Testspiel – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Thu, 06 Sep 2018 22:02:59 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.1 2:0 gegen Schwedens B-Elf – aber wenig Aussagekraft https://ballverliebt.eu/2018/09/06/20-gegen-schwedens-b-elf-aber-wenig-aussagekraft/ https://ballverliebt.eu/2018/09/06/20-gegen-schwedens-b-elf-aber-wenig-aussagekraft/#respond Thu, 06 Sep 2018 21:57:20 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=15208 2:0 gegen Schwedens B-Elf – aber wenig Aussagekraft weiterlesen ]]> Ein eher zufälliges Eigentor brachte Österreichs 2:0-Sieg gegen Schweden schnell auf Schiene. Der Gegner, dessen Team personell nichts mit der WM-Viertelfinal-Mannschaft zu tun hatte, zeigte sich wenig unternehmungslustig und bereitete dem ÖFB-Team kaum Probleme. Ein Leckerbissen war die recht statische Partie nicht, aber Österreich sollte für die Nations League gerüstet sein.

Österreich – Schweden 2:0 (1:0)

Das System

Wie fast schon gewohnt setzte Franco Foda wieder auf ein 3-4-3. Statt Dragovic begann Ilsanker in der Dreierkette rechts; Zulj spielte statt Baumgartlinger neben Grillitsch in der Zentrale. Lainer und Alaba beackerten die Außenbahnen, Arnautovic rückte nach links vorne, dafür begann Burgstaller als Zentrumsstürmer.

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Was auffiel

Probleme, hinter das schwedische Mittelfeld zu kommen. Österreich baute von hinten mit der Dreierkette und den beiden ZM-Spielern Grillitsch und Zulj auf. Dieses Quartett postierte sich um die schwedischen Spitzen. Diese erste Linie zu überspielen, war nicht das Problem. Sehr wohl ein Problem war es für Grillitsch und Zulj aber, hinter die schwedische Mittelfeld-Kette zu kommen. Die Schweden verengten geschickt den Raum und die Zeit für dieses Duo. Zudem postierten sich die restlichen österreichischen Spieler sehr hoch. So blieben oft nur lange Bälle – genau, wie Schweden das wollte.

Fünferkette gegen den Ball. Es mag gegen ein defensiv eingestelltes Team wie Schweden ein wenig übervorsichtig klingen, aber die Wing-Back Lainer und Alaba rückten bei Ballbesitz tatsächlich schnell tief in die Abwehrkette zurück. Das machte gegen das schwedische 4-2-4 im Angriff aber durchaus Sinn: So konnte immer ein Österreiche die kurzen Antritte der schwedischen Stürmer mitgehen, ohne dass Löcher entstanden. Das machte es Schweden praktisch unmöglich, sich Tormöglichkeiten zu erspielen.

Tempo und Kurzpässe im Angriffsdrittel. Das österreichische Sturmtrio benötigte einiges an Frustrationstoleranz. Vor allem vor der Halbzeitpause sahen sie kaum Bälle und die langen Pässe von hinten waren in der Regel von den Schweden gut verteidigt. Aber: Wenn es gelang, sich vorne etwas festzusetzen, waren Kurz- und Doppelpässe sowie schnell durchgezogene Laufwege ein sehr probates Mittel, um die schwedische Abwehr aus ihrer Form zu reißen. Hier zahlte sich die Positionierung von Arnautovic als einrückender Flügelstürmer im Halbfeld bzw. jene von Alaba als Wing-Back aus.

Die Umstellungen

Formationen zu Spielschluss

Bei beiden Teams wurde das System 90 Minuten lang nicht grundlegend geändert. Was sich bei Österreich aber mit Fortdauer des Spiels immer mehr häufte, war der Salzburg-Anteil. Mit Lainer, Ilsanker, Hinteregger, Ulmer, Schlager, Lazaro und Sabitzer waren sieben der elf Akteure aktuelle oder ehemalige Spieler des Abo-Meisters.

Und das merkte man auch, vor allem in den letzten zehn Minuten nach der Einwechslung von Schlager für Grillitsch. Diese Phase nämlich war jene, in der das schärfste Pressing von Österreich zu sehen war. Die schwedischen Verteidiger wurden angelaufen, allerdings konnten sich die Gäste erstaunlich gut daraus befreien – sogar ohne einen blinden Befreiungsschlag.

Andererseits schaffte es das schwedische B-Team nie, die österreichische Führung ernsthaft zu gefährden.

Die Gegner

Schweden spielte, wie Schweden eben spielt – auch in einer völlig anderen Besetzung als bei der WM, als das Trekronor-Team ins Viertelfinale einzog. Es war ein flaches 4-4-2, man ließ Österreich die meiste Zeit den Ball haben und drückte dem ÖFB-Team ein sehr gemäßigtes Tempo aufs Auge. Bis auf zwei, drei Szenen wurde auch der Ballführende nicht attackiert.

Den spielerischen Weg nach vorne gab es wie erwartet nicht, die Bäller flogen zumeist auf direktem Weg in Richtung Offensivspieler. Die Mittelfeld-Außen rückten im Ballbesitz auf und die Sturmreihe versuchte dann, mit kurzen Antritten zum Ball bzw. hinter die Abwehr, Räume zu schaffen. Das gelang wegen Österreichs Defensiv-Strategie (siehe oben) allerdings kaum.

Bis auf zwei Weitschüsse (zu Beginn des Spiels bzw. zu Beginn der zweiten Hälfte) konnten die Schweden Heinz Lindner nicht prüfen. Eine herausgespielte Torchance innerhalb den Strafraums gab es gar nicht. Der Expected-Goals-Wert dürfte sich im niedrigen Null-Komma-Bereich bewegen.

Fazit: Alles kontrolliert, aber wenig erarbeitet

Schweden erarbeitete sich keine einzige wirkliche Torchance. Viel mehr als eine oder zwei waren es bei Österreich aber auch nicht. Die Gäste zeigten selbst im Rückstand kaum Ambition und wenn, waren die Mittel untauglich bzw. hatte Österreich kaum Probleme damit.

Generell lässt sich nach sieben Spielen unter Franco Foda aber eine grundsätzliche Spielidee und auch ein Grundstock an Spielern erkennen, mit denen es in die Nations League und in weiterer Folge auch in die EM-Qualifikation gehen wird. Diese vier Spiele gegen schlagbare, aber fordernde Teams (Bosnien und Nordirland) sind mit Sicherheit eine gute Vorbereitung auf die EM-Quali.

