Suarez – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Fri, 18 Jul 2014 09:59:03 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Südamerika bei der WM: Zwar wieder kein Titel, aber erneut breiter geworden https://ballverliebt.eu/2014/07/18/zwar-wieder-kein-titel-aber-suedamerika-stellt-sich-immer-noch-breiter-auf/ https://ballverliebt.eu/2014/07/18/zwar-wieder-kein-titel-aber-suedamerika-stellt-sich-immer-noch-breiter-auf/#comments Thu, 17 Jul 2014 22:34:03 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10428 Südamerika bei der WM: Zwar wieder kein Titel, aber erneut breiter geworden weiterlesen ]]> Nur ein Team von außerhalb konnte südamerikanische Teams in der K.o.-Runde besiegen. Eines! Was nur zeigt, wie stark und vor allem mit welcher beeindruckenden Breite die Teams aus Südamerika bei der WM auftrumpften. Mittlerweile sind nicht nur zwei Teams da, die Weltmeister werden können, sondern vier, die von extrem hoher Qualität sind. Und ein Fünfter war vor vier Jahren ja immerhin im Semifinale. In dem das Team des Gastgebers diesmal ja ein historisches Debakel erlitt.

Brasilien: Wo sind die ganzen Samba-Kicker hin?

Als die Seleção vor einem Jahr den Confed-Cup gewann, sah man eine Mannschaft, die nichts besonders innovatives machte, aber eine solide Mischung aus allen Einflüssen war, die es im modernen Fußball so gibt. Keine aufregende, aber eine grundsolide Truppe. Zwölf Monate später gab es den krachenden Einsturz eines Teams, das offenbar alles verlernt hatte, nicht als Mannschaft funktionierte und in dem Teamchef Scolari zu viel und zu lange an „seinen“ Spielern festhielt.

Brasilien
Brasilien: Wenn Fred der beste Mittelstürmer ist, hat die Seleção ein ziemlich massives Problem.

Dabei war eben in der Tat alles weg. Paulinho, der aus dem Mittelfeld den Punch bringen sollte, ist nach einem verlorenen Jahr in Tottenham ein Schatten seiner selbst. Hulk stagniert oder enwickelte sich sogar zurück. Fred ist eine Gemeinheit von einem Mittelstürmer, verglichen mit ihm war Toni Polster ein Dauerläufer.

In keinem Spiel konnte Brasilien wirklich überzeugen. Gegen Kroatien hätte man ohne das Elfer-Geschenk wohl nur 1:1 gespielt, Kamerun war kein Gegner, gegen Chile und Kolumbien wackelte man bedenklich, ehe es gegen Deutschland das 1:7-Desaster im Halbfinale setzte. Die vermutlich beste Leistung konnte man gegen Mexiko abrufen. Bezeichnenderweise gewann Brasilien dieses Spiel nicht.

Das Halbfinale, das in die WM-Geschichte eingehen wird, offenbarte drastisch, wie sehr die Mannschaft von Thiago Silva (der den Laden hinten zusammenhielt) und Neymar lebte. Unter dem Druck des Gewinnen-Müssens warfen die Spieler übermotiviert alle Grundlagen der Taktik über Bord und liefen Deutschland nicht ins Messer, sondern mit Anlauf in ein deutsches Katana.

Die grundsätzliche Frage, die sich Brasilien nach Platz vier bei der Heim-WM (was ja rein als Ergebnis eh nicht so schlecht ist) stellt, ist eine aus brasilianischer Sicht erschreckende: Wie kann es sein, dass es ausgerechnet im Land des Samba-Fußballs, im Land von Pelé, Garrincha, Zico, Romario, Ronaldo und Ronaldinho nur einen einzigen Offensiv-Akteur von Weltformat gibt? Inhaltliche Fehlleistungen und Spiele, in denen alles daneben geht, können immer mal passieren. David Luiz und Thiago Silva sind dennoch Weltklasse-Spieler, Luiz Gustavo trotz allem ein Sechser von internationalem Format. Aber Oscar tauchte völlig unter, Hulk ebenso. Alles hing an Neymar.

Die Seleção ist nicht in einem so tiefen Loch, wie es nun scheint. Der neue Teamchef, wer immer es sein wird, muss aber einen Weg finden, dass nicht alles zusammenklappt, wenn Neymar nicht dabei ist oder einen schlechten Tag hat. Und ganz generell muss sich der Verband etwas einfallen lassen, wie man wieder ein paar ordentliche Offensiv-Spieler und vor allem Mittelstürmer aus dem Zuckerhut zaubert. Denn was den Zug zum Tor angeht, ist man alleine in Südamerika nicht mehr unter den Top-3.

Argentinien: Wo ist die Hilfe für Messi?

Nein, dass die Albicelete prickelnden Offensiv-Fußball gezeigt hätte, könnte man nicht gerade behaupten. Auch, dass Lionel Messi zu jeder Zeit Herr der Lage ist und ein Kapitän, der vorangeht und die Kollegen pusht, wenn’s mal nicht läuft, kann man nicht sagen. Allerdings war der große kleine Mann von Barcelona fast immer zur Stelle, wenn seine Mannschaft mal ein Tor oder zumindest einen Assist von ihm brauchte.

Argentinien
Argentinien: Es lebte mehr von Messi, als bei der Besetzung nötig war. Aber es funktionierte.

Seltsam, aber obwohl die Qualität der Spieler direkt um Messi herum – Higuaín, Lavezzi, Agüero, natürlich Di María – deutlich höher ist als die der Nebenleute von Neymar, steht und fällt auch bei Argentinien alles mit einem Spieler. Die Auftritte des knapp unterlegenen Finalisten waren selten wirklich unterhaltsam und fußten vornehmlich auf einer außergewöhnlich sicheren Defensiv-Abteilung.

Die vom wahren Chef auf dem Feld dirigiert wurde, nämlich von Javier Mascherano. Er hatte mit Biglia einen patenten Adjutanten, hatte mit Garay und Demichelis sichere Hinterleute und Torhüter Romero zeigte ein sehr gutes Turnier, obwohl er bei Monaco nur in internen Trainings-Spielchen Praxis bekam.

Im Grunde spielte Argentinien so, wie Finalisten oft spielen: Hinten wenig anbrennen lassen, vorne im entscheidenden Moment zuschlagen. Wiewohl es Alejandro Sabella, so sehr es ihm an Charisma zu fehlen scheint, gelungen ist, die Gruppe zu vereinen, und sei es nur, um gemeinsam Sabellas Autorität öffentlich in Frage zu stellen. Seinen Grundsatz von „Humilidad y Trabajo“, von Demut und Arbeit, haben aber alle angenommen.

Nach dem überforderten Clown Maradona und dem ahnungslosen Selbstdarsteller Batista hatte Argentinien einen Teamchef gefunden, der sich ausschließlich mit dem sportlichen beschäftigt. Das wurde belohnt, aber um in vier Jahren auch wieder eine gute Rolle zu spielen, muss es gelingen, neue Schlüsselfiguern zu finden. Mascherano ist schon 30, Messi befindet sich seit einem, anderthalb Jahren am absteigenden Ast. Es wird sicherlich noch mehr Verantwortung auf Angel di María zukommen.

Denn Messi wird schon ein wenig mehr Hilfe benötigen, in Zukunft.

Kolumbien: Wäre mit Falcao noch mehr möglich gewesen?

Er war eine Augenweide, dieser James Rodríguez (der, um das ein für allemal festzuhalten, NICHT „dscheims“ heißt, sondern „chames“). Vorbereiter, Vollstrecker, Gegenspieler-Verrückt-Macher, und das alles mit einem Babyface, das das genau Gegenteil der wilden Erscheinung Carlos Valderrama ist. Kolumbien stürmte unaufhaltsam ins Viertelfinale und hatte dort gegen Brasilien zu spät gemerkt, dass man gar keine Angst vor dieser Truppe haben muss.

Kol
Kolumbien: Eine Augenweide. Tolle Spieler, viel Initiative, und das nicht mal in Bestbesetzung

Weshalb sich die Frage stellt: Wäre mit einem fitten Radamel Falcao vielleicht sogar noch mehr möglich gewesen? Denn Teo Gutiérrez zeigte sich als hervorragender Arbeiter, als guter Mitspieler für James und Cuadrado, aber nicht als Vollstrecker. Während hinter im die vermutlich beste offensive Mittelfeld-Reihe des Turniers wirbelte. Dazu verwirrte man die Gegner mit permanenten Rochaden: Da agierte James mal als Sturmspitze, mal links, da ging Jackson Martínez mal ins Zentrum, dazu gab’s mit Armero und Zuñíga zwei forsche Außenverteidiger. Eine Augenweide.

Die Cafeteros bestätigten den Aufwärtstrend, der schon unter Hernán Dário Gomez begonnen wurde und José Néstor Pekerman, an sich ja ein ruhiges Gemüt, formte Kolumbien zu einer ähnlich aufregenden Mannschaft wie seine „Fabelhaften Peker-Boys“ aus Argentinien bei der WM 2006. Und das Schöne ist: Bis auf Kapitän Mario Yepes fällt in näherer Zukunft kein Stammspieler aus Altersgründen aus dem Team.

Kolumbien kann also als Ganzes noch besser werden. Und Falcao ist bald wieder zurück.

Chile: Ist diese Form konservierbar?

Nächsten Sommer findet in Chile die Cópa America statt. Die Roja hat dieses Turnier noch nie gewonnen und nach dem knappen und auch eigentlich nicht verdienten Achtelfinal-Aus gegen Brasilien versprach Arturo Vidal, dass sich das ändern wird. Die Vorzeichen sind gut: Die Mannschaft ist mit einem Schnitt von 26,5 Jahren noch relativ jung, alle haben die komplexen Taktik-Varianten von Teamchef Jorge Sampaoli verinnerlicht, und Vidal selbst war nicht mal voll fit.

Chile
Chile: Das mit Abstand aufregendste, was dieses WM-Turnier zu bieten hatte. Viel zu früh raus.

Und die Chilenen waren, wie schon vor vier Jahren unter Marcelo Bielsa, eine überaus geile Mannschaft. Sampaoli ist ein im positiven Sinne fußballerischer Geistesgestörter, ein Besessener, ein Freak. Und so spielen auch seine Teams. Wie einst das 3-1-4-2-Monster von La U, wie das 2-1-3-4-0-Gebilde, das Australien eine halbe Stunde lang verzweifeln ließ. Wie das Pressing-Ungetüm, das Xabi Alonso so sehr in den Wahnsinn trieb, dass dieser sich nach einer Halbzeit traumatisiert auswechseln ließ.

Und mit Eduardo Vargas hat man nun auch endlich einen Stürmer, der auch mal Tore macht, Alexis Sánchez in Top-Form bringt auch die nötige Direktheit mit. Marcelo Díaz auf der Sechs – neben Mena, Aranguiz und Silva einer von vier Stammkräften, die unter Sampaoli bei La U gespielt haben – ist die personifizierte Balance. Dazu ist Claudio Bravo ein exzellenter Torhüter.

Und wohlgemerkt: Im ganzen Kader gibt es nicht einen einzigen gelernten Innenverteidiger. Keinen.

Chile hat es absolut drauf, auf absehbare Zeit eine bestimmende Kraft in Südamerika und damit auch in der Welt zu werden bzw. zu bleiben. Wenn Pinilla gegen Brasilien in der 120. Minute nicht die Latte, sondern das Tor getroffen hätte, wer weiß, wie weit Chile gekommen wäre.

Eines ist nur klar: Kein Team bei dieser WM ist mit dem nackten Resultat – Aus im Achtelfinale – so massiv unter Wert geschlagen worden wie Chile. Jetzt muss nur noch die Form bis nächstes Jahr konserviert werden.

Uruguay: Wer folgt den alten Herren?

José Maria Giménez erspielte sich schon einen Stammplatz bei den Großen, Stürmer Nico López kommt bei Udinese regelmäßig zum Einsatz, Linksaußen Diego Laxalt bei Serie-A-Absteiger Bologna. Aber sonst? Keiner der Mannschaft aus Uruguay, die vor einem Jahr Vize-Weltmeister bei der U-20-WM wurde, ist auch nur in der Nähe eines Stammplatzes bei einem halbwegs vernünftigen Klub, geschweige denn in der Nähe der Nationalmannschaft. Das wird über kurz oder lang zum Problem werden.

