Götze – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Wed, 22 Oct 2014 10:44:33 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Bayern mit offenen Messern zu 7:1 in Rom: „Doppelmühle“ ist ein Hilfsausdruck https://ballverliebt.eu/2014/10/22/doppelmuehle-ist-ein-hilfsausdruck-bayern-mit-offenen-messern-zu-71-rom/ https://ballverliebt.eu/2014/10/22/doppelmuehle-ist-ein-hilfsausdruck-bayern-mit-offenen-messern-zu-71-rom/#comments Tue, 21 Oct 2014 22:17:39 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10604 Bayern mit offenen Messern zu 7:1 in Rom: „Doppelmühle“ ist ein Hilfsausdruck weiterlesen ]]> Zug in die eine Richtung – es schlägt ein. Zug in die andere Richtung – es schlägt auch ein. Während es bei einer „Doppelmühle“ aber nur zwei Optionen gibt, die den Gegner abwechselnd schwächt, packten die Bayern mit einem total schrägen System gleich einen ganzen Koffer an Messern aus, in die man die Roma laufen ließ. Am Ende stand ein 7:1 als Belohnung für dieses System-Experiment.

Roma-Bayern 1:7 (0:5)
Roma-Bayern 1:7 (0:5)

Als 4-2-3-1 war die Formation der Bayern offiziell angekündigt. War nicht mal in der selben Galaxie mit der Realität. Denn in dieser schickte Guardiola – der ja schon vor drei Jahren ein 3-3-4 auf die Welt (bzw. auf Villarreal) losgelassen hatte – ein Systemgebilde auf den Rasen, das so haargenau auf den Gegner abgestimmt war, dass die Roma machen konnte, was sie wollte, sie lief immer in die zahlreich lauernden offenen Messer.

Die Rolle von Robben

Am Ehesten ist das System der Bayern mit einem 3-4-3 bzw. einem 3-4-2-1 beschrieben, im Angriffsfall wurde es zu einem 2-3-5. Dabei kamen Robben und Bernat als Wing-Backs über die Außenbahnen. Gerade Robben richtete durch seine Positionierung im System enormen Schaden bei der Roma aus. Weil er mit Tempo auf Roma-LV Ashley Cole zugehen konnte, dieser damit heillos überfordert war – bis zu seinem Tor in der 9. Minute war Robben schon dreimal an Cole locker vorbeigegangen – musste der Rest der Mannschaft reagieren.

Hieß: Entweder Yanga-Mbiwa aus der Innenverteidigung oder Nainggolan aus dem zentralen Mittelfeld in Rudi Garcias gewohntem 4-3-3 mussten helfen. Was Lücken riss. Denn Müller (und auch Götze und Lewandowski, der sich tendenziell nach halblinks orientierte) waren im Zentrum da, um in diese Löcher reinzustoßen. Robben hatte so immer mehrere Optionen: Selber gehen, zurück legen, ins Zentrum passen. Alle Wege konnte die Roma gar nicht zustellen.

Asymmetrisches System

Was die Benennung des Systems der Bayern so schwierig macht, ist ihre Asymmetrie. Rechts agierte Robben hoch, wurde dabei von Lahm (der im Zentrum neben Xabi Alonso aufgestellt war) abgesichtert und zur Not stand hinten auch noch Benatia aus der Dreier-Abwehr. Links aber ging Benatias Pendant Alaba so konsequent nach vorne mit, wie das ein Linksverteidiger macht – er wurde dabei abgesichert von Xabi Alonso.

Die Bayern nahmen so alles aus dem Spiel, was die Roma potenziell gefährlich machen könnte. Die aufrückenden Außenverteidiger waren brutal hinten gebunden (Cole durch Robben; Torosidis durch Bernat). Das Pressing, das die Römer gerne aus dem Mittelfeld-Zentrum heraus anbieten, konnte gar nicht erst angesetzt werden, weil die Bayern vier zentrale Mittelfelspieler hatten, also in Überzahl waren.

