Sabitzer – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sun, 13 Jun 2021 21:53:44 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.6.2 3:1 zum EM-Start: Sabitzer bei Österreichs Arbeitssieg stark https://ballverliebt.eu/2021/06/13/31-zum-em-start-sabitzer-bei-oesterreichs-arbeitssieg-stark/ https://ballverliebt.eu/2021/06/13/31-zum-em-start-sabitzer-bei-oesterreichs-arbeitssieg-stark/#comments Sun, 13 Jun 2021 21:52:52 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17536 3:1 zum EM-Start: Sabitzer bei Österreichs Arbeitssieg stark weiterlesen ]]> Ein Spiel mit altbekannten Schwächen, guten individuellen Leistungen und einer funktionierenden Adaptierung des Plans in der zweiten Hälfte bringt dem ÖFB-Team den erhofften – und erwarteten – Pflichtsieg zum EM-Auftakt. Zwar machte man sich das Leben gegen Nordmazedonien zuweilen selbst schwer, aber die höhere Qualität bei Österreich setzte sich letztlich durch.

Österreich – Nordmazedonien 3:1 (1:1)

Die Formation

Besonders auffällig bei Österreich war die Formation. Das Personal legte das aus den letzten Spielen bekannte 4-4-1-1 nahe, das gab man auch bei der UEFA so an, in der Praxis aber ließ Foda ein sehr spezielles 3-5-1-1 aufs Feld. Zum ersten Mal überhaupt im Nationalteam begann Alaba als Innenverteidiger – und zwar als zentraler Mann zwischen Dragovic und Hinteregger.

Xaver Schlager sollte vor der Abwehr für die defensive Stabilität sorgen, der Clou war aber die Position von Marcel Sabitzer. Er war im linken Halbfeld als Achter in der Regel tiefer postiert als Linksverteidiger Ulmer, der extrem hoch stand – aus gutem Grund, wie sich zeigen sollte.

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Der stehende Aufbau

Mit welchem Hintergedanken diese Formation aufs Feld geschickt wurde? Die Vermutung liegt nahe, dass man damit Alaba und Hinteregger die Absicherung gibt, dass jeweils einer von ihnen nach vorne aufrückt – so wie sie das gerne machen. Das passierte in der ersten Halbzeit jedoch nur situativ und brachte keinen echten Mehrwert. Aus dem Mittelfeld rückte keiner zurück, alle versteckten sich gekonnt im Deckungsschatten – das war ein durchgängiges Motiv, auch eine Etage weiter vorne.

Bis auf den Ballführenden bewegte sich bei Österreich praktisch niemand. Das Spiel war extrem statisch, niemand bot sich an, keiner suchte sich den Ballführenden, um Optionen zu geben. Marcel Sabitzer hob schon nach 12 Minuten halb fragend, halb hilflos die Hände, weil sich so gar keiner in irgendeine Position bewegen wollte, die einigermaßen sinnvoll anspielbar gewesen wäre.

Geschicktes Freispielen von Sabitzer

Überhaupt, Sabitzer. Oft durfte er im Nationalteam noch nicht auf der Acht in einem Dreiermittelfeld spielen – also jener Position, die er in Leipzig mit hoher Klasse einnimmt. Diesmal durfte er, und er war der mit einigem Abstand beste Spieler auf dem Feld.

Durch die auffällig weit vorgezogene Rolle von Andreas Ulmer wurde der mazedonische Rechtsverteidiger Nikolov hinten festgenagelt. Sabitzer zog es permanent in Ulmers Rücken in Richtung Außenbahn, weg vom rechten mazedonischen Achter Bardhi – dieser war in der Doppelmühle: Ging er mit Sabitzer mit, öffnete er Räume für Schlager und den zurückfallenden Baumgartner. Blieb er im Halbfeld, hatte Sabitzer viel Platz.

Bardhi entschied sich in der Regel dafür, im Halbfeld zu bleiben, und Sabitzer freute sich über ungeahnte Räume. Im Laufe der ersten Halbzeit riss Sabitzer das Spiel zunehmend an sich. Dass seine Hereingabe von Lainer nach 18 Minuten zum 1:0 für Österreich verwertet wurde, belohnte die geschickte Taktik.

Wie zentral Sabitzer eingebunden war, wird auch dadurch verdeutlicht, dass er von drei Spielern zehnmal oder öfter angespielt wurde (Ulmer, Hinteregger, Alaba) – ansonsten hat nur Alaba mehr als einen Spieler, der ihn zehnmal oder öfter angespielt hat.

Gute Absicherung im Gegenpressing…

Anders als in den letzten Spielen war auch die Absicherung in Gegenpressing-Situationen recht gut. Bei Ballverlusten im Angriffsdrittel gingen konsequent zwei bis drei Österreicher auf den Gegenspieler, dieser wurde damit gut daran gehindert, gezielt von hinten herausspielen zu können. Die hohe Position von Ulmer half dabei ungemein. Wenn sich die Mazedonier doch aus diesen Situationen befreien konnten, zog sich Österreich zurück und erwartete den Gegner in der eigenen Hälfte.

Vom Tor abgesehen, kreierte der Turnier-Debütant praktisch nichts von Belang – und selbst der Treffer war eigentlich keine herausgespielte Torchance, sondern eine zu riskante Entscheidung von Hinteregger beim Klären einer Flanke zwischen die Linien, wodurch der Ball in den Strafraum flipperte, wo ihn Bachmann wiederum nicht festmachen konnte.

Je nach xG-Modell kam Nordmazedonien auf 0,5 (Between The Posts) bzw. 0,7 (Caley Graphics) oder 0,8 (xGPhilosophy) – alleine das Tor sind rund zwei Drittel davon. Österreich beendete das Match mit 2,1 (BtP) bzw. 2,2 (Caley) oder 2,6 (xGP).

…aber wieder großes Loch beim Aufrücken

Sehr wohl deutlich zu erkennen war allerdings wiederum das große Loch zwischen aufgerücktem Mittelfeld und zumeist wieder maximal bis zur Mittellinie aufrückender Abwehr. Wie schon in den beiden Qualifikationsspielen (4:1 in Skopje und 2:1 in Wien) bespielten die Mazedonier dieses Loch nicht mit großem Erfolg: Die Dreierkette ermöglichte es Österreich, sich unter der Regie von Alaba passender zu staffeln und letzlich fehlte es den Mazedoniern auch einfach an der Qualität.