Uruguay
Uruguay: Fast alles hing an Godín und Suárez. Folgt nun der Generationswechsel bei der Celeste?

Denn obwohl man sich alte Willenskraft zeigte und somit England und Italien in 50:50-Spielen nieder ringen konnte, bleibt nach dem WM-Turnier, das mit einer Demontage im Achtelfinale gegen Kolumbien endete, die Erkenntnis: Besser ist Uruguay nicht geworden. Noch mehr als zuletzt schon hängt praktisch alles an Luis Suárez vorne und Diego Godín hinten.

Der Rest ist, bei allem Respekt, braver Durchschnitt und es ist weit und breit niemand in Sicht, der etwa im Mittelfeld das Spiel an sich reißen könnte. Arévalo ist nicht der Typ dafür, Lodeiro ist ein seit Jahren steckengebliebenes Talent, Cavani ist im Trikot von PSG wesentlich gefährlicher.

Und dann wird auch noch der ganze Auftritt überschattet von Suárez ekelhafter Dummheit gegen Italien. Die folgende Sperre heißt, dass Suárez die Copa America nächstes Jahr verpasst. Das wird für Langzeit-Teamchef Tabárez die Nagelprobe werden. Noch ein weiteres Mal mit den alten Recken, aber ohne den besten Spieler versuchen, alles rauszuquetschen, oder im Wissen um die Chancenlosigkeit, um den Titel mitzuspielen, den Umbau starten?

Die Antwort darauf wird gleichzeitig die Antwort auf die Frage sein, ob sich Tabárez, 67 Jahre alt, den Generationswechsel noch antun will.

Ecuador: Wäre die Quali auch ohne Höhenlage gelungen?

Immerhin: Seine drei Tore (also alle, die Ecuador bei dieser WM schoss) brachten Enner Valencia einen Premier-League-Vertrag bei West Ham ein. Sehr viel mehr wird aber nicht bleiben. La Tri verlor zwar nur knapp gegen die Schweiz und rang Frankreich ein verdientes Remis ab, aber dennoch hinterließen die drei Spiele vor allem eines: Verwunderung ob des antiquierten Spielstils der auch nicht mehr ganz jungen Mannschaft.

Ecuador
Ecuador: Mit dem flachen 4-4-2 und Konzentration auf die Flügel war das reichlich antiquiert.

Neben Honduras kam nur noch Ecuador mit einem flachen 4-4-2 mit zwei defensiven Mittelfeld-Leuten in einem damit unterbesetzten Zentrum auf, das Spiel nach vorne passierte praktisch ausschließlich über die Flügelspieler Valencia und Montero. Sturmspitze Caicedo fiel in den ersten zwei Spielen nur durch seine Mähne auf, und im dritten nicht mal mehr das, weil er zwischendurch beim Friseur war.

Anders als Enner Valencia. Der Angreifer, der nur durch den plötzlichen Tod von Chicho Benítez vor einem Jahr in die Mannschaft gerutscht war, war beweglich, hatte Übersicht und war auch torgefährlich.

Inhaltlich aber hat sich Ecuador seit der WM 2006, als man mit einem flachen 4-4-2 souverän das Achtelfinale erreichte und dort eher unglücklich England unterlag, keinen Zentimeter weiterentwickelt. Das Team vor acht Jahren war auch individuell echt gut (mit Leuten wie Delgádo, Méndez, dazu Reasco und De la Cruz als AV). Dieses ist eher wieder eines wie 2002, das sich wegen der Höhenlage in den Quali-Heimspielen zur Endrunde gemogelt hat.

Natürlich: Mit Carlos Gruezo von Stuttgart gibt es ein Riesen-Talent im zentralen Mittelfeld. Aber der hat vor drei Jahren noch U-17-WM gespielt. Für eine tragende Rolle bei einer WM der Großen war’s noch ein wenig früh.

Nächste Kontinental-Meisterschaft: Juni 2015 in Chile

Die Brasilianer, die viel gutzumachen haben. Die Argentinier mit Messi, der so knapp dran war, aber nun immer noch keinen Nationalteam-Titel gewonnen hat. Der Offensiv-Wirbel der Kolumbianer. Und natürlich die positiv Verrückten von Gastgeber Chile. Nicht zu vergessen Titelverteidiger Uruguay, der zeigen muss, wie er sich selbst neu erfindet.

Die Copa America, die in einem Jahr stattfindet, ist von der Ausgangslage elf Monate davor die wohl spannendste seit Jahrzehnten, weil sie mehr ist als nur das programmierte Finale zwischen Brasilien und Argentinien, sondern  es gleich zwei Teams gibt, die mindestens auf Augenhöhe mit ihnen sind, wenn nicht sogar schon besser. Die Teams des südamerikanischen Kontinents rücken immer weiter zusammen. Eine Entwicklung, die nur gut sein kann.

Fünf der sechs CONMEBOL-Teams überstanden die Vorrunde, und es gab nur ein Team von außerhalb, das K.o.-Spiele gegen das Quintett gewinnen konnte (Deutschland). Anders gesagt: Hätte man sich nicht gegenseitig eliminiert, wäre die kollektive Stärke noch viel augenfälliger geworden. Andererseits hat es nun drei Turniere hintereinander keinen südamerikanischen Weltmeister gegeben – die längste Durststrecke der Geschichte. Weil die beiden Großen im entscheidenden Moment wieder Federn ließen und die Nachrücker halt doch noch nicht ganz so weit sind.

Noch.

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Überzahl in Ballnähe entscheidend: Erst Österreich mit Vorteilen, dann Uruguay https://ballverliebt.eu/2014/03/06/ueberzahl-in-ballnaehe-entscheidend-erst-oesterreich-mit-vorteilen-dann-uruguay/ https://ballverliebt.eu/2014/03/06/ueberzahl-in-ballnaehe-entscheidend-erst-oesterreich-mit-vorteilen-dann-uruguay/#comments Thu, 06 Mar 2014 08:24:04 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9977 Überzahl in Ballnähe entscheidend: Erst Österreich mit Vorteilen, dann Uruguay weiterlesen ]]> Das Ergebnis, ein 1:1 gegen Uruguay, sieht gut aus. Die erste Halbzeit, in der Österreich den amtierenden Südamerika-Meister an die Wand spielte, sah ebenfalls sehr gut aus. Dass es auf die logischen Änderungen beim Gegner für die zweite Hälfte aber keinerlei nennenswerte Reaktion gab, sah gar nicht gut aus. Ein Test mit durchaus Licht, aber auch mit einigem Schatten.

Österreich - Uruguay 1:1 (1:0)
Österreich – Uruguay 1:1 (1:0)

Kein Cavani bei Uruguay – kein Nachteil für Österreich. Ohne den PSG-Stürmer brachte Tabárez ein 4-4-2 auf’s Feld, das einen ganz großen Nachteil gegenüber dem durchaus spritzigen ÖFB-Team hatte: Die ungeheure Langsamkeit der teil massiv in die Jahre gekommenen Akteure.

Österreich im 3-gegen-1-Vorteil

Das auffälligste bei Österreich war, neben dem nennenswerten Offensiv-Pressing der vier vorderen Spieler, vor allem die geschickte Art und Weise, wie im Mittelfeld Überzahl geschaffen wurde. Dabei hatte Österreich natürlich den Vorteil der numerischen Überlegenheit im Zentrum (systembedingt), außerdem hielt sich Diego Pérez fast ausschließlich in der Nähe von Alaba auf. Das ging doppelt daneben: Zum einen war Alaba dennoch der unumstrittene Boss auf dem Feld, zum anderen entstanden so noch größere Löcher im uruguayischen Zentrum.

So gelang es Österreich fast immer, wenn Uruguay den Ball nach vorne tragen wollte, den Ballführenden zu stellen. Und zwar nicht nur mit 2-gegen-1-Situationen, sondern oft sogar mit 3-gegen-1. Die Abstände zwischen den Spielern und das fehlende Tempo dieser Spieler machte es Uruguay unmöglich, auf diese Weise vor das Tor von Robert Almer zu kommen. Suárez hing in der Luft und war in der ersten Hälfte kaum ein Faktor.

Nach Ballgewinn schnell und direkt

Dass das österreichische Offensiv-Pressing bald nachließ, hatte einen simplen Grund: Wenn man selbst zwei Drittel Ballbesitz hat, gibt es einfach keinen Gegner mit Ball, den man anpressen könnte. Gegen die in der Defensive durchaus kompakt stehenden Urus tat sich Österreich mit dem eigenen Aufbau allerdings durchaus schwer. Von hinten heraus erfolgte die Spieleröffnung zumeist über Hinteregger, und da oft über lange Diagonalpässe. In puncto körperlicher Robustheit hat Uruguay allerdings einen Vorteil, so taten sich Arnautovic und Harnik recht schwer. Auch, weil die Außenverteidiger Suttner und Garics (später Klein) sehr vorsichtig begannen und erst nach und nach ein wenig auftauten.

Deutlich besser klappte es bei Österreich, wenn man in den erwähnten Überzahl-Situationen im Mittelfeld den Ball eroberte und schnell umschalten konnte. Dann ging es mit schnellen, direkten Vertikalpässen innerhalb kürzester Zeit in den gegnerischen Strafraum. Dass Maxi Pereira der Ball vor dem 1:0 für Österreich verspringt, konnte man nicht einkalkulieren, aber dass aus genau so einer Situation das Tor fiel, ist logisch und alles andere als Zufall. Wie es auch kein Zufall war, dass das österreichische Team – das wann immer möglich den Abschluss suchte – bis zur Pause noch einige weitere gute Torgelegenheiten hatte.

Tabárez stellt um…

Großmeister Tabárez erkannte die Probleme natürlich und reagierte entsprechend. Er nahm den gegen Alaba untergehenden Pérez raus (positionsgetreu kam Gargano) und, noch wichtiger, er ließ den unsichtbaren Forlán draußen und brachte quasi gemeinsam mit Gastón Ramírez von Southampton ein neues System – ein 4-1-4-1. Damit hatte er die massive Unterlegenheit im Zentrum zahlenmäßig schon einmal ausgeglichen. Weil Gargano ein weiter gestreutes Betätigungsfeld hatte als nur Alaba nachzulaufen.

Zweite Halbzeit
Zweite Halbzeit

Und, weil Ramírez seinen Part sehr giftig spielte und so die pure Körperlichkeit von vor der Pause in ein gezieltes Angehen der Österreicher umgewandelt wurde. Inhaltlich ganz simpel: Nun schaffte es Uruguay besser, im Zentrum Überzahl-Situationen in Ballnähe herzustellen, damit bekam die Celeste das ganze Spiel besser in den Griff. Nun wirkte es sich auch noch mehr aus, dass den österreichischen Flügelspielern (nun Arnautovic rechts und Ivanschitz links) nicht so viel gelang – obwohl zumindest Arnautovic, der negativen Körpersprache zum Trotz, viel versuchte und nie aufsteckte. Für den Maestro das Signal, die Daumenschrauben weiter anzuziehen: Es kamen Álvaro Pereira und Nico Lodeiro.

…und zieht die Daumenschrauben an

Der ob der sich klar geänderten Kräfteverhaltnisse war das 1:1, obwohl im speziellen Fall es eine patschert verteidigte Ecke und kein taktischer Geniestreich war, folgerichtig. Wie auch, dass Uruguay nun mit zwei offensiv denkenden zentralen Mittelfeld-Leuten (neben Ramírez eben Lodeiro) das Geschehen auch weiterhin im Griff behielt.

Weil Ivanschitz gegen Aushilfs-Rechtsverteidiger Gargano (ein Duell zweier eigentlich Zentral-Spieler auf der Seite, auch nicht uninteressant) keinen Stich machte und die Wechsel von Koller zwar das Personal änderten (Kavlak für Leitgeb, dann Hinterseer für Junuzovic), aber nicht so sehr die Raumaufteilung. Einem möglichen Siegtreffer war nun Uruguay deutlich näher, von Österreich kam keine nennenswerte Reaktion mehr.

