Royer – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 03 Nov 2014 21:38:36 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Austria in der Krise: Philosophie des Trainers passt nicht zum Kader https://ballverliebt.eu/2014/11/03/austria-der-krise-philosophie-des-trainers-passt-nicht-zum-kader/ https://ballverliebt.eu/2014/11/03/austria-der-krise-philosophie-des-trainers-passt-nicht-zum-kader/#comments Mon, 03 Nov 2014 21:38:36 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10631 Austria in der Krise: Philosophie des Trainers passt nicht zum Kader weiterlesen ]]> 0:3 gegen Sturm – die Austria ist voll zurück in der Krise! Der enttäuschende Saisonverlauf mit erst drei Siegen nach 14 Spielen ist aber alles andere als Zufall. Sie ist vor allem darauf zurückzuführen, dass der moderne Pressing- und Umschaltfußball mit hoher Abwehr-Linie, den Baumgartner spielen lässt, ganz einfach nicht zum vorhandenen Spielermaterial passt.

Austria - Sturm 0:3 (0:2)
Austria – Sturm 0:3 (0:2)

Pressing-Fußball mit schnellem Umschalten und einer hohen Abwehrlinie – so will Gerald Baumgartner spielen lassen. Was ihm mit Regionalligist Pasching den Cup-Sieg und Platz zwei in der Meisterschaft (hinter dem LASK) einbrachte, sollte auch in der Bundesliga zum Erfolg führen. Nach 14 Spieltagen aber hat die Austria nur drei Siege auf dem Konto und erst 16 Punkte. Dafür haben nur drei Teams mehr Gegentore kassiert. Was so alles falsch läuft, deckte Sturm eindrucksvoll auf.

Grundsätzliche Spielanlage

Die Austria begann gegen Sturm sehr aggressiv und mit einem deutlichen Linksdrall (Meilinger spielte eher einen zusätzlichen Zehner als einen Rechtsaußen), womit die Wiener Überzahl im Zentrum und klares Übergewicht über die linke Seite von Daniel Royer hatten. Aus dem nominell defensiven Mittelfeld schob vor allem Flo Mader weit nach vorne und unterstützte die vorderste Pressing-Linie.

Die beiden Innenverteidiger Sikov und Rotpuller spielten sehr breit, sodass die Außenverteidiger (Suttner-Vertreter Salamon links, Stryger-Vertreter Koch rechts) nach vorne schieben konnten. Allerdings gab es kaum eine Absicherung aus dem defensiven Mittelfeld, weil Holland so gut wie nie nach hinten rückte. So musste Lindner oft weit vorm Tor stehen und hätte (in der Theorie) einen Libero frei nach Manuel Neuer spielen müssen.

Die Folge waren gute Chancen in der Anfangsphase, aber auch einiges Risiko, wenn der Ball verloren ging. Denn die Austria kam nie richtig ins Gegenpressing, sodass Sturm nach einer kurzen Orientierungsphase in den ersten zehn Minuten recht gut so umschalten konnte, dass sich nur noch die Abwehrkette der Austria entgegen stellte.

Umschalten von Offensive auf Defensive

Das war das erste, große violette Problem. Ein nennenswertes Umschalten von Offensive auf Defensive gab es nur von der Abwehrkette. Weder die Mittelfeld-Außen noch Holland und Mader im Zentrum rückten zurück – das war etwa ein mit-entscheidender Faktor für das 0:1. Niemand bei der Austria fühlte sich nach einem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung bemüßigt, Überzahl im Strafraum herzustellen, und Stankovic nützte dies dann aus.

Dieses Nicht-Vorhandensein eines Schließens der Reihen nach Ballverlust war ein wiederkehrendes Thema. Nach dem Führungstor der Grazer konnte sich Sturm mehr darauf verlegen, die offensiven Passwege der Austria zu kappen, dazu stellte man sich in einem 4-4-2 auf und machte die Räume eng. Diese Formation erlaubte es zudem, die Austria-Viererkette 1-gegen-1 anzupressen: Schick auf Salamon, Stankovic auf Rotpuller, Djuricin auf Šikov und Beichler auf Koch.

Das war vor allem deshalb so effektiv, weil weiterhin niemand aus dem Austria-Mittelfeld zum Helfen kam. So führte ein von Schick erzwungener Salamon-Fehlpass zum 2:0 für Sturm schon vor der Pause.

Šikov ist viel zu langsam

Will man mit hohes Pressing spielen, braucht es eine hohe Verteidigungslinie, und dafür braucht es entsprechend schnelle Innenverteidiger. Das Fehlen eines solchen führte etwa bei Ried am Saisonstart zu Gegentoren am laufenden Band, ehe dort Trainer Glasner die Linie wieder massiv nach hinten schob – drei der letzten fünf Spiele beendete Ried ohne Gegentor.

Immer wieder wurde bei der Austria gegen Sturm deutlich, dass hier das gleiche Problem vorherrscht, vor allem mit Vanče Šikov. Es ist sicherlich kein Zufall, dass gerade der schnelle Djuricin sich immer wieder den Zweikampf mit dem Mazedonier suchte. Wie Djuricin Šikov davon lief, war erschütternd. Dennoch stand die Austria mit den Innenverteidigern auch nach dem Seitenwechsel nicht selten auf Höhe Mittellinie. Was mit diversen ungleichen Laufduellen führte und in logischer Folge zum 0:3.

Šikov ist groß, robust und kopfballstark. Gute Attribute für einen Strafraum-Innenverteidiger. Der ist bei der Spielanlage, wie sie Baumgartner spielen lässt, aber nicht gefragt.

Schwierigkeiten im Aufbau

Die eklatanten Schwächen im mannschaftstaktischen Defensivverhalten wären noch halbwegs zu verschmerzen, wenn es wenigstens vorne genug Tore gäbe, um das auszugleichen. Aber 16 Tore in 14 Spielen sind dafür natürlich nicht annähernd genug. Das liegt aber nicht so sehr an Sturmspitze Omer Damari – fünf Tore in zehn Spielen sind ganz okay – sondern mehr daran, dass zu wenig taugliche Bälle den Weg in den Strafraum finden.

Das liegt zu einem großen Teil am Fehlen eines Spielers, der aus dem Mittelfeld heraus den „tödlichen Pass“ spielen könnte. Denn Alex Grünwald trägt zwar die Nummer zehn, aber ein Zehner von Bundesliga-Format ist er nicht. Nicht nur, dass er gegen Sturm eine erschreckende Fehlpass-Quote an den Tag legte und nach einer Stunde völlig zurecht ausgewechselt wurde. Nein, auch eine andere Bilanz spricht gegen Grünwald:

Ein einziger Assist in 14 Bundesliga-Saisonspielen.

