Kristler – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Wed, 09 Oct 2013 13:32:37 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.1 Mit einem Hauch von Streich, Risiko der ÖFB-Frauen aber nicht belohnt – 1:2 in Turku https://ballverliebt.eu/2013/09/27/mit-einem-hauch-von-streich-risiko-der-ofb-frauen-aber-nicht-belohnt-12-in-turku/ https://ballverliebt.eu/2013/09/27/mit-einem-hauch-von-streich-risiko-der-ofb-frauen-aber-nicht-belohnt-12-in-turku/#comments Thu, 26 Sep 2013 22:32:52 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9539 Mit einem Hauch von Streich, Risiko der ÖFB-Frauen aber nicht belohnt – 1:2 in Turku weiterlesen ]]> Wer eine Chance auf das WM-Play-Off haben will, muss Spiele gewinnen – sie nicht zu verlieren, kann schon zu wenig sein. Dementsprechend spielten die ÖFB-Frauen auswärts bei EM-Teilnehmer Finnland, dem Hauptgegner um Platz zwei in der Gruppe, auch voll auf Sieg, gingen aber mit einem 1:2 und ganz ohne Punkte vom Platz. Auf dem Weg zur WM ein fast nicht mehr gutzumachender Rückschlag. Auf dem Weg zu einer auch spielerisch guten Mannschaft aber ein wichtiger Schritt nach vorne.

Finnland - Österreich 2:1 (1:0)
Finnland – Österreich 2:1 (1:0)

Anstoß, Ball auf die rechte Seite, Hereingabe, Schuss von Zadrazil – schon die ersten 24 Sekunden beim WM-Quali-Spiel in Turku waren deutlich konkreter als das meiste, was beim trotz des klaren Ergebnisses eher mauen 4:0 in der Start-Partie gegen Bulgarien. Wie generell vieles sehr viel besser aussah, im Spiel beim EM-Teilnehmer Finnland.

Österreich zuweilen in einem 3-1-6

Finnland spielte, anders als bei der EM, nicht in einem extrem defensiven 4-4-1-1, sondern stellten, wenn in Ballbesitz, eine der zentralen Mittelfeld-Spielerinnen – Emmi Alanen, in diesem Fall – höher, was beiden Stürmerinnen eine höhere Positionierung erlaubte (wiewohl es zumeist Engman war, die immer vorne blieb). Gegen den Ball wurde es ein klares, typisch nordisches 4-4-2.

Bei Österreich hingegen kam eine schon im Test gegen Belgien gezeigte Variente wieder zum Einsatz: Die abkippende Sechs. Gegen das Kanonenfutter aus Bulgarien war das nicht nötig gewesen, aber gegen Finnland kippte Viki Schnaderbeck, die diesmal die teil deutlich tiefere Postion im zentralen Mittelfeld spielte, wieder zwischen die Innenverteidigerinnen zurück. Was Vorteile hatte, aber nicht optimal funktionierte.

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Wenn Schnaderbeck abkippte, entstand ein 3-1-6 gegen das finnische, kompakte 4-4-2

Mit der Kapitänin als Quasi-Libero rückten die Außenverteidigerinnen extrem weit auf und die Mittelfeld-Außen extrem weit ein, während zwischen diesen beiden Reihen nur noch Sarah Puntigam übrig blieb – quasi ein 3-1-6. Finnland stand in diesen Situationen mit zwei Viererketten relativ eng und seht kompakt. Die beiden Stürmerinnen Engman und Talonen gingen das Defensiv-Trio überhaupt nicht an, was Österreich die Ballkontrolle erleichterte, aber aufgrund der großen Abstände waren in letzter Konsequenz längere Bälle vonnöten. Der Raum zwischen den Ketten wurde zu wenig bearbeitet.

Der SC Freiburg unter Streich
Der SC Freiburg unter Streich: Von der Formation her sah das ziemlich ähnlich aus.

Von der Idee erinnert das sehr an den SC Freiburg unter Christian Streich, der im Aufbau mit einer sehr ähnlichen Formation spielen lässt: Auch bei ihm kippt die Sechs ab, rücken die AV weit auf und bleibt der Achter am Mittelkreis; allerdings stehen bei Streich die Mittelfeld-Außen hinter den Stürmern, nicht mit ihnen auf einer Reihe.

Interessant: Obwohl „3-1-6“ nach absolutem Hochrisiko klingt, war das die Formation und waren das die Situationen, in denen Österreich am allerwenigsten Angst vor den generell nicht besonders kreativen und auch nicht besonders angriffslustigen Finninnen haben musste.

Druck und Risiko

Kurioserweise waren eigene Standards bei Österreich aber immer mit drohender Höchstgefahr verbunden. Schon in der ersten Halbzeit wurde dabei nämlich hohes Risiko gegangen: Eine Spielerin am Mittelkreis, eine vorm gegnerischen Strafraum – das war’s aber manchmal schon mit der Absicherung.

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Schon in der 1. Halbzeit wurde bei eigenen Standards fast alles nach vorne geworfen.

Nun sind Standards schon mal grundsätzlich nicht die ganz große Stärke des ÖFB-Teams und in der 19. Minute konnte ein finnischer Konter nur mit größter Mühe und dank einer beherzt mit nach hinten laufenden Laura Feiersinger zur Ecke für Finnland geklärt werden.

