Leonardo – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Thu, 15 Dec 2011 10:30:08 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Had sei Dank: Salzburg schlägt Slovan 3:2 und übersteht die Gruppe https://ballverliebt.eu/2011/12/14/had-sei-dank-salzburg-schlagt-slovan-32-und-ubersteht-die-gruppe/ https://ballverliebt.eu/2011/12/14/had-sei-dank-salzburg-schlagt-slovan-32-und-ubersteht-die-gruppe/#comments Wed, 14 Dec 2011 21:27:09 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6203 Had sei Dank: Salzburg schlägt Slovan 3:2 und übersteht die Gruppe weiterlesen ]]> Angefangen hat es fürcherlich – aber die Bullen ließen sich von einem 0:2-Rückstand nach sechs Minuten nicht schocken, spielten munter nach vorne und erzitterten sich letztlich den notwendigen 3:2-Sieg. Auf großartigem Niveau war das Spiel aber nicht.

Slovan Bratislava - Red Bull Salzburg 2:3

Der Plan von Slovan Bratislava war ebenso einfach wie effektiv: Vorne mit dem schnellen Lacný statt dem bulligen Seba voll auf Pasanen pressen, den Finnen verunsichern und in 1-gegen-1-Duelle schicken. Das klappte schon nach drei Minuten, als der Finne bei einem Pass von Zofcak auf Lacny viel zu weit von Letzterem entfernt war (bzw. nicht schnell genug herausrückte nach der Attacke an Hierländer) und drei Minuten später, als sich Pasanen von einem 50-Meter-Mondball aus der Slovan-Innenverteidigung heraus überrumpeln ließ. Sechs Minuten waren gespielt, Slovan führte schon 2:0. Ein Albtraumstart für die Bullen.

Slovan lehnt sich zurück und wird bestraft

Allerdings ließ sich der slowakische Meister danach merklich zurückfallen. Lacny und Sebo tauschten vorne die Plätze und nahmen ihre erwartete Positionen ein, der Druck auf Pasanen ließ nach und Slovan vermittelte so den Eindruck: Zwei Tore vorne passt schon, mal schauen was Salzburg so anbietet.

Die ließen sich von dem Doppelschock erstaunlicherweise nicht wirklich aus der Ruhe bringen und versuchten, die nun etwas mehr am Ball gewährte Zeit auszunützen. Vor allem den in dieser Partie mal ganz gut aufgelegten Leonardo bekam Slovan dabei nicht so recht in den Griff, Jantscher war auf der rechten Seite sehr aktiv. Der Lohn für die Bemühungen: Erst das Anschlusstor aus einem Hand-Elfmeter, dann erzielte Leonardo den Ausgleich aus einer Einzelaktion, nachdem ihm Kolcak den Ball in die Beine gespielt hatte.

Loch vor der Abwehr, aber vorne ganz okay

Auffällig bei den Bullen war aber, dass die Abwehrreihe insgesamt recht weit hinten blieb, auch Ulmer und Hierländer auf den Außen hielten sich eher zurück, was wohl dem Respekt vor den Flügelspielern der Slowaken geschuldet war. Das Problem bei der Sache war nur, dass sich der Rest der Mannschaft recht weit nach vorne orientierte und damit ein großes Loch zwischen Abwehr und Mittelfeld entstand, in dem sich das Offensiv-Quartett von Slovan genüsslich ausbreiten konnte.

So funktionierte das Spiel von Salzburg zwar recht ordentlich, wenn man sich mal in der gegnerischen Hälfte festgesetzt hatte, die Eröffnung von hinten heraus aber klappte überhaupt nicht. Es gab haufenweise haarsträubende Fehlpässe und Ballverluste, die durch das flotte Umschalten bei den Slowaken immer wieder enorme Gefahr verbreiteten und auch in der Balance zwischen Verzögern und Angehen bei Kontern aus der Tiefe wirkten Pasanen und Hinteregger so, als ob sie noch nie miteinander trainiert hätten – Abstimmung war in keinster Weise zu erkennen.

Die beiden Achter: Guédé und Svento

Bei den Slowaken startete vor allem Juraj Halenar sehr aggressiv und laufstark. Er gab zuweilen beinahe eine zweite Spitze und versuchte vor allem in den ersten 15 Minuten, großen Druck aufzubauen. Der zentrale Mann war aber Karim Guédé, der zeigte, warum er slowakischer Teamspieler ist. Er war überall am Platz zu finden: Guédé war der Organisator im defensiven Mittelfeld, versuchte nach Möglichkeit auch nach vorne zu gehen und fungierte als die Umschaltstation.

Etwas anders legte Dusan Svento seine Achter-Rolle bei den Bullen an, aber auch er war vor allem im Spiel nach vorne wichtig. Vor allem, weil er derjenige war, der am ehesten auf Spieler von Slovan presste und so nicht nur Ballverluste der in der Spieleröffnung ebenfalls nicht gerade berauschenden Mannschaft provozierte, sondern auch für Leonardo – wiewohl der immer mal wieder abtauchte – quasi den Weg freimachte. Seine offensive Rolle trug aber auch dazu bei, dass Lindgren mangels Spielpraxis ein Unsicherheitsfaktor war.

Loch geschlossen, den Preis zahlt die Offensive

Nach dem Seitenwechsel schloss Salzburg das offensichtliche Loch zwischen Abwehr und dem Rest der Mannschaft, was sehr zur Sicherheit vor dem eigenen Tor beitrug. Fehlpässe in der Spieleröffnung fielen nun nicht mehr so ins Gewicht, weil der Raum enger war. Dazu waren die Salzburger schneller am Mann und das Risiko generell vermindert, weil die Passentfernung geringer wurde.

Den gegenteiligen Effekt hatte diese Maßnahme auf der anderen Seite des Platzes, wo die Salzburger nun mit weniger Leuten vor Ort waren. Vor allem Maierhofer, wenn doch mal ein Ball zu ihm kam, konnte diesen nicht halten, bis genug Teamkollegen nachgerückt waren. So verlagerte sich das Spiel zwar tendenziell eher in die Hälfter der Salzburger, große Torgefahr vermochte Slovan aber nicht auszustrahlen.