Fazit: Kader passt nicht zur Philosophie

Gerald Baumgartner will eine hohe Linie spielen – hat aber in Šikov einen langsamen Strafraum-Innenverteidiger. Dennoch lässt er die IV auseinander schieben, ohne Absicherung aus dem zentralen Mittelfeld, weil Holland und vor allem Mader vorne den Gegner anpressen sollen. Das ist ein ziemlicher Gamble, der nicht aufgeht.

Dazu braucht es gerade nach schnellen Ballgewinnen, wie es durch den Pressing-Fußball angestrebt wird, Spieler, die gedankenschnell das Spiel in den richtigen Bahnen nach vorne lenken. Das aber kann Alex Grünwald schon die ganze Saison nicht zeigen.  Andererseits kam der größte Sieg in dieser Saison, das 3:2 in Salzburg, in einem Spiel, in dem die Austria in einem 4-1-4-1 defensiv stand, die Ketten zusammenschob, die Räume so eng machte und über die schnellen Flügelspieler (Meilinger und Royer) konterte.

Die moderne Spielanlage mit hoher Linie, flinkem Umschalten und gedankenschnellen Spielern, die Baumgartner vorschwebt, passt schlicht und einfach nicht zum verfügbaren Spielermaterial. Dass es auch im November noch nicht funktioniert, ist kein Zufall und ist auch längst nicht mehr mit Anlaufschwierigkeiten zu erklären. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, sich zu stabilisieren: Entweder, Baumgartner passt den Spielstil dem Kader an, oder die Austria rüstet im Winter so nach, dass der Kader zu Baumgartners Philosophie passt.

Vorausgesetzt natürlich, Baumgartner ist im Winter überhaupt noch Austria-Trainer. Ist keine Selbstverständlichkeit.

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30 mutige Minuten reichen nicht: Die Austria verliert 0:1 gegen Porto https://ballverliebt.eu/2013/09/19/30-mutige-minuten-reichen-nicht-die-austria-verliert-01-gegen-porto/ https://ballverliebt.eu/2013/09/19/30-mutige-minuten-reichen-nicht-die-austria-verliert-01-gegen-porto/#comments Wed, 18 Sep 2013 22:10:42 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9501 30 mutige Minuten reichen nicht: Die Austria verliert 0:1 gegen Porto weiterlesen ]]> Eine halbe Stunde lang machte die Austria so ziemlich alles richtig, was man als Underdog richtig machen kann: Früh stören, schnell umschalten, den spielstarken Gegner nicht zur Entfaltung kommen lassen. Dummerweise aber eben nur eine halbe Stunde lang. Dann gab’s mehr Platz und mehr Raum für Porto – und die Portugiesen schlugen die Austria bei deren Champions-League-Debüt mit 1:0.

Austria Wien - FC Porto 0:1 (0:0)
Austria Wien – FC Porto 0:1 (0:0)

Couragiert sich nicht vom Namen und von der Qualität des Gegners einschüchtern lassen: Diese Marschroute war in der ersten halben Stunde bei der Premiere der Austria in der Champions League gegen den FC Porto klar erkennbar.

Was die Austria gut machte

Das zentrale Mittelfeld-Trio mit Holland, Stankovic und (vor allem) Mader ließ ihren direkten Gegnern überhaupt keine Zeit am Ball. Es war offensichtlich, dass die Portugiesen mit einem so aggressiv störendem Gegner nicht gerechnet hatten, sie wirklich jedenfalls ziemlich überrumpelt. Mit so erzwungenen Ballgewinnen und flinkem Umschalten gelang es der Austria, Porto zu ärgern; gerade der extrem giftige Royer machte Porto zu schaffen.

Es wurden zwar wenig produziert, was die Gäste wirklich in Sorge um einen Rückstand versetzen hätte müssen – zumeist wurde etwas überhastet von der Strafraumgrenze der Abschluss gesucht, oder die umsichtig agierenden Innenverteidiger Otamendi und Mangala klärten – aber man zeigte Porto: „Wir sind nicht gewillt, hier einfach nur das willige Opfer zu geben“.

Bei allem Stören vorne wurde aber gleichzeitig versucht, die Balance zwischen Offensive und Defensive nicht zu risikoreich zu gestalten. Die Austria-Außenverteidiger Suttner und Koch blieben verhältnismäßig vorsichtig, suchten nicht so oft wie gewohnt den Vorwärtsgang, sondern achteten lieber darauf, dass die permanent die Seiten tauschenden Porto-Außenstürmer Licá und Silvestre Varela nicht zur Entfaltung kamen. Kurz gesagt: Die Austria spielte so, wie man als Außenseiter gegen einen von der inidiviuellen Qualität deutlich besseren Gegner spielen muss.

Was die Austria nicht so gut machte

Das einzige Feld, in dem das mit dem Balance-Bewahren nicht so gut funktionierte, war der Raum zwischen Mittelfeld und Abwehr in der Mitte des Feldes. Wenn Mader und Co. nach vorne drückten, rückte die Viererkette – und hier im speziellen die Innenverteidigung – nicht mit auf. Porto schaffte es in der ersten halben Stunde nicht, diesen Raum auszunützen, auch weil ihren dafür merklich die dazu notwenidige Laufarbeit fehlte.

Nach einer halben Stunde kombinierte sich Porto mal durch und Jackson Martínez hatte die erste wirklich nennenswerte Chance für die Gäste. Das war so ein wenig der Weckruf: Nun erhöhte Porto das Pensum, erkannte den sich bietenden Raum hinter dem Mittelfeld-Trio, und versuchte vermehrt, diesen zu bearbeiten. Dabei kam Porto auch zu Pass, dass die Intensität des Pressings der Austria zum gleichen Zeitpunkt deutlich nachließ.

Mit der vermehrten Zeit und dem verringerten Druck, den Porto im Mittelfeld nun hatte, bekam der Favorit das Spiel innerhalb von wenigen Minuten voll in den Griff. Auch die nun konsequenter nach vorne stoßenden Außenverteidiger Alex Sandro und Danilo – übrigens jene Flügelzange, die für Brasilien bei der U-20-WM vor zwei Jahren in der Vorrunde Österreich demolierte und später Weltmeister wurde – rückten mehr auf. So wurde neben dem (unauffälligen) Jun auch der (extrem auffällige) Royer nach hinten gedrückt, was der Austria viel Zug nach vorne nahm.

