Sahin – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sun, 19 May 2013 12:18:45 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Dortmund macht den Deckel drauf https://ballverliebt.eu/2011/02/27/dortmund-macht-den-deckel-drauf/ https://ballverliebt.eu/2011/02/27/dortmund-macht-den-deckel-drauf/#comments Sun, 27 Feb 2011 12:28:00 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4195 Dortmund macht den Deckel drauf weiterlesen ]]> Die letzten wilden Träumer sind nun auch aufgewacht: Wer auch immer glaubte, die Bayern hätten im deutschen Titelrennen noch eine Chance, wurde von der mit 22,3 Jahren jüngsten Dortmund-Elf der Bundesliga-Geschichte eindrucksvoll eines besseren belehrt. Nach dem 3:1-Sieg steht der Titel für den BVB de facto fest.

Bayern München - Borussia Dortmund 1:3

Gegenüber dem 1:0-Sieg bei Inter kehrte Luiz Gustavo wieder auf die Position des Linksverteidigers zurück – Van Gaal nahm diesmal keinen gegnerischen Zehner aus, den es in Manndeckung zu nehmen gab. Das hieß, dass Pranjic in die Zentrale zurückkehrte – und zwar nicht als Sechser, sondern als recht hoch stehender Achter. Die Absicht dahinter war vermutlich, den Platz ausnützen, denn Sven Bender – der bei Dortmund üblicherweise auf der halbrechten Position defensiver steht als Nuri Sahin.

Aber Sahin und Bender wechselten die Plätze oftmals – so stand Pranjic zumeist gegen Sahin, während Bender viel Platz vor ihm hatte. Das nützte dieser natürlich aus und zog immer wieder mit Tempo auf Schweinsteiger zu. Womit dieser nicht nur Robert Lewandowski zu beobachten hatte, sondern sich auch noch mit Bender herumschlagen musste. Das verschaffte Dortmund einen signifikanten Vorteil in der Mittelfeldzentrale.

Konkurrenz auf den Flügeln

Hinzu kam, dass der überlegene Tabellenführer aus Dortmund, anders als Inter Mailand, selbst über ein hervorragendes Flügelspiel verfügt und nicht nur mit eigenen Angriffen, sondern auch mit hervorragender Defensiv-Arbeit Ribéry und Robben ziemlich aus dem Spiel nahm. Die beiden sahen sich, wann immer sie am Ball waren, sofort mit mindestens zwei Gegenspielern konfrontiert; oftmals sogar mit noch mehr. All das, und das für die Borussia so typische sehr hoch beginnende und aggressive Pressing führte dazu, dass die Bayern nicht zu einem geordneten Spielaufbau kamen.

So musste Dortmund nur noch warten, bis sich durch das harte Pressing Fehler bei den Bayern und damit eigene Chancen ergaben, und schon in der 9. Minute war es so weit: Schweinsteiger wurde sah zwei Mann aus verschiedenen Richtungen auf sich zustürzen, verstolperte den Ball, und Großkreutz brauchte nur noch Barrios bedienen – das 1:0. Die Bayern reagierten, indem sie sich selbst weiter nach vorne schoben, und kamen nach einer Eckball-Serie durch einen Kopfball von Luiz Gustavo (Piszczek hatte das Nachsehen) schnell zum Ausgleich.

Schweini zwischen den Stühlen

Aber die Borussia ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und erzielte durch einen überfallsartigen Konter, abgeschlossen von einem sensationellen Heber von Nuri Sahin, sofort wieder die erneute Führung. In der Folge tauschten Bender und Sahin dann doch immer mal wieder die Plätze, ohne aber, dass die Bayern darauf reagierten – so hatte der türksiche Spielgestalter unerhoffte Freiheiten.

Und weil Sahin in der Offensive noch stärker ist als Sven Bender, saß Schweinsteiger in einer ähnlichen Zwickmühle wie das defensive Mittelfeld von Leverkusen bei deren Heimpleite gegen Dortmund: Angesichts der Tatsache, dass Lewandowski als Zehner deutlich höher spielt als Götze (oder im Herbst Kagawa) das tat, konnte Schweinsteiger nicht nach vorne rücken, um Sahin früher zu empfangen. So aber gewährte er Sahin den Platz, den er bei Kontern immer wieder ausnützte. So überließ Dortmund den Bayern zwar den Ball, hatte aber selbst die deutlicheren Chancen, noch vor dem Seitenwechsel für die Vorentscheidung zu sorgen.

