Das große Spezifikum bei Milan? Bekanntermaßen ein typisch-italienisch enges Spiel, Überzahl im Zentrum, Breite nur über die Außenverteidiger. Jenes von Barcelona? Weit vorne und weiß außen agierende Flügel, um die gegnerische Abwehr auseinander zu ziehen und Messi ermöglichen, in die entstehenden Löcher zu stoßen. Wenig überraschend, dass dabei genau das zu erwartende Spiel heraus kam.
Barcelonas rechte Außenbahn…
Pep Guardiola stellte eine Mannschaft ohne wirklichen Linksverteidiger auf. Dani Alves auf der rechten Seite war nur in Ausnahmefällen in der eigenen Hälfte, wodurch hinten eine De-facto-Dreierkette entstand. Logisch: Klassische Außenverteidiger braucht man gegen Milan nicht, weil es bei den Rossoneri schlicht kein nennenswertes Flügelspiel gibt. So kümmerten sich hinten Puyol (der sich tendenziell Richtung links orientierte), Mascherano und Piqué um Ibrahimovic und Robinho, während Busquets, wenn nötig, um Boateng kümmerte.
Milan machte aber nicht nur das Mittelfeld eng, sondern zog auch die Abwehrkette sehr weit zusammen, wodurch Dani Alves keinen Gegenspieler hatte und auf seiner Seite ungeahnte Freiheiten genoss. Unterstützt von Alexis Sánchez, der wie gewohnt durch seine grandiosen Laufwege Gegenspieler binden und so Alves den Weg oft noch mehr freimachen konnte, unternahm der Brasilianer viel – brachte allerdings wenig Nützliches in den Strafraum (siehe Grafik).
Betrachtet man die Art und Weise, Milan mit den Abwehrkette den Strafraum zumachte und wie unbehelligt man Dani Alves ließ, liegt die Vermutung nahe, dass man den Brasilianer absichtlich die Außenbahn überließ und stattdessen darauf achtete, dass seine Pässe in die gefährlichen Zonen nicht ankamen. Was wunderbar funktioniert hat.
…und die linke
Auf der anderen Seite fehlte die Power aus der Tiefe, wie sie Dani Alves ins Spiel bringt, aufstellungsbedingt. Hier teilten sich Seydou Keita und Andrés Iniesta die Agenden auf der Flanke auf.
Zumeist kam Iniesta eher aus dem Zentrum, während sich Keita näher zur Seitenlinie befand. Diese beiden versuchten aber gar nicht erst, Flanken in den Strafraum zu bringen, sondern begnügten sich damit, Nocerino und Bonera zu beschäftigen. Die Folge: Keita spielte deutlich mehr Rückpässe als Alves und agierte dadurch deutlich weniger auffällig.
Andererseits entstanden durch diese Spielweise aber auch in der Defensive, gemeinsam mit dem zumeist hinten bleibenden Puyol, deutlich weniger Lücken im Rücken von Keita als das auf der anderen Seite der Fall war. Die logische Folge: Die Angriffe von Milan konzentrierten sich eher auf die Seite von Alves als auf jene von Keita und Puyol.
Wie es Milan anlegte
Die Gastgeber verzichteten, wie erwähnt, auf jegliche Breite im Spiel durch die Außenverteidiger. Bonera und Antonini spielten ihre Rollen sehr defensiv und waren im Spiel nach vorne kein Faktor. Die Schlüsselspieler waren hierbei die Außenspieler im Dreier-Mittelfeld, also Seedorf und Nocerino, sowie natürlich Kevin-Prince Boateng als Verbindungsspieler zwischen Abwehr und Angriff.
Boateng zeigte, genau wie Robinho, eine Tendenz zur linken Außenbahn – wie erwähnt, in den Rücken von Dani Alves. Wann immer es Milan gelang, mit Tempo in den Raum zwischen Barcelonas Abwehr und der Reihe mit Xavi und Iniesta zu kommen, wurde es brandgefährlich. Milan kam so zu einigen guten Chancen, die allerdings vergeben wurden, und hatten darüber hinaus noch einige vielversprechende Aktionen, die von der Barça-Abwehr zum Teil nur mit großer Mühe geklärt werden konnten.
Konzentration auf die potentiellen Problembereiche
Erstaunlich war, dass gerade eine Mannschaft, die so sehr auf Überzahl im Zentrum baut wie Milan, genau in diesem Bereich oft eine 4-gegen-5/6-Unterzahl hatte. Das ging sich aber trotzdem aus, weil die Viererkette den Strafraum komplett dicht machte (und nur einmal Glück brauchte, als ein klares Foul von Abbiati an Messi nicht zum Elfmeter geführt hat) und die drei Mann davor einen tollen Job ablieferten: Zum einen ließen sich Nocerino, Ambrosini und Seedorf nicht billig aus der Position ziehen und vermieden es so, Lücken zu lassen. Zum anderen attackierten sie Barcelona schon relativ früh und versuchten, die langen Ballstaffetten zu unterbinden.
Lediglich Ambrosini war im Zentrum durch sein fehlendes Tempo vor allem gegenüber Messi diverse Male dazu gezwungen, Fouls zu begehen, wodurch Barcelona immer wieder gute Freistoß-Möglichkeiten bekam. Generell aber war die Folge ein äußerst intensives und auch attraktives Spiel, in dem Milan die Katalanen in den Bereichen spielen ließ, in denen Allegri das für verschmerzbar hielt, und ihnen dort, wo es gefährlich werden könnte, keinen Raum gewährte. Die Folge: Patt auf sehr ansprechendem Niveau.
Spiel erlahmt im eigenen Würgegriff
Weil sich Barcelona nach dem Seitenwechsel immer besser auf die Angriffsstruktur von Milan einstellte und es dem für den angeschlagenen Robinho eingewechselten El-Shaarawy verglichen mit dem Brasilianer am Auge für die Laufwege fehlt, wurde Milan immer harmloser. Boateng kam gegen Busquets immer weniger zum Zug und Ibrahimovic war immer mehr isoliert. Aus dem temporeichen, intensiven Spiel der ersten Hälfte wurde immer mehr ein gegenseitiges Belauern, in dem der Zug zum Tor abging.
Das änderte sich erst mit der verletzungsbedingten Auswechslung von Nesta. Denn damit war Allegri gezwungen mit Djamel Mesbah den großen Schwachpunkt des 0:3 gegen Arsenal auf die linke Abwehrseite zu stellen. Guardiola reagierte postwendend, indem er mit Pedro einen zusätzlichen Mann zu Dani Alves gegen Mesbah auf das Feld brachte. Alves hielt sich hinter Pedro zwar etwas zurück, aber es war an Seedorf, den Algerier Mesbah zu unterstützen – was Milan natürlich zusätzliche Offensiv-Optionen nahm. Es blieb nur noch das Hoffen auf einen Lucky Punch, der aber nicht mehr kam.
