Dudelange – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Thu, 27 Dec 2012 11:22:39 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Die ’12-Besten https://ballverliebt.eu/2012/12/27/die-12-besten/ https://ballverliebt.eu/2012/12/27/die-12-besten/#respond Wed, 26 Dec 2012 23:01:45 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8142 Die ’12-Besten weiterlesen ]]> Das Jahr 2012 verlässt uns, aber die Erinnerungen an viele tolle Spiele aus den vergangenen zwölf Monaten wird uns natürlich bleiben. Darum gibt’s wie schon 2010 und 2011 noch mal die besten, interessantesten, richtungsweisendsten Spiele. Die Reihenfolge dieser zwölf Spiele aus 2012 ist natürlich willkürlich und nicht allzu eng zu sehen!

Platz 12 | Europa League | Rapid Wien – PAOK Thessaloniki 3:0

Rapid Wien – PAOK Thessaloniki 3:0 (1:0)

„So sehr man nach dem Hinspiel verleitet war, Schöttel ob seines allzu vorsichtigen Wechsels in Überzahl zu kritisieren, so sehr darf man ihm nun gratulieren. Mit seiner Maßnahme, die rechte Seite so offensiv zu gestalten und dennoch nicht auf die nötige Absicherung zu vergessen, hebelte er die vorsichtige und passive Spielanlage von PAOK aus.“ Im Rückblick betrachtet war es wohl das einzige Europacup-Spiel einer österreichischen Mannschaft im ganzen Jahr, dass auf europäischem Niveau absolviert wurde. Der Lohn für Rapid: Als einziges rot-weiß-rotes Team ging’s in eine Gruppenphase – wiewohl es in dieser nicht mehr viel zu Lachen gab. Gegen PAOK aber nützte man den Vorteil durch die aktive Spielanlage.

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Platz 11 | Ligue 1 | Paris St. Germain – HSC Montpellier 2:2

Paris St. Germain – Montpellier HSC 2:2 (1:1)

„Der letzte verbliebene Titel-Konkurrenz von PSG übernahm von Beginn an die Kontrolle. Was angesichts der Formation und der sich daraus ergebenden Probleme in punkto Raumaufteilung beim Team von Carlo Ancelotti aber auch nicht ganz unlogisch war.“ Es war eine der größten Sensationen in der Geschichte des französischen Fußballs: Montpellier, sogar eher Fahrstuhlklub denn Mittelständler, düpierte das von Scheichs gepimpte Team von Paris St. Germain und wurde vollkommen verdient Meister. Auch, wenn man in der neuen Saison wieder in die untere Tabellenhäfte abstürzte und international chancenlos war – der Titel wird bleiben. Weil man es genützt hat, dass Ancelotti PSG mit dem Italien-Virus infiziert hat.

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Platz 10 | Champions League | RB Salzburg – F91 Dudelange 4:3

Red Bull Salzburg – F91 Dudelange 4:3 (2:1)

„Die Salzburger schoben sich nur bedächtig den Ball hin und her. Wer nicht gerade am Ball war, bewegte sich auch nicht – oft lief der Pass-Empfänger erst los, wenn der Pass schon geschlagen war und er merkte, dass er wohl als Ziel des Passes gedacht war. Was es den Luxemburgern nicht gerade schwer machte.“ Nichts symbolisert die (mit einigen Ausreißern nach oben) bislang eher nicht so erfolgreichen Versuche, europäisch Fuß zu fassen, so sehr wie das Wörtchen „Düdelingen“. Weil sich das Team nicht mal nach der peinlichen Hinspiel-Niederlage genötigt sah, sich in der Retourpartie anzustrengen. Kein Tempo, keine Breite, keine Phantasie, schlechtes Zweikampfverhalten, Schwächen des Gegners nicht ausgenützt. So haben sich die Bullen mit einem lahmen Larifari-Kick ins Aus befördert.

