Ribery – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Thu, 05 Sep 2013 22:37:10 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Heynckes stellt Robben in die Zentrale, Dortmund fehlt die Kraft: Bayern gewinnt die Champions League! https://ballverliebt.eu/2013/05/27/heynckes-stellt-robben-in-die-zentrale-dortmund-fehlt-die-kraft-bayern-gewinnt-die-champions-league/ https://ballverliebt.eu/2013/05/27/heynckes-stellt-robben-in-die-zentrale-dortmund-fehlt-die-kraft-bayern-gewinnt-die-champions-league/#comments Mon, 27 May 2013 11:54:10 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8776 Heynckes stellt Robben in die Zentrale, Dortmund fehlt die Kraft: Bayern gewinnt die Champions League! weiterlesen ]]> In der Bundesliga haben die Bayern in dieser Saison praktisch jeden existierenden Rekord gebrochen, international wurde Juventus klar 4:0 besiegt und Barcelona mit 7:0 zu Kleinholz zersägt – aber alles wäre nur halb so viel Wert gewesen, wenn es dennoch nicht zum Titel in der Champions League gereicht hätte. Und Dortmund tat alles, um es in einem hochklassigen und spannenden Finale genau dazu kommen zu lassen. Letztlich fehlte dem BVB trotz eines vor allem zu Beginn perfekten Matchplans aber die Effizienz – und auch die Kraft.

Bayern München - Borussia Dortmund 2:1 (0:0)
Bayern München – Borussia Dortmund 2:1 (0:0)

Wüstes Pressing, das ganz hoch startet, den Gegner so einschüchtern und diese Dominanz letztlich in Siege ummünzen – so wurde Dortmund 2011 und 2012 deutscher Meister. So schied Dortmund in der letzten Saison aber auch sang- und klanglos in einer schwachen Gruppe als Letzter aus. Nicht nur, weil man teils derbe Abwehr-Schnitzer einbaute. Sondern auch, weil hintenraus die Kraft fehlte. Beim 0:3 in Marseille gab’s zwei Tore nach der 60. Minute, beim 1:3 bei Olympiakos die endgültige Entscheidung in Minute 78, den K.o.-Schlag beim 1:2 bei Arsenal in der 86. Minute und beim 2:3 daheim gegen Marseille führte man bis zur 85. Minute noch mit 2:1.

Vintage Dortmund

In dieser Saison hat BVB-Coach Jürgen Klopp das Pressing deutlich zurücknehmen lassen. Üblicherweise legt Dortmund nun die Pressing-Linie in den Bereich direkt vor der Mittellinie. Nicht aber so in diesem Finale. Da ließ Klopp wieder, wie früher, in den ersten 20, 25 Minuten extrem hoch und extrem heftig pressen. So neutralisierte der das Ballbesitz-Spiel der Bayern und seine Mannschaft war die klar gefährlichere.

Dafür rückte mit Reus der nominelle Zehner so weit auf, dass Dortmund in einem 4-4-1-1 bzw. gar in einem 4-4-2 auf dem Platz standen – ganz ähnlich wie das in der letzten Saison mit Kagawa in dieser Rolle so hervorragend funktioniert hatte. Wie generell die Marschroute der Borussia jener beim 5:2 im Pokalfinale vor einem Jahr ziemlich exakt entsprach. Reus und Lewandowski pressten vor allem auf die Innenverteidiger der Bayern, während die Außenspieler Blaszczykowski und Großkreutz die AV der Bayern, Lahm und Alaba, bearbeiteten – hier aber fast nie alleine, sondern mit Unterstützung entweder der ballnahen Stürmer oder der aufrückenden eigenen Außenverteidiger.

Bayern mit Problemen

Den Münchnern behagte das überhaupt nicht. Schweinsteiger, der sich beim Aufwärmen eine Oberschenkelzerrung zugezogen hatte und damit längst nicht die gewohnte Präsenz im Mittelfeld verbreiten konnte, kippte oft zwischen die Innenverteidiger ab, um etwas von dem massiven Druck abzufedern, den Dortmund ausübte. Das änderte aber nichts daran, dass die Bayern ihr Spiel nicht eröffnet bekamen, sich auf lange Bälle verlegen mussten und damit das offensive Mittelfeld nicht wie gewünscht einbinden konnte.

Andererseits schaltete Dortmund überfallsartig um, wenn man den Ball eroberte – ein Verdienst vor allem des sehr umsichtigen Ilkay Gündogan und von Jakub Blaszczykowski, der nicht nur selbst das Umschaltspiel ankurbelte, sondern auch einige gute Chancen hatte, die Neuer aber hervorragend parierte. Wie überhaupt Dortmund in diesen ersten 20 bis 25 Minuten mindestens ein Tor aus der Überlegenheit schießen hätten müssen, wenn nicht zwei.

Würgegriff wird gelöst

Wie früher, löste Dortmund nach rund 25 Minuten den Würgegriff etwas. Dante und Boateng hatten nun etwas mehr Luft zum Armen, Lahm und Alaba – die beide nicht die gewohnte Abenteuerlust ausstrahlten – konnten sich nun etwas mehr um den Aufbau kümmern. Das erlaubte vor allem Ribéry, etwas einzurücken, ohne die Außenbahn zu verwaisen. So konnte das Mittelfeld-Zentrum, das Dortmund bis dahin komplett im Griff hatte, etwas angebohrt werden.

Ein Problem blieb aber bestehen: Von einer ziemlich massiven Unachtsamkeit abgesehen, hatte Schmelzer Robben ganz gut unter Kontrolle, auch dank der Hilfe des sehr fleißigen Kevin Großkreutz. Und Thomas Müller, der (wie Reus) eher als hängende Spitze agierte, weniger als Zehner, konnte nicht dauerhaft sein gefürchtetes Spiel zwischen den Linien aufziehen. Er hatte gegen Ende der ersten Halbzeit zwar einige gute Aktionen, eine konstante Gefahr, wie etwa gegen Barcelona, war er aber nicht.

Robben ins Zentrum, Müller nach rechts

Zweite Halbzeit
Zweite Halbzeit

Schon in der ersten Halbzeit hatten Müller, Robben und Ribéry immer wieder rochiert, nach dem Seitenwechsel kam es aber zu einer entscheidenden und auch dauerhaften Umstellung: Arjen Robben nahm nun halblinks zentral die Position der hängenden Spitze ein, während Thomas Müller auf die rechte Seite wechselte.

So musste sich Schmelzer auf einen neuen und vom Typ her völlig anderen Gegenspieler einstellen, während Robben im Zentrum nicht Müllers Arbeit zwischen den Linien zu verrichten versuchte, sondern vertikal ging und die Eins-gegen-Eins-Situationen suchte. Hieß: Die Bayern trachteten nun nach jener Direktheit im Zug zum Tor, die in der ersten Hälfte vor allem Dortmund gezeigt hatte.

Bayern erobern auch Zentrale

Bei der Borussia agierte Reus nun etwas tiefer, wodurch sich nun tatsächlich ein 4-2-3-1 ergab – wohl auch, weil Schweinsteiger mehr Vertrauen in seinen Oberschenkel fand und zunehmend aktiver wurde. Damit hatte auch Martínez eine Rückversicherung, wodurch er mit mehr Risiko in die Zweikämpfe gehen konnte – die Bayern eroberten immer mehr auch die Zentrale.

Der Clou an der Maßnahme, Robben ins Zentrum zu stellen, war zudem, dass er damit auch direkt mit Ribéry zusammen spielen konnte. Erstaunlich, dass das nicht schon viel öfter so praktiziert wurde, es funktionierte nämlich hervorragend – und ein Vertikal-Lauf von Robben leitete auch das mittlerweile nicht mehr unverdiente 1:0 für die Bayern durch Mandzukic ein.

Dortmund gleicht aus, kann aber nicht nachsetzen

In der direkten Folge verlor Dortmund ein wenig die Kompaktheit. Bender und Gündogan rückten auf, um das Spiel in die Hand zu nehmen, Subotic und Hummels rückten aber nicht entsprechend mit auf. In diese Lücke hinein versuchten die Bayern vor allem mit hohen Bällen zu kommen – also eher ein direktes Nützen entstehender Unordnung, als der Bayern-typische kontrollierte Aufbau. Ehe Dantes ungeschicktes Elfer-Foul den Ausgleich für Dortmund ermöglichte.

Nachsetzen konnte die Borussia aber nicht. Das extrem laufintensive Spiel der ersten Hälfte im Allgemeinen und das extreme Pressing in der Anfangsphase im Speziellen forderten ihren Tribut – Dortmund schien langsam, aber sicher K.o. zu gehen. Die Räume wurden auch nach dem 1:1 nicht mehr konsequent genug zugestellt, die Kompaktheit in der Zentrale ging zuweilen völlig flöten – die Abwehrlinie wurde aber dennoch relativ hoch zu stellen versucht. Ein Traum für Robben und seine neue Positionierung.

Mit Steilpässen in den Rücken der Abwehr oder mit Läufen in eben jenen und von dort geschlagenen Flanken (wie von Müller) hatten die Bayern genug Möglichkeiten, schon früher wieder die Führung herzustellen, aber ein exzellenter Roman Weidenfeller hielt die Borussia noch im Spiel. Bis zur 89. Minute, als bei einem weiteren hohen Ball in die Spitze die BVB-Abwehr nicht mit Robben UND Ribéry zu Rande kam und der Holländer zum 2:1 verwertete. Die Entscheidung.

Fazit: Dortmund geht zum alten Erfolgsrezept und scheitert

Für dieses eine Spiel ging Klopp zum alten Rezept zurück, das gegen die Bayern einst so großen Erfolg gebracht hat – und letztlich scheiterte man nicht daran, dass dieses Vorhaben falsch gewesen wäre. Im Gegenteil: Die Bayern fühlten sich sichtlich unwohl, und so lange Dortmund das hohe Pressing aufrecht erhalten konnte, waren die Münchner im Grunde chancenlos. Die Borussia ist letztlich daran gescheitert, dass man die frühe Überlegenheit nicht in Tore ummünzen konnte und dass in der Schlussphase die Kraft fehlte.

Die Bayern behielten nach der auch mit Glück ohne Schaden überstandenen Anfangsphase die Ruhe und nützten jeden kleinen Teilrückzug von Dortmund gnadenlos aus, um sich selbst immer mehr Kontrolle zu krallen. Die Maßnahme von Jupp Heynckes, Robben ins Zentrum zu stellen und damit statt der Kampfkraft Müllers auf die vertikalen Laufwege des Holländers gegen eine eher hoch stehende Abwehr zu setzen, machte sich voll bezahlt – beide Bayern-Tore waren dieser Umstellung geschuldet.

Dass die Bayern über die ganze Saison gesehen die klar beste Mannschaft Europas waren, darüber kein ohnehin kein Zweifel bestehen. Jetzt haben sie es mit dem letztlich nicht unverdienten Finalsieg in der Champions League auch Schwarz auf Weiß.

(phe)

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Die Bayern machen alles richtig – historischer 4:0-Sieg über Barcelona! https://ballverliebt.eu/2013/04/24/die-bayern-machen-alles-richtig-historischer-40-sieg-uber-barcelona/ https://ballverliebt.eu/2013/04/24/die-bayern-machen-alles-richtig-historischer-40-sieg-uber-barcelona/#comments Tue, 23 Apr 2013 23:28:17 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8700 Die Bayern machen alles richtig – historischer 4:0-Sieg über Barcelona! weiterlesen ]]> Na bumm! Die Bayern schlagen den FC Barcelona im Halbfinal-Hinspiel der Champions League mit 4:0 – und das Resultat ist kein Zufall. Im Spiel von Peps zukünftiger Mannschaft gegen Peps ehemaligem Team setzten die Münchner den Katalanen vor allem mit dem Mut zu, selbst hoch zu pressen und sich nicht hinten einzuigeln. Barça hatte letztlich keine Chance und wurde in der zweiten Hälfte sogar regelrecht zerlegt.

Bayern München - FC Barcelona 4:0 (1:0)
Bayern München – FC Barcelona 4:0 (1:0)

So sehr Bayern München schon Barcelona ähnelt, bevor Pep Guardiola im Sommer übernehmen wird – bei Ballbesitz und Passgenauigkeit ist europaweit nur der FC Bayern halbwegs in der Nähe der Katalanen – war doch klar, dass sich eher die Bayern auf die Gäste einstellen würden als andersrum. So gab es einige sehr zentrale Faktoren in diesem Spiel.

Das Pressing der Bayern

Was das Pressing angeht, sind das ohne Zweifel die beiden weltbesten Mannschaften. Die Bayern hatten wiederum einen recht genauen und differenzierten Plan (wie das schon im Viertelfinale gegen Juventus der Fall war): Diesmal befand sich die Pressing-Linie etwa auf Höhe der Mittellinie, bzw. leicht in der gegnerischen Hälfte. Gomez stand recht tief und ging auf Busquets bzw. die Innenverteidiger, dazu rückten Schweinsteiger und Martínez oft rasch auf und stellten die Wege zu.

So taten sich die Gäste trotz 62 % Ballbesitz in der ersten halben Stunde – was für Barcelona-Verhältnisse eh relativ wenig ist – extrem schwer, wirklich in das Angriffsdrittel zu kommen und es wurden ungewöhnlich viele lange Bälle versucht. Ohne den wirklich durchschlagenden Erfolg, es dauerte bis zur 42. Minute, ehe die Gäste den Gastgeber erstmals mit spielerischen Mitteln wirklich am Strafraum herumhetzen konnte.

Hinzu kam, dass die Bayern, wenn sie den Ball halbwegs sicher hatten (Barcelona presst unter Vilanova auch nicht mehr ganz so exzessiv wie unter Guardiola), die Abwehrkette extrem weit nach vorne zu schieben traute. Das ist gegen Barcelona aufgrund ihrer Stärke im Bälle in den Rücken der Abwehr spielen extrem gefährlich, weil aber das Barça-Zentrum gut angegangen wurde, funktionierte das.

Der Kampf im Mittelkreis

Busquets, Xavi und Iniesta standen im Zentrum Schweinsteiger, Martínez und Müller gegenüber. Die Bayern agierten in diesem Bereich relativ strikt Mann gegen Mann – so übernahm Schweinsteiger die Bewachung von Xavi, sobald dieser die Mittellinie überquerte, und zwar auch horizontal. Ähnliches galt für Javi Martínez und Iniesta, während Müller in höherer Position zumeist gegen Busquets am Werk war.