Fazit: Milan spielt diszipliniert und wahrt die Chancen
Die Taktik von Max Allegri, sich in der Defensivarbeit auf jene Kernbereiche zu beschränken, in denen er Barcelona für besonders gefährlich hielt, ging letztlich ganz gut auf. Die Katalanen bekamen keinen Zugriff auf den Strafraum, hatten gegen das aggressive Mittelfeld von Milan mitunter Probleme, zur gewohnten Pass-Sicherheit zu kommen und schafften es nicht, die äußerst diszipliniert stehende Viererkette von Milan auseinander zu ziehen.
Die Chancen, das Spiel zu gewinnen, wären für Milan durchaus vorhanden gewesen (in der ersten Hälfte), aber nachdem die Präsenz von Robinho fehlte und Boateng immer weniger zum Zug kam, ging es immer mehr nur noch darum, zumindest das Gegentor zu verhindern. Weil das gelang, ist Milan im Rückspiel durchaus nicht ohne Chance – denn dass sie es verstehen, mit Tempo und hoher technischer Klasse in die Räume vorzustoßen, haben sich nicht nur in diesem Spiel angedeutet. Nein, das weiß man spätestens seit der 4:0-Vernichtung von Arsenal.
(phe)
]]>Paraguay hat gegen Ecuador zumindest bis zum verletzungsbedingten Austausch von Edgar Barreto nach einer halben Stunde gezeigt, dass die Mannschaft aus einem 4-4-2 durchaus beachtlichen Druck nach vorne entwickeln kann – vor allem über die Flügel. Das war im Spiel gegen Brasilien nicht gefragt: Gerardo Martino stellte seine Mannschaft ein, gegen ein Brasilien zu spielen, wie es die Seleção gegen Venezuela vergeblich versucht hat. Und siehe da: Brasilien machte hier die gleichen Fehler.
Kaum brasilianische Flügel, keine Kontrolle im Zentrum
Was der diesmal im 4-1-4-1 agierenden Mannschaft aus Paraguay extrem in die Hände spielte. Martino zog Santa Cruz aus der Spitze ab und stellte ihn ins rechte Mittelfeld, dafür rückte von dort Vera als Sechser zusätzlicher Mann in die Mittelfeldzentrale. Dort kümmerte er sich in erster Linie um Ganso, Agenden in der Spieleröffnung standen da eher zurück.
Weil die Brasilianer wieder ein veritables Loch zwischen defensivem Mittelfeld und Offensivreihe ließen, hatten die drei Paraguayer im Mittelkreis das Zentrum sehr gut unter Kontrolle, weil wiederum nur Ramires einen Link zwischen der Defensive und Ganso und Co. darstellte. Auch von den Außenverteidigern kam wieder gar nichts – André Santos traute sich gegen Santa Cruz nicht nach vorne, der auch gegen Venezuela schon sehr zurückhaltende Dani Alves war auch diesmal kaum sichtbar. Wobei aber Marcelo Estigarribia erneut eine sehr ansprechende Leistung bot.
Zu wenig Tempo vorne, zu wenig kompakt hinten
Bei Brasilien fehlte es im Spielaufbau aber nicht nur an der Kompaktheit, sondern daraus folgend auch am Tempo. Nur, wenn es mit schnellen Kurzpässen versucht wurde, kam die Seleção sinnbringend vor das Tor von Justo Villar. Und, wenn Paraguay in der defenisven Mittlefeldzentrale nicht aufpasste: Als der Platz zwischen den Reihen einmal zu groß war, nützte das der ansonsten sehr unauffälligen Jádson zur 1:0-Pausenführung.
Dennoch wurde Jádson zur Pause ausgewechselt, aber mit dem für ihn gekommenen Elano wurde das Spiel der Brasilianer noch enger im Mittelfeld. Und doch fehlte hinten mitunter die Ordnung, wenn Paraguay nach Ballgewinn schnell konterte, und so stellte Santa Cruz zehn Minuten nach Wiederanpfiff auf 1:1 – nachdem Estigarribia im Rücken von Dani Alves den Ball nach vorne getragen hatte. Und wenige Minuten später war es erneut Alves, der sich nach einem harmlosen langen Ball von Riveros abkochen ließ, der zuvor für Barrios eingewechselte Valdez verwertete zum 2:1 für Paraguay.
Ramires und Neymar gehen, Ideenlosigkeit bleibt
Menezes nahm in der Folge mit Ramires seinen Achter heraus und brachte mit Lucas einen neuen Flügelstürmer, somit ging er auf ein 4-4-2; mit Lucas auf dem linken und Neymar auf der rechten Steite. Viel gebracht hat dieser Wechsel nicht: Weil Paraguay weiterhin sehr sicher in der Defensive stand und es am Flügelspiel bei Brasilien weiter fehlte, blieben oftmals weiterhin nur lange Bälle.
Dem trug Menezes Rechnung, indem er zehn Minuten vor Schluss mit Fred noch einen echten Zentrumsstürmer brachte, der sich neben Pato stellte. Eine Maßnahme, die noch belohnt wurde – kurz vor Schluss kam ein Ball (natürlich durch die Mitte) bei Fred an, der zwischen zwei paraguayanischen Abwehrspieler hindurch noch noch den glücklichen Ausgleich erzielte. Ja, er stieß duch eine seltene Lücke in der Defensive, es war aber auch einfach wirklich gut gemacht.
Fazit: Brasilien wie Argentinien – Probleme nicht behoben
Wie auch Gastgeber Argentinien machte Brasilien die selben Fehler wie in der ersten Partie: Zu wenig Breite, zu viel durch das Zentrum, zu großer Abstand zwischen Defensive und Offensive. Paraguay ging von Vornherein mit der Vorgabe, genau das Ausnützen, in die Partie, und das war der richtige Matchplan.
Zudem blieben auch diesmal Ganso (gut bewacht von Vera) und Neymar (zu viel klein-klein) blass, Jádson wandelte früh am Rande der gelb-roten Karte und musste daher in der Halbzeit bleiben, Elano brachte keine echte Verbesserung. So verdiente sich Paraguay mindestens den Punkt und Brasilien steht nun im letzten Gruppenspiel gegen Ecuador schon ziemlich unter Druck. Nicht nur, dass ein gutes Resultat her muss, nein, es sollten auch endlich die so offensichtlichen billigen Schwachpunkte behoben werden.
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Eine wirklich attraktive Partie war der Sieg von Venezuela gegen Ecuador nicht. Aber für die Weinroten war es dennoch ein guter Auftritt – denn nach der guten Defensivleistung gegen Brasilien war man gegen schwache Ecuadorianer das nach vorne klar aktivere Team. Womit der Erfolg hochverdient ist.
Die Formation war bei Venezuela identisch mit der beim 0:0 gegen Brasilien, auch die Besetzung (lediglich Maldonado spielte statt Rondón) – aber die Herangehensweise war ganz anders. Von Beginn an übernahmen die Venezolander die Initiative, vor allem über die Flügel mit César González und Juan Arango. Die beiden, die auch durchaus rochierten, drückten die ecuadorianischen Flügel ziemlich hinten hinein, was zur Folge hatte, dass die Gelben nicht zur Geltung kamen. Denn auch ihr Spiel war auf die Flügel ausgerichtet.
