3-4-3 – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 10 Oct 2016 22:32:53 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.1 Diskussion: Wie ich Österreich gerne sehen würde https://ballverliebt.eu/2016/10/10/diskussion-wie-ich-oesterreich-gerne-sehen-wuerde/ https://ballverliebt.eu/2016/10/10/diskussion-wie-ich-oesterreich-gerne-sehen-wuerde/#comments Mon, 10 Oct 2016 15:00:32 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13184 Heute einfach mal ein loses Gedankenspiel. So in der Art würde ich Österreich in naher Zukunft einfach gerne einmal spielen sehen:

 Gedankenspiel: Österreich 3-4-3
Gedankenspiel: Österreich in einem 3-4-3

Koller hat mir in einem Interview schon 2014 Überlegungen in Bezug auf eine Dreierkette bestätigt, bisher ist in dem Bereich aber noch wenig passiert. Bis man plötzlich bei der EURO gegen Island ein gar nicht so unähnliches System wie meines oben ausgepackt hat – was allerdings panisch und unvorbereitet wirkte und deshalb nicht funktionierte.

Warum jetzt? Man wird im kommenden Jahr noch einmal gegen Serbien und Wales spielen müssen. Beide haben ein sehr breites System und Österreich hat gerade gegen Serbien gezeigt, dass man aus derm 4-4-1-1 heraus darauf nicht reagieren konnte. Gegen Wales klappte das zwar besser, aber die Briten werden mit Ramsey im Rückspiel wohl auch mehr offensive Gefahr ausstrahlen und mehr Tempo mitbringen.

Österreich steht vor einem kleinen Fenster

Darauf sollte man vorbereitet sein. Wahrscheinlich sollte Österreich noch nicht gegen Irland in einer derartigen Formation auflaufen. Aber für Österreich folgen in den drei Spielen danach zwei Testspiele (Slowakei, Finnland) und ein „einfaches“ Heimspiel gegen Moldawien (und dann wäre vor dem Irland-Rückspiel im Juni entweder ein langer Lehrgang oder noch ein Test drinnen). Das ist die Zeit, in der man sich weiterentwickeln kann und muss.

Koller deutete mit seinem Rückgriff bei der Euro an, dass diese Richtung auch für ihn Sinn ergibt. Durch personelle Umstellungen – etwa Janko im Sturm, statt Schöpf als falscher 9 – wäre eine 3-4-3-Fomration auch im Rahmen der Personalmöglichkeiten flexibel spielbar. Das heißt nicht, dass eine solche Variante dann zum Standard werden muss. Im 4-2-3-1 hat Österreich durchaus Stärken (und ich bin eben auch nicht unter allen Umständen ein Fan davon, Alaba nach außen zu versetzen), die man nicht komplett über den Haufen werfen sollte. Aber es gibt auch ein paar Stärken, die man darin nicht ausspielen kann. Dazu gehört etwa das große Angebot an zentralen Verteidigern und Mittelfeldspielern, bei gleichzeitigem Mangel an klassischen Außenverteidigern und Mittelstürmern. Und es gibt augenscheinlich auch ein paar Situationen auf die man damit nicht zu reagieren im Stande ist.

So würde ich mir Österreichs zweites Gesicht zumindest als Couch-Teamchef am Reißbrett ausmalen.

Eine Diskussion darüber würde mich freuen. Was haltet ihr davon? Oder wie würdet ihr euch die Zukunft des Teams vorstellen?

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Das Imperium schlägt zurück: Die alte Garde schießt Chelsea zum 4:1-Sieg https://ballverliebt.eu/2012/03/15/das-imperium-schlagt-zuruck-die-alte-garde-schiest-chelsea-zum-41-sieg/ https://ballverliebt.eu/2012/03/15/das-imperium-schlagt-zuruck-die-alte-garde-schiest-chelsea-zum-41-sieg/#respond Wed, 14 Mar 2012 23:49:19 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6863 Das Imperium schlägt zurück: Die alte Garde schießt Chelsea zum 4:1-Sieg weiterlesen ]]> Vor allem mit Drogba, Lampard und Terry war Ex-Chelsea-Coach Villas-Boas auf Crash-Kurs. So ist es wohl durchaus bezeichnend, dass genau diese drei im ersten wirklich wichtigen Spiel nach der Entlassung des Portugiesen so richtig aufgeigten, drei der vier Tore schossen und das ganze Team mitreißen konnten. Das Aus in der Champions League gegen Napoli konnten die Blues in einem unterhaltsamen Spiel gerade noch verhindern.