Porto münzt höhere Qualität um

Das Bild der letzten Viertelstunde der ersten Hälfte änderte sich auch im zweiten Spielabschnitt nicht. Porto konnte sich sogar trauen, sich noch weiter nach vorne zu schieben als vor dem Seitenwechsel: Zuweilen standen gar die beiden Innenverteidiger an der Mittellinie. Porto machte dabei zwar nicht den ganz massiven Druck und stellte die Austria nicht unter Dauerbeschuss, aber wurde unter deutlich weniger Stress gestellt und nützte es in der 55. Minute aus, dass weiterhin der Raum zwischen Austria-Abwehr und Austria-Mittelfeld zu wenig konsequent zugestellt wurde. Ein Passweg aus dem Zentrum über halbrechts auf den einmal mehr aufgerückten Rechtsverteidiger Danilo, Flanke in den Rückraum, Lucho González trifft zum 1:0.

Nicht, dass die Austria keine Torchancen gehabt hätte. Aber das Pressen im Verbund, das die erste halbe Stunde ausgezeichnet hatte, gab es einfach nicht mehr. Was es gab, waren Einzel-Initiativen, wie etwa jene von Hosiner, der den hoch stehenden Innenverteidigern von Porto den Ball abluchste, dann aber nicht schnell genug war. Und durch Standardsituationen, aus denen aber zu wenig gemacht wurde. Die Ecken blieben pratisch alle harmlos, die größte Gefahr nach einem Freistoß war ein Stankovic-Kopfball.

Zudem wurden nicht geradlinig genug der Weg nach vorne gesucht. Angriffe wurden immer wieder auf halbem Weg abgebrochen. Mit der körperlichen Frische schwand auch die geistige, die Risikobereitschaft nahm eher ab als zu, daran änderte auch die Einwechslung von Okotie für Holland nichts entscheidendes. Natürlich hätte der auch reingehen und der Austria ein 1:1 bescheren können. Was aber halt fehlte, war die kollektive Arbeit gegen das Mittelfeld von Porto. Ein wenig „Hättiwari“: Hätte dieser Druck aus der ersten halben Stunde aufrecht erhalten worden, wäre das Spiel höchstwahrscheinlich nicht verloren worden – womöglich sogar gewonnen.

Fazit: Couragiert, aber nicht konsequent genug

Die Austria zeigte eine halbe Stunde lang eine sehr couragierte, sehr aktive und auch durchaus intelligente Leistung. Vor allem der extrem laufstarke Mader und der extrem giftige Royer zeigten da ausgesprochen gute Performances. Leider gelang es nicht, diese Marschroute länger als 30 Minuten durchzuziehen. Denn anstatt Porto weiter zu nerven und die Lust am spielen zu nehmen, wurde den Gästen in der Folge zu viel Zeit am Ball gelassen.

Und das nützt eine Klassemannschaft wie Porto nun mal aus. Ohne großen Glanz zu verbreiten und ohne sich voll zu verausgaben dann einen 1:0-Sieg einfahren: Um das zu verhindern, hätte die Austria konsequenter das anfängliche Forechecking durchziehen und dann aber auch konsequenter die sich bietenden Chancen ausnützen müssen. Dafür war aber, vor allem in der Schlussphase, die nötige körperliche Frische auch nicht mehr vorhanden.

So heißt es nach dem Spiel: Ganz gut ausgesehen, mancher mag sich auch eine „unglückliche Niederlage“ einreden. Die Realität ist aber eher, so hart es klingen man: Wer in der Champions League nur 30 Minuten aktiv ist, wird nicht viel gewinnen. Auch nicht, wenn einem noch so viel eingeredet wird, es wäre eine unglückliche Niederlage gewesen.

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Mäßige Türken, biedere Österreicher, logisches 0:0 https://ballverliebt.eu/2011/09/06/masige-turken-biedere-osterreicher-logisches-00/ https://ballverliebt.eu/2011/09/06/masige-turken-biedere-osterreicher-logisches-00/#comments Tue, 06 Sep 2011 21:52:20 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5647 Mäßige Türken, biedere Österreicher, logisches 0:0 weiterlesen ]]> 0:0 gegen die Türkei – keine komplette Enttäuschung aber auch nichts, was dem ÖFB-Team und dem Teamchef wirklich weiterhilft. Auch, weil die Leistung zwar okay war, aber von „überzeugend“ doch noch ein schönes Stück entfernt. Was im Übrigen auch für die Türken gilt, die in dieser Form sicher keine EM-Reife besitzen.

Österreich - Türkei 0:0

Didi Constantini ist noch im Amt – aber die Spatzen pfeifen nicht nur von den Dächern, dass das nicht mehr lange so sein dürfte, nein, sie trompeten es im dreistelligen Dezibelbereich heraus. Ein überzeugender Auftritt mit einem Sieg gegen die Türken, die zuletzt mit einem Last-Minute-Sieg gegen Kasachstan ja auch nicht übertrieben stark aufgetreten sind, hätte für einen Umschwung aus Sicht des Tirolers wohl Wunder bewirkt.

Sein Gegenüber Guus Hiddink hatte einiges an Personalproblemen – mit Sahin, Ekici und Kapitän Emre standen ihm drei Schlüsselspieler nicht zur Verfügung. Und das merkte man. Der holländische Teamchef der Türken brachte ein 4-2-3-1 auf das Feld, das erstaunlich vorsichtig eingestellt war. Die beiden Sechser Topal und Selcuk hielten sich sehr zurück, und mit Yekta setzte auch der nominelle Zehner (der tendenziell über halbrechts kam) keine Akzente. Das hieß: Scharner und Baumgartlinger hatten Platz und Zeit.

Großes Loch

Die Türken machten mit dem österreichischen Zentrum also genau das nicht, was die Deutschen beim 6:2 gemacht hatten: Den numerischen Vorteil in der Zentrale durch Pressing noch zu verstärken. Es dauerte aber eingige Zeit, bis sich Baumgartlinger und Scharner etwas weiter aufzurücken trauten.

So war die Formation der Österreicher eher ein 4-2-2-2, in dem Alaba und Royer auf den Außenpositionen recht hoch standen und auch – vor allem Alaba – recht weit innen. Der Effekt war vor allem in der Anfangsphase, dass das Loch zwischen den sechs defensiven Spielen und den vier offensiven sehr groß war und trotz den komplett fehlenden Drucks der Türken ein geregelter Spielaufbau schwer fiel.

Die besten Aktionen ergaben sich, wenn Alaba mit Tempo durch die Reihen ging und versuchte, sich mit Arnautovic zu verbinden. Vor allem Geschwindigkeit war ein Mittel, mit dem den Türken absolut beizukommen gewesen wäre, aber es wurde zu selten eingestzt. Außerdem gelang es durch die einrückenden Flügelspieler nie, die türkische Viertekette auseinander zu ziehen, wodurch sich für Arnautovic und Harnik kaum Lücken boten.

