Forlan – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sun, 17 Jul 2011 01:46:07 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Copa, VF 1/2: Argentinien ist raus! https://ballverliebt.eu/2011/07/17/copa-vf-12-argentinien-ist-raus/ https://ballverliebt.eu/2011/07/17/copa-vf-12-argentinien-ist-raus/#comments Sun, 17 Jul 2011 01:37:34 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5327 Copa, VF 1/2: Argentinien ist raus! weiterlesen ]]> Es hatte sich schon in der Gruppenphase angedeutet. Und im Viertelfinale war es nun soweit: Gastgeber Argentinien scheidet bei der Copa América aus! Weil Uruguay auch in Unterzahl das Konzept eisenhart durchzog, Torhüter Muslera eine Weltklasse-Leistung bot. Und Tévez im Elfmeterschießen nicht traf. Der Lohn für Uruguay: Halbfinale gegen Senstations-Team Peru, das Kolumbien eliminierte!

Argentinien - Uruguay 1:1 n.V., 4:5 i.E.

Die Formation, die Sergio Batista in dieses Viertelfinale schickte, war die selbe wie beim überzeugenden 3:0 gegen Costa Rica. Allerdings schafften es die Urus, wie nicht anders zu erwarten war, deutlich besser, damit umzugehen: Sie spielten kompromisslos gegen den Mann, sehr körperlich und robust. Ohne den weiterhin nicht fitten Edinson Cavani griff Teamchef Tabárez auf jenes 4-4-2 zurück, mit dem er Mexiko mit 1:0 geschlagen hatte.

Der frühe Führungstreffer für Uruguay – Diego Pérez war am langen Pfosten alleinegelassen worden, sodass er die Kopfballablage nach einem Freistoß über die Linie drücken konnte – spielte der Celeste natürlich zusätzlich in die Hände. Was Tabárez spielen ließ, hatte mitunter etwas von Manndeckung

Mann gegen Mann

So passte in der Zentrale Egídio Arévalo explizit auf Messi auf, Diego Pérez übernahm den wiederum auf halblinker Position agierenden Di María; der von der linken Flanke nach innen ziehenden Kun Agüero wurde von Maxi Pereira, mit der Ausnahme von ein oder zwei Szenen, zur Unsichtbarkeit degradiert.

Der Schlüsselspieler bei Uruguay war aber einmal mehr Álvaro Pereira auf der linken Mittelfeldseite. Er schaffte es zum einen, den gegen Costa Rica noch sehr starken Mariano Zabaleta weit hinten zu binden, was dem argentinischen Spiel das letzte Fünkchen Breite nahm. Und andererseits war er der Hauptlink zwischen Defensive und dem Stürmerduo Forlán/Suárez. Keine neue Rolle für ihn: Das war schon bei der WM in Südafrika sein Job.

Ausgleich änderte nichts, Ausschluss wenig…

Argentinien kam nach einer Viertelstunde zum Ausgleich, Higuaín hatte sich bei einem Freistoß von Messi im Rücken von Lugano gelöst. Weiterhin attackierte die Uru-Mittelfeldreihe relativ hoch und früh, während sich die Abwehrkette eher passiv dahinter aufreihte. Im Spiel nach vorne war vor allem Suárez von der argentinischen Hintermannschaft kaum anders als mit Foul zu stoppen.

Aber weil auch die Urus mit einiger Härte weitermachten, zeichnete sich bald ab, dass das Spiel nicht mit 11 gegen 11 zu Ende gehen würde. Kurz vor der Pause war es dann so weit: Diego Pérez, der Bewacher von Di María, sah nach einem taktischen Foul kurz vor der Halbzeit die Ampelkarte. Die Reaktion von Uruguay: Praktisch keine. Tabárez ließ einfach in einem 4-3-2 weiterspielen.

…weil Zanetti völlig nutzlos war

Das ging sich aus, weil von Zanetti auf der Position des Rechtsverteidigers nicht die geringsten Impulse kamen, der Oldie völlig nutzlos für das Spiel der Argentinier war. Überspitzt formuliert reichte es völlig aus, ihn von Álvaro González und Maxi Pereira von der weite böse Blicke zuzuwerfen. Die Dreierkette im Mittelfeld teilte sich nun Messi und Di María einfach untereinander auf, auch weil Gago weiterhin keine wirkliche Rolle zugedacht bekam. Es gab niemanden, den er zu bewachen hatte – allenfals Álvaro Pereira, der nun aber selbst vermehrt defensiv zu tun hatte.

Das Signal zum Schlussspurt war die Einwechslung von Javier Pastore für den abmontierten Di María. Der neue Mann ging ind Zentrum und Messi wich etwas weiter auf den rechten Flügel aus, die beiden Edeltechniker spielten viel besser zusammen als das zuvor mit Di María geklappt hatte. Dass die Uru-Defensive ob der vermehrten Laufarbeit müder wurde, spielt da natürlich auch eine Rolle.

Muslera rettet, Mascherano „gleicht aus“

Auch, wenn Uruguay aus Kontern ständig brandgefährlich blieb, war Argentinien am Drücker, und nur einige unglaubilche Rettungstaten von Fernando Muslera im Uru-Tor hielten das 1:1 fest. Ehe Javier Mascherano auf dem Feld wieder für Gleichstand sorgte: Obwohl es kaum mehr als ein Allerweltsfoul war, musste der Sechser in Minute 86 mit Gelb-Rot vom Platz. So ging es mit gleich vielen Spielern und gleich vielen Toren in die Verlängerung.

Batista hatte schon zuvor Tévez für den gegen Maxi Pereira absolut chancenlosen Agüero gebracht, in Unterzahl fädelten sich dann Tévez, Messi und Pastore vor Gago (und dann vor Biglia, der als echter Sechser dann hineinkam) als kreative Dreiekette auf, Higuaín arbeitete vorne gegen Lugano und Scotti. Erstaunlich: Der verletzungsbedingte frühe Tausch von Scotti für Victorino blieb trotz eigenem und gengerischem Ausschluss der einzige von Tabárez bis zur 109. Miunte. Da gingen die müde gelaufenen Álvaro Pereira und Elgidio Arévalo (der zudem am Rande des Ausschlusses wanderte).

Unterhaltsame und spannende Verlängerung

Der von beiden Teams gut genützte vermehrte Platz auf dem Feld sorgte ebenso für eine äußerst kurzweilige Verlängerung wie die Tatsache, dass beide Mannschaften ganz offensichtlich kein dringendes Bedürfnis hatten, ins Elfmeterschießen zu gehen und dieses somit aktiv verhindern wollten. Chancen gab es auf beiden Seiten und letztlich wäre ein Sieg weder für Uruguay noch für Argentinien nicht unverdient gewesen.

Am Ende ging es aber doch ins Shoot-Out. Bei dem Lionel Messi zwar für Argentinien seinen Versuch sicher verwertete, das taten danach aber auch alle fünf Urus – Forlán, Suárez, Scotti, Gargano und Cáceres. Bei Argentinien allerdings brauchten Pastore und Higuaín schon mächtig Glück. Tévez hatte das nicht: Der überragende Muslera parierte seinen Versuch.

Womit der Gastgeber aus dem Turnier raus ist…

Fazit: Unglücklich verloren, aber verdient ausgeschieden

…und Sergio Batista seinen Job wohl los. Denn seine Mannschaft war in diesem Spiel gegen Uruguay sicherlich nicht die klar schlechtere Mannschaft. Aber über das Turnier gesehen hat Argentinien einfach viel zu wenig gezeigt, um irgend welche Ansprüche auf einen Halbfinal-Einzug oder gar mehr zu stellen. Der haarsträubende Auftritt gegen Bolivien, danach sie exakt selben Fehler gegen Kolumbien – Batista hat sich selbst geschlagen. Ein einziger Sieg bei einem Heimturnier, und das gegen eine U23 aus Costa Rica, ist für einen Titelanwärter eine beschämende Bilanz.

Batista schaffte es nicht, Messi dauerhaft zum funktionieren zu bringen. Er fand keine Antwort auf den Mangel an Außenverteidigern (Dreierkette wäre eine Idee gewesen). Er konnte nicht konsequent für Breite sorgen. Es kam zu wenig aus dem Mittelfeld hinter Messi. Alles spielerische Brandherde, die nicht einmal ausgetreten wurden, geschweige denn gelöscht.

So darf sich Uruguay über ein vermeintlich leichtes Halbfinale gegen Peru freuen. Die Celeste zog ihr gut funktionierendes Defensiv-Konzept auch nach dem Ausschluss unbeirrt durch und wurde damit belohnt, dass Messi viel auf sich alleine gestellt war, weil Di María, Agüero, Zabaleta und damit auch Higuaín kaum ein Faktor waren. Außerdem hat ein Team das Weiterkommen einfach verdient, dass nach 120 aufregenden und kräftezehrenden Minuten noch fünf Elfmeter so bombensicher verwandeln kann.

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Was kann Kolumbien wirklich? Mäßig gegen Costa Rica, stark gegen ein nicht funktionierendes Team aus Argentinien, überhaupt nicht gefordert von Bolivien. Es war nicht möglich, Kolumbien einzuschätzen – aber Peru legte die Stärken der Cafeteros lahm und offenbarte so deren Schwächen.

Peru - Kolumbien 2:0 n.V.

Das größte Problem der Kolumbianer in ihrer Formation war das zu große Loch zwischen den fünf defensiven Spielern und den offensiven. In diesem Bereich konnten sich die Peruaner ohne große Mühe so stellen, dass es den Kolumbianern nicht möglich war, durch das Zentrum Guarín und Aguilar zu bedienen.

Was aber nötig gewesen wäre, denn durch die hohe Positionierung von Advincula und vor allem Vargas waren die im Turnierverlauf so starken kolumbianischen Außenverteidiger Zuñíga und Armero so zurückgedrängt, dass sie auf den Flügeln das im Zentrum entstandenen Loch nicht umgehen konnten. Die Folge: Kolumbien hatte es extrem schwer, den Ball sinnvoll in die gegnerische Hälfte zu bringen. Die wenigen echten Chancen, die es gab, vergab vor allem Falcao.

Peru neutralisiert Guarín

Beim Außenseitern aus Peru war die Aufteilung im Mittelfeld durchaus interessant. Hier stand mit Balbín der Sechser recht tief, Cruzado spielte schräg vor ihm aber weder einen zweiten Sechser, noch war er auf der Höhe der Offensivreihe. Er mischte sich auch nicht, wie für einen Achter sonst üblich, in das Spiel nach vorne ein – er hatte nur einen Auftrag: Die Kreise von Fredy Guarín so nachhaltig wie möglich zu stören.

Chiroque neben ihm rückte indes immer wieder in die Spitze auf und spielte mitunter beinahe auf einer Höhe mit Guerrero. Peru-Teamchef Makarián hatte offenbar deutlich weniger Angst vor Aguilar, an dem das Spiel auch ohne Sonderbewachung vorbei lief. Die Offensive der Peruaner hatte vor allem zwei Mittel zu Bieten: Lange Bälle zum einen und Vargas zum anderen. Letzterer sorgte er für viel Betrieb, aber wenig Gefahr.

Zusätzliche Kontrolle im Mittelfeld

In der Halbzeit ließ Makarián Advincula in der Kabine und brachte mit Carlos Lobatón dafür einen zusätzlichen Mann für das defensive Mittelfeld, einen, über den das Umschalten von Defensive auf Offensive laufen kann. Er stand etwas tiefer im Zentrum, wodurch Peru im Ballbesitz ein recht klares 4-3-3 spielte. So gelang es weiterhin, die Flügel in Schach zu halten und im Zentrum hatte Peru die gegnerische Offensive nun auch im Griff.

Wenn es mal so weit ist, dass Mondbälle von Innenverteidiger Yepes noch die gefährlichste Variante sind, dem Gegner zuzusetzen, spricht das nicht für Kolumbien – die Gelben agierten auch nach der Pause behäbig und uninspierert, langsam und auch etwas lustlos.

Aufbäumen in Ansätzen

Umso bitterer wäre es gewesen, durch einen wirklich dämlichen Elfmeter – Rodríguez hatte Moreno umgerissen – dann doch in Rückstand zu geraten, aber Falcao nahm die Einladung nicht an und knallte den Strafstoß links am Tor vorbei. Hernán Darío Gómez brachte in der Folge Rodallega für den völlig enttäuschenden Ramos, das Problem wurde damit aber nicht behoben: Ohne Unterstützung von hinten waren die kolumbischen Außenstürmer völlig wertlos.

So orientierte sich Rodallega oftmals in die Mitte und Guarín wich etwas aus, wirklich gebracht hat das aber kaum – so war ein kolumbianisches Aufbäumen in Ansätzen zwar erkennbar, aber wirklich zwingend war das lange nicht. Und doch hätte Guaríns Lattenschuss in der Nachspielzeit beinahe doch noch für den späten Sieg gesorgt.

Peru nützt die Fehler aus

Auch in der Verlängerung änderte sich das Bild des Spieles nicht – Peru legte die Seiten lahm und machte die Mitte zu. Unterschied zur regulären Spielzeit: Der Kolumbianische Schlussmann Neco Martínez patzte! Er konnte einen Freistoß wegen eines Crashs mit seinem eigenen Mitspieler Yepes nicht festhalten und Lobatón wuchtete den Ball von der Strafraumgrenze zum 1:0 unter die Latte.

