Lippi – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Wed, 29 Dec 2010 17:24:40 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Day 14 / F – Keine Bewegung! https://ballverliebt.eu/2010/06/24/day-14-f-keine-bewegung/ https://ballverliebt.eu/2010/06/24/day-14-f-keine-bewegung/#respond Thu, 24 Jun 2010 18:13:03 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2343 Day 14 / F – Keine Bewegung! weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 14 – Gruppe F | Mit möglichst wenig Aufwand versuchte Italien, den notwendigen Punkt gegen die Slowakei zu holen. Oder war es mangelnde Klasse? Nach dem 2:3 ist der Titelverteidiger jedenfalls raus. Ohne viel Aufwand kam Paraguay zu einem 0:0 gegen berhrzte Kiwis – und zum Gruppensieg.

Italien – Slowakei 2:3 (0:1)

Italien - Slowakei 2:3

Der Weltmeister bekommt’s einfach nicht gebacken: Falsche Aufstellung im ersten Spiel, keine Ideen im zweiten, und keine Bewegung und komplettes Ignorieren der rechten Seite im Dritten. Am Auffälligsten in der ersten Hälfte gegen die Slowaken war das 50-Meter-Loch, das im De-Facto-4-4-2 zwischen dem Mittelfeld und den beiden echten Angreifern Di Natale und Iaquinta aufgerissen wurde. Das ist bei Iaquinta nicht überraschend, aber das sich ein Außenstürmer wie Di Natale so überhaupt nicht anbietet, ist schon erstaunlich. Zudem hielt sich Simone Pepe statt auf der anderen Außenbahn wie Di Natale auf der linken Seite auf.

Dadurch war das Spiel der Italiener, wenn man es überhaupt als solches bezeichnen kann, extrem linkslastig – Zambrotta wurde auf der rechten Außenbahn nicht nur komplett allein gelassen, sondern auch noch völlig ignoriert. In der Mittelfeldzentrale spielte De Rossi eine schreckliche Partie und er verschuldete mit seinem schlimmem Fehlpass auch noch das 0:1. Montolovo neben ihm agierte etwa sicherer, aber mehr als Lothar-Matthäus-Gedächtnis-Pässe blieben auch ihm nicht übrig.

Die Slowaken, die ja in den ersten beiden Spielen ja wahrlich auch nicht überzeugen konnten, kontrollierten das Spiel mit Leichtigkeit, die sie selbst wohl nicht erwartet hatten. Weshalb sie schon vor dem Führungstor die drei offensiven Mittelfeldleute im 4-2-3-1 mehr oder weniger in die Spitze stellten: Hamšík zentral, Jendrišek über links und Stoch (der statt Weiss junior in die Mannschaft gerückt war) nominell über rechts, ihn zog es aber immer wieder ins Zentrum, um Criscito auszuweichen. So erhielten die Slowaken nicht nur eine Überzahl im offensiven Mittelfeld, sondern stellten auch die langsamen italienischen IV Chiellini und Cannavaro vor diverse Probleme – obwohl die Slowaken nun beileibe keine internationale Top-Leistung ablieferten.

In der Pause brachte Lippe dann mit Quagliarella (für den wirkungslosen Gattuso) einen echten Außenstürmer, zudem durfte Zambrotta auf seine linke Seite wechseln (weil RV Maggio für LV Criscito kam). Weil Pepe nun einen echten Rechtsaußen gab, spielten die Italiener nun mit einem 4-2-4 und hatten mehr vom Spiel, aber weil die ordnende Hand immer noch fehlte, kam nach einer Stunde auch endlich Andrea Pirlo für den blassen Montolivo ins Spiel. Ohne Wirkung: Der angeschlagene Pirlo zeigte, warum er in den ersten beiden Spielen nicht zum Einsatz kam. Viele Fehlpässe kamen von ihm, aber nicht die gewünschte Präsenz im Mittelfeld,

Die Slowaken verteidigten die kopflosen und recht harmlosen Angriffe der Italiener und konterten – das 2:0 sah schon wie die Entscheidung aus. Doch plötzlich erwachte im Weltmeister doch noch der Kampfgeist! Durch einen Abstauber gab’s den schnellen Anschlusstreffer, zehn Minuten vor Schluss. Dann aber auch noch Pech, als der vermeintliche Ausgleich wegen angeblichen Abseits nicht anerkannt wurde – und der Todesstoß durch das 1:3 in der 89. Minute. Das Ende? Immer noch nicht! Mit der ersten Aktion, die tatsächlich nach Fußball aussah, versenkte Quagliarella zum 2:3. Doch der Ausgleich, der zum Achtelfinale gereicht hätte, gelang nicht mehr.

Fazit: Die Italiener waren 80 Minuten lang nicht einmal mit viel Phantansie als amtierender Weltmeister zu erkennen: Uninspiriert, langsam, planlos. Dass das gegen jetzt beim besten Willen nicht überragenden Slowaken beinahe gereicht hätte, traurig genug. Die Slowaken haben aber das Spiel weniger gewonnen, als es die Italiener viel mehr verloren haben.

————————

Paraguay – Neuseeland 0:0

Paraguay - Neuseeland 0:0

Heute durfte Óscar Cardozo ran – wenn man schon ein Überangebot an Stürmer hat, so wie Paraguay, dann empfielt es sich auch, diese bei Laune zu halten. Alleine, dem Benfica-Torjäger, der für Lucas Barrios in die Mannschaft kam und in einem etwas schiefen 4-4-2 neben Santa Cruz stürmte (Valdéz war mehr linke Mittelfeldspieler), gelang kaum etwas. Er bewegte sich gegen die trockene neuseeländische Defensive ebenso schlecht wie sein Sturmpartner, weswegen die Spieler, die das Duo versorgen hätte sollen, wenig Bälle in die Spitze auch tatsächlich dorthin brachte. Zu gut waren die beiden in der neuseeländischen Dreierkette aufgehoben.

Auf der linken Seite rückte Valdéz, wie erwähnt praktisch ins Mittelfeld zurück und wurde dort vom fleißigen Morel unterstützt. Auf der anderen Seite war es vor allem der eher unterbeschäftigte RV Caniza, der nach vorne ziemlich Betrieb machte – im Verbund mit Riveros, der eher aus dem Halbfeld kam. Die Paraguayer konnte sich den Offensivdrang auf den Seiten leisten, denn auf der einen Seite war in Neuseelands gewohntem 3-4-3 ausschließlich Leo Bertos der Gegenspieler, der defensiv viel zu tun hatte und nach vorne genau gar nichts brachte. Die drei Stürmer verteilten sich mit Schlagseite: Killen und Fallon gaben klassische Center-Forwards, Shane Smeltz einen Linksaußen. Alle drei hingen aber ziemlich in der Luft, weil ihre Kollegen vornehmlich damit beschäftigt waren, Paraguay in Schach zu halten.

Was hervorragend gelang: Elliott und Vicelich machten die Mittelfeldzentrale zu, die Dreierkette hinten nahm die sonst so gefährlichen Paraguay-Stürmer aus dem Spiel. So plätscherte das Spiel ohne Highlights vor sich hin, weil Paraguay zu wenig Willen zur Bewegung an den Tag legte. Das wurde erst nach etwas über einer Stunde ein wenig besser, als Barrios und Benítez für Cardoso und Valdéz kamen und Paraguay in eieem 4-2-4 anzurennen versuchte – mit Barrios und Santa Cruz zentral, Benítez als klassischer Linksaußen und Vera, der nun einen Rechtsaußen gab. Die Neuseeländer wurden so recht gut hinten festgenagelt, und die Albiroja kam zu einigen guten Einschussmöglichkeiten.

