Di Matteo – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Tue, 18 Dec 2012 00:38:08 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Juve findet die Räume, Chelsea kommt nicht zurecht: Di Matteo nach 0:3 raus! https://ballverliebt.eu/2012/11/20/juve-findet-die-raume-chelsea-kommt-nicht-zurecht-blues-nach-03-vorm-aus/ https://ballverliebt.eu/2012/11/20/juve-findet-die-raume-chelsea-kommt-nicht-zurecht-blues-nach-03-vorm-aus/#comments Tue, 20 Nov 2012 22:42:45 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8032 Juve findet die Räume, Chelsea kommt nicht zurecht: Di Matteo nach 0:3 raus! weiterlesen ]]> In den letzten anderthalb Jahren hat Juventus Turin nur ein einziges Serie-A-Spiel verloren. Und mit dem 3:0 gegen Chelsea hat man nun auch den Einzug ins CL-Achtelfinale in eigener Hand. Weil sich Blues-Trainer Di Matteo zwar etwas überlegte, um dem für englische Teams ungewohnten 3-5-2 von Juve zu begegnen. Das aber überhaupt nicht funktioniert hat.

Juventus – Chelsea 3:0 (1:0)

Juventus ist bekannt dafür, im gewohnten 3-5-2 die Flügelspieler extrem weit nach vorne zu schieben – das galt es für Chelsea-Coach Roberto di Matteo zu bedenken. Er begegnete dem, indem er Ashley Cole links (gegen Lichtsteiner) sehr hoch agieren ließ, dafür auf der anderen Seite mit Azpilicueta einen gelernten Außenverteidiger auf die rechte Mittelfeld-Position stellte und Ivanovic dafür Kwadwo Asamoah über weite Strecken in Manndeckung nahm.

So konnte sich Ivanovic aus der Position ziehen lassen, mit Azpilicueta war aber weiterhin eine Absicherung da. Das hatte allerdings zur Folge, dass die rechte Seite von Chelsea offensiv praktisch nicht stattfand. Letztlich funktionierte das 4-4-1-1 von Di Matteo aber nicht nur rechts, sondern als Ganzes überhaupt nicht.

Matas Positionierung gibt Juventus Raum

Juan Mata war nominell im linken Mittelfeld aufgestellt, agierte dort aber sehr hoch und vor allem rückte er immer wieder sehr weit ein, agierte quasi als zweiter Zehner neben Oscar. Somit brauchte sich Juves rechter Wing-Back, Stephan Lichtsteiner, überhaupt keine Gedanken um die Defensiv-Arbeit machen und konnte nach vorne marschieren, wie es ihm gerade lustig war. Mit Cole hatte er nur einen Gegenspieler (anstatt zwei, wie gegen ein 4-4-1-1 üblich) und in der Tat war Lichtsteiner eher Flügelstürmer.

Die zentrale Positionierung von Mata zwang Ramires, aus dem Zentrum nach außen abzukippen um Cole etwas zu helfen. Das wiederum machte aber in der Mitte die Räume für Arturo Vidal auf; zudem bewegten sich Quagliarella und vor allem Vucinic hervorragend zwischen den Linien. Juventus hatte das Spiel komplett unter Kontrolle und Chelsea lief, von vereinzelten Kontern, der Musik hinterher.

Oscar gegen Pirlo

Chelseas brasilianischer Jungstar Oscar – der letztes Jahr bei der U-20-WM mit seinen drei Toren im Finale international auf sich aufmerksam machte – war als hängende Spitze hinter Hazard aufgeboten und agierte dort gegen Andrea Pirlo. Wenn er mit seiner Schnelligkeit und seiner guten Technik gegen den Altmeister gehen konnte, hatte er auch gute Szenen, wie beim wegen Abseits nicht gegebenen Tor nach rund zehn Minuten. Über die Spielzeit aber hatte Pirlo klar die Oberhand. Wohl ein Mitgrund, weshalb es Mata immer weiter ins Zentrum zog.

