Women’s Champions League – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 23 Dec 2024 14:28:26 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 ÖFB-Frauen: Die Wiederentdeckung des WW-Systems https://ballverliebt.eu/2019/11/13/oefb-frauen-die-wiederentdeckung-des-ww-systems/ https://ballverliebt.eu/2019/11/13/oefb-frauen-die-wiederentdeckung-des-ww-systems/#comments Wed, 13 Nov 2019 11:40:13 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=16491 ÖFB-Frauen: Die Wiederentdeckung des WW-Systems weiterlesen ]]> Nach dem 3:0 in Nordmazedonien und dem 9:0 gegen Kasachstan blicken die ÖFB-Frauen  auf einen makellosen Herbst in der EM-Qualifikation zurück: Vier Spiele, vier Siege, 16:0 Tore. Ja, es ging nur gegen schwache Gegner – aber dies war bei der Erstellung des Spielplanes so angedacht, um gefahrlos taktisch experimentieren zu können.

3:0 in Mazedonien und 9:0 gg Kasachstan

„Die eigentliche Idee ist, gar nicht mehr in Systemen zu denken, sondern in Aufgaben“, erklärt Dominik Thalhammer: Also recht ähnlich dem „Positionsspiel“, welches Guardiola vor allem in seiner Bayern-Zeit (2013 bis 2016) an die Spitze getrieben hat – „oder vielleicht sogar noch etwas extremer als bei Guardiola“. Was als 4-3-3 angegeben wird, weil man es halt irgendwie angeben muss, ist in Wahrheit eher ein WW-System wie zu Zeiten des Wunderteams vor fast 90 Jahren. Nominell – weil eben die Aufgaben im Fokus stehen, nicht die Position an sich.

Ob Thalhammer den Reiz an Mittel- und Aufbauläufern bzw. Links- und Rechtsverbindern wiederentdeckt hat? „Wenn du es so sagen willst“, grinst er. Denn durch das Einrücken der (nominellen) Außenverteidiger entsteht eine krasse Überzahl im Zentrum, welche den Gegner in unübliche Formationen zwingt, um darauf zu reagieren. So kreieren die ÖFB-Frauen eine personelle Überlegenheit in der Mitte und/oder Platz auf den Außenbahnen. Mühle auf, Mühle zu.

Mazedonien hat zwei Klassespielerinnen (Roci und die beim Match im November verletzte Andonova), spielt ein gemessen an der fehlenden Qualität des restlichen Kaders nicht ungeschicktes, pendelndes Hybrid-System aus 4-5-1 und 5-4-1 (wiewohl die durch manche taktische Unachtsamkeit gelassenen Räume im Halbfeld von Österreich nicht gut genützt wurden) und versucht zumindest, kompakt und geradlinig zu verteidigen. So hielt man Österreich bei zwei 3:0-Siegen und wurde nicht abgeschossen. Die heillos unkompakten, defensiv oft panischen Kasachinnen liefen dafür in ein 0:9, und es hätte gut noch höher werden können.

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Kurzer Einschub: WW und WM…

Zu Zeiten des Wunderteams in den 1930ern spielte man in einem 2-3-5-System (oder „WW“, weil es zwei übereinander stehende W waren). In Österreich wurde dieses bis in die frühen 1950er beibehalten, ehe Team-Trainer Edi Frühwirth in Abwesenheit des erkrankten Verbandskapiätns Walter Nausch in der Vorbereitung für die WM 1954 auf das in anderen Ländern (und auch bei einigen heimischen Liga-Klubs, wie etwa Frühwirths Wacker) längst übliche 3-2-5 (also „WM“) umstellte.

Das Wunderteam in der WW-Formation und das 1954er-Team in der WM-Formation

Nausch hatte sich stets dagegen gewehrt, 1953 trennte er sich sogar vorübergehend von Frühwirth, der unbedingt endlich auch den Mittelläufer nach hinten ziehen wollte. Frühwirth (Wacker) und Co-Trainer Hans Pesser (der mit Rapid 1949 als Erster vom alten System abgegangen war) waren die Masterminds hinter dem damaligen WM-Erfolg.

Für die WM 1954 bot Frühwirth (Nausch, der halb genesen im Laufe des Turniers zum Team stieß, ließ Frühwirth werken) nur einen einzigen echten Verteidiger auf – Ernst Happel, der seinerseits keineswegs nur ein reiner Zerstörer war – und neben ihm zwei umfunktionierte Spieler, die aus der Läuferreihe vor der Abwehr kamen: Hanappi und Barschandt.

Davor postierten sich zwei spielintelligente Akteure in der Läuferreihe: Ernst Ocwirk, der zweifellos weltbeste kreative Mittelläufer seiner Zeit, und der zuverlässige Karl Koller von der Vienna. Der Fokus im ganzen Team lag also knallhart auf dem Spiel nach vorne und der Kreativität, es entsprach also der „Wiener Schule“. So sind Ergebnisse wie das 9:0 gegen Portugal in der Qualifikation und das 5:0 gegen die Tschechoslowakei in der WM-Vorrunde zu erklären, aber auch das 7:5 gegen die Schweiz im Viertel- sowie das 1:6 gegen Deutschland im Halbfinale.

