ogris – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 18 May 2015 18:28:17 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.1 Ballverliebt Zeitreise: Als Ogris zuletzt als Austrianer gegen Rapid antrat https://ballverliebt.eu/2015/05/16/ballverliebt-zeitreise-als-ogris-zuletzt-als-austrianer-gegen-rapid-antrat/ https://ballverliebt.eu/2015/05/16/ballverliebt-zeitreise-als-ogris-zuletzt-als-austrianer-gegen-rapid-antrat/#respond Sat, 16 May 2015 19:38:58 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11072 Ballverliebt Zeitreise: Als Ogris zuletzt als Austrianer gegen Rapid antrat weiterlesen ]]> Andi Ogris, seines Zeichens Interimstrainer, darf in seinen drei Monaten als Austria-Coach auch ein Derby gegen Rapid bestreiten. Das letzte Mal, als er als Aktiver ein solches bestritt, schrieb man den 4. Mai 1997. Eine kleine Zeitreise.

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Wolfgang Frank bestritt sein erstes Spiel als Austria-Trainer, der Deutsche hatte vom geschassten Schani Skocik übernommen. Ein kurzer Blick auf die Tabelle genügt, um zu wissen, warum Austria-Präsident Streicher seinen Coach entließ. Ob er es wirklich per Handy in der Spielerbesprechung vor dem Spiel gegen Ried machen hätte müssen (das Ried danach 2:1 gewann), ist wieder eine andere Frage.

Austria - Rapid 0:0
Austria – Rapid 0:0

Jedenfalls übernahm Wolfgang Frank und hielt, entgegen seinen eigentlichen Überzeugungen, vorerst am System mit Libero und Manndeckern fest und stellte sich gegen Tabellenführer Rapid hinten rein. Dazu wehrte man sich auch mit robusten, körperlichen Mitteln – was Referee Fritz Stuchlik vor 20.000 Zusehern im Happel-Stadion auch gewähren ließ.

Das verleitete Rapid-Stürmer Ipoua in der Schlussphase dazu, auszurasten: Der Kameruner legte sich mit dem Referee-Assistenten und der halben Austria-Mannschaft an, Ogris keppelte zurück. Sowohl Ipoua als auch Ogris flogen per roter Karte vom Platz, das Spiel endete 0:0.

Die Austria holte aus den restlichen sechs Saisonspielen unter dem letztes Jahr verstorbenen Wolfgang Frank drei Siege und zwei weitere Remis, nur gegen Sturm gab es noch eine knappe 2:3-Niederlage, insgesamt eine Tordifferenz von 10:6. Im Sommer machte Frank dann ernst und ließ als erster Coach überhaupt in Österreich eine Viererkette in der Abwehr spielen. Seine Spieler waren aber nicht in der Lage, ohne Manndeckung und Libero eine vernünftige Defensive zu spielen.

Anfang April 1998 wurde Wolfgang Frank, auf Platz sieben liegend, entlassen – sechs Punkte hinter einem Europacup-Platz. Nach acht Spielen unter Robert Sara, von denen genau Null gewonnen wurden, fehlten 21 Zähler.

Für Ogris (32) war sein letztes Derby auch sein letztes von 276 Bundesliga-Spielen für die Austria. Er spielte noch ein Jahr für die Admira, ehe er seine Karriere bei Simmering ausklingen ließ.

Der Rest der Liga

Rapid war zum Zeitpunkt des letzten Ogris-Derbys gerade dabei, im Titelkampf gegen Salzburg einen einigermaßen epischen Kollaps hinzulegen. Von den letzten sieben Saisonspielen wurden nur noch zwei gewonnen, ehe man als Vizemeister die Herren Konsel, Kühbauer und Mandreko ans Ausland und Ivanov an die Austria verlor.

Salzburg zog unter Trainer Heribert Weber durch, holte aus den kommenden fünf Spielen 13 Punkte und machte mit dem 2:0 im direkten Duell gegen Rapid am drittletzten Spieltag de facto den Deckel drauf. Es war der der dritte und letzte Titel vor der Red-Bull-Übernahme.

Sturm (Trainer Osim) und der FC Tirol (Trainer Constantini) kämpften bis zum letzten Spieltag um den zweiten UEFA-Cup-Platz, am Ende wurde Sturm dank der besseren Tordifferenz Dritter. Weil die Grazer aber das Cupfinale gegen die Admira gewannen, rutschten die Innsbrucker doch noch in den Europacup – ohne DiCo, weil Heinz Peischl übernahm.

Beim GAK war der Abgang zu Saisonende von Gustl Starek ebenso schon klar wie jeder von Friedel Rausch beim LASK, beide ließen eine graue Saison austrudeln. Ried war unter Langzeit-Coach Klaus Roitinger happy, die Saison ohne Abstiegsgefahr als Achter zu beschließen.

Beim FC Linz (in den letzten Spielen mit Hubert Baumgartner als Coach), einstmals als SK Voest Meister, wurde drei Wochen nach Ogris‘ Letztem Derby die „Fusion“ mit dem LASK fixiert, womit der Verein de facto zu exisieren aufhörte.

Profiteur war die Admira, in diesem Jahr trotz der abgeblasenen Fusion mit St. Pölten ein seltsames Gebilde mit dem Namen „SC Niederösterreich Admira-Wacker“ von Prölls Gnaden, das seine Heimspiele mal in der Südstadt, mal in St. Pölten und mal in Krems austrug. Sportlich unter Kurt Garger Letzter, rückte man dank der Linzer Fusion in die Relegation auf, die der Vorletzte damals gegen den Zweiten der 2. Division spielte, anstatt direkt abzusteigen. Diese wurde gegen Vorwärts Steyr 2:2 und 5:1 (mit einem Fünferpack von Manfred Rosenegger) gewonnen. Weil’s gerade so lustig war, fusionierte man gleich noch mit dem VfB Mödling.

Und sonst so…

In der 2. Division, mit 16 Teams ausgetragen, sicherte sich Austria Lustenau unter Edi Stöhr souverän den Aufstieg, Steyr wurde eben Zweiter und verlor in der Relegation. Die weitere, nicht gerade prominente Besetzung der Liga: Vienna, Spittal, Gerasdorf, St. Pölten, Braunau, Bregenz, Stockerau, Kufstein, Wattens, Leoben, Mödling, Hartberg und Flavia Solva. Der FavAC war im Winter in die Knie gegangen und hatte den Spielbetrieb eingestellt.

Das ÖFB-Nationalteam hatte unter Herbert Prohaska gerade mit viel Mühe in der WM-Qualifikation daheim gegen Estland 2:0 gewonnen, dank des ersten Länderspiel-Tores von Ivica Vastic, ein weiteres Monat davor gab’s in Ogris‘ letztem Länderspiel ein 0:2 in Schottland. Ein halbes Jahr später löste Österreich als Gruppensieger das WM-Ticket.

Drei Tage nach Ogris‘ letztem Derby gewann Schalke 04 das Hinspiel des letzten in zwei Spielen ausgetragenen UEFA-Cup-Finales gegen Inter Mailand 1:0 (Tor: Wilmots), zwei Wochen später triumphierte Schalke im Elferschießen. Barcelona gewann zwischen diesen beiden Finals im Cupsieger-Bewerb gegen Paris St. Germain 1:0 (Tor: Ronaldo), ehe Dortmund im Champions-League-Finale Juventus überraschend 3:1 besiegte (Tore: Riedle 2, Ricken bzw. Del Piero).