Türkei schwach

Das Team aus der Türkei präsentierte sich absolut enttäuschend. Die beiden Sechser Topal und Selcuk waren sehr erpicht darauf, möglichst Harnik und Arnautovic aus dem Spiel zu halten und machten sehr wenig nach vorne, und Yekta setzte weder irgendwelche Akzente, noch presste er auf die beiden österreichischen Sechser. So lag es an Arda Turan und Burak Yilmaz, zumindest von der Seite für Gefahr zu sorgen, aber aufgrund der fast schon beängistigenden Behäbigkeit im Spielaufbau hatten die Österreicher zumeist kaum Mühe, die Flügel ruhig zu halten und somit auch den türkischen Angriff.

Lediglich Christian Fuchs, der auch nach vorne einiges an Abspielfehlern anbot und seine aktuelle Formdelle bestätigte, ließ sich nach zehn Minuten einmal überlaufen; Ekrem Dag montierte Arda Turan sehr gut ab. Das hatte den Vorteil, dass Daniel Royer durchaus Freiheiten im Spiel nach vorne hatte und sich immer wieder als Anspielstation für lange 50-Meter-Pässe quer über den Platz (oftmals von Pogatetz geschlagen) anbot. Doch auch hier galt: Da war kein Tempo dahinter, das war für die türkische Defensive kein echtes Problem.

Wenig Überzeugendes

So plätscherte das Spiel weitgehend ereignisarm vor sich hin und es wurde ersichtlich, warum die Deutschen in der Gruppe allen anderen um Lichtjahre voraus sind – nicht nur wegen der Spielerqualität, sondern auch aufgrund der Spielweise. Die Türken prassten zaghaft bis gar nicht, bei den Österreichern schmiss sich eigentlich nur David Alaba wirklich mit Imbrunst den Gegenspielern entgegen.

So ist es auch zu erklären, dass Österreich trotz der nominellen Unterzahl im Zentrum das Spiel ganz ordentlich im Griff hatte und nicht allzu viel zuließ. Durch das fehlende Tempo, der nicht vorhandnen Breite im Spiel und die beiden türkischen Sechser zwischen Mittelfeld und Angriff ist es aber auch kein Wunder, dass nach vorne beim ÖFB-Team nicht allzu viel ging.

Mehr über die Flügel

Das Manko des mangelhaften Spiels über die Flanken hatten wohl beide Trainerteams erkannt und in der Halbzeit angesprochen, denn nach dem Seitenwechsel waren sowohl die Österreicher als auch die Türken sichtlich bemüht, die Außenverteidiger mit mehr Nachdruck nach vorne zu bringen als das in der ersten Hälfte der Fall war. Fuchs nützte nun endlich den Platz, den ihm der nach innen ziehende Alaba freiräumte, auch wenn sich die Türken davon nicht beeindrucken ließen.

Auch bei der Mannschaft von Guus Hiddink ging es nun schneller im Bedienen der Außenspieler. Hakan Balta machte auf seiner linken Außenbahn nun mehr Betrieb als zuvor und drückte Royer nach hinten. Der Neo-Hannoveraner arbeitete auch durchaus brav nach hinten und unterstützte Ekrem Dag, so gut er konnte – in dieser Hinsicht eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Spiel in Gelsenkirchen, wiewohl nach vorne auch diesmal nicht allzu viel kam.

Hiddink schaltet einen Gang nach vorne

Während Constantini nach etwa einer Stunde Jimmy Hoffer für Royer brachte (Harnik übernahm die Royer-Position, Hoffer ging nach vorne, Arnautovic spiele hängend), stellte Hiddink innerhalb seines Systems um und somit einen Gang nach vorne: Burak Yilmaz, der üblicherweise die Solospitze gibt, gesellte sich nun zu Bulut nach vorne. Das hieß, dass der türkische Schlüsselspieler nun Rechtsverteidiger Sabri wurde: Denn er musste nicht nur defensiv gegen Alaba dicht halten, sondern nun auch die Agenden im Spiel nach vorne übernehmen.

Das machte der 27-jährige von Galatasaray aber hervorragend, und das stellte das österreichische Team in der Schlussphase durchaus vor Probleme – weil es nun bei den Türken neben dem Flügelspiel auch einen wirklich präsenten Stürmer im Zentrum gab. Das war der eher alleingelassene Umut Bulut zuvor ganz und gar nicht.

Und auch, wenn die Abseitsentscheidung gegen Martin Harnik kurz vor Schluss knapp war: Die Türken waren dem einen Tor schon ein Stück näher. Was beinahe noch belohnt wurde, als die weit aufgerückten Österreicher in der 90. Minute in einen Konter liefen und Pascal Grünwald bei seinem Länderspiel-Debüt Burak Yilmaz klar foulte. Doch der Austrianer parierte den Elfmeter von Arda – und so gab’s ein 0:0.

Fazit: Maues Spiel, korrekterweise ohne Sieger

Offenbarung war es bei Gott keine, was die Österreicher in diesem Spiel zeigten – aber es war zweifellos besser als in Gelsenkirchen. Defensiv stand das ÖFB-Team über weite Strecken ganz ordentlich, was aber auch am fehlenden Pressing von Seiten der Türken lag. Das machte es dem gegen die mit drei Mann anfliegenden Deutschen noch überforderte österreichischen Zentrum nicht allzu schwer.

Was nicht ganz verständlich war: Die komplette erste Halbzeit krankte das Spiel nach vorne beim Österreich daran, dass zwischen dem defensiven Mittelfeld und den beiden Stürmern kein einziger Österreicher, aber immer mindestens zwei, zumeist aber drei Türken standen. Warum wurde hier zur Halbzeit nicht reagiert? Über die Flanken neutralisierte sich das Spiel, aber im Zentrum fehlte es an einem Spieler, der die Mauer durchbrechen hätte können. So blieb das Spiel nach vorne auch weiterhin bieder und ohne Nachdruck.

Vom türkischen Team darf man durchaus enttäuscht sein. Ja, es fehlten drei absolute Stützen – aber ist das eine Erklärung, warum die Überzahl im Mittelfeld nicht ausgenützt wurde? Warum es am Druck und am Pressing auf die Österreicher fehlte, die mit einem 2:6 im Rücken daherkamen? Warum das Tempo vor allem vor der Pause bei jeder Gelegenheit verschleppt und nicht verschärft wurde?

Ja, die Türkei wird nach menschlichem Ermessen Gruppenzweiter werden. Aber im Playoff wird es mit so einer schwachen Leistung sicher nicht reichen.