Die Reaktion von Kolumbien? Außer Panik-Wechseln keine. Mit Teó Gutiérrez und Jackson Martínez kamen noch zwei Stürmer, aber ohne die ausgewechselten Aguilar und Sánchez fehlten nun nicht nur Spieler, welche die vielen Spitzen nun bedienen hätten können, sondern auch die Absicherung nach hinten. So fand Peru bei Kontern natürlich mehr Platz vor – und nachdem Martínez wieder zu kurz geklärt hatte und Vargas zum 2:0 traf, war alles entschieden.

Fazit: Kolumbien fehlt der Plan B

Peru hat gezeigt: Wenn man die so starken Außenverteidiger Zuñíga und Armero aus dem Spiel nimmt, steht das komplette Spiel der Kolumbianer still. Das alleine wäre aus Sicht der Unterlegenen noch halb so schlimm, aber es wurde 120 Minuten lang offensichtlich, dass es keinen Plan B gibt, wenn von den Außen nichts kommt und Guarín ständig einer auf den Füßen steht.

So hat Peru letztlich verdient gewonnen, weil man den eigenen Matchplan wunderbar durchgebracht hat und spät, aber doch auch selbst getroffen hat. Ja, zweimal auf Einladung des kolumbianischen Schlussmannes, aber immerhin. Im Semifinale sind die Peruaner wiederum Außenseiter und müssen das Spiel nicht selbst gestalten – und das liegt ihnen ja besonders.

(phe)

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Copa, Tag 11: Uruguay weiter, auch ohne zugemachten Sack https://ballverliebt.eu/2011/07/13/copa-tag-11-uruguay-weiter-auch-ohne-zugemachten-sack/ https://ballverliebt.eu/2011/07/13/copa-tag-11-uruguay-weiter-auch-ohne-zugemachten-sack/#respond Wed, 13 Jul 2011 09:24:45 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5201 Copa, Tag 11: Uruguay weiter, auch ohne zugemachten Sack weiterlesen ]]> Auch ohne den angeschlagenen Cavani dominiert Uruguay das Spiel gegen Mexiko nach belieben, dennoch schaut am Ende „nur“ ein knapper 1:0-Sieg heraus. Weil vor allem die Chancenverwertung sehr zu wünschen übrig ließ. Und es so verpasste, schon frühzeitig den Sack zuzumachen.

Uruguay - Mexiko 1:0

Cavani verletzt – aber Uruguay-Teamchef Tabárez ist ja flexibel. So ließ er sein Team im entscheidenden Spiel um den Viertelfinal-Einzug gegen Mexiko mit einem 4-4-2 auflaufen, in dem Forlán etwas hinter der vordersten Spitze Suárez agerte. Álvaro González besetzte, wie schon in der zweiten Hälfte gegen Chile, die rechte Außenbahn, für die linke Seite rutschte Cristián Rodríguez in die Startformation.

Aber auch Luis Fernando Tena wechselte sein System. Statt jenes 3-4-1-2, das er in den ersten beiden Partien spielen ließ, war nun auch die mexikanischen U23 mit einem 4-4-2 unterwegs. Allerdings waren einige Elemente von Dreierkette weiterhin zu erkennen, vor allem in der Vorwärtsbewegung – da hielt sich Mier sehr zurück.

Flügel wenig eingebunden

Was bei Uruguay auffällig war: Obwohl nun, anders als zuvor, beide Flügel de facto doppelt besetzt waren, wurden sie nicht genug eingebunden, um die mexikanische Viererkette hinten wirklich auseinander zu ziehen. Vor allem am rechten Flügel lief das Spiel eher vorbei, von dort kamen kaum Akzente.

Stattdessen wurde versucht, Angriffe eher über Forlán aufzuziehen. Das funktionierte aber nur bedingt, weil die Mexikaner das Zentrum gut dicht machten. Forlán kam kaum einmal an Reyes und Enríquez vorbei, Suárez war bei Reynoso und Araujo zumeist gut aufgehoben – weshalb er mit Fortdauer des Spiels immer mehr selbst auf die Flügel auswich. Er machte dort viel Betrieb, viel erreichen konnte er so aber nicht.

Drei Wege zum Erfolg

So gab es nur drei Wege für die Uruguayer, zum Erfolg zu kommen: Durch schwere Schnitzer in der Abwehr (Forlán, 30.), durch wunderbare Einzelaktionen (Suárez, 36.) – oder durch Standardsituationen. Hier ist Forlán, seines schwachen Jahres bei Atlético Madrid zum Trotz, eine absolute Macht. Und weil die mexikanische Hintermannschaft bei einem seiner Frestöße die Zuordnung nicht einhielt, konnte Álvaro Pereira den Ball zum 1:0 über die Linie stochern (14.).

Die Mexikaner agierten in ihrem neuen System aber dennoch sicherer und forscher als in den ersten beiden Spielen. Den Flügelspielern tat es sichtlich gut, sich nicht alleine um die ganze Flanke kümmern zu müssen. Die Tri stand zwar grundsätzlich schon tief und versuchte, die Räume für Uruguay so eng wie möglich zu machen, gleichzeitig machten die Konter aber einen deutlich energischeren Eindruck als zuletzt.

Verstärkte Dominanz

Nach der Pause verstärkte sich die Dominianz der Urus merklich, auch die Chancen häuften sich. Das lag zum einen daran, dass der Mexikaner Aguilar wegen akuter Gelb-Rot-Gefahr draußen bleiben musste (Aquinho nahm seine Position ein), und zum anderen, dass die Flügelspieler der Uruguayer deutlich höher standen als noch vor der Pause, was ein Eingreifen der mexikanischen Außenverteidiger im Spiel nach vorne verunmöglichte

Zudem wurde der schon vor der Halbzeit starke Suárez endgültig zur dominierenden Figur auf dem Platz. Er deckte die komplette Breite des Spielfelds ab und die Mexikaner fanden kein Mittel dagegen. Zudem stand Uruguay nun gegen die immer seltener werdenden mexikanischen Konter sehr sicher und ließen kaum noch etwas zu – der Abseitstreffer von Márquez-Lugo war die einzige ernsthafte Tormöglichkeit der Mittelamerikaner.

Dass sie dennoch bis zuletzt auf einen Punkt hoffen konnten, lag nur an der äußerst mangelhaften Chancenverwertung der Uruguayaner. Deren Druck sich noch zusätzlich erhöhte, als Nico Lodeiro für Álvaro González kam und sich zentraler orientierte, somit besser mit Forlán und Suárez zusammen spielte. Die Mexikaner kamen erst in der Schlussphase zu etwas Luft. Da war es aber schon längst zu spät und Uruguay war nie in Gefahr, das Spiel tatsächlich zu verlieren

Fazit: Uruguay stark im Spiel und schwach vorm Tor

Natürlich ist es vor allem dank der extrem dominanten zweiten Hälfte ein hochverdienter Sieg für Uruguay. Die sich vor dem Viertelfinale gegen Argentinien aber dennoch dezente Sorgen machen müssen, wenn die Verwertung der Torchancen weiterhin dermaßen mangelhaft ist. Beruhigend dürfte dafür sein, dass die Celeste auch ohne Cavani in der Lage ist, ein Spiel sicher im Griff zu haben.

Das Olympiateam vom Mexiko hingegen konnte auch im dritten Auftritt nicht wirklich überzeugen. Anders als die A-Mannschaft (Goldcup-Sieger) und die U17 (Weltmeister) fehlte es diesem Team massiv an Flair nach vorne – Giovani dos Santos alleine kann eine ansonsten vor allem im Kreativspiel äußerst magere Mannschaft nicht retten. Vor allem, wenn er wirklich nicht gut drauf ist, er wirkte vor allem beim zweiten und dritten Auftritt matt und überspielt. Kein Wunder, war er doch auch beim Goldcup bis zum Schluss dabei…

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Beide Teams waren schon vor Anpfiff fix im Viertelfinale. Und beide Teams nützten die Gelegenheit, viele Stammkräfte zu schonen. Was dem Unterhaltungswert des Spiels ebenso nicht gut tat wie die überaus defensive Spielweise von Peru. Erst nach einem Doppel-Ausschluss drückte Chile aufs Gaspedal.

Chile - Peru 1:0

Wirklichen Drang zum Sieg konnte man schon bei den Aufstellungen bei keinem der beiden Teams erkennen. Bei Chile wurden Alexis Sánchez, Arturo Vidal, Gary Medel, die Spielmacher Fernández und Valdivia, sowie Flügelmann Isla und Torhüter Claudio Bravo geschont.

Und auch in Serio Marariáns Aufstellnug blieb kein Stein auf dem anderen: Sage und Schreibe neun (!!!) Spieler kamen für das letzte Gruppenspiel neu in die Mannschaft. Zu einem großen Teil sicherlich, um nach dem bereits Feststehenden Einzug ins Viertelfinale keine Verletzungen oder Sperren mehr zu riskieren. Wohl aber auch, weil ein zweiter Gruppenplatz nicht erstrebenswert war – denn da wäre es gegen Argentinien gegangen, während als Dritter wahrscheinlich Kolumbien wartet.

Defensive Grundordnung bei Peru

Auch das System hat der peruanische Teamchef auf den Kopf gestellt: Mit Dreierkette hinten, und sehr defensiven Flügelspielern sollten die chilenischen Stürmer Suazo und Paredes, sowie deren Flügel Beausejour und Fierro neutralisiert werden; dazu stand Ballon sehr tief und passt auf Jimenez auf. Das machte es für die ungewohnt zahmen Chilenen sehr schwer, Räume und freie Mitspieler zu finden. Viele lange Bälle waren die Folge.

Zudem machte Peru auch schon auf Höhe der Mittellinie die Räume eng und ließ den Chilenen kaum Zeit am Ball. Das Team von Claudio Borghi machte allerdings keine Anstalten, allzu wild auf Sieg zu spielen. Sie agierten durchaus geduldig und hinten auch recht sicher gegen die (wenigen) peruanischen Angriffe. Doch weite Teile des Spiels spielten sich im Mittelfeld ab, und die erste Hälfte plätscherte eher vor sich hin.

Chile dominiert 10 gegen 10

Das Vorhaben, möglichst ohne Sperren durchzukommen, wurde nach einer Stunde bei beiden Teams vermasselt: Der Chiliene Beausejour und der Peruaner Giancarlo Carmona sahen nach einer Rudelbildung samt Ragnelei beide die rote Karte.

Das Spiel zehn gegen zehn hatte Chile danach deutlich besser im Griff, auch weil Borghi die besseren Spieler von der Bank bringen konnte. Alexis Sánchez und Jorge Valdivia, die wenige Minuten zuvor (für Fierro und Paredes) gekommen waren, teilten sich nun die linke Seite und das Zentrum auf, Estrada übernahm die rechte Seite; Suazo blieb alleine vorne.

Bei Peru wurde ohne Innenverteidiger Carmona hinten auf eine Viererkette umgestellt, dazu musste Chiroque zurückweichen, um gegen Valdivia und Sánchez zu verteidigen. Das bedeutete ein 4-4-1 und hatte die Konsequenz, dass Borghi hinten seine Dreierkette logischerweise auflöste und mit Medel einen neuen Mann für die Spieleröffnung brachte.

Spätes Eigentor belohnt Chilenen

Bis auf einige wenige Konter und Einzelaktionen wurde Peru nicht mehr gefährlich, Chile war dem Siegtreffer wesentlich näher. Vor allem das ständige Rochieren von Valdivia und Sánchez riss immer wieder Löcher in die peruanische Defensive, die ja nun auch um einen Mann dezimiert war.

Dennoch dauerte es bis tief in die Nachspielzeit, bis Chile für die Tempoverschärfung nach dem Doppelausschluss belohnt wurde, und selbst da brauchte es ein Eigentor des eingewechselten Carrillo nach einem Eckball. Aber so oder so – das war der Gruppensieg für die Chilenen.

Fazit: Chile ein verdienter Gruppensieger

Viele Rückschlüsse lässt dieses Spiel nicht zu, weil zu viele Akteure geschont wurde. Ersichtlich wurde aber schon, dass Chile sofort besser ist, wenn ein Alexis Sánchez auf dem Feld ist. In der letzten halben Stunde verdiente sich Chile den Sieg wegen einer konzentrierten Leistung, in der die Handbremse deutlich gelöst worden war. Bei Peru sah man, dass Makarián sich nicht scheut, sein Spiel ganz auf jenes des Gegners abzustimmen, hier war er zufrieden, Chile zu kontrollieren und nicht selbst wirklich auf das Tor zu spielen.

(phe)

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Copa, Tag 7: Chile – weiterhin ein Team zum Verlieben https://ballverliebt.eu/2011/07/09/copa-tag-7-chile-weiterhin-ein-team-zum-verlieben/ https://ballverliebt.eu/2011/07/09/copa-tag-7-chile-weiterhin-ein-team-zum-verlieben/#comments Sat, 09 Jul 2011 03:47:39 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5147 Copa, Tag 7: Chile – weiterhin ein Team zum Verlieben weiterlesen ]]> Eine halbe Stunde lang war Uruguay das spielbestimmende Team. Doch dann schaltete Chile in den Rambazamba-Modus und zerpflügte die Celeste, ließ Suárez, Forlán und Co. aussehen wie die Schulbuben! Es reichte zwar „nur“ zu einem 1:1, aber das Spektakel von Mendoza war eines der absoluten Highlights des Fußballjahres 2011.

