Costa Rica – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Fri, 06 Jul 2018 12:24:46 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Die CONCACAF-Teams bei der WM 2018: Alles wie immer, nur ohne die Amis https://ballverliebt.eu/2018/07/05/concacaf-wm-2018-mexiko-costa-rica-panama-usa/ https://ballverliebt.eu/2018/07/05/concacaf-wm-2018-mexiko-costa-rica-panama-usa/#comments Thu, 05 Jul 2018 20:46:10 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=14982 Die CONCACAF-Teams bei der WM 2018: Alles wie immer, nur ohne die Amis weiterlesen ]]> Mexiko brachte mal wieder ein wunderbares Team, das einmal mehr im Achtelfinale scheiterte. Costa Rica agierte wie vor vier Jahren, nur älter und weniger konkret. Und Panama war froh, überhaupt dabei zu sein. Alles also wie gewohnt, nur eben ohne die Amerikaner: Das wäre, kurz gefasst, die WM 2018 aus Sicht der Nord- und Mittelamerikaner.

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LINK-TIPP: Die CONCACAF-Teams bei der WM 2014

Mexiko: Es war mehr möglich

Mit viel Kritik im Gepäck war Juan Carlos Osorio zur WM gefahren. Zu riskant das Spiel, zu wild sein Benehmen an der Seitenlinie, und, das größte Sakrileg von allen: Er ist kein Mexikaner, sonder Kolumbianer.

Dann führt sein Team eine Halbzeit lang Deutschland vor. Bohrte gnadenlos die Schwächen an, benützte Zehner Vela als Manndecker für Kroos. Gewann mit 1:0, legte den Grundstein für einen Gruppensieg – und Osorio war neben Jungstar Lozano, der das Tor erzielt hatte, der Held. Auch im zweiten Spiel gegen Südkorea lief es gut: Mexiko war dominant, würgte auch zwei Tore rein, gewann wieder. Endlich mal, mit der Aussicht auf die Schweiz im Achtelfinale, sollte doch mal diese vermaledeite erste K.o.-Runde überstanden werden.

Und dann das. Im dritten Spiel gegen Schweden war Mexiko zwar wieder dominant, fand aber keinen Zugriff auf den Strafraum. Der Gegner machte es clever, kontere Mexiko gnadenlos aus, die Mexikaner fielen in sich zusammen. Nach dem 0:3-Desaster war man zwar als Gruppenzweiter im Achtelfinale, aber dort wartete nicht die Schweiz, sondern Brasilien. Die Seleção war zu abgebrüht, zu clever, zu gut. Mexiko verlor 0:2, war wieder im Achtelfinale ausgeschieden. Wie seit 1994 immer, nun zum siebenten Mal.

Und fast jedesmal ist das Fazit das selbe gewesen: Gute Anlagen, schön anzusehendes Spiel, ordentliche individuelle Qualität. Aber wenn es ins K.o.-Spiel geht, sind die anderen halt doch besser, glücklicher, was auch immer. Gut möglich, dass man die Schweiz besiegt hätte, sicher leichter als Brasilien. Aber: Mexiko hat es sich selbst verbockt, mit dem Kollaps gegen Schweden.

Costa Rica: Keine spielerische Substanz

Solange man kontern kann, ist alles gut. Bei der WM vor vier Jahren funktionierte die Spielidee von Costa Rica hervorragend: Uruguay ausgekontert (3:1), Italien entnervt (1:0), in Unterzahl gegen Griechenland ins Elferschießen gerettet und dann auch noch die Holländer 120 Minuten zu null gehalten.

Vier Jahre nach dem Viertelfinale war das Spielprinzip grundsätlich das selbe. Nur: Schon im ersten Spiel wurde offensichtlich, dass die Ticos seither nur älter wurde, aber nicht besser. Einmal im Rückstand, war im Spiel gegen Serbien genau überhaupt keine spielerische Substanz da. Das Spiel ging verloren. Gegen Brasilien blieb man länger ohne Gegentor, bis in die Nachspielzeit, verlor dann aber erneut. Damit war das Turnier schon vorbei.

Dass es Costa Rica grundsätzlich sehr wohl drauf gehabt hätte, zumindest um einen Achtelfinalplatz zu kämpfen, zeigte das letzte Spiel gegen die Schweiz. Hier wurde von Beginn an Druck gemacht, indem die Räume gezielt gesucht und auch mit Tempo angespielt wurden. Man verdiente sich das 2:2, aber mehr als Kosmetik war das auch nicht.

Der auslaufende Vertrag von Trainer Óscar Ramírez – als Spieler war er einer der Helden, die beim WM-Debut 1990 die Schweden eliminierten und ins Achtelfinale einzogen – wird nun nicht verlängert, eine erhebliche Anzahl von Spielern hat altersbedingt ebenso keine große Perspektive mehr.

Panama: Gekämpft, aber nicht WM-reif

Kein Team bei der WM hat mehr Gegentore kassiert. Das ist kein Zufall, es hat auch kein Team bei der WM einen höheren xG-Wert bei Gegentoren angehäuft. So tapfer sich die Panamaer auch gewehrt haben: Sie waren das schlechteste Team dieses Turniers, es hilft alles nichts.

Gegen die schaumgebremsten Belgier haben sie noch eine Halbzeit lang ihren Kasten sauber halten können. Sobald Belgien aber mal in Führung gelegen ist, wurde deutlich, dass das Tempo einer Spitzenmannschaft deutlich zu hoch für Panama war. Die Abwehr-Arbeit in der ersten Hälfte gegen England hatte dann zuweilen schon Slapstick-Format. Mit einem 0:5 ging es in die Kabinen – vom legendären Brasilien-Halbfinale 2014 abgesehen, ist dies zuletzt 1974 passiert.

Immerhin fährt Panama mit zwei eigenen Toren nach Hause, im letzten Spiel gegen Tunesien lag man sogar eine Zeit lang in Führung. Mit gezielte Arbeit in den letzten zehn Jahren hat es sich Panama durchaus verdient, auch mal eine WM zu spielen. Und womöglich den Grundstein dafür gelegt, dass sich die nächsten Generationen für die 48-Team-Turnier regelmäßiger qualifizieren können.

Wer hat gefehlt?

Neben den im Playoff an Australien gescheiterten Honduranern (2010 und 2014 jeweils dabei) ist natürlich das Team aus den Vereinigten Staaten der große Abwesende gewesen. Nach dem Schock der verpassten Qualifikation blieb im US-Verband auch kein Stein auf dem anderen.