Erst in der Schlussphase gingen die Neuseeländer dann auf alles, als der Sieg der Slowaken konkret wurde. Ein Tor hätte den All Whites nun nur noch gewehlt, um sogar Gruppensieger zur werden! Und natürlich musste die Brechstange herhalten gegen einen Gegner, der mit dem 0:0 ja zufrieden war. Die fußballerische Qualität und letztlich auch die Abgeklärtheit der Paraguayer verhinderten aber, dass die Kiwis sogar noch zu einem Sieg kamen.

Fazit: Lange hatte diese Partie den Charakter eines belanglosen Freundschaftsspiels: Paraguay war sich des Achtelfinals sicher, die Neuseeländer glaubten erst ganz zum Schluss wirklich an ihre Chance. Zu spät – so entspricht das 0:0 dem Charakter des Spiels am Besten.

————————

Das war die Gruppe F: Dass Paraguay das Achtelfinale erreicht, ist wahrlich keine Überraschung – im Gegenteil, es wäre unerwarteter gewesen, hätte die Albiroja das nicht geschafft. Aber dass es das Team von Gerardo Martino sogar als Gruppensieger macht, ist schon ein wenig erstaunlich. Das kommt aber nicht von Ungefähr: In der Defensive stand man sicher, das Mittelfeld zeigte durchaus Qualität, wenn das nötig war, und im Angriff gibt es ohnehin ein Überangebot. Angesichts dieser personellen Besetzung darf man sich schon wundern, dass es noch kein einziges Stürmertor gab.

Die Mannschaft, die Paraguay ins Achtelfinale begleitet, ist jene aus der Slowakei – ja, der WM-Debütant spielte gut organisiert wie man es von einem europäischen Mittelklasse-Team erwarten kann. Aber dass es trotz zweier schlechter Spiele und einem Sieg, der mindestens genauso viel mit der Schwäche des Gegners zu tun hatte, wie mit eigener Stärke, spricht nicht direkt für die Gruppe. So oder so, die Slowaken dürfen sich über den Aufstieg freuen, das Abschneiden von Neuseeland ist aber schlichtweg als Sensation zu bezeichnen. Dass sie All Whites, die letztes Jahr beim Confed Cup noch heillos überfordert waren, bei diesem Turnier ungeschlagen bleiben, ist beinahe sporthistorisch. Mit toller Ordnung hinten und großem Kampfgeist trotzden die Kiwis allen Gruppengegnern  Unentschieden ab. Bravo!

Gar nix mit „Bravo“ ist dafür mit Titelverteidiger Italien. Dass die Squadra Azzurra keine entscheidende Rolle in diesem Turnier spielen würden, deutete sich mit den matten Auftritten bei EM und Confed-Cup ja schon an. Aber sieglos als Gruppenletzter, noch hinter dem vermeintlichen Prügelknaben Neuseeland? Eine unglaubliche Blamage! Die Italiener zeigten Schwächen in der Abwehr, keine Kreativität im Mittelfeld und Harmlosigkeit im Angriff. Alles andere als ein kompletter Schnitt kann jetzt nicht in Frage kommen.

]]>
https://ballverliebt.eu/2010/06/24/day-14-f-keine-bewegung/feed/ 0
Day 10 – Diese Franzosen… https://ballverliebt.eu/2010/06/20/day-10/ https://ballverliebt.eu/2010/06/20/day-10/#respond Sun, 20 Jun 2010 13:32:52 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2294 Day 10 – Diese Franzosen… weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 10 | Die französische Mannschaft zerfällt, ein französischer Schiri lässt beim 1:3 der Ivorer gegen Brasilien diverse Attentate durchgehen. Außerdem: Paraguay (2:0 gegen die Slowakei) hat gegenüber Italien (nur 1:1 gegen Neuseeland) schon eine Hand am Gruppensieg!

Einschub: Die französische Mannschaft hat Raymond Domenech das Training verweigert, aus Solidarität zu Nicolas Anelka. Der Stürmer war aus dem Kader geflogen, weil er den Teamchef in der Halbzeit des Spiels gegen Mexiko übel beschimpft haben soll. Außerdem gab es mächtig Krach zwischen Kapitän Patrice Evra und dem Konditionstrainer; der französische Delegationsleiter quittierte seinen Dienst. Das kann als der ultimative Beweis gelten, dass Domenech in der Mannschaft nicht den geringsten Rückhalt hat und sich nach seinem Ende als Teamchef fraglos schwer tun wird, noch irgendwo einen Job zu bekommen.

————————–

Slowakei – Paraguay 0:2 (0:1)

Slowakei - Paraguay 0:2

Die Vorsicht vom 1:1 gegen Italien hat Paraguay-Teamchef Gerardo Martino abgelegt: Er stellte auf ein 4-3-3 um; mit Valdez, Barrios und Santa Cruz als Dreier-Angriff. Das Trio agierte da vorne äußerst variabel, rochierte viel und stellte so die slowakische Defensive vor einige Probleme. Škrtel hatte alle Mühe, seine Abwehr zumindest halbwegs zu dirigieren, was allerdings kaum gelang, weil er mich sich selbst genug zu tun hatte.

Die Slowaken spielten mit einem nominellen 4-1-4-1, sie kamen aber nie auch nur annähernd dazu, das auszuspielen. Innenverteidiger Ďurica wurde auf die linke Seite gestellt. Das hatte den Effekt, dass die Paraguayer über diese Seite nicht ganz so gefährlich wurden, nach vorne brachte Ďurica aber exakt Null. Zudem hat er beim Gegentor fürchterlich gepennt und es so nicht mehr verhindern können. Vor ihm war in der offensiveren Viererkette mit Robert Vittek ein nomineller Stürmer aufgestellt, der gegen Bonet allerdings keinen Stich machte. Šesták hing in der Spitze völlig in der Luft, der gegen die Neuseeländer noch so starke Weiss junior fand überhaupt nicht statt und an Hamšík, der das Spiel aus dem zentralen Mittelfeld lenken sollte, lief die Partie komplett vorbei. Zudem zeigte Jan Kozák, der Hamšík zur Seite gestellt wurde, eine erschreckende Leistung.

Ganz anders die Paraguayer: Morel auf der linken Seite hatte alle Freiheiten, weil Weiss ihn defensiv nicht aufhalten konnte oder gleich ganz auf die andere Flanke auswich (und der dann auf der Position spielente Vittek erst recht nichts ausrichten konnte), Riveros im linken und Vera im rechten Halbfeld zeigten sich sehr aktiv. Vor allem aber störten die Paraguayer die gegnerischen Versuche, das eigene Spiel zu etablieren, konsequent extrem früh und zogen so den Slowaken, die zu Beginn mit Härte dagegen zu halten versuchten, dies aber nach etwa einer Viertelstunde mangels Wirkung eingestellt haben, den Zahn.