Der klare Punktsieg von Pirlo gegen Oscar ist ein Spiegelbild für das ganze Spiel: Chelsea wirkte seltsam überhastet und verlor viele Bälle relativ billig schon im Spielaufbau, auch weil Juve hier guten Druck ausübte. Schnell war den Blues der Mut genommen, Anspiele schnell weiterzuleiten und nach vorne zu spielen, stattdessen wurde eher der Quer- und der Rückpass gesucht. Der italienische Meister hingegen spielte kam nach Ballgewinnen schnell und direkt in die Spitze. Die 1:0-Pausenführung war hochverdient.

Platz zwischen den Reihen

Nach dem Seitenwechsel bemühte sich Chelsea, aktiver und schneller nach vorne zu kommen. Das hieß, dass einer aus dem Mittelfeld-Duo Ramires/Mikel immer mehr aufrückte; die Innenverteidiger rückten aber nicht in ausreichendem Maße nach. Hatten sich die Juve-Stürmer schon davor oft geschickt zwischen den Reihen bewegt, wurde dort der Platz nun immer mehr und mit dem laufstarken Marchisio, dem sehr aktiven Vidal und den klugen Pässen von Pirlo war Juventus immer näher daran, selbst das Tor zu erzielen, als Chelsea, den Ausgelich zu machen.

So war es beinahe logisch, als das 2:0 nach einer Stunde genau deshalb fiel, weil eine Flanke von Asamoah – der nach der Auswechslung des defensiven Azpilicueta mit Moses nun einen offensiveren Gegenspieler und daher in dessen Rücken mehr Platz hatte – den Weg vor die Abwehr gefunden hat, wo Vidal an der Strafraumgrenze Platz ohne Ende hatte. Dass sein Schluss noch abgefälscht wurde, war für Chelsea Pech; aber über das 0:2 konnte sich Chelsea nicht beschweren.

Di Matteo gibt das Mittelfeld auf

In der Folge nahm Di Matteo Mikel aus dem Spiel und brachte Torres; Hazard spielte dafür nun einen offensiven Achter. Juventus reagierte darauf, indem man sich – logisch, mit dem 2:0 im Rücken – zurückzog, Chelsea kommen ließ und darauf lauerte, in das nun völlig entblößte Mittelfeld hinein Konter zu fahren.

So hatte Chelsea nun zwar viel vom Ball, aber konnte daraus wenig Nutzen ziehen. Der frisch gekommene Torres hatte es mit einer massierten Abwehr zu tun und konnte nie sein Tempo in die Waagschale werfen. Wie generell Chelsea das Spiel zu wenig breit machte und die Fünferkette von Juventus – Caceres (für Lichtsteiner) und Asamoah spielten nun natürlich 40 Meter weiter hinten als in der ersten Stunde – stand sicher.

Und in der Nachspielzeit gab es dann sogar durch einen Konter noch das 3:0 durch den eingewechselten Giovinco. Juventus fuhr also einen auch in der Höhe verdienten Sieg ein und braucht nun noch einen Punkt auswärts bei Shachtar Donetsk, wobei die Ukrainer schon für das Achtelfinale qualifiziert sind.

Fazit: Bei Chelsea stimmte wenig, bei Juve passt so gut wie alles

Ivanovic‘ Manndeckung für Asamoah mit der Absicherung von Azpilicueta, Coles hohe Positionierung gegen Lichtsteiner mit dem heraus rückenden David Luiz – Di Matteo hatte sich ganz deutlich etwas überlegt, wie er mit den offensiven Wing-Backs von Juventus umgehen will. Alleine, diese Maßnahmen fruchteten nicht und in der Zentrale wurde man vom perfekt eingespielten Juventus-Trio überrannt. Im Rücken des Mittelfelds gab es zu viele Räume, in denen sich Quagliarella und Vucinic mit ihren intelligenten Laufwegen austoben konnten.

Es hat also recht wenig gestimmt, beim Titelverteidiger. Auch verwunderlich, warum Di Matteo aus einer defensiven Grundhaltung heraus nicht Torres beginnen ließ, als es eher Räume gab – sondern ihn erst brachte, als sich Juventus zurück zog und der Spanier seine Stärken unmöglich ausspielen konnte.