Uruguay - Chile 1:1

Ein wenig überraschend war es schon, dass Chiles Teamchef Claudio Borghi gegen das uruguayanische Dreigestirn in der Offensive eine Dreier- statt einer Viererkette brachte – üblicherweise ist Chile eigentlich für systematische Flexibilität, je nach Gegner, bekannt. Überraschend war aber auch, dass auch Oscar Tabárez auf eine Drei-Mann-Abwehr setzte, zumal mit dem international noch sehr unerfahrenen, aber zwei Meter großen 20-jährigen Sebastián Coates von Nacional Montevideo in der Mitte. Kapitän Lugano besetzte die rechte Seite.

So stand dem 3-4-2-1 von Chile (Alexis Sánchez kam deutlich mehr aus der Etappe als zu Beginn des Mexiko-Spiels) ein 3-4-3 der Urus gegenüber. Und Forlán und Co. hatten noch ein weiteres Mittel parat, das Chile auf dem falschen Fuß erwischte: Extrem hohes Pressing. Suárez, Cavani und Forlán pressten mit Macht auf die chilenische Dreierkette, vor allem auf den zentralen Mann Waldo Ponce. Dem fehlte es somit an Zeit und an offenen Anspielstationen, weshalb aus der chilenischen Defensive vermehrt lange Panik-Bälle nach vorne geholzt wurden.

Varianten in den Defensivreihen

Es dauerte eine Zeit lang, bis Chile darauf reagierte. Mit Fortdauer des Spiels orentierte sich dann aber Gary Medel vermehrt Richtung Abwehrkette neben Ponce, was in Drucksituationen – vor allem, wenn Uruguay presste – eine Vierer-Abwehr gegen das offensive Uru-Trio stehen ließ. So taten sich die Chilenen dann etwas leichter.

Bei Uruguay stieß Lugano immer wieder etwas nach vorne, um vor allem die Kreise der etwas zurückgezogen agierenden und ständig rochierenden Jiménez und Sánchez zu stören, die beiden hatten allerdings mehr mit Arévalo und Pérez zu tun. Von den Wing-Backs der Uruguayer war Maxi Pereira rechts der etwas defensivere, er ließ sich im Zweifelsfall etwas zurückfallen und ließ so die Abwehr zu einer Viererkette werden.

Die Duelle auf den Flügeln

Álvaro Pereira machte zwar auch einiges nach hinten, dachte aber grundsätzlich etwas offensiver als sein Namenskollege auf der anderen Seite. Generell waren auch die Duelle auf den Flanken von großem Interesse für das Spiel, weil eben beide Teams mit einer Dreierkette hinten und einem eher eng stehenden Dreigestirn vorne agierten. Das hieß: Beide Mannschaften hatten ihre Flügel jeweils nur mit einem Spieler besetzt.

Die beiden Pereiras waren das eben bei Uruguay, Beausejour und Isla bei den Chilenen. Hier hatte das Duo aus Uruguay deutliche Vorteile: Isla kommt eher von der Außenverteidigerposition und Jean Beausejour ist wohl einer der wenigen Spieler, die nach einem Jahr in der Premier League (Birmingham) schlechter sind als vorher.

Vor allem Alvaro Pereira aber hatte Isla weitgehend im Griff und versuchte immer wieder, sich mit dem Sturmtrio zu verbinden. Das gelang in diesem Spiel deutlich besser als beim eher enttäuschenden 1:1 gegen Peru, weil die Offensivkräfte tiefer standen und weniger nachlässig im Passspiel agierten. Allerdings hatte die tiefere Positionierung zur Folge, dass man meist zumindest vier Chilenen noch zwischen Ball und Tor hatte.

Sánchez tiefer, mehr Kontrolle

Alexis Sánchez hatte gegen Mexiko das halbe Feld beackert, ehe er in einer etwas zurückgezogenen Rolle mit Matí Fernández das Spiel an sich riss. Diesmal begann Sánchez gleich in einer etwas tieferen Position, allerdings stand ihm permanent Diego Pérez auf den Beinen. Erst, als er sich noch weiter zurückfallen ließ, in den engeren Raum zwischen Uru-Mittelfeld und Uru-Sturm, bekam die Celeste Probleme mit ihm.

Zumindest einer der Sechser hatte nun aufzurücken, was dahinter Platz schuf – in erster Linie für Jimenez. Wenn Lugano oder Cáceres rausrückten, hatte aber wiederum Humberto Suazo, „Chupete“ (Schnuller) genannt, Platz. Zumden wurde nun selbst durchaus Pressing insziniert und die drei gefährlichen Stürmer bekamen immer weniger Gelegenheit, selbst mit aggressivem Zum-Mann-Gehen Chile unter Druck zu setzen.

Cavani muss raus

Besser wurde es nach der Pause nicht – im Gegenteil. Weil sich Edinson Cavani am Knie verletzt hatte, musste der Napoli-Stürmer draußen bleiben, und mit dem Wechsel – Álvaro González kam – veränderte Tabárez auch sein System. González ging auf die rechte Mittelfeldseite, Maxi Pereira blieb hinten, dafür blieb auf der linken Seite Álvaro Pereira vorne und Cáceres rückte auf die Flanke. Uruguay spielte nun also ein einem klassischen, flachen 4-4-2, was Chile voll in die Hände spielte.

Denn zwar hatten Isla und Beausejour nun an den Seitenlinien jeweils zwei Gegenspieler, aber jetzt passte das Verhältnis in der Abwehr (3 Chilenen gegen 2 Urus) und im Zentrum hatte Chile ebenso eine Überzahl. Vidal rückte auf, Sánchez konnte sich ausbreiten, und Uruguay hatte kaum noch etwas zu melden. Umso mehr fiel das 1:0 für die Celete aus heiterem Himmel: Álvaro Pereira ging mit nach vorne, der Laufweg von Suárez verwirrte die Abwehr. Ponce wusste nicht, wen er decken sollte, Contreras deckte die Torlinie ab, statt Pereira zu stellen, und schon war Chile hinten.

Mit Valdivia endgültig Rambazamba

Ab etwa der 60. Min.

Weshalb Claudio Borghi nach einer Stunde endgültig auf volle Offensive setzte. Verteidiger Jara ging raus, und mit Valdivia kam ein echte Zehner, der um sich herum de facto fünf offensive Anspielstationen hatte: die beiden Flügel, die beiden hängenden Spitzen und Suazo. Zudem rückte Vidal, der die Position von Jara eingenommen hatte, immer wieder weit auf um das Spiel zu eröffnen.

Uruguay fand gegen den unglaublichen Valdivia überhaupt kein Mittel, weil Arévalo und Pérez jetzt gegen drei Spielen mussten (Sánchez und Jimenez eben noch dazu). Gegen dieses quirlige, spielstarke und schnelle Trio waren die beiden Kanten heillos überfordert.

Und nicht nur die: Auch Lugano und Coates kamen in dieser Phase mit dem schauen nicht hinterher, wen von den vielen Chilenen sie denn nun bewachen sollte. So fand Valdivia, kaum fünf Minuten auf dem Feld, den auf der Seite freien Beausejour, dessen Hereingabe den aus der Etappe kommenden Sánchez, und weil Coates zu weit weg war, war der Ball zum 1:1 ins Netz geflogen.

Und in dieser Tonart ging es weiter: Chile spielte nun Rambazamba-Fußball wie in besten Bielsa-Tagen, zudem kam mit Paredes statt dem müder werdenden Suazo noch ein frischer Mann. Die Chilenen spielten sich in einen Rausch, in dem Uruguay unterzugehen drohte.

Voll unter Druck, also kommt ein Offensiver

Darum musste Tabárez natürlich wieder reagieren, und er tat es auch. Aber nicht, wie zu erwarten gewesen wäre, mit einem zusätzlichen Verteidiger, nein, der Uru-Teamchef brachte mit Nico Lodeiro einen Offensiven und stellte wieder auf drei Stürmer um, mit Arévalo verließ ein Sechser den Platz. Somit gab Tabárez zwar eine Viertelstunde vor Schluss das Zentrum endgültig auf, wollte aber vorne wieder mehr Druck auf die seit längerem unbehelligte chilenische Defensive auszuüben.

Die kurz zuvor von Borghi um den gelernten Sechser Carlos Carmona verstärkt worden war. Dennoch hatte Chile auch weiterhin alles bombenfest im Griff; spielte Uruguay zwar in der Schlussphase nicht mehr ganz so her wie zwischen 60. und 75. Minute, als das eine Demontage reinsten Wassers war. Chancen auf einen Siegtreffer, der hochverdient gewesen wäre, waren zwar noch da. Aber auch mit dem 1:1 ist Chile auf dem Weg zum Gruppensieg und damit gut im Rennen, Argentinien im Viertelfinale aus dem Weg zu gehen – denn es ist gut möglich, dass es der Zweite mit dem Gastgeber zu tun bekommen wird.

Fazit: Was für ein sensationelles Spiel

Es war nicht nur das bislang mit sehr viel Abstand beste Spiel dieser Copa América sondern mit Sicherheit auch eines der besten Fußballspiele im Jahr 2011 überhaupt. Der enorme Druck, den Uruguay in der ersten halben Stunde ausgeübt hat zeigte, wie dieser chilenischen Mannschaft beizukommen ist. Aber nicht nur für Uruguay oder die Gegner war dieses Spiel als Anschauungsuntericht wichtig.

Nein, vor allem Claudio Borghi hat schon zum zweiten Mal hintereinader gezeigt, dass er mit klugen Umstellungen in der Lage ist, ein Spiel komplett an sich zu reißen und selbst einen so starken Gegner wie den WM-Vierten in der zweiten Halbzeit in alle Einzelteile zu zerlegen. Valdivia geigte nach seiner Einwechslung sofort auf, war trotz zahlloser Fouls nie unter Kontrolle zu bringen und sicherlich der Schlüsselspieler in dieser Partie.

Natürlich weiß Borghi, dass er als Nachfolger des nicht nur in Chile ungemein beliebten Marcelo Bielsa immer mit seinem Vorgänger verglichen wird. Spätestens in dieser zweiten Hälfte aber wurde klar, dass auch in Borghi ein Anhänger des spektakulären Offensivfußballs steckt. Wohl nicht ganz so unvoreingenommen bedingungslos wie „El Loco“, aber wenn es die Situation erfordert, weiß er, was die Mannschaft kann. Und er scheut nicht davor zurück, die Waffe, die sein Team darstellt, auch zu benützen.

Da kann man nur sagen: Bitte mehr davon!

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Es war ein Double-Header in Mendoza. Darum waren die eigentlichen armen Hunde des Abends die Akteure aus Peru und Mexiko. Denn zum einen interessierte sich selbst im Stadion kaum noch jemand für den späten, aber hochverdienten 1:0-Sieg der Peruaner – als das Spiel eine halbe Stunde nach Ende des chilenischen Feuerwerks losging, waren die Ränge halbleer. Und zum anderen KONNTE das Niveau gar nicht mit dem ersten Spiel schritthalten.

Peru - Mexiko 1:0

Mit Sergio Makarián stellte der peruanische Teamchef im Gegensatz zum erstaunlich guten Auftritt gegen Uruguay sein System um: Aus dem 4-1-4-1 wurde gegen die frisierte U23 von Mexiko ein 4-4-1-1. Juan Vargas, der gegen Uruguay nur eine halbe Stunde spielen konnte, war nun fit genug für die Startelf und er agierte versetzt hinter Paolo Guerrero. Ließ sich immer mal wieder ins Mittelfeld fallen, versuchte aber vor allem, in die Schnittstelle zwischen Mier, dem rechten Mann in der mexikanischen Dreierkette, und Wing-Back Aguilar zu kommen. Das gelang im immer wieder ganz gut, aber die Bälle auf Guerrero kamen kaum einmal an.

Ähnlich wie bei Advincula auf der anderen Seite. Anders als Cruzado links ging er im Ballbesitz mit nach vorne, wodurch im Angriffsfall ein schräges 4-3-3 aus der Formation wurde. Die Absicht war klar: Die mexikanische Dreierkette auseinander ziehen. So hatte Peru das Spiel recht sicher im Griff, das allerdings auf einem nach dem Chile-Spiel kurz davor mäßigen Niveau und in einem noch überschaubareren Tempo.

Mexikos Offensive kaum im Spiel

Das Probelm bei den Mexikanern war, dass die drei Offensivspieler kaum ins Spiel eingebunden waren, bzw. das hauptsächlich nur dann waren, wenn sie sich relativ weit fallen ließen. Gerade Aquiño tat das durchaus, dann wiedern blieben Giovani und Marquez-Lugo oft so weit vorne, dass das wenig brachte.

Mexikos Aushilfs-Teamchef Tena änderte nach der Pause das Personal, behob damit aber nicht das Problem: Pacheco kam neu ins Offensiv-Trio, dafür spielte Aquiño nun für den in der Kabine gebliebenen Aguilar den Wing-Back. Weil aber nun der neu besetzte Angriff ebenso hoch stand und die Peruaner den Druck deutlich erhöhten, wurde genau gar nichts besser. Auch, weil Bälle, wenn sie doch mal in die Spitze kamen, viel zu leicht wieder verloren wurden.

Makarián mit den besseren Änderungen

Die klügere Umstellung nahm für die zweite Hälfte Sergio Makarián vor. Er brachte Yotun für den schwachen Advincula, der Neue ging auf die linke Seite, dafür rückte rechts Außenverteidiger Contreras mit Macht nach vorne. War dieser in der Offensive, deckte Sechser Balbín den Rückraum ab. Mit großem Erfolg: Peru machte nun über beide Flanken Druck, standen hinten aber dennoch sicher und mussten sich so kaum Sorgen machen.

