Klub-WM – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Tue, 09 Dec 2014 11:20:53 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Klub-WM: Formstarkes Real und sechs formschwache andere https://ballverliebt.eu/2014/12/05/die-klub-wm-formstarkes-real-und-sechs-formschwache-andere/ https://ballverliebt.eu/2014/12/05/die-klub-wm-formstarkes-real-und-sechs-formschwache-andere/#respond Fri, 05 Dec 2014 19:15:14 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10720 Klub-WM: Formstarkes Real und sechs formschwache andere weiterlesen ]]> Den Afrika-Cup legten die Marokkaner in einem plötzlichen Anfall irrationaler Panik zurück, die Klub-WM geht ab Mittwoch aber sehr wohl – wie schon letztes Jahr – in Marrakesh und Rabat über die Bühne. Ein gut gemeinter Bewerb, der aber die ganz große Aufmerksamkeit und auch den ganz großen Stellenwert nicht hat – was auch daran liegt, dass der Klasse-Unterschied zwischen dem europäischen Vertreter und dem Rest in der Regel so groß ist, dass im Grunde von vornherein feststeht, wer gewinnt. Das ist heuer nicht anders.

Dennoch hier mal eine Vorschau: Das sind die sieben Teams, die diesmal teilnehmen.

Real Madrid (Spanien)

Real Madrid. Trainer: Carlo Ancelotti
Real Madrid. Trainer: Carlo Ancelotti

Der ganz klare Favorit ist natürlich der Sieger der europäischen Champions League. Nicht nur aus Tradition, weil das UEFA-Team sechs der letzten sieben Titel geholt hat (nur Chelsea verlor 2012 das Finale). Sondern vor allem, weil es neben den Bayern derzeit kein Team weltweit gibt, das so hohe Klasse mit einer so guten Form verbindet. Carlo Ancelotti hat eine solche Masse an Weltklasse-Spielern unter seinen Fittichen, dass er auch problemlos zwischen den verschiedensten Systemen wechseln kann und das auch tut. Ob 4-3-3, wie eher gegen schwächere Gegner, oder ein 4-4-2 mit Ronaldo und Benzema als Doppelspitze – Real kann alles.

Alles andere als der Titel für die Madrilenen wäre eine faustdicke Überraschung und sollte Real sogar schon im Halbfinale starten, wäre das eine Blamage von relativ epischen Proportionen. Deutlich wahrscheinlicher ist jedoch, dass Ronaldo und Co. das Turnier anlegen wie die Bayern letztes Jahr: Seriös, niemanden auf die allzu leichte Schulter nehmen und so eher locker den Titel einfahren.

San Lorenzo (Argentinien)

San Lorenzo. Trainer: Edgardo Bauza
San Lorenzo. Trainer: Edgardo Bauza

Es ist das Los von argentinischen Teams, dass die besten Spieler immer wieder nach Europa auswandern. Umso mehr von erfolgreichen Teams. Da war der Aderlass bei San Lorenzo de Almagro – jenem Klub aus Buenos Aires, bei dem auch der Papst Mitglied ist – nach dem Triumph im Finale der Copa Libertadores (1:1 und 1:0 gegen Olimpia Asuncion) noch relativ harmlos. Nur Innenverteidiger Gentiletti ging zu Lazio. Der verletzungsbedingte Ausfall von Spielmacher und Kapitän Leandro Romagnoli (der nach einer Ellbogen-Blessur aber zumindest wieder im Kader ist) hatte die Umstellung vom 4-3-1-2 auf ein 4-3-3 zur Folge.

Dennoch: San Lorenzo ist nur Außenseiter. Die Herbstsaison in der argentinischen Liga absolvierte man im Mittelfeld, aktuell kann von einem Top-Klub bei San Lorenzo keine Rede sein – wie vor zwei Jahren, als der Klub beinahe abgestiegen wäre. Das Finale ist sicher erreichbar und das logische Ziel, weniger wäre auch eine Enttäuschung, aber in Spanien wäre San Lorenzo derzeit bestenfalls ein Mittelständler – wenn überhaupt. Kaum vorstellbar, dass Real da ernsthafte Probleme bekommt.

Cruz Azul (Mexiko)

Cruz Azul. Trainer: Luis Fernando Tena
Cruz Azul. Trainer: Luis Fernando Tena

Der achtfache mexikanische Meister und amtierende Titelträger der CONCACAF Champions League ist ein echter Traditionsklub und hat einen großen Namen. Aber ähnlich wie bei San Lorenzo hat auch das Team aus Mexico City eine mehr als bescheidene Herbstsaison hinter sich. Nur Platz 13 unter 18 Klubs, nur 16 Tore in den 19 Spielen erzielt.

Dabei mangelt es nicht an durchaus bekannten Spielern. Gerardo Torrado etwa hat 146 Länderspiele für Mexiko in den Beinen, Francisco Rodríguez hat in Europa schon bei Eindhoven und Stuttgart gespielt, Mauro Formica hat sich (wenn auch erfolglos) schon bei Blackburn versucht, Torhüter Corona war die bei der WM vor einem halben Jahr die Nummer zwei im mexikanischen Tor. Und Trainer Luis Fernando Tena führte Mexiko 2012 zu olympischem Gold in London, mit einem historischen Finalsieg gegen Neymars Brasilianer.

