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Credits: Intro-Soundkomposition von Ballverliebt.eu mit Sounds von paulw2k, Wanga, CGEffex. Swoosh von GameAudio. Background von orangefreesounds.
]]>Sie nahm die Auslosung vor, welcher der punktgleichen Gruppen-Dritten das letzte Team im Viertelfinale der Frauen-EM sein würde. Dänemark – oder eben Russland.
„Ich bin nur froh, nicht direkt beteiligt zu sein“, stöhnte ein schwedischer Journalist eine Viertelstunde, ehe der Spuk losging – also rund 60 Minuten, nachdem Russland mit einem 1:1 gegen Spanien den zweiten Punkt holte und damit ebensoviele auf dem Konto hatte wie Dänemark, der Dritte der Gruppe A. Das neue Reglement sieht vor: In dem Fall muss gelost werden. Keine Tordiffernz, kein Ranking, keine Fair-Play-Wertung. Nichts.
„Stell dir vor, du arbeitest zwei Jahre, mit Qualifikation, mühst dich durch’s Play-Off, und dann kommt’s drauf an, was die Espelund aus der Schüssel zieht“, antworte ich. „Oh my“, verdreht der Kollege die Augen und vergräbt sein Gesicht in seinen Händen, „ich will gar nicht daran denken!“ So ging es schon uns Journalisten, die wir uns an den Seiten des PK-Zeltes in Norrköping aufstellten. Sitzen konnte eh kaum noch jemand.
Dann marschierte hinten die komplette russische Mannschaft ein, stellte sich auf, die Hände über den Schultern der Nebenfrau. Eine Stunde vorher waren sie wie bestellt und nicht abgeholt auf dem Rasen herumgestanden, weil sie nicht so recht wussten, was sie von diesem 1:1 halten sollten. Vorne moderierte ein Moderator des dänischen Fernsehens die Auslosung an. „Natürlich übertragen wir die live“, hat er uns davor noch erklärt.
Dänemark holte gegen Schweden ein hochverdientes Remis. War dann gegen Italien 60 Minuten das klar bessere Team und schaffte es irgendwie, dennoch mit 1:2 zu verlieren. Und war zuletzt gegen Finnland drückend überlegen, kassierte aber in Minute 87 noch das 1:1.
Russland war gegen Frankreich chancenlos, hatte dann aber England am Rande der Niederlage und kassierte da erst tief in der Nachspielzeit durch ein Dusel-Tor das 1:1. Ehe man gegen Spanien nach einem intelligenten Wechsel von Teamchef Lavrentiev (der nach einer halben Stunde die überforderte Kostyukova aus dem zentralen Mittelfeld auswechselte) aktiver war und kurz vor dem Ende um einen glasklaren Elfmeter geprellt wurde.
Die beiden Teams, die sich jeweils via Österreich für die EM qualifiziert hatten, hätten dort also deutlich mehr Punkte auf dem Konto haben müssen, als sie letztendlich hatten. Wer es mehr verdient gehabt hätte? Müßig, darüber zu diskutieren.
„Das kannst du so nicht machen“, schüttelte ein deutscher Fotograph den Kopf, „nicht bei einer Europameisterschaft!“ Tordifferenz, Fair-Play-Wertung, meinetwegen ein anberaumtes Elferschießen zwischen den Beteiligten am Tag danach. Das ist noch nicht ganz so viel Lotterie. Alles besser als Auslosen. Nein, Auslosen geht gar nicht.
Und auch Karen Espelund fühlte sich in ihrer Haut sichtlich unwohl, als sie um 23:36 Uhr as Zelt betrat und zur Tat schritt. Sie hastete durch die Erklärung, was nun genau passiert, wer in welchem Fall gegen wen und wo im Viertelfinale spielen würde. Bis sie „Ich werde dann nachher nochmal zusammenfassen“ sagte und in den Topf griff. Die Kugeln drehen ließ, nach etwa fünf Sekunden reingriff. In der linken Hand immer noch das Mikro, in der rechten eine der beiden braunen Kugeln: „Dieses Team kommt ins Viertelfinale!“
Die Fotoapparate knatterten, als Espelund das Mikro beiseite legte, die Kugel öffnete, das Mikro wieder in die Hand nahm. Und sagte:
Wie vom Blitz getroffen froren bei den Russinnen die Gesichtszüge ein, beinahe fluchtartig verließen sie das Zelt. Espelunds Ausführungen, was das nun genau für das Viertelfinale heißt, nahm niemand mehr war. Die meisten Russinnen gingen sofort zum Team-Bus. Einige blieben noch kurz vor dem Zelt stehen und versuchten, sich gegenseitig gut zuzureden. Und eine flüchtete hinter einen Baum neben jenem Parkplatz, auf dem das PK-Zelt aufgestellt war.
