Neymar – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sat, 10 Dec 2022 23:06:43 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 WM 2022-Halbfinale: Ohne Neymar, Ronaldo und England (Podcast) https://ballverliebt.eu/2022/12/11/wm-2022-halbfinale-ohne-neymar-ronaldo-und-england-podcast/ https://ballverliebt.eu/2022/12/11/wm-2022-halbfinale-ohne-neymar-ronaldo-und-england-podcast/#respond Sat, 10 Dec 2022 23:06:42 +0000 Argentinien ringt die Niederlande nieder, Brasilien ringt Kroatien nicht nieder, Frankreich setzt sich gegen England durch und Portugal scheitert an Marokko. Ronaldos Tränen, Messis Genie und ein paar sehr fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen gibt es in diesem Podcast.

Und die Innenansicht aus Nordamerika. Unser Supporter Florian Ederer schaltet sich aus den USA zu und liefert Expertise über die Entwicklungen im ersten ausgeschiedenen Kontinentalverband: dem CONCACAF. Wie ist das Abschneiden von Mexiko, Kanada und der USA zu bewerten und erklären? Die tragen ja 2026 gemeinsam die nächste WM aus.

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Österreich testet gegen Brasilien Defensiv-Konzepte – erfolgreich, trotz 1:2 https://ballverliebt.eu/2014/11/18/oesterreich-testet-gegen-brasilien-defensiv-konzepte-erfolgreich-trotz-12/ https://ballverliebt.eu/2014/11/18/oesterreich-testet-gegen-brasilien-defensiv-konzepte-erfolgreich-trotz-12/#comments Tue, 18 Nov 2014 21:30:13 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10691 Österreich testet gegen Brasilien Defensiv-Konzepte – erfolgreich, trotz 1:2 weiterlesen ]]> Wie verteidige ich gegen einen wirklich starken Gegner – von vorne bis hinten? Unter diesem Motto stand recht offensichtlich das letzte Länderspiel des Jahres für das ÖFB-Team. Obwohl ein an sich irreguläres Tor nach einem Eckball und ein unhaltbarer Weitschuss für einen 2:1-Sieg der weitgehend lustlosen Brasilianer sorgten, war es aber ein guter Test. Vor allem mit Blick auf die schweren Quali-Auswärtsspiele im Jahr 2015.

Österreich - Brasilien 1:2 (0:0)
Österreich – Brasilien 1:2 (0:0)

Grundsätzlich agierten beide Teams mit einem sehr ähnlichen System: Sowohl Marcel Koller als auch Carlos Dunga setzten auf ein 4-4-1-1, in dem die hängende Spitze (Junuzovic bzw. Neymar) oftmals praktisch auf einer Höhe mit dem vordersten Mann agierte. Die Aufgaben der beiden waren aber völlig unterschiedlich ausgelegt.

Hohes Verteidigen

Wenn sich der Ball bei Brasiliens Abwehrkette befand, rückten Junuzovic und Okotie auf annähernd eine Höhe und isolierten damit Luiz Gustavo. Weil gleichzeitig Fernandinho im Deckungsschatten der beiden (als zwischen Juno/Okotie und der brasilianischen Abwehr) befand, wurde der Aufbau der Brasilianer auf die Flügel gelockt – weg vom Zentrum, weg von Neymar. Zudem wurden die Außenverteidiger Danilo und Filipe Luis oft recht schnell attackiert.

Wirklich aktiv die brasilianische Spieleröffnung liefen Junuzovic und Okotie aber nur sehr selten an, am Auffälligsten in der 29. Minute, als man Brasilien zwang, den Ball zu Goalie Diego Alves zurückzuspielen, der die Kugel dann nach vorne drosch.

Verteidigen im Zentrum

Einen Stock weiter hinten, also im Mittelfeld, hatte Österreich ebenfalls eine Strategie am Start, wie man den Gegner behindern kann. Weder Luiz Gustavo noch Fernandinho sind echte Spielgestalter von hinten heraus, darum mussten Brasilien Flügelspieler Oscar und Willian immer wieder recht weit einrücken, um im Mittelkreis bzw. dessen Nähe so etwas wie Kreativität zu etablieren.

Im Gegenzug aber schoben Österreichs Mittelfeld-Außen Harnik und Aranautovic ebenso Richtung Ball, also ins Zentrum, und stellten somit eine Überzahl in Ballnähe her und verengten den Raum für den brasilianischen Aufbau gezielt. Nur hin und wieder gelang es, mal einen Ball zu Neymar durchzustecken. In diesen Fällen war aber vor allem der wie schon gegen Russland überragend agierende Dragovic zur Stellen.

Verteidigen mit Spezial-Variante

Gegen Ende der ersten Hälfte packte Österreich eine ganz besondere Variante aus, um die Räume eng zu machen. Die Vierer-Abwehrkette schob dabei eng zusammen; die Mittelfeld-Außen Harnik und Arnautovic gaben die Wing-Backs, und – der Clou: Zlatko Junuzovic ließ sich auf die halbrechte Seite zurück fallen.

So stand Ilsanker als Sechser vor einer dicht massierten Abwehr, mit Junuzovic rechts und Kavlak links vor ihm in den Halbpositionen. So war der Strafraum von allen Seiten massiv abgedeckt und die Brasilianer kamen erst recht nicht durch.

Mit diesen verschiedenen Verteidungs-Formen der Österreicher, verbunden mit der generellen Bewegungs-Armut der Seleção, bremste die Angriffsbemühungen der Gäste enorm. Brasilien hatte zwar bei zwei Drittel Ballbesitz, konnte aber recht wenig damit anfangen.

Brasilien ohne Esprit

Der WM-Vierte erinnerte so ein wenig an den Auftritt von England im Happel-Stadion beim Test-0:0 im Herbst 2007: Frei nach dem Motto „Wir sind hier, weil der Verband das für eine gute Idee hielt, aber wirklich interessieren tut’s uns nicht“. Es fehlte die Bewegung, es fehlte der Esprit, es fehlte das Tempo, es fehlte komplett die Verve eines Ernstkampfes.

Erst in der zweiten Hälfte packten die Brasilianer auch mal ein paar Varianten aus, die es den Österreichern ein wenig schwerer machen sollten, das Spielgeschehen zu kontrollieren. Vor allem, wenn der Ball tief in der österreichischen Hälfte war, pressten dann die Gäste auf die Spieleröffnung. War die erste Pressing-Linie aber überspielt, also der Ball rund 10 bis 15 Meter vor der Mittellinie folgte der blitzartige Rückzug in die Grundformation und wurden Räume enggemacht statt Österreicher angegangen.

Firmino zentral, Neymar weicht aus

Als Roberto Firmino für den kaum am Spiel teilnehmenden Luiz Adriano kam, übernahm der Hoffenheimer vermehrt alleine das offensive-Zentrum, während Neymar immer mehr auf die Flügel auswich. Das zwang im Gegenzug Weimann (der für Junuzovic gekommen war), gegen Firmino sehr tief zu agieren – also kaum höher als Kavlak und Ilsanker. Aus dem österreichischen 4-4-1-1 wurde so ein 4-5-1, in dem nur Harnik vorne agierte – der für Okotie eingewechselte Sabitzer wechselte dafür auf rechts.

Keines der drei Tore hatte im Übrigen viel mit taktischen Varianten oder einstudierten Spielformen zu tun – David Luiz‘ Tor nach einem Eckball ebensowenig wie Oscars patschertes Foul an Weimann, das zum Elfmeter führte, und Firminos Weitschuss zum 2:1-Sieg.

Fazit: Verteidigungs-Formen gut testen können

Dass Brasilien mit ziemlich deutlich angezogener Handbremse agierte und der Sieg eher schmeichelhaft war – ein Remis hätte der Partie sicherlich eher entsprochen – ist vielleicht etwas ärgerlich, aber das ÖFB-Team konnte dennoch verschiedene Verteidigungs-Formen testen, die gegen wirklich starke Gegner – und womöglich auch in den schweren Quali-Auswärtsspielen in Stockholm, Podgorica und (vermutlich) Moskau – durchaus zur Anwendung kommen können.

Bis zu einem gewissen Grad wurde mit diesem Test gegen den fünffachen Weltmeister also ein Auswärtsspiel getestet, in dem man auf verschiedene Varianten reagieren muss und zwischen diesen hin- und herswitchen können muss. Das ist über weiter Strecken absolut gelungen. Daher kann man auch trotz des Resultats von einem durchaus gelungenen Testlauf sprechen.

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Die 10 teuersten Fußball-Transfers aller Zeiten https://ballverliebt.eu/2014/07/22/die-10-teuersten-fussball-transfers-aller-zeiten/ https://ballverliebt.eu/2014/07/22/die-10-teuersten-fussball-transfers-aller-zeiten/#comments Tue, 22 Jul 2014 14:14:21 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10451 Die 10 teuersten Fußball-Transfers aller Zeiten weiterlesen ]]> Der Sommer 2014 ist noch lange nicht vorbei, aber schon haben sich wieder zwei neue Transfers unter die Top 10 aller Zeiten geschoben. Hier die Liste der 10 teuersten Fußball-Transfers aller Zeiten.

10. Luis Figo

Der Rekord aus dem Jahr 2000 wird als nächster aus den Top 10 fliegen. Figo wechselte vom FC Barcelona direkt zum Erzrivalen Real Madrid. Die Königlichen ließen sich das gut 61 Mio. Euro kosten.

9. Edinson Cavani

Um sich den urugayischen Teamstürmer zu sichern, griff Paris Saint Germain tief in die Scheichkasse. Die 64 Millionen Euro, die PSG 2013 an den SSC Napoli überwies, sorgten aber ehrlich gesagt schon nicht einmal mehr für viele hochgezogene Augenbrauen.

8. Kaka

Vom AC Milan zu Real Madrid für 65 Mio. Euro (2009), das ist kein Bemmerl und war zu dieser Zeit der fünftteuerste Transfer. Aber vielleicht war das sogar günstig. Gerüchten zufolge hatte Manchester City einige Monate zuvor 130 Millionen für den Brasilianer geboten. So richtig ausgezazhlt hat sich der Deal für niemanden: Kaka war immer wieder verletzt, konnte sich deshalb selten zum Stammpersonal zählen.

7. Zlatan Ibrahimovic

2009 von Inter zu Barcelona für 69 Mio. Euro, nur um den großen Schweden nach einem Jahr im Clinch mit Pep Guardiola wieder abdampfen zu lassen. Barcelona ist da sicher nicht der glücklichste Transfer der Fußballgeschichte gelungen.

6. Zinedine Zidane

2001 der teuerste Transfer aller Zeiten waren die 71 Millionen Euro, die Real Madrid für den großen Franzosen an Juventus Turin hingeblätter hat. Zidane gewann in den fünf Jahren als wesentlicher Teil der „Galaktischen“ alles mit dem Verein und ist dort noch heute am Beginn seiner Trainerkarriere aktiv.