Österreich war das letzte Land, das auf das WM-System umstellte und es sollte auch so ziemlich das letzte Land werden, welches das WM-System wieder zu den Akten legt: Zwölf Jahre später, als Edi Frühwirth (der zwischendurch zu Schalkes bis heute letztem Meistertrainer wurde) wieder Teamchef wurde, stellte er auf das längst weit verbreitete 4-2-4 um. Vor sämtlichen Klubs in der Liga wohlgemerkt. Kein Wunder, dass sich Österreich ab 1958 bis 1978 für keine Weltmeisterschaft qualifizieren konnte, so weit hinten, wie man war.

…und was das mit den ÖFB-Frauen zu tun hat

WM-System im März 2017

Im Sommer 2016 fing Thalhammer dann bei den Frauen an, mit einem WM-System zu experimentieren – so beispielsweise in der zweiten Hälfte des Quali-Spieles gegen Israel, aber auch ein halbes Jahr später in der unmittelbaren EM-Vorbereitung im Match gegen Schottland.

Auch damals war die Idee schon gewesen, weniger Abwehrspielerinnen zu haben, um dafür im Mittelfeld eine Überzahl herzustellen. Dies geschah damals mittels eines flexiblen Quadrats an vier zentralen Mittelfeldspielerinnen.

Thalhammer ist mit dem Switch auf die WW-Formation nun quasi den umgekehrten Weg zu damals gegangen: Aus einer experimentellen Dreierkette hinten und einem Vierer-Zentrum ist nun eine Zweierkette in der Abwehr und ein Fünfer-Zentrum geworden.

Sprich: Frühwirth hat damals aus einem WW ein WM und später ein 4-2-4 gemacht. Thalhammer machte in den letzten Jahren aus einem 4-4-2 und einem 4-3-3 ein experimentelles WM-System, und nun einen ganzen Quali-Herbst lang sowas wie ein WW-System.

Schnaderbeck und Aschauer (bzw. Puntigam, die im Heimspiel gegen Mazedonien dort spielte), die offiziell als Außenverteidigerinnen aufgeboten waren, rücken in den Sechserraum ein. So entsteht quasi ein 2-5-3 mit fünf zentralen Mittelfeldakteuren. Dies nimmt jedem Gegner dort die Luft zum atmen.

Wie damals kommt die Breite fast ausschließlich von den Außenstürmern. Thalhammer: „Sie sind die einzigen, die nicht so flexibel agieren können. Und: Sie müssen Tempo haben!“ Das Tempo und das furchtlose Suchen von 1-gegen-1-Situationen sind genau die Stärke von Julia Hickelsberger, die alle Herbst-Spiele gestartet hat und auch fünfmal getroffen hat, alleine viermal gegen Kasachstan. Wie damals in der „Wiener Schule“ ist alles auf Kreativität und das Spiel nach vorne ausgerichtet.

Der Nachteil an der Sache ist, dass defensiv ein gewisses Risiko besteht. Dies ist der Grund, warum man darauf achtete, nur gegen die schwächeren Teams in diesem Herbst zu spielen, um diese Herangehensweise gefahrlos testen zu können. „Die Spielerinnen lernen, selbstständig Dreiecke zu bilden und nicht nur eingeübte Passwege zu stellen. Das ist ein großer, weiterer Schritt in Richtung Flexibilität und Systemunabhängigkeit“, erklärt Thalhammer: „Es ist ungemein spannend, dies zu entwickeln.“

Die nominellen AV Schnaderbeck und Puntigam rücken in den Sechserraum ein (aus dem Hinspiel gegen Mazedonien im September 2019)

Zudem sind auch die fünf zentralen Mittelfeldleute nicht sklavisch an ihre Position gebunden. Da taucht schon mal Aschauer auf der Zehn auf, Puntigam auf der Acht oder Zadrazil auf der Sechs. „Wir konnten nicht vorhersehen, wie die schwächeren Teams, vor allem Mazedonien und Kasachstan, auf unsere Formationen reagieren“, so Thalhammer.

Das wird im Frühjahr in den beiden Spielen gegen die Französinnen wohl besser zu prognostizieren sein: Denen ist es wurscht, wie der Gegner spielt. Und, wie bei der WM zu sehen, wird seitens der Teamchefin Corinne Diacre auch nicht auf den Gegner reagiert. Das könnte eine Chance für Österreich sein.

Die Lage in der EM-Qualifikation

In der Qualifikation für die EM 2021 in England ist nun Winterpause. Man kann schon absehen, in welche Richtung sich die Gruppen bewegen und wie sich das Rennen der Gruppenzweiten entwickelt. Neben den neun Gruppensiegern sind die drei besten Zweiten direkt bei der EM dabei, die sechs restlichen spielen im Playoff um drei weitere EM-Tickets.

Mit Titelverteidiger und WM-Finalist Holland, Rekord-Europameister Deutschland, dem WM-Dritten Schweden, aber auch Norwegen und Frankreich sind die meisten Gruppenfavoriten noch makellos. Spanien ist in Polen nicht über ein 0:0 hinausgekommen, das ist für Spanien aber zu verkraften. Belgien und die Schweiz haben sich noch nicht getroffen, Italien und Dänemark auch nicht, auch Schweden und Island haben noch beide direkten Duelle vor sich. Ebenso Frankreich und Österreich.

Gereiht nach Punkte über/unter Fahrplan (grün), erreichte Punkte (rot), Tordifferenz. In blau die jeweiligen Gruppengegner.