Einige Male klopfte vor allem Guerrero an, zweimal rettete nur das Aluminium für die Mexikaner, immer wieder auch Torhüter Michel, ehe zehn Minuten vor Schluss doch noch der längst überfällige Siegtreffer für Peru fiel: Die Abseitsfalle schnappte bei einem Querpass auf den freistehenden Guerrero nicht zu, und das Tor war gefallen. Die Entscheidung.

Fazit: Undankbare Situation, aber Peru behält die Nerven

Hatte Bolivien gegen Costa Rica noch die Nerven weggeworfen, blieben die Peruaner trotz all der Umstände bis zum Schluss ruhig und gesammelt. Weder die Tatsache, dass sich das beim Spiel zuvor noch kochende Stadion immer mehr leerte, noch die Vielzahl an vergebenen Hochkarätern ließ die Peruaner verzweifeln. Sie hielten sich konsequent an ihren in der Halbzeit modifizierten Plan und wurden dafür belohnt.

Enttäuschend war dafür auch der zweite Auftritt der jungen Mexikaner. Ohne wirkliche Inspiration und vor allem ohne echten Plan im Spiel nach vorne schien es von Anfang an nur zwei Optionen zu geben: Entweder sie schaffen ein torloses Remis, oder sie fangen sich doch noch eines. Aber es kam auch von der Bank nichts – es wurden von Luis Fernando Tena nur die Symptome behandelt, aber nicht das Problem behoben.

(phe)

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Copa, Tag 4: Ein Chile ohne Marcelo Bielsa ist… anders https://ballverliebt.eu/2011/07/05/copa-tag-4-ein-chile-ohne-marcelo-bielsa-ist-anders/ https://ballverliebt.eu/2011/07/05/copa-tag-4-ein-chile-ohne-marcelo-bielsa-ist-anders/#respond Tue, 05 Jul 2011 03:14:36 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5117 Copa, Tag 4: Ein Chile ohne Marcelo Bielsa ist… anders weiterlesen ]]> Des Offensiv-Power-Trios mit Suárez, Forlán und Cavani zum Trotz – auch Uruguay gewann mit dem 1:1 gegen Peru den Auftakt nicht. Viel interessanter war aber der Auftritt von Chile! Denn es war das erste große Spiel nach dem Abgang von „El Loco“ Marcelo Bielsa. Und einiges ist unter Nachfolger Claudio Boghi anders.

Chile - Mexiko 2:1

Unter Marcelo Bielsa war das chilenische Team einer der begeisternden Farbtupfer einer von defensiver Organisation geprägten WM in Südafrika: Bedingungslose Offensive in einem extrem flexiblen 3-4-3 mit konsequentem Flügelspiel. Gerade letzteres hat Alexis Sánchez zum Durchbruch verholfen und nach einer Weltklasse-Saison mit Udinese schlüpft er kommende Saison wohl ins Barcelona-Trikot.

Unter Bielsas Nachfolger Claudio Borghi – „El Loco“ ist im Streit mit dem Verband gegangen – ist zwar das Personal dasselbe wie vor einem Jahr, aber die Spielweise unterscheidet sich schon deutlich. Borghi stellt sein Team in einem 3-4-1-2 auf, in dem vor allem eines keinerlei Rolle spielt: Angriffe über die Flügel. Weil Alexis Sánchez nominell zweiter Stürmer neben Humberto Suazo ist; Isla und Beasejour aber verhältnismäßig tief stehen und somit nicht allzu viel nach vorne bringen.

Was macht Sánchez?

Auffallend war im Spiel gegen die mexinanische Olympia-Auswahl (die von Luis Fernando Tena, dem Co-Trainer von Teamchef De la Torre betreut wird) vor allem die äußerst unklare Rolle von Sánchez. Er ließ sich oft auf den Flügel fallen, weil er dort einfach mehr daheim ist als im Sturmzentrum, oder ging zurück ins Mittelfeld um Vidal und Fernández zu unterstützen. So versuchte Sánchez alles ein bisschen zu machen, und schaffte aber nichts so richtig.

Der zentrale Mann im Spiel nach vorne war aber ganz eindeutig Matí Fernández. Über ihn liefen fast alle Angriffe der geduldig mit viel Ballbesitz auf die Lücke im dichten mexikanischen Abwehrverbund wartenden Chilenen (auch etwas, was es unter Bielsa in der Form nicht gab). Was natürlich zur Folge hatte, dass sich alles sehr auf das Zentrum konzentrierte und die Flügel vernachlässigt wurden.

Trotzdem genug Chancen

Nicht falsch verstehen: Chile war der mexikanischen Olympia-Auswahl dennoch haushoch überlegen und hatte genug Chancen, um schon vor der Pause alles entscheiden zu können. Doch eines hat sich seit der WM nicht geändert: Chile fehlt es einfach ein einem Spieler, der diese Unzahl von Chancen auch verwertet. Genau aus diesem Grund musste das Team in Südafrika auch bis zum Schluss um den Achtelfinal-Einzug zittern.

Und wie es so oft ist: Die mexikanische No-Name-Truppe, in der mit Giovani dos Santos nur ein einziger namhafter Spieler vertreten ist, ging mit der ersten wirklich gelungenen Aktion kurz vor der Pause wie aus heiterem Himmel zum Führungstreffer. Eine weite Flanke von Giovani wurde nicht konsequent genug verteidigt und der aufgerückte Araujo hob die Kugel per Kopfball über Goalie Bravo hinweg ins Tor.

Wechsel bringt Besserung

Auch nach dem Seitenwechsel krankte das chilenische Spiel vor allem am Mangel an Breite. Sánchez tauchte weiterhin überall auf, Isla alleine konnte die rechte Seite nicht ausreichend bedienen, Jean Beasejour links schloss nahtlos seine enttäuschende Saison bei Birmingham an. Erst Borghis Wechsel nach einer Stunde behob einige Schwächen in der Raumaufteilung.

Er nahm den schwachen Beausejour vom Platz, brachte dafür mit Estebán Paredes einen echten Stürmer, der sich neben Suazo gesellte. Dafür ging Sánchez zurück ins zentrale Mittelfeld auf die Position, die zuvor Tausendsassa Vidal eingenommen hatte, Letzterer besetzte ab sofort die linke Seite. Und plötzlich passte es: Sánchez hatte als Spiellenker hinter Fernández endlich eine klare Rolle, vorne gab es nun permanent zwei Anspielstationen, und die linke Seite war gewinnbringend besetzt. Was folgte, war die stärkste Phase der Chilenen.

Ecken drehen das Spiel

Die allerdings zwei Eckbälle brauchten, um das Spiel innerhalb weniger Minuten zu ihren Gunsten zu drehen – erst stocherte Paredes einen Schuss von Contreras über die linke, dann wuchtete Vidal einen Kopfball zum 2:1 in die Maschen. Wenig ließ in der Folge erwarten, dass die jungen Mexikaner noch einmal ins Spiel zurück kommen sollten.

In der Schlussphase machte Borghi aber wiederum etwas, was es unter Bielsa nicht gab: Er nahm mit Matí Fernández seinen Zehner raus und brachte mit Carlos Carmona einen zweiten Sechser neben Medel. Einen Spielstand zu verwalten gehört aber nicht zu den Stärken dieses chilenischen Teams, das in der Schlussphase auch prompt doch noch einmal richtig zittern musste. Doch die Mexikaner konnten ihre zwei Top-Chancen in der Nachspielzeit auch nicht mehr nützen.

Fazit: Chile ohne Bielsa ist eben Chile ohne Bielsa

Die Stärken und Schwächen dieser Mannschaft haben sich in den letzten zwölft Monaten nicht verändert – wie auch, schließlich waren alle elf Spieler aus dieser Partie auch bei der WM in der Stammformation. Geändert hat sich allerdings, wie diese Mannschaft von der Trainerbank aus gelenkt wird: Viel durch die Mitte, kaum Flügelspiel, abwartenderes und ballbesitzorientieres Spiel als unter Bielsa, und vor allem gab es mit Sánchez einen Spieler, bei dem eine Stunde lang nicht klar war, das den nun seine Kernaufgabe sein soll.

Natürlich, diese Mannschaft aus Chile machte von allen zwölf Teilnehmern im ersten Durchgang dennoch den klar besten Eindruck, und wäre die Chancenverwertung nicht ebenso bescheiden wie in Südafrika, wäre die mexikanische De-facto-U21 deutlich höher geschlagen worden. Aber es ist augenscheinlich, dass es „El Loco“ deutlich besser verstand als Nachfolger Borghi, wie die Stärken dieses Kaders am besten zur Geltung kommen.

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Pizarro verletzt, Farfán verletzt, dazu mit Juan Vargas der dritte Star von Peru nur fit genug für die Bank – und das bei jenem Team, das zuletzt das schlechteste in der WM-Quali von Südamerika war, auf der einen Seite. Auf der anderen die lateinamerikanische Verion von Napoli…

Uruguay - Peru 1:1

Denn nicht nur die Farbe, in der Uruguay antritt, ist ebenso in hellblau gehalten wie die bei Napoli. Nein, auch die Spielweise ähnelt jener des Dritten der abgelaufenen Saison in der Serie A, bei dem Edinson Cavani eine sensationelle Saison spielte, durchaus: Hinten sicher stehen, das Zentrum zumachen, und vorne drei tolle Individualisten, die nicht an eine Position gebunden sind, sondern machen können was sie wollen – unterstützt von den Flügelspielern, die für die nötige Breite sorgen sollen.

Bei Uruguay heißen die drei Star-Spieler in der Spitze eben Cavani, Forlán und Suárez, aber ihr Zusammespiel haperte ziemlich. Zwar bekamen die drei vom Gegner viel Platz zwischen den Reihen serviert, in denen sie sich ausbreiten und ihre Positionen wild tauschen konnten, aber ihr Passspiel war nachlässig, ja beinahe überheblich, und es war letztlich doch immer ein peruanisches Bein dazwischen, dass einen allzu lässigen Pass abfangen konnte.

Flügel dicht

Die Peruaner wussten, dass sie es mit der Klasse des Uru-Trios ganz vorne nicht aufnehmen konnten, und konzentrierten sich darauf, es der Celeste so schwer wie möglich zu machen, die drei mit leicht zu verarbeitenden Bällen zu versorgen. So übten Cruzado und Guevara Druck auf Diego Pérez und vor allem Nico Lodeiro aus. Und, noch viel wichtiger: Die Außenstürmer im perunaischen 4-3-3, Advincula und Yotun, standen sehr hoch und beschäfrigten die uruguayanischen Flügel.

So konnten Maxi Pereira und (vor allem) Martín Cáceres nicht für die dringend benötigte Breite sorgen. Das aufs Zentrum reduzierte Angriffsspiel von Uruguay beschränkte sich somit immer mehr auf lange Bälle auf das Angriffs-Trio, am ehesten zog sich Cavani ins Mittelfeld zurück, um sich die Bälle zu holen.

Rückstand schockt Uruguay nicht

Dass diese Marschroute richtig war, wurde spätetestens klar, als nach einem Eckball für Uruguay ein Pass aus der peruanischen Verteidigung den aus der eigenen Hälfte startenden Paolo Guerrero fand, der noch Uru-Goalie Muslera ausspielte und zum 1:0 einschob. Das peruanische Zentrum zog sich daraufhin etwas zurück und machte den Platz für das Angriffstrio der Celeste noch enger.

In der Phase vor der Pause gelang es jedoch Maxi Pereira immer besser dem international unerfahrenen Yotun öfter hinter sich zu lassen und zumindest über seine rechte Seite das Spiel in den Griff zu bekommen. Peru bekam so hinten mehr zu tun, und aus einer Unachtsamkeit heraus konnte Suárez von Forlán kurz vor der Halbzeit doch noch freigespielt werden und das 1:1 erzielen.

Tabarez reagiert, Makarián zieht nach

In den Anfangsminuten des zweiten Spielabschnitts drückte die Celeste auf den Führungstreffer. Forlán ließ sich nun zentral etwas weiter zurückfallen und war so für Lodeiro leichter anzuspielen, zudem rückte die ganze Verteidigungslinie im Ballbesitz deutlich weiter auf als zuvor. Peru hatte damit sichtlich Probleme und alle Hände voll zu tun, um nicht nach dem Ausgleich auch den Rüstand hinnehmen zu müssen.

Perus Teamchef Serio Makarián reagierte nach einer Stunde und brachte seinen letzten verbliebenen Star, Juan Vargas von der Fiorentina, doch noch – Yotun, der mit Pereira immer größere Probleme bekam, verließ das Feld. Zudem kam statt Guevara mit Carlos Lobatón ein neuer Bewacher für Lodeiro. Beide Wechsel zeigten enorme Wirkung: Lodeiro war nun vom wiederum deutlich weiter vorne stehenden Forlán abgeschnitten, und Maxi Pereira stolperte gegen Vargas von einer Verlegenheit in die Nächste

Peru bleibt zielstrebiger

Die Pässe bei Uruguay, vor allem in der Offensive, blieben über die ganze Spielzeit ungenau und ließen eine konstante Angriffsleistung nicht zu. Der Celeste fehlte es an der Kompaktheit und mitunter sah das Team einfach schlecht aufeinander abgestimmt aus; weniger in der Defensive, aber in der Distribution nach vorne und im Aufbau von Angriffen.