5. Luis Suarez

Ein Mann, der beißt, schimpft und auch zu so mancher Schwalbe neigt, muss schon verdammt gut sein, wenn Barcelona dem FC Liverpool dafür 75 Mio. Euro überweist. Und während der Uruguayer auch 2014 ein sehr umstrittener Mann ist, dass er wesentlich mehr als verdammt gut ist, stellt eigentlich niemand in Abrede.

4. James Rodriguez

Obwohl er schon 2013 für ca. 40 Millionen von Porto zu Monaco gewechselt ist, wurde der größte Teil der Weltöffentlichkeit erst 2014 bei der WM auf den Torschützenkönig James Rodriguez aufmerksam. Auch Real Madrid, dass geradeheraus 80 Millionen hingeblättert haben dürfte.

3. Neymar

Ursprünglich hieß es, Barcelona habe 2013 „nur“ 57 Millionen für den brasilianischen Superstar an den FC Santos überwiesen. Dann kam die spanische Justiz ins Spiel und man geht mittlerweile eher davon aus, dass der wohl einzige Spieler der Seleçao, der von der Schmach der letzten beiden WM-Spiele verletzungsbedingt nichts abbekommen hat, eher 86 Mio. Euro gekostet haben dürfte. Barcelonas Ex-Präsident bestreitet das derzeit noch vor den Behörden.

2. Cristiano Ronaldo

Man munkelte bösartig, es habe Cristiano Ronaldo traurig gemacht, als sein Verein Real Madrid ihn auf Platz 2 der teuersten Transfers verbannte. Aber die 94 Millionen Euro, die er 2009 als Manchester United-Spieler gekostet hat, waren damals natürlich jenseits von aller Vorstellungskraft.

1. Gareth Bale

Er wird nie bei einer WM oder EM glänzen und ob er 2013 die 100 Millionen wert war, daran spalteten sich die Meinungen. Fakt ist: Real Madrid hat sie an Tottenham Hotspur überwiesen.

Fehler und Änderungen vorbehalten. Hinweise werden in den Kommentaren gerne entgegengenommen.

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Südamerika bei der WM: Zwar wieder kein Titel, aber erneut breiter geworden https://ballverliebt.eu/2014/07/18/zwar-wieder-kein-titel-aber-suedamerika-stellt-sich-immer-noch-breiter-auf/ https://ballverliebt.eu/2014/07/18/zwar-wieder-kein-titel-aber-suedamerika-stellt-sich-immer-noch-breiter-auf/#comments Thu, 17 Jul 2014 22:34:03 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10428 Südamerika bei der WM: Zwar wieder kein Titel, aber erneut breiter geworden weiterlesen ]]> Nur ein Team von außerhalb konnte südamerikanische Teams in der K.o.-Runde besiegen. Eines! Was nur zeigt, wie stark und vor allem mit welcher beeindruckenden Breite die Teams aus Südamerika bei der WM auftrumpften. Mittlerweile sind nicht nur zwei Teams da, die Weltmeister werden können, sondern vier, die von extrem hoher Qualität sind. Und ein Fünfter war vor vier Jahren ja immerhin im Semifinale. In dem das Team des Gastgebers diesmal ja ein historisches Debakel erlitt.

Brasilien: Wo sind die ganzen Samba-Kicker hin?

Als die Seleção vor einem Jahr den Confed-Cup gewann, sah man eine Mannschaft, die nichts besonders innovatives machte, aber eine solide Mischung aus allen Einflüssen war, die es im modernen Fußball so gibt. Keine aufregende, aber eine grundsolide Truppe. Zwölf Monate später gab es den krachenden Einsturz eines Teams, das offenbar alles verlernt hatte, nicht als Mannschaft funktionierte und in dem Teamchef Scolari zu viel und zu lange an „seinen“ Spielern festhielt.

Brasilien
Brasilien: Wenn Fred der beste Mittelstürmer ist, hat die Seleção ein ziemlich massives Problem.

Dabei war eben in der Tat alles weg. Paulinho, der aus dem Mittelfeld den Punch bringen sollte, ist nach einem verlorenen Jahr in Tottenham ein Schatten seiner selbst. Hulk stagniert oder enwickelte sich sogar zurück. Fred ist eine Gemeinheit von einem Mittelstürmer, verglichen mit ihm war Toni Polster ein Dauerläufer.

In keinem Spiel konnte Brasilien wirklich überzeugen. Gegen Kroatien hätte man ohne das Elfer-Geschenk wohl nur 1:1 gespielt, Kamerun war kein Gegner, gegen Chile und Kolumbien wackelte man bedenklich, ehe es gegen Deutschland das 1:7-Desaster im Halbfinale setzte. Die vermutlich beste Leistung konnte man gegen Mexiko abrufen. Bezeichnenderweise gewann Brasilien dieses Spiel nicht.

Das Halbfinale, das in die WM-Geschichte eingehen wird, offenbarte drastisch, wie sehr die Mannschaft von Thiago Silva (der den Laden hinten zusammenhielt) und Neymar lebte. Unter dem Druck des Gewinnen-Müssens warfen die Spieler übermotiviert alle Grundlagen der Taktik über Bord und liefen Deutschland nicht ins Messer, sondern mit Anlauf in ein deutsches Katana.

Die grundsätzliche Frage, die sich Brasilien nach Platz vier bei der Heim-WM (was ja rein als Ergebnis eh nicht so schlecht ist) stellt, ist eine aus brasilianischer Sicht erschreckende: Wie kann es sein, dass es ausgerechnet im Land des Samba-Fußballs, im Land von Pelé, Garrincha, Zico, Romario, Ronaldo und Ronaldinho nur einen einzigen Offensiv-Akteur von Weltformat gibt? Inhaltliche Fehlleistungen und Spiele, in denen alles daneben geht, können immer mal passieren. David Luiz und Thiago Silva sind dennoch Weltklasse-Spieler, Luiz Gustavo trotz allem ein Sechser von internationalem Format. Aber Oscar tauchte völlig unter, Hulk ebenso. Alles hing an Neymar.

Die Seleção ist nicht in einem so tiefen Loch, wie es nun scheint. Der neue Teamchef, wer immer es sein wird, muss aber einen Weg finden, dass nicht alles zusammenklappt, wenn Neymar nicht dabei ist oder einen schlechten Tag hat. Und ganz generell muss sich der Verband etwas einfallen lassen, wie man wieder ein paar ordentliche Offensiv-Spieler und vor allem Mittelstürmer aus dem Zuckerhut zaubert. Denn was den Zug zum Tor angeht, ist man alleine in Südamerika nicht mehr unter den Top-3.

Argentinien: Wo ist die Hilfe für Messi?

Nein, dass die Albicelete prickelnden Offensiv-Fußball gezeigt hätte, könnte man nicht gerade behaupten. Auch, dass Lionel Messi zu jeder Zeit Herr der Lage ist und ein Kapitän, der vorangeht und die Kollegen pusht, wenn’s mal nicht läuft, kann man nicht sagen. Allerdings war der große kleine Mann von Barcelona fast immer zur Stelle, wenn seine Mannschaft mal ein Tor oder zumindest einen Assist von ihm brauchte.

Argentinien
Argentinien: Es lebte mehr von Messi, als bei der Besetzung nötig war. Aber es funktionierte.

Seltsam, aber obwohl die Qualität der Spieler direkt um Messi herum – Higuaín, Lavezzi, Agüero, natürlich Di María – deutlich höher ist als die der Nebenleute von Neymar, steht und fällt auch bei Argentinien alles mit einem Spieler. Die Auftritte des knapp unterlegenen Finalisten waren selten wirklich unterhaltsam und fußten vornehmlich auf einer außergewöhnlich sicheren Defensiv-Abteilung.

Die vom wahren Chef auf dem Feld dirigiert wurde, nämlich von Javier Mascherano. Er hatte mit Biglia einen patenten Adjutanten, hatte mit Garay und Demichelis sichere Hinterleute und Torhüter Romero zeigte ein sehr gutes Turnier, obwohl er bei Monaco nur in internen Trainings-Spielchen Praxis bekam.

Im Grunde spielte Argentinien so, wie Finalisten oft spielen: Hinten wenig anbrennen lassen, vorne im entscheidenden Moment zuschlagen. Wiewohl es Alejandro Sabella, so sehr es ihm an Charisma zu fehlen scheint, gelungen ist, die Gruppe zu vereinen, und sei es nur, um gemeinsam Sabellas Autorität öffentlich in Frage zu stellen. Seinen Grundsatz von „Humilidad y Trabajo“, von Demut und Arbeit, haben aber alle angenommen.

Nach dem überforderten Clown Maradona und dem ahnungslosen Selbstdarsteller Batista hatte Argentinien einen Teamchef gefunden, der sich ausschließlich mit dem sportlichen beschäftigt. Das wurde belohnt, aber um in vier Jahren auch wieder eine gute Rolle zu spielen, muss es gelingen, neue Schlüsselfiguern zu finden. Mascherano ist schon 30, Messi befindet sich seit einem, anderthalb Jahren am absteigenden Ast. Es wird sicherlich noch mehr Verantwortung auf Angel di María zukommen.

Denn Messi wird schon ein wenig mehr Hilfe benötigen, in Zukunft.

Kolumbien: Wäre mit Falcao noch mehr möglich gewesen?

Er war eine Augenweide, dieser James Rodríguez (der, um das ein für allemal festzuhalten, NICHT „dscheims“ heißt, sondern „chames“). Vorbereiter, Vollstrecker, Gegenspieler-Verrückt-Macher, und das alles mit einem Babyface, das das genau Gegenteil der wilden Erscheinung Carlos Valderrama ist. Kolumbien stürmte unaufhaltsam ins Viertelfinale und hatte dort gegen Brasilien zu spät gemerkt, dass man gar keine Angst vor dieser Truppe haben muss.

Kol
Kolumbien: Eine Augenweide. Tolle Spieler, viel Initiative, und das nicht mal in Bestbesetzung

Weshalb sich die Frage stellt: Wäre mit einem fitten Radamel Falcao vielleicht sogar noch mehr möglich gewesen? Denn Teo Gutiérrez zeigte sich als hervorragender Arbeiter, als guter Mitspieler für James und Cuadrado, aber nicht als Vollstrecker. Während hinter im die vermutlich beste offensive Mittelfeld-Reihe des Turniers wirbelte. Dazu verwirrte man die Gegner mit permanenten Rochaden: Da agierte James mal als Sturmspitze, mal links, da ging Jackson Martínez mal ins Zentrum, dazu gab’s mit Armero und Zuñíga zwei forsche Außenverteidiger. Eine Augenweide.