(phe)

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Ried kann’s auch mit Viererkette – 0:0 gegen Eindhoven! https://ballverliebt.eu/2011/08/18/ried-kanns-auch-mit-viererkette-00-gegen-eindhoven/ https://ballverliebt.eu/2011/08/18/ried-kanns-auch-mit-viererkette-00-gegen-eindhoven/#comments Thu, 18 Aug 2011 21:36:31 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5542 Ried kann’s auch mit Viererkette – 0:0 gegen Eindhoven! weiterlesen ]]> Kapitän Glasner nach seiner Not-OP out, Mader zur Austria gewechselt – und doch holt Ried mit dem 0:0 gegen PSV Eindhoven das nächste tolle internationale Resultat! In einem Spiel, in dem Paul Gludovatz vom 3-3-3-1 abrückte, um gegen den Drei-Mann-Sturm und die holländische Windmühle im Zentrum gerüstet zu sein.

SV Ried - PSV Eindhoven 0:0

Was macht man, wenn man sich einem Drei-Mann-Sturm holländischem Format gegenüber sieht? Wenn man, wie Ried, üblicherweise mit einer Dreier-Abwehrkette agiert, bietet sich eine Umstellung auf Viererkette an – um wieder den einen Mann mehr zu haben, den man als Dreierkette gegen einen Zwei-Mann-Sturm hat. Das macht Paul Gludovatz gegen die Ein/Drei-Mann-Angriffsformationen in der heimischen Liga nicht, weil da die Gegnerschaft nicht um Klassen besser ist als die Innviertler.

Striktes Defensiv-Konzept

Gegen den PSV Eindhoven befand Gludovatz das aber sehr wohl als notwendig, denn die Holländer sind zwar längst kein aboluter internationaler Spitzenverein mehr, aber als Top-Team der Eredivisie dennoch klar über Ried zu stellen. So ging der Ried-Coach erstmals seit etwas mehr als einem Jahr – einem 0:3 gegen Sturm – vom 3-3-3-1 als Startformation ab und schickte ein 4-2-3-1 auf das Feld. Wobei sich der Sechser Hadzic, wie im modernen Fußball üblich, immer wieder zwischen die Innenverteidiger Reifeltshammer und Karner fallen ließ, während sich Ziegl als Achter wann immer möglich nach vorne mit einschaltete.

Um die PSV-Außenstürmer kümmerten sich vornehmlich Riegler (um Lens) und Hinum (um Mertens). Die beiden waren dadurch sehr viel in der Defensive gebunden und wurden von ihren Gegenspielern nicht selten relativ weit in die Mitte gezogen, bis auf zwei, drei Situationen konnten die beiden aber einigermaßen ruhig gehalten werden. Was für Mittelstürmer Ola Toivonen hieß, dass er sich tendenziell eher zurückfallen lassen musste, um Bälle zu sehen – das macht ihm aber nichts, das muss er in der schwedischen Nationalmannschaft als hängende Spitze hinter Ibrahimovic genauso machen.

Hier war Hadzic allerdings sehr umsichtig und die Innenverteidiger ließen sich kaum einmal aus der Position ziehen. Ein größeres Problem waren da schon eher die aufrückenden Außenverteidiger der Holländer. Sobald diese Lexa bzw. Royer überwunden hatten, konnten sie unbedrängt durchgehen – im normalen Rieder System steht da sonst gleich mal der Wing-Back als nächste Instanz da.

Eindhovener Windmühle im Zentrum

Was auf den Außenbahnen von PSV ablief, passierte grundsätlich recht schematisch und immer sehr ähnlich. Womit die Holländer Ried aber so richtig verwirrten, war die sich ständig drehende Windmühle der drei zentralen Spieler von Eindhoven – das ständige Rochieren von Strootman, Ojo und Wijnaldum hebelte den numerischen Gleichstand, der mit 3-gegen-3 um den Mittelkreis eigentlich herrschte, komplett aus.

Gegen den Ball (was bei 75% Ballbesitz in Hälfte eins kaum einmal vorkam) orientierten sich die drei sofort gegen den Mann, im Spielaufbau wurde rochiert, was das Zeug hält. So hatten die Gäste das Spiel relativ problemlos unter Kontrolle und setzten sich schnell in der Rieder Hälfte fest, doch gemessen an der Überlegenheit an Spielanteilen kam dabei relativ wenig dabei heraus: Gebauer musste zwei-, dreimal eingreifen, einmal hatte Ried bei einem verpassten Stanglpass Glück; aber die Null stand.

Einrücken ohne Hinterlaufen

Lexa und Royer ziehen normalerweise relativ früh nach innen und lassen sich von den aufrückenden Wing-Backs hinterlaufen – so entsteht im 3-3-3-1 die so gut funktionierende Überzahl auf den Flügeln. Im 4-2-3-1 gegen Eindhoven rückten die beiden Rieder Außen zwar genauso nach innen, aber es fehlte an den aufrückenden Außenverteidigern, die den freien Raum hätten nützen können.

So blieben Standardsituationen, aus denen die Innviertler vor allem gegen Ende der ersten Hälfte gefährlich wurden, und Daniel Royer. Der kleine Blondschopf konnte, anders als der etwas überforderte Hammerer und der viel defensiv geforderte Nacho, den Ball immer wieder ganz gut behaupten und suchte auch den Abschluss. In die Kabinen ging es aber ohne Tore auf beiden Seiten.

Umklammerung lässt nach

Nach dem Seitenwechsel gelang es den Rieder zunehmend besser, die Flügel unter ihre Kontrolle zu bringen. Die Außenstürmer der Holländer konnten Karner und Hinum nun nicht mehr wie zuvor in die Mitte zeihen, auch weil Lexa und Royer nun etwas mehr nach hinten arbeiteten. Zudem wurde das holländische Dreigestirn im Zentrum vor allem von Hadzic und Nacho nun deutlich mehr unter Druck gesetzt, die Windmühle also praktisch zum Stillstand gebracht.

So löste sich die Umklammerung, in der die Rieder vor der Pause noch waren, immer mehr und Gebauer musste in der kompletten zweiten Halbzeit nur noch dreimal eingreifen – ansonsten hing Toivonen komplett in der Luft und auch seine Ausflüge in tiefere Gefilde waren mangels Unterstützung aus der Mittelfeld nicht von Erfolg gekrönt.

Mehr Präsenz, mehr Kräfte

Für die Rieder war es kein Nachteil, dass Hammerer kurz nach der Pause verletzt vom Platz musste. Einen Gegner vom Kaliber eines PSV Eindhoven hatte der Bursche noch nie, das mekte man – und Casanova, der für Hammerer eingewechselt wurde, zeigte in der Spitze mehr Präsenz und war eher in der Lage, auch mal Bälle zu halten, bis Mitspieler nachgerückt waren.