Chelsea FC - SSC Napoli 4:1 n.V.

Die ersten beiden Spiele unter Roberto di Matteo hat Chelsea gewonnen – aber so wichtig das 2:0 im Cup bei Birmingham City und das 1:0 gegen Stoke in der Liga auch waren, in der Champions League wartete gegen Napoli das wohl wirklich entscheidende Spiel für den weiteren Saisonverlauf die Blues, zehn Tage nach der Entlassung von André Villas-Boas.

Das System vom Interims-Coach

Di Matteo – der als Spieler 1998 beim letzten Europacup-Triumph von Chelsea dabei war und als Trainer vor anderthalb Jahren West Brom in die Premier League geführt hatte – ging vom 4-3-3 ab, das Villas-Boas verwendet hatte, und stellte das Team auf ein 4-2-3-1 um. Essien fungierte dabei als tief stehender Sechser, währen Frank Lampard aus der Tiefe heraus immer wieder weit mit nach vorne ging, um Zehner Juan Mata gegen die beiden defensiven Mittelfeld-Spieler von Napoli zu unterstützen.

Oftmals spielten Mata und Drogba annähernd auf einer Höhe, dazu gestellte sich noch Sturridge auf der rechten Seite. Das machte, rein numerisch gesehen, durchaus Sinn: Gegen die Dreierkette von Napoli, die defensiv natürlich schnell zur Fünferkette wird, empfielt es sich, mit vielen, hoch stehenden Spielern zu agieren. Aber das alleine war es nicht, was Chelsea die Kontrolle bescherte.

Die Flügel von Chelsea

Sondern auch, dass man das Zentrum bearbeitete, ohne dabei auf die Außen zu vergessen. Man City machte beim 1:1 im Gruppenspiel den Fehler, nur das Zentrum zu bevölkern, aber nicht Napolis Wing-Backs außen zu binden – darauf achtete Chelsea hier sehr wohl. So blieb zwar Ramires, nominell auf dem linken Flügel aufgeboten, zumeist recht weit von der Außenbahn weg – nur wenn defensiv notwendig, bewegte er sich dort hinaus.

Dafür bearbeitete Ashley Cole dort Christian Maggio (und nach dessen verletzungsbedingter Auswechslung Juan Camilo Zuñíga). Auf der rechte Seite blieb Sturridge eher draußen gegen Zuñíga (und später eben Dossena), weshalb Ivanovic in dieser Phase nicht ganz so viel nach vorne unternahm wie Cole.

Napoli lauert auf Gegenstöße

Napoli ließ Chelsea mit dem 3:1 aus dem Hinspiel im Rücken recht bereitwillig den Ball und lauerte, wie es das Spiel dieser Mannschaft nun mal ist, auf schnelle Gegenstöße. Gegen das zwar optisch dominante, aber nicht besonders schnelle Aufbauspiel von Chelsea hatten die Italiener wenig defensive Probleme und es gelang immer wieder, das ungemein flinke Trio vorne einzusetzen.

Dort ließ sich vor allem Hamšík immer wieder fallen, um anspielbar zu sein und vorne Cavani und den etwas passiveren Lavezzi einzusetzen. Chelsea hatte so ein spielerisches Übergewicht, aber Napoli stellte einen steten Gefahrenherd dar und hatte einige sehr gute Chancen, die nur knapp nicht zum Tor führten. Wenn dazu Gelegenheit war, ging das Offensiv-Trio der Italiener auch die ballführenden Gegenspieler an, was Chelsea zumindest phasenweise ein wenig aus dem Rhythmus brachte.

