Derby – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 18 May 2015 18:25:17 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Ballverliebt Zeitreise: Als Ogris zuletzt als Austrianer gegen Rapid antrat https://ballverliebt.eu/2015/05/16/ballverliebt-zeitreise-als-ogris-zuletzt-als-austrianer-gegen-rapid-antrat/ https://ballverliebt.eu/2015/05/16/ballverliebt-zeitreise-als-ogris-zuletzt-als-austrianer-gegen-rapid-antrat/#respond Sat, 16 May 2015 19:38:58 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11072 Ballverliebt Zeitreise: Als Ogris zuletzt als Austrianer gegen Rapid antrat weiterlesen ]]> Andi Ogris, seines Zeichens Interimstrainer, darf in seinen drei Monaten als Austria-Coach auch ein Derby gegen Rapid bestreiten. Das letzte Mal, als er als Aktiver ein solches bestritt, schrieb man den 4. Mai 1997. Eine kleine Zeitreise.

md 29 saison 96 97

Wolfgang Frank bestritt sein erstes Spiel als Austria-Trainer, der Deutsche hatte vom geschassten Schani Skocik übernommen. Ein kurzer Blick auf die Tabelle genügt, um zu wissen, warum Austria-Präsident Streicher seinen Coach entließ. Ob er es wirklich per Handy in der Spielerbesprechung vor dem Spiel gegen Ried machen hätte müssen (das Ried danach 2:1 gewann), ist wieder eine andere Frage.

Austria - Rapid 0:0
Austria – Rapid 0:0

Jedenfalls übernahm Wolfgang Frank und hielt, entgegen seinen eigentlichen Überzeugungen, vorerst am System mit Libero und Manndeckern fest und stellte sich gegen Tabellenführer Rapid hinten rein. Dazu wehrte man sich auch mit robusten, körperlichen Mitteln – was Referee Fritz Stuchlik vor 20.000 Zusehern im Happel-Stadion auch gewähren ließ.

Das verleitete Rapid-Stürmer Ipoua in der Schlussphase dazu, auszurasten: Der Kameruner legte sich mit dem Referee-Assistenten und der halben Austria-Mannschaft an, Ogris keppelte zurück. Sowohl Ipoua als auch Ogris flogen per roter Karte vom Platz, das Spiel endete 0:0.

Die Austria holte aus den restlichen sechs Saisonspielen unter dem letztes Jahr verstorbenen Wolfgang Frank drei Siege und zwei weitere Remis, nur gegen Sturm gab es noch eine knappe 2:3-Niederlage, insgesamt eine Tordifferenz von 10:6. Im Sommer machte Frank dann ernst und ließ als erster Coach überhaupt in Österreich eine Viererkette in der Abwehr spielen. Seine Spieler waren aber nicht in der Lage, ohne Manndeckung und Libero eine vernünftige Defensive zu spielen.

Anfang April 1998 wurde Wolfgang Frank, auf Platz sieben liegend, entlassen – sechs Punkte hinter einem Europacup-Platz. Nach acht Spielen unter Robert Sara, von denen genau Null gewonnen wurden, fehlten 21 Zähler.

Für Ogris (32) war sein letztes Derby auch sein letztes von 276 Bundesliga-Spielen für die Austria. Er spielte noch ein Jahr für die Admira, ehe er seine Karriere bei Simmering ausklingen ließ.

Der Rest der Liga

Rapid war zum Zeitpunkt des letzten Ogris-Derbys gerade dabei, im Titelkampf gegen Salzburg einen einigermaßen epischen Kollaps hinzulegen. Von den letzten sieben Saisonspielen wurden nur noch zwei gewonnen, ehe man als Vizemeister die Herren Konsel, Kühbauer und Mandreko ans Ausland und Ivanov an die Austria verlor.

Salzburg zog unter Trainer Heribert Weber durch, holte aus den kommenden fünf Spielen 13 Punkte und machte mit dem 2:0 im direkten Duell gegen Rapid am drittletzten Spieltag de facto den Deckel drauf. Es war der der dritte und letzte Titel vor der Red-Bull-Übernahme.

Sturm (Trainer Osim) und der FC Tirol (Trainer Constantini) kämpften bis zum letzten Spieltag um den zweiten UEFA-Cup-Platz, am Ende wurde Sturm dank der besseren Tordifferenz Dritter. Weil die Grazer aber das Cupfinale gegen die Admira gewannen, rutschten die Innsbrucker doch noch in den Europacup – ohne DiCo, weil Heinz Peischl übernahm.

Beim GAK war der Abgang zu Saisonende von Gustl Starek ebenso schon klar wie jeder von Friedel Rausch beim LASK, beide ließen eine graue Saison austrudeln. Ried war unter Langzeit-Coach Klaus Roitinger happy, die Saison ohne Abstiegsgefahr als Achter zu beschließen.

Beim FC Linz (in den letzten Spielen mit Hubert Baumgartner als Coach), einstmals als SK Voest Meister, wurde drei Wochen nach Ogris‘ Letztem Derby die „Fusion“ mit dem LASK fixiert, womit der Verein de facto zu exisieren aufhörte.

Profiteur war die Admira, in diesem Jahr trotz der abgeblasenen Fusion mit St. Pölten ein seltsames Gebilde mit dem Namen „SC Niederösterreich Admira-Wacker“ von Prölls Gnaden, das seine Heimspiele mal in der Südstadt, mal in St. Pölten und mal in Krems austrug. Sportlich unter Kurt Garger Letzter, rückte man dank der Linzer Fusion in die Relegation auf, die der Vorletzte damals gegen den Zweiten der 2. Division spielte, anstatt direkt abzusteigen. Diese wurde gegen Vorwärts Steyr 2:2 und 5:1 (mit einem Fünferpack von Manfred Rosenegger) gewonnen. Weil’s gerade so lustig war, fusionierte man gleich noch mit dem VfB Mödling.

Und sonst so…

In der 2. Division, mit 16 Teams ausgetragen, sicherte sich Austria Lustenau unter Edi Stöhr souverän den Aufstieg, Steyr wurde eben Zweiter und verlor in der Relegation. Die weitere, nicht gerade prominente Besetzung der Liga: Vienna, Spittal, Gerasdorf, St. Pölten, Braunau, Bregenz, Stockerau, Kufstein, Wattens, Leoben, Mödling, Hartberg und Flavia Solva. Der FavAC war im Winter in die Knie gegangen und hatte den Spielbetrieb eingestellt.

Das ÖFB-Nationalteam hatte unter Herbert Prohaska gerade mit viel Mühe in der WM-Qualifikation daheim gegen Estland 2:0 gewonnen, dank des ersten Länderspiel-Tores von Ivica Vastic, ein weiteres Monat davor gab’s in Ogris‘ letztem Länderspiel ein 0:2 in Schottland. Ein halbes Jahr später löste Österreich als Gruppensieger das WM-Ticket.

Drei Tage nach Ogris‘ letztem Derby gewann Schalke 04 das Hinspiel des letzten in zwei Spielen ausgetragenen UEFA-Cup-Finales gegen Inter Mailand 1:0 (Tor: Wilmots), zwei Wochen später triumphierte Schalke im Elferschießen. Barcelona gewann zwischen diesen beiden Finals im Cupsieger-Bewerb gegen Paris St. Germain 1:0 (Tor: Ronaldo), ehe Dortmund im Champions-League-Finale Juventus überraschend 3:1 besiegte (Tore: Riedle 2, Ricken bzw. Del Piero).

In der deutschen Bundesliga spielten noch Klubs wie Bochum, München ’60, Karlsruhe, Bielefeld, Duisburg, Rostock und St. Pauli; die Bayern steuerten ihrem einzigen Titel unter Giovanni Trapattoni entgegen. In England rettete Manchester United den Titel vor Newcastle United, in Italien Juventus knapp vor dem AC Parma – und Real Madrid hielt in Spanien unter Fabio Capello den FC Barcelona unter Bobby Robson auf Distanz.

…außerdem…

Drei Monate vor Ogris‘ letztem Derby hatte Hermann Maier sein allererstes Weltcup-Rennen gewonnen, Luc Alphand und Pernilla Wiberg wurden Weltcup-Gesamtsieger bei den Alpinen, Primoz Peterka bei den Skispringern. Die Eishockey-Spieler der VEU Feldkirch gewannen die Alpenliga (ja, die gab’s damals noch) und die österreichische Liga. Das Eishockey-Nationalteam schaffte den Aufstieg in die A-Gruppe.