Sich darauf zu verlassen, dass solche potenziellen Kontersituationen aber auch gegen Holland und die Ukraine so wegverzögert werden wie gegen Nordmazedonien, ist aber wohl ein gefährliches Spiel. Dänemark hat’s im März gezeigt.

Adaptierung von Alabas Rolle

Ab ca. Minute 65

Sabitzer genoss seine Freiheiten in der ersten Hälfte zwar, aber ansonsten war nicht viel zu sehen, was Laufwege anging. Nicht nur, dass sich selten Mitspieler für kurze Pässe anboten, es wurden auch keine anderen Räume mit geschickten Laufwegen aufgemacht, der Verbund der Mazedonien getestet oder sich gar in den Strafraum kombiniert.

Nach etwa einer Stunde wurde bei Österreich die Rolle von David Alaba adaptiert. Er wechselte mit Martin Hinteregger die Plätze: Hinteregger war damit der zentrale Mann in der Dreierkette, Alaba der linke. Somit konnte Alaba in den extrem offenen freien Raum vor ihm beinahe nach Belieben vorstoßen – Mazedoniens Trainer Angelovski hatte zu diesem Zeitpunkt Bardhi von Sabitzer abgezogen und mit Kostadinov einen neuen, defensiveren Spieler zum Leipzig-Legionär gestellt.

Schwächen der Mazedonier angebohrt

So hatte Österreich nun einen Spieler mehr, der mit Tempo aus der Tiefe in die Räume stoßen konnten; mit Arnautovic und Gregoritsch waren auch zwei frische Spitzen auf dem Feld. Das ÖFB-Team hatte seit Kalajdzic‘ von Dimitrievski pariertem Schuss in der 22. Minute keinen einzigen Torschuss mehr abgegeben. Mit diesen vorgenommenen Umstellungen brachte man wieder Schwung in das kontrollierte, aber ohne Torgefahr vor sich hin plätschernde Spiel zu bringen.

Man kam nun zwar immer noch nicht in den Strafraum, bohrte aber eine markante Schwäche bei den Mazedoniern an: Obwohl drei Innenverteidiger vor Torhüter Dimitrievski lauerten und die Box verbarrikadierten, waren sie erstaunlich anfällig bei weiten Hereingaben von den Außenbahnen. Das 1:0 durch Lainer war schon so entstanden, Kalajdzic‘ Chance kurz danach ebenso, und in der 78. Minute fand sich auch niemand, der Gregoritsch nach Alabas Flanke entscheidend am Treffer hinderte.

Rückzug und Konter zur Entscheidung

Mit dem 2:1 im Rücken zog sich Österreich wie gewohnt weit zurück und erwartete die Mazedonien in der eigenen Hälfte – so weit hinten stand Andi Ulmer im ganzen Spiel nicht wie in der Schlussivertelstunde. Was schon in einer Phase nach Beginn der zweiten Halbzeit so gewirkt hatte, war nun auf jeden Fall so: Mazedonien musste kommen, es ergaben sich Räume für Österreich.

In der 89. Minute schloss Arnautovic einen solchen Gegenstoß zum 3:1-Endstand ab. Der erste Sieg für Österreichs Herren bei der dritten EM-Teilnahme war in trockenen Tüchern.

Fazit: Zunächst zäh, aber Umstellungen wirkten

Das durchdachte Freispielen von Sabitzer war in einer recht zähen ersten Hälfte das einzige, was bei Österreich wirklich gut funktionierte. Der Aufbau war statisch, produktive Laufwege kaum Vorhanden; wieder mussten sich die Ballführenden die Mitspieler suchen anstatt umgekehrt. Das 1:0-Führungstor fiel praktisch aus dem Nichts und danach kam auch 40 Minuten lang wieder so gut wie Nichts. Nordmazedonien war bemüht, aber zumeist harmlos.

Anders als gewohnt war es diesmal aber Franco Foda, der nach einer Stunde an den Stellschrauben drehte und damit das Spiel in Österreichs Richtung kippen ließ – es wurde nicht gewartet, dass der andere was macht, sondern selbst agiert. Die Belohnung war eine deutliche Steigerung in der Schlussviertelstunde, die mit dem verdienten Arbeitssieg belohnt wurde.

Da Holland das Abendspiel gegen die Ukraine nach einer turbulenten Schlussphase doch noch gewonnen hat und die Ukraine damit eben nicht den Bonuspunkt gegen den Gruppenfavoriten geholt hat, kann das ÖFB-Team nun am Donnerstag in Amsterdam ohne den ganz großen Druck auflaufen. Das ist ein Luxus, den man nach dem 0:2 vor fünf Jahren gegen Ungarn nicht hatte, als gegen Portugal im zweiten Match schon „Verlieren Verboten“ galt.

Der 3:1 über Nordmazedonien ist dabei der erste Endrunden-Sieg für Österreich nach neun sieglosen Spielen (vier Remis, fünf Niederlagen). Beim letzten Erfolg, dem 2:1 über die USA in Florenz im letzten Gruppenspiel der WM 1990, gab es den nunmehrigen Gegner noch gar nicht als eigenständiger Staat.

Der letzte Sieg Österreichs bei einer Endrunde: Der 2:1-Erfolg über die USA bei der WM 1990.
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ÖFB-Team ultra-defensiv zum 0:0 – mit Glück und auch Geschick https://ballverliebt.eu/2016/06/19/oefb-team-portugal-defensiv-oesterreich-ronaldo-euro-2016/ https://ballverliebt.eu/2016/06/19/oefb-team-portugal-defensiv-oesterreich-ronaldo-euro-2016/#comments Sat, 18 Jun 2016 23:37:29 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12668 Österreich ermauert und erzittert und erkämpft sich im zweiten Gruppenspiel der EM ein äußerst glückliches 0:0 gegen Portugal. Teamchef Koller stellte das ÖFB-Team dabei extrem defensiv ein und profitierte auch von der Abschlussschwäche des Gegners, Ronaldo verschoss zudem einen Elfmeter. Immerhin: Mit diesem Punkt hat Österreich den Achtelfinal-Einzug noch selbst in der Hand.

Portugal - Österreich 0:0
Portugal – Österreich 0:0

Junuzovic verletzt, Harnik auf dem Flügel in absoluter Un-Form, Alaba seit Monaten ein schönes Stück von seinem Leistungspotenzial entfernt, dann auch noch den Rückschlag der 0:2-Auftaktniederlage gegen Ungarn im Rücken – und Portugal vor der Brust. Mit all diesen Parametern änderte Marcel Koller die Herangehensweise gegenüber den üblichen Gepflogenheiten völlig.