Fazit: Erst super, dann ohne Reaktion – wie in Schweden

Es erinnerte bei Österreich sehr viel an das entscheidende WM-Quali-Spiel in Stockholm: Eine großartige erste Halbzeit, in der die Marschrichtung passte und von den Spielern sehr gut umgesetzt wurde, ehe der Gegner in der Pause umstellt, das Heft in den Hand bekommt – und von Österreich aber keine Reaktion mehr kommt. So sehr man sich über die funktionierende Taktik zu Beginn freuen darf, so sehr muss man sich über ausbleibende Adaptierungen nach solchen des Gegners wundern.

Das Ergebnis, ein 1:1 gegen den amtierenden Südamerika-Meister, ist sehr respektabel, wiewohl natürlich allen klar sein muss, dass diese Mannschaft aus Uruguay ihren Zenit schon ganz deutlich überschritten hat. Österreich hat gezeigt, dass man sich auch vor Teams aus der erweiterten Weltspitze nicht fürchten muss. Eher schon davor, dass man guten Änderungen beim Gegenüber noch immer hilflos gegenüber steht.

Das darf sich ruhig ändern.

(phe)

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Copa, SF1: Suárez nützt Torwartfehler – Uruguay steht im Endspiel https://ballverliebt.eu/2011/07/20/copa-sf1-suarez-nutzt-den-torwartfehler-uruguay-steht-im-endspiel/ https://ballverliebt.eu/2011/07/20/copa-sf1-suarez-nutzt-den-torwartfehler-uruguay-steht-im-endspiel/#respond Wed, 20 Jul 2011 09:59:38 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5370 Copa, SF1: Suárez nützt Torwartfehler – Uruguay steht im Endspiel weiterlesen ]]> Sicher stehen und keine Fehler machen – das klappte bei Überraschungs-Semifinalist Peru gegen Favorit Uruguay 52 Minuten lang wunderbar. Einmal im Rückstand, fehlte aber die Klasse, das Spiel zu drehen. Weshalb die beiden Tore von Suárez den Finaleinzug für Uruguay bedeuten!

Uruguay - Peru 2:0

In ihrer ersten Partie bei dieser Copa América standen sich diese beiden Mannschaften schon einmal gegenüber. Da trotzte Peru mit einer starken Defensivleistung dem Favoriten ein 1:1 ab, weil es gelang, die Flügel der Urus auszuschalten – das war auch in diesem Halbfinale, in welches das Team von Sergio Markarián sensationell schaffte, die Marschroute.

Gegenseitige Blockade

Erstaunlicherweise war es zunächst nicht das Team aus Peru, welches sich zurückzog. Nein, Uruguay zwang mit einer recht passiven Anfangsphase und zwei tief stehenden Viererketten dem Außenseiter das Spiel auf – und dieser war damit auch einigermaßen überfordert. Weil Uruguay eben so tief stand und mit Vargas und Guerrero die Spitzen in Sergio Markariáns 4-4-1-1 im Getümmel untergingen, blieb oft nur die Option „Langer Ball“, diese wurden aber leichte Beute der Uru-Defensive.

Besonders kreativ war aber auch die Celeste nicht, als sie sich nach einigen Minuten entschied, doch am Spiel teilzunehmen. Weil beide Mannschaften in einem sehr ähnlichen System spielten, standen sich zwei recht defensive Mittelfeld-Zentralen gegenüber, die sich gegenseitig blockierten. Dennoch versuchte es auch Uruguay vermehrt über die Mitte – Forlán und vor allem Suárez gingen kaum auf die Flügeln, wie das in den vergangenen Spielen noch der Fall gewesen war. Vor allem Suárez steigerte sich früh in Frust hinein: In den ersten fünf Minuten legte er sich zweimal mit den Referees an (einmal zu Recht, einmal zu Unrecht) und kassierte nach einem eher dämlichen Foul auch gleich die gelbe Karte.

Action auf den rechten Flügeln

So fehlte es auch an der Breite im Spiel beider Teams. Lediglich auf den jeweiligen rechten Flügeln kam so etwas wie Action auf: Maxi Pereira preschte bei jeder sich bietenden Gelegenheit nach vorne, weil er vom früh verwarnten Yotún wenig zu befürchtet hatte und auch defensiv vom jungen Peruaner kaum gestört wurde. In diesem Fällen blieb Martín Cáceres hinten, wodurch im Bellbesitz bei Uruguay hinten eine Dreierkette entstand. Allerdings schaffte es Maxi Pereira nicht oft, Bälle auch wirklich in die Mitte zu bringen.

Der sehr aktive Luís Advíncula auf peruanischer Seite drückte den sonst sehr gefährlichen Álvaro Pereira nach Kräften zurück und verwickelte ihn in viele Zweikämpfe, aber spätestens beim starken Martín Cáceres war auch bei ihm Schluss: Oft kam Advíncula gar nicht dazu, Flanken zu schlagen oder nach innen zu ziehen. So ging es mit einem logischen 0:0 in die Halbzeit.

Wer den ersten Fehler macht…

Die zweite Hälfte schickte sich an, ähnlich zu verlaufen wie die erste – bis Peru-Goalie Fernández einen Weitschuss von Forlán nach vorne abprallen ließ. Suárez ließ sich nicht zweimal bitten und versenkte den Ball zum 1:0. Ein individueller Fehler warf die ganze, an sich gut funktionierende Marschroute der Peruaner über den Haufen.

Der Außenseiter musste nun natürlich aufmachen, selbst aktiver werden und höher stehen. Und genau das nützte wiederm Suárez nur wenige Minuten später: Die Abseitsfalle überlistend, nützte er nach einem langen Ball von hinten den vielen Platz hinter der peruanischen Defensive und besorgte somit aus einem Konter das 2:0 – die Vorentscheidung.

…und nicht für Druck sorgen kann…

Markarián brachte mit Chiroque (für Advíncula) einen neuen Mann für die rechte Seite. Der wuselige Chiroque sollte dringend benötigtes Tempo in die ansonsten nicht gerade mit übertriebener Schnelligkeit gesegnete Mannschaft bringen, um die nun naturgemäß wiederum sehr dichte uruguayanische Defensive zu knacken. Zudem kam mit Lobatón (statt Yotún) ein zusätzlicher Mann für das Mittelfeldzentrum, um dort Überzahl herzustellen und die Kontrolle zu erhalten.

Die Formation hatte nun aber deutliche Schlagseite nach rechts, weil es links am Flügelspieler fehlte: Nach dem Austausch von Yotún musste Linksverteidiger Vílchez die komplette Seite übernehmen; Vargas und Guerrero wichen zwar immer wieder dorthin aus, aber Druck kam über die Flanke, die er weiterhin recht umtriebige Maxi Pereira verteidige, nicht.

…fliegt raus

Endgültig geschlagen war Peru, als sich Vargas zwanzig Minuten vor dem Ende zu einem Ellbogen-Schlag ins Gesicht von Coates hinreißen ließ. Der Referee stand nur einen Meter daneben und zögerte keine Sekunde, Vargas die korrekte rote Karte zu zeigen.

Von einer Szene abgesehen, in der Torhüter Muslera nicht ganz auf der Höhe war, spielte Uruguay den Vorsprung nun trocken über die Zeit. Peru fehlten ohne Vargas und mit einem Mann weniger schlichtweg die Mittel, um das Team aus Uruguay noch wirklich zu gefährden.

Fazit: Höhere Klasse setzt sich durch

Spektakulär war es wahrlich nicht: Etwa 50 Minuten kam Uruguay nur schwer durch und sorgte auch Peru nicht für großen Druck, dann zwei schnelle Tore, und die letzte halbe Stunde wurde verwaltet. Am Ende setzte sich mit Uruguay aber die klar besser besetzte Mannschaft durch, weil Peru einen Fehler zu viel machte. Es lässt sich aber dennoch nicht leugnen, dass bei Uruguay zu viel über die Mitte ging und es einen individuellen Fehler beim Gegner brauchte, um zum Torerfolg zu kommen.

Peru stand mit ganz wenigen Ausnahmen defensiv wieder einmal sehr diszipliniert und ließ vor allem Suárez aus dem Spiel heraus kaum zur Geltung kommen, weil man das Zentrum gut zumachte und der Favorit es versäumten, über die Flügel mehr Druck auszuüben. Um selbst das Spiel in die Hand nehmen zu können, fehlte neben der individuellen Klasse einen Pizarro oder Farfán vor allem die Schnelligkeit, welche diese beiden gegen die ebenso sehr sichere Hintermannschaft der Urus bringen hätten können

Internationale Klasseleistung war das von Uruguay eher nicht – aber manchmal reicht es ja auch aus, die wenigen Fehler des Gegnern zu nützen.

(phe)

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Copa, VF 1/2: Argentinien ist raus! https://ballverliebt.eu/2011/07/17/copa-vf-12-argentinien-ist-raus/ https://ballverliebt.eu/2011/07/17/copa-vf-12-argentinien-ist-raus/#comments Sun, 17 Jul 2011 01:37:34 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5327 Copa, VF 1/2: Argentinien ist raus! weiterlesen ]]> Es hatte sich schon in der Gruppenphase angedeutet. Und im Viertelfinale war es nun soweit: Gastgeber Argentinien scheidet bei der Copa América aus! Weil Uruguay auch in Unterzahl das Konzept eisenhart durchzog, Torhüter Muslera eine Weltklasse-Leistung bot. Und Tévez im Elfmeterschießen nicht traf. Der Lohn für Uruguay: Halbfinale gegen Senstations-Team Peru, das Kolumbien eliminierte!

Argentinien - Uruguay 1:1 n.V., 4:5 i.E.

Die Formation, die Sergio Batista in dieses Viertelfinale schickte, war die selbe wie beim überzeugenden 3:0 gegen Costa Rica. Allerdings schafften es die Urus, wie nicht anders zu erwarten war, deutlich besser, damit umzugehen: Sie spielten kompromisslos gegen den Mann, sehr körperlich und robust. Ohne den weiterhin nicht fitten Edinson Cavani griff Teamchef Tabárez auf jenes 4-4-2 zurück, mit dem er Mexiko mit 1:0 geschlagen hatte.

Der frühe Führungstreffer für Uruguay – Diego Pérez war am langen Pfosten alleinegelassen worden, sodass er die Kopfballablage nach einem Freistoß über die Linie drücken konnte – spielte der Celeste natürlich zusätzlich in die Hände. Was Tabárez spielen ließ, hatte mitunter etwas von Manndeckung

Mann gegen Mann

So passte in der Zentrale Egídio Arévalo explizit auf Messi auf, Diego Pérez übernahm den wiederum auf halblinker Position agierenden Di María; der von der linken Flanke nach innen ziehenden Kun Agüero wurde von Maxi Pereira, mit der Ausnahme von ein oder zwei Szenen, zur Unsichtbarkeit degradiert.

Der Schlüsselspieler bei Uruguay war aber einmal mehr Álvaro Pereira auf der linken Mittelfeldseite. Er schaffte es zum einen, den gegen Costa Rica noch sehr starken Mariano Zabaleta weit hinten zu binden, was dem argentinischen Spiel das letzte Fünkchen Breite nahm. Und andererseits war er der Hauptlink zwischen Defensive und dem Stürmerduo Forlán/Suárez. Keine neue Rolle für ihn: Das war schon bei der WM in Südafrika sein Job.

Ausgleich änderte nichts, Ausschluss wenig…

Argentinien kam nach einer Viertelstunde zum Ausgleich, Higuaín hatte sich bei einem Freistoß von Messi im Rücken von Lugano gelöst. Weiterhin attackierte die Uru-Mittelfeldreihe relativ hoch und früh, während sich die Abwehrkette eher passiv dahinter aufreihte. Im Spiel nach vorne war vor allem Suárez von der argentinischen Hintermannschaft kaum anders als mit Foul zu stoppen.