Nach der Pause verlegte sich das Team aus Paraguay darauf, die Slowaken in Schach zu halten, wenn möglich etwas herauszulocken und dann (vor allem über den bärenstarken Vera) den schnellen Gegenstoß zu suchen. Die Slowaken steigerten sich aber nicht grundsätzlich; kamen zwar zu etwas mehr Ballbesitz, konnten aber nichts wirklich Nennenswerten dabei herausschlagen. Zudem wartete Weiss senior an der Seitenlinie ab, und wartete und wartete, obwohl er sah, dass seiner Mannschaft kreativ nichts gelang. Dafür kam bei Paraguay Mittelfeldspieler Aureliano Torres für den fleißigen Stürmer Valdez, um im Mittelfeld das Spiel besser zu kontrollieren.

Bei den Slowaken kam indes Hološko für Šesták und gesellte sich zu Vittek in die Spitze, was aber nichts brachte, weil das slowakische Mittelfeld überhaupt nichts zu Stande brachte. Erst in der 83. Minute brachte Weiss senior Flügelmann Stoch für den (oft überforderten) Innenverteidiger Saláta, da aber unmittelbar darauf das 0:2 fiel (bei dem die slowakische Abwehr wieder in Ehrfurcht erstarrt war), blieb auch diese Maßnahme wirklungslos.

Fazit: Paraguay agierte absolut souverän und war zu jedem Zeitpunkt Herr der Lage, daher geht der Sieg absolut in Ordnung. Den Slowaken fehlte es schlicht und einfach an der Klasse und der internationalen Erfahrung, die Südamerikaner ernsthaft zu gefährden.

—————————–

Italien – Neuseeland 1:1 (1:1)

Italien - Neuseeland 1:1

Die Neuseeländer veränderten gegenüber ihrem Punktgewinn im Slowakei-Spiel nichts – warum auch. Marcello Lippi hingegen stellte auf ein 4-4-2 um, wie es in der zweiten Hälfte gegen Paraguay recht ordentlich funktioniert hatte. Allerdings nicht mit Camoranesi auf der linken Seite (mehr Luft als für eine Halbzeit har er nicht), sondern mit Marchisio. Der sich dort draußen allerdings sichtlich nicht wohl fühlte und wirkungslos blieb.

Auch nach dem frühen Führungstor für Neuseeland (auch wenn’s wohl Abseits war, schaut der stolpernde Cannavaro da nicht gut aus) änderte sich daran nichts – die Italiener waren es, die das Spiel gestalten mussten. Und das klappte überhaupt nicht, weil keiner da war, der es an sich reißen hätte können. De Rossi und Montolivo, die beiden Sechser, hatten zwar viel Ballbesitz, Zielstrebiges nach vorne fiel ihnen aber absolut nicht ein – auch natürlich, weil Gilardino und Iaquinta sich in der Mitte auf den Füßen standen, aber keiner den freien Weg über die Flanken suchte. Criscito war der Alleinunterhalter auf der linken Seite, weil Marchisio eben komplett blass blieb. Alleine die rechte Seite mit dem äußerst fleißigen Zambrotta zeigte so ein wenig, wie es gehen könnte.

Was beim Titelverteidiger aber komplett fehlte, waren echte Vorstöße bis zur Grundlinie, um dann auf die kopfballstarken Gilardino und Iaquinta zu flanken. So etwas kam gar nicht – und mit den langen Bällen aus der Tiefe hatte die neuseeländische Defensive keine Probleme. So war es schon ein wenig ein Geschenk von Tommy Smith, dass er mit seinem Trikotziehen den Elfmeter zum Ausgleich ermöglichte. Der war natürlich nicht unverdient, schließlich taten die Neuseeländer nach vorne nichts mehr, aber wirklich zwingend war er nicht.

In der Halbzeit stellte Lippi dann auch ein 4-2-3-1 um, indem er Di Natale (für Gilardino) brachte und auf die linke Seite stellte; dazu ersetzte Camoranesi (nun im Zentrum) den wirkungslosen Pepe. Die Formation war nun anders, das Spiel war gleich: Wenig Ideen von De Rossi und Montolivo, viel durch die Mitte, selbst die Außen zog es immer wieder ohne Not in die Zentrale – obwohl die Neuseeländer die Flanken nicht gerade konsequent zustellten.

Nach einer Stunde reagierte Lippi erneut auf das sich nicht bessernde Spiel und brachte mit Pazzini wieder eine zweite Spitze für den komplett überforderten Marchisio ging wieder auf ein 4-4-2 zurück. Pazzini und Iaquinta ließen sich nun aber beide vermhert zurückfallen und warteten auf steile Anspiele in die Spitze. Einige wenige kamen auch, die Neuseeländer hatten aber wenig Mühe, diese zu verteidigen. Und als die Kiwis merkten, dass den Italienern so überhaupt nichts einfällt – die beiden besten Chancen waren 25m-Schüsse von Montolivo – wurden sie gegen Ende sogar noch frech und drückten mit Jungspund Wood sogar noch in einigen Situationen auf das Siegtor.

Fazit: Die Italiener schicken sich an, den Engländern ernsthafte Konkurrenz zu machen. Kein Tempo, keine Ideen, keine Kreativität, überschaubare Torgefahr. Mehr als der eine Punkt wäre absolut nicht zu rechtfertigen gewesen. Die All Whites dafür setzen ihre Party fort und werden mit einem verdienten 1:1 für eine engagierte Leistung belohnt.

————————

Brasilien – Côte d’Ivoire 3:1 (1:0)

Brasilien - Côte d'Ivoire 3:1

Ein bissi unterkühlt war’s schon, was die beiden Mannschaften da zeigten. Beide darauf bedacht, keinen Fehler zu machen, beide darauf bedacht, nur dann den Weg nach vorne zu suchen, wenn’s auch ohne Gefahr möglich ist. Weil die Ivorer (mit Drogba als Solo-Stürmer, die Außen Dinane und Kalou rückten zurück in ein 4-1-4-1) aber wesentlich höher verteidigten und auch selbst den Ballbesitz suchten, war es bei den Brasilianern nicht mit dem Gegner zurechtlegen und schauen, wo denn die Schwächen sind, wie das im Spiel gegen Nordkorea noch der Fall war.

Im Gegenteil sahen sie sich einer wie schon gegen Portugal defensiv extrem diszipliniert agierenden Mittelfeldreihe gegenüber, die das Spiel durch die Mitte von Kaká sehr gut unterbinden konnte, Luís Fabiano vorne gut abschirmte und die Brasilianer nicht zur Entfatung kommen ließ. Andererseits war der sichtlich nicht fitte Drogba gegen Lúcio UND Juan natürlich völlig aus dem Spiel (sky-Kommentator Reif nannte es durchaus treffend „Geiselhaft“). Somit fehlten Demel und Dindane (rechts), sowie Tiené und Kalou (links) vorne die Anspielstadion, die ein wesentlich aktiverer und vor allem fitten Gervinho zweifellos eher gewesen wäre. Das Resultat: Rasenschach. Die erste Hälfte plätscherte ereignisarm vor sich hin.

Die Brasilianer werden aber sicher gewusst haben, dass sich das Spiel so darstellen wird. Darum wurde eben nicht der Schwachpunkt mit Geduld gesucht, sondern gleich beim ersten Mal beinhart ausgenützt. Dann gab’s bei Kolo Touré und Zokora doch mal eine Unzulänglichkeit gegen Kaká, Luís Fabinao stand plötzlich frei und mit seinem gefühlt ersten Ballkontakt nach fast anderthalb Spielen hämmerte er den Ball sofort zum 1:0 ins Netz. Ein Rückstand, der den Ivorern sichtlich einiges von ihrer anfänglichen Sicherheit nahm, aber weil Kaká weiterhin steraunlich schlechte Pässe schlug und die Flanken weiterhin gut zugemacht wurden, passierte auch bis zur Pause nichts mehr.