Nun hat Österreich ein Spiel gewonnen, in dem man dominant und auch besser war, sich aber auch nicht so richtig viel nennenswert Konkretes erarbeiten konnte. Die Chancenverwertung  war gut. Nur: Man wird nicht immer das Glück haben, dass sich der Gegner das erste Tor selbst macht. Darum könnten gerade die Partien gegen Nordirland sehr zäh werden.

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Kann dieser Fakt Österreichs Sieg gegen Deutschland schmälern? https://ballverliebt.eu/2018/06/05/kann-dieser-fakt-oesterreichs-sieg-gegen-deutschland-schmaelern/ https://ballverliebt.eu/2018/06/05/kann-dieser-fakt-oesterreichs-sieg-gegen-deutschland-schmaelern/#comments Tue, 05 Jun 2018 18:20:13 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=14683 Kann dieser Fakt Österreichs Sieg gegen Deutschland schmälern? weiterlesen ]]> Ich hatte vergangene Woche Klassentreffen, hab deshalb das Spiel zwischen Österreich und Deutschland also erst verspätet in der Zusammenfassung gesehen. Deshalb kann ich über die Leistung des Teams dort gar nicht so viel sagen und will das auch nicht tun (Philipp hat sicher mit allem recht, was er hier geschrieben hat). Aber etwas hat bei mir im Hinterkopf gekribbelt, als ich vom Ergebnis erfuhr.

Das Kribbeln ist lauter geworden, als die erstaunliche Jubeljaulerei der darauffolgenden Tage mir langsam auf die Nerven ging (ein Boulevard-Druckwerk hat sogar dermaßen mit der realen Welt abgeschlossen, dass es das „neue Wunderteam“ ausrief).

Als in Österreich groß gewordener Fußballfan kann ich die Freude über einen Sieg gegen Deutschland nun durchaus nachvollziehen. Als jemand, der versucht einen realistischen Blick auf den heimischen Fußball zu kriegen, habe ich mich aber schon gefragt, ob man irgendwie einschätzen kann, was das nun wirklich wert war.

Und dann erinnerte ich mich, was dieses Kribbeln war. Mein Gedächtnis erinnerte mich daran, dass die Deutschen vor Turnieren öfter nochmal einen kurzen Dämpfer erlitten haben. Also habe ich mir das einmal angesehen.

Seit Jogi Löw im Trainerstab ist (also seit der Ära Klinsmann) hat sich Deutschland auf vier Welt- und drei Europameisterschaften vorbereitet. Die Deutschen haben dabei ein sehr beständiges Muster, in dem zwei oder höchstens drei Testspiele (vor der Heim-WM 2006) unmittelbar vor dem Turnier bestritten werden – wobei eines ungefähr zwei Wochen vor und eines knapp über eine Woche vor dem ersten Bewerbsspiel gespielt werden. Im Normalfall sind die Gegner irgendwas zwischen „kein Topteam“ bis „Jausengegner“.

Schaut man sich die Ergebnisse an, kommt man zu einem erstaunlichen Entschluss: Ausgerechnet kurz vor einer Endrunde ist offenbar die allerschlimmste Zeit, um Fan der Turniermannschaft Deutschland zu sein.

Denn vor diesen sieben Endrunden hat Deutschland – inklusive diesem Spiel gegen Österreich – sechs Mal das vorletzte Testspiel nicht gewinnen können. Deutschland verlor gegen die Schweiz (2012, a) die Slowakei (2016, h) und Österreich (2018, a), remisierte gegen Kamerun, Weißrussland und Japan (jeweils zuhause) und gewann nur gegen Ungarn (2010, auswärts).

Vielleicht heißt das nichts. Man kann immer auch annehmen, dass es Zufall ist, dass Deutschland 85,7% dieser am Papier sehr einfachen Spiele nicht gewinnen konnte (was nur auf 19,3% der Bewerbsspiele zutrifft). Und man kann behaupten, dass es gegen Deutschland immer gleich schwer zu bestehen ist, auch wenn die Zahlen so aussehen:

Und obwohl ich kein bisschen über die konkrete Leistung der österreichischen Mannschaft sagen kann (und auch nicht will), behaupte ich, dass es das Ergebnis durchaus ein bisschen relativiert, dass Deutschland nicht in Bestbesetzung angetreten ist. Und dass es das Ergebnis eben schon auch relativiert, in welcher Phase der Trainingssteuerung Deutschland zu diesem Zeitpunkt gerade war.

Mit den Erwartungshaltungen an das österreichische Team sollte man also vielleicht noch ein bisschen bei Verstand bleiben. Aber freuen kann man sich ja trotzdem.

Fun Fact 1: Auch 2016 musste das vorletzte Testspiel gegen die Slowakei wegen eines Unwetters verspätet angepfiffen werden.

Fun Fact 2: Deutschland gewann in der besprochenen Ära alle abschließenden Testspiele vor den Endrunden. Nur falls jemand daran denkt, am Freitag Geld auf Saudi Arabien zu setzen. Ich würde es eher nicht tun.

Was meint ihr dazu? Her mit eurer Meinung in den Kommentaren.

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Österreich siegt 1:0 gegen biederen WM-Gastgeber https://ballverliebt.eu/2018/05/31/oesterreich-russland-foda-arnautovic/ https://ballverliebt.eu/2018/05/31/oesterreich-russland-foda-arnautovic/#comments Thu, 31 May 2018 07:39:25 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=14655 Österreich siegt 1:0 gegen biederen WM-Gastgeber weiterlesen ]]> Im ersten von drei Testspielen innerhalb von zwölf Tagen besiegte Österreich den WM-Gastgeber Russland in Innsbruck mit 1:0. Eine ordentliche, aber nicht übertrieben starke Vorstellung reichte dem ÖFB-Team gegen eine biedere Sbornaja.

Österreich – Russland 1:0 (1:0)

Das System zu Beginn

Österreich begann in einem 3-4-2-1, wobei Arnautovic die nominelle Spitze gab und er von Schaub und Kainz flankiert wurde. Kainz, halbrechts aufgeboten, postierte sich oft etwas tiefer als Schaub auf der halblinken Seite und in der 2. Hälfte rückte er dann ganz ins zentrale Mittelfeld zurück. Schöpf und Lainer hatten die Außenbahnen für sich, weil sich Kainz und Schaub eher in den Halbpositionen aufhielten.

