kienast – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sun, 12 Feb 2012 12:20:51 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Drei Aspekte zum 2:0-Sieg der Austria gegen Ried https://ballverliebt.eu/2012/02/12/drei-aspekte-zum-20-sieg-der-austria-gegen-ried/ https://ballverliebt.eu/2012/02/12/drei-aspekte-zum-20-sieg-der-austria-gegen-ried/#comments Sun, 12 Feb 2012 01:13:08 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6686 Drei Aspekte zum 2:0-Sieg der Austria gegen Ried weiterlesen ]]> Durch ein frühes und ein spätes Tor von Alexander Gorgon gewinnt die Wiener Austria zum Frühjahrs-Start in die Bundesliga 2:0 gegen Herbstmeister Ried. Drei taktische Aspekte machen aus diesem Spiel, obwohl es nicht besonders spektakulär war, dennoch ein interessantes: Die Rolle der Sturmpartner von Kienast, die hohe Linie bei Ried und das Debüt von James Holland.

Austria Wien - SV Ried 2:0

Das erste Spiel von Ivica Vastic als Coach auf der Austria-Bank – und auch das erste von Co-Trainer Manfred Schmid (von dem der Sky-Kommentator recht unverblümt kundtat, ihn für das eigentliche Hirn auf der Austria-Bank zu halten). Und auch das erste von Roman Kienast und James Holland, während Roland Linz auf der Tribüne Platz nehmen musste. Aber der Reihe nach…

1. – Die Rollenverteilung im Austria-Angriff

Junuzovic weg, Barazite weg – Umstellungen waren bei der Austria unumgänglich. Wie schon im Sommer angekündigt, ist ein Abgang von Junuzovic vielleicht ein qualitatives Problem, aber kein inhaltliches. Marin Leovac beackerte die linke Außenbahn und er machte dabei einen guten Job. Deutlich mehr umgegraben haben Vastic und Schmid dafür in der Spitze.

Aus dem 4-2-3-1, das die Austria im letzten halben Jahr unter Daxbacher spielen ließ, ist wieder ein recht klares 4-4-2 geworden. Allerdings braucht man, um mit diesem System einen aktiven Fußball spielen zu können, zwei sehr mobile Spitzen. Was für Roland Linz, von dem zudem eine eher egozentrische Persönlichkeitsstruktur kolportiert wird, das Todesurteil bedeutet. Stattdessen spielten Marko Stankovic und Neuzugang Roman Kienast in der Spitze, und zwar mit einer genauen Rollenverteilung.

Während Kienast, der ein ausgezeichnetes Austria-Debüt hatte, extrem viel horizontal verschob, auf die Flügel auswich, weite Wege ging und darauf achtete, nicht nur immer anspielbar zu sein sondern auch immer Anspielstationen offen zu haben, war die Laufroute von Stankovic sehr vertikal angelegt. Er ließ sich mitunter etwas fallen, vor allem wenn Ried im Ballbesitz war und die Abwehr weit nach vorne schob, um schnell umzuschalten um wenn möglich den vielen Platz im Rücken der Rieder Abwehr zu nützen. Sein Problem dabei war das Timing: Stankovic, der einen eher ungeduldigen Eindruck hinterließ, startete praktisch immer zu früh und stand damit immer wieder im Abseits.

In der zweiten Hälfte spielte Tomas Jun statt Stankovic – und wenn dieser nicht wegen einer Blessur draußen blieb, war dieser Wechsel ein veritabler Schuss ins eigene Knie. Denn verglichen mit Stankovic präsentierte sich Jun als ziemliche Immobilie. Ohne die Option eines schnell aus der Tiefe startenden Stürmers, aber dafür mit zwei eher horizontal angelegten und damit zu identischen Angreifer,n fehlte es der Austria komplett am Link beim Umschalten von Defensive auf Offensive. Jun fand keinerlei Bindung zum Spiel und die Austria hatte große Probleme, Angriffe vor das Rieder Tor zu bringen.

2. – Die hohe Verteidigungslinie bei den Innviertlern

Auffällig war bei Ried, dass die ganze Mannschaft im Ballbesitz schnell weit nach vorne schiebt – deutlich weiter, als man das bisher von den Innviertlern gewohnt war. Die Dreier-Abwehrkette mit Rotpuller, Reifeltshammer und Riegler stand, sobald sich die Gelegenheit dazu gab, bis zur Mittellinie nach vorne. Die Folge davon ist (neben einer logischen Anfälligkeit für schnelle Steilpässe), dass die Spielanlage deutlich mehr auf eigener Initiative basiert. In diesem Spiel hat es nicht funktioniert – das lag in erster Linie aber nicht an den drei hoch stehenden Verteidigern, sondern viel mehr am Verhalten der Spieler davor.