Auch die zweite Hälfte schickte sich an, ähnlich zu beginnen, eher Luís Fabiano zu seiner bemerktenswerten Solo-Aktion anlegte, drei Ivorer (Kolo Touré, Zokora und Tiené) versetzte und zum 2:0 abdrückte. Ja, der Oberarm/Schulter war dabei, aber wenn’s der Referee nicht pfeift, dann zählt’s halt. Die Brasilianer wurde darauf etwas sorglos, Bastos ließ für einmal seine Flanke offen, woraufhin Dindane zum ersten Mal im ganzen Spiel Drogba per Flanke einsetzen konnte. Gegen eine dermaßen sichere und effiziente brasilianische Mannschaft müsste so eine Chance aber auch verwertet werden.

So hatte das 0:2 aber nicht den Effekt, dass die Ivorer nun erst recht versuchten, aufzuholen, war ihr Spiel gebrochen. Das 3:0 (nach dem erst zweiten wirklich guten Pass von Kaká) durch Elano, unter gütiger Mithilfe des halb entschlummerten Tiené, war die Folge. Die Einwechslung von Gervinho für Dindane verpuffte angesichte der zerfallenden Mannschaft komplett. Denn leider kämpften die Ivorer nun nicht mehr um Bälle und Tore, sondern nur noch gegen die Beine der Gegenspieler. Leider war der französische Schiedsrichter mit der Leitung der nun extrem rabiaten Partie heillos überfordert. Tioté und der (für Kalou gekommene)  Keita hätten zwigend für ihre Attentate vom Platz gemusst, außerdem hätte Kaká, wenn es als Tätlichkeit bewertet wird, glatt mit Rot fliegen, und nicht mit Gelb-Rot. Wer mich kennt weiß, dass ich Kritik am Schiedsrichter im Normalfall grundsätzlich so weit wie möglich ablehne, aber Lannoy wusste ganz deutlich nicht, was er da tat.

Es brauchte einen 80m-Solosprint von Gervinho, um die Ivorer zumindest kurz wieder aus ihrem Sittenverfall zu reißen, aus dieser Aktion fiel auch das Anschlusstor, weil Juan das Abseits aufhob und Drogba alleine vor dem Tor keine Mühe hatte. Viele Sympathien hat sich das Team mit diesem Auftritt leider nicht gemacht.

Fazit: Die Brasilianer nützten die wenigen Fehler der Ivorer in der ersten Stunde eiskalt und gewinnen als effizientere Mannschaft verdient. Nach der Art und Weise, wie sie von den entnervten Ivorern behandelt wurde, steht nun zu vermuten, dass sie gegen Portugal nicht mit allerletztem Ernst zu Sache gehen – um die Ivorer für ihre Schweinereien im Nachhinein noch zu strafen. Und Lannoy? Der wird wohl im selben Flieger gen Heimat sitzen wie die Mannschaft aus seinem Land…

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2010/06/20/day-10/feed/ 0
Day 4 – Nur nix anbrennen lassen https://ballverliebt.eu/2010/06/14/day-4/ https://ballverliebt.eu/2010/06/14/day-4/#comments Mon, 14 Jun 2010 13:41:19 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2232 Day 4 – Nur nix anbrennen lassen weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 4 | Auffällig: Defensive Denkweise schon in Mittelfeldreihen.  Zum einen natürlich typisch für erste WM-Spiele. Aber zum Anderen können große Teams reagieren und/oder abwarten. So wie Holland und Italien. Und nicht so wie ein enttäuschendes Kamerun.

Holland – Dänemark 2:0 (0:0)

Holland - Dänemark 2:0

Ab durch die Mitte – das war das untaugliche Motto der Holländer in der ersten Hälfte. Trotz über 60% Ballbesitz fiel ihnen kein probates Mittel ein, um die in der Defensive super organisierten Dänen auch nur ansatzweise in Gefahr zu bringen. Kuyt auf der rechten Seite war praktisch gar nich ins Spiel eingebunden, Van der Vaart auf der linken noch weniger. Und wenn die Außen doch einmal an den Ball kamen, zogen sie sofort wieder in die Mitte. Zudem bekam Van der Vaart auf seiner Seite vom deutlich altersschwachen Van Bronckhorst genau gar keine Unterstützung. Der 35-Jährige lebte schon geraume Zeit nur noch von seinem Namen, seine Leistung ist mit „diskret“ noch wohlwollend beschrieben. Van der Wiel rechts war zwar deutlich mehr im Spiel, konnte aber ebenso keine Impulse setzen. Symptomatisch, dass die einzige gute Chance, die von Außen eigeleitet wurde (und vor der Pause eigentlich die einzige echte war) vom ausgewichenen Van Bommel eingeleitet wurde.

Die Dänen traten mit dem exakt gleichen System an wie die Holländer (4-2-3-1, mit Enevoldsen links und Rommedahl rechts, nicht umgekehrt), interpretiertes dieses aber deutlich defensiver und fuhren gut damit. In der ersten halben Stunde lullten sie die Holländer erfolgreich ein und machten die Mitte wunderbar zu, nach vorne ging es in erster Linie über Enevoldsen. Der Holland-Legionär agierte zwar oft recht ungenau, probierte aber lange deutlich mehr als der alte Rommedahl auf der anderen Seite. Der wachte erst nach einer halben Stunde auf, offenbarte aber deutlich den eklatenten Schwächepunkt Van Bronckhorst – nach vorne eben harmlos, nach hinten unsicher.

Das dänische Spiel wurde dann natürlich vom Eigentor kurz nach Wiederanpfiff komplett torpediert. Sie brauchten zehn Minuten, um sich wieder zu sammeln und sich vom Schock zu erholen – als Olsen dann Grønkjær für den mit Fortdauer des Spiels immer schwächeren Enevoldsen brachte, ging es wieder etwas besser, aber wirklich gefährden konnte Dänemark die Holländer nicht mehr. Vor allem nicht, weil mit Elia (der für den enttäuschenden Van der Vaart gekommen war) nun auch auf der linken Seite das Spiel breiter gemacht wurde. Zudem rochierte Van Persie nun deutlich mehr als vor der Pause, schon das 1:0 wurde so eingeleitet.

Außerdem war Morten Olsen mit seinen weiteren Wechseln auch ungewohnt feig. Statt dem angeschlagenen Bendtner kam mit Mikkel Beckman eher ein hängender Stürmer, und die Maßnahme Eriksen für Kahlenberg war zwar ein wenig offensiver, aber echten Stürmer hatte Olsen nicht mehr auf dem Platz. Er versuchte es kuzrfristig mit einer offensiveren Rolle für Kahlenberg, das sorgte aber für Verwirrung als Besserung. Das korrigierte Olsen nach zehn Minuten mit der Einwechslung von Eriksen eben für Kahlenberg, womit Grundordnung des 4-2-3-1 wiederhergestellt war, aber hinkte. Beckmann agierte etwas deplaziert ganz vorne, Eriksen ging statt Jørgensen in die Zentrale, dieser rückte ins defensive Mittelfeld. Zudem ging den Dänen gegen Ende nicht nur die Kreativität aus (die sie ohnehin nicht wirklich zur Schau stellen konnten), sondern vor allem auch die Luft. Hier muss man den dänischen Verband schon fragen, warum sie sich für ein Basecamp an der Küste entschieden haben, wo doch alle drei Gruppenspiele in der Höhe stattfinden.