Dieses theoretische 3-gegen-3 versuchten die Bayern zu ihren Gunsten zu drehen, indem sich Gomez oft recht tief fallen ließ und/oder Robben von der rechten Seite weit in die Mitte zog, um in diesem Bereich eine Überzahl herzustellen. Genau dieses zentrale Vorhaben sprach Müller nach dem Spiel auch im TV-Interview mit Sky an. Das Pressing (weiter hinten) setzte vor allem Xavi und Busquets zu, während Iniesta mit dem robusten Spiel von Martínez extreme Probleme hatte, zwar oft am Ball war, aber praktisch nichts Konkretes zu Stande brachte.

Die Herangehensweise auf den Flügeln

Mit den Flügel-Achsen Lahm/Robben und Alaba/Ribéry hatten die Bayern nominell einen haushohen Vorteil, was das Bespielen der Außenbahnen angeht, weil Barcelona üblicherweise die Flügel nur jeweils nur mit einem Spieler besetzt, mit Dani Alves rechts und Jordi Alba links. Wie massiv der Respekt von Vilanova gegenüber der Bayern-Flügelzange ist, zeigte die Art und Weise, wie er seine Außenstürmer Pedro und Sánchez spielen ließ. Diese agierten nämlich extrem zurückgezogen und testeten Lahm und Alaba kaum, sondern erwarteten die Vorwärtsläufe dieser beiden recht tief, während Dani Alves und Jordi Alba die vertikale Arbeit verrichteten.

Auf der linken Seite arbeitete Ribéry extrem viel nach hinten mit und half Alaba gegen Dani Alves, sodass dieser kaum einmal wirklich ein offensiver Faktor war. Erstaunlich, dass sich Pedro dennoch nie wirklich dazu durchringen konnte, konstruktiv in dieser Zone des Feldes mitzuarbeiten. Auf der anderen Seite rückte Robben wie erwähnt recht hoch ein und überließ Lahm die Seite, und weil auch hier Alba die Hilfe von Sánchez fehlte – und Lahm eine ausgezeichnete Partie ablieferte – brannte nichts an.

Die Vertikal-Läufe von Schweinsteiger und Martínez, die als Nebeneffekt Platz für die aufrückenden Außen der Bayern schafften, wurden hingegen nicht konsequent genützt.

Messi und die Bayern-Innenverteidigung

Keine Frage – von „wirklich fit“ oder „annähernd 100 %“ war Messi drei Wochen nach seiner im Hinspiel gegen PSG erlittenen Verletztung meilenweit entfernt. Ihm fehlte die gewohnte Spitzigkeit, die Mobilität und die Fähigkeit, unerwartete Haken zu schlagen. Ihm fehlte aber auch die Unterstützung der in diesem Spiel massiv gebundenen Xavi und Iniesta. Das erlaubte es den Bayern, eine relativ unkomplizierte Taktik im Verteidigen von Messi zu spielen.

Diese stützte sich in erster Linie auf Dante. Der brasilianische Wuschelkopf spielt ganz generell eine herausragende Saison, zudem hat er die Fähigkeit, ein Spiel zu lesen, ist sehr passsicher und auch ziemlich resistent gegen Pressing. Gegen den oft Richtung Pedro bzw. Xavi driftenden Messi geriet Dante nie in Panik, im Gegenteil, er rückte wenn nötig geschickt heraus und wurde von Boateng bzw. Alaba abgedeckt. Was auch möglich war, weil aus dem Barcelona-Mittelfeld zu wenig nachgerückt wurde und Pedro überhaupt keine Bedrohung darstellte.

Das logische Manöver, um die Bayern an der Spieleröffnung zu hindern, wäre ein konsequentes Anpressen von Boateng gewesen. Der ist ein solider Innenverteidiger, aber kein Künstler und auch keiner von der vor allem mentalen Statur eines Dante. Alleine – es passierte nicht.

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Dante war der Chef in der Bayern-IV, Boateng das brave Helferlein.

Obwohl Boatengs Rolle hauptsächlich in der von Dantes treuem Helferlein bestand. Drei von vier Bällen, die Boateng spielte, lieferte er bei Dante selbst oder bei Neuer ab; wenig überraschend passierten ihm dabei auch keine Fehler. War der Pass für jemand anderen gedacht (also für Lahm und Robben, in erster Linie), kamen fast die Hälfte der Bälle nicht an. Anspiele auf Javi Martínez gab’s praktisch keine.

Ganz anders bei Dante: Dieser gab den Ball oftmals kurz zum zurückgerückten Schweinsteiger, sehr oft rückte er auch hinaus auf die linke Seite und eröffnete von dort für die dann aufgerückten Alaba und Ribéry, während Schweinsteiger abkippte und im Zentrum absicherte.

Die Tore

Dass sich der Gegentor-Schnitt von Barcelona von 0,55 pro Spiel (2010/11) auf mittlerweile über eines pro Spiel verdoppelt hat, liegt sicher zu einem großen Teil auch an der zunehmenden Verletzungsanfälligkeit von Puyol, dazu fehlte auch Mascherano; Adriano Correia (der im Viertelfinale gegen PSG innen spielte) ist eher Außenverteidiger, Busquets wurde im Mittelfeld gebraucht – so musste Marc Bartra ran. Der ist zwar grundsätzlich auch kein Schlechter, aber es ist sicherlich kein Zufall, dass drei der vier Tore aus knapp der Grundlinie entlang gespielten Querpässen resultierten (das erste, das zweite und das vierte).

Hinzu kommt, dass sich Barcelona vor allem bei Kopfbällen oft erstaunlich billig ausmanövrieren ließ – dabei wäre Gerárd Piqué 1,92 Meter groß. Dass das zweite Tor Abseits war und das dritte wegen den Blocks von Müller an Alba auch nicht zählen hätte dürfen, soll nicht verschwiegen werden – allerdings hätten auch die Bayern einen Hand-Elfmeter zugesprochen bekommen müssen und dass kurz vor dem Ende Alba nicht die rote Karte sah, als er Robben den Ball ins Gesicht warf, ist ebenfalls kaum nachvollziehbar. Viktor Kassai – der schon ein CL-Finale (das von Barcelona gegen Man Utd 2011), ein WM-Halbfinale (jenes zwischen Deutschland und Spanien 2010) und ein Olympia-Finale (das 1:0 von Argentinien gegen Nigeria 2008) leitete – hatte einen ganz schlechten Tag, benachteiligte aber beide Teams.

Barcelona lässt Raum und wird bestraft

Nach dem 2:0 kurz nach dem Seitenwechsel rückte das Mittelfeld von Barcelona auf, um für mehr Druck zu sorgen – was letztlich dazu führte, dass Heynckes mit Luiz Gustavo (statt Gomez) mehr Stamina ins Zentrum brachte. Dabei vernachlässigte die Innenvertigung mit Piqué und Bartra aber das Nachrücken, wodurch zwischen diesem Duo und Busquets ein ziemlich massives Loch entstand.

Die Bayern zermürbten Barcelona schon vor dem Seitenwechsel mit ihrem blitzschnellen Umschalten von Defensive auf Offensive und sorgten in der Barça-Abwehr damit für einige Verwirrung, mit dem Platz zwischen den Reihen in der zweiten Halbzeit hatten sie folglich ihre helle Freude. Der Konter über Ribéry, der via Schweinsteiger zu Robben flink auf die andere Seite verlagert wurde, wo die Abwehr aus der Position gezogen war (und Alba, nachdem er von Robben überwunden war, von Müller weggecheckt wurde), war dafür ein Paradebeispiel. Genauso wie der Konter über Alaba, der zum 4:0 führte.

Fazit: Bayern von A bis Z besser

Ein bärenstarker Müller, der das Barcelona-Mittelfeld zur Verzweiflung trieb. Ein gewohnt laufstarker Schweinsteiger, der jener Regisseur war, der Xavi hätte sein sollen. Ein extrem cooler Dante, der sich um (einen zugegebenermaßen waidwunden) Messi kümmerte und das Spiel von hinten eröffnete: Die Bayern waren von Abwehr bis Angriff dem FC Barcelona klar überlegen. Den Katalanen gelang es gegen das geschickte Pressing der Bayern, die gerade im Mittelfeld ihre Physis extrem intelligent ausspielten, nie, ihren Ballbesitz wirklich dauerhaft in die Nähe des Bayern-Strafraums zu verlegen.

Dazu fehlte es auch an den Impulsen von der Bank. Es ist seit Jahren der wohl größte Kritikpunkt an Barcelona, dass es keinen Plan B gibt. Das galt aber in der Regel für Spiele gegen Teams, die sich mit neun Feldspielern hinten einigeln – nicht, wenn man selbst im Mittelfeld angepresst wird und der Gegner sich traut, selbst aktiv zu werden. Damit hatte etwa Spanien im EM-Semifinale gegen Portugal schon ganz große Probleme, und die Bayern setzten diese Taktik gnadenlos um. Nicht, indem sie versuchten, Barcelona jetzt zwingend den Ballbesitz zu nehmen. Sondern ohne den Ball die Kreise des Gegners einzuengen und mit dem Ball schnell umzuschalten und die defensiven Fragezeichen von Barça zu nützen.

Letztlich ist der Sieg vielleicht um ein Tor zu hoch, aber dennoch ist dies das erste Mal, dass Barcelona von einem Gegner nicht nur kontrolliert wird, sondern die Schwächen gnadenlos aufgedeckt werden und das Team komplett zerlegt wird. Inwieweit das ein Wendepunkt der Geschichte ist, um mal das ganz große Ganze anzusprechen, wird sich zeigen, schließlich hat derzeit bis auf die Bayern praktisch keiner die Qualität, dieses Spiel gegen Barcelona so durchzuziehen (wie ernst man die Clásico-Niederlagen zuletzt in Cup und vor allem der längst entschiedenen Meisterschaft nehmen kann, ist eine Streitfrage).

Aber auf jeden Fall haben die Bayern gezeigt: Barcelona ist zu schlagen, auch, wenn man sich nicht hinten einigelt.

(phe)

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Bayerns Umstellung nach Kroos‘ Ausfall überfordert Juventus – 2:0! https://ballverliebt.eu/2013/04/03/bayerns-umstellung-nach-kroos-ausfall-uberfordert-juventus-20/ https://ballverliebt.eu/2013/04/03/bayerns-umstellung-nach-kroos-ausfall-uberfordert-juventus-20/#comments Tue, 02 Apr 2013 23:02:55 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8552 Bayerns Umstellung nach Kroos‘ Ausfall überfordert Juventus – 2:0! weiterlesen ]]> Alabas 1:0 nach 23 Sekunden brachte die Bayern im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Juventus auf die Siegerstraße – mindestens ebenso wichtig war aber die intelligente Umstellung von Heynckes, als Kroos nach einer Viertelstunde verletzt raus musste. Mit der veränderten Zuteilung kam Juventus überhaupt nicht zurecht und so gab es letztlich ein 0:2, mit dem die Italiener gar nicht so schlecht bedient sind.

Bayern München - Juventus Turin 2:0 (1:0)
Bayern München – Juventus Turin 2:0 (1:0)  |  ab Minute 16

Ein Fehler von Pirlo im Spiel nach vorne, ein Querpass von Schweinsteiger, ein Gewaltschuss von David Alaba – es dauerte nicht einmal eine halbe Minute, ehe die Bayern mit 1:0 in Führung lagen. Die Hauptaufgabe der Münchner war es natürlich, möglichst Andrea Pirlo aus der Partie zu nehmen – mit der frühen Führung taten sich die Bayern damit leichter, weil die Italiener dadurch gezwungen waren, selbst aufzurücken und das Zentrum nicht so verdichten konnten, wie sie das sonst gerne tun.

Juve schiebt nach vorne

Anfangsphase
Anfangsphase

Wie schon letzten Juni beim deutschen 1:2 im EM-Halbfinale gegen Italien war Toni Kroos auch diesmal dafür zuständig, die Kreise von Pirlo einzuengen. Unterschied zu damals: Bei den Bayern blieb die rechte Seite besetzt. So konnte sich Kroos an Pirlo dranhängen, ohne Angst haben zu müssen, dass die Balance im Team verloren geht.

In den Minuten nach dem 0:1 rückte Juventus tatsächlich recht hoch auf, vor allem die Wing-Backs pushten konsequent nach vorne. Der agile Lichtsteiner und die beiden Läufer im Mittelfeld, Vidal und Marchisio, versuchten Druck aufzubauen und schnell nach vorne zu kommen; dazu war Peluso links bereit, Müller zu ignorieren und ebenso nach vorne zu gehen. Der Druck auf Pirlo allerdings – hauptsächlich eben von Kroos, aber auch Schweinsteiger und der für den gesperrten Javi Martínez in die Start-Elf gerückte Luiz Gustavo – setzten dem Taktgeber zu. So sammelte Juventus in dieser Phase zwar 60 Prozent Ballbesitz, kam aber zu keinen echten Torchancen.

Kroos‘ Verletzung schadet Juve

Nach zwölf Minuten riss sich allerdings Toni Kroos ohne Fremdeinwirkung ein Muskelbündel im Adduktoren-Bereich – für den so spielintelligenten Zehner war das Spiel natürlich vorbei, für ihn kam Robben in die Partie. Dieser ging auf seine angestammte rechte Seite, während Müller ins Zentrum wechselte und die Kroos-Rolle als Pirlo-Bewacher Nummer eins übernahm. So paradox es aber klingt: Die Verletzung eines der besten Bayern-Spielers dieser so dominanten Saison schadete den Bayern deutlich weniger als Juventus.

Dank Robben kam nun nämlich sehr viel mehr Zug zur gegnerischen Grundlinie auf die rechte Bayern-Seite. Hatte Müller zuvor seine Rolle auf der Außenbahn noch kämpferischer und und auch etwas zentraler interpretiert, ging Robben gezielt in den Rücken von Peluso und blieb nahe der Seitenlinie. Oftmals nahm er auch Lahm mit, wodurch eine 2-gegen-1-Überzahl für die Bayern entstand. Das zwang wiederum Chiellini, aus der Dreierkette nach außen zu rücken.

Adjustierung auf der Robben-entfernten Seite

Genau das nützten die Münchner durch einen geschickten Schachzug auf der anderen Spielfeldseite aus. Ribéry stand nun nicht nur sehr hoch, sondern auch sehr weit innen – zuweilen beinahe als zweiter Stürmer oder als hängender Stürmer schräg hinter Mandžukić. Das bedeutete, dass sich weniger Juve-Wingback Lichtsteiner um den Franzosen zu kümmern hatte, als viel mehr mit Barzagli der rechte Mann in der Dreierkette der Turnier. Weil aber eben Chiellini auf der Robben-Seite gebraucht wurde, stand der Rest der Dreierkette nun jeweils Mann gegen Mann ohne überzähligen Spieler. Was ziemlich massive Wirkung zeigte.