Dort fehlte es nämlich vor allem an der Bewegung und – sicher auch verursacht durch den vom Winter deutlich ramponierten Rasen – an der Passgenauigkeit. Zudem war das Spiel der Rieder durch seine extreme Linkslastigkeit recht vorhersehbar. Schreiner war nach vorne recht aktiv und Meilinger dadurch viel im Spiel, dazu orientierte sich Daniel Beichler aus dem Zentrum ebenso auf die linke Seite. Dilaver und Gorgon machten aber auch defensiv einen guten Job, die Rieder Zuspiele in die Mitte waren mit Masse schlecht – und der auf der rechten Seite komplett isolierte Stefan Lexa war überhaupt kein Faktor.

Dennoch hat die hohe Verteidigungslinie bei Ried ohne Zweifel eine Zukunft. Wenn man nicht gerade nach zehn Minuten in Rückstand gerät und einem die gegnerische Defensive mit aggressivem Positionsspiel den Platz und den Raum nimmt – was ja in der österreichischen Liga praktisch niemand macht (auch bei der Austria hatte man das in der Form eigentlich nicht gesehen) – und man nicht gerade auf teilgefrorenem Holper-Geläuft spielen muss, können die technisch beschlagenen Rieder Offensivkräfte der Konkurrenz fraglos mehr zusetzen als das in der Vergangenheit der Fall war.

3. – James Holland, der Nachfolger von Julian Baumgartlinger?

Natürlich kann man nach einem Spiel noch keine wirklichen Urteile über den Impact sagen, den ein neuer Spieler auf eine Mannschaft haben kann. Aber nach dem Abgang von Julian Baumgartlinger zu Mainz im vergangenen Sommer hatte die Austria im defensiven Mittelfeld durchaus ein Problem. Petr Hlinka ist ein Balleroberer, aber kein Spieleröffner, und Flo Mader kam von heute auf morgen zur Austria und musste sich während des Spielbetriebs auf eine neue Mannschaft und ein neues System gewöhnen – das war alles nicht optimal.

Der Australier James Holland, passenderweise aus der Ehrendivision gekommen, erinnert von seiner Spielweise her schon deutlich mehr an Baumgartlinger als das Mader tat. Er war im zentralen Duo mit Liendl zumeist derjenige, der etwas tiefer stand, verglichen mit seinem Nebenmann viel mehr deutete und mit Gesten organisierte. Aber auch derjenige mit dem geringeren Risiko im Passspiel.

Natürlich: Mit einem schnellen 1:0 gegen einen sehr hoch stehenden Gegner erforderte der Spielverlauf deutlich mehr Hollands Qualitäten im Spiel gegen den Ball – hier waren seine Zweikampfwerte zwar ausbaufähig, sein Stellungsspiel und sein Pressing aber waren sicher und durchdacht – und die Qualitäten im Halten des Balles. Holland spielte fast ausschließlich kurze Pässe, die den unmittelbaren Druck der Rieder ins Leere laufen ließen. Der Grat zum Alibi-Pass ist ein schmaler, keine Frage, aber wenn Holland am Ball war, musste man nie Angst vor einem billigen und potentiell gefährlichen Ballverlust haben.

Seine Qualitäten im Eröffnen des Spiels kann man erst nach Spielen beurteilen, in denen diese Qualitäten vom Australier auch wirklich gefragt sind. Dass er ein Spiel lesen kann und am Ball nicht dazu neigt, dumme Entscheidungen zu treffen, wurde aber schon deutlich. Genau wie sein Potential im Spiel nach vorne, denn das Tor zum 2:0, welches das Spiel endgültig entschied, wurde durch einen intelligenten Pass von Holland auf die linke Seite eingeleitet.

Fazit: Spektakulär war’s nicht, interessant schon

Auch, wenn der Rasen natürlich alles andere als optimal war und das Spiel im generellen Unterhaltungswert eine eher zähe Angelegenheit war, konnte man doch einige interessante Schlüsse daraus ziehen. Oder zumindest Andeutungen erkennen, in welche Richtung das Spiel der beiden Mannschaften nach der Winterpause tendiert.