Hohen Druck auszuüben klappte aus dem Spiel heraus besser, vor allem dank einer wirklich starken Leistung von Sarah Zadrazil, die gegenüber dem Bulgarien-Match statt Lisa Makas in die Mannschaft gerückt war. Sie presste gut auf die finnische Innenverteidigung und auch Torfrau Korpela – fast immer waren Panik-Abschläge und damit Ballgewinn für Österreich die Folge. Nina Burger verschob mehr horizontal, übte Druck auf die finnischen Außenverteidiger aus und versuchte, die Flügelspielerinnen zu unterstützen.

So konnten zwar nicht Torchancen am laufenden Band produziert werden, man hielt Finnland aber sehr gut aus der eigenen Hälfte draußen.

Finnland mit bekannten Stärken

Die Erkenntnisse von der EM waren recht klar und Finnland bestätigte sie auch in diesem Spiel: Wenig Phantasie im Zentrum, aber körperlich gut und außerdem gefährlich bei Standardsituationen. Die 19-jährige Nora Heroum, die gegenüber der EM (wo sich im Zentrum und am rechten Flügel spielte) auf die linke Seite gerückt war, wurde von Feiersinger und Manhart komplett kaltgestellt, umso gefährlicher war allerdings Marianna Tolvanen auf der anderen Außenbahn. Sie verwickelte Verena Aschauer in 1-gegen-1-Situationen und behielt dabei zumeist die Oberhand, ebenso wie gegen Nadine Prohaska.

Die ganz eng vor's Tor gezogenen Eckbälle waren Finnlands größte Waffe. So fiel auch das 1:0 für die Gastgeber.
Die ganz eng vor’s Tor gezogenen Eckbälle waren Finnlands größte Waffe. So fiel auch das 1:0 für die Gastgeber.

Die wenigen finnischen Chancen in der ersten Halbzeit: Flanke von Tolvanen (14.), Engman nach einer Ecke (26.), Tolvanen nach Solo gegen Prohaska und Puntigam (31.). Und aus. Mehr war nicht – bis zur 42. Minute, als eine weitere fies praktisch auf die Torlinie gezogene Flanke von Kristler an die Latte gelenkt wurde, von dort direkt Westerlund auf die Füße (nicht Engman, wie fälschlicherweise offiziell angegeben) – und drin war der Ball.

Beim ersten Mal, als diese Variante so kam – eben in der 26. Minute – unterlief Kristler den Ball. Ihr einziger kleiner Fehler: Ansonsten hatte sie den Strafraum sicher im Griff.

Finnland verwaltet…

Mit der Führung im Rücken sah Finnland nach dem Seitenwechsel natürlich wenig Veranlassung dazu, die Spielanlage zu ändern. In dieser Phase hatte Österreich wie gehabt viel vom Ball, versuchte damit aber vor allem durch das Zentrum durchzukommen. Das ging erstaunlicherweise gar nicht sooo schlecht, wenn man bedenkt, dass Finnland da eigentlich am sichersten steht. Alleine: Wenn es um den letzten Pass ging, war Österreich oft ein wenig zu zaghaft, fehlte auch ein wenig die Übersicht. Es mag auch eine Kraftfrage gewesen sein, dass im Umschalten das Tempo zu fehlen begann. Abschlüsse wurden zu überhastet und zumeist von außerhalb des Strafraums versucht.

Auch mögliche Abspiele auf die an der Abseitslinie lauernde Nina Burger wurden gerne verpasst. Finnland erkannte in dieser Phase vermehrt die eigenen Vorteile in Sachen Zweikampf und versuchte, Österreich in mehr solche zu verwickeln. In der 57. Minute traute sich Stürmerin Talonen auch zum allerersten Mal, die Dreierkette mit der abgekippten Schnaderbeck anzugehen.

…und wird bestraft

Dafür war Tolvanen, in der ersten Hälfte noch einziger finnischer Gefahrenherd, kein echter Faktor mehr. ÖFB-Teamchef Thalhammer brachte schon recht früh in der zweiten Halbzeit Jenny Pöltl statt Prohaska und wie schon gegen Bulgarien war die burgenländische US-Legionärin ein belebendes Element. So war Tolvanen mehr gebunden und kam nicht mehr so zur Geltung. Kurz nach ihrer Einwechslung kam auch endlich mal eine vernünftige Flanke – bei diesen hatte Finnland bei der EM ja die größten Schwächen gezeigt.

Der Scout vom franzöischen Verband interessierte sich vor allem für die finnischen Standards. Die filmte er mit seinem iPad.
Während das französische Team 4:0 in Kasachstan gewann, filmte der französische Scout eifrig finnische Standard-Situationen mit seinem iPad.

Zum Ausgleich brauchte es letztlich aber einen Energieanfall von Viktoria Schnaderbeck, die an der rechten Strafraumkante alleine durch zwei finnische Verteidigerinnen durchging, einen Stanglpass zur Mitte schickte und Nina Burger zum 1:1 traf. Angesichts der gezeigten Initiative des Teams in rot bzw. der fehlenden solchen beim Team in weiß: Absolut verdient. Bei Finnland zeigte der Treffer zunächst auch merklich Wirkung.

Österreich wird nicht belohnt

Statt nun auf halten zu spielen, gab Österreich nach dem Ausgleich weiter Vollgas. Logisch und richtig: Denn will man unter die vier besseren der sieben Gruppenzweiten kommen, sind drei Auswärtspunkte in Finnland besser als einer. Zwei Minuten nach dem Ausgleich hatte Pöltl nach einer Hereingabe von Zadrazil die Chance auf die Führung, Korpela hielt aber.