In der deutschen Bundesliga spielten noch Klubs wie Bochum, München ’60, Karlsruhe, Bielefeld, Duisburg, Rostock und St. Pauli; die Bayern steuerten ihrem einzigen Titel unter Giovanni Trapattoni entgegen. In England rettete Manchester United den Titel vor Newcastle United, in Italien Juventus knapp vor dem AC Parma – und Real Madrid hielt in Spanien unter Fabio Capello den FC Barcelona unter Bobby Robson auf Distanz.

…außerdem…

Drei Monate vor Ogris‘ letztem Derby hatte Hermann Maier sein allererstes Weltcup-Rennen gewonnen, Luc Alphand und Pernilla Wiberg wurden Weltcup-Gesamtsieger bei den Alpinen, Primoz Peterka bei den Skispringern. Die Eishockey-Spieler der VEU Feldkirch gewannen die Alpenliga (ja, die gab’s damals noch) und die österreichische Liga. Das Eishockey-Nationalteam schaffte den Aufstieg in die A-Gruppe.

In der Formel 1 duellierten sich Jacques Villeneuve und Michael Schumacher um den Titel, Gerhard Berger fuhr seine letzte Saison und Alexander Wurz (23) seine ersten drei Rennen. Pete Sampras und Martina Hingis dominierten den Tennis-Zirkus, Jan Ullrich gewann die Tour de France und Valentino Rossi (18) gewann 14 von 15 Saisonrennen – bei den Kampfgelsen in der 125er-Klasse.

Und der Rest der Welt?

Ex-Finanzminister Viktor Klima hatte vier Monate vor Ogris‘ letztem Derby den SPÖ-Vorsitz und das Bundeskanzler-Amt von Franz Vranitzky übernommen, Helmut Kohl ging in sein letztes Jahr als deutscher Kanzler, ehe er von Gerhard Schröder abgelöst wurde. Bill Clinton hatte gerade seine zweite Amtszeit als US-Präsident in Angriff genommen und unterhielt nebenbei eine kleine Affäre mit seiner Praktikantin. Tony Blair gewinnt die Wahlen in Großbritannien gegen John Major und zieht als erster Labour-Politiker seit 18 Jahren in die Downing Street ein, Lady Diana vergnügte sich, frisch geschieden von Prinz Charles, mit Dodi Al-Fayed – zumindest noch vier Monate.

Die Mercedes-A-Klasse war beim „Elchtest“ umgekippt und erstmals gelang es Forschern, ein Säugetier zu klonen. Klonschaf „Dolly“ sollte sechs Jahre alt werden. Rainhard Fendrich wollte gerade „Blond wie eine Semmel sein“ und am Tag vor Ogris‘ letztem Derby gewannen Katrina And The Waves für Großbritannien überlegen den Song Contest mit „Love Shine A Light“.

Ogris

Und 18 Jahre sollte es dauern, ehe Ogris wieder in einer offiziellen Funktion bei seiner Wiener Austria ein Derby gegen Rapid absolvieren sollte. Wie damals im Happel-Stadion, passenderweise.

Da schließt sich ein Kreis.

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Austria unter Ogris: Mehr Stabilität, wenig Phantasie https://ballverliebt.eu/2015/04/12/austria-unter-ogris-mehr-stabilitaet-wenig-phantasie/ https://ballverliebt.eu/2015/04/12/austria-unter-ogris-mehr-stabilitaet-wenig-phantasie/#comments Sun, 12 Apr 2015 10:40:18 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10993 Austria unter Ogris: Mehr Stabilität, wenig Phantasie weiterlesen ]]> Wie sich die Austria unter Andreas Ogris gegen ein echtes Spitzenteam der Liga präsentiert, hat man in Salzburg gesehen: Voller Einsatz, aber mit teils eklatanten, taktischen Schwächen. Beim Cup-Viertelfinale in Kapfenberg und beim Liga-Duell in Grödig war nun mehr die eigene Spielidee gefragt.

2:0 in Kapfenberg

Kapfenberg - Austria 0:2 (0:1)
Kapfenberg – Austria 0:2 (0:1)

Beim Zweitligisten in Kapfenberg – wo das Spiel mit dem 1:0 in der 2. Minute optimal für die Austria begann – stellte Ogris sein Team in einem 4-4-2 auf, mit einem tiefer stehenden (Holland) und einem höher stehenden (Grünwald) Spieler im Zentrum. Die vornehmliche Aufgabe der beiden war es, das Spiel auf die Außenbahnen zu verlagern.

Der erste Pass kam in der Regel von Holland, der entschied, ob es über links oder über rechts gehen sollte. Der Außenvertediger rückte dann jeweils auf und stellte Überzahl her, auf der linken Seite von Suttner und Meilinger kam oft auch Grünwald zum helfen. Ging es nicht weiter, erfolgte der Pass zurück und der Seitenwechel. Entweder über Holland, oder per langem Ball von Grünwald.

Dieses, wenn auch simple, Mittel brachte der Austria in der ersten Halbzeit einigermaßen sicher die Spielkontrolle, allerdings kaum mehr echte Torgefahr, da man immer wieder daran scheiterte, den Ball von der Flanke gewinnbringend in den Strafraum zu bringen.

Kapfenberg, eine der spielintelligenteren Truppen der Ersten Liga, erkannte alsbald, wie man dieser klaren Marschroute beikommen kann. In der grundsätzlich in einem 4-3-1-2 aufgestellten Mannschaft schob Zehner Andi Lasnik nach halbrechts ins Mittelfeld und Poljanec, einer der Stürmer, zusätzlich nach hinten. So konnten Farnleitner und Hütter nach außen rücken, um zu helfen, ohne dass im Zentrum die Deckung verloren ging.

Durch die Wechsel von Kapfenberg-Trainer Kurt Russ (der gemeinsam mit Ogris bei der WM 1990 spielte) entstand eins nach dem anderen ein 4-1-4-1. So gab es Kontrolle durch Überzahl im Zentrum und durch erhöhtes Risiko auch mehr vom Spiel. Ogris glich das nach rund einer Stunde durch eine Umstellung auf 4-2-3-1 aus (Kvasina und Meilinger auf den Flügeln, Grünwald auf der Zehn, Frank davor, Holland und Serbest dahinter).

In Minute 77 gelang Kvasina das 2:0, damit war das Spiel für die Austria gewonnen

1:1 in Grödig

Grödig - Austria 1:1 (0:1)
Grödig – Austria 1:1 (0:1)

Die Absicht, gerade gegen vermeintlich „Kleine“ tiefer und damit sicherer zu stehen als unter Baumgartner war schon in Kapfenberg ersichtlich, dass Ogris in Grödig aber gleich eine0 Dreierkette gegen die einzige Spitze des schlechtesten Rückrunden-Teams stellte, war dann doch etwas überraschend.

Gegen den Ball war es bei der Austria ein 5-4-1, wobei die Mittelfeld-Außen De Paula und Meilinger früh einrückten und sich von den Wing-Backs Koch und Salamon hinterlaufen ließen. De Paula und Meilinger, die so die Kanäle zwischen den Grödiger Reihen bearbeiteten, waren auch mit Abstand die produktivsten Spieler bei Violett.