Strikte Defensive

Mit zwei Viererketten, die recht eng beinander standen, zog Österreich einen dichten Kordon vor dem eigenen Strafraum auf; davor waren Alaba und Harnik an vorderster Front aufgestellt. Man überließ Portugal (in einem 4-3-3 statt wie beim 1:1 gegen Island in einem 4-4-2) recht bereitwillig den Ball und achtete darauf, dass durch das Zentrum nichts durchkam.

Die Schlüsselspieler dafür waren Julian Baumgartlinger und Stefan Ilsanker, die in der Mittelfeld-Viererkette die beiden mittleren Positionen einnahmen. Diese beiden hatten ganz offensichtlich keine nennenswerten Aufgaben im Spielaufbau, sondern waren einzig und allein dafür verantwortlich, dass Moutinho und André Gomes keine Steilpässe durch die Reihen durchspielen konnten.

Doppeln der Außenstürmer bei Vertikalläufen

Das klappte vorzüglich, weswegen der jeweilige Mittelstürmer der Portugiesen (zu Spielbeginn Nani, oft aber auch Ronaldo) keine sinnvollen Anspiele aus der Tiefe bekamen. Österreich drängte Portugal also auf die Flügel.

Hier war die Strategie darauf ausgelegt, dass der jewilige Außenstürmer Portugals, sobald er einen Lauf in den Strafraum bzw. in Richtung einer Position für eine aussichtsreiche Flanke startete, von zwei Österreichern verfolgt wird. Vor allem auf der linken Abwehrseite mit Fuchs (plus Arnautovic bzw. Ilsanker) wurden diese Situationen sehr gut gelöst, auch auf der anderen funktionierte zumindest dieser Move ganz gut.

Rechte Abwehrseite zu durchlässig

Portugal blieb damit quasi nur noch die Option, mit Bogenläufen zwischen die Linien zu kommen bzw. über die Außenverteidiger (Vieirinha rechts nicht so gut, der Neo-Dortmunder Raphaël links aktiver) hinter die Ketten des ÖFB-Teams zu kommen.

Gegen den defensiv ausgesprochen disziplinierten und eifrigen Arnautovic gab es kaum ein Durchkommen, aber Sabitzer auf der anderen Seite agierte defensiv ziemlich durchlässig. Praktisch immer, wenn Portugal gefährlich wurde, geschah dies über einen Vorstoß über die Seite von Sabitzer und Klein und eine Flanke vor den Fünferraum, zwischen die österreichischen Ketten hinein.

Ronaldo scheiterte nach Raphaël-Flanke knapp (21.), Nani setzte den Ball nach Raphaël-Flanke an den Pfosten (29.).

Österreichs Offensive

Der Aufbau der Österreicher – in den seltenen Fällen, in denen es einen solchen gab – ging eben nicht über Baumgartlinger, der spielte Pässe fast immer quer oder zurück, sicherte die Kugel ab. Es ging bei Österreich viel eher über die Außenverteidiger mit ihren Vorderleuten, und da im Speziellen einmal mehr fast ausschließlich über Fuchs und Arnautovic – oder über lange Bälle auf den Zielspieler Harnik.

In diesen Situationen wäre vermutlich Janko die geschicktere Option gewesen, aber es war recht offensichtlich, dass Koller hier Harniks Tempo als wichtiger für die defensive und auf Gegenstöße in möglichst offenen Raum ausgerichtete Spielanlage erachtete als den nach seiner Blessur gegen Saisonende ohnehin nicht ganz fitten Hünen Marc Janko.

Die portugiesische Strategie gegen einen geordneten Aufbau von hinten heraus bestand darin, dass die drei aus der Offensivkette (Ronaldo, Nani, Quaresma) sich nahe zur Abwehrkette bzw. zu Almer orientierten, sodass auch hier eher der lange Ball die Option war. Weil Österreich aber praktisch nie geordnet von hinten aufbaute, gab es diese Situation auch nur zwei-, dreimal.

Portugals Offensive

Auffälligstes Feature des portugiesischen Teams waren die ständigen Positionswechsel von Ronaldo, Nani und Quaresma. Jeder nahm jede Position ein (bis auf Quaresma in der Mitte), oft passierten diese Rochaden im Minutentakt. Moutinho und André Gomes wurden im Zentrum darauf limitiert, Querpässe zu spielen und kamen daher nicht ganz wie gewünscht zur Geltung.

Aufgrund der Kopfballstärke von Ronaldo waren gerade die Crosses fast immer brandgefährlich, auch, weil hier oft nicht ganz klar war, wie vor dem Tor die Zuordnung zu sein hatte. Jedenfalls kam Portugal so deutlich zu oft zu wirklich großartigen Torchancen, die Robert Almer ebenso großartig parierte.

Wenige Torchancen für ÖFB-Team

Genau nach 37 Minuten und 30 Sekunden, nach einem Eckball für Portugal, schaltete Österreich plötzlich völlig unvermittelt für fünf Minuten in den altbekannten Aggressiv-Modus um. Sofort wirkte Portugal etwas gehetzt, hatte sich ein wenig in defensiver Sicherheit gewogen – die einzige echte Torchance bis dahin war eine von Harnik knapp verpasste Flanke gleich zu Spielbeginn.

Auch in dieser Phase kam Österreich zu einer starken Chance, aber Vieirinha kratzte die Freistoß-Flanke gerade noch vor Harnik von der Linie. Sehr viel mehr Chancen hatte das ÖFB-Team im kompletten Spiel nicht, wie auch die Expected-Goals-Grafik beweist.

Die Kräfte schwinden

Garniert wurde die grundsätzliche Sicherheit in der Mitte des Feldes lange Zeit auch noch durch das gute Auge und das gute Timing von Sebastian Prödl beim Herausrücken, der auch zwei, drei Szenen durch beherztes Verlassen seiner Position entschärfte. So ab der 70. Minute etwa schlichen sich vermehrt Unsauberkeiten im Abdecken des Sechserraumes ein – höchstwahrscheinlich durch das Schwinden der Kräfte.

Die Abstände wurde in dieser Phase immer wieder etwas zu groß und Portugals Dreier-Angriff (dann mit João Mário statt Quaresma) lauerte da bereits gezielt in genau diesem Raum zwischen den Ketten. In dieser Phase nahm die Gefährlichkeit Portugals wieder zu und vor allem Ronaldo erkannte und nützte die kleinen Nachlässigkeiten immer mehr.

