0/0), Viktoria Pinther (19, St. Pölten, 13/0). Teamchef: Dominik Thalhammer (47).

Sarah Zadrazil hat ihren Vertrag in Potsdam übrigens um zwei Jahre bis 2020 verlängert, bei den Bayern ist Manu Zinsberger nun die unumstrittene Nummer eins (Finnlands Team-Keeperin Tinni Korpela, die im Herbst schon nur noch auf der Bank saß, ging im Winter zu Vålerenga Oslo) und Viktoria Pinther wird im Sommer in die deutsche Bundesliga zum SC Sand wechseln.

Was passiert 2018 in der WoSo-Welt?

Was große Turniere angeht: Nix („WoSo“ ist im Übrigen eine gängige Abkürzung für „Women’s Soccer“). 2015 war die Weltmeisterschaft (mit dem Titel für die USA), 2016 war Olympia (mit der Goldmedaille für Deutschland zum Abschied von Silvia Neid), 2017 war die Europamesiterschaft (mit dem österreichischen Halbfinal-Einzug und dem Heimtriumph von Holland).

Nach diesem schon traditionellen Dreier-Rhythmus – WM, Olympia, EM – folgt stets ein Zwischenjahr, und zwar immer im Jahr einer Herren-WM. Für die Frauen steht dieses immer ganz im Zeichen der Qualifikation für die kommende Weltmeisterschaft. Das ist auch heuer der Fall: Neben den sieben Quali-Gruppen und dem folgenen Playoff in Europa gibt es dieses Jahr die anderen kontinentalen Turniere, bei denen es auch um die Vergabe der WM-Tickets geht.

Den Anfang machen der Asien-Cup (im April in Jordanien, fünf Tickets) und die Copa América Femenino (im April in Chile, zwei Fix- und ein Playoff-Ticket). Im Oktober spielen die CONCACAF-Teams (drei Fixplätze, ein Playoff-Platz) und schließlich gibt es im November noch den Ozeanien-Cup (ein Ticket, höchstwahrscheinlich für Neuseeland) und den Afrikacup (in Ghana, drei WM-Plätze).

Ein Österreicher ist quasi fix bei der WM

Neben der Europa-Quali ist aus österreichischer Sicht vor allem das Ozeanien-Turnier interessant. Klingt komisch, liegt aber an Andi Heraf: Der Ex-Teamspieler, der als Trainer schon zwei ÖFB-U-20-Weltmeisterschaften bestritten hat, wurde letzten Sommer ja Sportdirektor des neuseeländischen Verbandes und im Winter, nach dem Rücktritt von Tony Readings, auch Teamchef der „Football Ferns“, also des Frauen-Nationalteams.

Da in Ozeanien erstmals Teilnahmepflicht herrscht, sind in der Vorqualifikation (ein Mini-Turnier auf US-Samoa, kein Schmäh) Spiele von der Qualität von bestenfalls heimischen Landesliga-Frauenspielen zu erwarten und beim Turnier selbst einige Resultate, die jeden NFL-Fan die Köpfe schütteln lassen würden (also 24:0 aufwärts).

Dass Neuseeland sich hier selbst dann locker durchsetzen würde, wenn Heraf eine U-17-Auswahl auf das Feld schickt, steht außer Frage. Daher ist es auch wesentlich entscheidender, wie sich Neuseeland bei den diversen Länderspiel-Touren anstellt. Im Rahmen des Trainingslagers in Spanien wird beispielsweise am 4. und 6. März jeweils gegen Schottland getestet.

Die Causa Phil Neville

England war sowohl bei der WM 2015 als auch bei der EM 2017 im Halbfinale, über Fußball wird im Lager der Lionesses aber seit einem halben Jahr schon nicht mehr geredet. Da war erst der Rassismusskandal um Erfolgstrainer Mark Sampson. Dann kam auch noch auf, dass sich Sampson bereits vor seinem Engagement bei der FA einigen Spielerinnen eher unsittlich genährt hat, das spülte ihn endgültig aus dem Amt.

Nicht aber jene Herren bei der FA, welche die (intern wohlbekannten) Vorwürfe ignoriert hatten, als sie Sampson 2014 engagierten. Entsprechend dilettantisch lief dann auch die Suche nach einem Nachfolger. Der Name von Phil Neville soll erstmals zu später Stunde an einer Hotelbar gefallen sein, er selbst hatte sich weder beworben noch sonst irgendwo jemals als Chef-Trainer gearbeitet. Schon gar nicht im Frauenfußball.

Jedenfalls bekam er im Jänner tatsächlich den Zuschlag. Er entfernte noch hastig ein paar (recht offensichtlich augenzwinkernd gemeinte, aber dennoch ausnehmend ungeschickte) frauenfeindliche Tweets aus seiner Timeline und gab sich danach sichtlich Mühe, seine Arbeit möglichst seriös anzugehen. Er holte sich Ex-Lionesses-Kapitänin Casey Stoney als Co-Trainerin – die Liverpool-Verteidigerin absolvierte am Wochenende ihre letzes Spiel als Aktive.

Beim dritten SheBelieves Cup in den USA (diesmal in Columbus, New York und Orlando) trifft England wie immer beim SBC auf die Amerikanerinnen, die Deutschen und die Französinnen.

Dänemark-Streik auch juristisch erledigt

Die Spielerinnen von EM-Finalist Dänemark haben ja im Herbst das Qualifikationsspiel in Schweden platzen lassen – im Streik gegen den Verband. Dieser hatte sich nämlich beharrlich geweigert, die Versicherung für die Spielerinnen während ihrer Zeit beim Nationalteam zu übernehmen, was diese nicht auf sich sitzen lassen wollen.

Der Streit zwischen DBU und Spielerinnen ist beigelegt, das Spiel gegen Schweden wurde mit 0:3 strafbeglaubigt. Dänemark bekam eine Geldstrafe und eine Sperre auf Bewährung. Schweden berief gegen dieses Urteil und ließ es auf einen Ausschluss Dänemarks aus der laufenden WM-Qualifikation ankommen, aber die UEFA hat kürzlich entschieden: Nein, Dänemark darf weiterspielen.

Ein Ausschluss hätte Dänemark mehr geschadet als Schweden genützt – denn durch den 3:0-„Heimsieg“ gegen den Nachbarn auf dem grünen Tisch ist das WM-Ticket für Schweden, WM-Finalist von 2003, ohnehin nur noch Formsache. Gegen die anderen in der Gruppe nicht blamieren und in Dänemark nicht mit minus vier verlieren, das schafft auch ein Schweden im Umbau.

Dänemark nimmt übrigens (wie auch Schweden, Europameister Holland, Norwegen, Kanada, Japan und Australien sowie China) in dieser Woche beim Algarve Cup teil. Der Istrien-Cup, der seit 2013 ausgetragen worden war, ist nicht mehr zustande gekommen – angesichts des dünnen Teilnehmerfeldes und der horrend schlechten Plätze in den letzten Jahren keine Überraschung.

Neu ist dafür der Turkish Women’s Cup in Antalya, bei dem beispielsweise Polen, Rumänien, die Ukraine und auch Mexiko teilnehmen.

Kanada: Zu den Männern degradiert

Einen nicht ganz alltäglichen Wechsel gab es in Kanada. John Herdman, der in seiner sechsjährigen Amtszeit aus einem guten Mitläufer eine auch taktisch sehr interessante Weltklasse-Truppe geformt hatte, ist nicht mehr Teamchef der kanadischen Frauen. Er wurde im Gegenzug zur einer fetten Gehaltserhöhung zu den kanadischen Männern degradiert.

Hä?

Hintergrund ist vermutlich, dass Herdman (ein Engländer) ein sehr interessantes Angebot hatte, Englands Frauen zu übernehmen. Es ist auch genauso möglich (und bei den Dilettanten bei der FA sogar recht wahrscheinlich), dass Herdman KEIN Angebot aus England hatte, aber entweder so tat, als hätte er eines – oder aber, der kanadische Verband machte sich in die Hose, dass Herdman ein Angebot aus England haben könnte.

Long story short: Man bezahlte Herdman viel Geld, dass er die Männer übernimmt und damit dem Verband erhalten bleibt. Kanadas Männer sind sinnlos, vor ein paar Jahren gab es ein 0:8 in Honduras, selbst die Finalrunde der WM-Qualifikation wurde gefühlt seit der Stummfilmzeit nicht mehr erreicht. Ein sportlicher Aufstieg ist der Wechsel nicht.

Ebenso erstaunlich: Die Qualität des Coachings dürfte beim Frauen-Team dennoch nicht schlechter werden, wenn überhaupt. Kenneth Heiner-Møller, der Dänemarks Frauen 2013 als mit Abstand am Besten gecoachtes Team des Turniers ins EM-Halbfinale geführt hatte (hier unser Interview mit ihm von damals) und zuletzt Herdmans Co, übernimmt.

]]>
https://ballverliebt.eu/2018/02/26/cyprus-cup-oesterreich-frauen-woso-reboot/feed/ 2 standard
Alle vier in der Elite-Runde: ÖFB-Nachwuchs 2016 https://ballverliebt.eu/2016/03/17/alle-vier-in-der-elite-runde-oefb-nachwuchs-2016/ https://ballverliebt.eu/2016/03/17/alle-vier-in-der-elite-runde-oefb-nachwuchs-2016/#comments Thu, 17 Mar 2016 19:28:46 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12196 Alle vier in der Elite-Runde: ÖFB-Nachwuchs 2016 weiterlesen ]]> Vier Chancen in drei Wochen: Von 19. März bis 10. April sind die U-17- und U-19-Nationalteams der Burschen wie der Mädels in ihren jeweiligen EM-Qualifikationen in den entscheidenden Elite-Runden zugange. Jedes der vier Teams darf sich durchaus Chancen ausrechnen, durchzukommen, auch je nach Auslosung. Augenfällig ist aber, dass der allgemeine Trend im ÖFB zu immer stärkeren Nachwuchs-Teams nicht abreißt.

Hier eine Übersicht über die vier Teams, die allesamt ihre Vorrunden im Herbst relativ locker überstanden haben.

U-19-Burschen: Ein „Neuseeländer“ ist wieder dabei

In Baden-Würtemberg geht im Juli die U-19-EM der Burschen über die Bühne, der deutsche Gastgeber spielt das Eröffnungs-Match im Stuttgarter Stadion, das Gros der Partien wird aber in Zweit-, Dritt- und Regionalliga-Stadien (von Ulm über Aalen bis Heidenheim) ausgetragen. Zum DFB-Team kommen noch sieben weitere Teilnehmer, wie bei diesem Bewerb immer.

Neben dem Titel geht es auch um einen der fünf europäischen Plätze für die U-20-WM in Südkorea im Sommer 2017. Ja, fünf: Denn einen Platz (von den bisher sechs europäischen Slots) hat die UEFA an Ozeanien verloren. Kein Witz: Neben Neuseeland hat nun ein weiterer Südsee-Inselstaat einen Fix-Platz bei der WM. Früher reichte es, bei der U-19-EM Gruppendritter zu werden, nun spielen sich die Gruppendritten in einem Entscheidungs-Spiel das WM-Ticket aus.

Auf das auch das österreichische Team von Rupert Marko spitzt. In der Quali-Vorrunde hatte man in Georgien keine nennenswerten Probleme mit Albanien (2:1, später wegen Einsatzes eines nicht spielberechtigten Albaners 3:0 gewertet) und Wales (2:0) und kam zu einem 0:0 gegen Georgien. Nun geht es in der Elite-Runde von 24. bis 29. März in der Oststeiermark gegen Tschechien, Rumänien und die Slowakei – der Gruppensieger qualifiziert sich für die EM.

Diese relativ günstige Auslosung hat man der Tatsache zu verdanken, dass man wegen der Erfolge der jüngeren Vergangenheit aus dem 2. Topf gezogen wurde. Natürlich sind die Tschechen mit ihrer traditionell großartigen Jugend-Arbeit zu favorisieren, nachdem es dieser ÖFB-Jahrgang hat es vor zwei Jahren in der Elite-Runde mit Holland, Frankreich und Schweden (1 Sieg, 2 Niederlagen) wirklich knüppelhart erwischt hatte.