Ganz anders die erstaunlichen Peruaner, die in der Schlussphase mit einem Kopfball von Guerrero (natürlich nach Flanke von Vargas) sogar noch die Riesenchance auf den Siegtreffer hatten. Die Roten agierten viel zielstrebiger im Spiel nach vorne und der Punkt, den die für das letztlich kaum noch gefährdete 1:1 mitnahmen, ist hochverdient.

Fazit: Der nächste Underdog mit funktionierendem Plan

Man muss sich die Frage stellen, wie es möglich ist, dass die Mannschaft von Peru in den letzten Jahren ein so jämmerliches Bild abgegeben hat. Mit Pizarro und Farfán fehlen zwei der drei besten Spieler, mit Vargas ist der dritte nur eine halbe Stunde dabei, und dennoch hatte die Mannschaft den WM-Vierten am Rande der Niederlage. Gute Organisation, konsequentes Dichtmachen der gegenrischen Flügel und geradliniges Spiel nach vorne waren die Zutaten zu einer sehr respektablen Leistung.

Aber was war mit Uruguay los? Die Celeste enttäuschte wie schon die Mitfavoriten Brasilien und Argentinien zum Auftakt; das Weltklasse-Angriffstrio konnte seine Gefährlichkeit nur andeuten. Zu wenig Zug zum Tor und vor allem viel zu schlampiges Passspiel machten es der guten peruanischen Defensive nicht allzu schwer, Uruguay bei nur einem Tor zu halten. Auch für das Team von Oscar Tabárez gilt: Das muss noch besser werden!

(phe)

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Die ’10-Besten (oder: Ein halber Jahresrückblick) https://ballverliebt.eu/2010/12/31/die-10-besten-oder-ein-halber-jahresruckblick/ https://ballverliebt.eu/2010/12/31/die-10-besten-oder-ein-halber-jahresruckblick/#comments Fri, 31 Dec 2010 12:33:01 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3631 Die ’10-Besten (oder: Ein halber Jahresrückblick) weiterlesen ]]> Seit der WM in Südafrika im Sommer analysiert Ballverliebt Spiele regelmäßig – und zum Jahreswechsel gibt’s noch mal die zehn besten, interessantesten, richtungsweisendsten Spiele. Die Reihenfolge ist willkürlich und nicht allzu eng zu sehen!

Platz 10 | Champions League-Quali | Salzburg – Hapoel Tel Aviv 2:3

Salzburg - Hapoel Tel Aviv 2:3

„Zusätzlich zur taktischen Schwäche fiel eine unglaubliche Schwerfälligkeit bei den Salzburger auf. Abseits des Balles wurde herumgetrabt. Weder gab es hartes Pressing, noch eine schnelle Rückwärtsbewegung des Mittelfeld.“ – Konnte nach dem 0:1 auf den Färöern noch argumentiert werden, es wäre bei den Bullen da ja um nichts mehr gegangen, war spätestens nach diesem 2:3 im Hinspiel der letzten CL-Qualirunde gegen Hapoel Tel-Aviv klar: International hatte Salzburg in diesem Herbst nicht viel zu bestellen. Denn wer nicht rennt, krieg eine auf den Deckel.

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Platz 9 | U21-EM-Qualifikation | Österreich – Weißrussland 3:3

Österreich - Weißrussland 3:3

„Nach dem Tor zum 2:3 wussten alle im Stadion: Oje, jetzt wird’s noch einmal eng! Denn dass der Schalter nun nicht mehr umgelegt werden konnte, war schon vorher ersichtlich.“ – Das wohl am besten besetzte U21-Team der ÖFB-Geschichte hatte in Pasching gegen die starken Weißrussen alles im Griff und führte komfortabel mit 3:1, doch nach eher verwirrenden Wechseln von Teamchef Andi Herzog wurde die Partie noch hergegeben und es schaute nur ein Remis heraus. Im kommenden Sommer sind die Weißrussen bei der EM dabei. Österreich nicht. Aber nicht nur das vercoachte 3:3 war ärgerlich.

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Platz 8 | Weltmeisterschaft | Frankreich – Mexiko 0:2

Frankreich - Mexiko 0:2

„Denn die französische Mannschaft implodierte nach der Pause regelrecht. Keinerlei Laufbereitschaft war mehr erkennbar, kein Einsatz für den Mitspieler, kein Aufbäumen, nichts. Aguirre hingegen hatte ein in sich funktionierendes Team geformt.“ – Frankreich bei der WM, das war allerbeste Unterhaltung. Zumindest abseits des Platzes. Denn sportlich war das Team von Raymond Domenech ein einziges Desaster, was sich vor allem beim 0:2 gegen die starken Mexikaner zeigte. Die spielten mit der Équipe Tricolore nämlich Hollywood.

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Platz 7 | Champions League | Tottenham – Inter Mailand 3:1

Tottenham - Inter 3:1

„Schon nach einer halben Stunde zeigte sich bei Inter Ratlosigkeit. Nur einmal musste sich Modric 25 Meter vor dem Tor gegen Eto’o mit einem Foul helfen, ansonsten reichte reichte das Spiel der Schwarzblauen nicht einmal bei Kontern bis in den Strafraum.“ – Ohne Frage, Tottenham ist eine der Mannschaften des Herbstes 2010. Nicht nur die gute Verpflichtung von Rafael van der Vaart, sondern vor allem der Durchbruch von Flügelflitzer Gareth Bale ist dafür verantwortlich. Der Waliser trieb gegen Inter mit Maicon einen der besten Rechtsverteidiger der Welt an den Rande des Wahnsinns. Die Spurs waren das Team mit dem Weltklasse-Momentum.

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Platz 6 | Weltmeisterschaft | Deutschland – Arentinien 4:0

Deutschland - Argentinien 4:0

„Die Argentinier waren sichtlich beeindruckt von der Power der Deutschen. Es entstand ein riesenhaftes Loch im Mittelfeld, das die Deutschen konsequent ausnützten. Symbolhaft war, wie Burdisso minutenlang seinen Kollegen deutete, sie sollen soch ein wenig weiter zurück kommen, um einen Spielaufbau zu ermöglichen.“ – Für Diego Maradona war es wohl die schlimmste Niederlage seines Fußballerlebens: Argentinien hatte im WM-Viertelfinale gegen die in diesem Spiel überragenden Deutschen nie auch nur den Funken einer Chance. Das blutjunge deutsche Team hingegen deutete an, wozu es fähig sein kann. By deconstructing Diego.

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Platz 5 | Weltmeisterschaft | Deutschland – Uruguay 3:2

Deutschland - Uruguay 3:2

„Beide Teams suchten nun die Entscheidung möglichst schon in der regulären Spielzeit, hatten aber keine panische Angst vor einer Niederlage – so wogte das Spiel hin und her, mit mehr Ballbesitz für Deutschland und mehr Geradlinigkeit auf Seiten der Südamerikaner.“ – Und nochmal die Deutschen. Aber vor allem: Uruguay! Die Südamerikaner waren die Überraschung bei der WM, das Team des zum besten WM-Spieler gewählten Diego Forlán belegte letztlich den vierten Rang. Nach einem flammenden Plädoyer für die Beibehaltung des kleinen Finales. Denn es war eine sensationelle Partie, geführt mit offenem Visier.

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Platz 4 | EM-Qualifikation | Belgien – Österreich 4:4

Belgien - Österreich 4:4

„Kavlak war laufstark, trickreich, mit dem Blick für den Mitspieler. Er riss das Spiel an sich, war in dieser Phase der klar beste Mann am Platz. Umso unverständlicher, dass er nach 56 Minuten den Platz für Jimmy Hoffer verlassen musste – die reinste Selbstkastration.“ – Wer hätte das gedacht? Das ÖFB-Team kann mit den Secondos in der Offensive tatsächlich einen gepflegten Fußball spielen, wie das beim hochdramatischen 4:4 in Brüssel deutlich wurde. Wenn man sie denn lässt. Denn der Teamchef hatte im einzigen signifikanten Länderspiel des Jahres etwas gegen den Sieg. Denn dann kamen die Wechsel.

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Platz 3 | Deutsche Bundesliga | Mainz – Dortmund 0:2

Mainz - Dortmund 0:2

„Bei Dortmund beteiligten sich wirklich alle Spiele am ganzen Platz am Pressing. So war es in der 26. Minute Außenverteidiger Schmelzer, der durch seine aggressive Bewegung Richtung Bungert dessen Fehlpass provozierte, der zum nicht unverdienten 1:0 durch Mario Götze geführt hat.“ – Die beiden Mannschaften, die den Herbst in der deutschen Bundesliga bestimmt haben, im direkte Duell. Es war ein Festival des konsequenten Pressing, das für beide Teams richtungsweisend war. Denn für Mainz war nach diesem Spiel der Höhenflug beendet, der BVB zog weiter voll durch. Die Mainzer fanden in Dortmund ihren Meister.

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Platz 2 | Weltmeisterschaft | Chile – Spanien 1:2

Chile - Spanien 1:2

„Die Chilenen waren die erste Mannschaft seit Ewigkeiten, welche die Spanier nicht nur mit spielerischen Mitteln kontrolliert, ja beinahe knebelt – und nicht mit extrem disziplinierter Defensive entnervt.“ – Das beste Team der Endrunde in Südafrika gegen das aufregendste, und noch dazu ging es für beide noch um das Weiterkommen: Bei all den spannenden Partien in der K.o.-Phase ging dieses extrem gute und hochinteressante Match in der Erinnerung etwas unter. Letztlich setzten sich die Spanier durch, weil sie kaltschnäuziger waren, dank des Ergebnisses im Parallelspiel kamen beide weiter. Nach einem echten Kracher.

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Platz 1 | Primera Division | Barcelona – Real Madrid 5:0

Barcelona - Real Madrid 5:0

„Barcelona sammelte zwei Drittel Ballbesitz. Was auch deshalb möglich war, weil Real körperlich überhaupt nicht dagegen hielt! In den ersten 30 Minuten gab es ein einziges (!) Foul. Das mit dem Räume eng machen klappte also nicht, physisch hielt Real nicht dagegen, und so verdiente sich Barcelona das 2:0 vollauf. Real war schlicht nicht anwesend.“ – Das wohl meistgehypte Spiel des Herbstes, es war eine einzigartige Machtdemonstration des FC Barcelona. Zu keinem Zeitpunkt hatte das Starensemble aus Madrid auch nur die geringste Chance, es gab schließlich die ärgste Vernichtung seit Generationen. Und für José Mourinho seine schlimmste Demütigung.

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Das Team von Ballverliebt bedankt sich für das Interesse im Jahr 2010 und wir würden uns freuen, wenn ihr unsere Analysen auch im Jahr 2011 fleißig lest. Ein gutes neues Jahr euch allen!

(phe/tsc/gpi)

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AF 1 & 2 | Ordnung und Kampfgeist fressen Kreativität https://ballverliebt.eu/2010/06/27/day-17-kampfgeist-frisst-kreativ/ https://ballverliebt.eu/2010/06/27/day-17-kampfgeist-frisst-kreativ/#respond Sun, 27 Jun 2010 03:26:27 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2383 AF 1 & 2 | Ordnung und Kampfgeist fressen Kreativität weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Achtelfinals 1 und 2 | Die US-Boys präsentierten sich gewohnt willensstark – die Ghanaer dafür effizient – zu kurz kam letztlich die Kreativität. Wie auch bei den Südkoreanern: Sie scheiterten gegen Uruguay letztlich an der Unfähigkeit, aus dem Spiel für Torgefahr zu sorgen.

Uruguay – Südkorea 2:1 (1:0)

Uruguay - Südkorea 2:1

Die Außenverteidiger der Koreaner erwiesen sich in den Gruppenspielen zuweilen als Schwäche – und diese suchten die Urus gleich auszunützen. Und es dauerte in der Tat nicht lange, bis das belohnt wurde: Schon in der 8. Minute große Verwirrung in der koreanischen Abwehr, RV Cha steht in der Mitte, LV Lee verliert Suárez hinter im aus den Augen, und schon stand’s 1:0 für Uruguay.

Die Südamerikaner waren wieder mit de facto drei Stürmern angetreten, mit Suárez zentral, Forlán etwas dahinter und Cavani über die rechte Seite. Mit ihrem flotten Beginn und dem frühen Tor versetzten sie Den Koreanern erst mal einen Schlag, von dem sie sich nur langsam erholten. Die Uruguayer lehnten sich mit der Führung im Rücken und dem Spiel im Griff etwas zurück und ließen den Koreanern dann aber immer mehr Ballbesitz. Sie standen im Mittelfeld allerdings so gut, dass es den Asianen lange nicht möglich war, ihr schnelles Kurzpassspiel aufzuziehen, sondern zu langen Bällen fast gezwungen waren – welche gegen die robusten Urus natürlich nicht zielführend waren.

Lediglich über die rechte Seite vergaßen Álvaro Pereira und Fucile desöfteren auf Cha, der in der Vorwärtsbewegung wesentlich stärker ist als nach hinten. So richtig drehten die Koreaner dann erst nach der Pause auf – dann aber so richtig. Die Urus standen nun sehr tief und da Cavani nun endgültig ins Mittefeld zurück wanderte, stellte sich die Formation der Uruguayer nun als recht klassisches 4-4-2 dar. Den Koranern war es nun möglich, im Zentrum ein personelles Übergewicht zu erzeugen, weil die Außenverteitiger Cha und Lee YP nun verkappte Außenstürmer spielen konnten. Der Lohn für die Bemühungen war der verdiente Ausgleich.