Was auffiel

Diagonalpässe. Wenn Österreich im Aufbau war, waren Seitenverlagerungen ein oft gewähltes Mittel. Lange Pässe von Dragovic in Richtung Schöpf bzw. von Hinteregger in Richtung Lainer zwangen die Russen zum Verschieben und gaben dem ÖFB-Team die Gelegenheit, schnell Überzahl in Ballnähe zu schaffen.

Arnautovic. Der West-Ham-Legionär ließ sich oft ins Mittelfeld zurück fallen und bot sich als Anspielstation für Pässe aus der Verteidigung an. Wenn sich die entsprechende Lücke im russischen Verbund ergab, wurde diese Option auch oft genützt. Arnautovic lief viel, arbeitete viel und war auch stets bemüht, den Blick für den Mitspieler zu haben. Das war nicht nur beim Tor zum 1:0 so, als er für Schöpf bzw. Zulj zur Mitte spielte, sondern auch im Aufbau. Wenn er sich nach hinten bewegte um Bälle zu erhalten, wurden gegenläufig sprintende Mitspieler eingesetzt.

Druck, aber kein echtes Pressing. Österreich verstand es gut, schnell Druck auf den ballführenden Russen auszuüben. Allerdings geschah dies, ohne ein wirkliches Pressing zu zeigen. Die Eröffnung der Russen ließ das ÖFB-Team weitgehend in Ruhe, es hatte dabei auch nichts zu befürchten. Gutes Antizipieren (was bei dem recht berechenbaren Gegner auch keine Hexerei war) ermöglichte es aber dem Mittelfeld, schnell Druck auszuüben – auch, weil die Russen selten Tempo in ihre Spielzüge bekamen.

Die Umstellungen

2. Halbzeit

Mit der Einwechslung von Burgstaller für Schaub ging auch eine System-Anpassung bei Franco Foda einher. Kainz ging nun voll ins Mittelfeld zurück, während Burgstaller und Arnautovic die Sturmspitzen in einem 3-5-1-1 gaben.

Dies änderte das Grundgleichgewicht im österreichischen Spiel etwas, aber eine signifikantere Auswirkung auf das Spiel hatten zwei etwas später vorgenommene personelle Wechsel im Mittelfeld selbst. Bei den Russen kam nach einer Stunde das ehemalige Wunderkind Alan Dzagoyev (mittlerweile 27 Jahre alt und längst in die Kategorie „stecken gebliebenes Talent“ gehörend) für Kudryayev. Der neue Mann agierte weniger robust und mehr nach vorne orientiert. Daher war auch der Wechsel von Schlager für Kainz ein paar Minuten später sinnvoll.

Mit dem robusten und zweikampfstarken Salzburger erarbeitete sich Österreich nämlich sehr schnell ein deutliches Übergewicht im Zentrum. So konnte das Spiel, das die Russen zuvor ein wenig in den Griff bekommen hatten (und durch Smolov auch eine große Chance auf den Ausgleich vergaben) wieder selbst in die Hand genommen werden.

Der Gegner

Der langjährige Tirol-Keeper Stanislav Tchertchessov, der eine individuell maximal durchschnittliche russische Truppe zur Heim-WM führt, vertraute auf ein 4-1-4-1 und, zumindest in der Startformation, ausschießlich auf Spieler aus der eigenen Liga (Spanien-Legionär Tcherishov wurde in der 2. Halbzeit eingewechselt). Die einzigen beiden Spieler von Meister Lok Moskau im ganzen Kader, die Miranchuk-Zwillinge, kamen ebenfalls erst im Laufe des Spiels.

Wie es bei den Russen schon länger auffällt, gibt es ganz massive Probleme im Spielaufbau. Anspiele von der Abwehr ins Mittelfeld werden vom Empfänger fast immer mit dem Rücken zum gegnerischen Tor aufgenommen. So ist es der Sbornaja fast unmöglich, Tempo ins Spiel zu bekommen, zumal Baumgartlinger und Zulj der aufmerksam waren.

Ihre besten Momente hatten die Russen, wenn sie vorne die österreichische Spieleröffnung anliefen. Mit diesem Mittel sorgten sie zwar nicht für Ballgewinne in vielversprechenden Zonen, aber zumindest für eine gewisse Kontrolle des österreichischen Aufbaus.

Fazit: Korrekter Sieg gegen biedere Russen

Für die Russen kommt die WM um mindestens ein halbes Jahrzehnt zu spät. Im Gegensatz zum Confed Cup vor einem Jahr oder (vor allem) zur EM 2016 und zur WM 2014 ist nun zwar zumindest eine grundsätzliche Idee erkennbar, wie man den Gegner ärgern will. Aber spielerisch ist man weiterhin meilenweit von Konkurrenzfähigkeit auf höherem Niveau entfernt.

Der Sieg der Österreicher war nicht unverdient. Die Leistung war solide und in Ordnung, aber beileibe nicht überragend. Über weite Strecken kontrollierte man das Zentrum zumindest defensiv, es wurden einige eintrainierte Spielzüge gezeigt. Arnautovic war fleißig, Zulj machte im Zentrum auch eine gute Figur, Schlager war in den letzten 20 Minuten wieder ein spürbare Bereicherung.

Die Spielanlage war anders als beim recht aggressiven Auftritt beim 3:0 über Slowenien, sie war noch mehr auf Arnautovic zugeschnitten und generell etwas zurückgenommener. Im Gegenzog konnte man sich nicht so leicht aus Pressing-Situationen befreien wie beim Spiel im März. Die Seitenverlagerungen waren horizontaler als gegen Slowenien und wurden schon aus der Abwehr heraus gespielt (gegen Slowenien waren es mehr Steilpässe aus dem Mittelfeld).

Die kommenden Spiele gegen Deutschland und Brasilien sollten Aufschluss darüber geben, wie sich das Team unter Foda gegen Teams der echten Weltklasse gibt. Zumal das Match gegen Russland auch von beiden Mannschaften in Testspiel-Tempo absolviert wurde.