Dazu sah Totti, der oft alleine im Viereck von Alonso, Lahm, Götze und Müller war, praktisch keinen Ball. Wenn die Roma nach vorne kam, dann über die Außenbahn hinter Alaba und Bernat, also zumeist durch Gervinho.

Fünf Angreifer plus Alaba

Aber hinten herrschte gegen die de facto fünf Bayern-Angreifer plus Alaba, bei denen noch dazu die drei mittleren (also Götze, Müller und Lewandowski) permanent rochierten, die totale Überforderung. Sei es Robben mit einem simplen Doppelpass (wie beim 1:0 und beim 4:0), schnelles Kreuzen von Götze und Müller (wie beim 2:0), Verwirrung durch die Doppelbesetzung auf der linken Angriffsseite (wie beim 3:0 und beim Elfer zum 5:0): An keiner Ecke der Abwehr fanden die Römer einen Ausweg.

Egal, was sie auch versuchten, sie liefen mit jedem Laufweg, jedem Zweikampf, jeder Aktion nur in ein neues offenes Messer. Wenn die Roma hinten blieb, rückten die Bayern mit fast allen Mann auf. Wenn die Roma aufrückte, ließen sich fünf Angreifer nicht kontrollieren. Verschob man in Richtung Cole, um ihm gegen Alaba zu helfen, war auf der anderen Seite alles frei. Achtete man darauf, das Zentrum zu schließen, überrannte Robben seinen Gegenspieler.

Garcia stellt um, Bayern stellt ab

Als es mit dem Stand von 0:5 in die zweite Hälfte ging, hatte Roma-Coach Rudi Garcia nicht nur Cole erlöst und durch Holebas ersetzt, sondern mit der Auswechslung des unsichtbaren Totti auch sein System auf ein klaren 4-1-4-1 umgestellt: Florenzi kam nun über rechts, Iturbe sollte links an der Linie bleiben. Die Absicht dahinter war klar: Die zuvor im 4-3-3 de facto nur je einfach besetzten Flügel nun doppelt besetzen.

Ab der 60. Minute
Ab der 60. Minute

Was auch funktionierte, weil die Bayern deutlich ihren Fuß vom Gas nahmen. So kam vor allem Gervinho durch die weniger konsequent abgesichterte linke Bayern-Abwehrseite immer wieder durch, zweimal rettete nur ein ausgezeichneter Manuel Neuer vor dem Ehrentreffer, der dann in der 66. Minute doch noch gelang.

Nach einer Stunde änderte Guardiola sein wildes Etwas von einem System mit der Einwechlsung von Rafinha (für Müller) in ein recht konventionelles 4-3-3. So waren die Außenbahnen gegen die trotz des schlimmen Spielstandes weiter couragierten Römer besser abgesichert; und mit Ribéry und Shaqiri kamen dann noch neue Offensiv-Kräfte. Diese belebten das im Schongang eingeschlafene Bayern-Spiel und sorgten mit ihrem Schwung für noch zwei weitere Tore zum 7:1-Endstand.

Fazit: Extrem faszinierend

Die erste Hälfte war eine der faszinierendsten der jüngeren bis mittleren Vergangenheit. Die Roma, eigentlich eine gutklassige Mannschaft mit einem sehr modernen Spiel und einem versierten Trainer sah aus wie eine Wirtshaus-Truppe. Was immer versucht wurde, das Unheil abzuwenden, machte dieses nur noch schlimmer.

Die psychologischen Effekte auf die Roma muss man erst abwarten, aber auf dem Papier hat man immer noch beste Karten auf das Achtelfinale. Deutlich spannender aber ist, dass Guardiola Sachen probiert und Systeme auspackt, die er bei Barcelona nicht im Programm hatte. Er wird es einem wohl nicht öffentlich wahrheitsgetreu sagen, aber die Frage wäre schon interessant ob er sich bei Barcelona solche ganz wilden Experimente nicht getraut hat oder ob er der Meinung war, nicht das Spielermaterial dafür zu haben.