Die Cafeteros bestätigten den Aufwärtstrend, der schon unter Hernán Dário Gomez begonnen wurde und José Néstor Pekerman, an sich ja ein ruhiges Gemüt, formte Kolumbien zu einer ähnlich aufregenden Mannschaft wie seine „Fabelhaften Peker-Boys“ aus Argentinien bei der WM 2006. Und das Schöne ist: Bis auf Kapitän Mario Yepes fällt in näherer Zukunft kein Stammspieler aus Altersgründen aus dem Team.

Kolumbien kann also als Ganzes noch besser werden. Und Falcao ist bald wieder zurück.

Chile: Ist diese Form konservierbar?

Nächsten Sommer findet in Chile die Cópa America statt. Die Roja hat dieses Turnier noch nie gewonnen und nach dem knappen und auch eigentlich nicht verdienten Achtelfinal-Aus gegen Brasilien versprach Arturo Vidal, dass sich das ändern wird. Die Vorzeichen sind gut: Die Mannschaft ist mit einem Schnitt von 26,5 Jahren noch relativ jung, alle haben die komplexen Taktik-Varianten von Teamchef Jorge Sampaoli verinnerlicht, und Vidal selbst war nicht mal voll fit.

Chile
Chile: Das mit Abstand aufregendste, was dieses WM-Turnier zu bieten hatte. Viel zu früh raus.

Und die Chilenen waren, wie schon vor vier Jahren unter Marcelo Bielsa, eine überaus geile Mannschaft. Sampaoli ist ein im positiven Sinne fußballerischer Geistesgestörter, ein Besessener, ein Freak. Und so spielen auch seine Teams. Wie einst das 3-1-4-2-Monster von La U, wie das 2-1-3-4-0-Gebilde, das Australien eine halbe Stunde lang verzweifeln ließ. Wie das Pressing-Ungetüm, das Xabi Alonso so sehr in den Wahnsinn trieb, dass dieser sich nach einer Halbzeit traumatisiert auswechseln ließ.

Und mit Eduardo Vargas hat man nun auch endlich einen Stürmer, der auch mal Tore macht, Alexis Sánchez in Top-Form bringt auch die nötige Direktheit mit. Marcelo Díaz auf der Sechs – neben Mena, Aranguiz und Silva einer von vier Stammkräften, die unter Sampaoli bei La U gespielt haben – ist die personifizierte Balance. Dazu ist Claudio Bravo ein exzellenter Torhüter.

Und wohlgemerkt: Im ganzen Kader gibt es nicht einen einzigen gelernten Innenverteidiger. Keinen.

Chile hat es absolut drauf, auf absehbare Zeit eine bestimmende Kraft in Südamerika und damit auch in der Welt zu werden bzw. zu bleiben. Wenn Pinilla gegen Brasilien in der 120. Minute nicht die Latte, sondern das Tor getroffen hätte, wer weiß, wie weit Chile gekommen wäre.

Eines ist nur klar: Kein Team bei dieser WM ist mit dem nackten Resultat – Aus im Achtelfinale – so massiv unter Wert geschlagen worden wie Chile. Jetzt muss nur noch die Form bis nächstes Jahr konserviert werden.

Uruguay: Wer folgt den alten Herren?

José Maria Giménez erspielte sich schon einen Stammplatz bei den Großen, Stürmer Nico López kommt bei Udinese regelmäßig zum Einsatz, Linksaußen Diego Laxalt bei Serie-A-Absteiger Bologna. Aber sonst? Keiner der Mannschaft aus Uruguay, die vor einem Jahr Vize-Weltmeister bei der U-20-WM wurde, ist auch nur in der Nähe eines Stammplatzes bei einem halbwegs vernünftigen Klub, geschweige denn in der Nähe der Nationalmannschaft. Das wird über kurz oder lang zum Problem werden.

Uruguay
Uruguay: Fast alles hing an Godín und Suárez. Folgt nun der Generationswechsel bei der Celeste?

Denn obwohl man sich alte Willenskraft zeigte und somit England und Italien in 50:50-Spielen nieder ringen konnte, bleibt nach dem WM-Turnier, das mit einer Demontage im Achtelfinale gegen Kolumbien endete, die Erkenntnis: Besser ist Uruguay nicht geworden. Noch mehr als zuletzt schon hängt praktisch alles an Luis Suárez vorne und Diego Godín hinten.

Der Rest ist, bei allem Respekt, braver Durchschnitt und es ist weit und breit niemand in Sicht, der etwa im Mittelfeld das Spiel an sich reißen könnte. Arévalo ist nicht der Typ dafür, Lodeiro ist ein seit Jahren steckengebliebenes Talent, Cavani ist im Trikot von PSG wesentlich gefährlicher.

Und dann wird auch noch der ganze Auftritt überschattet von Suárez ekelhafter Dummheit gegen Italien. Die folgende Sperre heißt, dass Suárez die Copa America nächstes Jahr verpasst. Das wird für Langzeit-Teamchef Tabárez die Nagelprobe werden. Noch ein weiteres Mal mit den alten Recken, aber ohne den besten Spieler versuchen, alles rauszuquetschen, oder im Wissen um die Chancenlosigkeit, um den Titel mitzuspielen, den Umbau starten?

Die Antwort darauf wird gleichzeitig die Antwort auf die Frage sein, ob sich Tabárez, 67 Jahre alt, den Generationswechsel noch antun will.

Ecuador: Wäre die Quali auch ohne Höhenlage gelungen?

Immerhin: Seine drei Tore (also alle, die Ecuador bei dieser WM schoss) brachten Enner Valencia einen Premier-League-Vertrag bei West Ham ein. Sehr viel mehr wird aber nicht bleiben. La Tri verlor zwar nur knapp gegen die Schweiz und rang Frankreich ein verdientes Remis ab, aber dennoch hinterließen die drei Spiele vor allem eines: Verwunderung ob des antiquierten Spielstils der auch nicht mehr ganz jungen Mannschaft.

Ecuador
Ecuador: Mit dem flachen 4-4-2 und Konzentration auf die Flügel war das reichlich antiquiert.

Neben Honduras kam nur noch Ecuador mit einem flachen 4-4-2 mit zwei defensiven Mittelfeld-Leuten in einem damit unterbesetzten Zentrum auf, das Spiel nach vorne passierte praktisch ausschließlich über die Flügelspieler Valencia und Montero. Sturmspitze Caicedo fiel in den ersten zwei Spielen nur durch seine Mähne auf, und im dritten nicht mal mehr das, weil er zwischendurch beim Friseur war.

Anders als Enner Valencia. Der Angreifer, der nur durch den plötzlichen Tod von Chicho Benítez vor einem Jahr in die Mannschaft gerutscht war, war beweglich, hatte Übersicht und war auch torgefährlich.

Inhaltlich aber hat sich Ecuador seit der WM 2006, als man mit einem flachen 4-4-2 souverän das Achtelfinale erreichte und dort eher unglücklich England unterlag, keinen Zentimeter weiterentwickelt. Das Team vor acht Jahren war auch individuell echt gut (mit Leuten wie Delgádo, Méndez, dazu Reasco und De la Cruz als AV). Dieses ist eher wieder eines wie 2002, das sich wegen der Höhenlage in den Quali-Heimspielen zur Endrunde gemogelt hat.

Natürlich: Mit Carlos Gruezo von Stuttgart gibt es ein Riesen-Talent im zentralen Mittelfeld. Aber der hat vor drei Jahren noch U-17-WM gespielt. Für eine tragende Rolle bei einer WM der Großen war’s noch ein wenig früh.

Nächste Kontinental-Meisterschaft: Juni 2015 in Chile

Die Brasilianer, die viel gutzumachen haben. Die Argentinier mit Messi, der so knapp dran war, aber nun immer noch keinen Nationalteam-Titel gewonnen hat. Der Offensiv-Wirbel der Kolumbianer. Und natürlich die positiv Verrückten von Gastgeber Chile. Nicht zu vergessen Titelverteidiger Uruguay, der zeigen muss, wie er sich selbst neu erfindet.

Die Copa America, die in einem Jahr stattfindet, ist von der Ausgangslage elf Monate davor die wohl spannendste seit Jahrzehnten, weil sie mehr ist als nur das programmierte Finale zwischen Brasilien und Argentinien, sondern  es gleich zwei Teams gibt, die mindestens auf Augenhöhe mit ihnen sind, wenn nicht sogar schon besser. Die Teams des südamerikanischen Kontinents rücken immer weiter zusammen. Eine Entwicklung, die nur gut sein kann.

Fünf der sechs CONMEBOL-Teams überstanden die Vorrunde, und es gab nur ein Team von außerhalb, das K.o.-Spiele gegen das Quintett gewinnen konnte (Deutschland). Anders gesagt: Hätte man sich nicht gegenseitig eliminiert, wäre die kollektive Stärke noch viel augenfälliger geworden. Andererseits hat es nun drei Turniere hintereinander keinen südamerikanischen Weltmeister gegeben – die längste Durststrecke der Geschichte. Weil die beiden Großen im entscheidenden Moment wieder Federn ließen und die Nachrücker halt doch noch nicht ganz so weit sind.

Noch.

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Klassenunterschied im Finale der Klub-WM: Barcelona fertigt Santos 4:0 ab https://ballverliebt.eu/2011/12/18/klassenunterschied-im-finale-der-klub-wm-barcelona-fertigt-santos-40-ab/ https://ballverliebt.eu/2011/12/18/klassenunterschied-im-finale-der-klub-wm-barcelona-fertigt-santos-40-ab/#comments Sun, 18 Dec 2011 13:37:20 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6252 Klassenunterschied im Finale der Klub-WM: Barcelona fertigt Santos 4:0 ab weiterlesen ]]> Das große Duell zwischen Messi und Neymar im Klub-WM-Finale? Nun ja, das fand so richtig nicht statt. Der Santos-Jungstar sah kaum einen Ball und konnte nicht verhindern, dass seine Mannschaft vom FC Barcelona absolut zerstört wurde und mit dem 0:4 noch gut bedient war.

FC Barcelona - Santos FC 4:0

David Villa fiel mit seinem im Semfinale des Klub-WM gegen Al-Sadd erlittenen Schienbeinbruch für das Finale gegen Copa-Libertadores-Sieger Santos aus. Für Pep Guardiola kein Problem – bringt er halt Cesc Fàbregas. Damit bekommt das 3-3-4 zwar eine etwas andere Anlage als das mit einem Mittelstürmer Villa der Fall ist, gegen den sicher stärksten Gegner bei dieser Veranstaltung hätte Guardiola aber womöglich so oder so gewechselt.

Überzahl im Mittelfeld

So hatte mit Barcelona gleich zwei zentrale Spieler, die aus der Tiefe nach vorne stoßen können und die Ordnung beim Gegner durcheinander bringen, eben Fàbregas und Messi. Auf den Außenpositionen spielten Dani Alves und Thiago Alcântara sehr hoch und sorgten dort für die nötige Breite, aus dem Mittelfeld verteilten Iniesta und Xavi wie gewohnt die Bälle. Im Grunde sah das Spiel von Barcelona genauso aus wie bei der Offenbarung gegen Villarreal.