Im Viertelfinale geht’s gegen die Western Sydney Wanderers – einem Team, das Cruz Azul auf dem Papier überhaupt nicht liegen sollte. Das Erreichen des Halbfinals gegen Real Madrid ist sicherlich das erreichbare Maximum.

Western Sydney Wanderers (Australien)

Western Sydney Wanderers. Trainer: Tony Popovic
Western Sydney Wanderers. Trainer: Tony Popovic

2012 gegründet, 2013 australischer Meister, 2014 die asiatische Champions League gewonnen: Das in Paramatta (einem Suburb von Sydney) ansässige Team ist der Inbegriff eines Emporkömmlings. Auf dem Feld geht’s aber nicht so ratzfatz: WSW spielt einen sehr defensiv orentierten Fußball. So ließ man im asiatischen CL-Finale Gegner Al-Hilal in beiden Spielen anrennen, kassierte aber kein einziges Tor. So reichte ein eigenes in 180 Minuten zum Titel.

Um die Offensive zu Stärken, sicherte man sich die Dienste von Teamspieler Nikita Rukavytsya (der in Deutschland bei Hertha BSC und zuletzt beim FSV Frankfurt unter Vertrag war) und Romeo Castelen. Der Holländer, der bei Feyenoord und Hamburg spielte, verlor den vielversprechenden Teil seiner Karriere an den Verletzungsteufel, kann aber in dieser Saison regelmäßig spielen. Was jedoch nicht verhindert, dass der Vorjahres-Vizemeister der A-League aktuell auch nach acht Spielen noch auf den ersten Saisonsieg wartet.

Wie für Viertelfinal-Gegner Cruz Azul geht es für die Australier nur darum, ins Halbfinale gegen Real Madrid einzuziehen. Das wäre für den Klub in seiner sportlichen Krise ein schöner Erfolg.

ES Sétif (Algerien)

ES Sétif. Trainer. Khaireddine Madoui
ES Sétif. Trainer. Khaireddine Madoui

Bei der WM war Algerien eine der positiven Erscheiungen, und zum allgemeinen Aufwärtstrend passt auch der kontinentale Titel, den sich der sechsfache nationale Meister aus der achtgrößten Stadt Algeriens sicherte. Ein Titel, der – auch im Finale gegen AS Vita Club aus der DR Kongo – ohne einen einzigen Spieler aus dem WM-Kader zustande kam.

Dennoch: Wie bei vielen anderen Teilnehmern läuft es in der Liga für die „Schwarzen Adler“ bisher nicht nach Wunsch. Nur Platz fünf steht zu Buche, mit vielen Punkteteilungen und nur 13 Toren aus 12 Spielen. Was für Sétif spricht, ist allerdings die Auslosung: Man ist im vermutlich leichteren der beiden Viertelfinals und sollte dieses überstanden werden, wartet nicht Real Madrid, sondern San Lorenzo. Und schon letztes Jahr hat der Vertreter aus Südamerika das Halbfinale gegen ein afrikanisches Team verloren.

Für Hasan Hamar, Präsident des Klubs, ist die Teilnahme an der Klub-WM im Übrigen ein Abschiedsgeschenk: Er hat nach dem Champions-League-Triumph angekündigt, am Ende der Saison sein Amt niederzulegen.

Auckland City (Neuseeland)

Auckland City. Trainer: Ramon Tribulietx
Auckland City. Trainer: Ramon Tribulietx

Zwei Viererketten, dazwischen ein routinierter Sechser. Dem Gegner möglichst wenig Platz lassen und hoffen, dass es nicht allzu oft einschlägt. Sehr viel mehr sollte man von Auckland City, dem Dauer-Sieger der ozeanischen Champions League, auch diesmal nicht erwarten.  Das Team des katalanischen Trainers Ramon Tribulietx spielt in einer Liga, die offiziell nicht einmal Profistatus hat, vom Niveau her de facto die 2. Liga der australisch-neuseeländischen A-League darstellt. Heimspiele haben in der Regel dieselbe Kulisse wie jene beim TSV Hartberg.

Bei den letzten drei Auftritten bei der Klub-WM (’11, ’12, ’13) flog Auckland jeweils im ersten Spiel gegen den Vertreter des Gastgeberlandes aus dem Turnier und es ist nicht zu erwarten, dass dies 2014 anders ist. Der bekannteste Spieler ist Ivan Vicelich, der 2010 alle drei WM-Spiele für Neuseeland absolviert hat und mittlerweile 38 Jahre alt ist. Der Rest sind Spieler, die nicht gut genug für die A-League sind.

Moghreb Tétouan (Marokko)

Moghreb Tétouan. Trainer: Aziz el Amri
Moghreb Tétouan. Trainer: Aziz el Amri

Bei der Klub-WM gibt es sechs kontinentale Meister – und einen Klub, der nicht mehr tun muss, als nationaler Titelträger zu werden und das Glück zu haben, dass der Verband den Zuschlag für die Klub-WM bekommen zu haben. So durfte letztes Jahr Raja Casablanca aus Marokko teilnehmen und stieß sensationell ins Finale gegen die Bayern vor, diesmal versucht sich Moghreb Tétouan.

Es handelt sich dabei um ein grundsätzlich offensiv ausgerichtetes Team, dessen Spielanlage nicht unähnlich jener von Salzburg ist: Vier hoch stehende Offensivkräfte, die durchaus die gegnerische Spieleröffnung angehen; flinke Außenspieler. In der laufenden Meisterschaft steht zwar bisher nur ein guter Mittelfeld-Platz zu Buche, aber zumindest im Vorrunden-Spiel gegen Auckland City ist man fraglos der klare Favorit. Und Sétif in der nächsten Runde ist ja auch nicht viel besser drauf als man selbst.