Weil die linke Seite der Bianconeri unter Vollbeschäftigung litt und auf der rechten Seite Lichtsteiner oft nicht so recht wusste, ob er Ribéry nachrennen sollte oder doch lieber auf Alaba aufpasste, war nun plötzlich enorm viel Breite im Spiel der Bayern. Instinktiv wanderten dadurch auch Vidal und Marchisio zurück, womit der ungewohnt abenteuerlustige Luiz Gustavo und der wie immer sehr umsichtige Schweinsteiger viel Platz und wenig Druck hatten. Die vor allem auf die Außenspieler des Juve-Abwehrtrios gut pressenden Hausherren (Ribéry! Mandžukić!) hatten das Spiel nun komplett unter Kontrolle, verpassten es aber, die durchaus möglichen Tore zu machen.

Pirlo neutralisiert, Stürmer eher sinnlos

Hinzu kam, dass die Spezial-Aufgabe gegen Pirlo nicht das extrem präzise Gefühl für Auf- und Zurückrücken sowie für das Bespielen der Räume erfordert, wie die Kroos hat und der mehr über Kampfkraft als über Instinkt kommende Müller weniger. Im Gegenteil: Die Wadlbeißer-Qualitäten von Müller kamen in diesem Spiel im Zentrum gegen Pirlo perfekt zu Geltung, was zur Folge hatte, dass Pirlo so gut wie gar nicht zur Geltung kam.

Was Juventus ausgleichen hätte können, wenn die beiden Stürmer sich nicht gar so passiv angestellt hätten. Matri und Quagliarella waren ihrer Mannschaft nämlich überhaupt keine Hilfe. Weder pressten sie die Bayern-Innenverteidiger Dante und Van Buyten wirkungsvoll an, um ihnen die Luft in der Spieleröffnung zu nehmen. Noch ließen sie sich weit genug zurückfallen, um Schweinsteiger und Luiz Gustavo an der Gestaltung zu hindern. Die Juve-Stürmer trabten nur sinnlos zwischen den Reihen herum, bis sie nach etwa einer Stunde völlig zu Recht per Doppelwechsel vom Spielfeld mussten.

Kurz, nachdem der einmal mehr beeindruckend fleißige Mandžukić einen nur mäßig von Buffon parierten Schuss von Luiz Gustavo zu Müller querlegte und dieser aus zwei Metern mühelos das 2:0 markierte. Zwar stand Mandžukić zuvor womöglich knapp im Abseits, was aber nichts daran ändert, dass das zweite Bayern-Tor überfällig war und der Spielstand danach Juve immer noch ein wenig schmeichelte.

Umstellungen von Conte

Mit Mirko Vučinić und Sebastian Giovinco kamen nun zwei Spieler, die es gewohnt sind, als hängende Spitze zu agieren. Vor allem Vučinić stellte sich nun Luiz Gustavo deutlich williger in den Weg als Matri zuvor; zudem brachte der Montenegriner lange vermisste Direktheit und Zug zum Tor ins Spiel des italienischen Meisters. Das erforderte auch, dass Lahm wieder aufmerksamer nach hinten zu arbeiten hatte.

Schlussphase
Schlussphase

Eine weitere Umstellung nahm Juve-Coach Conte eine Viertelstunde vor Schluss vor, indem er Pogba statt Peluso brachte und auf ein nicht ganz ausgewogen wirkendes 4-4-2 umstellte. Das bedeutete eine diametrale Änderung von allem, wofür das 3-5-2 in Turiner Interpretation steht: Nun gab es jeweils zwei Flügelspieler, statt nur einen – in der Theorie, denn während Chiellini die Umstellung sichtlich schwer fiel und er sich nicht so recht nach vorne traute, ließ Lichtsteiner die Schnittstelle zu Barzagli durch seine hohe Positionierung weit offen.

Zudem gab es im Zentrum nun nicht mehr einen Taktgeber und zwei Laufwunder, sondern zwei Passspieler und gar keine Läufer mehr. Damit aber konnten die Bayern ihre Überzahl im Zentrum so ausspielen, dass von Pirlo und Pogba keine wirklich gewinnbringenden Pässe kamen.

Diese letzte Umstellung von Conte wirkte schon ein wenig verzweifelt und die Mannschaft wusste auch nicht so wirklich damit umzugehen. Womit sich auch am 0:2 nichts mehr änderte.

Fazit: Juve kam mit Bayern-Adjustierungen nicht klar

Juventus war drauf und dran, das Spiel in die Hand zu nehmen, als die Bayern durch Kroos‘ Verletzung zur entscheidenden Umstellung gezwungen wurden – mit der Juventus sichtlich überfordert war. Vidal und Marchisio hingen zwischen „Hinten helfen“ und „Bayern-Mittelfeld unter Druck setzen“ und machten letztlich beides nicht gut genug. Der einzige Vorwurf, den sich die Bayern gefallen lassen müssen: Nicht den durchaus möglichen und auch durchaus verdienten noch höheren Sieg geschafft zu haben.

Das Zwei-Tore-Defizit lässt gerade noch zu, dass Juventus kleine Hoffnungen haben darf. Dafür muss sich Conte aber mit Sicherheit etwas ziemlich Schräges einfallen lassen, denn mit dem gewohnten 3-5-2 kamen die Bayern gut zurecht. Zudem werden die Münchner von der untypisch italienischen Top-Stimmung in der modernen Juventus-Arena nicht so eingeschüchtert sein wie die meisten Serie-A-Teams.

Es ist also noch nicht der Deckel drauf – frag nach bei Arsenal – aber so gut wie.

(phe)

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Klopps Mittelfeld-Trio zeigt Wirkung: Dortmund holt 1:1 bei den Bayern https://ballverliebt.eu/2012/12/02/klopps-mittelfeld-trio-zeigt-wirkung-dortmund-holt-11-bei-den-bayern/ https://ballverliebt.eu/2012/12/02/klopps-mittelfeld-trio-zeigt-wirkung-dortmund-holt-11-bei-den-bayern/#comments Sun, 02 Dec 2012 01:52:10 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8101 Klopps Mittelfeld-Trio zeigt Wirkung: Dortmund holt 1:1 bei den Bayern weiterlesen ]]> Erstmal schauen, dann man den Bayern-Wirbelwind bremst – dachte sich Dortmund. Erstmal schauen, dass wir kein Tor kriegen, ein Remis ist ja auch okay – dachten sich die Bayern. Die daher nie volles Risiko gingen, das Dortmunder Defensiv-Konzept mit einem zentralen Mittelfeld-Trio auszuhebeln. Erst, als Klopp die Räume aufmacht, kommen die Bayern zu Chancen. Dennoch blieb’s beim 1:1.

Bayern München – Borussia Dortmund 1:1 (0:0)

Das bestimmende Element in diesem Spiel war logischerweise die Aufteilung im Mittelfeld bei Borussia Dortmund. Jürgen Klopp stellte sein Team in einem 4-3-3 auf, in dem neben Sven Bender und Ilkay Gündogan auch Jakub Blaszczykowski in die Zentrale beordert wurde. Ziel dieser für Dortmund ungewohnten Formation war klar: Durch die Mitte nichts zulassen und auf den Außenbahnen Überzahl herstellen.

Effekte der Dortmunder Mittelfeld-Dreierkette

Obwohl Dortmund auf das übliche Pressing verzichtete und zudem ziemlich desaströse Zweikampfwerte aufwies – nur 39% wurden gewonnen – ging der Plan durchaus auf.

Zweikämpfe des BVB-Mittelfeld-Trios: vor allem Gündogan (8) und Kuba (16) schnitten auf den Halbpositionen viele Bayern-Angriffe ab.

Kuba Blaszczykowski rückte immer nach außen, wenn es galt, den Weg für Ribéry abzuschneiden; während sich Bender und Gündogan beide eher um das andere Halbfeld kümmerten. Logisch – denn hier rückte Schweinsteiger aus der Tiefe immer wieder auf, um Toni Kroos zu unterstützen. Das Trio agierte durchaus gut abgestimmt und verhinderte praktisch jeden Versuch der Bayern, durch die Mitte zu kommen und so Mandzukic einzusetzen.

Bayern-Zehner Kroos spielte fast nur horizontal, weil er durch das dichte Mittelfeld-Trio von Dortmund kein Durchkommen sah.

Druch die vertikale Inexistenz von Kroos war das Spiel der Bayern auf die Außenbahnen gezwungen. Genau das wollte Klopp ohne Zweifel erreichen, und hier griff der eigentliche Clou in seinem System: Durch das geschickte Rausschieben von Gündogan und Blaszczykowski sahen sich Ribéry und Müller permanenter Unterzahl gegenüber.

Müller (25) war isoliert und holte sich auch keine Bälle von hinten; Ribéry (7) hatte einen schweren Stand und brachte kaum was vors Tor.

Ribéry hatte permanent Blaszczykowski auf seinen Füßen stehen, und hatte er den überwunden, stand immer noch Piszczek vor ihm. Der Franzose arbeitete auch viel nach hinten, war sich für keinen Defensiv-Zweikampf zu schade, brachte nach vorne aber wenig Konkretes zu Stande. Auf der anderen Seite war Thomas Müller, was die Rückwärtsbewegung angeht, deutlich fauler und er blieb isoliert – weil der es mit Gündogan und Schmelzer zu tun hatte und Bender einen guten Job machte, wenn es darum ging, Schweinsteiger bei begrenzter Wirkung zu halten.

Bayern defensiv diszipliniert, aber ohne offensives Risiko

Die Bayern spielten mit einer sehr hohen Verteidigungslinie und sammelten viel Ballbesitz, erwischten die Dortmunder aber kaum einmal in Unordnung. Andererseits ließen sie aber auch bei sich selbst keine zu: Wenn der Ball verloren wurde, geschah das Umschalten von Offensive auf Defensive blitzschnell, man bekam extrem flink genug Leute hinter den Ball und kam so auch kaum in Gefahr. Lediglich, wenn es Fehlpässe in der Vorwärtsbewegung gab, konnte Dortmund Neuer wirklich prüfen, wie bei Reus‘ Schuss kurz vor der Halbzeit.

Die andere Seite der Medaille war aber, dass auch die Außenverteidiger Lahm und Alaba ihre Rollen eher konservativ anlegten und es vermieden, sich allzu weit nach vorne zu bewegen – um nicht den Dortmunder Flügelstürmern Götze und Reus Raum in ihrem Rücken zu geben.

Lahm (21) und Alaba (27) vor der Halbzeit-Pause: Sehr zurückhaltend. Alaba kam trotz hoher Verteidiguns-Linie kaum über die Mittellinie, und auch Lahm kam nicht in einmal in die Nähe der Grundlinie.

Nach der Pause öffnet sich das Spiel

Nach dem Seitenwechel wich bei beiden Seiten die Vorsicht ein wenig dem Willen zu mehr Gestaltung. Dortmund achtete nun darauf, die Bälle schneller in die Spitze zu bekommen und mehr nachzurücken. Das hatte zur Folge, dass die Borussia ihre Präsenz in der gegnerischen Hälfte deutlich erhöhte. Aber auch die Bayern zeigten sich eine Spur offensiver.

Vor allem Lahm (21) tauchte in der 2. Hälfte deutlich öfter in der gegnerischen Hälfte auf, auch Alaba (27) zeigte mehr Konkretes.

Vor allem Philipp Lahm hatte die Zeichen der Zeit erkannt und belebte mit vermehrten Vorstößen die vor der Pause praktisch tote rechte Seite der Bayern merklich. Das alles änderte aber nichts daran, dass sowohl Lewandowski bei Dortmund als auch Mandzukic bei Bayern eher frustrierende Abende verlebten, weil sie kaum ins Spiel kamen und auch weiterhin ihre Kollegen nicht mit letzter Konsequenz nachrückten.

So war es auch folgerichtig, dass die Tore aus einer feine Einzelleistung von Kroos waren (1:0) und schlampiges Verteidigen eines Eckballs (1:1), und nicht aus taktischen Fehlleistungen oder Stellungsfehlern aus dem Spiel heraus.

Klopp stellt um – und gibt Spiel aus der Hand

Unmittelbar vor dem Tor zum Dortmunder Ausgleich, rund eine Viertelstunde vor Schluss, stellte Jürgen Klopp um: Er nahm Blaczszykowski vom Feld und brachte Perisic, stellte damit sein System auf das gewohnte 4-2-3-1 um.

Schlussphase

Eine Entscheidung, die sich als nicht so glücklich herausstellen sollte. Denn mit dem Auflassen des Mittelfeld-Trios und der Umstellung auf ein Duo, das sich um die defensive Zentrale kümmern sollte, öffnete Klopp den Bayern genau jene Räume, die sie in den 75 Minuten davor nicht hatten.

Das nützte der Tabellenführer auch schnell aus. Vor allem Thomas Müller blühte auf, nun da er etwas Platz zum Bearbeiten hatte – zudem musste Neven Subotic bei Dortmund angeschlagen raus und Felipe Santana war nicht sofort voll im Spiel. Logische Folge: Die Bayern kamen in der Schlussphase massiv auf und Roman Weidenfeller musste in drei, vier Situationen sein ganzes Können auspacken, um Dortmund zumindest noch das 1:1 zu retten.

Fazit: Klopp macht’s lange richtig – und vercoacht dann fast noch

Die Bayern hatten schon beim 1:1 in Nürnberg mit einem Mittelfeld-Trio, das die Mitte zumachte und auf den Flügeln aufpasste, große Probleme. Sehr ähnlich gestaltete sich dieses Spiel, in dem Klopp erst einmal darauf achtete, dass man die in dieser Saison so flink nach vorne Spielenden Bayern erstmal einbremst und über die trickreichen Reus und Götze die Kanäle Richtung Tor bearbeitet.

Auf der anderen Seite wussten die Bayern, dass auch ein Remis ein recht akzeptables Resultat ist und gingen daher auch nie das letzte Risiko. Die Außenverteidiger blieben lange zurückhaltend; kein Tor zu kassieren war auch hier wichtiger als selbst eines zu erzielen. So steht letztlich ein logisches und auch leistungsgerechtes Remis – wäre da nicht die letzte Viertelstunde gewesen.