Aber weil auch die Urus mit einiger Härte weitermachten, zeichnete sich bald ab, dass das Spiel nicht mit 11 gegen 11 zu Ende gehen würde. Kurz vor der Pause war es dann so weit: Diego Pérez, der Bewacher von Di María, sah nach einem taktischen Foul kurz vor der Halbzeit die Ampelkarte. Die Reaktion von Uruguay: Praktisch keine. Tabárez ließ einfach in einem 4-3-2 weiterspielen.

…weil Zanetti völlig nutzlos war

Das ging sich aus, weil von Zanetti auf der Position des Rechtsverteidigers nicht die geringsten Impulse kamen, der Oldie völlig nutzlos für das Spiel der Argentinier war. Überspitzt formuliert reichte es völlig aus, ihn von Álvaro González und Maxi Pereira von der weite böse Blicke zuzuwerfen. Die Dreierkette im Mittelfeld teilte sich nun Messi und Di María einfach untereinander auf, auch weil Gago weiterhin keine wirkliche Rolle zugedacht bekam. Es gab niemanden, den er zu bewachen hatte – allenfals Álvaro Pereira, der nun aber selbst vermehrt defensiv zu tun hatte.

Das Signal zum Schlussspurt war die Einwechslung von Javier Pastore für den abmontierten Di María. Der neue Mann ging ind Zentrum und Messi wich etwas weiter auf den rechten Flügel aus, die beiden Edeltechniker spielten viel besser zusammen als das zuvor mit Di María geklappt hatte. Dass die Uru-Defensive ob der vermehrten Laufarbeit müder wurde, spielt da natürlich auch eine Rolle.

Muslera rettet, Mascherano „gleicht aus“

Auch, wenn Uruguay aus Kontern ständig brandgefährlich blieb, war Argentinien am Drücker, und nur einige unglaubilche Rettungstaten von Fernando Muslera im Uru-Tor hielten das 1:1 fest. Ehe Javier Mascherano auf dem Feld wieder für Gleichstand sorgte: Obwohl es kaum mehr als ein Allerweltsfoul war, musste der Sechser in Minute 86 mit Gelb-Rot vom Platz. So ging es mit gleich vielen Spielern und gleich vielen Toren in die Verlängerung.

Batista hatte schon zuvor Tévez für den gegen Maxi Pereira absolut chancenlosen Agüero gebracht, in Unterzahl fädelten sich dann Tévez, Messi und Pastore vor Gago (und dann vor Biglia, der als echter Sechser dann hineinkam) als kreative Dreiekette auf, Higuaín arbeitete vorne gegen Lugano und Scotti. Erstaunlich: Der verletzungsbedingte frühe Tausch von Scotti für Victorino blieb trotz eigenem und gengerischem Ausschluss der einzige von Tabárez bis zur 109. Miunte. Da gingen die müde gelaufenen Álvaro Pereira und Elgidio Arévalo (der zudem am Rande des Ausschlusses wanderte).

Unterhaltsame und spannende Verlängerung

Der von beiden Teams gut genützte vermehrte Platz auf dem Feld sorgte ebenso für eine äußerst kurzweilige Verlängerung wie die Tatsache, dass beide Mannschaften ganz offensichtlich kein dringendes Bedürfnis hatten, ins Elfmeterschießen zu gehen und dieses somit aktiv verhindern wollten. Chancen gab es auf beiden Seiten und letztlich wäre ein Sieg weder für Uruguay noch für Argentinien nicht unverdient gewesen.

Am Ende ging es aber doch ins Shoot-Out. Bei dem Lionel Messi zwar für Argentinien seinen Versuch sicher verwertete, das taten danach aber auch alle fünf Urus – Forlán, Suárez, Scotti, Gargano und Cáceres. Bei Argentinien allerdings brauchten Pastore und Higuaín schon mächtig Glück. Tévez hatte das nicht: Der überragende Muslera parierte seinen Versuch.

Womit der Gastgeber aus dem Turnier raus ist…

Fazit: Unglücklich verloren, aber verdient ausgeschieden

…und Sergio Batista seinen Job wohl los. Denn seine Mannschaft war in diesem Spiel gegen Uruguay sicherlich nicht die klar schlechtere Mannschaft. Aber über das Turnier gesehen hat Argentinien einfach viel zu wenig gezeigt, um irgend welche Ansprüche auf einen Halbfinal-Einzug oder gar mehr zu stellen. Der haarsträubende Auftritt gegen Bolivien, danach sie exakt selben Fehler gegen Kolumbien – Batista hat sich selbst geschlagen. Ein einziger Sieg bei einem Heimturnier, und das gegen eine U23 aus Costa Rica, ist für einen Titelanwärter eine beschämende Bilanz.

Batista schaffte es nicht, Messi dauerhaft zum funktionieren zu bringen. Er fand keine Antwort auf den Mangel an Außenverteidigern (Dreierkette wäre eine Idee gewesen). Er konnte nicht konsequent für Breite sorgen. Es kam zu wenig aus dem Mittelfeld hinter Messi. Alles spielerische Brandherde, die nicht einmal ausgetreten wurden, geschweige denn gelöscht.

So darf sich Uruguay über ein vermeintlich leichtes Halbfinale gegen Peru freuen. Die Celeste zog ihr gut funktionierendes Defensiv-Konzept auch nach dem Ausschluss unbeirrt durch und wurde damit belohnt, dass Messi viel auf sich alleine gestellt war, weil Di María, Agüero, Zabaleta und damit auch Higuaín kaum ein Faktor waren. Außerdem hat ein Team das Weiterkommen einfach verdient, dass nach 120 aufregenden und kräftezehrenden Minuten noch fünf Elfmeter so bombensicher verwandeln kann.

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Was kann Kolumbien wirklich? Mäßig gegen Costa Rica, stark gegen ein nicht funktionierendes Team aus Argentinien, überhaupt nicht gefordert von Bolivien. Es war nicht möglich, Kolumbien einzuschätzen – aber Peru legte die Stärken der Cafeteros lahm und offenbarte so deren Schwächen.

Peru - Kolumbien 2:0 n.V.

Das größte Problem der Kolumbianer in ihrer Formation war das zu große Loch zwischen den fünf defensiven Spielern und den offensiven. In diesem Bereich konnten sich die Peruaner ohne große Mühe so stellen, dass es den Kolumbianern nicht möglich war, durch das Zentrum Guarín und Aguilar zu bedienen.

Was aber nötig gewesen wäre, denn durch die hohe Positionierung von Advincula und vor allem Vargas waren die im Turnierverlauf so starken kolumbianischen Außenverteidiger Zuñíga und Armero so zurückgedrängt, dass sie auf den Flügeln das im Zentrum entstandenen Loch nicht umgehen konnten. Die Folge: Kolumbien hatte es extrem schwer, den Ball sinnvoll in die gegnerische Hälfte zu bringen. Die wenigen echten Chancen, die es gab, vergab vor allem Falcao.

Peru neutralisiert Guarín

Beim Außenseitern aus Peru war die Aufteilung im Mittelfeld durchaus interessant. Hier stand mit Balbín der Sechser recht tief, Cruzado spielte schräg vor ihm aber weder einen zweiten Sechser, noch war er auf der Höhe der Offensivreihe. Er mischte sich auch nicht, wie für einen Achter sonst üblich, in das Spiel nach vorne ein – er hatte nur einen Auftrag: Die Kreise von Fredy Guarín so nachhaltig wie möglich zu stören.

Chiroque neben ihm rückte indes immer wieder in die Spitze auf und spielte mitunter beinahe auf einer Höhe mit Guerrero. Peru-Teamchef Makarián hatte offenbar deutlich weniger Angst vor Aguilar, an dem das Spiel auch ohne Sonderbewachung vorbei lief. Die Offensive der Peruaner hatte vor allem zwei Mittel zu Bieten: Lange Bälle zum einen und Vargas zum anderen. Letzterer sorgte er für viel Betrieb, aber wenig Gefahr.

Zusätzliche Kontrolle im Mittelfeld

In der Halbzeit ließ Makarián Advincula in der Kabine und brachte mit Carlos Lobatón dafür einen zusätzlichen Mann für das defensive Mittelfeld, einen, über den das Umschalten von Defensive auf Offensive laufen kann. Er stand etwas tiefer im Zentrum, wodurch Peru im Ballbesitz ein recht klares 4-3-3 spielte. So gelang es weiterhin, die Flügel in Schach zu halten und im Zentrum hatte Peru die gegnerische Offensive nun auch im Griff.

Wenn es mal so weit ist, dass Mondbälle von Innenverteidiger Yepes noch die gefährlichste Variante sind, dem Gegner zuzusetzen, spricht das nicht für Kolumbien – die Gelben agierten auch nach der Pause behäbig und uninspierert, langsam und auch etwas lustlos.

Aufbäumen in Ansätzen

Umso bitterer wäre es gewesen, durch einen wirklich dämlichen Elfmeter – Rodríguez hatte Moreno umgerissen – dann doch in Rückstand zu geraten, aber Falcao nahm die Einladung nicht an und knallte den Strafstoß links am Tor vorbei. Hernán Darío Gómez brachte in der Folge Rodallega für den völlig enttäuschenden Ramos, das Problem wurde damit aber nicht behoben: Ohne Unterstützung von hinten waren die kolumbischen Außenstürmer völlig wertlos.

So orientierte sich Rodallega oftmals in die Mitte und Guarín wich etwas aus, wirklich gebracht hat das aber kaum – so war ein kolumbianisches Aufbäumen in Ansätzen zwar erkennbar, aber wirklich zwingend war das lange nicht. Und doch hätte Guaríns Lattenschuss in der Nachspielzeit beinahe doch noch für den späten Sieg gesorgt.

Peru nützt die Fehler aus

Auch in der Verlängerung änderte sich das Bild des Spieles nicht – Peru legte die Seiten lahm und machte die Mitte zu. Unterschied zur regulären Spielzeit: Der Kolumbianische Schlussmann Neco Martínez patzte! Er konnte einen Freistoß wegen eines Crashs mit seinem eigenen Mitspieler Yepes nicht festhalten und Lobatón wuchtete den Ball von der Strafraumgrenze zum 1:0 unter die Latte.

Die Reaktion von Kolumbien? Außer Panik-Wechseln keine. Mit Teó Gutiérrez und Jackson Martínez kamen noch zwei Stürmer, aber ohne die ausgewechselten Aguilar und Sánchez fehlten nun nicht nur Spieler, welche die vielen Spitzen nun bedienen hätten können, sondern auch die Absicherung nach hinten. So fand Peru bei Kontern natürlich mehr Platz vor – und nachdem Martínez wieder zu kurz geklärt hatte und Vargas zum 2:0 traf, war alles entschieden.

Fazit: Kolumbien fehlt der Plan B

Peru hat gezeigt: Wenn man die so starken Außenverteidiger Zuñíga und Armero aus dem Spiel nimmt, steht das komplette Spiel der Kolumbianer still. Das alleine wäre aus Sicht der Unterlegenen noch halb so schlimm, aber es wurde 120 Minuten lang offensichtlich, dass es keinen Plan B gibt, wenn von den Außen nichts kommt und Guarín ständig einer auf den Füßen steht.

So hat Peru letztlich verdient gewonnen, weil man den eigenen Matchplan wunderbar durchgebracht hat und spät, aber doch auch selbst getroffen hat. Ja, zweimal auf Einladung des kolumbianischen Schlussmannes, aber immerhin. Im Semifinale sind die Peruaner wiederum Außenseiter und müssen das Spiel nicht selbst gestalten – und das liegt ihnen ja besonders.

(phe)

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Copa, Tag 4: Ein Chile ohne Marcelo Bielsa ist… anders https://ballverliebt.eu/2011/07/05/copa-tag-4-ein-chile-ohne-marcelo-bielsa-ist-anders/ https://ballverliebt.eu/2011/07/05/copa-tag-4-ein-chile-ohne-marcelo-bielsa-ist-anders/#respond Tue, 05 Jul 2011 03:14:36 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5117 Copa, Tag 4: Ein Chile ohne Marcelo Bielsa ist… anders weiterlesen ]]> Des Offensiv-Power-Trios mit Suárez, Forlán und Cavani zum Trotz – auch Uruguay gewann mit dem 1:1 gegen Peru den Auftakt nicht. Viel interessanter war aber der Auftritt von Chile! Denn es war das erste große Spiel nach dem Abgang von „El Loco“ Marcelo Bielsa. Und einiges ist unter Nachfolger Claudio Boghi anders.