Schwäche bei Flanken in den Strafraum

Das 6:3 von Napoli zuletzt in der Serie A gegen Cagliari hat nicht nur gezeigt, dass man vorne bärenstark ist, sondern auch, wo die Schwäche liegt: Bei Flanken in den Strafraum und Kopfbällen. Alle drei Gegentore gegen Cagliari fielen aus Kopfbällen, und nach einer halben Stunde fand eine Flanke von Ramires (der von Maggio nicht konsequent genug attackiert wurde) den Kopf von Didier Drogba, und der Ivorer traf zum 1:0.

Ein Treffer, der bei Napoli sichtlich Wirkung hinterließ. Die Verletzung von Maggio und der dadurch nötige Wechsel waren sicher auch ein Faktor, aber vor allem im Zentrum – Gargano und Aronica seien hier erwähnt – blieb Napoli nun vermehrt zu weit vom Gegenspieler weg, die Sicherheit im Passspiel schwand merklich und ein zweites Gegentor vor der Pause schien alles andere als unwahrscheinlich.

Wieder ein Kopfball – und die krachende Antwort darauf

Aber es dauerte bis kurz nach der Pause, als Hugo Campagnaro – der linke Mann in Napolis Dreierkette – den Blues das 2:0 schenkte. Erst verursachte er nach einer Flanke (auf dieses Mittel setzte Chelsea nun natürlich vermehrt) aus seiner Verunsicherung heraus einen unnötigen Eckball, und bei dem ließ er dann auch noch John Terry laufen – das verdiente 2:0 für die Hausherren. Und wie schon das erste Tor wurde es von einem Akteur aus jener „alten Garde“ erzielt, die gemeinhin als die Hauptverantwortlichen für Villas-Boas‘ Rauswurf ausgemacht worden waren.

Napoli war nun gezwungen, wieder aktiver am Spiel teilzunehmen und Gökhan Inler, Kapitän der Schweizer Nationalmannschaft, ging mit seiner Energie aus dem Zentrum dabei voran. Nicht nur, dass er nun deutlich Verantwortung übernahm und die Intensität erhöhte, nein, er sorgte mit seinem krachenden Weitschuss-Tor aus 20 Metern auch dafür, dass Napoli nun wieder weiter wäre und Zwang somit Roberto di Matteo zum Handeln.

Torres kommt rein

Ab ca. 60. Minute

Dieser brachte Fernando Torres ins Spiel, der seit Oktober auf einen Torerfolg wartet. Für ihn musste Sturridge weichen und aus dem System wurde nominell ein 4-4-2. Weil aber Mata sich nicht allzu viel auf der rechten Seite aufhielt und in sich immer wieder in die Zehner-Position orientierte, musste Branislav Ivanovic die komplette rechte Seite übernehmen. Das machte der Serbe von seiner Präsenz her auch sehr gut, allerdings waren seine Flanken und seine Zuspiele zumeist sehr ungenau. So war Dossena beschäftigt, aber Torgefahr ging davon nicht aus.

Torres selbst spielte um Drogba herum und versuchte, die Kanäle zwischen Napoli-Abwehr und dem defensiven Mittelfeld der Italiener zu nützen. Das machte er recht ordentlich, er bot sich immer als Anspielstation an und arbeitete gut, aber echte Gefahr für das Napoli-Tor ging auch von ihm nicht aus. So brauchte es bei allem spielerischen Übergewicht, das Chelsea entwickelte, einen Hand-Elfmeter. Diesen verwandelte mit Frank Lampard der dritte aus der alten Garde mit voller Wucht. Das 3:1 aus dem Hinspiel war egalisiert, es ging in die Verlängerung.

Chelsea mit mehr Qualität von der Bank

Dort mussten die Mannschaften merklich der extrem hohen Intensität der vorangegangenen 90 Minuten Tribut zollen. Di Matteo nahm dabei aber einen guten Wechsel vor: Für Mata brachte er Malouda. Der Franzose ging nun auf die linke Seite und machte einen guten Job, wenn es darum ging, Bälle zu behaupten Gegenspieler zu binden. Ramires wechselte auf die rechte Seite und übernahm dort die spielerische Verantwortung, nachdem Bosingwa dort Ivanovic ablöste (Terry musste raus, Ivanovic ging in die IV).