Polen (Top-Stürmerin Pajor, Top-Goalie Kiedrzynek, sonst eher Durchschnitt) hat Spanien ein 0:0 abgerungen und damit schon einen Punkt mehr gemacht, als man erwarten kann. Dafür haben Finnland (gerade noch ein 1:1 in Portugal gerettet), Irland (in der Nachspielzeit das 1:1 in Griechenland kassiert) und Wales (zweimal Remis gegen Nordirland) schon Federn lassen.

Die Faustregel ist: Wer gegen die schwächeren Gruppengegner durchgewinnt, ist unter den besten Zweiten. Andererseits gibt es nun neun statt wie sonst sieben Gruppen, wodurch die Gruppen eher schwächer und die realistischen Chancen auf Patzer auch weniger geworden sind. Realistischerweise werden sich also die fünf Teams um die drei Direkt-Plätze streiten: Österreich, Polen, Island sowie die Zweiten aus Belgien/Schweiz und Italien/Dänemark.

Oder natürlich, Österreich wird vor Frankreich Gruppensieger. Dann ist die Rechnerei obsolet.

Was sich in der WoSo-Welt sonst tut

Weltmeister USA hat nach dem Rücktritt der doppelten Weltmeister-Teamchefin Jill Ellis im hoch angesehenen Vlatko Andonovski (zuletzt lange bei NWSL-Klub Seattle Reign) einen Nachfolger präsentiert, der den sich anbahnenden Generationswechsel moderieren soll und höchstwahrscheinlich auch sehr gut wird. Die Liga hat zum dritten Mal in vier Jahren das Team der North Carolina Courage gewonnen, im Finale gab es einen 4:0-Kantersieg gegen Chicago.

In Europa sind die ersten zwei K.o.-Runden der Women’s Champions League absolviert, im Viertelfinale (im März) sind die erwarteten Namen: 2x Frankreich (Lyon und PSG), 2x Deutschland (Bayern mit Wenninger sowie Wolfsburg), 2x Spanien (Atletico Madrid und Barcelona) und 1x England (Arsenal mit Zinsberger und Schaderbeck), dazu die Losglücks-Ritter aus Glasgow.

Manchester City ist hat knapp gegen Atletico Madrid gescheitert, die Italienischen Großklubs Juventus und Fiorentina waren gegen Barcelona und Arsenal schon in der ersten Runde völlig chancenlos. Und Schwedens Klubs hinken immer weiter hinterher: Der letztjähige Sensations-Meister Piteå sowie Göteborg sind schon in der 1. Runde gescheitert, die eigentlichen Top-Klubs Rosengård und Linköping werden regelmäßig von zahlungskräftigeren Klubs im Ausland gerupft.

Und aus österreichischer Sicht hat es zumindest den ersten Hauptrunden-Sieg seit 2014 gegeben, das 2:1 von St. Pölten bei Twente Enschede war nach dem 2:4 daheim im Hinspiel aber nicht genug. Damit ist nun endgültig der zweite Europacup-Platz futsch und der Meister muss schon in der Vorqualifikation ran – ab 2021 wird der Europacup aber ohnehin umfassend reformiert. Eine Gruppenphase bahnt sich an, die Top-Ligen werden dann drei statt wie bisher zwei Teilnehmer stellen dürfen.

Anderswo ist gerade die Olympia-Qualifikation voll im Gange. In Afrika (ein Team fix, eines im Playoff) hat es da schon diverse Überraschungen gegeben: Die Favoriten aus Nigeria und Südafrika haben jeweils im Elferschießen gegen die Côte d’Ivoire bzw. Botswana verloren. Im Finale stehen sich nun Kamerun (das waren die, die im WM-Achtelfinale gegen England nach VAR-Entscheidungen fast abgetreten wären) und der krasse Außenseiter Sambia gegenüber. Der Sieger fährt zum Olympia-Turnier nach Tokio, der Verlierer spielt im Playoff gegen Chile.

In Asien (Japan + zwei Qualifikanten) gibt es nach diversen komplizierten Vorrunden nun zwei Finalrunden-Gruppen, die im Februar ausgespielt werden. In Südkorea treffen Südkorea, Nordkorea, Vietnam und Myanmar auf einander. In China sind es China, Australien, Thailand und Taiwan. Die beiden Gruppensieger treffen dann im März auf die beiden Gruppenzweiten und die Sieger dieser beiden Finalduelle dürfen dann in Tokio mitspielen.

Bereits qualifiziert sind Gastgeber Japan, dazu aus Europa Holland, Schweden und England, Ozeanien-Meister Neuseeland sowie aus Südamerika Brasilien.

In der Concacaf-Zone findet das Quali-Turnier im Februar statt. Dass sich Weltmeister USA sowie Kanada die beiden zur Verfügung stehenden Tickets holen, ist Formsache. Interessanter wird sein, ob die WM-Quali-Flops von Mexiko und Costa Rica sowie die überraschende WM-Teilnahme von Jamaika (wo die WM-Prämien nicht ausbezahlt wurden und die Spielerinnen daher streiken, zudem fiel eine Teamspielerin in Kingston einem Messerattentat zum Opfer) tatsächlich nur Ausrutscher waren.