Chile - Mexiko 2:1

Unter Marcelo Bielsa war das chilenische Team einer der begeisternden Farbtupfer einer von defensiver Organisation geprägten WM in Südafrika: Bedingungslose Offensive in einem extrem flexiblen 3-4-3 mit konsequentem Flügelspiel. Gerade letzteres hat Alexis Sánchez zum Durchbruch verholfen und nach einer Weltklasse-Saison mit Udinese schlüpft er kommende Saison wohl ins Barcelona-Trikot.

Unter Bielsas Nachfolger Claudio Borghi – „El Loco“ ist im Streit mit dem Verband gegangen – ist zwar das Personal dasselbe wie vor einem Jahr, aber die Spielweise unterscheidet sich schon deutlich. Borghi stellt sein Team in einem 3-4-1-2 auf, in dem vor allem eines keinerlei Rolle spielt: Angriffe über die Flügel. Weil Alexis Sánchez nominell zweiter Stürmer neben Humberto Suazo ist; Isla und Beasejour aber verhältnismäßig tief stehen und somit nicht allzu viel nach vorne bringen.

Was macht Sánchez?

Auffallend war im Spiel gegen die mexinanische Olympia-Auswahl (die von Luis Fernando Tena, dem Co-Trainer von Teamchef De la Torre betreut wird) vor allem die äußerst unklare Rolle von Sánchez. Er ließ sich oft auf den Flügel fallen, weil er dort einfach mehr daheim ist als im Sturmzentrum, oder ging zurück ins Mittelfeld um Vidal und Fernández zu unterstützen. So versuchte Sánchez alles ein bisschen zu machen, und schaffte aber nichts so richtig.

Der zentrale Mann im Spiel nach vorne war aber ganz eindeutig Matí Fernández. Über ihn liefen fast alle Angriffe der geduldig mit viel Ballbesitz auf die Lücke im dichten mexikanischen Abwehrverbund wartenden Chilenen (auch etwas, was es unter Bielsa in der Form nicht gab). Was natürlich zur Folge hatte, dass sich alles sehr auf das Zentrum konzentrierte und die Flügel vernachlässigt wurden.

Trotzdem genug Chancen

Nicht falsch verstehen: Chile war der mexikanischen Olympia-Auswahl dennoch haushoch überlegen und hatte genug Chancen, um schon vor der Pause alles entscheiden zu können. Doch eines hat sich seit der WM nicht geändert: Chile fehlt es einfach ein einem Spieler, der diese Unzahl von Chancen auch verwertet. Genau aus diesem Grund musste das Team in Südafrika auch bis zum Schluss um den Achtelfinal-Einzug zittern.

Und wie es so oft ist: Die mexikanische No-Name-Truppe, in der mit Giovani dos Santos nur ein einziger namhafter Spieler vertreten ist, ging mit der ersten wirklich gelungenen Aktion kurz vor der Pause wie aus heiterem Himmel zum Führungstreffer. Eine weite Flanke von Giovani wurde nicht konsequent genug verteidigt und der aufgerückte Araujo hob die Kugel per Kopfball über Goalie Bravo hinweg ins Tor.

Wechsel bringt Besserung

Auch nach dem Seitenwechsel krankte das chilenische Spiel vor allem am Mangel an Breite. Sánchez tauchte weiterhin überall auf, Isla alleine konnte die rechte Seite nicht ausreichend bedienen, Jean Beasejour links schloss nahtlos seine enttäuschende Saison bei Birmingham an. Erst Borghis Wechsel nach einer Stunde behob einige Schwächen in der Raumaufteilung.

Er nahm den schwachen Beausejour vom Platz, brachte dafür mit Estebán Paredes einen echten Stürmer, der sich neben Suazo gesellte. Dafür ging Sánchez zurück ins zentrale Mittelfeld auf die Position, die zuvor Tausendsassa Vidal eingenommen hatte, Letzterer besetzte ab sofort die linke Seite. Und plötzlich passte es: Sánchez hatte als Spiellenker hinter Fernández endlich eine klare Rolle, vorne gab es nun permanent zwei Anspielstationen, und die linke Seite war gewinnbringend besetzt. Was folgte, war die stärkste Phase der Chilenen.

Ecken drehen das Spiel

Die allerdings zwei Eckbälle brauchten, um das Spiel innerhalb weniger Minuten zu ihren Gunsten zu drehen – erst stocherte Paredes einen Schuss von Contreras über die linke, dann wuchtete Vidal einen Kopfball zum 2:1 in die Maschen. Wenig ließ in der Folge erwarten, dass die jungen Mexikaner noch einmal ins Spiel zurück kommen sollten.

In der Schlussphase machte Borghi aber wiederum etwas, was es unter Bielsa nicht gab: Er nahm mit Matí Fernández seinen Zehner raus und brachte mit Carlos Carmona einen zweiten Sechser neben Medel. Einen Spielstand zu verwalten gehört aber nicht zu den Stärken dieses chilenischen Teams, das in der Schlussphase auch prompt doch noch einmal richtig zittern musste. Doch die Mexikaner konnten ihre zwei Top-Chancen in der Nachspielzeit auch nicht mehr nützen.

Fazit: Chile ohne Bielsa ist eben Chile ohne Bielsa

Die Stärken und Schwächen dieser Mannschaft haben sich in den letzten zwölft Monaten nicht verändert – wie auch, schließlich waren alle elf Spieler aus dieser Partie auch bei der WM in der Stammformation. Geändert hat sich allerdings, wie diese Mannschaft von der Trainerbank aus gelenkt wird: Viel durch die Mitte, kaum Flügelspiel, abwartenderes und ballbesitzorientieres Spiel als unter Bielsa, und vor allem gab es mit Sánchez einen Spieler, bei dem eine Stunde lang nicht klar war, das den nun seine Kernaufgabe sein soll.

Natürlich, diese Mannschaft aus Chile machte von allen zwölf Teilnehmern im ersten Durchgang dennoch den klar besten Eindruck, und wäre die Chancenverwertung nicht ebenso bescheiden wie in Südafrika, wäre die mexikanische De-facto-U21 deutlich höher geschlagen worden. Aber es ist augenscheinlich, dass es „El Loco“ deutlich besser verstand als Nachfolger Borghi, wie die Stärken dieses Kaders am besten zur Geltung kommen.

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Pizarro verletzt, Farfán verletzt, dazu mit Juan Vargas der dritte Star von Peru nur fit genug für die Bank – und das bei jenem Team, das zuletzt das schlechteste in der WM-Quali von Südamerika war, auf der einen Seite. Auf der anderen die lateinamerikanische Verion von Napoli…

Uruguay - Peru 1:1

Denn nicht nur die Farbe, in der Uruguay antritt, ist ebenso in hellblau gehalten wie die bei Napoli. Nein, auch die Spielweise ähnelt jener des Dritten der abgelaufenen Saison in der Serie A, bei dem Edinson Cavani eine sensationelle Saison spielte, durchaus: Hinten sicher stehen, das Zentrum zumachen, und vorne drei tolle Individualisten, die nicht an eine Position gebunden sind, sondern machen können was sie wollen – unterstützt von den Flügelspielern, die für die nötige Breite sorgen sollen.

Bei Uruguay heißen die drei Star-Spieler in der Spitze eben Cavani, Forlán und Suárez, aber ihr Zusammespiel haperte ziemlich. Zwar bekamen die drei vom Gegner viel Platz zwischen den Reihen serviert, in denen sie sich ausbreiten und ihre Positionen wild tauschen konnten, aber ihr Passspiel war nachlässig, ja beinahe überheblich, und es war letztlich doch immer ein peruanisches Bein dazwischen, dass einen allzu lässigen Pass abfangen konnte.

Flügel dicht

Die Peruaner wussten, dass sie es mit der Klasse des Uru-Trios ganz vorne nicht aufnehmen konnten, und konzentrierten sich darauf, es der Celeste so schwer wie möglich zu machen, die drei mit leicht zu verarbeitenden Bällen zu versorgen. So übten Cruzado und Guevara Druck auf Diego Pérez und vor allem Nico Lodeiro aus. Und, noch viel wichtiger: Die Außenstürmer im perunaischen 4-3-3, Advincula und Yotun, standen sehr hoch und beschäfrigten die uruguayanischen Flügel.

So konnten Maxi Pereira und (vor allem) Martín Cáceres nicht für die dringend benötigte Breite sorgen. Das aufs Zentrum reduzierte Angriffsspiel von Uruguay beschränkte sich somit immer mehr auf lange Bälle auf das Angriffs-Trio, am ehesten zog sich Cavani ins Mittelfeld zurück, um sich die Bälle zu holen.

Rückstand schockt Uruguay nicht

Dass diese Marschroute richtig war, wurde spätetestens klar, als nach einem Eckball für Uruguay ein Pass aus der peruanischen Verteidigung den aus der eigenen Hälfte startenden Paolo Guerrero fand, der noch Uru-Goalie Muslera ausspielte und zum 1:0 einschob. Das peruanische Zentrum zog sich daraufhin etwas zurück und machte den Platz für das Angriffstrio der Celeste noch enger.

In der Phase vor der Pause gelang es jedoch Maxi Pereira immer besser dem international unerfahrenen Yotun öfter hinter sich zu lassen und zumindest über seine rechte Seite das Spiel in den Griff zu bekommen. Peru bekam so hinten mehr zu tun, und aus einer Unachtsamkeit heraus konnte Suárez von Forlán kurz vor der Halbzeit doch noch freigespielt werden und das 1:1 erzielen.

Tabarez reagiert, Makarián zieht nach

In den Anfangsminuten des zweiten Spielabschnitts drückte die Celeste auf den Führungstreffer. Forlán ließ sich nun zentral etwas weiter zurückfallen und war so für Lodeiro leichter anzuspielen, zudem rückte die ganze Verteidigungslinie im Ballbesitz deutlich weiter auf als zuvor. Peru hatte damit sichtlich Probleme und alle Hände voll zu tun, um nicht nach dem Ausgleich auch den Rüstand hinnehmen zu müssen.

Perus Teamchef Serio Makarián reagierte nach einer Stunde und brachte seinen letzten verbliebenen Star, Juan Vargas von der Fiorentina, doch noch – Yotun, der mit Pereira immer größere Probleme bekam, verließ das Feld. Zudem kam statt Guevara mit Carlos Lobatón ein neuer Bewacher für Lodeiro. Beide Wechsel zeigten enorme Wirkung: Lodeiro war nun vom wiederum deutlich weiter vorne stehenden Forlán abgeschnitten, und Maxi Pereira stolperte gegen Vargas von einer Verlegenheit in die Nächste

Peru bleibt zielstrebiger

Die Pässe bei Uruguay, vor allem in der Offensive, blieben über die ganze Spielzeit ungenau und ließen eine konstante Angriffsleistung nicht zu. Der Celeste fehlte es an der Kompaktheit und mitunter sah das Team einfach schlecht aufeinander abgestimmt aus; weniger in der Defensive, aber in der Distribution nach vorne und im Aufbau von Angriffen.

Ganz anders die erstaunlichen Peruaner, die in der Schlussphase mit einem Kopfball von Guerrero (natürlich nach Flanke von Vargas) sogar noch die Riesenchance auf den Siegtreffer hatten. Die Roten agierten viel zielstrebiger im Spiel nach vorne und der Punkt, den die für das letztlich kaum noch gefährdete 1:1 mitnahmen, ist hochverdient.

Fazit: Der nächste Underdog mit funktionierendem Plan

Man muss sich die Frage stellen, wie es möglich ist, dass die Mannschaft von Peru in den letzten Jahren ein so jämmerliches Bild abgegeben hat. Mit Pizarro und Farfán fehlen zwei der drei besten Spieler, mit Vargas ist der dritte nur eine halbe Stunde dabei, und dennoch hatte die Mannschaft den WM-Vierten am Rande der Niederlage. Gute Organisation, konsequentes Dichtmachen der gegenrischen Flügel und geradliniges Spiel nach vorne waren die Zutaten zu einer sehr respektablen Leistung.