In der Formel 1 duellierten sich Jacques Villeneuve und Michael Schumacher um den Titel, Gerhard Berger fuhr seine letzte Saison und Alexander Wurz (23) seine ersten drei Rennen. Pete Sampras und Martina Hingis dominierten den Tennis-Zirkus, Jan Ullrich gewann die Tour de France und Valentino Rossi (18) gewann 14 von 15 Saisonrennen – bei den Kampfgelsen in der 125er-Klasse.

Und der Rest der Welt?

Ex-Finanzminister Viktor Klima hatte vier Monate vor Ogris‘ letztem Derby den SPÖ-Vorsitz und das Bundeskanzler-Amt von Franz Vranitzky übernommen, Helmut Kohl ging in sein letztes Jahr als deutscher Kanzler, ehe er von Gerhard Schröder abgelöst wurde. Bill Clinton hatte gerade seine zweite Amtszeit als US-Präsident in Angriff genommen und unterhielt nebenbei eine kleine Affäre mit seiner Praktikantin. Tony Blair gewinnt die Wahlen in Großbritannien gegen John Major und zieht als erster Labour-Politiker seit 18 Jahren in die Downing Street ein, Lady Diana vergnügte sich, frisch geschieden von Prinz Charles, mit Dodi Al-Fayed – zumindest noch vier Monate.

Die Mercedes-A-Klasse war beim „Elchtest“ umgekippt und erstmals gelang es Forschern, ein Säugetier zu klonen. Klonschaf „Dolly“ sollte sechs Jahre alt werden. Rainhard Fendrich wollte gerade „Blond wie eine Semmel sein“ und am Tag vor Ogris‘ letztem Derby gewannen Katrina And The Waves für Großbritannien überlegen den Song Contest mit „Love Shine A Light“.

Ogris

Und 18 Jahre sollte es dauern, ehe Ogris wieder in einer offiziellen Funktion bei seiner Wiener Austria ein Derby gegen Rapid absolvieren sollte. Wie damals im Happel-Stadion, passenderweise.

Da schließt sich ein Kreis.

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Zentrale Unterzahl und Hofmann-Loch – so war Rapid im Derby chancenlos https://ballverliebt.eu/2011/08/22/zentrale-unterzahl-und-hofmann-loch-so-war-rapid-im-derby-chancenlos/ https://ballverliebt.eu/2011/08/22/zentrale-unterzahl-und-hofmann-loch-so-war-rapid-im-derby-chancenlos/#comments Mon, 22 Aug 2011 11:15:43 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5567 Zentrale Unterzahl und Hofmann-Loch – so war Rapid im Derby chancenlos weiterlesen ]]> Eine gut aufgelegte Austria schlägt Rapid im 298. Wiener Derby klar mit 3:0 – weil die Grünen als schwächer besetztes Team auch noch das Mittelfeld hergaben. Und auch, weil ein überwunden geglaubtes Phänomen im Rapid-Spiel wieder auftauchte: Das Hofmann-Loch!

Rapid - Austria 0:3

Steffen Hofmann war zurück auf seiner nominellen rechten Seite! Dafür stellte Rapid-Trainer Peter Schöttel mit Harald Pichler und Stefan Kulovits zwei defensivere Spieler in die Mittelfeld-Zentrale seines 4-4-2. Was bedeutete, dass Rapid grundsätzlich eher auf Verhindern aus war – und dass die Austria das klar bessere Team ist, wurde schnell klar.

Rapid-Mittelfeld funktionierte nicht

Auch, weil das umbesetzte Mittelfeld der Grünen überhaupt nicht funktionierte. Das lag unter Anderem daran, dass das Zentrum nicht nur 2-gegen-3 unterbesetzt war, zumal auch die Rollenverteilung zwischen Pichler und Kulovits sehr unwucht war. Während Pichler tief stand und die Bälle eroberte, und diese dann auch schnell und möglichst intelligent zur Spieleröffnung weiter zu geben versuchte, hing Kulovits seltsam aufgabenlos in der Mitte herum. Es ging in keine Zweikämpfe, eroberte keine Bälle, und spielte, wenn er doch mal den Ball bekam, nur Alibi-Pässe.

Dazu kam, dass es Pichler an Anspielstationen fehlte. In Innsbruck und auch in seinen ersten Spielen bei Rapid agierte er in der Innenverteidigung und hatte vor ihm mit Hofmann einen zentralen Spielgestalter, dem er den Ball geben konnte. Im Zentrum dieses flachen 4-4-2 fehlte im diese Option: Prokopic links von ihm war mit Barazite defensiv vollzeitbeschäftigt, Kulovits brachte nichts. Außerdem standen vor allem in der Anfangsphase die sehr ähnlichen Spielertypen Alar und Nuhiu vorne viel zu eng zusammen.

So waren die langen Bälle, über die Rapid fast ausschließlich in die Spitze zu kommen versuchte, zum Scheitern verurteilt. Mit spielerischen Mitteln kam Rapid praktisch gar nicht vor das Austria-Tor – weil es einfach am Nachrücken fehlte. So musste der Ballführende vorne immer wieder das Tempo heraus nehmen und warten. So konnte sich die Austria immer recht problemlos stellen, bei Rapid wanderte der Ball mangels Ideen wieder zurück, und irgendwann kam der harmlose lange Ball. Und dann kam auch noch das Hofmann-Loch dazu.

Das Hofmann-Loch und Junuzovic

Es ist seit vielen Jahren so: Wenn Steffen Hofmann auf der rechten Seiten aufgeboten wird, hält er sich zumeist nicht daran und spielt im Grunde, wo er will. So entsteht das „Hofmann-Loch“, das der Rechtsverteidiger zu stopfen hat – diesmal war Michael Schimpelsberger der arme Hund. Er musste nämlich nicht nur selbst nach vorne gehen um anspielbar zu sein, sondern auch, um die Gegnerschaft möglichst früh zu empfangen.

Das war in diesem Fall Zlatko Junuzovic, der nach wenigen Start-Minuten auf der linken Seite mit Barazite tauschte und das Hofmann-Loch sehr geschickt bespielte. Und zwar, indem er sich recht tief stellte, sobald Hofmann die Flanke verließ – das passierte in den ersten 20 Minuten weniger, nach dem 1:0 für die Austria (Schrammel hatte bei einem Querpass in den Strafraum komplett auf Barazite vergessen) aber immer häufiger. Der Effekt war klar: Wenn Hofmann in die Mitte zog, stellte sich wie schon beschrieben der Großteil der Austria-Mannschaft sehr diszipliniert hinter den Ball – lediglich Jun und Barazite verblieben etwas höher, Linz natürlich ebenso.

Die tiefe Positionierung von Junuzovic aber ließ ihn nicht nur eine gute Anspielstation werden, nein, er hatte auch sehr viel Platz vor ihm, den er ausnützen konnte – viel Platz hinter ihm bringt in der Vorwärtsbewegung ja nichts. Kulovits musste hier zuweilen aushelfen, aber weil sich auch Jun tendenziell auf diese Seite orientierte, ging hier die meiste Gefahr aus.

Ein Krisenherd bereinigt, aber Violett bleibt flüssiger

Peter Schöttel reagierte in der Halbzeit zumindest auf einen der Schwachpunkte im Spiel seiner Mannschaft: Er nahm Kulovits vom Feld und brachte Drazan. Damit konnte der auf der linken Seite nach vorne unsichtbare Prokopic ins Zentrum, womit im nunmehrigen 4-1-3-2 der Sechser Pichler endlich eine Anspielstation vor ihm hatte. Somit lief das Spiel durchs Zentrum und die von Drazan besetzte linke Seite etwas besser.

Rapid tat sich nun leichter, den Ball in der gegnerischen Hälfte zu halten, das Hofmann-Loch blieb aber ebenso bestehen wie die Anfälligkeit in der Rückwärtsbewegung. Was aber vor allem am extrem starken Offensiv-Quartett der Austria lag: Der Kombination aus Junuzovic‘ Spielverständnis, Juns Arbeitsrate, Barazites Technik und Linz‘ Torriecher war Rapid nicht gewachsen.