Die die Umstellung von Klopp, weg vom Mittelfeld-Trio, eröffnete den Bayern die Chance, das Spiel doch noch zu gewinnen. So ist der Punkt für Dortmund zwar immer noch nicht völlig unverdient, aber wenn der BVB das Spiel noch verloren hätte, dann hätte sich Klopp das wohl auf die eigene Kappe zu heften gehabt.

Aber – es ging ja nochmal gut.

(phe)

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Zwei Rechtsverteidiger sind auch keine Lösung: Frankreich ist raus https://ballverliebt.eu/2012/06/24/zwei-rechtsverteidiger-sind-auch-keine-loesung-frankreich-ist-raus/ https://ballverliebt.eu/2012/06/24/zwei-rechtsverteidiger-sind-auch-keine-loesung-frankreich-ist-raus/#comments Sat, 23 Jun 2012 23:07:16 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7590 Zwei Rechtsverteidiger sind auch keine Lösung: Frankreich ist raus weiterlesen ]]> Mit einer starken Leistung, die er nebenbei mit zwei Toren krönte, führte Xabi Alonso in seinem 100. Länderspiel Spanien ins Halbfinale. Gegner Frankreich bot zwar eine interessante Variante in der Defensive an, aber viel zu wenig, wenn der Vorwärtsgang gefragt war. Auch nicht, als man in der Schlussphase von Spanien den Ball zur Verfügung gestellt bekam.

Spanien - Frankreich 2:0 (1:0)

Es ist die Frage aller Fragen, wenn man gegen Spanien spielt: Wie verteidigt man es möglichst effektiv, ohne sich dabei selbst allzu sehr zu kastrieren? Italien hat das ganz gut hinbekommen, ansonsten sind in den letzten Jahren aber die allermeisten an dieser Aufgabe gescheitert. Frankreichs Teamchef Laurent Blanc versuchte es in diesem Viertelfinale mit einer asymmetrischen Verteidigungs-Strategie.

Fünferkette

Nominell war Révellière als Rechtsverteidiger und Debuchy als rechter Mittelfeld-Mann aufgestellt. Tatsächlich aber spielte Révellière den Manndecker für Iniesta und Debuchy den Rechtsverteidiger. Damit konnte sich ein Verteidiger (eben Révellière) bedenkenlos vom spanischen Flügelspieler aus der Position ziehen lassen, ohne dass dadurch die Seite für den nachrückenden spanischen Außenverteidiger (in dem Fall Jordi Alba) frei war. Die Pärchenbildung war recht strikt: Révellière gegen Iniesta, Debuchy gegen Alba.

In der Praxis wurde das bei Frankreich damit eine Fünferkette, mit drei zentralen Mittelfeld-Spielern davor (Cabaye, M’Vila und Malouda). Und hier kommt die Asymmetrie ins Spiel: Während nämlich vor Debuchy überhaupt keiner mehr war und nur Vorstöße des Mannes von Lille für den Hauch von Offensive sorgten, war auf der linken Seite Franck Ribéry ein echter Flügelspieler im Mittelfeld. Er arbeitete wenig defensiv, was gegen Arbeloa aber kein Problem war: Erstens bohrte der den Platz hinter Ribéry eh kaum an und zweitens wurde er, wenn er es doch tat, von seinen Kollegen nicht gerade gesucht.

Was tun mit dem Platz?

Die Folge war, dass Spanien auf der linken Angriffsseite über Alba und Iniesta viel in den Verkehr hinein kamen, auf der rechten Seite über Silva und Arbeloa aber oft Platz ohne Ende war, weil auch Clichy immer wieder recht weit einrückte. Alleine: In den freien Raum gingen die Spanier mit dem Ball selten. Ohne Ball schon – da waren Silva und Arbeloa durchaus an der Außenlinie zu finden.

Ganz brach lag der viele Platz auf dieser Seite dennoch nicht, wie beim 1:0 für Spanien nach 19 Minuten deutlich wurde. Zwar brauchte es einen individuellen Fehler – einen Ausrutscher von Debuchy – um Alba die Flanke (ja, eine Flanke, und das von Spanien) zu ermöglichen, aber weil Clichy auf der anderen Seite zu weit eingerückt war, stand der aufgerückte Xabi Alsono komplett frei und verwertete völlig problemlos zur Führung.

Aufrücken im spanischen Mittelfeld

Wie generell das spanische Mittelfeld hinter dem als Falscher Neun aufgestellten Fàbregas eine deutlich aktivere Rolle einnahm als noch gegen Italien. Dort hatte man auch deshalb keinen Zugriff auf den Strafraum bekommen, weil aus dem Mittelfeld zu wenig nachgerückt wurde. So hatte der Druck gefehlt und Italien konnte das (ebenfalls mit fünf Verteidigern gegen den Ball) recht gut verteidigen.

Das war diesmal anders. Eine Fülle an Tormöglichkeiten konnten sich die Spanier (bei denen sich vor allem Xabi Alonso als extrem stark hervor tat) zwar nicht herausarbeiten, aber sie nagelten die Franzosen so sehr hinten fest, dass diese – anders als die Italiener – kaum zu einem konstruktiven Spielaufbau in der Lage waren. Weil M’Vila, Cabaye und der komplett überforderte Malouda gezwungen waren, sehr tief zu stehen und es nach vorne wenig Anspielstationen gab, zumal das Umschalten nicht schnell genug von statten ging.

Frankreich will früher Druck machen

Fehlender Druck und zu langsames Umschalten: Genau diese zwei offensichtlichen Schwachpunkte wollte Laurent Blanc für die zweite Hälfte beheben. Tatsächlich attackierte seine Mannschaft die Spanier nun deutlich früher und versuchte, höher zu stehen um selbst ein wenig Handhabe im Mittelfeld zu bekommen. Es gelang damit, die Spanier besser vom eigenen Tor weg zu halten.

Und es wurde außerdem nach Ballgewinn viel schneller umgeschaltet als vor dem Seitenwechsel. Der einzige offensive Gefahrenherd bei den Franzosen war, kaum überraschend, Franck Ribéry: Er ging von seiner linken Seite zuweilen auch ins Zentrum oder holte sich die Bälle tiefer ab, er war der einzige, der halbwegs Zug zum Tor entwickelte. Seine Flanke ermöglichte Debuchy eine gute Kopfball-Gelegenheit, er selbst versuchte es kurz darauf aus spitzem Winkel.

Dann sollen sie ihn haben…

Ab ca. 65. Minute

Außerdem stellte Blanc mit einem Doppelwechsel in dieser Phase auf ein recht klares 4-2-3-1 um: Nasri (als Zehner, für Malouda) und Ménez (für Debuchy) kamen ins Spiel. Klar: Nicht nur Ribéry sollte nach Ballgewinn für schnelle Zuspiele bereit sein, sondern auch Spieler im Zentrum und auf der rechten Seite. Die Reaktion von Spanien war sehr interessant und könnte auch in den kommenden Spielen durchaus eine Option sein.

Denn wie verhindert man, dass ein Gegner schnell umschaltet, nachdem er den Ball erobert hat? Man gibt ihm gar nicht die Gelegenheit, ihn zu erobern. Nach dem Motto: Wenn sie den Ball haben wollen, dann sollen sie ihn doch haben – nachdem man zwei Mal innerhalb kurzer Zeit durch schnelles französisches Umschalten in Bedrängnis gekommen war. Statt der gewohnten spanischen Kurzpass-Orgie hatte nun die Franzosen die Kugel gegen eine verhältnismäßig tief stehende spanische Mannschaft, die aber gegen den jeweils ballführenden Franzosen gepresst wurde.

Relativ heftig zwar, aber offensichtlich nicht mit dem dringenden Ziel, dem Gegner den Ball abzuluchsen – dazu wurden die französischen Nebenmänner zu wenig angegriffen – sondern einfach, um ihn zu ungewollt schnellem Abspielen zu zwingen und so einen Spielaufbau zu verhindern. Was also aussah wie das totale Fehlen jeglicher Kreativität von Seiten der Franzosen (wobei das ohne Frage auch mitspielte), war vor allem extrem geschicktes Verhindern von den Spaniern.

Dass denen in der Nachspielzeit noch ein (korrekter) Elfmeter zugesprochen wurde, den der extrem starke Xabi Alonso in seinem 100. Länderspiel zum 2:0 verwandelte, war nur der letzte Schubser, der Frankreich in den Abgrund beförderte.

Fazit: Interessante Varianten von beiden Teams

Bei den Spaniern war es 70 Minuten lang das gewohnte Spiel, wirklich interessant – weil noch nicht so oft zu beobachten – war allerdings erst die Schlussphase, in der man Frankreich den Ball überließ, aber nicht die Zeit an selbigem, um irgend etwas Konstruktives damit zu machen.

Frankreich bot letztlich zu wenig an, um Spanien dauerhaft in Bedrängnis kommen zu lassen. Die Variante, auf der rechten Abwehrseite mit zwei Außenverteidigern zu spielen war von der Überlegung her nicht uninteressant, wurde aber von einem individuellen Fehler zunichte gemacht. Im Rückstand kam dann auch von den eingewechselten Ménez und vor allem Nasri viel zu wenig. Was die angespannten Stimmung im französischen Lager nicht gerade entkrampfen wird.

(phe)

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Euro-Classics 2008 – Die Todesgruppe https://ballverliebt.eu/2012/05/31/euro-classics-2008-die-todesgruppe/ https://ballverliebt.eu/2012/05/31/euro-classics-2008-die-todesgruppe/#comments Thu, 31 May 2012 08:48:14 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7191 Euro-Classics 2008 – Die Todesgruppe weiterlesen ]]> Der Weltmeister, Italien. Der Vize-Weltmeister, Frankreich. Die personell großartig besetzten Holländer. Und Underdog Rumänien, der eine starke Qualifikation absolviert hat. Die Gruppe C der Euro2008, in Bern und Zürich ausgetragen, wurde unisono als die „Todesgruppe“ des Turniers bezeichnet…

Holland - Italien 3:0 (2:0)

Holland – Italien 3:0 (2:0)

Womit kann Italien nicht umgehen? Mit Pressing! Die Holländer traten von Beginn an dominant auf und setzten dem Weltmeister mit schnellem Gegenpressing bei Ballverlusten zu. Und mit hohem Tempo vor allem von Sneijder und Van der Vaart, die den personellen Nachteil im offensiven Zentrum des 4-2-3-1 von Bondscoach Marco van Basten so ausgleichen konnten.

Roberto Donadoni, der italienische Teamchef, hatte wie bei italienischen Mannschaften üblich ein Trio vor die Viererkette gestellt. Davor allerdings baute er auf Breite im Spiel: Di Natale und Camoranesi kamen von den Flanken, ganz vorne stand Luca Toni. Die Folge war, dass die Holländer mit De Jong und vor allem Orlando Engelaar im Zentrum seelenruhig das Spiel aufbauen konnten. Van der Vaart und Sneijder versuchten, durch ihre Laufwege Löcher zu reißen, was aber kaum gelang – so musste ein Weitschuss herhalten, den Van Nistelrooy fünf Meter vor dem Tor aufnahm und zum 1:0 versenkte. Nicht aus Abseits-Postion, denn Panucci hob dieses neben dem Tor liegend auf.

Die Italiener mussten nun etwas aufrücken und wurden nur wenige Minuten nach dem Rückstand dafür bestraft: Ein sensationeller Konter über Van Bronckhorst und Kuyt, den Sneijder mit einem Drehschuss vollendete, sorgten für das 2:0.

Holland stellte das Pressing nun komplett ein und ließ den Gegner kommen, blieb aber im Zweikampf giftig. Vor allem Kuyt machte gegen Zambrotta ein hervorragendes Spiel. Donadoni stellte nach einer Stunde erstmals um, brachte Del Piero (für Di Natale) und ging auf ein etwas schiefes 4-4-2, eine Viertelstunde vor Schluss kam Cassano (für Camoranesi) und aus dem System wurde ein wiederum etwas schiefes 4-3-1-2, mit Cassano hinter den Spitzen. Die Maßnahme fruchtete: Nun gab es endlich auch sinnvolle Aktionen durch das zuvor verwaiste Zentrum, Italien war – obwohl immer etwas langsam wirkend – die bestimmende Mannschaft und hatte drei große Ausgleichs-Chancen. Ehe ein weiterer blitzsauberer Konter der Holländer zehn Minuten vor Schluss das 3:0 zur Folge hatte. Die Entscheidung.

Rumänien - Frankreich 0:0

Rumänien – Frankreich 0:0

Schleppend hatte sie allerding zuvor begonnen, diese Gruppe. Was beim Spiel im Zürcher Letzigrund an beiden Teams lag. Zum einen also an den Rumänen, die in einem 4-1-4-1 mit einem sehr kompakten Mittelfeld auftraten und die Franzosen kommen ließen. Offensiv gab’s zwei Optionen: Lange Bälle auf Stürmer Daniel Niculae, der diese mit seinem robusten Körper halten sollte, oder über Adrian Mutu. Der damalige Fiorentina-Spieler spielte einen Linksaußen, der aber viele Freiheiten genoss und sich deutlich öfter im Zentrum aufhielt als Banel Nicolita auf der anderen Seite.

So mussten die Franzosen das Spiel machen, und das gelang nicht. Raymond Domenech ließ in einem 4-2-2-2 spielen. Die Probleme wurden schnell offensichtlich: Von der Doppel-Sechs mit Toulalan und Makélélé gab’s wenig Ideen gegen die drei Rumänen im Zentrum, Ribéry wirkte auf Rechts deplaziert und Malouda rieb sich in Zweikämpfen mit Cosmin Contra von Getafe auf. So blieben Flanken, die Sagnol und Abidal zum Teil von 40 Meter von der Grundlinie entfernt Richtung Strafraum segeln ließen. Alles harmlos.

Den Franzosen ging zwar Henry mit einer Zerrung ab, ja, aber Domenech versuchte erst in der 78. Minute, mit Nasri (statt Benzema) das kreative Loch im Zentrum zu schließen und auf ein 4-2-3-1 zu gehen. Doch Nasri – dessen Wechsel zu Arsenal schon festgestanden war – wurde auf der Zehn von seinem Team ignoriert, es spielte auch die Schlussphase uninspiriert über die Außen. So gab’s ein logisches 0:0.

Stand nach dem ersten Spieltag: Holland 3, Frankreich, Rumänien 1, Italien 0.