Méndez und Arroyo hatten aber viel Defensiv zu tun, vor allem die seltsamen uninitiativen Noboa und Castillo schafften es nicht, das Spiel selbst zu beruhigen. So kam Venezuela früh zu einigen Chancen, die allerdings ungenützt blieben – der ecuadorianische Torhüter „El Polaco“ Eligaza konnte diese aber entschärfen. Je länger die Partie dauerte, desto weniger kam Venezuela aber durch die zwei Viererbänke durch, die letzte Viertelstunde vor der Halbzeit entwich der Schwung aus dem venezolanischen Spiel und damit auch das Niveau der Partie.
Gewaltschuss bringt die Führung
Auch im zweiten Spielabschnitt blieben zunächst die Weinroten spielbestimmend, weiterhin über die extrem fleißigen Flügel. Arango uund González rückten zudem immer wieder ein, damit die aufrückenden Außenverteidiger die hinterlaufen konnten, das was ohne Gefahr möglich, weil bei Ecuador die hängende Spitze zu fahrig agierte (Benítez) und sein Sturmpartner trotz erkennbarer Spielfreude in der Luft hing (Caicedo).
Zufall ist es aber keiner, dass die bemühten, aber nicht gerade Funken versprühenden Venezolaner durch einen Gewaltschuss in Führung gingen: César González zog nach einem Zuspiel von Arango aus 20 Metern ab, dem machtlose Goalie Elizaga war die Sicht versperrt.
Spät, aber doch legt Ecuador zu
Erst im letzten Spielviertel kam Ecuador zu mehr Spielbesitz und zu etwas gesteigerten Offensivbemühungen, allerdings auch, weil der Gegner das zuließ. Die Venezolaner spielten das aber geschickt, weil sie es sehr gut schafften, die Zentrale zuzumache und Ecuador somit auf die Flügel zu zwingen. Von dort ging aber keinerlei Gefahr aus, weil die Flanken schlecht und die Innenverteidiger sich nur selten überlaufen ließen.
So sammelte Ecuador in der Schlussviertelstunde zwar sehr viel Ballbesitz, aber die fehlende Fähigkeit, ein Spiel selbst zu gestalten, wurde überdeutlich – daran änderten auch die Einwechslungen von Offensiv-Akteuren nichts. Ohne wirkliche Gefahr auszustrahlen, verlor Ecuador die Partie somit verdient. Auch, wenn Venezuela die Möglichkeiten zum Konter eher fahrlässig ausließ.
Fazit: Venezuela kann auch selbst, daher Sieg verdient.
Vor allem in den ersten 20 bis 30 Minuten jeder Halbzeit wurde deutlich, dass Venezuela sich nicht nur wie gegen Brasilien defensiv stellen und verteidigen kann, sondern vor allem mit Arango und González auch selbst in der Lage ist, zumindest gegen ein offensiv völlig indisponiertes Team wie Ecuador selbst die Spielgestaltung in die Hand zu nehmen – und auch bereit war, das zu tun.
Bei Ecuador fehlte jegliches Flair im Spiel nach vorne, was aber nicht nur mit dem verletzungsbedingten Fehlen von Antonio Valencia erklärt werden kann. Schließlich war der Mann von Manchester United schon in der ersten Partie kaum ein Faktor auf dem Flügel. Auch Christian Noboa konnte wieder keine Struktur in seine Mannschaft bringen. Und selbst, als es am Ende nötig war, konnten kaum Chancen erarbeitet werden. Und das reicht nun mal nicht.
(phe)
]]>Die Santos-Jungstars Neymar und Ganso feierten ihren ersten großen Auftritt im Trikot des WM-Gastgebers von 2014 – die beiden sollen die Zukunft der Seleção darstellen. Auf dem Weg dazu, zu tragenden Stützen beim Turnier in drei Jahren aufgebaut zu werden, soll die Copa so ein wenig als Testlauf herhalten. Wie belastbar sind die beiden schon? Vor allem, wenn es darum geht, gegen einen kompakten, aber nicht zur Weltspitze zählenden Kontrahenten wie Venezuela geht. So richtig gut ging das nicht.
Brasilien behäbig
Und schnell wurde das Problem der Seleção klar: Zu wenig Bewegung, zu wenig Tempo, sehr statisches Spiel und vor allem: Ein zu großer Abstand, bzw. zu wenig Kontakte zwischen den sechs Spielern hinten und den vier vorne. Was erstaunlich war, denn vor allem Dani Alves blieb hinten, wie man das von ihm bisher nur in den Spielen gegen Real Madrid gesehen hatte – dort musste er allerdings Cristiano Ronaldo in Schach halten, hier eigentlich nur Juan Arango.
Der einzige, der sich gelegentlich mal auf den Weg nach vorne machte, war Ramires. Hinzu kam, dass die Offensiven bei den logischerweise defensiv eingestellten Venezolanern in guten Händen waren. Robinho versuchte zumindest hin und wieder, so etwas wie Breite ins Spiel zu bringen, ohne große Hilfe war er aber verloren. Es hatte fast den Anschein, Neymar und Robinho waren mehr damit beschäftigt, alle paar Minuten ihre Seiten zu tauschen, als zum gegnerischen Tor zu kommen.
Keine Chancen aus spieltypischen Aktionen
Brasilien hatte in der ersten Hälfte zwar drei gute Chancen, aber keine davon entstand aus einer geplanten, für das Spiel typischen aktion. Patos Lattenschuss resultierte aus dem einzigen Vorstoß von Dani Alves – ja, kaum ging er mit, wurde es gefährlich. Vizcarrondos Rettungsaktion mit der Schulter wurde nötig, weil die Venezolaner bei einer Standardsituation aufgerückt waren und die Brasilianer einen Konter fuhren. Und Neymars Schlenzer am langen Eck vorbei entstand aus einem Pass von Ganso, bei dem Neymar im Abseits stand.
Venezuela spielte das 4-4-2 sehr geschickt aus. Hinten stand der Außenseiter sehr sicher, Rincon und Lucena hatten das Zentrum im Griff, und die Flügel Arango und González waren gegen André Santos und Dani Alves überhaupt nicht gefordert. Für wirkliche Torgefahr reichte es aber nicht, zu umständlich waren die Versuche in Tornähe, zu sicher standen Lúcio und Thiago Silva.
Keine Besserung, dann noch weniger Flügel
Auch nach Wiederanpfiff bot sich bei den Brasilianern dasselbe Bild, allerdings kamen die Venezolaner etwas forscher aus der Kabine. Vor allem Arango hat gemerkt, dass die Brasilianer an diesem Tag durchaus zu packen sind, vor allem, weil sich Dani Alves weiterhin dezent zurückhielt. Auffällig war, dass bei den Brasilianern vor allem auf der rechten Seite – gleich, ob nun Neymar oder Robinho sich gerade dort aufhielten – eine Gasse zwischen Mittelfeldmann und Seitenaus-Linie gelassen wurde. Kein Zweifel, dass Dani Alves diese hätte bearbeiten sollen. Hätte.