An der grundsätzlichen Spielidee, also dem Aufziehen der Angriffe über die Außenbahnen, änderte sich nichts und wann immer die Austria gefährlich wurde, dann über die Duos Koch/De Paula und Salamon/Meilinger. Die beiden zentralen Spieler (diesmal Holland und Holzhauser) waren wiederum in erster Linie für horizontale Pässe zuständig. Das 1:0 nach einer Viertelstunde wurde von De Paula eingeleitet, seine Hereingabe legte Meilinger auf Kvasina ab, die einzige Austria-Spitze musste nur noch den Ball über die Linie drücken.

Immer mehr wurde allerdings auffällig, dass es von hinten heraus keine echte Spieleröffnung gab. Niemand aus der Dreierkette brachte eine solche zu Stande; je länger das Spiel lief, umso mehr wurde die Bälle nur lange nach vorne geschlagen. Das lag auch daran, dass Martschinko und Potzmann, die beiden Grödiger Außenverteidiger, mutig und aktiv in die Zweikämpfe gegen die Austria-Wingbacks gingen und diese so sukzessive aus dem Spiel genommen.

Pässe von der Dreierkette auf die Außenspieler waren schnell verloren, sicher auch darum gab es sie immer weniger. Auch Goalie Hadzikic (der den verletzten Lindner vertrat) schlug seine Abstöße weit nach vorne und spielte sie nicht kurz auf einen seiner drei Innenverteidiger. Durch die Kampfkraft auf den Flügeln und die spielerische Armut im Zentrum der Austria bekam Grödig das Spiel in den Griff, war speziell in der zweiten Halbzeit das deutlich aktivere Team und verdiente sich den Ausgleich auch vollauf.

Danach stellte Ogris, wie schon in Kapfenberg, halb durch den zweiten Spielabschnitt auf ein 4-2-3-1 um. Ramsebner ging neben Holland nach vorne, Meilinger und Royer (statt Holzhauser gekommen) besetzten die Flügel, De Paula (und danach Grünwald) die Zehn. Die Mittelfeld-Außen der Austria spielten nun näher an der Grundlinie und halfen so Salamon und Koch, im Zentrum gab’s personellen Gleichstand.

An der Spielcharakteristik – Grödig aktiver, Austria staubig – änderte sich nichts mehr, auch am Spieltand nicht.

Fazit: Mehr Stabilität, wenig Phantasie

Nach zwei Spielen gegen „Kleine“ ist nun einigermaßen erkennbar, was Ogris mit der Austria vor hat. Er lässt die Abwehrreihe deutlich tiefer stehen als Baumgartner, was vor allem gegen auf dem Papier schwächere Gegner zu deutlich weniger Gegentore führen soll und sicherlich auch führen wird. Die Kontrahenten müssen sich Torchancen tatsächlich bis zu einem gewissen Grad erarbeiten und bekommen nicht durch langsame Innenverteidiger (Sikov, Ortlechner) in einer hoch stehenden Abwehr riesige Räume geschenkt.

Dieser Schritt ist richtig und logisch, denn vor allem billige Gegentore kosteten der Austria unter Baumgartner jede Menge Punkte.

Im Spiel nach vorne hat die Austria unter Ogris jegliches Pressing eingestellt. Ballgewinne passieren hauptsächlich über Zweikämpfe, der Spielaufbau wird konsequent auf die Außenbahnen verlagert. Das Zentrum dient als Verteilungszentrale und Schutzschild, aber nicht als Mittel des unmittelbaren Angriffs. Das ist ein klares Konzept, recht simpel zwar, aber wenn man mitten unter der Saison ein ziemlich kaputt wirkendes Team übernimmt, eine nachvollziehbare Herangehensweise.

In den Europacup wird es so aber, zumindest über die Liga, sicherlich nicht gehen. Die Spielanlage der Austria unter Ogris ist eher auf Schadensbegrenzung ausgelegt als auf Jetzt-erst-Recht-Fußball. Mit den gleichzeitigen Siegen von Ried und Wolfsberg ist der Dampfer in Richtung Platz fünf (der ja für Europa reichen kann) mit acht Punkten Rückstand abgefahren.

In der Bundesliga hat es den Anschein, als wolle Ogris mit der Austria die Saison halbwegs seriös, ohne weitere Blamagen, aber auch ohne offen ausgelebtes Chaos zu Ende zu bringen. Ob’s am Ende auf Platz sechs oder sieben geht, ist auch schon egal.

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Alles anders, wenig besser: Austria verliert bei Ogris-Debüt https://ballverliebt.eu/2015/04/04/alles-anders-wenig-besser-austria-verliert-bei-ogris-debuet/ https://ballverliebt.eu/2015/04/04/alles-anders-wenig-besser-austria-verliert-bei-ogris-debuet/#comments Sat, 04 Apr 2015 19:34:03 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10939 Alles anders, wenig besser: Austria verliert bei Ogris-Debüt weiterlesen ]]> Andreas Ogris als Bundesliga-Trainer: Nach der Trennung von Gerald Baumgartner war es nun soweit. Beim Spiel in Salzburg krempelte der einstige Klassestürmer so gut wie alles: Personal, System, Spielanlage. Was dabei herauskam: Eine Austria, die viel Willen zeigte, aber sonst recht vorsintflutlich agierte. Naiv gegen Pressing, primitiv im ersten Pass, chaotisch in der Abwehr. Am Ende stand eine klar verdiente 1:3-Niederlage.

Salzburg - Austria 3:1 (2:1)
Salzburg – Austria 3:1 (2:1)

Schnell auffällig: Neo-Austria-Coach Andi Ogris stellte das Pressing-Spiel von Vorgänger Gerald Baumgartner weitgehend ein. Neben personellen Änderungen (Salamon, Ortlechner, De Paula und Frank statt Koch/Stryger, Stronati/Sikov, Grünwald und Zulechner) stellte er auch vom Baumgartner’schen 4-2-3-1 auf ein 4-1-4-1 um, zumindest in diesem Spiel.

Hohe Achter, „natürliche“ Flügel

Darin agierten die beiden Achter, Holzhauser und De Paula, auffällig hoch. Auf den Außenbahnen drehte Ogris Royer und Meilinger um – statt die beiden wie Baumgartner als „inverted wingers“, also Linksfuß rechts und Rechtsfuß links spielen zu lassen, stellte Ogris die beiden auf ihre „natürlichen“ Seiten. Sie arbeiteten sehr viel nach hinten und standen oft näher an der eigenen Grundlinie als Holzhauser und De Paula in der Mitte. So wurde das Spiel der Salzburger – ansonsten ja gerne durch die Mitte aufgezogen – auf die Flanken gelenkt.

Das Pech nur: Dort fühlten sich die Salzburger ungewohnt wohl, vor allem über die Seite von Thomas Salamon. Er hatte Minamino überhaupt nicht im Griff, über seine Seite fiel auch das Salzburger 1:0 nach 18 Sekunden. Der aktive Benno Schmitz unterstützte Minamino zudem, immer wieder gelangen die Salzburger hinter Salamon in den Rücken der Abwehr.

Kein Plan gegen Salzburgs Pressing

Salzburg zeigte sich fast wie in alten Zeiten mit extrem aggressivem Gegenpressing, bei dem die Austria-Innenverteidiger immer von zumindest einem Salzburger angegangen wurden. Wegen des ob der hohen Achter nur mit Holland spärlich besetzten Zentrums musste der Ball auf die Außenbahn gespielt werden. Dort stürmen drei bis vier Salzburger auf Salamon bzw. Suttner zu. Zudem war es den Salzburgern so ein leichtes, im Strafraum Überzahl herzustellen und Chaos zu stiften.