In Minute 86 kam Finnland zu einem Entlastungsangriff, es war der erste wirklich ernsthaft zu Ende gespielte Angriff in der zweiten Halbzeit. Eine Flanke von Noksko-Koivistö auf die eingewechselten Sällström von links, Kristler pariert, Talonen schießt, Kristler pariert erneut – aber der Abpraller kommt zu Alanen, die verwertet. Das 2:1 für Finnland, der Endstand.

Schluss, aus: Die Enttäuschung sitzt tief. Zu recht.
Schluss, aus: Die Enttäuschung sitzt tief. Zu recht.

Fazit: Der Weg stimmt, das Resultat nicht

„Finnland hat aus wenig viel gemacht. Wir haben viel gemacht und zu wenig herausgeholt!“ Mit diesem Fazit trifft Teamchef Thalhammer das Spiel recht genau. Österreich machte deutlich mehr für das Spiel, zeigte die wesentlich variablere Anlage als der recht eindimensionale Gastgeber und zog sich am eigenen Schopf aus einer Durchhänger-Phase Mitte der zweiten Hälfte. Chancen wären genug da gewesen: Neben Zadrazils Abschluss in der 1. Minute war auch bei Ecken Wenninger zweimal nahe dran (44., 53.), Feiersinger nach einem Solo (30.), dazu eben auch viele zu hastig abgeschlossene Situationen.

Es ist viel der internationalen Erfahrung geschuldet, die Finnland hat, dass der Gastgeber in einem Spiel, nach dem Teamchef Jeglertz selbst die „teilweise zu große Passivität“ bei seinem Team beklagte, am Ende halt doch den Platz als Sieger verlässt und Österreichs Chancen auf eine Play-Off-Teilnahme damit ganz dramatisch sinken lässt. Mit drei Niederlagen (wenn man die beiden wahrscheinlichen gegen Frankreich mitrechnet) braucht es schon ein paar günstige Resultate in den anderen Gruppen, damit sich das noch ausgeht. Sechs eigene Siege in den verbleibenden acht Spielen vorausgesetzt.

Unübersehbar ist aber in jedem Fall, dass innerhalb eines Jahres der Schritt von einem fast reinen Konter-Team zu einer Mannschaft vollzogen wurde, die die spielerische Lösung sucht. Das ist kein leichter Weg, aber die Richtung stimmt. Auch wenn das Resultat in Finnland nicht stimmte.

PS: Der „Harter-Hund-Award“ für dieses Match geht an Finnlands Keeper Tinja-Riikka Korpela, die sich schon in der Anfangsphase einen Bänderriss im Knöchel zuzog, deren Saison beendet ist – die das Spiel aber dennoch durchgespielt hat.

(phe)

Group 7

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Eine Mannschaft, ein Ziel: WM in Kanada! https://ballverliebt.eu/2013/09/19/eine-mannschaft-ein-ziel-die-wm-in-kanada/ https://ballverliebt.eu/2013/09/19/eine-mannschaft-ein-ziel-die-wm-in-kanada/#respond Thu, 19 Sep 2013 21:38:45 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9491 Eine Mannschaft, ein Ziel: WM in Kanada! weiterlesen ]]> Acht Tickets hat die FIFA den europäischen Mannschaften zugesprochen, für die Endrunde der Frauen-WM im Jahr 2015 in Kanada. An diesem Wochenende startet die sieben Qualifikations-Gruppen – und mit dabei ist natürlich auch Österreich. Letztes Jahr erst im Play-Off an der Teilnahme an der vor zwei Monaten ausgetragenen EM gescheitert, peilt die im Schnitt erst 21,5 Jahre alte Truppe nun Gruppenplatz zwei hinter den praktisch unschlagbaren Französinnen an. Der kann zum Play-Off reichen.

Zum Start geht’s am Samstag in Vöcklabruck gegen Bulgarien – da ist ein klarer Sieg zu erwarten – und am Mittwoch auswärts gegen EM-Teilnehmer Finnland. Ballverliebt stellt die Mannschaft vor, die für Rot-Weiß-Rot an den Start geht.

Voraussichtliche Startformation Österreichs
Voraussichtliche Startformation Österreichs

Zehn Monate sind vergangen, seit Österreichs Fußball-Frauen zum ersten Mal überhaupt in den Play-Offs für ein großes Turnier gespielt haben. Gegen Russland klappte es mit dem letzten Schritt nicht, die EM fand ohne Österreich statt – nun beginnt der nächste Anlauf. Der ungleich schwerer wird, weil für die Weltmeisterschaft 2015 in Kanada nur acht Plätze an Teams aus Europa gehen, davon sieben an die Gruppensieger.

group 7

Zum Start im Rennen um dieses achte Ticket geht es am Samstag in Vöcklabruck gegen Bulgarien, vier Tage später in Turku gegen Finnland. Ersteres ist ein Pflichtsieg, zweiteres schon eine vorentscheidende Partie im Rang um jenen zweiten Platz, der es sein muss, will man eine Chance haben. Die vier besseren Zweiten aus den sieben Gruppen ermitteln in K.o.-Duellen, wer die Gruppensieger nach Kanada begleitet.

Bei Österreich ist seit der EM-Quali manches gleich geblieben, manches hat sich aber auch grundlegend verändert. Hier ein Überblick.

Tor

Geht als Nr. 1 in die WM-Quali: Anna-Carina Kristler (Foto: Gerhard Möhsner)
Geht als Nr. 1 in die WM-Quali: Anna-Carina Kristler (Foto: Gerhard Möhsner)

Vor zwei Jahren ging Anna-Carina Kristler als Nummer eins in die Quali, wurde dann von Jasmin Pfeiler verdrängt und erlangte am Ende ihren Platz zurück. Auch weil sich Pfeiler in der Zwischenzeit in die Karenz verabschiedet hat, hat sich die 25-jährige Kärntnerin Kristler als klarer Einser-Goalie etabliert.