Doch anstatt nun in große Verwirrung zu verfallen, schalteten die Uruguayer den Schalter von einer Minute auf die andere wieder auf Offensive, womit die Koreaner nicht allzu viel anzufangen wussten. So dauerte es nicht allzu lange, ehe Suárez mit seinem wunderbaren Tor zum 2:1 den Endstand herstellte – auch, weil die Koreaner ihre letzte Chance kurz vor dem Schluss kläglich vergaben.

Fazit: Mit dem Team aus Uruguay hat die reifere Mannschaft gewonnen, die das Spielgeschehen sofort wieder in die Hand nehmen konnte, als dies nach dem Ausgleich notwendig war. Den Südkoreanern fehlte es vor allem an der Torgefahr aus dem Spiel heraus – im ganzen Turnier haben sie sich nicht ein einziges Tor aus dem Spiel selbst vorbereitet…

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USA – Ghana 1:2 n.V. (1:1, 0:1)

USA - Ghana 1:2 n.V.

Die Partie begann flott und beide Teams zeigten, was sie eigentlich so drauf haben. Flott ging es hin und her, schön wurde kombiniert, die Ideen sprühten, Ghana schoss ein Tor. Kevin Prince Boateng fand spektakulär das kurze Eck, Minute 6.

Das frühe Gegentor veranlasste die US-Boys zuerst einmal eine halbe Stunde lang (mehr oder weniger gut kombiniert) nach vorne anzurennen und sich beinahe Kontertore zu fangen – Ghana dominierte und forderte Tim Howards Können mehrmals heraus (etwa ein gut angetragener Freistoß in Minute 19). Dann war etwas die Luft draussen. Bis zum Halbzeitpfiff blieben nur vereinzelte Vorstöße beider Teams, eine gefährliche Chance der USA – Findley scheiterte an Kingson – und die schwelende Gefahr der Afrikaner. Soweit, so unterhaltsam.

Dann kam Halbzeit Zwei, und exakt 17 Minuten ging es eigentlich nett weiter. Beide Teams versuchten sich wieder nach vorne zu passen, wobei die Ghanaer jetzt etwas disziplinierter auf Konterchancen warteten und weniger vorpreschten.

Schließlich schickte Feilhaber (er ließ kurz davor eine Großchance nach Zuspiel von altidore aus) den Premier League-Routinier Clint Dempsey auf die Reise in den ghanischen 16er, die von Mensah jäh beendet wurde. Der durfte letztlich froh sein, dass der Schiedsrichter seine Umräumaktion nicht als Notbremse einstufte und nur Gelb zeigte. Zum folgerichtigen Elfmeter trat dann Vorrunden-Hero Landon Donovan himself an und versenkte das Leder mit einer Mischung aus Mut und Dusel via Stange im rechten Eck. Selbst wenn sich Kingson für die richtige Seite entschieden hätte, wäre da nichts zu machen gewesen.

1:1 war nun der Stand und die Amerikaner hatten sich einmal mehr aus einem Rückstand herausgebissen. Beide Teams beschlossen aus unerfindlichen Gründen, die Vorwärtsarbeit weitgehend einzustellen. Ab und an gab es noch ein paar schlampige Kurzpässe die sowas wie kreative Offensive andeuten sollte. Aber eben nur manchmal, denn beide Teams schienen plötzlich mehr Angst vor einem Rückstand zu entwickeln als Lust auf einen Führungstreffer.

Weil beide Abwehrreihen sich als nicht übermäßig souverän bei Flanken präsentiert hatten, spiele sich am Rasen auf einmal etwas ab, was in der Sportwelt auch als „Ping-Pong“ oder „Tischtennis“ bekannt ist. Bloß mit 22 Leuten, ohne Netz und eben einem Jabulani. Der Unterhaltungswert pendelte bald gegen 0 – langsam aber sicher übermannte mich Müdigkeit vor dem TV – trotzdem lag noch Spannung in der Luft, weil ein früherer oder späterer Patzer eines Defensivteams absehbar war.

In der regulären Spielzeit sollte das aber nicht mehr passieren, stattdessen setzte man das gegenseitige Weitdreschen des Balles mit Beginn der 2×15 Verlängerungsminuten fort. Mit frühem Knalleffekt, denn es war die US-Abwehr, die zuerst aussetzte. Asamoah Gyan schnappte sich das Leder, dass Jay DeMerti und Carlos Bocanegra gnädigerweise zu zweit falsch berechnet hatten, und drückte schön zum 1:2 ab.

Der Rest ist Geschichte, weitere 27 Minuten sollte der Jabulani zumeist Langstreckenflüge durch das Stadion absolvieren  – am ehesten kann man noch Ghana zugestehen, zwischendurch wirklich gespielt zu haben. Edu, in der Folgeaktion eines Feilhaber-Flachschusses in eine Horde Ghanaer, und eine Freistoßflanke konnten Kingson noch fordern. Abgesehen davon war der Wille der Amerikaner weiterhin voll intakt, nur die Mittel fehlten ihnen völlig.

Die Abwehr-Mittelfeldbrücke war in der Verlängerung völlig zerbrochen und aufgegeben, von den Prinzip-Hoffnung-Weitschlägen sollte keiner mehr die Wende bringen.

Kampfgeist ist gut, aber Kampfgeist allein kann nicht alles richten, so wie in der Gruppe mit schwächelnden Engländern (bzw. Greens Patzer im ersten Spiel), schiribeglückten Slowenen oder vorne völlig harmosen Algeriern.

Ich habe mich gefreut, dass die USA dieses Last-Minute-Tor gegen die Wüchstenfüchse vor ein paar Tagen noch geschafft haben, da ich den Teamspirit dieser Truppe sehr schätze Gleichwohl muss ich attestieren, dass das Ausscheiden heute gerechtfertigt war. Es fehlte die Kaltschnäuzigkeit, die die Ghanaer für sich wiedergefunden haben, und noch viel mehr fehlte ein Konzept gegen das Forechecking des Gegners.

Wenn Ghana vorne gefährlich und effizient bleiben kann,  sind die Siegeschancen fürs Viertelfinale intakt, wenn auch als klarer Aussenseiter. Auch für die Soccerboys wäre heute mehr drinnen gewesen, trotzdem müssen sie sich für ihr Abschneiden nicht schämen. Der US-Fußball ist am aufsteigenden Ast, wenngleich es für eine echte Großmacht des Leders noch Einiges benötigt. Keep it up!

(phe/gpi)

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Day 12 / A – Die Spielintelligenz macht’s https://ballverliebt.eu/2010/06/22/day-12-a-die-spielintelligenz-machts/ https://ballverliebt.eu/2010/06/22/day-12-a-die-spielintelligenz-machts/#comments Tue, 22 Jun 2010 18:05:24 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2315 Day 12 / A – Die Spielintelligenz macht’s weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 12 – Gruppe A | Der Gastgeber kommt gegen die komplett implodierende Equipe Tricolore immerhin zum Ehrensieg – warum Uruguay und Mexiko ins Achtelfinale einziehen, zeigen sie aber im direkten Duell. Das ein hochinteressantes taktisches Lehrspiel war.

Südafrika – Frankreich 2:1 (1:0)

Südafrika - Frankreich 2:1

Bunt durchgewürfelt – so präsentierten beide Teamchefs ihre Mannschaften. Die Franzosen spielen nach den diversen Eklats mit Squillaci (statt Abidal), Clichy (statt Evra), Alou Diarra (statt Toulalan), Gourcuff (statt Malouda), Cissé (statt Anelka) und Gignac (statt Govou) – unverändert blieb dafür das 4-3-3. Gourcuff, der in der Mittelfeldzentrale für die Kreativität zuständig war, konnte sich allerdings nicht wie gewünscht in Szene setzen, Gignac fühlte sich auf der linken Seite sichtlich nicht wohl. Zudem bekam Gignac von Sagna hinter ihm sehr wenig Unterstützung. Etwas besser lief es auf der linken Seite, wo Clichy den aktiven aber auch eher wirkungslosen Ribéry etwas besser unter die Arme greigen konnte. Wirklich gefährlich nach vorne zum bulligen Cissé brachte aber keiner etwas – seine beste Szene hatte er, als er einen Konter über die rechte Seite praktisch alleine vortrug. War sicher auch nicht im Sinne des Erfinders, Konterstürmer ist Cissé nun wirklich keiner. Nach einer Stunde kam dann der spielstärkere Henry für den Panathinaikos-Legionär.

Parreira brachte nicht nur vier neue Spieler (Ngcongca links hinten für Gaxa, Khubani für Letsholonyane sowie Sibaya für Dikgacoi im defensiven Mittelfeld, dazu Parker als hängende Spitze für den Mittelfeld-Mann Modise), sondern eben mit dem 4-4-2 auch ein neues System. Pienaar kam vermehrt über die rechte Seite, hatte aber wie Tshabalala auf der anderen einige Freiheiten, zudem hatten die beiden mit der zweiten Spitze vorne nun mehr Anspielstationen. Die beiden zentralen Defensiven hatten Gourcuff gut im Griff, Diarra und (der heute extrem schwache) Diaby waren defensiv gebunden.

Die Südafrikaner standen einigermaßen hoch und störten den französischen Spielaufbau früh (was ihnne die Franzosen aber nicht allzu schwer machten) und gingen dann auch in Führung – nach einem Eckball, den Torhüter Lloris falsch einschätzte und bei dem Diaby gegen Torschützen Khumalo nicht gut aussah. Die Gastgeber hatten damit sichtlich an Selbstvertrauen getankt, und der Ausschluss von Gourcuff (nach einem frontalen Ellbogencheck im Luftkampf) schien die Franzosen endgültig zu erlegen. Es dauerte nämlich ewig, ehe Ribéry und Gignac reagierten und sich ins Mittelfeld zurück rückten. So spielten die Bleus minutenlang mit einem 4-2-3, und die Südafrikaner nützten die Räume im Mittelfeld weidlich aus. Das 2:0, erneut sah Diaby nicht gut aus, war die logische Folge.

In der Pause brachte Domenech dann Malouda für den auf der rechten Seite nicht besonders effektiven Gignac, mit der Folge, dass sich Malouda und Ribéry auf links gegenseitig den Platz wegnahmen (weil keiner der beiden in der Mitte spielen möchte), rechts dafür vor Sagna de facto gar keiner mehr war. Die Südafrikaner machten weiterhin mächtig Druck, vor allem die linke Seite über den starken Außenverteidiger Masilela machte viel Druck gegen den alleine gelassenen Sagna, dazu hätte alleine Mphela zwei Treffer machen müssen. Bis auf Clichy, Ribéry und dem vorne fleißigen, aber ziemlich in der Luft hängenden Henry machte bei den Franzosen nun keiner den Eindruck mehr, sich wirklich gegen die Niederlage stemmen zu wollen. So überrascht es nicht, dass ausgerechnet Ribéry es war, der die sich aufgrund der nun natürlich stürmischen Südafrikaner bietenden Räume nützte und Malouda das Anschlusstor auflegte.

Was den Südafrikanern sichtlich so ein wenig den Schwung nahm – damit war klar, dass es nicht für das Achtelfinale reichen würde. Der allerletzte Zug zum Tor, wie er über lange Zeit zuvor erkannbar war, erlahmte merklich. Und als Domenech dann noch Govou für die rechte Seite einwechselt hatte (Malouda hatte sich indes mit der Tolle im Zentrum abgefunden), brachte das endgültig Beruhigung für das französische Spiel. Den Südafrikanern fehlte nun die Kraft und auch der letzte Nachdruck, auf weitere Tore zu gehen – wozu auch.

Fazit: Die Südafrikaner zeigten noch, dass im Team durchaus Qualität steckt, gewinnen absolut verdient und gehen erhobenen Hauptes. Die Franzosen ließen sich eine Stunde von den Gastgebern überrollen und verlieren daher auch folgerichtig. Viele Lichtblicke außer Ribéry gibt’s bei den Franzosen nicht.

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Mexiko – Uruguay 0:1 (0:1)

Uruguay - Mexiko 1:0

Gegen die Franzosen war es auf Seiten der Mexikaner vor allem Linksverteidiger Salcído, der über seine Seite das grandiose Spiel der Tri aufzog. Urguays Teamchef Óscar Tabárez hat das natürlich gesehen und versuchte, dessen Offensivdrang zu nehmen. Es oblang in erster Linie Diego Pérez, die Wege von Salcído zu stören, unterstützt von Maxi Pereira, und es gelang: Zwar war Salcído viel am Ball, viel Zielbringendes nach vorne bracht der Eindhoven-Legionär aber nicht zu Stande. Kein Wunder, dass die beste Chance der Mexikaner ein Gewaltschuss aus dreißig Metern war.

Aber auch die anderen Mexikaner brachten wenig zu Stande. Stoßstürmer Cuauhtémoc Blanco, statt des verletzten Vela als Außenangreifer aufgeboten, war auf rechts ein kompletter Flop. Zum einen fehlte es ihm an der Geschwindigkeit, zum anderen and er Hilfe des recht defensiv denkenden Außenverteigers Osorio. So hing Blanco rechts draußen komplett in der Luft; sodass er mit Fortdauer der ersten Hälfte immer weiter zum wesentlich agileren Guille Franco in die Mitte zog. Franco konnte sich damit etwas mehr ins Mittelfeld fallen lassen, um seine dort festhängenden Kameraden zu unterstützen.