Außerdem spielte Rapid der Austria mit der Spielweise der beiden Mittelfeld-Außen noch in einem weiteren Aspekt direkt in die Karten: Dadurch, dass es überhaupt nie passierte, dass bei Rapid einer zur Grundlinie durchging, sondern Flanken allenfalls aus dem Halbfeld kamen, wurden die Außenverteidiger Klein und Suttner direkt nach vorne gezogen, was natürlich eine astreine Einladung war, sich nach vorne einzuschalten.

Austria macht den Sack zu

Die vier vorne mit der Unterstützung von Klein und Suttner von den Seiten und dem guten Achter Grünwald als Link zwischen Abwehr und Angriff – das lief schnell, das lief flüssig, da kam Rapid nicht mit. Das war beim 1:0 nach einer Viertelstunde so, als Schrammel auf Barazite vergessen hatte, und das war beim 2:0 nach einer Stunde genauso, nur von der anderen Seite – Schrammel kann nicht klären, Querpass, und Junuzovic hatte sich von Schimpelsberger gelöst. Wenige Minuten später gab’s durch einen Bilderbuch-Konter mit One-Touch-Fußball (ja, und das in Österreich) das 3:0 – die endgültige Entscheidung.

Für die letzten 20 Minuten stellte Peter Schöttel auf 4-2-3-1 um, indem er Heikkinen für Nuhiu brachte; zudem musste Hofmann Trimmel weichen. Das Spiel war gelaufen und die Austria drehte nur noch an der Uhr und nicht mehr an der Daumenschraube. Dafür wuchs der Frust bei Rapid – so holte sich Heikkinen eine Verwarnung ab und Prokopic, nachdem er schon vor der Pause Klein unsportlich angegangen war, senste Margreitter um. Und sah dafür glatt Rot.

Fazit: Das Derby sagt mehr über Rapid als über die Austria

Die Austria hat mit dem 4-2-3-1, in dem Daxbacher sein Team jetzt regelmäßig spielen lässt, das optimale System für die Stärken seiner Spieler gefunden. Das Spiel der Violetten war kompakt, schnell und sehr gut aufeinander abgestimmt, weswegen der Sieg auch in der Höhe durchaus in Ordnung geht.

Dennoch sagt dieses 298. Wiener Derby mehr über Rapid aus. Mit Hofmann auf der rechten Seite wurde eine Baustelle wieder aufgemacht, die eigentlich bereinigt schien, außerdem hing Kulovits im Zentrum in der Luft. Weil er neben sich am Mittelkreis keinen Spielgestalter hatte, sondern einen Balleroberer, der auch Bälle verteilen kann – Pichler spielte die Kulovits-Rolle deutlich besser als es Kulovits überlicherweise macht.

Das Vertrauen auf das flache 4-4-2 kostete dem ohnehin auch individuell auf fast allen Positionen schwächer besetzten Team von Rapid dann zusätzlich auch noch die Kontrolle über das Zentrum. So hatte eine gut aufgelegte Austria letztlich keine ernsthaften Probleme – wer, wie Rapid in diesem Spiel, als schwächere Mannschaft auch noch das Mittelfeld hergibt, verliert letztlich verdient.

(phe)

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Viel Kampf, wenig Klasse https://ballverliebt.eu/2011/02/06/viel-kampf-wenig-klasse/ https://ballverliebt.eu/2011/02/06/viel-kampf-wenig-klasse/#comments Sun, 06 Feb 2011 15:06:38 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4015 Viel Kampf, wenig Klasse weiterlesen ]]> Ein volles Haus, viel Kampf, hohe Intensität – aber wenig fußballerische Klasse. Das war das Old Firm Derby von Glasgow im Achtelfinale des schottischen Cups. In dem mit Celtic das Auswärtsteam zwar auch in Unterzahl klar dominierte, die Rangers aber ein 2:2 erkämpften.

Glasgow Rangers - Celtic Glasgow 2:2

In dieser Saison sind die beiden schottischen Großklubs ziemlich gleich stark – an Verlustpunkten liegen die Rangers in der Liga-Tabelle ein Pünktchen voran. In diesem Old Firm Derby ging es aber nicht um Punkte, sondern um den Einzug ins Viertelfinale des schottischen Pokals, und damit schon mehr oder weniger um den Titel. Denn im Normalfall kann ja schon seit Jahrzenhten die schottische Konkurrenz diesen Teams nicht das Wasser reichen.

Das Spiel begann gut für die Gastgeber – von der frühen Rangers-Führung durch Ness (nach einer Ecke) ließ sich Celtic überhaupt nicht beeindrucken. Im Gegenteil, die Truppe von Neil Lennon legte nun erst recht los. Über die rechte Seite arbeiteten Wilson und Brown hervorragend zusammen, die Grenzen zwischen RV und RM verschwammen komplett. Auf der anderen Seite war es der Honduraner Izaguirre, der viel nach vorne ging. Und im Zentrum war Ki Sung-Yueng, Star des Asiencups, der Ballverteiler. So hatte Celtic – im gegnerischen Ibrox, wohlgemerkt – zwei Drittel Ballbesitz und der 1:1-Ausgleich durch die hängende Spitze Kris Commons (16.) war hochverdient.

Die Gäste drückten weiter und die Rangers versuchten, sich mit ihren zwei Viererketten und viel Kampfkraft Celtics zu erwehren. Hier spielte es ihnen auch in die Hände, dass es den Gästen trotz aller Spielkontrolle am Zug zum Tor fehlte. Grundsätzlich war die Spielanlage bei Walter Smith‘ Rangers ähnlich wie beim Gegner: Über die Seiten nach vorne kommen, mit dem giftigen Elhadji Diouf (der es vornehmlich mit Beram Kayal zu tun hatte) und dem schnellen Jelavic in vorderster Front, der auf Konter lauerte. Bis es in der 36. Minute zum vermeintlichen Knackpunkt kam: Celtic-Goalie Fraser Forster foulte Jelavic im Strafraum – Elfmeter und Rot! Whittaker drosch den Ball zum alles andere als verdienten 2:1 ins Netz.

Celtic-Coach Lennon nahm mit Commons seine hängende Spitze für Ersatztorhüter Zaluska vom Feld und spielte mit einem 4-4-1 weiter; die interessantere Umstellung nahm in der Halbzeit aber Walter Smith vor: Er zog Diouf zurück auf die (zumeist) linke Seite im Mittelfeld, Edu machte nun den Solo-Sechser und mit einem 4-1-4-1 sollte gegen den dezimierten Gegner das Ergebnis abgesichert werden. Lennon sah sich das eine Zeit lang an und ging nach einer Stunde mehr Risiko, weil er sah, dass die Rangers keine Intention hatten, auf ein drittes Tor zu gehen.

So kam mit Giorgios Samaras ein schneller Stürmer (wiederum als hängende Spitze) für den Zentral-Defensiven Kayal. Das verbleibende Dreiermittelfeld Brown-Ki-Ledley verschob sich immer wieder horziontal und der Außenverteidiger auf der freien Seite übernahm dann jeweils die Position im Mittelfeld. Zumeist war das eher Izaguirre, der vor der Pause schon sehr fleißig war. Und es war ob des Dauerdrucks des dezimierten Celtic-Teams wiederum verdient, als wenige Minuten danach Scott Brown zum 2:2 einnetzte.

Die Rangers reagierten in dem ohnehin schon sehr intensiven Spiel mit noch mehr Härte, durchdachter Spielaufbau war aber nicht zu sehen. Eher schon leichte Verzweiflung, um dem Wiederholungsspiel oder gar einer Niederlage zu entgehen – so flog Gary Naismith in der 75. Minute vom Platz, als er per Schwalbe einen Elfer für seine Rangers schinden wollte.

Aber Celtic musste dem hohen Aufwand in der Schlussphase dann doch Tribut zollen, sodass es ihnen nicht mehr gelang, die numerische Ausgeglichenheit auszunützen. So endete das Spiel 2:2 und es wird am 2. März ein Wiederholungsspiel geben…

Fazit: Es war mit acht Verwarnungen, zwei Ausschlüssen und einigen richtig derben Tackles (vor allem von Seiten der Rangers) ein hitziges und sehr intensives Spiel, dem es aber eklatant an echter fußballerischer Klasse fehlte. Die beiden Coaches wussten zwar gut sichtbar, was sie taten, aber vielen Spielern fehlt es schlicht an der Qualität – was sich ja im europäischen Vergleich recht drastisch zeigte (kein schottisches Team überstand eine Qualifikation, die in der CL gesetzten Rangers profitierten von den international überforderten Türken von Bursaspor).