Auf der anderen Seite hat Juventus gezeigt, warum man in der Serie A seit anderthalb Jahren de facto konkurrenzlos ist und, sofern der Punkt in Donetsk noch geholt wird, sicherlich auch im weiteren Verlauf dieser Champions-League-Saison in Team ist, gegen das sicher keiner spielen will. Die Abwehr steht sicher, die Wing-Backs sorgen für ordentlich Betrieb, das Mittelfeld ist routiniert, laufstark und ballsicher – und die Stürmer bewegen sich zwischen den Reihen, dass es für den Gegner ein Horror ist.

Womit die Turiner eigentlich alle Klischees, die man über italienische Mannschaften so hat, widerlegt.

(phe)

UPDATE: Am Tag nach diesem Spiel hat Chelsea Roberto di Matteo entlassen.

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Die Bayern sind haushoch überlegen, aber Chelsea spielt den Party-Crasher https://ballverliebt.eu/2012/05/20/die-bayern-sind-haushoch-uberlegen-aber-chelsea-spielt-den-party-crasher/ https://ballverliebt.eu/2012/05/20/die-bayern-sind-haushoch-uberlegen-aber-chelsea-spielt-den-party-crasher/#comments Sun, 20 May 2012 00:48:35 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7178 Die Bayern sind haushoch überlegen, aber Chelsea spielt den Party-Crasher weiterlesen ]]> Gespielt hat nur eine Mannschaft – die Bayern. Torchancen hat sich auch nur ein Team aktiv erarbeitet – die Bayern. Eine Mannschaft war bis kurz vor Schluss vorne, hatte in der Verlängerung einen Elfer und war auch im Shoot-Out vorne – die Bayern. Gewonnen hat das Finale der Champions League in München aber trotzdem Chelsea. 120 Minuten den Bus parken, einen Eckball verwerten und dann die Elfer-Lotterie gewinnen: Auch so kann man den Pokal holen.

Chelsea - Bayern 1:1 n.V., 4:3 i.E.

Am 18. Mai 2005 war es, in Lissabon. Da hatte Sporting das Finale des Uefa-Cups daheim, im eigenen Stadion, gegen ZSKA Moskau. Ging dabei sogar in Führung. Und verlor letztlich dennoch mit 1:3. Fast auf den Tag genau sieben Jahre später, Schauplatz München, wiederholte sich Geschichte. Mit einem kleinen Unterschied: Ivica Olic, damals im Trikot der Russen, stand diesmal auf der falschen Seite.

So viele gesperrte Spieler

Die Tatsache, dass bei den Bayern drei Stammkräfte (Badstuber, Alaba, Luiz Gustavo) gesperrt waren und bei Chelsea gleich vier (Terry, Ramires, Meireles und Ivanovic) zwang beide Trainer zu Umstellungen. Inhaltlich schmerzte Di Matteo vor allem der Ausfall von Ramires, der in den letzten Wochen der konstanteste Spieler war, sowohl defensiv sicher als auch offensiv, ob nun zentral oder auf dem Flügeln, ein integraler Bestandteil der Mannschaft. So brachte Di Matteo den langsamen Lampard und den im Vorwärtsgang eher limitierten Mikel für die Zentrale. Bosingwa und Cahill  ersetzten Ivanovic und Terry direkt.

Bei den Bayern waren die Umstellungen subtiler, aber dennoch merkbar. Was die größte Umstellung nach sich zog war die Sperre von Luiz Gustavo. Dieser ist zwar, was das Passspiel angeht, ohne Zweifel der unsicherste Bayern-Spieler und er ist im Aufbau gerade auf höchstem Niveau immer am ehesten ein Wackelkandidat, aber seine Zweikampfstärke ist unbestritten. Ohne den schmächtigen, aber in seinem Kerngebiet hervorragenden Brasilianer spielten mit Schweinsteiger und Kroos zwei Ballverteiler im defensiven Mittelfeld der Bayern, aber kein Ballgewinner mehr.

Wie Chelsea mit Robben und Ribéry umging

Alleine – ein solcher war gar nicht nötig. Chelsea präsentierte sich in einem 4-4-1-1, mit Mata sehr hoch fast auf einer Linie mit Drogba, und zwei Viererketten, die vor allem das Zentrum zumachten, sich gerade in der Anfangsphase zu zweit und zu dritt auf Robben stürzten, aber ansonsten keinerlei Druck auf den Ballführenden ausübten. Besonders auffällig war das bei Lampard und Mikel in der Mittelfeld-Zentrale.