Gerade auf den Außen gab es für den angelaufenen Austrianer außerdem keine Option im Zentrum, weil die Achter zu weit weg standen und die Außenspieler sofort lang gingen um auf Anspiele zu lauern. Kaum einmal war der Ball lange bei der Austria. Nach neun Monaten unter Baumgartner, der vor allem aggressives Anlaufen als Spielmaxime hatte, agierten die Austrianer, als wären sie noch nie mit Pressing konfrontiert gewesen:

Anstatt den angepressten Spieler zu unterstützen, wurde der arme Teufel aktiv im Stich gelassen.

„Spielaufbau“ verdient die Bezeichnung kaum

Was nicht heißt, dass die Austria keine Chancen gehabt hätte. Vor allem die vertikale Staffelung im Salzburger Zentrum, wo Ramalho relativ tief auf der Sechs spielte (die Rolle, die er in Lieferings Aufstiegssaison gespielt hat) und Naby Keita sehr viel höher und offensiver, eröffnete der Austria die Halbräume, in denen sich Holzhauser und De Paula auch positionierten.

Wenn es also gelang, die erste Salzburger Welle zu umspielen, waren durchaus Räume offen, durch die die Austria zügig vor das Salzburger Tor zu kommen. So kamen die Wiener in der 6. Minute auch zum zwischenzeitlichen Ausgleich. In der zweiten Hälfte, als die Aggressivität der Salzburger nachließ, wurden auch die Angriffe der Austria etwas konkreter.

In der Regel – vor allem in der ersten Hälfte – gab es aber bei der Austria keinen Spielaufbau, der dieses Wort auch nur im weitesten Sinne rechtfertigen wurde. So gut wie jeder Ball wurde, wenn er nicht Opfer einer Salzburger Pressingfalle wurde, blind nach vorne gedroschen. Die Anzahl der 20-Meter-plus-Pässe, die die Austria ins Angriffsdrittel spielte, die auch ankamen, geht stramm gegen Null.

Fazit: Anders – aber nicht besser

Was man der Austria nicht vorwerfen kann: Dass sie zu irgendeinem Zeitpunkt aufgesteckt hätte, bis zum Schlusspfiff versuchte man stets, zumindest noch das 2:3 zu erzielen. Und man muss noch abwarten, wie sich die Mannschaft unter Ogris präsentiert, wenn es nicht gerade gegen Salzburg geht und man selbst das Spiel gestalten muss.

Was man über dieses Spiel aber sagen kann ist, dass der Mannschaft der Spielkultur weitgehend beraubt zu worden sein schien. Blindes Bälledreschen über 50 Meter in die grobe Richtung des bemitleidenswerten Alexander Frank in der Spitze. Es gab nicht den geringsten Plan, wie man mit dem Salzburger Pressing umgehen sollte. Und die Wechsel von Ogris waren zutiefst unispiriert: Statt Holzhauser und De Paula kamen Mader und Grünwald, beide übernahmen die Positionen direkt – da gab’s kein Stellen einer tiefer stehenden Anspiel-Alternative. Erst nach dem 1:3 kam mit Zulechner eine zweite, gelernte Spitze.

Und dass die beiden Achter auch gegen den Ball zu wenig konsequent die Reihen schlossen, machte Salzburg das Leben nicht schwieriger – ein nicht vorhandenes Umschaltspiel von Offensive auf Defensive gab es auch unter Baumgartner nicht, mit dem Unterschied, dass da die Abwehrreihe viel höher stand als in diesem Spiel unter Ogris. Dennoch kam Salzburg zu vielen Chancen. Umso erstaunlicher ist es, dass Salzburg dennoch jede Menge Chancen des Gegners zuließ.

Der Rückstand auf Platz fünf und die damit verbundene wahrscheinliche Europacup-Qualifikation beträgt zwar nach dem 1:4 des WAC bei Rapid immer noch „nur“ sechs Punkte. Aber wie diese Austria das aufholen will, bleibt ein Rätsel.

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Ballverliebt Classics – 25 Jahre DDR-Mauerfall: Die Wende, das Ende https://ballverliebt.eu/2014/11/12/die-wende-das-ende-ddr-mauerfall/ https://ballverliebt.eu/2014/11/12/die-wende-das-ende-ddr-mauerfall/#comments Wed, 12 Nov 2014 01:47:49 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10639 Ballverliebt Classics – 25 Jahre DDR-Mauerfall: Die Wende, das Ende weiterlesen ]]> Nach 78 Minuten wurde Matthias Sammer ausgewechselt. Enttäuscht vom aussichtslosen Spielstand von 0:3 ließ er sich auf einer Erste-Hilfe-Box nieder. Innerhalb von Sekunden saß ein Mann mit Fotographen-Leibchen neben ihm. „Sach ma, willste nich zu Bayer Leverkusen kommen?“ Es war kein Fotograph, sondern ein als solcher getarnter Scout des Bundesligisten, eingeschleust von Bayer-Manager Reiner Calmund. Alle anderen Beobachter der westdeutschen Vereine saßen derweil auf der Tribüne und waren damit schon im Hintertreffen.

Diese Szene, die Calmund und Sammer kürzlich in einer Sky-Doku bestätigten, zeigt nur, unter welch ungewöhnlichen Umständen das letzte Qualifikation-Spiel der DDR zur WM 1990 im Wiener Prater ablief, sechs Tage, nachdem die Mauer gefallen war. Das 0:3 sollte das letzte Pflichtspiel der Verbandsgeschichte werden. Es ist 25 Jahre her.

Österreich - DDR 3:0 (2:0)
Österreich – DDR 3:0 (2:0)

Dass die Auswahl der DDR eine echte Erfolgsgeschichte war, könnte man – dem Olympiasieg von 1976 zum Trotz – nicht behaupten. Außerhalb der SED-Diktatur war das Team eigentlich allen ziemlich egal und im Land des „real existierenden Sozialismus“ musste das Team schon alleine aus Propaganda-Zwecken so viel Staatsnähe wie möglich demonstrieren. Genau das ließ die Popularität aber sinken. Die DFV-Elf war für die eigenen Fans ein Symbol jenes Staates, der Menschen erschoss, die raus wollten.

Im Mai 1989, als sich die Bevölkerung immer mehr gegen Honecker und Co. aufzulehnen begann, blieben im Leipziger Zentralstadion drei Viertel der Zuschauerplätze beim 1:1 gegen Österreich leer. Und das hatte eben nicht vordergründig damit zu tun, dass die Mannen von Trainer Manfred Zapf fünf der letzten sechs Spiele nicht gewonnen hatte und damit die Chance auf eine WM-Teilnahme fast schon verspielt war.

Auferstanden aus Ruinen…

Schon zu ihren Klubs-Teams hatten die Ostdeutschen zuweilen ein eher ambivalentes Verhältnis, schließlich waren das zumeist keine Vereine im eigentlich Sinn, sondern Betriebssport-Gemeinschaften. Dynamo-Teams waren dem Ministerium für Staatssicherheit unterstellt, Lokomotive der Eisenbahn, Vorwärts dem Militär, usw. – und selbst die zehn „Fußballclub“ (darunter etwa RW Erfurt und der FC Magdeburg) unterstanden staatlicher Lenkung.