Italien - Rumänien 1:1 (0:0)

Italien – Rumänien 1:1 (0:0)

Nach der Pleite gegen Holland drehte Roberto Donadoni sein Team komplett um: Fünf personelle Wechsel nahm er vor, dazu begann er in jenem System, das in der letzten halben Stunde gegen Holland guten Druck nach vorne ausüben konnte. Im 4-3-1-2 spielte nun Camoranesi auf der Zehn, er zeigte dabei deutlichen Rechtsdrall. Auch im defensiven Mittelfeld gab’s Wechsel: Statt Gattuso und Ambrosini von Milan kamen De Rossi und Perrotta von der Roma.

Damit gab es keinen echten Tackler mehr, sondern drei Ballverteiler. Maßnahmen, die Wirkung zeigten, zumal auch Grosso und Zambrotta massiv nach vorne marschierten und für Breite im Spiel sorgten. Italien hatte das Spiel komplett im Griff und kam auch zu einigen guten Chancen, allerdings zeigte wie schon gegen Holland vor allem Luca Toni eine grausame Leistung.

Die Rumänen ihrerseits versuchten, die offensive Ausrichtung der Italiener zu nützen, indem sie ihrerseits in den Rücken der Mittelfeld-Achse zu kommen versuchten und den Platz hinter den oft weit aufgerückten italienischen Außenvertedigern zu nützen. Zudem waren Mutu und Co. vor allem mit gut platzierten Weitschüssen immens gefährlich.

So entwickelte sich eine sehr sehenswerte Partie, in der Mutu nach einer Stunde einen schweren Patzer von Zambrotta zur rumänischen Führung nützte, die im direkten Gegenzug von Panucci (nach einem Eckball) ausgeglichen wurde. Doch weil beide Teams wegen des guten Auftretens der Holländer im ersten Spiel wussten, dass sie eigentlich gewinnen mussten, gaben auch beide weiterhin Gas. Die Italiener rückten immer mehr auf, wodurch sich für die ballsicheren Rumänen Platz ergab. Zehn Minuten vor Schluss schien das Pendel dann zu Gusten der Rumänen auszuschlagen, als Panucci im Strafraum Niculae niederriss – doch Mutu scheiterte mit seinem Elfer an Buffon. So blieb’s beim 1:1.

Holland - Frankreich 4:1 (1:0)

Holland-Frankreich 4:1 (1:0)

Das französische Team hatte viele Probleme, das gespannte Verhältnis der Spieler zu Domenech war nur eines davon. Das Team war außerdem alt. Zidane hatte zwei Jahre davor aufgehört. Thuram, 36, bekam zusehens Tempo-Probleme. Makélélé, 35, in seiner Glanzzeit für bombensicheres Passspiel berühmt, wusste sich oft nur noch mit Härteeinlagen zu helfen. Thierry Henry, 30, hatte eine schwierige Saison in Barcelona, und ihm fehlte es zudem nach einer Muskelzerrung an Spielpraxis. Kapitän Vieira, 31, konnte wegen Knieproblemen überhaupt nicht eingreifen, für ihn musste Toulalan spielen. Ein braver Kämpfer, aber mehr auch nicht.

So verwundert es nicht, dass die Équipe Tricolore gegen Holland zunächst einen ähnlich leblosen Auftritt hinlegte wie zuvor gegen Rumänien, auch nachdem die Holländer schon nach zehn Minuten durch einen Kuyt-Kopfball nach einer Ecke in Führung gegangen waren.

Dabei war die Überlegung hinter Domenechs System-Umstellung gut gewesen: Er stellte im 4-2-3-1 auf, mit Franck Ribéry auf der Zehn, wodurch das kreative Loch in der Theorie geschlossen wurde. In der Praxis auch, aber erst nach einer halben Stunde.

Die Holländer stellten ihr anfängliches Pressing nach dem 1:0 wiederum ein, aber von den Franzosen kam gar nichts. Erst, als Ribéry merkte, dass Orlando Engelaar in seinem Positions-Spiel immer übermütiger wurde, riss er das Spiel an sich. Mit seinen Dribblings und Tempo-Läufen in Engelaars Rücken zog er Gegenspieler auf sich, so entstanden Löcher und vor allem Govou nützte diese immer wieder. Zur Halbzeit wäre der Ausgleich durchaus verdient gewesen.

Marco van Basten nahm Engelaar umgehend aus dem Spiel und brachte Arjen Robben, der wegen einer Leisten-Verletzung die erste Partie aussetzen hatte müssen, für die linke Seite. Dafür ging Sneijder ins Zentrum und Van der Vaart auf die Acht. Logisch: Denn während auf der rechten Flanke der defensiv bekannt starke Kuyt den bemühten Evra unter Kontrolle hatte, konnte Sagnol gegen den einrückenden und gegen den Ball inkonsequenten Sneijder ungehindert durchgehen. Mit Robben hatte Sagnol zu tun, wodurch das Spiel der Franzosen sich nun komplett nur noch über die Mitte abspielte.

Das zwar nicht schlecht, aber nach einer Stunde schlug es in die Drangphase der Franzosen dennoch ein – Van Nistelrooy hielt mit einem Fersler den Ball für Robben im Spiel, dieser ging zur Grundlinie durch, flankte auf den kurz zuvor für Kuyt eingewechselten Van Persie, und es stand 2:0. Das Risiko von Van Basten, nun auf beiden Seiten auf eine defensive Absicherung im Mittelfeld zu verzichten, hatte sich ausgezahlt.

Domenech reagierte, indem er mit Gomis (statt Malouda) einen zweiten Stürmer brachte und wieder auf jenes 4-2-2-2 ging, das schon gegen Rumänien nicht funktioniert hatte. Auch, wenn das zwischenzeitliche Anschlusstor der Franzosen über die rechte Seite fiel (Flanke Sagnol, Tor Henry): Weiterhin war einzig Ribéry ein ständiger Gefahrenherd. Und als Robben nur acht Sekunden nach Wiederanpfiff nach dem 1:2 mit einem Kunstschuss aus spitzem Winkel das 3:1 erzielte, war die Partie entschieden. Holland hatte den Weltmeister und den Vize-Weltmeister mit insgesamt 7:1 Toren geschlagen – Sneijder setzte in der Nachspielzeit noch ein viertes Tor drauf – und war damit Gruppensieger.

Frankreich hatte zwar ab der 30. Minute eine an sich gar nicht so schlechte Leistung gezeigt, doch lebte diese praktisch ausschließlich von Franck Ribéry. Mit 24 Jahren der Zweitjüngste im Team.

Stand vor dem letzten Spieltag: Holland 6, Rumänien 2, Italien, Frankreich 1.

Holland - Rumänien 2:0 (0:0)

Holland – Rumänien 2:0 (0:0)

Die Lage für die Rumänen war klar: Nach dem beiden respektablen Remis gegen Italien und Frankreich würde gegen Holland ein Sieg in jedem Fall zum Viertelfinal-Einzug reichen. Angesichts der Tatsache, dass Marco van Basten ob des schon feststehenden Gruppensiegs seine Reservisten spielen ließ und sich die etatmäßigen Starter auf der Bank mehr um die Blähungen von Rafael van der Vaart kümmerten als ums Match, standen die Vorzeichen gar nicht so schlecht.

Doch die Rumänen wirkten seltsam gehemmt. Ähnlich wie im Spiel gegen Frankreich zog man sich sehr weit zurück, überließ den Holländern den Ballbesitz (bis zu 65%) und harrte der Dinge. Oranje spielte in dieser Partie eher mit einem 4-4-1-1, weil Robin van Persie – nominell auf der Zehn – sehr weit aufrückte und zuweilen als zweiter Stürmer neben Huntelaar stand. Holland machte es gegen die passiven Rumänen nicht ungeschickt: Afellay und De Cler sorgten für die Breite im Spiel, Robben orientierte sich eher feldeinwärts, und vorne waren Huntelaar und Van Persie ständige Gefahrenherde.

Auch, wenn das Tempo bei den Holländern nicht rasend war, hatte man die Rumänen doch gut im Griff. Bei Adrian Mutu hatte man den Eindruck, dass ihm sein verschossener Elfer aus dem Italien-Spiel immer noch nachhängt, Nicolita kam gegen De Cler überhaupt nicht zum Zug – so war Razvan Cocis der auffälligste bei Rumänien. Der Mann von Lok Moskau half hinten aus und war mit seinen Vorstößen lange noch der gefährlichste Spieler seines Teams. Und er war es auch, der kurz vor der Pause die einzige wirkliche Torchance hatte, aber aus wenigen Metern über das Tor hämmerte. Ansonsten kam Rumänien nur aus Weitschüssen zum Abschluss.

Und wurde nach der Pause auch hinten schludrig. So stand Tamas bei einer Flanke von Afellay nur entspannt neben Huntelaar, sodass dieser problemlos zum 1:0 nach 54 Minuten verwerten konnte. Erstaunlicherweise wurde das Spiel der Rumänen aber weiterhin nicht aktiver und auch von der Bank kamen nur direkte Wechsel, aber keine echten Impulse. Selbst im Schongang hatte Holland alles im Griff und Van Persie nützte kurz vor dem Schluss eine weitere Schlafmützigkeit zum 2:0-Endstand.

Die Holländer nahmen den leichten Sieg gerne mit, taten aber selbst nicht sehr viel dazu. Das Tempo war überschaubar, das Pressing ebenso, und selbst im Rückstand und im Wissen um den Stand im Parallelspiel schafften es die Rumänen nie, aus der eigenen Lethargie zu erwachen. So haben sie das Viertelfinale letztlich selbst verbockt.

Frankreich - Italien 0:2 (0:1)

Frankreich – Italien 0:2 (0:1)

Schlimmer kann eine erste halbe Stunde nicht verlaufen wie für die Franzosen in diesem Entscheidungsspiel um den Einzug ins Viertelfinale. Nach acht Minuten reißt sich Franck Ribéry bei einem Foul an Zambrotta das Syndesmose-Band – somit musste der einzige Spieler, der das französische Team am Leben erhalten hatte, raus. Für ihn kam Nasri, aber schon 15 Minuten später musste auch der wieder raus. Abidal hatte nach einer Notbremse an Toni die rote Karte gesehen, mit Boumsong kam ein neuer Innenverteidiger.

Somit waren die Franzosen, die zum 4-2-2-2 aus der ersten Partie zurückgingen, gefühlt schon geschlagen. Einer weniger, ein Tor hinten, und der beste Spieler weg, was sollte da noch möglich sein. Zumal man nun auf ein 4-2-3 wechselte und im Mittelfeld nicht mehr viel übrig war. Toulalan rückte bei Bedarf etwas auf.

Seltsamerweise wirkten aber die bis dahin starken Italiener mindestens genauso irritiert wie die Franzosen. Es stellte sich ein Gefühl von Unkonzentriertheit ein, durch das die Franzosen – die  zu diesem Zeitpunkt schon wesentlich deutlicher als 0:1 im Rückstand hätte liegen müssen – merklich Luft schnappen konnten.

Fabio Grosso war ungewohnt zurückhaltend, obwohl seinem Gegenspieler Govou erstens wenig gelang und der durch die personell ausgedünnte Offensive der Franzosen auch wenig Anspielstationen hatte. Das Mittelfeld-Trio rückte immer wieder etwas gar weit auf, ohne dass jemand den Blick nach hinten behielt, so konnten Henry (zentral) und Benzema (von der linken Seite) zwischen die Reihen stoßen. Und auch das Offensiv-Trio wirkte ungenügend abgestimmt.

Trotzdem musste Italien nie Sorge haben, den Sieg zu verspielen. Frankreich kam im ganzen Spiel zu zwei ernsthaften Torchancen und mit dem 2:0 nach einer Stunde, einem abgefälschten Freistoß, war das Spiel im Grunde schon entschieden. Was man merkte: Die Franzosen steckten auf und den Italienern fehlte die Notwendigkeit, das eigene Spiel auf die Reihe zu bekommen. Die Folge: Eine unansehnliche letzte halbe Stunde.

Endstand der Gruppe: Holland 9, Italien 4, Rumänien 2, Frankreich 1

Italien war nur in einem Spiel wirklich gut, kam aber letztlich dennoch verdient als Gruppenzweiter ins Viertelfinale. In einer überalterten und uninspirierten französischen Mannschaft gab es nur einen Spieler, der Verantwortung übernehmen wollte, und der musste im entscheidenden Spiel nach zehn Minuten raus. Die Rumänen agierten nach einer starken Qualifikation viel zu zurückhaltend, ja fast feig. Gegen Frankreich und Holland wurde viel zu wenig Initiative übernommen und außer dem Hoffen auf Mutu war an Offensiv-Plan nicht viel zu erkennen.

Die Holländer waren ohne Zweifel die klar beste Mannschaft der Gruppe, allerdings mit zwei kleinen Einsprüchen. Erstens waren die Gegner schwach und mit sich selbst beschäftigt, zweitens kam in den beiden Spielen gegen Italien und Frankreich der Spielverlauf entgegen. In beiden gab’s eine verhältnismäßig frühe Führung, nach der man sich zurückziehen und auf Konter lauern konnte. Zwei Kontertore gegen Italien, eines gegen Frankreich – und Rumänien forderte das B-Team einfach nicht,

(phe)

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Die Bayern sind haushoch überlegen, aber Chelsea spielt den Party-Crasher https://ballverliebt.eu/2012/05/20/die-bayern-sind-haushoch-uberlegen-aber-chelsea-spielt-den-party-crasher/ https://ballverliebt.eu/2012/05/20/die-bayern-sind-haushoch-uberlegen-aber-chelsea-spielt-den-party-crasher/#comments Sun, 20 May 2012 00:48:35 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7178 Die Bayern sind haushoch überlegen, aber Chelsea spielt den Party-Crasher weiterlesen ]]> Gespielt hat nur eine Mannschaft – die Bayern. Torchancen hat sich auch nur ein Team aktiv erarbeitet – die Bayern. Eine Mannschaft war bis kurz vor Schluss vorne, hatte in der Verlängerung einen Elfer und war auch im Shoot-Out vorne – die Bayern. Gewonnen hat das Finale der Champions League in München aber trotzdem Chelsea. 120 Minuten den Bus parken, einen Eckball verwerten und dann die Elfer-Lotterie gewinnen: Auch so kann man den Pokal holen.

Chelsea - Bayern 1:1 n.V., 4:3 i.E.