Had trifft, Salzburg macht zu

Zumindest nicht vor dem Tor der Bullen – das eigene nahm Innenverteidiger Marian Had nämlich sehr wohl in Beschuss. Er lenkte eine an sich harmlose Flanke von Jantscher ins eigene Tor ab. Der 29-Jährige hat somit einen Assist und ein Tor für die Bullen erzielt.

In der Folge zogen sich die Salzburger immer weiter zurück, was angesichts der Wechsel von Ricardo Moniz ganz offensichtlich so gewollt war: Er brachte mit Ibrahim Sekagya (statt Lindgren) und Schiemer (statt Ulmer) zwei weitere gelernte Innenverteidiger. Grundsätzlich mit Erfolg, denn große Gefahr konnten die Slowaken, denen man den unbedingten Willen zum Sieg nicht gerade in jeder Situation nachsagen konnte, nur einmal erzeugen. Da hatte Salzburg Glück, dass der Referee nicht auf den Punkt zeigte, als Lindgren einen Ball von Sebo aus einem Meter an die Hand geschossen bekam. Eine vertretbare Entscheidung, keine Frage – aber es gibt auch Schiedsrichter, die da Elfmeter geben.

Andererseits ergaben sich dadurch natürlich Räume im Rücken der slowakischen Abwehr – die Königs-Chance auf das 4:2, einer schneller Konter über Leonardo und Maierhofer, vernebelte aber Jantscher. Vor allem Maierhofer musste seinem eigenen intensiven Spiel gegen Ende Tribut zollen – er war nach spätestens 75 Minuten komplett leer. Moniz wechselte ihn aber erst ganz kurz vor Schluss aus. Dass ein frischer Mann, in diesem Fall Wallner, schon zuvor für deutlich mehr Entlastung hätte sorgen können, wurde in der kurzen Zeit, die er auf dem Feld war, schnell offenkundig.

Fazit: Sieg des Willens, nicht der Taktik

Die Salzburger sind, was schon beim 3:0-Sieg im Hinspiel deutlich wurde, die klar besser besetzte Mannschaft. So war es in einem Spiel auf äußerst mäßigem Niveau auch keine taktische Meisterleistung, die den Bullen den 3:2-Sieg und damit den Aufstieg in die Runde der letzten 32 bescherte, sondern eher eine, die auf Wille und individueller Klasse basiert. Positiv ist zu bemerken, dass nach dem Horror-Start die Körpersprache sehr positiv war, keiner den Kopf hängen ließ und jener Kampfgeist an den Tag gelegt wurde, der ansonsten allzu oft vermisst wurde.

Zudem wurden Fehler, die von den Slowaken angeboten wurden, auch genützt – wie beim 1:2 (Handspiel) und dem 2:2 (schrecklicher Fehlpass in der Spieleröffnung). Der Mut, der mit dem Spiel nach vorne in der ersten Halbzeit gezeigt wurde, wich spätestens nach der 3:2-Führung aber immer mehr dem Sicherheitsgedanken – Moniz sandte da mit der Einwechslung von zwei gelernten Innenverteidigern (für einen Sechser und einen AV) auch kein Signal der Angriffslust aus. Verständlich ist es aber schon, weil Lindgren weit von einer soliden Leistung entfernt war und Slovan vor allem in der ersten Halbzeit immer wieder viel Platz in der Hälfte der Salzburger bekommen hatte.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2011/12/14/had-sei-dank-salzburg-schlagt-slovan-32-und-ubersteht-die-gruppe/feed/ 8
Die Eurofighter zerlegen Inter https://ballverliebt.eu/2011/04/05/die-eurofighter-zerlegen-inter/ https://ballverliebt.eu/2011/04/05/die-eurofighter-zerlegen-inter/#comments Tue, 05 Apr 2011 21:41:59 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4487 Die Eurofighter zerlegen Inter weiterlesen ]]> Wenn bei Schalke von „Mailand“ die Rede war, meinte ein jeder den Uefa-Cup-Sieg 1997. Doch was sich in diesem Champions-League-Viertelfinale abspielte, war wohl noch sensationeller: Denn Schalke steht nach einem grandiosen Spiel mit einem 5:2-Auswärtssieg so gut wie sicher im Semifinale!

Inter Mailand - FC Schalke 04 2:5

Als Schalke 1997 bis ins Finale des Uefa-Cups vorstießen, wurden sie die „Eurofighter“ genannt – ein absoluter Underdog, der die Großen Europas auf’s Horn nimmt. Dieser Lauf gipfelte im dramatischen Elfmeter-Sieg im Finale – gegen Inter Mailand… Die Chance zur Revanche nützte Inter diesmal aber ganz und gar nicht.

Der neuer Schalke-Trainer Ralf Rangnick stellte ordentlich um – auch gezwungenermaßen. Ohne die verletzten Metzelder, Kluge und Huntelaar musste Joel Matip zurück in die Innenverteidigung, Kyriakos Papadopoulos auf die Sechs und Edú ins Sturmzentrum. Zudem überraschte Rangnick mit der Maßnahme, Jurado ins Zentrum zu stellen und zauberte mit Alexander Baumjohann einen Spieler aus dem Hut, der unter Magath keinerlei Rolle mehr gespielt hatte.

Und auch, wenn das Freak-Tor von Dejan Stankovic auf 50 Metern in der ersten Minute Inter quasi mit einem 1:0 beginnen ließ, war Schalke das besser eingestellte Team. Auch, weil Rangnick gegenüber Leonardos Raute im Mittelfeld die bessere Raumaufteilung hatte: Cambiasso kümmerte sich nur halbherzig um seine Seite und so konnten die bärenstarken Uchida und Farfán auf ihrer Seite nach Lust und Laune randalieren. Zanetti, auf seine alten Tage auch nicht mehr der allerschnellste, war heillos überfordert.