Rein von der sportlichen Bilanz verpasste die USA das Turnier, weil es in der Finalphase keinen einzigen Auswärtssieg gegeben hat und man das letzte Spiel in Trinidad verlor – schon ein Punkt hätte gereicht. Teamchef Bruce Arena war natürlich nicht zu halten, sogar der langjährige Verbands-Präsident Sunil Gulati wurde von den Schockwellen der Nicht-Qualifikation aus dem Amt gespült. Bis runter zu den finanziellen Eigenleistungen, die Eltern von Fußball-Knirpsen zu berappen haben („Pay to Play“), wurde alles hinterfragt.

Dass der Soccer vermehrt zum Betätigungsfeld von Kinds aus der oberen Mittelschicht würde, und die Hispanics und die Afro-Amerikaner dabei auf der Strecke bleiben, wurde bemängelt. Dass den Jungen der Biss fehle, sich außerhalb der geschützten Werkstätte MLS zu beweisen, ebenso. In der ungewohnten Situation, erstmals seit 32 Jahren kein eigenes Team bei der WM zu haben, wurde sogar mit erstaunlicher Hysterie diskutiert, ob es denn okay, wäre beim Turnier für Mexiko die Daumen zu drücken.

Im Kader des letzten Spiels gegen Trinidad waren unglaubliche 13 Spieler (!) bereits jenseits ihres 30. Geburtstages – keiner von ihnen ist seither einberufen worden. Howard, Dempsey, Bradley, Cameron, Altidore: Für sie alle ist die Teamkarriere wohl vorbei. Trainer ist nun Dave Sarachan, wenn auch offiziell immer noch nur interimistisch. Es sind jetzt mal ein paar Jahre Zeit, ein neues Team um Christian Pulisic (Dortmund) aufzubauen.

Für Honduras war es nach zwei erreichten Turnieren (mit sechs Niederlagen in sechs Spielen und 2:14 Toren) eh knapp, dass es sich auch ein drittes Mal ausgeht. Jamaika war bei den letzten zwei Gold-Cups nach Siegen über die USA (2015) bzw. Mexiko (2017) sogar jeweils im Finale. Das waren aber eher Ausrutscher nach oben. In der WM-Quali war schon in der Zwischenrunde Schluss. Die meisten seiner Spieler sind entweder daheim oder in den US-Minor-Leagues unterwegs. Bei der einzigen WM-Teilnahme 1998 waren sieben Engländer mit jamaikanischen Wurzeln im Kader – aktuell ist es seit Jahren kein einziger mehr.

Spannend könnte das Projekt in Kanada werden. Dort hat man den höchste erfolgreichen Trainer des Frauen-Nationalteams, John Herdman, mit viel Geld das Männer-Team schmackhaft gemacht. Langfristiges Ziel ist natürlich die WM 2026, bei der man Co-Gastgeber sein wird.

Wie geht es weiter?

Im Sommer 2019 findet der nächste „Gold Cup“ statt, wie die kontinentale Meisterschaft der CONCACAF-Zone heißt. Wie immer wird dieser in den USA ausgetragen. Die letzten neun Auflagen sahen nur Mexiko (4x) und die USA (5x) als Sieger. Angesichts der aktuellen Formkurve werden die Mexikaner als Favorit in das Turnier gehen.

Wie in Europa wird darüber hinaus auch in Nord- und Mittelamerika eine „Nations League“ installiert, nach dem selben grundsätzlichen Muster. Im Herbst 2018 wird eine eher wilde Quali-Runde zur Klassen-Einteilung gespielt, die auch als Ausscheidung für die zehn offenen Gold-Cup-Plätze dienen wird. Nach dem Gold-Cup wird es im Herbst 2019 mit dieser neuen CONCACAF Nations League losgehen.

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Die Großen stagnieren, der Kleine überraschte – dank taktischem Geschick https://ballverliebt.eu/2014/07/06/die-grossen-stagieren-der-kleine-ueberraschte-dank-taktischem-geschick/ https://ballverliebt.eu/2014/07/06/die-grossen-stagieren-der-kleine-ueberraschte-dank-taktischem-geschick/#comments Sat, 05 Jul 2014 22:51:17 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10372 Die Großen stagnieren, der Kleine überraschte – dank taktischem Geschick weiterlesen ]]> Vier Teilnehmer, davon drei im Achtelfinale und einer im Viertelfinale – so gut haben die CONCACAF-Teilnehmer bei einer WM noch nie abgeschnitten. Vor allem aber, dass es nicht einer der beiden „Großen“ Mexiko und USA war, der in die Runde der letzten 8 eingezogen ist, sondern das kleine Costa Rica (von der Einwohnerzahl der zweitkleinste Teilnehmer), ist schlichtweg eine Sensation. Die Tatsache aber, dass dieser Erfolg keinesfalls zufällig zustande kam, sondern durchaus verdient war, zeigt: Die Spitze in Nord- und Mittelamerika wird breiter. Was aber nicht heißt, dass auch die Dichte steigt.

Costa Rica: Das Optimum aus den Ressourcen gemacht

Dass die Ticos den leichten Weg ins Viertelfinale nahmen, kann man ja nicht behaupten. In der Vorrunde wurde Italien besiegt, wurde Uruguay besiegt, wurde auch gegen England nicht verloren. Am Meisten musste man im Achtelfinale gegen Griechenland zittern, als man über eine Dreiviertelstunde in Unterzahl agieren musste.

Costa Rica
Costa Rica: Geschickte und kurze Pressing-Wege im Zentrum und eine kaum durchdringbare Abwehr

Spektakulär und aufregend war das bei den Ticos natürlich nicht, aber es funktionierte. Gegen den Ball agierte man in einem 5-4-1, im Ballbesitz wurde schnell ein 3-4-3 daraus, weil die Flügel-Verteidiger aufrückten. Der Clou war die Spielweise im Mittelfeld: Weil mit den vier auf einer Linie agierenden Leuten plus potenziell aufrückenden Außenverteidigern konnte man mit kurzen Pressing-Wegen den ballführenden Gegner zuzweit oder gar zudritt angehen.

War der Ball gewonnen, war der Weg nach vorne nicht besonders kompliziert: Vornehmlich über die Außen wurden Ruiz und Bolaños bedient, vorne bearbeitete Campbell die Kanäle und die Räume zwischen den Reihen, die sich bei offensiv agierenden Gegnern boten.