Am 18. Mai 2005 war es, in Lissabon. Da hatte Sporting das Finale des Uefa-Cups daheim, im eigenen Stadion, gegen ZSKA Moskau. Ging dabei sogar in Führung. Und verlor letztlich dennoch mit 1:3. Fast auf den Tag genau sieben Jahre später, Schauplatz München, wiederholte sich Geschichte. Mit einem kleinen Unterschied: Ivica Olic, damals im Trikot der Russen, stand diesmal auf der falschen Seite.

So viele gesperrte Spieler

Die Tatsache, dass bei den Bayern drei Stammkräfte (Badstuber, Alaba, Luiz Gustavo) gesperrt waren und bei Chelsea gleich vier (Terry, Ramires, Meireles und Ivanovic) zwang beide Trainer zu Umstellungen. Inhaltlich schmerzte Di Matteo vor allem der Ausfall von Ramires, der in den letzten Wochen der konstanteste Spieler war, sowohl defensiv sicher als auch offensiv, ob nun zentral oder auf dem Flügeln, ein integraler Bestandteil der Mannschaft. So brachte Di Matteo den langsamen Lampard und den im Vorwärtsgang eher limitierten Mikel für die Zentrale. Bosingwa und Cahill  ersetzten Ivanovic und Terry direkt.

Bei den Bayern waren die Umstellungen subtiler, aber dennoch merkbar. Was die größte Umstellung nach sich zog war die Sperre von Luiz Gustavo. Dieser ist zwar, was das Passspiel angeht, ohne Zweifel der unsicherste Bayern-Spieler und er ist im Aufbau gerade auf höchstem Niveau immer am ehesten ein Wackelkandidat, aber seine Zweikampfstärke ist unbestritten. Ohne den schmächtigen, aber in seinem Kerngebiet hervorragenden Brasilianer spielten mit Schweinsteiger und Kroos zwei Ballverteiler im defensiven Mittelfeld der Bayern, aber kein Ballgewinner mehr.

Wie Chelsea mit Robben und Ribéry umging

Alleine – ein solcher war gar nicht nötig. Chelsea präsentierte sich in einem 4-4-1-1, mit Mata sehr hoch fast auf einer Linie mit Drogba, und zwei Viererketten, die vor allem das Zentrum zumachten, sich gerade in der Anfangsphase zu zweit und zu dritt auf Robben stürzten, aber ansonsten keinerlei Druck auf den Ballführenden ausübten. Besonders auffällig war das bei Lampard und Mikel in der Mittelfeld-Zentrale.

Sie schirmten Müller ganz gut ab; ließen aber Schweinsteiger und Kroos – die beiden wechselten sich im Spiel nach vorne ab – einigermaßen unbehelligt. Sie stellten die Bayern nur, griffen sie aber nicht an. Das sah sehr passiv auf, hatte aber den Effekt, dass Chelsea die Bayern auf die Flügel zwang. Und dort hatte man gegen Robben und Ribéry eine gute Strategie am Start.

Es war abzusehen, dass die Duelle Bosingwa-Ribéry und Cole-Robben die Schlüsselduelle des Spiels werden würden. Ribéry durfte gegen Bosingwa durchaus immer wieder den Ball haben, verweigerte ihm aber durch gutes Positionsspiel und vor allem gutes Zweikampfverhalten den Weg in den Strafraum. Zusätzlich profitierte der Portugiese davon, dass das Hinterlaufen Ribérys von Alaba-Vertreter Diego Contento überhaupt nicht funktionierte. Contento spielte brav, wirkte in der Vorwärtsbewegung aber gehemmt, ging ganz selten bis zur Grundlinie durch und brachte in 120 Minuten auch nur eine einzige brauchbare Flanke in den Straufraum (in Minute 37).

Die Chelsea-Flügel: Kalou und Bertrand

Salomon Kalou ist kein besonders prickelnder Spieler. Dem Ivorer fehlt es deutlich an der Torgefahr, die ein Flügelstürmer normalerweise ausstrahlen sollten. Was er aber sehr wohl hat: Ein Gespür für sinnvolle Defensiv-Arbeit. Zweifellos war das der Grund dafür, dass er den Vorzug vor Daniel Sturridge erhalten hat. Und er erfüllte seine Aufgaben gut: Kalou schaffte es, Contento nie jenen Schub zu ermöglichen, den David Alaba in den letzten Monaten gemeinsam mit Ribéry entfalten konnte. All das jedoch: Keine echte Überraschung.

Womit allerdings viele nicht gerechnet hätten: Auf der linken Seite spielte nicht Florent Malouda, sondern der junge Ryan Bertrand in seinem allerersten Champions-League-Spiel. Der 22-Jährige ist gelernte Linskverteidiger, und das merkte man auch: Er schaute in erster Linie, dass Philipp Lahm nicht zu viel nach vorne machen konnte und Robben so möglichst isoliert war. Er mühte sich nach Kräften, aber defensiv brauchte es trotzdem immer wieder Ashley Cole, der einige Situationen bereinigen musste, und nach vorne war diese Seite tot.

Das Aufbauspiel der Bayern

Holger Badstuber ist Spieleröffner Nummer eins bei den Bayern, aber er neigt nicht zu großen Ausflügen. Das machte sein Vertreter Anatoli Tymoschuk etwas anders: Zusätzlich zu den beiden Kreativen Schweinsteiger und Kroos (die in Mata nur einen Gegenspieler hatten und so immer einer gefahrlos aufrücken konnte) vor ihm schaltete sich auch der Blondschopf, wenn auch vorsichtig, im Spiel nach vorne ein. Das Aufrücken des Ukrainers erlaubte es zusehens auch dem absichernden Spieler des zentralen Duos, sich höher zu positionierten – und natürlich auch Lahm im Zweifel auch mal vorne zu bleiben.

Zu sagen, das Spiel der Bayern hatte etwas Barcelona-eskes, wäre wohl etwas übertrieben. Aber die Münchner hatten doch sehr viel Ballbesitz und spielten von einer Seite zur anderen auf der Suche nach dem Loch im Abwehr-Verbund von Chelsea. Das wirkte oft auch ein wenig umständlich, mit zu wenig Tempo vorgetragen. Natürlich ergaben sich dadurch auch immer wieder Chancen – Robben in der 21. und 32., Müller in der 36., Gomez in der 42. – aber es fehlte ein Überraschungs-Moment, auch mal ein Tempo-Wechsel, und vor allem die wirkliche Gefahr über die Flügel.

Was aber vor allem ein Manko war: Wann immer Chelsea mal mit mehreren Spielern aufgerückt war und die Bayern eroberten in diesen Situationen den Ball, wurde zu langsam umgeschaltet, nicht konsequent genug nachgerückt und damit das Tempo aus dem Angriff genommen.

Je länger das Spiel dauerte, umso besser kam jedoch Thomas Müller in die Partie: Sobald er merkte, dass vor allem Lampard kein großes Interesse zeigte, das Zentrum zu verlassen, fing er an, zu rochieren – vornehmlich auf die rechte Seite. Weil er dort leichter anspielbar war, wurde er ein zunehmender Faktor im Spiel, er versuchte den Raum zwischen den Linie zu nützen und es war nicht unlogisch, dass er letztlich auch das Tor für die Bayern erzielen sollte.

Chelsea eher mühsam

Einen großen Offensiv-Plan hatten die Blues nicht zu bieten. Wenn der Ball erobert wurde, folge oft recht fix der lange Hafer Richtung Drogba. Damit hatten die Bayern-Verteidiger aber selten Probleme: Jerome Boateng lieferte eine starke Leistung ab und vor allem Philipp Lahm war in der Rückwärtsbewegung enorm stark, klärte immer wieder vor Drogba. Mata, die hängende Spitze, leistete auch enorm viel Arbeit gegen den Ball, rieb sich dadurch aber auf und war in der Vorwärtsbewegung kaum ein Faktor.

Bis auf einige kurze Phasen – also zwischen der 30. und 35. Minute und zwischen Wiederanpfiff und der 55. Minute – parkte Chelsea den Bus und strahlte wenig bis gar keine Torgefahr aus. Dafür verteidigten sie den eigenen Strafraum mit allem, was sie hatten. Da wurde sich in Schüsse geworfen und Bälle geblockt, dass bei den Bayern die Eckball-Statistik in lichte Höhen getrieben wurde. Das war recht mühsam anzusehen und es brauchte auch weiterhin etwas Glück, dass die Bayern weiterhin zu wenig präzise mit ihren Chancen umgingen – Ribéry in der 64., Robben in der 72., Müller in der 78. – aber bis sieben Minuten vor Schluss hielt das Bollwerk.

Nach 0:1 kommt Torres. Für den Flügel!

Als Thomas Müller in der 83. Minute doch noch das längst überfällige 1:0 für die Bayern erzielt hatte, musste bei Chelsea etwas passieren. Und Di Matteo tauschte das Personal auf den Flügeln aus: Nachdem zuvor schon Malouda statt Bertrand gekommen war, ersetzte er nun Kalou durch Torres. Das Signal war klar: Kompakte Defensive war von den Außenspielern nicht mehr gefragt, sondern der Vorwärtsgang. Dennoch brauchte es eine Ecke, um kurz vor Schluss noch zum 1:1 zu kommen. Das ist ein Vorwurf, den sich die Bayern machen lassen müssen: Sie selbst haben aus 20 Ecken nichts herausgeholt, Chelsea aus der einen sehr wohl.

Verlängerung

Interessanterweise ging Torres nicht in die Spitze zu Drogba, sondern besetzte die rechte Seite. Es wurde auch schnell klar, warum: Der flinke Spanier, der zuletzt doch so ein wenig zu seiner Form gefunden hat, ging konsequent in 1-gegen-1-Situationen gegen Diego Contento. Damit hatte dieser merklich Probleme, was dazu führte, dass Ribéry (und nach dessen Austausch wegen Verletzung auch Olic) sehr auf sich alleine gestellt war.

Zudem zeigten David Luiz und Gary Cahill beide wirklich starke Leistungen und ließen Gomez bis auf ganz wenige Situationen in der ersten Hälfte praktisch nicht am Spiel teilnehmen. Den Elfmeter, den Robben in der 97. Minute verschoss, verursachte Drogba mit einem eher ungeschickten Foul an Ribéry.

Das Pendel schwang nun immer weiter in Richtung von Chelsea. Die linke Angriffsseite der Bayern war weitgehend stillgelegt, Schweinsteiger pumpte schon kräftig, Gomez war abgemeldet und die beiden herben Rückschläge – das Gegentor in der 88. Minute und der verballerte Elfer in der 97. – hinterließen auch psychisch ihre Spuren.

So ging’s ins Elferschießen. In dem Cech den entscheidenden Versuch von Schweinsteiger an den Pfosten lenkte. Und gerade Drogba den letzten Penalty sicher verwandelte – für den Ivorer der erste große Titel.

Fazit: Bayern haushoch überlegen, aber zu wenig konsequent

Natürlich wäre ein Sieg der Bayern in ihrem Heim-Finale hochverdient gewesen. Chelsea hatte nie das geringste Interesse daran, irgend etwas für das Spiel zu tun, sie pressten nicht auf den Gegner, die griffen nicht an, Angriffszüge suchte man vergebens, aus dem Spiel heraus gab’s genau eine einzige echte Torchance (Kalou, 38.). Die Spielweise von Chelsea war mühsam, was destruktiv, war – wie es Sky-Kommentator Reif ausdrückte – „nervig“.

Doch so sehr man auch über Chelsea jammern mag, die extrem passive Spielanlage führte letztlich zum Erfolg. Nicht, weil diese Taktik so genial gewesen wäre. Im Gegenteil: Hätte Müllers 1:0 Bestand gehabt, Di Matteo wäre wohl medial gesteinigt worden, weil er nicht einmal versucht hat, das Spiel zu gewinnen. Nein, Chelsea geht mit dem Pokal aus dem Stadion, weil die Bayern aus ihrer haushohen Überlegenheit einfach viel zu wenig gemacht haben. Und Chelsea erst aus keiner Chance ein Tor machte und dann im Elferschießen die Nerven bewahrte.

So einfach kann Fußball manchmal sein.

(phe)

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1:0 bei den Bayern! Dortmund ist endgültig wieder zurück im Titelrennen https://ballverliebt.eu/2011/11/19/10-bei-den-bayern-dortmund-ist-endgultig-wieder-zuruck-im-titelrennen/ https://ballverliebt.eu/2011/11/19/10-bei-den-bayern-dortmund-ist-endgultig-wieder-zuruck-im-titelrennen/#comments Sat, 19 Nov 2011 22:49:44 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6089 1:0 bei den Bayern! Dortmund ist endgültig wieder zurück im Titelrennen weiterlesen ]]> Dortmund, die unbarmherzige Pressing-Maschine auf dem unerbittlichen Weg vor das gegnerische Tor? Nein, die Borussia kann auch anders: Im Hit der deutschen Bundesliga wurden die Bayern von einem defensiven BVB an der Entfaltung gehindert. So gewann der Meister 1:0 und das Rennen um den Titel ist neu eröffnet!

Bayern München - Borussia Dortmund 0:1

International hintennach, in der Bundesliga schwach gestartet – aber der amtierende deutsche Meister Borussia Dortmund hat sich zuletzt deutlich stabilisiert. So war das Spiel bei den bislang überragenden Bayern tatsächlich nicht nur das Duell der zwei großen Titelkandidaten der deutschen Bundesliga – sondern auch das des Tabellenersten gegen den Zweiten. Wobei die Bayern einen personellen Nachteil hatten: Mit Schweinsteiger (verletzt) und Tymoschuk (gesperrt) fehlten beide etatmäßigen Männer im defensiven Mittelfeld. Und das merkte man.

Abstecken der Claims

In den ersten zehn Minuten machten gleich beide Mannschaften deutlich, was ihre Intention war: Die Bayern gingen vor allem mit Müller und Gomez konsequent sogar den Dortmunder Torhüter Weidenfeller an, sodass dieser keine Gelegenheit hatte, eine geregelte Spieleröffnung zu versuchen; die Dortmunder pressten ab etwa 10 Metern in der gegnerischen Hälfte ebenso konsequent auf die Innenverteidiger der Bayern – sodass diese ebenso wenig zum Aufbau beitragen konnten.

Schon beim Match im Frühjahr stand Müller zu hoch und war somit vom Spiel abgeschnitten

Die Dortmunder verlegten sich danach allerdings schnell auf das Reagieren und darauf, im Mittelfeld so kompakt wie möglich zu stehen und es den Bayern zu verunmöglichen, das Spiel nach vorne zu tragen. Das schaffte der BVB vor allem dadurch, dass man durch enorme Laufarbeit das Zentrum unter Kontrolle brachte – und weil die Bayern einen Fehler beim 1:3 im Frühjahr wiederholten: Die zu hohe Rolle von Thomas Müller in der Zentrale.