Hintereggers Ringkampf-Einlage gegen Ronaldo, die zum Elfmeter-Pfiff führte (78.) ist da nur die plakativste Szene gewesen. Glück für Österreich, dass Ronaldo – der ansonsten ein sehr engagiertes und auch ansprechendes Spiel abgeliefert hat, auch wenn man das seinem zunehmend genervten bis verzagten Gesichtsausdruck nicht ganz entnehmen konnte – den Strafstoß an den linken Pfosten knallte.

Alaba und Sabitzer

David Alaba in seiner Rolle als De-facto-Sturmspitze als klar schwächsten Österreicher zu bezeichnen, wäre (angesichts der Ungewohnheit der Rolle und Sabitzers Auftritt) ein wenig unfair. Aber die Tatsache, dass Koller den Bayern-Legionär nach einer Stunde durch Alessandro Schöpf ersetzte (der seine Aufgaben gegen den Ball schon präziser erfüllte als Alaba), spricht schon Bände.

Und auch Marcel Sabitzer muss man als Under-Performer bezeichnen. Nicht nur, dass er defensiv gegen Raphaël oft zu wenig herhielt, war er auch ein limitierender Faktor im Vorwärtsgang. Praktisch immer, wenn er an den Ball kam, beschleunigte er das Tempo im Gegenstoß nicht (so wie Fuchs und Arnautovic auf der anderen Seite), sondern nahm den Schwung heraus, verzettelte sich in Zweikämpfe, brachte seine Mitspieler nicht eingesetzt.

Ein wirkliches Upgrade gegenüber Martin Harnik, der diese Position zuletzt recht formschwach bekleidet hat, war Sabitzer also nicht.

Fazit: Mut zur Feigheit. Und viel Glück.

Man muss es Marcel Koller zugute halten, dass er nicht sklavisch an dem Fußball festhält, der ihm vorschwebt, wenn aufgrund von Verletzungen, Sperren und Formschwächen zwei der der Schlüsselspieler im Zentrum mehr oder weniger nicht zur Verfügung stehen (Junuzovic und Alaba) und auch Stammkräfte anderswo (Dragovic) fehlen. Koller weiß, dass sein Spiel ohne Junuzovic vor allem gegen einen spielstarken Gegner wie Portugal nicht durchzuführen ist. Darum lässt er es bleiben. Gerade Herbert Prohaska hielt ja 1998 nibelungentreu am seit Monaten formschwachen Andi Herzog fest, statt auf Hannes Reinmayr zu setzen, der eine tolle Saison gespielt hatte.

Die ultra-defensive Herangehensweise in diesem Spiel hat – wenn auch mit einem gehörigen Batzen Glück – zum erhofften Punkt geführt, wird in dieser Form aber garantiert nur eine Option für den Extremfall bleiben. Anstatt die Stärken des Stamm-Kaders zu betonen, wurde beim 0:0 gegen Portugal so gut es geht um die neu aufgetretenen Schwachpunkte herumgespielt.

Das sah alles andere als schön aus (4:23 Torschüsse und 0:10 Ecken, die 41% Ballbesitz wirken etwas viel, die 75%-Passquote ist eine Steigerung gegenüber dem Ungarn-Spiel), ging auch in diversen Situationen beinahe schief, aber es ist auch das Zeichen eines mutigen Trainers, in so einer Situation alles umzuwerfen, was bisher war. Es war nicht ganz das 5-5-0 von Andi Heraf bei der U-20-WM gegen Argentinien letztes Jahr, aber weit weg davon war es auch nicht. (Unterschied: Heraf stellte damals gegen ein schwaches Team ohne Not auf feig, Koller hatte im Grunde kaum eine andere Wahl).

Dieses 0:0, so glücklich der Tanz auf der Rasierklinge auch war, ermöglicht Österreich nun noch ein paar Tage auf das Achtelfinale zu hoffen. Mit einem Sieg gegen Island ist man fix Dritter (mit einem Sieg ab vier Toren Differenz ist man auch fix einer der besten vier Dritten, danke @LukasMatzinger). Sollte Ungarn etwas gegen Portugal holen, ist für Österreich sogar noch der zweite Platz möglich.

Es ist davon auszugehen, dass man gegen Island wieder anders agieren wird als beim 0:0 gegen Portugal. Andererseits kann Island ja mit der Bürde des Gestaltenmüssens recht wenig anfangen. Das letzte Duell mit den Isländern gab es im Übrigen vor zwei Jahren, es endete mit einem 1:1.

euro gruppe

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Mittelfeld aufgerissen, keine Gefahr erzeugt – 1:1 gegen Bosnien https://ballverliebt.eu/2015/03/31/mittelfeld-aufgerissen-keine-gefahr-erzeugt-11-gegen-bosnien/ https://ballverliebt.eu/2015/03/31/mittelfeld-aufgerissen-keine-gefahr-erzeugt-11-gegen-bosnien/#comments Tue, 31 Mar 2015 21:58:21 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10931 Mittelfeld aufgerissen, keine Gefahr erzeugt – 1:1 gegen Bosnien weiterlesen ]]> Man wurde das Gefühl nicht so wirklich los, dass dieses Spiel für die Legionäre eher eine Fleißaufgabe von mäßiger Relevanz und geringer Konsequenz war. Andererseits konnten sich Spieler aus der österreichischen Liga, die beim 1:1 gegen Bosnien mehr als sonst zum Einsatz kamen, nicht nachhaltig beweisen. Mit dem Resultat gegen den WM-Teilnehmer kann man leben, aber mit dem Spiel nicht so ganz.

Österreich - Bosnien 1:1 (1:0)
Österreich – Bosnien 1:1 (1:0)

Die personellen Wechsel gegenüber der Stammformation hatten auf die Spielanlage Österreichs weniger Einfluss als die gegenüber den letzten Spielen wieder deutlich höhere Positionierung von Zlatko Junuzovic, der oft annähernd auf einer Höhe mit Marc Janko agierte. Etwa beim 5:0 in Liechtenstein war Junuzovic noch deutlich weiter hinten positioniert und verschob vorwiegend horizontal.

Das Loch weder geschlossen noch umspielt

Hier aber kam er wieder seiner Rolle als zweiter Presser gegen die Spieleröffnung nach. Der Umstand, dass Alaba aber oft wieder sehr tief agierte, ließ in Kombination mit Junuzovic‘ sehr hohem Spiel viel Raum im Mittelfeld, in dem es kaum Österreicher gab, aber einige Bosnier. Diese agierten recht passiv, zogen sich in zwei Viererketten zurück und überließen Österreich den Ball.