U-19 Burschen
Die U-19-Burschen des ÖFB

In der Stammformation befinden sich vier Legionäre (Angreifer Jakupovic von Middlesbrough, Außenstürmer Gmeiner von Stuttgart sowie Innenverteidiger Posch von Hoffenheim und der aus der Red-Bull-Akademie nach Stuttgart geflüchtete Stefan Peric). Gegenüber der Vorrunde sind mit dem von den Sturm-Fans seit Langem in der Start-Elf geforderte Sandi Lovric und Admira-Shootingstar Philipp Malicsek zwei potenziell entscheidende Spieler mit mehr oder weniger Bundesliga-Erfahrung dazugekommen. Und: Konrad Laimer ist auch für die Elite-Runde nominiert. Er war schon mit dem vorletzten (!) Jahrgang bei der WM in Neuseeland dabei. Das ist eine riesige Routine, die unbezahlbar wichtig sein kann.

Rechtsverteidiger Sandro Ingolitsch kommt seit der Winterpause regelmäßig beim FC Liefering in der Ersten Liga zum Einsatz, Mittelfeld-Option Xaver Schlager ist dort eine fixe Größe; Offensivspieler Albin Gashi spielt immerhin bei den Rapid-Amateuren in der Regionalliga regelmäßig.

Blickt man zwei Jahre zurück und vergleich man, liegt die Vermutung nahe: Dieser Jahrgang ist individuell zum Teil deutlich weiter, als es jenes Team (um Bytyqi, Grillitsch, Lienhart und Gugganig) war, das dann ins EM-Halbfinale und ins WM-Achtelfinale gekommen ist. Wenn man nun über die Eliterunden-Gegner (vornehmlich vermutlich eben die Tschechen) drüber kommt, ist in Richtung WM sicher alles möglich.

U-19-Mädels: Truppe mit EM-Erfahrung

Vor zwei Jahren war erstmals eine Frauenfußball-Auswahl des ÖFB bei einer EM-Endrunde mit dabei – es waren damals die U-17-Mädels, die in England Gruppendritter wurden. Fast alle, die damals dabei waren, sind nun auch im Kader, wenn es um die Qualifikation für die U-19-EM-Endrunde in der Slowakei geht.

Allerdings: England war damals das einzige Team, gegen das die ÖFB-Mädels verloren haben, und England ist genauso wie Schweden und Belgien nun der Gegner in der Elite-Runde. Eine harte Gruppe, die da zwischen 5. und 10. April in Schweden über die Bühne geht. Der Sieger ist bei der Endrunde dabei, dazu ist noch einer der sechs Gruppenzweiten ebenso für das Turnier in der Slowakei qualifiziert. In der Vorrunde zerstörte Österreich Albanien mit 8:1, gewann durch einen Elfer in der Schlussphase 1:0 gegen die Ukraine und verlor 1:2 gegen Schottland.

Die U-19-Mädels des ÖFB
Die U-19-Mädels des ÖFB

Bei der ÖFB-Auswahl von Teamchefin Irene Fuhrmann kommen durch die Bank Stammkräfte aus der heimischen Bundesliga zum Einsatz, durch die Bank Spielerinnen aus dem Nationalen Zentrum für Frauenfußball in Österreich – so, wie es seit Gründung dieser Institution üblich ist. Der Kader kennt sich in- und auswendig und trainiert öfter zusammen als Klub-Teams. Das ist ein großer Vorteil.

Gerade das Mittelfeld-Zentrum mit Katharina Aufhauser (schon mit 15 Jahren in der „Ersten“ des damaligen Abo-Meister Neulengbach im Einsatz) und Barbara Dunst kann sich grundsätzlich sehen lassen; Dunst ist aber beim A-Team wird nicht an der Elite-Runde teilnehmen können. Die Außenverteidigerinnen Anna Egretzberger und Katharina Naschenweng gehören zu den besseren in der Liga, Innenverteidigerin Adina Hamidovic wurde gerade vom überlegenen Leader St. Pölten verpflichtet. Für diesen Klub hat Sturmspitze Viktoria Pinther schon im Europacup getroffen (war zuletzt aber verletzt), Angriffs-Partnerin Sarah Lackner führt bei Wacker Innsbruck die interne Schützenliste an.

Aus österreichischer Sicht ist die womöglich die beste U-19 seit dem unglaublichen 1993er-Jahrgang mit Zadrazil, Aschauer, Kirchberger, Pöltl, Schiechtl und Koren (heute allesamt Regulars im A-Kader), der vor vier Jahren in der Elite-Runde nur an England scheiterte. Diesmal lauern zwei namhafte Kontrahenten in der Elite-Runde, eine Qualifikation Österreichs wäre keine Sensation – erwarten darf man sie aber auch nicht.

U-17-Burschen: Arases Altersgenossen

Zum zweiten Mal wird die Endrunde der 17-Jährigen wieder mit 16 Teams statt wie in den Jahren davor mit acht ausgetragen. Die Chancen also, dass zum zweiten Mal hintereinander die U-17 des ÖFB bei der Endrunde (die im Mai in Aserbaidschan steigt) dabei ist, stehen durchaus gut. Letztes Jahr hatten sich die 98er unter Manfred Zsak qualifiziert, heuer hat der 99er-Jahrgang mit Andi Heraf  auch durchaus gute Chancen.

In der Elite-Runde geht es von 29. März bis 3. April im französischen Baskenland gegen Frankreich, Griechenland und Island. Der Gruppensieger qualifiziert sich für die Endrunde, ebenso die sieben besten Zweiten aus den acht Gruppen. Weil in einer anderen, schon abgeschlossenen Gruppe Spanien mit fünf Punkten Zweite wurde, heißt das: Ein zweiter Platz mit zwei Siegen reicht Österreich in jedem Fall.

Die U-17-Burschen des ÖFB
Die U-17-Burschen des ÖFB

In der Vorrunde setzte sich das Team mit Siegen gegen Litauen (2:0) und Luxemburg (2:1) sowie einem 1:1 gegen Serbien als Gruppensieger durch, aber wie stark das Team wirklich ist, lässt sich – wie meistens bei U-17-Teams – nicht abschätzen. Die Burschen rekrutieren sich logischerweise fast komplett aus den in der ÖFB-Jugendliga beschäftigten Akademien. Die Spiele gegen Litauen und Luxemburg waren trotz grundsätzlicher Überlegenheit recht zähe Angelegenheiten, gegen Serbien sah man offenbar ganz gut aus. Die zwei vermutlichen Haupt-Gegner um den zweiten Platz, Griechenland und Island, spielten schon in der Vorrunde gegeneinander und kamen als Zweiter und Dritter hinter Dänemark weiter.

Bei zwei Mehrnationen-Miniturnieren klassierte sich der 99er-Jahrgang jeweils als Zweiter, dazu gab es einen Sieg über den brasilianischen 2000er-Jahrgang vor 4.000 Zusehern in Klagenfurt (allerdings waren da nur sechs Spieler aus dem aktuellen Kader dabei – Burgstaller, Meisl, Maresic, Baumgartner, Müller und Meister). Der wahrscheinlich beste Spieler des Jahrgangs ist Rapid-Offensivtalent Kelvin Arase. Der in Wien aufgewachsene gebürtige Nigerianer hat schon das Interesse einiger englischer Klubs geweckt, ist ein Regular in der Hütteldorfer U-16 und erzielt auch mal außergewöhnliche Tore.

Das Grundgerüst der ÖFB-U-17 bilden Burschen aus der Red-Bull-Akademie von Salzburg – Innenverteiger Luca Meisl und Außenverteidiger Alexander Burgstaller sind Startelf-Spieler in der Mozartstadt, Stürmer Nicolas Meister ist Wechselspieler. Torhüter Mario Schragl wechselte letzten Sommer von Salzburg zu Borussia Dortmund, wo er Einser-Goalie in der B-Junioren-Bundesliga-Mannschaft (Tabellenführer in der West-Region) ist.

Sechser Dario Maresic ist im Winter mit erst 16 Jahren zur Stammkraft im Regionalliga-Team von Sturm Graz befördert worden, Philipps Bruder Lukas Malicsek ist dies in der U-18 der Admira, Innenverteidiger Alexander Borkovic ist aus der U-18 der Austria nicht wegzudenken, Altachs ZM-Talent Valentino Müller aus jener der Vorarlberg-Akademie. Der Vorarlberger Maurice Mathis ist Stammkraft in der B-Jugend von 1860 München, spielt dort als Sturmspitze (wie auch in der Vorrunde im Herbst zum Teil im ÖFB-Team), laboriert in den letzten Wochen aber an einer Schambein-Entzündung.

Wegen der fehlenden Vergleichsmöglichkeiten ist es wie erwähnt kritisch, eine Einschätzung der relativen Stärker gegenüber der Konkurrenz zu machen. Aber diese U-17 hat zumindest in jedem Fall eine realistische Chance, sich ein Endrunden-Ticket zu sichern.

U-17-Mädels: Zweitliga-Stammkraft mit 14 Jahren

In der Ausgangssetzliste ist die weibliche U-17 des ÖFB, der 99er-Jahrgang, in Europa auf dem zehnten Rang gestanden. In der Vorrunde in Kasachstan wurde trotz weit von europäischen Standards entfernt liegendem Umfeld mit drei Siegen ohne Gegentor entsprechend souverän der Gruppensieg eingefahren.

In der Elite-Runde wird die Aufgabe aber zwischen 19. und 24. März wird trotz Heimvorteil (alle drei ÖFB-Spiele werden in Rohrendorf bei Krems gespielt) um mehrere Klassen schwieriger. Deutschland, Schweiz und Russland lauten die Gegner in Dominik Thalhammers letztem Mini-Turnier als U-17-Teamchef – im Zuge seiner Beförderung zum Sportlichen Leiter der Traineraus- und -fortbildung im ÖFB wird er nach diesen drei Spielen den Posten an seinen Noch-Co-Trainer Markus Hackl übergeben. Um sich für die Endrunde in Weißrussland zu qualifizieren, muss man Gruppensieger oder bester Zweiter werden. Bei der Endrunde geht es auch um drei Plätze für die U-17-WM in Jordanien im Herbst.

U-17
Die U-17-Mädels des ÖFB

Ein Großteil des Kaders ist trotz des jungen Alters schon Stammpersonal von österreichischen Bundesligisten. Das gilt für das Neulengbacher Mittelfeld-Duo mit Besijana Pireci und Jennifer Klein ebenso wie für das Linzer Trio von Kleinmünchen, das mit Laura Wienroither (im Klub in der Offensive, im Team LV), Vanessa Hartl und Sandra Mayrhofer in der Abwehr agiert sowie für Laura Krumböck vom Triestingtaler Bundesligisten Altenmarkt. Ihre Klub-Kollegin Chiara Schaub, kleine Schwester von Louis, ist auch im Elite-Runden-Kader dabei.

Stürmerin Jana Scharnböck ist aus dem Innviertel und spielt über der Grenze in Passau ihren Vereinsfußball, Innenverteidigerin Maileen Mößner – in Heilbronn geboren – in der U-17 des deutschen Bundesligisten Hoffenheim.

Evelin Kurz ist Leistungsträgerin in der 2. Mannschaft von Meister St. Pölten in der zweiten Liga und durfte bei der „Ersten“ auch schon reinschnuppern; Stürmerin Magdalena Bachler spielt in der 2. Liga bei West-Leader Bergheim. Beachtenswert auch Keeperin Milena Zink: Eine Woche nach ihrem 14. Geburtstag wurde sie in Wr. Neustadt zur Stamm-Keeperin in der 2. Liga, seit Sommer hütet sie das Tor bei Zweite-Liga-Ost-Leader Erlaa. Sie wird überhaupt erst nach der U-17-Endrunde 16 Jahre alt.

