Inhaltlich war Teamchef Dominik Thalhammer mit dem Lehrgang recht zufrieden. Mit den Ergebnissen – ein 1:1-Remis und eine später 1:2-Niederlage – jedoch ganz und gar nicht.
„Perfekte Bedingungen, es war alles wie erhofft – bis eben auf die Resultate“, bilanzierte Thalhammer. Man hatte bewusst auf eines der Turniere (etwa an der Algarve oder in Zypern) verzichtet, um sich gegen die Schweiz auf die beiden kommenden EM-Quali-Spiele gegen Frankreich vorzubereiten. Die Entscheidung, sich quasi ein eigenes Programm zu gestalten bezeichnet der Trainer auch im Nachhinein als „absolut richtig“.
Von den Spielen wurde keine TV-Übertragung produziert, auch französische Scouts sind dem ÖFB keine untergekommen. Wenn Corinne Diacre und ihr Stab auf die beiden Ergebnisse schauen, werden sie sich in ihrem Desinteresse am österreichischen Team bestätigt sehen.
Im Mittelpunkt stand das Angriffspressing. Dafür wurde auch die Formation ein wenig adaptiert, eine der Achter aus dem etatmäßigen 4-3-3 rückte weit auf (im ersten Spiel Dunst, im zweiten Zadrazil). „Im ersten Spiel haben wir 45 Ballgewinne verzeichnet“, sagt Thalhammer zufrieden. Das große Manko: Es entstand nur ein Tor daraus – die angepresste Schweizer Linksverteidigerin Aigbogun wollte unter Druck blind zur Torhüterin Thalmann zurückspielen, diese stand aber fünf Meter weiter links als vermutet und der Ball kullerte ins Tor.
„Ich kann mich kaum erinnern, dass wie schon mal einen Gegner von so hoher Qualität dermaßen kontrolliert hätten“, schwärmte Thalhammer, „wir waren auf dem Feld um eine Klasse besser als die Schweiz – das ist ein großartiger Fortschritt. Eigentlich müssten wir beide Spiele klar gewinnen.“ Hat man aber nicht. „Darüber sind wir schon voll ****! Denn die Schweizerinnen waren dafür um eine Klasse effizienter als wir.“
Besonders geärgert hat den Teamchef die Schlussphase des zweiten Spiels, welches zuvor sehr gut verlaufen war – viel Ballbesitz, gute Kombinationen. „Aber in den letzten zehn Minuten haben wir uns wirklich sehr unclever angestellt. Da muss man von uns schon mehr Ruhe erwarten können, die meisten haben ja doch schon weit über 50 Länderspiele auf dem Konto“, brummt Thalhammer. Anstatt schon längst in Führung zu liegen, stand es nur 1:1 und in der Nachspielzeit erhielt die Schweiz (korrekterweise) einen Elfmeter. Crnogorcevic verwertete.
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Wenn man das Große Ganze betrachtet, überwiegt für Thalhammer aber eindeutig das Positive. „Ob man jetzt zwei Testspiele gewinnt oder nicht, ist langfristig nicht so entscheidend. Wichtig ist, wie sich eine Mannschaft entwickeln kann, und da ist bei uns der Plafond noch nicht erreicht“, ist der Teamchef sicher – vor allem nach diesem Lehrgang.
Zumal die jungen Spieler überzeugt haben. „Marie Höbinger hat wieder absolute Talentproben abgeliefert, sie ist ein großes Versprechen für die Zukunft“, lobt der Trainer, der auch über Debütantin Katja Wienerroither und die nach ihrem Kreuzbandriss zurück gekehrte Katharina Naschenweng lobende Worte fand.
In der EM-Quali ginge es planmäßig am 14. April in St. Pölten mit dem Heimspiel gegen Frankreich weiter. Serbien ist mit einem klaren Erfolg über Mazedonien vorübergehend an Frankreich vorbei gezogen, hat aber auch drei Spiele mehr als Frankreich ausgetragen (und auch schon beide bisherigen Matches gegen Frankreich und Österreich verloren).
Das US-Team war schon unter der durchschnittlichen Trainerin Jill Ellis kaum zu bezwingen. Wie gut der Weltmeister mit einem guten Trainer tatsächlich sein kann, deutete er beim SheBelieves Cup unter Vlatko Andonovski an. Obwohl mitten in der Off-Season (die NWSL soll am 18. April starten) und bei der Olympia-Quali vor einem Monat gegen Haiti und Panama und auch Kanada nicht gefordert, erteilte man England eine absolute Lektion, kontrollierte Spanien und kam zum späten Sieg und besiegte dann auch Japan.
Andonovski wechselte übrigens kaum durch, nur die Besetzung als Sturmspitze statt der in Babypause weilenden Alex Morgan ist für Olympia noch völlig offen. Carli Lloyd hat den größten Namen, Christen Press die beste Form und Lynn Williams die effektivste Wirkung im von Andonovski installierten, heftigen Angriffspressing.
Bei Spanien ist das Spiel ist immer noch ballsicher und grundsätzlich schön anzusehen, es bleibt aber „Friendzone Football“: Eh lieb, aber ohne die gefährliche Zone zu bearbeiten. Olympia-Gastgeber Japan befindet sich noch voll in der Off-Season und entsprechend fehlte die Spritzigkeit, das Team weiß aber grundsätzlich, was zu tun ist. Und der nächstjährige EM-Gastgeber England, vor einigen Jahren noch das weltbeste Team im Spiel gegen den Ball, versinkt unter Phil Neville zunehmend in einem undefinierbaren Irgendwas ohne übergeordnete Spielidee.
Deutschland hat den Algarve Cup gewonnen, ohne das Finale spielen zu müssen (Italien hat wegen des Coronavirus-Shutdowns in der Heimat w.o. gegeben, um irgendwie noch heim zu kommen), war aber das einzige Team des Turniers, das mehr als den immer gleichen Schema-F-Fußball zeigte. Dänemark und Norwegen bringen im eigenen Aufbau gar nichts zustande, Schweden nicht besonders viel – es geht nur um das Verhindern eines gegnerischen Aufbaus. Dünn, dünn.
Auch beim Tournoi de France gab es wenige neue Erkenntnisse: Turniersieger Frankreich spielt schön, aber auch immer ein bissi selbstverliebt und ohne den echten Endzweck. Kanada war, wie bei WM und Olympia-Quali, fad und harmlos. Brasilien zeigte unter Pia Sundhage grobe Lücken in der Abwehr und weiterhin keinen Plan im Aufbau; immerhin klappte das Pressing. Und Holland war eben Holland, flink und schnell im Umschalten, und beinahe hätte es auch einen Sieg gegen Frankreich gegeben.
In Frankreich gab es am letzten Spieltag keine Zuseher und beim Pinatar Cup in Murcia (Sieger: Schottland vor Island) waren, wie bei Österreich, de facto so oder so keine Zuschauer anwesend. Die restlichen, kleineren Turniere waren in ihrer ganzen Substanz vom Coronavirus beeinflusst. Beim Cyprus Cup hat Thailand kurzfristig die Teilnahme abgesagt, womit die Slowakei, Tschechien und Kroatien um ein Spiel umgefallen sind und die (eh schon sinnlose) Tabelle noch sinnloser wird als ohnehin schon, Finnland (drei Spiele) und Kroatien (zwei Spiele) holten jeweils vier Punkte.
Und in Alanya beim Turkish Women’s Cup war zwar das venezolanische Team schon da, aber deren Trainerin nicht – die ist Italienerin und durfte nicht mehr aus Italien raus. Also flogen die Spielerinnen nach Neapel, um dort gegen ein paar Klub-Teams zu spielen. Den Turnier-Platz nahm zunächst der zufällig anwesende kasachische Meister BIIK Kazygurt ein (der 1:2 gegen Ungarn verlor und 6:0 gegen Hongkong gewann), ein Spiel übernahm Weißrussland. Gruppensieger wurden Ungarn sowie Chile.
Chile hat sich für die Olympia-Quali warmgeschossen – 3:0 gegen Ghana, je 5:0 gegen Kenia und das nordirische B-Team. Im April geht es gegen WM-Achtelfinalist Kamerun um einen Platz im Olympia-Turnier. Kamerun hat das Finale der Afrika-Ausscheidung gegen Außenseiter Sambia verloren (3:2 daheim und 1:2 auswärts), womit die Copper Queens erstmals überhaupt bei einem Welt-Turnier dabei sein werden.
Während China und Südkorea – zwei Länder, die in der letzten Woche die Verbreitung des Coronavirus erfolgreich zurückgedrängt haben – ebenfalls im April um die Olympia-Teilnahme spielen sollen, hat sich Australien diese bereits gesichert: Völlig problemlos krachten die Matildas über Vietnam drüber (5:0 und 2:1). Das vietnamesische Team war durchaus sehenswert. Es gab nämlich kein System, nein, acht der zehn Feldspielerinnen dackelten einfach ihren zugewiesenen Gegenspielerinnen nach, wohin sich diese auch bewegten.
Manndeckung like it’s 1974.
Der Rechtsstreit zwischen den Spielerinnen des US-Teams und dem US-Verband um gleiche Bezahlung ist indes eskaliert. Der Verband hat sich auf die juristische Position verlegt, dass man den Frauen selbstverständlich weniger Geld zahlt, weil sie eben Frauen sind, einfach nicht gut genug wären und außerdem sind die Auswärts-Fans bei den Frauen friedfertiger (kein Witz, was war *wirklich* ein formuliertes Argument).
Unity. 4 stars only. Who’s with us? pic.twitter.com/AYv2YlcSl7
— USWNT Players (@USWNTPlayers) March 12, 2020
Die Spielerinnen haben vor Spiel gegen Japan demonstrativ mit auf links gedrehten Trikots aufgewärmt – auf denen die vier WM-Sterne, aber nicht das Verbandslogo zu sehen sind. Folge der selbst von konservativen Kommentatoren als „wie von Neanderthalern“ bezeichneten Erklärung des US-Verbands war, dass die Großsponsoren den Aufstand probten.
Coca-Cola und Visa haben öffentlich erklärt, vom Standpunkt des Verbandes „angewidert“ zu sein; Nike soll hinter den Kulissen noch schärfer geworden sein. Mit der Drohung des Rückzugs aller Sponsortätigkeiten konfrontiert, trat US-Verbandsboss Carlos Cordeiro zurück. Seine (interimistische) Nachfolgerin ist Cindy Parlow-Cone.
Sie hat 158 Länderspiele für die US-Frauen absolviert und war 1999 Weltmeisterin.
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Dieser Cyprus Cup – ein Trainingslager mit vier offiziellen Länderspielen – hatte einen klaren Schwerpunkt für die ÖFB-Frauen: Die dynamische Raumbesetzung der Abwehr bei der Spieleröffnung. Zur Illustration, das ist gemeint:
Video mit freundlicher Genehmigung von Dominik Thalhammer
Das bricht mit allem, was man konventionell an Vorstellungen von Positionierung in der Abwehrkette hat. Es sieht nach hohem Risiko aus, der Instinkt sagt: Ballverlust bedeutet sofort Unordnung. Teamchef Dominik Thalhammer widerspricht: „Das ist nur bedingt riskant. Es gibt auch in der Defensive Struktur, weil die Restverteidigung ja geschlossen bleibt. Vor allem in der zentralen Spur gibt es immer Überzahl und man ist numerisch stark im Gegenpressing.“
Die dynamische Raumbesetzung ist mit hohem Aufwand verbunden. Körperlich, vor allem aber mental. Es ist nicht nur für den Beobachter ungewohnt, sondern umso mehr für die Akteure am Feld. „Es braucht viel Überzeugungsarbeit und alle Spielerinnen müssen sich wirklich voll darauf einlassen“, bestätigt der Trainer: „Aber wenn es funktioniert, ist es ein echter Mehrwert. Man spürt auch, dass die Mannschaft großen Tatendrang zeigt.“
Für den Gegner ist dieses Rochaden-Spiel schwierig bis unmöglich zu lesen: „Damit zwingen wir den Gegner, Entscheidungen zu treffen, die er nicht will. Es öffnen sich somit Räume für uns.“ Extrem wichtig sind dabei natürlich Erfolgserlebnisse. Bei der Premiere, dem 4:1 daheim gegen Finnland im Spätsommer 2018, war der Gegner einfach zu porös, um als Härtetest gelten zu können. Bei den deutlichen Niederlagen gegen Deutschland und England stand die Idee auf zu wackeligen Füßen.
In dieser intensiven Woche auf Zypern konnte man sich eingehend mit diesem Thema beschäftigen. „Es ist viel weitergegangen, wir haben auch auch gesehen, an welchen Dtails wir noch feilen müssen“, bilanzierte der Teamchef nach der Woche in Zypern.
Die österreichisch-deutsche Doppelstaatsbürgerin Elisabeth Mayr kam in allen vier Spielen zum Einsatz. Die Stürmerin sollte ihre Stärken im Halten der Bälle und in puncto physischer Präsenz ganz vorne einbringen. Das hat sie getan. „Ich sehe etwas in ihr, ja“, bestätigt Thalhammer. Ihre Herausforderung: Die Gruppe kennt fordernden Vorgaben des Trainers seit Jahren. Selbst die nachrückenden Talente sind im Nationalen Zentrum innerhalb der Spielphilosophie herangeführt wurden. Mayr kommt völlig neu in dieses Umfeld.
Die erste Bilanz der 23-Jährigen kann sich dennoch sehen lassen: Gleich beim Debüt gegen Nigeria hat sie in den 20 Minuten nach ihrer Einwechslung zwei Tore aufgelegt. Man merkt ihr aber an, dass sie bei Bayer Leverkusen eine völlig andere Spielidee ausführen muss. Sprich: Im Pressing fehlt es noch ein wenig. Ist aber logisch. Bei Bayer, Aufsteiger in der deutschen Bundesliga, ist kompaktes Stehen gefragt.
Auch von Laura Wienroither (drei Einsätze, davon zwei von Beginn an) war der Trainer durchaus angetan. Sollte sie tatsächlich in Hoffenheim nun regelmäßig in der Kampfmannschaft zum Einsatz kommen, wird ihr das auch im Nationalteam zu Gute kommen. Julia Hickelsberger-Füller (drei Einsätze, davon einer von Beginn an) deutete ebenso ihr Potenzial an.
Sabrina Horvat und Yvonne Weilharter mussten bei ihrem jeweils einzigen Einsatz relativ früh verletzt ausgewechselt werden. Horvat ist nun aber immerhin die erste Vorarlbergerin mit einem Teameinsatz seit Jasmine Kirchmann (2011) bzw. die erste in der Startformation seit Sonja Spieler (2010).
Bis auf Celina Degen, die beiden Back-up-Torhüterinnen Abiral und Gurtner sowie die für Weilharter nachnominierte Georgieva kamen alle Spielerinnen zum Einsatz. Die meisten Minuten absolvierte Manuela Zinsberger (alle 360), es folgen Puntigam (315), Schiechtl (311), Zadrazil (300), Dunst (285), Feiersinger (282), Aschauer (260), Billa (251), Kirchberger (245), Wenninger (225) und Prohaska (210). Weiters Klein (189), Wienroither (156), Eder und Mayr (je 111), Burger (108), Pinther (79), Hickelsberger (78), Weilharter (45) und Horvat (29).