Aber was war mit Uruguay los? Die Celeste enttäuschte wie schon die Mitfavoriten Brasilien und Argentinien zum Auftakt; das Weltklasse-Angriffstrio konnte seine Gefährlichkeit nur andeuten. Zu wenig Zug zum Tor und vor allem viel zu schlampiges Passspiel machten es der guten peruanischen Defensive nicht allzu schwer, Uruguay bei nur einem Tor zu halten. Auch für das Team von Oscar Tabárez gilt: Das muss noch besser werden!

(phe)

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Suárez macht die Arbeit, Kuyt erntet die Lorbeeren https://ballverliebt.eu/2011/03/07/suarez-macht-die-arbeit-kuyt-erntet-die-lohrbeeren/ https://ballverliebt.eu/2011/03/07/suarez-macht-die-arbeit-kuyt-erntet-die-lohrbeeren/#comments Mon, 07 Mar 2011 15:05:21 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4272 Suárez macht die Arbeit, Kuyt erntet die Lorbeeren weiterlesen ]]> Ein weiterer Beweis, dass Liverpool unter Dalglish die Kurve bekommen hat – und ein weiterer Beweis, dass Manchster Utd wahrlich nicht unschlagbar ist! Entscheidend war beim 3:1-Sieg der Reds aber weniger taktische Vorteile, sondern größerer Wille, ein eiskalter Dirk Kuyt vorm Tor, und ein sensationeller Luis Suárez!

Liverpool FC - Manchester United 3:1

Kein Rio Ferdinand – verletzt. Kein Nemanja Vidic – gesperrt. Kein Wunder, dass sich Liverpool gegen die Zweitbesetzung in der Innenverteidigung von Manchester, bestehend aus Wes Brown und Chris Smalling, durchaus Chancen ausrechnete. Im Endeffekt waren es aber weniger diese beiden, die United den Tag verhagelten – das war eine Kollektivleistung.

Denn von Anfang an hatte man den Eindruck, Man Utd wollte dieses Spiel aussitzen; einen Punkt mitnehmen und gewinnen, wenn es sich halt anbietet. Der Spielaufbau war behäbig, Scholes mangelte es im Zentrum am Tempo, Nani stand schon in den 44 Minuten, bevor er von einer rüden Attacke von Carragher aus dem Spiel getreten wurde, neben sich. Rooney und Berbatov hingen vorne in der Luft. Dass der alte Ryan Giggs der mit Abstand aktivste Spieler seiner Mannschaft war, spricht nicht für United. Mehr als ein Weitschuss von Berbatov, der den Pfosten küsste, kam von United kaum.

Ganz anders dafür Liverpool. Vom Anpfiff weg gingen die Reds ein deutlich höheres Tempo als der Gegner, vor allem die Art und Weise, wie das Team mit dem von Kenny Dalglish ausgegebenen 4-4-1-1 umging, war stark. So arbeitete sich Dirk Kuyt, wie man das von ihm kennt, einen Wolf; Meireles und Rodríguez rückten immer wieder weit ein bzw. wechstelten ganz die Seiten, um den Außenverteidigern Raum zu schaffen – und das defensive Mittelfeld von United, gebildet aus Carrick und Scholes, zu testen.

Der überragende Mann auf dem Feld war aber Luis Suárez. Man kann von ihm, vor allem seit seinem Handball im WM-Viertelfinale und der Art und Weise, wie er sich dafür feiern ließ, halten was man will – aber der Uru ist nun mal ein sesationeller Fußballer und das zeigte er in seiner Rolle als hängende Spitze auch. Gegen das Trio Meireles, Rodríguez, Suárez waren Carrick/Scholes überfordert und Suárez nützte das weidlich aus. Er bewegte sich viel, narrte seinen Gegenspieler fast im Minutentakt und war praktisch bei jeder gefährlichen Aktion beteiligt.

Wundertor zum 1:0

Kaum eine Szene demonstriert das so eindrucksvoll wie jene, die nach 34 Minuten zum 1:0 für Liverpool führte. Suárez degradierte die halbe Mannschaft von United in deren Strafraum zu Slalomstangen, in die Hereingabe vor das Tor musste Dirk Kuyt nur noch den Fuß hineinhalten. Zweifellos eine der Szenen, die in jedem Highlight Reel dieser Saison einen Stammplatz haben wird!

United reagierte erstmal gar nicht. Im Gegenteil, nur wenige Minuten später servierte Nani den Ball mit einer seltsam unmotivierten Kopfballvorlage wiederum Dirk Kuyt. Der Holländer konnte wieder nur sehr wenig für sein Glück, außer der Tatsache, dass er eben richtig stand – und problemlos zum 2:0 einköpfen konnte. Doch noch immer lief Manchester nicht heiß. Das kam erst kurz vor der Pause.

Attentat auf Nani

Liverpool - Man Utd (2. Hälfte)

Als nämlich Jamie Carragher völlig unnötigerweise mit Anlauf und gestrecktem Bein Nani auf Kniehöhe niederholzte und dafür nur Gelb sah – eine äußerst kulante Entscheidung von Referee Dowd. Ebenso wie jene, Rafael kurz darauf nach einem kaum weniger brutalen Einsteigen gegen Lucas mit Gelb leben zu lassen. Nani jedenfalls musste raus und für ihm kam Javier Hernández.

Das hatte eine Formationsumstellung zur Folge, am 4-4-2 änderte Sir Alex aber nichts. Rooney ging zurück ins linke Mittelfeld und versuchte dort, seine Tempo-Vorteile gegenüber Carragher auszuspielen; Giggs orientierte sich noch weiter in die Zentrale und Rafael übernahm de facto die Position rechts im Mittelfeld.

Vor allem aber kam United mit einer ganz anderen Einstellung aus der Halbzeitpause. Die Red Devils agierten nun deutlich williger, aggressiver, williger und schneller als in der ersten Hälfte und bekamen so das Spiel recht schnell in den Griff – zwei Drittel Ballbesitz in der Anfangsphase der zweiten Hälfte inklusive.

Wieder staubt Kuyt ab

Nachdem Van der Sar schon kurz zuvor bei einer Hereingabe des erneut sehr starken Meireles nicht allzu sicher ausgesehen hatte, patzte der Routinier dann aber in der 65. Minute erneut, und diesmal entscheidend: Einen Freistoß von Suárez (wem sonst?) ließ der Holländer nur kurz nach vorne abklatschen, und wieder stand Landsmann Kuyt goldrichtig. Ein erstaunlicher Hattrick vom Blondschopf – denn bei keinem der drei Tore war er ursächlich beteiligt, jedes der drei Tore hätte jeder Landesliga-Kicker genauso gemacht. Die Arbeit erledigte zumeist Suárez – Kuyt staubte mit seinem Riecher für die Situation dreimal ab und erntet so die Lorbeeren.

Das Spiel war damit natürlich entschieden und United wusste das auch. So hatte Kenny Dalglish auf Seiten Liverpools ohne Gefahr die Gelegenheit, Neo-Stürmer Andy Carroll seine ersten 20 Minuten im Dress der Reds zu geben. Hernández‘ Ehrentreffer zum 1:3-Endstand in der Nachspielzeit war nur Kosmetik.

Fazit: Liverpool mit mehr Wille, United mit mehr Fehlern

Manchester United hat sich diese Niederlage selbst zuzuschreiben. Zum einen, weil es von Beginn an ersichtlich wurde, dass Liverpool den Sieg unbedingt wollte und United mit dem Langsam machen des Spiels nie Erfolg hatte. Zum anderen, weil der Tabellenführer schlicht und einfach zu viele Fehler machte: Nanis wirre Rückgabe vor dem 0:2, Van der Sars Abklatscher vor dem 0:3.

Außerdem versuchte es Sir Alex seltsamerweise während des ganzen Spiels nicht, Suárez in seinen Kreisen einzuengen. Scholes und Carrick waren damit überfordert, und als Fletcher in der 83. Minute kam, war alles schon zu spät. Solche Spiele wären eine Einladung vor allem für Arsenal – nur müssten die diese dann auch annehmen. Und nicht 0:0 gegen Sunderland spielen.

(phe)

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VF2 – Mehr als Suárez https://ballverliebt.eu/2010/07/03/vf2-mehr-als-suarez/ https://ballverliebt.eu/2010/07/03/vf2-mehr-als-suarez/#respond Sat, 03 Jul 2010 12:31:02 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2423 VF2 – Mehr als Suárez weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Viertelfinale 2 | Es war DIE Szene dieser Weltmesiterschaft bisher: Luis Suárez rettet in der 120. Minute mit der Hand, fliegt vom Platz – aber weil Gyan den Elfer verballert, kommen die Urus doch weiter. Aber dieses dramatsiche Spiel hatte mehr zu bieten als nue Suárez.

Uruguay – Ghana 1:1 (1:1, 0:1) n.V., 4:2 i.E.

Uruguay - Ghana 1:1 n.V.

Óscar Tabárez hat überrascht – mit einerm 4-4-2, wie es klassischer kaum sein hätte können. Und auch damit, dass Edinson Cavani, der in den letzten Spielen immer als Rechtsaußen oder im Notfall als RM Dampf machte, auf die linke Seite gestellt wurde. Dort sah er sich aber immer wieder vier Gegenspielern gegenüber und konnte so nie die Wirkung entfalten, die in von rechts zuletzt so gefährlich machte. Auf der anderen Seite lief allerdings das Spiel an Álvaro Fernández, der dort aufgestellt war, komplett vorbei. Er nahm zwar Sulley Muntari, der für Ghana über die linke Flanke kommen sollte, gut aus dem Spiel. Aber nach vorne konnte er überhaupt keine Akzente setzen.

Trotz diese Maßnahmen war allerdings Uruguay von der ersten Minute an die Mannschaft, die das Spiel bestimmte. Pérez und Arévalo im defensiven Mittelfeld verhinderten jeden konstruktiven Spielaufbau der Ghanaer, und die Akteure der Celeste suchten im Bellbesitz immer wieder sofort Forlán, über den zu Beginn fast alles lief und der auch seinen Sturmpartner Suárez immer wieder gut in Szene setzte. Die Verteidigung Ghanas, vor allem Mensah und Vorsah im Zentrum klärten fast im Minutentakt Bälle zu Ecken, die ebenfalls mitunter durchaus gefährlich kamen.

Weil RV Pantsil und der defensivstarke RM Inkoom mit Cavani alle Hände voll zu tun hatten, und Muntari gegen Fernández kaum zum Zug kam, musste bei Ghana alles durch die Mitte gehen, und hier waren vor allem lange, steile Bälle das Mittel der Wahl. Asamoah Gyan machte aber gegen Lugano und Victorino kaum einen Stich. Bis sich die Urus nach etwa 20. Minuten einen Konter einfingen, der sie offenbar bis ins Mark getroffen hat! Denn fortan flatterten plötzlich die Südamerikaner. Sie zogen das Mittelfeld zurück und achteten darauf, gegen die bis dahin völlig harmlosen Ghanaer die Räume wieder enger zu machen.

Kwadwo Asamoah rückte daraufhin ins defesnvie Mittelfeld zurück, um den Sechser Anthony Annan zu unterstützen. Somit wurde aus dem 4-1-4-1 ein 4-2-3-1, die Zentrale war nun besser zu und weil allen voran Forlán nicht zurückrückte um sich weiterhin anzubieten, stand das Spiel der Urus nach vorne nun still. Und als auch der Kapitän, Innenverteidiger Lugano, verletzt weichen musste, suchten die Ghanaer die entstandene Verunsicherung natürlich erst recht zu nützen – und wirden quasi mit dem Pausenpfiff mit dem 1:0 durch Muntaris Weitschuss belohnt.

In der Pause reagierte Tabárez auf das Gesehene, nahm Fernández raus und brachte mit Lodeiro einen rechte LM, stellte dafür Cavani wieder auf dessen rechte Seite. Damit fühlten sich die Uruguay sichtlich wohler und die Südamerikaner übernahmen nun auch wieder die Kontrolle über das Spiel. Der Freistoß von Forlán sorgte, auch weil Torhüter Kingson falsch spekulierte, zum verdienten 1:1 ins lange Eck.