Wie bei den Herren ist mangels Vor-Erfahrung eine Einschätzung der Stärke schwierig. Thalhammer schwärmte im Herbst von der hohen Qualität der Truppe, aber Deutschland und auch die Schweiz (deren letzter U-17-Jahrgang ins EM-Finale gekommen ist) sind eben auch knüppelharte Gegner. Es wird sehr schwer für Österreich.

——-

Klick-Tipp: Alle österreichischen Junioren-Endrunden-Teams seit 1997.

]]>
https://ballverliebt.eu/2016/03/17/alle-vier-in-der-elite-runde-oefb-nachwuchs-2016/feed/ 2 standard
Österreichs U-Turniere im Überblick: Spiegelbild einer Entwicklung https://ballverliebt.eu/2015/04/24/oesterreichs-u-turniere-im-ueberblick-spiegelbild-einer-entwicklung/ https://ballverliebt.eu/2015/04/24/oesterreichs-u-turniere-im-ueberblick-spiegelbild-einer-entwicklung/#comments Fri, 24 Apr 2015 11:10:44 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11002 Österreichs U-Turniere im Überblick: Spiegelbild einer Entwicklung weiterlesen ]]> Erstmals in der Geschichte des österreichischen Fußballs stehen im Jahr 2015 gleich drei Turniere mit ÖFB-Beteiligung an. Die Teilnahmen an der U-17-EM (im Mai), der U-20-WM (im Juni) und er U-19-EM (im Juli) markieren den Höhepunkt einer erfreulichen Entwicklung, die in den letzten zwölf Jahren das gestiegene Bewusstsein für die Wichtigkeit von guter Nachwuchs-Arbeit widerspiegelt.

Ein krasser Gegensatz zur verlorenen Generation, die 1997 beinahe U-16-Europameister geworden wäre.

The Lost Boys

Finale der U-16-EM 1997
Finale der U-16-EM 1997

Der 1980er-Jahrgang gilt gemeinhin als Parade-Beispiel, wie Ende der Neunziger, Anfanger der Nuller-Jahre der Nachwuchs zugunsten von dritt- und viertklassigen Legionären vernachlässigt wurde. Im Mai 1997 kämpften sich die Burschen unter Teamchef Paul Gludovatz bei der U-16-EM in Niedersachsen ins Finale – mit Siegen gegen Polen (4:0) und die Ukraine (2:0) und einem 0:2 gegen Spanien, danach gab’s im Viertelfinale ein 3:0 über die Türkei und im Semifinale einen Sieg im Penalty-Schießen gegen die Schweizer.

Im Finale traf man wieder auf die Spanier um Torhüter Iker Casillas, hielt trotz spanischem Dauerdruck das 0:0 und unterlag im Elferschießen – Lukas Habeler verschoss.

Natürlich: Viele Spieler der Sieger haben auch keine große Karriere hingelegt. Halbwegs respektabel verlief die Karriere neben dem Torhüter noch für Corona (der aktuell bei Almeria spielt) und für Gurrutxaga (Real Sociedad, Rayo Vallecano); Camacho spielte 2002 mit dem schottischen Klub Livingston im Europacup gegen Sturm Graz. Allerdings ist bei Österreich überhaupt niemand dabei, dem man eine wirklich große Karriere attestieren kann.

Alexander Ziervogel war einige Zeit Stammspieler bei der Admira, Jürgen Kampel ist ein Urgestein der Ersten Liga (spielte beim FC Kärnten und bei Austria Lustenau), Thomas Eder spielte vor der Red-Bull-Übernahme bei Salzburg, Philipp Frenzl war in der Interwetten-Zeit bei Untersiebenbrunn beschäftigt, Marc Niemetz spielte in Gratkorn Erste Liga. Pascal Ortner hätte wohl das Talent für mehr gehabt, kam aber kaum über die Zweitklassigkeit hinaus; Ümit Erbay schnupperte bei Rapid mal rein, schaffte aber den Durchbruch.

Die erfolgreichste Laufbahn hat sicher Torhüter Hans-Peter Berger hinter sich: Cupsieger bei Pasching, Stammkraft in der Bundesliga bei Ried, Portugal-Legionär bei Leixoes, zahlreiche U-21-Länderspiele. Aber der Rest ist zum Teil selbst Experten kein Begriff mehr. Kapitan Christian Mikula verließ die Austria als 22-Jähriger, ohne jemals für die „Erste“ gespielt zu haben, Lukas Habeler spielte eine Zweitliga-Saison beim Sportklub, Friessnegger pendelte zwischen Regional- und Kärntner Liga, Alexander Unger zwischen Rohrbach und Gallneukirchen, Yalcin Demir verbrachte den Großteil seiner Karriere in Grieskirchen und Bad Schallerbach und Bernd Kren wechselte jedes Jahr seinen Verein – von Stadlau über Enzesfeld und Langenzersdorf bis Stetten.

Mit dem Final-Einzug qualifizierte man sich für die U-17-WM in Ägypten, dort holte Paul Gludovatz Martin Stranzl (1860 München), Paul Scharner (Austria), Wolfi Mair (FC Tirol) und Michael Mörz (Mattersburg) in den Kader, man kassierte aber dennoch kräftig Prügel – 0:7 gegen Brasilien (ein Tor von Ronaldinho), 1:3 gegen den Oman (Ehrentor von Ziervogel) und 0:4 gegen die USA.

Vom für die WM rekrutierten Quartett abgesehen, war niemand auch nur in realistischer Nähe zu einer Nationalteam-Karriere. So symbolisiert der Final-Kader der U-16-EM wie kaum etwas anderes die „verlorene Generation“ im österreichischen Fußball.

Doppel-Bronze

Es dauerte sechs Jahre – in denen etwa die U-21 in der Quali für die EM 2000 sieben von acht Spielen verloren hat – bis wieder österreichische U-Mannschaften bei Turnieren waren. Dafür waren es im Sommer 2003 gleich zwei davon, und beide sorgten für Furore. In einer Zeit, in der ein bieder besetztes Nationalteam von Hans Krankl zusätzlich verheert wurde, Frank Stronach und Peter Westenthaler die Bundesliga führten und eine Armada von mittelmäßigen Legionären in der Liga einen Einheimischen-Anteil von rund 50 % übrig ließen, war dieser Sommer ein kleiner Hoffnungsschimmer.

f
Weiters im Kader: Kajtezovic; Balga, Samwald; Horvat-Markovic, König; Mayer, Stankovic.

Erst war im Mai die U-17-EM in Portugal dran, für die sich die Burschen von Teamchef Ernst Weber qualifzierten (in der Eliterunde gegen Serbien-Montenegro, Nordirland und Finnland). Weber konnte da schon auf die ersten Produkte der zur Austria gehörenden Akademie in Hollabrunn zurückgreifen.

In der Vorrunde wurde Portugal (mit Balazs Dzusdzak) durch ein spätes Saurer-Tor mit 1:0 bezwungen, gegen Portugal (mit Veloso) gab’s eine 0:1-Niederlage. So musste gegen Dänemark ein Sieg her. Es sicherten mit Arnheim-Legionär Patrick Mayer und Daniel Horvat-Markovic aus der GAK-Jugend zwei Joker den 2:0-Sieg und den Halbfinal-Einzug.

Dort war Spanien (u.a. mit David Silva und Jurado) deutlich zu stark, schon zur Halbzeit waren die ÖFB-Burschen 0:4 im Rückstand, am Ende hieß es 2:5 (Tor von Fuchs und Stankovic). Im kleinen Finale, das damals noch ausgespielt wurde, gewann Österreich dann aber 1:0 (Pirker) gegen England (mit Milner, Lennon und Huddlestone) und holte sich so den dritten Turnier-Platz.

Fuchs und Gercaiu waren fünf Jahre später im EM-Kader, Schiemer war lange Teamspieler, Stankovic und Dober spielten auch im Nationalteam, Saurer einige Zeit in der Bundesliga. Für eine U-17, die ja noch mit vielen Unwegbarkeiten für die Zukunft verbunden ist, eine großartige Ausbeute. Und Christian Balga tourt nun als Rapper „CRISO“ durch die Clubs.

Sie profitierten nicht nur von den immer mehr werdenden Nachwuchsakademien nach dem Vorbild von Hollabrunn, sondern auch vom Österreicher-Topf. Dieser belohnte Klubs für den Einsatz von einheimischen Spielern mit Geld aus dem TV-Topf.

Weiters im Kader:
Weiters im Kader: Vollnhofer; Bolter, Fürthaler; Cehajic, Lindschinger, Öbster; Mössner.

Das gilt auch für die U-19, die im Juli bei der EM in Liechtenstein antrat (nach drei Eliterunden-Siegen gegen Serbien-Montenegro, Mazedonien und Zypern). Gleich zum Start gegen England (mit Downing und Ridgewell) gab’s mit dem 2:1-Sieg einen Paukenschlag, Lukas Mössner und Jürgen Säumel schossen die Tore für Österreich.

Noch bemerkenswerter war dann der 4:1-Triumph gegen Tschechien im zweiten Spiel. Doppelpacks von René Schicker und Roman Kienast konterten die frühe tschechische Führung, sodass schon nach zwei Spielen der Halbfinal-Einzug fix war. Im dritten Gruppenspiel hatte man die Franzosen dank eines Cehajic-Elfers am Rand der Niederlage, ehe man in der Nachspielzeit noch den Ausgleich schluckte.

Egal: Als Gruppensieger ging’s ins Halbfinale, wo Portugal wartete. Und was war das für ein Krimi: Ein Salmutter-Doppelschlag (24., 28.) sorgte für die 2:0-Führung, doch bis zur Halbzeit glichen die Portugiesen durch Hugo Almeida auf 2:2 aus und sie gingen nach der Pause mit 3:2 in Front, ehe Mario Bolter mit Gelb-Rot vom Platz flog (78.). Dennoch glich Lukas Mössner noch zum 3:3 aus – aber in der Verlängerung fehlte den dezimierten Österreichern die Luft und Portugal siegte 6:3.

Wie auch bei der U-17 schafften auch aus diesem Team einige den Durchbruch: Robert Almer ist Team-Goalie, Jürgen Säumel war bei der Heim-EM 2008, auch Kienast war da dabei. Markus Berger spielt seit Jahren in Portugal, der Ukraine und Russland. Bei Prager wäre beim LASK und Rapid wohl mehr möglich gewesen, Salmutter war jahrelang Stammkraft bei Sturm, René Schicker ist es bei der Admira.

Generation Kanada

Für Teamchef Paul Gludovatz war das Halbfinale mit dem 84er-Jahrgang schon ein Riesen-Erfolg, aber sein Meisterstück sollten die 87er werden, die der direkt danach übernahm. Denn mit diesem Jahrgang erreichte er jedes mögliche Turnier: Zwei Europameisterschaften und die WM in Kanada.

Außerdem im Kader:
Außerdem im Kader: Lukse; Asinger; Glauninger, Lederer, Walzer; Bürger, Idrizaj

In der Eliterunde stand das WM-Ticket schon nach dem 3:2 über Finnland und dem 2:0 gegen Rumänien fest, zum Abschluss gab’s noch ein 0:0 gegen Moldawien. Bei der Endrunde im Loire-Tal in Frankreich startete man mit einem 0:0 gegen Portugal, ehe ein Doppelschlag von Kapitän Daniel Gramann (dem Neffen von Andi Herzog) einen 2:1-Sieg über die Ukraine brachte.

So hätte im letzten Gruppenspiel gegen England ein Remis zum Einzug ins Halbfinale gereicht, zudem wurden bei den Young Lions einige Stammkräfte für die nächste Runde geschont. „Mit Jugendmannschaften braucht man aber nicht auf Remis zu spielen“, gab Gludovatz zu protokoll. England übernahm schnell die Kontrolle, Levi Porter sorgte nach rund einer Stunde für das Tor zum verdienten 1:0-Sieg. So zog Portugal noch vorbei.

Wie hochklassig das Turnier besetzt war, zeigen die Aufstellungen vom Finale. Dort siegten die Franzosen mit Nasri, Menez und Ben-Arfa 2:1 gegen die Spanier mit Piqué, Fàbregas und Javi García. Für den Nukleus des österreichischen Jahrganges war es der erste Schritt.