Fix erscheint nach den Eindrücken dieser Partie, dass Roland Linz mit der Spielanlage der Austria unter Vastic und Schmid keine Rolle mehr spielt, weil sein Spielertyp nicht mehr im geringsten gefragt ist. Kienast ist in den letzten Jahren zu einem hervorragenden Stürmer geworden, bei dem man vor allem Laufbereitschaft und Spielintelligenz nicht unterschätzen darf. Und James Holland könnte sich im Zentrum als guter Griff erweisen.

Bei Ried wird man den Versuch mit der hohen Linie sicherlich nicht nach diesem einen Spiel, in dem das noch nicht nach Wunsch funktioniert hat, zu den Akten legen. Das grundsätzliche Vorhaben, auch gegen die Topteams eine aktivere Rolle einzunehmen, ist ein logischer Schritt, wenn man sich weiterhin im Spitzenfeld der Liga etablieren will.

Alle diese Aspekte und ihre weitere Entwicklung zu beobachten, könnte in einer durchaus unterhaltsamen Rückserie resultieren.

(phe)

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Besser, aber noch lange nicht gut – Sturm dank Arbeitssieg im CL-Playoff https://ballverliebt.eu/2011/08/03/besser-aber-noch-lange-nicht-gut-sturm-dank-arbeitssieg-im-cl-playoff/ https://ballverliebt.eu/2011/08/03/besser-aber-noch-lange-nicht-gut-sturm-dank-arbeitssieg-im-cl-playoff/#respond Wed, 03 Aug 2011 21:57:09 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5488 Besser, aber noch lange nicht gut – Sturm dank Arbeitssieg im CL-Playoff weiterlesen ]]> Berauschend war es beileibe nicht. Aber immerhin kommt Sturm zu einem 1:0-Sieg über den georgischen Meister Zestafoni und zittert sich somit ins CL-Playoff. Die Leistung der Grazer war dabei nicht mehr ganz so schlimm wie in den letzten Wochen. Aber es ist noch ein langer, langer Weg zur Meisterform.

Sturm Graz - FC Zestafoni 1:0

Sturm-Coach Foda konnte zum so wichtigen Rückspiel gegen Zestafoni (die in der gleichen Aufstellung antraten wie beim 1:1 im Hinspiel) erstmals auf seinen neuen Innenverteidiger Milan Dudic zurückgreifen – sonst war die Formation ohne Überraschungen. Nur die tiefe Positionierung von Samir Muratovic, der kurzfristig für Sandro Foda einspringen musste, war doch etwas ungewohnt.

Die Tatsache, dass Muratovic im Zentrum sehr tief stand, hatte sowohl positive als auch negative Effekte auf das Spiel von Sturm. Positiv war, dass durch das zentrale Duo Weber/Muratovic die Georgier durch die Mitte überhaupt nicht zum Zug kamen, weil Dzaria abgemeldet war und Sechser Daushvili wenig eigene Kreativität nach vorne zeigte. Andererseits lief das Spiel in der Gestaltung völlig an Muratovic vorbei, und bekam er doch mal den Ball, folgte zumeist umgehend ein Fehlpass.

Unterschiedliche Flügel

Auf der rechten Seite bei Sturm war mit Patrick Wolf der mit Abstand aktivste Akteur zu finden. Er drückte sehr weit nach vorne und auch, wenn seine Flanken selten ankamen und er noch öfter den Zeitpunkt für den finalen Pass schlicht und einfach verschlief und denn Ball zu lange hielt, war sein Vorwärtsdrang doch wichtig, weil er so diese Seite bei den Georgiern beschäftigte und aus dem Spiel nahm – auch ohne die Hilfe von Ehrenreich, der sich kaum einmal über die Mittellinie traute.

Links sah die Sache ganz anders aus. Hier spielte Georgi Popkhadze zwar durchaus mit Ambitionen nach vorne, auch, weil Rechtsfuß Andi Hölzl früh und weit nach innen zog. Das Verständnis zwischen den beiden fehlte aber und weil sich Hölzl bei Ballverlust defensiv nicht besonders engagiert zeigte, sah die linke Abwehrseite bei Sturm immer deutlich verwundbarer aus als die rechte. Auch, weil Aptsiauri im Rücken von Popkhadze keine langen Dribblings startete, sondern immer schnell versuchte, den Ball in den Strafraum zu flanken – dort segelte der Ball aber zumeist an allen vorbei.