Sie schirmten Müller ganz gut ab; ließen aber Schweinsteiger und Kroos – die beiden wechselten sich im Spiel nach vorne ab – einigermaßen unbehelligt. Sie stellten die Bayern nur, griffen sie aber nicht an. Das sah sehr passiv auf, hatte aber den Effekt, dass Chelsea die Bayern auf die Flügel zwang. Und dort hatte man gegen Robben und Ribéry eine gute Strategie am Start.

Es war abzusehen, dass die Duelle Bosingwa-Ribéry und Cole-Robben die Schlüsselduelle des Spiels werden würden. Ribéry durfte gegen Bosingwa durchaus immer wieder den Ball haben, verweigerte ihm aber durch gutes Positionsspiel und vor allem gutes Zweikampfverhalten den Weg in den Strafraum. Zusätzlich profitierte der Portugiese davon, dass das Hinterlaufen Ribérys von Alaba-Vertreter Diego Contento überhaupt nicht funktionierte. Contento spielte brav, wirkte in der Vorwärtsbewegung aber gehemmt, ging ganz selten bis zur Grundlinie durch und brachte in 120 Minuten auch nur eine einzige brauchbare Flanke in den Straufraum (in Minute 37).

Die Chelsea-Flügel: Kalou und Bertrand

Salomon Kalou ist kein besonders prickelnder Spieler. Dem Ivorer fehlt es deutlich an der Torgefahr, die ein Flügelstürmer normalerweise ausstrahlen sollten. Was er aber sehr wohl hat: Ein Gespür für sinnvolle Defensiv-Arbeit. Zweifellos war das der Grund dafür, dass er den Vorzug vor Daniel Sturridge erhalten hat. Und er erfüllte seine Aufgaben gut: Kalou schaffte es, Contento nie jenen Schub zu ermöglichen, den David Alaba in den letzten Monaten gemeinsam mit Ribéry entfalten konnte. All das jedoch: Keine echte Überraschung.

Womit allerdings viele nicht gerechnet hätten: Auf der linken Seite spielte nicht Florent Malouda, sondern der junge Ryan Bertrand in seinem allerersten Champions-League-Spiel. Der 22-Jährige ist gelernte Linskverteidiger, und das merkte man auch: Er schaute in erster Linie, dass Philipp Lahm nicht zu viel nach vorne machen konnte und Robben so möglichst isoliert war. Er mühte sich nach Kräften, aber defensiv brauchte es trotzdem immer wieder Ashley Cole, der einige Situationen bereinigen musste, und nach vorne war diese Seite tot.

Das Aufbauspiel der Bayern

Holger Badstuber ist Spieleröffner Nummer eins bei den Bayern, aber er neigt nicht zu großen Ausflügen. Das machte sein Vertreter Anatoli Tymoschuk etwas anders: Zusätzlich zu den beiden Kreativen Schweinsteiger und Kroos (die in Mata nur einen Gegenspieler hatten und so immer einer gefahrlos aufrücken konnte) vor ihm schaltete sich auch der Blondschopf, wenn auch vorsichtig, im Spiel nach vorne ein. Das Aufrücken des Ukrainers erlaubte es zusehens auch dem absichernden Spieler des zentralen Duos, sich höher zu positionierten – und natürlich auch Lahm im Zweifel auch mal vorne zu bleiben.

Zu sagen, das Spiel der Bayern hatte etwas Barcelona-eskes, wäre wohl etwas übertrieben. Aber die Münchner hatten doch sehr viel Ballbesitz und spielten von einer Seite zur anderen auf der Suche nach dem Loch im Abwehr-Verbund von Chelsea. Das wirkte oft auch ein wenig umständlich, mit zu wenig Tempo vorgetragen. Natürlich ergaben sich dadurch auch immer wieder Chancen – Robben in der 21. und 32., Müller in der 36., Gomez in der 42. – aber es fehlte ein Überraschungs-Moment, auch mal ein Tempo-Wechsel, und vor allem die wirkliche Gefahr über die Flügel.