Der Spielplan

Vorrunde am Mittwoch, 10. Dezember: Moghreb Tétouan – Auckland City

Viertelfinale am Samstag, 13. Dezember: Cruz Azul – Western Sydney Wanderers
Viertelfinale am Samstag, 13. Dezember: ES Sétif – Tétouan/Auckland

Semfinale am Dienstag, 16. Dezember: Real Madrid – Cruz Azul/WSW
Semifinale am Mittwoch, 17. Dezember: San Lorenz – Sétif/Tétouan/Auckland

Finale und Spiel um Platz drei am Samstag, dem 20. Dezember

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Klassenunterschied im Finale der Klub-WM: Barcelona fertigt Santos 4:0 ab https://ballverliebt.eu/2011/12/18/klassenunterschied-im-finale-der-klub-wm-barcelona-fertigt-santos-40-ab/ https://ballverliebt.eu/2011/12/18/klassenunterschied-im-finale-der-klub-wm-barcelona-fertigt-santos-40-ab/#comments Sun, 18 Dec 2011 13:37:20 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6252 Klassenunterschied im Finale der Klub-WM: Barcelona fertigt Santos 4:0 ab weiterlesen ]]> Das große Duell zwischen Messi und Neymar im Klub-WM-Finale? Nun ja, das fand so richtig nicht statt. Der Santos-Jungstar sah kaum einen Ball und konnte nicht verhindern, dass seine Mannschaft vom FC Barcelona absolut zerstört wurde und mit dem 0:4 noch gut bedient war.

FC Barcelona - Santos FC 4:0

David Villa fiel mit seinem im Semfinale des Klub-WM gegen Al-Sadd erlittenen Schienbeinbruch für das Finale gegen Copa-Libertadores-Sieger Santos aus. Für Pep Guardiola kein Problem – bringt er halt Cesc Fàbregas. Damit bekommt das 3-3-4 zwar eine etwas andere Anlage als das mit einem Mittelstürmer Villa der Fall ist, gegen den sicher stärksten Gegner bei dieser Veranstaltung hätte Guardiola aber womöglich so oder so gewechselt.

Überzahl im Mittelfeld

So hatte mit Barcelona gleich zwei zentrale Spieler, die aus der Tiefe nach vorne stoßen können und die Ordnung beim Gegner durcheinander bringen, eben Fàbregas und Messi. Auf den Außenpositionen spielten Dani Alves und Thiago Alcântara sehr hoch und sorgten dort für die nötige Breite, aus dem Mittelfeld verteilten Iniesta und Xavi wie gewohnt die Bälle. Im Grunde sah das Spiel von Barcelona genauso aus wie bei der Offenbarung gegen Villarreal.

Santos konnte Barça die Räume nicht nehmen - hier sind Messi (unten) und Fàbregas (Mitte) völlig frei.

Barcelona sammelte 75% Ballbesitz, es wurde viel rochiert und vor allem Messi und Fàbregas liefen sehr viel und holten sich die Bälle auch in tieferen Mittelfeld-Regionen. Das bereitet den Brasilianern große Probleme, denn die versuchten natürlich, immer möglichst Überzahl in Ballnähe zu bekommen. Was bei de facto fünf zentralen Mittelfeld-Männern bei Barcelona aber hieß das im (sehr schiefen) 4-2-3-1 von Santos aber: Es stand immer einer frei, oft auch mehr – so wie in diesem Bild, als Messi und Fàbregas weit und breit keinen Gegenspieler hatten.

So kam die Santos-Abwehr, die noch dazu einen erstaunlichen Respektabstand zu den Gegenspielern hielt und überhaupt nicht versuchte, mit Körpereinsatz dagegen zu halten, oft schwer in Bedrägnis und nach einer halben Stunde war Barça schon 2:0 voran, zur Halbzeit bereits mit 3:0.

Die Formation von Santos

Die zwei bestimmenden Figuren bei Santos sind natürlich Neymar und Ganso, die beide als heiße Aktien für einen baldigen Transfer nach Europa gehandelt werden. Die beiden haben grundsätzlich eine sehr hohe Qualität, aber gegen ein dermaßen dominantes Team aus Barcelona waren die Superstars zur absoluten Wirkungslosigkeit degradiert. Woran sie aber auch selbst Schuld sind.

Neymar spielte nominell auf der linken Seite im Mittelfeld, aber tatsächlich spielte der 19-Jährige einen Freigeist, spielte sehr zentral und auch recht hoch. Das hieß nicht nur, dass er in der Luft hing, sondern auch, dass Dani Alves die komplette Seite für sich alleine hatte und zudem Puyol immer wieder die Muße hatte, dort etwas weiter aufzurücken.

Ebenso enttäuschend war aber auch Ganso. Wenn nicht noch mehr: Denn der Zehner nahm eigentlich nicht am Spiel teil: Er war vom Passtempo der Katalanen überfordert, stand ebenso wie Neymar zumeist zu hoch, sah kaum Bälle und konnte sie noch weniger verteilen. Busquets hatte keinerlei Mühe, Ganso zu neutralisieren.