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Erstes Abtasten von Team und Foda – 2:1 über Uruguay https://ballverliebt.eu/2017/11/15/foda-debut-oesterreich-uruguay/ https://ballverliebt.eu/2017/11/15/foda-debut-oesterreich-uruguay/#comments Wed, 15 Nov 2017 21:55:11 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=14356 Erstes Abtasten von Team und Foda – 2:1 über Uruguay weiterlesen ]]> Dieses erste Spiel unter dem neuen Teamchef Franco Foda lässt einen irgendwie mit ein paar Fragezeichen zurück. Gute Unterhaltung war der etwas glückliche 2:1-Sieg gegen Uruguay nicht, die erste Hälfte war furchtbar, die zweite überwiegend ganz gut. Aber mehr als ein gegenseitiges Abtasten und Kennenlernen von Team und Trainer war dieser erste Lehrgang und auch das erste Match unter Foda natürlich nicht – und viele Fragen bleiben logischerweise vorerst auch noch unbeantwortet.

Österreich – Uruguay 2:1 (1:1)

Die Zusammensetzung von Fodas erstem Kader ließ eher ein System mit Dreier-Abwehr vermuten. Die Realität war aber ein 4-4-2 mit dem einzigen Rechts- und dem einzigen Linksverteidiger im Aufgebot – Bauer und Ulmer.

Eine Hälfte wie vor zehn Jahren

Ein, klassisches flaches 4-4-2 kam im Nationalteam unter Koller nur sehr punktuell zum Einsatz (Constantini verwendete es in seinem ersten Jahr als Teamchef 2009 zuletzt auf längerer Basis), und selbst Foda hat sein einstiges Stamm-System schon längere Zeit nicht mehr verwendet. So wirkte die erste Hälfte des ÖFB-Teams auch irgendwie wie vor zehn Jahren; altbacken und etwas ratlos.

Baumgartlinger und Grillitsch konnten im zentralen Mittelfeld nichts gestalten, weil zwischen ihnen und dem nächstvorderen Spieler meist drei, vier Uruguayer platziert waren. Es blieb der Weg über die Außenspieler, in der Passmap spricht man von einer „U-Form“: Viel Passverkehr in der Abwehrkette und zwischen den Außenverteidigern und ihren Mittelfeld-Außen, wenig Konstruktives aus dem Zentrum, praktisch keine Bälle für die beiden Stürmer.

Die Mittelfeld-Außen Sabitzer und Kainz viel damit beschäftigt, einzurücken und die Halbfelder gegen den gegnerischen Aufbau zuzumachen. Ein Pressing wie vor allem in der Frühphase der Koller-Ära war überhaupt nicht mehr vorhanden.

Uruguays flexibles Mittelfeld

Die Urus spielten aus einer 4-1-4-1-Grundordnung heraus, dieses wurde aber flexibel interpretiert: Giorgian de Arrascaeta rückte von der linken Seite situativ in den Angriff neben Cavani auf; auch wechselte er mit Jonathan Urretaviscaya zuweilen sie Seiten. Fix blieb nur das Zentrum mit Sechser Vecino und den ihn flankierenden Jungspunden Betancur (20) und Valverde (19). Diese drei riegelten die Passwege durch das Zentrum ab.

Im Aufbau wurde in der Regeln zunächst der kurze, sichere Pass gesucht – meist tat sich Uruguay damit aber schwer, weil die Österreicher schnell beim Passempfänger waren und so einen geordneten Aufbau von Uruguay ganz gut verhinderten. Häufig spielte Uruguay daher lange Diagonalbälle in die Schnittstelle zwischen ÖFB-LV Ulmer und IV Dragovic – oder, wie bei Cavanis Tor zum 1:1-Ausgleich, auf die linke Angriffsseite, wo Bauer zu weit eingerückt war.

Uruguay erarbeitete sich neben dem Tor – das vom ÖFB-Team von A bis Z horrend schlecht verteidigt war – noch zwei, drei weitere sehr gute Chancen. Vor allem Hereingaben in den Rückraum waren ein Mittel, das Österreichs Defensive öfters in Verlegenheit brachte. Dass es zur Halbzeit 1:1 stand, schmeichelte Österreich.

Umstellung zur Pause fruchtet

Foda hatte erkannt, dass das flache 4-4-2 null Torgefahr brachte (die frühe Führung durch Sabitzer war auch nur durch einen seltsamen Ausflug von Uru-Keeper Martín Silva möglich), und wechselte die Raumaufteilung für die zweite Hälfte. Arnautovic, der seine Stärken als abgeschnittene Sturmspitze zuvor überhaupt nicht einbringen konnte, spielte nun auf seiner Stammposition im linken Mittelfeld, dafür übernahm Kainz (und zehn Minuten später Louis Schaub) die Zehn in einem 4-2-3-1.

Nun hatten die drei Uruguayer im Zentrum einen dritten Spieler zu beachtet, wodurch sich mehr Räume und mehr Passoptionen für Baumgartlinger und Grillitsch ergaben. Zudem rückte oftmals Baumgartlinger oder (eher) Grillitsch neben Schaub auf; diese gegenüber der ersten Hälfte deutlich gesteigerte Mobilität stellte Uruguay vor Probleme.

Vor allem Grillitsch zeigte in dieser Phase erneut eine großartige Leistung: Er erkennt Räume und sich ergebende Passwege, verteilt die Bälle ungemein intelligent. Wenn der Hoffenheim-Legionär am Ball ist, kann man sich fast sicher sein, dass die folgende Aktion Hand und Fuß hat.

Tabárez reagiert

Schlussphase

Das ÖFB-Team wurde zwar nicht torgefährlich, hatte aber das Zentrum im Griff und damit Uruguay an der kurzen Leine. Uruguays Langzeit-Teamchef Óscar Tabárez sah sich das veränderte Geschehen 20 Minuten lang an und reagierte dann.

Aus dem 4-1-4-1 wurde ein 4-3-1-2, womit Uruguay wieder Überzahl im Zentrum hatte. Mit dem österreichischen Schwung war es damit wiederum vorbei, zumal wenig später auch Grillitsch ausgewechselt wurde und die vielen personellen Änderungen generell den Spielfluss brachen.

Die Gäste waren in der Schlussphase dem Siegtreffer wiederum näher als das ÖFB-Team. Aber es war eine Freistoß-Flanke von Louis Schaub, die sich hinter dem verdutzten Martín Silva, Keeper von Brasiliens Erstliga-Klub Vasco da Gama, ins Tor senkte.