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Platz 9 | EURO 2012 | Spanien – Italien 1:1

Spanien – Italien 1:1 (1:1)

„Weil sich Maggio und Giaccherini gegen den Ball recht weit hinten positionierten, mussten die spanischen Außenverteidiger weit nach vorne kommen – schließlich waren sonst die italienischen Außenspieler immer frei und das spanische Pressing im Zentrum wäre sinnlos. Wenn sie allerdings aufrückten, ließen sie hinter sich viel Raum für Balotelli und Cassano, den die beiden ungemein schnellen und trickreichen Stürmer gut ausnützen konnten.“ Drei Wochen später im Endspiel waren die Italiener körperlich am Ende und nach Mottas Verletztung war die Luft raus. Im Gruppen-Duell der späteren Finalisten aber, wo sich eine Dreierkette einer Falschen Neun entgegen stellte, begegneten sich die Teams auf Augenhöhe. Mehr noch – da war Italien zumindest taktische Punktsieger.

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Platz 8 | Bundesliga | Sturm Graz – Red Bull Salzburg 0:2

Sturm Graz – Red Bull Salzburg 0:2 (0:2)

„Die Folge des gegenseitigen Drucks war natürlich, dass beide Mannschaften dazu gezwungen waren, den Ball schnell wieder los zu werden. Das ergab eine unglaubliche Beschleunigung, ein für österreichische Verhältnisse irrwitziges Tempo und diverse gute Möglichkeiten. Vor allem für Salzburg, weil die Bullen ihr Pressing konsequenter durchzogen und mehr Zug zum Tor entwickelten.“ Erst zwei deutsche Zweitliga-Trainer brachten echtes Pressing in die Bundesliga – die beiden Spiele zwischen Hyballas Sturm und Schmidts Salzburgern war mit das Beste, was die Liga in den letzten Jahren hergab. Ihr Duell am 1. Spieltag war ein flotter Auftakt, der Lust auf mehr machte.

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Platz 7 | EURO 2012 | Spanien – Portugal 0:0 n.V., 4:2 i.E.

Spanien – Portugal 0:0 n.V.

„Die drei Mann im portugiesischen Zentrum hatten eine ganz hervorragende Abstimmung beim Pressen auf ihre spanischen Gegenspieler. Die Folge war, dass die Spanier öfter, als ihnen lieb war, auf lange Balle zurückgreifen mussten. Das ist nicht ihr Spiel, und so kamen sie auch nicht dazu, sich dauerhaft in der gegnerischen Hälfte festzusetzen.“ Langweilig, nicht mehr anzusehen, Spannungskiller – was musste sich die spanische Spielanlage bei der EM nicht alles nachsagen lassen. Aber ist es der Fehler der Spanier, dass jeder nur das Kurzpass-Spiel über sich ergehen lässt? Wobei, nicht jeder. Denn auch, wenn es im Elferschießen nichts wurde: Im Semifinale haben die Portugiesen im besten Spiel der EM gezeigt, wie man Spanien richtig nerven kann.

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Platz 6 | Frauen-EM-Qualifikation | Österreich – Dänemark 3:1

Österreich – Dänemark 3:1 (1:0)

„War die dänische Spielgestaltung in der ersten Hälfte eher lauwarm, war auch die Reaktion auf das von niemandem erwartete 0:2 halbgar und nicht wirkte nicht fertig durchdacht. Einen Rückstand – noch dazu einen von zwei Toren – konnte Dänemark eben schon lange nicht mehr üben.“ In einem Zeitraum von anderthalb Jahren vollzogen die ÖFB-Frauen einen Quantensprung. Nie war man auch nur in der Nähe eines großen Turniers, diesmal scheiterte man erst im Play-off an Russland – und das auch noch knapp. Und die endgültige Initialzündung war der Sieg gegen das Top-Team aus Dänemark. Das erste Heimspiel überhaupt, dass live im TV übertragen wurde, geriet zur Sternstunde, die auch noch verdient war.