Was aber vor allem ein Manko war: Wann immer Chelsea mal mit mehreren Spielern aufgerückt war und die Bayern eroberten in diesen Situationen den Ball, wurde zu langsam umgeschaltet, nicht konsequent genug nachgerückt und damit das Tempo aus dem Angriff genommen.

Je länger das Spiel dauerte, umso besser kam jedoch Thomas Müller in die Partie: Sobald er merkte, dass vor allem Lampard kein großes Interesse zeigte, das Zentrum zu verlassen, fing er an, zu rochieren – vornehmlich auf die rechte Seite. Weil er dort leichter anspielbar war, wurde er ein zunehmender Faktor im Spiel, er versuchte den Raum zwischen den Linie zu nützen und es war nicht unlogisch, dass er letztlich auch das Tor für die Bayern erzielen sollte.

Chelsea eher mühsam

Einen großen Offensiv-Plan hatten die Blues nicht zu bieten. Wenn der Ball erobert wurde, folge oft recht fix der lange Hafer Richtung Drogba. Damit hatten die Bayern-Verteidiger aber selten Probleme: Jerome Boateng lieferte eine starke Leistung ab und vor allem Philipp Lahm war in der Rückwärtsbewegung enorm stark, klärte immer wieder vor Drogba. Mata, die hängende Spitze, leistete auch enorm viel Arbeit gegen den Ball, rieb sich dadurch aber auf und war in der Vorwärtsbewegung kaum ein Faktor.

Bis auf einige kurze Phasen – also zwischen der 30. und 35. Minute und zwischen Wiederanpfiff und der 55. Minute – parkte Chelsea den Bus und strahlte wenig bis gar keine Torgefahr aus. Dafür verteidigten sie den eigenen Strafraum mit allem, was sie hatten. Da wurde sich in Schüsse geworfen und Bälle geblockt, dass bei den Bayern die Eckball-Statistik in lichte Höhen getrieben wurde. Das war recht mühsam anzusehen und es brauchte auch weiterhin etwas Glück, dass die Bayern weiterhin zu wenig präzise mit ihren Chancen umgingen – Ribéry in der 64., Robben in der 72., Müller in der 78. – aber bis sieben Minuten vor Schluss hielt das Bollwerk.

Nach 0:1 kommt Torres. Für den Flügel!

Als Thomas Müller in der 83. Minute doch noch das längst überfällige 1:0 für die Bayern erzielt hatte, musste bei Chelsea etwas passieren. Und Di Matteo tauschte das Personal auf den Flügeln aus: Nachdem zuvor schon Malouda statt Bertrand gekommen war, ersetzte er nun Kalou durch Torres. Das Signal war klar: Kompakte Defensive war von den Außenspielern nicht mehr gefragt, sondern der Vorwärtsgang. Dennoch brauchte es eine Ecke, um kurz vor Schluss noch zum 1:1 zu kommen. Das ist ein Vorwurf, den sich die Bayern machen lassen müssen: Sie selbst haben aus 20 Ecken nichts herausgeholt, Chelsea aus der einen sehr wohl.

Verlängerung

Interessanterweise ging Torres nicht in die Spitze zu Drogba, sondern besetzte die rechte Seite. Es wurde auch schnell klar, warum: Der flinke Spanier, der zuletzt doch so ein wenig zu seiner Form gefunden hat, ging konsequent in 1-gegen-1-Situationen gegen Diego Contento. Damit hatte dieser merklich Probleme, was dazu führte, dass Ribéry (und nach dessen Austausch wegen Verletzung auch Olic) sehr auf sich alleine gestellt war.

Zudem zeigten David Luiz und Gary Cahill beide wirklich starke Leistungen und ließen Gomez bis auf ganz wenige Situationen in der ersten Hälfte praktisch nicht am Spiel teilnehmen. Den Elfmeter, den Robben in der 97. Minute verschoss, verursachte Drogba mit einem eher ungeschickten Foul an Ribéry.

Das Pendel schwang nun immer weiter in Richtung von Chelsea. Die linke Angriffsseite der Bayern war weitgehend stillgelegt, Schweinsteiger pumpte schon kräftig, Gomez war abgemeldet und die beiden herben Rückschläge – das Gegentor in der 88. Minute und der verballerte Elfer in der 97. – hinterließen auch psychisch ihre Spuren.