Der nächste folgte zwei Jahre später, als es um die U-19-EM ging. Da brauchte man in der Quali-Vorrunde noch etwas Glück, sich punktgleich mit Wales wegen der besseren Tordifferenz Platz zwei hinter Frankreich zu sichern, in der Elite-Runde gab’s aber mit drei Siegen gegen Slowenien, Russland und Ungarn keine Diskussionen mehr. Dass die Resultate aber durchwegs knapp waren (2:1, 1:0, 1:0) sollte aber zu einem Markenzeichen dieses Jahrgangs werden.

d
Außerdem im Kader: Zaglmair; Pichler; Simkovic, Glauninger; Vishaj.

Denn auch bei der Endrunde in Polen fing es genau so an – mit einem 1:0-Sieg über den Gastgeber durch ein Tor von Jimmy Hoffer. Zwei Tage später setzte es gegen Tschechien eine 1:3-Niederlage (nicht die letzte…), da gelang Hoffer kurz vor Schluss nur noch der Ehrentreffer.

Vor dem abschließenden Gruppenspiel gegen Belgien waren damit alle Teams punktgleich, und während für die ersten beiden das Semifinale wartete, gab es für den Dritten immerhin noch das Ticket für die U-20-WM im folgenden Jahr in Kanada. In einem ausgeglichenen Spiel nützte Hoffer nach 16 Minuten einen gut getimten Lochpass von Sikorski zum 1:0, aber die Belgier ließen nicht locker. Kurz nach dem Seitenwechsel sorgte Massimo Moia für sein Team mit Marouane Fellaini, Kevin Mirallas und Sébastien Pocognoli für den 1:1-Ausgleich, im direkten Gegenzug aber netzte erneut Hoffer zum 2:1. Belgien drückte, aber Innenverteidiger Michael Madl machte mit dem 3:1 zehn Minuten vor Schluss den Deckel drauf, ehe ein Gramann-Elfer sogar den 4:1-Endstand herstellte.

Damit war nicht nur das WM-Ticket gesichert, sondern auch das Halbfinale erreicht. Dort war aber Spanien klar zu stark – Juan Mata, Javi García und Jeffren trafen beim 5:0.

Für die U-20-WM bekam man am 3. März 2007 neben Gastgeber Kanada auch Turnier-Mitfavorit Chile und Afrikameister Congo zugelost. Dass man im letzten Vorbereitungsspiel vor der WM dem fischgebackenen Vizemeister Ried gleich mit 6:1 abmontierte, deutete das Potenzal des Teams schon an. Was dann aber tatsächlich kam, sah niemand kommen.

Hier ausführlich: „Drei Wochen im Juli“, der Ballverliebt-Klassiker über das Turnier in Kanada.

A
Außerdem im Kader: Kuru, Lukse; Gramann, T. Pirker; Enzenberger, Hinum, Morgenthaler; Simkovic.

Gegenüber der U-19-EM ein Jahr davor gab es zwei entscheidende Neuerungen: Martin Harnik (der in Hamburg aufgewachsene Werder-Jugendspieler hat einen österreichischen Vater und ist Austria-Scouts bei einem Hallenturnier aufgefallen) und Zlatko Junuzovic, die vom U-21-Team kamen.

Gleich nach ein paar Minuten gab’s gegen den Congo das 1:0 durch Hoffer, es reichte aber nur für ein 1:1. Auch in der Hitzeschlacht gegen Kanada schwanden in der Schlussphase die Kräfte, das 1:0 (Kopfballtor von Okotie) wurde aber über die Zeit gebracht. Damit stand schon vor dem letzten Gruppenspiel gegen Chile der Achtelfinal-Einzug fest. Mit einer starken Leistung spielten die ÖFB-Burschen 0:0 gegen die Südamerikaner, wurden Gruppenzweiter und mussten im Achtelfinale gegen Gambia ran.

Nach dem 1:0 von Kapitän Prödl und dem Ausschluss für einen Gambier regierte bei Österreich aber Bruder Leichtfuß, Gambia glich nach einem fürchterlichen Harnik-Fehler aus; Joker Hoffer brachte kurz vor Schluss den 2:1-Sieg in trockene Tücher. Gludovatz war dennoch sauer, ließ Harnik im Viertelfinale gegen die USA draußen. Mit Morgenthaler statt Harnik brachte Österreich im Dauerregen von Toronto aber keinen Fuß auf den Boden, Jozy Altidore schoss das 1:0. Schon nach einer halben Stunde kam Harnik dann doch wieder, Österreich übernahm die Kontrolle und Okotie nützte einen Goalie-Fehler zum 1:1. In der Verlängerung staubte der eingewechselte Hoffer zum 2:1-Sieg ab.

Im Halbfinale verlor Österreich aber, wie schon ein Jahr zuvor im Gruppenspiel, gegen Tschechien. Panny hatte sich schwer verletzt, Stanislaw und Madl waren gesperrt – da waren die Tschechen (die im Viertelfinale Spanien eliminiert hatten) zu gut. Nach 15 Minuten stand’s 0:2, bis zur Halbzeit führten die Tschechen Österreich vor, die waren danach erledigt. Im Spiel um Platz drei gab’s trotz erneut toller Leistung ein 0:1 gegen Chile.

Harnik, Prödl und Hoffer schafften noch den Sprung in den Kader für die Heim-EM im folgenden Jahr. Junuzovic, Kavlak, Okotie und Suttner sind fixe Bestandteile des Nationalteams; Madl, Hinum und Simkovic sind bzw. waren konstante Bundesliga-Spieler. Man kann durchaus behaupten, dass dies die aktuelle goldene Generation in Österreichs Fußball ist.

Die im Schatten sieht man nicht

Zeitgleich zur K.o.-Phase bei der U-20-WM fand in Oberösterreich die U-19-EM statt – durch den medialen Hype, der um die WM-Truppe entstand, nahm dieses Turnier aber kaum jemand wirklich wahr. Am ehesten blieb noch Herbert Prohaskas Hurenkind-Sager in Erinnerung.

f
Weiters im Kader: Schartner; Seebacher; Beichler, Ilsanker, Perchtold; Lindner, Salkic

Das lag sicher auch daran, dass Hermann Stadlers Mannschaft zwar sehr talentiert war, die Gruppengegner aber noch besser. Zum Start zeigte man eine couragierte Leistung, verlor in Linz aber vor 11.700 Zusehern mit 0:2 gegen Spanien – Cesar Azpilicueta war unter den Torschützen, Javi Martinez war ebenso auf dem Feld.

In Pasching waren zum zweiten Gruppenspiel gegen Griechenland 8.000 Menschen im Stadion. Die sahen, wie Kostas Mitroglou die Gäste nach einer Viertelstunde in Front brachte, in der Folge die Österreicher um Kapitän Julian Baumgartlinger drückten. Nach einer Stunde verwandelte Daniel Beichler einen Elfer zum 1:1, in Minute 78 sah Marko Arnautovic seine zweite gelbe Karte und musste runter. Das 1:1 half nicht wirklich weiter.

Vor erneut ausverkauftem Haus in Ried musste gegen Portugal ein Sieg her, um noch ans Halbfinale denken zu können, die Portugiesen ließen die Kontrolle über das Spiel aber nie wirklich aus der Hand. Nach dem 0:2 war Österreich als Gruppenletzter ausgeschieden. Die Gruppengegner Spanien und Griechenland trafen sich im Finale wieder, Spanien gewann 1:0.

Natürlich ragen die Nationalteam-Leistungsträger Arnautovic und Baumgartlinger aus dem Kader heraus, auch Ilsanker hat es ins Team geschafft. Aber auch Riegler, Ramsebner, Beichler, Bukva und Salkic spielten bzw. spielen regelmäßig Bundesliga. Angesichts der Tatsache, dass dies ein beinahe vergessenes Turnier ist und nur ein Punkt geholt wurde, gilt auch hier: Eine stattliche Durchbruch-Ausbeute.

Team Alaba

Drei Jahre später rettete Christian Klem mit seinem späten Tor zum 1:0 gegen Schottland im letzten Quali-Vorrunden-Spiel das Team vor dem ganz frühen Aus, die Eliterunde begann mit einem 2:3 gegen die Schweiz. Es brauchte nun zwei eigene Siege und Schützenhilfe, und tatsächlich gab es beides – 2:0 gegen Serbien, 4:3 gegen Dänemark und die Schweizer verloren das letzte Spiel. Österreich hatte sich für die U-19-EM in der Normandie qualifiziert.

Dort ging es auch um ein Ticket für die U-20-WM in Kolumbien, eine glückliche Figur gab Teamchef Andi Heraf aber nicht ab. Dass die Austria Aleksandar Dragovic nicht freigab, dafür konnte Heraf nichts, aber David Alaba trug sich selbst an – Heraf hatte bei den Bayern (womöglich aus Angst vor einer Absage) anzufragen.

Weiters im Kader:
Weiters im Kader: Petrovcic; Teigl; Klem, Knasmüllner, Meilinger; Tiffner

Gegen England kämpfte Österreich bis zum Umfallen, derbe individuelle Schnitzer bescherten dem ÖFB-Team aber ein 2:3. Nach dem 0:2 zur Pause erzielte Alaba den Anschlusstreffer, im direkten Gegenzug schlief die Hintermannschaft bei einer Ecke und es hieß 1:3. Trauner sorgte für den Endstand.

Im zweiten Spiel gegen Gastgeber und Top-Favorit Frankreich hielt Österreich über eine Stunde ein knappes 0:1, dann brachen aber alle Dämme. Nach dem 0:5 mussten Alaba und (der im ersten Spiel starke) Knasmüllner dann zurück zu den Bayern, weil sie nur bleiben hätten dürfen, wenn Österreich noch ins Halbfinale kommen kann. Das war nach der zweiten Niederlage kein Thema mehr.

Das Krisenmanagement Herafs war aber ein größeres Thema. Nach dem 0:5 mokierte er sich öffentlich darüber, dass ein namentlich nicht genannter Spieler intern quergetrieben hat, sauer, im zweiten Spiel nicht von Beginn an gespielt zu haben. Ob es Djuricin, Tiffner oder Knasmüllner war, kam nie raus – die Vermutung liegt aber nahe, dass es entweder Knasmüllner (musste ohnehin zum Klub zurück) oder Tiffner (wurde im dritten Spiel nicht einmal eingewechselt) war. Denn Djuricin spielte gegen Holland, und er verwandelte in der 87. Minute auch den Elfmeter zum 1:0-Sieg gegen Martins-Indi, Clasie, Van Rhijn, Zoet und Co.

Womit, allem internen Zank zum Trotz, das Ticket für die WM gelöst wurde.

Weiters im Kader:
Weiters im Kader: Petermann, Riegler; Rotpuller, Windbichler; Meilinger, K. Stöger, Schütz, Teigl, Ziegl; Djuricin.

Im Vorfeld des Turnieres in Kolumbien musste Heraf vor allem mit den Vereinen um die Abstellung kämpfen. Alaba von den Bayern, Holzhauser von Stuttgart und Aleks Dragovic von der Austria bekamen keine Freigabe, bei den Spielern von Salzburg – Offenbacher, Meilinger und Teigl – gab es erst spät die Freigabe. Dazu fehlte Gernot Trauner verletzt. Zugelost wurden Panama, Ägypten und Brasilien; dazu wurde versucht, mit allen Mitteln – etwa Zahnspangen, die bessere Atmung gewährleisten – mit der Hitze und der Luftfeuchtigkeit klar zu kommen

Im ersten Spiel gegen Panama machte die Mannschaft eigentlich alles richtig, dominierte klar, vergab aber Top-Chancen am laufenden Band. So stand am Ende des Spiels, das für den angepeilten Achtelfinal-Einzug in der Rechnung auf jeden Fall ein Sieg hergemusst hätte, ein enttäuschendes 0:0. Gegen Brasilien stellte Heraf dann auf ein 3-3-3-1 um und tauschte vier Spieler aus. Dabei gelang es aber nicht, den auch in der Nachbetrachtung herausragend besetzten späteren Weltmeister (mit Oscar, Coutinho, Danilo, Alex Sandro und Casemiro) wirklich beizukommen. Man agierte zu eng, übte zu wenig Druck auf die starken brasilianischen Außenverteidiger aus, und war auch individuell nicht gut genug. Österreich verlor das Spiel mit 0:3.