Hinzu kam noch, dass die Rieder – und das war schon im Rückspiel bei Brøndby deutlich sichtbar geworden – konditionell in einer unglaublichen Verfassung sind. Ließen die Kräfte bei Eindhoven, je länger das Spiel ging, immer deutlicher nach, waren körperliche Verschleißerscheinungen bei den Innviertlern kaum auszumachen. So konnte der Cupsieger in der Schlussphase sogar noch in einem Maße aufdrehen, dass sie vor dem Schlusspfiff einem eventuellen Siegtreffer sogar näher waren.

Fazit: Umstellungen zahlten sich aus

In der ersten Halbzeit war es den Riedern deutlich anzumerken, dass sie es überhaupt nicht gewohnt sind, hinten mit Viererkette zu spielen – defensiv stand man gegen die drei Stürmer zwar zumeist recht ordentlich, aber die andere Raumaufteilung wirkt sich natürlich auch auf das restliche Spielfeld aus. Dazu muss man natürlich erwähnen, dass die individuelle Klasse bei Eindhoven deutlich höher ist als in der heimischen Liga und auch über jene von Brøndby zu stellen ist.

Vor allem der Druck über die Flügel fehlte komplett, dafür war es gegen das vor allem vor der Pause unglaublich rochierende Zentrum der Holländer absolut notwendig, mehr Manpower als beim 3-3-3-1 im und um den Mittelkreis zu haben. Das wirkte sich nach der Pause immer positivier aus, je mehr die Kraftvorteile bei den Riedern zum Vorschein kamen.

Letztlich haben sich die Innviertler gegen einen übermächtig scheinenden Gegner wieder mit Hirnschmalz, guten Adjustierungen in der Halbzeit und extremer Kondition das Unentschieden redlich verdient. Und das alles, wohlgemerkt, ohne Glasner und ohne Mader. Und mit einem Defensiv-Sextett, das im Schnitt nur 21,8 Jahre alt ist!

(phe)

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Erst am Rieder System, dann an Gebauer – Brøndby beißt sich die Zähne aus https://ballverliebt.eu/2011/07/28/erst-am-system-dann-an-gebauer-brondby-beist-sich-die-zahne-aus/ https://ballverliebt.eu/2011/07/28/erst-am-system-dann-an-gebauer-brondby-beist-sich-die-zahne-aus/#comments Thu, 28 Jul 2011 21:42:50 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5454 Erst am Rieder System, dann an Gebauer – Brøndby beißt sich die Zähne aus weiterlesen ]]> Wie in der Bundesliga: Mögen auch die anderen Teams die besseren Spieler haben, die Rieder verfügen über das bessere Konzept. So kam auch Brøndby erst dann wirklich dauerhaft vor das Tor der Innviertler, als die Dänen schon 0:2 zurück lagen – und dann hielt Gebauer den Rieder Sieg fest.

SV Ried - Brøndby IF 2:0

Mit einem 4-4-1-1 versuchte Brøndby-Coach Henrik Jensen, den Riedern beizukommen – zunächst mit Thygesen überraschend auf links und Kristiansen auf rechts, die beiden wechselten aber schon nach wenigen Minuten die Seiten und sie blieben dann auch dort. Sie waren die wichtigsten Akteure im Spiel der Dänen, weil sie genau der Falle des Rieder 3-3-3-1 aufsaßen.

Verschenktes Zentrum

Weil nämlich die flache Viererkette im Zentrum mit Mikael Nilsson und Mikkel Jensen mit zwei Mann einen Raum abdeckte, wo es eigentlich nichts abzudecken gab. Iván Carril ist schließlich kein echter Zehner, sondern vorderster Defensivmann, der die gegnerische Spieleröffnung stören soll – das kreative Element kommt bei Ried typischerweise über die Flanken.

So konnte Michael Krohl-Dehli, der als hängende Spitze aufgestellt war und sich oft sehr tief die Bälle holte, zwar immer wieder recht locker durch das wie üblich eher schütter besetzte Rieder Zentrum wandern, fand aber keine sinnvolle Anspielstation mehr. Thygesen und Kristiansen hatten jeweils zwei Gegenspieler gegen sich und Nicolaj Agger arbeitete zwar extrem viel, hatte aber auch fast immer einen Ried mehr um sich, als er ausspielen konnte.

Spiel auf die Flügel verlegt

Weswegen Brøndby umso mehr schauen musste, über die Flügel nach vorne zu kommen. Damit hatte Ried das Ziel im Grunde erreicht: Die Mitte zwar offenlassen, aber keine Kreativität zulassen, das Spiel des Gegners so auf die Flügel zu verlagern, und dort den numerischen Vorteil ausspielen. Das funktioniert in der nationalen Meisterschaft hervorragend, weil die meisten Kontrahenten zu eindimensional sind, um darauf reagierten zu können.

Was Brøndby aber dennoch dazu verhalf, zu einigen wirklich guten Möglichkeiten zu kommen, war die individuelle Klasse. Diese ist bei der dänischen Mannschaft zweifellos größer als bei Ried und auch in der nationalen Meisterschaft bekommt es Ried nur selten mit Spielern dieser Qualität zu tun. So entstand auf dem Feld ein Patt: Brøndby hatte die besseren Spieler, aber Ried das bessere Konzept.

Nach Rückstand fehlt Brøndby der Plan

Es waren dann die Oberösterreicher, die nach einer halben Stunde in Führung gingen – ein Freistoß von Mader segelte an allen vorbei ins Tor, kurz nach Wiederanpfiff verwertete Royer eine Carril-Flanke sogar zum 2:0. Wenn auch mit Glück – denn das Foul am dänischen Verteidiger war klar und das Tor hätte eigentlich nicht zählen dürfen.

Das Erstaunliche: Brøndby hatte das nicht funktionierende Konzept in der Halbzeit nicht verändert und hing nach dem 0:2 erstmal ordentlich in der Luft. Es fehlte jeglicher Plan, wie mit dem 4-4-1-1 die Rieder zu knacken wären. So hatten die Innviertler das Spiel in dieser Phase auch komplett im Griff – auch, weil Gludovatz schon vor der Pause den gelb-vorbelasteten und etwas wackeligen Basala-Mazana durch den staubtrockenen Anel Hadzic ersetzt hatte, der Thygesen überhaupt nicht zur Entfaltung kommen ließ.