Das werde jetzt langsam auffällig, brummte der Teamchef nach dem Match gegen Afrikameister Nigeria. Man beobachtet Gegner, weiß wie sie spielen. Und dann, gegen Österreich, spielen sie auf einmal ganz anders. Geht’s den ÖFB-Frauen nun also so, wie es ihren Gegnern über Jahre gegangen ist? Teamchef Dominik Thalhammer überlegt kurz. „Ja“, meint er dann, „das könnte man so sagen.“
Statt dem gewohnten 4-3-3 stellte sich Nigeria plötzlich in einer Dreierkette mit vorgeschobenen Außenverteidigern auf. Die Raumaufteilung im 3-1-4-2 der ÖFB-Frauen passte nicht mehr. Daher wurde schnell auf 4-3-3 umgestellt. Da Nigerias Torhüterin Oluehi schon nach fünf Minuten vom Platz flog (sie hatte außerhalb des Strafraums vor der heranstürmenden Dunst mit der Hand geklärt), agierte Nigeria in der Folge noch defensiver als erwartet: Selbst in Bestbesetzung ist das Team spielerisch schwach, ohne die individuell guten Flügel-Stürmerinnen Ordega und Oparanozie ist noch weniger los.
„Mir wäre lieber gewesen, der frühe Ausschluss wäre nicht passiert“, sagte Thalhammer nach dem Spiel. Die Kombination aus unerwartetem System beim Gegner und früher Unruhe im Spiel sorgte für Ungenauigkeit und Ungeduld bei den ÖFB-Frauen. Zudem suchte Nigeria nach Ballgewinnen direkt die pfeilschnelle Stürmerin Oshoala.
Das wurde nach der Pause besser. Mit mehr Ruhe am Ball und besseren Positionierungen der Außenspielerinnen gelang es, sich im Angriffsdrittel festzusetzen. Nach kurzer Video-Analyse in der Halbzeitpause wurde durch adaptierte Positionierung der Abwehr stets schnell Überzahl gegen Oshoala hergestellt. Als die Sprinterin vom FC Barcelona doch einmal durchkam und ein Tor erzielte, lagen die ÖFB-Frauen längst 2:0 voran.
Burger und Billa hatten nach dem Seitenwechsel schnell getroffen, der Anschlusstreffer wurde prompt mit dem 3:1 durch Feiersinger beantwortet. In der Schlussphase traft Jenny Klein mit ihrem ersten Nationalteam-Tor zum 4:1-Endstand. Ein hoher Sieg gegen einen Gegner von relativ hohem Profil: Das ist Balsam auf die im letzten Herbst geschundenen Seelen. „Erfolg ist wie ein Eisberg: Man sieht nur, das oben rausschaut – nicht, was unter der sichtbaren Oberfläche verborgen ist“, so Thalhammer Sprich: Die harte Arbeit wurde belohnt. Der Eisberg feierte ein Comeback, wenn man so will.
Das Tor von Jenny #Klein gegen Nigeria war nicht nur ihr 1. Länderspieltor, sondern gleichzeitig auch der insgesamt 3⃣0⃣0⃣. Treffer des
Frauen-Nationalteams
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#DasFrauenNationalteam #CyprusWomensCup #OneHeartOneGoal #GemeinsamFürÖsterreich #oefb pic.twitter.com/DbaaTSA7vs
— ÖFB – oefb.at (@oefb1904) 1. März 2019
Das zweiten Gruppenspiel gegen Belgien fand vom Spielverlauf her in geordneteren Bahnen statt, dafür kam die dynamische Raumbesetzung in der Defensive intensiv zum Einsatz. Mit Erfolg.
Die Belgierinnen hatten keinen Zugriff. So wurde viel probiert, um der österreichischen Spieleröffnung habhaft zu werden. Die Positionen wurden immer wieder getauscht, Wullaert von Man City ließ sich mal auf die Sechs fallen, ging dann wieder ganz nach vorne. Mal wurde versucht, das ÖFB-Team höher zu attackieren und vorne zuzustellen, dann ließ man wieder ein wenig ab.
Aber all das fruchtete kaum. Aus dem Spiel heraus kam Belgien kaum zum Zug. Die einzige echte Torgelegenheit resultierte aus einem schnellen Umschalten nach einem österreichischen Ballverlust. Das war nach etwa einer Stunde.
Andererseits gelang es auch dem österreichischen Team nicht, sich gegen die gewohnt sichere Defensive Belgiens viele Torchancen zu erarbeiten. Kurz vor der Pause kam Schiechtl einem Tor am nächsten, nach einer Stunde parierte Evrard stark gegen die eingewechselte Nina Burger, Gini Kirchberger kam kurz vor Schluss nach einer Ecke zum Abschluss, Pinther versuchte mit einem Distanzschuss – bei aller inhaltlicher Überlegenheit klappte es im Angriffsdrittel nicht ganz nach Wunsch.
Trainer Thalhammer: „Von der Leistung und der Umsetzung unseres primären Plans war es sehr gut, aber wir hätten uns natürlich schon gewünscht, das Spiel auch zu gewinnen.“
Mit der Slowakei wartete im dritten Spiel der erste Gegner, der tatsächlich deutlich unter die ÖFB-Frauen zu stellen ist – und mit den Deutschland-Legionärinnen Škorvanková und Vojteková waren die beiden besten Spielerinnen nicht einmal in der Startformation.
Das slowakische Team hat zuweilen versucht, schon im Mittelfeld zu stören, wo man ob der Raute eine personelle Überzahl hatte – im Grunde kontrollierte Österreich das Spiel aber zu jedem Zeitpunkt. Nur die Suche nach einer Lücke im slowakischen Defensiv-Verbund gestaltete sich mühsam. Nach dem Seitenwechsel und dem schnellen Tor zum 1:0 durch Nici Billa kam mehr Schwung in den österreichischen Angriff.
Dieser wurde aber durch den einsetztenden Starkregen neutralisiert. In der 60. Minute schickte Referee Lehtovaara die Teams in die Kabinen. Zehn Minuten später ging es zwar weiter, aber der völlig durchnässte Boden ließ kein seriöses Spiel mehr zu. „Das war ziemich grenzwertig, man konnte überhaupt keine Pässe mehr spielen“, so der Trainer.
Beim 1:0-Sieg blieb es, und weil Belgien im Anschluss auch nur 1:0 gegen Nigeria gewann, schlossen die ÖFB-Frauen die Gruppe als Sieger ab – punktgleich mit Belgien, dank der mehr erzielten Tore.
Weil die anderen beiden Gruppensieger jeweils neun Punkte sammelten (Italien und Nordkorea), trafen die ÖFB-Frauen im Spiel um Platz drei auf den besten Zweiten. Das war wieder Belgien. Das vierte Duell in den letzten zwei Jahren. Ein bissi fad, oder? „Nein, gar nicht: Das ist ein interessanter Gegner auf Augenhöhe“, gab der Teamchef zu Protokoll. Das wären die anderen Gruppenzweiten, Mexiko und Tschechien, eher nicht gewesen.
Belgiens Trainer Serneels ließ eine ganze Reihe seiner Stammkräfte draußen – Wullaert, Cayman, Biesmans, Coutereels, Deloose, De Neve, Missipo. Außerdem ließ er seinen Sechser, die Debütantin Charlotte Tison, im Spiel gegen den Ball nach hinten fallen. Österreich sah sich also einem engmaschigen 5-3-1-1 gegenüber.
Das sorgte für eine zähe Partie. Zusätzlich war der Kräfteverschleiß im vierten Spiel innerhalb von acht Tagen deutlich zu sehen. Vor allem vor der Halbzeitpause war das Tempo überschaubau und Ideen Mangelware. Nach dem Seitenwechsel konnte Belgien einen Zacken zulegen, hatte durch Van Kerkoven auch eine riesige Torchance, welche Manuela Zinsberger mit einem starken Reflex parierte. Am Ende war Belgien etwas besser, aber nicht besser genug, um auch zu gewinnen. „Wir haben uns schwer getan“, bestätigte dann auch Thalhammer, „und waren im vierten Spiel in so kurzer Zeit doch am Limit.“
So endete das dritte der letzten vier Duelle zwischen den ÖFB-Frauen und den Belgian Red Flames ohne Sieger (1:1, 0:2, 0:0, 0:0). Im Elfmeterschießen, das nach 90 Minuten einen Dritten und einen Vierten ermittelte, setzte sich Belgien 3:2 durch.
Traditionell findet in der ersten März-Woche ein ganzer Schwung von Einladungsturnieren statt und für die meisten Teams bedeuten diese den Startschuss ins Länderspiel-Jahr. Hier geht es auch für praktisch alle Teilnehmer deutlich mehr um das „Wie“, weniger um das „Was“. Es wird viel probiert, auch personell, sodass man die Resultate nicht ganz ernsthaft bewerten kann.
Das wurde auch beim SheBelieves Cup in den USA deutlich. Der Turniersieg von England ist insofern erstaunlich, da die USA und Japan komplettere Leistungen gebracht haben. Vor allem Japan setzte ein Ausrufezeichen: Nach recht radikalem Generationswechsel und drei Jahren Suche nach dem eigenen Spiel agierte man wieder so wie beim WM-Titel 2011. Giftig, aggressiv, unermüdlich den Gegner nerven, ihm keine Zeit am Ball lassen, schnelle Kurzpässe, zwischendurch wieder ein langer Pass und das Pressen auf den zweiten Ball. Das US-Team hatte beim 2:2 sichtbar keinen Spaß an der japanischen Spielweise.
England zeigte solides Spiel gegen den Ball, aber keine zündende Idee in der Spielgestaltung. Man wirkte vor allem beim Sieg gegen Brasilien seltsam planlos. England rang dann aber den USA einen Punkt ab und versuchte im letzten Spiel, Japan mit Robustheit anzugehen. Es gab ein 3:0, das dem Spielverlauf zwar ganz und gar nicht entsprach, aber doch den Gestamtsieg brachte.
Weltmeister USA hat im Gegensatz zu Japan mit dem Einser-Personal durchgespielt, ohne viel zu rotieren. Deutlich abgefallen ist nur Brasilien. Es bleibt dabei: Das Potenzial wäre höher als das Gezeigte. Gegen ernsthafte Kontrahenten bleibt unter Teamchef Vadão alles behäbig, vorhersehbar und zuweilen einfältig.
Einige seltsame Resultate gab es beim Algarve Cup. Vor allem Polen überraschte: Nachdem die WM-Mitfavoriten Spanien und Holland (2:0) in einem zerfahrenen Kick beide versuchten, ihr Spiel durchzubringen (Ballbesitz und hohes Pressing bei Spanien, Tempo-Umschaltsspiel bei Holland), sind beide gegen Polen gestolpert. Polen – ein unauffälliges Topf-3-Team – konterte sich, angeführt von Wolfsburg-Legionärin Ewa Pajor, ins Finale. Dort unterlag man dem spielerisch eher ärmlichen Norwegen deutlich.
Dass Australien den neuen Cup of Nations daheim in Down Under gewinnt, ist nicht überraschend. Das war viel mehr der Rauswurf des langjährigen Erfolgstrainers Alen Stajcic vor ein paar Wochen: Es soll um Zwist im Staff gegangen sein, ist aber alles recht dubios. So stand der neue Teamchef Ante Milicic vor einer undankbaren Aufgabe: Die Spielerinnen, die fast geschlossen den Stajcic-Rauswurf scharf verurteilt hatten, für sich zu gewinnen. Es gab bei seiner Premiere drei klare Siege, wenn auch gegen bestenfalls mittelgute Konkurrenz (Südkorea, Neuseeland, Argentinien).
Laut FIFA- und UEFA-Ranking ist Serbien das beste Team vom Balkan. Bei der Premiere des Croatia Cup in Zagreb mit fast allen Teams aus dem ehemaligen Jugoslawien gab es auch deutliche Siege in der Gruppe. Im Finale aber düpierte Slowenien jenes serbische Team mit 2:0, das ab Herbst wieder in Österreichs EM-Quali-Gruppe ist. Für St.-Pölten-Stürmerin Mateja Zver und ihr slowenisches Team ist dies ein schöner Erfolg.
Völlig wertlos dürfte schießlich der im Gold City Resort außerhalb von Alanya ausgespielte Turkish Women’s Cup gewesen sein. Frankreichs B-Team verteidigte mühelos den Titel, während sich neu gebildete Team aus Turkmenistan bei den allerersten Spielen überhaupt nicht gerade teuer verkaufte. Sogar gegen Indien – ein Team, das in Österreich wohl selbst in der 2. Frauen-Liga kaum konkurrenzfähig wäre – ließ man sich zweistellig abschießen. Rumänien macht sich Hoffnungen, 2021 bei der EM dabei zu sein, ging aber im Finale 0:7 gegen die französische B-Auswahl ein. Nun ja.
Das A-Nationalteam von WM-Gastgeber Frankreich testete derweil gegen Deutschland. Beim DFB-Team war es das Debüt der neuen Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. Es gab einen etwas schmeichelhaften 1:0-Erfolg für das deutsche Team. Man konnte schon erkennen, wohin die Reise gehen dürfte: Weg vom spielerischen Fokus unter Horst Hrubesch, wieder hin zu einem Hier-wird-hart-gearbeitet-Fußball.
Die auf der Sechs aufgestellte Melanie Leupolz kippte teilweise deutlich hinter die Innenverteidigung ab (auch irgendwie gestrig, mittlerweile). Der Aufbau erfolgte folgerichtig vornehmlich über die Flügel. Die umsichtige, aber nicht übertrieben schnelle Marozsan hat als hängende Spitze massiv Laufarbeit zu verrichten.
Das sah alles sehr klassisch deutsch aus: Zweikämpfe sind wichtig, Einsatz und Athletik sind wichtig. Große Ideen oder taktische Kniffe sind hingegen nicht zu erwarten.
Das unterscheidet das DFB-Team, welches sich im nächsten Länderspiel in der großen Stockholmer Friends-Arena mit Schweden messen wird, deutlich vom ÖFB-Team.
Die Gemeinsamkeit ist, dass auch Österreich das nächste Match gegen Schweden austragen wird. Und zwar am 9. April in der Südstadt, drei Tage nach der Partie in Stockholm. Das heißt: Nach dem Highlight in der Friends Arena vor vermutlich um die 30.000 Zusehern dürfte Schwedens Trainer Peter Gerhardsson im beschaulichen Admira-Stadion wohl etwas rotieren.
Wird trotzdem ein feiner Test gegen einen gutklassigen Gegner.
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Mehr Varianten im Spiel nach vorne hatte Thalhammer angekündigt. In der Praxis stellte sich dem eigenen Gestalten aber vor allem ein Problem: Der Verbindung zwischen Abwehr und Sechserraum zur den offensiven Spielerinnen. Es klappte selten, den Ball durch die gegnerischen Mittelfeld-Ketten nach vorne zu bringen. So folgen viele lange Bälle über das Mittelfeld drüber.
Warum das so war? Zum einen, weil nach der EM niemand mehr Österreich unterschätzt und jeder weiß, wie wichtig Puntigam und Zadrazil für das Spiel sind (und zwar in jeder der vielen möglichen) Spielanlagen – und entsprecht spielt. Zum anderen, weil nun neue Automatismen einstudiert werden und diese noch nicht greifen. „Es ist komplexer geworden“, sagt Thalhammer über die Weiterentwicklung gegenüber dem erfolgreichen EM-Jahr 2017.
Bei der EM gab es gegen starke Teams (Frankreich, Spanien) eine Zielspielerin vorne, das Spiel war sehr direkt. Thalhammer: „Jetzt ist es komplexer, darum wurden auch mehr Fehler gemacht.“ Der Idealvorstelung kommt das Tor zum 2:0 gegen Tschechien am nächsten – ein Chip von Zadrazil auf Feiersinger, die im Rücken der aufrückenden tschechischen Abwehr plötzlich völlig frei stand.
„Wir können nicht fünf Abwehrspielerinnen ausdribbeln. Darum müssen wir andere Wege finden, im Angriffsdrittel zu agieren, um zu Chancen zu kommen.“ Aufeinander abgestimmte Laufwege, um Löcher zu reißen: So soll es gehen. Thalhammer: „So bekommt die gegnerische Abwehr Stress. Aber man muss dafür selbst viel wahrnehmen und schnell entsprechend reagieren können. Das ist sehr anspruchsvoll.“ Und das braucht Zeit.