Fazit: Ausbaufähig

Die Vorstellung beim ersten Spiel von Marcel Koller war bemüht, aber unausgewogen. Jene bei der Constantini-Premiere war furchtbar, obwohl es einen Sieg gab. Das erste Spiel der Amtszeit von Franco Foda war auch keine Offenbarung, vor allem die erste Halbzeit war Anlass zur Verwunderung: Was dieses flache 4-4-2 sollte, ist rätselhaft.

Foda zeigte aber die grundsätzliche Bereitschaft zu taktischen Umstellungen, auch ohne das Personal dafür zwingend tauschen zu müssen. Die Änderungen für die zweite Hälfte waren die richtigen Antworten auf ein nicht funktionierendes System. So zog man die Initiative im Spiel auf seine Seite – zumindest für eine halbe Stunde. Dass es einen Sieg gab, ist für das öffentliche Standing von Foda sicher von Vorteil.

Im Trainingslager ging es in erster Linie darum, dass sich Spieler und Trainerteam kennen lernen und ein Gefühl füreinander entwickeln. Das Spiel war wohl kaum mehr als ein erster Testlauf für Foda, wie sich das Team in einem Match coachen lässt, das muss sich alles noch ein wenig finden. Ist völlig normal. Wie alle Seiten beteuern, ist die Chemie durchaus in Ordnung, das ist ein gutes Zeichen. Wenn Alaba, Ilsanker und Hinteregger wieder fit sind, hat er auch mehr Alternativen, womöglich ist auch Prödl noch ein Thema.

Viele Fragen hat diese erste Trainingswoche und das erste Spiel unter Franco Foda aber auch (logischerweise) nicht beantwortet bzw. beantworten können. Etwa, ob es ein bevorzugtes System gibt (wie unter Koller) oder dieses von Spiel zu Spiel angepasst wird (wie bei Sturm unter Foda). Oder, wo der Teamchef gedenkt, David Alaba einzusetzen – neben dem diesmal eher durchschnittlichen Baumgartlinger gab Florian Grillitsch ein nächstes, starkes Statement für sich im Mittelfeld-Zentrum ab.

Auch, ob das Pressing ein Mittel ist/bleibt oder ob man sich unter Foda weiter davon verabschiedet, werden erst andere Spiele gegen andere Gegner und mit womöglich anderem Personal zeigen können. Ob Lindner die Nummer eins im Tor bleibt, ist sicherlich ebenso noch offen.

Am 19. März kommt das ÖFB-Team das nächste Mal für einen Lehrgang zusammen. In den beiden Ende März geplanten Testspielen wird man vermutlich schon ein wenig mehr erkennen können, wohin Foda die Nationalmannschaft steuern will.

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Was uns beim wurschtigen Österreich – Niederlande auffiel https://ballverliebt.eu/2016/06/05/oesterreich-niederlande-2016-testspiel-0-2/ https://ballverliebt.eu/2016/06/05/oesterreich-niederlande-2016-testspiel-0-2/#comments Sun, 05 Jun 2016 00:26:34 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12561 Was uns beim wurschtigen Österreich – Niederlande auffiel weiterlesen ]]> In etwa einer Woche beginnt die EURO 2016. Österreich ist bekanntlich dabei und alle, die Fußball nicht nur jeden zweiten Sommer interessant finden, wissen, was die Mannschaft kann. Deshalb war das letzte Testspiel vor dem Ernstfall gegen die Niederlande am Samstag so spannungsentladen, wie kein anderes Spiel der österreichischen Fußballgeschichte, an das ich mich bisher erinnern konnte.

Die 0:2-Niederlage muss mangels konsequenter Ernsthaftigkeit des Spiels auch niemanden nervös machen. Ja: Es war zum ersten Mal seit dem 0:3 gegen Deutschland im September 2013, dass Österreich kein Tor erzielt hat. Aber die Spieler haben sich sichtbar vor engen Situationen zurückgenommen, um sich nur ja nicht zu verletzen und sich vor allem in der fast komplett wertlosen zweiten Hälfte gelegentlich den ein oder anderen Meter erspart, den sie im Bewerb laufen würden. Wenn man aus dem Spiel etwas lernen will, muss man sich deshalb schon ein bisserl anstrengen. Wir haben uns ein paar Erkenntnisse abgerungen.

Startaufstellung
Startaufstellung – Österreich im bekannten 4-2-3-1/4-4-2-System, die Niederlande in einem 4-2-3-1/4-3-3-Mix.

1. Auch die spielschwächste Innenverteidigung ist kein Beinbruch: Eine der wenigen Positionen über die vielleicht noch Unklarheit herrscht, ist die des zweiten Innenverteidigers neben dem wohl gesetzten Aleksandar Dragovic. Tottenham-Legionär Kevin Wimmer scheint derzeit Kollers letzte Wahl dafür zu sein. Gegen Holland durfte Sebastian Prödl sich beweisen (gegen Malta Martin Hinteregger). Gezeigt hat sich dabei, was man schon wusste: Österreich hat an dieser Position zwar unterschiedliche Stärken und Schwächen, aber in keinem Fall ein nennenswertes Problem.

Dass Hinteregger sicherer mit dem Ball am Fuß ist, hat er auch am Samstag nach seiner Einwechslung schnell bewiesen (er spielte eigentlich fast nur flach und vertikal). Doch obwohl das Duo Dragovic-Prödl das spielerisch wahrscheinlich Schwächste aller möglichen Kombinationen ist, konnte sich auch Prödl immer wieder in den Spielaufbau einschalten. Seine Vertikalpässe waren wesentlich seltener als Hintereggers, dafür sorgten sie fast immer für Gefahr. Nahezu alle Chancen von Österreich liefen über Prödl als eine der letzten Stationen vor dem Abschluss. (Er leitete z.B. in den ersten Minuten zwei Chancen ein, weshalb ihm Janssen beim vierten Versuch doch mal reingrätschte und dafür die Gelbe Karte sah.) Seine Initiative war wichtig, denn da Wijnaldum großteils enge Manndeckung gegen Baumgartlinger spielte, mussten Impulse aus der Abwehr kommen – und vom extrem konservativen und praktisch immer horizontal abspielenden Dragovic kam keiner.