Das hieß vor dem letzten Gruppenspiel gegen Ägypten, dass ein Sieg mit zwei Toren Differenz auf jeden Fall für das Achtelfinale reicht und auch bei einem knapperen Erfolg noch die Chance besteht, als Gruppendritter weiterzukommen. Die Ägypter um Mohamed Salah bestachen vor allem durch ihre bärenstarke Innenverteidigung. Dennoch versäumte es Österreich – diesmal in einem 4-4-2 angetreten – konsequent die ägyptischen Schwachpunkte namens Außenverteidiger anzubohren. Ägypten genoss es, trotz (zunächst) optischer Unterlegenheit alles im Griff zu haben und ging durch einen abgefälschten Schuss nach einer halben Stunde in Führung.

Österreich reagierte geschockt, dann schwanden nach zweieinhalb Spielen in Hitze und Schwüle auch die Kräfte, und mit Radlingers Patzer zum 0:2 nach einer Stunde war’s vorbei. Am Ende gewann Ägypten gar 4:0; Österreich war ausgeschieden. Torlos.

Lazaro und Co.

2013 war die U-19 um Sabitzer, Schaub, Wydra, Gartner und Schöpf mit einem 0:1 gegen Frankreich im letzten Quali-Spiel knapp gescheitert, die U-17 machte es besser und hatte auch mehr Glück. Nach dem 0:1 gegen Irland zum Eliterunden-Auftakt gab’s für die Burschen von Hermann Stadler ein 1:0 über Serbien. Vorm letzten Spiel brauchte es neben einem eigenen Sieg ein Remis im Parallel-Spiel. Selbst gewann man 2:1 gegen Georgien – und profitierte davon, dass Serbien trotz drückender Überlegenheit nur 1:1 gegen Irland spielte. Österreich hatte sich für die EM-Endrunde in der Slowakei qualifiziert.

re
Weiters im Kader: Hartl; Haas, Probst; Mathis, T. Steiner; Mayr-Fälten, Pellegrini.

Dort ging’s nicht nur um den EM-Titel, sondern wiederum auch um ein Ticket für die U-17-WM in den Emiraten; der 3. Gruppenplatz musste dafür zumindest her. Zum Auftakt gegen Gastgeber Slowakei hielt Österreich lange ein 0:0, auch nachdem der gerade rechtzeitig von einem Mittelfußbruch genesenen Valentino Lazaro nach einer Stunde mit muskulären Problemen ausgewechselt werden musste und Joker Steiner fünf Minuten vor Schluss per Gelb-Rot ausgeschlossen wurde. Doch in der Nachspielzeit schlug es doch noch ein – 0:1.

Im zweiten Spiel gegen Schweden geriet Österreich sofort schwer unter Druck, überstand die kritischen Phasen aber und rettete das 0:0 in die Pause. Kurz nach Wiederanpfiff kassierte man nach einem Eckball dennoch das 0:1, kurze Zeit später jedoch glich Zivotic nach Lazaro-Assist entgegen des Spielverlaufes aus. Auch dank größerer Kraft-Reserven bekam Österreich das Spiel in der Folge in den Griff, kam zu einigen Chancen, es blieb aber beim 1:1.

So musste im letzten Gruppenspiel gegen die Schweiz ein Sieg her, um nach dem so gut wie sicher verpassten Halbfinale zumindest das WM-Ticket zu sichern. Das gelang – schon nach einer halben Stunde schossen Baumgartner und Ripic einen 2:0-Vorsprung heraus, bis 20 Minuten vor Schluss war unter Kontrolle. Der Schweizer Anschlusstreffer ließ dann aber doch noch die Nerven flattern. Es blieb aber beim 2:1 – Österreich hatte sich erstmals nach den „Lost Boys“ 15 Jahre davor wieder für eine U-17-Weltmeisterschaft qualifiziert.

Parallel zum Turnier in den Emiraten sammelten die Austria-Nachwuchskräfte um Sascha Horvath – also auch Gluhakovic, Zivotic, Kvasina und Endlicher – wertvolle Erfahrungen und erstaunliche Erfolge in der UEFA Youth League, also der Junioren-Champions-League, wo man gegen Porto, Zenit und Atlético sogar ins Achtelfinale einzog. Bei der U-17-WM sollte sich aber ein Grundthema durch das Turnier ziehen: Vorne super, hinten zuweilen haarsträubend.

fdg
Weiters im Kader: Bundschuh, Hartl; Haas, Probst; Bahtic, Endlicher, Tursch; Kvasina, Mayr-Fälten, Pellegrini

Gegen Kanada bekam Keeper Schlager gleich zu Beginn viel zu tun, ehe Horvath den Ball nach einer halben Stunde unter die Latte zum 1:0 drosch. Österreich legte immer mehr den Vorwärtsgang ein, kassierte aber nach der Pause erst den Ausgleich und dann den 1:2-Rückstand (per umstrittenem Elfer). Doch ein unglaubliches Seitfallzieher-Tor von Adrian Grbic rettete zumindest das 2:2.

Noch extremer wurde dieser Gegensatz zwischen offensiver Power und defensiver Anfälligkeit beim zweiten Spiel gegen Argentinien. Man traute sich, die Südamerikaner zu ärgern und mutig nach vorne zu spielen, was mit der verdienten 1:0-Führung nach einer halben Stunde durch Zivotic belohnt wurde. Noch beim 1:1 (42.) bekam Argentinien zu viel Platz und beim 1:2 (51.) griff Goalie Schlager daneben. Österreich spielte weiter kompromisslos nach vorne, Joker Pellegrini glich auch zum 2:2 aus (79.) und Horvath hatte kurz danach die Riesen-Chance auf die Führung.

Doch hinten wurde wieder gepatzt und Argentinien gewann spät doch noch mit 3:2. Die Achtelfinal-Chancen vorm letzten Spiel gegen den Iran waren damit schon minimal. Dort hatte es schon ein bisschen den Eindruck, als wäre die Luft draußen. Gegen die biederen Perser fand Rot-Weiß-Rot nicht wirklich ins Spiel und verteidigte einen Energie-Anfall von Youssef Seyyedi nach 36 Minuten praktisch gar nicht. Das 0:1, der Endstand, das Aus. „Wir hätten uns mehr erwartet“, war Stadler nach dem Turnier zerknirscht.

Dennoch: Die Spiele in Dubai und Al-Ain waren nicht das letzte Highlight für den 96er-Jahrgang: Zwei Jahre später qualifizierte sich das Team in fast unveränderter Besetzung für die U-19-EM, die im Juli in Griechenland steigt. Wieder, wie schon auf U-17-Level, auch dank eines Remis im Parallelspiel am letzten Quali-Spieltag.

Die Neuseeländer

Im Oktober 2011 war die U-17 von Andi Heraf schon in der Quali-Vorrunde gescheitert – als man in der Schlussminute gegen Italien das entscheidende 2:3 kassierte, waren Bytyqi, Blutsch, Grubeck, Michorl und Rosenbichler mit dabei. Zwei Jahre später münzten sie die Lehrern, die daraus gezogen wurden, um9. Als U-19 besiegte man in der Elite-Runde Rumänien (5:0) und Norwegen (3:1), ehe man gegen Russland das zur Quali nötige 0:0 hielt.

dfg
Auch im Kader: Casali; L. Gugganig, Joppich, Puchegger; Laimer; Grubeck, Maderner

Das liegt auch daran, dass Heraf einige starke Spieler-Persönlichkeiten hat, die nicht nur mit dem Spielgerät stark sind, sondern auch im Kopf. Angeführt von Man-City-Legionär Sinan Bytyqi, U-17-Held Sascha Horvath, Francesco Lovric aus Stuttgart und dem nach dem Turnier zu Real Madrid transferierten Philipp Lienhart bildete sich eine Mannschaft, die darüber hinaus über einen extremen Teamgeist verfügt.

Schon im ersten Endrunden-Spiel vor fast 10.000 Zusehern gegen Ungarn ließ Österreich keine Zweifel aufkommen, wer das bessere Team war. Die Gastgeber waren ohne Chance; Bytyci (15., Elfer) und Blutsch (18.) sorgten früh für klare Verhältnisse; Jung-Papa Peter Michorl machte kurz nach dem Seitenwechsel mit dem 3:0 den Deckel drauf. Am Ende hieß es 3:1 und das Ticket für die WM-Endrunde 2015 in Neuseeland war da schon so gut wie gelöst, das Minimal-Ziel bereits nach einem Spiel de facto erreicht. Ganz fix war es nach dem souveränen und nie gefährdeten 3:0-Sieg drei Tage später gegen Israel. Bytyci und Werder-Spieler Grillitsch sorgten wiederum schon vor der Pause für die Vorentscheidung, Grubeck – der einige Monate davor von Rapid-Hools niedergeprügelt worden war – für den 3:0-Endstand.

So konnte Heraf im letzten Gruppenspiel gegen Portugal auch den anderen Kaderspielern einen Einsatz verschaffen, nach Grillitsch‘ zwischenzeitlichem 1:1-Ausgleich stand am Ende eine 1:2-Niederlage, deren einzige Konsequenz war, dass man im Halbfinale auf Deutschland traf und nicht auf Serbien. Wie schon in der Vorrunde versuchte das ÖFB-Team dort, dem Gegner mit Pressing beizukommen, aber die Deutschen waren einfach zu stark.

Tore von Selke und Öztunali (Bremen), Stendera (Frankfurt) – allesamt Bundesliga-Spieler – sowie Mukhtar (Hertha BSC) sorgten für den deutschen 4:0-Sieg, bei dem etwa auch Julian Brandt (Leverkusen) und Bald-Bayern-Spieler Kimmich auf dem Feld waren. Die Deutschen besiegten im Finale Serbien mit 1:0, und Österreich freut sich auf die Weltmeisterschaft.

Vorrunden-Gegner dort: Ghana, Panama und Argentinien.

Fazit: Jeder Jahrgang brachte Leute durch

Der EM-Kader von 1997 war der letzte eines ÖFB-U-Teams bei einem EM- bzw. WM-Turnier, der keinen einzigen Spieler in die Nationalmannschaft und auch kaum jemanden konstant in die Bundesliga gebracht hätte. Seither hat sich nicht nur die Quote signifikant gesteigert – als Höhepunkt natürlich die WM-Halbfinalisten von 2007 – auch die schiere Zahl an Endrunden-Teilnahmen ist deutlich angestiegen.

Mit dem Höhepunkt des Jahres 2015. Drei U-Turniere mit Österreich-Beteiligung stehen an. Die Nachwuchsarbeit ist hervorragend und verglichen mit den spätern Neunzigern und frühen Nuller-Jahren ist nun auch bei den Bundesliga-Klubs deutlich mehr Bereitschaft gegeben, die Talente auch einzusetzen.

Damit sie nicht mit 24 immer noch als Talente gelten.

]]>
https://ballverliebt.eu/2015/04/24/oesterreichs-u-turniere-im-ueberblick-spiegelbild-einer-entwicklung/feed/ 1 standard
Ohne Breite keine Spitze – Österreich nach 0:4 gegen Ägypten ausgeschieden https://ballverliebt.eu/2011/08/05/ohne-breite-keine-spitze-osterreich-nach-04-gegen-agypten-ausgeschieden/ https://ballverliebt.eu/2011/08/05/ohne-breite-keine-spitze-osterreich-nach-04-gegen-agypten-ausgeschieden/#comments Fri, 05 Aug 2011 03:43:51 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5496 Ohne Breite keine Spitze – Österreich nach 0:4 gegen Ägypten ausgeschieden weiterlesen ]]> Nichts wurde es mit dem Achtelfinale für das ÖFB-Team bei der U20-WM in Kolumbien – am Ende gab es in drei Spielen nicht einmal in Tor. Beim letzten Gruppenspiel gegen Ägypten fehlte es eklatant am dringend notwenidigen Flügelspiel und spätestens nach dem 0:2 auch an mentaler und körperlicher Kraft.