Diese Laufwege sind auch der Grund, weshalb Laura Feiersinger – eigentlich auf dem rechten Flügel daheim – viel im Mittelfeld-Zentrum gespielt hat. „Sie ist sehr laufstark und hat ein gutes Gespür für die richtigen Wege“, erklärt Thalhammer. Wenn einen der Gegner einlädt, wie Tschechien, klappt die Umsetzung schon gut. Wenn einen der Gegner anläuft oder sich eisern hinten einbunkert (wie Belgien bzw. Wales), haut das noch nicht so hin.
Drei Tore in vier Spielen, davon eines (jenes gegen Wales) eher ein Flipper-Zufallstreffer – viel ist das nicht. „Man kann immer noch mehr herausspielen, das ist uns auch bewusst. Es hat viele Situationen gegeben, in denen wir im Spiel nach vorne nicht die Schnittstelle treffen, oder eine falsche Entscheidung treffen.“ Aber auch beim Finale zwischen Spanien und Italien (2:0) habe es nicht viele Torszenen gegeben.
Die etatmäßige linke Seite mit Verena Aschauer und Lisa Makas hat verletzungsbedingt gefehlt, das merkte man auch. Katharina Naschenweng von Sturm Graz ist die Körperlichkeit auf internationalem Niveau nicht gewohnt und dass sich Routinier Nadine Prohaska vor ihr in der Defensive tendenziell zu passiv verhielt, half ihr auch nicht gerade. Recht zufrieden ist der Teamchef mit Sophie Maierhofer: „Sehr solide.“
Vor dem Turnier wurde angekündigt, dass es eine „neue Vision“ braucht, einen neuen Grund-Antrieb. Die öffentliche Anerkennung, dessen Erreichen jahrelang Triebfeder war, ist ja nun da. Von heute auf morgen geht das aber nicht. „Wir sind diesbezüglich noch in der Findungsphase, aber auch die alte Vision hatte sich ja nicht von heute auf morgen gebildet“ so der Trainer.
Wichtig war ihm beim Cyprus Cup vor allem, die Zeit zu nützen, sowohl was sportliche Dinge anbelangt („Man kann viel im Detail arbeiten und wir haben Veränderungsprozesse eingeläutet“) als auch gruppendynamische Gesichtspunkte („Es sind viele Prozesse im Bereich der Teamentwicklung angestoßen worden“).
Der enge Zeitplan von vier Spielen in acht Tagen war „grenzwertig“: „Die Belastungssteuerung bei den Aufstellungen viel bestimmt“, sagt Thalhammer. Der sich andererseits über die Gelegenheit freute, Back-up-Torhüterin Jasmin Pfeiler Einsatzzeit geben zu können und auch junge Spielerinnen auf das Feld zu schicken – wie Jenny Klein und Viktoria Pinther, die mehr als nur Kurzauftritte erhielten.
Und Laura Wienroither, die nachnominiert wurde, durfte debütieren. Laura junior, die im Herbst auch oft mit der gleichen Frisur wie Feiersinger gespielt hatte, ist die erste Oberösterreicherin im Nationalteam seit acht Jahren. Die energiegeladene 19-Jährige ist mit 1.65m kleinste Spielerin im Kader und bei Meister SKN St. Pölten Linksverteidigerin. In der letzten Viertelstunde gegen Wales spielte sie rechts hinten.
Im Auftaktspiel gegen Spanien stellte sich Österreich in einem 4-4-2 (defensiv) bzw. 4-3-3 (im Ballbesitz) auf und Unterschiede zur Spielanlage beim 0:0 n.V. im EM-Viertelfinale und zum 0:4 im November in der WM-Quali waren deutlich zu erkennen.
Die ÖFB-Frauen standen viel höher, Sarah Puntigam rückte zumindest vor der Pause fast nie in die Abwehrkette zurück. Die Zweikampfführung war deutlich aggressiver. In diesem (rein vom Resultat) belanglosen Spiel ging man also das Risiko ein, hinten Räume oder Standards herzugeben, mit dem Benefit, dass man aktiv Ballgewinne suchte, um schnell umzuschalten.
Der Unterschied zu den beiden Spielen letztes Jahr war hierbei, dass nicht eine Spielerin in Kopf-durch-die-Wand-Manier alleine auf die spanische Abwehr zulief, sondern mit drei, vier Spielerinnen Passoptionen auch im Angriffsdrittel gestellt wurden.
Andererseits jedoch wurde im Angriffspressing nicht konsequent aus dem Mittelfeld heraus nachgerückt, was Raum hinter der Pressingwelle eröffnete. Das 0:1 resultierte aus einer Unterzahl auf der linken Abwehrseite (Prohaska wurde zunächst beim spanischen Pass auf Sampedro überhoben, dann half sie Naschenweng nicht, als auch Spaniens RV Corredera aufrückte), das 0:2 aus einem individuellen Fehler der eingewechselten Marina Georgieva.
Erstmals seit dem EM-Halbfinale war auch Viktoria Schnaderbeck wieder im Einsatz, die verletzt den ganzen Herbst gefehlt hatte.
Tore: 0:1 (35.) O. García, 0:2 (78.) Mari Paz. Wechsel: Schnaderbeck für Wenninger (Halbzeit), Maierhofer für Naschenweng (Halbzeit), Enzinger für Pinther (64.), Georgieva für Kirchberger (75.), Dunst für Prohaska (75.), Eder für Puntigam (82.).
Im Spiel gegen eine tschechische B-Elf (nur vier Stammkräfte wurden von Trainer Karel Rada eingesetzt) kam bei Österreich erstmals ein 3-1-4-2 zum Einsatz.
Solange die beiden tschechischen Viererketten einigermaßen diszipliniert standen (also in der ersten Hälfe), wurde das Problem mit der Involvierung des Mittelfeld-Zentrums bei Österreich erstmals bei diesem Turnier wirklich sichtbar. So hatte Tschechien zwei große Chancen auf die Führung (einmal nach Ballverlust von Schnaderbeck, einmal durch Elfmeter nach zu kurzem Rückpass der aufgerückten Kirchberger).
In der zweiten Halbzeit rissen die beiden tschechischen Sechser (Buzkova und Svitkova) aber riesige Löcher auf. Österreich schaffte es sehr gut, Gegner aus der Position zu ziehen und damit auch in Tornähe Räume zu schaffen und zwei Tore zu erzielen (jeweils Assist Zadrazil und Abschluss Feierisinger).
Dennoch: es waren nicht alle auf der Höhe. Prohaska war (wie schon gegen Spanien) defensiv nicht immer konsequent und nach vorne uneffektiv, und Gini Kirchberger wurde zwischen ihrer höheren Positionierung (um für Prohaska abzudecken) und den ungewohnten Aufgaben in der Spieleröffnung (was generell nicht ihre große Stärke ist) aufgerieben. Sie stabilisierte sich in der zweiten Hälfte aber merklich.
Tore: 1:0 (68.) Feiersinger, 2:0 (70.) Feiersinger. Wechsel: Zinsberger für Pfeiler (Halbzeit), Schiechtl für Prohaska (Halbzeit), Zadrazil für Klein (Halbzeit), Dunst für Feiersinger (71.), Enzinger für Burger (75.), Georgieva für Schnaderbeck (75.).
68 Spiele hintereinander war Nina Burger immer in der Startformation gestanden – mutmaßlich ein Rekord für die Ewigkeit. Erstmals seit Oktober 2011 (gegen Armenien) startete ein Spiel ohne Burger. Gegen Belgien begannen Pinther und die von einer Grippe genesene Billa ganz vorne.
Wieder gab es aber Probleme, die Offensive einzusetzen. Das Team aus Belgien ging gezielt die österreichische Abwehrkette an und hinderte sie so schon am ersten Pass. Dabei agierte Belgien sehr fluid, aus dem grundsätzlichen 4-1-3-2 wurde schnell auch ein 4-2-3-1, je nach Bedarf und Situation. Diese Vorwärts-Verteidigung ist bei den in der Vergangenheit eher staubigen Belgierinnen neu.
Bis zum 0:1-Rückstand (Fehler Zinsberger) fand Österreich kaum ein passendes Mittel, die größte Chance resultierte aus einem Solo von Schiechtl. Erst als sich die ÖFB-Frauen nach dem Rückstand etwas zurücknahmen und Belgien mehr selbst machen musste, merkte man, dass das eigene Kreieren bei den Belgierinnen auch keine Offenbarung war.
Das Hauptproblem aus österreichischer Sicht war, dass man die Räume nicht nützte, die Belgien im Anlaufen aufmachte. „Und in der zweiten Hälfte haben wir dann oft auch zu kurz gespielt“, moniert Thalhammer. Ein Gegentor nach einem Freistoß brachte die Entscheidung.
Tore: 0:1 (36.) Coryn, 0:2 (74.) Jaques. Wechsel: Burger für Pinther (34.), Puntigam für Klein (Halbzeit), Dunst für Billa (Halbzeit), Naschenweng für Prohaska (63.), Enzinger für Feiersinger (70.), Maierhofer für Schnaderbeck (81.).
Im Spiel um Platz sieben gegen Wales war Steineklopfen angesagt. Die Waliserinnen agierten sehr defensiv, die Grundordnung des 5-4-1 wurde erst in der Schlussphase aufgelöst.
Österreich versuchte aus einem 4-2-2-2 (mit Nina Burger in ihrem 100. Länderspiel wieder zurück in der Startformation) heraus, wiederum durch gegenläufige Laufwege Löcher zu reißen – daher auch die eingerückte Positionierung der Mittelfeld-Außen Zadrazil und Dunst; die AV Schiechtl und Maierhofer sorgten für die offensive Breite. Auch nach der frühen Führung (Weitschuss von Puntigam) blieb Wales beim passiven Stellen der Ketten, ohne wirklich Druck auszuüben.
Die walisische Abwehr agierte zuweilen etwas schwindlig, aber große Torgefahr kam dennoch fast nie auf. Auf der anderen Seite kam Wales zwar zu zwei, drei guten Einschussmöglichkeiten, aber dass ein Missverständnis zwischen Zinsberger und Kirchberger nach einem verunglückten Rückpass von Maierhofer kurz vor Schluss tatsächlich für den Ausgleich sorgt, hatte sich ganz und gar nicht abgezeichnet.
Tore: 1:0 (13.) Puntigam, 1:1 (86.) Green. Wechsel: Zinsberger für Pfeiler (Halbzeit), Wenninger für Schnaderbeck (Halbzeit), Dunst für Feiersinger (Halbzeit), Enzinger für Billa (62.), Klein für Eder (65.), Wienroither für Schiechtl (78.).
Am 5. April (Heimspiel gegen Serbien) und 10. April (Heimspiel gegen Spanien) geht es in der WM-Qualifikaiton weiter. „Wir haben auch jetzt in Zypern wieder gesehen, dass wir gegen alle Gegner Lösungen finden können. Aber: Wir dürfen natürlich nicht so viele Fehler machen“, sagt Thalhammer mit einem Blick auf diese Spiele. Spanien hat das Turnier auf Zypern gewonnen, dabei aber recht wenig rotiert – die Aufstellung gegen Österreich war exakt jene wie beim 2:0 im Finale gegen Italien. Der Turniersieg war das klare Ziel der spanischen Delegation, wie diese auch selbst bestätigte.
Finnland hat im Jänner beim 0:0 in Israel Punkte in der WM-Quali abgegeben und war auch beim Cyprus Cup nicht direkt überragend (0:4 gegen die Schweiz, 0:1 gegen Wales). Video-Analyst Wolfgang Fiala war abgestellt, um die finnischen Spiele zu beobachten. „Sie agieren noch direkter als 2013/14, als wir gegen sie in der damaligen WM-Quali gespielt haben“, berichtet Thalhammer. „Sie sind mit ihrer neuen Trainerin noch in der Phase der Findung, aber wir dürfen sie auf keinen Fall unterschätzen.“
Weniger diplomatisch formuliert könnte man auch sagen: Finnland spielt einen schönen Mist und die größte Gefahr ist, dass man schon vor den beiden Spielen im Juni (auswärts) und September (daheim) glaubt, dass es eine g’mahte Wies’n wird.
Beim SheBelieves Cup in den USA standen alle vier Teilnehmer (die Nummern 1, 2, 3 und 6 der Weltrangliste) unter Erwartungsdruck. Deutschland, nachdem Bundestrainerin Steffi Jones schon vor dem Turnier schwer angezählt war – erschütternde Auftritte, nur ein Punkt und ein 0:3 gegen Frankreich (die höchste Niederlage seit acht Jahren) haben ihre Position nicht gerade gestärkt. Frankreich, weil es nach einem 0:4-Test-Debakel in Deutschland (ohne das Jones wohl schon damals gefeuert worden wäre) im Herbst um Rehabilitation ging – die Leistungen schwankten zwischen blutleer beim 1:4 gegen England und stark beim 3:0 gegen Deutschland.
England, weil es nach der peinlichen Posse um seine Bestellung die ersten Spiele überhaupt für Neo-Teamchef Phil Neville waren – der Eindruck war positiv, das Team willig und fast hätte man das Turnier sogar gewonnen. Ein vielversprechender Beginn. Und Weltmeister USA, weil man jetzt, anderthalb Jahre vor der nächsten WM, schön langsam wissen möchte, wie und mit welchem Personal sich Trainerin Jill Ellis die Marschroute zur Titelverteidiung denn nun wirklich vorstellt. Eine echte Antwort darauf gab es nicht, aber immerhin den Turniersieg.
Die dritte Auflage des SheBelieves Cups könnte auch die letzte gewesen sein: Deutschland überlegt die Rückkehr an die Algarve, England jene nach Zypern – der logistische Aufwand der USA-Reise steht für sie in keinem Verhältnis zum Nutzen des Turniers.
Zumal der Algarve Cup weiterhin stark besetzt ist. Die Jubiläums-Auflage des Turniers (Nummer 25) sah erstmals zwei Sieger: Schweden und Europameister Holland, die im Finale gestanden wären, wurden beide zum Sieger erklärt, nachdem das Endspiel buchstäblich ins Wasser gefallen war.
Teams have not emerged for the 25th @Algarve_Cup final, incessant rain and strong winds means the game could be off. pic.twitter.com/bM8Rjy9wUh
— Asif Burhan (@AsifBurhan) 7. März 2018
Portugal hat mit Siegen gegen Norwegen (!), China (!!) und Australien (!!!) und dem resultierenden dritten Platz die Erwartungen auf unglaubliche Weise übertroffen. Japan ist in ein 2:6 gegen Holland gelaufen, Norwegen tritt auf der Stelle, China wurde erstaunlicher Vorletzter. Der erste Auftritt von Lars Söndergaard als Trainer von Vize-Europameister Dänemark verlief zwar sieglos, aber zwei Remis gegen Island und knappe Niederlagen gegen Holland und Vize-Weltmeister Japan sind keine Schande.
Der erstmals ausgetragene Turkish Women’s Cup in Alanya ersetzt den gestrichenen Istria Cup, gewonnen wurde er von Frankreich B (verstärkt etwa mit Claire Lavogez). Final-Gegner Mexiko dürfte unter dem neuen Trainer Fortschritte machen, erst dahinter folgen die europäischen Topf-3-Teams wie Ukraine, Polen, Rumänien und Nordirland.
Während Nina Burger ihr 100. Länderspiel 90 Minuten plus Elfmeterschießen auskosten durfte, hat DFB-Bundestrainerin Steffi Jones ihrer Spielerin Lena Goeßling den Hunderter gleich zweimal vergällt: Im Herbst wurde sie für das Spiel gegen Frankreich in ihrer Heimatstadt Bielefeld gar nicht einberufen, nun war es doch so weit – mit einer Einwechslung in der Nachspielzeit.