Fazit: Feuerwerk ließen die Dänen Holland nicht abbrennen, nach dem Rückstand war aber keinerlei Aufbäumen zu erkennen. Daher ist der Oranje-Arbeitssieg korrekt.

—————————–

Japan – Kamerun 1:0 (1:0)

Japan - Kamerun 1:0

Es war schon die ganze erste Hälfe über sichtbar: Die Verteidung von Kamerun ist alles andere als sattelfest. Alleine, die Japaner verlegten sich im Mittelfeld auf Stören und Verhindern und schafften eine Überzahl, gegen das spielerisch eher arme Mittelfeld der Kameruner überhaupt kein Mittel fand. Kamerun agierte in einem 4-3-3, mit dem jungen Matip als Sechser, der zwar viel Ballbesitz hatte, gegen das massierte japanische Zentrum aber kein wirksames Mittel fand. Makoun und Enoh waren zwar bemüht, rieben sich aber auf und vermieden es seltsamerweise, Linksaußen Coupo-Moting (der wie ein kompletter Fremdkörper wirkte) und Webo ins Spiel zu bringen. Auch Webo kam viel über die linke Seite. Die Folge: Die linke Seite der Kameruner war tot, vorne stand keiner und Eto’o spielte auf rechts den Hansdampf in allen Gassen, war offensiv aber wirkungslos.

Bei den Japanern, die in einem 4-1-4-1 antraten, war Okubo zwar der nominelle Stürmer, wesentlich auffälliger auch in der Vorwärtsbewegung war aber Keiskuke Honda. Er suchte, wie auch bei ZSKA Moskau, als Aktivposten immer wieder den Weg in die Spitze. Okubo dafür war überhaupt nicht ins Spiel eingebunden, hatte in der ganzen ersten Hälfte genau vier (!) Ballkontakte. Nur folgerichtig, dass das 1:0 für Japan über einen schrecklichen Abwehrschnitzer bei einer Standardsituation zu Stande kam – anders war es nach dem Spielverlauf der ersten Hälfte eigentlich nicht möglich. Im konkreten Fall zeigte Assou-Ekotto lächerliches Abwehrverhalten, und nach der Flanke behinderten sich Nkoulou und Mbia und natürlich war es Honda, der abstauben konnte.

Mit den Führung im Rücken sahen die Japaner nach der Pause natürlich keinerlei Veranlassung, ihre destruktive Spielanlage zu ändern. Eto’o fing auf der rechten Seite zwar durchaus ansprechend wieder an, konnte aber seine Stärken dort nie wirklich zur Entfaltung bringen. Er wollte Rechtsaußen, Zehner und auch Sturmspitze gleichzeitig spielen und war so im Endeffekt nichts so wirklich. Struktur im Spiel der Kameruner suchte man Vergeblich. Le Guen brachte dann Emana für den jungen Matip, um das schwache Mittelfeld offensiv zu stärken, und dann Geremi für den wirkungslosen Makoun, um das Spiel besser zu lenken. Effekt? Keiner. Auch die Einwechslung von Idrissou für den oft ignorieten Choupo-Moting brachte nichts.

Okada veränderte nur Details, aber nichts Grundsätzliches. Der schon vor der Pause einigermaßen aktive Honda ging endgültig in die Spitze, als der gelernte Stürmer Okazaki für den fleißigen Matsui auf die rechte Mittelfeldseite kam; der offensiv komplett in der Luft hängende Okubo ging bis zu seiner Auswechslung auf die linke Seite. Das alles allerdings, ohne so richtig gefährlich zu werden oder auch nur wirklich konsequent den Weg nach vorne zu suchen. Für Japan ging es nur darum, die glückliche Führung über die Zeit zu bringen. Was auch gelang.

Fazit: Kamerun ist das bisher schwächste afrikanische Team, denn die Algerier haben wenigstens durch Umstellungen versucht, etwas zu reißen. Die Japaner waren sicher nicht besser, nützten aber die eine echte Chance. Riecht nach einem Schneckenrennen ums Achtelfinale.

—————————–

Italien – Paraguay 1:1 (0:1)

Italien - Paraguay 1:1

Was wurde nicht über die Italiener gelästert. Zu alt, zu langsam, die Nachrücker zu unroutiniert. Doch der Titelverteidiger fing gar nicht schlecht an: Vor allem die Achse Zambrotta-Pepe auf rechts war recht fleißig, das Mittelfeld zeigte ein starkes Pressing. Vor allem damit kamen die Paraguayer überhaupt nicht zurecht: Für einen geregelten Spielaufbau blieb in den ersten 20, 25 Minuten keine Zeit, so hingen Valdez und Barrios vorne ziemlich in der Luft. Mehr als hohe Bälle waren da nicht. Zudem etablierte sich Vera im rechten Mittelfeld bei Paraguay kruzfristig als Schwachpunkt. Sein schlechtes Stellungsspiel und seine technischen Fehler konnten allerdings Criscito und vor allem Iaquinta überhaupt nicht nützen. Iaquinta, der Linksaußen im 4-3-3 gab, sah in der kompletten ersten Hälfte nur sechs Bälle.

Nach starkem Beginn allerdings ließ das Mittelfeld-Pressing der Italiener nicht nur nach, sondern hörte (ebenso wie die Angriffe über die rechte Flanke) komplett auf. Paraguay kam nun wesentlich besser in die Partie, schafften es aber dennoch nicht, das Dortmund-Sturmduo Valdez/Barrios zu bedienen. Gerade Valdez hing ziemlich in der Luft. Aus dem Spiel gelang es zwar nicht, für ernsthafte Gefahr zu sorgen, aber weil De Rossi und Cannavaro bei einem Standard schliefen, ging Paraguay mit einer 1:0-Führung in die Kabine.

Die Italiener aber rissen nach dem Seitenwechsel das Spiel sofort wieder an sich, getragen vor allem vom bärenstarken Montolivo, dem nun wieder fleißigeren Zambrotta und auch von Kampfsau Pepe, der auf die linke Seite gewechselt war. Aus dem 4-3-3 wurde nun endügltig ein 4-2-3-1, wodurch sich die Italiener wieder mehr Kontrolle im Mittelfeld erkauften. Als dann Camoranesi nach einer Stunde für den umtriebigen Marchisio kam, switchte Lippi auf ein 4-4-2, mit Gilardino und (dem allerdings weiterhin durchsichtigen) Iaquinta vorne, Pepe links und Camoranesi rechts im Mittelfeld. Dieser Maßnahme war es zu verdanken, dass Vera, der sich nun deutlich gefangen hatte, sich auf der einen Seite an Pepe aufrieb und Santana die linke Flanke nicht konsequent besetzt hielt, sodass Camoranesi durchaus für Schwung über diese Seite sorgen konnte.