Kaum Inspiration

So hatte es immer den Anschein, die formschwachen Grazer hatten die Handbremse bis zum Anschlag gezogen und waren peinlichst darauf bedacht, nur ja keinen Fehler zu begehen, während es den Georgiern trotz leichten Übergewichts an Ballbesitz überhaupt nicht gelang, selbst in eine wirklich kreative Rolle zu schlüpfen. Die beiden einander sehr ähnlichen Systeme – sowohl Franco Foda als auch sein Gegenüber Georgi Geguchadze vertrauten einem 4-4-2, wie es klassischer kaum sein könnte.

Und nicht nur die mangelnde Kreativität und fehlende Präzision war bei beiden Teams klar vorhanden, sondern auch die große Vorsicht und das ungeheuerlich langsame Tempo. Das Spiel wurde immer wieder verschleppt, keiner spielte mal einen schnellen Pass nach vorne, es wurde fast immer gewartet, bis sich der Gegner auch ja gestellt hatte. So schlief das Spiel so vor sich hin.

Zestafoni bewegt sich als erstes…

Wie in einem Western-Duell warteten beide Teams, wer sich zuerst bewegt – und es waren die Georgier. Einige Minuten nach dem Seitenwechsel nahm Geguchadze seinen Sechser raus und brachte mit Gorgiashvili einen Spieler, der zwar auch im defensiven zentralen Mittelfeld stand, sich aber bei Ballbesitz etwas aktiver nach vorne orientierte als sein Vorgänger Daushvili.

So war die Innenverteidigung bei Ballbesitz gezwungen, höher zu stehen – das taten die beiden aber in der 68. Minute sehr ungeschickt. Nur Kobakhidze war aufgerückt, dieser hatte bei einem Konter von Sturm gegen Szabics aber das Nachsehen – und weil Oniani hinten zurückblieb, konnte der von Szabics bediente Kienast weder ins Abseits gestellt noch am Abschluss gehindert werden. Das erste wirklich sinnvolle Anspiel auf den fleißigen, vor dem Tor aber sonst hängen gelassenen Kienast – und gleich das 1:0.

…und sich dann gar nicht mehr

Womit die Entscheidung im Grunde gefallen war. Denn während Sturm mit der Führung im Rücken einen deutlich merkbaren Boost in Sachen Selbstvertrauen erfuhren und dank der defensiven Präsenz des in der Spieleröffnung eher sinnlosen Dudic auch deutlich sicherer standen als in den eher vogelwilden Spielen zuletzt, wirkte der Rückstand auf Zestafoni wie ein Blattschuss – die Georgier waren erlegt.

Überhaupt nichts mehr brachten die Gäste in der Folge zusammen. Sehr viel mehr Plan als den Ball auf die Flügel zu dreschen (zumeist auf den rechten) und schauen, was rauskommt, war da nicht. Andererseits verpasste es allerdings Sturm wiederum, die defensiv immer mehr verwaisen Flanken konsequenter auszunützen. Es machte in dieser Partie gegen die auswärts tatsächlich um eine Klasse schwächeren Georgier keinen Unterschied mehr.

Fazit: Eine Steigerung war es, mehr auch nicht

Ja, es war schon besser als in den letzten Wochen, was Sturm vor allem in der zweiten Hälfte, als es im Mittelfeld etwas mehr Platz gab, anbot. Oder besser: Es war nicht mehr ganz so schrecklich. Denn weiterhin fehlte jegliches Tempo in einer vor allem vor der Pause schneckenhaft geführten Partie gegen einen letztlich doch recht biederen Auftritt der weiß Gott nicht überragengen Georgier.

Diese haben es mit ihrer Harmlosigkeit in der Spielgestaltung und den ungenauen Flanken auch der Sturm-Defensive nicht allzu schwer gemacht, ohne Gegentor zu bleiben, aber wirklich sattelfest das das immer noch nicht aus eine Mannschaft mit etwas mehr Killerinstikt vor dem Tor hätte die fraglos weiterhin vorhandenen Schwächen zweifellos ausgenützt.

So oder so, Sturm hat sich (wenn auch gegen so ziemlich den schwächsten Gegner, den man in dieser Runde ziehen hat können) ins Champions-League-Playoff gezittert. Mit einer Leistung, wie sie hier gegen Zestafoni gereicht hat, wird man dort aber kaum ein Land sehen.