Nach einer Stunde stellte Menezes sein System dann um: Nachdem Stürmer Fred für Robinho gekommen war, stellte sich die Seleção in einem 4-2-2-2 auf, mit Fred und Pato vorne, Neymar halblinks und Ganso halbrechts dahinter. Flügelspiel war nun gar keines mehr erkennbar, es ging nur noch durch die Mitte. Und das nicht besonders schnell und nicht besonders zielstrebig: Fred sah kaum einen sinnvollen Ball, Neymar und Ganso blieben sehr diskret.
Später Weckruf
Der Versuch mit dem 4-2-2-2 klappte also überhaupt nicht, weshalb Menezes seinen Irrtum kaum eine Viertelstunde später auch wieder korrigierte: Lucas (vom FC São Paulo kam für die linke Seite), Ganso rückte wieder ins Zenturm, und der offensivstärkere Elano ersetzte Ramires. Und nun wachte auch Dani Alves auf: Er rückte nun endlich so auf, wie man das von Beginn an erwartet hatte. Das Spiel der Brasilianer hatte in der Schlussphase damit eindeutigen Linksdrall, weil von Andre Santos und Neymar auf der anderen Seite überhaupt nichts mehr kam.
Spät, aber doch wurde Cichero nun richtig geprüft, aber er hielt dem Druck durchaus stand. Wie generell die Venezolaner eine sehr kompakte Leistung boten und das 0:0 bis zum Ende hielten – und das durchaus nicht unverdient. Weil es die Brasilianer schafften, eine matten ersten Hälfte eine noch mattere zweite folgen zu lassen, in der man erst in den Schlussminuten das Gefühl hatte, so etwas wie Siegeswillen erkennen zu können.
Fazit: Wirklich nur ein Test?
Zu langsam, zu wenig Bewegung, zu wenig Verbindung von der Defensiv- mit der Offensiv-Abteilung, und vor allem über weite Strecken ein Komplettverzicht auf jegliches Flügelspiel – die Brasilianer lieferten eine richtig schlechte Partie ab. Venezuela hatte kaum mehr zu tun, als mit den zwei Viererketten kompakt und eng zu stehen und auf gelegentliche Konter zu lauern. Da funktionierte, weil man das Zentrum im Griff hatte und über die Flügel viel zu lange praktisch überhaupt nicht gefordert wurde.
Die Brasilianer ließen eine gewisse Ernsthaftigkeit vermissen, als ob für sie diese Copa tatsächlich kaum mehr darstellen würde als einen Test unter Wettkampfbedingungen. Will man aber nicht deutlich früher ausscheiden, als das dem Selbstverständnis der Seleção entspricht, muss eine deutliche Leistungssteigerung her. Denn bei allem Respekt vor Venezuela, aber die kommenden Gegner werden schwerer.
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Bei der WM war Paraguay ins Viertelfinale gekommen, ohne viel dafür tun zu müssen. Was hat die Albiroja also wirklich drauf? Beim 0:0 gegen die eher beidere Mannschaft aus Ecuador zeigte man zwei Gesichter: Ein starkes, druckvolles. Und eines, das den neutralen Beobachter eher erschaudern lässt.
Konsequentes Spiel über die Flügel, verbunden mit wirkungsvollem Pressing: So spielt man ein funktionierendes 4-4-2. Genau so spielte Paraguay: Weil Piris (bei seinem Länderspiel-Debüt!) und Torres von hinten enormen Druck nach vorne machten, konnten Estigarribia und Barreto ebenso weit nach vorne schieben oder in die Zentrale einrücken. Das machte Ecuador extrem zu schaffen – vor allem, weil in der Anfangsphase Kapitän Walter Ayoví recht sorglos nach vorne marschierte und seine Seite damit wiederholt blank ließ.
Hinzu kam, dass sich vor allem Santa Cruz sehr gut bewegte und sich als Anspielstation anbot, während Barrios im Zentrum blieb und auf Flankenbälle wartete. Und dort zudem Gegenspieler zu binden verstand: Die ecudaorianischen Hintermannschaft, der es in einigen Situationen durchaus zu schnell ging, verlor da durchaus in einigen Situationen die Übersicht – etwa, als sich drei Mann auf Barrios stürzten, sich aber niemand für Barreto zuständig fühlte. Dessen Abnahme der Flanke von Estigarribia konnte Ecuador-Goalie Eligaza nur mit Mühe parieren.
Schock nach Konter, Rückfall nach Ausfall
Das Spiel von Ecuador litt enorm unter der enormen Ungenauigkeit vieler Pässe, verursacht durch den Druck, den Paraguay auf den Ballführenden ausübte. Vor allem Christian Noboa, der Kapitän von Rubin Kasan, kam als Achter im ecuadorianischen Mittelding aus 4-2-3-1 und 4-4-1-1 überhaupt nicht zur Geltung – wenn etwas ging, dann über die Flanken von Antonio Valencia oder (noch eher) Walter Ayoví. Doch trotz der recht deutlichen Unterlegenheit wäre nach einer halben Stunde beinahe der Führungstreffer gelungen – Ex-Birmingham-Legionär Chucho Benítez lässt die ganze Verteidigung aussteigen, legt sich im entscheidenden Moment aber den Ball zu weit vor.
Eine Aktion, die bei Paraguay sichtlich Wirkung hinterließ. Sicherlich noch entscheidender war aber, dass sich kurz danach Edgar Barreto verletzte und ausgewechselt werden musste. Enrique Vera bemühte sich zwar nach Kräften, aber gegen den neuen Mann setzte Ayoví wieder vermehrt Nadelstiche und so kam Ecuador wieder besser in die Partie.
Niveauverfall nach der Pause
Mit Antonio Valencia musste Ecuador-Teamchef Reinaldo Rueda (der mit Honduras bei der WM war) den prominenteste Mann in der Kabine lassen, der Mann von Manchester United hatte einen Schlag abbekommen. Mit der Umbesetzung in der Raumaufteilung – Méndez ging auf die Valencia-Position nach rechts, Benítez gab nun die hängende Spitze, der neue Mann Arroyo besetzte den linken Flügel – konnte auch das immer ungenauer werdende Spiel der Albiroja recht problemlos in Schach gehalten werden.
Ohne Barreto auf der rechten Seite war der fleißige Piris auch ohne Wirkung, sodass Paraguay nun nur noch über Argentinien-Legionär Marcelo Estigarribia nach vorne kam; der Mann von Newell’s Old Boys war der einzige, der es bis weit in die zweite Hälfte immer wieder versuchte. Santa Cruz ließ sich, weil er kaum noch Bälle sah, immer weiter zurückfallen, bis er permanent im Mittelfeld herumturnte. Mehr Gefahr als einen Torschuss von der Strafraumgrenze brachte der eingewechselte Nelson Valdez auch nicht mehr zu Wege.
Und Ecuador? Die Gelben hatten den Spielstand nun im Griff und kamen in einer extrem niveauarmen zweiten Hälfte nicht mehr wirklich in Gefahr, den Punkt noch aus der Hand zu geben. Doch selbst blieben sie, bei allem Ballbesitz, den sie in dieser Phase ansammelten, ebenso harmlos und Justo Villar im paraguayanischen Tor musste keine allzu schweren Prüfungen bestehen.