So ging’s ins Elferschießen. In dem Cech den entscheidenden Versuch von Schweinsteiger an den Pfosten lenkte. Und gerade Drogba den letzten Penalty sicher verwandelte – für den Ivorer der erste große Titel.

Fazit: Bayern haushoch überlegen, aber zu wenig konsequent

Natürlich wäre ein Sieg der Bayern in ihrem Heim-Finale hochverdient gewesen. Chelsea hatte nie das geringste Interesse daran, irgend etwas für das Spiel zu tun, sie pressten nicht auf den Gegner, die griffen nicht an, Angriffszüge suchte man vergebens, aus dem Spiel heraus gab’s genau eine einzige echte Torchance (Kalou, 38.). Die Spielweise von Chelsea war mühsam, was destruktiv, war – wie es Sky-Kommentator Reif ausdrückte – „nervig“.

Doch so sehr man auch über Chelsea jammern mag, die extrem passive Spielanlage führte letztlich zum Erfolg. Nicht, weil diese Taktik so genial gewesen wäre. Im Gegenteil: Hätte Müllers 1:0 Bestand gehabt, Di Matteo wäre wohl medial gesteinigt worden, weil er nicht einmal versucht hat, das Spiel zu gewinnen. Nein, Chelsea geht mit dem Pokal aus dem Stadion, weil die Bayern aus ihrer haushohen Überlegenheit einfach viel zu wenig gemacht haben. Und Chelsea erst aus keiner Chance ein Tor machte und dann im Elferschießen die Nerven bewahrte.

So einfach kann Fußball manchmal sein.

(phe)

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Das Imperium schlägt zurück: Die alte Garde schießt Chelsea zum 4:1-Sieg https://ballverliebt.eu/2012/03/15/das-imperium-schlagt-zuruck-die-alte-garde-schiest-chelsea-zum-41-sieg/ https://ballverliebt.eu/2012/03/15/das-imperium-schlagt-zuruck-die-alte-garde-schiest-chelsea-zum-41-sieg/#respond Wed, 14 Mar 2012 23:49:19 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6863 Das Imperium schlägt zurück: Die alte Garde schießt Chelsea zum 4:1-Sieg weiterlesen ]]> Vor allem mit Drogba, Lampard und Terry war Ex-Chelsea-Coach Villas-Boas auf Crash-Kurs. So ist es wohl durchaus bezeichnend, dass genau diese drei im ersten wirklich wichtigen Spiel nach der Entlassung des Portugiesen so richtig aufgeigten, drei der vier Tore schossen und das ganze Team mitreißen konnten. Das Aus in der Champions League gegen Napoli konnten die Blues in einem unterhaltsamen Spiel gerade noch verhindern.

Chelsea FC - SSC Napoli 4:1 n.V.

Die ersten beiden Spiele unter Roberto di Matteo hat Chelsea gewonnen – aber so wichtig das 2:0 im Cup bei Birmingham City und das 1:0 gegen Stoke in der Liga auch waren, in der Champions League wartete gegen Napoli das wohl wirklich entscheidende Spiel für den weiteren Saisonverlauf die Blues, zehn Tage nach der Entlassung von André Villas-Boas.

Das System vom Interims-Coach

Di Matteo – der als Spieler 1998 beim letzten Europacup-Triumph von Chelsea dabei war und als Trainer vor anderthalb Jahren West Brom in die Premier League geführt hatte – ging vom 4-3-3 ab, das Villas-Boas verwendet hatte, und stellte das Team auf ein 4-2-3-1 um. Essien fungierte dabei als tief stehender Sechser, währen Frank Lampard aus der Tiefe heraus immer wieder weit mit nach vorne ging, um Zehner Juan Mata gegen die beiden defensiven Mittelfeld-Spieler von Napoli zu unterstützen.

Oftmals spielten Mata und Drogba annähernd auf einer Höhe, dazu gestellte sich noch Sturridge auf der rechten Seite. Das machte, rein numerisch gesehen, durchaus Sinn: Gegen die Dreierkette von Napoli, die defensiv natürlich schnell zur Fünferkette wird, empfielt es sich, mit vielen, hoch stehenden Spielern zu agieren. Aber das alleine war es nicht, was Chelsea die Kontrolle bescherte.