Dieser Treffer  gab den Urus weitere Sicherheit, vor allem Diego Pérez im defensiven Mittelfeld lief nun zu absoluter Topform auf. Er stellte sich nun viel besser auf den zentralen Offensivmann der Ghanaer – zumeist war dies Kevin-Prince Boateng – ein, zudem konnte sich Kwadwo Asamoah im DM nicht mehr so entfalten, wie er das in den letzten Spielen aus einer offensiveren Position heraus konnte. Den Black Stars waren nun also viele Optionen im Spiel nach vorne genommen, was in vielen langen Bällen resultierte – die natürlich genau gar nichts brachten. Als dann Stephan Appiah für dem RM Inkoom kam, brachte das den Afrikanern gar nichts: Appiah orientierte sich viel in die Mitte, womit allerding die rechte Seite verwaist war. Boateng besetzte diese nur halbherzig und sein Einfluss auf das Spiel ging merkbar zurück; und Pantsil traute sich nicht allzu konsequent nach vorne zu gehen, aus Angst for Gegenstößen der Urus über Lodeiro.

Der Celeste gelang nach vorne außer Standards allerdings auch nicht allzu viel, weswegen Tabárez eine Viertelstunde vor Ende der regulären Spielzeit mit Sebastián Abréu einen kopfballstarken Stoßstürmer für Rechtsaußen Cavani. Abréu war nun die einzige konstante Spitze, Suárez und Forlán wechselten sich darin ab, sich in die Zehner-Rolle zurückfallen zu lassen. Das brachte nicht allzu viel an Torgefahr, bremste aber die Ghanaer in ihren Offensivbemühungen weiter ab, um nur hinten ja keinen entscheidenden Fehler zu machen. So hing Ghana zwar in den Seilen und Uruguay war, obwohl spielerisch nicht überzeugend, obenauf – aber die Afrikaner retteten sich in die Verlängerung.

Wo sich bei Ghana die Hereinnahme von Jungstar Adiyiah (für Muntari, der auf der linke Seite nicht allzu viel brachte) bezahlt machte. Der 20-Jährige ging in die offensive Zentrale, dafür wanderte Boateng nach links und Appiah nach rechts. Zudem traute sich nun Pantsil wieder etwas mehr zu, sodass Ghana wieder besser in die Partie kam – allerdings auch nicht wirklich gefährlich wurde. Die zielstrebigere Mannschaft war weiterhin jene aus Uruguay, einen Elfmeter hätte es nach etwa 100 Minuten für die Celeste durchaus geben können.

Gerenell war die Verlängerung aber geprägt von deutlich nachlassenden körperlichen Kräften und damit deutlich nachlassender Genauigkeit im Aufbauspiel.Vor allem Kwadwo Asamoah, Hans Sarpei und Isaac Vorsah war der Verschleiß anzumerken; mehr als Stückwerk war von den beiden Mannschaften nicht mehr zu bestaunen, wiewohl gegen Ende der 120 Minuten das Team aus Ghana schon vehementer auf den Siegtreffer drängten (Gyan 116., Boateng 118.). Darum hätte sich Uruguay auch nicht beschweren dürfen, hätte Suárez nicht auf der Linie geklärt und wäre der Ball gleich (oder dann bei Gyans Elfmeter) zum 2:1 ins Tor gegangen wäre.

Aber es ist anders gekommen. Und die Art und Weise, in der Urguay ins Semifinale einzog, wird fraglos in die Geschichte eingehen.

Fazit: Über die zwei Stunden hatten beide Mannschaften ihre guten Phasen, jedoch überwogen jene von Uruguay. Die Südamerikaner dominierten die erstn 20 Minuten und die komplette zweite Hälfte, kamen zudem erst in den letzten Minuten der Verlängerung wirklich wieder in Bedrängnis. Zudem zeigten sich die Uruguayer sicherer in der Abwehr und abgeklärter im Spielaufbau. So gesehen geht der Semifinal-Einzug der Südamerikaner in Ordnung. Die Art und Weise allerdings wird umstritten bleiben – und Suárez immer nachhängen. Von dieser Aktion wird sich der 23-Jährige nie freimachen können, sie wird seiner Karriere auf Sicht wohl eher nicht helfen.

(phe)

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AF 1 & 2 | Ordnung und Kampfgeist fressen Kreativität https://ballverliebt.eu/2010/06/27/day-17-kampfgeist-frisst-kreativ/ https://ballverliebt.eu/2010/06/27/day-17-kampfgeist-frisst-kreativ/#respond Sun, 27 Jun 2010 03:26:27 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2383 AF 1 & 2 | Ordnung und Kampfgeist fressen Kreativität weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Achtelfinals 1 und 2 | Die US-Boys präsentierten sich gewohnt willensstark – die Ghanaer dafür effizient – zu kurz kam letztlich die Kreativität. Wie auch bei den Südkoreanern: Sie scheiterten gegen Uruguay letztlich an der Unfähigkeit, aus dem Spiel für Torgefahr zu sorgen.

Uruguay – Südkorea 2:1 (1:0)

Uruguay - Südkorea 2:1

Die Außenverteidiger der Koreaner erwiesen sich in den Gruppenspielen zuweilen als Schwäche – und diese suchten die Urus gleich auszunützen. Und es dauerte in der Tat nicht lange, bis das belohnt wurde: Schon in der 8. Minute große Verwirrung in der koreanischen Abwehr, RV Cha steht in der Mitte, LV Lee verliert Suárez hinter im aus den Augen, und schon stand’s 1:0 für Uruguay.

Die Südamerikaner waren wieder mit de facto drei Stürmern angetreten, mit Suárez zentral, Forlán etwas dahinter und Cavani über die rechte Seite. Mit ihrem flotten Beginn und dem frühen Tor versetzten sie Den Koreanern erst mal einen Schlag, von dem sie sich nur langsam erholten. Die Uruguayer lehnten sich mit der Führung im Rücken und dem Spiel im Griff etwas zurück und ließen den Koreanern dann aber immer mehr Ballbesitz. Sie standen im Mittelfeld allerdings so gut, dass es den Asianen lange nicht möglich war, ihr schnelles Kurzpassspiel aufzuziehen, sondern zu langen Bällen fast gezwungen waren – welche gegen die robusten Urus natürlich nicht zielführend waren.

Lediglich über die rechte Seite vergaßen Álvaro Pereira und Fucile desöfteren auf Cha, der in der Vorwärtsbewegung wesentlich stärker ist als nach hinten. So richtig drehten die Koreaner dann erst nach der Pause auf – dann aber so richtig. Die Urus standen nun sehr tief und da Cavani nun endgültig ins Mittefeld zurück wanderte, stellte sich die Formation der Uruguayer nun als recht klassisches 4-4-2 dar. Den Koranern war es nun möglich, im Zentrum ein personelles Übergewicht zu erzeugen, weil die Außenverteitiger Cha und Lee YP nun verkappte Außenstürmer spielen konnten. Der Lohn für die Bemühungen war der verdiente Ausgleich.

Doch anstatt nun in große Verwirrung zu verfallen, schalteten die Uruguayer den Schalter von einer Minute auf die andere wieder auf Offensive, womit die Koreaner nicht allzu viel anzufangen wussten. So dauerte es nicht allzu lange, ehe Suárez mit seinem wunderbaren Tor zum 2:1 den Endstand herstellte – auch, weil die Koreaner ihre letzte Chance kurz vor dem Schluss kläglich vergaben.

Fazit: Mit dem Team aus Uruguay hat die reifere Mannschaft gewonnen, die das Spielgeschehen sofort wieder in die Hand nehmen konnte, als dies nach dem Ausgleich notwendig war. Den Südkoreanern fehlte es vor allem an der Torgefahr aus dem Spiel heraus – im ganzen Turnier haben sie sich nicht ein einziges Tor aus dem Spiel selbst vorbereitet…

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USA – Ghana 1:2 n.V. (1:1, 0:1)

USA - Ghana 1:2 n.V.

Die Partie begann flott und beide Teams zeigten, was sie eigentlich so drauf haben. Flott ging es hin und her, schön wurde kombiniert, die Ideen sprühten, Ghana schoss ein Tor. Kevin Prince Boateng fand spektakulär das kurze Eck, Minute 6.

Das frühe Gegentor veranlasste die US-Boys zuerst einmal eine halbe Stunde lang (mehr oder weniger gut kombiniert) nach vorne anzurennen und sich beinahe Kontertore zu fangen – Ghana dominierte und forderte Tim Howards Können mehrmals heraus (etwa ein gut angetragener Freistoß in Minute 19). Dann war etwas die Luft draussen. Bis zum Halbzeitpfiff blieben nur vereinzelte Vorstöße beider Teams, eine gefährliche Chance der USA – Findley scheiterte an Kingson – und die schwelende Gefahr der Afrikaner. Soweit, so unterhaltsam.

Dann kam Halbzeit Zwei, und exakt 17 Minuten ging es eigentlich nett weiter. Beide Teams versuchten sich wieder nach vorne zu passen, wobei die Ghanaer jetzt etwas disziplinierter auf Konterchancen warteten und weniger vorpreschten.

Schließlich schickte Feilhaber (er ließ kurz davor eine Großchance nach Zuspiel von altidore aus) den Premier League-Routinier Clint Dempsey auf die Reise in den ghanischen 16er, die von Mensah jäh beendet wurde. Der durfte letztlich froh sein, dass der Schiedsrichter seine Umräumaktion nicht als Notbremse einstufte und nur Gelb zeigte. Zum folgerichtigen Elfmeter trat dann Vorrunden-Hero Landon Donovan himself an und versenkte das Leder mit einer Mischung aus Mut und Dusel via Stange im rechten Eck. Selbst wenn sich Kingson für die richtige Seite entschieden hätte, wäre da nichts zu machen gewesen.

1:1 war nun der Stand und die Amerikaner hatten sich einmal mehr aus einem Rückstand herausgebissen. Beide Teams beschlossen aus unerfindlichen Gründen, die Vorwärtsarbeit weitgehend einzustellen. Ab und an gab es noch ein paar schlampige Kurzpässe die sowas wie kreative Offensive andeuten sollte. Aber eben nur manchmal, denn beide Teams schienen plötzlich mehr Angst vor einem Rückstand zu entwickeln als Lust auf einen Führungstreffer.

Weil beide Abwehrreihen sich als nicht übermäßig souverän bei Flanken präsentiert hatten, spiele sich am Rasen auf einmal etwas ab, was in der Sportwelt auch als „Ping-Pong“ oder „Tischtennis“ bekannt ist. Bloß mit 22 Leuten, ohne Netz und eben einem Jabulani. Der Unterhaltungswert pendelte bald gegen 0 – langsam aber sicher übermannte mich Müdigkeit vor dem TV – trotzdem lag noch Spannung in der Luft, weil ein früherer oder späterer Patzer eines Defensivteams absehbar war.

In der regulären Spielzeit sollte das aber nicht mehr passieren, stattdessen setzte man das gegenseitige Weitdreschen des Balles mit Beginn der 2×15 Verlängerungsminuten fort. Mit frühem Knalleffekt, denn es war die US-Abwehr, die zuerst aussetzte. Asamoah Gyan schnappte sich das Leder, dass Jay DeMerti und Carlos Bocanegra gnädigerweise zu zweit falsch berechnet hatten, und drückte schön zum 1:2 ab.

Der Rest ist Geschichte, weitere 27 Minuten sollte der Jabulani zumeist Langstreckenflüge durch das Stadion absolvieren  – am ehesten kann man noch Ghana zugestehen, zwischendurch wirklich gespielt zu haben. Edu, in der Folgeaktion eines Feilhaber-Flachschusses in eine Horde Ghanaer, und eine Freistoßflanke konnten Kingson noch fordern. Abgesehen davon war der Wille der Amerikaner weiterhin voll intakt, nur die Mittel fehlten ihnen völlig.

Die Abwehr-Mittelfeldbrücke war in der Verlängerung völlig zerbrochen und aufgegeben, von den Prinzip-Hoffnung-Weitschlägen sollte keiner mehr die Wende bringen.