So schaffte es Chelsea gut, die Abwehr von Napoli auseinander zu ziehen und versuchte weiterhin, mit Flanken die Schwäche im Zentrum der Italiener auszunützen – was in der 105. Minute durch ein Tor von Ivanovic nach Drogba-Flanke zum 4:1 ausgenützt wurde. Was die Vorentscheidung war: Denn bei Napoli war das Offensiv-Trio müdegelaufen – ohne die defensiv gebundenen Wing-Backs waren sie zumeist auf sich alleine gestellt. Mit Pandev und Jungstar Vargas fehlte es aber an den Ideen, zudem machte der im Saisonverlauf oft (und auch zu Recht) viel gescholtene David Luiz eine herausragende Partie.

Fazit: Der Wille, der unter Villas-Boas fehlte

Roberto di Matteo hat sein Team taktisch richtig eingestellt, erkannte die Schwächen von Napoli und bohrte diese entsprechend an, nahm die Wing-Backs der Italiener aus dem Spiel und isolierte damit deren Offensiv-Trio ganz gut. Aber: Viel entscheidender als das war die Tatsache, dass die Spieler von Chelsea mit einem Schwung, einem Willen und einer inneren Überzeugung aufgetreten sind, wie sie es unter André Villas-Boas praktisch nie gemacht haben.

Dieser Wucht war Napoli über die 120 Minuten gesehen ganz einfach nicht gewachsen. Es fehlte so ein wenig der Plan B als sich immer mehr abzeichnete, dass man nach vorne ohne nach vorne marschierende Flügelspieler kaum die Mittel hatte, das gefürchtete Trio Hamšík/Cavani/Lavezzi entsprechend einzusetzen. Was eine ähnliche Erkenntnis bringt wie vor einem Jahr nach dem Aus in der Europa League: Napoli hat sich ohne Frage extrem verbessert, in den letzten 13 Monaten, aber ein absolutes europäisches Spitzenteam ist man eben doch (noch) nicht.

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Erst im Schock, dann ohne Hirn nach vorne – U21 verliert 0:2 gegen Bulgarien https://ballverliebt.eu/2011/11/10/erst-der-schock-dann-ohne-hirn-nach-vorne/ https://ballverliebt.eu/2011/11/10/erst-der-schock-dann-ohne-hirn-nach-vorne/#respond Thu, 10 Nov 2011 19:00:52 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6045 Erst im Schock, dann ohne Hirn nach vorne – U21 verliert 0:2 gegen Bulgarien weiterlesen ]]> Zum EM-Qualifikationsspiel der österreichischen U21 gegen Bulgarien (0:2) verlieren wir heute nicht viele Worte, haben aber zwei Animationen für euch vorbereitet, die das Problem der Österreicher nach dem schnellen 0:2-Rückstand aufzeigen sollen.

Österreich - Bulgarien (U21, EM Quali): Spielaufbauproblem der Österreicher

Österreichs 4-4-2 verwandelte sich in der Vorwärtsbewegung (die es bei zeitweise über 70 Prozent quasi immer gab) erst in ein 3-4-3, dann sogar in ein 3-2-5. Das Problem war der hirnlose Sturm nach vorne, der der Spielmacherrolle von Holzhauser völlig den Boden unter den Füßen wegzog. Wenn er den Ball bekam, waren längst alle Stürmer angekommen, zugedeckt und im Stillstand. Nur Linksverteidiger Farkas war zu diesem Zeitpunkt noch im Vorwärtsgang, der weite Pass auf ihn allerdings schwierig. Meist war dem Stuttgarter nur der Alibischupfer auf Schwab möglich, der dann vorm selben Problem stand. Beim Versuch den recht weiten Pass auf die Außenposition zu spielen schossen die Bulgaren dazwischen und konterten blitzschnell.