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Platz 5 | Copa Libertadores | Universidad de Chile – SD Quito 6:0

Universidad de Chile – SD Quito 6:0 (3:0)

„Eine pervers hohe Abwehrlinie mit zuweilen nur einem einzigen Verteidiger, brutale Dominanz im Zentrum, irrsinnig bewegliche und sich zurückfallen lassende Stürmer, die dann selbst aus der Tiefe kommen oder selbst für steil gehende Kollegen die Vorlagen geben – klingt so gut wie unmöglich zu verteidigen. Und es klingt unmöglich, so selbst zu verteidigen. Ist es auch.“ Der mittlerweile zum chilenischen Teamchef bestellte Jorge Sampaoli installierte beim besten Klub-Team des Landes eine Spielanlage, die so ziemlich das attraktivste ist, was der moderne Fußball zu bieten hat. Ein Jahr nach dem Titelgewinn in der Copa Sudamericana ging’s in der Copa Libertadores bis ins Halbfinale. Mit nichts anderem als hochriskantem Harakiri-Fußball reinster Prägung.

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Platz 4 | DFB-Pokal | Borussia Dortmund – Bayern München 5:2

Borussia Dortmund – Bayern München 5:2 (3:1)

„So ging über rechts nicht viel nach vorne, über links auch nicht, und im Zentrum ging auch nichts weiter. Weil Luiz Gustavo erstens verunsichert war und zweitens ohnehin kein Künstler am Ball ist, blieb die Verantwortung an Schweinsteiger und Kroos hängen. Doch Ersterem fehlt nach seiner Verletzungspause noch die Spielpraxis, und Letzerer war von den herausragend spielenden Kehl und Gündogan aus dem Spiel genommen.“ Im Grunde machte der BVB, was er immer macht. Im Pokalfinale geschah das allerdings in einer Klasse, mit der die Bayern überhaupt nicht mitkamen. Die Borussia zerlegte die Münchener und so holte Dortmund hochverdient auch den Pokal.

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Platz 3 | Afrika-Cup | Gabun – Marokko 3:2

Gabun – Marokko 3:2 (0:1)

„Vor allem Moussono auf der linken Seite konnte mit Mouloungui für solchen Wirbel sorgen, dass sich Eric Gerets schnell gezwungen sah, den damit überforderten Mickaël Basser rauszunehmen und mit Jamal Alioui einen frischen Mann für rechts hinten zu bringen. Aber der Schaden war bereits angerichtet, die Hausherren warfen alles nach vorne.“ Taktisch war das kein allzu kompliziertes Spiel – dafür zum Zusehen umso aufregender. Die Wucht, mit der sich der Co-Gastgeber des Afrikacups gegen die Niederlage gegen Marokko gestemmt hat, war herzerfrischend und das Spiel dramatisch. Und letztlich hat Gabun mit dieser unfassbaren Partie das Viertelfinale erreicht.

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Platz 2 | WM-Qualifikation | Österreich – Deutschland 1:2

Österreich – Deutschland 1:2 (0:1)

„Endlich traut sich auch ein rot-weiß-rotes Team gegen einen übermächtig scheinenden Gegner zu, selbst die Initiative zu ergreifen. Und stellt sich, überspitzt formuliert, nicht mehr nur auf das Feld und hofft, dass sich die sportliche Katastrophe in Grenzen halten möge.“ Obwohl es am Ende eine 1:2-Niederlage war: In diesem Spiel war die beste Leistung einer österreichischen Mannschaft seit, naja, zumindest sehr langer Zeit zu bewundern. Deutschland zeigte sich vor der Pause zuweilen ratlos und danach in Zweikämpfen etwas überfordert. Sodass bei Österreich trotz des bitteren 1:2 die tolle Leistung im Vordergrund steht.