(phe)

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Sturm glänzt in Klagenfurt mit Effizienz https://ballverliebt.eu/2011/07/14/sturm-glanzt-in-klagenfurt-mit-effizienz/ https://ballverliebt.eu/2011/07/14/sturm-glanzt-in-klagenfurt-mit-effizienz/#respond Thu, 14 Jul 2011 04:08:26 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5240 Sturm glänzt in Klagenfurt mit Effizienz weiterlesen ]]> Vor 11.500 Zusehern bekamen es die wegen der Football-WM aus ihrer Heimstätte verbannten Blackies mit dem ungarischen Meister Videoton Szekesfehervar zu tun. Die von Paulo Sousa betreuten Magyaren erwiesen sich als die erwartet harte Nuss. Die Grazer konnten sie zwar knacken, präsentierten sich dabei aber noch längst nicht europareif.

Sturm Graz – FC Videoton (1. HZ)

Die Ungarn machten es den an den Wörthersee verlegten Hausherren nicht leicht. Tief stehen, früh stören, schnell nach vorne – Videoton präsentierte sich als unguter Gegner, während das Grazer Spiel flickwerkhaft und holprig anlief. Insbesondere die Abwehrkette mit Pürcher, Burgstaller, Feldhofer und Standfest zeigte bald Unsicherheiten und der Abgang von Schildenfeld erste ungute Wirkung. Nach einem Einwurf bediente Vasiljevic Alves mit einem mustergültigen Pass, der brachte den Ball an Standfest vorbei halbhoch in den Sechzehner, wo der einrückende Pürcher einen Schritt langsamer als Attila Polonkai war. Dessen direkte Abnahme geriet unter Bedrängnis jedoch zu schwach und unplatziert. Diese Situation hätte auch weitaus brenzliger werden können: Wo Pürcher aushalf, hätte eigentlich Burgstaller sein müssen – wenige Meter weiter war in Folge ein weiterer Videoton-Spieler im Strafraum komplett unbedrängt. Pürcher hatte sich also früh für einen der zwei Gegner entscheiden müssen, eine etwas längere Flanke von Alves hätte verheerende Folgen haben können.

Rückschlag für Bukva, Einstand für Wolf
Wenn bei Sturm überhaupt etwas gut nach vorne lief, so ging es über die Außenbahnen. Das waren Pürcher und Bukva zum Einen, sowie Standfest, Hölzl und Muratovic zum Anderen. Jedoch ging dies zu Lasten des inneren Mittelfelds, wo sich die Ungarn bis zur Halbzeit oft an einer 3-gegen-2 Mehrheit und viel Raum erfreuen durften. Denn Szabics war bis zur Pause vom restlichen Spielgeschehen relativ abgeschnitten und Muratovic ging die Luft aus, je näher der Halbzeitpfiff rückte.

Als Bukva sich nach 37 Minuten ohne Einfluss des Gegners verletzte, war das Spiel bereits auf Messers Schneide, und Szekesfehervar das dominierende Team. Patrick Wolf kam für den Angeschlagenen aufs Feld, und tauschte mit Hölzl die Seite (Wolf auf Rechts, Hölz ab dann auf Links). Der ehemalige Magna-Kicker brachte überraschend viel neuen Schwung in die Partie, auch weil er den ächzenden Oldie Muratovic entlasten konnte. Foda korrigierte nun auch das Mißverhältnis im Zentrum, in dem er Imre Szabics nun aus dem Mittelfeld starten ließ. Die personelle Verstärkung und die damit einhergehende, höhere Dichte störte den Spielaufbau von Sousas Truppe und führte zu häufigeren Ballverlusten in der Vorwärtsbewegung. Dass das Sturm-Team in seiner jetzigen Form aber weder komplett noch besonders eingespielt ist, demonstrierten die wenigen, guten Kontergelegenheiten der Partie, welche allesamt verstümpert wurden.

Foda tüftelt weiter
Mit einer weiteren Neuerung versuche Foda das Spiel der Blackies nach der Halbzeit aufzuwerten: Die Abwehrreihe rückte – ungeachtet ihrer Probleme – stärker auf und sollte so wohl zu einem flüssigeren Aufbauspiel beitragen. Gleichzeitig zog man in der Offensivbewegung das Spiel im Mittelfeld mehr in die Breite und verlagerte den Ball deutlich öfter von der einen auf die andere Seite. So erzwang man mehr Raumöffnungen, riskierte aber auch mehr Platz für den Gegner bei Ballverlust (gut zu sehen vor der Chance von Gosztonyi nach 56 Minuten). Videoton war zwar immer noch feldüberlegen, konnte aber vor dem Tor besser in Schach gehalten werden. Die Hausherren hingegen arbeiteten sich nun besser vor den Sechzehner vor, bissen sich dann aber an der disziplinierten Defensive immer noch die Zähne aus.