Umso mehr bekamen die Italiener die Kontrolle, als der spielstärkere Di Natale für Gilardino kam und um Iaquinta herum recht frei agieren konnte. Lippi wechselte also dem Spielverlauf entsprechend gut ein, seine Mannschaft steigerte sich klar und der Ausgleich war absolut korrekt. Ja, sogar ein Sieg hätte es noch werden können, denn Paraguays Teamchef Martino gönnte seiner nun vielbeschäftigten Abwehr keine Rotation, wechselte nur (und das völlig wirkungslos) positionsgetreu die beiden Stürmer aus, ohne etwas für sein Mittelfeld zu tun, um die Spielkontrolle wieder zu erlangen. Der Punkt für Paraguay hielt nur, weil sich Torhüter Villar nach seinem Irrflug beim Gegentor (auch ein Standard) keine Fehler mehr elaubte.

Fazit: Italien brauchte ein paar Justierungen, um nach der Pause ins Spiel zurück zu finden, das Unentschieden ist aber (mindestens) verdient. Paraguay reagierte nicht angemessen auf die italienischen Umstellungen und hatte im Endeffekt ein wenig Glück.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2010/06/14/day-4/feed/ 1
Keine Hähne im weltmeisterlichen Hühnerstall https://ballverliebt.eu/2010/04/22/keine-hahne-im-weltmeisterlichen-huhnerstall/ https://ballverliebt.eu/2010/04/22/keine-hahne-im-weltmeisterlichen-huhnerstall/#comments Thu, 22 Apr 2010 16:47:26 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=1940 Keine Hähne im weltmeisterlichen Hühnerstall weiterlesen ]]> WM-SERIE, Teil 17: ITALIEN | Nach der mauen EM holte sich der Titelverteidiger Marcello Lippi zurück – er soll die Azzurri wieder zum Titel führen. Doch er ist längst nicht unumstritten – erst setzte er zu viel auf die Alten, jetzt probiert er den Medien zu viel herum. Lippi kann eigentlich nur verlieren.

„Ich will keine Hähne im Hühnerstall haben“, gab Marcello Lippi, der „Commisario Tecnico“ des amtierenden Weltmeisters, zuletzt zu Protokoll. Damit meint er „Spieler, die sich aufregen, wenn die ausgewechselt werden. Die sich mit den Schiedsrichtern anlegen. Die sich mit den Teamkollegen streiten, wer einen Freistoß schießen darf. Solche Spieler kann ich nicht brauchen!“ Schlechte Karten also für alternde Diven wie Francesco Totti oder Alessandro del Piero, die einige Tifosi mit Blick auf die mauen Leistungen der Nationalmannschaft in den letzten Jahren wieder fordern. Oder Luca Toni, der sich bei der Roma wieder richtig wohl fühlt. Aber voGute Karten higegen für einige international noch unbekannte Spieler. Wenn auch nicht ohne ein „Aber“ – denn wie ja nicht ganz neu sein dürfte, kommen unbekannte „Talente“ in Italien erst ins Nationalteam, wenn sie die Mitte-Zwanzig-Marke schon deutlich überschritten und stramm auf die Dreißig zugehen.

Der sportliche Niedergang der Serie A schlug sich natürlich auch auf die Nationalmannschaft nieder. War die italienische Elitelige in den Jahren bis zum WM-Triumph von Berlin noch eine der dominierenden in Europa, hat das Gesundschrumpfen in Folge des „Calciopoli“-Skandals rund um den langjährigen Juve-Manager Luciano Moggi auch den Teams einiges an sportlicher Potenz gekostet. Die großen ausländischen Stars wie Kaká von Milan waren nicht mehr zu halten. Letztes Jahr wurde gar ein Spieler, der in der brasilianischen Nationalmannschaft keinerlei Rolle spielt, bei Juventus als Heilsbringer geholt – Diego konnte die hohen Erwartungen aber natürlich nicht erfüllen.

Vor allem auf Klubebene das italienische Leistungsloch deutlich. Juventus wird von einer, bei allem Respekt vor den Leistungen, englischen Durchschnitts-Truppe wie Fulham aus der EuroLeague gekegelt, nachdem in der Champions League gegen die Bayern und Bordeaux nichts zu holen war. Milan wird von Manchester United regelrecht aus dem Stadion gepulvert. Die Roma segelt in der EuroLeague sang- und klanglos gegen Panathinaikos Athen raus – trotz Bestbesetzung. Lediglich Inter Mailand kann eine erfolgreiche Europapokal-Saison vorweisen. Dumm nur, dass bei Inter kein einziger Italiener spielt.

Hinzu kommt, dass bei Italiener ihre sprichwörtlich größten Stärke bröckelt: die Defensive. Fabio Cannavaro, mittlerweile 36 Jahre alt, ist weit über seinen Zenit hinaus, seine potentiellen Partner Nicola Legrottaglie und Giorgio Chiellini haben ganz einfach kein internationales Niveau. Und andere italienische Verteidiger gibt es bei den Spitzenteams nicht! Mit Lucio/Samuel bei Inter und Juan/Burdisso bei der Roma kämpfen zwei südamerikanische Duos um den Scudetto, bei Milan gibt’s ohnehin nur noch Notlösungen wie Oddo in der Abwehrzentrale, und allen anderen fehlt es schlicht an Klasse und internationaler Erfahung. Mit einem alten Mann und zwei Durchschnitts-Verteidigern lässt sich aber kaum noch sinnvoll ein Catenaccio aufziehen.

Kein Wunder, dass Lippi seit der geschafften Qualifikation viel probiert. Etwa mit Salvatore Bocchetti von Sampdoria. Oder mit einer Dreierkette und Leonardo Bonnucci von Aufsteiger Bari. Diese hat zuletzt recht gut funktioniert. Nach Südafrika gibt es mit Sicherheit einen massiven Generationswechsel – Cannavaro wird sicher aufhörenn, auch Zambrotta, Gattuso und Camoranesi dürften das Feld gemeinsam mit Lippi wohl räumen. Es wäre keine Überraschung, wenn der Umbruch durch ein frühes WM-Aus zusätzlich Traktion bekäme.

Lippi hat in der Qualifikation lange den verdienten Spielern von 2006 vertraut, eher er sich an einen seiner Grundsätze erinnert hat: Die Mannschaft ist wichtiger als die Spieler. Darum die Aussage mit den Hähnen, die er nicht haben will. Nun versucht er, mit dem schnellen Einbau von (zumindest halbwegs) jungem Talent den Erfolgshuger in den Kader zurückzubringen, der den alten Herren offenbar schon abging. Beim letzten entscheidenden Quali-Spiel gegen Irland standen zehn Spieler in der Startformation, die in Deutschland den Titel geholt hatten – nur Angelo Palombo kam neu hinein. Seither blieb kein Stein auf dem anderen, obwohl anzunehmen ist, dass die meisten Positionen bei der Endrunde dann doch wieder von den bewährten Kräften ausgefüllt werden.

Bleiben am Ende also doch wieder noch die Gerupften von Juve, der Roma und diversen Underdogs. Im Tor ist eigentlich Altmeister Gigi Buffon eingeplant. Warum Manchester City für den mittlerweile kaum noch mehr als durchschnittlichen und äußerst verletzungsanfälligen Torhüter aberwitzige Summen bieten, bleibt vorerst das Geheimnis der Scheichs. Sollte Buffon, was ja nicht ganz unwahrscheinlich ist, ausfallen, schlägt die Stunde von Federico Marchetti. Noch nie gehört? Kein Wunder, der 27-Jährige spielt bei Cagliari und hat genau null Europapokalspiele in den Beinen.