Die Flügel von Chelsea

Sondern auch, dass man das Zentrum bearbeitete, ohne dabei auf die Außen zu vergessen. Man City machte beim 1:1 im Gruppenspiel den Fehler, nur das Zentrum zu bevölkern, aber nicht Napolis Wing-Backs außen zu binden – darauf achtete Chelsea hier sehr wohl. So blieb zwar Ramires, nominell auf dem linken Flügel aufgeboten, zumeist recht weit von der Außenbahn weg – nur wenn defensiv notwendig, bewegte er sich dort hinaus.

Dafür bearbeitete Ashley Cole dort Christian Maggio (und nach dessen verletzungsbedingter Auswechslung Juan Camilo Zuñíga). Auf der rechte Seite blieb Sturridge eher draußen gegen Zuñíga (und später eben Dossena), weshalb Ivanovic in dieser Phase nicht ganz so viel nach vorne unternahm wie Cole.

Napoli lauert auf Gegenstöße

Napoli ließ Chelsea mit dem 3:1 aus dem Hinspiel im Rücken recht bereitwillig den Ball und lauerte, wie es das Spiel dieser Mannschaft nun mal ist, auf schnelle Gegenstöße. Gegen das zwar optisch dominante, aber nicht besonders schnelle Aufbauspiel von Chelsea hatten die Italiener wenig defensive Probleme und es gelang immer wieder, das ungemein flinke Trio vorne einzusetzen.

Dort ließ sich vor allem Hamšík immer wieder fallen, um anspielbar zu sein und vorne Cavani und den etwas passiveren Lavezzi einzusetzen. Chelsea hatte so ein spielerisches Übergewicht, aber Napoli stellte einen steten Gefahrenherd dar und hatte einige sehr gute Chancen, die nur knapp nicht zum Tor führten. Wenn dazu Gelegenheit war, ging das Offensiv-Trio der Italiener auch die ballführenden Gegenspieler an, was Chelsea zumindest phasenweise ein wenig aus dem Rhythmus brachte.

Schwäche bei Flanken in den Strafraum

Das 6:3 von Napoli zuletzt in der Serie A gegen Cagliari hat nicht nur gezeigt, dass man vorne bärenstark ist, sondern auch, wo die Schwäche liegt: Bei Flanken in den Strafraum und Kopfbällen. Alle drei Gegentore gegen Cagliari fielen aus Kopfbällen, und nach einer halben Stunde fand eine Flanke von Ramires (der von Maggio nicht konsequent genug attackiert wurde) den Kopf von Didier Drogba, und der Ivorer traf zum 1:0.

Ein Treffer, der bei Napoli sichtlich Wirkung hinterließ. Die Verletzung von Maggio und der dadurch nötige Wechsel waren sicher auch ein Faktor, aber vor allem im Zentrum – Gargano und Aronica seien hier erwähnt – blieb Napoli nun vermehrt zu weit vom Gegenspieler weg, die Sicherheit im Passspiel schwand merklich und ein zweites Gegentor vor der Pause schien alles andere als unwahrscheinlich.

Wieder ein Kopfball – und die krachende Antwort darauf

Aber es dauerte bis kurz nach der Pause, als Hugo Campagnaro – der linke Mann in Napolis Dreierkette – den Blues das 2:0 schenkte. Erst verursachte er nach einer Flanke (auf dieses Mittel setzte Chelsea nun natürlich vermehrt) aus seiner Verunsicherung heraus einen unnötigen Eckball, und bei dem ließ er dann auch noch John Terry laufen – das verdiente 2:0 für die Hausherren. Und wie schon das erste Tor wurde es von einem Akteur aus jener „alten Garde“ erzielt, die gemeinhin als die Hauptverantwortlichen für Villas-Boas‘ Rauswurf ausgemacht worden waren.

Napoli war nun gezwungen, wieder aktiver am Spiel teilzunehmen und Gökhan Inler, Kapitän der Schweizer Nationalmannschaft, ging mit seiner Energie aus dem Zentrum dabei voran. Nicht nur, dass er nun deutlich Verantwortung übernahm und die Intensität erhöhte, nein, er sorgte mit seinem krachenden Weitschuss-Tor aus 20 Metern auch dafür, dass Napoli nun wieder weiter wäre und Zwang somit Roberto di Matteo zum Handeln.