WM-Vorrunde 1974: BRD-DDR 0:1 (0:0)
WM-Vorrunde ’74: BRD-DDR 0:1

Wirklich schwer fiel es den Fans aber, Wärme zu ihrem Nationalteam aufzubauen. Einerseits freute man sich zwar, den westlichen Nachbarn im einzigen Aufeinandertreffen bei der WM 1974 mit 1:0 besiegt zu haben. Andererseits aber bildete sich schnell Neid gegenüber den Spielern, denen plötzlich Privilegien nachgesagt wurden, die dem Normalmenschen schon qua System nie zugänglich waren. Siegtorschütze Jürgen Sparwasser etwa sollte sich ob der vielen Anfeindungen bald wünschen, das Tor nie geschossen zu haben.

Aber in der Folge trieb eben auch der ausbleibende Erfolg die Fans nicht gerade in die Arme der Nationalmannschaft. WM- und EM-Endrunden wurden in schöner Regelmäßigkeit verpasst. Anders sah es auch im Herbst 1988 nicht aus, als es nach einem 2:0-Pflichheimsieg gegen Island eine 1:3-Schlappe in der Türkei gab und Teamchef Bernd Stange, ein strammer Sozialist und Stasi-Helfer, gehen musste. Statt ihm kam Manfred Zapf, ebenso strammer Sozialist, aber ein nicht annähernd so guter Trainer.

…und der Zukunft zugewandt…

DDR - Österreich 1:1 (0:1)
DDR – Österreich 1:1 (0:1)

Unter ihm gab’s ein 0:2 daheim gegen die Türken und ein 0:3 in Kiew gegen die UdSSR. Vor einem spärlichen und weitgehend apathischen Publikum in Leipzig geriet man dann auch gegen Österreich früh durch ein Polster-Tor in Rückstand und blieb trotz eines erschreckend blutleeren Auftritts nur deshalb am Leben, weil sich das ÖFB-Team früh auf Verwalten verlegte. Fünf Minuten vor Schluss besorgte ein Glücksschuss von Ulf Kirsten aus der Drehung nach einem Einwurf das 1:1.

Dennoch: Mit einer Bilanz von einem Sieg und einem Remis, dafür drei Niederlagen (darunter beide Spiele gegen Topf-5-Team Türkei) schien die WM-Qualifikation in weite Ferne gerückt. Zapf wurde entlassen und Eduard Geyer sollte retten, was zu retten war. Er hatte als Dresden-Coach gerade die Serie von zehn Titeln in Folge von Stasi-Boss Mielkes Lieblingsklub BFC Dynamo gebrochen und fügte sich mit einem 3:0 in Island ein, ehe gegen EM-Finalist Sowjetunion durch Tore von Andreas Thom (81.) und Matthias Sammer (83.) aus einem 0:1-Rückstand ein 2:1-Sieg wurde. Angesichts der 0:3-Ohrfeige, die sich Österreich in der Türkei abholte, hatte man vorm letzten Spiel in Wien plötzlich alles in eigener Hand.

Ehe der 9. November 1989 kam.

…lasst uns dir zum Guten dienen: Deutschland, einig Vaterland…

SED-Politbüro-Mitglied Günther Schabowski sollte an diesem Donnerstag Nachmittag – fünf Tage, nachdem über eine Million Menschen am Alexanderplatz gegen das Regime demonstriert hatte – der Presse verkünden: Man darf man ohne besonderen Anlass ausreisen. Und zwar ab dem nächsten Tag, dem 10. November. Diese letzte, nicht ganz unwichtige Passage, hatte Schabowski überlesen. So stotterte auf die Frage, ab wann denn der Passus in Kraft tritt etwas unbeholfen: „Das tritt… nach meiner Kenntnis… ist das sofort, unverzüglich!“

Prompt stürmten die Ostberliner die Mauer und überranten sie. Das Symbol der Teilung hatte seine Wirkung verloren.

Das DDR-Team befand sich zu diesem Zeitpunkt im Trainingslager vor dem Österreich-Match und allen war klar: Das kann für die eigene Karriere ebenso eine Wende sein. Genauso wie die Klubs in der Bundesliga sofort ihre Augen auf das Reservoir an DDR-Spielern warf. Vor allem Stratege Matthias Sammer (22) und Vollstrecker Ulf Kirsten (23) von Meister Dynamo Dresden und das Sturmduo von BFC Dynamo mit Andreas Thom (24) und Thomas Doll (23) standen auf den Wunschlisten ganz weit oben, auch dem 21-jährigen Mittelfeld-Motor Rico Steinmann aus Karl-Marx-Stadt (nach der Wende wieder Chemnitz) wurde Bundesliga-Potenzial beschieden.

Man bereitete sich auf das Match vor. „Aber wir hatten überhaupt keinen Fokus auf dieses Spiel“, gestand Sammer später.

gruppe 3

Der Gruppensieger und der Zweite qualifizierten sich für die WM in Italien, parallel zum Spiel Österreich-DDR empfing die Sowjetunion die Türkei. Bei einem Punktverlust der Türken war die Tür für die Konkurrenten weit offen. Weil sich aber auch die UdSSR-Kicker nicht sicher sein konnten, womöglich bei einem hohen Sieg der um Aufmerksamkeit im Westen suchenden DDR-Spieler gar noch auf Rang drei zu fallen, war auch bei Michailitschenko und Co. Vorsicht angesagt.

Bei Österreich fehlten vom Stammpersonal Kurt Russ – der rechte Flügelspieler war gesperrt – sowie Libero Heribert Weber und Spielmacher Andi Herzog. Die beiden waren gerade von einem Virus genesen, Teamchef Hickersberger traute ihnen nicht die vollen 90 Minuten zu. Vor allem, weil Österreich gewinnen MUSSTE und entsprechend Vollgas gefordert war. Herzog setzte sich ohne zu Murren auf die Bank, Weber mockte. Das letzte Riss im Tischtuch zwischen Hickersberger und seinem Kapitän. Weber fühlte sich schon länger respektlos behandelt, Hickersberger fand, dass sich Weber zu viel herausnahm.

…alte Not gilt es zu zwingen, und wir zwingen sie vereint…

Österreich - DDR 3:0 (2:0)
Österreich – DDR 3:0 (2:0)

In schnelle Not gerieten aber die Ostdeutschen in Wien. Nach einer halben Minute wurde Döschner zum ersten Rückpass zu Goalie Heyne gezwungen, nach einer Minute feuerte der zum Kapitän aufgerückte Zsak einen Weitschuss ab, und nach anderthalb Minuten versetzte Polster erstmals seinen Bewacher Lindner und schoss zum 1:0 ein.

Die fehlende Schärfe beim DDR-Team wurde schnell deutlich und noch verstärkt durch das extrem aggressive Auftreten des österreichischen Teams. Mit der unverhofften WM-Chance nach einer doch recht mäßigen Qualifikation vor Augen, war keine Spur mehr von der Lethargie vom 0:0 in Island zu sehen, von der Selbstzufriedenheit beim 1:1 in Leipzig, von der Verkrampftheit des mühsamen 2:1 über Island in Salzburg oder der kopflosen Aufgescheuchtheit vom 0:3 in Istanbul.