Auch so kann man sich Feinde machen.
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„Wir brauchen auch eine neue Vision. Wir haben jahrelang darum gekämpft, Anerkennung zu bekommen und den Frauenfußball in Österreich zu etablieren. Nach der EM war das da, man ist präsent, wird geehrt, wird Sport-Team des Jahres. Jetzt muss man neue Visionen schaffen. Das ist ein wesentlicher Faktor. Um diesen inneren Antrieb, warum man das alles tut, am Laufen zu halten.“
Boom.
Für Dominik Thalhammer geht es beim dritten Auftritt der ÖFB-Frauen beim Cyprus Cup (den Österreich 2016 gewonnen hat) nicht nur um Sportliches, sondern vor allem darum, gedanklich wie sportlich nicht im so erfolgreichen Jahr 2017 stecken zu bleiben. „Natürlich will man Spiele gewinnen, aber das will jeder“, sagt der Teamchef. Aber auch er weiß: Die Mentalität war in den letzten sechs Jahren ein wichtiger Baustein auf dem Weg zum Erfolg.
Das Jahr 2017 endete mit einem zähen 2:0-Sieg über Israel und einem 0:4-Debakel in Spanien. Spiele, in denen es so wirkte, als würde die geistige Frische nach einem intensiven Jahr ohne Sommerpause fehlen. Wie das neudefinierte Fernziel aussehen soll, wird Teil der Arbeit beim Cyprus Cup sein. In gleichem Maße geht es aber auch um sportliches Tuning.
Gerade gegen stärkere Teams (also England und 2x Holland in Tests und gegen Frankreich und 2x Spanien bei der EM bzw. der WM-Quali) agierten den ÖFB-Frauen sehr defensiv. Gerade beim 0:4 auf Mallorca hatte Spanien die verwundbaren Punkte des Systems und der Spielweise aufgedeckt. Österreich – jenes Team, das sich über seine flexible Unberechenbarkeit definierte – war berechenbar geworden.
Darum wird der Fokus auf das Spiel nach vorne gelegt. „Wir müssen im Ballbesitz schon variantenreicher werden“, fordert Thalhammer. Und zwar nicht nur gegen die Israels und Serbiens dieser Welt, sondern auch gegen die richtig Guten. Also auch gegen Spanien.
Najo, dann spiel ma halt im Viertelfinale gegen Spanien. Wer weiß, wann’s dafür wieder die Gelegenheit gibt… oh wait. #WWC2019 https://t.co/g9UaKYSSmX
— Philipp Eitzinger (@PEitzinger) 26. Juli 2017
Dass Österreich 2017/18 zweimal gegen Spanien spielen würde – Stichwort WM-Quali – ist schon seit einem Jahr klar. Dann kam das EM-Viertelfinale dazu. Und dann, am 7. Dezember, ergab die Auslosung zum Cyprus Cup ein viertes Spiel gegen diesen Gegner im Zeitraum von Juli 2017 bis April 2018. „Dass Spanien bei uns in der Gruppe ist, ist vielleicht etwas eigenartig“, sagt Thalhammer. Kann man wohl übersetzen mit: Hätte nicht sein müssen.
Wie man das Spiel gegen Spanien anlegt, mit dem es am Mittwoch (28. Februar, 17.00 Uhr MEZ) in Zypern beginnt? „Anders als in Mallorca“, kündigt Thalhammer an. No na. Aber wirklich in die Karten wird er sich auch in Larnaca nicht blicken lassen: „Entscheidend ist, was wir im WM-Quali-Spiel am 10. April in der Südstadt gegen Spanien machen!“
Die anderen beiden Gruppengegner sind Tschechien (Freitag, 2. März, 12 Uhr MEZ) und Belgien (Montag, 5. März, 17 Uhr MEZ). In der Weltrangliste (siehe die Klammern in der Übersicht oben) ist Österreich vor diesen beiden Teams klassiert, aber das muss gerade in so einem Testspiel-Turnier nicht viel heißen.
„Tschechien hat sich im Herbst gegen Deutschland gut verkauft“, erinnert sich Thalhammer. Das tschechische Team um Bayern-Legionärin Lucie Vonkova agierte im WM-Qualispiel forsch und frech, presste die Deutschen an und unterlag nur wegen eines reichlich dümmlichen Eigentores mit 0:1.
Belgien debütierte letztes Jahr, wie Österreich, bei der EM und machte trotz des Vorrunden-Aus eine ordentliche Figur – nicht nur beim Sieg gegen Norwegen, sondern auch bei den knappen Niederlagen gegen die späteren Finalisten Holland und Dänemark. „Es sind beide Teams schwere Gegner, bei denen man davon ausgehen kann, dass es schwer wird.“
Aber das ist ja auch der Sinn der Sache.
Am Mittwoch (7. März) folgt noch das Platzierungsspiel gegen eine Mannschaft aus einer anderen Gruppe. Das kann im Grunde jeder sein, auch Nordkorea: Die Asiatinnen sind kurzfristig für das ursprünglich genannte Team aus Trinidad & Tobago eingesprungen. Der einzige Teilnehmer, gegen den die ÖFB-Frauen noch nie gespielt haben, ist Südafrika. Deren Teamchefin Desiree Ellis ist eine von nur zwei weiblichen UND schwarzen Nationaltrainerinnen unter Afrikas Top-Teams (die andere ist Clémentine Touré von der Elfenbeinküste).
Erstmals seit dem EM-Halbfinale gegen Dänemark letzten Sommer ist auch Kapitänin Viktoria Schnaderbeck wieder mit an Bord, sie hat den kompletten Herbst wegen einer Patellasehnenverletzung passen müssen. Zuletzt hat sie schon für Bayern München die ersten beiden Bundesliga-Spiele nach der Winterpause jeweils über 90 Minuten absolviert – so auch bei der 1:3-Niederlage gegen den SC Freiburg mit Sarah Puntigam.
„Sicher fehlt ihr ein halbes Jahr Spielpraxis, aber sie hat ja nun eben schon in der Liga gespielt“, sagt Thalhammer: „und alleine, dass sie wieder dabei ist, ist aufgrund ihrer Persönlichkeit wichtig.“ Es war nicht zuletzt ihre Routine und ihre ordnende Hand, die beim 0:4 in Mallorca gefehlt hat.
Nicht dabei ist neben Flügelstürmerin Lisa Makas (Kreuzbandriss) auch Offensiv-Allrounderin Nici Billa (Grippe) und Angreiferin Simona Koren (Knöchel). Außenspielerin Verena Aschauer ist nicht ganz fit, ein Einsatz in den späteren Spielen dürfte aber möglich sein. Erstmals dabei ist U-19-Teamspielerin Julia Hickelsberger, auch Annelie Leitner könnte ihr Debüt geben.
Und für Nina Burger gibt es gleich zwei spezielle Anlässe: Zum einen wird das Platzierungsspiel ihr 100. Einsatz im Nationalteam sein (wenn sie in allen Partien zum Einsatz kommt, wovon auszugehen ist). Sie wird die erste Österreicherin überhaupt mit einer dreistelligen Länderspiel-Zahl sein. Und: Sie wird auch die erste Spielerin über 30 sein, die in der seit 2011 dauernden Ära von Dominik Thalhammer in der Start-Elf sein wird. Im Dezember hatte sie ihren runden Geburtstag gefeiert und wäre Torhüterin Jasmin Pfeiler letztes Jahr nicht in einem Testspiel eingewechselt worden, wäre Burger überhaupt die erste.
(Nur der Vollständigkeit halber: Die letzte Ü-30-Spielerin in der Start-Elf war Sonja Spieler im August 2010 unter Thalhammers Vorgänger Ernst Weber.)
Kader Österreich: Tor: Jasmin Pal (21, Innsbruck, 0 Länderspiele, 0 Tore), Jasmin Pfeiler (33, Landhaus, 20/0), Manuela Zinsberger (22, Bayern/GER, 39/0). Abwehr: Marina Georgieva (20, Potsdam/GER, 1/0), Gini Kirchberger (24, Duisburg/GER, 54/1), Sophie Maierhofer (21, Univ. Kansas/USA, 17/1), Katharina Naschenweng (20, Sturm Graz, 9/0), Katharina Schiechtl (25, Bremen/GER, 32/4), Viktoria Schnaderbeck (28, Bayern/GER, 59/2), Carina Wenninger (28, Bayern/GER, 74/3). Mittelfeld: Verena Aschauer (24, Sand/GER, 52/6), Barbara Dunst (20, Duisburg/GER, 14/0), Jasmin Eder (25, St. Pölten, 37/1), Laura Feiersinger (24, Sand/GER, 56/8), Julia Hickelsberger (18, Neulengbach, 0/0), Nadine Prohaska (27, St. Pölten, 79/7), Jenny Klein (19, St. Pölten, 1/0), Sarah Puntigam (25, Freiburg/GER, 78/11), Sarah Zadrazil (25, Potsdam, 53/7). Angriff: Nina Burger (30, Sand/GER, 96/52), Stefanie Enzinger (27, St. Pölten, 10/1), Annelie Leitner (21, Univ. Indiana/USA, 0/0), Viktoria Pinther (19, St. Pölten, 13/0). Teamchef: Dominik Thalhammer (47).
Sarah Zadrazil hat ihren Vertrag in Potsdam übrigens um zwei Jahre bis 2020 verlängert, bei den Bayern ist Manu Zinsberger nun die unumstrittene Nummer eins (Finnlands Team-Keeperin Tinni Korpela, die im Herbst schon nur noch auf der Bank saß, ging im Winter zu Vålerenga Oslo) und Viktoria Pinther wird im Sommer in die deutsche Bundesliga zum SC Sand wechseln.
Was große Turniere angeht: Nix („WoSo“ ist im Übrigen eine gängige Abkürzung für „Women’s Soccer“). 2015 war die Weltmeisterschaft (mit dem Titel für die USA), 2016 war Olympia (mit der Goldmedaille für Deutschland zum Abschied von Silvia Neid), 2017 war die Europamesiterschaft (mit dem österreichischen Halbfinal-Einzug und dem Heimtriumph von Holland).
Nach diesem schon traditionellen Dreier-Rhythmus – WM, Olympia, EM – folgt stets ein Zwischenjahr, und zwar immer im Jahr einer Herren-WM. Für die Frauen steht dieses immer ganz im Zeichen der Qualifikation für die kommende Weltmeisterschaft. Das ist auch heuer der Fall: Neben den sieben Quali-Gruppen und dem folgenen Playoff in Europa gibt es dieses Jahr die anderen kontinentalen Turniere, bei denen es auch um die Vergabe der WM-Tickets geht.
Den Anfang machen der Asien-Cup (im April in Jordanien, fünf Tickets) und die Copa América Femenino (im April in Chile, zwei Fix- und ein Playoff-Ticket). Im Oktober spielen die CONCACAF-Teams (drei Fixplätze, ein Playoff-Platz) und schließlich gibt es im November noch den Ozeanien-Cup (ein Ticket, höchstwahrscheinlich für Neuseeland) und den Afrikacup (in Ghana, drei WM-Plätze).
Neben der Europa-Quali ist aus österreichischer Sicht vor allem das Ozeanien-Turnier interessant. Klingt komisch, liegt aber an Andi Heraf: Der Ex-Teamspieler, der als Trainer schon zwei ÖFB-U-20-Weltmeisterschaften bestritten hat, wurde letzten Sommer ja Sportdirektor des neuseeländischen Verbandes und im Winter, nach dem Rücktritt von Tony Readings, auch Teamchef der „Football Ferns“, also des Frauen-Nationalteams.
Da in Ozeanien erstmals Teilnahmepflicht herrscht, sind in der Vorqualifikation (ein Mini-Turnier auf US-Samoa, kein Schmäh) Spiele von der Qualität von bestenfalls heimischen Landesliga-Frauenspielen zu erwarten und beim Turnier selbst einige Resultate, die jeden NFL-Fan die Köpfe schütteln lassen würden (also 24:0 aufwärts).
Dass Neuseeland sich hier selbst dann locker durchsetzen würde, wenn Heraf eine U-17-Auswahl auf das Feld schickt, steht außer Frage. Daher ist es auch wesentlich entscheidender, wie sich Neuseeland bei den diversen Länderspiel-Touren anstellt. Im Rahmen des Trainingslagers in Spanien wird beispielsweise am 4. und 6. März jeweils gegen Schottland getestet.
England war sowohl bei der WM 2015 als auch bei der EM 2017 im Halbfinale, über Fußball wird im Lager der Lionesses aber seit einem halben Jahr schon nicht mehr geredet. Da war erst der Rassismusskandal um Erfolgstrainer Mark Sampson. Dann kam auch noch auf, dass sich Sampson bereits vor seinem Engagement bei der FA einigen Spielerinnen eher unsittlich genährt hat, das spülte ihn endgültig aus dem Amt.
Nicht aber jene Herren bei der FA, welche die (intern wohlbekannten) Vorwürfe ignoriert hatten, als sie Sampson 2014 engagierten. Entsprechend dilettantisch lief dann auch die Suche nach einem Nachfolger. Der Name von Phil Neville soll erstmals zu später Stunde an einer Hotelbar gefallen sein, er selbst hatte sich weder beworben noch sonst irgendwo jemals als Chef-Trainer gearbeitet. Schon gar nicht im Frauenfußball.
Jedenfalls bekam er im Jänner tatsächlich den Zuschlag. Er entfernte noch hastig ein paar (recht offensichtlich augenzwinkernd gemeinte, aber dennoch ausnehmend ungeschickte) frauenfeindliche Tweets aus seiner Timeline und gab sich danach sichtlich Mühe, seine Arbeit möglichst seriös anzugehen. Er holte sich Ex-Lionesses-Kapitänin Casey Stoney als Co-Trainerin – die Liverpool-Verteidigerin absolvierte am Wochenende ihre letzes Spiel als Aktive.
Beim dritten SheBelieves Cup in den USA (diesmal in Columbus, New York und Orlando) trifft England wie immer beim SBC auf die Amerikanerinnen, die Deutschen und die Französinnen.
Die Spielerinnen von EM-Finalist Dänemark haben ja im Herbst das Qualifikationsspiel in Schweden platzen lassen – im Streik gegen den Verband. Dieser hatte sich nämlich beharrlich geweigert, die Versicherung für die Spielerinnen während ihrer Zeit beim Nationalteam zu übernehmen, was diese nicht auf sich sitzen lassen wollen.
Der Streit zwischen DBU und Spielerinnen ist beigelegt, das Spiel gegen Schweden wurde mit 0:3 strafbeglaubigt. Dänemark bekam eine Geldstrafe und eine Sperre auf Bewährung. Schweden berief gegen dieses Urteil und ließ es auf einen Ausschluss Dänemarks aus der laufenden WM-Qualifikation ankommen, aber die UEFA hat kürzlich entschieden: Nein, Dänemark darf weiterspielen.
Ein Ausschluss hätte Dänemark mehr geschadet als Schweden genützt – denn durch den 3:0-„Heimsieg“ gegen den Nachbarn auf dem grünen Tisch ist das WM-Ticket für Schweden, WM-Finalist von 2003, ohnehin nur noch Formsache. Gegen die anderen in der Gruppe nicht blamieren und in Dänemark nicht mit minus vier verlieren, das schafft auch ein Schweden im Umbau.
Dänemark nimmt übrigens (wie auch Schweden, Europameister Holland, Norwegen, Kanada, Japan und Australien sowie China) in dieser Woche beim Algarve Cup teil. Der Istrien-Cup, der seit 2013 ausgetragen worden war, ist nicht mehr zustande gekommen – angesichts des dünnen Teilnehmerfeldes und der horrend schlechten Plätze in den letzten Jahren keine Überraschung.
Neu ist dafür der Turkish Women’s Cup in Antalya, bei dem beispielsweise Polen, Rumänien, die Ukraine und auch Mexiko teilnehmen.