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Platz 1 | Europa League | Manchester Utd – Athletic Bilbao 2:3

Manchester United – Athletic Bilbao 2:3 (1:1)

„Das Team von Marcelo Bielsa zeigte sich flinker, wacher, schneller, übte mehr Druck aus, erzeugte mehr Torgefahr, war in der Zentrale dominant und dominierte die Flügel. Rooney war, trotz seiner zwei Tore, kaum ein Faktor, Hernández fand überhaupt nicht statt. Giggs sah gegen das heftige Pressing noch älter aus, als er ist.“ Athletic war Europas aufregendste Mannschaft, zumindest in der ersten Jahreshälfte. Unter der Leitung des genialen, aber schwierigen Marcelo Bielsa verzückten die Basken die Fachwelt und verprügelten auf dem Weg ins Europa-League-Finale Manchester United zweimal nach allen Regeln der Kunst. So gab’s für die Red Devils im Hinspiel ein 2:3 mit Option auf Debakel. Und weil es auch im Rückspiel nicht besser wurde und United (viel zu niedrig) mit 1:2 verlor, titelte die Sun gewohnt phantasievoll:

athletic 2 pathetic 1
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Das Team von Ballverliebt bedankt sich für das Interesse im Jahr 2012 und wir würden uns freuen, wenn ihr unsere Analysen auch im Jahr 2013 fleißig lest. Ein gutes neues Jahr euch allen!

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Mit lahmem Larifari-Kick ins Aus: Salzburgs Europa-Reise bereits vorbei https://ballverliebt.eu/2012/07/25/mit-lahmem-larifari-kick-ins-aus-salzburgs-europa-reise-bereits-vorbei/ https://ballverliebt.eu/2012/07/25/mit-lahmem-larifari-kick-ins-aus-salzburgs-europa-reise-bereits-vorbei/#comments Tue, 24 Jul 2012 23:34:57 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7716 Mit lahmem Larifari-Kick ins Aus: Salzburgs Europa-Reise bereits vorbei weiterlesen ]]> Blamage, Peinlichkeit, Banktrotterklärung – wie auch immer man das Ausscheiden von Meister Salzburg gegen den Fußballzwerg aus Luxemburg nennen will, Fakt ist: Die Bullen haben sich das früheste europäische Aus der Klub-Geschichte komplett selbst zuzuschreiben. Weil dem Auftritt neben vielen anderen Aspekten vor allem eines fehlte: Professionalität.

Red Bull Salzburg – F91 Dudelange 4:3 (2:1)

Es trifft den österreichischen Fußball in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen. Landskrona 1990. Die Schmach von Riga 1995. Der Kegelabend von Valencia 1999. Das Trauerspiel von Tiraspol 2003. Und vor zwei Jahren waren sieben von jenen Salzburgern, die sich diesmal gegen Dudelange blamiert haben, schon in Tórshavn live dabei.

Tempo? Gab’s nicht.

Drei Tage nach dem wirklich starken Auftritt bei Sturm Graz fehlte es den Bullen eigentlich an allem. Am auffälligsten war aber wohl die völlige Abwesenheit jeglichen Tempos. Pressing, wie es noch gegen Sturm ein äußerst probates Mittel war, konnte man in diesem Spiel nicht einsetzen – gegen wen auch. Die Luxemburger hatten ja kaum einmal den Ball, sondern waren darauf bedacht, sicher zu stehen und vor allem die Mitte zuzumachen.

Die Salzburger schoben sich nur bedächtig den Ball hin und her. Wer nicht gerade am Ball war, bewegte sich auch nicht – oft lief der Pass-Empfänger erst los, wenn der Pass schon geschlagen war und er merkte, dass er wohl als Ziel des Passes gedacht war. Was es den Luxemburgern nicht gerade schwer machte. Was zudem Soriano gegen Sturm noch hervorragend machte, also mit unberechenbaren Laufwegen Löcher zu reißen, gelang Maierhofer überhaupt nicht. Die Luxemburger wussten, dass sie von Maierhofer keine außergewöhnlichen Laufwege zu befürchten hatten und beschränkten sich erfolgreich darauf, den Langen zu nerven.

Breite? Gab’s nicht.

Das extrem statische und extrem langsame Aufbauspiel wurde zudem von einem weiteren, elementaren Fehler begleitet: Nicht vorhandener Breite im Spiel. Die Salzburger Außenverteidiger Schwegler und Ulmer standen nicht hoch genug und kamen auch viel zu selten mit Tempo nach vorne, um die Abwehr der Luxemburger auseinander zu ziehen und so für die schnellen Spieler im Mittelfeld Räume zu schaffen. Außerdem deutete Teigl zwar ein zwei Szenen an, dass er Dudelange-RV Bryan Melisse problemlos davonlaufen kann. Dieser allzu offensichtliche Vorteil wurde aber nie mehr konsequent angebohrt.