Auch ansonsten hatte Watford-Legionär Prödl sich nichts vorzuwerfen. Die Gegentore entstanden an anderer Stelle (beim 0:1 verlor Dragovic einen wichtigen Zweikampf im Mittelfeld und Klein verzichtete auf Deckungsarbeit im Fünferraum; auch das 0:2 entstand auf der rechten Abwehrsseite) und gewann praktisch alle seine Zweikämpfe.

2. Martin Harnik wird in Frankreich erstmal erste Wahl bleiben: Harnik ist nach einer verkorksten Stuttgart-Saison sichtbar noch nicht in Top-Form, aber er dürfte seinen Startplatz trotzdem nicht verlieren. Marcel Sabitzer bekam gegen die Niederlande seine Chance, war sichtbar um ein Zeichen bemüht war und spielte nicht schlecht, trotzdem kam von ihm und über seine Seite einfach zu wenig, um ein Plädoyer für eine Veränderung der Stammformation in letzter Minute abzuliefern. Und Alessandro Schöpf wurde dort gar nicht erst ausprobiert.

3. Das Koller-Team hat auf eine seiner verlässlichsten Varianten verzichtet: Wann immer man in der Vergangenheit einem guten Mittelfeld gegenüberstand, hatte Österreich die Option zur Hand, mit einem hohen Ball auf Janko Meter zu machen, der dann verlängerte oder ablegte. Darauf hat man gegen die Niederlande ohne ersichtlichen Grund fast vollständig verzichtet. Vielleicht um den noch nicht ganz Match-fitten Janko (eine der noch offenen Hürden) die Ellbogen zu ersparen, die er dabei regelmäßig ins Genick bekommt (was vielleicht auch gegen die extrem sportliche Portugal-Abwehr ein schmerzhaftes Thema werden könnte)? Stattdessen wurde stets versucht, die Bälle flach oder per Kombination nach vorne zu bringen. Auch diese Dinge kann man besser, als es am Samstag zu sehen war, aber klar ist: Diese Selbstlimitierung wird man sich bei der EURO eher nicht auferlegen.

4. Österreichs Standards sind zu harmlos: Man schwärmt gerne davon, wie super Zlatko Junuzovic und David Alaba ihre Freistöße schießen können. Doch im Team klappen die direkten Freistöße schon länger nicht mehr so richtig (falls jemand aus dem Stand weiß, wann das letzte direkte Tor war, bitte posten) und auch indirekte Standards sorgen viel zu selten für Gefahr, geschweige denn Zählbares. Auch gegen die Niederlande konnte man da nichts Erinnerungswürdiges produzieren. Bei der Pressekonferenz nach dem Spiel deutete Marcel Koller an, dass man da in Frankreich womöglich noch einen Trainingsschwerpunkt setzen wird.

Außerdem lesenswert zur EURO 2016:

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Österreich testet gegen Brasilien Defensiv-Konzepte – erfolgreich, trotz 1:2 https://ballverliebt.eu/2014/11/18/oesterreich-testet-gegen-brasilien-defensiv-konzepte-erfolgreich-trotz-12/ https://ballverliebt.eu/2014/11/18/oesterreich-testet-gegen-brasilien-defensiv-konzepte-erfolgreich-trotz-12/#comments Tue, 18 Nov 2014 21:30:13 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10691 Österreich testet gegen Brasilien Defensiv-Konzepte – erfolgreich, trotz 1:2 weiterlesen ]]> Wie verteidige ich gegen einen wirklich starken Gegner – von vorne bis hinten? Unter diesem Motto stand recht offensichtlich das letzte Länderspiel des Jahres für das ÖFB-Team. Obwohl ein an sich irreguläres Tor nach einem Eckball und ein unhaltbarer Weitschuss für einen 2:1-Sieg der weitgehend lustlosen Brasilianer sorgten, war es aber ein guter Test. Vor allem mit Blick auf die schweren Quali-Auswärtsspiele im Jahr 2015.

Österreich - Brasilien 1:2 (0:0)
Österreich – Brasilien 1:2 (0:0)

Grundsätzlich agierten beide Teams mit einem sehr ähnlichen System: Sowohl Marcel Koller als auch Carlos Dunga setzten auf ein 4-4-1-1, in dem die hängende Spitze (Junuzovic bzw. Neymar) oftmals praktisch auf einer Höhe mit dem vordersten Mann agierte. Die Aufgaben der beiden waren aber völlig unterschiedlich ausgelegt.

Hohes Verteidigen

Wenn sich der Ball bei Brasiliens Abwehrkette befand, rückten Junuzovic und Okotie auf annähernd eine Höhe und isolierten damit Luiz Gustavo. Weil gleichzeitig Fernandinho im Deckungsschatten der beiden (als zwischen Juno/Okotie und der brasilianischen Abwehr) befand, wurde der Aufbau der Brasilianer auf die Flügel gelockt – weg vom Zentrum, weg von Neymar. Zudem wurden die Außenverteidiger Danilo und Filipe Luis oft recht schnell attackiert.

Wirklich aktiv die brasilianische Spieleröffnung liefen Junuzovic und Okotie aber nur sehr selten an, am Auffälligsten in der 29. Minute, als man Brasilien zwang, den Ball zu Goalie Diego Alves zurückzuspielen, der die Kugel dann nach vorne drosch.

Verteidigen im Zentrum

Einen Stock weiter hinten, also im Mittelfeld, hatte Österreich ebenfalls eine Strategie am Start, wie man den Gegner behindern kann. Weder Luiz Gustavo noch Fernandinho sind echte Spielgestalter von hinten heraus, darum mussten Brasilien Flügelspieler Oscar und Willian immer wieder recht weit einrücken, um im Mittelkreis bzw. dessen Nähe so etwas wie Kreativität zu etablieren.

Im Gegenzug aber schoben Österreichs Mittelfeld-Außen Harnik und Aranautovic ebenso Richtung Ball, also ins Zentrum, und stellten somit eine Überzahl in Ballnähe her und verengten den Raum für den brasilianischen Aufbau gezielt. Nur hin und wieder gelang es, mal einen Ball zu Neymar durchzustecken. In diesen Fällen war aber vor allem der wie schon gegen Russland überragend agierende Dragovic zur Stellen.