Österreich - Ägypten 0:4

Nach dem 4-2-3-1 gegen Panama aund dem 3-3-3-1 gegen die Brasilianer gab es beim österreichischen Team diesmal ein 4-4-2 zu bestaunen – mit nominell offensiven Flügelspielern und mit Weimann (klein und schnell) und Zulj (groß und wichtig) zwei völlig unterschiedlichen Spielertypen im Angriff. Aufgrund des 0:0 von England am Nachmittag war klar: Jeder Sieg reicht fix für das Achtelfinale, weil man mit vier Punkten bei den vier besseren Gruppendritten dabei ist.

Optische Überlegenheit, inhaltliche Unterlegenheit

Das ÖFB-Team übernahm im Wissen, siegen zu müssen, schnell das Kommando über den Ball und versuchte, Weimann und Zulj vorne zu bedienen. Großes Problem dabei: Es ist seit dem Afrikacup klar – und der war schon vor vier Monaten, man musste es also wissen – dass Ägypten mit Tempo gegen die Außenverteidiger durchaus zu knacken ist, mit allem, was auch nur irgendwie nach „durch die Mitte“ auch nur riecht, nicht. Umso unverständlicher, dass, je länger das Spiel ging, immer mehr durch die Mitte versucht wurde. Und immer weniger über die Flügel.

Österreich hatte so zwar an die 60% Ballbesitz, es fehlte aber am dringend notwenidigen Spiel in die Breite, Klem und Schütz waren kaum echte Faktoren. Auffällig war dabei durchaus, dass es sofort gefährlich wurde, wenn die beiden doch mal steil auf die Außen geschickt wurden, wie in der 20. Minute: Klem, kurzzeitig auf der rechten Seite, ließ Ashraf stehen und flankte gut in den Strafraum.

Ägypten hat alles im Griff

Was nach komfortabler Überlegenheit der Österreicher aussah, war viel mehr genau das Spiel, dass die Ägypter haben wollten: Defensiv brauchten sie sich nicht sorgen, von den zur Schau gestellten Mitteln der Österreicher wirklich in Bedrängnis gebracht zu werden, andererseits konnte sie nach Balleroberung sofort selbst mit Tempo in Richtung Radlinger gehen.

Das ging deshalb so wunderbar, weil auf die beiden zentralen Mittelfeldmänner El-Neny und Ghazy de facto überhaupt kein Druck von Kainz und Dilaver ausgeübt wurde, sich aber hinter den beiden mit Mohamed Ibrahim die hängende Spitze der Afrikaner nach Herzenslust zwischen den Viererketten ausbreiten konnte und so gut wie immer anspielbar war.

So war das Tempodiktat der Ägypter um einiges schärfer und letztlich auch der Führungstreffer ebenso verdient wie folgerichtig – auch wenn beim von Schimpelsberger abgefälschten Ghazy-Schuss selbst etwas Pech dabei war. Hat das österreichische Spiel schon vor dem Rückstand (vom Freistoß in der 1. Minute abgesehen) nie nach Torerfolg ausgesehen, war das ÖFB-Team nach dem Rückstand sichtlich geschockt und schleppte sich eher in die Halbzeit.

Verschenkter Gucher

2. Halbzeit

Andi Heraf brachte zur zweiten Hälfte Offenbacher für Kainz (direkter Positionswechsel) und Gucher für Weimann, stellte somit auch sein System um: Gucher spielte nun zentral offensiv hinter Zulj. Aber nicht aus dem Mittelfeld heraus, sondern sehr hoch, beinahe im Schatten von Zulj – und Gucher war dort völlig verschenkt. Weil er in der Position, in der er stand, quasi als Mittelding aus Zehner und hängender Spitze, überhaupt nie einen Ball sehen durfte.

Weil es eben genau die Zone war, die das ÖFB-Team im Spiel nach vorne eigentlich tunlichst vermeiden sollte – die Zentrale. Das Spiel über die Flanken wurde weiterhin nicht forciert und Gucher hatte in der ganzen zweiten Hälfte eine gute Szene – als er in der 57. Minute an den Ball kam, aber an El-Shenawy im ägyptischen Tor scheiterte. Die Hoffnung, dass Gucher mal ein Ball auf die Füße fällt, kann aber nicht der Plan hinter der etwas seltsamen Position des Kapfenbergers gewesen sein.

Radlingers Fehler macht den Deckel drauf

Nachdem die Österreicher gegen Panama das klar fittere Team waren und von den Brasilianern auch nicht auf der konditionellen Ebene geschlagen wurde, machte sich der Kräfteverschleiß bei der dritten Partie in sieben Tagen bei knapp 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit in Cartagena in dieser Phase, als es eigentlich hieß, alles nach vorne zu werden, doch bemerkbar. Und als der im Turnierverlauf ansonsten starke Radlinger einen Schuss von Mohamed Ibrahim mit den Fäusten über sich hinweg ins eigene Tor beförderte, war alles entschieden.

Diaa El-Sayed, der ägyptische Teamchef, hatte kurz zuvor Sechser Tawfik für Stürmer Hassan gebracht, dafür rückte El-Neny auf und Mohamed Ibrahim ging in die Spitze. Dort fühlte er sich sichtlich wohl und legte nur zwei Minuten nach dem 2:0 gegen eine nun eher kollabierende österreichische Abwehr das 3:0 nach. Mit diesem Doppelschlag war das Spiel im Grunde beendet – die körperlich und mental angeschlagenen Österreicher fügten sich in die Niederlage und die Ägypter gingen nicht mehr mit aller Macht auf den möglichen Gruppensieg, den ein noch höherer Sieg möglich gemacht hätte, los. Das 4:0 in der Schlussphase war nur noch Kosmetik

Fazit: Viel zu wenig Flügelspiel, schon wieder

Schon beim viel zu eng interpretierten 3-3-3-1 gegen Brasilien wurde die komplett fehlende Breite im Spiel der Österreicher klar sichtbar, gegen die durch die Zentrale praktisch nicht zu knackenden Ägypter war es ähnlich. Die haben zwar gegenüber dem Afrikacup durch das nach vorne ziehen von Mohamed Ibrahim unglaublich an Offensivstärke gewonnen, die Defensive wäre aber weiterhin nur mit Tempo gegen die Außenverteidiger zu schlagen gewesen. Und genau das fehlte komplett.

Dass es am Ende Gruppenplatz vier mit einem Punkt und null Toren aus drei Spielen wurde, hat aber auch andere Gründe – die vor allem im Vorfeld des Turniers bis zur Genüge durchgekaut worden sind. Die Klasse und die Spielübersicht eines David Alaba und das Tempospiel über die Flügel eines Raphael Holzhauser hätten sicherlich geholfen.

Man muss letztlich festhalten, dass es weniger die vor dem Turnier zum Sorgenkind erkorene Abwehr war, die ausgelassen hat, sondern die als so stark gepriesene Offensive. Zwei Gegentore der Brasilianer waren kaum zu verteidigen, die ersten beiden gegen Ägypten waren ein abgefälschter Weitschuss und ein Torwartfehler – beim dritten und beim vierten war die Luft längt raus. Nach vorne ging aber halt zu viel durch die Mitte und zu wenig durch die Breite. So gab es gegen Brasilien und Ägypten kaum Chancen – nur im Eröffnungsspiel gegen Panama, als das Spiel über die Flanken forciert wurde, kam man wirklich zu einer Fülle von Einschussmöglichkeiten.

Letzlich war’s zu wenig. Aber es war trotzdem eine feine Sache, dabei gewesen zu sein – und für die Burschen, die mit waren, zweifellos eine wichtige Erfahrung. Zumindest das kann ihnen trotz den sportlichen Misserfolgs keiner mehr nehmen.

(phe)

PS: Ein Lob muss an dieser Stelle noch an Peter Klinglmüller gehen. Die mediale Aufbereitung der Reise seitens des ÖFB-Pressechefs via Facebook und Twitter war top. Daumen hoch!

]]>
https://ballverliebt.eu/2011/08/05/ohne-breite-keine-spitze-osterreich-nach-04-gegen-agypten-ausgeschieden/feed/ 7 standard
Ein 3-3-3-1 ohne Flügel funktioniert nicht – Österreich kassiert 0:3 gegen Brasilien https://ballverliebt.eu/2011/08/02/ein-3-3-3-1-ohne-flugel-funktioniert-nicht-osterreich-kassiert-03-gegen-brasilien/ https://ballverliebt.eu/2011/08/02/ein-3-3-3-1-ohne-flugel-funktioniert-nicht-osterreich-kassiert-03-gegen-brasilien/#comments Tue, 02 Aug 2011 05:02:35 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5481 Ein 3-3-3-1 ohne Flügel funktioniert nicht – Österreich kassiert 0:3 gegen Brasilien weiterlesen ]]> Sie reden zwar nicht miteinander. Aber das hindert U20-Teamchef Andi Heraf natürlich nicht, sich des Gludovatz’schen 3-3-3-1 zu bedienen. Dass das gegen Brasilien nicht funktioniert hat, hat zwei Gründe: Erstens war die Seleção einfach zu gut. Und zweitens braucht es für ein 3-3-3-1 schon auch Flügelspiel.

Österreich - Brasilien 0:3

Beide Teamchefs änderten ihr System gegenüber ihren Auftakt-Unentschieden – auch Brasiliens Ney Franco. Vertraute er beim 1:1 gegen Ägypten noch auf ein 4-2-3-1, so ließ er diesmal LM Alan Patrick draußen, brachte Henrique für die Spitze und ließ sein Mittelfeld in einer Raute auflaufen; mit Oscar links und Casemiro rechts auf den Halbpositionen.

Fehlende Breite nicht ausgenützt

Genau diese fehlende Breite im Spiel der Brasilianer, in dem vor allem Rechtsverteidiger Danilo recht zurückhaltend agierte, hätten die Österreicher ausnützen müssen. Und dafür war das 3-3-3-1, mit dem Andi Heraf seine Mannschaft auf das Feld schickte, eigentlich prädestiniert. Windbichler vervollständigte die Dreier-Abwehr mit Schimpelsberger und Rath, Dilaver gab den linken und Ziegl den rechten Wing-Back. Davor spielten Klem und Farkas als Außenstürmer.

Zumindest nominell – denn beide schmiegten sich sehr recht nahe an den zentral aufgestellten Robert Gucher. Das an sich wäre noch nicht das Problem gewesen, aber auch Ziegl und vor allem Dilaver zogen dahinter schon extrem früh nach innen, was dem österreichischen Spiel jede Breite nahm und den ohnehin nicht direkt auf den Flügelpostierten Mittelfeld-Außen der Brasilianer hervorragend in die Hände spielte.

Die Seleção braucht etwas

Die Brasilianer wirkten zunächst ob des sicherlich unerwarteten Sytems der Österreicher etwas verwirrt, und so dauerte es ein wenig, bis die Favoriten auf Temperatur kamen. Was auch daran lag, dass Alex Sandro (bzw. der früh für ihn eingewechselten Gabriel Silva) und Danilo auf den Außenbahnen, obwohl sie defensiv kaum gefordert waren, nicht besonders konsequent mit nach vorne gingen.

Dafür hatte man Österreich defensiv sehr gut im Griff, weil durch die halbinnen postierten Mittelfeld-Außen die Räume für den Gegner gut zugestellt waren, dem rot-weiß-roten Team so nur noch lange Bälle für die Spieleröffnung blieben und kaum einmal drei Pässe hintereinander ankamen. Die Österreicher hatten in der ganzen ersten Hälfte nur eine wirklich zusammenhängende und auch zum Abschluss gebrachte Aktion.