Außerdem zahlte sich die Maßnahme aus, Jurado etwas zentraler und von weiter hinten kommen zu lassen. Baumjohann neben ihm beschäftigte Maicon und drückte den offensivstarken Inter-Außenverteidiger ziemlich nach hinten, womit auch die rechte Inter-Seite tot war. Jurado selbst schloss sich immer wieder mit dem sehr tief stehenden Raúl – oft agierte er kaum höher als Jurado – kurz und vorne beschäftigte der wuchtige Edú die Innenverteidigung von Inter (Ranocchia und Chivu, Lúcio war gesperrt). Der Ausgleich, auch wenn er aus einer Standardsituation fiel, war aufgrunde der Spielanteile, wo Schalke klares Übergewicht hatte, hochverdient.

Inter Mailand - FC Schalke 04 (ab ca. 20. Minute)

Sneijder zurück auf links, Leonardo kopiert Rangnick

Leonardo erkannte, dass es so nicht weitergehen konnte, und stellte Wesley Sneijder von der Zehn wieder auf jene linke Seite, die der Holländer schon im Achtelfinal-Rückspiel gegen die Bayern eingenommen hatte. Somit war Uchida wieder mit Defensive beschäftigt und Farfán fehlte so ein wenig der Nachschub – und Inter war zurück im Spiel. Es war nun ein recht klassisches 4-4-2, das Leonardo spielen ließ, mit Cambiasso (etwas höher) und Thiago Motta (etwas tiefer) in der Zentrale und Kharja rechts – der Marokkaner kam früh für den verletzten Stankovic ins Spiel. Im Grunde kopierte Leonardo also das System von Rangnick.

Mit Erfolg: Die Hausherren kontrollierten das Spiel nun wieder und drückten Schalke deutlich mehr hinten rein als das zuvor der Fall war. Auch, weil Chivu sich nun vermehrt ins Spiel einschaltete: Ähnlich wie das Lúcio gerne macht trug er den Ball oft bis zur Mittellinie, spielte sehr kluge Pässe, fing auch immer wieder Konterversuche ab. Und wiederum war der prompte Lohn für eine gelungene Umstellung ein Tor: Uchida ließ Sneijder flanken, Matip ließ Cambiasso ablegen und Höwedes ließ Milito im Zentrum entwischen – und schon führte Inter erneut, war das 2:1 gefallen.

Schalke ließ sich aber vom neuerlichen Rückschlag wieder nicht aus der Ruhe bringen. Vor allem Raúl war überall auf dem Platz zu finden, holte sich die Bälle, trug sie im Verbund mit Farfán und Jurado nach vorne, er arbeitete unermüdlich und durch einen Konter, den Edú mit all seiner Wucht und seinem Willen abschloss, glich Schalke noch vor der Pause zum 2:2 aus.

Schalke erstickt Inters Schwung per Doppelschlag

Die zweite Hälfte begann so, wie sich die letzten zwanzig Minute der ersten Halbzeit dargestellt hatten: Mit Inter im Fahrersitz, doch der wieder einmal enorm starke Neuer rettete zweimal. Ehe es der der enorm fleißige Raúl war, der die Königsblauen in Front brachte – Chivu ist gut in der Vorwärtsbewegung, aber als Innenverteidiger ist er kein gleichwertiger Ersatz für Lúcio.

Der dritten Gegentreffer schockte Inter nun doch ein wenig, und nur wenige Minuten nach dem 2:3 lenkte Ranocchia eine Hereingabe von Jurado ins eigene Tor ab. Die Entstehung war aber symptomatisch für das Spiel: Kurze Ablage von Raúl im Mittelfeld auf Landsmann Jurado, der zieht unbehelligt und mit vollem Tempo vor das Tor. Und hätte Ranocchia nicht das Eigentor fabriziert, wäre dahinter Edú einschussbereit gewesen. Und als ob der Doppelschlag nicht schon schlimm genug für Inter gewesen wäre, flog in der 62. Minute auch noch Chivu mit seiner zweiten gelben Karte vom Platz…

Inter - Schalke (ab etwa der 60. Minute)

Inters Formation: Offensiv. Inters Körpersprache: Weniger.

Leonardo musste Kharja nun wieder runter nehmen, um mit Cordoba die entstandene Lücke in der Innenverteidigung zu schließen. Die Formation blieb aber logischerweise so offensiv wie möglich: Mit drei Mann im Mittelfeld – Cambiasso tief, Motta etwas höher und Sneijder halblinks offensiv – und die beiden Spitzen verblieben auf dem Feld.

Logisch, Inter musste ja noch Tore schießen. Aber die Körpersprache und das immer mehr fehlende Tempo bei den Mailändern verriet schon bald: Hier geht nichts mehr. Zu langsam wurden die Angriffe vorgetragen, zu nachlässig blieb das Abwehrverhalten. Wie bei Jurados Pfostenschuss in  Minute 65. Am Besten zu sehen war das aber beim 5:2 von Schalke: Erst rettete noch erneut das Aluminium, aber Cordoba schlug über den Ball, niemand ging in der Folge einen Gegenspieler an und Edú konnte die Kugel zum fünften Mal im Inter-Tor versenken.

Dreier-Abwehr als Hauruck-Variante

Leonardo war, zugespitzt formuliert, der einzige bei Inter, der sich gegen das Debakel stemmte. Für Thiago Motta brachte er eine Viertelstunde vor Schluss noch Nagatomo und er stellte auf ein 3-4-2 um: Cordoba, Ranocchia und Zanetti hinten; Maicon und Nagatomo auf den Flügeln mit Cambiasso und Sneijder dazwischen und vorne verblieben der fleißige Milito und der eher matte Eto’o. Gebracht hat’s nichts mehr, Schalke verwaltete gegen einen sich weitgehend aufgebenden Gegner das 5:2 problemlos über die Zeit.

Fazit: System-Vorteil zum Beginn, Leistungs-Vorteil danach

Tja, war war es nun, was Schalke diesen historischen Sieg einbrachte? Zunächst einmal natürlich die Tatsache, dass Rangnick genau die richtige Formation auf das Feld brachte, um die Schwächen von Inter auszunützen – und das sind und bleiben nun einmal die Flügel. Das ist so, seit Leonardo Trainer ist – manche konnten das ausnützen, andere weniger. Dieser systematische Vorteil ermöglichte es Schalke, nach dem frühen Rückstand schnell ins Spiel zurück zu kommen und sich nicht von dem miserablen Start ausknocken zu lassen.