Sicher ist nur: Jetzt traut er sich. Und er hat auch die Spieler dafür.

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Zu vorsichtiges Arsenal wird bestraft – Dortmund rettet das 1:1 https://ballverliebt.eu/2011/09/13/zu-vorsichtiges-arsenal-wird-bestraft-dortmund-rettet-das-11/ https://ballverliebt.eu/2011/09/13/zu-vorsichtiges-arsenal-wird-bestraft-dortmund-rettet-das-11/#respond Tue, 13 Sep 2011 21:22:58 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5737 Zu vorsichtiges Arsenal wird bestraft – Dortmund rettet das 1:1 weiterlesen ]]> Erstaunlich vorsichtig gingen beide Teams die Partie an – erst das lösen der Handbremse und ein Prachttreffer von Ivan Perisic retten dem deutschen Meister Dortmund ein hochverdientes 1:1 gegen Arsenal. Die Gunners zeigten sich erstaunlich defensiv. Neuer Look oder Reaktion auf das Fehlen von Sahin im BVB-Mittelfeld?

Dortmund - Arsenal 1:1

Eine breite Brust sieht anders aus… sowohl Arsenal (2:8 gegen Manchester United vor der Länderspielpause) als auch Dortmund (1:2 daheim gegen Hertha BSC) starten nicht gerade mit überbordendem Selbstvertrauen in die Champions League. Was man beim direkten Duell durchaus sah: Weder die Gunners noch der BVB spielten wirklich ihr gewohntes Spiel.

Gunners abwartend

Arsenal sah nicht nur personell gegenüber der letzten Saison deutlich verändert aus, sondern auch die Formation an sich hat sich verändert. Vor allem die Rolle von Yossi Benayoun sorgt für einen neuen Look, denn er agierte ganz und gar nicht als Zehner. Nein, er zog sich vornehmlich auf die halbrechte Position zurück und formte gemeinsam mit Song (zentral) und Arteta (im linken Halbfeld) zumeist eine Dreierkette aus defensiven Mittelfeldspielern. Im Ballbesitz orientierte sich Benyaoun ins offensive Zentrum.

Diese Formation hatte zur Folge, dass es keine wirkliche Anspielstation für die Spieleröffnung gab. Mit Walcott und (vor allem) Gervinho rückten die Außenstürmer deutlich ein, aber auch dort waren sie bei der Dortmunder Defensive recht gut aufgehoben. So blieb das Angriffsspiel der Gunners zumeist relativ früh hängen.

Dortmund mit Handbremse

Bei Dortmund war auffällig, dass das teils brutale und atemberaubende Pressing, mit dem man in der letzten Saison so grandiosen Erfolg hatte, nur sehr schaumgebremst zum Einsatz kam. Es wurde zwar sehr wohl darauf geachtet, dem ballführenden Gegner nicht allzu viel Zeit zu gewähren, aber den Eindruck einer etwas angezogenen Handbremse machte das schon.

Die besseren Chancen in der Anfangsphase hatten die Dortmunder, weil sie die oft weit aufgerückte Viererkette von Arsenal mit schnellen Lochpässen an der Abseitsfalle vorbei austrickste und zwei-, dreimal den Raum dahinter mit Tempo auszunützen versuchte; doch letztlich fehlte die Präzision, das auch in Tore umzumünzen, ehe Arsenal tiefer stand und das Problem so abstellte.

Was bei Dortmund in den ersten Saisonspielen fehlte, war der Punch aus dem Mittelfeld, seitdem Nuri Sahin nicht mehr da ist. Ilkay Gündogan konnte dafür nicht sorgen, und Sebastian Kehl ist, obwohl Kapitän, auch nicht derjenige, der das mit hohem Tempo geplante Spiel der Dortmunder von hinten heraus lenken kann – vor allem dann nicht, wenn ihm der Gegner (der um diese über den Sommer entstandene Schwäche natürlich weiß) drei defensive Mittelfeldspieler zwischen sich und die Angriffsspieler stellt.