Weder kann man Andi Weimann in der Spitze eine schlechte Leistung unterstellen, noch haben in die Brasilianer speziell bewacht – es kamen einfach keine Anspiele von hinten. Der Villain war ein armer Hund – nicht ein einziges Mal ging mal ein Österreicher bis zur Grundlinie durch und flankte, nicht ein einziges Mal gelang es, in den Rücken der brasilianischen Viererkette zu kommen, es gab auch kein wirkungsvolles Pressing, mit dem der ballführende Brasilianer unter Druck gesetzt wurde. So hatte die Seleção überhaupt keine Probleme.

Führung dank Klasse

Die Brasilianer machten nach vorne nichts bahnbrechend systematisch durchdachtes, sondern verließen sich eher darauf, dass sie schlicht die klar besseren Fußballer sind. So war es nicht überraschend, als nach 37 Minuten doch die Führung für die Seleção fiel – bei einer Kurzpass-Staffette in den Strafraum ließ sich Schimpelsberger aus der Position ziehen, ein schneller Pass in das entstandene Loch auf Henrique folgte, und dieser erzielte das 1:0.

Das war ein sichtlicher psychischer Rückschlag für die Österreicher, die nun versuchten, ohne weiteren Schaden in die Halbzeit zu kommen. Das zuvor schon zu enge Spiel wurde aus Angst vor einem möglichen zweiten Gegentor wohl eher instiktiv nicht in die Breite gezogen, und doch traf Henrique in der 45. Minute noch die Latte.

Herafs Wechsel verpuffen, Francos Umstellung fruchtet

Beide Teamchefs ließen ihre Grundordnung während der ganzen 90 Minuten unangetastet, dennoch waren ihre Umstellungen innerhalb des Systems durchaus nicht uninteressant. Andreas Heraf wechselte in der Halbzeit den für den verletzten Marko Djuricin nachnominierten Holland-Legionär Radovan Mitrovic ein und stellte auch ihn auf die Zehn. Was genau gar keine Wirkung zeigte: An Mitrovic lief das Spiel genauso vorbei wie an Gucher vor ihm, seine Ballkontakte kann man an einer Hand abzählen.

Ney Franco ließ für den zweiten Durchgang auf der linken Seite Oscar und Gabriel Silva tauschen – der Linksverteidiger Gabriel Silva rückte auf, dafür ging Oscar nach hinten. Damit konnte Silva seinen Offensivdrang ausleben und Oscar sorgte für zusätlichen Druck von hinten, zog zudem immer wieder in die Mitte und verleitete damit Ziegl dazu, seine Position zu verlassen.

Brasilien sorgt für die Entscheidung

Die Folge war erhöhter Druck der Brasilianer, weil es mit Oscar nun einen wirkungsvollen Spieleröffner aus der Tiefe gab, der sich geschickt zwischen den österreichischen Reihen bewegte und beim ÖFB-Team Probleme beim Übergeben provozierte, es war nie wirklich klar, wer sich nun wann um ihn kümmerte. Und dann kamen auch noch in so einem Spiel tödliche Fehler dazu – sich auskontern zu lassen, wenn man eh kaum aus der eigenen Hälfte herauskommt (wie beim 0:2, nachdem der Referee Radlingers Eingreifen als Foul und Coutinho den Elfer verwandelte), darf natürlich nicht passieren.

Heraf nahm nun Ziegl aus dem Spiel und versuchte mit Teigl, für mehr Druck nach vorne zu sorgen. Das hatte gegen Panama ja ganz gut geklappt, war diesmal aber ebenso wirkungslos wie der Versuch, mit dem Hünen Zulj statt des schnellen Weimann einen Zielpunkt für lange Bälle in der Spitze zu bringen. Und als sich die Seleção nach einer Stunde zum von Willian erzielten 3:0 durch die ÖFB-Abwehr kombinierte, war das Spiel gelaufen.

Was man auch an der brasilianischen Formation sah: Denn nun ging Gabriel Silva wieder zurück auf die Position des Linksverteidigers, Oscar rückte wieder etwas auf – und die Südamerikaner schalteten um in den Verwalte-Modus. Dass man die letzten Minuten zu zehnt absolvierten musste, war für das Spiel selbst egal. Der fiese Tritt von Mitrovic auf die Achillessehne von Casemiro (der eben nicht mehr ausgewechselt werden konnte, weil das Kontingent bereits erschöpft war) könnte für den 19-Jährigen vom FC São Paulo aber nachhaltigen Effekt haben.

Fazit: Brasilien besser, Österreich zu eng

Das Hauptproblem am eigenen Spiel der Österreicher war, dass das gegen ein Vierer-Mittelfeld mit Raute durchaus taugliche System des 3-3-3-1 viel zu eng interpretiert wurde. Vor allem Dilaver zog immer viel zu früh ins Zentrum, sodass der Gegner zu keinem Zeitpunkt so auseinander gezogen worden wäre, dass man im Zentrum Platz genereieren hätten können; andererseits gelang es so natürlich auch nicht, über die Flügel für Druck zu sorgen. Das System, mit dem ausgerechnet Andi Herafs Spezialfreund Paul Gludovatz in Ried wunderbare Erfolge feiert, wurde in diesem Spiel schlicht falsch interpretiert.

Natürlich: Die klar überlegene individuelle Klasse der Brasilianer wäre wohl so oder so zu viel gewesen, um zu einem Erfolgserlebnis zu kommen, das muss man ganz klar so anerkennen – die Seleçã war einfach klar besser und hat auch in der Höhe verdient gewonnen.

Was für Österreich aber im Hinblick auf das letzte Gruppenspiel gegen Ägypten (die gegen Panama mit viel Mühe 1:0 gewannen) keinen wirklichen Unterschied macht: Ein Sieg mit zwei Toren Differenz, und man steht fix im Viertelfinale. Ein Sieg mit einem Tor Differenz, und es schaut immer noch gut aus, als Gruppendritter noch durch zu rutschen. Alles andere ist zu wenig.

Die gleiche Ausgangspostion wie vor einem Jahr bei der U19-EM vor dem letzten Gruppenspiel gegen Holland. Und damals hat’s ja geklappt.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2011/08/02/ein-3-3-3-1-ohne-flugel-funktioniert-nicht-osterreich-kassiert-03-gegen-brasilien/feed/ 4 standard
Wie vernagelt! Nur 0:0 gegen Panama https://ballverliebt.eu/2011/07/30/wie-vernagelt-nur-00-gegen-panama/ https://ballverliebt.eu/2011/07/30/wie-vernagelt-nur-00-gegen-panama/#comments Sat, 30 Jul 2011 01:52:41 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5465 Wie vernagelt! Nur 0:0 gegen Panama weiterlesen ]]> Die Leistung an sich war schwer in Ordnung. Nur das mit dem Tore schießen funktionierte nicht… Eine starke österreichische Mannschaft hat zum Start in die U20-WM weder mit den äußeren Bedinungen noch mit Panama essenzielle Probleme. Und doch war das Tor wie vernagelt und es gab nur ein 0:0!

Österreich - Panama 0:0

Das rot-weiß-rote Team versuchte gleich von Anfang an, das Spiel selbst in die Hand zu nehemen und für Akzente zu sorgen. Das klappte einigen Minute ganz gut, weil Daniel Offenbacher recht konsequent auf den Sechser von Panama, Manuel Vargas, presste und so eine gezielte Spieleröffnung aus dem Zentrum verhinderte. Zudem machten Gucher und Tobias Kainz den Platz für die beiden offensiveren im Zentrum von Panama, Cordero und Vence, ganz gut zu.

Nachdem Panama erkannt hatte, dass durch das Zentrum wenig gehen wird, verlegte sich das Team aus Mittelamerika darauf, vermehrt die Flügel anzubohren. Vor allem die linke österreichische Verteidigungsseite mit Dilaver hinten und Schütz vor ihm hat die Aufmerksamkeit von Panama erlangen können, Jimenez preschte immer wieder nach vorne und verhinderte so die zu Beginn durchaus erkennbaren Vorstöße von Dilaver.

Seitentausch mit Wirkung

Nach zwanzig Minuten, in einer Phase, in der die Spielübersicht von Goalie Radlinger immer wieder gefragt war, tauschten Daniel Schütz und Andi Weimann ihre Seiten. Das erwies sich als gute Maßnahme: Denn durch den England-Legionär konnte Jimenez nicht mehr annähernd so wie zuvor nach vorne gehen, was den Druck von Dilaver nahm. Das wiederum nutzte der Austrianer zu beherzten Vorstößen, wovon dann auch Weimann profitierte.

Beim österreichischen Team muss mah lobend hervorheben, dass trotz der verglichen mit dem Gegner eher mickrigen gemeinsamen Vorbereitung immer versucht wurde, die spielerische Lösung zu finden und mit Kurzpässen nach vorne zu kommen – der lange Ball war immer eher die letzte Lösung, während bei Panama vor allem lange Flankenwechsel deutlich häufiger zum Einsatz kamen.

Panama nach Fast-Rückstand geschockt

So entstand auch die unglaubliche Doppelchance von Robert Zulj aus einem Tempogegenstoß, den Dilaver mit einem Pass auf den startenden Weimann einleitete, dieser zog zwei Panama-Verteidiger auf sich, sodass seine Flanke in der Mitte einen völlig blank stehenden Zulj fand. Doch der Rieder schaffte es, sowohl beim ersten Versuch als auch beim Nachschuss aber extrem starken Torhüter aus Panama, Luis Mejía, zu scheitern.

Dennoch hatte diese Szene auf Panama einen negativen Einfluss, als wäre der Ball drin gewesen. Man verfiel in eine Art Schockstarre, was durch das nun wieder deutlich aktivere und wirkungsvollere Pressing des ÖFB-Teams noch verstärkt wurde. Österreich wirkte nicht nur körperlich robuster, sondern auch spielstärker und aktiver in der Arbeit gegen den Ball.

Dem Team aus Panama gelang es kaum noch, den Ball länger zu halten – immer wieder sah sich der Ballführende zwei Österreichern gegenüber, und schon war die Kugel wieder weg. Ebenfalls ohne Wirkung blieb, dass auch Jimenez und Alvarez die Seiten tauschten, damit Jimenez dem stark aufkommenden Duo Dilaver/Weimann ausweichen konnte. Aber Rechtsverteidiger Patrick Farkas ließ wenig zu.

Österreich am Drücker

Auch nach dem Seitenwechsel – Klem war für Schütz gekommen – blieb das ÖFB-Team am Kommandostand, und vor allem Andi Weimann sorgte für viel Kopfschmerzen bei Rechtsverteidiger Josué Flores. Das deshalb, weil der an Watford verliehene Villain immer wieder mit Tempo nachging, wenn Flores sich nach hinten absetzen und Zeit gewinnen wollte. Positiv hierbei ausch, dass beide österreichischen AV, Farkas und Dilaver, viel Arbeit nach vorne verrichteten.

Eine kleine Delle kam ins Spiel, als Teamchef Heraf Unglücksraben Zulj – er hatte einen Schlag abbekommen – vom Platz nahm und mit Georg Teigl ersetzte. Das hieß nähmlich, dass Weimann ins Zentrum gehen musste und weil Teigl nicht sofort den gleichen Druck auf den Flügeln ausüben konnte wie Weimann vor ihm, konnte Panama etwas Luft holen. Angriffe der Mittelamerikaner hatten in dieser Phase nur ein Gesicht: Jenes von Linksverteidiger Erick Davis, der nach einem heftigen Zusammenstoß mit Eisenschädel Dilaver mit einem modisch eher mäßig schicken Turban spielte.

Druckvolle Schlussphase

Schlussphase

Zwanzig Minuten vor Schluss brachte Heraf mit seinem letzen Wechsel Marco Meilinger für den müde gelaufenen Offenbacher. Der Startschuss zur Schlussoffensive: Denn nachdem nun auch wieder vermehrt Aktionen über die rechte Seite kamen – Klem, nun auf der Offenbacher-Position im Mittelfeld, konnte rechts weniger Akzente setzen – kam auch der im Zentrum spielende Sechser Vargas mehr ins Schwitzen. Gegen ihn versuchten die Österreicher durchaus, robuster in die Zweikämpfe zu gehen, wenn Vargas hatte zuvor schon Gelb gesehen.