Santos konnte Barça die Räume nicht nehmen - hier sind Messi (unten) und Fàbregas (Mitte) völlig frei.

Barcelona sammelte 75% Ballbesitz, es wurde viel rochiert und vor allem Messi und Fàbregas liefen sehr viel und holten sich die Bälle auch in tieferen Mittelfeld-Regionen. Das bereitet den Brasilianern große Probleme, denn die versuchten natürlich, immer möglichst Überzahl in Ballnähe zu bekommen. Was bei de facto fünf zentralen Mittelfeld-Männern bei Barcelona aber hieß das im (sehr schiefen) 4-2-3-1 von Santos aber: Es stand immer einer frei, oft auch mehr – so wie in diesem Bild, als Messi und Fàbregas weit und breit keinen Gegenspieler hatten.

So kam die Santos-Abwehr, die noch dazu einen erstaunlichen Respektabstand zu den Gegenspielern hielt und überhaupt nicht versuchte, mit Körpereinsatz dagegen zu halten, oft schwer in Bedrägnis und nach einer halben Stunde war Barça schon 2:0 voran, zur Halbzeit bereits mit 3:0.

Die Formation von Santos

Die zwei bestimmenden Figuren bei Santos sind natürlich Neymar und Ganso, die beide als heiße Aktien für einen baldigen Transfer nach Europa gehandelt werden. Die beiden haben grundsätzlich eine sehr hohe Qualität, aber gegen ein dermaßen dominantes Team aus Barcelona waren die Superstars zur absoluten Wirkungslosigkeit degradiert. Woran sie aber auch selbst Schuld sind.

Neymar spielte nominell auf der linken Seite im Mittelfeld, aber tatsächlich spielte der 19-Jährige einen Freigeist, spielte sehr zentral und auch recht hoch. Das hieß nicht nur, dass er in der Luft hing, sondern auch, dass Dani Alves die komplette Seite für sich alleine hatte und zudem Puyol immer wieder die Muße hatte, dort etwas weiter aufzurücken.

Ebenso enttäuschend war aber auch Ganso. Wenn nicht noch mehr: Denn der Zehner nahm eigentlich nicht am Spiel teil: Er war vom Passtempo der Katalanen überfordert, stand ebenso wie Neymar zumeist zu hoch, sah kaum Bälle und konnte sie noch weniger verteilen. Busquets hatte keinerlei Mühe, Ganso zu neutralisieren.

Ramalho gibt schon zur Halbzeit auf

Santos-Trainer Muricy Ramalho reagierte schon nach einer halben Stunde auf die komplette Chancenlosigkeit seiner Mannschaft und brachte für U-20-Weltmeister Danilo den routinierten Elano. Am Spiel änderte das aber nichts, die rechte Seite blieb genauso wirkungslos und so war mit dem 0:3 in der Halbzeit das Spiel entschieden.

Nach der Pause schien Santos nur noch darauf aus zu sein, das Ausmaß der sportlichen Katastrophe in Grenzen zu halten. So orientierte sich Elano nebem Henrique und Arouca gegen den Ball ins defensive Mittelfeld, wodurch ein fast italienisches 4-3-1-2 entstand, wobei Ganso auf der zehn blieb, sich Neymar aber vermehrt auf die linke Seite orientierte, um ein paar Bälle zu sehen. An Puyol gab’s aber kein Vorbeikommen.

So plätscherte die zweite Hälfte dahin, Barcelona kontrollierte den Ballbesitz und kam auch zu einigen Chancen, aber im Grunde war das Spiel aufgrund des Klassenunterschieds und des Spielstands ein Non-Contest. Auffällig war aber, dass Dani Alves in seiner extrem hohen Positionierung Probleme hatte, Abseitsstellungen zu verhindern. Er tappte ein ums andere Mal in die verbotene Zone, legte aber zehn Minuten vor Schluss noch den 4:0-Endstand durch Messi auf.

Fazit: Santos hatte nicht den Funken einer Chance

Der Copa-Libertadores-Sieger hatte vom Anpfiff an überhaupt keine Chance und der Endstandt von 0:4 drückt den Klassenunterschied in Wahrheit noch gar nicht wirklich aus – hätte Barcelona sieben oder acht Tore erzielt, keiner hätte sich beschweren können. Die hohe Positionierung von Neymar und die Passivität von Ganso taten ihr übriges. Barcelona hatte keine Mühe und konnte sich ungehindert die Bälle zuschieben.

Messi und Fàbregas genossen die ihnen gewährten Freiheiten sichtlich und arbeiteten extrem viel. Das 3-3-4 von Guardiola funktionierte hervorragend, Santos kollabierte unter dem aufgebauten Druck. Der Sieg stand nie zur Diskussion.

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Copa, VF 3/4: Chile und Brasilien eliminieren sich selbst https://ballverliebt.eu/2011/07/19/copa-vf-34-chile-und-brasilien-eliminieren-sich-selbst/ https://ballverliebt.eu/2011/07/19/copa-vf-34-chile-und-brasilien-eliminieren-sich-selbst/#comments Tue, 19 Jul 2011 11:25:36 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5359 Copa, VF 3/4: Chile und Brasilien eliminieren sich selbst weiterlesen ]]> Beobachter hatten nach dem ersten, überraschend verlaufenen Viertelfinal-Tag schon gewitzelt: „Wenn’s normal läuft, gibt’s ein Semifinale Paraguay gegen Venezuela!“ Und siehe da: genau so kam es auch. Weil Brasilien wieder nicht in der Lage war eine wenig aufregende Mannschaft aus Paraguay zu knacken. Und weil Chile gegen Venezuela aus der drückenden Überlegenheit zu wenig machte.

Paraguay - Brasilien 0:0 n.V., 2:0 i.E.

Der Modus macht’s möglich – wie schon in der Gruppenphase treffen Brasilien und Paraguay gleich in der ersten K.o.-Runde aufeinander. Und wieder schaffte es die Seleção nicht, den Außenseiter zu biegen – obwohl Paraguay wie schon gegen Venezuela nicht gerade viel Flair anbieten konnte.

Dafür eine konsequente Defensive. Teamchef Gerardo Martino brachte statt des offensiv etwas stärkeren Nestor Ortigoza im Zentrum Victor Cáceres, der sich explizit um Ganso kümmerte. Auch auf den Flügeln, wo üblicherweise das Spiel der Paraguayer aufgezogen wird, hatten die Spieler vornehmlich defensive Aufgabe – nämlich jene, die Außenverteidiger bzw. die Außenstürmer zu stoppen.

In den alten Trott

Was zur Folge hatte, dass das brasilianische Spiel ziemlich in den alten Trott verfiel: Wenig Breite über die Außenverteidiger, viel Platz zwischen Defensive und Offensive und ein Offensiv-Quartett, dass nicht gut harmonierte, wenn der Ball doch einmal vorne war. Besonders enttäuschend war in dieser Phase Maicon: War er gegen Ecuador noch eine dramtische Verbesserung gegenüber Dani Alves, kam hier wiederum nichts wirklich nennenswertes von ihm.

Andererseits aber zeigte Marcelo Estigarribia, der zwei so tolle Spiele zum Auftakt gemacht hatte, wie schon in seinem letzten Gruppenspiel nach vorne praktisch gar nichts. Auf der anderen Seite ist Vera (der wieder statt Barreto spielte) ohnehin mehr auf der defensiven Seite daheim. So hatte Paraguay das Spiel defensiv zwar gut im Griff und man ließ Brasilien wenig Zeit am Ball und somit kaum Gelegenheit, sich wirklich zu entfalten, aber selbst konnte man auch kaum Torgefahr erzeugen. Ein torloses Remis zur Halbzeit war die logische Folge.

Maicon wacht auf

Nach dem Seitenwechsel sah man endlich wieder mehr von Maicon. Von Estigarribia war nichts zu befürchten, und so traute sich Maicon wieder mehr nach vorne, was dem Spiel seiner Mannschaft extrem gut tat. Brasilien schaffte es nun, den Ball kontrolliert in die gegnersiche Hälfte zu bringen und sich dort festzusetzen. Das war zwar immer noch nicht annähernd so gut wie gegen Ecuador, aber immerhin eine deutliche Verbesserung gegenüber der ersten Halbzeit.

Nach einer Stunde reagierte Martino und brachte mit dem genesene Barreto statt Vera die offensivere Variante auf dem rechten Flügel – wenn schon von Estigarribia auf links nichts kam. Der Effekt allerdings hielt sich eher in Grenzen, weil auch Barreto eher gegen André Santos spielte als umgekehrt. In der zweiten Hälfte zog die Seleção deutlich an der Daumenschraube und hätte auch genug Chancen gehabt, die verdiente Führung zu erzielen. Torhüter Villar hatte etwas dagegen.

Ball kommt nicht in die Spitze

Das Problem bei Paraguay blieb, den Ball in die Spitze zu Valdez und Barrios zu bekommen. Zwar spielte Valdez zumeist in einer eher hängenden Position, letztlich aber doch zu hoch, um aus dem tief stehenden Mittelfeld und von den wirkungslosen Außen bedient zu werden. So nahm Gerardo Martino den in der Luft hängenden Barrios vom Platz und brachte Hernán Pérez, der zentral hinter Valdez ein Mittelding aus Zehner und hängender Spitze gab.

Das nahm zwar Lucas Leiva wiederum etwas aus der Rechnung, sorgte aber nicht dafür, dass Paraguay besser nach vorne spielte. Wirklich geholfen hat auf der anderen Seite auch der Schritt, den bulligen Fred in die Spitze zu stellen und Pato statt des ausgewechselten Neymar (der wiederum haupsächlich durch seine lächerliche Frisur, und nicht durch sein Spiel auffiel) auf den Flügel zu stellen. So ging es in die Verlängerung.

Zwei Mann weniger, gegenseitige Blockade

Dort setzte sich das Spiel – das zudem von einer Peinlichkeit von erbärmlich schlechtem Rasen zusätzlich gehandicapt war – der zweite Halbzeit fort, ehe mit Lucas Leiva und Antolín Alcaraz zwei Spieler aus der Premier League (Liverpool bzw. Wigan) nach einer Rauferei ihre jeweiligen Teams um einen Mann dezimierten. Die gegenseitige Blockade wurde davon allerdings eher verschärft, zumal mit Lucas Silva und Elano (statt Ganso und Pato) bei Brasilien auch eher zentrale Spieler kamen.