Van Gaal behebt Kardinalproblem nicht

In der Pause wechselte Louis van Gaal zwar – er behob aber nicht das Problem im Mittelfeld, sondern ersetzte den formschwachen Badstuber durch Breno. In der Zentrale blieb alles beim Alten – und somit auch das Spiel: Schweinsteiger stand zu tief und konnte nichts ausrichten, die Flügel blieben unter Kontrolle und Pranjic konnte als Achter weiterhin keine Akzente setzen. Deshalb setzte Van Gaal in der 57. Minute auf ein neues Pferd auf der Pranjic-Position: Toni Kroos kam für Luiz Gustavo, Pranjic ging nach links hinten.

Ob diese Maßnahme wirklich gegriffen hätte, ist allerdings hypotetisch, denn in der 60. Minute versenkte ausgerechnet Mats Hummels, der bei den Bayern nie eine reaslistische Chance hatte, einen Eckball zum 3:1 gegen seinen Ex-Klub. Was für Dortmund aber beileibe kein Anlass war, sich zurückzulehnen

Klopp zieht die Daumenschraube an

Im Gegenteil: Nun folgte eine neue Welle extremsten Pressings im Mittelfeld, dass die Bayern gar nicht erst auf die Idee kommen sollten, zu glauben, es wäre noch etwas möglich. Zudem kam etwa 20 Minuten vor Schluss Jakub Blaszczykowski für Sturmspitze Barrios. Aber nicht, wie man erwarten hätte können, für die Flügel – nein, der Pole übernahm erst einmal die Position von Barrios ganz vorne. Er sollte dort allerdings weniger für Torgefahr sorgen, sondern schlicht auf alles pressen, was sich bewegte. Klopp zog somit die Daumenschraube an: 3:1 voran beim vermeintlich stärksten Konkurrenten, aber nix da mit mal locker nach Hause spielen.

Die Bayern kamen erst in den letzten Minuten wieder etwas besser zur Geltung, als Antonio da Silva für den vor allem in der Defensivarbeit gegen Robben so starken Großkreutz als Zehner kam; Blaszczykowski ging nun doch auf den Flügel und Lewandowski nach vorne. Dadurch, und durch die am Ende offensichtlich nachlassenden Kräfte der Borussia, kamen die Bayern in der Schlussphase doch noch zu einigen Chancen, vornehmlich aus Weitschüssen. Dass Weidenfeller-Ersatz Langerak aber seine erste echte Prüfung erst in der 74. Minute zu bestehen hatte (gegen Gomez), spricht Bände – und ist ein klares Indiz dafür, dass Dortmund hochverdient gewonnen hat.

Fazit: Raumaufteilung war der Schlüssel

Der Schlüssel zum Sieg für Dortmund war die geschicktere Raumaufteilung in der Zentrale. Einer aus dem Duo Bender/Sahin hatte gegen den von Lewandowski nach hinten gedrückten Schweinsteiger immer Platz, um mit Tempo Richtung Bayern-Tor zu ziehen. Außerdem gewann die Borussia die Duelle auf den Flanken – und das heftige Pressing gab den Bayern den Rest.

Mit dieser wahrhaft meisterliche Vorstellung hat Borussia Dortmund nun zwar noch nicht rechnerisch, aber de facto den Deckel auf den ersten Meistertitel seit neun Jahren gemacht. Zehn Spiele vor Schluss hat der BVB nun 12 Punkte auf Leverkusen und gar 16 Zähler auf die Bayern Vorsprung, und beide Teams haben Klopp und Co. bereits auswärts besiegt.

Da geht nichts mehr schief.