Kampfgeist ist gut, aber Kampfgeist allein kann nicht alles richten, so wie in der Gruppe mit schwächelnden Engländern (bzw. Greens Patzer im ersten Spiel), schiribeglückten Slowenen oder vorne völlig harmosen Algeriern.

Ich habe mich gefreut, dass die USA dieses Last-Minute-Tor gegen die Wüchstenfüchse vor ein paar Tagen noch geschafft haben, da ich den Teamspirit dieser Truppe sehr schätze Gleichwohl muss ich attestieren, dass das Ausscheiden heute gerechtfertigt war. Es fehlte die Kaltschnäuzigkeit, die die Ghanaer für sich wiedergefunden haben, und noch viel mehr fehlte ein Konzept gegen das Forechecking des Gegners.

Wenn Ghana vorne gefährlich und effizient bleiben kann,  sind die Siegeschancen fürs Viertelfinale intakt, wenn auch als klarer Aussenseiter. Auch für die Soccerboys wäre heute mehr drinnen gewesen, trotzdem müssen sie sich für ihr Abschneiden nicht schämen. Der US-Fußball ist am aufsteigenden Ast, wenngleich es für eine echte Großmacht des Leders noch Einiges benötigt. Keep it up!

(phe/gpi)

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Der vergessene Weltmeister https://ballverliebt.eu/2010/04/26/der-vergessene-weltmeister/ https://ballverliebt.eu/2010/04/26/der-vergessene-weltmeister/#respond Mon, 26 Apr 2010 20:10:15 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=1957 Der vergessene Weltmeister weiterlesen ]]> WM-SERIE, Teil 18: URUGUAY | Ist von Fußball-Weltmeistern die Rede, spricht man üblicherweise von Brasilien oder Italien. Aber auch Uruguay ist Weltmeister – doppelter sogar. Dorthin wird es die Celeste nicht mehr schaffen. Trotz Stars wie Forlán und Talenten wie Lodeiro.

Er war 2009 Europas Torjäger des Jahres, hat in der spanischen Primera División schon weit über 100 Tore erzielt. Diego Forlán wäre wohl in jeder Nationalmannschaft der Welt ein gesetzter Stürmer, auch in jenen, die ernsthaft um den Titel mitspielen. Aber Forlán kommt aus Uruguay, und so sind für den mittlerweile 31-jährigen Blondschopf schon Teilnahmen an den Endrunden Erfolge. In Südafrika wird er erst seine zweite absolvieren. 2002 war er noch der Nebenmann des längst vergessenen Álvaro Recoba (zeitweise der bestbezahlte Fußballer des Planeten), nun ist er selbst der Star der Mannschaft. Allerdings einer recht durchschnittlichen.

1930 fuhren die Urus als hoher Favorit im eigenen Land den Titel ein, 1950 schnappten sie ihn den Brasilianern vor der Nase weg. Seither ist nicht mehr viel los. Immer mal wieder die erste Runde überstanden, oft auch nicht. Und viel Leerlauf dazwischen. Daran wird sich auch mittelfristig nicht ändern, zumal die Mannschaft, mit der sich die Urus im Jahr 2010 auf die Weltbühne präsentiern, wieder keine besondere ist. Mehr als ein paar wenige aufregende Spieler hat das Land, dass geographisch zwischen den Riesen Brasilien und Argentinien eingezwickt liegt, nicht zu bieten. Außer Forlán ist das im Grunde nur ein in Europa (noch) eher unbekannter Name: Nicolás Lodeiro. Der Jungspund von Nacional Montevideo debütierte ausgerechnet in den so wichtigen Playoff-Partien gegen Costa Rica und machte dort mit starken Leistungen schnell auf sich aufmerksam. Ajax Amsterdam schlug sofort zu.

Dort ist der 21-jährige Linksfuß seit seinem Wechsel im Winter zwar bislang nur Einwechselspieler, aber in der Nationalmannschaft hat er Jorge Rodríguez so schnell von der Spielmacherposition verdrängt, dass dieser seit Lodeiros Debüt kein einziges Mal mehr in der Startformation stand. Der 1.73m kleine, flinke Offensivmann könnte einer der Aufsteiger der WM werden. Da ist er aber neben Forláns Sturmpartner Suárez wohl der einzige seiner Mannschaft – humorlose Abwehr, defensiv ausgerichtetes Mittelfeld. Alles brave Kämpfer, wenn auch nicht mehr so berüchtigt wie früher, als pro Spiel mindestens ein Uru vom Platz flog. Aber keine potentiellen Stars. Arbeitsbienen, aber keine Künstler. Indianer, aber kaum Häuptlinge.

Kein Wunder also, dass die Uruguayer einmal mehr über den Umweg Play-Off gehen mussten. Nicht nur hinter Brasilien und den Argentinern (wenn auch hinter letzteren nur knapp) landeten, sondern auch hinter Chile und Paraguay, bei denen ein Erreichen des Achtelfinales schon ein großer Erfolg wäre. Nicht anders ist dies bei den Urus, zumal diese eine recht gemeine Gruppe erwischt haben. Würden sie sang- und klanglos Gruppenletzter, niemand dürfte überrascht sein. Das letzte Mal, dass Uruguay in einer WM-Gruppe unter die besten zwei kam? Vierzig Jahre her.

So gesehen hat die Celeste in Südafrika aber im Grunde auch nichts zu verlieren. Und Teamchef Óscar Tabárez war auch schon einmal bei einer Endrunde dabei und weiß somit mit dem Druck umzugehen – 1990 führte er sein Land ebenso schon zur Weltmeisterschaft, in Italien rutschte man als Gruppendritter noch ins Achtelfinale. Immerhin, mehr wird aber auch diesmal nicht drin sein.

Mittlerweile fast traditionell bauen die Urus auf ein eher defensiv angelegtes, körperbetontes Spiel. Tabárez vertraute in der Qualifikation einem eher eigenwilligen 3-4-1-2, das den Stärken der Mannschaft und dem vorhandenen Spielermaterial, hauptsächlich Europa-Legionären, aber ganz gut entspricht. So steht vor dem jungen Lazio-Torhüter Fernando Muslera eine humorlose Dreier-Abwehrkette. Deren Chef ist Kapitän Diego Lugano, der seit vielen Jahren sein Geld beim türkischen Spitzenklub Fenerbahçe verdient. Seine Nebenmänner sind am Ehesten Diego Godín von Villarreal und Andrés Scotti. Dieser ist mit seinen 34 Jahren der älteste Spieler im Kader und steht bei Colo Colo in Chile unter Vertrag, spielte aber auch einige Jahre bei Rubin Kasan und half dort mit, den zweifachen russischen Meister zu der Kraft zu machen, die er heute ist.

Vor den Dreierkette agiert ein defensiv ausgerichtetes Vierermittelfeld, das üblicherweise aus zwei klassischen Sechsern und zwei modernen Außenverteidigern gebildet wird. Auf den Außenbahnen führt an den beiden Portugal-Legionären Álvaro Pereira (Porto, links) und Maxi Pereira (Benfica, rechts) kein Weg vorbei. Sie sollen auch die Impulse nach vorne geben, während Walter Gargano und Diego Perez in der Zentrale eher als Abfangjäger und Balleroberer eingeteilt sind, die zudem der zentralen Figur im offensiven Mittelfeld – eben Nicolás Lodeiro – den Rücken etwas freihalten sollen.

In der Sturmspitze sind die Plätze ohne Wenn und Aber verteilt. Dort ist es neben Forlán der 23-Jährige Luis Suárez, der auf Zuspiele von Lodeiro oder Flanken der Pereiras (die aber nicht miteinander verwandt sind) wartet. Er könnte Forlán sogar schon in Südafrika den Rang ablaufen, denn Suárez schießt die Eredivise förmlich auseinander. Zweimal schaffte er in diesem Jahr vier Tore in einem Spiel, zwei weitere Male drei, er ist unangefochtender Torschützenkönig. Die beiden Sturmspitzen sind auch eindeutig die Stärke der Mannschaft aus Uruguay: Sind es in der Defensive biedere Arbeiter, können die wenigen Offensivspieler in der Tat den Unterschied ausmachen. Vor allem gegen einen sportlich sicherlich schwächeren Gegner wie Gastgeber Südafrika.

Das Problem wird, wie in allen drei Spielen, dort aber eher im Kopf liegen. Verlieren die Urus ihre Auftaktpartie gegen Gruppenfavorit Frankreich, sind sie ausgerechnet gegen den Gastgeber schon zum Siegen gezwungen, und ob man dieser Belastung gewachsen ist wird sich zeigen – beziehungsweise, inwieweit die Südafrikaner hier ebenso schon das brutale Nervenflattern haben. Einen Achtelfinaleinzug der Celeste zu erwarten, wäre alles in allem wohl etwas übertrieben.

Aber wer weiß, womöglich sind am Ende sie es, die den Gastgeber eliminieren. So bliebe man ja auch im Gedächtnis.

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URUGUAY
hellblaues Trikot, schwarze Hose, Puma – Platzierung im ELO-Ranking: 15.

Spiele in Südafrika:
Frankreich (Abendspiel Fr 11/06 in Kapstadt)
Südafrika (Abendspiel Mi 16/06 in Pretoria)
Mexiko (Nachmittagsspiel Di 22/06 in Rustenburg)

TEAM: Tor: Juan Castillo (32, Deportivo Cali), Fernando Muslera (24, Lazio), Sebastián Viera (27, Larissa). Abwehr: Martin Cáceres (23, Juventus), Jorge Fucile (25, Porto), Diego Godín (24, Villarreal), Diego Lugano (29, Fenerbahçe), Andrés Scotti (34, Colo Colo), Mauricio Victorino (27, Universidad Chile). Mittelfeld: Sebastián Eguren (29, AIK Solna), Álvaro Fernández (24, Universidad Chile), Walter Gargano (25, Napoli), Álvaro González (28, Levadiakos), Nicolás Lodeiro (21, Ajax Amsterdam), Álvaro Pereira (25, Porto), Maxi Pereira (26, Benfica), Diego Perez (30, Monaco), Jorge Rodríguez (25, RP Montevideo). Angriff: Sebastián Abreu (33, Botafogo), Edinson Cavani (23, Palermo), Sebastián Fernández (25, Banfield), Diego Forlán (31, Atlético Madrid), Jorge Martínez (27, Catania), Luis Suárez (23, Ajax Amsterdam).

Teamchef: Óscar Tabárez (63, Uruguayaner, seit Februar 2006)

Qualifikation: 5:0 gegen Bolivien, 0:1 in Paraguay, 2:2 gegen Chile, 1:2 in Brasilien, 1:1 gegen Venezuela, 6:0 gegen Peru, 1:0 in Kolumbien, 0:0 gegen Ecuador, 1:2 in Argentinien, 2:2 in Bolivien, 2:0 gegen Paraguay, 0:0 in Chile, 0:4 gegen Brasilien, 2:2 in Venezuela, 0:1 in Peru, 3:1 gegen Kolumbien, 2:1 in Ecuador, 0:1 gegen Argentinien. 1:0 in und 1:1 gegen Costa Rica.

Endrundenteilnahmen: 10 (1930 Weltmeister, 1950 Weltmeister, 54 Vierter, 62 Vorrunde, 66 Viertelfinale, 70 Semifinale, 74 Vorrunde, 86 und 90 Achtelfinale, 2002 Vorrunde)

>> Ballverliebt-WM-Serie
Gruppe A: Südafrika, Mexiko, Uruguay, Frankreich
Gruppe B: Argentinien, Nigeria, Südkorea, Griechenland
Gruppe C: England, USA, Algerien, Slowenien
Gruppe D: Deutschland, Australien, Serbien, Ghana
Gruppe E: Holland, Dänemark, Japan, Kamerun
Gruppe F: Italien, Paraguay, Neuseeland, Slowakei
Gruppe G: Brasilien, Nordkorea, Côte d’Ivoire, Portugal
Gruppe H: Spanien, Schweiz, Honduras, Chile

* Die Platzierung im ELO-Ranking bezieht sich auf den Zeitpunkt der Auslosung

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