Dann setzte es Inter natürlich mächtig zu, dass Maicon gegen den extrem starken Baumjohann überhaupt nicht zur Geltung kam und somit auch Kharja und in weiterer Folge Eto’o nie so richtig ins Spiel kamen. Jungspund Papadopoulos machte im defensiven Mittelfeld gegen Sneijder einen wunderbaren Job. Außerdem war es Gold wert, dass Jurado auch mit viel Laufarbeit den Platz sehr gut nützen konnte, der ihm seine Position gewährt hat.

Und alles überragend war Raúl: Er sorgte zwar nicht für Glanzlichter am laufenden Band, aber durch seinen unermüdlichen Einsatz, extreme Laufarbeit und sein überragendes Spielverständnis hebelte er das geistig langsam wirkende Inter-Mittelfeld ein ums andere Mal aus. Kurz gesagt: Die individuellen Leistungsduelle verlor Inter ziemlich allesamt.

Und deshalb wird Schalke verdientermaßen ins Semifinale einziehen.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2011/04/05/die-eurofighter-zerlegen-inter/feed/ 2
Sneijders linke Tour und der totale Bayern-Kollaps https://ballverliebt.eu/2011/03/15/sneijders-linke-tour-und-der-totale-bayern-kollaps/ https://ballverliebt.eu/2011/03/15/sneijders-linke-tour-und-der-totale-bayern-kollaps/#comments Tue, 15 Mar 2011 22:56:38 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4375 Sneijders linke Tour und der totale Bayern-Kollaps weiterlesen ]]> Über eine Stunde wurde Inter von starken Bayern fast hergespielt – aber die Münchner machten den Sack nicht zu. Und kollabierten nach einer Stunde komplett! So kamen die Nerazzurri zu einem 3:2-Sieg und zum Viertelfinal-Einzug. Und das, obwohl die Bayern auf Sneijders linke Tour an sich gut reagiert hatten…

Bayern München - Inter Mailand 2:3

Es war am 17. April 1996 – das bisher einzige Mal, dass in der Champions League noch eine Mannschaft weiterkam, die daheim das Hinspiel verloren hatte. Es war Ajax Amsterdam mit einem 3:0 über Panathinaikos Athen – und Trainer der Holländer war damals Louis van Gaal. Diesmal machte er es umgekehrt, auch wenn er selbst nicht unmittelbar daran Schuld war. Eher schon jene Verteidigung, an der der Bayern-Coach schon die ganze Saison erfolglos herumdoktort.

Sneijders linke Tour

Die Bayern-Abwehr spielte aber lange keine Rolle. Eher schon die etwas überraschende Formation von Inter: Leonardo stellte sein Team nämlich in einem eher defensiven 4-3-3 auf, was mehr ein 4-2-3-1 war und sehr schräg in der Gegend hing (ein Trend, der seit der WM erstaunlicherweise beinahe in Vergessenheit geriet). Im Detail sah das so aus, dass Samuel Eto’o ganz vorne spielte, Goran Pandev als echter Rechtsaußen Pranjic nach hinten drückte, und vor allem Wesley Sneijder von der Zentrale auf die linke Seite rückte; Stankovic agierte zentral.

Das hatte zwei Effekte: Zum einen hatte Sneijder so nicht, wie im Hinspiel, gegen den unangenehmen Luiz Gustavo spielen, zum anderen war so Philipp Lahm zu erhöhter Vorsicht gezwungen und konnte Robben – der nach wochenlangem leichten Durchhänger mit seinem Hattrick beim 6:0 gegen den HSV am Wochenende wieder neues Selbstvertrauen getankt hatte – nicht wie sicherlich geplant unterstützen. Sneijder zog zwar immer wieder in die Mitte, aber die Bayern mieden diese Seite eher. Sei es weil Lahm nicht viel beitragen konnte, oder aus Angst, mit Ballverlusten sofort Sneijder ins Spiel zu bringen, sei dahingestellt.

Bayern fluten das Zentrum

Mit der (erfolgreichen) Maßnahme, Pranjic und vor allem Lahm in der Defensive zu binden, wollte Inter zweifellos die so starken Flügel der Bayern, die ihnen im Hinspiel noch so zugesetzt hatten, kappen. Die Bayern aber reagierten nach dem frühen Rückstand – Eto’o hatte sich im Rücken von Breno davongemacht und netzte, wenn auch aus knapper Abseitsposition, schon in der 4. Minute zum 1:0 für Interein – prompt. Indem die das Zentrum fluteten.

So machte sich Schweinsteiger im Rücken von Pandev breit und spielte de facto einen Ersatz-Linksverteidiger für Pranjic, vor ihm rückte Ribéry gerne etwas ein. Noch extremer machte es aber Robben auf der anderen Seite: Er spielte zwischen halbrechter Position und Zentrum. Müller, der deutlich mehr Defensivarbeit erledigte wie gewohnt, spielte gut um ihne herum und vorne arbeitete Gomez sehr viel und ließ sich oft auch weit nach hinten fallen, spielte zuweilen beinahe einen falschen Neuner.

So standen im Zentrum vier bis fünf Bayern-Spieler den beiden defensiven Mittelfeldspielern von Inter (Motta zentral tief, Cambiasso auf der Ribéry-Seite etwas höher) gegenüber. Die Folge: Die Bayern bekamen das Spiel sehr schnell unter Kontrolle und drückten Inter hinten rein. Die Italiener blieben gefährlich, wenn es schnell ging, vor allem wenn sich Cambiasso mit Pandev zusammenschließen konnte. Wich aber das Tempo aus dem Inter-Aufbauspiel, kamen die Bayern mit gutem Pressing schnell wieder in Ballbesitz.