Einen nicht ganz alltäglichen Wechsel gab es in Kanada. John Herdman, der in seiner sechsjährigen Amtszeit aus einem guten Mitläufer eine auch taktisch sehr interessante Weltklasse-Truppe geformt hatte, ist nicht mehr Teamchef der kanadischen Frauen. Er wurde im Gegenzug zur einer fetten Gehaltserhöhung zu den kanadischen Männern degradiert.
Hä?
Hintergrund ist vermutlich, dass Herdman (ein Engländer) ein sehr interessantes Angebot hatte, Englands Frauen zu übernehmen. Es ist auch genauso möglich (und bei den Dilettanten bei der FA sogar recht wahrscheinlich), dass Herdman KEIN Angebot aus England hatte, aber entweder so tat, als hätte er eines – oder aber, der kanadische Verband machte sich in die Hose, dass Herdman ein Angebot aus England haben könnte.
Long story short: Man bezahlte Herdman viel Geld, dass er die Männer übernimmt und damit dem Verband erhalten bleibt. Kanadas Männer sind sinnlos, vor ein paar Jahren gab es ein 0:8 in Honduras, selbst die Finalrunde der WM-Qualifikation wurde gefühlt seit der Stummfilmzeit nicht mehr erreicht. Ein sportlicher Aufstieg ist der Wechsel nicht.
Ebenso erstaunlich: Die Qualität des Coachings dürfte beim Frauen-Team dennoch nicht schlechter werden, wenn überhaupt. Kenneth Heiner-Møller, der Dänemarks Frauen 2013 als mit Abstand am Besten gecoachtes Team des Turniers ins EM-Halbfinale geführt hatte (hier unser Interview mit ihm von damals) und zuletzt Herdmans Co, übernimmt.
]]>So… dude basically had prime rib, had an option for a good aged steak, and was persuaded to take an overpriced Whopper patty instead?
— another Rebecca on the Internet (@NYCScribbler) 9. Januar 2018
„Von den Resultaten her ist es schon so, dass mehr drin gewesen wäre“, bilanziert Teamchef Dominik Thalhammer, „aber ich finde, insgesamt waren wir inhaltlich besser als letztes Jahr, als wir das Turnier gewonnen haben.“ Dass es nicht so gekommen ist, ist zwar ärgerlich, aber nicht schlimm. Lieber jetzt Fehler aufgezeigt bekommen, als bei der EM im Juli.
Äußerst positiv bewertet Thalhammer die mittlerweile extrem hohe System-Flexibilität: „Wir können problemlos aus vier, fünf Systemen wählen, auch innerhalb eines Spiels umstellen. Genauso wie wir die ganze Spielanlage von einer Minute auf die andere problemlos umstellen können.“ Hohes Pressing oder tief im Block verteidigen: Dieses Wechselspiel wurde bei den Spielen der ÖFB-Frauen beim Cyprus Cup verstärkt getestet.
Und dieses tiefe Verteidigen im Block – erstmals wurde hier ein 5-3-2 verwendet, zumeist mit Sarah Puntigam, die von der Sechs abkippt – hat sehr gut funktioniert. Thalhammer: „Wenn wir diese Anlage in diesem System gespielt haben, hat kein einziger Gegner auch nur eine ernsthafte Torchance erarbeiten können.“
Das Verhalten im Umschalten nach Ballverlusten hat Thalhammer hingegen gar nicht gefallen – vor allem im Spiel gegen Schottland, das wegen zwei genau solcher Situationen verloren wurde. „Hier müssen wir ganz eindeutig darauf schauen, dass wir da nicht mehr phasenweise eher naiv agieren“, so der Trainer. Billige Gegentore in Phasen, in denen man am Drücker ist: Das wäre bei der EM ganz besonders bitter.
Auch im Platzierungsspiel gegen Belgien war eigentlich nie eine Gefahr, bis die Belgierinnen auf einmal in Führung waren. Wir haben ein paar Fehler gemacht, waren – gerade gegen Schottland – in der einen oder anderen Situation nicht ganz auf der Höhe“, so der Teamchef, „und das wurde bestraft. Aber es ist ja der Sinn und Zweck eines solchen Turniers, dass solche Schwachstellen aufgezeigt werden.“
Anders gesagt: Aus einem gut geführten, aber verlorenen Match gegen Schottland kann man auch in Blickrichtung EM mehr mitnehmen als aus einem lockeren Sieg gegen ein unterlegenes Team.
Die Variante mit der nach hinten rückenden Puntigam kam im Auftakt-Spiel gegen WM-Achtelfinalist Südkorea schon zur Anwendung. Die Koreanerinnen dominierten die erste Hälfte – kamen aber in der Phase zwischen 15. und 30. Minute, wo Österreich mit Fünferkette verteidigt hat, nicht durch. Davor und danach schon, kurz vor der Pause verzeichnete Korea durch Kwon Eun-Som einen Stangentreffer.
„Wir verwenden jetzt auch Video-Analysen schon in der Halbzeit“, so Thalhammer – und bei dieser wurde unter anderem thematisiert, dass die Außenverteidigerinnen näher am Gegner sein müssen. Das wurde in der zweiten Halbzeit adaptiert, dazu wurde wieder auf das Hochpressingspiel umgestellt. Die Folge: Südkorea wurde hinten reingedrückt. Die ÖFB-Frauen dominierten, hatten drei Top-Chancen (Burger 2x, Aschauer), aber Koreas Goalie Kang Ga-Ae parierte jeweils.
„Wir haben viel Druck ausgeübt und hätten das Spiel gewinnen müssen“, so Thalhammer. So blieb es beim 0:0, dem Comeback der fast zwei Jahre verletzten Lisa Makas und dem Debüt von Stürmerin Viktoria Pinther.
Wechsel: Dunst für Prohaska (54.), Naschenweng für Maierhofer (67.), Makas für Aschauer (75.), Eder für Zadrazil (81.), Pinther für Billa (85.).
Der nächste Gegner, WM- und Olympia-Stammgast, Neuseeland, experimentierte mit einer 3-4-3-Formation (sonst lässt Ferns-Teamchef Tony Readings immer mit einem 4-3-3). Viel Plan im Vorwärtsgang war aber nicht zu erkennen.
„Neuseeland hat mit einer relativ hohen Abwehr gespielt und wir haben uns bewusst in einem tiefen Block postiert. Wir können nicht immer nur hohes Pressing spielen, das hält man nicht 90 Minuten durch“, erklärt Thalhammer. So hatte Neuseeland viel Ballbesitz, aber wenig Ideen. „Sie fanden keine Lösungsmöglichkeit gegen unser 5-3-2, haben im ganzen Spiel keine einzige echte Torchance kreiert“, so der Teamchef. Österreich nützte die eigenen Chancen dafür eiskalt. Erst verwertete Billa nach Schiechtl-Einwurf und Kopfballverlängerung von Burger, dann verdaddelte Kiwi-Keeperin Nayler den Ball gegen Aschauer und die sagt „Danke“. Und schließlich erzielte Jasmin Eder per Kopf ihr erstes Länderspieltor für die ÖFB-Frauen.
Tore: 1:0 (19.) Billa, 2:0 (53.) Aschauer, 3:0 (77.) Eder. Wechsel: Prohaska für Dunst (57.), Maierhofer für Naschenweng (57.), Eder für Zadrazil (71.), Pinther für Billa (71.), Makas für Aschauer (78.), Enzinger für Burger (78.).
Ein Match mit viel Experimental-Charakter: Schottlands Teamchefin Anna Signeul verzichtete fast komplett auf ihre besten Spielerinnen (Kim Little, Rachel Corsie, Emma Mitchell, Joanne Love, Jennifer Beattie).
Und Dominik Thalhammer packte jenes System mit Dreierkette aus, das zwischen 3-5-2 und WM-System ist und schon gegen schwächere Gegner angetestet wurde und nun erstmal einem Härtetest gegen einen Kontrahenten auf Augenhöhe unterzogen wurde: „Aber das erste Mal, dass wir es mit drei echten Verteidigern und zwei echten Sechsern von Beginn an gespielt haben. Der Vorteil an diesem System ist, dass wir schnell in Überzahl in Ballnähe sind, egal wo auf dem Feld der Ball gewonnen wird.“
Dass das Spiel nicht gewonnen wurde, lag an einigen falschen Entscheidungen – wie vor dem Gegentor zum 1:2. Anstatt vor dem gegnerischen Strafraum vor das Tor zu spielen, wurde ein Doppelpass versucht, der Ball verloren und der Konter gefangen. Ganz ähnlich entstand auch das 1:3 durch einen sehenswerten Weitschuss von Bayern-Legionärin Lisa Evans. Trotzdem sagt der Teamchef: „Wir haben gegen Schottland besser gespielt als beim 3:0 gegen Neuseeland, finde ich.“
Tore: 0:1 (58.) J. Ross, 1:1 (65.) Billa, 1:2 (78.) L. Ross, 1:3 (90.) Evans. Wechsel: Naschenweng für Puntigam (53.), Eder für Prohaska (60.), Makas für Aschauer (76.), Pinther für Billa (80.).
Vor allem die schwedischen Ligaklubs monierten relativ laut und merkbar indigniert den heftigen Zeitplan von vier Spielen in acht Tagen, denen ihre Spielerinnen beim Algarve Cup unterzogen waren. Beim Cyprus Cup wurde der selbe enge Zeitplan eingehalten. Kein Wunder also, dass beim Platzierungsspiel gegen Belgien beiden Teams die intensive Woche deutlich anzumerken war.
In diesem Spiel – Marina Georgieva gab ihr Team-Debüt – kehrte man zum aus der Qualifikation gewohnten 4-3-3 zurück, dafür erhielten Kirchberger, Zadrazil, Schiechtl und Billa erst einmal einen erholsamen Platz auf der Bank. „Belgien hat gegenüber der Vergangenheit das Spiel auch etwas geändert, agiert jetzt mehr mit langen Bällen als früher“, vergleicht Thalhammer mit den beiden Testspielen gegen die Red Flames (einem 0:2 in Gent und einem 2:1 in Stegersbach im Jahr 2013).
Das Spiel verlief insgesamt ausgeglichen, ohne dass man sich aus österreichischer Sicht sorgen hätte machen müssen. Nach der Pause wurde auf 4-4-2 gestellt, mit Dunst als zweiter Stürmerin – aber Belgien erzielte so ein wenig aus dem Nichts dir Führung. Die ÖFB-Frauen blieben aber dran und wurden durch die von Billa freigespielte Aschauer noch mit dem Ausgleich belohnt. Dass das Elferschießen verloren wurde, hatte nur statistischen Wert.
Tore: 0:1 (63.) Wullaert, 1:1 (78.) Aschauer. Wechsel: Kirchberger für Georgieva (Halbzeit), Zadrazil für Eder (Halbzeit), Billa für Burger (Halbzeit), Pinther für Prohaska (58.), Schiechtl für Wenninger (62.), Enzinger für Dunst (82.). Im Elferschießen treffen Kirchberger und Aschauer; Puntigam, Pinther und Billa vergeben.
Den Turniersieg holte sich übrigens die Schweiz (erster Gruppengegner von Österreich bei der EM), die – obwohl taktisch weiterhin zuweilen sehr naiv agierend – im Finale gegen Südkorea durch einen abgefälschten Freistoß 1:0 gewann. Der Auftritt von Italien mit zum Teil derben Niederlagen (wie dem 0:6 gegen die Schweiz) lässt für die EM fürchterliches erwarten.
Das nächste Spiel für die ÖFB-Frauen wird ein Test gegen England in Milton Keynes am 10. April sein.
Der SheBelieves Cup in Amerika wurde von den Top-Nationen genützt, um zu probieren. Die USA experimentierte erstmals seit einem Jahrzehnt wieder eine Formation mit Dreier-Abwehr. Deutschland testete personell einiges aus, vor allem im Match gegen Frankreich. England war stark im hohen Pressing, aber schwach im eigenen Aufbau. Und Frankreich (zweiter EM-Gruppengegner von Österreich) hat das Turnier zwar gewonnen, aber spielerich überzeugt hat man – zumindest gegen Deutschland und England – eher nicht. Endstand: Frankreich 7 Punkte, Deutschland 4 Punkte, England 3 Punkte, USA 3 Punkte.
Den extrem stark besetzten Algarve Cup mit neun Teams aus den Top-15 der Weltrangliste gewann Spanien (im Finale 1:0 gegen Titelverteidiger Kanada). Österreichs letzter EM-Gruppengegner Island holte achtbare Remis gegen Norwegen und Spanien sowie eine Niederlage gegen Vize-Weltmeister Japan und einen Sieg gegen WM-Viertelfinalist China.
Und das schwächste März-Turnier, der Istria Cup in Kroatien, endete mit dem Turniersieg der Slowakei (im Finale 2:0 gegen Bosnien). Beeindruckend war dabei einerseits die gute Aufbereitung des Turniers auf Social-Media-Plattformen, Live-Übertragungen der meisten Spiele auf Facebook inklusive. Beeindruckend war aber auch der erbärmliche Zustand der Plätze.
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„Letztes Jahr war von der ersten Besprechung an das Ziel klar definiert: Turniersieg!“, erinnert sich ÖFB-Teamchef Dominik Thalhammer. Das ist in diesem Jahr anders. Weil das Turnier deutlich stärker besetzt ist als 2016. Und, weil die inhaltliche Vorbereitung auf die Europameisterschaft im Sommer mehr im Mittelpunkt steht als die Resultate.
Die drei Gegner in der Gruppenphase sind WM-Achtelfinalist Südkorea (1. März), WM- und Olympia-Dauergast Neuseeland (3. März) und EM-Mitdebütant Schottland (6. März), danach folgt noch ein Platzierungsspiel (8. März).
Im 23-köpfigen Kader für die Europameisterschaft sind 19 Plätze, sollten keine Verletzungen mehr dazukommen, im Grunde vergeben – an den Stamm der EM-Quali plus die genesene Lisa Makas. Frei sind noch zwei Positionen auf dem Feld und die beiden Back-up-Goalies hinter Manuela Zinsberger.
Thalhammer: „Im Tor wird noch eine routinierte und eine junge Spielerin dazukommen.“ Realistisch betrachtet rittert also Jasmin Pal (die in der Quali Back-up war, Wacker Innsbruck) mit Isabella Kresche (erstmals dabei, von Meister St. Pölten) – beide stehen bei null Einsätzen im Nationalteam – um den einen Spot. Und die beiden Vorgängerinnen von Zinsberger als ÖFB-Nummer-eins, Anna-Carina Kristler (27 Einsätze, der letzte im April 2015) und Jasmin Pfeiler (19 Einsätze, der letzte im Februar 2013) um den anderen.
Im 23-köpfigen Aufgebot des ÖFB fehlt von den etablierten Kräften immer noch Kapitänin Viktoria Schnaderbeck, die seit Oktober am Knie bedient ist und seit ihrer Meniskus-Operation im Dezember am Comeback arbeitet. Auch Laura Feiersinger ist mit Achillessehnen-Problemen nicht mit dabei.
Sehr wohl dabei sind dafür gleich sechs Spielerinnen, die noch kein einziges Länderspiel bei den „Großen“ absolviert haben. Innenverteidigerin Marina Georgieva, die im Winter von Meister St. Pölten zum deutschen Traditionsklub Turbine Potsdam gewechselt ist, war schon ein paar Mal im Kader mit dabei, für sie ist es kein komplettes Neuland. Torhüterin Isabella Kresche von St. Pölten hat vor allem im Europacup zwei tolle Talentproben abgeliefert und gezeigt, wie sehr sie sich in den letzten ein, zwei Jahren verbessert hat.