(Zu) späte Reaktion zeigt Wirkung

Letzte halbe Stunde

Erst nach einer Stunde reagierte die Brøndby-Bank, brachte mit Lars Jensen (statt Rechtsverteidiger Randrup) eine neue Kraft für die rechte Seite; Thygesen orientierte sich in die Spitze; Mikael Nilsson ging nach rechts hinten. Und: Michael Krohn-Dehli ließ sich tief ins Mittelfeld fallen und gab nun den Quarterback.

Hieß: Nun endlich ließ Henrik Jensen den völlig überflüssigen zweiten defensiven Mittelfeldspieler auf und stellte dafür einen Mann dorthin, wo er viel dringender gebraucht wurde – nach vorne.

Mit zwei Stürmern, zwei extrem nach vorne drückenden Flügelspielern und deutlich erhöhter Schlagzahl gelang es den Dänen nun, die Rieder hinten einzuschnüren. Der Ballbesitz von Brøndby schoss nun in lichte Höhen, die Rieder Konter zu Entlastung wurden seltene, ein Tor für die Dänen schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein.

Aber wann immer die Abwehr vor ihm geschlagen war, Thomas Gebauer war da – er hielt das glückliche Zu-Null fest und damit die realistische Chance, den dänischen Renommier-Klub tatsächlich zu eliminieren.

Fazit: Tolle Leistung, super Spiel – und ein glückliches Resultat

Eine Stunde lang war Brøndby nicht wirklich ein echtes Rezept eingefallen, wie denn das 3-3-3-1 der Rieder vom eigenen 4-4-1-1 zu knacken wäre. Eine in Österreich nicht ganz neue Frage, aber die Dänen machten nun die selbe Erfahrung wie die österreichischen Bundesliga-Klubs in den letzten Jahren: In Ried gewinnt man nur sehr schwer.

Dass mit einer individuellen Klasse, die kein großes, aber merkbares Stück über der in der heimischen Bundesliga liegt, gelang es den Dänen dennoch, zumindest zu guten Chancen zu kommen; aber erst in der letzten halben Stunde gelang es mit einem 4-2-4, den nötigen Druck aufzubauen, der Ried absolut wackeln ließ und zumindest ein Auswärtstor wäre mehr als verdient gewesen.

Der Charakter des Spiels über weite Strecken, die der beschriebenen Patt-Stellung gleichkam – Brøndby mit mehr Klasse, Ried mit dem besseren Konzept – würde eher ein Remis als korrektes Resultat  erscheinen lassen; zieht man die letzte halbe Stunde mit in Betracht, *mindestens* ein Remis. So aber steht Brøndby vor einem Europacup-Aus, mit dem man in der Heimat garantiert nicht gerechnet hat.

(phe)

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Defensiv gegen den Underdog https://ballverliebt.eu/2011/05/30/defensiv-gegen-den-underdog/ https://ballverliebt.eu/2011/05/30/defensiv-gegen-den-underdog/#comments Mon, 30 May 2011 00:55:11 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4920 Defensiv gegen den Underdog weiterlesen ]]> Wie kann man als klarer Favorit den unterklassigen Außenseiter überraschen? Indem man selbst defensiv spielt! Weil sich Lustenau die vier Offensivspieler gegen die sechs Rieder Defensiv-Kräfte nie wirklich zu helfen traute und Ried zum richtigen Zeitpunkt traf, ging der Plan der Innviertler im Cupfinale dann auch auf…

SV Ried - Austria Lustenau 2:0

Grundsätzlich gibt es als höherklassiger Klub in einem Pokalspiel, zumal in einem Finale, zwei mögliche Herangehensweisen. Entweder, man spielt nach dem Motto „Wir sind klar besser und zeigen euch das auch“ – so (und mit gnadenloser Chancenverwertung) ist Schalke im deutschen Pokalfinale mit 5:0 über Duisburg hinweggefegt. Oder man überlegt sich etwas Spezielles für den Underdog und macht sich einen klaren Matchplan. So machte es Paul Gludovatz und sein Trainerteam in Ried.

Das betraf nun weniger sein System und dessen Besetzung, das 3-3-3-1 und die auflaufenden Spieler sind allesamt diejenigen, die schon die ganze Saison über den Etablierten der Bundesliga das Fürchten lehrt. Nicht zu erwarten war dafür, dass die der Favorit – und das waren die Rieder nun mal, auch wenn sie diese Rollen nach Kräften von sich weggeschoben hatten – sich zurücklehnte, den Zweitligisten kommen ließ, ihn locken wollte.

Sechmal Defensive, viermal Offensive

Der erste Cupfinalist aus Vorarlberg, das Lustenauer Team von Edi Stöhr, spielte in einer Art 4-2-4, das sich von einem 4-2-3-1 ableitete. Mit der gewohnt klaren Trennung zwischen Defensiv- und Offensivspielern: Wie schon über die Saison gesehen war die Mittellinie für die Außenverteidiger wie eine unsichtbare Wand, trotz zwei Dritteln Ballbesitz für Lustenau. Harald Dürr gab den tief stehenden Sechser, der die zentrale Figur in der Spieleröffnung gab; Mario Leitgeb mehr als mögliches Bindeglied.

Die vier Spieler vorne hatten kein fixes Schema, an das sie sich hielten, sondern rochierten viel und versuchten, die dichte Rieder Defensive durch viel Laufarbeit und viel Bewegung auseinander zu reißen. Karatay etwa, an sich die Sturmspitze, ließ sich immer wieder zurück fallen, Roth und Micic wechselten immer wieder die Flanken, mitunter ging auch Roth ins Zentrum. Das alles hing davon ab, wo sich Sascha Boller gerade aufhielt: Der Spielmacher, der vor der Saison aus der vierten deutschen Liga gekommen war, ist der unumstrittene Boss im Angriffsspiel der Lustenauer. Alles geht über ihn.

Viel Lustenauer Ballbesitz

Der Außenseiter hatte so viel Ballbesitz sichtlich nicht erwartet und tat sich dementsprechend schwer, das auch zu nützen. So wurde der Ball viel in der eigenen Hälfte zwischen der Viererkette und Dürr hin und her gespielt, ehe der lange Steilpass auf Boller gesucht wurde. Die Rieder hatten keine Probleme, sich mit dieser Eindimensionalität zu arrangieren und sie ließen sich auch von den vielen Rochaden nicht aus ihrer Grundordnung reißen. Flo Mader spielte so halt ein wenig tiefer als gewohnt; Brenner und Schrammel mussten etwas mehr nach hinten arbeiten als das erwartet worden war.

Die Lustenauer blieben bei alldem auch deshalb so harmlos und ohne echten Nachdruck, weil sich die Außenverteidiger erst nach etwa 25 Minuten trauten, aufzurücken. Bis dahin standen vier Lustenauer gegen sechs Rieder, und so gelang es nie, wirkliche Torgefahr zu erzeugen. Erst als Zech und Soares (und auch Dürr im Zentrum) mehr mit nach vorne gingen, war ein dauerhafteres Festsetzen in der Rieder Hälfte möglich.