Inter baut defensiven Bockmist

So war es auch folgerichtig und hochverdient, dass die deutlich überlegeenn Bayern nach einer halben Stunde den Ausgleich schafften und somit in der Gesamtbegegnung wieder in Führung gingen. Auch, wenn es erneut einen fürchterlichen Schnitzer von Inter-Torwart Júlio César brauchte, der wie im Hinspiel einen harmlosen Robben-Schuss nicht unter Kontrolle brachte und Gomez artistisch abstaubte.

Die Bayern setzten gleich nach, Inter kam bis zur Halbzeit nicht mehr ins Spiel. Und weil dann auch noch Thiago Motta patzte und Müller den Ball ideal servierte, gingen die Bayern mit 2:1 in Führung. Und nicht zuletzt, weil Júlio César bei einem Alleingang von Ribéry gleich danach gut parierte, rettete sich Inter nicht nur schwimmend, sondern schon halb untergehend mit einem 1:2 in die Kabinen. Die Bayern hätten locker schon 4:1 führen können, wenn nicht müssen: Was Inter nach dem frühen Tor anbot, war schlicht lächerlich und zeigte deutlich, warum die Serie A den internationalen Ansprüchen derzeit meilenweit hinterher hinkt.

So kam Müller zu spät, um den auf der Linie kullernden Ball einzudrücken (40.), Robben verpasste knapp (43.), und dann ließ sich Lúcio düpieren (45.) – sein Kollege Andrea Ranocchia zeigte war gute Ansätze, neigt aber zu haarsträubenden Leichtsinnigkeiten. Auch der Platztausch der beiden halb durch die erste Hälfte änderte daran wenig.

Mehr Freiheiten für Sneijder

Fünf Minuten nach dem Seitenwechsel musste Inter-Coach Leonardo endgültig gesehen haben, dass Stankovic in der Mitte nichts zu Wege brachte, er wurde wiederum von Luiz Gustavo ziemlich abmontiert und hinterde zudem mit seinem recht statischen Spiel Sneijder ein wenig an der Bewewgungsfreiheit. Für Stankovic – in Abwesenheit von Zanetti, der mit Fieber das Bett hütete, Kapitän – kam Coutinho ins Spiel, und der junge Brasilianer hatte offenbar die Aufgabe, der willfährige Löcherstopfer für Sneijder zu sein.

Der Holländer orientierte sich nun vermehrt auch immer wieder ins Zentrum, stiftete damit etwas Verwirrung zwischen Lahm und Luiz Gustavo und der quirlige Coutinho spielte praktisch komplementär zu Sneijder. Zudem rückte Pandev auf der anderen Seite nun immer mehr ein und zog so Pranjic zuweilen sehr weit aus seiner Position, was für zusätzliche Unordnung in der Bayern-Defensive sorgte. Von der sich vor allem Breno anstecken ließ: Er blieb andächtig von Eto’o und Sneijder weg, als der Kameruner für den Holländer ablegte und Letzterer für den 2:2-Ausgleich sorgte.

Die Bayern brechen weg

Was der Startschuss für einen spannende Schlussphase war. Denn die Bayern schafften es nun nicht mehr so wie zuvor, die Räume für Inter im Mittelfeld schon eng zu machen und den Nerazzurri die Zeit am Ball und zum Spielaufbau zu nehmen. Zudem musste Robben raus, nachdem er alleine durch seine Präsenz Chivu einiges an Verusicherung verliehen hatte. Sein Ersatz Hamit Altintop fiel da deutlich ab. Und der zunehmend leichtsinnige und oft eher kopflos weit nach vorne aufrückende Van Buyten musste Holger Badstuber weichen.

Inter merkte: Nach einer Stunde, indem man von starken und spielfreudigen Bayern zum Teil hergespielt worden war, gab es nun tatsächlich noch die Möglichkeit, sogar wirklich noch ins Viertelfinale einzuziehen. Vor allem Sneijder riss die Verantwortung nun an sich und sorgte dafür, dass die Münchner hinten noch mehr zu wackeln begannen und Konter der Bayern gar nicht mehr ausgespielt wurden, sondern nur noch zum Zeitgewinn genützt wurden.

Und so kam es, wie es kommen musste: Breno, dessen Leistung sich der Bewertung „katastrophal“ in der zweiten Halbzeit mit riesengroßen Schritten näherte, ließ sich viel zu billig von Eto’o austanzen und vergaß völlig auf Pandev in seinem Rücken, nachdem sich dieser auch vom ebenso heftig nachlassenden Pranjic gelöst hatte. Der Mazedonier drosch den Querpass von Eto’o in die Maschen – das 3:2 für Inter. Und das Ende für die Bayern.

Fazit: Ein lange schreckliches Inter profitiert vom Bayern-Kollaps

Das Resultat sagt deutlich mehr über die Bayern aus als über Inter. Dass eine Mannschaft, die eine halbe Stunde Zeit hat, um ein einziges Tor zu schießen, sich aufbäumt, kann man von einem amtierenden Champions-League-Sieger erwarten.

Dass die Bayern aber, die Inter komplett unter ihrer Knute hatten und schon 4:1 oder 5:1 führen hätten müssen diese Überlegenheit noch so aus der Hand geben und in der letzten halben Stunde so derart zu kollabieren, dass sich der K.o.-Schlag in Form des dritten Gegentores schon abgezeichnet hatte, ist kaum nachvollziehbar. Viele Gründe gibt es für den Zusammenbruch: Der leichtsinnige Umgang mit besten Torchancen auf der einen Seite genauso wie eine Abwehr, die ganz einfach höheren internationalen Ansprüchen in keinster Weise genügt.

Was sich letztlich auch Louis van Gaal ankreiden lassen muss, der taktisch ja eigentlich alles richtig gemacht hatte: Seine Mannschaft reagierte hervorragend auf das Manöver, Sneijder auf die Seite zu beordern und auf die vorgezogene Rolle von Pandev. Aber es war auch der Holländer, der sich weigerte, für die Abwehr – die ja letzte Saison schon das Sorgenkind war – adäquat nachzurüsten.