(phe)

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Magath macht Raúl zum Manndecker https://ballverliebt.eu/2011/02/04/magath-macht-raul-zum-manndecker/ https://ballverliebt.eu/2011/02/04/magath-macht-raul-zum-manndecker/#comments Fri, 04 Feb 2011 22:22:15 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3993 Magath macht Raúl zum Manndecker weiterlesen ]]> Schalke erkämpft sich ein 0:0 im Revierderby beim designierten Meister Dortmund – was zum einen an sensationellen Paraden von Torhüter Neuer liegt. Zum anderen aber auch an Felix Magath, die dem vor der Pause groß aufspielenden BVB den Wind aus den Segeln nahm – indem er Raúl zum Manndecker machte.

Borussia Dortmund - FC Schalke 04 0:0 (1. Hälfte)

Überlegener Tabellenführer, angepeitscht von einem rappelvollen Stadion, gegen einen der großen Under-Achiever der Saison. Oder kurz: Dortmund gegen Schalke – das emotionsgelandeste Derby der deutschen Bundesliga. In dem Dortmund (mit Santana statt des gesperrten Subotic in der IV) von Anfang an das gewohnte Spiel aufzog: Extremes Pressing, Druck über die Außen, hohes Tempo. Die Schalker kamen damit überhaupt nicht zu Recht und machten sofort Fehler: Metzelder beim Herausrücken (3.), Höwedes bei einer Freistoßflanke (5.), Schmitz im Laufduell mit Blaszczykowski (7.) – schon nach sieben Minuten hatte Dortmund drei gute Chancen. Schalke? Mit einem Panikorchester vergleichbar.

Die Schwachpunkte in dieser Phase aufzuzählen, dauert. Zum einen haben sich die Dortmunder sofort auf den kleinen Anthony Annan eingeschossen. Der Sechser, der neu aus Trondheim gekommen war, ist erst ein paar Tage bei der Mannschaft, und wurde dennoch sofort in so ein emotional aufgeladenes Spiel vor so einer Kulisse geworfen. Und in diesem sah er sich dann auch noch sichpermanent mit minimum zwei (meistens drei) in vollem Tempo auf sich zustürmenden Dortmunder konfrontiert… Kein Wunder, dass Annan, der ja eine mehr als anständige WM gespielt hat, nach zehn Minuten mit den Nerven erst mal durch war.

Dann war da diese Schwäche über die Außen, vor allem die linke Schalker Abwehrseite war ein Torso. Was nicht nur an Lukas Schmitz lag, der Jakub Blaszczykowski permanent hinterher lief, sondern zu einem großen Teil auch an José Manuel Jurado vor ihm. Der Spanier nahm überhaupt nicht am Spiel teil und Defensivarbeit schien ihn erst recht nicht zu interessieren. So rückte Schmitz zwar programmgemäß immer wieder ein, um im Strafraum die Räume eng zu machen, aber Jurado ließ Blaszczykowski immer wieder gewähren. Der Pole stieß erbarmungslos in die riesigen entstehenden Räume und Schmitz musste jedesmal wieder rausrücken. Und war natürlich immer einen Schritt zu spät.

Ähnlich sah die Sache auf der anderen Seite aus: Farfán, der ja unbedingt wegwollte, den Hals vor lauter Gehaltsforderungen aber nicht vollbekam und bleiben musste, hatte überhaupt keine Bindung zum Spiel. Der giftige Großkreutz konnte das aber nicht in dem Maße nützen wie das Blaszczykowski konnte, weil sein Gegenspieler Uchida – vollgepumpt mit dem Selbstvertrauen eines Asiencup-Siegers – sehr viel besser mit der Situation umging als Schmitz.

Aber nicht nur die Flügelspieler waren abgemeldet, auch die beiden zentralen Defensivspieler machten einen eher chaotischen Eindruck. Ja, Annan fing sich nach anfänglicher Nervosität, aber er und Kluge waren außerstande, dem Dortmunder Mittelfeld irgend etwas entgegen zu setzen. So konnte nicht nur Götze ziemlich tun, was er wollte, sondern auch Sahin und Bender konnten mit Tempo aus der Tiefe kommen – weil es ein offensives Mittelfeld bei Schalke, um das man sich kümmern könnte, schlicht nicht gab.