Damit nützte Teamchef Jorge Luis Pinto den Umstand gut aus, dass gegen seine Mannschaft fast alle Kontrahenten das Spiel selbst in die Hand nahmen, vor allem beim Auftaktspiel gegen Uruguay (das Costa Rica ja 3:1 gewann) war man erbarmungslos darin, einen nicht auf dieses Problemfeld reagierenden Gegner zu bestrafen.

In der Defensive machten die Ticos vor allem das Zentrum zu, mit einer Dreierkette (die sich auf die Abseitsfalle versteht) und mit zwei Sechsern als Absicherung davor. Hier war es vor allem das Team aus Italien, das dagegen überhaupt kein Mittel fand. Hinzu kommt, dass man mit Keylor Navas über einen ausgesprochen guten Torhüter verfügt.

Bei Costa Rica passte alles zusammen: Die wohl beste Spielergeneration in der Geschichte des Landes, ein Team im richtigen Alter, in dem die Mischung aus Routine und jugendlichem Übermut stimmt; ein Trainer, das das zu nützen versteht und auch ein wenig Spielglück, wie im Achtelfinale gegen Griechenland und auch im Viertelfinale gegen die Holländer, die ja auf dem Weg ins Elfmeterschießen zweimal das Torgestänge getroffen haben.

In der Concacaf-Gruppe wird Costa Rica auf absehbare Zeit die Nummer drei bleiben (wie man das in den letzten zehn, zwanzig Jahren zumeist ja auch war). Für einen langfristigen Angriff auf Mexiko und die USA fehlen aber wohl die personellen Ressourcen.

USA: Gutes Abschneiden dank viel Willen

Dass dies die beste Generation der US-Fußball-Geschichte ist, könnte man nicht behaupten. Sicher, deutlich besser als die College-Greenhorns 1990 oder das üble Kick-&-Rush-Team, das mit mächtig Dusel die Vorrunde bei der Heim-WM 1994 überstanden hat. Der Glanz, den im Idealfall ein Landon Donovan verbreiten konnte, fehlte dieser überwiegend bieder besetzten Mannschaft. Was sie aber auf ihrer Seite hatte: Den absoluten Willen.

USA
USA: Unbändiger Kampfgeist und ein gutes Kollektiv, aber inhaltlich nicht so berauschend

Jürgen Klinsmann hat es verstanden, aus einem durchschnittlichen Kader eine absolute Einheit zu machen – ähnlich wie 2006 auf höherem Niveau bei Deutschland. Man klammerte sich mit allem, was man hatte, am frühen Vorsprung gegen Ghana fest und ließ sich auch vom späten Ausgleich nicht schocken. Man biss sich als an sich klar unterlegene Mannschaft gegen Portugal so sehr in das Spiel fest, dass man es beinahe gewonnen hätte. Und hätte Chris Wondolowski seinen Mörder-Sitzer beim Stand von 0:0 gegen Belgien verwertet, man wäre sogar im Viertelfinale gewesen.

Und das, obwohl man von Goalie Tim Howard und (mit Abstichen) Clint Dempsey niemanden hat, der – wie es so schön heißt – ein Spiel alleine entscheiden könnte. Sechser Kyle Beckerman, der mit der filzigen Hippe-Matte, hat eine hervorragende Spielübersicht, aber selbst in der MLS geht’s ihm oft mal zu schnell. Jones ist ein verbissener Kämpfer, aber kein Spielgestalter. Bradley ist ein guter Spieleröffner, aber kein Spielmacher.

Und doch hat das Team als Kollektiv überzeugt, sodass es erstmals zum zweiten Mal in Folge gelang, die Vorrunde zu überstehen – und das in einer von der Grund-Qualität echt guten Gruppe, in der man am Papier selbst die deutlich schwächste Mannschaft war. Wie Tony Kornheiser von ESPN richtig sagte: „Team USA is now a Mid-Major“.

Aber obwohl am Ende das gleiche Ergebnis zu Buche steht wie vor vier Jahren – das Achtelfinal-Aus nach Verlängerung – fällt es schwer, bei den USA eine längerfristige, inhaltliche Weiterentwicklung zu erkennen. Davor hat sich Klinsmann bei Deutschland ja gedrückt. Und daran, wie es ihm mit dem US-Team gelingt, wird er sich messen lassen müssen.

Mexiko: Besser als zu befürchten war

Was war das für ein Chaos, in der Qualifikation. Als die Mexikaner phasenweise mehr gefeuerte Teamchefs auf dem Konto hatte als Tore. Erst einiges an US-Schützenhilfe und der eilig einberufene Trainer von Club América, Miguel Herrera – der im Play-Off gegen Neuseeland praktisch seine Klubmannschaft antreten ließ – brachten El Tri wieder in ruhigeres Fahrwasser.

Mexiko
Mexiko: Schnelles Umschalten nach Ballgewinn im Mittelfeld mit zwei Stürmern davor – und hinten mit Dreierkette und starkem Torhüter absichern.

Der eine oder andere Europa-Legionär war nun doch wieder im Kader, und das neue Konzept griff schnell. Statt in einem 4-4-1-1 wie unter Juan Manuel de la Torre (dem letzten mexikanischen Teamchef, der länger im Amt war als ein, zwei Spiele), gibt es bei Herrera zwei Stürmer, zwei potentielle Spielmacher und zwei Flügelspieler, die wegen der Dreierkette hinten hoch aufrücken können. Und wenn alles nichts mehr half – oder wie Brasilien ein richtig starker Gegner da war – rettete hinten Guillermo Ochoa, einer der absoluten Top-Goalies bei dieser Weltmeisterschaft.

Herrera hat in den paar Monaten, in denen er Teamchef war, nicht aus dem Nichts eine Top-Mannschaft geformt, sondern im Endeffekt nur aus einem plötzlichen Loch dorthin zurück gebracht, wo Mexiko seit Jahrzehnten ist. Ein echter Schritt nach vorne ist diese Mannschaft aber nicht. Herrera, so sehr er sich als Rumpelstielzchen benahm und so sehr er wie ein windiger Gebrauchtwagen-Händler aussieht, ist ein Pragmatiker.

Die Dreierkette  hinten ist notwendig, weil gerade Rafa Márquez, aber auch Francísco Rodríguez nicht mehr die schnellsten sind. Andererseits eignete sich die enge Staffelung im Fünfer-Mittelfeld hervorragend, um Gegner an der Gestaltung zu hindern, mit dem schnellen Umschalten und zwei Sturmspitzen vorne vor allem gegen Kroatien ein gutes Mittel.