Um im Schock alleine sein zu können, niemanden sehen zu müssen. Im Schock über das Aus per Los-Entscheid.
(phe)
]]>Das Team von Luis Aragones hat es also zweifellos verdient, dort zu stehen wo es nunmal steht. Aber der Reihe nach, mein kleines Resümee der Viertelfinalspiele.
Deutschland – Portugal (3:2)
[ad#bv_test]Die Deutschen haben mit einer taktisch disziplinierten Leistung die individuelle Stärke der Portugiesen ausgehebelt. Löw und Flick haben mit dem schnellen Herstellen von Doppel-Verteidigungen den Dribblern Portugals den Wind aus den Segeln genommen und dann auf ein waschechtes Konterkonzept gesetzt. Das 1:0 (Podolski auf Schweinsteiger) hat dann auch genau so funktioniert – es war übrigens die einzige Torchance, die sich das DFB-Team aus dem Spiel erarbeitet hat.
Bei allen drei Gegentoren haben die Portugiesen schwere Deckungsfehler in der Verteidigung gemacht. Das hat die deutsche Elf eiskalt ausgenutzt. Über eine unglückliche Schiedsrichterleistung mussten sie sich auch nicht beklagen. Deco machte ein vermeintliches Tor, ob er wirklich vorne war, weiß ich nicht so genau. Lahm beginn in der 49. Minute eine vermeintliche Tätlichkeit, wurde aber nicht vom Platz gestellt. Ballack foulte vor seinem 3:1 ganz klar den Verteidiger, der Schiri hat es nicht gesehen.
Der Sieg der Deutschen geht trotzdem in Ordnung. Taktisch diszipliniert, kämpferisch, effizient. Die deutschen Tugenden von vor 2006 scheinen wieder aufzublühen. Das ist erfolgreich, aber „fulminant“, „grandios“ und ähnliche Adjektive der deutschen Presselandschaft kann ich dafür nicht finden.
Kroatien – Türkei (1:3 n.E.)
Das war das sicherlich langweiligste Viertefinalspiel. 119 Minuten geschah sehr wenig. Die ersatzgeschwächten Türken versuchten ein harmloses 4-3-3, die müde wirkenden Kroaten traten wie gegen Deutschland mit einem 4-4-1-1 an. Und so neutralisierte man sich großteils. Dass die Karierten die Partie mit einem besser in Form spielenden Olic gewonnen hätten, steht für mich trotzdem außer Frage. Von ihnen kam einfach etwas mehr. Der Stürmer zeigte sich aber bei den wenigen Chancen die es gab als Chancentod.
Das Finale war dann dramatisch. In der 119. patzt Ersatztorhüter Rüstü, das Spiel ist eigentlich vorbei. Nur der Schiedsrichter wollte die angezeigte Nachspielminute tatsächlich voll ausnützen. Rüstü knallt den Ball vor bis in den kroatischen Strafraum, Sentürk kriegt ihn vor die Füße und knallt ihn wunderschön unter die Latte. Warum man sowas nicht früher zu sehen bekam, wissen nur die beiden Teams.
Im Elferschießen versagten den Jungen bei den Kroaten dann die Nerven, Rüstü konnte seinen Fehler auch noch ausbessern. Ich freu mich mit den Türken, verdient ist das Halbfinale für eine Mannschaft die normalerweise schon drei Mal verdient ausgeschieden wäre aber irgendwie dann doch nicht.
Und für die Deutschen droht es ein Aufwärmspiel zu werden. Zu den bereits gesperrten und verletzten, kamen noch ein paar Leistungsträger dazu.
Holland – Russland (1:3 n.N.)
Die Oranjes waren klarer Favorit nach der Gruppenphase, aber im letzten Spiel gegen Schweden haben die Russen bereits angedeutet, dass ihnen das scheissegal sein könnte. Und deshalb sahen die Fans in Basel da auch schon ein erstes Finale. Hiddink, der alte Haudegen, entzauberte die leider zu unflexible Spielart der Holänder mit einem temporeichen Offensivkonzept.