Individueller Fehler führt zum Tor

So verging die erste Hälfte ohne allzu viele wirkliche Höhepunkte und wenigen konkreten Aktionen, und es war beinahe logisch, dass es einen individuellen Fehler brauchte, um einer Mannschaft einen entscheidenden Vorteil zu verschaffen. Kehl lud mit einem leichtsinnigen Querpass Arsenal zum 1:0 ein, Robin van Persie nützte die sich etwas unverhofft bietende Chance cool aus.

Nach dem Seitenwechsel änderte sich zunächst nichts, außer dass bei Dortmund die Innenverteidiger (vor allem Hummels) mit dem Ball weit aufrückten und bis deutlich in die gegnersichen Hälfte hinein gingen, um etwas mehr Manpower gegen die weiterhin eher abwartende Mannschaft von Arsenal zu bringen. Wirklich Bewegung kam aber erst in der 70. Minute in das Spiel.

Klopp reagiert richtig

BVB-Trainer Klopp brachte Blaszczykowski (rechts) und Perisic (links) neu für die Außenbahnen für die beiden schwächsten Dortmunder an diesem Tag, also Kehl und Großkreutz. Götze ging dafür ins Zentrum und gab den Achter, wie er das zuletzt auch in der Nationalmannschaft gemacht hat. Eine Umstellung, die wirkte: Denn mit dem spielintelligen Götze im Zentrum und frischem Wind auf beiden Flügeln gelang es nun deutlich besser, Arsenal zu kontrollieren und nach hinten zu drücken.

Pat Rice, der an der Seitenlinie Arsene Wenger ersetzte, reagierte kaum fünf Minuten später seinerseits, indem er vom 4-3-3 mit drei defensiven im Mittelfeld auf ein 4-2-3-1 umstellte: Frimpong (für Walcott) gab den zweiten Sechser neben Song, dafür rückte Arteta auf (gegen Götze), Benayoun auf die linke Seite (gegen Blaszszykowski) und Gervinho auf die rechte (gegen Perisic). Damit sollten die drei kreativen Spieler, die immer besser ins Spiel kamen, weiter hinten festgezurrt werden.

Starke Schlussphase des BVB

Formationen am Spielende

Was aber nur mit Blaszczykowski gelang. Perisic machte auf seiner Flanke so ziemlich, was er wollte – wehalb Rice kurz darauf zur nächsten Umstellung gezwungen war. Er nahm Gervinho, der Perisic defensiv nichts entgegen zu setzen hatte, vom Feld und brachte André Santos vor links hinten, womit Gibbs nun den RV und Sagna den RM gab, um Perisic zu kontrollieren, Arsenal igelte sich mit einem 4-1-4-1 hinten ein.

Auch, wenn bei Dortmund die letzten Ergebnisse nicht passten und Sahin schon abgeht, der BVB ist immer noch eine wahnsinnig gut aufeinander abgestimmte Mannschaft. Die Lauf- und die Passwege unter Druck stimmen und so war der Gastgeber in den letzten 20 Minuten die klar dominierende Mannschaft und hatte auch einige gute Chancen auf einen hochverdienten Ausgleich – es war dann ein Prachtschuss von Perisic aus 20 Metern ins Kreuzeck, der das 1:1 für den deutschen Meister sicherte.

Fazit: Eingespieltheit rettet Dortmund

Abwartend, eher vorsichtig, mit drei defensiven Mittelfeldspielern – ist das der neue Look von Arsenal oder war es nur eine Reaktion auf die nach dem Sahin-Abgang etwas geänderte Spielanlage von Dortmund aus der Zentrale heraus? So oder so: Was gegen einen etwas verunsicherten Gegner eine Stunde lang gut funktioniert hat, krankte gegen eine immer stärker werdende Mannschaft aus Dortmund am Link zu den Offensivspielern.