Herrera machte nichts dramatisch neues, aber er fand für das Potenzial seiner Spieler die optimale Formation und die optimale Herangehensweise. So fehlten nur wenige Minuten zu einem Viertelfinale in einem Turnier, vor dem man mit dem Vorrunden-Aus gerechnet hatte. Aber auch für Herrera gilt wie für Klinsmann: Die WM hat er gerettet, aber jetzt ist der nächste Schritt gefragt. Wie seit zwanzig Jahren, bei Mexiko.

Honduras: Nicht so schlecht wie es aussieht

Anders als Mexiko qualifizierte sich Honduras direkt für die WM – was aber natürlich nichts daran ändert, dass man mit einigem Abstand die schwächste CONCACAF-Mannschaft bei dieser Endrunde war. So schlecht wie es aussieht – mit drei Niederlagen im Gepäck – stellten sich die Honudraner aber auch wieder nicht an.

Honduras
Honduras

Natürlich: Besonders spannend ist die Spielanlage, die Luis Fernando Suárez seinem Team verpasst hat, nicht. Ein flaches 4-4-2 ohne Spielmacher, mit einem Schrank (Costly) und einem etwas geschmeidigeren (Bengston) Stürmer vorne, mit Flanken von außen und noch mehr aus dem Halbfeld, mit gutem Verschieben in Richtung Ballnähe. Aber ohne wirkliche Phantasie im Aufbau, ohne trickreiche Spielzüge und ohne echten Glanz zu verbreiten.

Und natürlich: Mit großem körperlichen Einsatz. Die allzu robuste Gangart bescherte schon in der ersten Halbzeit des ersten Spiels einen berechtigten Platzverweis. Dazu fehlte die individuelle Klasse, um ein etwas besser besetztes, aber nicht viel intelligenter spielendes Team aus Ecuador einen Punkt abzutrotzen und gegen die Schweizer und die Franzosen sowieso – wiewohl auch das 0:3 gegen die Eidgenossen schlimmer aussieht als es war.

Mit der Mischung aus US-Legionären, Spielern aus britischen Mittelklasse-Teams und Leuten aus der heimischen Liga ist die zweite Qualifikation in Folge schon ein enormer Erfolg.

Nächste Kontinental-Meisterschaft: Juli 2015, vermutlich in den USA

Was nicht heißt, dass eine dritte Teilnahme in Folge eine Überraschung wäre. Weil bis auf Panama in der Concacaf-Zone niemand wirklich nachrückt. Costa Rica ist inhaltlich derzeit sicherlich die beste Truppe des Kontinental-Verbandes, Mexiko hält mit individueller Klasse dagegen und die USA mit purem Willen. Hinter diesen vier, fünf Teams reißt es aber völlig ab. Kanada etwa lief in der Qualifikation in Honduras in eine 1:8-Niederlage.

Das heißt: An der generellen Großwetterlage in Nord- und Mittelamerika wird sich nichts ändern, aber dass es Costa Rica ins Viertelfinale geschafft hat und Mexiko und die USA nicht, wird bei den Großmächten sicher nicht gerne gesehen, zumal der Abstand zwischen diesen beiden und der Weltspitze seit längerem stagniert. Das nicht nicht so schlecht, aber es wird auch nicht wirklich besser.

Und: Dauerzustand ist Costa Rica im Viertelfinale ja sicher auch nicht.

(phe)

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Copa, Tag 10: Messi in der Wohlfühlzone https://ballverliebt.eu/2011/07/12/copa-tag-10-messi-in-der-wohlfuhlzone/ https://ballverliebt.eu/2011/07/12/copa-tag-10-messi-in-der-wohlfuhlzone/#comments Tue, 12 Jul 2011 03:29:05 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5193 Copa, Tag 10: Messi in der Wohlfühlzone weiterlesen ]]> Drittes Spiel – und endlich schafft es Argentinien, eine überzeugende Leistung abzuliefern. Vor allem Messi kommt nach einigen Umstellungen sehr gut zur Geltung, endlich gibt es Breite im Spiel und ein Mittelfeld mit Energie. Was nach dem 3:0 aber nicht unerwähnt bleiben darf: Wirklich schwer hat es Costa Rica dem Barcelona-Star nicht gemacht.

Argentinien - Costa Rica 3:0

Das 4-3-3 im Barcelona-Stil hat bei Argentinien nun schon zweimal nicht funktioniert – und nachdem sich nun auch Spieler beklagt hatte, lenkte Batista doch ein. Er stellte Messi nominell von der Zehn auf den rechten Flügel, wiewohl Messi eher aus dem Halbfeld kam und die Flanke selbst eher Zabaleta überließ. Und Angel di María war erstmals in der Startelf. Estaunlicherweise aber nicht als linker Flügel (das war Agüero), sondern halblinks aus der Zentrale heraus kommend.

Endlich Breite

Die signifikanteste Änderung in der Spielweise der Argentinier war gegen die erwartungsgemäß eher defensiv ausgerichteten Costaricaner (von Cubero den gesperrten Guzman ersetzte und Elizondo den zuletzt mäßigen Madrigal, im Grunde aber alles gleich blieb) die Tatsache, dass es endlich echte Breite im Spiel nach vorne gab. Vor allem Mariano Zabaleta hielt sich viel in der gegnerischen Hälfte auf und bot sich für Messi als Anspielstation an.

Aber auch Zanetti bemühte sich auf der linken Flanke redlich, nach vorne zu gehen und sich anzubieten. Er musste auch nicht die ganze Flanke abdecken, weil Kun Agüero sehr viel weiter außen positioniert war als Messi auf der anderen, auch Higuaín bewegte sich viel und gut. Die Folge war ein dominanter Auftritt der Argentinier, die erstmals wirklich kompakt wirkten.

Di Marias ungewohnte Rolle

Vor allem aus dem Mittelfeld kamen viel mehr Impulse. Der Wechsel von den äußerst blassen Cambiasso und Banega zu den viel forscheren Gago (der seine defensivere Rolle gegen Elizondo hervorragend spielte) und vor allem Di María tat dem Spiel gut.