Bei Paraguay ging man auf ein 4-4-1, indem Edgar Barreto vom rechtn Mittelfeld nach hinten rückte und von dort Dario Verón auf die frei gewordene Position von Alcaraz in der Zentrale. Paraguay wusste nun endgültig, dass man in diesem Spiel kein Tor mehr erzielen würde und drehte an der Zeit, Brasilien kam auch in der restlichen Spielzeit nicht zum Zug – und so musste es ins Elfmeterschießen gehen

Wo die Brasilianer zum Teil am fürchterlichen Untergrund scheiterten, denn ganze Rasenstücke im mit tonnenweise Sand bearbeiteten Geläuf bei den Strafstößen herausgerissen. Aber während nach Elano (der den Ball gefühlte fünf Meter über das Tor hob) auch Thiago Silva, André Santos und Fred nicht in der Lage waren, sich darauf einzustellen, reagierte Paraguay richtig: Estigarribia und Riveros chipten den Ball nur leicht in die Mitte und verzichteten auf Härte. Was das richtige Rezept war.

Fazit: Aufregend war’s nicht…

War die Verlängerung vom Spiel Argentiniens gegen Urguay noch wegen des Siegeswillens beider Teams durchaus sehenswert, waren das 120 eher mühsame Minuten. Paraguay machte nicht wirklich Anstalten, das Heft selbst in die Hand zu nehmen und beschränkte sich darauf, eine ohnehin nicht übertrieben gut geölte brasilianische Mannschaft in Schach zu halten.

Der Seleçãao gelang es wieder einmal nicht, für die nötige Breite zu sorgen und auch das Loch zwischen Ramires und dem Offensiv-Quartett ist in weiten Phasen wieder beängstigend groß gewesen. So passt es ins Bild, dass es dieses nicht funktionierende schafft sogar alle vier Elfmeter im Shoot-Out zu verballern.

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Chile war in einem von defensiver Disziplin geprägten Turnier die mit Abstand attraktivste Mannschaft. Doch weil erst Teamchef Borghi die erste Halbzeit verschenkte und dann sein Team ein Füllhorn an Möglichkeiten, reichten Venezuela zwei Freistöße zum äußerst glücklichen 2:1-Sieg…

Venezuela - Chile 2:1

Marcelo Bielsa interpretierte als chilenischer Teamchef sein 3-4-3 immer, es gab bei ihm – egal gegen wen – nur einen Sechser. Dass Claudio Borghi in der Herangehensweise an eine Partie da etwas vorsichtiger zu Werke geht, ist bekannt. Gegen Venezuela hat er es aber ein wenig übertrieben: Mit Carmona und Medel stellte er gleich zwei Sechser auf, und das bei einem Kontrahenten, von dem klar war: Der wird nicht stürmen, sondern tief stehen und abwarten.

Ein verschenkter Mann

So kam es dann auch: Die Venezuelaner spielten in den Gruppenspielen, in denen sie der Außenseiter waren – also gegen Brasilien und Paraguay defensiv und nahmen nur gegen die biederen Ecuadorianer das Heft selbst in die Hand. Chile ist nun alles andere als bieder, und so reihten sich die beiden Viererketten, die Teamchef Farias in gewohnter Besetzung auflaufen ließ, auch dementsprechend tief ein.

Was für das 3-4-1-2 von Borghi bedeutete: Einer seiner beiden Sechser war verschenkt. Mit den beiden Offensiven im venezolanischen Team, diesmal Fedor und Maldonado, wäre die Dreierkette mit nur einem defensiven Mittelfeldspieler ebenso spielend zurecht gekommen. Angesichts der (zumindest) acht gegnerischen Mann zwischen dem Duo Medel/Carmona und dem venezolanischen Tor war es für Chile schwierig, den Ball sinnvoll nach vorne zu bringen.

Flügel ausgeschaltet

Was auch daran lag, dass die gut nach hinten arbeitenden Flügel-Duos bei Venezuela ihren jeweiligen, auf sich alleine gestellten Gegenspieler (Isla bzw. Vidal) gut im Griff hatte. Jimenez im Zentrum kam alleine gegen die vielbeinige Abwehr kaum durch. Womit Chle immer mehr auf lange Bälle zurück griff – für die körperlich eher kleingewachsene Albiroje gegen die Kanten in der venezolanischen Abwehr kein taugliches Mittel.

Der Außenseiter hatte das Spiel defensiv also relativ komfortabel im Griff, kam aber selbst kaum einmal zu echten Gegenstöen. Claudio Bravo im chilenischen Tor sah vor der Pause im Grunde nur einen einzigen Ball auf sein Tor zusegeln – und der war auch prompt drin. Venezuelas Abwehrhüne Vizcarrondo verwertete einen Freistoß zur überraschenden Führung. Eigentlich logisch, dass es nur ein Standard sein konnte.

Mit Valdivia kommt wieder Schwung

Wie schon bei der Weltklasse-Partie gegen Uruguay kam ins chilenische Spiel so richtig Schwung, als Jorge Valdivia in die Partie kam, Teamchef Borghi beließ mit Carmona einen seiner defensiven Mittelfeldspieler in der Kabine. Jiménez wich ging nun nach links und Vidal verstärkte zusätzlich das Zentrum. Die Folge war ähnlicher Rambazamba-Fußball wie gegen Uruguay.

Venezuela hatte nicht im Ansatz die Mittel, sich wirklich des unglaublichen Angriffswirbels zu erwehren, den das Team aus Chile nun über sie hereinbrechen ließ. Lediglich Torhüter Renny Vega verhinderte mit einigen starken Aktionenen den Ausgleich, auch das Torgestänge musste herhalten. Aber wie so oft bei Chile: Der Ertrag stimmte mit dem Gezeigten überhaupt nicht überein. Alleine zwischen Halbzeit und dem letztlich überfälligen Ausgleich von Suazo in Minute 69 hätte man eigentlich vier bis fünf Tore schießen müssen.

So kommt, was kommen musste…

Venezuela hatte also mächtig Glück, dass es mit einem 1:1 in die Schlussphase ging und nicht mit jenem aussichtslosen Rückstand, den man sich aufgrund der zweiten Hälfte eigentlich verdient gehabt hätte. Und die mangelhafte Torausbeute der Chilenen sollte sich rächen – weil zehn Minuten vor Schluss ein zweite Freistoß in den Strafraum flog, Torhüter Bravo nur kurz klären konnte und Cichero zum sensationellen 2:1 verwertete.

Wenn das nicht schon der Todesstoß für Venezuela war – im direkten Gegenzug gab es eine weitere hundertprozentige Torchance – dann war es nach der gelb-roten Karte für Gary Medel endgültig vorbei. In den letzten Minuten verzichtete Chile darauf, die Planstelle auf der Sechs nachzubesetzen. Natürlich, es brauchte den Ausgleich, aber so kam Venezuela in dieser Phase noch zu einigen Kontern. Den Ausgleich fing sich Venezuela nicht mehr – dafür eine unglaublich dämliche rote Karte: Der vorbelastete Tomas Rincón verpasste einem Gegenspieler am Mittelkreis (!) eine Kopfnuss.

So ist Venezuela zwar im Halbfinale. Muss dort aber ohne den wichtigsten Mann im defensiven Mittelfeld auskommen.

Fazit: Eigentlich eine Schande

Dass die Kolumbianer als Favorit gegen Peru geflogen sind, durfte noch mit einem Schulterzucken quittiert werden. Dass die Großmächte Argentinien und Brasilien es im ganzen Turnier kaum gebacken bekamen und letztlich scheiterten, war bis zu einem gewissen Grad folgerichtig.

Aber dass nun die wahrscheinlich beste und mit Sicherheit attraktivste Mannschaft des von defensiver Disziplin geprägten Turniers nun auch die Koffer packen muss, ist eigentlich eine Schande. Chile hat sich das Aus aber selbst zuzuschreiben: Es waren mehr als genug Chancen da, um Venezuela mit einer demütigend hohen Niederlagen aus dem Turnier zu kegeln.

Hatte die letzte große chilenische Mannschaft Ende der 90er-Jahre bis auf ein Weltklasse-Sturmduo (Salas und Zamorano) kaum etwas zu bieten, ist es bei der aktuellen genau umgekehrt: Im Spiel nach vorne ist Chile derzeit das weltweite Nonplusultra. Aber es gibt niemanden, die die Unzahl an Chancen auch in Zählbares ummünzen könnte.

So reichten dem Team aus Venezuela zwei ordinäre Standardsituationen zum überraschenden Semifinal-Einzug.

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Copa, Tag 12: Brasilien findet in die Spur https://ballverliebt.eu/2011/07/14/copa-tag-12-brasilien-findet-in-die-spur/ https://ballverliebt.eu/2011/07/14/copa-tag-12-brasilien-findet-in-die-spur/#respond Thu, 14 Jul 2011 10:18:43 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5243 Copa, Tag 12: Brasilien findet in die Spur weiterlesen ]]> Breite durch aufrückende Außenverteidiger, Kompaktheit im Zentrum durch mehr Initiative aus dem defensiven Mittelfeld – genau das hat Brasilien in den ersten beiden Spielen gefehlt. Und genau das war gegen Ecuador zu sehen, weshab es auch einen klaren Sieg gab. Nur hinten offenbarten sich noch Schwächen.

Brasilien - Ecuador 4:2

Zweimal war das Spiel der Brasilianer nicht wirklich überzeugend. Vor allem über die Flanken war viel zu wenig gekommen! Darum ließ Mano Menezes für das dritte Gruppenspiel gegen Ecuador Dani Alves auf der Bank und ließ stattdessen Maicon als Rechtsverteidiger auflaufen. Mit positivem Effekt.

Doch auch wenn das die einzige nennenswerte personelle Änderung war (Robinho kehrte noch für Jádson in die Startelf zurück, der Vollständigkeit halber), präsientierte sich die Seleção deutlich kompakter und sicherer. Das lag an mehreren Faktoren. Neben dem fleißigen Maicon rückte nämlich nun auch Ramires praktisch permanent in die Offensivreihe auf – zuletzt hatte er das nur sporadisch gemacht, was ein Riesenloch hatte entstehen lassen.

Klare Leistungssteigerung bei Brasilien

Außedem hielten Neymar und Robinho, die wieder nach Herzenslust rochierten, ihre Flanken besser und starteten Läufe nach innen, wenn hinter ihnen die Außenverteidiger aufgerückt waren. Zudem stand nun auch Lucas Leiva deutlich höher. Die Folge war, dass Brasilien ein recht dominantes und vor allem ballbesitzorientiertes Spiel in der gegnerischen Hälfte aufziehen konnte. Die Breite war nun ebenso vorhanden wie die Kompaktheit im Zentrum, auch Pato bewegte sich vorne sehr viel.