Alles über die Außen

Logischerweise, bei nur zwei Spielern in der Zentrale, lief das Angriffsspiel der Rieder nur über die Flanken – eh nichts neues. Bei Balleroberung schaltete Ried schnell um, und zwar nach dem immer gleichen Muster: Via Brenner bzw. Schrammel werden die Außenstürmer Lexa und Royer bedient, jeweils mit Carril als möglichem Doppelpasspartner. Ist es möglich, Hammerer schnell zu bedienen, der Pass in die Mitte. Gelang das nicht, lief sich Royer oftmals fest; Lexa versichte sich eher am hohen Flankenwechsel, um Royer zu bedienen.

Auch zog Lexa merklich nach innen, während Royer die Linie ziemlich hielt. Brenner hinterlief Lexa (der Soares aus der Position zu ziehen versuchte) aber nicht so oft wie gewohnt, das Bewachen von (zumeist) Roth hatte da Vorrang. Das Konterspiel der Rieder brachte aber nicht allzu viel ein, weil es nicht gelang, Hammerer aus dem Spiel heraus wirklich zu versorgen und Carril duch die defensive Rolle von Mader wenig Unterstützung hatte und kaum zur Geltung kam.

Lustenau klopft an, aber Ried öffnet die Tür zum Sieg

Die erste wirklich dramatische Szene vor dem Rieder Tor ließ bis zur 39. Minute auf sich warten. Die nun doch mutiger werdenden Vorarlberger trafen dabei sogar den Pfosten: Karatay kam von der linken Angriffsseite zu einer Flanke auf Roth, dieser verpasste zwar, aber der Ball ging noch an den Pfosten – Glück für die Rieder, Gebauer wäre machtlos gewesen.

Alles andere als machtlos war zwei Minuten später Lustenau-Goalie Alex Kofler, doch der gebürtige Kärntner entschloss sich bei einer Mader-Ecke von links zu spät zum Herauslaufen und Hammerer konnte am herausstürmenden Torhüter vorbei völlig unbedrängt zum 1:0 einköpfen. Wie heißt es so schön? Wenn er rausgeht, muss er ihn haben… Und als weitere zwei Minuten später Royer das erste Mal eine Flanke wirklich in den Strafraum brachte, schaffte es Carril tatsächlich, aus kürzester Distanz nicht zu treffen.

Gleiches Spiel, weniger Kräfte

Zu Beginn der zweiten Hälfte stellte sich das Spiel sehr ähnlich dar wie über weite Strecken des ersten Spielabschnitts – zurückbleibende Außenverteidiger bei Lustenau inklusive. Ob nun Edi Stöhr das Risiko scheute oder nicht, bis auf den etwas schwächelnden Jan-Marc Riegler hielt die Rieder Defensive der nun wiederum auf vier Mann geschrumpften Lustenauer Offensive weiterhin stand. Kein Wunder, mit einer Zwei-Mann-Überzahl vor dem eigenen Tor.

Der Unterschied zur ersten Halbzeit war bei den Vorarlbergern aber die Intensität des Spiels. Der extrem hohe läuferische Aufwand, den vor allem Boller betrieben hatte, forderte nun seinen Tribut. Die Kräfte beim Außenseiter ließen zunehmend nach, und ohne einen Boller bei voller körperlicher Einsatzfähigkeit schaffte es Lustenau immer weniger, Angriffe auch fertig zu spielen. Viele Versuche wurden nun viel zu überhastet abgeschlossen, die Passgenauigkeit nahm ab, die eher verzweifelten Fernschüsse zu.

Ried macht den Sack zu

Und als sich in der 67. Minute Royer bei einem seiner Tempoläufe durchsetzen konnte – diesmal nicht der Seitenlinie entlang, sondern nach innen ziehend – und nach einem Doppelpass mit Carril abzog, brachte Kofler nur noch reflexartig die Hand irgendwie an den Ball, wiederum staubte Hammerer geistesgegewärtig mit dem Kopf ab. Das 2:0 für die Rieder, natürlich war es die Vorentscheidung.

Stöhr nahm nun seinen Achter Leitgeb und den glücklosen Karatay raus und brachte mit Rotter und Krajic zwei neue Offensivspieler; Rotter ging nun in die Spitze, Krajic etwas dahinter und Boller kam nun mehr selbst aus dem Mittelfeld, statt auf Anspiele von Dürr und Leitgeb zu warten. Aber trotz der beiden frischen Kräfte und dem einen Mann mehr als vorher, der es mit der Innviertler Hintermannschaft aufnahm, fehlte es an den Ideen des immer mehr am Zahnfleisch kriechenden Boller.

So war Ried in der Schlussphase einem eventuellen dritten Tor sogar noch näher. Doch auch so plätscherte das Spiel nach dem zweiten Treffer seinem Ende entgegen, ohne dass Lustenau wirklich noch so etwas wie ein leises Gefühl einer Aufholjagd verbreiten konnte. Die Version Brechstange, als Boller kurz vor Schluss einer weiteren Sturmspitze (Honeck) weichen musste, war da auch nur noch Kosmetik.

Fazit: Der Rieder Plan geht auf, Lustenau nicht gut genug

Das Vorhaben, den Außenseiter aus Lustenau in der ersten Halbzeit zu locken und die Vier-Mann-Offensive der Vorarlberger, die von hinten kaum Unterstützung erhielt, ging letztlich voll auf. Mit sechs gegen vier hatten die Innviertler vor dem Tor letztlich alles im Griff, von der einen Situation mit dem Pfostenschuss einmal abgsehen. Es war immer noch ein Rieder da, der die Lustenauer Angriffsversuche stoppen konnte.

Das 1:0 kurz vor der Pause spielte dem Favoriten natürlich zusätlich in die Hände. So konnte man Lustenau nach dem Seitenwechsel die letzte Luft rauslaufen lassen und dann selbst die Daumenschraube immer weiter anzuzuiehen. Und das Spiel mit dem zweiten Treffer dann auch zu entscheiden. Lustenau hat im Rahmen der Möglichkeiten alles gegeben, aber im Endeffekt wohl doch zu wenig riskiert – aus dem Mittelfeld und von den Außenverteidigern kam nie der Druck, der notwendig gewesen wäre, das lange recht passive Vabanque-Spiel von Ried entscheidend ausnützen zu können.

Und so krönt Ried eine tolle Saison mit dem verdienten Cupsieg.

(phe)

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