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St. Pölten und Sturm in der WCL: Zwei verdiente Heimpleiten https://ballverliebt.eu/2016/10/05/st-poelten-und-sturm-in-der-wcl-zwei-verdiente-heimpleiten/ https://ballverliebt.eu/2016/10/05/st-poelten-und-sturm-in-der-wcl-zwei-verdiente-heimpleiten/#comments Wed, 05 Oct 2016 20:37:53 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13138 Die Zwiten, in denen Neulengbach in der Women’s Champions League immer zumindest die erste Runde überstand, weil man in dieser gesetzt war, sind vorbei: Sowohl der überlegene Champion St. Pölten als auch Vizemeister Sturm Graz (bei der Europacup-Premiere) waren gegen ihre guten, aber nicht überragenden Erstrunden-Gegner chancenlos.

Sturm Graz – FC Zürich 0:6

Vizemeister Sturm Graz hat nicht mehr ganz die Qualität der letzten Saison: Die Ex-Teamspielerinnen Celouch und Tasch sind nicht mehr da. Wie sehr Sturm gegen den FC Zürich – einen guten, aber nicht einmal annähernd auch nur zur erweiterten europäischen Klasse gehörenden Team – unter die Räder kam, war schon heftig.

2016-10-05-sturm-fcz-0-6
Sturm Graz – FC Zürich 0:6 (0:2)

Die Zürcherinnen konnten von Beginn an Schalten und Walten, das schnelle 1:0 in der 2. Minute tat das Übrige. Sturm stellte sich defensiv in einem 4-4-1-1 auf. Das Mittelfeld-Zentrum, vor allem Anna Malle, war nicht nur zumeist in Unterzahl gegen das Dreier-Mittelfeld des FCZ, sondern zu zaghaft im Zweikampf, unsicher im Positionsspiel und einfach generell überfordert.

Die Mittelfeld-Außen Katharina Naschenweng und Julia Kofler, die größten Talente in der Mannschaft, waren viel in der Defensive gebunden und durch die großen Abstände kein Faktor im Aufbauspiel. Trotz des defensiven Spiels war Sturm nämlich alles andere als kompakt, das Verschieben im Block war fehlerhaft.

Kurz: Sturm versuchte sich mit sehr konventionellen Mitteln, sich eines deutlich stärkeren Gegners zu erwehren, und ging unter. Es war in keiner Phase ein Bemühen oder eine Überlegung zu erkennen, wie man sich aus der erdrückenden Umklammerung des FC Zürich befreien möchte, und entsprechend gelang das auch nicht. Wohlgemerkt gegen den Meister einer Liga, die schon eine etwas stärkere und etwas breitere Spitze hat als die österreichische, aber weit davon entfernt ist, eine wirkliche Relevanz im europäischen Frauenfußball zu haben.

Vor ein paar Wochen gewann Sturm in der Liga mit Mühe und Not 1:0 gegen den Linzer Vertreter Union Kleinmüchen, wobei zehn der 14 eingesetzten Linzerinnen nicht älter als 19 Jahre waren. Dass der FC Zürich – mit der Olympia-Bronzenen Adriana Leon aus Kanada und zwei Schweizer Team-Stammkräften (Humm und Kuster) – zu hoch sein würde, war klar. Aber ein auch in der Höhe absolut korrektes 0:6 ist schon heavy.

SKN St. Pölten – Brøndby IF 0:2

„Defensiv zu passiv und offensiv zu mutlos“, konstatierte ÖFB-Teamchef Dominik Thalhammer im ORF-Pauseninterview über die Vorstellung der Frauen des SKN St. Pölten (vormals FSK St. Pölten-Spratzern bzw. ASV Spratzern).

Dass Klub-Manager Schmaus im Sommer den ebenso erfolgreichen wie fachlich starken Trainer Hannes Spilka absägte – und bis heute weiß niemand, warum; nicht einmal Spilka selbst – wirkt ob der zumeist recht chaotischen Vorstellung gegen Brøndby umso abstruser. Vor einem Jahr hatte St. Pölten den italienischen Spitzenklub aus Verona vor allem dank interessanter Varianten im Offensivspiel am Rande des Ausscheidens.

St. Pölten – Bröndby 0:2 (0:1)

Davon ist nun nicht einmal mehr im Ansatz etwas übrig. Natürlich: Brøndby machte es auch nicht so schlecht. Mit dem 4-3-1-2 hatte man gegen das 4-4-2 von St. Pölten permanent Überzahl im Zentrum gegen Prohaska und Eder, die Stammgäste im ÖFB-Teamkader sind. Und die beiden Stürmerinnen des dänischen Meisters schoben immer sehr aggressiv auf die jeweils Ballführende in der St.-Pölten-Abwehr.

So waren auch hier, wie schon zuvor bei Sturm, selten mehr als lange Panik-Bälle nach vorne zu sehen. Zudem waren die Mittelfeld-Außen Dunst und Rafinha durch die konsequent nach vorne schiebenden Bröndby-AV Nielsen und Veje (die ja eigentlich gelernte Außenstürmerin ist, sogar) gut beschäftigt und oft auch keine wirkliche Anspieloption. Mangelnde Präzision verhinderte eine frühe Bröndby-Führung, aber als es halb durch die erste Hälfte doch einschlug, war das längst keine Überraschung mehr.

Gegen das geschickte Pressing und das konsequente Umsetzen des Matchplans der Gäste aus Dänemark hatte St. Pölten überhaupt keine Antwort, die offiziell als Spielertrainerin agierende Vágó hing als vorderste Spitze in der Luft und konnte nicht aktiv helfen. Auch die Anweisungen von der offiziell als Sportchefin agierenden Liése Brancão von der Bank konnten an der Unterlegenheit etwas ändern.