In der Abwehr hat sich zuletzt die Dreiervariante als Lippis bevorzugte Formation herauskristallisiert. Er zieht dabei die Außenverteidiger etwas nach vorne und opfert dafür einen nominellen Mittelfeldspieler. Fabio Cannavaro und Giorgio Chiellini dürften gesetzt sein, um die dritte Position hat wohl mit Nicola Legrottaglie ein weitere Juve-Verteidiger die besten Karten. Seine Konkurrenten sind Bocchetti von Genoa und der routiniertere Bonera von Milan, einer der beiden wird aber sehr wahrscheinlich den Sprung in den Kader nicht schaffen.

Auf der defensiveren Position der rechten Seite ist es Gianluca Zambrotta, der seine ziemlich sicher letzte WM-Endrunde spielen wird. Um den Stammplatz auf der linken Seite rittern der der junge Domenico Criscito und Fabio Grosso. Letzterer ist zwar deutlich routinierter und war einer der Schlüsselfiguren beim Titel vor vier Jahren, er ist aber nicht unschuldig daran, dass sich Juventus zuletzt im freien Fall befand.

Auch das nominelle Mittelfeld ist überlicherweise eher defensiv ausgerichtet, im Normalfall mit einem echten Sechser (Gattuso oder De Rossi, alternativ auch Montolivo) und einem etwa vorgerückten Spielgestalter. Hier ist Freisoßkünstler Andrea Pirlo gesetzt, wenn er nicht auf der Sechserposition spielt. Sollte das der Fall sein, darf Angelo Palombo spät, aber doch mit 28 Jahren noch auf WM-Auftritte hoffen. Da sowohl die Außenverteidiger allerdings durchaus Stärken auch in der Offensive haben und Pirlo als Impulsgeber für die Offensive gedacht ist, kann diese Linie – wenn man will – auch als reines Vierermittelfeld interpretiert werden. Ganz aus ihrer Haut können die Italiener, die über Jahrzehnte über eine dichte Abwehr zum Erfolg kamen, nicht heraus.

In der Offensive selbst setzt Lippi auf ein Dreiergespann. Und auch auf den Platz der Außenstürmer hat Lippi die Auswahl, je nachdem, wie er das Spiel anlegt. Gerade in der Vorrunde gegen auf dem Papier deutlich unterlegene Mannschaften wird er aber kaum auf den defensiveren Camoranesi zurückgreifen – zumal der 33-jährige gebürtige Argentinier ja auch nicht jünger wird. Nein, da stehen schon genug Spieler mit Defensiv-Anlagen auf dem Platz, hier dürfen sich die reinen Offensiv-Spieler austoben. Ein solcher geborener Flügelstürmer ist etwa Antonio di Natale von Udinese, der schon seit längerem als Linksaußen eigentlich gesetzt ist. Rechts ist der Platz von Wandervogel Fabio Quagliarella, der im Moment bei Napoli unter Vertrag steht, aber auch Simone Pepe ist nicht ohne Chance.

Um den einen Platz im Sturmzentrum herrscht ein dichtes Gedränge: Alberto Gilardino dürfte hier im Normalfall die Nase vorne haben, aber mit Iaquinta und Rossi – dem einzigen Spieler im Kader, der nicht in der Serie A spielt – hat „Gila“ durchaus Konkurrenz. Auch Marco Borriello von Milan macht sich noch Hoffnungen, auf den WM-Zug aufspringen zu können, und nachdem nun auch Juve-Brasilianer Amauri einen italienischen Pass sein Eigen nennen kann, ist auch er noch mit im Rennen.

Es ist aber auch nicht ganz ausgeschlossen, dass Lippi zwei Zentrumsstürmern sein Vertrauen ausspricht. Allerdings wohl nur, wenn es notwendig ist, das defensiv interpretierte 3-4-3 in ein etwas mutigeres 4-4-2 umstellt – dann würde der dritten Innenverteidiger eben für eine zweite echte Spitze weichen. Durchaus denkbar, das Lippi das gegen die eher leichten Gruppengegner das ausprobiert, für den Fall, dass es in einem Achtelfinale etwa gegen Dänemark oder gar Holland notwendig würde.

Sicher ist aber, wie erwähnt, dass nach der Endrunde in Südafrika der ganz große Schnitt einfach kommen muss. Spieler wie Marchionni, Criscito oder Zauberzweg Giovinco, aber auch Molinaro (der den Schritt nach Deutschland genommen hat) und Biondini brennen darauf, die gefühlten Großväter aus dem Mannschaft zu spielen, die ihnen wohl bei der Endrunde in Südafrika den Platz schon eher versperren. Und sicher ist noch eines:

Italien ist im WM-Rennen ein krasser Außenseiter. Auch als Titelverteidiger.

————————————————

ITALIEN
blaues Trikot, weiße Hose, Puma – Platzierung im ELO-Ranking: 6.

Spiele in Südafrika:
Paraguay (Abendspiel Mo 14/06 in Kapstadt)
Neuseeland (Nachmittagspiel So 20/06 in Nelspruit)
Slowakei (Nachmittagsspiel Do 24/06 in Johannesburg/E)

TEAM: Tor: Gigi Buffon (32, Juventus), Morgan de Sanctis (33, Napoli), Federico Marchetti (27, Cagliari). Abwehr: Salvatore Bocchetti (23, Genoa), Daniele Bonera (29, Milan), Fabio Cannavaro (36, Juventus), Giorgio Chiellini (25, Juventus), Domenico Criscito (23, Genoa), Fabio Grosso (32, Juventus), Nicola Legrottaglie (33, Juventus), Gianluca Zambrotta (33, Milan). Mittelfeld: Mauro Camoranesi (33, Juventus),  Daniele de Rossi (26, Roma), Gennaro Gattuso (32, Milan), Christian Maggio (28, Napoli), Riccardo Montolivo (25, Fiorentina), Angelo Palombo (28, Sampdoria), Simone Pepe (26, Udinese), Andrea Pirlo (31, Milan). Angriff: Antonio di Natale (32, Udinese), Alberto Gilardino (27, Fiorentina), Vincenzo Iaquinta (30, Juventus), Fabio Quagliarella (27, Napoli), Giampaolo Pazzini (25, Sampdoria), Giuseppe Rossi (23, Villarreal).

Teamchef: Marcello Lippi (62, Italiener, seit August 2008)

Qualifikation: 2:1 in Zypern, 2:0 gegen Georgien, 0:0 in Bulgarien, 2:1 gegen und 2:0 in Montenegro, 1:1 gegen Irland, 2:0 in Georgien, 2:0 gegen Bulgarien, 2:2 in Irland, 3:2 in Zypern.