Fazit: Paraguay mit mehr Potenzial, 0:0 dennoch korrekt
Ginge es nur nach der ersten Hälfte, kann ein verdienter Sieger dieses Spiels nur Paraguay heißen. Gutes Pressing und extrem druckvolles Spiel über beide Flanken, dazu mit Santa Cruz und vor allem Barrios zwei gefährliche Stürmer im Zentrum – Ecuador hatte eine halbe Stunde lang alle Hände voll zu tun, irgendwie das 0:0 zu halten. Mit dem Beinahe-Rückstand und vor allem dem Ausfall des sehr starken Barreto war das Spiel von Paraguay aber wie abgerissen.
So passte man sich nach der Pause dem mäßigen Niveau des biederen und weitgehend harmlosen Team Ecuadors an, und nach den Eindrücken der zweiten Hälfte hätte nun wirklich kein Team den Sieg verdient gehabt. Das größere Potenzial hat von diesen beiden Mannschaften, wenig überraschend, der WM-Viertelfinalist aus Paraguay. Wie die Albiroja die schlimmen zweiten 45 Minuten weggesteckt haben, dürfen sie im nächsten Spiel gegen die fehlgestartete Seleção zeigen.
(phe)
]]>150 Liga-Heimspiele in Folge hatte Mourinho nicht verloren. Bis zum 0:1 gegen Gijon – und die Gefahr war gegeben, dass es im ersten von vier Clasicos in 17 Tagen gleich die nächste hinterher gab. Denn die Erinnerung an das 0:5-Debakel im Camp Nou im November lebt noch. Die besondere Konstellation ergab vor dem Spiel aber auch besondere Fragen. Denn die Tatsache, dass dieses erste Spiel das bedeutungsloseste davon ist – die Meisterschaft ist so oder so praktisch entschieden – hatte wohl auch Einfluss darauf, inwieweit Mourinho seine Lehren aus dem 0:5 einsetzt, ohne sich eventuelle Überraschungsvarianten für die drei folgenden Spiele schon jetzt zu zerschießen.
Mourinho opferte für dieses Spiel Özil für Pepe – und der Portugiese hatte einen klaren Auftrag: Verhindern, dass sich Messi zwischen Verteidigung und Mittelfeld ausbreiten kann. Wann immer sich Messi je 15 Meter links und rechts vom Zentrum zwischen den Reihen aufhielt, war Pepe nicht weit. Er war also kein Sechser im klassischen Sinn, sondern mehr ein Kettenhund. Mit Erfolg: Bis auf zwei Szenen war Messi in der kompletten ersten Hälfte kein Faktor.
Zwar war die Formation bei Mourinho ein 4-3-3, aber eben ein sehr defensiv ausgelegtes: Das Dreier-Mittelfeld bestand aus einem sehr tief stehenden Kettenhund und zwei vornehmlich Defensiven, wie üblich Xabi Alonso und Khedira. Die Formation mit sieben defensiven Feldspielern hieß bei Real aber auch: Rückzug! Die Madrilenen überließen Barça bereitwillig den Ball und verzichteten zumeist auch auf ein wirklich konsequentes Pressing. Dafür war Messi gut aufgehoben, machten außerdem Marcelo (gegen Pedro) und Ramos (gegen Villa) defensiv einen herausragenden Job. Vorsicht war bei allem Ballbesitz – zuweilen bis 75% – aber auch bei den Gästen aus Barcelona oberste Bürgerpflicht.
So ging Dani Alves kaum einmal über die Mittellinie und wenn doch, war der extrem starke Marcelo sofort zur Stelle. Risikopässe wurden bei den Blaugrana komplett gemieden. So standen sich zumeist die beiden Mannschaften gegenüber wie zwei Schwergewichtsboxer, von denen keiner zuerst einen womöglich entscheidenden Fehler, keiner zuerst seine Deckung etwas lüften will.
Real attackiert früher
Nach etwa einer halben Stunde ging Xabi Alonso etwas weiter nach vorne und auch die anderen Madrilenen störten die Kreise von Barcelona nun etwas früher. Die gewohnten Ballstaffetten der Gäste wurden so immer mehr gestört, es gelang nun noch weniger, gemütlich im Mittelfeld den Ball hin und her zu schieben und auf die Lücke zu warten. Auch machte Real zunächst nicht wie im November den Fehler, eine allzu hohe Verteidigungslinie zu spielen – es gelang Barcelona nur ein einziges Mal, mit einem schnellen Steilpass hinter die Viererkette zu kommen.
So hatten zwar die Katalanen konstant über zwei Drittel Ballbesitz, aber die individuellen Duelle entschieden trotzdem eher die Madrilenen für sich: Marcelo war auch nach vorne effektiver als Dani Alves, Pepe hatte Messi gut im Griff, Villa machte gegen Ramos keinen Stich. Und Di María provozierte immer häufiger leichte Ballverluste, die mit schnellem Umschalten zu einem Chancenplus für Real führten – so vergab Ronaldo ungewohnt kläglich, so musste kurz vor der Halbzeit ein Ball von der Linie gekratzt werden.
Strafe für höhere Verteidigung
Zu Beginn der zweiten Halbzeit wollte Mourinho offenbar den Druck auf das Barcelona-Mittelfeld weiter erhöhen, denn die Abwehrkette stand nun deutlich höher als noch im ersten Durchgang. Ein hohes Risiko – denn genau das hatte ja, wie erwähnt, massiv zum 0:5-Debakel im November beigetragen. Und auch diesmal dauerte es nur ein paar Minuten, bis dieses Risiko bestraft wurde: Ein schneller Steilpass auf Villa (genau so hatte er seine zwei Tore beim 5:0 gemacht), und Albiol kann sich nur noch mit einer Ringereinlage helfen. Einzig korrekte Entscheidung: Rot für Albiol, Elfer für Barcelona. Den Messi über die Linie zitterte – das 1:0.
Mourinho reagierte umgehend auf die Unterzahl – aber nicht mit einem neuen Verteidiger. Stattdessen rückte Pepe zurück in die Viererkette, Özil kam statt Benzema auf den Platz und nahm die rechte Seite ein, Cristiano Ronaldo rückte von dort in die Spitze. Real agierten nun mit einem klaren 4-4-1 und bekam das Spiel besser in den Griff – auch natürlich, weil Barça das zuließ.
Barcelona verlegt sich auf Halten
Das Team von Pep Guardiola wusste: In Führung, ein Mann mehr – das Spiel kann eigentlich nicht mehr verloren werden. Und mehr hatte Barcelona offenbar auch nicht im Sinn, denn einen Ausgleich mehr oder weniger billigend in Kauf nehmend, zog man sich nun, völlig untpyisch, etwas zurück. Was aber sicher auch zu einem großen Teil an der wieder aufbrechenden Verletzung von Puyol lag: Denn statt ihm musste Busquets in die Verteidigung, Seydou Keita musste den Part im defensiven Mittelfeld übernehmen. Und das kann er nicht auf höchstem Niveau, was der Grund war, warum Guardiola das Risiko mit Puyol überhaupt eingegangen war.