Erst, als Bröndby ab der 30. Minute etwas den Druck verringerte, kam St. Pölten besser ins Spiel, einige gute Wechsel (Stürmerin Wasser für Rafinha und Zver auf links, danach Mahr für Dunst) brachten zusätzlichen Schwung. Aber Bröndby konnte jederzeit wieder einen Schritt nach vorne schalten und nach dem 2:0 kontrollierte man St. Pölten recht problemlos. Mehr als eine wirklich gute Torchance durch Prohaska war nicht drin.

Fazit: The New Normal

Dass die internationalen Auftritte des österreichischen Duos nach den Rückspielen nächste Woche vorbei sein werden, daran besteht natürlich kein Zweifel mehr. Neulengbach profitierte einst von der Modus-Umstellung und davon, mit dem alten Gruppen-Modus viele Punkte gegen Teams aus noch kleineren Ligen gemacht zu haben – so war man dann stets gesetzt, als die Gruppenphase gestrichen wurde und es ab der ersten Runde schon im K.o.-Modus weiter ging.

St. Pölten (und natürlich noch mehr Sturm) haben diesen Luxus nicht. Um in die Gruppe der Gesetzten zu rutschen, müsste man wohl dreimal in fünf Jahren eine Sensation schaffen und einen besseren Gegner eliminieren. Davon ist man weit entfernt – und so werden Erstrunden-Pleiten auch in Zukunft wohl eher die Regel als die Ausnahme sein.

Vor allem, weil dieser Spieltag gezeigt hat: Die österreichische Liga ist im internationalen Vergleich eine kleine Nummer. Die besten heimischen Spielerinnen sind fast alle im Ausland (und da vor allem in Deutschland) aktiv und eine breite Masse an wirklich guten Legionärinnen ist natürlich auch nicht nach Österreich zu locken. Wenn man dann noch, wie St. Pölten, einen wirklich guten Trainer ohne einen objektiv erkennbaren Grund absägt, darf man sich nicht wundern, wenn dann ein so ängstlicher und weitgehend planloser Auftritt wie gegen Bröndby zu Stande kommt.

Das soll gar nicht als Angriff auf De-facto-Trainerin Liése Brancão verstanden werden, um Gottes Willen. Aber dass die Spitzenteams der Liga nationale defensiv einfach nie gefordert werden, daran hatte schon Neulengbach und dann auch St. Pölten zu kämpfen.

Was diese Spiele jedenfalls gezeigt haben: Für Akademie-Absolventen, die eine Chance auf das A-Nationalteam haben wollen, ist die heimische Liga keine Option.

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Die exakt selben Fehler wie schon vor einem Jahr – Neulengbach mit Glück weiter https://ballverliebt.eu/2013/10/17/die-exakt-selben-fehler-wie-schon-vor-einem-jahr-neulengbach-mit-gluck-weiter/ https://ballverliebt.eu/2013/10/17/die-exakt-selben-fehler-wie-schon-vor-einem-jahr-neulengbach-mit-gluck-weiter/#respond Wed, 16 Oct 2013 23:16:54 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9718 Die exakt selben Fehler wie schon vor einem Jahr – Neulengbach mit Glück weiter weiterlesen ]]> Letztes Jahr scheiterte Neulengbach international unter anderem wegen einer extrem passiven Abwehrkette und einem dadurch entstehenden Riesen-Loch zwischen dieser und dem Mittelfeld. Nun, zwölf Monate später, scheitert die Truppe von Trainer Uhlig fast an Apollon Limassol – wegen einer extrem passiven Abwehrkette und einem dadurch entstehenden Riesen-Loch zwischen diesem und dem Mittelfeld. Auf das sich der Gegner aus Zypern natürlich ganz besonders konzentrierte.

SV Neulengbach - Apollon Limassol 1:1 (0:0)
SV Neulengbach – Apollon Limassol 1:1 (0:0)

Es ist schon letztes Jahr aufgefallen und war mit ein Grund für das frühe Europacup-Aus, und es wurde bei Frauen-Meister Neulengbach nicht besser – im Gegenteil: International kleben die Außenverteidiger sklavisch hinten, während der Rest der Mannschaft nach vorne geht. Auch die Legionärstruppe von Apollon Limassol (fünf Amis, eine in den USA aufgewachsene Polin, eine Engländerin, eine Rumänin, eine Griechin und immerhin zwei aus Zypern) sah ob dieses Mega-Lochs zwischen den Ketten besser aus als sie eigentlich war.

Eigenwillige Formation

Apollon-Coach Tsolakis brachte auch eine Formation, die speziell auf dieses fast schon traditionelle Loch bei Neulengbach abzielte. Während die Viererkette und Sechser Sidira hinten blieben, orentierte sich der Rest der Mannschaft zwischen der Abwehr- und der Mittelfeld-Kette beim österreichischen Meister. Das sah in der Praxis nach einem schwer definierbarem Etwas irgendwo zwischen 4-1-3-2 und 4-3-3 aus, wird auch so sicher nicht in Mode kommen, bereitete Neulengbach aber durchaus Probleme.

Weil Apollon im Spiel nach vorne nicht so furchtbar viel Ausgeklügeltes zu bieten hatte, war die Devise hauptsächlich, den Ball irgendwie zu den technisch starken und extrem flinken Spitzen Lianne Sanderson und Jasmyne Spencer zu bringen. Diese beiden waren in der abgelaufenen Saison Stammkräfte in der US-Profiliga WNSL und spielen nun, während der Winterpause in den Staaten, bei Apollon.