Das Mittelfeld der Urus presste nämlich vor allem zu Beginn der Partie schon auf Höhe der Mittllinie konsequent, störten den Spielaufbau von Márquez und Torrado im Zentrum komplett, und stießen vor allem über Álvaro Pereira, der in Blanco defensiv keine relevanten Gegenspieler hatte und weil Osorio sich sehr zurückhielt, über ihre linke Seite nach vorne. Die Mexikaner verlegten sich gewzungenermaßen immer mehr auf lange Bälle, womit der schmächtige Giovani gegen die Schränke in der Uru-Defensive komplett aus dem Spiel war.

Durch den kaum gebremsten Offensivdrang von Álvaro Pereira konnt sich Suárez ziemlich ins Zentrum orientieren, war Forlán erlaubte, hinter den Spitzen mit seiner extremen Laufstärke als Spielmacher das Spiel aufzuziehen. Durch das gute Ausnützen der strategischen Überlegenheit ging die 1:0-Pausenführung der Südamerikaner absolut in Ordnung. Mexikos Teamchef Aguirre reagierte auf die Unterlegenheit seines Teams und den Spielstand im Parallelspiel (in dem Südafrika 2:0 führte) und brachte mit Barrera einen offensiveren Spiele auf die linke Seite statt Guardado, um Salcído besser zu unterstützen.

Weil sich aber Pérez äußerst kosequent um den neuen Mann kümmerte, verpuffte diese Maßnahme komplett, und am Spiel änderte sich gar nichts. Weswegen Aguirre nach etwa einer Stunde seine Formation komplett umdrehte: Er ließ die Viererkette auf und stellte auf 3-4-3 um: Castro kam für Innenverteidiger Moreno ins linke Halbfeld, der Sechser Márquez rückte in die zentrale Verteidigung zurück, Salcído ging ins linke Mittelfeld, Barrera wechselte auf die rechte Außenbahn, wo er Giovani unterstützen sollte. Zudem kam mit dem quirligen Hernández ein Mittelstürmer für den verschenkten Blanco, Franco war nun Rechtsaußen – ein radikaler Umbau gegen die immer noch extrem hoch verteidigenden und vor allem die Zentrale komplett zustellenden Uruguayer, um das Spiel wieder mehr in die Breite zu ziehen.

Und prompt rissen Barrera und Giovani die Seite von Uru-LV Fucile komplett auf, weil sich dieser nun ohne viel Unterstützung gleich zwei schnellen Leuten gegenüber sah – und sich logischerweise auch sofort Gelb abholte. Die Mexikaner hatten nun – natürlich auch, weil die Uruguayer ob der für sie komfortablen Gruppensiutation etwas zurückfallen ließen – ihre beste Phase im gesamten Spiel. Und wäre es notwendig gewesen, der Ausgleich wäre nur noch eine Frage der Zeit gewesen, hätte nicht das französische Anschlusstor im Parallelspiel das bis dahin hochinteressante Spiel zerstört, weil somit die Luft komplett raus war und sich beide Teams mit dem Resultat arrangierten.

Fazit: Uruguay  schaffte es eine Stunde lang hervorragend, die Mexikaner in Schach zu halten und darf sich daher über den Sieg freuen. Die Frage, ob die Tri noch den Ausgleich geschafft hätte, wenn sie es in der letzten Viertelstunde noch nötig gewesen, ist müßig – es hätte keinen Unterschied mehr gemacht.

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Das war die Gruppe A: Der Gastgeber Südafrika versuchte es vor allem mit Schwung und Heimvorteil, die mangelnde sportliche Klasse auszugleichen. Weil das aber nur in drei Halbzeiten (die 2. gegen Mexiko und beide gegen Frankreich) funktionierte, reichte es schon zu Recht nicht für das Achtelfinale, aber schämen muss sich die Bafana Bafana sicher nicht. Die katastrophale Bild, welches die Franzosen abgaben, mag man als gerechte Strafe für die umstrittene Qualifikation sehen. In der Mannschaft stimmte gar nichts, es war ein wildes Jeder gegen Jeden – und im Grunde war es nur Franck Ribéry, der im ganzen Tohuwabohu Verantwortung übernahm. Es wäre keine Überraschung, sollte Laurent Blanc ihn zum Kapitän machen.

Dass es die beiden lateinamerikanischen Teams sind, die weiterkommen, geht absolut in Ordnung. Gruppensieger Uruguay zeigte sich hinten extrem sicher, die Qualität im Angriff war eh keine Überraschung. Zudem verstanden sie es, die in der ersten Hälfte gegen Südafrika und im Spiel gegen Frankreich so großartige Mannschaft aus Mexiko hervorragend in Schach zu halten. Die Tri ist eine Mannschaft mit der richtigen Mischung, die hervorragenden Fußball zeigen kann und, das hat vor allem das Spiel gegen Uruguay gezeigt, mitten unter dem Spiel das komplette System über den Haufen werfen kann und damit alles besser wird.

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Day 6 – Das gezähmte Biest https://ballverliebt.eu/2010/06/17/day-6-das-gezahmte-biest/ https://ballverliebt.eu/2010/06/17/day-6-das-gezahmte-biest/#respond Thu, 17 Jun 2010 01:11:58 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2256 Day 6 – Das gezähmte Biest weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 6 | Überlegen Chilenen hatten hart zu arbeiten, die Eidgenossen betätigten sich erfolgreich als Dompteure und  der WM-Gastgeber muss in wenigen Tagen Frankreich besiegen.

Honduras – Chile 0:1 (0:1)

Honduras - Chile 0:1

Es dauerte 34 Minuten, ehe der Chilene mit dem am wenigsten lateinamerikanisch klingenden Namen sein Team zurecht erlöste. Nachdem die Chilenen mal wieder auf der Seite durchgebrochen waren, war es Mauricio Isla, der Beausejour den Ball ans Becken knallte, von wo er schließlich ins Tor flog. Es war Chiles erster WM-Sieg seit 48 Jahren.

Und der Treffer hatte sich angekündigt, denn nach einer sehr kurzen Abtastphase fanden sich die in Weiß spielenden Honduraner schnell in einer David vs. Goliath Situation wieder. Weil deren Trainer, Alexis Mendoza, das schon geahnt hatte, probierte man auch kaum, das Spiel zu kontrollieren. Der Plan war, die Chilenen kommen zu lassen und dann auszukontern. Ersteres lief zu gut für die Chilenen, Zweiteres dafür zu schlecht für Honduras. Zu Buche standen am Schluß nur wenige zwingende Chancen für die Mittelamerikaner.

Zurück zu den Seiten: Am liebsten spielten die Rotblauen sich halb-rechts oder halb-links nach vorne, waren aber auch in der Mitte die Herren des Platzes. Jedenfalls bis vor de 16ern, dann verließen sie die Ideen und die Präzision. Das Resultat: Ein Haufen von den meist gut stehenden Honduranern geblockter Pässe und Flanken sowie eine erkleckliche Menge an versandeten Dribblings. Das zweite Tor lag in der Luft, wäre auch verdient gewesen, fiel aber nie.

Die Konter der in Weiß spielenden Hondurander  erwiesen sich meist als zu langsam oder zu ungenau, Fehlpässe fabrizierten aber beide Teams einige im vorderen Mittelfeld.

Fazit: Was am Ende übrig blieb kann als verdienter Arbeitssieg der Chilenen gewertet werden. An Effizienz und Präzision muss aber noch gearbeitet werden, sonst sind die Schweizer im Kampf um Platz 2 klar zu favorisieren.

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Schweiz – Spanien 1:0 (0:0)

Spanien - Schweiz 0:1

Selbe Gruppe, anderes Spiel: Im Gegensatz zum Sieg der Chilenen blieben die Mühen der Spanier gänzlich unbelohnt. Der Grund: Der eidgenössische Goalie Benaglio, zu große Ballverliebtheit und Gelson Fernandes (auch dessen Name klingt nicht so wirklich nach Schweizer Bergidylle).

Die selbstenannte „beste Mannschaft des Planeten“ machte von Beginn an Druck. Del Bosques Wunsch war klar: Heute muss ein Sieg her, ist man doch klarer Gruppenfavorit. Trotzdem konnte man das gegnerische Tor nicht all zu fleißig unter Beschuss nehmen, Hitzfelds Hintermannen standen nämlich gut und agierten sehr diszipliniert. Also verlief der Angriff der Spanier in Zyklen. Zuerst Dribbeln. Wenn das nicht klappte, versuchte man im Strafraum einen anderen Mitspieler anzupassen. Auch das gelang nicht gut. So sollten Schüsse aus der Distanz das Problem lösen

Über das Resultat der Fernschüsse freute sich insgesamt das Publikum aber weit mehr als Benaglio im Schweizer Kasten. Der hatte mit denen nämlich kaum was zu tun, zeichnete sich dafür auf kurze Distanz aus, als er etwa Navas den Winkel aus wenigen Metern abdeckte. Später musste man doch noch einmal aufatmen, denn einer der Distanzschüsse – ein 30-Meter-Hammer von Xabi Alonso – krachte hinter einem chancenlosen Torwart an die Latte. Zu diesem Zeitpunkt waren die Iberer jedoch bereits hinten.

Zurück in die erste Halbzeit: Nach 36 Minuten vollbracht einer der Schweizer Verteidiger ein gar seltsames Kunststück und tackelte seinen Teamkollegen Phillip Senderos. Der verletzte sich unglücklicherweise dabei auch noch. Für ihn kam Bergen, der ihn gut vertrat.

Zu Halbzeit stand es also – enttäuschenderweise für die Spanier – nur 0:0. Nach Wiederanpfiff begann das gleiche Spiel von vorne, Spanien drückend überlegen aber ineffizient im Angriff, die Schweiz meist eingekerkert mit wenigenAusbrüchen, die das Offensivduo Derdiyok/Nkufo selten gefährlich gestaltete.

Nach 52 Spielminuten ging es die Furia Roja etwas zu angriffslustig an und ließ so im Gegenzug zu, dass sich Derdiyok plötzlich alleine vor Iker Casillas wiederfand. Der drückte ab, Spaniens Torhüter konnte aber mit Mühe parieren. Von allen Nachsetzenden rannte Gelson Fernandes am schnellsten um die Kurve und staubte ab. Der Spielverlauf war auf den Kopf gestellt, die Schweiz in Führung und Ottmar Hitzfeld strahlte wie ein Honigkuchenpferd.

Beinahe gelang dann noch ein weiteres Kontertor, denn die Spanier rannten jetzt noch verzweifelter gegen das eidgenössische Abwehrbollwerk an, dass stabil wie das Matterhorn im Strafraum stand. Was trotzdem durchkam schnappte sich Benaglio. Spanien starb in Schöhnheit, die „rote Furie“ war gezähmt.

Das Mittelfeld war fest in spanischer Hand und selbst bis ins letzte Drittel hinein vermochten die Schweizer wenig auszurichten. Die Abwehr hatte wenig zu tun, war bei „normalen“ Angriffen nie in Gefahr, rückte aber selbst zu weit auf, was die Konter des Gegners begünstigte. Die Schweiz igelte sich ein und versuchte zwischendurch schnell herauszufahren. Zumeist konnte das Mittelfeld nicht schnell genug überbrückt werden, so dass die Spanier sich in der Defensive wieder sammeln konnten. Aufgrund der Taktik hielt sich die spielerische Eigeninitative in Grenzen, die Schweizer reagierten zumeist nur.

Fazit: Spanien ist sicherlich das spielstärkste Team der Gruppe H, brillierte aber heute nicht mit überragender Effizienz. Wenn sich das ändert, ist sicherlich jeder Gegner schlagbar. Die Schweiz hingegen versucht erst gar nicht gegen klar überlegene Gegner das Spiel zu machen, sondern verläßt sich auf Kontertore in die Abwehr. Solange letztere weiter so gut steht und der Keeper einen guten Tag erwischt, geht das gut. Dafür ist man in der Pflicht, „kleinere“ Gegner zu schlagen – das wird nicht leicht gegen Honduras und erst recht nicht gegen Chile.

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Südafrika – Uruguay 0:3 (0:1)

Südafrika - Uruguay 0:3

Dieses Spiel stand für die Gastgeber der WM unter keinem guten Stern. Obwohl gleich viel im Ballbesitz wie die südamerikanischen Gäste, vermochte man nicht viel daraus zu machen.

Und das ist im wesentlichen das bezeichnendste Wort für die Spielanlage der Bafana, Bafana heute: Mittelfeldgeschiebe. Man wollte zwar vorwärts kommen – schaffte das auch ein paar mal, aber nur selten gefährlich – oft rotierte die Wuchtel aber nur zentral. Die Urus standen gut, waren am Beginn des Spiels etwas zu vorsichtig. Die Himmelblauen entdeckten aber langsam, dass man den Südafrikanern etwas mehr zu Leibe rücken kann, weil bei ihnen ohnehin nicht viel nach vorn passiert.

Die Mühe darf man der Truppe rund um den Eröffnungstorschützen Siphiwe Tschbalala nicht absprechen – das Team war auf 3 Punkte aus, bekam aber letztlich 3 Tore.

Nachdem zwei Fernschüsse von Tshbalala recht deutlich vorbei gingen, krachte es in Minute 25 hinter Ithumeleng Khune. Forlan zog aus rund 25 Metern ab, der Ball wurde abgefälscht und senkte sich dann sehr plötzlich hinter dem Bafana-Keeper. Die Urus, die bis dato nocht nicht viel gezeigt hatten, waren plötzlich in Front. Nach einem sehenswerten Dribbling hätte der zweite Star, Luis Suarez, beinahe auf 2:0 erhöht, traf aber nur das Außennetz.