Doch selbst wenn ein Salzburger auf den Flügeln mal wirklich nach vorne ging, wurde er nicht ins Spiel eingebunden. Alles klumpte sich im Zentrum zusammen, wo Sechser Jean-Sébastien Legros Salzburg-Zehner Hierländer zuweilen in Manndeckung nahm und die restlichen Verteidiger die ohnehin schon engen Räume, in die sich die Bullen hinein manövrierten, problemlos noch enger machen konnten.

So kannten sich die Salzburger entweder 25 Meter vor dem Tor fest, oder sie schoben sich die Kugel so lange knapp vor der Mittellinie hin und her, bis einer die Geduld verlor und einen langen Ball nach vorne drosch. Der seinen Abnehmer praktisch nie fand.

Defensive Sicherheit? Gab’s nicht.

Wenn man schon nach vorne nichts zusammen bringt, sollte man zumindest hinten nichts anbrennen lassen. Gelang dem österreichischen Meister aber auch nicht. Denn Ulmer und vor allem Schwegler standen zwar nicht hoch genug, um nach vorne eine Relevanz zu haben. Eine Umschaltbewegung nach Ballverlust war, besonders auffällig bei Schwegler, aber nicht zu erkennen. Immer wieder lief Benzouien und Da Mota (vor allem ersterer, die beiden rochierten immer wieder) im Rücken der Außenverteidiger davon. Wie etwa beim 1:0.

Desolat, unterirdisch, katastrophal – man kann sich für den Rechtsverteidiger aus der Schweiz ein Wort aussuchen. Trainer Schmidt muss sich vorwerfen lassen, Schwegler 75 Minuten lang (!) auf dem Feld belassen zu haben. Nur: Deutlich besser machte auch Ulmer seine Sache nicht. Nach vorne war er ähnlich wirkungslos wie Schwegler, nach hinten ähnlich anfällig. Wie er sich beim zweiten Gegentor austanzen ließ, geht eigentlich gar nicht.

Adäquates Zweikampfverhalten? Gab’s nicht.

Wie sehr die Salzburger offenbar trotz der 0:1-Niederlage im Hinspiel glaubten, mit Larifari-Fußball noch weiter zu kommen, wurde durch das Zweikampfverhalten deutlich. Denn ein solchen gab es de facto nicht: Es wurde immer ein Sicherheitsabstand zum Gegenspieler eingehalten, es gab vor allem gegen den Ball praktisch niemanden, der mal ein 1-gegen-1 annahm. Das war geradezu eine Einladung an die Luxemburger (wiewohl in der Start-Elf nur vier solche waren, neben fünf Franzosen, einem Belgier und einem Marokkaner), ihre Chance zu suchen.

Und auch zu nützen. Das Tor zum 1:0 war ein blitzsauberer Konter in den Rücken der aufgerückten Defensive, beim 2:2 ließen sich Ulmer und Hinteregger etwas gar billig austanzen und dem 3:2, an sich ein wunderschöner Weitschuss, ging ein komplett unqualifizierter Befreiungsschlag von Schwegler nach einer Ecke voraus.

Schwächen beim Gegner nützen? Gab’s nicht.

Dabei war schon vorher immer wieder offensichtlich geworden, dass man es hier wahrlich mit keiner Wundermannschaft zu tun hatte. Den Platz, den man den im Rücken von Dudelange-RV Prempeh (wann gab’s das im Spiel sonst? Nie!) entwischten Jantscher beim 1:1 gewährte, ebenso wie das eher schleißige Verteidigen des Eckballs zum 2:1 (das regulär war, angelegter kann ein Arm nicht sein). All diese offensichtlichen Schwächen wurden in keinster Weise ausgenützt.