In dieser speziellen Partie hätte Celtic den Sieg zweifellos verdient gehabt, weil die Gäste auch in Unterzahl zwei Drittel Ballbesitz hatten und deutlich mehr für das Spiel taten. Mangels Zug zum Tor und mangels der Fähigkeit, ein selbst gestaltetes Spiel auch vor das gegnerische Tor zu bringen, dürfen sich die Mannen von Neil Lennon aber nicht wundern, dass es nur zu einem 2:2 reichte.

(phe)

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Union düpiert die Hertha https://ballverliebt.eu/2011/02/05/union-dupiert-die-hertha/ https://ballverliebt.eu/2011/02/05/union-dupiert-die-hertha/#respond Sat, 05 Feb 2011 15:13:51 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4001 Union düpiert die Hertha weiterlesen ]]> 74.000 Zuschauer in einem Zweitliga-Spiel – in Deutschland ist sowas möglich. Im Berliner Derby ging Tabellenführer Hertha BSC programmgemäß im Führung, aber Underdog Union gab sich nicht auf, stellte gut um und drehte das Spiel senstationell noch zu einem 2:1-Sieg!

Hertha BSC Berlin - Union Berlin 1:2

Die einen sind seit Jahrzehnten die Nummer eins in der Hauptstadt, der Platzhirsch, der den Betriebsunfall Bundesliga-Abstieg so schnell wie möglich zu korrigieren sucht. Die anderen kultivieren ihr Underdog-Image, kämpfen mit viel Herz und wenig finanziellen Mitteln gegen den Abstieg aus der 2. Bundesliga und haben nichts zu verlieren. Unterschiedlicher könnten die Vorzeichen beim 2. Berliner Derby vor sensationellen 74.200 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion zwischen Hertha BSC und Union (das 1:1 im Hinspiel war überhaupt erst die Premiere!) nicht sein.

Und das Spiel begann gleich mal mit einer Unterbrechung – schon in der 2. Minute krachten Herthas Niemeyer und Unions Parensen so heftig zusammen, dass letzterer gleich ausgewechselt werden musste – Thomik kam und nahm die Position des Rechtsverteidigers ein. Dann wurde aber schnell klar, dass bei der Hertha die deutlich besseren Spieler auf dem Feld standen: Der Favorit begann mit wesentlich höherem Tempo, zudem wirkte Union ob der Kulisse recht nervös.

Vor allem die Tatsache, dass Raffael – eigentlich ein klassischer Zehner – aus der Tiefe des 4-4-1-1 kam, spielte der Hertha in die Hände. Weil sich sein eigentlicher Gegenspieler Menz oftmals nach hinten orientierte und so mitunter einen zweiten Sechser neben Peitz gab, hatte der Brasilianer einiges an Platz, sodass er mit seinem Bruder Ronny und dem fleißigen Linksverteidiger Kobiashvili die deutlich schwächere Union-Seite ziemlich aufwirbeln konnte. Der Schlüsselspieler in der Hertha-Offensive war aber der Kolumbianer Adrian Ramos.

Der hängenden Spitze stand Union-Sechser Peitz zwar ziemlich auf den Füßen, sodass Ramos sich sehr viel bewegen musste. Aber das tat er sehr gut: Links raus, rechts raus, dann wieder nach hinten, und mitunter auch nach vorne neben (den komplett blassen) Friend. Ramos war derjenige, der am meisten Gefahr erzeugen konnte, wann immer der Kolumbianer am Ball war, wackelte Union bedenklich.

Oder: Noch bedenklicher als sonst. Denn es brauchte nicht einmal ein übermäßiges Pressing der Hertha, dass der Underdog kaum drei Pässe an den Mann brachte. Und es war auch folgerichtig, dass die Hertha in der 13. Minute mit 1:0 in Führung ging: Union klärte einen Freistoß zu kurz, der aufgerückte Mijatovic chipte den Ball zum aufgerückten Hubnik, der stand nicht im Abseits – und nickte den Ball ins Tor.

Union kommt besser rein

Bei Union ging es, wenn etwas ging, nur über die linke Seite. Linksverteidiger Kohlmann war sehr fleißig in seinem Offensivdrang, unterstützt wurde er in erster Linie von Kapitän Mattuschka – weil der eigentliche Flügelmann Chinedu Ede komplett unsichtbar war. Nachdem sich die Hertha nach einer halben Stunde etwas zurückgelehnt hatte, sorgte jene linke Seite für die meiste Entlastung. Auch, weil sich Hertha-Flügelmann Rukavytsya nicht allzu sehr um die Defensive kümmerte.

Dennoch kam es eher aus heiterem Himmel, als Union in der 37. Minute den Ausgleich erziehlte – logisch war aber, dass John Jairo Mosquera ihn erzielte. Ramos‘ kolumbianischer Landsmann nahm eine lange Flanke mit der Schulter (oder war’s doch der Oberarm?) an, hob ihn über Hubnik und versenkte den Ball zur Überraschung aller im Tor. Mosquera zeigte sich schon vor dem Ausgleich (wie Ramos) sehr laufstark, mit sehr viel Einsatz und immer im Bemühen, anspielbar zu sein.

Die Hertha lässt sich einlullen

Im Wissen, dennoch die klar bessere Mannschaft zu sein, ging die Hertha nur mit einer kleinen Änderung in die zweite Hälfte: Ronny und Rukavytsya haben die Seiten gewechselt. Der Underdog aber ließ sich nicht mehr so wie in der ersten Hälfte hinten reindrängen und nach etwa einer Stunde nahm Trainer Uwe Neuhaus eine entscheidende Änderung vor: Der Union-Coach nahm den erschreckenden Ede vom Platz und brachte mit Karim Benyamina eine neue Spitze.

Was bedeutete, dass Mosquera die Position von Ede einnahm und Benyamina die Solospitze gab. Das bedeutete auch, dass Mosquera das rechte Hertha-Duo Lell/Ronny viel mehr beschäftigte als Ede vor ihm und somit das Spiel des Tabellenführers immer mehr erlahmte. Man hatte den Eindruck, dass sich die Hertha von der nun auch etwas rustikaleren Spielweise des Unserdogs  beeindrucken und von der ausgelicheneren, aber nicht allzu spritzigen Spielanlage von Union einlullen ließ.

Der Favorit wirft die Ordnung weg

Nach dem Wechsel Ede/Benyamina fing das Mittelfeld von Union auch an zu rochieren: Da tauchte Kolk schon mal im Zentrum oder gar in der Spitze auf, mitunter auch Mosquera rechts und Benyamina im Mittelfeld. Das sah aber nicht unorganisiert aus, die Mitspieler agierten sehr umsichtig und die Grundordnung ging nicht verloren. Ganz anders als bei der Hertha nach dem Schock in der 71. Minute. Da nämlich ging Union durch einen direkt verwandelten Freistoß von Mattuschka mit 2:1 in Führung. Ein Tor, bei dem Hertha-Goalie Aerts nicht gut ausgesehen hat.

Denn ab diesem Zeitpunkt regierte im Hertha-Mittelfeld das pure Chaos. Raffael orientierte sich sofort weit nach vorne, Niemeyer blieb hinten; das Zusammenspiel zwischen Friend und Ramos klappte überhaupt nicht mehr und als Babbel mit Domovchiskyi (statt Ronny) eine zusätzliche Spitze brachte, was das 40-Meter-Loch zwischen Abwehr und Angriff endgültig perfekt. Die Bälle wurden nur noch lang und weit nach vorne gedroschen, durchdachter Aufbau fand nicht mehr statt.

Und weil Ramos zwei tolle Chancen vernebelte, gelang der Ausgleich nicht mehr.