Dem ÖFB-Team gelang es nicht nachhaltig, das Loch im Zentrum entweder zu schließen oder es zu umspielen. Medunjanin und Hadžić in der bosnischen Zentrale machten die Passwege nach vorne gut zu (dafür machten sie sonst sehr wenig), dazu wurde Arnautovic auf seiner Seite von Mujdža und Vršajević konsequent gedoppelt. Mit Fortdauer des Spiels versuchte Arnautovic immer öfter, nach innen zu dribbeln, eine Belebung für die österreichische Offensive war dies aber nicht.

Probleme im Spielaufbau

Die rechte Seite mit Klein und Sabitzer agierte sehr zurückhaltend, gerade Klein achtete im Zweifel immer darauf, möglichst wenig Risiko zu gehen und eher den Rückwärtsgang einzulegen, kein Wunder, war doch sein Gegenspieler Hajrović durchaus ein Aktivposten im Umschaltspiel. Sabitzer vor ihm fehlte es auch dadurch allerdings merklich an der Bindung zum Spiel.

Das bosnische Forechecking bestand genau aus Pjanić und Džeko, die versuchten, den österreichischen Innenverteidigern die Zeit zum Suchen von Anspielstationen zu nehmen und sie so zu langen Bällen zu zwingen. Es gab bei Bosnien aber keine nennenswerte zweite Pressingwelle, die anderen acht Feldspieler machten eben vorwiegend defensiv die Räume eng.

Die Folge von alledem war ein Spiel, in dem Österreich zwar mehr Ball hatte, aber selten gefährlich vor das gegnerische Tor kam. Als sowohl Alaba als auch Baumgartlinger aber für einmal beide weit aufrückten, rissen sie sofort die Löcher, die zum Anspiel auf Janko und in der Folge zum 1:0 führten.

Bosnien dreht die Partie

Besser wurde die österreichische Spielgestaltung nach der verletzungsbedingten Auswechslung von David Alaba in der zweiten Hälfte natürlich auch nicht. Zudem baute Bosniens Teamchef Baždarević ein wenig um, brachte einen neuen Linksverteidiger (Sunjic) und einen weiteren Mann für die Mittelfeld-Zentrale (Bešić). So gelang es Bosnien, im Raum um den Mittelkreis nicht mehr nur Österreich zu stoppen, sondern in der Tat dort die Kontrolle über das Spiel zu erlangen.

Natürlich: Fuchs, Alaba, Harnik und Janko waren da nicht auf dem Feld, und das merkte man. Der Wechsel von Harnik für Arnautovic machte da keinen gravierenden Unterschied. Andererseits legte Baždarević nach und brachte mit Štilić (statt Medunjanin) einen frischen Spieler als Verbindung zwischen Mittelfeld und Angriff. Mag der schnelle Ausgleich durch Hajrović in Minute 48 noch ein wenig gegen den Spielverlauf gefallen sein, baute Bosnien in der Folge durchaus Druck auf.

Viele Wechsel

Nicht zuletzt Edin Džeko hätte um ein Haar das 2:1 erzielt. Spätestens ab der 70. Minute aber nahmen die vielen Wechsel (jeweils sechs pro Team) dem Spiel den Fluss und auch den Rhythmus. Generell kann man den beiden Mannschaften, wenn schon nicht Lethargie, dann doch eine gewisse Zurückhaltung im Tempo attestieren. Klar, es war halt doch nur ein Freundschaftsspiel. Dass sich die Bosnier durchaus provozieren ließen und vor allem in der zweiten Halbzeit auch kräftig austeilten, mag aber ein Indiz dafür sein, dass die enttäuschende WM und die noch enttäuschendere EM-Quali durchaus ihren Tribut fordert.

Bemerkenswert ist in der Schlussphase noch gewesen, dass Aleks Dragovic, wie zuletzt vor anderthalb Jahren in Stockholm, für die letzte halbe Stunde auf die Position des Sechsers aufrückte. Das war gut für die defensive Kontrolle, ein Ersatz im Spielaufbau für einen Julian Baumgartlinger ist Dragovic aber nicht.

Fazit: Spieler aus heimischer Liga keine Alternative

Ein echter Schritt nach vorne war dieses Spiel natürlich nicht, dazu passte es auch nicht gut genug in den Kalender. Die größte Erkenntnis ist, dass es Alaba und Baumgartlinger wohl nicht mehr gewohnt sind, dass Junuzovic gar so hoch spielt, das Loch im Mittelfeld war jedenfalls eine erstaunliche Schwäche, die im Juni in Russland auf gar keinen Fall wieder so passieren darf.

Dazu konnte Koller die Gelegenheit nützen, sich mal Spieler wie Djuricin, Suttner und Sabitzer über einen längeren Zeitraum im Team anzusehen. Keiner der drei wird den Teamchef aber nachhaltig beeindruckt haben: Djuricin wird weiterhin (bestenfalls) Stürmer Nummer drei hinter Janko und Okotie bleiben, Suttner (bestenfalls) Linksverteidiger Nummer zwei hinter Fuchs und mit Ulmer als ernsthafter Konkurrenz. Auch Sabitzer war kaum ein Faktor, was aber auch an der fehlenden Unterstützung von Klein lag.

Dass es gerade den Spielern aus der heimischen Bundesliga an Tempohärte fehlt, sprach Koller nach dem Spiel ja auch offen an. Es wird also so bleiben: Im Zweifel wird auch in Zukunft der Legionär spielen. Was auf Sicht für Kevin Wimmer und gegen Martin Hinteregger spricht.

Der zuletzt ja auch in der SportZeitung gesagt hat, gar keine großen Ambitionen zu hegen, Salzburg zu verlassen und mit einer Karriere in Österreich absolut zufrieden wäre. Marcel Koller wird das nicht zu Freudensprüngen veranlasst haben.