So blieb Ecuador kaum etwas anderes übrig, als mit ihren zwei Viererketten tief zu stehen und zu versuchen, die Brasilianer wenigstens nicht zum Torabschluss kommen zu lassen. Wenn es zur Entlastung kam, dann aber wiederum nicht durch Christian Noboa im Zentrum – etwas enttäuschend, schließlich ist er beim russischen Meister von zwei der letzten drei Jahre das Um und Auf im Mittelfeld – sondern über die Seiten. Dann nämlich, wenn sich Arroyo und Benítez im Rücken der aufgerückten Außenverteidiger aufmachten. Versuche durch das Zentrum endete spätestens bei Lucas Leiva.

Tor über die Flanke, Tor aus einem Goalie-Fehler

Kein Wunder, dass das längst verdiente brasiliansiche Führungstor nach einer halben Stunde von einem der aufgerückten AV vorbereitet wurde: André Santos schlug eine Flanke ins Zentrum, wo Pato den Ball zum 1:0 über die Linie spitzelte. Das Spiel schien damit auf Schiene.

Schien, denn die ganze Dominanz hilft der Seleção recht wenig, wenn es hinten individuelle Fehler gibt. So rutschte Torhüter Júlio César ein an sich harmloses Schüsschen von Caicedo aus 20 Metern Entfernung unter dem Körper durch und schon stand es wie aus heiterem Himmel 1:1.

Nachlässig verteidigt

Was die Brasilianer aber nicht wirklich aus der Fassung brachte, wie sich gleich nach Wiederanpfiff zeigen sollte. Wenn man das Spiel breit macht, entstehen zwangsläufig Lücken in der gegnerischen Verteidigung – das 2:1 durch Neymar war aber eher auf nachlässiges Verteidigen zurück zu führen. Zwei Ecuadorianer machen die Gasse auf, der komplett durchs Zentrum eingeletete Angriff wurde eiskalt zum 2:1 abgeschossen.

Brasilien wieder auf Kurs? Naja – auch die Seleção machte hinten Fehler. Wenige Minuten nach der Führung verschlief Ganso einen Klärungsversuch von Maicon, erneut kam Caicedo zum Schuss von der Strafraumgrenze, und der weder von Thiago Silva noch von André Santos wirklich bedrängte Stürmer schoss zum 2:2 ein.

Nach drittem Tor einen Gang zurück

Und wieder waren die Brasilianer nicht geschockt, blieben um Vorwärtsgang und wurden belohnt: Nur zwei Minuten nach dem Ausgleich patzte auch Ecuador-Keeper Eligaza, indem er einen Weitschuss von Neymar direkt vor die Füße von Pato abprallen ließ – das 3:2, die erneute brasilianische Führung.

Nun schaltete die Seleção in dem bis dahin mit hohem Tempo und hoher Intensität geführten Partie doch einen Gang zurück, ließen die Ecuadorianer ein wenig kommen und nützten die Räume, die sich somit boten, kosequent für schnelle Konter. So hatte Ecuador zwar nun mehr vom Ball, aber Brasilien strahlte dennoch mehr Torgefahr aus. Bis durch einen der vielen energiegeladenen Flankenläufe von Maicon zur Entscheidung kam: Neymar musste die tolle Vorarbeit nur noch verwandeln. Das 4:2 war zwanzig Minuten vor Schluss die Entscheidung.

Fazit: Brasilien findet in die Spur

Nach einem schlechten Spiel (gegen Venezuela) und einem mäßigen (gegen Paraguay) war in dieser Partie nun die erste wirklich starke Leistung der Brasilianer zu sehen. Endlich wurde das Loch im Zentrum geschlossen, endlich gab es echtes Flügelspiel, und schon rollt die Geschichte. Logischerweise wurden zwei der Treffer von den diesmal eben konsequent aufrückenden Außenverteidiger vorbereitet, allzu viele Chancen benötigte man nicht für die Tore.

Nur eine latente Schwammigkeit in der Defensive kann Mano Menezes durchaus Kopfschmerzen bereiten. Die Fehler von Júlio César häufen sich in der letzten Zeit markant und in der Rückwärtsbewegung arbeiten nicht immer alle mit der nötigen Ernsthaftigkeit. Das sollte im Viertelfinale gegen die rasant nachlassende Mannschaft aus Paraguay noch kein Problem sein. Aber in einem möglichen Semfinale gegen Chile…

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Geheimtipp Paraguay? So nicht! Gegen Venezuela zeigte die Albiroja eine schreckliche Leistung und strahlte null Torgefahr aus. Drei Standards mussten es richten, und dann wurde aus einem 3:1 in der Nachspielzeit sogar noch ein 3:3. Mit dem Venezuela sicher besser leben kann.

Paraguay - Venezuela 3:3

Die Bürde des Nicht-Verlieren-Dürfens, obwohl man weder gegen Ecuador noch gegen Brasilien verloren hatte, lag schwer auf Paraguay. Ebenso wie die Tatsache, dass Edgar Barreto für die rechte Seite immer noch nit fit ist und Enrique Vera da keinen Ersatz darstellt. Und auch sonst sah das Team aus Paraguay sehr gehemmt und unabgestimmt aus.

Da wäre zum Beispiel Marcelo Estigarribia. Der Mann auf dem linken Flügel spielte zwei tolle Partien, tauchte hier aber komplett ab – er war unsichtbar. Er stand viel zu hoch, um vom eh fleißigen Aurliano Torres von hinten angespielt zu werden. So war Torres gezwungen, entweder selbst ohne Unterstützung nach vorne zu gehen, oder lange Bälle Richtung Estigarribia zu versuchen. Beides klappte nicht nach Wunsch.

Alles durch die Mitte

So liefen bei Paraguay bald alle Versuche, irgendwie nach vorne zu kommen, durch die Mitte – genau dort, wo die wenigste Kreativität ist und die konsequentesten Gegenspieler. Gerade gegen Ecuador im ersten Spiel zeigte Paraguay ein extrem druckvolles Flügelspiel, davon war gegen die soliden, aber weiß Gott nicht überragenden Venezolaner überhaupt nicht zu sehen.

Im Gegenteil, nicht nur, dass nach vorne nichts ging, hinten wurden auch ziemliche Schnitzer eingebaut. So nütze Rondón schon nach wenigen Minuten einen allzu lässigen Ballverlust von Ortigoza dazu, von der Strafraumgrenze zum 1:0 zu verwandeln.

Auch Tempo fehlt

Aber nicht nur die Stoßrichtung versprach bei Paraguay keinen Erfolg, auch das Tempo. Dieses fehlte nämlich ebenso wie ein durchdachtes Angriffssspiel. So war es Venezuela ein leichtes, die Passwege zuzustellen und die Ballführenden unter Druck zu setzen. Und nach Ballgewinn ging es recht schnörkellos in Richtung paraguayanisches Tor.

So war es logisch, dass Paraguay nur aus Standards oder Abwehrfehlern zum Torerfolg kommen konnten. Nach einer halben Stunde kombinierten sie dann beides – auf das Flippertor, das nach einer Ecke über diverseste Umwege zum 1:1 im Tor landete, wäre jeder Billard-Spieler neidisch. Mit drei Banden kam Paraguay da nämlich nicht aus, ehe der aufgerückte Alcaraz den Ball über die Linie drosch.

Experiment mir Dreierkette

Wohl um dem indisponierten Estigarribia Rechnung zu tragen, stellte Paraguay noch in der ersten Hälfte auf einer Dreierkette hinten um – lediglich Aureliano Torres schob nach vorne, auf der anderen Seite gab es Vera etwas defensiver. Die Belebung der linken Seite blieb aber aus, und so wurde nach der Pause wieder auf ein 4-4-2 umgestellt.

Estigarribia aber durfte weitermachen. Und so ähnelte das Spiel nach der Pause dem von davor frappant: Zu wenig Tempo, keinerlei Flügelspiel, und Hoffen auf Standards. Da allerdings war Paraguay auf Zack, denn nach einer Stunde verlängerte Barrios tatsächlich eine Ecke zum unverdienten 2:1 in die Maschen.

Auch von Venezuela kommt wenig

Bei den Venezolanern kamen in der Folge Kapitän Arango und Stürmer Fedor für Orozco und Arismendi in positionsgetreuen Wechseln, aber dennoch zeigten die Weinroten weiterhin wenig Initiative, selbst das Spiel nach vorne anzugehen. So plätscherte das bislang wohl schwächste Spiel dieser Copa seinem ereignisreichen Ende entgegen.

Als in Minute 85 Riveros nämlich das 3:1 für Paraguay erzielte (natürlich nach einer Standardsituation), war das Spiel vermeintlich entschieden. Das dachten wohl auch die Spieler von Paraguay, die nun auch hinten sorglos wurden. So hinderten sie Fedor nicht daran, aus spitzem Winkel abzuziehen und zum 2:3 zu verkürzen. Und dann war es ein Eckball, bei dem nicht aufgepasst wurde, was Perozo tatsächlich noch zum 3:3-Ausgleich nützen konnte…

Fazit: Paraguay hätte Sieg nicht verdient

Kaum zu glauben, dass es die gleiche Mannschaft war, die gegen Ecuador (bis zum verletzungsbedigten Barreto-Austausch) so dominiert hat und nun gegen Venezuela eine im Grunde unterirdische Leistung zeigte. Bei Paraguay passte, bis auf die Standards, rein gar nichts. Kein Flügelspiel, keine Kreativität, null Tempo, haarsträubende Fehlpässe. Dass es dennoch möglich war, 3:1 zu führen, spricht auch nicht gerade für Venezuela. Im Viertelfinale – Paraguay muss gegen Brasilien ran, Venezuela gegen Chile – werden es beide sehr, sehr schwer haben.

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Copa, Tag 8: Brasilien behebt Fehler nicht https://ballverliebt.eu/2011/07/10/copa-tag-8-brasilien-behebt-fehler-nicht/ https://ballverliebt.eu/2011/07/10/copa-tag-8-brasilien-behebt-fehler-nicht/#respond Sun, 10 Jul 2011 13:55:54 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5165 Copa, Tag 8: Brasilien behebt Fehler nicht weiterlesen ]]> Wieder konnte Brasilien nicht überzeugen. Weil beim glücklichen 2:2 gegen Paraguay wieder die selben Fehler gemacht wurde! So verdienen sich die Paraguayer den Punkt, weil sie genau diese Schwächen ausnützten. Gruppenerster ist aber vorläufig Venezuela – 1:0 gegen Ecuador!

Brasilien - Paraguay 2:2

Paraguay hat gegen Ecuador zumindest bis zum verletzungsbedingten Austausch von Edgar Barreto nach einer halben Stunde gezeigt, dass die Mannschaft aus einem 4-4-2 durchaus beachtlichen Druck nach vorne entwickeln kann – vor allem über die Flügel. Das war im Spiel gegen Brasilien nicht gefragt: Gerardo Martino stellte seine Mannschaft ein, gegen ein Brasilien zu spielen, wie es die Seleção gegen Venezuela vergeblich versucht hat. Und siehe da: Brasilien machte hier die gleichen Fehler.