Das Spiel hätte freilich auch anders ausgehen können. Hätten die Holländer eine ihrer Chancen rein- statt Zentimeter neben das Tor gemacht. Oder hätte Schiri Lubos Michel seine gelb-rote Karte gegen Kolodin nicht mysteriöserweise zurückgenommen. Dann wäre mein Europameistertipp vielleicht noch im Rennen (hätte mich doch für Spanien entscheiden sollen, hatte vor dem Turnier geschwankt) .
Aber alles in allem war der Sieg nach Nachspielzeit der Russen völlig verdient. Angeführt von einem überragenden Arshavin legte das Team eine echte Talentprobe ab. Schnell, clever, offensiv. Wär ich nicht Holland-Fan, wäre das wohl eine echte Freude gewesen. Dass sich Hiddink und seine Elf im Halbfinale von den Spaniern noch einmal so vorführen lassen wie in der Vorrunde, wage ich nun zu bezweifeln. Das wird das nächste Finale.
Italien – Spanien (2:4 n.E.)
Die Italiener verteidigten und konterten, die Spanier versuchten zwar das zu ignorieren, taten sich damit aber ziemlich schwer. Über 120 Minuten mühten sich Villa, Silva, Torres und Co. ab, aber nach vorne kam gegen die italienische Mauer einfach wenig zustande. Nach der seltsamen Auswechslung von Torres, zeigte sich auch dessen Ersatz Guiza als Chancentod (ich hab übrigens schon im Spiel gesagt, dass der bitte später keinen Elfer schießen sollte).
Der deutsche Schiedsrichter pfiff ebenfalls grausam und hoffentlich sein letztes Spiel der EM. Er übersah gleich 2-3 Elfer für La Rocha.
Das Spiel war alles in allem nicht attraktiv, was man aber zu fast 100% dem italienischen Mistkick ankreiden darf. Wann wird das endlich aufhören? Schauspielern, mauern, jammern, schauspielern, mauern, liegenbleiben. Wer will das sehen?
Dass die Spanier dann im Elferschießen endlich einmal die Nerven behielten und die Azzuri aus dem Turnier knallten, das hat mich mit dieser schon fast verloren geglaubten EM noch einmal auf gut gestellt.
Gruppensieg in der Quali. Gruppensieg in der Vorrunde. Vier Siege im Turnier, dreimal toll, viermal verdient. Die Bilanz der Spanier legt den Europameistertipp ziemlich nahe. Die Auslosung macht freilich auch Deutschland möglich. Und dem Duo Hiddink-Arshavin (Hiddink ist übrigens nach der EM angeblich frei – Herr Stickler, bitte aufwachen) ist natürlich auch alles zuzutrauen. Mal sehen ob die Spanier da drüber kommen.
]]>Nicht ganz so attraktiv von den Namen, aber auch nicht uninteressant verspricht das Viertelfinale zwischen dem russischen Meister Zenit St. Petersburg und den dieses Jahr erstaunlich guten Leverkusenern. Beide haben im Achtelfinale Mannschaften ausgeschaltet, die in diesem Bewerb durchaus zum erweiterten Favoriten-Kreis gehören (Marseille bzw. den HSV). Man darf Zenit vor allem auch deshalb einiges zutrauen, weil sie Marseille ohne Spielpraxis eliminiert haben. Und wenn es zu den Spielen gegen Leverkusen kommt, läuft die russische Meisterschaft schon zwei Wochen. Die Deutschen sollten gewarnt sein.
Wie auch die Bayern: Der Topfavorit muss gegen die (in den letzten Wochen enorm formstarke) No-Name-Truppe aus Getafe antreten. Ein undankbares Los! Gegen den Mittelständler aus der Madrider Vorstadt ganz alt ausgesehen. Dennoch: Wenn die Bayern den Bewerb gewinnen wollen, müssen sie eine Mannschaft wie Getafe eliminieren.
Une ein Punkt, der mich persönlich ganz besonders freut, ist die Tatsache, dass kein einziges der englischen Teams ins Viertelfinale einziehen konne. Für mich der endgültige Beweis, dass es für die Mittelständler nichts bringt, Spieler aus ganz Europa mit Geld zu erschlagen, um so mit gesichtslosen Truppen an den Start gehen. Besonders schön vor allem, dass Söldnertruppen wie Tottenham und Everton gegen gewachsene Mannschaften wie Eindhoven und der Fiorentina ausgeschieden sind, die nominell schwächer besetzt sind.
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