Endrundenteilnahmen: 16 (1934 und 38 Weltmeister, 50 und 54 Vorrunde, 62 und 66 Vorrunde, 70 Finale, 74 Vorrunde, 78 Vierter, 82 Weltmeister, 86 Achtelfinale, 90 Dritter, 94 Finale, 98 Viertelfinale, 2002 Achtelfinale, 06 Weltmeister)

>> Ballverliebt-WM-Serie
Gruppe A: Südafrika, Mexiko, Uruguay, Frankreich
Gruppe B: Argentinien, Nigeria, Südkorea, Griechenland
Gruppe C: England, USA, Algerien, Slowenien
Gruppe D: Deutschland, Australien, Serbien, Ghana
Gruppe E: Holland, Dänemark, Japan, Kamerun
Gruppe F: Italien, Paraguay, Neuseeland, Slowakei
Gruppe G: Brasilien, Nordkorea, Côte d’Ivoire, Portugal
Gruppe H: Spanien, Schweiz, Honduras, Chile

* Die Platzierung im ELO-Ranking bezieht sich auf den Zeitpunkt der Auslosung

]]>
https://ballverliebt.eu/2010/04/22/keine-hahne-im-weltmeisterlichen-huhnerstall/feed/ 1
…was bei Italien-Österreich sonst noch auffiel https://ballverliebt.eu/2008/08/21/was-bei-italien-osterreich-sonst-noch-auffiel/ https://ballverliebt.eu/2008/08/21/was-bei-italien-osterreich-sonst-noch-auffiel/#comments Thu, 21 Aug 2008 08:29:47 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=605 …was bei Italien-Österreich sonst noch auffiel weiterlesen ]]> Nachdem Tom und Georg schon ihre Analyse abgegeben haben, möchte auch ich kundtun, was mir so alles aufgefallen ist. Unterschied zu den beiden Kollegen: Ich habe mir das Spiel im italienischen Fernsehen gegeben.

– Anfangs kamen die Italiener „sulla fascia destra“, also über die Seite Fuchs/Pogatetz. Der Neu-Bochumer Fuchs kam nicht zurecht, weswegen Pogatetz nicht selten die Arbeit von zwei erledigen musste.

– Paul Scharner spielte das, was bei Brückners Tschechien Galásek spielte: Den Taktgeber im defensiven Mittelfeld, den Löcherstopfer, das ‚Mädchen für alles‘. Er war der einzige im österreichischen Team, der Präsenz, internationale Erfahrung und echtes Selbstvertrauen ausstrahlte.

– Janko bewegte sich viel, stand einmal goldrichtig. War eine ordentliche Leistung.

– Das 1:0 war eigentlich eine verunglückte Flanke, die erst durch das gute Stellungsspiel und das so entstandene Abfälschen des Balles von Scharner ermöglicht wurde. Janko machte aber das beste aus der Chance.

– Ein Scharner alleine macht noch kein gutes Mittelfeld. Dort hatten die Italiener eine permanente Überzahl.

– Nach 30 Minuten zog Säumel nach hinten, wurde auf 4-2-3-1 umgestellt. Säumel fehlt zwar etwas die Matchpraxis, er bewies aber nicht selten gutes Auge für das Stellungsspiel: „Säumel può diventare un giocatore importante per il Torino“, er kann ein wichtiger Spieler werden.

– Im Laufe des Spiels fing sich die linke Abwehrseite der Österreicher, dafür baute auf der anderen Seiten Garics immer weiter ab. Sein Zweikampfverhalten war (vor allem in der 2. Halbzeit) lächerlich, sein Stellungsspiel nicht überzeugend – so entstand das 1:2 kurz vor der Pause. Er kam auch nicht dazu, nach vorne viel zu machen, dazu hatte er zu viel mit Di Natale zu tun.

– Was die Österreicher gut machten: Mismatches im Strafraum kreieren. Beim 1:0 stand Janko gegen Pirlo, bei der guten Chance kurz nach der Pause war plötzlich De Rossi ganz alleine bei Janko. Gerenerell macht die Organisation bei Standards Hoffnung.

– „Ein lange Ball, und plötzlich Tempo: Da steckt schon einiges an Tschechien in dieser österreichischen Mannschaft“, so der Kommentator der RAI.

– Ohne Scharner fehlte nach der Pause sichtlich das Hirn im Mittelfeld, da sah es wieder so aus wie vor der EURO: Laute brave Indianer, aber kein Häuptling. Dass Ivanschitz keiner ist, sollte nun auch Brückner gesehen haben.

– Gercaliu konnte sich nicht wirklich aufdrängen. Er hatte eine Phase, in der er nicht schlecht mit Fuchs harmonierte, alledings war er vorher verunsichert und nachher schlecht.

– Prödl im DM haben wir jetzt 10 Minuten gesehen, das muss nicht mehr sein. Fast gut, dass Pogatetz raus musste, um diesen Blödsinn korrigieren zu können.

– Özcan zeigte eine hervorragende Leistung – mit der Ausnahme seines Geschenks zum Ausgleich. Bitte mehr von ihm!

Und was bei den RAI-Kommentatoren auffiel:
– sie zeigten sich sehr erstaunt über die junge Mannschaft. (Klar, für Italiener ist alles jung, was nicht älter als 28 ist…)

– sie hatten großen Respekt vor den Standards: „Ci sono alcuni giocatori molto pericoloso, come Prödl, Janko e anche Scharner!“ (Es sind einige gefährliche Spieler dabei) Was sich auch prompt bewahrheitete: „Prödl fa grande caos nella difesa italiana!“ (Prödl verursacht einiges Chaos in der ital. Hintermannschaft).

– nach acht Minuten Spielzeit ergingen sie sich in einer minutenlangen Analyse der österreichischen Taktik.

– Und vor allem: Sie waren genauestens über das Spiel Rapid-Anorthosis informiert. Sie konnten bei Maierhofers Einwechslung haarklein erzählen, wie genau die beiden Maierhofer-Tore in der CL-Quali fielen. Ich will sagen: Sie sind unglaublich gut informiert, selbst über Sachen, die vordergründig nicht soo entscheidend sind. Die Vorbereitung ist enorm und macht einen hervorragenden Eindruck. Im Gegensatz dazu: Wann jemals konnte ein ORF-Kommentator mehr als das vorangegangene Ergbnis eines Gegners erzählen – von der Entstehung der Tore ganz zu schweigen?

Und was bei den Italienern auffiel:
– so richtig unzufrieden wollte nach dem Spiel keiner sein. Lippi gegenüber der RAI: „Ich fand es ganz in Ordnung, es ist schwer, gegen so eine Mannschaft zu spielen. Natürlich sind sie nicht so gut am Ball und mit der Technik, aber athletisch und körperlich sind sie ganz gut dabei, und da tun wir uns nun mal schwer. Immerhin haben wir nicht verloren, aber das war eigentlich pures Glück, denn wir haben kein Tor geschossen, es waren beides ziemliche Geschenke!“

– Die Gazzetta dello Sport bemängelt heute, dass „der Dreiersturm Di Natale-Gilardino-Del Piero nicht funktioniert hat“, und „es ein großes Loch zwischen Mittelfeld und Angriff“ gab. Außerdem gab die Abwehr, in der allerdings Cannavaro, Materazzi, Chiellini und Gamberini fehlten, eine schlechte Figur – vor allem, „wenn man bedenkt, dass da nicht Torres oder Messi die Gegenspieler waren.“ Man lobt allerdings den Charakter der Mannschaft und meint, dass „Legrottaglie nach seiner Einwechslung viel Stabilität in die Abwehr gebracht hat.“ Heißt: Bonera dürfte nicht mehr im nächsten Aufgebot stehen. Die anderen „Neuen“ Dossena, Palombo und Cassetti gefielen, und mit Aquilani ist man sehr zufrieden.

(phe)

]]>
https://ballverliebt.eu/2008/08/21/was-bei-italien-osterreich-sonst-noch-auffiel/feed/ 5