Schaub – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 09 Oct 2017 21:39:45 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 System-Experiment zum Abschied – 1:0 bei Kollers letztem Spiel https://ballverliebt.eu/2017/10/09/koller-oesterreich-moldawien-abschied/ https://ballverliebt.eu/2017/10/09/koller-oesterreich-moldawien-abschied/#comments Mon, 09 Oct 2017 21:32:28 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=14227 System-Experiment zum Abschied – 1:0 bei Kollers letztem Spiel weiterlesen ]]> Das Ende einer Ära: Nach 54 Spielen in sechs Jahren endet die über weite Strecken sehr erfolgreiche und erfreuliche Amtszeit von Marcel Koller als ÖFB-Teamchef. Das mit vielen jungen Spielern bestückte ÖFB-Team verabschiedet den Schweizer mit einem 1:0-Arbeitssieg in Moldawien.

Moldawien – Österreich 0:1 (0:0)

Tatsächlich startete Österreich nicht mit dem angegebenen 4-2-3-1, sondern viel eher mit einem 3-4-3. Zentralverteidiger Danso wurde flankiert von Lienhart rechts und Wöber links, die jeweils für die Spieleröffnung zuständig waren und immer wieder auch etwas weiter aufrückten.

Die Dreierkette und das Mittelfeld-Zentrum

Davor war Julian Baumgartlinger als etwas tieferer der beiden zentralen Mittelfeldspieler positioniert. Er war der zentrale Richtungsbestimmer und Passgeber, während Grillitsch – wie schon gegen Serbien – eher selbst den Zwischenlinienraum suchte und der vielbeinigen moldawischen Defensive etwas zum Überlegen geben wollte.

Abgesehen von einer kurzen Phase gleich zu Spielbeginn, in der Moldawien hoch presste, wurde die Dreier-Abwehr mit Baumgartlinger davor defensiv kaum getestet. Die Hausherren versuchten zwar, dem ballführenden Österreicher die Zeit am Ball zu nehmen, aber es war für Baumgartlinger und auch für Grillitsch kein Problem, mit diesen Situationen umzugehen.

Die Wings-Backs Bauer und Kainz

Als Wing-Backs sorgten Moritz Bauer rechts und Flo Kainz links für die Breite. Diese Maßnahme entfachte allerdings nicht die erhoffte Wirkung, weil bei Moldawien – das Team agierte grundsätzlich aus einem 5-4-1 heraus – der rechte Mittelfeldmann Ivanov oft weit mit nach hinten rückte, womit sich eine moldawische Sechserkette ergab.

Auf der anderen Seite hatte Kainz damit zu kämpfen, dass Platica stets extrem weit außen blieb, selbst wenn seine Kollegen aus der Dreierkette sich im Strafraum massierten – womöglich hatte ihn Teamchef Dobrovolski beauftragt, den sonst dort spielenden Arnautovic zu bewachen, so lief Platica aber eben Kainz nach.

Die Offensive

Die Offensivreihe des ÖFB-Teams gestaltete sich asymmetrisch. Während Arnautovic und Burgstaller beide (wie schon gegen Serbien) vorne agierten, kam Louis Schaub aus der Etappe – aber nicht als Zehner, sondern aus dem rechten Halbfeld.

Österreich sammelte in der ersten Halbzeit viel Ballbesitz (über 70 Prozent) und kam nach den frühen Schecksekunden nie mehr in Gefahr, ein Gegentor zu kassieren. Der Ball lief gut und sicher, die Formation wirkte kompakt, es war immer jemand anspielbar. Aber: Man fand keine Löcher im moldawischen Defensivverbund.

Umstellung für die zweite Hälfte

Nach dem Seitenwechsel kam Marc Janko für Guido Burgstaller. Der Routinier von Sparta Prag ist ein besserer Zielspieler als der direktere Burgstaller, darum war dieser Wechsel angesichts der Probleme, im Strafraum Fuß zu fassen, nicht unlogisch. Gleichzeitig aber switchte Koller zurück auf das gewohnte 4-2-3-1. Arnautovic war nun wie gewohnt links, Schaub zentral, Kainz rechts und Wöber gab einen echten Linksverteidiger.

Es gab sofort eine Einschussmöglichkeit für Janko, aber im Ganzen wurde das österreichische Spiel dadurch nicht besser – eher im Gegenteil. Die Kompaktheit war nicht mehr da, die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen wurden nun merklich größer – daran änderte sich auch nach dem Ausschluss für den Moldawier Ionita nichts.

Die Passgenauigkeit nahm am, weil die Passwege länger wurden und Moldawien agierte mit einem Mann weniger und in Rückstand – Louis Schaub hatte nach einem Eckball zum 1:0 für Österreich getroffen – etwas risikofreudiger.