In Halbzeit zwei versuchte Südafrika den Druck zu erhöhen, war aber nur mäßig erfolgreich. Lugano wiederum hatte aus einem Freistoß eine riesige Kopfballchance auf das 2:0 der Urus, traf den Ball aber nicht gut genug. Ähnliches gelang dann auch Mphela für das Heimteam.

Zirka eine Viertelstunde vor Spielende war es dann Südafrika-Goalie Khune, der für die Vorentscheidung sorgte. In einem 1-gegen-1 mit Suarez verschätzte er sich beim Tackling und streifte den Uruguayner, der schließlich zu Fall kam. Obwohl es keine besonders harte Berührung gab, entschied der Referee aus der Schweiz, Massimo Busacca, zurecht auf Torraub und Elfmeter.

Khune musste vom Platz, Pienaar ging gleich mit und wurde für den Ersatz Keeper Moneeb Josephs ausgetauscht. Diego Forlan drückte den Elfer höchstpersönlich und mit ordentlich Wumms in die Maschen, ohne dem Reservegoalie nur den Hauch einer Chance zu lassen.

Was dann geschah war absehbar. 9 südafrikanische Feldspieler versuchten noch irgendwie an einen Anschlußtreffer zu kommen, kamen aber auch nicht weiter als bisher. Dafür wurden für die Urus die Räume offener, so dass sie im Ballbesitz Spiel und Tempo fast nach Belieben dominierten – wenngleich sie nicht mehr sonderlich offensiv auf ein drittes Tor spielten. Das fiel aber trotzdem- in der fünften und letzten Minute der Nachspielzeit staubte Pereira gegen eine zerfallene Bafana-Abwehr zum 3:0 Endstand ab.

Die Schwachpunkte der Südafrikaner lagen das ganze Spiel über vorne und hinten. Die Abwehr wirkte nie optimal koordiniert und profitierte stark davon, dass Uruguay im Angriff lange zu harmlos war. Als noch harmloser erwies sich jedoch die Offensive der Südafrikaner. Weitschüsse und Standards waren das einzige Anzeichen von Gefahr, gelungnges Spiel in den Strafraum sah man selten und auch die Anbindung zum Mittelfeld war nicht immer optimal.

Fazit: Südafrika muss in den kommenden Tagen stark an der Offensive arbeiten und die Abwehr besser aufstellen und disziplinieren. Das heutige Spiel zeigte die Schwächen auf, die zur Eröffnung wohl aufrund des großen Motivationsschub nicht so stark zum Vorschein kamen. Uruguay ist dem Aufstieg sehr nahe, um Frankreich zu besigen muss für Südafrika wohl ein halbes Wunder her.

(gpi)

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Der vergessene Weltmeister https://ballverliebt.eu/2010/04/26/der-vergessene-weltmeister/ https://ballverliebt.eu/2010/04/26/der-vergessene-weltmeister/#respond Mon, 26 Apr 2010 20:10:15 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=1957 Der vergessene Weltmeister weiterlesen ]]> WM-SERIE, Teil 18: URUGUAY | Ist von Fußball-Weltmeistern die Rede, spricht man üblicherweise von Brasilien oder Italien. Aber auch Uruguay ist Weltmeister – doppelter sogar. Dorthin wird es die Celeste nicht mehr schaffen. Trotz Stars wie Forlán und Talenten wie Lodeiro.

Er war 2009 Europas Torjäger des Jahres, hat in der spanischen Primera División schon weit über 100 Tore erzielt. Diego Forlán wäre wohl in jeder Nationalmannschaft der Welt ein gesetzter Stürmer, auch in jenen, die ernsthaft um den Titel mitspielen. Aber Forlán kommt aus Uruguay, und so sind für den mittlerweile 31-jährigen Blondschopf schon Teilnahmen an den Endrunden Erfolge. In Südafrika wird er erst seine zweite absolvieren. 2002 war er noch der Nebenmann des längst vergessenen Álvaro Recoba (zeitweise der bestbezahlte Fußballer des Planeten), nun ist er selbst der Star der Mannschaft. Allerdings einer recht durchschnittlichen.

1930 fuhren die Urus als hoher Favorit im eigenen Land den Titel ein, 1950 schnappten sie ihn den Brasilianern vor der Nase weg. Seither ist nicht mehr viel los. Immer mal wieder die erste Runde überstanden, oft auch nicht. Und viel Leerlauf dazwischen. Daran wird sich auch mittelfristig nicht ändern, zumal die Mannschaft, mit der sich die Urus im Jahr 2010 auf die Weltbühne präsentiern, wieder keine besondere ist. Mehr als ein paar wenige aufregende Spieler hat das Land, dass geographisch zwischen den Riesen Brasilien und Argentinien eingezwickt liegt, nicht zu bieten. Außer Forlán ist das im Grunde nur ein in Europa (noch) eher unbekannter Name: Nicolás Lodeiro. Der Jungspund von Nacional Montevideo debütierte ausgerechnet in den so wichtigen Playoff-Partien gegen Costa Rica und machte dort mit starken Leistungen schnell auf sich aufmerksam. Ajax Amsterdam schlug sofort zu.

Dort ist der 21-jährige Linksfuß seit seinem Wechsel im Winter zwar bislang nur Einwechselspieler, aber in der Nationalmannschaft hat er Jorge Rodríguez so schnell von der Spielmacherposition verdrängt, dass dieser seit Lodeiros Debüt kein einziges Mal mehr in der Startformation stand. Der 1.73m kleine, flinke Offensivmann könnte einer der Aufsteiger der WM werden. Da ist er aber neben Forláns Sturmpartner Suárez wohl der einzige seiner Mannschaft – humorlose Abwehr, defensiv ausgerichtetes Mittelfeld. Alles brave Kämpfer, wenn auch nicht mehr so berüchtigt wie früher, als pro Spiel mindestens ein Uru vom Platz flog. Aber keine potentiellen Stars. Arbeitsbienen, aber keine Künstler. Indianer, aber kaum Häuptlinge.

Kein Wunder also, dass die Uruguayer einmal mehr über den Umweg Play-Off gehen mussten. Nicht nur hinter Brasilien und den Argentinern (wenn auch hinter letzteren nur knapp) landeten, sondern auch hinter Chile und Paraguay, bei denen ein Erreichen des Achtelfinales schon ein großer Erfolg wäre. Nicht anders ist dies bei den Urus, zumal diese eine recht gemeine Gruppe erwischt haben. Würden sie sang- und klanglos Gruppenletzter, niemand dürfte überrascht sein. Das letzte Mal, dass Uruguay in einer WM-Gruppe unter die besten zwei kam? Vierzig Jahre her.

So gesehen hat die Celeste in Südafrika aber im Grunde auch nichts zu verlieren. Und Teamchef Óscar Tabárez war auch schon einmal bei einer Endrunde dabei und weiß somit mit dem Druck umzugehen – 1990 führte er sein Land ebenso schon zur Weltmeisterschaft, in Italien rutschte man als Gruppendritter noch ins Achtelfinale. Immerhin, mehr wird aber auch diesmal nicht drin sein.

Mittlerweile fast traditionell bauen die Urus auf ein eher defensiv angelegtes, körperbetontes Spiel. Tabárez vertraute in der Qualifikation einem eher eigenwilligen 3-4-1-2, das den Stärken der Mannschaft und dem vorhandenen Spielermaterial, hauptsächlich Europa-Legionären, aber ganz gut entspricht. So steht vor dem jungen Lazio-Torhüter Fernando Muslera eine humorlose Dreier-Abwehrkette. Deren Chef ist Kapitän Diego Lugano, der seit vielen Jahren sein Geld beim türkischen Spitzenklub Fenerbahçe verdient. Seine Nebenmänner sind am Ehesten Diego Godín von Villarreal und Andrés Scotti. Dieser ist mit seinen 34 Jahren der älteste Spieler im Kader und steht bei Colo Colo in Chile unter Vertrag, spielte aber auch einige Jahre bei Rubin Kasan und half dort mit, den zweifachen russischen Meister zu der Kraft zu machen, die er heute ist.

Vor den Dreierkette agiert ein defensiv ausgerichtetes Vierermittelfeld, das üblicherweise aus zwei klassischen Sechsern und zwei modernen Außenverteidigern gebildet wird. Auf den Außenbahnen führt an den beiden Portugal-Legionären Álvaro Pereira (Porto, links) und Maxi Pereira (Benfica, rechts) kein Weg vorbei. Sie sollen auch die Impulse nach vorne geben, während Walter Gargano und Diego Perez in der Zentrale eher als Abfangjäger und Balleroberer eingeteilt sind, die zudem der zentralen Figur im offensiven Mittelfeld – eben Nicolás Lodeiro – den Rücken etwas freihalten sollen.

In der Sturmspitze sind die Plätze ohne Wenn und Aber verteilt. Dort ist es neben Forlán der 23-Jährige Luis Suárez, der auf Zuspiele von Lodeiro oder Flanken der Pereiras (die aber nicht miteinander verwandt sind) wartet. Er könnte Forlán sogar schon in Südafrika den Rang ablaufen, denn Suárez schießt die Eredivise förmlich auseinander. Zweimal schaffte er in diesem Jahr vier Tore in einem Spiel, zwei weitere Male drei, er ist unangefochtender Torschützenkönig. Die beiden Sturmspitzen sind auch eindeutig die Stärke der Mannschaft aus Uruguay: Sind es in der Defensive biedere Arbeiter, können die wenigen Offensivspieler in der Tat den Unterschied ausmachen. Vor allem gegen einen sportlich sicherlich schwächeren Gegner wie Gastgeber Südafrika.

Das Problem wird, wie in allen drei Spielen, dort aber eher im Kopf liegen. Verlieren die Urus ihre Auftaktpartie gegen Gruppenfavorit Frankreich, sind sie ausgerechnet gegen den Gastgeber schon zum Siegen gezwungen, und ob man dieser Belastung gewachsen ist wird sich zeigen – beziehungsweise, inwieweit die Südafrikaner hier ebenso schon das brutale Nervenflattern haben. Einen Achtelfinaleinzug der Celeste zu erwarten, wäre alles in allem wohl etwas übertrieben.

Aber wer weiß, womöglich sind am Ende sie es, die den Gastgeber eliminieren. So bliebe man ja auch im Gedächtnis.

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URUGUAY
hellblaues Trikot, schwarze Hose, Puma – Platzierung im ELO-Ranking: 15.

Spiele in Südafrika:
Frankreich (Abendspiel Fr 11/06 in Kapstadt)
Südafrika (Abendspiel Mi 16/06 in Pretoria)
Mexiko (Nachmittagsspiel Di 22/06 in Rustenburg)

TEAM: Tor: Juan Castillo (32, Deportivo Cali), Fernando Muslera (24, Lazio), Sebastián Viera (27, Larissa). Abwehr: Martin Cáceres (23, Juventus), Jorge Fucile (25, Porto), Diego Godín (24, Villarreal), Diego Lugano (29, Fenerbahçe), Andrés Scotti (34, Colo Colo), Mauricio Victorino (27, Universidad Chile). Mittelfeld: Sebastián Eguren (29, AIK Solna), Álvaro Fernández (24, Universidad Chile), Walter Gargano (25, Napoli), Álvaro González (28, Levadiakos), Nicolás Lodeiro (21, Ajax Amsterdam), Álvaro Pereira (25, Porto), Maxi Pereira (26, Benfica), Diego Perez (30, Monaco), Jorge Rodríguez (25, RP Montevideo). Angriff: Sebastián Abreu (33, Botafogo), Edinson Cavani (23, Palermo), Sebastián Fernández (25, Banfield), Diego Forlán (31, Atlético Madrid), Jorge Martínez (27, Catania), Luis Suárez (23, Ajax Amsterdam).

Teamchef: Óscar Tabárez (63, Uruguayaner, seit Februar 2006)

Qualifikation: 5:0 gegen Bolivien, 0:1 in Paraguay, 2:2 gegen Chile, 1:2 in Brasilien, 1:1 gegen Venezuela, 6:0 gegen Peru, 1:0 in Kolumbien, 0:0 gegen Ecuador, 1:2 in Argentinien, 2:2 in Bolivien, 2:0 gegen Paraguay, 0:0 in Chile, 0:4 gegen Brasilien, 2:2 in Venezuela, 0:1 in Peru, 3:1 gegen Kolumbien, 2:1 in Ecuador, 0:1 gegen Argentinien. 1:0 in und 1:1 gegen Costa Rica.

Endrundenteilnahmen: 10 (1930 Weltmeister, 1950 Weltmeister, 54 Vierter, 62 Vorrunde, 66 Viertelfinale, 70 Semifinale, 74 Vorrunde, 86 und 90 Achtelfinale, 2002 Vorrunde)

>> Ballverliebt-WM-Serie
Gruppe A: Südafrika, Mexiko, Uruguay, Frankreich
Gruppe B: Argentinien, Nigeria, Südkorea, Griechenland
Gruppe C: England, USA, Algerien, Slowenien
Gruppe D: Deutschland, Australien, Serbien, Ghana
Gruppe E: Holland, Dänemark, Japan, Kamerun
Gruppe F: Italien, Paraguay, Neuseeland, Slowakei
Gruppe G: Brasilien, Nordkorea, Côte d’Ivoire, Portugal
Gruppe H: Spanien, Schweiz, Honduras, Chile

* Die Platzierung im ELO-Ranking bezieht sich auf den Zeitpunkt der Auslosung

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