Die flexiblen Positionen der beiden machte es der Neulengbach-Abwehr sehr schwer, sich darauf einzustellen. Während Sanderson, Specer und auf die rechts offensiv spielende Lohman hauptsächlich horizonzal verschoben, war es Zehner Farrelly, die wenn nötig zurück auf eine Höhe mit Sechser Sidiru ging.

Keine Reaktion, viel Stückwerk

Die Reaktion von Neulengbach auf diese von Apollon gezeigte Spielanlage war, dass es keine Reaktion gab. Weder rückten die Außenverteidiger Bíróová und Vojteková auf, noch kippten die im zentralen Mittelfeld agierenden Hanschitz und Skorvánková ab. Mit der Folge, dass die Spieleröffnung bei Neulengbach auf lange Bälle beschränkt war, die wegen des teils gigantischen Abstands oft zum Glücksspiel wurden. Die auf rechts spielende Kremener hatte zudem das Handicap, dass ihr in der Annahme viele Bälle wegsprangen, statt sie in den Lauf zu bekommen oder sich die Anspiele schnell in die Vorwärtsbewegung mitzunehmen.

Auf der anderen Seite zeigte die am linken Flügel spielende Radojicic Zug in den Strafraum, aber auch sie bekam zu selten den Ball in einer Weise angespielt, die es ihr erlaubt hätte, auf regelmäßiger Basis flüssige Aktionen zu zeigen. Die beiden Spitzen, Burger und Gstöttner, rückten abwechselt auch etwas zurück, was aber wenig brachte, weil dadurch natürlich der Abstand zwischen Eröffnung und Anspielstation nicht geringer wurde. So blieb bei Neulengbach vieles nur Stückwerk und Torgefahr strahlte das Team kaum aus.

Führung, Gegentor und das Signal zum Zittern

Dass Neulengbach damit fast nur aus einer Standardsituation treffen konnte, war eigentlich klar und nach einer Stunde kam es dann auch so – bei einem Eckball stand Bíróová am langen Pfosten richtig und verwertete zum 1:0. Das war insofern wichtig für die Gastgeber, weil man sich mit der Führung im Rücken etwas zurückziehen konnte und den flinken Apollon-Offensivkräften ein wenig den Platz nahm. Was aber alles nichts hilft, wenn man im eigenen Strafraum dermaßen schläft, dass ein simpler Querpass von Apollon reichte, um Spencer zehn Meter vor dem Gehäuse komplett frei zum Schuss kommen zu lassen. Die starke Zinsberger im Tor war natürlich machtlos, das 1:1.

Nun reagierte Neulengbach-Coach Uhlig, indem er zehn Minuten vor Schluss statt Sturmspitze Gstöttner die Defensiv-Spielerin Harsanyová brachte, damit praktisch einen dritten Sechser einzog. Das Signal zum Über-die-Zeit-zittern, wenn man so will, und zum Zittern wurde es auch. Zum einen, weil Neulengbach die Kontermöglichkeiten, die sich boten, nicht gerade durchdacht vortrugen – mal wurde der Zeitpunkt zum Abspiel verpasst, mal orientierte sich alles in den Strafraum statt der an der Seitenlinie von drei Gegenspielern umzingelten Kollegin zu helfen, es fehlte einfach an der Übersicht.

Und zum anderen musste auch deshalb gezittert werden, weil Apollon noch gute Chancen hatte. Dafür hatte aber Neulengbach Manuela Zinsberger im Tor, die alleine in der Schlussphase drei Riesen-Chancen von Apollon abwehrte – eine Freistoß-Variante, einmal im Eins-gegen-Eins gegen die heranstürmenden Laiu, und in der Nachspielzeit musste sie noch einmal volles Risiko gegen Sanderson gehen. Die demnächst 18-Jährige hielt ihrem Team den glücklichen Achtelfinal-Einzug fest.

Fazit: Neulengbach stagniert – bestenfalls

Wenn sich eine Schwäche wie das Aufreißen eines 40-Meter-Lochs zwischen Abwehr- und Mittelfeldkette über Jahre hinweg wiederholt, ist das natürlich eine Einladung an Gegner, das anzubohren. So wie es Apollon beinahe erfolgreich gemacht hat. Es gibt keine aufrückenden Außenvertediger, es gibt keine abkippenden Sechser, es gibt keine zentrale Spielmacherin. Letztlich lebt Neulengbach von der individuellen Klasse. Das reicht national zu Kantersiegen gegen die Liga-Konkurrenz, wenn aber auf internationale Ebene mehr gefragt ist, kommt nichts.

Das kostete schon letztes Jahr den Achtelfinal-Einzug gegen die wirklich nicht besonders gute Truppe von Olimpia Cluj, auch im Cupfinale gegen St. Pölten bekam man vom Gegner die Schwächen in der Abwehr (etwa die langsame Celouch) eiskalt ausgenützt, es brauchte drei späte Tore, um sich in die Verlängerung zu retten. Es brauchte einige starke Aktionen von Keeper Zinsberger, um die Hürde Apollon Limassol zu überspringen, im Achtelfinale wird das so aber sicher nicht mehr reichen. Obwohl, anders als in der Vergangenheit, dank Losglück da kein Kracher wie in der Vergangenheit Potsdam oder Malmö wartet, sondern mit (vermutlich) Polens Titelträger Unia Racibórz ein Team, die Neulengbach vom Personal her eigentlich drin hat.