Dortmund kämpfte sich regelrecht in die Partie rein, was nicht nur mit dem Rückstand zusammen hängt, sondern wohl auch damit, dass der BVB spätestens nach einer Stunde gemerkt hat, dass Arsenal die knappe Führung über die Zeit schaukeln will und nicht wirklich daran interessiert war, selbst groß die Initiative zu ergreifen. Hier kam dem deutschen Meister die Tatsache massiv entgegen, dass in der Startformation kein einziger (!) Neuzugang stand (mit Perisic war es am Ende auch nur einer).

Was hieß: Die Mannschaft zeigte sich hervorragend aufeinander abgestimmt, während bei Arsenal mit vier Neuen (darunter drei, die erst am letzten Drücker gekommen sind) in der Schlussphase jene Kompaktheit gefehlt hat, die zu Beginn gegen einen ebenfalls eher abwartenden Gegner noch gepasst hat.

Der Punkt für Dortmund ist verdient – mindestens.

(phe)

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Das Statement https://ballverliebt.eu/2011/01/15/das-statement/ https://ballverliebt.eu/2011/01/15/das-statement/#comments Sat, 15 Jan 2011 11:42:15 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3763 Das Statement weiterlesen ]]> Wer geglaubt hat, Dortmund könnte nach dem tollen Herbst einbrechen, oder zumindest einen Fehlstart hinlegen – auswärts beim ersten echten Verfolger wäre das ja keine Sensation gewesen – wurde eines besseren belehrt. Denn das 3:1 war ein Statement: „Uns holt keiner mehr ein!“

Bayer Leverkusen - Borussia Dortmund 1:3

Einer der ganz großen Faktoren auf dem Weg zum überlegenen Herbstmeistertitel von Borussia Dortmund war das Pressing. Keine andere Mannschaft in der deutschen Bundesliga spielt so einen Spielverderberfußball wie jene von Jürgen Klopp – will sagen, gegen ein solches Team zu spielen, kann gar keinen Spaß machen. Vor allem dann nicht, wenn wie bei Bayer Leverkusen mit Arturo Vidal einer der wichtigsten Spieler aus der Hinrunde aus persönlichen Gründen Teile der Vorbereitung verpasste und somit nicht von Beginn an auflaufen kann. Auch dann nicht, wenn mit Shinji Kagawa einer der Superstars der Dortmunder Höhenflugs beim Arsenal Asiens auf den Asiencup losgeht.

Das musste auch Bayer Leverkusen erfahren. Die Dortmunder pressten von Anpfiff weg dermaßen aggressiv auf den jeweils Ballführenden Leverkusener, dass diesen keinerlei Luft zum Atmen blieb. Oftmals sah sich der Passempfänger auf Seiten von Bayer schon mit einem oder zwei in vollem Tempo auf ihn zustürmenden Dortmunder konfrontiert, da war der Ball noch gar nicht angekommen – und versprang dieser bei der Annahme auch nur einen halben Meter, war der Ballbesitz schon längst wieder bei der Borussia.

Leverkusen schaffte es somit nie, mehr als ein, zwei Pässe hintereinander an den Mann zu bringen, ehe Dortmund die Kugel wieder hatte und sich blitzartig nach vorne orientierte. Was auch am System lag: Denn während Bayer-Trainer Heynckes ein ganz klassisches 4-4-2 mit einer flachen Mittelfeldkette aufs Feld schickte, war das gewohnte Dortmunder 4-2-3-1 den Gegebenheiten des Spiels und denen des Gegnern um Längen besser geeignet. Vor allem im Bereich des offensiven Mittelfelds nützte Klopp die Formation der Leverkusener gnadenlos aus.