Ramalho gibt schon zur Halbzeit auf

Santos-Trainer Muricy Ramalho reagierte schon nach einer halben Stunde auf die komplette Chancenlosigkeit seiner Mannschaft und brachte für U-20-Weltmeister Danilo den routinierten Elano. Am Spiel änderte das aber nichts, die rechte Seite blieb genauso wirkungslos und so war mit dem 0:3 in der Halbzeit das Spiel entschieden.

Nach der Pause schien Santos nur noch darauf aus zu sein, das Ausmaß der sportlichen Katastrophe in Grenzen zu halten. So orientierte sich Elano nebem Henrique und Arouca gegen den Ball ins defensive Mittelfeld, wodurch ein fast italienisches 4-3-1-2 entstand, wobei Ganso auf der zehn blieb, sich Neymar aber vermehrt auf die linke Seite orientierte, um ein paar Bälle zu sehen. An Puyol gab’s aber kein Vorbeikommen.

So plätscherte die zweite Hälfte dahin, Barcelona kontrollierte den Ballbesitz und kam auch zu einigen Chancen, aber im Grunde war das Spiel aufgrund des Klassenunterschieds und des Spielstands ein Non-Contest. Auffällig war aber, dass Dani Alves in seiner extrem hohen Positionierung Probleme hatte, Abseitsstellungen zu verhindern. Er tappte ein ums andere Mal in die verbotene Zone, legte aber zehn Minuten vor Schluss noch den 4:0-Endstand durch Messi auf.

Fazit: Santos hatte nicht den Funken einer Chance

Der Copa-Libertadores-Sieger hatte vom Anpfiff an überhaupt keine Chance und der Endstandt von 0:4 drückt den Klassenunterschied in Wahrheit noch gar nicht wirklich aus – hätte Barcelona sieben oder acht Tore erzielt, keiner hätte sich beschweren können. Die hohe Positionierung von Neymar und die Passivität von Ganso taten ihr übriges. Barcelona hatte keine Mühe und konnte sich ungehindert die Bälle zuschieben.

Messi und Fàbregas genossen die ihnen gewährten Freiheiten sichtlich und arbeiteten extrem viel. Das 3-3-4 von Guardiola funktionierte hervorragend, Santos kollabierte unter dem aufgebauten Druck. Der Sieg stand nie zur Diskussion.

(phe)

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Milito und die Mourinho-Rolle https://ballverliebt.eu/2010/12/18/milito-und-die-mourinho-rolle/ https://ballverliebt.eu/2010/12/18/milito-und-die-mourinho-rolle/#respond Sat, 18 Dec 2010 19:07:25 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3488 Milito und die Mourinho-Rolle weiterlesen ]]> Inter Mailand holt sich mit einem souveränen und nie gefährdeten 3:0-Erfolg über das kongolesische Überraschungsteam TP Mazembe den Titel bei der Klub-WM. Neben der deutlich höheren Klasse führt vor allem ein Schachzug von Benítez zum Sieg: Milito darf wieder in seiner Mourinho-Rollen agieren.

Inter Mailand - TP Mazembe 3:0

Inter war natürlich der klare Favorit, und entsprechend stellte sich das Spiel auch von Beginn an dar: Mazembe stand tief und erwartete das Team von Rafa Benítez weit hinter der eigenen Mittellinie. Inter fiel zunächst nicht allzu viel anderes ein als sich den Ball in der Defensive hin- und herzuschieben. Allzu viele Löcher gewährten die Kongolesen in ihrem schon gewohnten 4-1-4-1 nicht. So war auch das Tempo in den Anfangsminuten äußerst überschaubar. Ehe Inter für einmal mit einem weiten Ball das Spiel schnell machte, und Pandev sich gegen den zu spät kommenden Mihayo durchsetzen konnte – das 1:0 für den Favoriten in der 13. Minute.

Auffällig bei Inter: Diego Milito durfte wieder in jener Rolle spielen, in der er unter Mourinho in der Rolle des Quasi-Spielmachers in der Sturmzentrale spielen. Er lief hier sehr viel, schloss Lücken und setzte seine nach innen ziehenden Stürmerkollegen Eto’o und Pandev immer wieder gut ein, band zudem Abwehrspieler und gewährte dadurch den Außenstürmern und auch den aufgerückten Außenverteidigern Räume.

Mazembe musste nun natürlich ein wenig aufrücken und auch aufmachen. Bei Ballgewinn rückten die Afrikaner schnell mit sieben Mann auf, um die Inter-Defensive so unter Druck setzen zu können. Vergeblich: In der 17. Minute setzte sich Milito auf der linken Seite durch und flankte den Ball zurück zur Strafraumgrenze zu Eto’o – der Kameruner war völlig frei, weil die Mazembe-Abwehr sich näher zum Tor orientiert hatte. Das 2:0 spielte Inter natürlich in die Hände, und Milito hätte ganz alleine auf Mazembe-Goalie zulaufend in der 24. Minute schon das 3:0 erzielen können. Hätte.

Inter schaffte es im 4-3-3 durch geschicktes Stellungsspiel, praktisch in jedem Bereich des Feldes eine Überzahl herzustellen, bzw. die Räume extrem eng zu machen. Die Außenverteidiger Maicon und Chivu rückten viel auf (vor allem Maicon), Thiago Motta wetzte als zentraler (grundsätzlich defensiver) Box-to-Box-Midfielder rauf und runter, Zanetti und Cambiasso verschoben viel, halfen den Außenverteidigern – und die drei Stürmer leisteten viel Defensiv-Arbeit. Gegen den Ball brachte Inter blitzschnell alle Mann hinter selbigen und drückten die Entfernung zwischen vordestem Stürmer und Innenverteidigung oftmals auf weniger als 30 Meter.