Fazit: Hertha fehlt’s am Plan

Die Hertha war in der ersten halben Stunde hoch überlegen und hätte schon höher als 1:0 führen müssen. Union legte aber spätestens mit dem Ausgleich die Nervosität ab und die gescheite Umstellung von Uwe Neuhaus nach einer Stunde nahm den immer schläfriger agierenden Herthanern die letzte Stärke. Somit feiert Union einen wichtigen Sieg – sowohl für das Selbstbewusstsein, als auch im Kampf gegen den Abstieg. Die Hertha bleibt zwar Tabellenführer, zeigte aber auch, voran es hapert: Am Toreschießen zum einen, und zum anderen an der Ordnung im Mittelfeld, wenn es wirklich gefordert ist – Raffael ist zwar trickreich, es fehlt im aber eklatant an jener Spielintelligenz, die etwa Ramos an den Tag legt.

Was auch zeigt: Die Tabellenführung von Hertha BSC fußt in erster Linie an der individuellen Klasse der einzelnen Spieler, weniger an durchdachter Taktik und ausgeklügeltem Spielzügen. Das reicht für die 2. Liga und wohl auch für den Aufstieg in die Bundesliga. Dort wird aber deutlich mehr notwendig sein, um nicht sofort wieder im Tabellenkeller festzusitzen…

(phe)

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Magath macht Raúl zum Manndecker https://ballverliebt.eu/2011/02/04/magath-macht-raul-zum-manndecker/ https://ballverliebt.eu/2011/02/04/magath-macht-raul-zum-manndecker/#comments Fri, 04 Feb 2011 22:22:15 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3993 Magath macht Raúl zum Manndecker weiterlesen ]]> Schalke erkämpft sich ein 0:0 im Revierderby beim designierten Meister Dortmund – was zum einen an sensationellen Paraden von Torhüter Neuer liegt. Zum anderen aber auch an Felix Magath, die dem vor der Pause groß aufspielenden BVB den Wind aus den Segeln nahm – indem er Raúl zum Manndecker machte.

Borussia Dortmund - FC Schalke 04 0:0 (1. Hälfte)

Überlegener Tabellenführer, angepeitscht von einem rappelvollen Stadion, gegen einen der großen Under-Achiever der Saison. Oder kurz: Dortmund gegen Schalke – das emotionsgelandeste Derby der deutschen Bundesliga. In dem Dortmund (mit Santana statt des gesperrten Subotic in der IV) von Anfang an das gewohnte Spiel aufzog: Extremes Pressing, Druck über die Außen, hohes Tempo. Die Schalker kamen damit überhaupt nicht zu Recht und machten sofort Fehler: Metzelder beim Herausrücken (3.), Höwedes bei einer Freistoßflanke (5.), Schmitz im Laufduell mit Blaszczykowski (7.) – schon nach sieben Minuten hatte Dortmund drei gute Chancen. Schalke? Mit einem Panikorchester vergleichbar.

Die Schwachpunkte in dieser Phase aufzuzählen, dauert. Zum einen haben sich die Dortmunder sofort auf den kleinen Anthony Annan eingeschossen. Der Sechser, der neu aus Trondheim gekommen war, ist erst ein paar Tage bei der Mannschaft, und wurde dennoch sofort in so ein emotional aufgeladenes Spiel vor so einer Kulisse geworfen. Und in diesem sah er sich dann auch noch sichpermanent mit minimum zwei (meistens drei) in vollem Tempo auf sich zustürmenden Dortmunder konfrontiert… Kein Wunder, dass Annan, der ja eine mehr als anständige WM gespielt hat, nach zehn Minuten mit den Nerven erst mal durch war.

Dann war da diese Schwäche über die Außen, vor allem die linke Schalker Abwehrseite war ein Torso. Was nicht nur an Lukas Schmitz lag, der Jakub Blaszczykowski permanent hinterher lief, sondern zu einem großen Teil auch an José Manuel Jurado vor ihm. Der Spanier nahm überhaupt nicht am Spiel teil und Defensivarbeit schien ihn erst recht nicht zu interessieren. So rückte Schmitz zwar programmgemäß immer wieder ein, um im Strafraum die Räume eng zu machen, aber Jurado ließ Blaszczykowski immer wieder gewähren. Der Pole stieß erbarmungslos in die riesigen entstehenden Räume und Schmitz musste jedesmal wieder rausrücken. Und war natürlich immer einen Schritt zu spät.

Ähnlich sah die Sache auf der anderen Seite aus: Farfán, der ja unbedingt wegwollte, den Hals vor lauter Gehaltsforderungen aber nicht vollbekam und bleiben musste, hatte überhaupt keine Bindung zum Spiel. Der giftige Großkreutz konnte das aber nicht in dem Maße nützen wie das Blaszczykowski konnte, weil sein Gegenspieler Uchida – vollgepumpt mit dem Selbstvertrauen eines Asiencup-Siegers – sehr viel besser mit der Situation umging als Schmitz.

Aber nicht nur die Flügelspieler waren abgemeldet, auch die beiden zentralen Defensivspieler machten einen eher chaotischen Eindruck. Ja, Annan fing sich nach anfänglicher Nervosität, aber er und Kluge waren außerstande, dem Dortmunder Mittelfeld irgend etwas entgegen zu setzen. So konnte nicht nur Götze ziemlich tun, was er wollte, sondern auch Sahin und Bender konnten mit Tempo aus der Tiefe kommen – weil es ein offensives Mittelfeld bei Schalke, um das man sich kümmern könnte, schlicht nicht gab.

So hatte Dortmund in der erste Halbzeit nach Belieben im Griff und kam zu zahlreichen Chancen – es war nur einem grandiosen Manuel Neuer zu verdanken, dass Schalke bis zur Halbzeit das 0:0 halten konnte. Selbst Aktionen nach vorne starten? Na, das gab’s bei den Königsblauen in der ersten Halbzeit überhaupt nicht. Mal ein Energieanfall von Farfán (der einzige), mal ein Freistoß von der Seitenlinie, mal ein Weitschuss. Aber zu konstruktivbem Aufbau kam Schalke in keinster Weise.

Magath funktioniert Raúl um

Dortmund - Schalke 0:0 (2. Halbzeit)

Schalke-Trainer Felix Magath sah natürlich, dass vor allem sein Mittelfeld heillos überfordert und von der Raumaufteilung her schlicht komplett falsch aufgestellt war. So stellte er für die zweite Halbzeit um – nicht personell, aber von der Formation: Annan spielte nun einen sehr tief stehenden Solo-Sechser und kümmerte sich ziemlich Mann-zu-Mann um Mario Götze, Kluge rückte nach vorne und gab nun einen zentralen offensiven Mittelfeldspieler – so wurde aus dem Schalker System ein 4-1-3-2. Die wichtigste Änderung aber betraf Raúl.

Raúl war nun nicht mehr vordergründig die hängende Spitze, sondern hatte einen ganz expliziten Defensiv-Auftrag: Er engte nun die Kreise von Nuri Sahin ordentlich ein, war somit de facto der vorderste Abwehrspieler seiner Mannschaft. Das zeigte massiv Wirkung bei Dortmund: Dass mit Götze und Sahin die beiden wichtigsten Spieler in der Gestaltung nun an der kurzen Leine von Kettenhunden waren, behagte dem BVB überhaupt nicht.

Zudem kam hinzu, das Schalke nun auch deutlich aggressiver den Ballführenden attackierte und den Mittelfeld der Dortmunder kaum noch Zeit fand, durchdachte Angriffe aufzubauen. Andererseite hatte Schalke aber nun mit Kluge einen einigermaßen freien Mann, der sich im Zentrum viel bewegte und sich als Anspielstation im Aufbau immer anbot. Bis auf eine tolle Chance von Jurado (77.) zwar kaum echte Torchancen, hielt den Gegner aber deutlich besser unter Kontrolle als das noch in der ersten Halbzeit der Fall war.

Dennoch brauchte es einen Manuel Neuer in Gala-Form, um dem Team von Felix Magath das 0:0 zu retten – wie bei seinem riskanten Auflug gegen Lewandowski zu klären (78.), dann holzte Götze den Matchball an den Pfosten (84.). Aber weil Jürgen Klopp auch mit seinen Wechseln keine Antwort fand – er wechselte Lewandowski (für Großkreutz) und Zidan (für Blaszczykowski) ein, änderte aber das System nicht – gelang es seiner Mannschaft auch nicht, in der zweiten Hälfte annähernd jenen Druck aufzubauen, den es vor allem in der ersten halben Stunde gegeben hatte. Welshalb es schließlich beim 0:0 blieb.