Er kam von innen und ging mit dem Ball nach außen, während Agüero vor ihm den entgegengesetzten Weg ging. So wurde die Schnittstelle zwischen der costaricanischen Dreierkette mit dem Wing-Back Salvatierro immer wieder aufgerissen und es entstand Platz im Strafraum.

Mangelnde Chancenverwertung

Nur eines muss sich das überzeugend auftretende Team aus Argentinien vor der Pause vorwerfen lassen: Dass aus den vielen Chancen nicht schon längst die überfällige Führung gefallen war. Vor allem Higuaín tat sich im Vernebeln bester Chancen hervor, Agüero ließ auch Möglichkeiten liegen, Burdisso traf nach einer Ecke nur die Latte.

Von Costa Rica war nicht allzu viel zu sehen: Elizondo kam nicht zur Entfaltung, Josué Martinez hatte gegen Di María große Schwierigkeiten, und Sechser Cubero wusste nicht so recht, wie er es gegen Messi anlegen sollte – orientierte er sich zu viel auf den Superstar, blieb die Zentrale blank. Leal wurde von Zabaleta extrem nach hinten gedrückt, Salvatierra war gegen Di María und Agüero heillos überfordert. Ledlglich Joel Campbell konnte zeigen, dass er durchaus großes Talent hat und mit dem Ball umgehen kann. Kaum anzunehmen, dass der 19-Jährige noch lange in seiner Heimat spielt.

Messi bekommt Platz und Unterstützung

Praktisch mit dem Halbzeitpfiff ging Argentinien dann doch noch in Führung – Goalie Moreira konnte einen satten Distanzschuss von Gago nur nach vorne abklatschen, Agüero stand richtig und ließ sich die Chance nicht nehmen. Mit dem Erfolgserlebnis und dem dank der starken ersten Hälfte gewonnen Selbstvertrauen ging der Gastgeber auch mit breiter Brust in die zweite Hälfte.

Wo sich Messi auch wegen eher ungeschickten Wechseln von Costa-Rica-Teamchef La Volpe (selbst Argentinier) noch besser zur Geltung kam: Aus der Dreierkette blieb Calvo draußen, dafür ging Cubero zurück, was in der Zentrale einiges an Platz öffnete. Zwar gingen abwechselnd Cubero und Acosta aus der Dreierkette nach vorne, so war aber weder das Mittelfeld wirklich abgesichert noch die Dreierkette komplett.

So hatte Messi mehr Platz zwischen den Reihen, in dem er arbeiten konnte, und zudem mit Zabaleta auf der einen Seite, Di María und Agüero auf der anderen und Higuaín vorne auch immer anspielbare Optionen. Und der Zehner nützte es weidlich aus, endlich in der Wohlfühlzone angekommen zu sein. Messis Pass auf Agüero in der 53. Minute bereitete das 2:0 vor, zehn Minuten später schloss Di María eine recht baugleiche Situation mit einem krachenden Schuss zum 3:0 ab. Schon zuvor war ein klarer Strafstoß an Higuaín nicht gegeben worden.

Spiel entschieden

Womit das Spiel entschieden war und La Volpe mit Vallé (statt Elizondo) nun doch wieder einen Sechser einzog, um nicht vollends unter die Räder zu kommen. Schließlich kann auch die Tordifferenz entscheiden, wenn es darum geht, welche Gruppendritte noch ins Viertelfinale einziehen.

Auch Batista sah, dass das Spiel gelaufen war und verhalf Pastore (für Higuaín) und Biglia (für Di María) zu ihren ersten Auftritten bei dieser Copa, stellte sein System auf ein 4-3-1-2 um. Messi orientierte sich mehr zu Agüero in die Spitze, Pastore agierte als Zehner dahinter. Was der schmale Mann von Palermo kann, wurde in den Minuten, in denen er in einem längst entschiedenen Spiel ran durfte aber nicht klar.

Nur der dann noch vor Agüero eingewechselte Lavezzi durfte nach dem Spiel frustriert sein. Erst ging ein Schuss von ihm an den Pfosten, und dann holte er sich mit einem absolut sinnlosen Foul im Mittelfeld in der 92. Minute auch noch eine gelbe Karte ab. Womit er im Viertelfinale gesperrt sein wird…

Fazit: Die Albiceleste zeigt, was sie können könnte

Das dritte Spiel der Argentinien, und zum ersten Mal hatte man den Eindruck, dass da eine funktionierende Mannschaft auf dem Platz stand. Vor allem Messi genoss es sichtlich, endlich einmal etwas Hilfe vom Flügel zu bekommen und sich gut bewegende Mitspieler um ihn herum befangen. Der Unterschied zwischen Cambiasso/Banega hinter ihm zu Gago/Di María ist eine wie Tag und Nacht. Agüero machte eine starke Partie, und auch Higuaín bewegte sich sehr gut und arbeitete viel, lediglich seine Chancenverwertung war schwach.

So dürfte Batista im Spiel der letzten Chance doch noch die Kurve gekriegt und eine Formation gefunden zu haben, in der Messi funktionert. Allerdings muss man dazusagen, dass die frisierte U23 von Costa Rica eigentlich kein Gradmesser sein darf und im Viertelfinale (geht alles nach Papierform, gegen Uruguay) sicher nicht mehr so unglaublich viel Platz zwischen den Reihen vorhanden sein wird, in dem Messi agieren kann.

Und Costa Rica? Hat sich im Rahmen der Möglichkeiten bei dieser Copa recht ordentlich präsentiert und darf dank des Sieges gegen Bolivien noch vom Viertelfinale träumen. Das wird erreicht, wenn Paraguay gegen Venzuela verliert. Und zwar nur dann. Allzu wahrscheinlich sieht das aber nicht aus.

(phe)

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Copa, Tag 6: Bolivien bricht zusammen https://ballverliebt.eu/2011/07/08/copa-tag-6-bolivien-bricht-zusammen/ https://ballverliebt.eu/2011/07/08/copa-tag-6-bolivien-bricht-zusammen/#respond Fri, 08 Jul 2011 00:35:13 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5142 Copa, Tag 6: Bolivien bricht zusammen weiterlesen ]]> Zwei rote Karten, und eine fällige dritte nicht gegeben. Einen Elfer hergegeben. Keinerlei Fähigkeit zum Gestalten des Spiels gezeigt. Ja, Bolivien machte klar, warum man seit langem meilenweit von einer WM-Quali entfernt ist. Costa Rica musste die Fehler im Grunde nur ausnützen.