Real nahm diese Einladung dankend an und vor allem Angel di María nützte nun die defensive Spielweise von Dani Alves aus. Es ist keine neue Erkenntnis: Das Verteidigen ist keine der ganz großen Stärken des Brasilianers, und so bereitete ihm Di María – vom sehr fleißigen Marcelo unterstützt; auch Özil machte auf seiner Seite nun ganz gut Betrieb.
Neue Variante: Khedira als Zehner
Trotzdem musste Di María in Minute 67 weichen, ebenso wie Xabi Alonso. Für die beiden kamen Arbeloa und Adebayor, was wieder einige Umstellungen zur Folge hatte: Ronaldo ging auf links, Adebayor in die Spitze, Arbeloa nach rechts hinten, dafür Ramos nach innen und Pepe wieder nach vorne ins defensive Mittelfeld.
Alles soweit nicht unlogisch – eine neue Variante war es allerdings, Khedira (der eine extrem starke Partie ablieferte) praktisch als Zehner, als vordersten zentralen Mittelfeldmann einzusetzen. Der Plan dahinter war klar: Druck auf den leistungsmäßig klar abfallenden Seydou Keita ausüben. Ohne den Hub im defensiven Zentrum, den Busquets nicht mehr spielen konnte, fehlte es Barça am Umschalten auf Offensive.
Zudem geigte Özil nach seiner Einwechslung grandios auf der rechten Seite (was letztlich für Adrianos Auswechslung sorgte) und es bereitete der unangenehme Adebayor in vorderster Front vor allem dem Verlegenheits-IV Busquets große Probleme. Real hatte nun zwar immer noch deutlich weniger Ballbesitz als der Gegner, war aber die klar gefährlichere und eigentlich auch spielbestimmende Mannschaft.
Was in Minute 81 auch belohnt wurde. Mit einem Foul wie ein Sinnbild für die jeweiligen Leistungen: Der schwache Dani Alves legte den bärenstarken Marcelo im eigenen Strafraum, Strafstoß, Ausgleich. Cristiano Ronaldo verwandelte sicher.
Barça zieht wieder etwas an
Wie zum Beweis, dass sie es ja eigentlich könnten, versuchte Barcelona in den Schlussminuten nicht ohne Erfolg, die Daumenschraube wieder etwas anzuziehen. Die Katalanen pressten wieder früher, zogen wieder mit mehr Erfolg ihr Spiel auf und konnten sich so wieder etwas befreien. Messi entzog sich der Umklammerung von Pepe nun, indem er vermehrt auf die linke Seite ging und Villa dafür eher ins Zentrum, um als Passempfänger im Zentrum auch mal Bälle abblocken zu können.
Guardiola brachte zudem Maxwell (für Adriano) und Afellay (für den schwachen Pedro), um neue Impulse zu setzen. Beinahe hätte es in der Nachspielzeit auch noch geklappt mit dem Siegtreffer – kurz, nachdem auch Real die letzte Chance vergeben hatte.
Fazit: Punktsieg für Mourinho
Es war klar, dass Real-Coach Mourinho derjenige Coach sein muss, der sich eher auf den Gegner einstellen muss als umgekehrt – und der Portugiese tat das brillant. Auch, weil er nicht zu feig war, vor eigenem Publikum vordergründig feig zu sein und in Kauf zu nehmen, unter 30% Ballbesitz zu haben. Er ließ ein Geduldspiel zu und hatte alle Argumente auf seiner Seite: Hätten die zwei klaren Chancen vor der Pause gesessen, Real wäre mit einer Führung in die Halbzeit gegangen.
Letztlich war das Risiko, mit einer höheren Verteidigungslinie Barça nach der Pause mehr unter Druck setzen zu wollen, zu hoch. Doch auch in Unterzahl reagierte Mourinho goldrichtig: Marcelo und den jeweiligen linken Flügelmann (erst Di María, dann Ronaldo) nach vorne, um Alves zu ärgern. Khedira auf die Zehn, um Keita auf die Füße zu steigen. Adebayor nach vorne, um Busquets‘ Schwächen in der Innenverteidigung anzubohren. Özil zunächst zu opfern, um Pepe als Kettenhund Messi aus dem Spiel zu nehmen, so gut es ging. Mourinho war absolut spot-on.
Dass es letztlich „nur“ zu einem 1:1 gereicht hat und die geringen Hoffnungen auf die Meisterschaft damit endgültig verflogen sind, wird er verschmerzen können – bzw., wohl oder übel müssen. Die Frage wird nun sein, inwieweit er die Erkenntnisse aus diesem Spiel in den kommenden drei wieder ausspielen kann, und inwieweit Guardiola darauf reagiert – oder reagieren kann. Eine Rückkehr von Mascherano ins Abwehrzentrum, wie im Rückspiel gegen Donetsk, ist eine mögliche Variante, sollte Puyol nicht für Spiel 2, das Pokalfinale, fit werden – oder er ihn nicht wieder riskieren will.
Letztlich aber kann man diese 1:1 als leichten Punktsieg für Mourinho werten. Er hat auf das 0:5 vom November und auch auf den Spielverlauf richtig reagiert. Wobei man Guardiola zu Gute halten muss, dass er aufgrund der Personalsituation kaum Alternativen zu Keita auf der Sechs und Busquets in der Innenverteidigung hatte.
(phe)
]]>Was kann man gar nicht brauchen, wenn man für ein Champions-League-Viertelfinale ins Camp Nou fährt? Genau – zwei verletzte Stamm-Innenverteidiger… Shachtar-Coach Mircea Lucescu musste auf Tchigrinski und Kutcher verzichten, und die Vertreter Ischenko und Rakitski waren der Aufgabe nicht ganz gewachsen. Das waren einige andere in der Mannschaft der Ostukrainer aber auch nicht.
Lucescu ließ sein gewohntes 4-2-3-1 auflaufen, mit den vier Brasilianern in der Offensive. Vor allem zu Beginn waren die vier auch durchaus im Spiel, mit schnellen Kontern über vor allem über Jadson versuchten die tief stehenden Ukrainer, Nadelstiche zu setzen und auch zu Zählbarem zu kommen. Das hätte auch ein, zweimal tatsächlich funktioniert – auch, weil Barcelona nach der frühen Führung durch Iniesta kurzzeitig etwas nachlässig agierten.
Einziger kleiner Hingucker in der Aufstellung von Barcelona war die Tatsache, dass David Villa auf der rechten Seite spielte, statt auf der linken – dort agierte diesmal Iniesta, mit Seydou Keita dahinter im Halbfeld. Ansonsten war das natürlich Barcelona, wie man Barcelona kennt: Viel Ballbesitz, schnelle Pässe, große Flexibilität im Positionsspiel und, zumindest zu Beginn, massiven Pressing nach Ballverlusten.
Shachtar lässt sich auseinander reißen
Die Katalanen machten einen hervorragenden Job darin, die Formation der Ukrainer auseinander zu ziehen und in die entstehenden Löcher zu stoßen. Shachtar versuchte, zentral dicht zu stehen und machte den Strafraum zu, davor waren mit Mchitarian und Hübschmann zwei zusätzliche dezidiert defensive Leute aufgestellt.Angesichts der Tatsache, dass vor allem Rat (aber auch Srna) oft weit einrückten und die brasilianischen Flügel vor ihnen die entstehenden Ecken nicht schlossen – sie passten auch auf Villa und Iniesta auf – gelang es Barcelona, mit hohen und schnellen Seitenwechseln den Gegner zu schnellem Verschieben zu zwingen, was nicht immer gelang.