Die versuchte Lösung des Problems bot ein nachrückender Innenverteidiger (das Wort Konter hier bitte einfach ignorieren)

Dilaver deutete die „Lösung“ des Problems schon in der ersten Hälfte nach einer halben Stunde an, indem der Innenverteidiger aufrückte und in der Mitte das Spiel weniger ausrechenbar bzw. optionenreicher machte. In der zweiten Hälfte stellte Trainer Andi Herzog gleich Holzhauser auf diese Position um die offensiv komplett unambitionierten Bulgaren zu erdrücken. Die ließen sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen und standen hinten diszipliniert. Der Nachteil, hinten mit diesem 2-3-5 besonders anfällig zu sein, kam deshalb kaum zum Tragen. Um einen Vorteil aus der offensiven Übermacht zu ziehen, war die Leistung der ÖFB-Elf aber zu schlecht.

Fazit: Mit dem katastrophalen Start der Österreicher war der Gameplan natürlich sofort zerstört. Nicht nur mussten die Bulgaren danach kein Risiko mehr eingehen und konnten dicht machen, auch das Selbstvertrauen fehlte dann völlig. Herzog reagierte zur Pause auf Probleme (und nahm noch mehr Risiko als die Grundaufstellung ohnehin schon abnötigte), konnte sie aber nicht wirklich lösen. Das nicht uninteressante Experiment ist damit voll in die Hose gegangen.

Es zeigt damit besonders gut auf, weshalb Herzog dringend in den Vereinsfußball sollte. Er selbst sprach nach dem Spiel davon, möglicherweise zu viel Risiko genommen und die Situation falsch eingeschätzt zu haben. Es muss einem jungen Trainer erlaubt sein, solche Versuche zu machen, seine Ideen auszuprobieren – mit einer Nationalelf gibt es dazu aber viel zu wenige Gelegenheiten. In der Qualifikation geht es um zu viel. In diesem Fall kostet es dem ÖFB-Nachwuchs wohl schon frühzeitig die Teilnahme an der Europameisterschaft. (tsc)

Österreich startete mit: Siebenhandl – Farkas, Dilaver, Dibon, Schimeplsberger – Holzhauser, Schwab – Royer, Teigl – Alar, Weimann (zur Pause kamen Elsneg und Schöpf für Teigl und Schimpelsberger; Nach einer Stunde ersetzte Tadic im Sturm Alar)

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3-4-1-2 ohne Flügel gegen 3-4-3 ohne Zentrum https://ballverliebt.eu/2010/12/05/3-4-1-2-ohne-flugel-gegen-3-4-3-ohne-zentrum/ https://ballverliebt.eu/2010/12/05/3-4-1-2-ohne-flugel-gegen-3-4-3-ohne-zentrum/#comments Sun, 05 Dec 2010 00:20:18 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3445 3-4-1-2 ohne Flügel gegen 3-4-3 ohne Zentrum weiterlesen ]]> Ballverliebt Global: Im drittletzten Spiel der Saison musste Argentiniens Tabellenführer Estudiates de La Plata, angeführt von Juan Sebastián Verón, gegen den noch amtierenden Meister Argentinos Juniors ran. Taktisch durchaus interessant – weil man beide Systeme in Europa praktisch nicht zu sehen bekommt.

Estudiantes de La Plata - Argentinos Juniors 3:1

Die Uhren des Fußballs ticken in Argentinien ein wenig anders als in Europa. Zum einen, was die Struktur der Meisterschaft angeht: Wie in den meisten Ländern Lateinamerikas gibt es pro Jahr zwei Meisterschaften, eine im Herbst („Apertura“) und eine im Frühjahr („Clausura“) – das Spiel zwischen Tabellenführer Estudiantes de La Plata (vor ziemlich genau einem Jahr dem FC Barcelona im Weltpokal-Finale nur knapp unterlegen) und dem Meister des Frühjahrs 2010, Argentinos Juniors, ist am drittletzten Spieltag der Apertura nur noch für die Gastgeber von Bedeutung. Es gilt einen Zwei-Punkte-Polster auf Vélez Sársfield zu verteidigen, während Argentinos eine enttäschende Apertura im Mittelfeld „nur noch“ anständig zu Ende gebracht werden will. Den Platz in der nächstjährigen Copa Libertadores, dem südamerikanischen Gegenstück zur Champions League, hat man als Clausura-Meister ohnehin schon fix in der Tasche.