(phe)

Update: Racibórz ist überraschend gegen den türkischen Meister Belediyespor ausgeschieden. Damit wird das Achtelfinale auf dem Papier zumindest nicht schwerer.

Update II: In einer früheren Version dieser Analyse stand, Neulengbach wäre im Cupfinale von Spraztern „hergespielt“ worden. Nach neuerlichem Studium dieses Spiels ist diese Aussage so nicht haltbar. Sorry.

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Kein Sieg gegen Cluj: Neulengbach kracht schon in Runde 1 aus dem Europacup https://ballverliebt.eu/2012/10/04/kein-sieg-gegen-cluj-neulengbach-kracht-schon-in-runde-1-aus-dem-europacup/ https://ballverliebt.eu/2012/10/04/kein-sieg-gegen-cluj-neulengbach-kracht-schon-in-runde-1-aus-dem-europacup/#comments Wed, 03 Oct 2012 23:56:12 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7904 Kein Sieg gegen Cluj: Neulengbach kracht schon in Runde 1 aus dem Europacup weiterlesen ]]> Das ging schneller als geplant: Schon in der ersten Runde verabschiedet sich Österreichs Abo-Meister Neulengbach aus der Frauen-Champions-League. Weil man es nach dem 1:1 im Hinspiel in Rumänien im Retour-Match verabsäumt hat, die offensichtlichen Schwächen eines eher biederen Gegners anzubohren und zu nützen. Und man den kühlen Kopf nicht bewahrte, als eine beinahe unbekannte Situation auftrat – ein Rückstand.

SV Neulengbach – Olimpia Cluj 2:2 n.V. (1:1, 1:0)

Was der rumänische Meister (der mehr oder weniger ident mit dem rumänischen Nationalteam ist) vor den beachtlichen 1.150 Zuschauern anbot, war ziemlich basic und, von der extrem starken Solo-Spitze Alexandra Lunca abgesehen, eher bieder. Und doch schaffte es Österreichs Abo-Meister Neulengbach, sich gegen dieses Team nicht durchzusetzen. Was zwei Hauptgründe hat: Erstens, dass die offensichtlichen Schwächen der Rumäninnen nicht konsequent ausgenützt wurde. Und zweitens, dass man mit der ungewohnten Situation „Rückstand“ überhaupt nicht umgehen konnte und keinen kühlen Kopf bewahrte.

4-3-2-Lunca

Cluj zeigte von Beginn an einen extremen Linksdrall. Das fing vorne an, wo sich Stürmerin Lunca zumeist als Linksaußen postierte und von dort nach innen zog. die beiden offensiveren Mittelfeld-Spielerinnen im 4-3-2-1 hielten ihre Positionen weitgehend, aber in der Dreier-Zentrale schob vor allem Adina Giurgiu (die für die zwischen Hin- und Rückspiel in die Türkei transferierte Cosmina Dusa ins Team gerückt war) sehr weit nach außen und beschäftigte dort Neulengbach-RM Giovana.

So war oft die Situation gegeben, dass alle Rumäninnen auf der linken Spielfeldseite waren, aber überhaupt niemand auf der linken – von LV Corduneanu einmal abgesehen. Durch diese ständige Überzahl hatte man in der Anfangsphase viel vom Ball und vor allem nach Ballgewinn innerhalb der gegnerischen Hälfte funktionierte das Umschalten extrem gut und die schnelle Lunca lief der Neulengbach-Defensive ein ums andere mal davon.

Schwachstellen nicht genug angebohrt…

Während sich also drei Cluj-Spielerinnen (Manie, Giurgiu und Lunca) permanent auf Giovana und Sochor stürzten, hätte Kathrin Entner auf der anderen Seite komplett freie Bahn gehabt. Doch wie Sochor blieb auch Entner, auch wenn die Situation ein Aufrücken verlangt hätte, viel zu vorsichtig hinten kleben, womit die sehr fleißige Daniela Tasch massiv auf sich alleine gestellt war. Natürlich ging es bei Neulengbach vor allem über die Flügel – logisch, angesichts der massierten Cluj-Zentrale – aber dort wurden weitere extreme Schwäche der Rumäninnen viel zu selten ausgenützt.

Die Schnittstelle zwischen Innenverteidigung und Außenverteidigern waren nämlich praktisch immer offen wie ein Scheunentor. Der IV rückte nicht raus, der AV nicht zurück – Pässe in den Rücken der rumänischen Außenverteidiger öffneten die Flanke komplett und waren eine Einladung, um eine Flanke nach der anderen vor das rumänische Tor zu bringen. Zumal Torfrau Mirela Ganea unfähig schien, selbst die leichtesten Bälle zu fangen, grundsätzlich nur faustete (und das nicht besonders gut), und somit ihrer Abwehr keine Sicherheit verlieh.

All diese offensichtlichen Schwachstellen wurden viel zu selten angebohrt. Dabei wurde es immer gefährlich, wenn man diese zu nützen versucht hat – Giovanas kompromissloser Schuss unter die Latte zum 1:0 nach einer halben Stunde etwa fiel (logischerweise) nach einem Zuspiel von Burger zwischen IV Ficzay und LV Manie hindurch auf Giovana.