Die anderen Neuen spielen um einen der zwei Restplätze im Feld. Für die, die jetzt nicht dabei sind – also z.B. Kathi Aufhauser und Jennifer Klein von Neulengbach, Julia Kofler von Sturm Graz, aber auch die im Winter zu Duisburg gewechselte Simona Koren – wird es wohl schon sehr eng. „Den Stamm auf dem Feld habe ich jetzt schon über mehrere Jahre zusammen“, erklärt der Teamchef. „Jetzt ist die Gelegenheit, mit Spielerinnen zu experimentieren, die nicht oder nicht so oft dabei waren.“
Die lange mit ihren Eltern und ihren drei Schwestern in Guatemala lebende Salzburgerin Annelie Leitner (die aber schon seit der U-17 für ÖFB-Teams spielt) wird als Alternative für die Sturmspitze getestet. Sie geht in ihr viertes und letztes Jahr mit der University of Indiana in der US-College-Liga. Auch Viktoria Pinther ist eine für ganz vorne, die Stürmerin von Meister St. Pölten kommt aus jenem Top-Jahrgang 1997, der bei U-17- und U-19-EM-Endrunde dabei war – wie Dunst, Naschenweng und Sandrine Sobotka. Letztere, bei Neulengbach unter Vertrag, ist im Mittelfeld daheim und ist dank der Feiersinger-Absage nun auch erstmals mit dabei.
Laura Wienroither kann von Außenverteidiger bis Sturmspitze alles spielen und ist vor allem deshalb interessant; die Neulengbach-Akteurin wäre nach sieben Jahren die erste Oberösterreicherin im Nationalteam-Einsatz.
Äußerst erfreulich ist, dass Lisa Makas endlich wieder dabei ist. Sie zog sich im Sommer 2015 einen Kreuzbandriss zu, und als dieser ausgeheilt war, gab es im Winter 2015/16 gleich den nächsten – ihren insgesamt dritten. Kurz vor Weihnachten 2016 war sie in der deutschen Bundesliga bei Duisburg erstmals wieder im Einsatz, nun stehen ihre ersten Länderspiele seit fast zwei Jahren an. Teamchef Thalhammer: „Sie wird nicht alles von Beginn an spielen, sie ist noch nicht bei 100 Prozent. Aber es ist wichtig, dass sie wieder in die Gruppe zurückkommt.“ Die wahrscheinlichste Position von Makas im Team ist Linksaußen.
Kader: Tor: Isabella Kresche (18, St. Pölten, 0 Länderspiele/0 Tore), Anna-Carina Kristler (28, Sturm Graz, 27/0), Manuela Zinsberger (21, Bayern/GER, 21/0). Abwehr: Marina Georgieva (19, Potsdam/GER, 0/0), Gini Kirchberger (23, Duisburg/GER, 38/1), Sophie Maierhofer (20, Univ. Kansas/USA, 13/1), Katharina Naschenweng (19, Sturm Graz 1/0), Katharina Schiechtl (24, Bremen/GER, 16/5), Carina Wenninger (26, Bayern/GER, 57/3). Mittelfeld: Verena Aschauer (23, Sand/GER, 35/5), Barbara Dunst (19, Leverkusen/GER, 7/0), Jasmin Eder (24, St. Pölten, 29/0), Nadine Prohaska (26, St. Pölten, 63/7), Sarah Puntigam (24, Freiburg/GER, 61/9), Sandrine Sobotka (18, Neulengbach, 0/0), Laura Wienroither (18, Neulengbach, 0/0), Sarah Zadrazil (24, Potsdam/GER, 37/5). Angriff: Nicole Billa (21, Hoffenheim/GER, 22/9), Nina Burger (29, Sand/GER, 79/46), Stefanie Enzinger (27, Sturm Graz, 3/0), Annelie Leitner (20, Univ. Indiana/USA, 0/0), Lisa Makas (24, Duisburg/GER, 42/17), Viktoria Pinther (18, St. Pölten, 0/0).
Kapitänin Viktoria Schnaderbeck ist also immer noch nicht dabei. „Sie ist sehr vorsichtig, hoffentlich ist sie im April wieder voll da“, so Teamchef Thalhammer, der aber auf den Ausfall reagieren will: „Dass sie bei der EM fehlt, ist jetzt einmal noch kein Thema. Aber jetzt werden wir auf ihrer Position in der Abwehr mal einiges ausprobieren.“ Für den Fall der Fälle, einerseits. Um sich noch flexibler aufzustellen, andererseits.
Thalhammer: „Um die Handlungsoptionen für die Defensive zu erhöhen, können wir auch am System ein wenig arbeiten.“ Es ist also nicht mehr undenkbar, dass man mit einer tiefen Dreier- bzw. Fünferabwehr aufläuft. Zum einen, wenn der Gegner seine Stärken vor allem im Zentrum hat (wie Südkorea beim Cyprus Cup). Oder eben, wenn auf der anderen Seite ein absolutes Top-Team steht (wie Frankreich bei der EM). Das mit der Dreierkette wurde schon gegen schwächere Teams (Irland, Israel) hin und wieder angetestet, gegen starke nicht.
Erster Gegner ist eben Südkorea. Das Team war bei der WM 2015 im Achtelfinale (und hat auf dem Weg dorthin Spanien eliminiert) und spielt nicht unähnlich wie Japan: Kleine und schnelle Spielerinnen, die mangels Körpergröße kein gefährliches Flügelspiel haben, sondern ihre gute Technik im Zentrum ausspielen wollen. Es wird das erste ÖFB-Spiel überhaupt gegen Südkorea sein, danach folgt die nächste Premiere gegen Neuseeland.
Die Football Ferns sind ein Stammgast bei WM- und Olympiaturnieren, haben derzeit aber internen Tumult. Kapitänin und Rekord-Teamspielerin Abby Erceg trat aus dem Nationalteam zurück und griff den Verband frontal wegen fehlenden Commitments gegenüber der Fußball-Frauen an – obwohl das Frauen-Team der Kiwis um Lichtjahre besser dasteht als jenes der Herren.
Im dritten und letzten Gruppenspiel geht es gegen Schottland. Wie Österreich wird dieses Team im Sommer das EM-Debüt geben. Die Schottinnen sind sicher nicht schlecht, aber auch nicht so gut, wie man angesichts des Spielermaterials (z.B mit Lisa Evans von den Bayern, Kim Little von Arsenal oder Rachel Corsie von US-Top-Team Seattle Reign) sein müsste. Die beiden direkten Duelle bisher (2:1 und 5:0 für Schottland) sind schon 15 Jahre her.
Die Gruppen A und B sind deutlich stärker besetzt als die Gruppe C, was man auch an den Weltranglisten-Platzierungen (in Klammern) erkennt. Deswegen wird der Turniersieg zwischen den ersten der Gruppen A und B ausgespielt. Alle anderen Platzierungsspiele sind mehr oder weniger irrelevant – aber es kann dennoch zu einem pikanten Aufeinandertreffen kommen.
Wenn nämlich die Österreich und die Schweiz beide Gruppensieger werden (unwahrscheinlich) oder beide Dritte werden (durchaus denkbar), käme es im Platzierungsspiel zum direkten Duell – vier Monate, bevor Österreich und die Schweiz bei der EM aufeinandertreffen. Der Teamchef wäre davon nicht begeistert: „Hmmmm, naja. Ich könnt’s eh nicht ändern.“
Was aber fest steht: Andreas Heraf, Teamchef der U-18-Burschen und schon zweimal als ÖFB-Teamchef bei einer U-20-Weltmeisterschaft, wird in Zypern mit dabei sein, um das Team der Schweiz zu beobachten. In der Vergangenheit, unter anderen Voraussetzungen wäre das beim ÖFB eher nicht denkbar gewesen.
Die ersten anderthalb März-Wochen sind traditionell die Zeit für Test-Turnier im Frauenfußball. Das sportlich hochwertigste steigt, wie letztes Jahr, in den USA und nennt sich SheBelieves Cup. Die Teams auf den Weltranglisten-Positionen eins (USA), zwei (Deutschland), drei (Frankreich) und fünf (England) spielen in Philadelphia, New York und Washington gegeneinander. Die Premiere im Vorjahr gewann die USA.
Das Turnier mit der renommiertesten Geschichte ist der Algarve Cup in Portugal. Letztes Jahr hatte es wegen der Olympia-Quali (wegen der diverse Stamm-Teilnehmer verhindert waren) nur ein Rumpf-Turnier gegeben. Heuer sind wieder neun Teilnehmer aus den Top-15 der Welt dabei (Kanada, Australien, Japan, Schweden, Norwegen, China, Holland, Spanien, Dänemark).
Und neben dem Cyprus Cup (der zum zehnten Mal über die Bühne geht) gibt es noch den Istria Cup in Kroatien. Neben den B-Teams aus Frankreich und Ungarn sind dort vor allem Teams vom Balkan aktiv und heuer erstmals auch Taiwan. Von allen diesen Turnieren ist dieses mit viel Abstand das schwächste. Von Österreichs Teilnahme 2015 blieb vor allem die bescheidene Qualität der Plätze in Erinnerung.
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— ÖFB – oefb.at (@oefb1904) March 9, 2016
Dies ist ein ziemlich ausführlicher Artikel. Zur Übersicht, folgende Themen werden behandelt: Erst geht es im Österreich beim Cyprus Cup, die ÖFB-Frauen haben mit drei Siegen und einem Remis das durchaus namhafte Turnier gewonnen. Dann werfen wir einen Blick auf das europäische Olympia-Quali-Turnier und dort im Speziellen auf das Team der Schweiz. Außerdem fand noch der hochkarätig besetzte SheBelieves Cup in den USA statt, wo die vier derzeit besten Nationalteams der Welt untereinander waren. Und am Ende geht der Blick noch nach Japan, weil der Teilnehmer an den letzten drei Finals von großen Welt-Turnieren die Qualifikation für Olympia sensationell verpasst hat.
„Im Herbst haben wir mit zwei Sechsern gespielt“, erklärt Teamchef Dominik Thalhammer, nun nur noch mit einem. Das Grundgerüst mit dem Ball war ein 4-1-4-1 bzw. 4-3-3, mit nur einer defensiven Mittelfeld-Spielerin. Durch die doppelte Besetzung auf der Acht/Zehn konnten die Außenstürmer auch wirklich außen bleiben. „Im alten System tendierten die Mittelfeld-Außen dazu, früh einzurücken. So hat uns die Breite gefehlt, wenn die Außenverteidigerinnen nicht sehr weit nach vorne gerückt sind“, so der Teamchef.
Nun kann die Abwehrkette ein wenig flacher bleiben, mit zwei hohen Außenstürmern und zwei offensiv denkenden Achtern stellt man die Abwehr eines destruktiven und tief stehenden Gegners vor die Frage, wie sie es anstellen soll, nicht auseinander gezogen zu werden.
Gegen Irland im ersten Spiel probierte man aber noch eine weitere Neuerung aus: Aus der Abwehr rückte Viki Schnaderbeck in den Sechserraum auf. So standen zwei Sechser (eher eng), davor zwei Achter (mit größerem Abstand), zwei weit agierende Außenstürmer und Mittelstürmerin Nina Burger. Ein wenig in Richtung WM-System, so wie ganz früher, mit einem aufbauenden, zentralen Viereck.
Wirklich funktioniert hat es offenbar noch nicht, die Abstände zwischen den Spielerinnen waren oft nicht optimal, „aber das ist nicht ungewöhnlich, wenn man etwas zum ersten Mal in einem echten Match ausprobiert“, so der Trainer. In jedem Fall aber hat man Irland doch einigermaßen verwirrt, mit dieser Raumaufteilung, und mit zwei vertikalen Pässen (einmal an die Strafraumgrenzen und einmal in den Rücken der aufgerückten irischen Abwehr) wurden die beiden Tore zum 2:0-Sieg eingeleitet.
In der letzten halben Stunde, nach dem Tor zum 2:0, zog sich das österreichische Team etwas zurück und testete das staubige Nach-Hause-Bringen eines Ergebnisses. Die Folge war eine optische irische Überlegenheit, die aber nicht wirklich etwas einbrachte.
Die Irinnen wollten durchaus mitspielen, Ungarn zwei Tage später nicht. Das war genau so erwartet worden; die ÖFB-Frauen stellten sich in einem 4-3-3 auf, erstmals mit Barbara Dunst in der Startformation. Die 18-Jährige vom nationalen Meister FSK St. Pölten ist eine Starkstrom-Spielerin, rastlos und unangenehm für jede Gegenspielerin. Mit ihr war der Teamchef auch recht zu zufrieden.
Die Vorgabe für dieses Spiel war, Geduld zu haben. „Oft wurde in der Vergangenheit zu schnell der vertikale Pass gespielt, obwohl dieser nur mit hohem Risiko oder nur ungenau spielbar war“, so Thalhammer. Die Schlussfolgerung: Länger den Ball auch öfter mal quer spielen, den Gegner zum Verschieben zwingen, Löcher abwarten. Eine Vorgabe, die erfüllt wurde: „Das erste Tor entstand aus dem 14. Ballkontakt dieser Ballbesitz-Phase“, freut sich der Teamchef, Sarah Zadrazil war als letzte am Ball, als kurz nach dem Seitenwechsel das 1:0 fiel.
Am Ende stand ein 2:1 (Billa erzielte nach einer Ecke das Siegtor, Bernadett Zágor hatte entgegen des Spielverlaufs den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt) zu Buche, und weil Italien gegen Irland nur zu einem Remis kam, bedeutete das: Ein Punkt im letzten Gruppen-Match, und Österreich würde im Finale stehen.
Das Spiel gegen den laut Weltrangliste stärksten Teilnehmer am Cyprus Cup, Italien (Nr. 13, Österreich ist derzeit 27.), war eher eine Trockenheizer-Partie. Die spanische Unparteiische Frías Acedo pfiff auf beiden Seiten viel ab, es gab viele Standard-Situationen, aber sehr wenig Spielfluss.
Italiens Teamchef Antonio Cabrini, Weltmeister von 1982, ging in diesem Turnier vom gewohnten 4-3-3 ab und spielte mit einem 4-4-2 durch. Sprich: konsequentere Besetzung der Außenpositionen und zwei Mittelstürmer, dafür ein Posten weniger zum Aufbauen. So segelten vor allem die langen Bälle von den Vieren hinten auf die Vier da vorne, bzw. die Flanken von den Mittelfeld-Außen in Richtung Strafraum. Italien hatte aber grundsätzlich zunächst mehr vom Spiel und traf auch einmal die Torumrandung.
Nach einer halben Stunde lief die österreichische Pressing-Maschine dann an, was Italien merklich zu schaffen machte und sichtlich nervte, auch kam die Defensive der Azzurre schon ein wenig ins Schwimmen, wenn Druck auf sie ausgeübt wurde. Halb durch die zweite Halbzeit änderte sich das Spiel wiederum radikal, weil Sarah Puntigam nach einem Handspiel mit Gelb-Rot vom Platz musste. Der erste Ausschluss bei den ÖFB-Frauen seit 21 Jahren (damals Gerti Stallinger in einem EM-Quali-Spiel im Horr-Stadion gegen Jugoslawien).
In den verbleibenden 25 Minuten konnte Österreich damit die Variante „Abwehrschlacht“ probieren – das entspricht nicht den Vorstellungen und dem Naturell des Teams, kann aber auch mal nötig sein. Italien machte wiederum Druck, vor allem über die Außenpositionen. „Da haben wir zu viel zugelassen“, moniert Thalhammer, „die Flanken müssen wir besser verteidigen.“ Vor allem, da Norwegen (in vier Wochen Gegner in der EM-Quali) auf eine praktisch idente Spielanlage baut wie Italien in diesem Spiel. Allerdings sagt Thalhammer auch: „Ausgespielt haben die uns nicht!“ Womit es beim 0:0 blieb, Nina Burger hatte in der Nachspielzeit sogar noch die Chance auf den Siegtreffer.