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Wackelig, kopflos, konfus und passiv – schlimmer Auftritt trotz 2:1-Sieg https://ballverliebt.eu/2014/06/04/wackelig-kopflos-konfus-und-passiv-schlimmer-auftritt-trotz-21-sieg/ https://ballverliebt.eu/2014/06/04/wackelig-kopflos-konfus-und-passiv-schlimmer-auftritt-trotz-21-sieg/#comments Tue, 03 Jun 2014 23:35:13 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10263 Wackelig, kopflos, konfus und passiv – schlimmer Auftritt trotz 2:1-Sieg weiterlesen ]]> Cech, Kadlec, Suchy, Rosicky, Hübschman, Plasil, Necid – die internationalen Spieler ließ Tschechiens Teamchef Pavel Vrba allesamt draußen. Die Mischung aus den nationalen Top-Teams Sparta Prag und Viktoria Pilsen hatte gegen ein seltsam passives und erschreckend konfuses österreichisches Team das Spiel weitgehend im Griff, machte aber die entsprechenden Tore nicht. So kam die ÖFB-Elf im letzten Test vor der EM-Quali zu einem extrem schmeichelhaften 2:1-Sieg. Bei dem bis auf die Chancenverwertung so gut wie nichts funktionierte.

Tschechien - Österreich 1:2 (1:1)
Tschechien – Österreich 1:2 (1:1)

Kein Pressing

Hatte das Pressing bei Österreich zuletzt gegen Island nicht geklappt, weil aus dem Mittelfeld zu wenig nachgerückt worden war, gab es diesmal erst gleich gar keines. Die Mittelfeld-Kette im 4-1-4-1 verschob im Verbund horzitonal und auch Sturmspitze Sabitzer lief die ballführenden Innenverteidiger nicht an. Bei den Tschechen hingegen wurde gut variiert: Zum einen mit längeren, halbdiagonalen Bällen in Richtung der offensiven Mittelfeldreihe, zum anderen – vor allem am österreichischen Strafraum angekommen – mit kurzen Pässen. Dabei rückten auch beide defensiven Mittelfeld-Leute der Tschechen weit über die Mittellinie auf, wodurch Österreich nach Ballgewinnen die Räume für einen schnellen Aufbau genommen wurden.

Damit taten sich die Österreicher dann auch extrem schwer, weil – ebenfalls wie gegen Island – komplett die Bewegung fehlte, nicht selten lief nur der Ballführende, und die anderen schauten ihm zu. So als ob es eintrainierte Angriffs-Spielzüge gar nicht gäbe. Oft wurden dann auch längere Vertikalbälle eingestreut (vor allem von Garics), was das Tempo dann vollends rausnahm. Junuzovic agierte mehr vertikal, womit sich Garics und Weimann schwer taten, ihn einzubeziehen. Die Partnerschaft von Arnautovic mit Ivanschitz auf der rechten Seite klappte deutlich besser.

Schwächen in der Abwehr

Vor allem Emanuel Pogatetz war in der österreichischen Hintermannschaft ein ständiger Gefahrenherd. Das sahen natürlich auch die Tschechen: Stürmer Vydra tendierte in den Zweikämpfen dazu, eher auf Prödl zu gehen, lief aber Pogatetz voll an, wenn dieser den Ball führte. Dazu ließ sich der Nürnberg-Legionär oft viel zu billig aus der Position ziehen, wodurch in seinem Rücken Lücken entstanden. Hinzu kam, dass die Viererkette oft im Strafraum tief stand und Ilsanker alleine den Platz davor abdecken musste, wodurch die Tschechen den Raum vor dem gegnerischen Strafraum weitgehend im Griff hatten.

Dass auch Robert Almer, der nicht mal beim abgeschlagenen Letzten der 2. deutschen Liga zu Einsätzen kam, keine Sicherheit ausstrahlte, half da natürlich auch nicht weiter. Zu sagen, Gyuri Garics wäre der bessere Torhüter gewesen, wäre wohl ein wenig hart, aber Garics klärte zweimal in höchster Not, Almer nur einmal – dafür ließ Letzterer einige Bälle unnötig fallen bzw. prallen. Dazu war er im Aufbau völlig nutzlos, weil er stur die Bälle einfach blind nach vorne drosch.

Keine Balance, kaum ein Nachrücken, viel Ungenaues

Hauptproblem war aber, dass im Vorwärtsgang keine Balance, keine Kompaktheit und kaum ein Nachrücken erkennbar war. Viele Bälle wurden leicht verloren, auch von Stefan Ilsanker, der zwar wusste, wann er mal ein taktisches Foul machen musste, wann er wohin verschieben musste und wann er wo welche Lücken schließen musste, aber ebenso eine erstaunliche Fehlpass-Quote an den Tag legte.

Wie eklatant die Schwäche der Österreicher nach vorne war, wurde in der Aktion deutlich, die zur völlig unverdienten 1:0-Führung führte. Es war das erste Mal, dass mal ein Angriff schnell und direkt und vertikal über Ivanschitz und Arnautovic nach vorne getragen wurde, Sabitzer (oder Innenverteidiger Prochazka) vollendete die Hereingabe von Arnautovic. Eine Aktion als völliges Gegenteil zu so ziemlich allem, was davor gewesen ist.

In der Folge versuchte Österreich auch deutlich mehr als davor, direkter in die Spitze zu kommen, aber kurz vor der Pause gelang Hořava der hochverdiente Ausgleich – fast logischerweise in einer der vielen Situationen, in denen Österreich den Raum vorm eigenen Sechzehner nicht im Griff hatte und Hořava per Fernschuss traf.

Darum spielt Alaba im zentralen Mittelfeld

Für die zweite Hälfte blieb der völlig indisponierte Junuzovic – er half weder dem Duo auf der rechten Seite, noch brachte er nach vorne etwas, wirkte ein wenig überspielt – in der Kabine, für ihn kam Julian Baumgartlinger und mit ihm eine Änderung des Systems auf ein 4-2-3-1. Defensiv passte die Raumaufteilung da deutlich besser, aber offensiv passte es immer noch nicht. Oder, genauer gesagt: noch viel weniger.

Beginn 2. Halbzeit
Beginn 2. Halbzeit

Weil nämlich Ivanschitz weiterhin seine halblinke Seite bearbeitete und nicht von der Seite von Arnautovic und Suttner wich, klaffte auf der anderen Seite eine Lücke und er blieb auch dann noch im ballfernen Halbfeld, wenn Garics und Weimann auf der rechten Seite eigentlich seine Hilfe benötigt hätten. So blieben den beiden oft nur Quer- oder Rückpässe, aber keinerlei Impulse nach vorne.

Anders gesagt: Genau jene Räume, die sonst ein David Alaba bearbeitet (oder stopft, je nachdem), blieben nun leer und Österreich damit harmlos. Wie überhaupt einer im Mittelfeld fehlte, der das Spiel antreibt. Das ist Ilsanker nicht, schon von seinem Typ her, das ist Baumgartlinger nicht nach einem halben Jahr Verletzungspause.