Denn im Zentrum, wo Leverkusen an sich einen numerischen Nachteil hatte, verzichtete Dortmund auf selbigen – und zwar doch einigermaßen eklatant. Denn während Sven Bender sich eher zurückfallen ließ und Götze sich im Rücken von Rolfes und Lars Bender breitmachte, stand de facto Nuri Sahin alleine gegen diese beiden. Was aber nichts machte, weil Dortmund es verstand, die so entstehenden Raumvorteile anderswo exzellent zu nützen. Das heißt: Ob des massiven Pressings kam die Bayer-Zentrale überhaupt nicht dazu, auf irgend eine Weise sinnvoll ins Spiel einzugreifen, Dortmund brauchte die Überzahl im Mittelkreis also gar nicht.

Denn dafür hatten sie vor allem im eigenen offensiven Mittelfeld einen riesigen Vorteil – nämlich den, dass sich Götze hinter den beiden Leverkusener Sechsern ausbreiten konnte, wie er wollte. Er war somit eine sich immer in Bewegung befindliche Anspielstation nach dem Ballgewinn und blieb dabei von Leverkusen ziemlich unbehelligt. Was den Grund in der restlichen Raumaufteilung der Borussia hatte: Denn hätten sich Rolfes und Lars Bender weiter zurückgezogen, um sich Götzes anzunehmen, wäre Bayer zu tief gestanden und hätten Dortmund so quasi kampflos das Mittelfeld überlassen. Wäre einer aus dem Innenverteidiger-Duo Friedrich/Reinartz zu Götze aufgerückt, hätte Sturmspitze Lewandowski zu viel Platz gehabt. Bayer war in einem Dilemma gefangen, aus dem es kein Entrinnen gab.

Und nach vorne? Nun, da konnte bei Leverkusen nichts Sinnvolles zu Stande kommen. Wie auch? Dortmund ließ das gar nicht zu. Das Mittelfeld war völlig aus dem Spiel, die Außenverteidiger von Blaszczykowski und Großkreutz zur Defensivarbeit gezwungen, und so blieb dem komplett in der Luft hängenden (und auch recht statischen) Sturm-Duo Kießling/Helmes kaum mehr als die Zuschauerrolle. Das einzige Mittel, wie Bayer den Ball nach vorne brachte, waren lange Bälle von hinten – von denen kamen in der ersten Hälfte genau zwei Stück einigermaßen brauchbar auf Kießling; auf Helmes gar keiner.

Den einzigen Vorwurf, den sich Dortmund zur Halbzeit machen muss: Es gab keine Tore. Denn auch, wenn das ultra-massive Pressing nach 20, 25 Minuten ein Ende hatte – es reichte auch danach die Andeutung davon, um die Leverkusener weiterhin an der Kandarre zu halten. Trotz eines absoluten Klassenunterschieds stand es zur Pause somit 0:0.

In fünf Minuten auf 3:0

Das korrigierte der Tabellenführer aber nach der Pause prompt: Als sich Schwaab nach einem weiten Einwurf (den schon Friedrich falsch eingeschätzt hatte) vor das Tor nicht allzu geschickt daran versuchte, einen den Ball vor dem hinter ihm stehenden Großkreutz wegzuköpfen, brauchte der Dortmunder nur noch „Danke“ zu sagen und die hochverdiente Führung war gefallen (50.). Und damit der Bann gebrochen. Denn drei Minuten später verschätzte sich Friedrich im Laufduell nach einem von Lewandowski per Kopf verlängerten langen Pass erneut auf Großkreutz, der ohne zu zögern zum 2:0 abdrückte. Und weil der Doppeltorschütze in Minute 55 (erneut nach einem Einwurf) in der schnellen Vorwärtsbewegung einmal mehr Friedrich alt aussehen ließ, hatte Götze freie Bahn und schoss durch die Beine von Bayer-Goalie Adler zum 3:0 ein.