So gesehen haben die Bayern ihr Glück, dass die auf dem Weg ins letztjährige Champions-League-Finale gegen die Fiorentina und Man United mit auch schon teils fragwürdigen Defensiv-Leistungen strapaziert hatten, nun aufgebraucht. Und sich als an sich etwas bessere von zwei ähnlich starken Teams nun verabschiedet.

Womit sie nun vor den Trümmern einer Saison stehen

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2011/03/15/sneijders-linke-tour-und-der-totale-bayern-kollaps/feed/ 8
3 Aspekte, 2 Zäsuren und 1 Eiertor https://ballverliebt.eu/2011/02/23/3-aspekte-2-zasuren-und-1-eiertor/ https://ballverliebt.eu/2011/02/23/3-aspekte-2-zasuren-und-1-eiertor/#comments Wed, 23 Feb 2011 22:46:15 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4173 3 Aspekte, 2 Zäsuren und 1 Eiertor weiterlesen ]]> Neun Monate ist es her, dass Inter Mailand im Finale der Champions League die Bayern mit 2:0 besiegt hatten. Nun kommt es im Achtelfinale zur Revanche – und im Hinspiel verlegten sich beide Teams auf ihre Stärken und neutralisierten sich somit auf ansprechendem Niveau. Bis zur 90. Minute…

Inter Mailand - Bayern München 0:1

Aspekt 1: Inters lahmende Flügel

Es ist keine allzu neue Erkenntnis, aber gerade in einem Spiel gegen eine so flankenorientierte Mannschaft wie die Bayern war es klar, das es für Inter (in diesem Spiel mit einem 4-3-2-1-Tannenbaum) zu einem Problem werden kann: Der Treble-Sieger von 2010 verfügt im Grunde über kein Flankenspiel. Für die Bayern natürlich eine Einladung erster Güte, Inter über die Seiten zu bearbeiten – und genau das taten sie auch. Vor allem Daniel Pranjic nagelte den gefürchteten Maicon hinten fest, dass der Brasilianer seine Offensivstärke überhaupt nicht ausleben konnte. Im Zusammenspiel mit dem diskret startenden, aber immer besser werdenden Ribéry (der in Minute 24 die Latte traf) war die linke Bayern-Seite extrem stark. Auch natürlich, weil Zanetti mit dem Tempo, das die beiden anschlugen, nicht immer mitkam.

Auf der rechten Bayern-Seite stellte sich die Sache deutlich vorsichtiger dar. Philipp Lahm hielt sich einigermaßen zurück – zum einen, weil er den Dunstkreis von Sneijder offenbar nicht allzu gerne verlassen wollte, um eine zusätzliche Absicherung zu sein. Vor allem aber, weil Esteban Cambiasso deutlich höher stand als sein Pendant Zanetti und Lahm somit deutlich früher empfangen konnte. So wa Robben zwar oft auf sich alleine gestellt, aber er machte seine Sache nicht schlecht und ließ Chivu ebenso nicht zur Entfaltung kommen. Die Folge: Die Münchner dominierten über die Flügel und Inter war gezwungen, durch die Mitte zu kommen.

Aspekt 2: Luiz Gustavo vs. Wesley Sneijder

Bayern-Coach Van Gaal wusste natürlich: Der Schlüssel zu einem Erfolg über Inter liegt nicht nur daran, die Flügel zu dominieren. Es musste auch dafür gesorgt sein, dass Wesley Sneijder nicht zur Geltung kam! Und da ist die Frage nach der Absicht und dem Plan, ob es ein gezieltes Ablenkungsmanöver war oder nicht, eigentlich zweitrangig. Gemeint ist die Tatsache, dass der gelernte Mittelfeldspieler Luiz Gustavo, wie üblicherweise in der Bundesliga auch, als Linksverteidiger spielte und der gelernte Linksverteidiger Danijel Pranjic im defensiven Mittelfeld. Zumindest zwei Minuten lang.

Dann nämlich tauschten die beiden doch die Plätze und Luiz Gustavo kümmerte sich um Sneijder. Äußerst liebevoll. Denn obwohl der schmächtige Brasilianer, der im Winter aus Hoffenheim kam, körperlich nicht gerade eine furchteinflößende Gestalt ist, nahm er den Holländer dermaßen an die Kandarre, dass diesem schnell anders wurde. Gustavo agierte als Kettenhund so konsequent (was auch beinhaltete, dass er Sneijder zweimal eher rüde anging), dass Inters Zehner schon nach zehn Minuten zurück ins hintere Mittelfeld wich, um seinem Gegenspieler aus dem Weg zu gehen.

Dass die Bayern Sneijder auf diese Weise aus dem Spiel zu nehmen versuchten (und es gelang ja auch nicht schlecht), liegt natürlich auch am Spielertyp Luiz Gustavo. Mit Mark van Bommel, der im Winter ja bekanntlich zu Inters Lokalrivalen Milan gewechselt war, hätte Van Gaal dieses Spielchen im Mittelfeld nicht aufziehen können – mit der Zecke Luiz Gustavo aber sehr wohl.

Aspekt 3: Ungleiches Duell vor dem Bayern-Tor

Was natürlich alles nicht überdecken kann, dass in der Qualität der Spieler, die sich vor Bayern-Goalie Kraft tummelten, deutliche Unterschiede zwischen den Teams gab – zu Gusten von Inter, versteht sich. Der umgelernte Tymoschuk und der (noch) nicht mit allen internationalen Wassern gewaschene Badstuber waren der Erfahrung und der Qualität eines Samuel Eto’o natürlich klar unterlegen. Weshalb es sich nicht verhindern ließ, dass Inter vornehmlich durch die Mitte immer wieder zu guten Chancen kam.

Nicht nur in der 1. Minute, als Ranocchia schon das 1:0 für das Heimteam erzielen hätte müssen, ebenso wie Cambiasso (18.) und Eto’o (33.). Und auch in der Schlussphase der Partie hatte Inter mehrere klare Gelegenheiten, das Spiel für sich zu entscheiden – wäre da nicht der sensationell agierende Thomas Kraft gewesen, der mit unglaublichen Reflexen immer wieder das Gegentor verhindert hat.