Aber auch, was Spielsysteme angeht, ist Südamerika ein wenig anders. Beide in diesem Spiel verwendeten Aufstellungen, sowohl das 3-4-1-2 von Estudiantes als auch das 3-4-3 von Argentinos, sieht man hierzulande äußerst selten. Dabei agieren aber beide Dreier-Abwehrketten nicht als reines Zerstörer-Trio, sondern verrichten viel Laufarbeit: Zum einen nach vorne, um in der Spieleröffnung aktiv zu werden, zum anderen aber auch auf die Flanken, um den davor platzierten Flügelspielern (zumindest theoretisch) den Rücken freizuhalten.

Ein 3-4-1-2 ohne Flügelspiel…

Zumindest theoritisch. Es war bei Estudiantes nämlich so, als ob die Flanke verbotene Zone wären – es drängte sich, je näher es Richtung der des Gegners ging, immer mehr alles in die Mitte. Und zwar gar nicht unbedingt, weil es die Abwehr von Argentinos so bedingt hätte – deren Dreierkette ließ gegen den Ball die Außen recht frei Die Estudiantes-Flügelspieler Rojo und Mercado zeigten zwar durchaus Offensivdrang, lebten den aber nach innen ziehend aus. Richtung Grundlinie ging praktisch gar nichts.

Das Herzstück bei Estudiantes ist weniger Verón, der einen klassischen Zehner südamerikanischer Prägung gab, sondern die beiden Sechser (oder „Doble Cinco“, also Doppelfünf, wie die beiden ob der Dreierketten hinter ihnen bezeichnet wurden) Rodrigo Braña und Leandro Benítez. An diesen beiden war die Eröffnung und auch Lenkung des Spiels, in der Regel war, wenn es konstruktiv nach vorne gehen sollte, Verón der Anspielpartner der Wahl. Der langjährige Europa-Legionär (Lazio, Man Utd) bewegte sich viel horizontal und versuchte, immer anspielbar zu sein. Im Gegenzug ließen sich die beiden Sturmspitzen Gastón Fernández („La Gata“, die Katze) und Maxi Núñez immer wieder fallen. Braña und Benítez hatte so immer einen Spieler vor sich offen und Argentinos Juniors war so ziemlich heftig in die eigene Hälfte zurück gedrängt.

…gegen ein 3-4-3 ohne Zentrum

Das Spiel des entthronten Meistern Argentinos war im Grunde das genaue Gegenteil von jenem von Estudiantes. Im 3-4-3 von Trainer Pedro Troglio (der als Spieler 1990 im WM-Finale gegen Deutschland spielte) gab es durchaus Flügelspiel – aber dafür kein kreatives Zentrum. Zumindest keines, das seinen Namen in diesem Spiel verdient hätte – Juan Mercier ließ sich als defensiverer der beiden zentralen Mittelfeldspieler eher zurückfallen und hatte mehr defensive Aufgaben (in erster Linie Verón), während sich Kapitän Néstor Ortigoza mehr nach vorne einzuschalten versuchte. Es waren aber wiederum Braña und Benítez, die ihn da ziemlich kaltstellten. Womit nach vorne bei Argentinos – wenn etwas ging – nur über die Außen etwas möglich war.

Hier tat sich vor allem Ciro Rius hervor. Der 22-jährige Außenstürmer war der mit Abstand gefährlichste Spieler seiner Mannschaft. Er begann auf der rechten Seite, kam dort gegen Francísco Fernández aber kaum zur Geltung und bekam von Gonzálo Prosperi kaum Unterstützung. So wechselte er mit (dem über weite Strecken komplett unsichtbaren) Franco Niell zunehmend die Seiten, und auf Rechts fand er deutlich besser ins Spiel. Eine kurze Phase der Befreiung Mitte der ersten Halbzeit entstand aus der Tatsache, dass Escudero und Rius auf der rechten Seite ein deutlich besseres Verständnis hatten. Aber dennoch muss klar festgehalten werden: Dass Rius seine Mannschaft aus einem Konter über Niell (dessen einziger wirklich guter Aktion) in der 31. Minute mit 1:0 in Front brachte, war (trotz einer von Blandi zuvor kläglich vergebenen Chance) entgegen des Spielverlaufs und eigentlich nicht verdient.