Und das ist auch der Grund, warum Alaba im Nationalteam eben im zentralen Mittelfeld spielt und nicht, wie bei den Bayern, als Linksverteidiger.

Unwucht erkannt, aber auch Neue ändern wenig

Koller erkannte die Unwucht und nahm Ivanschitz nach einer Stunde ebenso wie den einmal mehr alles andere als beeindruckenden Andi Weimann vom Feld. Michael Liendl spielte von nun an den Zehner tatsächlich zentral.

Was aber auch nichts daran änderte, dass die tschechische Mannschaft defensiv einen sehr organisierten Eindruck machte, selten in Panik verfiel und technisch sicherer agierte. Inhaltlich ist es eine typische Pavel-Vrba-Mannschaft: Wie schon bei Viktoria Pilsen lässt er auch beim Nationalteam ein sehr klar strukturiertes 4-2-3-1 spielen, mit einem Pressing mittlerer Intensität, mit konsequentem Nachrücken, aber ohne echte Überraschungen.

Überwunden wurde Torhüter Štěch dann aber doch, weil seine Vorderleute den Ball nicht wegbrachten und Baumgartlinger aus 18 Metern abzog und traf. Einmal mehr entgegen dem Spielverlauf, und auch in der verbleibenden Spielzeit drückten die Tschechen auf den Ausgleich. Ohne Erfolg, teils wegen eigener Unfähigkeit, teils wegen guten Defensiv-Stellungsspiels von Garics, und auch teils wegen des Referees, der ein Tor nicht gab, von dem keiner so genau wusste, warum er es nicht gab.

Fazit: Ein Rückschritt nach dem anderen

Es war fraglos eines der schlechteren Spiele unter Marcel Koller, die Probleme waren mannigfaltig, aber auch keineswegs neu. Es fehlte wieder das Tempo und die Genauigkeit im eigenen Aufbau, es gab zu wenig Nachrücken im Mittelfeld, es wurde die Kompaktheit im mannschaftstaktischen Verschieben (vor allem in den diesmal äußerst spärlichen Pressing-Situationen) vermisst. Die rechte Seite funktioniert nicht, egal ob dort Garics oder Klein als RV spielen.

Die beiden größten Problemstellen waren aber Robert Almer und Emanuel Pogatetz. Als vor rund zwei Jahren an dieser Stelle Pogatetz recht deutlich kritisiert wurde, hagelte es Kritik an der Analyse – nun kann es aber keine zwei Meinungen mehr geben, dass Pogatetz nicht mehr das nötige Niveau mitbringt. Es kann ja auch kein Zufall sein, dass er in den letzten zwei Jahren unter den Trainern Magath, Allardyce und Verbeek wenig bis gar nicht spielte.

Von Koller waren diesmal keine Reaktionen auf einen sich adaptierenden Gegner gefordert, weil die Tschechen inhaltlich nicht umstellten. Dass es ein Glückssieg war, räumte er dann auch selbst ein, und in der EM-Quali wird sich vieles bessern müssen, was in der Vergangenheit schon deutlich besser funktioniert hat. Das Mannschaftsgefüge beim Pressing klappt überhaupt nicht, und bis auf Arnautovic gibt es kaum einen, der wirklich Verantwortung übernimmt.

Kurz: Im Herbst muss so ziemlich alles anders werden. Denn in den letzten Spielen, so okay die Ergebnisse auch waren, macht man einen Rückschritt nach dem anderen.

(phe)

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Ein ÖFB-Trio zeigte auf, aber als Ganzes war es nicht so gut – 1:1 gegen Island https://ballverliebt.eu/2014/05/31/ein-oefb-trio-zeigte-auf-aber-als-ganzes-war-es-nicht-so-gut-11-gegen-island/ https://ballverliebt.eu/2014/05/31/ein-oefb-trio-zeigte-auf-aber-als-ganzes-war-es-nicht-so-gut-11-gegen-island/#comments Fri, 30 May 2014 22:28:32 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10206 Ein ÖFB-Trio zeigte auf, aber als Ganzes war es nicht so gut – 1:1 gegen Island weiterlesen ]]> Zum vierten Mal hintereinander nicht verloren – aber gegen eine biedere Auswahl aus Island auch nicht gerade geglänzt. Österreich offenbarte beim 1:1 gegen die Nordmannen altbekannte Schwächen im Aufbau, ungewöhnliche Schwächen im Pressing und eine allgemeine Schwächung durch den Ausfall von David Alaba. Dafür übernahm Marko Arnautovic Verantwortung, zeigte Markus Suttner eine sehr ordentliche Leistung und Stefan Ilsanker war sofort einer der besten auf dem Platz.

Österreich - Island 1:1 (1:0)
Österreich – Island 1:1 (1:0)

Kein kompaktes Verschieben im Pressing-Rückraum

Auffällig: Zwar wurde auf Seiten Österreichs vorne versucht, die Spieleröffnung der Isländer anzupressen, das klappte aber aus zwei Gründen nicht wunschgemäß. Erstens bestand diese ohnehin hauptsächlich aus langen Bällen und zweitens wurde im Mittelfeld nicht so recht nachgerückt. Ilsanker und Leitgeb verblieben bei ihren Pendants in der isländischen Zentrale und Klein agierte überhaupt ausnehmend passiv.

So entstanden Lücken zwischen Mittelfeld und Angriff, die zwar Island nicht auf spielerischem Wege zu nützen vermochte, die aber das Anlaufen der isländischen Spieleröffnung ziemlich ins Leere rennen ließen. Das gruppentaktischer Verschieben in Richtung des gegnerischen Ballführenden, wie es in der abgelaufenen Saison etwa Salzburg so brillant gezeigt hat, war nicht erkennbar. Was insofern erstaunlich ist, da ja Ilsanker und Leitgeb von den Bullen genau dieses kompakte Verschieben kennen und können.

Flügelspiel gegen biedere Gäste

Das Konzept von Lars Lagerbäck variiert de facto nicht von jenem, das er in seinen zwölf Jahren als Teamchef der Schweden spielen ließ, passierte aufgrund der weniger hohen Klasse defensiver als früher: Gegen den Ball mit zwei Viererketten das Zentrum eng machen, aber nicht die Ballführenden attackieren. Den Gegner ruhig mal über die Außenbahnen kommen lassen, aber im Zentrum alles abräumen. Und im Ballbesitz einen der beiden zentralen Mittelfeldspieler tiefer stehen lassen – in diesem Fall Kapitän Gunnarsson – um eine kurze Anspielstation von hinten zu haben und ansonsten schauen, die Stürmer zu bedienen.