So lief die Partie, wie man es durchaus erwarten konnte: Die Bayern von der Spielanlage wie ein Heimteam, mit mehr Ballbesitz und klaren Vorteilen an den Flanken; Inter aber mit mehr klareren Chancen. Bis zur ersten Zäsur des Spiels in der 37. Minute.

Zäsur 1: Pranjic raus, Breno rein (37.)

Der so fleißige und, so lange er spielte, vor allem im Zurückdrängen von Maicon so exzellente Bayern-Linksverteidiger Danijel Pranjic musste mit einer Zerrung ausgewechselt werden. Was für die Formation hieß: Der eingewechselte Breno ging in die Innenverteidigung, von dort Badstuber auf die linke Seite.

Womit Ribéry nun die komplette Seite ziemlich alleine zu beackern hatte, denn ein schneller Spieler mit Offensivdrang ist der gelernte Innenverteidiger Badstuber natürlich nicht – und dass er sich auf der Seite auch ganz generell nicht übertrieben wohl fühlt, weiß man ja spätestens seit der WM. Erstaunlicherweise konnte Inter dieses entstandene Manko aber nicht so ausnützen, wie man das erwarten hätte können – denn Bastian Schweinsteiger übernahm die Verantwortung und machte nicht nur den umsichtigen Achter, sondern hielt angesichts der Tatsacher, dass er Zanetti aus dem Spiel nahm, auch Ribéry den Rücken frei.

Zumal Ribéry nun vollends zu seinem Spiel gefunden hatte und so Zanetti und Maicon weiterhin ziemlich beschäftigte. Die besten Chancen hatten die Bayern gegen die recht kosequenten Lúcio/Ranocchia aber dann, wenn sie etwas überraschendes probierten – so wie in der 53. Minute, als Robben von seiner „falschen“ linken Seite an der Strafraumgrenze quer nach links zog und schoss, aber „nur“ für den zweiten Aluminium-Treffer der Bayern sorgen konnte.

Zäsur 2: Ranocchia raus, Kharja rein (73.)

Inter - Bayern (Schlussphase)

Die brandgefährliche Schlussoffensive für Inter begann paradoxerweise mit der Verletzung eines Innenverteidigers. Doch mit der Einwechslung von Allround-Waffe Houssine Kharja für Ranocchia mischte Leonardo zwar nicht sein System, aber dafür bunt seine Formation durch. Der Marokkaner kann im Grunde alles spielen (wie auch seine Teamkollegen Zanetti, Stankovic, Cambiasso, usw. – unter anderem das macht Inter zu einer so interessanten Mannschaft). Der im Winter von Genoa ausgeliehene 28-Jährige machte seine ersten Spiele für Inter als Außenverteidiger, diesmal entschied sich Leonardo, den bulligen Kharja neben Sneijder in die Offensive zu stellen. Stankovic rückte dafür auf die Zanetti-Position, Zanetti auf die Chivu-Position und Chivu auf die Ranocchia-Position.

Und siehe da, Inter spielte nun wie aus einem Guss nach vorne. Schweinsteiger musste sich nun um Kharja UND Stankovic kümmern; Ribéry arbeitete zwar gut nach hinten, ihm liegt dieses Spiel aber nun mal nicht besonders. In dieser Phase war es in erster Linie Kraft, der die Inter-Führung verhinderte – vor allem mit seiner sensationellen Reaktion gegen den Kopfball von Motta (85.), kurz darauf strich ein Schuss von Eto’o nur knapp am Tor vorbei.

…und das Eiertor

Keine Frage: Die Bayern mussten, trotz des Plus an Spielanteilen und zweier Alu-Treffer, mit dem 0:0 nun mehr als zufrieden sein und froh, nach dem großen Druck, den Inter nun ausübte, zumindest nicht in Rückstand geraten zu sein. Aber dann! In der 90. Minute zog Robben aus der Distanz ab und der in letzter Konsequenz kaum geprüfte Inter-Torhüter Júlio César ließ den Ball, anstatt ihn zu fangen, nach vorne abprallen. Mario Gomez – der in den 89 Minuten davor kaum eine echte Torchance vorgefunden hatte – musste nur noch „Danke“ sagen.

Und die Bayern hatten mit 1:0 gewonnen.

Fazit: Eigentlich haben alle (fast) alles richtig gemacht

Über das komplette Spiel gesehen, wäre ein Unentschieden ein korrektes Resultat gewesen. Die Bayern dominierten (wie erwarten) die Flügel, Inter bot (wie erwartet) die höhere individuelle Qualität im Sturm dagegen. Sneijder konnte sich ob der Umklammerung von Luiz Gustavo nie wirklich entfalten.

Im Grunde genommen haben beide Mannschaften eigentlich alles richtig gemacht, weswegen das (trotz häufiger Fehlpässe im Spielaufbau) zweifellos gutklassige Spiel einem logischen 0:0 zusteuerte. So entschied nach anderthalb Stunden letztlich ein billiger individueller Fehler – und Inter steht im Rückspiel nun mit dem Rücken voll zur Wand.

Was die Vorfreude auf die Partie in München naturgemäß nicht kleiner werden lässt.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2011/02/23/3-aspekte-2-zasuren-und-1-eiertor/feed/ 5
Leonardo kappt Inters Flügel https://ballverliebt.eu/2011/01/06/leonardo-kappt-inters-flugel/ https://ballverliebt.eu/2011/01/06/leonardo-kappt-inters-flugel/#comments Thu, 06 Jan 2011 22:13:07 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3662 Leonardo kappt Inters Flügel weiterlesen ]]> Wer fliegen will, braucht Flügel? Davon scheint der neue Inter-Trainer Leonardo nicht allzu viel zu halten. Denn bei seinem ersten Spiel auf der Bank der Nerazzurri gegen den Überraschungs-Dritten Napoli schickte er sein Team de facto ohne Flügel auf den Platz.