Durch die nun deutlich defensivere Spielweise der schon 2:0 führenden Europäern fehlte es Mazembe schilcht und einfach an der Klasse, sich konstruktiv und gefährlich vor das Inter-Tor zu spielen. Was den Nerven sichtlich nicht gut tat und gegen Ende der ersten Hälfte die Gangart um einiges rauer werden ließ.

Mazembe fehlen die Mittel

In der Halbzeit brachte Mazembe-Coach Lamine N’Diaye mit Mukok Kanda einen Stürmer für Mittelfeld-Mann Kasongo; der Neue reihte sich in offensiverer Rolle in die Mittelfeld-Kette ein, spielte somit eher eine hängende Spitze als einen echten zweiten Zentrumsstürmer. Nachhaltigen Effekt blieb diese Umstellung aber schuldig: Inter spielte die Partie recht trocken herunter, ließ die Kongolesen weiterhin kaum zu Chancen kommen und kamen so auch kaum einmal in echte Gefahr. Bezeichnenderweise hatte der aufgerückte Innenverteidiger Mihayo mit einem Weitschuss die erste halbwegs nennenswerte Torchance für Mazembe.

Benítez stellte im Laufe der zweiten Hälfte zweimal innerhalb seines Systems um: Zanetti rückte in die LV-Position zurück, als Stankovic für Chivu kam; später ersetzte Jungspund Biabiany den fleißigen Milito. Das hieß, dass Eto’o in die Mitte rückte und Pandev auf die linke Seite. Und nachdem Biabiany in der 85. Minute mit einer technisch äußerst sehenswerten Aktion das 3:0 für Inter erzielte, war das natürlich die endgültige Entscheidung.

Fazit: Inter in allen Belangen besser

Kaum darf Milito wieder in seiner Mourinho-Rolle spielen, läuft das Spiel von Inter Mailand – wobei in diesem Spiel natürlich nicht nur die konzentrierte Leistung und das gut umgesetzte taktische Grundkonzept von Inter zum souveränen und nie auch nur im Ansatz gefährdeten 3:0-Sieg führten, sondern in erster Linie natürlich die deutlich höhere individuelle Klasse. Die beiden guten Spiele und der Titel bei der Klub-WM haben Rafa Benítez seinen Posten wieder etwas sicherer gemacht. Und die Kongolesen sollten sich über das Finalresultat nicht grämen – alleine das Erreichen des Endspiels ist für den afrikanischen Fußball im Allgemeinen und für TP Mazembe im Speziellen schon ein sensationeller Erfolg.

(phe)

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1:4 gegen Koreaner – Hicke out https://ballverliebt.eu/2010/12/11/3473/ https://ballverliebt.eu/2010/12/11/3473/#respond Sat, 11 Dec 2010 21:19:18 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3473 1:4 gegen Koreaner – Hicke out weiterlesen ]]> Wie erwartet war für Hickersbergers Al-Wahda gegen Seongnam, den südkoreanischen Sieger der asiatischen Champions League, bei der Klub-WM Endstadtion – beim 1:4 hatte die Hicke-Elf im Grunde keine Chance, für die Koreaner geht’s am Mittwoch gegen Inter Mailand. Aus technischen Gründen muss die Analyse leider entfallen, aber eine Formations-Grafik und Video-Highlights gibt’s.

Al-Wahda - Seongnam Ilhwa 1:4

Der Vollständigkeit halber: Al-Wahda wieder mit drei Brasilianern und acht Einheimischen, Seongnam-Trainer Shin Tae-Yong schickte acht Koreaner, einen Kolumbianer, einen Australier und einen Montenegriner auf’s Feld. Torfolge: 0:1 Molina (4.), 1:1 Baíano (27.), 1:2 Ognenovski (30.), 1:3 Choi SK (71.), 1:4 Cho DG (81.).

Highlights:

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Mazembe im Semifinale – mit Glück https://ballverliebt.eu/2010/12/10/mazembe-im-semifinale-mit-gluck/ https://ballverliebt.eu/2010/12/10/mazembe-im-semifinale-mit-gluck/#respond Fri, 10 Dec 2010 22:37:37 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3465 Mazembe im Semifinale – mit Glück weiterlesen ]]> Zum ersten Mal seit drei Jahren übersteht der afikanische Vertreter sein erstes Spiel bei der jährlichen Klub-WM – wenn auch TP Mazembe gegen die Mexikaner aus Pachuca eigentlich unterlegen war. Doch die rustikalen Kongolesen konnten das 1:0 über die Zeit zittern.

TP Mazembe - Pachuca CF 1:0

Die afrikanischen Vertreter haben in den letzten Jahren oft nicht überzeugen können und schieden zumeist schon im ersten Spiel aus. Auch TP Mazembe aus Lubumbashi (einer Grenzstadt zu Sambia), der Klub aus der DR Kongo, hat mit dem letztjährigen 1:2 gegen die Pohang Steelers aus Südkorea zu dieser Bilanz beigetragen. Weil das Team des senegalesischen Trainers Lamine N’Diaye (in diesem Spiel mit acht Kongolesen, zwei Sambiern und einem Kameruner) den Titel in der afrikanischen Champions League aber verteidigen konnte, kam es nun zur zweiten Chance. Und zwar gegen den mexianischen Verein aus Pachuca, der als Sieger der Concacaf-Champions-League an der Klub-WM teilnehmen darf – der argentinische Coach Pablo Marini setzte auf fünf Mexikaner, drei Argentinier, zwei Kolumbianer und einen US-Amerikaner.