Verteidigen mit Spezial-Variante

Gegen Ende der ersten Hälfte packte Österreich eine ganz besondere Variante aus, um die Räume eng zu machen. Die Vierer-Abwehrkette schob dabei eng zusammen; die Mittelfeld-Außen Harnik und Arnautovic gaben die Wing-Backs, und – der Clou: Zlatko Junuzovic ließ sich auf die halbrechte Seite zurück fallen.

So stand Ilsanker als Sechser vor einer dicht massierten Abwehr, mit Junuzovic rechts und Kavlak links vor ihm in den Halbpositionen. So war der Strafraum von allen Seiten massiv abgedeckt und die Brasilianer kamen erst recht nicht durch.

Mit diesen verschiedenen Verteidungs-Formen der Österreicher, verbunden mit der generellen Bewegungs-Armut der Seleção, bremste die Angriffsbemühungen der Gäste enorm. Brasilien hatte zwar bei zwei Drittel Ballbesitz, konnte aber recht wenig damit anfangen.

Brasilien ohne Esprit

Der WM-Vierte erinnerte so ein wenig an den Auftritt von England im Happel-Stadion beim Test-0:0 im Herbst 2007: Frei nach dem Motto „Wir sind hier, weil der Verband das für eine gute Idee hielt, aber wirklich interessieren tut’s uns nicht“. Es fehlte die Bewegung, es fehlte der Esprit, es fehlte das Tempo, es fehlte komplett die Verve eines Ernstkampfes.

Erst in der zweiten Hälfte packten die Brasilianer auch mal ein paar Varianten aus, die es den Österreichern ein wenig schwerer machen sollten, das Spielgeschehen zu kontrollieren. Vor allem, wenn der Ball tief in der österreichischen Hälfte war, pressten dann die Gäste auf die Spieleröffnung. War die erste Pressing-Linie aber überspielt, also der Ball rund 10 bis 15 Meter vor der Mittellinie folgte der blitzartige Rückzug in die Grundformation und wurden Räume enggemacht statt Österreicher angegangen.

Firmino zentral, Neymar weicht aus

Als Roberto Firmino für den kaum am Spiel teilnehmenden Luiz Adriano kam, übernahm der Hoffenheimer vermehrt alleine das offensive-Zentrum, während Neymar immer mehr auf die Flügel auswich. Das zwang im Gegenzug Weimann (der für Junuzovic gekommen war), gegen Firmino sehr tief zu agieren – also kaum höher als Kavlak und Ilsanker. Aus dem österreichischen 4-4-1-1 wurde so ein 4-5-1, in dem nur Harnik vorne agierte – der für Okotie eingewechselte Sabitzer wechselte dafür auf rechts.

Keines der drei Tore hatte im Übrigen viel mit taktischen Varianten oder einstudierten Spielformen zu tun – David Luiz‘ Tor nach einem Eckball ebensowenig wie Oscars patschertes Foul an Weimann, das zum Elfmeter führte, und Firminos Weitschuss zum 2:1-Sieg.

Fazit: Verteidigungs-Formen gut testen können

Dass Brasilien mit ziemlich deutlich angezogener Handbremse agierte und der Sieg eher schmeichelhaft war – ein Remis hätte der Partie sicherlich eher entsprochen – ist vielleicht etwas ärgerlich, aber das ÖFB-Team konnte dennoch verschiedene Verteidigungs-Formen testen, die gegen wirklich starke Gegner – und womöglich auch in den schweren Quali-Auswärtsspielen in Stockholm, Podgorica und (vermutlich) Moskau – durchaus zur Anwendung kommen können.

Bis zu einem gewissen Grad wurde mit diesem Test gegen den fünffachen Weltmeister also ein Auswärtsspiel getestet, in dem man auf verschiedene Varianten reagieren muss und zwischen diesen hin- und herswitchen können muss. Das ist über weiter Strecken absolut gelungen. Daher kann man auch trotz des Resultats von einem durchaus gelungenen Testlauf sprechen.

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Österreich gegen die USA: Zweiter ÖFB-Anzug braucht noch Maßanfertigung https://ballverliebt.eu/2013/11/20/osterreich-gegen-die-usa-zweiter-ofb-anzug-braucht-noch-masanfertigung/ https://ballverliebt.eu/2013/11/20/osterreich-gegen-die-usa-zweiter-ofb-anzug-braucht-noch-masanfertigung/#respond Wed, 20 Nov 2013 14:23:17 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9857 Österreich gegen die USA: Zweiter ÖFB-Anzug braucht noch Maßanfertigung weiterlesen ]]> Aus Zeitmangel gibt es diesmal keine eigene Analyse auf Ballverliebt zum Länderspiel Österreich gegen die USA. Wir verweisen deshalb auf jene, die Tom für den Standard verfasst hat.

Vor allem aber war Österreich selbst im Konter einfach zu harmlos. Nur drei Mal kam man in der zweiten Hälfte zu einem nennenswerten Abschluss. Neben einem zu schwachen Schuss von Harnik aus guter Strafraumposition (77′), stehen allerdings nur ein Schuss aus Abseitsposition (Harnik, 48′) und ein gescheiterter Konter in in einer durch viele Wechsel zerfahrenen Phase der Partie (Ivanschitz, 93′) zu Buche. „Bei Ballgewinn hat die Bewegung nach vorne nicht so funktioniert. Man muss sich da aus vollem Lauf lösen. Wir haben etwas zu ungenau gespielt“, erklärte Koller auf Nachfrage das Problem.

Den ganzen Text auf derStandard.at lesen

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England entschärft Spaniens Breite, siegt dann glücklich https://ballverliebt.eu/2011/11/13/england-entscharft-spaniens-breite-siegt-dann-glucklich/ https://ballverliebt.eu/2011/11/13/england-entscharft-spaniens-breite-siegt-dann-glucklich/#comments Sun, 13 Nov 2011 03:06:53 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6061 England entschärft Spaniens Breite, siegt dann glücklich weiterlesen ]]> Wer sieben Monate vor der Europameisterschaft den amtierenden Welt- und Europameister schlägt, muss auf der Rechnung für den Titel stehen? Abwarten. Aber Englands Leistung am Samstag in Wembley gegen Spanien war in Sachen taktischer Disziplin erste Güte.