Dani Alves und Adriano Correia bearbeiteten die Flügel und verursachten bei Rat und Srna durchaus Unsicherheiten. Denn gingen sie mit den offensiven Außenverteidigern mit, konnten Iniesta und (vor allem) Villa in ihrem Rücken in den Strafraum stechen; blieben sie etwas zentraler in Strafraumnähe, flankten Alves und Adriano ins Zentrum. Und dort war vor allem Ischenko ein Unsicherheitsfaktor.
Schon nach einer Viertelstunde versandeten die davor durchaus gefährlichen schnellen Gegenstöße von Shachtar zunehmend und es wurde (zu bald, aus Sicht der Gäste) eine reine Abwehrschlacht. Die Ukrainer versuchten so gut es ging, Barcelona um den Strafraum herum spielen zu lassen bzw. den Gegner möglichst von selbigem wegzuhalten, doch auch das funktionierte nicht immer – so fand ein toller Pass von Iniesta aus dem linken Halbfeld den von der rechten Seite in den Strafraum stürmenden Dani Alves. Ischenko hatte das Abseits aufgehoben, und schon stand es 2:0.
Luiz Adrianos schlimmer Tag
Die Spielweise von Lucescus Mannschaft war zwar ungewohnt defensiv, aber angesichts des Gegners durchaus verständlich. Und hätte Sturmspitze Luiz Adriano nicht gar so einen schlechten Tag gehabt, es hätte dennoch ein gutes Resultat werden können. Nachdem er schon in der ersten Halbzeit ein, zwei sensationelle Möglichkeiten kläglich vergab, versprang dem Brasilianer auch kurz nach Wiederbeginn eine punktegenaue Flanke von Razvan Rat.
Doch anstatt den 1:2-Anschluss zu erzielen, ließ sich Luiz Adriano kurz darauf von einer ins Backfield gespielten Xavi-Ecke düpieren, er ließ Piqué unbedrängt abziehen, und es stand 3:0 für Barcelona. Die Endscheidung in diesem Spiel, aber für Shachtar ging es weiterhin darum, sich eine zumindest machbare Ausgangsposition für das Rückspiel zu verschafffen – und angesichts der Heimstärke dürfen die Ukrainer da mit Fug und Recht vielleicht sogar als leichter Favorit gesehen werden. Und als Rakitski einen Srna-Freistoß zum 1:3-Anschlusstor ins Netz ablenkte, schien dieses Vorhaben trotz Luiz Adrianos Horror-Tag zu gelingen.
Barça lässt Ball und Gegner laufen
Wenn nicht 54 Sekunden später Keita sofort das 4:1 erzielt hätte. Mit dem erneuten Drei-Tore-Vorsprung im Rücken und gegen eine nun doch sichtlich geknickte Mannschaft aus Donetsk fiel es Barcelona nun nicht allzu schwer, den Ball im Mittelfeld zu kontrollieren, ohne wirklich noch zwingend auf einen fünften Volltreffer zu gehen. Daran änderten auch Lucescus Wechsel (Fernandinho statt Jádson im Zentrum, Teixeira statt Willian auf links) nichts.
Und doch war es zehn Minuten vor Schluss wieder Luiz Adriano, der mit seinem Pfostenschuss einen weiteren Sitzer vergab. Und 2:4 wäre noch ein erträgliches Resultat gewesen – doch Xavi machte im Gegenzug nach einer Hereingabe des überragenden Dani Alves das 5:1. Damit ist nach menschlichem Ermessen im Rückspiel nicht mehr mit einem Ausscheiden von Barcelona zu rechnen. Der Clásico im Semifinale kann kommen!
Fazit: Shachtar macht’s sich selbst schwer
Natürlich, Donetsk spielte defensiv. Das hätte aber wunderbar funktioniert, wenn nicht Luiz Adriano alleine von den drei Toren, die er mit seinen Chancen machen MUSS, kein einziges tatsächlich macht. So steht statt einem 3:5 oder 4:5 ein äußerst ernüchternden 1:5, das den eigentlich so bärenstarken Ukrainern jede realistische Chance nimmt, noch ins Halbfinale einzuziehen. In der Tat hat Shachtar in dieser Saison jedes Spiel in der Champions League gewonne – bis auf dieses hier und das 1:5 im Herbst bei Arsenal, als man den Gunners ins offene Messer lief. Das de facto als ukrainischer Meister feststehende Team wird auch kommende Saison ein Team sein, mit dem man rechnen muss.
Barcelona hat das gespielt, was Barcelona immer spielt. Und trotz der fünf eigenen Treffer muss Barça durchaus froh sein, dass die blitzschnellen Konter, mit denen vor allem Busquets als Aushilfs-Innenverteidiger nicht immer mitkam, vom Gegner nicht kosequenter ausgenützt wurde. Klar waren die Hausherren überlegen und gewannen auch verdient, aber so klar, wie es am Ende aussieht, hätte es beileibe nicht kommen müssen.
Gut für Barcelona aber, dass man nun nicht mehr mit einem allzu knappen Ergebnis in den Hexenkessel Donbass-Arena fahren muss.
(phe)
]]>1:2 das Hinspiel verloren, nun fiel neben Puyol auch Piqué aus – die Voraussetzungen für Barcelona hätte vor dem Rückspiel besser sein können. Pep Guardiola, frisch genesen von einem Bandscheibenvorfall, entschied sich dafür, Sergi Busquets neben Eric Abidal in die Innenverteidigung zu stellen. Zum einen erwartete er offensichtlich nicht, dass Arsenal die Barça-Abwehr wirklich testen wollte, zum anderen ist Busquets in der Spieleröffnung deutlich stärker als etwa Gabriel Milito.
Arsenal – mit Van Persie und Fàbregas waren beide Sorgenkinder der letzten Wochen dabei – versuchte zunächst, gegen den Ball mit einem 4-4-2 vorne ein wenig zu pressen und dahinter die Räume für Barças Kurzpassspiel so dicht wie möglich zu machen. Fàbregas orientierte sich dabei halbrechts neben Van Persie. Der Plan war grundsätzlich auch gut ausgeführt – bis auf die Tatsache, dass Samir Nasri den unangenehmen Dani Alves nie in den Griff bekam und sich immer weiter und weiter vom Brasilianer zurückdrängen ließ. Mit der Folge, dass Nasri sich permanent auf Höhe der Abwehrkette wiederfand. Dadurch musste Fàbregas von Van Persies Seite weichen, sich ins Mittelfeld zurückfallen lassen. Und Van Persie war noch mehr auf sich alleine gestellt. In der ersten Hälfte hatte der Holländer genau acht Ballkontakte.