Weil Kirsten und Thom bei den Manndeckern Pfeffer und Pecl abgemeldet waren, war das kreative DDR-Duo Sammer/Steinmann gezwungen, die Bälle länger zu halten, um Optionen zu checken – dabei wurden sie von Zsak und Keglevits aber stets extrem schnell unter Druck gesetzt. Die deutschen Flügelspieler Kreer und Döschner kamen ebenso kaum zum Zug, vor allem der Admiraner Peter Artner degradierte den routinierten Döschner zum Statisten.

Nach den so provozierten Ballverlusten im Mittelfeld schaltete Österreich immer schnell um, suchte den bemühten Linzmaier oder vor allem den extrem schnellen Andi Ogris und natürlich Toni Polster. Der war in der WM-Quali zum Feinbild der Fans geworden, weil er zwar für Sevilla in der Primera Division Tore am Fließband erzielte, im Team aber oft einen lustlosen Eindruck machte. Der aber auch dadurch entstanden war, dass Österreich oft sehr vorsichtig und destruktiv auftrat, Stramraum-Stürmer Polster seine Stärken somit selten ausspielen konnte.

…denn es muss uns doch gelingen…

Die DDR konnte sich aus der Umklammerung kaum befreien, weil Österreich im Mittelfeld nach der Führung nichts an Konsequenz nachließ, anders als die defensive Ordnung bei den Deutschen. Das nützte nach 21 Minuten Christian Keglevits (der Offensiv-Allrounder wurde als Kampfschwein ins defensive Mittelfeld gestellt) durchbrach und einen Lufthauch von DDR-Libero Stahmann spürte. Keglevits ging zu Boden. Eine Schwalbe, aber der 40-jährige Pole Pjotr Werner, der das Spiel leitete, fiel darauf herein. Toni Polster verwandelte den Elfmeter sicher zum 2:0.

Die letzte Chance, ins Spiel zurückzukommen, bot sich den Gästen wenige Minuten später. Ernst Aigner, der auf der Libero-Position statt Heribert Weber spielte, legte an der Strafraumgrenze Andreas Thom, Referee Werner deutete erneut auf den Punkt und Rico Steinmann legte sich den Ball zurecht. Er lief an, zielte in die aus seiner Sicht linke Ecke.

Und Klaus Lindenberger klärte den Ball am Pfosten vorbei.

…dass die Sonne schön wie nie…

„Diese ganzen Ereignisse in unserem Land sind nicht spurlos an der Mannschaft vorbeigegangen. Es wurde viel diskutiert über Verträge, über Transfers, über eventuell Profifußball…“ DDR-Teamchef Geyer beklagte sich zwar auch über den geschenkten Elfmeter zum 0:2, aber er wusste auch, dass der Referee aus Polen nicht die Schuld daran trug, dass das Spiel schon in der ersten halben Stunde komplett den Bach runter gegangen war, während die Zukunft einiger seiner talentierteren Spieler in einem sehr hellen Licht sein sollte.

Für die meisten der Spieler, die an diesem 15. November 1989 in Wien das DDR-Trikot trugen, erfüllten sich diese Hoffnungen aber nicht. Das Team hatte ein Durchschnitts-Alter von 27,7 Jahren und von den Objekte der West-Begierde (Sammer, Kirsten, Thom, Doll und Steinmann) hatte noch keiner den 25. Geburtstag hinter sich. Die Routiniers, die fünf Ü-30-Kicker, blieben auf der Strecke.

Atze Döschner, der von Artner entnervt noch vor der Pause ausgewechselt wurde, spielte noch ein Jahr bei Fortuna Köln in der 2. Liga, ehe eine Knieverletzung seine Karriere 1991 beendete. Manndecker Lindner, den Polster wie einen Schulbuben aussehen ließ, spielte mit Leipzig noch ein Jahr Bundesliga, in der er (neben Libero Dieter Hecking) sportliche Prügel bezog. Keeper Heyne war noch drei Jahre die Nummer zwei in Mönchengladbach. Jörg Stübner brachte es auf fünf Bundesliga-Einsätze für Dresden. Libero Stahmann blieb Magdeburg treu und ging mit dem Klub in die Bedeutungslosigkeit des Amateur-Fußballs. Kapitän Kreer beendete seine Karriere nach einem Zweitliga-Jahr mit Leipzig.

Lediglich Manndecker Schößler (vier Jahre Stamm in Dresden) und Joker Uwe Weidemann (lange Jahre unverzichtbar beim MSV Duisburg) brachten es noch auf respektable Bundesliga-Karrieren.

…über Deutschland scheint…

Zweite Hälfte
Zweite Hälfte

Geyer brachte beim Spiel in Wien schon vor der Pause Thomas Doll statt Döschner, als die 51.000 Österreicher im Praterstadion die elf Spieler und die 4.000 mitgereisten Fans des DDR-Teams schon mit „Auf Wiedersehen“-Rufen bedachten.

Doll kam in der Folge über die rechte Angrifsseite (Kreer wechselte nach links), seine Wirkung blieb aber überschaubar. Was vor allem an der Hektik lag, mit der sein Team nach dem Seitenwechsel spielte. Viel zu überhastet gespielt versandeten die meisten Angriffe schon früh, während die Österreicher bemüht waren, das Tempo etwas herauszunehmen und vereinzelte Nadelstiche zu setzen. Wie in der 56. Minute, als Polster alleine auf Heyne zulief und dieser noch retten konnte.

Und wie fünf Minuten später, als Keglevits einen schnellen Konter in den Rücken des aufgerückten DDR-Mittelfelds anzog, Ogris vor Polster kreuzte und Keglevits den Ball zu Polster chipte. Dieser konnte die Kugel in aller Ruhe annehmen, narrte einmal mehr Lindner und sein platzierter Schuss landete zum 3:0 im Tor. Die endgültige Entscheidung in diesem Spiel, in dem zehn Minuten später Ronald Kreer nach einer Tätlichkeit an Ogris Rot sah. Die Verzweiflung und die Enttäuschung war ihm in den beinahe zwei Minuten, die er für seinen Abgang brauchte, anzusehen.

Die Augen der österreichischen Beobachter hatten sich da aber schon längst nach Simferopol gerichtet, wo sich die UdSSR gegen die Türkei schwer tat, Keeper Dassajev einmal sogar in höchster Not retten hatte müssen.

Beinahe süß, wie ORF-Kommentator Kuhn und der neben ihm auf der Tribüne sitzende Sigi Bergmann gut hörbar über das offene Mikro debattieren, ob es denn nun tatsächlich stimmte, dass die Sowjets das erlösende 1:0 schossen. Richtig putzig sogar, wie nach der Bestätigung Kuhn erklärt: „Regisseur Lucky Schmidleitner sagt, ich solle mich nicht so aufregen. Schließlich kann es ja immer noch sein, dass die Türkei das Spiel noch dreht!“

Sie drehten es nicht mehr, im Gegenteil. Die UdSSR gewann 2:0 und blieb Erster, Österreich siegte mit 3:0 und hüpfte von Platz vier auf Rang zwei und hatte sich für die WM-Endrunde qualifiziert.

…über Deutschland scheint!