Fazit: Magath reagiert klug, Neuer Weltklasse, Raúl unbesungener Held

Keine Frage, für den überlegenen Tabellenführer Dortmund sind es zwei verlorene Punkte auf dem Weg zur längst sicher scheinenden Meisterschaft. Das lag zum einen an der schludrigen Chancenverwertung, zum Anderen aber auch an den guten Umstellungen von Felix Magath in der Halbzeit. Sein Schachzug, Annan gegen Götze und vor allem Raúl gegen Sahin als Kettenhunde einzusetzen, brachte Dortmund so sehr aus dem Rhythmus, dass sich Schalke deshalb durchaus nicht ganz unverdient einen Punkt mitnehmen kann.

Die erste Hälfte hat gezeigt, warum Dortmund so weit vorne ist und warum Schalke den Ansprüchen weit hinterher hinkt. Die zweite Hälfte war indes ein Indiz dafür, wie Dortmund zu packen wäre und dass mit einer klugen Umstellung eines Trainers ein ganzes Spiel einen anderen Verlauf nehmen kann. Und, dass Raúl nicht nur ein erfahrender Offensivspieler ist, sondern auch ein Arbeiter im Dienste der Mannschaft sein kann. Weshalb man ihn neben dem großartigen Neuer durchaus als Mann des Spiels bezeichnen kann.

(phe)

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Die Spurs können auch effizient https://ballverliebt.eu/2010/11/20/die-spurs-konnen-auch-effizient/ https://ballverliebt.eu/2010/11/20/die-spurs-konnen-auch-effizient/#comments Sat, 20 Nov 2010 16:58:32 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3290 Die Spurs können auch effizient weiterlesen ]]> Mit einem Sieg im Derby gegen Tottenham wäre Arsenal an der Spitze der Premier League gestanden. Die Statistik ließ die Gunners hoffen, denn seit 1993 hatten die Spurs kein Auswärtsspiel bei einem der „Big Four“ im englischen Fußball gewonnen. Doch Arsenal bewies vor allem, wie man hochverdient 2:0 in Führung geht und trotzdem noch Derby und Tabellenführung verspielt.

Arsenal - Tottenham 2:3

Arsenal wurde von Arsene Wenger mit einem 4-2-3-1 aufs Feld geschickt. Die Rollenverteilung sah wie folgt aus. Die Außenverteidiger Clichy und Sagna gingen über die Flanken mit nach vorne, Denilson spielte einen eher defensiv orientierten Mittelfeldspieler, Song blockte ebenfalls tief im Feld die Angriffe von Tottenham, ging dann aber zuweilen bis ganz in die Spitze mit nach vorne. Das offensive Mittelfeld mit Regisseur Fabregas und den oft in die Mitte rotierenden Nasri und Arshavin glich im zusammenspiel mit dem ab und zu zurückfallenden Chamakh einem enorm dynamischen Flipper.

Eine ganz andere Interpretation eines am Papier ähnlichen Systems zeigte Harry Redknapp. Assou-Ekotto und Hutton hielten sich vorerst im Hintergrund und hatten die Aufgabe, Nasri und Arshavin nicht aus den Augen zu lassen. Jenas sollte das Mittelfeld absichern und Bälle sicher verteilen, Modric das Spiel eröffnen. Bale und Lennon sollten ihre Schnelligkeit an den Flanken ausspielen. Van der Vaart gab den Freigeist hinter Pavlyuchenko.

Dass Modric und Jenas sehr tief standen, gab Arsenal die Möglichkeit recht gesichert den Ball in den eigenen Reihen zu halten und auf die vier primären Offensivkräfte stets gut aufzupassen. So konnten die Flügelspieler stets von zwei bis drei Gegenspielern isoliert werden und kamen so in der ersten Hälfte kaum ins Spiel. Auch Van der Vaart fehlten Anspielstationen, obwohl er sich viel bewegte.

Schon in der ersten Minute spielte Arsenal die Stärken in der Zentrale aus, als ein Zuckerpass von Fabregas auf Nasri vom routinierten Gallas nur mit einem tollen Tackling abgefangen werden konnte. Dieses Duo sollte diesmal zwar noch scheitern, den Spurs in der Folge aber noch viele Schwierigkeiten bereiten. Während ein Vorstoß von Song bereits in der achten Minute für eine Flanke sorgte, die Spurs-Keeper Gomes Probleme bereitete, gingen die Hausherren Sekunden später in Führung.

Fabregas ließ sich tief zurückfallen um den Ball unter Kontrolle zu bekommen. An den Flanken orientierten sich Arshavin und Nasri ganz weißt außen und zogen die Tottenham-Abwehr so in die Breite. Der schnellen Sprint des Franzosen überraschte dann Assou-Ekotto, nicht aber den per Traumpass bedienenden Fabregas. Gomes zögerte kurz, konnte Nasri dann zwar stören, aber der in dieser Saison völlig enthemmte Mittelfeldspieler traf auch aus spitzen Winkel zwischen die Pfosten zum 1:0. Ein Lehrstück dafür, wie man eine Abwehr aufreißt – perfekt gerade gegen die sonst sehr eng stehende Tottenham-Abwehr.

Arsenal führte Tottenham in der ersten Hälfte diesbezüglich vor. Immer wieder wurde das Spielfeld entweder breit oder lang – manchmal auch beides – gemacht, um in der Mitte Fabregas Platz zu geben. Dieser nützte diesen mit Hilfe eines Kollegen stets dazu, enorm schnelle Vorstöße einzuleiten. So auch beim 2:0 in der 27. Minute, als der Kapitän erst selbst einige Meter mit dem Ball machte, dann links Arshavin freispielte, welcher den Ball zum in der Mitte bereitstehenden Chamakh weiterleitete. Fabregas selbst hatte kurz zuvor nach Pass von Song noch eine gute Möglichkeit auf den Führungsausbau vergeben. In der 34. Minute hätte nach einem ähnlichen Stretching-Spiel Arshavin die Möglichkeit vorgefunden, wurde aber als knapp im Abseits bewertet.

Bei Ballverlust attackierten die Gunners früh
, ließen Tottenham keine Chance sich zu orientieren. So kamen die Spurs erst gegen Ende der Hälfte wieder einigermaßen nach vorne und war vor allem dann gefährlich, wenn Modric (30.) mit nach vorne ging oder es Standardsituationen gab. Die Außenverteidiger waren viel zu defensiv eingestellt, sodass erst in der 40. Minute Assou-Ekotto einmal bis zur Grundlinie ging, um eine Flanke zu versuchen. Bale und Lennon waren mangels unterstützung an der Seite völlig abgemeldet.

Das Tempo, das Fabregas im Zusammenspiel vor allem mit Nasri aus der Mitte heraus entwickeln konnte, war enorm. Und als es in die Pause ging, war die Frage legitim, wie man Arsenal in dieser Form überhaupt schlagen könne. Die souverände Vorstellung der Wenger-Mannschaft ließ keinen Zweifel über die Titelambitionen aufkommen.

Doch Redknapp reagierte und stellte auf ein System um, das mancher Beobachter ohnehin von anfang an erwartet hatte. Er brachte den wieder genesenen Defoe für Lennon um ein 4-1-3-2 zu etablieren. Van der Vaart rückte auf die rechte Seite (wo er allerdings selten blieb), auch Bale zog mehr in die Mitte und Modric setzte sich hinter den Spitzen fest. Nur Jenas sicherte nun noch hinten ab, fiel im Spielaufbau sogar zwischen die beiden Innenverteidiger zurück um Assou-Ekotto und Hutton die Möglichkeit zu geben, über die Flanken mit nach vorne zu gehen.

Arsenal - Tottenham 2:3

Erst schien es, als würde dieser Plan nicht aufgehen. Das Loch hinter Modric klaffte teilweise viel zu weit auf, die Spurs spielten deshalb vor allem weite Bälle in die Spitze und beim Forechecking wirkten sie noch weiter auseinandergerissen als in Hälfte eins. Arsenal hatte zudem in der Zentrale endgültig eine 3 gegen 2-Überzahl und nutzte die auch aus um die Bälle zu verteilen. Allerdings konnte man im Aufbau nicht mehr ganz so ruhig agieren, denn Tottenhams Pressing fand nun mit fünf Leuten statt – was eine Mannschaft dieser technischen Qualität aber erstmal nicht störte.