Besser wurde das mit der Einwechslung von Kienast für den ausgepowerten Muratovic. Dieser orientierte sich meist halblinks, und verstärkte damit die Achse Pürcher-Hölzl. Mit seinem Vorstoß auf Aussen und den Rückpass auf Pürcher – der so genug Platz für die Flanke hatte, da sich die äußere Defensive auf den Stürmer konzentrierte – leitete er den Führungstreffer von Sturm nach 68 Minuten ein. Pürcher zirkelte den Ball auf Imre Szabics, der den Ball wenige Meter vor dem Tor geschickt an zwei konfus reagierenden Verteidigern vorbeischummeln konnte und den Ball dann auch noch au spitzem Winkel vorbei an Goalie Tujvel ins lange Eck würgte. Wenige Momente darauf hätte Feldhofer nach langer Weber-Flanke hinter die zu spät herausgeeilte Abwehrreihe auf 2: erhöhen müssen. Allein, er war vom Erfolg des Zuspiels mindestens genauso überrascht wie der Rest des Stadions und produzierte in seiner Hektik lediglich einen harmlosen Roller. Jedoch: Sturm übernahm mehr Initiative.

Sturm Graz - FC Videoton (2. HZ bis ca. 80')

Sousa wagt den Umbau nicht
Walter Fernandez wurde nun von Sousa zur Belebung des rechten Mittelfelds aufs Grün geschickt. Die Flankenläufer agierten nun häufig schon auf Außenstürmer-Position. Jedoch verpufften diese dort, da Hölzl und Pürcher als auch Standfest ihren Job defensiv gut erledigten. Das Forechecking der sich müde laufenden Ungarn federte Sturm mit vermehrten Rückpässen auf Goalie Gratzei ab, dessen Abschläge jedoch den Nachteil so manchen Ballverlusts mit sich brachte. Ersterem Umstand musste Polonkai schließlich Tribut zollen, 8 Minuten vor Ende der regulären Spielzeit wurde er durch Nagy ersetzt (Bei Sturm kam Sandro Foda für Matthias Koch). Nachdem Sousa erkannt hatte, dass über die Außenbahnen wenig zu holen war, stellte er die Offensive auf lange Bälle in die Mitte um. Was sich als gefährlicher, aber letztlich nicht gefährlich genug erwies. Sturm stand nun tiefer, S. Foda und Weber saugten vor der Abwehr Staub.

Das 2:0 offenbarte schließlich, dass die Gäste aus Fehervar mittlerweile müde geworden waren. Feldhofer leitete einen schönen Doppelpass zwischen Hölzl und Foda ein, Ersterer setzte sich auf der linken Seite mühelos gegen brachi durch und bediente Kienast in der Mitte, der Horvath enteilt war. Zum Unglück des Videoton-Goalies brachte dieser den Ball ausgerechnet durch seine Beine in die Maschen – und sicherte Sturm damit ein beruhigendes 2:0-Polster für das Rückspiel in zwei Wochen.

Fazit:
Sturm hat das anvisierte Soll erreicht und sich eine gute Ausgangsposition geschaffen. Dazu reichten 20 Spielminuten, in denen der österreichische Meister zumindest teilweise zeigen konnte, was möglich ist. Über 90 Minuten wetzte Trainer Franco Foda die im Spiel aufgetauchten, taktischen Scharten Stück für Stück aus, und wirkte damit der vor allem in der ersten Hälfte spürbaren Unsicherheit entgegen. In der Offensive besorgten eine Individualaktion nebst Gastgeschenk  und ein flotter Angriff gegen eine erschöpfte Abwehrreihe das Wesentliche.

Paulo Sousa hingegen brachte bis auf seinen großen Namen nicht viel auf die Trainerbank mit: Videoton spielte von Beginn bis Ende taktisch kaum verändert, selbst nachdem Sturm Graz nach über einer Stunde endgültig in die Partie gefunden hatte. Videoton hätte in Klagenfurt als Sieger vom Platz gehen können und steht statt dessen mit anderthalb Beinen vor dem Europa-Aus. Die Blackies werden den Aufstieg vermutlich schaffen, brauchen aber eine gewaltige Steigerung, um wenigstens bis in die rettende vierte CL-Qualirunde vorzustoßen.

(gpi)

PS: Frage an die Insider – wann und wie kam es eigentlich zur Versöhnung zwischen Haris Bukva und Franco Foda?