Die so strikte Defensive mit Fünfer- und zuweilen gar Sechserkette war nach dem Ausschluss von Ionita Makulatur, Dobrovolski stellte auf ein 4-4-1 um und sein Team bewegte sich durchaus geschickt in den Räumen, die das ÖFB-Team nun offen ließ. Es war zwar nicht so, dass Moldawien viele Torchancen erarbeitet hat. Aber Österreich fand – von einem Querpass-Geschenk, das Lazaro nicht verwerten konnte – kaum noch wirklich vor das Tor.

Und einen Treffer kann man sich immer mal fangen. Das war in diesem letzten Spiel von Marcel Koller nicht so – und damit steht ein 1:0-Arbeitssieg zu Buche.

Fazit: Versöhnlicher Abschluss und angstvoller Ausblick

Es ist ungemein schade, dass Marcel Koller erst jetzt, in den letzten zwei Spielen, wo sein Abgang schon feststand, die Experimentierkiste ausgepackt hat. Das etwas schräge 4-4-2 gegen Serbien, nun das kompakte 3-4-3 in Moldawien; mit einem großartigen Grillitsch und zwei großen Versprechen für die Zukunft in Wöber und Lienhart.

Es war kein glanzvoller Sieg, es fehlte einmal mehr am Zugriff auf den Strafraum und die wenigen Top-Chancen wurden leichtfertig vergeben. Es gab den Sieg, das ist schön und für künftige Setzlisten nicht völlig unerheblich. Man war in zehn Quali-Spielen nie komplett chancenlos, es fehlten immer nur Nuancen. Aber: Dreimal das selbe Gegentor in Belgrad, keine Adaptionen daheim gegen Irland, ein Tausendguldenschuss in Cardiff – das summiert sich halt.

Ist der vierte Gruppenplatz mit 15 Punkten eine Enttäuschung? Natürlich. Aber hätte sich Österreich dennoch für die WM qualifizieren können? Absolut – kein Gegner war außer Reichweite. Es ist müßig zu überlegen, ob uns diese Schmierenkomödie im ÖFB-Präsidium erspart geblieben wäre, wenn es diese Weiterentwicklung schon vor 12 Monaten gegeben hätte. Es ist nun mal so wie es ist.

Dass Andreas Herzog nun Teamchef wird, obwohl ein für diesen Job gänzlich ungeeignet ist, darf angenommen werden. Dann wird richtig deutlich werden, was Österreich an Marcel Koller hatte – obwohl die letzten anderthalb Jahre nicht den Erwartungen entsprachen. Aber: Alles, was auch in dieser Zeit passierte, war Lichtjahre besser als alles, was unter Constantini war.

Und vermutlich auch als alles, was unter Herzog sein wird.

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Dank disziplinierter Kompaktheit: Rapid biegt Ajax https://ballverliebt.eu/2015/08/04/dank-disziplinierter-kompaktheit-rapid-biegt-ajax/ https://ballverliebt.eu/2015/08/04/dank-disziplinierter-kompaktheit-rapid-biegt-ajax/#comments Tue, 04 Aug 2015 20:46:39 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11424 Dank disziplinierter Kompaktheit: Rapid biegt Ajax weiterlesen ]]> Kompakt stehen, dem Gegner keine Räume bieten und eben nicht den unlösbaren Spagat zwischen hohem Attackieren und tiefem Verteidigen versuchen: Das waren die Zutaten für den 3:2-Erfolg von Rapid bei Ajax Amsterdam. Der in Summe auch gar nicht unverdient war, weil man aus den Fehlern im Hinspiel die richtigen Lehren gezogen hat.

Ajax Amsterdam - Rapid Wien 2:3 (0:2)
Ajax Amsterdam – Rapid Wien 2:3 (0:2)

Anders als im Hinspiel trat Rapid von Beginn an sehr defensiv kompakt auf. Grahovac, der für den gesperrten Schwab in die Startformation gekommen war, agierte deutlich höher als Petsos, meist parallel zu Steffen Hofmann in einem 4-1-4-1. Rapid verzichtete praktisch völlig auf ein Anrennen des gegnerischen Spielaufbaus, sondern konzentrierte sich voll darauf, Ajax nicht in den Strafraum kommen zu lassen.

Bewusstes Nach-Außen-Drängen

Auch dabei war ein deutlicher Plan erkennbar: Durch die Doppel-Acht plus dem Sechser Petsos in der Mitte lenkte Rapid die Ajax-Angriffe noch mehr auf die Flügel, als das De Boer vermutlich vorgehabt hat. Schon in Wien war das Flügelspiel – vor allem über die linke Angriffsseite – das große Plus der Holländer gewesen, da Rapid es verabsäumte, dort Greenhorn Auer zu helfen.

Warum nun bewusst Ajax dorthin gelenkt wurde? Weil Schaub deutlich mehr Defensiv-Arbeit leistete als Schobesberger vor einer Woche und Auer nach Kräften gegen Fischer unterstützte, ebenso wie Kainz auf der anderen Seite im Verbund mit Stangl. Da Ajax aber wiederum vor allem über die linke Angriffsseite nach vorne zu kommen versuchte, bedeutete das viel Defensiv-Arbeit für Auer und Schaub. Die beiden lösten das vorzüglich, zumal Grahovac ebenso mithalf.