Schlussendlich gelang Tottenham aber durch eine Zufallsaktion der schnelle Anschluss. In der 50. Minute platierte Nasri einen Freistoß nicht gut genug, die Tottenham-Abwehr konnte klären. Assou-Ekotto nahm den Ball zur Seite, schaute… schaute… machte Defoe aus und drosch den Ball in seine Richtung. Der Stürmer behauptete sich, leitete bper Kopf nach vorne weiter, wo Van der Vaart von vier Gegenspielern unbedrängt den Ball herunternehmen und zu Bale weiterleiten konnte, der keine Gnade mit dem chancenlosen Fabianski kannte. Ein perfekt gespielter Konter, aber kein aus der allgemeinen Taktik erwachsenes Tor. Jedenfalls 2:1.

Es blieb vorerst beim selben Spielverlauf. Arsenal war im Ballbesitz spielte die Überzahl im Mittelfeld aus, fand aber keine allzu großen Chancen vor. Ansonsten spielte nach dem Anschlusstreffer vor allem Arsenals linke Seite groß auf. Van der Vaart nahm seine defensiven Aufgaben an der Seite (erwartbar) nicht allzu ernst, was Hutton am hinteren Ende des Feldes in ordentliche Bedrängnis brachte, da Clichy mehr Möglichkeiten zum Mitgehen vorfand um Arshavin zu untersützen. Es war ein schönes Beispiel dafür, wie wichtig offensive Außenverteidiger für ein modernes Flügelspiel sind – aber eben auch dafür, was die defensiven Kosten einer stark zur Mitte orientierten Offensiven sein können.

Tottenham versuchte es mit weiten Bällen die meist schnell zurück kamen. Einen solchen behauptete aber in der 56. Minute wieder Defoe, die Ablage auf Modric setzte dieser in einen Schuss um, der seinen Zweck allerdings knapp verfehlte. Es gab ansonsten nach wie vor keinen Indikator dafür, dass die Spurs dieses Prestigespiel drehen würden.

Nächster Auftritt Modric
. Der kroatische Mittelfeldspieler nahm sich in der 66. Minute ein Herz, stieß mit einer Einzelaktion vor und wurde schlussendlich gefoult. Ein nicht oft eingesetzter Move, auf den sich Tottenham aber immer wieder verlassen kann (siehe seine Vorlage für VdV zum 1:0 gegen Inter). Das sollte an sich noch nicht fatal sein, auch die Distanz zum Tor war mit über 30 Metern erstmal nicht allzu beunruhigend für Arsenal. Beim Freistoß von Van der Vaart wehrte Fabregas den Ball allerdings mit der Hand ab – er stand innerhalb des Strafraums und dementsprechend folgerichtig gab es Elfmeter. Van der Vaart, der aus dem Spiel heraus keine richtigen Akzente setzen konnte, knippste knallhart zum 2:2-Ausgleich. Ein wahrlich nicht unglücklicher Spielverlauf für die Spurs.

Umgehend wechselte Wenger den schlampig gewordenen Chamakh aus und brachte Van Persie. Minuten später jubelte die Masse im Emirates, doch Squillacis Treffer wurde korrekt aberkannt. Fabregas war vor seinem Pass knapp im Abseits gestanden. Es stand eine hochspannende und völlige offene Schlussviertelstunde bevor.

Modric rückte nun wieder weiter zurück und Pavlyuchenko wurde durch Crouch (74.) ersetzt. Ein klassisches 4-4-2 sollte den Spurs den Punkt sichern, während Arsenal mehr und mehr Männer nach vorne beorderte und Walcott für Nasri und Rosicky für Arshavin brachte (77.). Fabregas fand zwei Chancen von der Strafraumgrenze vor – einmal verpasste er das Tor selbst (72.), einmal parierte Gomes glänzend (78.). Koscielny köpfte über das Tor (78.). Aber die Mine des äußerst angefressenen Arsene Wengers wollte sich nicht mehr aufhellen. Auf der Gegenseite sorgte Crouch für Chaos im Strafraum, aber Van der Vaart konnte seine Ablage nicht verwerten (82.).

Schlussendlich fuhr der in der zweiten Hälfte mit neuer Rolle viel sichtbarere Bale wieder einmal einen Konter. Zum wiederholten Male wurde er mit einem Foul gestoppt. Die Position schien abermals nicht gefährlich, aber die perfekt gesetzte Freistoßflanke verlängerte Luftmacht Kaboul ins lange Eck zum 3:2. Tottenham hatte das Spiel gedreht, ohne jemals wirklich Gefahr auszustrahlen. Arsenal, schwer gestraft für schon kleinste Fehler, versuchte sich in einer kopflosen Schlussoffensive. Aber weder Walcott (90., 91.) noch ein Schuss von Rosicky (95.) konnten noch etwas am Ergebnis ändern.

Ein Derby mit einem irren Spielverlauf, Höllentempo und dem glücklicheren Sieger endete mit 2:3 für die Gäste. Arsenal vergab eine große Chance auf die Tabellenführung, die nach der 0:1-Niederlage von Chelsea bei Birmingham sogar das ganze Wochenende gehalten hätte. Gleichzeitig macht der Selbstfaller der Blues die Niederlage für die Gunners so erträglich, wie eine derartige Derby-Heimniederlage nur sein kann. (tsc)

PS: Weil manche Kommentare dahin gehen, dass die Spurs in der zweiten Hälfte doch eigentlich ein Feuerwerk abgebrannt und Arsenal an die Wand gespielt haben. Die Daten des Guardian Chalkboards sagen ebenso wie meine Analyse einfach was ganz anderes. Hier eine Darstellung der Pässe, erfolgreichen Pässe und Torschüsse in der zweiten Hälfte. Das zeigt sehr schön, dass Tottenham im Gegensatz zu Arsenal den gegnerischen Strafraum eigentlich so gut wie nie aus der Nähe gesehen hat. Die Spurs haben in dieser Saison schon famos gespielt, aber in diesem Spiels hat einfach eine Ausbeute von 3 Toren aus 2 Chancen zum Erfolg geführt.

Arsenal - Tottenham - Die Visualisierung der zweiten Hälfte. (Blau = erfolgreich, Rot = verhindert, Weiß = Szene mit Torerfolg)

Besonders klar wird das auch, wenn man vergleicht, wie viele erfolgreiche Pässe allein Fabregas nach der Pause in der gegnerischen Hälfte gespielt hat: Gleich viel wie das gesamte Tottenham-Team zusammengezählt. Es sind jeweils 37.

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Premier Leaks #6: Everton – Liverpool: Das freundliche Derby https://ballverliebt.eu/2010/10/18/premier-leaks-6-everton-liverpool-das-freundliche-derby/ https://ballverliebt.eu/2010/10/18/premier-leaks-6-everton-liverpool-das-freundliche-derby/#respond Mon, 18 Oct 2010 00:32:09 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2918 Premier Leaks #6: Everton – Liverpool: Das freundliche Derby weiterlesen ]]> Everton und Liverpool verbindet eine lange Geschichte – Für Stadtrivalen geht man ungewöhnlich freundschaftlich miteinander um – Ein Blogbeitrag zum „Friendly Derby“

Ich werde nie mein erstes Wiener Derby vergessen. Es war der 12. Juni 1993 und die letzte Runde der Bundesligasaison. Mein Vater, mein über drei Jahre jüngerer Bruder und ich (damals 8) pilgerten aus der Steiermark ins Praterstadion. Einer reiste neutral an, einer als Rapidler, einer als Austrianer. Die Austria gewann 4:0 und wurde Meister nach Tordifferenz (was dem unglücklichen Zweiten Austria Salzburg ermöglichte, in der Folgesaison ins UEFA Cup-Finale vorzustoßen).

Ich erinnere mich an kein Tor mehr, wohl aber an die Szenen nach dem Spiel. Die Austria-Fans stürmten das Feld. Drei von ihnen hatten nichts besseres zu tun als vor dem Rapid-Sektor zu tanzen und zu gestikulieren. Wir sahen diese drei an jenen Tag noch einmal: Am Parkplatz, als sie Dresche von Grün-Weißen einstecken mussten. Es war das letzte Mal, dass ich ein Wiener Derby besuchte.