…und selbst zu viele offenbart

Bei Neulengbach fehlte LV Mona Kohn angeschlagen, und es durfte Kathi Aufhauser, normalerweise im ZM neben Škorvánková gesetzt, nicht spielen. Die 15-Jährige ist schlicht zu jung, darf erst ab Jänner in einem internationalen Klub-Bewerb spielen. Das hatte zur Folge, dass Verteidigerin Biróová ins Mittelfeld aufrückte, Kathrin Entner von links nach rechts wanderte und Cornelia Sochor als RV ins Team kam.

Was Neulengbach nicht gut tat. Das Tempo von hinten heraus war viel zu langsam, vor allem Sochor hatte grobe Probleme in der Spieleröffnung, was Giovana zum Helfen und damit zu einer zu tiefen Positionierung zwang. Zudem passierten immer wieder billige Ballverluste ohne echte Absicherung nach hinten. Dass Cluj nicht aus diesen Situationen schon viel früher Kapital geschlagen hat, war einerseits Glück für Neulengbach. Und zeigt andererseits, dass der rumänische Meister wahrlich keine Über-Mannschaft ist. Vor allem das mutigen Herauslaufen und die sichere Leistung der 16-jährigen Manuela Zinsberger im Tor hat Schlimmeres verhindert.

Ausgleich trotz beschränkter Mittel

Weit vorne den Ball gewinnen und dann schnell umschalten – im Spiel nach vorne war das im Grunde das einzige Rezept von Cluj. Die Außenverteidiger gingen zwar sehr wohl immer wieder nach vorne – vor allem die Kamerunerin Christina Manie, einzige Legionärin im Team – als Anspiele kamen dabei aber nur 50-Meter-Pässe aus der eigenen Innenverteidigung. Die praktisch nie ankamen. Aus dem Mittelfeld heraus fehlte die Passgenauigkeit und die Phantasie, um sich nach vorne zu spielen.

Allerdings wartete man auf einen körperlichen Einbruch ebenso vergebens wie auf spielerische Glanzlichter. Zwar gab es halb durch die zweite Hälfte eine Phase, in der die Abwher und der Angriff der Rumäninnen etwas zu weit auseinander riss, aber das wurde schnell wieder korrigiert. Und als alle schon damit rechnete, dass Neulengbach das knappe 1:0 über die Zeit verwalten würde, kam in Minute 81 doch einmal so ein langer Ball auf LV Manie an, diese ließ Sochor stehen, legte quer und Lucan – die einzige, die so etwas wie Gefahr versprühte – stellte auf 1:1. Was das Spiel in die Verlängerung schickte.

Kopflos in der Verlängerung

Das fehlende Erkennen von gegnerischen Schwachstellen und die ziemlich mauen Leistungen von Nina Burger und Maria Gstöttner wären nicht so sehr ins Gewicht gefallen, hätte es den Ausgleich nicht gegeben. So aber offenbarte sich die wohl größte Schwäche von Neulengbach – man kann einem Spielstand nicht hinterher jagen, ist es aus der Liga nicht gewohnt, ein Tor schießen zu müssen. Im Normalfall kann sich Neulengbach national darauf verlassen, dass irgendwann schon eines fallen wird.

Schlussphase der Verlängerung

In diesem Spiel war es dann so, dass in Minute 101 sogar der Gegner das 2:1 machte, wenn auch aus schwer abseitsverdächtiger Position: Schneller Gegenstoß nach Ballgewinn in den Rücken der aufgerückten Abwehr, quergelegt auf Lunca, 2:1.

Neulengbach-Coach Uhlig beorderte daraufhin Innenverteidigerin Haršányová nach vorne und packte die 3-4-3-Brechstange aus. Zudem kam Isabella Dujmenovic für die trotz ihres Tores nicht besonders starke Giovana. Die Neue legte, kaum 15 Sekunden auf dem Platz, auch schon das 2:2 auf, als Ganea ihre Flanke nicht unter Kontrolle bringen konnte und Gstöttner abstaubte.

Das Problem blieb aber bestehen: Im Spiel nach vorne wurde nicht mit kühlem Kopf gespielt. Oft kam ein Abspiel, wenn ein Schussversuch besser gewesen wäre. Noch öfter kamen aussichtslose Schussversuche, wenn ein Abspiel besser gewesen wäre. Mit Haršányová an vorderster Front fehlte die Abstimmung, man stand sich eher selbst auf den Füßen.

So gelang das zum Achtelfinal-Einzug nötige dritte Tor nicht mehr.

Fazit: Leider nicht mal unverdient

Man merkte es Neulengbach an: Das Jagen eines Spielstandes mit dem Druck, unbedingt noch ein Tor (oder phasenweise gar zwei) schießen zu müssen, kennt die Mannschaft einfach nicht – woher auch. National mäht man die Konkurrenz nieder, da kommt es auf ein, zwei Tore pro Spiel mehr oder weniger auch nicht mehr an.

Den Rumäninnen gelang es gut, Neulengbach keinen Zugriff auf den Strafraum zu geben. Sie wurden mit Fortdauer des Spiels auch immer sicherer im Verteidigen von Standardsituationen. Und profitierten letztlich doch davon, dass es Neulengbach nicht schaffte, die an sich höhere Klasse auch in einen Sieg umzumünzen.

Weshalb das frühe Aus letztlich leider nicht mal unverdient ist.

(phe)

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