Sie verfügt über gute Reflexe und ist stark auf der Linie, mitunter war sie in der Vergangenheit jedoch etwas wackelig beim Herauslaufen, hat ihre Fehlerquote (die ihr vor anderthalb Jahren zwischenzeitlich den Startplatz gekostet hatten) mittlerweile aber deutlich reduziert. Kann sich zudem nicht über fehlende Beschäftigung bei ÖFB-Frauenliga-Aufsteiger Sturm Graz beklagen.

Ihr Einsatz war vor zwei Wochen noch äußerst fraglich: Im Liga-Spiel gegen Altenmarkt wurde sie von Olga Lasová ziemlich abgeräumt. Der Verdacht auf Oberschenkelbruch bewahrheitete sich gottlob aber nicht.

Ihr Back-up ist nun Manuela Zinsberger, 17 Jahre jung und hoch veranlagt, von Abo-Meister Neulengbach.

Verteidigung

Vor Kristler gab es die größten personellen Veränderungen. Aus der Abwehrkette von der EM-Quali ist nur noch Carina Wenninger übrig – Rechtsverteidigerin Marion Gröbner (10 Jahre Nationalspielerin), Innenverteidigerin Susi Höller (5 Jahre) und Kapitänin Marlies Hanschitz (10 Jahre), die auf links spielte, sind nicht mehr mit dabei.

Abwehr-Chefin Carina Wenninger (Foto: Gerhard Möhsner)
Abwehr-Chefin Carina Wenninger (Foto: Gerhard Möhsner)

Die mit 1,78 m recht große Wenninger ist seit vier Jahren Stammspielerin bei Bayern München, hat trotz ihrer erst 22 Jahre schon 36 Länderspiele in den Beinen (sie debütierte, wie auch Puntigam und Schnaderbeck, schon mit 16 Jahren) und ist auch außerhalb des Platzes für die Gruppe enorm wichtig – nicht umsonst setzten sich alle dafür ein, dass sie letztes Jahr trotz ihrer Gelbsperre zum Rückspiel nach Russland mitfliegen durfte.

Ihre neue Partnerin in der Zentrale ist jene Spielerin, die die gesperrte Wenninger in Rostov ersetzt hatte: Virginia Kirchberger vom deutschen Bundesliga-Aufsteiger Cloppenburg. Ihre Klubkollegin Verena Aschauer, die gegen Ende der EM-Quali als linke Mittelfeldspielerin ins Team kam und gegen Dänemark mit ihrem wunderbaren Tor das sensationelle 3:1 gegen den späteren EM-Halbfinalisten einleitete, ist die neue Linksverteidigerin.

Rechts dürfte nun Heike Manhart endlich ihre Position im Nationalteam gefunden haben. Die Steirerin war schon im zentralen Mittelfeld aufgeboten, auch schon links offensiv, musste im ÖFB-Trikot auch immer wieder verletzt vorzeitig vom Platz. Ob die platinblonde 20-Jährige, die ihrem ehemaligen Trainer vom FC Südburgenland, Csaba Mittersiller, zum ungarischen Top-Klub Szombathely folgte, eine Lösung aus Mangel an Alternativen ist oder sich wirklich festsetzt, wird sich zeigen. Zuletzt im Test gegen Belgien sah das schon mal nicht völlig verkehrt aus.

Mittelfeld

Die Besetzung des Mittelfelds blieb gegenüber der ersten Quali-Kampagne unter Dominik Thalhammer personell unverändert, die genaue Rollenverteilung wurde aber in den Trainingslagern und den fünf Testspielen im Jahr 2013 verfeinert. Gerade hier soll die Vorgabe umgesetzt werden, ballsicherer zu werden, mehr selbst aktiv zu werden, gedankenschneller zu handeln und sich mehr Chancen herauszuspielen. Was damit genau entgegen dem zuletzt bei der EM ganz massiv etablierten Trend geht, vor allem reaktiven Umschalt-Fußball zu spielen. Auch hier gilt aber: Das hat gegen Belgien, und auch dem vernehmen nach beim 2:2 in Irland im Juni, schon recht gut funktioniert.

Im Zentrum agiert weiterhin das bewährte steirische Duo mit Viktoria Schnaderbeck und Sarah Puntigam, die schon vor viereinhalb Jahren beim Algarve Cup erstmals zusammen agierten, als 18- bzw. 16-Jährige. Mehr als in der Vergangenheit lässt sich nun eine der beiden – zumeist eher Schnaderbeck – zwischen die Innenverteidiger fallen, um den Außenverteidigern das Aufrücken zu ermöglichen. Die jeweils andere – eben zumeist die letzten Winter von den Bayern in die Schweiz gewechselte Puntigam – agiert höher. Dadurch, dass sich beide schon lange kennen, ist die Abstimmung gut. Leichtes Problem war zuletzt nur, dass der Abstand zwischen Abwehr und Rest der Mannschaft mitunter etwas groß war.

Gefährlich von der rechten Seite: Laura Feiersinger (Foto: Gerhard Möhsner)
Gefährlich von der rechten Seite: Laura Feiersinger (Foto: Gerhard Möhsner)

Dass die AV aufrücken können, ist wichtig für die Außen-Spielerinnen im Mittelfeld. Auf der linken Seite hat sich Nadine Prohaska festgesetzt. Sie ist an sich gelernte zentrale Mittelfeld-Spielerin und hat dadruch ein Gespür für gutes Defensiv-Verhalten – vor allem gegen aufrückende AV des Gegners oft nicht unwichtig.