Und nachdem Lewandowski im Laufduell mit Reinartz – erneut nach einem Einwurf – beinahe in der 60. Minute das 4:0 erzielt hätte, wechselte Jupp Heynckes. Und zwar gleich dreimal. Mit Vidal (statt Lard Bender) wurde die Mittelfeldzentrale bei Leverkusen deutlich lebhafter, der Chilene gab einen laufstarken und körperbetonten Box-to-Box-Midfielder. Mit Barnetta (statt Sam) kam einiger Schwung auf die linke Seite. Und mit Derdiyok (statt Helmes) kam nun ein neuer Mann in die Spitze neben Kießling.

Dortmund schaltet ab

Dass sich das Leverkusener Spiel nun entspannte, lag aber zu einem großen Teil auch daran, dass die Borussia nun ihre Bemühungen weitgehend einstellte. Der Tabellenführer lag 3:0 voran, wozu dann noch kräfteraubend auf den längst geschlagenen Gegner pressen? Zumal man ja weiterhin immer wieder recht simpel zu Torchancen kam. Das ging erst zurück, als in der 68. Minute der bärenstarke, aber ob seiner vielen Laufarbeit platte Götze ausgewechselt wurde. Für ihn kam Barrios, der sich in die Spitze orientierte; Lewandowski übernahm die Position von Götze – nur, dass er dort nicht annähernd die Präsenz und die jetzt schon vorhandene Klasse Götzes besitzt.

Klopp hatte schon zuvor eine weitere Änderung vorgenommen, deren Auswirkungen sich nur schwer taxieren lassen. Für die zweite Hälfte musste Sven Bender mit einer Bänderdehnung w.o. geben, für ihn kam Antonio da Silva. Der Brasilianer ist gelernter Spielmacher, und so übernahm er die Position von Sahin, der Türke wiederum orientierte sich auf die defensivere Bender-Rolle. Was das wirklich gebracht hat, kann man schwer sagen – denn mit den drei schnellen Toren hatte sie nichts zu tun, und danach gab die komplette Mannschaft nicht mehr Vollgas. So bekamen sie hintenraus noch Probleme – aber ob das der Fehler der beiden war oder auf die generelle Einstellung der Mannschaft in der Schlussphase zurück zu führen ist…?

Bayer mit der zweiten Luft

Nach dem Austausch von Götze war Bayer wieder in der Partie drin. Dortmund spielte nun in einem 4-4-1-1 und ohne den letzten Einsatz fanden die Leverkusener nun die Möglichkeiten vor, die Demütigung etwas einzudämmen. Das kann Jürgen Klopp nicht gefallen haben – zumal sich nach dem 1:3 durch Kießling (80.) noch weitere Chancen ergaben, das Ergebnis zu verkürzen und das Spiel womöglich noch einmal spannend zu machen. Weshalb er hier noch reagierte und mit Felipe Santana (statt Großkreutz) einen Innenverteidiger brachte; Hummels rückte dafür in jenes defensive Mittelfeld auf, das Sahin und Da Silva außer Kontrolle zu verlieren drohten. Im Endeffekt brannte dann auch nichts mehr an.

Fazit: Ein Sieg, ein Statement

Was Dortmund in den ersten 60, 70 Minute ablieferte, war nichts anderes als ein gewaltiges Statement an die Bundesliga-Konkurrenz: „Wir sind so stark, ihr habt keine Chance mehr gegen uns!“ Leverkusen lief der Musik eine Stunde lang nur hinterher und war komplett chancenlos – wohlgemerkt, als erster ernsthafter Verfolger in einem Heimspiel. Und das noch dazu, wo mit Shinji Kagawa einer der BVB-Schlüsselspieler des Herbstes gar nicht dabei war. Leverkusen hatte mit dem 4-4-2 gegen die aggressiven Dortmunder, die noch dazu eine optimale Raumaufteilung hatten, nichts zu bestellen.

Gefühlt ist die deutsche Meisterschaft mit diesem Spiel entschieden. Denn nicht nur, dass Dortmund den ohnehin schon komfortablen Vorsprung weiter ausbaut. Nein, vor allem als Signal an die Konkurrenz war die Art und Weise des Sieges von großer Wichtigkeit.

(phe)

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