Schnell wurde deutlich, dass die Mannschaft von Pachuca über die ausgeprägtere Spielkultur und die reifere Anlage verfügte. Die Mexianer waren um Ballkontrolle bemüht und versuchten von Beginn an, das Spiel unter Kontrolle zu bekommen. Nach einigen Minuten gelang das auch ganz gut, vor allem Damián Manso im zentralen Mittelfeld und der sehr offensivfreudige Linksverteidiger Braulio Luna taten sich dabei hervor. Generell war das Spiel von Pachuca so aufgebaut, dass ein Übergewicht auf der linken Seite entsteht: Wenn Luna aufrückte – was eben sehr oft der Fall war – rückte Torres vor ihm eher in die Mitte. Dort war er zusätzliche Anspielstation und band auch einen Gegenspieler. Vorne wurde er nicht gebraucht, denn dort hielt sich Linksaußen Franco Arizala auf. Wie es schon bei der WM einige Teams gemacht hatten, war auch die Formation von Pachuca quasi „schief“. Auf der anderen Seite war Paul Aguilár oft auf sich alleine gestellt, konnte mit dem sich bietenden Platz allerdings nicht wie gewünscht Bälle zur Mitte bringen.

Bei den Afrikanern variierte das System zwischen einem 4-1-4-1 im Ballbesitz und einem 4-2-3-1, wenn Pachuca den Ball hatte. Amia Ekanga war derjenige Spieler, der zwischen der Sechserposition und der im halblinken Mittelfeld pendelte. Erstaunlicherweise versuchte es Mazembe aber nicht über die Seite, die von den Mexikanern eher preisgegeben wurde, sondern zog seine Angriffe zumeist eher über Kabungu und Nkulukula auf – den direkten Gegenspielern von Braulio Luna. Die Kongolesen verlegten sich eher auf das Reagieren und setzten auf schnellstmögliches Umschalten bei Ballgewinn. Und zwar durchaus mit Erfolg: Denn abgesehen von einem Postenschoss von Damián Manso blieben die Mexikaner, zumindest aus dem Spiel heraus, eher harmlos.

Anders als Mazembe: Nach einem herausragenden Zuspiel von Kabungu konnte Mbenza Bedi in der 21. Minute auf 1:0 für die Kongolesen stellen, und nach einem Ballverlust von Manso in der Vorwärtsbewegung im Mittelfeld wäre aus einem schnellen Konter beinahe das 2:0 gefallen.

Pachuca drängt auf den Ausgleich

In der Pause wechselte der senegalesiche Mazembe-Trainer Lamine N’Diaye mit Ekanga seinen defensiveren Mann in der nominellen Mittelfeld-Viererkette aus und brachte statt seiner mit Ngandu Kasongo einen offensiver denkenden Spieler, der die halblinke Position einnahm. Er orientierte sich deutlich mehr nach vorne und so hatte Sunzu alleine die Agenden im defensiven Mittelfeld zu erfüllen. Ein Schuss, der nach hinten losging: Anstatt nach vorne den zusätzlichen Mann wirklich ins Spiel bringen zu können, nützte Pachuca – und hier vor allem Manso – den nun mehr vorhandenen Platz zwischen der Mittelfeld- und der Abwehrreihe von Mazembe.

Die Mexikaner drängen Mazembe mit wachsender Konsequenz hinten rein und kamen auch zu einigen guten Chancen. Doch Torwart der kongolesische Torhüter Muteba Kidiaba machte – obwohl er mit seiner eigenwilligen „Frisur“, seinem unkontrolliert zwinkernden Auge und seiner bulligen Figur einen eher eigentümlichen Eindruck machte – eine blitzsaubere Partie und entschärfte einige gute Torchancen; und wiederlegte somit das Klischee vom schlechten afrikanischen Torwart.

Nach einer Stunde stellte Pachuca-Trainer Pablo Marini dann um: Er nahm mit Carlos Peña seinen Rechtsverteidiger vom Feld und brachte Stürmer Edgar Benítez als Linksaußen. Arizala ging vor dort auf die rechte Seite, dafür hielt sich Aguilar etwas mehr zurück und orientierte sich ins defensive Mittelfeld, von wo aus er, wenn notwendig, die verwaiste Rechtsverteidiger-Position einnahm. Die Afrikaner brauchten zehn Minuten, um das so entstandene Loch ausnützen zu können – kein Wunder, war diese Seite mit Kasusula und Kaluyituka zuvor schon eher die schwächere.

Es blieb bei Mazembe allerdings so, dass den Angriffsbemühungen schnell die Luft ausging, wenn es nicht gelang, mit zwei bis maximal drei Pässen vor das Pachuca-Tor zu kommen. Die Abspiele wurden zunehmend ungenauer, dafür der Körpereinsatz immer rustikaler – dass Stoppila Sunzu in der 80. Minute mit Gelb-Rot vom Platz musste, war da beinahe die logische Folge.