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Bronzene Generation – 36 minus eins https://ballverliebt.eu/2011/01/03/3652/ https://ballverliebt.eu/2011/01/03/3652/#comments Mon, 03 Jan 2011 20:27:32 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=3652 Bronzene Generation – 36 minus eins weiterlesen ]]> Christian Balga ist 24 Jahre alt, ein ganz guter Kicker und ein leidenschaftlicher Sänger. Der Verteidiger, der zuletzt bei der Vienna unter Vertrag stand, hört auf. Kaum mehr als eine Randnotiz. Eigentlich. Denn Balga ist der erste der „Bronzenen Generation“ von 2003, der seine aktive Karriere beendet.

Der Niederösterreicher, der als „Criso“ auf Konzertbühnen zu sehen ist, war einer von 36 Spielern, die im Sommer 2003 jeweils die EM-Bronze-Medaille mit dem U17-Team bzw. dem U19-Team erringen konnten. Die Burschen von damals sind heute also 24 bis 26 Jahre alt. Das Karriereende von Balga, so wenig Eindruck er auf der großen Fußball-Bühne auch hinterlassen hat, ist durchaus ein Anlass, auf die beiden 18-Mann-Kader von damals zu schauen…

Bei der U19-EM in Polen war im Semifinale mit 3:6 nach Verlängerung gegen Portugal Endstation. Mit dabei waren:

Tor – Verein heute – Status heute:
Robert Almer (Austria): Grundsolider Bundesliga-Torhüter, aber verletzungsanfällig
Thomas Vollnhofer (St. Pölten): Hat den SKN St. Pölten nie verlassen.

Abwehr
Markus Berger (Coimbra): Hat sich in Portugal mittlerweile einen Namen gemacht, ist Stammspieler..
Mario Bolter (A. Lustenau): In der Bundesliga nie Fuß gefasst, seither zumeist in der Ersten Liga aktiv.
Martin Lassnig (Villach): Nie in der Bundesliga, derzeit in der Kärntner Liga.
Sandro Lindschinger (Kalsdorf): Fiel bei Sturm durch den Rost, verließ dann den GAK. Heute Landesliga.
Thomas Lechner (Leoben): Ist ein halbes Jahr gestanden, nächste Versuch in der Regionalliga.
Mario Fürthaler (Kagran): In der Ersten Liga war Schluss, kickt heute in der fünften Liga.

Mittelfeld
Salmin Cehajic (Horn): Die Wanderjahre sind vorbei, seit Jahren in der Regionalliga.
Jürgen Rauchbauer (Bad Sauerbrunn): Mehr als Austria Amateure war nicht drin. Heute in der fünften Liga.
René Schicker (Admira): Seit Jahren Stammspieler und leistungsträger in der Ersten Liga.
Thomas Prager (Luzern): Das LASK-Hoch war ein Strohfeuer, hatte in den letzten Jahren wenig zu Lachen.
Pascak Velek (Stockerau): Konnte sich auch in der Ersten Liga nicht auf Dauer durchsetzen. Heute Landesliga.
Jürgen Säumel (Torino): Der Schritt nach Italien war mutig, brachte aber wenig. Kandidat auf baldige Rückkehr.

Angriff
Roman Kienast (Sturm): Hat nach den Norwegen-Jahren den richtigen Moment für die Rückkehr gefunden.
Ernst Öbster (Innsbruck): Keine Chance in Salzburg. Nach dem NY-Abenteuer Stammspieler bei Wacker.
Klaus Salmutter (Sturm): Wurde beim LASK nie glücklich und hat auch viel Verletzungspech.
Lukas Mössner (Trier): Hielt es nirgendwo lange aus. Derzeit Stammspieler in der vierten deutschen Liga.

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Die U17 wurde in Liechtenstein Dritter – nach einer klaren Semifinal-Niederlage (2:5) gegen Spanien, im Spiel um Platz 3 gab’s ein 1:0 gegen England.

Tor – Verein heute – Status heute:
Robert Olejnik (Falkirk): Ist aus der schottischen PL abgestiegen, hütet aber weiterhin das Falkrik-Tor.
Albin Kajtezovic (Ostbahn XI): War schon fast überall, England inklusive. Im Moment Regionalliga.