In der anderen Gruppe hatte sich Polen durchgesetzt, war deshalb der Finalgegner des ÖFB-Teams. Schnaderbeck rückte für die gesperrte Puntigam auf die Sechs, dafür verteidigte hinten Gini Kirchberger von Köln neben Carina Wenninger von den Bayern innen.
Polens Teamcher Wojciech Basiuk, das wurde schnell deutlich, wusste, wie Österreich spielen will. Er wies seine Spielerinnen an, dem ÖFB-Team gar nicht erst die Gelegenheit zu geben, in das Pressingspiel zu kommen, indem die Bälle schnell los zu werden waren – und zwar hoch und weit in die Richtung von Stürmerin Ewa Pajor. Das funktionierte einerseits ganz gut, weil Österreich tatsächlich nicht so richtig ins gewünschte Spiel kam (dem frühen 1:0 durch Nina Burger zum Trotz), andererseits aber wiederum nicht so richtig, weil Pajor alleine relativ wenig ausrichtete und der Ball zumeist längst wieder bei Österreich war, ehe das polnische Mittelfeld aufrücken konnte. Der Ausgleich (rund 10 Minuten nach dem 1:0) kam hingegen zustande, weil es Polen einmal schaffte, auf spielerischem Weg die erste Pressinglinie zu umspielen, die folgende Flanke verwertete Ewelina Kamczyk (die 19-Jährige stieg vor zwei Jahren direkt von der U-17 ins A-Team auf).
Dieses Spiel zeigte, dass gerade Topf-3-Teams, die sich etwas überlegen, Österreich zuweilen noch vor Probleme stellen können (wie im Herbst auch Wales mit einem durchaus geschickt aufgestellten 3-4-3). Das schnelle Rausbringen des Balles aus der Abwehr in Verbindung mit „drei, vier sehr schnellen Spielerinnen“ (O-Ton Thalhammer) machte Polen zu einem unguten Gegner. Österreich hatte in der Folge mehr vom Spiel, traf auch einmal die Latte (Billa), zwingende Torchancen gab es aber kaum – ehe Schiechtl aus einem Standard kurz vor dem Ende doch noch das Tor erzielte.
„Im Grunde haben wir alle Ziele erreicht“, ist Teamchef Thalhammer zufrieden: „Es war eine Weiterentwicklung in allen Bereichen und wir arbeiten gezielt an Details. Es gab einige gute Erkenntnisse was das Offensivspiel betrifft und unser Verhalten im Ballbesitz, aber auch bei Pressing-Situationen. Da sind wir oft nicht genau genug im Anlaufen, und das Gegenpressing ist manchmal etwas zu ungestüm.“ Sprich: Wenn man im Gegenpressing ein Foul verursacht, ist das nicht so furchtbar hilfreich.
Und Negatives? „Da kann ich nichts finden“, überlegt der Trainer, „alle sind fit wieder heimgekommen, das ist sehr wichtig. Außerdem haben wir gesehen, dass da ein Team auf dem Platz steht, das sehr stabil ist, egal was passiert. Ob es nun ein vermeidbares Gegentor, ein Ausgleich oder gar ein Ausschluss ist.“
Die nächsten Aufgaben warten am 6. und am 10. April im Vorwärts-Stadion von Steyr. Da kommen in der EM-Qualifikation Kasachstan (sollte ein klarer Sieg für Österreich werden) und Gruppenfavorit Norwegen. Und, nur um es noch einmal zu erwähnen: Die ÖFB-Frauen sind nun seit 17 Spielen oder ziemlich exakt zwei Jahren ungeschlagen, Gegner waren in dieser Zeit etwa Australien (WM-Viertelfinalist), Finnland (EM-Teilnehmer), Spanien (WM-Teilnehmer) und Italien (EM-Viertelfinalist).
Norwegen spielte parallel zum Cyprus Cup in der europäischen Olympia-Qualifikation (Deutschland und Frankreich sind wegen ihrer WM-Leistungen schon qualifiziert, hier ging es um den dritten und letzten UEFA-Platz) und verpasste das Turnier in Rio, für das in der Vierergruppe (mit Schweden, Schweiz und Turnier-Gastgeber Holland) der ersten Platz notwendig gewesen wäre.
Unter Roger Finjord, seit einem halben Jahr Chef-Trainer, spielt der Weltmeister von 1995 und Olympiasieger von 2000 in einem 4-4-2, das im Aufbau eigentlich ein 4-2-4 ist: Zwei statische Sechser im Zentrum, gelernte Außenstürmer an den Flanken, eine bullige und eine trickreiche Stürmerin im Zentrum.
Wenn Norwegen aber gezwungen ist, das Spiel gegen einen Gegner von halbwegs Klasse zu gestalten, wird das alles sehr bieder – was aber zum insgesamt eher enttäuschenden Niveau bei diesem Mini-Turnier passt. Schweden etwa machte in erster Linie zu (passive Viererkette hinten, drei zentrale und defensiv denkende Leute im Mittelfeld), schlich und mauerte und mogelte sich zum Gruppensieg (frühes Tor und dann nix mehr beim 1:0 gegen Norwegen, klares Abseits-Tor beim 1:0 gegen die Schweiz, profitiert von einem Mörder-Bock in der holländischen Abwehr beim 1:1).
Schweden hat sich seit der Heim-EM 2013 in eine gravierende spielerische Krise manövriert, auch wegen personeller Aderlässe: Öqvist ist Mama, Göransson in der Anonymität von Mittelständler Vittsjö untergetaucht, Sjögran ist Sportdirektorin in Malmö und die dünnhäutige Asllani hat sich mit der zuweilen undiplomatischen Teamchefin Pia Sundhage überworfen. Kurz: Schweden hat derzeit nicht das Personal für ein Offensivspiel der Marke Sundhage, weshalb Pia den pragmatischen Weg gewählt hat und mauerte.
Sundhage said already after SUI this is not pretty, not the football she wants to play and there is a lot to work on b4 Rio. Still true.
— Daniel (@DandalBs) March 9, 2016
Holland war die einzige Mannschaft, die konsequent versucht hat, selbst ein Spiel aufzuziehen, das diesen Namen auch verdient, zerlegte so die Schweiz, aber gegen Schweden und Norwegen fehlte die individuelle Klasse (wohl auch, weil Außenstürmerin Lieke Martens und Abwehrchefin Stefanie van der Gragt verletzt fehlten). Der Weg zur Heim-EM im kommenden Jahr stimmt bei Oranje unter Bondscoach Arjan van der Laan aber.
Das einigermaßen deutlich schwächste Team im Turnier war das aus der Schweiz. Das lag zum einen daran, dass Führungsspielerinnen wie Ramona Bachmann und Lara Dickenmann komplett von der Rolle waren. Aber auch daran, dass das System und die Spielanlage an Naivität kaum zu überbieten waren.
Die deutsche Trainierin Martina Voss-Tecklenburg stellte nach der WM vom flachen 4-4-2 auf ein 4-1-3-2 um, in dem die Außen im Mittelfeld recht breit stehen. Ziel: Mit vier Offensiven auf der ganzen Breite angreifen, plus einen zentralen Zehner, plus offensiv denkene Außenverteidiger (wie Ana Maria Crnogorcevic, die eigentlich Außenstürmerin ist). So überfährt man unterklassige Gegner wie Georgien und Nordirland in der EM-Quali im Herbst 4:0 und 8:1, eh klar. Beim 3:0 in Italien im Oktober hatte man schon Glück, dass Italien (damals im 4-3-3) die klare Überzahl im Zentrum wegen akutem Kreativitätsmangel nicht nützte – und, dass Azzurre-Goalie Giuliani zweimal grob daneben griff; das Resultat von 3:0 täuscht darüber hinweg, dass die Schweiz in Cesena sicherlich nicht die bessere Mannschaft war.
Nun ging es aber gegen wirklich gute Gegner, und schon die realtiv spielstarken Holländerinnen machten die offenen Halbräume, die Schweiz über 70 Minuten nicht zumachte, zu ihrem persönlichen Spielplatz. Spielerinnen wie Trainerin beklagten sich nach der Lehrstunde (in der man nur wegen konditioneller Mängel bei Holland in der Schlussphase noch von 1:4 auf 3:4 verkürzt hatte) über „zu große Räume“, die man Oranje im Mittelfeld gewährt hatte. Das ist aber außschließlich Voss anzukreiden.
Die Erkenntnisse der WM und der Spiele seither sprechen eine eindeutige Sprache: Geht es gegen deutlich schwächere Teams (wie Ecuador bei der WM), spielt man die individuelle Überlegenheit und die relative Offensivstärke gnadenlos aus. Gegen stärkere Gegner aber passt man die Strategie nicht an und rennt blindlings in offene Messer. So war es bis zu einem gewissen Grad beim eher peinlichen 1:2 gegen Kamerun bei der WM, so hätte es in Cesena gegen Italien werden können (wenn die es etwas intelligenter gespielt hätten), und so war es absolut bei 3:4 in Holland nun in der Olympia-Quali.
Immerhin: Gegen die zentral stark aufgestellten Schwedinnen stellte Voss tatsächlich auf ein 4-2-3-1 um (mit Zehnder und Wälti auf der Sechs) und hielt Schweden halbwegs an der Leine, ehe man das Pech hatte, dass das Referee-Gespann ein Tor für das Trekronor-Team anerkannte, bei der Torschützin Caroline Seger auf der Torlinie stand, also klar Abseits war. Im letzten Spiel gegen Norwegen (als die Schweiz schon aus dem Rennen um das Olympia-Ticket war) kam wieder das offene 4-1-3-2 zum Einsatz, was nur deshalb funktionierte, weil Norwegen eben ohne Aufbau via Zentrum spielt.
Martina Voss war als Spielerin gemeinsam Europameisterin und Vize-Weltmeisterin mit Silvia Neid, und gemeinsam ist ihnen das Vertrauen auf individuelle Klasse, das Überrennen der Gegner über die Flügel und offenbar auch die Abneigung, den eigenen Matchplan auf den Gegner anzupassen (womöglich, weil sie es unter ihrem damaligen Teamchef Gero Bisanz auch nicht anders gelernt hatten). Für die EM im kommenden Jahr wird sich die Schweiz natürlich völlig ohne Probleme qualifizieren, aber dort wird es das nächste Mal wieder spannend, inwieweit sich Voss da auf starke Gegner anpasst. Interessant wäre wieder mal ein Spiel der Schweiz gegen Österreich: Derzeit sieht es so aus, als wäre die Schweiz individuell besser aufgestellt, Österreich inhaltlich.
Das letzte Duell gab es im August 2012 in Altach, die Schweiz gewann damals 2:1 (Tore von Moser und Dickenmann bzw. Puntigam). Gerade Österreich, damals noch am Anfang der Entwicklung ist inhaltlich aber überhaupt nicht mit 2012 zu vergleichen.
Das März-Turnier mit dem vermutlich dämlichsten Namen aller Zeiten („SheBelieves Cup“) war jenes mit dem wohl höchsten Niveau aller Zeiten. Gastgeber und Weltmeister USA gewann die Premiere mit drei Siege in drei Spielen vor Deutschland (6 Punkte), England und Frankreich (je 1 Punkt). Nun haben manche das Turnier ernster genommen (USA) als andere (Frankreich), ein paar schöne Erkenntnisse lassen sich auch dem durchaus ansehnlichen Cup aber schon ziehen.
Erstaunlich ist vor allem, dass die USA ohne Abby Wambach (der Sturmtank hat aufgehört) und Megan Rapinoe (die oft eigensinnige Flügelflitzerin riss sich das Kreuzband) viel flexibler ist. Im aktuellen Mix aus 4-2-3-1 und 4-4-1-1 kippen die beiden Sechser in der Regel seitlich ab, um die aufrückenden AV abzusichern; WM-Final-Star Carli Lloyd nimmt sich im Dienste der Mannschaft eher zurück. Und: Trainerin Jill Ellis baut jetzt, noch vor Rio, die Jungen ein.
Lindsey Horan, eigentlich ein Offensivgeist, fremdelt mit ihrer Rolle im defensiven Mittelfeld noch etwas. Emily Sonnett, der Nr.-1-Draft-Pick, spielte in der Innenverteidigung auf sicher und hielt sich an der routinierten Becky Sauerbrunn an. Und Mallory Pugh ist the real deal: Das 17-jährige Mädel (die schon vor anderthalb Jahren bei der U-20-WM die einzige US-Spielerin war, die auf der Höhe des Geschehens war) ist unerhört schnell, technisch schon extrem gut und hat auch durchaus Spielverständnis.
Allerdings: Furchtbar viel kommt, von diesen drei abgesehen, auf absehbare Zeit auch nicht nach und Trainerin Ellis rotiert auch eher ungarn. Mit Crystal Dunn als bullige und Christen Press als international routinierte Alternative für Pugh, und eher wieder mit Julie Johnston (wie bei der WM) statt Sonnett wird Ellis so in die Olympischen Spiele gehen. Ob Rapinoe rechtzeitig fit wird, muss sich zeigen – und ob ihre Rückkehr dem US-Spiel überhaupt gut täte, ebenso.
Bei Deutschland wurden von Noch-Bundestrainerin Silvia Neid ein paar neue Leute ausprobiert (Kerschowski und Blässe am Flügel, Hendrich als RV, Doorsoun als LV), andere Leute weiter mit einer kaum nachvollziehbahren Nibelungen-Treue bedacht (die IV mit Krahn, 30, und Bartusiak, 33, beide eher von der Holzfuß-Fraktion und nicht gerade die weiblichen Wiedergänger von Javi Martinez und Jerome Boateng) und im ersten Spiel mit einem 4-1-4-1 geteasert.
Dieser System-Test wurde aber extrem halbherzig absolviert, schnell kam man wieder auf das gewohnte, berechenbare Neid’sche 4-4-2, das dann auch beinhart durch das restliche Turnier durchgezogen wurde. So als ob Neid sagen würde: Ich habe mich zehn Jahre nicht um die Entwicklung einer taktischen Alternative geschert, warum sollte ich jetzt, ein paar Monate vor Ende meiner Amtszeit, damit anfangen. Nach Olympia übernimmt Steffi Jones, ob sie das Amt der Bundestrainerin etwas weltoffener anlegt als Neid, weiß noch niemand.
England zeigte sich etwas weniger systemvariabel als sonst, spielte aus einem 4-1-3-2 heraus das Turnier weitgehend durch und testete vor allem das Stören des Aufbaus von spielstärkeren Teams. Das gelang gut: Die USA fand trotz des 1:0-Sieges nie eine wirkliche Lösung, genauso die berechenbaren Deutschen (die nur wegen eines Eigentors und eines geschenkten Elfers 2:1 gewannen) und das Spiel gegen Frankreich endete 0:0. Zwar holte England also nur einen Punkt aus den drei Spielen, furchtbar unzufrieden wird Trainer Mark Sampson aber nicht sein.
Dafür spielte Frankreich diesmal ein bisschen „Little Britain“ und variierte das System (4-1-4-1 gegen Deutschland, 4-4-2 gegen die USA, 4-2-3-1 gegen England) – wenn auch nicht die Spielanlage. Frankreich will natürlich immer noch den Ball, ist technisch exzellent, erarbeitet sich Chancen – braucht aber zu viele und im entscheidenden Moment klappts einfach nicht. Irgendwie wie immer halt. Immerhin: Kheira Hamraoui zeigte im DM auf und ist eine echte Alternative zu Cammy Abily und Amandine Henry.