Pachuca in der Schlussphase

Schon zuvor hatte Marini bei Pachuca sein Austauschkontigent erschöpft, und er warf alles nach vorne – die letzte Viertelstunde hatten die Mexikaner vier Stürmer (Cvitanich und Arizala zentral, die eingewechselten Gomez und Benítez rechts bzw. links), mit einem Dreiermittelfeld – Manso flankiert von Aguilar und dem ebenfalls neuen Brambila – und hinten den beiden Innenverteidigern, die von Sechser Martínez unterstützt wurden. Viel Struktur hatte das Spiel von der Mexikaner – die über das Spiel bei 60% Ballbesitz hatten – nicht, es war mehr von der Verzweiflung geprägt.

Auf der anderen Seite wurde das Spiel für Mazembe vor allem nach dem Ausschluss immer mehr zur Abwehrschlacht. Bei der es in der Schlussphase zwar auch einiges an Glück brauchte – das war den Kongolesen aber hold. Und so blieb es beim glücklichen 1:0.

Fazit: Mazembe mit glücklichem Sieg

Eigentlich waren die Mexikaner die bessere Mannschaft. Pachuca hatte die durchdachtere Spielanlage, war ballsicherer und spielerisch stärker. Allerdings mangelte es an der Chancenverwertung, denn genug Möglichkeiten, um den Ausgleich zu erzielen, wären absolut vorhanden gewesen.

So kommt mit TP Mazembe das glücklichere Team ins Semfinale gegen Internacional Porto Alegre. Die Kongolesen verteidigten durchdacht und durchaus mit Plan, wiewohl ihr Spiel in vor allen in der zweiten Halbzeit schon als „überhart“ bezeichnet werden kann. Mit dem Schachzug, zur Halbzeit den Achter Ekanga aus dem Spiel zu nehmen, hat sich Mazembe-Coach N’Diaye keinen Gefallen getan.

Die im Halbfinale wartenden Brasilianer werden sicherlich kein Problem mit diesem Resultat haben – denn Pachuca wäre wohl die härtere Nuss zu knacken gewesen.

(phe)

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3:0 für biederes Hicke-Team https://ballverliebt.eu/2010/12/09/30-fur-biederes-hicke-team/ https://ballverliebt.eu/2010/12/09/30-fur-biederes-hicke-team/#comments Thu, 09 Dec 2010 01:58:33 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3453 3:0 für biederes Hicke-Team weiterlesen ]]> Josef Hickersberger hat ein WM-Spiel gewonnen! Wenn auch eher deshalb, weil sein Team Al-Wahda beim Auftakt zur Klub-WM technisch besser und cooler vorm Tor war. Denn taktisch flexibler als das biedere Hicke-Team war eindeutig der Gegner aus der Südsee. Zumindest bis zu Al-Wahdas Doppelschlag vor der Pause.

Al-Wahda - Hekari United 3:0

Biedere Viererketten, wenig Ideen im Mittelfeld, Hoffen auf individuelle Genieblitze im Angriff – wer fühlt sich jetzt spontan an das ÖFB-Team in den zwei Jahren vor der Heim-EM erinnert? Die Spielweise von Al-Wahda, Meister in den Emiraten und Gastgeber der Klub-WM in Abu Dhabi, spielt nicht bahnbrechend anders. Kein Wunder, wird sie auch von Pepi Hickersberger betreut, der nach einem kurzen Intermezzo als Teamchef von Bahrain dorthin zurück kehrte, wo er in der letzten Saison als Trainer eben den Titel geholt hatte.

Mit seinem Team, bestehend aus drei Brasilianern (dem Sechser Magrão und den Stürmern Hugo und Fernando Baíano – letzterer holte den Weltpokal 2000 mit Corinthians São Paulo) und acht Einheimischen musste Hickersberger im Auftaktspiel, einer Art Zwergenrunden-Vorausscheidung, gegen Hekari United ran. Dieser Klub aus Papua-Neuguinea hat die Ozeanien-Champions-League gewonnen und sich so für die Klub-WM qualifiziert. Dort spielen im Grunde die besten Südsee-Fußballer: In der Aufstellung gegen Al-Wahda standen je vier Spieler von den Fischi-Inseln und Papua-Neuguinea und drei von den Salomonen.

Natürlich hat keines dieser beiden Teams eine Chance, wenn es gegen die Sieger der fünf starken kontinentalen Klub-Bewerbe geht. Umso wichtiger ist für beide ein Sieg in diesem Spiel, um sein Antreten zumindest halbwegs rechtfertigen zu können. Hickersberger versuchte dies mit einem wie zu Beginn beschriebenen 4-4-1-1, wobei Hugo halblinks eine hängende Spitze gab und Baíano ganz vorne agierte. Alles in allem war die Anlage von Al-Wahda recht statisch. Wie schon dem Österreich unter Hickersberger fehlt es auch dem Al-Wahda unter ihm vor allem an der Fähigkeit, ein Spiel sinnvoll nach vorne gestalten zu können.

Da machten die Südsee-Kicker erstaunlicherweise einen deutlich flexibleren Eindruck. Die Formation von Hekari orientierte sich immer stark an Ballbesitz und Ort des Balles. Wenn Al-Wahda von hinten einen Angriff einleitete, stellten sich dem zwei tief stehende Viererketten in einem 4-4-2 entgegen. Wenn Al-Wahda schon tiefer in die gegnerische Hälfte eingedrungen war, orientierte sich Iniga von rechts eher in die Mitte, wodurch im Zentrum eine Dreierkette stand, um gegen Hugo und Baíano eine Überzahl schaffen zu können.