Gegen diese Spielanlage gilt es, die Ketten vor allem horizontal auseinander zu ziehen, dafür braucht es intelligentes Flügelspiel. Das brachte auf der rechten Seite Arnautovic mit dem sehr aktiven Suttner durchaus zustande: Mit gutem Hinterlaufen und geschickten Doppelpässen gelang es ihnen immer wieder, Räume zu schaffen. Arnautovic zeigte zwar vor allem zu Beginn immer wieder die für ihn bekannten hängenden Schultern, wenn etwas nicht gelang, aber er war im Offensivspiel der mit Abstand beste Österreicher.

Klein zu passiv, Aufbau zu statisch

Junuzovic hätte das vom Spielverständnis genauso drauf, er konnte durch seine Positionierung in der Mitte nicht viel ausrichten. Auf der linken Seite war Startelf-Debütant Sabitzer sehr bemüht, aber ihm fehlte es ohne die dringend nötige Hilfe von Klein (wovor hatte er Angst, dass er so wenig nach vorne machte? Der blonden Mähne von Birkir Bjarnason?) an der Durchschlagskraft. Immerhin: Er blieb cool, als er von Arnauovic einen starken Pass in den Lauf bekam und erzielte sein erstes Länderspiel-Tor zum 1:0 nach einer halben Stunde.

In dieser Szene wurde gut und schnell von Defensive auf Offensive umgeschalten und auch mit Tempo der Weg nach vorne gesucht. Ansonsten aber fehlte im eigenen Aufbau gegen die kompakten Viererketten der Isländer aber genau dieses Tempo und die Bewegung. So hatten die Isländer gegen den Ball meist alles im Griff.

Ilsanker sehr ansprechend

Neben Arnautovic zeigte vor allem Debütant Stefan Ilsanker eine äußerst ansprechende Leistung. Sein entschlossenes Handeln leitete den Führungstreffer ein, und auch sonst war Ilsanker sehr präsent, sehr umsichtig. Er ist kein Alleskönner wie David Alaba, aber von Ilsanker darf man auch im Team eine sehr solide Defensiv-Arbeit erwarten, ein sicheres Passspiel, ein gutes Auge und dank des Salzburger Europacup-Laufs auch auf dem für das Nationalteam nötigen Niveau.

Defensivtaktisch war bei Österreich auffällig, dass bei Flankenläufen der Isländer beide Innenverteidiger im Strafraum blieben und keine Hilfestellung für die Außenverteidiger gaben, die im 1-gegen-1 verblieben. Das sah ob den vielen leeren Raumes, der dazwischen entstand, zuweilen etwas seltsam aus, ist aber vom vermutlichen Gedanken dahinter nicht unlogisch: Es ist in solchen Fällen so gut wie immer mit Flanken auf die robusten Stürmer zu rechnen, da braucht man Manpower vorm Tor.

Arnautovic als Flügelspieler UND Spielmacher

Nachdem die zweite Halbzeit mit dem 1:1 begonnen hat, änderte sich bei Österreich gegenüber der ersten Hälfte vor allem die Positionierung von Marko Arnautovic. Er rückte nun deutlich früher ein und übernahm zusätzlich zu seiner Rolle als Flügelspieler auch immer mehr jene des zentralen Spielmachers – Junuzovic agierte dafür etwas zu hoch.

Das hieß, dass Suttner nun noch mehr Verantwortung an der Außenbahn übernehmen musste und das auch tat. Die Folge: Arnautovic agierte im Ballbesitz als halblinks agierender Zehner, Suttner hatte die komplette Außenbahn über und Junuzovic hing seltsam in der Luft. Das änderte sich mit einem Doppelwechsel nach einer Stunde.

Nur noch durch die Mitte

Mit Hinterseer (statt Leitgeb) kam eine neue hängende Spitze, mit Weimann (statt Janko) eine neue Speerspitze und Junzovic ging zurück ins zentral-defensive Mittelfeld. Der Effekt war, dass mit Junuzovic (aus der Tiefe), Hinterseer (von weiter vorne) und Arnautovic (von der Seite einrückend) drei Mann das Spiel tenendziell noch enger machten und viel nur noch versucht wurde, den Ball vertikal nach vorne zu bringen bzw. auf eigene Faust aus der Entfernung abzuziehen.

So bekam man die isländischen Ketten aber natürlich nicht auseinander gezogen, und als in der 75. Minute Arnautovic ausgewechselt wurde, war das Flügelspiel tatsächlich praktisch tot. Debütant Lazaro (vermutlich ein Abchecken, wie er sich in die Gruppe einfügt, auf und vor allem außerhalb des Platzes) ging nach rechts, Sabitzer (der zunehmend nachließ) nach links. Ohne Arnautovic fehlte das kreative Moment nun volleds – es blieb beim 1:1.

Fazit: Team ohne Fortschritt, aber Trio zeigte Gutes

Wenn man bedenkt, dass Island im WM-Playoff war, ist ein 1:1 okay. Wenn man sieht, wie passiv und altbacken Island spielt, ist das 1:1 zu wenig. Echte gruppentaktische Fortschritte brachte der Test nicht: Zu wenig Balance herrschte zwischen den Flügeln (fast alles über links), zu wenig Nachrücken im Pressing (wirklich gute Teams nützen das aus), zu wenig Tempo und Bewegung im eigenen Aufbau. Die Position Rechtsverteidiger ist und bleibt eine Problemstelle und wie sich Klein in Stuttgart durchsetzen will, wenn er sich nicht dramatisch steigert, bleibt ein Rätsel.

Die positiven Aspekte waren mehr individueller Natur: Arnautovic ist in der Tat besonnener geworden, seit er in Stoke ist, und er versuchte auch, in Abwesenheit von David Alaba mehr Verantwortung zu übernehmen. Auch hat man gesehen, dass man sich auf Stefan Ilsanker verlassen kann. Und wenn Suttner so spielt, wie er gegen Island gespielt hat, braucht man an den seit anderthalb Jahren völlig außer Form spielenden (und daher bei Schalke ausgemusterten) Christian Fuchs gar nicht denken.

Klar ist aber auch: Ohne die Weltklasse eines David Alaba fehlt Österreich natürlich sehr viel und wenn Martin Harnik fit und halbwegs in Form ist, kann Marcel Sabitzer (noch?) keinen Platz im Team haben.

(phe)

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