France had more of the ball, created more chances, and lost via a goal from a corner kick. Somethings never change. #SheBelievesCup
— Womens Football Comp (@Jigsawwill) March 4, 2016
Was das für Rio bedeutet? Einerseits sollte man natürlich erst einmal die Auslosung der drei Gruppen am 14. April abwarten. Aber: Weltmeister USA ist stärker als bei der WM im letzten Jahr und ist der klare Favorit auf die fünfte Goldmedaille im sechsten olympischen Frauen-Turnier. Frankreich – bei der WM die deutlich stärkste Mannschaft, aber im Viertelfinale im Elferschießen an Deutschland gescheitert – hat es drauf, muss es aber erst einmal im Kopf zusammenbringen.
Deutschland wird genauso daherkommen wie immer und von jedem Gegner mit einem kleinen Stück Hirnschmalz und der nötigen individuellen Klasse dazu vor gravierende Schwierigkeiten gestellt werden. Algarve-Cup-Sieger Kanada ist Außenseiter, Veranstalter Brasilien (beim heuer mäßig besetzten Algarve Cup immerhin im Finale) ist nicht so gut und hat den größten Druck.
A France that can finish their chances is the scariest opponent for this team. Besides that… I’m not to worried. #USWNT
— Womens Football Comp (@Jigsawwill) March 10, 2016
Und Japan? Nun ja: Jenes Team, das in allen drei großen Finals seit 2011 stand (2x Weltmeisterschaft und 1x Olympia) ist die größte Sensation der #RoadToRio. Nach einem verdienten 1:3 gegen Australien, einem peinlichen 1:1 gegen Südkorea und einem bitteren 1:2 gegen China stand schon nach drei der fünf Spiele fest, dass die Nadeshiko keine Chance mehr auf eines der beiden asiatischen Tickets für Olympia hat.
Trainer Norio Sasaki, der vor acht Jahren ein Mitläufer-Team übernommen und es zur zeitweise deutlich besten Mannschaft der Welt gemacht hat, nahm seinen Hut. Das blamable Scheitern ist zu einem gewissen Grad auch seine Schuld: Er hat es verabsäumt, einen wirklichen Generationswechsel zu vollziehen. Das Team, das sich letztes Jahr ins WM-Finale schleppte, hatte ein geradezu biblisches Durchschnitts-Alter, bis auf Homare Sawa (die 36-jährig ihre Karriere beendete) sortierte er aber weiterhin niemanden aus.
Ob Sasaki aber auch an der Schlampigkeit im Passspiel Schuld ist, das sein Team bei dem Olympia-Quali-Turnier gezeigt hat? Japans Anlage ist auf präzisen Pässen in der gegnerischen Hälfte ausgelegt, um die körperlichen Nachteile auszugleichen. Ständig aber musste Spielerinnen ungenauen Pässen nachlaufen, passierte billige Abspielfehler, wurde das Tempo heraus genommen. So kann man selbst als Japan Teams wie Australien und China nicht unter Druck setzen, selbst gegen die beiden koreanischen Teams mühte man sich ab. Eine entsetzte Homare Sawa gab zu Protokoll, dass der Fokus fehle, die Bereitschaft, auch wenn es nicht läuft konzentriert zu bleiben. Kurz: Japan wirkte alt und satt.
Aya Miyama, die das Spiel gestalten soll, spielt nur Alibi-Pässe. Die routinierte Yuki Ogimi konnte sich im Strafraum überhaupt nicht durchsetzen, die Zeit von RM Shinobu Ohno ist längst vorbei. Und Innenverteidigerin Azusa Iwashimizu, die wirklich schon alles gesehen hat, ist seit dem für sie desaströsen WM-Finale gegen die USA und Carli Lloyd komplett neben der Spur.
I think Carli Lloyd broke Azusa Iwashimizu cos she is a mess right now. Saki Kumagai is having to cover almost both sides of the pitch
— Ann Odong (@AnnOdong) March 4, 2016
Wer auch immer Norio Sasaki nachfolgt – heißeste Kandidatin ist Japans Junioren-Teamchefin Asasko Takakura – hat nun gemütlich drei Jahre Zeit, um bis zur WM 2019 in Frankreich einen Generationswechsel zu vollziehen. Normalerweise dürften aus der aktuellen Stammformation dann kaum noch mehr als drei oder vier Leute übrig sein.
By the way: Australien und China fliegen für den asiatischen Verband nach Rio.
]]>Das dadurch entstehende Dilemma: Die auf extrem aggressives Pressing und hohe körperliche Robustheit ausgelegte Spielanlage kann oftmals nicht zur Anwendung gebracht werden, weil der Gegner den Ball gar nicht haben will und man dadurch auch niemanden anpressen kann. Darum ist ÖFB-Teamchef Dominik Thalhammer gezwungen, der Mannschaft eine zweite, völlig entgegengesetzte Spielanlage einzuimpfen. Dazu dient der kommende Cyprus Cup.
Vier Monate ist das letzte Länderspiel der ÖFB-Frauen nun her. Das 1:0 in der EM-Quali in Israel war ein furchbar zähes Spiel: Über 500 Pässe spielte Österreich da, hatte um die 80 Prozent Ballbesitz, kreierte aber kaum echte Torgefahr gegen einen ultra-defensiven Gegner. „Es muss uns gegen solche Teams besser gelingen, zwischen die Linien zu kommen und auch konsequenter dorthin kommen, wo es zählt – in den Strafraum, vor das Tor“, fordert Teamchef Thalhammer, der zuletzt zum sportlichen Leiter der Traineraus- und -fortbildung im ÖFB befördert wurde.
Anders gesagt: Viel Ballbesitz alleine bringt gar nichts, wenn man nicht vors Gehäuse kommt. Genau das kann im zweiten Gruppenspiel gegen Ungarn (am 4. März) trainiert werden. Thalhammer erwartet ein ähnliches Spiel wie vor genau einem Jahr, als Österreich beim Istrien Cup gegen Ungarn spielte und in einem ähnlichen Spiel wie zuletzt in Israel ebenso 1:0 gewann.
Dafür will Thalhammer eine erhöhrte System-Flexibilität etablieren. Vom 4-4-2, das in den letzten Jahren immer die Basis war, ging man im Herbst schon oftmals zugusten eines 4-2-3-1 ab, aber generell soll das System selbst den Gegebenheiten nahtlos angepasst werden können. Gegen Irland, zwei Tage davor, wird Österreich wohl ein wenig eher die in den letzten Jahren gewonnene körperliche Robustheit ausspielen können, mit der man das irische Team schon letztes Jahr in Istrien bis zum Gehtnichtmehr genervt hat.
Im letzten Gruppenspiel dürfte dann wieder der komplette Furor des ultra-aggressiven Pressings ausgepackt werden, den Österreich gegen die stärkeren Teams in den letzten Jahren ausgezeichnet hat – wenn die Italienerinnen sie lassen. In ihrem letzten Spiel gegen ernst zu nehmende Konkurrenz nämlich, im Herbst in der EM-Quali gegen die Schweiz, gefiel sich Italien darin, mit einem 4-3-3 und einer flachen Offensivreihe die gegnerische Spieleröffnung durch Stellungsspiel zu kappen.
Womoglich wird, so seltaam das klingen mag, dieses Spiel mehr über Italien aussagen als über Österreich. Italien, Viertelfinalist der letzten EM, ist in der Theorie ein Team der erweiterten europäischen Spitze, in der Praxis aber ein Scheinriese auf der Suche nach sich selbst.
Der nationale Meister Verona hatte die ärgste Mühe, im Herbst im Europacup den österreichischen Vertreten St. Pölten zu eliminieren (5:4 und 2:2), die beste Spielerin der letzten 20 Jahre, Patrizia Panico, hat mit 41 Jahren nun doch ihre Team-Karriere beendet, und bis auf Melania Gabbiadini (die Schwester von Napoli-Stürmer Manolo) und Bayern-Linksverteidigerin Raffaela Manieri (die im Nationalteam Innenverteidigerin spielen muss) ist keine Akteurin von europäischer Klasse in Sicht. Orientiert sich Cabrini an der österreichischen Spielanlage oder will er selbst das Spiel in die Hand nehmen? Kühne Prognose: Stellt sich Italien eher passiv mit den der Offensiven vor die österreichische Eröffnung, hat Italien gute Karten. Will Italien spielen, kann es aber schlimme Dresche von Österreich geben.
Das bisher einzige Spiel Österreichs gegen Italien (wo 1982er-Weltmeister Antonio Cabrini der Teamchef ist) wurde vor drei Jahren 1:3 verloren, das war in der Frühphase des sich entwickelnden österreichischen Pressing-Spiels: Vorne wurde kräftig drauf gegangen, im Mittelfeld aber nicht nachgerückt. Es war auch das letzte Spiel von Marion Gröbner, Susi Höller und der eingewechselten Maria Gstöttner, zwei langjährigen Stützen des ÖFB-Teams.
Das Spiel in Larnaca ist nun eine schöne Vergleichsmöglichkeit. Danach wartet noch ein viertes Spiel bei diesem Turnier, das Platzierungsspiel – gegen ein Team aus der anderen Gruppe. Dort spielen Turnier-Organisator Finnland, dazu Wales, Polen und Tschechien. Was passiert, sollte es zu einem Spiel gegen Wales kommen, ist nicht ganz klar, schließlich sind die Waliserinnen Gegner von Österreich in der derzeit laufenden EM-Quali. „Das wäre subobtimal“, sagt auch Thalhammer, „andererseits kennen wir uns ohnehin in- und auswendig. Zudem stellt sich die Frage, ob man das Spiel dann wirklich ernst nimmt.“
Ob es möglich ist, bei einem etwaigen Platzierungsspiel gegen Wales den Modus kurzfristig umzudrehen (es ist am Ende ja doch nur ein Test-Turnier, keine Pflichtspiel-Veranstaltung), sei mal dahingestellt. Gegen Finnland spielte Österreich in der letzten Quali für die WM 2015 (1:2 in Turku und 3:1 in Wr. Neustadt), gegen Tschechien in der Quali davor für die EM 2013 (1:1 in Vöcklabruck und 3:2 im Schlüsselspiel in Prag), beide ließ man hinter sich. Am interssantesten wäre wohl ein Duell gegen Polen, da liegen die letzten Spiele nämlich schon lange zurück: In der Quali für die EM 2009 verlor Österreich 0:1 in Freistadt und gewann 4:2 in Kutno, mit Carina Wenninger und Nina Burger sind aber nur noch zwei Spielerinnen von damals noch mit dabei.
Ein Wort zum ÖFB-Kader: Grundsätzlich sind alle dabei, bis auf Offensiv-Allrounderin Lisa Makas (erneuter Kreuzbandriss) und Goalie Anna-Carina Kristler (beruflich verhindert).
Zeitgleich wird noch an jeder Menge anderen Orten Frauenfußball gespielt. Vor allem in der Olympia-Quali geht es heiß her.
In Rotterdam rittern Holland, Norwegen, Schweden und die Schweiz um den letzten europäischen Platz im olympischen Turnier in Brasilien im Sommer, nachdem Deutschland und Frankreich ihr Ticket schon bei der WM letztes Jahr gebucht haben (England als bestes europäisches Team der WM darf ja nicht mitmachen, weil sich die anderen Home Nations querlegen).
Nun spielen also die vier im Achtelfinale der WM eliminierten europäischen Teams aus, wer die Deutschen (im letzten Turnier unter Silvia Neid) und Frankreich begleitet. Norwegen (Österreichs Gruppengegner in der EM) planiert Test- und Qualigegner unter dem neuen Teamchef Roger Finjord nach Belieben (4:0 gegen Wales, 6:0 gegen Rumänien, 4:0 in Schottland – nur gegen Frankreich gab’s zuletzt ein knappes 0:1); die Schweiz besiegte auswärts in der EM-Quali Italien und sieht stabil (wenn auch nicht vesinders aufregend) aus, der kommende EM-Gastgeber Holland ist unter dem neuen Trainer Arjan van der Laan überhaupt noch ungeschlagen (mit Siegen gegen Weltklasse-Team Frankreich, WM-Finalist Japan und zweimal gegen Dänemark). Nur die Schweden scheinen sich nach der katastrophalen WM noch immer nicht zurück in die Spur begeben zu haben. Wer sich da durchsetzt? Unmöglich vorherzusagen. Hier geht’s wirklich um was – kein Wunder, dass Eurosport statt (wie in den letzten Jahren) den Algarve Cup heute die Olympia-Quali überträgt.
Parallel werden in Osaka die beiden asiatischen Tickets ausgespielt. Japan gilt in dem Mini-Turnier als Favorit, China und Australien (beide im WM-Viertelfinale) sind die heißesten Kandidaten auf den zweiten Platz. Nordkorea (bei der WM ausgeschlossen) und Südkorea (im WM-Achtelfinale) haben wohl nur Außenseiterchancen, Vietnam gar keine.
Schon letzte Woche wurde das CONCACAF-Quali-Turnier absolviert, wie erwartet kamen da Weltmeister USA und WM-Viertelfinalist Kanada durch (das konsequenzlose Finale des Turniers gewann die USA mit 2:0), dahinter ist nun endgültig klar, dass Costa Rica als klare Nummer drei des Kontinents Mexiko deutlich den Rang abgelaufen hat.
Weil Schweden und Norwegen, zwei Stammgäste beim Algarve-Cup, eben indisponiert sind, verlor das prestigeträchtigste März-Turnier deutlich an sportlichem Stellenwert, weswegen die USA nun ihr eigenes Turnier ausrichtet – den „SheBelieves Cup“, mit Deutschland, England und Frankreich. Vier der fünf besten Nationalteams der Welt treffen da in Tampa, Nashville und Boca Raton aufeinander. Ein Leckerbissen.
Ohne die USA, Deutschland, Norwegen und Schweden kommt der Algarve Cup heuer extrem gerupft daher. Statt der üblichen 12 sind es diesmal nur acht Teilnehmer, darunter auch Kanada – dieses Team spielte, wie Frankreich, England und Holland, traditionell immer beim Cyprus Cup mit. Womit dieses Turnier, das Österreich nun erstmals bestreitet, auch nicht mehr ganz das Niveau der letzten Jahre hat.
Umso wichtiger, dass es mit einer österreichischen Teilnahme in Zypern klappte, denn der Istrien-Cup (wo Österreich ja letztes Jahr spielte) ist heuer komplett wertlos und in dieser Form sicher nicht dauerhaft überlebensfähig. Neben den drittklassigen Teams aus Kroatien, Slowenien, der Slowakei und Nordirland füllen die B-Teams von Frankreich und Ungarn, die U-23 der USA und die U-20 aus Polen das Feld auf. Die Zweitverwertungen des USWNT und der Équipe Tricolores sollten das unter sich ausmachen, im Normalfall.
Österreich: Tor: Jasmin Pal (19, Innsbruck, 0 Länderspiele/0 Tore), Manuela Zinsberger (20, Bayern/GER, 13/0). Abwehr: Verena Aschauer (22, Freiburg/GER, 26/3), Barbara Dunst (18, St. Pölten, 1/0), Virginia Kirchberger (22, Köln/GER, 30/0), Sophie Maierhofer (20, Werder Bremen/GER, 6/1), Katharina Schiechtl (22, Werder Bremen/GER, 8/2), Viktoria Schnaderbeck (25, Bayern/GER, 43/2), Lisi Tieber (25, Neunkirch/SUI, 23/1), Carina Wenninger (25, Bayern/GER, 48/3). Mittelfeld: Jasmin Eder (23, St. Pölten, 24/0), Laura Feiersinger (22, Bayern/GER, 35/6), Jenny Pöltl (22, St. Pölten, 31/3), Nadine Prohaska (25, St. Pölten, 55/7), Sarah Puntigam (23, Freiburg/GER, 53/9), Sarah Zadrazil (23, Eastern Tennessee/USA, 28/2). Angriff: Nici Billa (19, Hoffenheim/GER, 13/6), Nina Burger (28, Sand/GER, 70/38), Stefanie Enzinger (25, Sturm Graz, 1/0), Simona Koren (22, Eastern Tennessee/USA, 6/0).
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