Hatte Hekari selbst den Ball, stellte sich das Team des salomonischen Trainers Tommy Mana in einem 4-2-3-1 auf: Vorne blieb stets Osea Vaketalesau, der erfolgreichste Torschütze der WM-Qualifikation; unterstützt in der Offensive vor allem von Kema Jack, der sich aus dem offensiven Mittelfeld-Zenturm oft nach vorne oder gerne auf auf die Seiten orientierte, um anspielbar zu sein und das Offensivspiel ankurbeln zu können. Wenn bei Hekari etwas Konstruktiven nach vorne ging, hatte aber zumeist Malakai Tiwa seine Füße mit im Spiel: Der linke Mittelfeld-Mann war sehr fleißig nach vorne, was auch deshalb möglich war, weil er hinter sich mit Koriak Upaiga auch einen Außenverteidiger hatte, der ihm nach Kräften den Rücken frei hielt. Eine solche Hilfe war der wesentlich vorsichtigere RV Abraham Iniga für seinen Vordermann Pita Bolatoga nicht, weswegen der sich wesentlich schwerer tat, Bindung zum Spiel zu finden.

Auf Seiten von Al-Wahda war es genau der Gegenspieler von Upaiga, der die beste Figur machte. Masud Fahad war im rechten Mittelfeld deutlich aktiver, deutlich fleißiger und auch deutlich zielstrebiger als etwa die hängende Spitze Hugo. Auch hier galt: Wenn etwas nach vorne ging, dass über diese Seite. Was aber nichts daran änderte, dass die Spielanlage von Al-Wahda sehr bieder war, von Vorsicht geprägt, die Außenverteidiger nicht mit einbezog und sehr statisch wirkte.

Was man den Wüstensöhnen aber zu Gute halten muss: Vor dem Tor sind sie eiskalt. In der 40. Minute nützte Hugo den kompletten Tiefschlaf in der Hekari-Defensive und drosch völlig freistehend mit mächtig viel Anlauf den Ball zum 1:0 in die Maschen, und noch vor der Halbzeit leitete Fahad – wer sonst – mit einem überragenden Lochpass auf Baíano dessen Tor zum 2:0 vor. Die Führung für Al-Wahda hatte sich keineswegs angedeutet, und dass noch vor der Pause sogar der zweite Treffer gelang, hatte für die Südsee-Kicker natürlich einen Genickbrecher-Effekt.

Denn mit der sicheren Führung im Rücken konnte sich Al-Wahda in der zweiten Hälfte zurücklehnen, hinten die Räume eng machen und Hekari erwarten, ohne selbst wirklich noch etwas für das Spiel tun zu müssen. Beim Team von Hekari zeigten die beiden Gegentreffer deutlich Wirkung. Die Luft war war komplett entwichen, auch in der Kabine konnte Tommy Mana seine Mannschaft offenbar nicht mehr so wieder aufbauen, dass ein Aufbäumen wirklich erkennbar war. Viele Pässe gingen nun ins Nichts, zum letzten Pass – der vor der Pause schon ein Problem war – kam es nun gar nicht mehr. Das Gestalten des Spiels gegen einen tiefer stehenden Gegner haben die Neuguineaner sichtlich auch nicht erfunden.

Nur Fahed hatte Spaß, dort auf seiner rechten Seite. Er narrte zumindest in den Anfangsminuten der zweiten Halbzeit seine Gegenspieler fröhlich weiter. Und was machen gestandene österreichische Trainer mit solchen Spielern? Genau, sie wechseln sie aus. Für Fahed (der in den letzten Minuten vor seinem Abgang allerdings schon Ermüdungserscheinungen erkennen ließ) war der Arbeitstag jedenfalls in der 63. Minute vorbei, für ihm kam mit Jumaa ein weiterer Offensivspieler. Al-Wahda spielte nun souverän die Tatsache aus, dass man dem Gegner aus Ozeanien im balltechnischen Bereich haushoch überlegen war – und als Jumaa in Minute 71 das 3:0 besorgte (nachdem Hekari-Goalie Tamanisau eine Flanke nicht entschärfen konnte), war der Deckel natürlich endgültig drauf.

Fazit: Mit dem Doppelschlag war alles entschieden

Die Mannschaft aus der Papua-Neuguineanischen Hauptstadt Port Moresby zeigte sich, solange es 0:0 stand, zwar recht willig und taktisch flexibel, aber letztlich fehlte es an der Durchschlagskraft und an echten Ideen in der Spielgestaltung. Mit dem Doppelschlag kurz vor der Halbzeit war Hekari erlegt – und fährt somit auch schon wieder nach Hause.

Al-Wahda war zwar recht statisch und die Ideen nach vorne kamen im Grunde nur von Masud Fahed – dem mit sehr viel Abstand besten Spieler auf dem Feld – aber die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor und die technische Überlegenheit ermöglichen dem Team von Pepi Hickersberger dennoch einen verdienten Erfolg und somit ein Spiel gegen Asien-Meister Seongnam aus Südkorea. Wo Al-Wahda kaum eine Chance haben wird.

Denn das Niveau dieses Spiels war nicht so, das es zwingend das Prädikat „Klub-WM“ verdienen würde. Den Vergleich mit einer durchschnittlich guten Partie der österreichischen Bundesliga hält das Gezeigte schon eher stand.

(phe)

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