So hatte Dortmund in der erste Halbzeit nach Belieben im Griff und kam zu zahlreichen Chancen – es war nur einem grandiosen Manuel Neuer zu verdanken, dass Schalke bis zur Halbzeit das 0:0 halten konnte. Selbst Aktionen nach vorne starten? Na, das gab’s bei den Königsblauen in der ersten Halbzeit überhaupt nicht. Mal ein Energieanfall von Farfán (der einzige), mal ein Freistoß von der Seitenlinie, mal ein Weitschuss. Aber zu konstruktivbem Aufbau kam Schalke in keinster Weise.

Magath funktioniert Raúl um

Dortmund - Schalke 0:0 (2. Halbzeit)

Schalke-Trainer Felix Magath sah natürlich, dass vor allem sein Mittelfeld heillos überfordert und von der Raumaufteilung her schlicht komplett falsch aufgestellt war. So stellte er für die zweite Halbzeit um – nicht personell, aber von der Formation: Annan spielte nun einen sehr tief stehenden Solo-Sechser und kümmerte sich ziemlich Mann-zu-Mann um Mario Götze, Kluge rückte nach vorne und gab nun einen zentralen offensiven Mittelfeldspieler – so wurde aus dem Schalker System ein 4-1-3-2. Die wichtigste Änderung aber betraf Raúl.

Raúl war nun nicht mehr vordergründig die hängende Spitze, sondern hatte einen ganz expliziten Defensiv-Auftrag: Er engte nun die Kreise von Nuri Sahin ordentlich ein, war somit de facto der vorderste Abwehrspieler seiner Mannschaft. Das zeigte massiv Wirkung bei Dortmund: Dass mit Götze und Sahin die beiden wichtigsten Spieler in der Gestaltung nun an der kurzen Leine von Kettenhunden waren, behagte dem BVB überhaupt nicht.

Zudem kam hinzu, das Schalke nun auch deutlich aggressiver den Ballführenden attackierte und den Mittelfeld der Dortmunder kaum noch Zeit fand, durchdachte Angriffe aufzubauen. Andererseite hatte Schalke aber nun mit Kluge einen einigermaßen freien Mann, der sich im Zentrum viel bewegte und sich als Anspielstation im Aufbau immer anbot. Bis auf eine tolle Chance von Jurado (77.) zwar kaum echte Torchancen, hielt den Gegner aber deutlich besser unter Kontrolle als das noch in der ersten Halbzeit der Fall war.

Dennoch brauchte es einen Manuel Neuer in Gala-Form, um dem Team von Felix Magath das 0:0 zu retten – wie bei seinem riskanten Auflug gegen Lewandowski zu klären (78.), dann holzte Götze den Matchball an den Pfosten (84.). Aber weil Jürgen Klopp auch mit seinen Wechseln keine Antwort fand – er wechselte Lewandowski (für Großkreutz) und Zidan (für Blaszczykowski) ein, änderte aber das System nicht – gelang es seiner Mannschaft auch nicht, in der zweiten Hälfte annähernd jenen Druck aufzubauen, den es vor allem in der ersten halben Stunde gegeben hatte. Welshalb es schließlich beim 0:0 blieb.

Fazit: Magath reagiert klug, Neuer Weltklasse, Raúl unbesungener Held

Keine Frage, für den überlegenen Tabellenführer Dortmund sind es zwei verlorene Punkte auf dem Weg zur längst sicher scheinenden Meisterschaft. Das lag zum einen an der schludrigen Chancenverwertung, zum Anderen aber auch an den guten Umstellungen von Felix Magath in der Halbzeit. Sein Schachzug, Annan gegen Götze und vor allem Raúl gegen Sahin als Kettenhunde einzusetzen, brachte Dortmund so sehr aus dem Rhythmus, dass sich Schalke deshalb durchaus nicht ganz unverdient einen Punkt mitnehmen kann.

Die erste Hälfte hat gezeigt, warum Dortmund so weit vorne ist und warum Schalke den Ansprüchen weit hinterher hinkt. Die zweite Hälfte war indes ein Indiz dafür, wie Dortmund zu packen wäre und dass mit einer klugen Umstellung eines Trainers ein ganzes Spiel einen anderen Verlauf nehmen kann. Und, dass Raúl nicht nur ein erfahrender Offensivspieler ist, sondern auch ein Arbeiter im Dienste der Mannschaft sein kann. Weshalb man ihn neben dem großartigen Neuer durchaus als Mann des Spiels bezeichnen kann.

(phe)

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