Stefan Maierhofer (dessen auf außerst unbeholfene Art und Weise vermurkste Torchance vor der Pause als Symbolbild herhalten kann) musste angeschlagen in der Kabine bleiben, er wäre aber nach einer wirklich grausigen Partie ohnehin fällig gewesen. Christoph Leitgeb konnte überhaupt keine Akzente setzen. Jantscher und Teigl turnten viel zu viel in der Mitte herum.

Kühler Kopf, wenn er nötig gewesen wäre? Gab’s nicht.

Dass man tatsächlich ausscheiden könnte, schien die Mannschaft erst nach dem 2:3 tatsächlich begriffen zu haben. Erst da ging man endlich auf die zuvor verschmähten Außenbahnen ein, machte das allerdings nicht besonders gut: Denn zwischen dem Spieler, der an der Seitenlinie den Ball hatte und der nächsten Anspielstation standen zuweilen drei Luxemburger, die einen sinnvollen Ausgang der Situation verhinderten.

Auch der wirklich selten dämliche Ausschluss von Sofian Benzouien änderte am Spiel nichts. Logisch: Weil sie wussten, dass sie sich zwei Gegentore erlauben konnten, zogen sich die Luxemburger nach ihrer 3:2-Führung endgültig zurück und warteten, dass die Zeit vergeht. Natürlich wurde in einem tief stehenden 4-4-1 weiter verteidigt.

Bei den Salzburgern ging Innenverteidiger Hinteregger nun zum für Maierhofer eingewechselten Cristiano in die Spitze, flankert von Jantscher und Teigl, mit Zárate (war für Leitgeb gekommen) etwas dahinter. Planvollen Aufbau und kühlen Kopf suchte man bei den Bullen aber weiterhin vergeblich. Genauso wie es immer noch nicht gelang, Löcher in den Abwehrverbund der Luxemburger zu reißen – wie auch, wenn sich alles im Strafraum zusammen zieht.

Und trotz der miserablen Leistung war nach einem Elfertor und einem Zárate-Tor nach ausnahmsweise gut herausgespielter Aktion der Aufstieg für Salzburg noch zum Greifen nahe. Über zehn Minuten hatte man für ein Tor Zeit. Aber die Brechstange führte nicht mehr zum Erfolg: Zu ungenau blieben die Pässe, zu unkoordiniert das Angriffsspiel. Zu harmlos die ganze Mannschaft.

Fazit: Eine Frage der Professionalität

Letztlich, und das ist das eigentlich Traurige an der ganze Sache, stehen die Luxemburger nicht unverdient in der nächsten Runde. Nicht, weil sie die besseren Fußballer gehabt hätten. Aber sie haben es geschafft, ihr ganzes Leistungsvermögen abzurufen und zweimal am Tag X voll da zu sein. Obwohl das eine Truppe aus Amateuren ist: Das ist ein Zeichen von Professionalität.

Die den Salzburgern gefehlt hat. Wohl schon im verlorenen Hinspiel, von dem ja nichts zu sehen war. Aber vor allem im Rückspiel. Denn wenn man sich schon bei einem individuell ganz deutlich unterlegenen Team ein 0:1 im Hinspiel abholt, muss man wenigstens im Rückspiel danach trachten, die Verhältnisse gerade zu rücken. Doch genau das passierte nicht. Im Gegenteil: Die Körpersprache, der Einsatzwille, das ultra-langsame Aufbauspiel – das alles sagte: Wir sind eigentlich besser und das wird schon gehen. Ganz wurscht, wie wenig wir zeigen.

Wenn man so will, passt es durchaus zur generell schrecklichen letzten Saison, dass sich ihr Meister auf diese Art und Weise aus dem europäischen Geschäft verabschiedet. Spätestens jetzt werden auch Roger Schmidt und Ralf Rangnick erkannt haben, dass sie mit der Mannschaft an zwei Fronten arbeiten muss:

Zum einen an der Einstellung gegen einen an sich klar schwächeren Gegner. Und zum anderen an einem funktionierenden Konzept, einen tief stehenden Gegner ohne Panik zu knacken. Denn die Konkurrenz in der Bundesliga hat dieses Spiel ohne Zweifel mit gehobenem Interesse verfolgt.

(phe)

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