Kaum eine Woche nach dem 0:3 in Wien hatte Leverkusen-Manager Calmund bereits Andreas Thom geködert, drei Wochen später war der erste reguläre Transfer nach der Wende von Ost nach West in Sack und Tüten. Bayer war sich wenig später auch mit Sammer und Kirsten einig, ehe die BRD-Regierung intervenierte und mahnte, es sollte nicht nur ein Klub, noch dazu unterstützt von einem Riesen-Werk wie Bayer, alle guten DDR-Kicker abgreifen. So kam im Sommer 1990 „nur“ Kirsten, Sammer ging zu Stuttgart.

Noch fünf weitere DDR-Spieler wechselten vor der Saison 90/91 in die Bundesliga (Rohde, Milde, Hain, Ernst und Binke), sieben in die 2. Liga. Für die Qualifikation zur EM 1992 wurden im Februar die BRD und die DDR in die selbe Gruppe gelost, obwohl die Wiedervereinigung Deutschlands längst nur noch eine Frage der Zeit war. Das erste geplante Quali-Spiel gegen Belgien fand noch als Freundschaftsspiel statt, die DDR siegte durch zwei Sammer-Tore mit 2:0.

Exakt drei Wochen später, am 3. Oktober 1990, hörte die DDR zu existieren auf. Die Wende in Deutschland war das Ende für die ungeliebte DFV-Auswahl. Am 19. Dezember 1990 debütierten Matthias Sammer und Andreas Thom für die gesamtdeutsche Nationalmannschaft. Beim 4:0 über die Schweiz erzielte Thom das 3:0.

Wenn wir brüderlich uns einen…

Die von Franz Beckenbauer nach dem WM-Titel 1990 angekündigte jahrzehntelange Unschlagbarkeit des geeinten Deutschland blieb zwar aus. Aber immerhin drei in der DDR geborene Spieler wurde 1996 Europameister (Sammer, Freund und René Schneider), sieben waren 2002 im Kader, der das WM-Finale erreichte (Ballack, Jeremies, Bernd Schneider, Jancker, Böhme, Linke und Rehmer). Von der guten und straff organisierten Jugendarbeit der DDR profitierte Deutschland.

DDR 2014Doch mit dem Niedergang der Ost-Klubs schwand auch die Zahl der guten Ost-Kicker. Mit Toni Kroos wurde nur ein einziger 2014er-Weltmeister im Gebiet der ehemaligen DDR geboren, und möchte man ein aktuelles Team von Spielern aus den neuen Bundesländern zusammen stellen, bekommt man mit den bei den 18 Bundesligisten unter Vertrag stehenden Akteuren nicht mal eines zusammen.

Dass kaum ein Klub aus der DDR den Umstieg in den Kapitalismus raus aus der geschützten Werkstätte des Systems geschafft hat, ohne zumindest einmal in einen Konkurs zu krachen, ist gut dokumentiert. Mit Union Berlin und Erzgebirge Aue (damals Wismut Aue) sind zwei Fahrstuhlklubs von damals aktuell in der 2. Liga, während sich die bestimmenden Klubs von einst – BFC Dynamo, Dresden, Magdeburg, Chemnitz, Jena, Cottbus am Ende auch der letzte Meister Rostock – auf die dritte und vierte Liga verteilen. Der aktuell und auf Sicht beste Klub am ehemaligen Staatsgebiet der DDR ist RB Leipzig.

Den gab’s zu DDR-Zeiten noch nicht.

…lasst das Licht des Friedens scheinen

Der Umsturz in der DDR war der plakativste, aber nicht der einzige im Jahr 1989 und zwei Jahre später schaffte sich dann auch die UdSSR ab. Vorbei waren damit die Zeiten, in denen WM- und EM-Qualis schön übersichtlich waren, man zum Teil mit hübschen, kleinen Vierergruppen sein Auslangen fand.

wm quali 1990

Denn mit der Wiedervereinigung fiel zwar ein Land weg, dafür zersplitterte die UdSSR und mittlerweile nehmen elf ehemalige Sowjet-Republiken an UEFA-Qualifikationen teil, aus der Tschechoslowakei wurden 1993 zwei Staaten und aus dem einen jugoslawischen Team sind bis heute sechs Nationalmannschaften geworden. Während die Gesamtzahl an europäischen Teilnehmern pro WM in etwa gleich geblieben ist.


ÖFB-Teamchef Hickersberger war im Triumph nüchtern, sagte, man habe die Qualifikation auch dem Glück zu verdanken, eine ausgeglichene (was er nicht sagte: ausgeglichen schwachen) Gruppe erwischt zu haben, in der sich die Teams fleißig gegenseitig die Punkte wegnahmen. „Wir hatten jetzt Erfolg, aber von echter Klasse sind wir noch weit entfernt“, gab Hickersberger zu Protokoll. Das junge Team – Durchschnittsalter nur 25,4 Jahre – schied in Italien nach 0:1-Niederlagen gegen Italien und die Tschechoslowakei sowie einem 2:1-Sieg über die USA als Gruppendritter nach der Vorrunde aus. Elf Monate nach dem Triumph über die DDR passierte Landskrona.

Und von den elf Versuchen seither, sich auf sportlichem Weg für WM- oder EM-Endrunden zu qualifizieren, scheiterten zehn.

Das Personal

Akteure von Österreich: Klaus Lindenberger (32 Jahre, FC Tirol, bis dahin 31 Länderspiele); Ernst Aigner (23, Austria, 2); Robert Pecl (24, Rapid, 13), Toni Pfeffer (24, Austria, 17); Peter Artner (24, Admira, 15), Christian Keglevits (28, Rapid, 10), Manfred Zsak (24, Austria, 24, Kapitän), Alfred Hörtnagl (24, FC Tirol, 5); Manfred Linzmaier (27, FC Tirol, 14); Andi Ogris (25, Austria, 22), Toni Polster (25, Sevilla, 31). Eingewechselt: Andi Herzog (21, Rapid, 12), Heimo Pfeifenberger (22, Rapid, 1). Teamchef: Josef Hickersberger (41, seit knapp zwei Jahren).

Akteure der DDR: Dirk Heyne (32 Jahre, FC Magdeburg, bis dahin 5 Länderspiele); Dirk Stahmann (31, FC Magdeburg, 44); Detlef Schößler (26, Dynamo Dredsen, 16), Matthias Lindner (33, Lok Leipzig, 20); Ronald Kreer (29, Lok Leipzig, 64, Kapitän), Jörg Stübner (33, Dynamo Dresden, 43), Matthias Sammer (22, Dynamo Dresden, 17), Rico Steinmann (21, FC Karl-Marx-Stadt, 17), Matthias Döschner (31, Dynamo Dresden, 39); Ulf Kirsten (23, Dynamo Dresden, 43), Andreas Thom (24, BFC Dynamo, 49). Eingewechselt: Thomas Doll (23, BFC Dynamo, 24), Uwe Weidemann (26, Rot-Weiß Erfurt, 9). Teamchef: Eduard Geyer (45, seit drei Monaten).

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Austria Wien: Ein würdiges Fußballfest zum 100er https://ballverliebt.eu/2011/06/18/austria-wien-ein-wurdiges-fusballfest-zum-100er/ https://ballverliebt.eu/2011/06/18/austria-wien-ein-wurdiges-fusballfest-zum-100er/#comments Fri, 17 Jun 2011 22:46:24 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5003 Austria Wien: Ein würdiges Fußballfest zum 100er weiterlesen ]]> Die Wiener Austria lud Freitagabend zum 100-Jahre-Jubiläumsspiel. Statt einem Großklub gastierte die Luis-Figo-Foundation, die ehemalige Weltstars wie Cafu, Hagi oder Ronaldo mit nach Wien brachte. Auch Luis Figo selbst streifte sich gleich mehrmals das weiße Dress des Auswärtsteams über.  Die Besucher in der Generali-Arena sahen ein unterhaltsames Spiel, das vom Heimteam durchaus Ernst genommen worden war und in dem auch die violetten Legenden mit ganzem Einsatz zu Werke gingen. Ein Spielbericht.