Bolivien - Costa Rica 0:2

Spiel selbst gestalten? Schwierig. Schnell wurde die wenig überraschende Tatsache erkennbar, dass sich sowohl die Bolivianer als auf die Costaricaner deutlich leichter tun, wenn sie den Gegner erwarten und aus einer sicheren Defensive heraus kontern können. Boliviens Teamchef Quineros entschied sich, Edivaldo statt als hängender Spitze auf dem rechten Flügel einzusetzen, Juan Arce agierte versetzt hinter Marcelo Moreno vorne. Das hatte zur Folge, dass Pedro Leal, der linke Flügelspieler von Costa Rica, weniger ins Spiel nach vorne eingreigen konnte und Madrigal ziemlich auf sich alleine gestellt war.

Wenig Inspiererendes

Die Bolivianer stellten mit einem flachen Mittelfeld das Zentrum defensiv zu und versuchten, das Spiel über die Flügel nach vorne zu tragen, vornehmlich über die Seite von Edivaldo Rojas. Weil aber keiner der beiden Außenverteidiger wirklich mithalf, sondern weiterhin auch die Sicherheit im Vordergrund stand, fehlte es am Nachdruck und so kamen auch nur wenige Chancen zu stande. Und wenn doch, wurden sie eher stümperhaft vergehen (Moreno tat sich da wieder einmal hervor). Auch Standards, von denen es insehr viele gab, wurden variantenlos einfach vor das Tor gedroschen, wo die Verteidigung von Costa Rica wenig Probleme damit hatte.

Der Underdog, das verstärkte U23-Team aus Costa Rica, versuchte bei Ballgewinn schnell umzuschalten, allzu oft kam aber der lange Ball auf Sturmspitze Joel Campbell. Leal war gebunden, auch von der anderen Flanke kam wenig und Josué Martínez, der die hängende Spitze gab, vermochte nicht, das Mittelfeld wirklich mit Campbell zu verbinden. Auch Costa Rica brachte kaum etwas zu Stande, wenn es die Möglichkeit gab, selbst einen Angriff aufzubauen.

Neuer Mann bringt Sicherheit für Costa Rica

Für die zweite Hälfte beorderte Quinteros seine Außenverteidiger doch ein wenig weiter nach vorne, was auch ein, zwei akzeptable Chancen nach sich zog. Die nachhaltigere Änderung geschah aber bei Costa Rica: Teamchef La Volpe brachte Guevara statt des aufgeriebenen Madrigal, und der neue Mann konnte Bälle viel besser behaupten. So kam Sicherheit ins Mittelfeld des Außenseiters, strukturiertere Angriffe waren die Folge.

Schon in Minute 56 hatte Campbell eine gute Chance, vier Minuten später war es dann soweit: Guevara wurde von der bolivianischen Defensive völlig allein gelassen, seinen Querpass verwandelte Josué Martínez locker zum 1:0. Bolivien reagierte mit mehr Nachdruck nach vorne, lief aber nur wenige Minuten nach dem Rückstand in einen Konter, den Rivero auf der Linie nur per Hand klären kann – rote Karte, Elfmeter. Nur, weil Arias sowohl Strafstoß als auch den Nachschuss von Guevara parierte, blieb Bolivien noch in der Partie.

Die Grünen drücken den Selbstzerstörungsknopf

Aber nicht für lange, denn Bolivien brach nun völlig in sich zusammen, mit Walter Flores sah eine Viertelstunde vor Schluss wegen Nachtretens der zweite Bolivianer Rot. Unmittelbar danach krönte Campbell seine gute Leistung mit dem 2:0 – was natürlich die endügltige Entscheidung war. Die Bolivianer versuchten mit einem 3-3-2 zu retten, was nicht mehr zu retten war. Und hatten noch Glück, dass nach einem Ellbogen-Check von Gutiérrez nicht noch ein dritter Spieler vom Platz flog.

Fazit: Costa Rica durfte kontern, Bolivien offensiv hilflos

Gegen Argentinien konnte sich Bolivien noch reinstellen und abwarten. Gegen Costa Rica waren sie selbst gefordert und konnten mit dieser Bürde überhaupt nicht umgehen. Aus dem Spiel heraus fehlte es am Plan, wie die Spitzen versorgt werden sollten, und kamen Arce und vor allem Moreno doch mal an den Ball, vergaben sie stümperhaft. Und nach dem Rückstand brachen sie auch nervlich in sich zusammen. So musste Costa Rica eigentlich nichts besonderes tun, außer die Contenance zu bewahren, gegen eine harmlose Mannschaft sicher zu stehen und gut zu kontern. Mehr war nicht notwendig, um zu einem hochverdienten Sieg zu kommen.

(phe)

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Copa, Tag 2 – Phase des Chaos bestraft https://ballverliebt.eu/2011/07/03/copa-tag-2-phase-des-chaos-bestraft/ https://ballverliebt.eu/2011/07/03/copa-tag-2-phase-des-chaos-bestraft/#respond Sun, 03 Jul 2011 10:52:36 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5097 Copa, Tag 2 – Phase des Chaos bestraft weiterlesen ]]> Geheimtipp Kolumbien? Mit einem matten Auftritt gegen Costa Rica hielten Falcao und Co. diese Rolle erfolgreich geheim. Ohne Tempo und ohne Inspiration brauchte es einen Ausschluss und folgendes Chaos beim Underdog, um zu einem 1:0-Erfolg zu kommen.

Kolumbien - Costa Rica

Ein mit Spielern in Europas Top-Ligen gespicktes Team auf der einen Seite, eine mit drei älteren Spielern verstärkte U23-Olympiaauswahl auf der anderen – eine klare Sache? Nur auf dem Papier. Denn Costa Rica machte Kolumbien das Leben deutlich schwerer als erwartet.

Kolumbiens Hernán Dario Gómez, der neben seiner Heimat (1998) auch Ecuador (2002) zur WM geführt hatte, schickte sein Team in einem 4-1-4-1 auf’s Feld, in dem Gustavo Bolívar als Sechser sehr tief stand. Über die Flügel sollten Dayro Moreno und Adrian Ramos für Betrieb sorgen, das klappte aber überhaupt nicht.