England - Spanien 1:0 (1. Hälfte)

Capello ließ seit Team gegen Spaniens 4-3-3 mit einem 4-1-4-1 auflaufen. Parker übernahm den zentralen Mann und damit natürlich eine Schlüsselrolle. In Abwesenheit von Rooney, Ferdinand, Gerrard oder auch Wilshere spielte Phil Jones halbrechts im Mittelfeld, in der Verteidigung stellten Jagielka und Lescott das Zentrum. Kapitän Terry musste auf der Bank Platz nehmen. Bei Spanien war als einzige echte Überraschung Jordi Alba von Valencia auf dem linken Abwehrflügel zu finden. Der 22-jährige hatte gegen Schottland vor einem Monat erst sein Debüt in der Nationalmannschaft gefeiert.

Das englische Spiel war vor fast 90.000 Menschen in London darauf ausgerichtet, hinten die Null zu halten. Wenn man selbst zu Toren kommen wollte, dann vermutlich über Konter über die Seiten – etwa mit dem schnellen Walcott. „Plan“ B waren vermutlich die Standardsituationen, bei denen man naturgemäß immer gefährlich ist. Viele davon gab es nicht, aber eine solche hat schlussendlich den Ausschlag gegeben. Das kann man unter der Kategorie „mitgedachter Zufall“ einordnen. Interessanter war aber die Art und Weise, wie Capello die Furia Roja zähmte.

England schnitt die spanischen Spielverlagerungspässe ab und verdichtete zudem den Raum für das spanische Kurzpassspiel

England versuchte nicht den Ballbesitz an sich zu reißen, sondern erkannte die spanische Überlegenheit in dieser Statistik an. Wohl aber verhinderte man, dass die Iberer das in der gewohnten Form aufziehen konnten. Eine ganz wichtige Rolle spielte Solospitze Bent (bzw. später Welbeck) in diesem Konzept, obwohl er selbst nie aktiv attackierte oder Verteidiger angriff. Der Stürmer von Aston Villa platzierte sich gegen den Ball immer zwischen den beiden Innenverteidigern bzw. in Reichweite eines möglichen Querpasses. Auch an einen hohen Ball über die Breite des Feldes hatte Capello gedacht. Das 4-1-4-1 verschob sich bei Angriffen über die Seiten  zum Ball hin, der am weitesten weg stehende Mittelfeldspieler blieb aber weiter weg – quasi bewusst aus der Formation gerissen – und passte auf die aufrückenden Wingbacks der Spanier auf, die sonst gerne für unschöne Überraschungsmomente bei Verteidigungen sorgen. Mit all diesen gut ineinander greifenden Maßnahmen ließen die Three Lions keine einfache Spielverlagerung zu – ein Mittel das die Spanier gerne nutzen um die Gegner mit dem Zwang zum dauernden, schnellen Verschieben müde zu machen und auf Formationsfehler zu warten.

Das in Kombination mit zwei sehr eng beieinander stehenden Viererreihen (mit der man es auch den technisch beschlagenen Spanier erschwerte, 1 gegen 1-Situationen zu nutzen) und hervorragende Lesefähigkeiten des glänzenden Parker (stellte den Stürmer zu) in der Mitte reichte die meiste Zeit des Spiels über, um die Spanier vom Tor weg zu halten. Eine Gefahr war nur dann gegeben, wenn die Abwehrreihe zu weit aufrückte und der hohe Pass darüber hinweg versucht wurde. Dabei hatten die Briten auch Glück, dass zweimal ein falscher Abseitspfiff ertönte. Erst im Schlussviertel, als beide Teams längst mehrmals gewechselt hatten, kamen die Spanier zu mehr Druck. Da änderten sie dafür sogar das System, gingen mit einem 4-1-3-2 (65. Torres kam für Busquets) mehr Risiko. Das brachte naturgemäß mehr Anspielstationen im Schlussdrittel des Angriffs mit sich, problematischerweise kam man dort aber weiter nur selten hin.

Es war trotzdem auch Pech, dass etwa der Stangenschuss von Villa nicht ins Tor ging. England deutete in dieser Phase auch mehrmals die Kontergefährlichkeit an, Downing (45. für Walcott) und A. Johnson (76. für Milner) konnten die freiwerdenden Räume nutzen. Walcott und Milner hatten besonders vor dem Führungstreffer defensiv alle Hände voll zu tun und viel zu weite Wege um erfolgreiche Konter zu spielen, Bent war in der Spitze einsam auf weiter Flur und ohne Schuld selten fähig den Ball zu halten. In dem Sinn ging Spaniens vermuteter Gameplan auf, den Gegner wie immer möglichst weit vom eigenen Tor weg zu halten.

Fazit

Es war ein Test auf hohem taktischen Niveau, bei dem man aber auf beiden Seiten nicht das Gefühl hatte, dass schon alle Karten aufgedeckt wurden. Capello hat das Spiel der Spanier entschlüsselt und ist konsequent dagegen vorgegangen, brachte aber selbst kein spielerisches Element ein. England hat sich den Sieg deshalb mit schnörkeloser Disziplin erkämpft. Dass man ihn furios erzwungen hat, wird niemand behaupten. Gegen Weltmeister nimmt man was man kriegt. Schon am Dienstag gegen Schweden könnte England zeigen, dass man nach vorne mehr kann. Bis zur Euro muss man es wohl noch verbinden. Für die Three Lions wird einfach das Wissen wichtig sein, dass man auch den Weltmeister an guten Tagen schlagen kann – dafür noch nicht einmal die Bestbesetzung braucht. Zuletzt wurde doch ein größer werdender Pessimismus über die Medien auf der Insel vermittelt. Dieser Erfolg und die neue Kadertiefe werden dagegen helfen.

Und für Spanien? Ein kleiner Stich, eine minimale Ehrenkränkung – mehr nicht. Das könnte wohl sicherstellen, dass man nicht zu zufrieden Richtung EM arbeitet und kommt Del Bosque deshalb vielleicht gar nicht ungelegen. Grund zur Sorge gibt es nicht. Natürlich hätte auch dieses Spiel anders enden können ( das kann man das wohl über jeden ausbleibenden Sieg Spaniens in den letzten Jahren sagen). Die Spanier sind einfach zu gut und variantenreich, um über 90 Minuten völlig ohne Chance zu bleiben. Selbst wenn ein starker Gegner genau weiß, was zu tun ist. Und das ist auch in der Niederlage eine Ansage, die ohnehin niemand mehr braucht. (tsc)

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