Kaum brasilianische Flügel, keine Kontrolle im Zentrum

Was der diesmal im 4-1-4-1 agierenden Mannschaft aus Paraguay extrem in die Hände spielte. Martino zog Santa Cruz aus der Spitze ab und stellte ihn ins rechte Mittelfeld, dafür rückte von dort Vera als Sechser zusätzlicher Mann in die Mittelfeldzentrale. Dort kümmerte er sich in erster Linie um Ganso, Agenden in der Spieleröffnung standen da eher zurück.

Weil die Brasilianer wieder ein veritables Loch zwischen defensivem Mittelfeld und Offensivreihe ließen, hatten die drei Paraguayer im Mittelkreis das Zentrum sehr gut unter Kontrolle, weil wiederum nur Ramires einen Link zwischen der Defensive und Ganso und Co. darstellte. Auch von den Außenverteidigern kam wieder gar nichts – André Santos traute sich gegen Santa Cruz nicht nach vorne, der auch gegen Venezuela schon sehr zurückhaltende Dani Alves war auch diesmal kaum sichtbar. Wobei aber Marcelo Estigarribia erneut eine sehr ansprechende Leistung bot.

Zu wenig Tempo vorne, zu wenig kompakt hinten

Bei Brasilien fehlte es im Spielaufbau aber nicht nur an der Kompaktheit, sondern daraus folgend auch am Tempo. Nur, wenn es mit schnellen Kurzpässen versucht wurde, kam die Seleção sinnbringend vor das Tor von Justo Villar. Und, wenn Paraguay in der defenisven Mittlefeldzentrale nicht aufpasste: Als der Platz zwischen den Reihen einmal zu groß war, nützte das der ansonsten sehr unauffälligen Jádson zur 1:0-Pausenführung.

Dennoch wurde Jádson zur Pause ausgewechselt, aber mit dem für ihn gekommenen Elano wurde das Spiel der Brasilianer noch enger im Mittelfeld. Und doch fehlte hinten mitunter die Ordnung, wenn Paraguay nach Ballgewinn schnell konterte, und so stellte Santa Cruz zehn Minuten nach Wiederanpfiff auf 1:1 – nachdem Estigarribia im Rücken von Dani Alves den Ball nach vorne getragen hatte. Und wenige Minuten später war es erneut Alves, der sich nach einem harmlosen langen Ball von Riveros abkochen ließ, der zuvor für Barrios eingewechselte Valdez verwertete zum 2:1 für Paraguay.

Ramires und Neymar gehen, Ideenlosigkeit bleibt

Menezes nahm in der Folge mit Ramires seinen Achter heraus und brachte mit Lucas einen neuen Flügelstürmer, somit ging er auf ein 4-4-2; mit Lucas auf dem linken und Neymar auf der rechten Steite. Viel gebracht hat dieser Wechsel nicht: Weil Paraguay weiterhin sehr sicher in der Defensive stand und es am Flügelspiel bei Brasilien weiter fehlte, blieben oftmals weiterhin nur lange Bälle.

Dem trug Menezes Rechnung, indem er zehn Minuten vor Schluss mit Fred noch einen echten Zentrumsstürmer brachte, der sich neben Pato stellte. Eine Maßnahme, die noch belohnt wurde – kurz vor Schluss kam ein Ball (natürlich durch die Mitte) bei Fred an, der zwischen zwei paraguayanischen Abwehrspieler hindurch noch noch den glücklichen Ausgleich erzielte. Ja, er stieß duch eine seltene Lücke in der Defensive, es war aber auch einfach wirklich gut gemacht.

Fazit: Brasilien wie Argentinien – Probleme nicht behoben

Wie auch Gastgeber Argentinien machte Brasilien die selben Fehler wie in der ersten Partie: Zu wenig Breite, zu viel durch das Zentrum, zu großer Abstand zwischen Defensive und Offensive. Paraguay ging von Vornherein mit der Vorgabe, genau das Ausnützen, in die Partie, und das war der richtige Matchplan.

Zudem blieben auch diesmal Ganso (gut bewacht von Vera) und Neymar (zu viel klein-klein) blass, Jádson wandelte früh am Rande der gelb-roten Karte und musste daher in der Halbzeit bleiben, Elano brachte keine echte Verbesserung. So verdiente sich Paraguay mindestens den Punkt und Brasilien steht nun im letzten Gruppenspiel gegen Ecuador schon ziemlich unter Druck. Nicht nur, dass ein gutes Resultat her muss, nein, es sollten auch endlich die so offensichtlichen billigen Schwachpunkte behoben werden.

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Eine wirklich attraktive Partie war der Sieg von Venezuela gegen Ecuador nicht. Aber für die Weinroten war es dennoch ein guter Auftritt – denn nach der guten Defensivleistung gegen Brasilien war man gegen schwache Ecuadorianer das nach vorne klar aktivere Team. Womit der Erfolg hochverdient ist.

Venezuela - Ecuador 1:0

Die Formation war bei Venezuela identisch mit der beim 0:0 gegen Brasilien, auch die Besetzung (lediglich Maldonado spielte statt Rondón) – aber die Herangehensweise war ganz anders. Von Beginn an übernahmen die Venezolander die Initiative, vor allem über die Flügel mit César González und Juan Arango. Die beiden, die auch durchaus rochierten, drückten die ecuadorianischen Flügel ziemlich hinten hinein, was zur Folge hatte, dass die Gelben nicht zur Geltung kamen. Denn auch ihr Spiel war auf die Flügel ausgerichtet.

Méndez und Arroyo hatten aber viel Defensiv zu tun, vor allem die seltsamen uninitiativen Noboa und Castillo schafften es nicht, das Spiel selbst zu beruhigen. So kam Venezuela früh zu einigen Chancen, die allerdings ungenützt blieben – der ecuadorianische Torhüter „El Polaco“ Eligaza konnte diese aber entschärfen. Je länger die Partie dauerte, desto weniger kam Venezuela aber durch die zwei Viererbänke durch, die letzte Viertelstunde vor der Halbzeit entwich der Schwung aus dem venezolanischen Spiel und damit auch das Niveau der Partie.

Gewaltschuss bringt die Führung

Auch im zweiten Spielabschnitt blieben zunächst die Weinroten spielbestimmend, weiterhin über die extrem fleißigen Flügel. Arango uund González rückten zudem immer wieder ein, damit die aufrückenden Außenverteidiger die hinterlaufen konnten, das was ohne Gefahr möglich, weil bei Ecuador die hängende Spitze zu fahrig agierte (Benítez) und sein Sturmpartner trotz erkennbarer Spielfreude in der Luft hing (Caicedo).

Zufall ist es aber keiner, dass die bemühten, aber nicht gerade Funken versprühenden Venezolaner durch einen Gewaltschuss in Führung gingen: César González zog nach einem Zuspiel von Arango aus 20 Metern ab, dem machtlose Goalie Elizaga war die Sicht versperrt.

Spät, aber doch legt Ecuador zu

Erst im letzten Spielviertel kam Ecuador zu mehr Spielbesitz und zu etwas gesteigerten Offensivbemühungen, allerdings auch, weil der Gegner das zuließ. Die Venezolaner spielten das aber geschickt, weil sie es sehr gut schafften, die Zentrale zuzumache und Ecuador somit auf die Flügel zu zwingen. Von dort ging aber keinerlei Gefahr aus, weil die Flanken schlecht und die Innenverteidiger sich nur selten überlaufen ließen.

So sammelte Ecuador in der Schlussviertelstunde zwar sehr viel Ballbesitz, aber die fehlende Fähigkeit, ein Spiel selbst zu gestalten, wurde überdeutlich – daran änderten auch die Einwechslungen von Offensiv-Akteuren nichts. Ohne wirkliche Gefahr auszustrahlen, verlor Ecuador die Partie somit verdient. Auch, wenn Venezuela die Möglichkeiten zum Konter eher fahrlässig ausließ.

Fazit: Venezuela kann auch selbst, daher Sieg verdient.

Vor allem in den ersten 20 bis 30 Minuten jeder Halbzeit wurde deutlich, dass Venezuela sich nicht nur wie gegen Brasilien defensiv stellen und verteidigen kann, sondern vor allem mit Arango und González auch selbst in der Lage ist, zumindest gegen ein offensiv völlig indisponiertes Team wie Ecuador selbst die Spielgestaltung in die Hand zu nehmen – und auch bereit war, das zu tun.

Bei Ecuador fehlte jegliches Flair im Spiel nach vorne, was aber nicht nur mit dem verletzungsbedingten Fehlen von Antonio Valencia erklärt werden kann. Schließlich war der Mann von Manchester United schon in der ersten Partie kaum ein Faktor auf dem Flügel. Auch Christian Noboa konnte wieder keine Struktur in seine Mannschaft bringen. Und selbst, als es am Ende nötig war, konnten kaum Chancen erarbeitet werden. Und das reicht nun mal nicht.

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Copa, Tag 3 – Auch Brasilien startet fehl; und noch eine Nullnummer https://ballverliebt.eu/2011/07/03/copa-tag-3-auch-brasilien-startet-fehl/ https://ballverliebt.eu/2011/07/03/copa-tag-3-auch-brasilien-startet-fehl/#respond Sun, 03 Jul 2011 21:27:00 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5106 Copa, Tag 3 – Auch Brasilien startet fehl; und noch eine Nullnummer weiterlesen ]]> Nach dem Gastgeber Argentinien macht auch Brasilien keinen allzu glücklichen Eindruck – nur 0:0 gegen Venezuela! Wobei es nicht nur am Abschlussglück fehlte, sondern an vielem mehr. Zu wenig Tempo, und behäbig, und vor allem: Viel zu wenig Flügelspiel!

Brasilien - Venezuela 0:0

Die Santos-Jungstars Neymar und Ganso feierten ihren ersten großen Auftritt im Trikot des WM-Gastgebers von 2014 – die beiden sollen die Zukunft der Seleção darstellen. Auf dem Weg dazu, zu tragenden Stützen beim Turnier in drei Jahren aufgebaut zu werden, soll die Copa so ein wenig als Testlauf herhalten. Wie belastbar sind die beiden schon? Vor allem, wenn es darum geht, gegen einen kompakten, aber nicht zur Weltspitze zählenden Kontrahenten wie Venezuela geht. So richtig gut ging das nicht.

Brasilien behäbig

Und schnell wurde das Problem der Seleção klar: Zu wenig Bewegung, zu wenig Tempo, sehr statisches Spiel und vor allem: Ein zu großer Abstand, bzw. zu wenig Kontakte zwischen den sechs Spielern hinten und den vier vorne. Was erstaunlich war, denn vor allem Dani Alves blieb hinten, wie man das von ihm bisher nur in den Spielen gegen Real Madrid gesehen hatte – dort musste er allerdings Cristiano Ronaldo in Schach halten, hier eigentlich nur Juan Arango.