Räume eng im Zentrum, Räume eng auf den Flügeln

Ricardo la Volpe – der kettenrauchende Teamchef des Underdogs ist seit der WM 2006, als er Mexiko betreute, vor allem in deutschen Sprachraum als „El Fluppe“ bekannt – ließ sein junges Team in einem 3-1-4-2 auflaufen. Was die Mannschaft aus Costa Rica gut spielte und überall die Räume eng machte: In der Zentrale mit drei Mann plus den beiden Stürmern, die sich weit zurückzogen. Auf den Flügeln auch, indem im Notfall immer drei Mann Ramos und Moreno daran hinderten, zur Grundlinie durchzugehen: Der Wing-Back, der schnell nach außen rückende Mann im Halbfeld und schließlich auch der Vertreter aus der Dreier-Abwehr. Diese wiederum nahm Radamel Falcao quasi in den Kessel und ließ dem Porto-Superstürmer überhaupt keine Chance zur Entfaltung.

So schoben sich Yepes, Perea und Bolívar die Bälle hin und her, bis einer – meist Bolívar – den langen Ball auf die Flügel versuchte. Und dieser kam fast nie an. Costa Rica selbst allerdings schaltete nach Ballgewinn blitzschnell um und stürmte mit mindestens vier Mann, mitunter auch mehr, schnell in die sich noch sortierende kolumbianische Abwehr nach vorne. So kam der Favorit, trotz deutlichem Plus an Ballbesitz, kaum zu Chancen, während die Costaricaner mit ihren Gegenstößen eine ständige Gefahr ausstrahlten.

Ausschluss und Umstellungen

Nach einer halben Stunde sah der Costaricaner Randall Brenes nach einem Tritt auf Pereas Knie die rote Karte, was bei beiden Teams Umstellungen zur Folge hatte. Bei Costa Rica rückte nun Calvo immer wieder ins Mittelfeld auf, Leal ließ sich dafür zurückfallen und spielte den linken Mann in der Dreierkette, bzw. einen Linksverteidiger, wenn Calvo aufgerückt und auf der rechten Seite Salvatierra tief agierte. Das System bei Costa Rica schwankte nun zwischen einem 3-5-1 und einem 4-4-1, je nachdem, wo sich Calvo gerade aufhielt.

Auch Hernán Dario Gómez reagierte auf das unbefriedigende Spiel seiner Mannschaft und auf den dezimierten Gegner: Er nahm Aguilar vom Platz und brachte mit England-Legionär Rodallega eine zweite Sturmspitze zu Falcao, stellte gleichzeitig auf 4-4-2 um. So brachte er, weil Guarín nun auf einer Höhe mit Bolívar spielte, mehr Kontrolle ins Zentrum und sorgte für kürzere Passwege auf die Flügel, und hatte zudem eine zusätzliche Anspielstation in der Spitze.

Guaríns größte Stärke: Tore auflegen

Die Vorstöße der Costaricaner gingen deutlich zurück, auf den Flügeln wurde es etwas luftiger und Kolumbien hatte da mehr Platz, zudem wirkte der Außenseiter durch die etwas unklare Rolle von Calvo nicht immer so kompakt wie vor dem Ausschluss. Was seltsam ist, schließlich wurde ein Stürmer ausgeschlossen, was üblicherweise auf die Abwehrformation ja keine Auswirkungen hat.

So oder so, Guarín machte kurz vor dem Pausenpfiff, was er auch in einer starken Saison beim FC Porto am besten macht: Durch kluge Pässe Tore vorbereiten. So fand einer seiner Steilpässe den die Abseitsfalle einer in dieser Situation etwas porösen Abwehr austricksenden Ramos, der ohne Mühe zum 1:0 verwertete.

Ordnung wieder hergestellt

2. Halbzeit

In der Pause beendete La Volpe die 15-minütige Phase der Unordnung und brachte wieder Linie in das Spiel der Seinen. Calvo blieb wieder brav hinten in der Dreierkette, die Wing-Backs orientierten sich überwiegend defensiv, und eine offensive Raute sollte das kolumianische Mittelfeld unter Druck setzen, wie das in der ersten halben Stude so gut geklappt hatte. Elizondo kam für die Position ganz vorne.

Und sofort taten sich die Kolumbianer wieder schwer. Es fehlte das Tempo, um die Costaricaner auseinander zu reißen, zudem hatten diese wieder überall auf dem Feld eine Überzahl hergestellt – trotz des Ausschlusses in der ersten Halbzeit. Falcao und Rodallega standen gegen drei Verteidiger, Guarín und Bolívar standen gegen vier Mittelfeldspieler.

Zu wenig über die Flügel, zu wenig Tempo

Vor allem von Armero und Zuñíga kam viel zu wenig. Sie hätten Moreno und Ramos auf den Flügeln unterstützen müssen, statt dessen blieben sie vorsichtig und zurückhaltend.

So fehlte es Kolumbien an der Breite, und am Tempo sowieso. Sie spürten, dass man von Costa Rica keine Druckphase mehr befürchten musste und verwalteten die Führung etwas behäbig über die Zeit. Und als Gómez eine Viertelstunde vor Schluss Falcao rausnahm und Elkin Soto neben Bolívar in die Mittelfeld-Zentrale stellte, somit wieder zurückging auf ein etwas verwaschenes 4-1-4-1, war das auch ein Signal an die Mannschaft: Lasst es bleiben, das passt schon.

Fazit: Kolumbien wird sich steigern müssen

Es war im Endeffekt ein verdienter Arbeitssieg, aber die Leistung der Kolumbianer war alles in allem schon enttäuschend. Es ist das wohl am besten besetzte Team aus dem Land seit der Blütezeit des Narco-Fútbol bis Mitte der 90er-Jahre, da darf und muss man mehr erwarten als einen mühsamen 1:0-Erfolg gegen eine dezimierte U23-Mannschaft aus Costa Rica. Vor allem das Tempo und das Spiel über die Flügel fehlte.

Costa Rica hingegen zeigte sich durchaus couragiert und schaffte es erfolgreich, den Kolumbianern das Leben schwer zu machen: Gute Raumaufteilung, schnelle Gegenstöße. Was den Mittelamerikanern letztlich zum Verhängnis wurde, war die viertelstündige Phase der Unordnung zwischen Ausschluss und Halbzeit. Dennoch haben sie sich besser verkauft, als das zu erwarten gewesen wäre.