Ganz erstaunlich war, dass es entgegen allen Befürchtungen das Team aus Panama war, das mit den Kräften am Ende schien, während die ÖFB-Mannschaft weiterhin Vollgas gab: Weimann kam nach einer Meilinger-Flanke zum Kopfball, dann wurde Teigl im Strafraum gefoult (den Elfer gab es nicht) – der längst überfällige Siegtreffer der Österreicher lag in der Luft, aber Pech und Unvermögen im Abschluss zum einen und ein zumindest gegen den Ball (in der Spieleröffnung war Radlinger deutlich besser) sensationell spielenden Goalie Mejía zum anderen verhinderten diesen.

So hätte es in der Nachspiezeit beinahe sogar noch das Tor für Panama gegeben, aber das 0:0 hatte bis zum Schluss bestand – ein Resultat, das keinem wirklich hilft und dem Team aus Panama absolut schmeichelt.

Fazit: Leistung war stark, aber das Resultat…

Österreich war die deutlich bessere Mannschaft, in jeder Hinsicht. Nicht nur, was die individuelle Klasse der Mannschaft angeht – hier war man auch ohne Alaba und Co. besser – sondern auch inhaltlich hatte das durchaus Hand und Fuß. Aggressiv aufrückende Außenverteidiger, Pressing im Mittelfeld: Wann hat man all das zuletzt bei der A-Mannschaft gesehen? Vor allem Dilaver wusste absolut zu überzeugen, auch Weimann sorgte für viel Wirbel, Radlinger beweis oft sehr viel Übersicht im Tor.

Und vor allem gab es bei vergleichsweise moderaten äußeren Bedingungen von knapp 30 Grad und etwa 75% Luftfeuchtigkeit (das hätte viel schlimmer kommen können) überhaupt keine Fitness-Probleme. Im Gegenteil: Die Spieler aus Panama, die dieses Klima ja eigentlich kennen, waren diejenigen, die gegen Ende schlapp machten.

Was dem Team aus Österreich fehlt, ist der eine oder andere Einzelkönner, der ein Spiel wie dieses in der kritischen Phase an sich reißen könnte – Alaba wäre sicherlich so einer, aber das Thema ist eh erledigt. Am Ende hat gegen das Team aus Panama, das bemüht agierte, aber sehr wahrscheinlich zum schwächeren Viertel des Teilnehmerfeldes gehört, alles geklappt, wie man sich das erhoffen konnte.

Bis auf das Resultat.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2011/07/30/wie-vernagelt-nur-00-gegen-panama/feed/ 6 standard
„Team Alaba“ goes Normandie https://ballverliebt.eu/2010/07/06/team-alaba-goes-normandie/ https://ballverliebt.eu/2010/07/06/team-alaba-goes-normandie/#respond Tue, 06 Jul 2010 13:26:55 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2434 „Team Alaba“ goes Normandie weiterlesen ]]> Nach der WM ist vor der EM! Nämlich der U19-EM, die ab 18. Juli – also in knapp zwei Wochen – in der Normandie in Szene geht. Auch das österreichische Team ist dabei, dank des großartigen David Alaba. Das Ziel der Legionärstruppe kann nur heißen: Qualifikation für die U20-WM!

Es war zweifellos in erster Linie David Alaba zu verdanken, dass sich die ÖFB-Junioren das Ticket für das Turnier der besten acht Jahrgänge Europas lösen konnten. Jenem David Alaba, der schon mit seinen 18 Jahren Bundesliga- und Champions-League-Erfahrung mit dem FC Bayern machen durfte, und nicht zuletzt auch im Nationalteam gezeigt hat, dass er der talentierteste Österreicher am Platz war. Jenem David Alaba, den U19-Teamchef Andi Heraf gar nicht erst versucht hatte, einzuberufen, weil er einen Korb des FC Bayern (lächerlich) und von Didi Constantini (schon eher) fürchtete. Dass nichts schlimmeres als ein harmloses „Sorry, geht nicht“ gedroht hätte – anderes Thema.

Nur Aleks Dragovic, jetzt schon einer der besten Innenverteidiger der österreichischen Bundesliga – wenn nicht sogar schon der Beste – fehlt im Aufgebot, das Andi Heraf für das am 18. Juni beginnende Turnier nominiert hat. Der Bursche bekam von der Austria nicht frei. Die Violetten begründen dies mit dem Saisonstart, der auch heuer wieder lächerlich früh daherkommt. Dass es bei Sturm vor einigen Jahren wegen der Abstellungen für die damalige U19-EM genauso möglich war, das erste Saisonspiel auf September zu verlegen, wie Rapid letztes Jahr wegen eines belanglosen Freundschaftsspiels (!) – anderes Thema.

Zumal ja noch lange nicht fix ist, ob Dragovic überhaupt bei der Austria bleibt. Seinem Marktwert hätte es sicher nicht geschadet, die Spiele in Frankreich mit zu machen (von der unbezahlbaren Turnier-Erfahrung mal ganz zu schweigen), und wenn die Austria ihn noch verscherbeln will, dürfte sie ihn im Europacup womöglich ohnehin nicht einsetzen. Aber da siegten einmal mehr die Egos von Vereinen über die Vernunft. Sei’s drum – auch so kann die Mannschaft was. Sie kann wahrscheinlich sogar wesentlich mehr, als Heraf aus ihr herausholt.

Der unumstrittene Boss am Platz ist natürlich David Alaba. Der Jungstar kann im Grunde jede Position spielen und ist mit seiner für sein Alter schon enormen Erfahrung und auch seiner enormen Klasse für diese Mannschaft unverzichtbar. Sein kongenialer Partner im Mittelfeld ist mit Christoph Knasmüllner ein weitere Stammspieler aus dem zweiten Team der Münchener Bayern, der in seinem zweiten Jahr beim Nobelklub schon Stammspieler und Leistungsträger in der zuletzt von Mehmet Scholl betreuten II. Mannschaft. Dazu kommt mit Christian Klem ein Rechtsfuß von Sturm Graz, der seit drei Jahren schon Stammspieler im Regionalliga-Team ist, aber sich in der Kampfmannschaft noch nicht wie erhofft durchsetzen konnte.

Dazu kommt Raphael Holzhauser. Der 1.93m-Hüne kommt aus der Rapid-Jugend und schoss die U19 des VfB zum Klassensieg und damit ins deutschlandweite Semifinale. Und mit Tobias Kainz vom SC Heerenveen steht noch ein Legionär zur Verfügung. Auch Robert Gucher, der im Winter als Stammspieler bei Serie-B-Team Frosinone zu Genoa wechselte und dort in der Primavera spielt und schon diverse Male auch im Kader der Kampfmannschaft war, steht zur Verfügung. Viel internationale Ausbildung also im Mittelfeld, garniert mit dem besten aus den heimischen Akademien, wie Georg Teigl und Marco Meilinger (Salzburg) und eben Klem (Sturm).

Das selbe Bild bietet sich im Angriff. Marco Djuricin von Hertha BSC erzielte für das (eher mittelmäßige) U19-Team der Haupstädter 13 Tore in 17 Einsätzen; und Andreas Weimann darf sich ebenfalls Stammspieler nennen – in der II. Mannschaft von Aston Villa. Er ballerte sein Team ins Reserves-Meistersachftsfinale gegen Manchester United, wo er erst im Elfemeterschießen unterlegen war – Weimann war einer jener beiden Villains, der seinen Penalty verwandelte. Als Alternative steht dann auch noch Andi Tiffner bereit. Der gebürtige Kärntner wurde in der Red-Bull-Akademie ausgebildet, stürmte zuletz für Blau-Weiß Linz in der Regionalliga Mitte und wird in der neuen Saison ins Austria-Dress schlüpfen.

Nur in der Abwehr dominieren die heimischen Kräfte, von Kapitan Michael Schimpelsberger einmal abgesehen. Der Holland-Legionär – der nicht nur im U19-Team die Binde trägt, sondern auch in der II. Mannschaft von Meister Twente Enschede – ist allerdings der einzige gelernte Innenverteidiger im Kader von Andi Heraf. Das mag durchaus als Schwachstelle gelten, und das hat sich schon in der Qualifikation gezeigt. In den drei entscheidenden Spielen gegen die Schweiz, Dänemark und Serbien gab es sechs Gegentore! Mit zwei Einschlägen pro Spiel wird bei der EM in der Normandie natürlich nichts zu holen sein.

Schimpelsbergers Partner in der Innenverteidigung dürfte in Abwesenheit von Dragovic ein anderer Austrianer werden, nämlich Emir Dilaver. Vor allem bei Flanken und hohen Bällen könnten die beiden aber durchaus Probleme bekommen – der eine misst 1.81m, der andere 1.83m. Hier wird viel darauf ankommen, in wieweit der gelernte Rechtsverteidiger Patrick Farkas von Mattersburg aushelfen kann. Womöglich stellt ihn Heraf aber auch gleich in die Zentrale, was auf der rechten Seite Platz für Mahmud Imamoglu (Vienna) machen würde – oder für Christian Klem, der auch ein brauchbarer Rechtsverteidiger wäre.

Als Linksverteidiger wird kein Weg an Lukas Rath vorbeiführen. Der 18-Jährige ist in Mattersburg der Nachfolger von Christian Fuchs, auch Rath darf trotz seines jungen Alters schon auf einen Saison als Bundesliga-Stammspieler zurückblicken. Im Tor wird der Austrianer Philipp Petermann stehen, der bei den Jung-Veilchen in der abgelaufenen Saison den zu den Profis aufgerückten Heinz Lindner recht ordentlich vertreten hat. Christian Petrovcic, der Ersatztorhüter von Regionalligist GAK, ist die klare Nummer zwei.

Bei dem Turnier in der Normandie treten wie erwähnt die acht besten U19-Teams des Jahres gegeneinander an, in zwei Vierergruppen, aus denen die jeweils ersten beiden ins Semifinale aufsteigen. Das wäre das Traumziel des ÖFB-Teams – aber der dritte Gruppenplatz würde schon reichen, um sich für die U20-WM im kommenden Sommer in Kolumbien zu qualifizieren. Vier Jahre nach den Erfolgen der Vor-Vorgänger in Kanada wäre das ein weiteren schönes Lebenszeichen und wieder viel Turniererfahrung für die jungen Burschen.

Und nur zur Verdeutlichung der Wichtigkeit und des Niveaus dieser Veranstaltung: 32 der Jungs, die 2007 neben Gludovatz‘ Team in Kanada waren, standen in den Aufgeboten zur WM der Großen in Südafrika, 17 davon als Stammspieler – vor allem Chilene (Isla, Medel, Sánchez, Vidal und Carmoa schlugen Österreich im P3-Spiel), Argentinier (Di María, Agüero und Romero), Mexikaner (Giovani, Vela, Juárez, Hernández) und auch zwei US-Amerikaner (Bradley, Altidore), die im Viertelfinale gegen Österreich verloren hatten. Und sechs Burschen aus Ghana, die vor nicht mal einem Jahr U20-Weltmeister wurden, waren auch in Südafrika dabei.

Den notwendigen dritten Gruppenplatz zu erreichen, wird aber wahrlich keine allzu leichte Aufgabe. Die Gruppengegner heißen (in dieser Reihenfolge) England, Frankreich und Holland. Wenn es gelingt, einen dieser drei hinter sich zu lassen, darf man ein großes Ziel als erreicht betrachten. Leider werden wir, so wie es aussieht, nur das Spiel gegen England zu sehen bekommen (Eurosport, ORF-Sport-Plus). Mehr wird’s leider wohl erst zu sehen geben, sollten unsere Burschen das Semifinale erreichen.

Aber eigentlich kann man ja eben schon mit einem dritten Gruppenplatz zufrieden sein. Ach ja: Traditionell starke Nachwuchs-Nationen wie Deutschland, Tschechien, Belgien und Ungarn sind gar nicht dabei. Aber das ist ein anderes Thema.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2010/07/06/team-alaba-goes-normandie/feed/ 0 standard