Figos Truppe startet mit Elan
Die Weltauswahl begann motiviert und vermochte die Veilchen – bei denen unter anderem die Neuzugänge Rogulj, Patrick Grünwald und Alexander Grünwald starteten – in den ersten Minuten in die Defensive zu drängen. Mit einem abgefälschten Flachschuss eröffnete denn auch Dejan Stankovic den Torreigen in Minute 7. Entgegen des Spielverlaufs stellte die Austria jedoch umgehend auf 1:1 (Margreitter nach Ecke per Kopf, 9′).

Die Allstars-Defensive patzt
Danach herrschte 20 Minuten Torflaute, das Spiel ebbte ein wenig ab. Die Weltauswahl von Luis Figo verlegte sich darauf, hinten dicht und vielzählig zu stehen, und der Austria damit das Leben schwer zu machen. Im Gegenzug blieben die Gäste nach vorne aber harmlos. Nach dem Tausch von fünf Spielern bei der Figo-Elf (28′) wandelte sich das Spiel drastisch zu Gunsten der Austria. Kurz nach einem Freistoß von van Hooijdonk, der die Allstars beinahe wieder in Führung brachte und aus 30 Metern die Stange traf, schloss Nasser Barazite die Gegenoffensive dank eines Defensivpatzers zum 2:1 ab (33′). Zwei Chancen später profitierte Tomas Jun von einem Blackout des portugiesischen Goalies Vitor Baia (3:1 per Kopf, 39′). Insbesondere über Liendl drückten die Veilchen auf das 4:1, das aber vor der Pause nicht fallen sollte. Der eingewechselte Ronaldo lieferte dem Publikum ein paar technische Gustostückerl, ehe er nach dem Halbzeitpfiff abreiste.

Tadic und „Roligol“ legen nach
Mit einem etwas glücklichen Tor eröffnete die Austria die zweite Spielhälfte: Eine scharfe Flanke von Dario Tadic wurde für Baia unhaltbar ins kurze Eck abgefälscht (48′). Die in der Pause komplett erneuerte Gastgeber-Truppe setzte ihren wesentlich älteren Gegnern infolge via Pressing und aggressive (doch stets fairem)  Zweikampfspiel im Mittelfeld schwer zu. Dies gipfelte im vorentscheidenden 5:1 von Roland Linz, der nach schönem Lupfer von Tadic den Ball an Baia vorbeispitzeln konnte (56′).

Der „Traumsturm“ startet gut
Nun begannen die Allstars (mittlerweile wieder mit frischen Kräften und Taffarel im Tor) sich aufzubäumen: Elber und Hagi (nach Ecke) stellten Veilchen-Keeper Heinz Lindner auf die Probe. Der bewährte sich. Trotzdem setzte die Austria ihre schnelle Torfolge fort. Nach einem flotten Doppelpass enteilte Junuzovic seinem Bewacher um einen halben Meter und brachte den Ball flach am starken Taffarel vorbei (6:1, 61′). In der selben Minute kam mit Toni Polster die erste Austria-Legende für Tadic aufs Feld. Für Roland Linz ging damit sein Wunsch in Erfüllung, einmal mit der Austro-Legende im Offensivduett spielen zu dürfen.

Das generationenübergreifende Stürmerpaar harmonierte schnell. Der Oldie servierte seinem jungen Kollegen mehrmals Bälle in den Strafraum, Linz vermochte daraus aber keinen Torerfolg zu machen. Während der einstige Veteran aus der deutschen Bundesliga immer mehr aufdrehte, wurde Linz im weiteren Verlauf etwas blasser.

Allstars beweisen Moral

Obwohl uneinholbar im Rückstand, war der Willen der Figo-Mannschaft nicht gebrochen. In großzügiger Manier entschied Busacca nach einem Duell zwischen Pauleta und Lindner auf Elfmeter zu Gunsten der Gäste und des Publikums. Figo vollstreckte routiniert (6:2, 66′).

Polster ließ nur einige Sekunden später seine Ambitionen auf einen Torerfolg aufblitzen und setzte den Ball aus 20 Metern an die Latte. Trotz des Intermezzos legte Figo nach raffiniertem Zusammenspiel mit Pauleta nach und vollendete sein Doppelpack (69′). Die Austria reagierte mit der von den Fans längst geforderten Einwechslung von „Schneckerl“ Prohaska.

Das Spiel bog nun in eine Schlußphase, für die das Wort „Fußballfest“ durchaus angemessen war. Reihenweise Großchancen auf beiden Seiten, inklusive Stangen- und Lattenschüsse, ließen das fröhliche Publikum in der Generali-Arena fast außer Atem kommen. Besonders bemüht zeigten sich bei den Legenden Toni Polster und Herbert Prohaska. Letzterer fühlte sich in seiner Rolle als Ballverteiler im Standfußball-Modus sichtlich wohl. Von Champions-League-mäßiger Hochwertigkeit war das Geschehen am Rasen freilich nicht, ob des hochmotivierten Auftritts der etwas später eingetauschten Legenden Ogris und Sara aber definitiv von großem Unterhaltungswert.

Toni darf es polstern lassen
Irgendwann nach dem Verstreichen der 90. Minute einigten die Gastgeber sich mit Schiri Busacca anscheinend, dieses Spiel erst bei einem Torerfolg von Toni Polster zu beenden. Bevor ihm das gelang, verkürzte Dimas aber nach Ecke noch zum 6:4 (93′). Als die Figo-Auswahl schon sichtlich mit Notstrom lief, gelang dem ergrauten Wiener Lockenkopf sein ersehntes Tor. Baumgartlinger vollzog ein kleines Dribbling gen linke Strafraumseite und legte mit einem Ferserl ab. Polster nahm Maß und versenkte das Leder mit einem Flachschuss im rechten Eck (96′). Busacca beendete die fröhliche Partie.

Gelungenes Fußballfest
Ein Freundschaftsspiel-Spektakel fand so sein würdiges Ende, dass danach noch in einer kleinen Siegerehrung entsprechend zelebriert wurde. Spiel und Jubiläumsfeier brachten insgesamt eine sechsstellige Summe ein, die die Austria und die Luis Figo-Foundation karitativen Projekten spenden werden. Nach den unschönen Bildern des Rapid-Platzsturms hat man hier gesehen, dass es in Österreich auch anders gehen kann und muss – auch wenn es hier nicht um Punkte, sondern „nur“ um den guten Zweck und Unterhaltung ging.

Ich für meinen Teil wünsche mir derartige, positive Stimmung in jedem Bewerbsspiel in Österreich. Egal wieviel Erzrivalentum in einer Begegnung steckt. Ich bin erst zufrieden, wenn sich die Fans in diesem Land wieder über die Zuneigung zum eigenen Verein und nicht den Hass auf einen anderen definieren und der Bessere gewinnen darf, ohne sich vor dem Publikum fürchten zu müssen. (gp)

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