Wenig nach vorne, aber wenn, dann gut

Im Spiel nach vorne wurde oftmals von hinten der Ball eher nach vorne gedroschen als kontrolliert rausgespielt, aber wenn man sich halbwegs kontrolliert in Richtung Mittellinie spielen konnte, zogen Schaub rechts und Kainz links weit auf, um in den Lauf angespielt zu werden. So entstand das 1:0 über die linke Seite, das allerdings auch von erstaunlich stümperhaftem Abwehrverhalten der Ajax-IV begünstigt wurde.

Solospitze Robert Beric konnte zudem als Anspielpunkt im Sturmzentrum fungieren. Oft kam der Slowene nicht gewinnbringend an den Ball, aber einmal löste er die Situation gut, indem er einen Pass aus dem Mittelfeld quasi direkt wieder zurückspielte, damit die zurückgelaufenen Ajax-DM gegen die Laufrichtung vom Ball wegbrachte und Schaub die sich bietende Chance zum 2:0 nützte. Defensiv stabil und kompakt, vorne aus wenigen Chancen viel machen: So führte Rapid zur Pause 2:0.

Rückfall in Hinspiel-Struktur

Nachdem einmal doch Dijks gegen Auer und Schaub eine gute Flanke schlagen konnte und Milik gekonnte zum 1:2 traf, folgten nach einer Stunde zwei Wechsel, die Ajax deutlich gefährlicher werden ließ. Schobesberger kam für den müdegelaufenen Hofmann und übernahm die Schaub-Position im rechten Mittelfeld, Schaub wechselte dafür auf die Acht. Gleichzeitig schob Ajax-Coach De Boer Sinkgraven vom Zentrum auf den Flügel – somit stand wieder Auer gegen Sinkgraven und Dijks, wie schon im Hinspiel.

Ajax kam augenblicklich zu deutlich größeren Räumen auf dieser Seite, weil Schobesberger wiederum eklatante Schwächen in der Rückwärtsbewegung zeigte und Schaub nicht mal im Ansatz ersetzen konnte. Rapid kam in dieser Phase gehörig unter Druck, hielt aber zunächst das 2:1.

Ajax stellt auf 3-2-1-4 um

Ab der 71. Minute
Ab der 71. Minute

20 Minuten vor Schluss ging De Boer dann volles Risiko. Er nahm Verteidiger Veltman raus und stellte mit Yaya Sanogo einen zweiten Mittelstürmer neben Milik, sodass sein Team nun in einem 3-2-1-4 agierte. Das nahm zwar ein wenig den Druck von Auer, weil Dijks als Teil der Dreierkette hinten nun nicht mehr so viel nach vorne gehen konnte, erhöhte aber merklich die Nervosität bei Rapid im Zentrum.

Keine fünf Minuten nach der Umstellung klärte Rapid eine Ajax-Flanke zentral vor den Strafraum, Gudelj drosch aus 15 Metern drauf und traf zum 2:2. Anstatt aber das Momentum mitnehmen zu können, spielte im direkten Gegenzug Schaub seine große Klasse aus, indem er die nach der Umstellung etwas zu großen Lücken in der Ajax-Dreierkette zum Schuss nützte und so das 3:2 herstellte.

Dieser Treffer beendete das Spiel de facto, weil Ajax sich damit aufgab. Die Körpersprache ließ beim holländischen Vizemeister nur noch Frust und Enttäuschen erkennen, aber kein Aufbäumen mehr. Die letzten Halbchancen blieben in der Schlussphase ebenso ungenützt, so siegte Rapid 3:2.

Fazit: Auf Kompaktheit gesetzt und gewonnen

Barisic versuchte in diesem Spiel bewusst nicht den zum Scheitern verurteilten Spagat zwischen hohem Attackieren und tiefer Abwehrlinie. Die Maßnahme, von Haus aus kompakt zu stehen, eine zweite klare Viererkette im Mittelfeld einzuziehen und diese eben nicht hoch attackieren zu lassen, schmeckte Ajax überhaupt nicht. Dazu wurde von Rapid genützt, dass die Abwehr von Ajax eben nicht höheren internationalen Standards genügt (um es mal vorsichtig auszudrücken).

Die allzu offensichtlichen Fehler aus dem Hinspiel wurden korrigiert und Ajax somit der Raum und die Gelegenheit genommen, mit Tempo in die Räume zu stechen. Im Grunde wurde genauso gespielt wie im Hinspiel in den letzten 20 Minuten.

Der Lohn für die Lernfähigkeit: Ein Fixplatz in der Europa-League-Gruppenphase und die Chance, im Champions-League-Playoff gegen einen weiteren großen Namen spielen zu dürfen.

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