Der einzige, der sich gelegentlich mal auf den Weg nach vorne machte, war Ramires. Hinzu kam, dass die Offensiven bei den logischerweise defensiv eingestellten Venezolanern in guten Händen waren. Robinho versuchte zumindest hin und wieder, so etwas wie Breite ins Spiel zu bringen, ohne große Hilfe war er aber verloren. Es hatte fast den Anschein, Neymar und Robinho waren mehr damit beschäftigt, alle paar Minuten ihre Seiten zu tauschen, als zum gegnerischen Tor zu kommen.

Keine Chancen aus spieltypischen Aktionen

Brasilien hatte in der ersten Hälfte zwar drei gute Chancen, aber keine davon entstand aus einer geplanten, für das Spiel typischen aktion. Patos Lattenschuss resultierte aus dem einzigen Vorstoß von Dani Alves – ja, kaum ging er mit, wurde es gefährlich. Vizcarrondos Rettungsaktion mit der Schulter wurde nötig, weil die Venezolaner bei einer Standardsituation aufgerückt waren und die Brasilianer einen Konter fuhren. Und Neymars Schlenzer am langen Eck vorbei entstand aus einem Pass von Ganso, bei dem Neymar im Abseits stand.

Venezuela spielte das 4-4-2 sehr geschickt aus. Hinten stand der Außenseiter sehr sicher, Rincon und Lucena hatten das Zentrum im Griff, und die Flügel Arango und González waren gegen André Santos und Dani Alves überhaupt nicht gefordert. Für wirkliche Torgefahr reichte es aber nicht, zu umständlich waren die Versuche in Tornähe, zu sicher standen Lúcio und Thiago Silva.

Keine Besserung, dann noch weniger Flügel

Auch nach Wiederanpfiff bot sich bei den Brasilianern dasselbe Bild, allerdings kamen die Venezolaner etwas forscher aus der Kabine. Vor allem Arango hat gemerkt, dass die Brasilianer an diesem Tag durchaus zu packen sind, vor allem, weil sich Dani Alves weiterhin dezent zurückhielt. Auffällig war, dass bei den Brasilianern vor allem auf der rechten Seite – gleich, ob nun Neymar oder Robinho sich gerade dort aufhielten – eine Gasse zwischen Mittelfeldmann und Seitenaus-Linie gelassen wurde. Kein Zweifel, dass Dani Alves diese hätte bearbeiten sollen. Hätte.

Nach einer Stunde stellte Menezes sein System dann um: Nachdem Stürmer Fred für Robinho gekommen war, stellte sich die Seleção in einem 4-2-2-2 auf, mit Fred und Pato vorne, Neymar halblinks und Ganso halbrechts dahinter. Flügelspiel war nun gar keines mehr erkennbar, es ging nur noch durch die Mitte. Und das nicht besonders schnell und nicht besonders zielstrebig: Fred sah kaum einen sinnvollen Ball, Neymar und Ganso blieben sehr diskret.

Später Weckruf

Der Versuch mit dem 4-2-2-2 klappte also überhaupt nicht, weshalb Menezes seinen Irrtum kaum eine Viertelstunde später auch wieder korrigierte: Lucas (vom FC São Paulo kam für die linke Seite), Ganso rückte wieder ins Zenturm, und der offensivstärkere Elano ersetzte Ramires. Und nun wachte auch Dani Alves auf: Er rückte nun endlich so auf, wie man das von Beginn an erwartet hatte. Das Spiel der Brasilianer hatte in der Schlussphase damit eindeutigen Linksdrall, weil von Andre Santos und Neymar auf der anderen Seite überhaupt nichts mehr kam.

Spät, aber doch wurde Cichero nun richtig geprüft, aber er hielt dem Druck durchaus stand. Wie generell die Venezolaner eine sehr kompakte Leistung boten und das 0:0 bis zum Ende hielten – und das durchaus nicht unverdient. Weil es die Brasilianer schafften, eine matten ersten Hälfte eine noch mattere zweite folgen zu lassen, in der man erst in den Schlussminuten das Gefühl hatte, so etwas wie Siegeswillen erkennen zu können.

Fazit: Wirklich nur ein Test?

Zu langsam, zu wenig Bewegung, zu wenig Verbindung von der Defensiv- mit der Offensiv-Abteilung, und vor allem über weite Strecken ein Komplettverzicht auf jegliches Flügelspiel – die Brasilianer lieferten eine richtig schlechte Partie ab. Venezuela hatte kaum mehr zu tun, als mit den zwei Viererketten kompakt und eng zu stehen und auf gelegentliche Konter zu lauern. Da funktionierte, weil man das Zentrum im Griff hatte und über die Flügel viel zu lange praktisch überhaupt nicht gefordert wurde.

Die Brasilianer ließen eine gewisse Ernsthaftigkeit vermissen, als ob für sie diese Copa tatsächlich kaum mehr darstellen würde als einen Test unter Wettkampfbedingungen. Will man aber nicht deutlich früher ausscheiden, als das dem Selbstverständnis der Seleção entspricht, muss eine deutliche Leistungssteigerung her. Denn bei allem Respekt vor Venezuela, aber die kommenden Gegner werden schwerer.

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Bei der WM war Paraguay ins Viertelfinale gekommen, ohne viel dafür tun zu müssen. Was hat die Albiroja also wirklich drauf? Beim 0:0 gegen die eher beidere Mannschaft aus Ecuador zeigte man zwei Gesichter: Ein starkes, druckvolles. Und eines, das den neutralen Beobachter eher erschaudern lässt.

Paraguay - Ecuador 0:0

Konsequentes Spiel über die Flügel, verbunden mit wirkungsvollem Pressing: So spielt man ein funktionierendes 4-4-2. Genau so spielte Paraguay: Weil Piris (bei seinem Länderspiel-Debüt!) und Torres von hinten enormen Druck nach vorne machten, konnten Estigarribia und Barreto ebenso weit nach vorne schieben oder in die Zentrale einrücken. Das machte Ecuador extrem zu schaffen – vor allem, weil in der Anfangsphase Kapitän Walter Ayoví recht sorglos nach vorne marschierte und seine Seite damit wiederholt blank ließ.

Hinzu kam, dass sich vor allem Santa Cruz sehr gut bewegte und sich als Anspielstation anbot, während Barrios im Zentrum blieb und auf Flankenbälle wartete. Und dort zudem Gegenspieler zu binden verstand: Die ecudaorianischen Hintermannschaft, der es in einigen Situationen durchaus zu schnell ging, verlor da durchaus in einigen Situationen die Übersicht – etwa, als sich drei Mann auf Barrios stürzten, sich aber niemand für Barreto zuständig fühlte. Dessen Abnahme der Flanke von Estigarribia konnte Ecuador-Goalie Eligaza nur mit Mühe parieren.

Schock nach Konter, Rückfall nach Ausfall

Das Spiel von Ecuador litt enorm unter der enormen Ungenauigkeit vieler Pässe, verursacht durch den Druck, den Paraguay auf den Ballführenden ausübte. Vor allem Christian Noboa, der Kapitän von Rubin Kasan, kam als Achter im ecuadorianischen Mittelding aus 4-2-3-1 und 4-4-1-1 überhaupt nicht zur Geltung – wenn etwas ging, dann über die Flanken von Antonio Valencia oder (noch eher) Walter Ayoví. Doch trotz der recht deutlichen Unterlegenheit wäre nach einer halben Stunde beinahe der Führungstreffer gelungen – Ex-Birmingham-Legionär Chucho Benítez lässt die ganze Verteidigung aussteigen, legt sich im entscheidenden Moment aber den Ball zu weit vor.

Eine Aktion, die bei Paraguay sichtlich Wirkung hinterließ. Sicherlich noch entscheidender war aber, dass sich kurz danach Edgar Barreto verletzte und ausgewechselt werden musste. Enrique Vera bemühte sich zwar nach Kräften, aber gegen den neuen Mann setzte Ayoví wieder vermehrt Nadelstiche und so kam Ecuador wieder besser in die Partie.

Niveauverfall nach der Pause

Mit Antonio Valencia musste Ecuador-Teamchef Reinaldo Rueda (der mit Honduras bei der WM war) den prominenteste Mann in der Kabine lassen, der Mann von Manchester United hatte einen Schlag abbekommen. Mit der Umbesetzung in der Raumaufteilung – Méndez ging auf die Valencia-Position nach rechts, Benítez gab nun die hängende Spitze, der neue Mann Arroyo besetzte den linken Flügel – konnte auch das immer ungenauer werdende Spiel der Albiroja recht problemlos in Schach gehalten werden.

Ohne Barreto auf der rechten Seite war der fleißige Piris auch ohne Wirkung, sodass Paraguay nun nur noch über Argentinien-Legionär Marcelo Estigarribia nach vorne kam; der Mann von Newell’s Old Boys war der einzige, der es bis weit in die zweite Hälfte immer wieder versuchte. Santa Cruz ließ sich, weil er kaum noch Bälle sah, immer weiter zurückfallen, bis er permanent im Mittelfeld herumturnte. Mehr Gefahr als einen Torschuss von der Strafraumgrenze brachte der eingewechselte Nelson Valdez auch nicht mehr zu Wege.

Und Ecuador? Die Gelben hatten den Spielstand nun im Griff und kamen in einer extrem niveauarmen zweiten Hälfte nicht mehr wirklich in Gefahr, den Punkt noch aus der Hand zu geben. Doch selbst blieben sie, bei allem Ballbesitz, den sie in dieser Phase ansammelten, ebenso harmlos und Justo Villar im paraguayanischen Tor musste keine allzu schweren Prüfungen bestehen.

Fazit: Paraguay mit mehr Potenzial, 0:0 dennoch korrekt

Ginge es nur nach der ersten Hälfte, kann ein verdienter Sieger dieses Spiels nur Paraguay heißen. Gutes Pressing und extrem druckvolles Spiel über beide Flanken, dazu mit Santa Cruz und vor allem Barrios zwei gefährliche Stürmer im Zentrum – Ecuador hatte eine halbe Stunde lang alle Hände voll zu tun, irgendwie das 0:0 zu halten. Mit dem Beinahe-Rückstand und vor allem dem Ausfall des sehr starken Barreto war das Spiel von Paraguay aber wie abgerissen.

So passte man sich nach der Pause dem mäßigen Niveau des biederen und weitgehend harmlosen Team Ecuadors an, und nach den Eindrücken der zweiten Hälfte hätte nun wirklich kein Team den Sieg verdient gehabt. Das größere Potenzial hat von diesen beiden Mannschaften, wenig überraschend, der WM-Viertelfinalist aus Paraguay. Wie die Albiroja die schlimmen zweiten 45 Minuten weggesteckt haben, dürfen sie im nächsten Spiel gegen die fehlgestartete Seleção zeigen.

(phe)

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