Torres kommt rein

Ab ca. 60. Minute

Dieser brachte Fernando Torres ins Spiel, der seit Oktober auf einen Torerfolg wartet. Für ihn musste Sturridge weichen und aus dem System wurde nominell ein 4-4-2. Weil aber Mata sich nicht allzu viel auf der rechten Seite aufhielt und in sich immer wieder in die Zehner-Position orientierte, musste Branislav Ivanovic die komplette rechte Seite übernehmen. Das machte der Serbe von seiner Präsenz her auch sehr gut, allerdings waren seine Flanken und seine Zuspiele zumeist sehr ungenau. So war Dossena beschäftigt, aber Torgefahr ging davon nicht aus.

Torres selbst spielte um Drogba herum und versuchte, die Kanäle zwischen Napoli-Abwehr und dem defensiven Mittelfeld der Italiener zu nützen. Das machte er recht ordentlich, er bot sich immer als Anspielstation an und arbeitete gut, aber echte Gefahr für das Napoli-Tor ging auch von ihm nicht aus. So brauchte es bei allem spielerischen Übergewicht, das Chelsea entwickelte, einen Hand-Elfmeter. Diesen verwandelte mit Frank Lampard der dritte aus der alten Garde mit voller Wucht. Das 3:1 aus dem Hinspiel war egalisiert, es ging in die Verlängerung.

Chelsea mit mehr Qualität von der Bank

Dort mussten die Mannschaften merklich der extrem hohen Intensität der vorangegangenen 90 Minuten Tribut zollen. Di Matteo nahm dabei aber einen guten Wechsel vor: Für Mata brachte er Malouda. Der Franzose ging nun auf die linke Seite und machte einen guten Job, wenn es darum ging, Bälle zu behaupten Gegenspieler zu binden. Ramires wechselte auf die rechte Seite und übernahm dort die spielerische Verantwortung, nachdem Bosingwa dort Ivanovic ablöste (Terry musste raus, Ivanovic ging in die IV).

So schaffte es Chelsea gut, die Abwehr von Napoli auseinander zu ziehen und versuchte weiterhin, mit Flanken die Schwäche im Zentrum der Italiener auszunützen – was in der 105. Minute durch ein Tor von Ivanovic nach Drogba-Flanke zum 4:1 ausgenützt wurde. Was die Vorentscheidung war: Denn bei Napoli war das Offensiv-Trio müdegelaufen – ohne die defensiv gebundenen Wing-Backs waren sie zumeist auf sich alleine gestellt. Mit Pandev und Jungstar Vargas fehlte es aber an den Ideen, zudem machte der im Saisonverlauf oft (und auch zu Recht) viel gescholtene David Luiz eine herausragende Partie.

Fazit: Der Wille, der unter Villas-Boas fehlte

Roberto di Matteo hat sein Team taktisch richtig eingestellt, erkannte die Schwächen von Napoli und bohrte diese entsprechend an, nahm die Wing-Backs der Italiener aus dem Spiel und isolierte damit deren Offensiv-Trio ganz gut. Aber: Viel entscheidender als das war die Tatsache, dass die Spieler von Chelsea mit einem Schwung, einem Willen und einer inneren Überzeugung aufgetreten sind, wie sie es unter André Villas-Boas praktisch nie gemacht haben.

Dieser Wucht war Napoli über die 120 Minuten gesehen ganz einfach nicht gewachsen. Es fehlte so ein wenig der Plan B als sich immer mehr abzeichnete, dass man nach vorne ohne nach vorne marschierende Flügelspieler kaum die Mittel hatte, das gefürchtete Trio Hamšík/Cavani/Lavezzi entsprechend einzusetzen. Was eine ähnliche Erkenntnis bringt wie vor einem Jahr nach dem Aus in der Europa League: Napoli hat sich ohne Frage extrem verbessert, in den letzten 13 Monaten, aber ein absolutes europäisches Spitzenteam ist man eben doch (noch) nicht.

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