Auf der rechten Seite ist Laura Feiersinger gesetzt. Anders als ihr Vater, der ja Libero war, ist bei ihr vor allem der Vorwärtsgang gefragt. Mit ihrem Tempo, ihrem Zug nach vorne und ihrer Spielfreude ist sie von essenzieller Bedeutung für das Team. Im Trikot der Nationalmannschaft hat sie zwar bisher „nur“ fünf Tore erzielt, darunter waren aber zwei ganz extrem wichtige – nämlich jene bei den beiden 1:0-Siegen gegen Portugal in der EM-Quali. Sie ist zudem eine von drei aktuellen Team-Spielerinnen von Bayern München; mit Kirchberger, Puntigam und Prohaska gibt es dazu noch drei ehemalige im Kader.

Die beiden Außen rücken nun entweder hoch auf, wodurch sich ein 4-2-4 ergibt (mit dem vor allem die Abseitslinie hervorragend bespielt werden kann, wie sich gegen Belgien zeigte), oder rücken ein wenig ein, um von den AV die Breite hineinbringen zu lassen.

Angriff

Drei Tore fehlen Nina Burger noch, dann hat sie Gerti Stallinger eingeholt. Ein viertes, und die – man möchte es angesichts ihrer erst 25 Jahre kaum glauben – älteste Spielerin im Kader ist alleinige Rekord-Torschützin im ÖFB-Trikot. Stallinger hat zwischen 1990 und 2005 für ihre 30 Treffer 56 Länderspiele gebraucht, für Burger (deren ersten vier Länderspiele gleichzeitig die letzten vier für Stallinger waren) ist die Partie gegen Bulgarien die 48. im Trikot mit dem Bundesadler vorne drauf. Ihr selbst ist diese Marke zwar laut eigener Aussage egal, sie zeigt aber schon, wie sehr die Mannschaft von Burger abhängig ist.

Nina Burger ist bald Österreichs Rekord-Torschützin (Foto: Gerhard Möhsner)
Nina Burger ist bald Österreichs Rekord-Torschützin (Foto: Gerhard Möhsner)

Ihre Partnerin im Angriff steht auch in der Wahrnehmung im Schatten von Burger – was Lisa Makas gegenüber aber eigentlich nicht ganz fair ist. Die 21-Jährige von Cupsieger St. Pölten-Spratzern ist vor allem durch ihre Laufwege wichtig, die gegnerische Abwehrketten auseinander ziehen soll. Was allerdings dennoch nichts daran ändert, dass sie im Nationalteam ruhig etwas torgefährlicher werden könnte: Fünf ihrer acht Tore im ÖFB-Trikot erzielte Makas in ihren ersten vier Länderspielen.

Dennoch kann sich Makas ihres Platzes vor allem nach dem Kreuzbandriss von Conny Haas ziemlich sicher sein, weil es (noch?) keine wirklichen Alternativen gibt. Laura Feiersinger kann in der Spitze spielen, ist aber auf dem rechten Flügel besser aufgehoben; genau wie Team-Küken Jelena Prvulovic. Maria Gstöttner ist seit 2008 nur noch im Ausnahmefall dabei.

Die Gruppe

Die Ausgangslage ist recht simpel: Frankreich ist für alle außer Reichweite. Trotz des peinlichen Viertelfinal-Aus bei der EM, das Ex-Teamchef Bruno Bini den Job gekostet hat, ist Frankreich dennoch die wohl talentierteste und beste Mannschaft des Kontinents. Alles andere als das Punktemaximum am Ende der Qualifikation wäre eine kleine Sensation.

Auftaktgegner Bulgarien sammelte zuletzt in der EM-Quali in zehn Spielen null Punkte und 1:54 Tore, Kasachstan gewann zwar gegen die Schweiz (wie auch immer das zugegangen sein mag), wurde aber in Deutschland mit 0:17 abgeschossen. Und die Ungarinnen beendeten ihre Gruppe in der EM-Qualifkation als Vorletzter mit zehn Punkten, wobei es aber sechs dieser Punkte eben gegen Bulgarien gab. Kurz gesagt: Wenn man den Anspruch hat, in dieser Gruppe Zweiter zu werden, darf man in diesen sechs Spielen sehr wenig liegen lassen. Wenn man einer der vier besseren Zweiten werden will, müssen sechs möglichst klare Siege her.

scheduleBleibt Finnland. Bei der EM im Sommer schied Finnland nach der Vorrunde aus, mit zwei (glücklichen) Remis gegen Italien und Dänemark und einer 0:5-Ohrfeige von Schweden. Im Spiel nach vorne eher bieder, im Verteidigen von Flanken schwach, und beim Spiel in Turku auch ohne Kapitänin Saari (Verteidigerin) und Stürmer Sällström (beide verletzt). Aber mit der internationalen Erfahrung auch einer Heim-EM vor vier Jahren, und mit dem Selbstverständnis, in dieser Gruppe natürlich Zweiter zu werden.

Der erste Doppel-Spieltag

Dass es gegen Bulgarien einen Sieg gibt, steht eigentlich außer Frage und sollte, wenn nichts dramatisch schief geht, nur eine Frage der Höhe sein. In Finnland wird sich zeigen, wie weit die Mannschaft wirklich schon ist. Mit Zählbarem im Gepäck aus Turku heimzureisen, ist sicher nicht leicht, aber auch sicher nicht unmöglich.