Müller zu hoch

Dortmund schaffte es dadurch, das Spiel der Bayern in deren Hälfte festzusetzen: Die Viererkette hinten und die beiden defensiven Mittelfeldspieler, Luiz Gustavo auf der Sechs und Toni Kroos auf der Acht, waren nicht in der Lage, aus dem Zentrum heraus für Akzente im Spiel zu sorgen. Müller, der auf der linken Flanke eine tolle Saison spielt, fühlte sich im Zentrum sichtlich unwohl – wegen der Rückkehr des zuletzt verletzten Robben war er aber zur der zentralen Rollen gezwungen.

Und Kroos, der auf der Zehn ebenso eine herausragende Saison absolviert hatte, bekam auf der Acht von Dortmund praktisch nie Zeit und Platz – vor allem Kagawa, der so eine irrsinnige Defensiv-Arbeit leistete, stand ihm immer wieder auf den Füßen, zudem machten Kehl und der extrem lauffreudige Sven Bender Kroos immer wieder die Räume eng. So kam dieser nicht zur Geltung, und wenn er doch einmal Raum bekam, verpasste er das Abspiel oder den Abschluss zur rechten Zeit.

Keine Akzente durch Kroos

Toni Kroos war zu extrem vielen horizontalen Pässen gezwungen, er kam nur zu einer Handvoll erfolgreicher Bälle nach vorne. Grafik: dfl.de

Wie diese Grafik zeit, hatte Kroos zwar viele Ballkontakte, war aber mangels Optionen im Spiel nach vorne zu vielen Querpässen gezwungen. Es gab nur eine Handvoll erfolgreicher Pässe nach vorne – Dortmund hatte das Geschehen im Griff.

Und zwar auch deshalb, weil mit Schmelzer und Piszczek die beiden Außen-Verteidiger sich, anders als es bei der Borussia sonst Usus ist, im Spiel nach vorne ziemlich zurück hielten und sich vornehmlich darauf verlegte, Ribéry und Robben möglichst aus dem Spiel zu nehmen. Zudem setzte Schmelzer seinen Körper gegen Robben sehr intensiv ein, womit der Holländer überhaupt nicht zurecht kam.

Was auch deshalb gelang, weil die beiden, wenn sie denn Ball mal hatten – vor allem Ribéry ging viel nach hinten, um sich die Kugel dort zu holen – mit der Hilfe von Götze und Großkreutz, oft auch mit Kehl und Bender, gedoppelt wurden und sich nie wirklich entfalten konnten. Und für Lahm und Rafinha war dann auch noch immer ein Gegenspieler übrig.

Kehl agierte konkreter

Anders als Kroos, der den Ball zwar viel hatte, aber wenig damit machen konnte, legte mit Sebastian Kehl sein Gegenüber auf der Achter-Position das Spiel an. Er lief viel, machte Räume eng, presste und doppelte Gegenspieler, hatte aber den Ball selbst nicht annähernd so häufig wie Kroos. Doch wenn er ihn einmal hatte, versuchte der Routinier sofort, das Spiel schnell zu machen und nach vorne zu bringen.

Sebastian Kehl versuchte vor allem über die link Seite, das Spiel schnell nach vorne zu bringen. Grafik: dfl.de

Das deutlich konkretere Spiel von Kehl mit dem Ball verdeutlicht die Ausrichtung im Spiel von Dortmund: Die Bayern weit vom eigenen Tor weghalten und nach Ballgewinn schnell Umschalten. Durch diese ständig lauernde Gefahr des Gegenstoßes nach einem Ballverlust in der Bewegung nach vorne minimierte sich das Risiko, das die Bayern zu nehmen bereit waren, immer mehr. So spielten die Gastgeber im Zweifel immer den sicheren Quer- oder Rückpass, vermieden jeden Pass nach vorne, der auch nur annähernd Gefahr ausstrahlte und bekamen somit natürlich überhaupt keinen Zugriff auf die Hälfte der Gäste, vom Strafraum ganz zu schweigen.

Hier spiegelte sich auch die generelle Ausgangslage im Spiel wider: Es ist noch die erste Saisonhälfte, es geht noch lange nicht um Alles oder Nichts und im Endeffekt wären die Bayern auch mit einem torlosen Remis alles andere als todunglücklich gewesen. Die Vorsicht dominierte bei den Münchnern.

Götzes Tor bringt neue Impulse

Gerade als ein nicht uninteressantes, aber auf jeden Fall unspektakuläres Spitzenduell immer mehr seinem beinahe logischen 0:0 entgegen ging, erzielte Mario Götze das 1:0 für Dortmund, bei dem der diesmal nicht immer ganz sattelfest Jerome Boateng etwas die Übersicht verloren hatte.

Was hieß, dass die Bayern deutlich mehr Riskiko im Spiel nach vorne nehmen mussten und die auf Ballsicherung basierende Spielweise zugunsten eines direkteren Zugangs aufgeben musste. Dortmund reagierte auf die Führung, ähnlich wie beim überragenden 3:1 im Februar, mit dem Anziehen der Daumenschraube: Der BVB orientierte sich deutlich höher, attackierte noch früher und konnte sich sogar in der gegnerischen Hälfte festsetzen. Von erhöhter Torgefahr vor dem Dortmunder Tor konnte keine Rede sein.

Schlussphase

Heynckes stellt um

Jupp Heynckes sah natürlich, dass sich ohne Impulse von seiner Seite am Spiel der Bayern nichts ändern würde und reagiert: Erst brachte er Alaba (statt Robben für die rechte Seite) und Olic (als zweiten Stürmer statt des ganz schwachen Müller), stellte somit auf ein 4-4-2. Das ergab zwei Probleme: Erstens standen sich Olic und Gomez vorne auf den Füßen, der Abstand zwischen den beiden war viel zu klein. Und zweitens fehlte die Offensivzentrale nun komplett und Dortmund hatte im Zentrum zusätzlich zur besseren Laufarbeit nun auch eine 3-gegen-2-Überzahl. Diese wurde natürlich ausgespielt und der BVB sah im Spiel nach vorne deutlich besser aus, ein 2:0 schien näher als ein Ausgleich.

Woraufhin Heynckes auch Rechtsverteidiger Rafinha aus dem Spiel nahm und mit Petersen noch einen dritten echten Stürmer brachte. Mit der Ordnung im Spiel der Bayern war es nun endgültig dahin: Alaba hatte die komplette rechte Seite über, mit Moritz Leitner brachte Klopp im Gegenzug einen frischen Mann für die defensive Mittelfeld-Zentrale. Mehr als die Brechstange – lange Bälle nach vorne und hoffen, dass die drei Stürmer was daraus machen – kam nicht mehr.

Fazit: Der Dortmunder Matchplan ging voll auf

Natürlich hat den Bayern die Energie eines Bastian Schweinsteiger in Bestform absolut gefehlt, keine Frage. Aus dem Mittelfeld kamen ohne den verletzten Taktgeber nicht die nötigen Impulse, um die ungewohnt tief stehenden Dortmunder auszumanövrieren.

Die mit ihrer fleißigen Laufarbeit und ihrem guten Pressing für die Defensive extrem gut arbeitende offensive Dreierreihe des amtierenden Meisters aus Dortmund verunmöglichte es den Bayern, von hinten heraus das Spiel zu lenken. Ein zu hoch stehender Müller war isoliert, Robben wurde vom ungemütlichen Schmelzer neutralisiert und auch Ribéry kam gegen das ständige Doppeln kaum zum Zug. So fehlte es Kroos an den Optionen, um seine Mannschaft vor das gegnerische Tor zu bringen.

Das Vorhaben von Klopp, „die Bayern auf unser Niveau herunterzuziehen“, spricht nicht zur Entfaltung kommen zu lassen, klappte hervorragend und beweist, dass der BVB auch im Reagieren auf einen starken Gegner eine Partie gut bestreiten und sogar gewinnen kann. Das wird für die verbleibenden Spiele in der Champions League sicherlich Auftrieb geben und auch in der Bundesliga ist man nach dem holprigen Start, wo man noch auf der Suche nach einer passenden Adjustierung nach dem Abgang von Nuri Sahin war, bereits wieder auf zwei Punkte an den Bayern dran.

Natürlich: Angesichts der Pattstellung, die bis zum Tor herrschte, wäre ein 0:0 genauso ein passendes Resultat gewesen. Beschweren dürfen sich die Bayern über die Niederlage aber nicht: Über 90 Minuten kam nie die zündende Idee. Ausfälle von Schweinsteiger und Tymoschuk können also nicht einmal die in der bisherigen Saison so bärenstarken Bayern kompensieren.

(phe)

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0:2 bei den Bayern: Man City in der CL weiter nicht ganz auf der Höhe https://ballverliebt.eu/2011/09/27/02-bei-den-bayern-man-city-in-der-cl-weiter-nicht-ganz-auf-der-hohe/ https://ballverliebt.eu/2011/09/27/02-bei-den-bayern-man-city-in-der-cl-weiter-nicht-ganz-auf-der-hohe/#comments Tue, 27 Sep 2011 21:13:24 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5808 0:2 bei den Bayern: Man City in der CL weiter nicht ganz auf der Höhe weiterlesen ]]> In der Premier League läuft’s richtig gut für Man City. Aber in der Champions League? Nach dem 1:1 gegen Napoli setzte es bei den Bayern einen verdiente 0:2-Niederlage. Weil Trainer Mancini die Mittelfeld-Zentrale zu lange unterbesetzt ließ, zu spät wechselte und Mario Gomez die wenigen echten Chancen eiskalt nützte.

Bayern München - Manchester City 2:0

Die Bayern? Nach dem Ausrutscher gegen Mönchengladbach am ersten Bundesligaspieltag mit elf Pflichtspiel-Siegen und 30:0 Tore, die deutsche Bundesliga niederwalzend. Man City? Stark gestartet, 16 von 18 möglichen Punkten in der Premier League, der größte Konkurrent von Lokalrivale United in der Premier League. Das Aufeinandertreffen am 2. Gruppenspieltag der Königsklasse hatte schon was von Clash of the Titans – obwohl Man City sich zum Start sicher mehr als ein 1:1 daheim gegen Napoli erhofft hatte.

Überzahl im Mittelfeld

Versuchten es die Citizens gegen Napoli zu viel über die Mitte, ließen sich diesmal genau diese Zone etwas unterbesetzt. Die Bayern übernahmen hier schnell das Kommando im Mittelfeld – kein Wunder, mit einem 4-2-3-1 gegen das 4-4-2 von Manchester City. Hier kam aber noch ein weiterer Faktor hinzu: Weil Ribéry und Müller sich oft sehr weit im Zentrum aufhielten und sich dort viel und gut bewegten, wuchs die Überzahl der Bayern im Zentrum noch weiter an. Das Team von Roberto Mancini hatte zwei Varianten, darauf zu reagieren – Spielkontrolle generieren konnte zunächst keine davon.

Wenn die Mittelfeld-Außen Nasri und Silva einrückten, um die Dominanz der Bayern im Zentrum zu brechen, ließen sie viel Platz für die Läufe von Lahn und vor allem Rafinha offen. Blieben die beiden draußen, arbeiteten sie zwar gut gegen die Bayern-Außenverteidiger zusammen (indem sie sehr eng an den eigenen AVs Richards bzw. Clichy standen), aber Kroos konnte mit seiner Spielübersicht im Zentrum schalten und walten. Was ihm leicht fiel, weil sich nicht nur Ribéry und Müller ständig in seiner Nähe tummelten, sondern auch Gomez sehr tief stand und somit im Grunde eine offensive Viererkette bei den Bayern stand. Klar: Wirklich torgefährlich wurden die Bayern nicht. Aber sie spielten geschickt um das Pressing von City herum und ließen nach hinten fast nichts zu (eben der mögliche Elfer in der 2., der verweigerte in der 23. und eine Flanke von Richards nach etwa zehn Minuten).

Raumaufteilung passt nicht

Das Hauptproblem bei City war, dass der Raum, den man den Bayern vor der eignen Mittelfeld-Kette gewährte, zu groß war. Mit anderen Worten: Agüero und Dzeko standen zu weit vorne, als dass sie wirklich ins Spiel hätten eingreifen könnten oder sich auch als Passempfänger anbieten konnten, sodass zumindest einer aus dem Bayern-Defensivduo Schweinsteiger/Luiz Gustavo sich gefahrlos nach vorne einschalten konnte.

Barry und Yaya Touré waren defensiv gebunden, Nasri und Silva rieben sich auf und das prognostizierte Problem, das der langsame Van Buyten (der statt des grippekranken Badstuber spielen musste) mit Kun Agüero hat, wurde nicht oft zum Faktor. Die Bayern hatten das Spiel so zwar ohne wirkliche Probleme unter Kontrolle, wirklichen Zugriff auf den Strafraum von City bekamen sie nicht.

City erkennt das Problemfeld

Nach rund 20 Minuten erkannte Man City, was falsch lief und korrigierte das mit einem simplen Schachzug: Die Mittelfeldkette rückte nach vorne und störte nun schon die Spieleröffnung von hinten heraus, bzw. spätestens bei Schweinsteiger und Luiz Gustavo. Somit standen die vier offensiven Bayern nun zwar in größerem Raum zwischen Abwehr- und Mittelfeldkette, es gelang aber nicht mehr wirklich, sie auch einzusetzen.

Die Citizens setzten Bayern nun früher unter Druck und befreiten sich so aus der spielerischen Umklammerung, in der sie vorher gesteckt sind. Sie schafften es aber weiterhin nicht so richtig, das Tempo der beiden Spitzen gegen Van Buyten auszunützen – da war das Aufbauspiel dann doch wiederum zu statisch und zu langsam von hinten heraus. Angriffe wurde verschleppt und der Zug zum Tor fehlte.

Zwei baugleiche Tore

Da im Mittelfeld nun eine Pattsituation entstand, wurde aus dem ganzen Spiel eine ausgeglichenere Angelegenheit. Bitter also für die Gäste, dass just in der Phase, in der sie mit einer guten Adjustierung die Bayern etwas am Spielfluss hindern konnten, die beiden Tore fielen. Die Bayern kamen zur 2:0-Pausenführung, sie taten aber nichts grundsätzlich Anderes, um wiederum selbst die etwas verloren gegangene Kontrolle wiederzuerlangen.