(phe)

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Verunsicherte, Experimentierende und heiße Außenseiter – Vorschau zur Copa America https://ballverliebt.eu/2011/07/01/verunsicherte-experimentierende-und-heise-ausenseiter-vorschau-zur-copa-america/ https://ballverliebt.eu/2011/07/01/verunsicherte-experimentierende-und-heise-ausenseiter-vorschau-zur-copa-america/#comments Fri, 01 Jul 2011 08:08:56 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5078 Verunsicherte, Experimentierende und heiße Außenseiter – Vorschau zur Copa America weiterlesen ]]> Als ob Gastgeber Argentinien nicht so recht an eine Euphorie geglaubt hat… Die Copa America 2011 sieht nur ein einziges Spiel, das Finale, in Buenos Aires, dafür kommen Provinzstädte wie Jujuy, Salta und San Juan zu Ehren. Sportlich ist der Veranstalter Favorit – aber einer mit Fragezeichen. Das steht aber nicht nur beim argentinischen Team.

Argentinien ist Gastgeber, Argentinien ist der Topfavorit, im Vorfeld wird nur über die Albiceleste berichtet – nur im Land des Veranstalters kommt man nach der beinahe nationalen Katastrophe des River-Abstiegs erst langsam zu sich. Für Teamchef Sergio Batista ist es ein Jahr nach Amtsübernahme eine zwiespältige Situation: Einerseits muss er den ersten Titel seit 1993 holen, andererseits will er schon in Richtung WM 2014 aufbauen und ein wenig experimentieren.

Gruppe A: Eine Barça-Kopie für Messi

Bei der Copa wird es Batista mit einem 4-3-3 versuchen, in dem Messi die falsche Neun gibt, also genau wie bei Barcelona. Nur: Ob ihn Mascherano, Cambiasso und Banega genauso bedienen können wie Xavi, Iniesta und Busquets bei den Katalanen? Nicht das einzige Fragezeichen. Offen ist auch die Frage, wer auf den Flügeln spielt. Batista wollte eigentlich Mega-Talent Pastore als Mann hinter einem höher stehenden Messi aufbauen, auf dem Flügel ist das schmächtige Kerlchen von Palermo eher nicht zu Hause. Tévez hat nicht das beste Verhältnis mit Batista, seit er offen für Madarona Partei ergriffen hatte. Milito und Higuaín sind im Zentrum stärker, Agüero genauso. Lavezzi und Di María düfen sich da größere Hoffnungen machen. Dazu kommt eine Defensive, die große Kopfschmerzen bereitet. Mit dem Duo Burdisso/Milito innen, und Rojo und dem antiken Javier Zanetti auf den Außen ist man hier nicht übertrieben gut besetzt…

Immerhin, in der Gruppe gibt es nur einen nennenswerten Gegner – Kolumbien. Das Team um Porto-Superstürmer Radamel Falcao ist nicht zu unterschätzen, zumal das Team fast schon sprichwörtlich stark in der Defensive steht. Argentiniens Auftaktgegner Bolivien wird wie seit der WM-Teilnahme 1994 eigentlich immer kaum eine Rolle spielen, die Gäste aus Costa Rica füllen auch eher das Feld auf, als dass sie eine wirkliche Chance hätten.

Gruppe B: Menezes testet

Brasiliens Teamchef Mano Menezes ist in einer eher luxuriösen Situation – und dann auch wieder nicht. Für die Seleção sind es die letzten Bewerbsspiele für zwei Jahre, bis zum Confed-Cup 2013. Die nützt Menezes, um kräftig zu experimentieren und viele Junge einzubauen: Neymar und Ganso springen da in erster Linie ins Auge, André Santos und Thiago Silva hinten, Pato vorne. Auch, wenn das in Brasilien keiner offen sagt, aber Menezes muss die Copa nicht gewinnen, und läuft alles normal, wird er sie auch nicht gewinnen. Aber wichtige Erkenntnisse wird er schon mitnehmen.

Paraguay ist bei der WM ins Viertelfinale gekommen, ohne etwas Außergewöhnliches dafür tun zu müssen und ohne annähernd das Potential auszuschöpfen, außerdem ist Erfolgs-Teamchef Gerardo Martino geblieben, sodass von diesem Team einiges zu erwarten ist. Ecuador will nach der verpassten WM wieder Schwung aufnehmen – vor allem über den Flügel von Antonio Valencia. Und von Venezuela soll nach starken Ergebnissen im Nachwuchsbereich in Zukunft einiges zu sehen, aber ob das schon bei dieser Copa etwas wird? Die Gruppengegner sind schon stark…

Gruppe C: Die heißen Geheimtipps

Uruguay und Chile – zwei der ganz großen positiven Überraschungen bei der WM! Und beide rechnen sich gute Chancen aus, den experimentierenden Brasilianern und den verunsicherten Argentiniern den Titel weg zu schnappen. Chile versucht das mit Arturo Vidal und Alexis Sánchez, aber ohne den im Streit mit dem Verband abgewanderten Ex-Teamchef Marcelo Bielsa – Nachfolger Claudio Borghi lässt nicht ganz so spektakulär spielen wie „El Loco“, aber die Chilenen müssen dennoch als möglicher Kandidat auf ein gutes Abschneiden gelten, zumal die Gruppenspiele alle in Andenstädten unweit der chilenischen Grenze stattfinden.

Und der WM-Vierte aus Uruguay ist natürlich auch nicht zu unterschätzen. Bei der Celeste gibt es aber einen signifikaten Unterschied zur Weltmeisterschaft: Nach einem schrecklichen Jahr bei Atlético Madrid ist nicht mehr Diego Forlán der Mann, auf den sich alles konzentriert, sondern Edinson Cavani. Der langhaarigen Superstürmer von Napoli hat eine sensationelle Saison hinter sich und strotzt vor Selbstvertauen, so ist es ihm durchaus zuzutrauen, sein Team weit zu führen.

Degegen wird Peru eher ein Prügelknabe werden: Mit Claudio Pizarro und Jefferson Farfán fallen dem eh schon schlechtesten südamerikanischen Team der letzten Jahre auch noch die besten Spieler verletzt aus. Und Mexiko wird nach dem Sieg beim Gold-Cup eher mit einer B-Truppe daherkommen – etwa ohne Javier Hernández, ohne Salcído, ohne Rafa Márquez, ohne Torrado. Die Tri nimmt das Turnier eher mit, aber nicht so richtig ernst.

Mit dem Match Argentiniens gegen Bolivien geht es also los. Eine vermeintlich leichte Aufgabe zum Start für den Favoriten. Was aber auch die Gefahr birgt, dass bei einer Niederlage der Katzenjammer nach dem River-Abstieg nahtlos verlängert wird…

(phe)

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