(phe)

Ein ganz ganz großes Dankeschön an Gerhard Möshner und die Freunde des ÖFB-Frauen-Nationalteams dafür, dass wir die Bilder verwenden dürfen!

Kader: Tor: Anna-Carina Kristler (25 Jahre, Sturm Graz, 16 Länderspiele), Manuela Zinsberger (17, Neulengbach, 1). Abwehr: Verena Aschauer (19, Cloppenburg, 9), Gini Kirchberger (20, Cloppenburg, 13), Heike Manhart (20, Szombathely, 15), Julia Tabotta (19, St. Pölten, 2), Lisi Tieber (23, Sturm Graz, 10), Carina Wenninger (22, Bayern München, 36). Mittelfeld: Laura Feiersinger (20, Bayern München, 23), Jenny Pöltl (20, Eastern Tennessee State, 11), Nadine Prohaska (23, St. Pölten, 33), Sarah Puntigam (20, Kriens, 31), Viktoria Schnaderbeck (22, Bayern München, 23), Katja Trödthandl (24, Landhaus, 13), Sarah Zadrazil (20, Eastern Tennessee State, 8). Angriff: Nina Burger (25, Neulengbach, 47), Lisa Makas (21, St. Pölten, 23), Jelena Prvulovic (19, Landhaus, 2). Teamchef: Dominik Thalhammer (42, seit zweieinhalb Jahren)

Kader Bulgarien: Tor: Stanimira Matarova (24 Jahre, Sportika Blagoevgrad), Roxana Shahanska (21, NSA Sofia). Abwehr: Neli Atanasova (21, NSA), Nikoleta Boycheva (19, Magdeburg), Anelia Kukunova (19, Ekomet Plovdiv), Lidia Nacheva (20, Levante/ESP), Joana Papazova (21, NSA), Monika Rashgeva (20, NSA), Radoslava Slavcheva (29, Medik Konin/POL). Mittelfeld: Polina Georgieva (Supersport Sofia), Borislava Kireva (24, NSA), Liliana Kostova (25, Apollon Limassol/CYP), Dejana Petrakieva (31, NSA), Kristina Petrunova (21, Sportika). Angriff: Velislava Dimitrova (19, Magdeburg), Mariana Gagova (19, NSA), Valentina Gospodinova (26, NSA), Velika Koshuleva (22, NSA). Teamchef: Emil Kartselski (34, neu).

Kader Finnland: Tor: Tinja-Riikka Korpela (27 Jahre, Lilleström, 47 Länderspiele), Siiri Välimaa (23, NiceFutis, 0). Abwehr: Tuija Hyyrynen (25, Umeå, 56), Laura Kivistö (32, Vantaa, 12), Emma Koivisto (19, Espoo, 5), Susanna Lehtinen (30, Örebro, 71), Nea-Stina Liljedal (20, Espoo, 0), Katri Nikso-Koivisto (30, Lilleström, 77), Anna Westerlund (24, Piteå, 59). Mittelfeld: Emmi Alanen (22, Umeå, 29),>Adelina Engman (18, Åland, 9), Annika Kukkonen (23, Sunnanå, 41), Nora Heroum (19, Espoo, 15), Marianna Tolvanen (20, Espoo, 32), Leena Puranen (26, Jitex Mölndal, 55). Angriff: Juliette Kemppi (19, Åland, 0), Heidi Kivelä (24, Vantaa, 4), Jaana Lyytikäinen (30, Åland, 34), Sanna Talonen (29, Örebro, 90). Teamchef: Andrée Jeglertz (41, seit vier Jahren).

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1:1 zum Start in die EM-Quali – Der Kapitänin blutige Nase rettet Österreich https://ballverliebt.eu/2011/09/18/11-zum-start-der-em-quali-der-kapitanin-blutige-nase-rettet-osterreich/ https://ballverliebt.eu/2011/09/18/11-zum-start-der-em-quali-der-kapitanin-blutige-nase-rettet-osterreich/#comments Sat, 17 Sep 2011 23:09:39 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5774 1:1 zum Start in die EM-Quali – Der Kapitänin blutige Nase rettet Österreich weiterlesen ]]> Das große Ziel heißt Schweden: Zum Start in die EM-Quali für die Euro2013 im Norden Europas traf das ÖFB-Frauen-Nationalteam auf den wohl direkten Konkurrenten um den Playoff-Platz Tschechien. Der Ausgleich von Kapitänin Marlies Hanschitz, bei dem sie sich eine heftig blutende Nase geholt hatte, rettete Österreich das wichtige 1:1.

Österreich – Tschechien 1:1

Nach der WM ist vor der EM – das gilt natürlich auch bei den Frauen. Nach der medial so breit gespielten Weltmeisterschaft in Deutschland, bei der sich Japan erstmals den Titel holen konnte, startet nun die Qualifikation für die Euro2013 in Schweden, mit dem selben Modus wie beiden Männern: Gruppensieger und bester Zweiter fix dabei, die restlichen Zweiten spielen Playoff. Und genau dieser zweite Platz ist das Traumziel der ÖFB-Auswahl, bei der Dominik Thalhammer (der das Amt vom verstorbenen Ernst Weber übernommen hat) in seine erste Quali als Teamchef startet.

Denn Gruppenfavorit Dänemark wird wohl für alle unantastbar bleiben. Dahinter streiten sich Tschechien (Topf 2), Österreich (Topf 3) und Portugal (Topf 4) um den Playoff-Platz. Armenien wird normalerweise acht vernichtende Niederlagen einstecken, die erste gab’s im Parallelspiel mit dem 0:8 gegen Portugal. Diese Konstellation heißt auch: Schon in diesem ersten Spiel ist verlieren eigentlich verboten; wenn man ein ernsthaftes Wort um den zweiten Platz mitreden will, darf man das Heimspiel (im oberösterreichischen Vöcklabruck ausgetragen) gegen das Topf-2-Team nicht ohne Punktgewinn absolvieren.