Nein, es waren zwei Schüsse von außerhalb des Strafraums (Ribéry nach einem Lauf von Lahm bzw. ein Freistoß von Kroos), zweimal ließ City-Keeper Joe Hart prallen, zweimal war Mario Gomez da. Allerdings auch, weil er schneller reagierte als die Abwehr der Hellblauen.

Mancini reagiert viel zu spät

Ab der 55. Minute

Erstaunlicherweise stellte City-Trainer Roberto Mancini zur Halbzeit nicht um, sondern wartete damit noch weitere zehn Minuten zu. Dann nahm er den wirkungslosen Edin Dzeko aus dem Spiel und brachte mit Nigel de Jong endlich die dringend benötige personelle Verstärkung für das Mittelfeld. De Jong bildete mit (dem noch etwas tiefer stehenden) Barry nun das defensive Mittelfeldzentrum, Yaya Touré orientierte sich nach vorne.

Der Plan dahinter war klar: Im Zentrum gegen die flinken Bayern weiterhin sicher stehen, einen zusätzlichen Ballgewinner hinstellen um mehr körperliche Präsenz zu zeigen, und mit der ganzen Wucht von Yaya Touré und etwas höher stehenden Mittelfeld-Außen sollte nach vorne für Druck gesorgt werden – das schaffte der Ivorer zuvor wegen überbordender Defensivaufgaben gar nicht. Es war nun ein recht klares 4-2-3-1 auch bei Man City.

Bayern lassen Tempo entweichen

Die Bayern ließen sich davon aber überhaupt nicht beeindrucken und nahmen das Tempo, das die davor ziemlich hoch gehalten hatten, aus dem Spiel. Es wurde eher mal im Mittelfeld abgewartet, auch um City etwas herauszulocken und dann in die sich bietenden Räume hineinzustoßen. Außerdem suchten die Münchner, allen voran der sehr viel arbeitende und stark spielende Ribéry, vermehrt Eins-gegen-Eins-Situationen und provozierten so Fouls. Das Spiel verlor seinen Fluss, was aber natürlich durchaus im Interesse der Bayern war.

Mancini versuchte, mit Wechseln innerhalb seines Sytems das Ruder noch herum zu reißen, aber die an sich völlig richtige Hereinnahme von De Jong und die besser auf den Gegner abgestimmte Raumaufteilung im Mittelfeld verpuffte an den vor Selbstvertrauen nur so strotzenden Bayern und dem erkennbaren Fehlen der Überzeugung, den Zwei-Tore-Rückstand wirklich noch aufholen zu können. So verwalteten die Bayern den 2:0-Sieg sicher über die Zeit.

Fazit: Mancini wählte das falsche System

Ein völlig verdienter Sieg der in diesem Spiel klar besseren Mannschaft: Die Bayern zeigten mehr Tempo, deutlich mehr Zug zum Tor – der fehlte bei City komplett – und dazu eine Stunde lang die bessere Raumaufteilung im Mittelfeld. Barry und vor allem Yaya Touré hatten in der Spieleröffnung keinerlei Wirkung, weil sie gegen die flinken und viel rochierenden Offensivspieler der Bayern komplett aufgerieben wurden, nach vorne fehlte bei City der Plan, wie das nicht besetzte zentrale offensive Mittelfeld gegen Schweinsteiger und Luiz Gustavo überwunden werden sollte.

Die Einwechslung von De Jong als zusätzlichen Ballgewinner im defensiven Mittelfeld war logisch und richtig, erfolgte aber viel zu spät – erstaunlich, dass Mancini nicht schon mit einem dritten robusten Mann in der Zentrale begonnen hat. Denn erstens kann das seine Mannschaft eigentlich gut (im Grunde wurde die komplette letzte Saison so gespielt) und zweitens war das System und die Spielweise der Bayern kein Geheimnis.

Auch, wenn beide Gegentore aus Unsicherheiten von Keeper Hart bei Weitschüssen entstanden sind: Diese Niederlage gegen wirklich bärenstarke Bayern muss sich Roberto Mancini selbst ankreiden.

(phe)

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3 Aspekte, 2 Zäsuren und 1 Eiertor https://ballverliebt.eu/2011/02/23/3-aspekte-2-zasuren-und-1-eiertor/ https://ballverliebt.eu/2011/02/23/3-aspekte-2-zasuren-und-1-eiertor/#comments Wed, 23 Feb 2011 22:46:15 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4173 3 Aspekte, 2 Zäsuren und 1 Eiertor weiterlesen ]]> Neun Monate ist es her, dass Inter Mailand im Finale der Champions League die Bayern mit 2:0 besiegt hatten. Nun kommt es im Achtelfinale zur Revanche – und im Hinspiel verlegten sich beide Teams auf ihre Stärken und neutralisierten sich somit auf ansprechendem Niveau. Bis zur 90. Minute…

Inter Mailand - Bayern München 0:1

Aspekt 1: Inters lahmende Flügel

Es ist keine allzu neue Erkenntnis, aber gerade in einem Spiel gegen eine so flankenorientierte Mannschaft wie die Bayern war es klar, das es für Inter (in diesem Spiel mit einem 4-3-2-1-Tannenbaum) zu einem Problem werden kann: Der Treble-Sieger von 2010 verfügt im Grunde über kein Flankenspiel. Für die Bayern natürlich eine Einladung erster Güte, Inter über die Seiten zu bearbeiten – und genau das taten sie auch. Vor allem Daniel Pranjic nagelte den gefürchteten Maicon hinten fest, dass der Brasilianer seine Offensivstärke überhaupt nicht ausleben konnte. Im Zusammenspiel mit dem diskret startenden, aber immer besser werdenden Ribéry (der in Minute 24 die Latte traf) war die linke Bayern-Seite extrem stark. Auch natürlich, weil Zanetti mit dem Tempo, das die beiden anschlugen, nicht immer mitkam.

Auf der rechten Bayern-Seite stellte sich die Sache deutlich vorsichtiger dar. Philipp Lahm hielt sich einigermaßen zurück – zum einen, weil er den Dunstkreis von Sneijder offenbar nicht allzu gerne verlassen wollte, um eine zusätzliche Absicherung zu sein. Vor allem aber, weil Esteban Cambiasso deutlich höher stand als sein Pendant Zanetti und Lahm somit deutlich früher empfangen konnte. So wa Robben zwar oft auf sich alleine gestellt, aber er machte seine Sache nicht schlecht und ließ Chivu ebenso nicht zur Entfaltung kommen. Die Folge: Die Münchner dominierten über die Flügel und Inter war gezwungen, durch die Mitte zu kommen.

Aspekt 2: Luiz Gustavo vs. Wesley Sneijder

Bayern-Coach Van Gaal wusste natürlich: Der Schlüssel zu einem Erfolg über Inter liegt nicht nur daran, die Flügel zu dominieren. Es musste auch dafür gesorgt sein, dass Wesley Sneijder nicht zur Geltung kam! Und da ist die Frage nach der Absicht und dem Plan, ob es ein gezieltes Ablenkungsmanöver war oder nicht, eigentlich zweitrangig. Gemeint ist die Tatsache, dass der gelernte Mittelfeldspieler Luiz Gustavo, wie üblicherweise in der Bundesliga auch, als Linksverteidiger spielte und der gelernte Linksverteidiger Danijel Pranjic im defensiven Mittelfeld. Zumindest zwei Minuten lang.

Dann nämlich tauschten die beiden doch die Plätze und Luiz Gustavo kümmerte sich um Sneijder. Äußerst liebevoll. Denn obwohl der schmächtige Brasilianer, der im Winter aus Hoffenheim kam, körperlich nicht gerade eine furchteinflößende Gestalt ist, nahm er den Holländer dermaßen an die Kandarre, dass diesem schnell anders wurde. Gustavo agierte als Kettenhund so konsequent (was auch beinhaltete, dass er Sneijder zweimal eher rüde anging), dass Inters Zehner schon nach zehn Minuten zurück ins hintere Mittelfeld wich, um seinem Gegenspieler aus dem Weg zu gehen.

Dass die Bayern Sneijder auf diese Weise aus dem Spiel zu nehmen versuchten (und es gelang ja auch nicht schlecht), liegt natürlich auch am Spielertyp Luiz Gustavo. Mit Mark van Bommel, der im Winter ja bekanntlich zu Inters Lokalrivalen Milan gewechselt war, hätte Van Gaal dieses Spielchen im Mittelfeld nicht aufziehen können – mit der Zecke Luiz Gustavo aber sehr wohl.

Aspekt 3: Ungleiches Duell vor dem Bayern-Tor

Was natürlich alles nicht überdecken kann, dass in der Qualität der Spieler, die sich vor Bayern-Goalie Kraft tummelten, deutliche Unterschiede zwischen den Teams gab – zu Gusten von Inter, versteht sich. Der umgelernte Tymoschuk und der (noch) nicht mit allen internationalen Wassern gewaschene Badstuber waren der Erfahrung und der Qualität eines Samuel Eto’o natürlich klar unterlegen. Weshalb es sich nicht verhindern ließ, dass Inter vornehmlich durch die Mitte immer wieder zu guten Chancen kam.

Nicht nur in der 1. Minute, als Ranocchia schon das 1:0 für das Heimteam erzielen hätte müssen, ebenso wie Cambiasso (18.) und Eto’o (33.). Und auch in der Schlussphase der Partie hatte Inter mehrere klare Gelegenheiten, das Spiel für sich zu entscheiden – wäre da nicht der sensationell agierende Thomas Kraft gewesen, der mit unglaublichen Reflexen immer wieder das Gegentor verhindert hat.

So lief die Partie, wie man es durchaus erwarten konnte: Die Bayern von der Spielanlage wie ein Heimteam, mit mehr Ballbesitz und klaren Vorteilen an den Flanken; Inter aber mit mehr klareren Chancen. Bis zur ersten Zäsur des Spiels in der 37. Minute.

Zäsur 1: Pranjic raus, Breno rein (37.)

Der so fleißige und, so lange er spielte, vor allem im Zurückdrängen von Maicon so exzellente Bayern-Linksverteidiger Danijel Pranjic musste mit einer Zerrung ausgewechselt werden. Was für die Formation hieß: Der eingewechselte Breno ging in die Innenverteidigung, von dort Badstuber auf die linke Seite.

Womit Ribéry nun die komplette Seite ziemlich alleine zu beackern hatte, denn ein schneller Spieler mit Offensivdrang ist der gelernte Innenverteidiger Badstuber natürlich nicht – und dass er sich auf der Seite auch ganz generell nicht übertrieben wohl fühlt, weiß man ja spätestens seit der WM. Erstaunlicherweise konnte Inter dieses entstandene Manko aber nicht so ausnützen, wie man das erwarten hätte können – denn Bastian Schweinsteiger übernahm die Verantwortung und machte nicht nur den umsichtigen Achter, sondern hielt angesichts der Tatsacher, dass er Zanetti aus dem Spiel nahm, auch Ribéry den Rücken frei.

Zumal Ribéry nun vollends zu seinem Spiel gefunden hatte und so Zanetti und Maicon weiterhin ziemlich beschäftigte. Die besten Chancen hatten die Bayern gegen die recht kosequenten Lúcio/Ranocchia aber dann, wenn sie etwas überraschendes probierten – so wie in der 53. Minute, als Robben von seiner „falschen“ linken Seite an der Strafraumgrenze quer nach links zog und schoss, aber „nur“ für den zweiten Aluminium-Treffer der Bayern sorgen konnte.

Zäsur 2: Ranocchia raus, Kharja rein (73.)

Inter - Bayern (Schlussphase)

Die brandgefährliche Schlussoffensive für Inter begann paradoxerweise mit der Verletzung eines Innenverteidigers. Doch mit der Einwechslung von Allround-Waffe Houssine Kharja für Ranocchia mischte Leonardo zwar nicht sein System, aber dafür bunt seine Formation durch. Der Marokkaner kann im Grunde alles spielen (wie auch seine Teamkollegen Zanetti, Stankovic, Cambiasso, usw. – unter anderem das macht Inter zu einer so interessanten Mannschaft). Der im Winter von Genoa ausgeliehene 28-Jährige machte seine ersten Spiele für Inter als Außenverteidiger, diesmal entschied sich Leonardo, den bulligen Kharja neben Sneijder in die Offensive zu stellen. Stankovic rückte dafür auf die Zanetti-Position, Zanetti auf die Chivu-Position und Chivu auf die Ranocchia-Position.

Und siehe da, Inter spielte nun wie aus einem Guss nach vorne. Schweinsteiger musste sich nun um Kharja UND Stankovic kümmern; Ribéry arbeitete zwar gut nach hinten, ihm liegt dieses Spiel aber nun mal nicht besonders. In dieser Phase war es in erster Linie Kraft, der die Inter-Führung verhinderte – vor allem mit seiner sensationellen Reaktion gegen den Kopfball von Motta (85.), kurz darauf strich ein Schuss von Eto’o nur knapp am Tor vorbei.

…und das Eiertor

Keine Frage: Die Bayern mussten, trotz des Plus an Spielanteilen und zweier Alu-Treffer, mit dem 0:0 nun mehr als zufrieden sein und froh, nach dem großen Druck, den Inter nun ausübte, zumindest nicht in Rückstand geraten zu sein. Aber dann! In der 90. Minute zog Robben aus der Distanz ab und der in letzter Konsequenz kaum geprüfte Inter-Torhüter Júlio César ließ den Ball, anstatt ihn zu fangen, nach vorne abprallen. Mario Gomez – der in den 89 Minuten davor kaum eine echte Torchance vorgefunden hatte – musste nur noch „Danke“ sagen.

Und die Bayern hatten mit 1:0 gewonnen.

Fazit: Eigentlich haben alle (fast) alles richtig gemacht

Über das komplette Spiel gesehen, wäre ein Unentschieden ein korrektes Resultat gewesen. Die Bayern dominierten (wie erwarten) die Flügel, Inter bot (wie erwartet) die höhere individuelle Qualität im Sturm dagegen. Sneijder konnte sich ob der Umklammerung von Luiz Gustavo nie wirklich entfalten.

Im Grunde genommen haben beide Mannschaften eigentlich alles richtig gemacht, weswegen das (trotz häufiger Fehlpässe im Spielaufbau) zweifellos gutklassige Spiel einem logischen 0:0 zusteuerte. So entschied nach anderthalb Stunden letztlich ein billiger individueller Fehler – und Inter steht im Rückspiel nun mit dem Rücken voll zur Wand.

Was die Vorfreude auf die Partie in München naturgemäß nicht kleiner werden lässt.

(phe)

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