In Liverpool gibt es auch ein Traditionsderby zwischen Everton und Liverpool. Seit 1962 wird dieses Duell durchgehend in der höchsten englischen Liga gespielt – so lange wie kein anderes. Am vergangenen Wochenende fand es zum insgesamt 214. Mal statt. Und anders als man es von großen Derbys in Wien oder vielen anderen Städten dieser Welt sagen könnte, wird es auch das „Friendly Derby“ genannt.

In Vorfeld dieses Spiels entstand eine Diskussion in den derStandard.at-Foren zum Verhältnis zwischen diesen beiden Klubs.

Liverpool-Fans würden Everton hassen, lautete eine Meinung.
Das sei Unsinn und widerspreche diesem inoffiziellen Titel, erwiderte ich.
So „friendly“ sei das Derby aber gar nicht mehr, meinte ein anderer wiederum.

Genug Widerspruch, um sich diesem Thema detaillierter anzunehmen, meine ich.

Gespaltene Geschichte

Everton und Liverpool, das war früher Everton. 1892 spaltete sich der Klub in einem Streit über die Eigentumsverteilung und den Besitz der Anfield Road. Während der neugegründete Liverpool FC eine Liga tiefer an der Anfield Road blieb, zog der Everton FC einen Kilometer gen Norden in den Goodison Park. Dazwischen liegt in Liverpool nur der Stanley Park.

Trotz dieser kontroversen Geschichte, entwickelte sich keine echte Feindschaft zwischen den beiden Klubs in der erfolgreichsten Fußballstadt des Landes. Der Grund scheint auf der Hand zu liegen: Anders als in vielen anderen Städten gibt es keine kulturellen, politischen, sozialen oder religiösen Trennlinien zwischen den Anhängerschaften – und bedingt durch die geographische Nähe entwickelte sich auch keine Rivalität zwischen Stadtteilen.

Zwar gab es immer wieder Phasen, in denen sich die Fans ein wenig nach politischer Zugehörigkeit oder Religion richteten, aber die Durchmischung quer durch alle Schichten wurde dadurch nicht gebrochen. Der böse Gegner ist in dem Fall bis heute oft der Ehepartner, Bruder, Nachbar oder Arbeitskollege – also jemand den man gerne häckerlt und zwei Tage nach der Niederlage nicht sehen will, aber kein Feind. Und so gehen viele Leute auch in dieser Konstellation gemeinsam zu den Spielen.

Geld ist schlecht für die Freundschaft

Tatsächlich ist der Einwand des oben genannten Users aber nicht falsch. Die Beziehungen kühlten zwischen den beiden Klubs in den vergangenen Jahrzehnten etwas ab. Nach den Ausschreitungen im Heysel-Stadion (1985) wurden alle englischen Klubs über Jahre aus europäischen Bewerben ausgeschlossen, was neben den in dieser Zeit dreifachen Titelgewinnern Liverpool auch die damals starke Everton-Mannschaft mögliche Titel kostete. Die Evertonians nahmen den Reds das übel.

Mit der Katastrophe von Hillsborough kam es aber zu einem abermaligen Zusammenrücken der Stadt. In einer herausragenden Art betrauerten blaue und rote Fans den Verlust der 96 Toten. Über den zeitgleichen Sieg Evertons im zweiten FA Cup-Halbfinale jubelten die Fans des Vereins nicht, sobald sie von der Nachricht erfuhren (was gar nicht unbedingt den tiefen Respekt vor dem anderen Klub zeigte, sondern die Gewissheit, dass jeder mit Fans Liverpools verwandt oder befreundet war). Ein Band von Everton- und Liverpool-Schals wurde daraufhin zwischen den beiden Stadien gespannt. Das nur wenige Wochen später folgende FA Cup-Finale in Wembley zwischen den beiden Mannschaften gilt als Monument für den Respekt zwischen den beiden Vereinen und Fangruppen.

Schnupfen

In den folgenden Jahren sollten einige Zwischenfälle das Verhältnis stören. Vor allem der finanzielle Unterschied in jüngsten Jahren und der sportliche Erfolgsgraben zwischen den Klubs (der sich nun ja nahezu wieder schließt) sorgten für Verstimmungen. Auch vereinzelte Ereignisse trübten das Bild: 1999 wurde der aus dem Everton-Nachwuchs stammende Liverpool-Fanliebling Robbie Fowler von den Blues mit „smack head“-Chören bedacht (das bedeutet in etwa „Heroinjunkie“). Als er vor dem Toffees-Sektor einen Elfer verwertete kniete er zweimal an der Torlinie nieder und imitierte dort das Ziehen einer Line. Die ganz freundschaftliche Stimmung früherer Jahre war sichtlich vorbei.

Nichts desto trotz entwickelte sich weiterhin keine echte Feindschaft und viele rote und blaue Fans gehen immer noch Seite an Seite zu den Derbys. Niemand muss in Liverpool fürchten, mit dem falschen Trikot in die falsche Gasse abzubiegen.

Selbst verbindende Gesten gab es bis in die jüngere Vergangenheit. Als der Mord an einem 11-jährigen Everton-Fan durch eine Jugendgang 2007 die Stadt erschütterte, lud Liverpool dessen Familie zu einem Champions League-Spiel gegen Toulouse ein. Beide Mannschaften spielten mit schwarzen Schleifen am Arm und zum Gedächtnis an den Buben wurde unter geschlossenem Applaus vor „You’ll Never Walk Alone“ jener Song an der Anfield Road gespielt, zu dem normalerweise Everton im Goodison Park das Feld betritt (Z-Cars, ein zur Fernsehserien-Melodie umgeschriebenes Volkslied).

Zurück zum Start?

All diese Geschichte mündet nun in Gespräche über die Rückkehr in ein gemeinsames Stadion. Fast 120 Jahre nach der Klubspaltung gelten sowohl der Goodison Park (40.157 Plätze) als auch die Anfield Road (45.362) als zu klein. Da beide Vereine einen neuen Spielplatz wollen, aber mit der Finanzierung Probleme haben, könnte im Stanley Park ein gemeinsamer mit 65.000 Sitzen entstehen. Keine Geringeren als Liverpool-Legende Kenny Daglish und Everton-Trainer David Moyes zeigten sich jüngst gesprächsbereit. Solche Kaliber äußern sich nicht zufällig zu einem solchen Thema. Es scheint, als würden die Klubs die Fans auf eine Vernunftehe vorbereiten.

Große Gesten hin oder her. Eine Herzensangelegenheit wäre das für die Wenigsten. Unmöglich scheint es allerdings nicht. Die Gespräche unter Fans in britischen Foren drehen sich oft mehr um die Eitelkeit, wer damit wen retten würde, als um eine prinzipielle Ablehnung.

Es wird sich zeigen, wie weit die Freundschaft wirklich geht.

Und hier gibt’s die Ballverliebt-Analyse!

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Austria – Rapid https://ballverliebt.eu/2007/11/26/austria-rapid/ https://ballverliebt.eu/2007/11/26/austria-rapid/#comments Mon, 26 Nov 2007 00:26:14 +0000 http://ballverliebt.wordpress.com/2007/11/26/austria-rapid/ Austria – Rapid weiterlesen ]]> Das Wiener Derby am Sonntag war mal wieder ein Abziehbild der Probleme im österreichischen Fußball. Die treten in einem Derby immer besonders deutlich hervor. Warum liegt auf der Hand: Da jeder unbedingt gewinnen will, wird grundsätzlich in einem höheren Tempo gespielt. Das ist gut. Durch das intensive Spiel sieht man die technischen Unzlänglichkeiten aber noch deutlicher als sonst. Das ist auch nicht so schlimm, dann weiß man wenigstens, woran man zu arbeiten hat. Das Problem ist aber, dass die Spieler auch noch glauben, dass das von ihnen gezeigte so etwas wie guter Fußball wäre. Und das ist schlecht. Denn dieses sich-selbst-in-die-Tasche-lügen ist der große Bremsklotz, der unseren Fußball von den Vereinen bis hinauf zur Nationalmannschaft lähmt. Versteht mich nicht falsch: Einige der Spieler haben durchaus gute Ansätze (vor allem die jüngeren unter ihnen). Aber wenn das so weitergeht, dann werden auch diese ihre Fähigkeiten und Leistungen Stück für Stück „zurückentwickeln“. Und die Abwärtsspirale, in der unser Fußball derzeit steckt, wird sich wieder ein Stückchen weiter nach unten drehen.

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