Flexible Formation

Dominik Thalhammer setzte auf ein recht klassisches 4-4-2, in dem sechs Deutschland-Legionärinnen in der Startelf standen. Deutlich komplizierter stellte sich das System seines tschechischen Gegenübers Vladimír Hruška dar. Seine Grundformation war zwar auch ein 4-4-2, aber hier verschob die Abwehrkette so weit, dass das mitunter schwer nach einer Dreierkette (Sedláčková, Pincová, Vyštejnová) aussah, in der Mocová und Krůzová die Wing-Backs gaben.

Tschechien gegen den Ball

So schafften es die Tschechinnen, die Flanken defensiv gut zu kontrollieren und im Zentrum gegen das ÖFB-Sturmduo Burger/Fischer immer Überzahl zu haben. Hinzu kam, dass sich Lucie Martínková, an sich im Angriff aufgestellt, auf den linken Flügel orientierte, um vor dem linken De-facto-Wingback einerseits abzusichern und sich andererseits als Anspielstation anzubieten.

Aus dieser Formation heraus entwickelten die Tschechinnen die größte Gefahr. Weil es bei Österreich nicht funktionierte, die Flanken defensiv gegenseitig abzusichern: Gingen Hanschitz und Gröbner mit nach vorne, fühlte sich weder die jeweilige Innenverteidigerin noch der Sechser für die Absicherung zuständig. So gelang es den Tschechinnen nach Ballgewinn immer wieder, schnell in den Rücken der Außenvertedigerinnen zu kommen; vor allem Voňková stellte das ÖFB-Team hier vor große Probleme. Ihre extrem knapp vor das Tor gezogenen Flanken sorgten immer wieder für Zittern.

Höheres Tempo bei Tschechien

Das selbe Problem ergab sich auch, wenn Hanschitz und Gröbner gegen den Ball einrückten – da waren die österreichischen Mittelfeld-Außen Feiersinger und Ruiss oft nachlässig, wodurch auch hier die Tschechinnen immer wieder bis zur Grundlinie durchgehen konnten.

Das Team aus Tschechien war in der ersten Halbzeit nicht um Klassen besser, aber das höhere Tempo und die größere Passgenauigkeit hatte der leichte Favorit durchaus auf seiner Seite; ein Tor für den Gegner schien immer ein wenig wahrscheinlicher als eines vom ÖFB-Team. Am nähesten zur Torerfolg kam Tschechien bei einem Schuss der (sonst in der Vorwärtsbewegung äußerst zurückhaltenden) Linksverteidigerin Petra Vyštejnová, die aus 20 Metern das Aluminium traf. Die Österreicherinnen durften mit dem Pausenstand von 0:0 nicht unglücklich sein.

Mehr Mut nach dem Seitenwechsel

Das Problem im Spiel nach vorne beim österreichischen Team war nicht nur die geschickte Abwehrarbeit des Gegners, sondern auch, dass bei Ballgewinn in der eigenen Hälfte die beiden Angreiferinnen vorne ein zu großes Loch zum Mittelfeld rissen und so oft nur mit langen Bällen anspielbar waren. So war es kaum gelungen, sich schnell vorne festsetzen zu können und eine eventuelle Unordnung zu nützen.

Das war nach der Pause besser: Nicht nur, das das zentrale Mittelfeld-Duo von Bayern München, Prohaska und Schnaderbeck, weiter aufrückte und ihre tschechischen Gegenspielerinnen in der Spielfeldmitte mehr unter Druck setzten, zudem ließ sich eine der beiden Stürmerinnen etwas fallen. So wurde Pincová herausgezogen, während sich Sedláčková und Vyštejnová um die vorne verblibenene Spielerin kümmerten. So waren die Flanken immer offener, was allerdings nicht konsequent genug ausgenützt wurde.

Billiges Gegentor, blutige Antwort

Was nicht nicht änderte, war das Preisgeben von Platz im Rücken der Außenspielerinnen. Das hatte aber mit dem Tor, mit dem Tschechien in Führung ging, letztlich nichts zu tun: Das war ein eigentlich nicht besonders gefährlicher Freistoß von der Seitenlinie, den ÖFB-Torfrau Kristler völlig falsch berechnete, sodass der Ball über ihre Fäuste hinweg ins Tor hüpfte.

Schon die Entscheidung gegen die bemüht, aber nicht besonders torgefährlichen Österreicherinnen? Nein – denn nur fünf Minuten später wurde ausgerechnet Kapitänin Marlies Hanschitz, die defensiv so ihre Probleme hatte, zur blutigen Heldin. Bei einem Freistoß von der rechten Seite stürzte sie sich ohne Rücksicht auf Verluste ins Getümmel – dort stocherte sie nicht nur den Ball zum Ausgleich über die Linie, sondern holte sich dabei auch noch eine heftig blutende Nase. Das sah wild aus – ihr an sich weißes Trikot war etwa so rot wie das der Tschechinnen, als sie abtransportiert wurde. „Des woas wert“, meinte sie im Interview nach dem Spiel.