Dass Argentinos mit konsequenterem Flügelspiel zu knacken gewesen wäre, zeigte sich nur wenige Minute später, als es Estudiantes für einmal gelang (und das mit einem simplen Flankenwechsel), hinter die gegnerische Dreierkette zu kommen. In die Flanke musste Gata Fernández nur seinen Kopf reinhalten, und schon stand’s 1:1 – jenes Ergebnis, mit dem es auch in die Kabinen ging.

Standards müssen es richten

Nach der Pause änderte sich am Zugang der beiden Teams nichts wesentliches, aber Ortigoza und Mercier schafften es nun deutlich besser, das Zusammenspiel zwischen Braña und Benítez zu kappen. Die Folge: Estudiantes hatte nun zwar immer noch ein deutliches Plus an Ballbesitz, durch die Mitte ging offensiv aber nun noch weniger als vorher, und das Flügelspiel wurde weiterhin, nun ja, nicht forciert. Andererseits drehte nun auf der anderen Seite der quirlige Rius immer mehr auf – weil aber Blandi und vor allem Niell nicht zur Geltung kamen, verpufften seine Vorstöße fast immer.

Dass der Tabellenführer dennoch einen Schritt zum Titel machen konnte, liegt nicht so sehr an der Spielintelligenz der Mannschaft – diesbezüglich war die Leistung eher mau – sondern an Geistesgegenwart und Durchsetzungsvermögen bei Standardsituationen. Der Führungstreffer zum 2:1 für Estudiantes durch Maxi Núñez war nur möglich, weil die komplette Argentinos-Defensive bei einem Freistoß von Benítez fürchterlich geschlafen hatte (58.).

Estudiantes-Coach Alejandro Sabella nahm daraufhin Marcos Rojo aus der Partie und brachte statt ihm Raúl Iberbia – ein direkter Wechsel im linken Mittelfeld, aber der neue Mann orientierte sich etwas defensiver, um Rius besser Herr zu werden. Nach dem 2:1 fing das Spiel an, vor sich hin zu plätschern: Estudiantes war mit der Führung im Rücken froh, das Spiel beruhigen zu können; bei den Argentinos fehlte es an Spielern, die nach vorne wirklich einen Impact haben könnten. Und so war das 3:1 für die Gastgeber (die aufgrund der Renovierung der eigenen Heimstätte in jene von Quilmes ausweichen müssen) durch Mercado – ein wuchtiger Kopfball nach einem Freistoß, also wieder durch einen Standard – natürlich die endgültige Entscheidung (80.).

Nach der Sabella beschloss, beide Stürmer aus dem Spiel zu nehmen – statt Núnez kam mit Matías Sánchez ein dritter defensiver Mittelfeldspieler, mit Roro López statt Gata Fernández ein Stürmer. Was sich Estudiantes aber erlauben konnte. Auch, weil bei Argentinos am Ende einer enttäuschenden Saison es in diesem Spiel neben der Klasse auch der Anreiz fehlte, sich wirklich vehement entgegen zu stemmen.

Fazit: Estudiantes besser, aber harmlos

Natürlich geht der 3:1-Sieg des Tabellenführers letztlich absolut in Ordnung. Aber so richtig überzeugend und mit erkennbar viel Hirn war der Erfolg nicht herausgespielt: Statt die offensichtlichen Schwächen von Argentinios im Verteidigen gegen Flügelspiel auszunützen, ging es fast immer durch die Mitte, wo es kaum ein Durchkommen gab. Die furchtbare Pennerei von Argentinos beim 1:2 brachte das Ergebnis letztlich auf Schiene.

(phe)

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