Die Gunners spielten ein für sie sehr untypisches Spiel: Sie versuchten nicht, Barcelona zu „kopieren“, wie das sonst ihr Spiel ist – nein, sie überließen dem Gegner den Ball und wandten die „Bus-vorm-Tor“-Methode an. Vor allem Jack Wilshere, der auch schon mal im eigenen Strafraum Bälle abgrätscht, und Johan Djourou taten sich mit hervorragenden Leistungen hervor. Nach vorne allerdings ging wenig: Das Thema Nasri erledigte sich durch Dani Alves, und Rosický fand gegen den nicht ganz so auffälligen Adriano Correia ebenso nicht statt. Und die Mitte? Die war zu – denn weil Alves Nasri beschäftigte und Clichy hinten einrückte, konnte Pedro in die Zentrale driften. Barça hatte im Grunde alles unter Kontrolle, kam aber kaum mal durch.
Ein paar Brutalitäten waren auch dabei
Bemerkenswert war aber nicht nur, dass Arsenal gar keine Anzeichen von sich gab, wirklich etwas für die Offensive tun zu wollen – oder zu können, dank des erbarmungslosen Pressings von Barcelona -, sondern auch die erstaunlich robuste Gangart vor allem von Barcelona. Dani Alves klopfte Nasri ziemlich ab, vor allem Mascherano ging mit Fàbregas auch nicht gerade zärtlich um. Auf der anderen Seite hatte Arsenal jedoch Glück, als Diaby an der Strafraumgrenze Messi über die Klinge springen ließ (31.) – Schiri Busacca ließ Gnade vor Recht ergeben und gab keinen Elfmeter.
Barcelona tat sich gegen die untypisch tief stehenden Gunners sehr schwer, aber für die Blaugrana ist dies kein ungewohntes Spiel: Fast jeder stellt sich gegen Barça hinten rein. So war es auch nicht verwunderlich, dass Messi und Co. die Ruhe bewahrten und sich geduldig den Ball hin- und herschoben, biss sich womöglich doch einmal eine Lücke auftut. Und kurz vor der Halbzeit machte ausgerechnet Cesc Fàbregas, Katalane im Arsenal-Dress den entscheidenden Fehler: Allzu lässig spielte der den Ball mit der Ferse, Iniesta fing den Ball ab und bediente Messi. Und der ist nun mal Messi und so stand’s zur Pause 1:0 für Barcelona. Arsenal war nun gefordert.
Wozu was ändern, wenn’s Standards gibt?
Was Arsène Wenger für den zweiten Durchgang änderte? Erst einmal gar nichts. Das war ganz offensichtlich auch nicht zwingend notwendig – schließlich gelang der Ausgleich auch so, aus einem ganz profanen Eckball, denn Aushilfs-Innenverteidiger Busquets ins eigene Tor lenkte. Arsenal war wieder im Spiel und konnte nun den defensiven Ansatz genauso weiterführen wie vor dem Rückstand mit dem Pausenpfiff.
In der Theorie zumindest. Denn nur drei Minuten nach dem Ausgleich spielte Robin van Persie nach dem Abseitspfiff seinen Angriff noch fertig und ließ sich auch nicht davon irritieren, dass ihn keiner mehr ernsthaft bedrängte und auch Valdes ihn nur halbherzig empfing. Schiedsrichter Busacca hatte keine andere Wahl, als Van Persie zu verwarnen – dumm nur, dass der Holländer schon vor der Pause eine solche gesehen hatte. Somit war Arsenal ab Minute 56 ein Mann weniger.
Auswirkung auf’s Spiel? Erst mal keine.
Bei Arsenal bewegte sich ohne Van Persie nun Fàbregas etwas nach vorne, ansonsten bestand aber keine Veranlassung, viel zu ändern – schließlich mauerte sich auch Inter Mailand letztes Jahr mit zehn Mann ins Finale. So spielte hinten weiterhin die Viererkette plus Nasri, davor Wilshere mit Diaby und Rosický, und leicht davor Fàbregas. Leichter fiel es Barcelona gegen den dezimierten Gegner aber erst mal nicht – denn Van Persie war vorher schon der eine Spieler, der sich de facto nicht beteiligt hat und keine wirkliche Rolle gespielt hatte.
Doch anders als gegen Inter letztes Jahr schaffte es Barça in Minute 69 dann doch einmal, sich durchzukombinieren – Iniesta auf Villa, dieser legt für Xavi ab, und es stand 2:1. Damit war Barcelona nun deutlich im Vorteil: Denn obwohl es bei diesem Resultat in eine Verlängerung gegangen wäre, mit einem Mann mehr und dem Momentum auf der eigenen Seite musste Arsenal nun etwas Besonderes schaffen.
Doch noch bevor Wenger irgendwas ändern konnte, legte Koscielny Pedro. Und hatte noch Glück – denn auch das wäre eigentlich eine Pflicht-Gelbe gewesen, womit auch der Franzose geflogen wäre (genauso wie seine fiese Attacke an Villa in der 74. Minute – das war an sich glatt Rot). Doch Busacca ließ ihn leben. Schlechtes Gewissen oder Mitleid mit den Gunners? So oder so, Messi verwandelte locker zum 3:1.
Jetzt reagiert Wenger
Der Arsenal-Coach zog nun seine letzten zwei Joker (nachdem Almunia schon in der ersten Hälfte für den an der Hand verletzten Szczesny gekommen war): Arshavin durfte statt des unsichtbaren Rosický rein und Bendtner kam als Leuchtturm in der Spitze statt Fàbregas.
Viel gebracht hat das allerdings nicht wirklich: Arshavin kam gegen Adriano Correia ebenso wenig zur Geltung wie Rosický, zumal die Gunners keine echte Chance hatten, das sichere Kombinationsspiel von Barcelona zur durchbrechen. Es gab realistischerweise nur noch das hoffen auf einen Lucky Punch aus einem Konter.
Weil Barcelona, je näher es Richtung Schlusspfiff ging, aber immer leichtsinniger wurde, hätte das in der 87. Minute beinahe noch geklappt. Aber Mascherano war im letzten Moment noch vor Bendter am Ball – und so blieb es beim hochverdienten 3:1.
Fazit: Barça verdient weiter
Man kann argumentieren, dass der Ausschluss von Van Persie die Gunners entscheidend geschwächt hat. Und obwohl der Holländer im Spiel eigentlich keine Rolle spielte, stimmt das bis zu einem gewissen Grad natürlich, es nahm Arsenal einige Optionen im Konterspiel, als dieses in den letzten 20 Minuten gefragt gewesen wäre. Unstrittig ist aber, dass Busacca in der Folge Koscielny zwei mal leben ließ, als dieser um einen Ausschluss gebettelt hatte und schon in der ersten Hälfte einen Elfmeter für Barcelona hätte geben müssen.
Unstrittig ist aber, dass Barcelona in drei von vier Halbzeiten die zum Teil klar bessere Mannschaft war und zweifellos verdient ins Viertelfinale aufgestiegen ist. Arsenal versuchte es von Anfang an mit einer ungewohnt defensiven Herangehensweise und eine Halbzeit lang hat das auch wunderbar funktioniert. Aber letztlich entschied die höhere individuelle Klasse gegen den tief stehenden Gegner für Barça.
(phe)
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