Österreich mit deutlich mehr Kraftreserven

Statt ihr kam Kathrin Entner in die Partie; sie übernahm die rechte Abwehrseite, dafür wechselte Marion Gröbner auf links. Im Nachhinein betrachtet kein schlechter Zug, denn nun war endlich der Rückraum verbotene Zone für die Flügelspielerinnen aus Tschechien. Außerdem ließen bei den Gästen die Kräfte deutlich mehr nach als beim Team aus Österreich – somit konnte das Spiel in der letzten halben Stunde besser kontrolliert werden als davor.

Volles Risiko ging Dominik Thalhammer verständlicherweise aber nicht – er brachte mit Lisa Makas vom starken Aufsteiger Spratzern eine neue Stürmerin für Ines Ruiss, dafür übernahm Melanie Fischer die Planstelle im linken Mittelfeld. Die Wechsel von Vladimír Hruška orientierten sich eher am konditionellen Zustand seiner Mannschaft. Das hieß: Jene Spielerinnen, die durch ihre Laufarbeit am wichtigsten für das Spiel ihres Teams gewesen waren, mussten weichen. Also die komplette rechte Seite mit Mocová und Voňková, sowie die fleißige, aber glücklose Stürmerin Divišova.

Was der Gefährlichkeit der Mannschaft natürlich nicht besonders zuträglich war. So hatte Neulengbachs Torschützenkönigin Nina Burger – und auch in den ersten vier Spielen der laufenden Saison war sie schon elfmal erfolgreich – sogar noch die Chance auf den Sieg. Aber auch das 1:1 ist gemessen an der Ausgangsposition, zumal zwei Wochen nach einem 0:4-Debakel im letzten Test gegen die Slowakei, ein sehr ordentliches Ergebnis.

Fazit: Tschechien mit mehr Qualität, Österreich mit mehr Kraft

Die Favoritinnen aus unserem nördlichen Nachbarland zeigten sich eine Stunde lang als etwas besseres Team, das nicht nur mit guter Technik, sondern auch mit der etwas eigenwilligen Abwehrstrategie gut gefahren ist, wenig zugelassen hat und selbst vor allem über die Außenbahnen immer wieder für einiges an Zittern in der österreichischen Defensive gesorgt hat.

Zwei Punkte sprachen in diesem Spiel aber für Österreich: Zum einen die Tatsache, dass man sich nach dem bitteren Rückstand nicht hängen ließ und der bessere konditionelle Zustand der Mannschaft.  Und auch ein wenig Glück, dass die große Schwachstelle – das Verteidigen der Außenbahnen – zwar durchaus angebohrt, aber nicht bestraft wurde. Immerhin: Der Worst Case, also eine Heimniederlage gegen direkten Konkurrenten zum Start, was wohl schon das Ende der Quali-Hoffnungen bedeutet hätte, wurde abgewendet.

So haben die kommenden Spiele noch ernsthaften Wettkampfcharakter, wiewohl die Ergebnisse der beiden nächsten Partien wohl schon so gut wie feststehen. Alles andere als eine Niederlage in Dänemark (22. Oktober) und ein Kantersieg gegen Armenien (am 26. Oktober in Bruck an der Mur) wäre eine Sensation. Ehe es im November zum Auswärtsspiel nach Portugal geht.

(phe)

Stimmen zum Spiel

Dominik Thalhammer, ÖFB-Teamchef: „Das Ergebnis ist okay, obwohl am Ende sogar noch etwas mehr möglich gewesen wäre. Aber es ist für diese junge Mannschaft extrem wichtig, Erfolgserlebnisse wie dieses oder das 1:1 gegen Nigeria vor der WM zu haben. Erfreulich war, dass wir uns nach dem Rückstand nicht so hängen gelassen haben wir im letzten Test gegen die Slowakei. Da hat unsere Team-Psychologin gute Arbeit geleistet!“

Vladimír Hruška, Tschechiens Teamchef: „Ich bin nicht zufrieden, weil wir hier eigentlich schon einen Sieg eingeplant gehabt hätten. Jetzt wird es umso schwerer, Dänemark womöglich unter Druck zu setzten. Darum werden wir uns jetzt darauf konzentrieren müssen, zumindest den zweiten Platz in der Gruppe abzusichern.“

Die Teams:

Österreich: Anna-Carina Kristler (23, St. Veit) – Marion Gröbner (25, Herford/Ger), Susanna Höller (22, Sindelfingen/Ger), Carina Wenninger (20, Bayern München), Marlies Hanschitz (25, St. Veit) – Laura Feiersinger (18, Bayern München), Viktoria Schnaderbeck (20, Bayern München), Nadine Prohaska (21, Bayern München), Ines Ruiss (23, Neulengbach) – Melanie Fischer (25, Innsbruck), Nina Burger (23, Neulengbach). Wechsel: Kathrin Entner (23, Neulengbach) für Hanschitz (64.). Lisa Makas (19, Spratzern) für Ruiss (73.). Teamchef Dominik Thalhammer.

Tschechien: Petra Taušová (27, Slavia Prag) – Iva Mocová (31, Sparta Prag), Jana Sedláčková (18, Sparta Prag), Veronika Pincová (21, Slavia Prag), Petra Vyštejnová (20, Sparta Prag) – Lucie Voňková (19, Slavia Prag), Klára Cahynová (18, Slovácko), Irena Martínková (25, Sparta Prag), Marcela Krůzová (21, Slavia Prag) – Lucie Martínková (25, Sparta Prag), Petra Divišová (26, Slavia Prag). Wechsel: Tereza Kožárová (19, Sparta Prag) für Divišova (78.). Markéta Ringelová (22, Sparta Prag) für Voňková (81.). Adéla Odehnalová (21, Slavia Prag) für Mocová (85.). Teamchef Vladimír Hruška.

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