Inter Mailand - SSC Napoli 3:1

Leonardo würfelte ziemlich durch. Statt des 4-3-3 von Mourinho und Benítez schickte er ohne Sneijder (verletzt) und Eto’o (gesperrt) ein 4-4-2 auf’s Feld, mit einer Mittelfeldraute und mit Pandev als hängender Spitze. Stankovic spielte zentral Offensiv, Milito ganz vorne – und alles mit viel Drang zum Zentrum. Das Flügelspiel bei Inter bestand im Grunde nur aus Maicon, der Dossena deutlich mehr beschäftigen konnte als das Chivu auf der anderen Flanke mit Maggio gelang.

Inter kam durch eine sehenswerte Kombination zwar schnell zum 1:0 durch Motta (3.), aber Napoli ließ sich davon nicht allzu lange aus dem Konzept bringen. Trainer Walter Mazzarri formierte sein Team in einem 3-4-1-2, wie man es in Europa nur sehr selten sieht. Mit Hamsik als Spielgestalter hinter den Spitzen Cavani und Lavezzi und den beiden eher defensiv orientierten zentralen Spielern hinter Hamsik (Gargano und Pazienza) hatte das Spiel grundsätzlich eine ähnliche Ausrichtung. Durch die Mitte nämlich.

Weil auch Maggio und Dossena bei Napoli die einzigen waren, die für das Spiel über die Flügel verantwortlich waren. So kam Napoli in den ersten Minuten kaum nach vorne, eben weil Inter den Mittelkreis im Grunde mit vier Spielen zugestellt hatte. Weshalb eine kleine Anpassung große Wirkung zeigte: Lavezzi ließ sich zurückfallen und unterstützte Hamsik in der Spielgestaltung und es gelang Napoli auch immer besser, vor allem Zanetti Richtung Seitenlinie zu ziehen – was für Gargano und Hamsik im Halbfeld Platz generierte. Zudem marschierte Lúcio, wie es früher seine Art war, immer wieder mit Macht nach vorne, wodurch Chivu auch dessen Platz abdecken musste. Was das schnelle und viel rochierende Angriffstrio von Napoli immer wieder nützte, denn da sah die Inter-Defensive zuweilen etwas chaotisch aus.

So war der Ausgleich durch Pazienza, den defensiveren der beiden Sechser, in der 20. Minute schon verdient, wiewohl er aus einem Eckball entstanden ist. Napoli hatte das Spiel in den Griff bekommen und die Angriffsbemühungen von Inter auf lange Bälle aus dem defensiven Mittelfeld beschränken können. Über die Flanken kam beim Weltcup-Sieger sehr, sehr wenig. Als dann aber Maicon doch einmal durchkam und flanken konnte, stand es sofort wieder 2:1 für Inter (37.). Das Kopfballtor von Cambiasso kam ziemlich aus heiterem Himmel, eben weil in dieser Phase die Kreativität bei Inter völlig zum erliegen gekommen war.

Drittes Tor entscheidet

Für die zweite Hälfte orientierte sich Stankovic vom Zentrum eher auf die linke Seite, um den Platz hinter Maggio besser auszunützen und Campagnaro aus der Dreierkette zu ziehen. Das klappte zwar an sich ganz gut, weil aber Paolo Cannavaro durch viel Laufarbeit die entstehenden Löcher stopfen konnte, hatte das wenig Effekt. So war Inter zwar offensiv um nichts überzeugender wie vor dem Seitenwechsel, aber hinten stand das Team von Leonardo nun umso sicherer. Aus zwei Gründen: Erstens blieb Lúcio nun brav hinten und zweitens orientierte sich Motta etwas weiter nach hinten, weil Stankovic ja dessen Offensiv-Agenden vermehrt übernahm. So hatten Hamsik und Lavezzi kaum noch Platz, ihr Spiel aufzuziehen.

Und was noch dazukam: Inter legte in der 55. Minute das 3:1 drauf – das zweite Tor von Motta entstand, wie sollte es of der Kreativ-Armut von Inter anders sein, aus einem Eckball. Somit war Napoli gezwungen, das Spiel aufzuziehen, und zwar gegen einen Gegner, der sich nun genüsslich hinten hinein setzte und die Neapolitaner machen ließ. Mit der komfortablen Führung im Rücken war es Inter nun natürlich kein Problem mehr, die letzte halbe Stunde trocken die Zeit runter zu spielen, ohne noch ernsthaft in Gefahr zu kommen. Das Spiel plätscherte dem Schlusspfiff entgegen, ohne dass man trotz deutlichem optischem Übergewicht für Napoli jemals das Gefühl gehabt hätte, es wäre noch etwas möglich.

Fazit: Schön war’s nicht, aber wichtig

Überzeugend war die Leistung vom Inter im ersten Spiel unter dem neuen Trainer Leonardo nur in der Defensive der zweiten Hälfte. Mit vier zentralen Mittelfeldspielern und ohne nominelle offensive Flügelspieler war die „Kreativität“ der Nerazzurri oftmals auf lange Bälle beschränkt, der Doppelpass zum frühen 1:0 war das einzige echte spielerische Highlight; die Kopfbälle zum zweiten und zum dritten Tor nützten Stellungsfehler gut aus, waren aber keine wirklich herausgespielten Szenen.

Napoli fehlte es vor der Pause an der Kaltschnäuzigkeit, die mitunter etwas unsortierte Inter-Abwehr öfter zu knacken und nach dem 1:3 und der dichter und disziplinierter werdenden Inter-Hintermannschaft war alles vorbei. Für den neuen Inter-Coach darf das erfreuliche und wichtige Resultat bei seinem Debüt aber (trotz des Fehlens von Eto’o und Sneijder, letzterer wird noch einige Spiele nicht zur Verfügung stehen) nicht darüber hinwegtäuschen, dass keine gravierende Leistungssteigerung gegenüber der Benítez-Zeit zu erkennen war.

Und die Gegnerschaft hat sicherlich erkannt, dass es zumindest in diesem Spiel kein ernsthaftes Flügelspiel gab. Gegen so ein Inter hätten Robben und Ribéry im Champions-League-Achtelfinale einen Heidenspaß.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2011/01/06/leonardo-kappt-inters-flugel/feed/ 2