Abwehr
Christian Balga hat aufgehört und widmet sich seiner Musiker-Karriere.
Ronald Gercaliu (Ingolstadt): Hatte Pech: Als Bundesliga-Stammkraft nach Deutschland, dort sofort verletzt.
Marco Salvatore (Vienna): Folgte seinem Förderer Frenkie Schinkels überall hin, so auch auf die Hohe Warte.
Andreas Dober (Rapid): Seit Jahren Stammkraft und Hofmanns persönliche Putzfrau, aber nie unumstritten.
Daniel Pirker (Grödig): Aus der GAK-Schule gekommen, heute Stammkraft in der Ersten Liga.
Andreas Schicker (Wr. Neustadt): Hat sich als ordentlicher, aber unauffälliger Bundesligaspieler etabliert.
Franz Schiemer (Salzburg): Unverzichtbar für Salzburg und im ÖFB-Team, auf welcher Position auch immer.

Mittelfeld
Christian Fuchs (Mainz): International beachtet, einer der besten Linksverteidiger der deutschen Bundesliga.
Daniel Horvat-Markovic (Unterlamm): Kam kaum über Landesliga hinaus, heute in der fünften Spielklasse.
Helmut König (A. Klagenfurt): Lange in der Ersten Liga, heute Leistungsträger in der kärntner Regionalliga-Profitruppe
Christoph Saurer (Rapid): Schon lange in der Bundesliga etabliert, kommt bei Rapid aber nicht so richtig zur Geltung.
Martin Frantsich (Leobendorf): War lange beim FAC in der Regionalliga, heute noch in der fünften Liga unterwegs.

Angriff
Sascha Pichler (Waidhofen): Spielte sich beim LASK mit demonstrativem Desinteresse ins Abseits, seither Regionalliga.
Patrick Mayer (Grödig): Viel verletzt und kommt seit dem Aufstieg in Grödig kaum noch zum Einsatz.
Marko Stankovic (Austria): Aus Italien vor allem mental gestärkt zurückgekehrt und jetzt Austria-Stammkraft
Sandro Samwald (Wattens): Erst zum Außenverteidiger umfunktioniert und jetzt Regionalliga.

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Ein paar wenige haben es tatsächlich geschafft, mit Fuchs und Schiemer sind siebeneinhalb Jahre nach den Turnieren zumindest zwei dabei, die in der Nationalmannschaft ihren Fixplatz haben. Kienast könnte dorthin mittelfristig zurück kehren, wenn man sich seine aktuelle Form betrachtet. Nur: Die Drop-Out-Rate derer, die sich nie wirklich in der Bundesliga durchsetzen konnten, ist schon enorm.

Mit Christian Balga hat der erste nun die Konsequenzen gezogen. Gut möglich, dass es ihm alsbald einige gleichtun.

(phe)

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Österreich – Deutschland: Spielbericht https://ballverliebt.eu/2008/06/17/osterreich-deutschland-spielbericht/ https://ballverliebt.eu/2008/06/17/osterreich-deutschland-spielbericht/#respond Mon, 16 Jun 2008 22:23:53 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=224 Österreich – Deutschland: Spielbericht weiterlesen ]]> Langsam find’t der Tag sei End und die Nacht beginnt
In der Kärtnerstrass’n do singt aner „Wunder von Wien“
Hat a rotes Kapperl an, steht da ganz verlor’n
Und der Steffl der schaut owa auf den oarmen Kickerbuam
Der hat woll’n a Wunder seg’n im Ernst Happel Oval,
Hat glaubt a Sieg führt uns aus dem großen Fußball-Jammertol
Aus der Traum zerplatzt wia Seifenblos’n nix is blieb’n
Ois wia a paar Fahndl’n in seiner Jockentosch’n drin.

(Textanleihe an „STS – Fürstenfeld“)

Das „Wunder von Wien“ ist nicht eingetreten. Man mag mich schelten, mir vorwerfen ich würde jetzt groß reden, aber ich hatte es im Bauchgefühl. Den ganzen Tag schon wusste ich irgendwie, dass es wohl das wahrscheinlichste aller Ergebnisse sein würde, dass nach den 90 Minuten die Videowand des Hannapel-Stadions ziert. Österreich hat verloren, nicht ganz unverdient.

Zu Beginn: Die pure Angst

Aus terminlichen Gründen konnte ich weder die Vorberichterstattung noch die ersten vier Spielminuten sehen. Meine Mitzuseher bestätigten mir aber, dass diese nicht wesentlich anders verliefen als die folgenden 20. Entgegen der mutigen Feststellung Martin Harniks, die Deutschen hätten die Hosen voll, grassierte die nackte Angst unter den Mannen in den roten Dressen. Verunsichert wurde der Ball hin und her gespielt, verschenkt und kaum zurückerobert. Als erste Reminiszenz an das Kroatienspiel machten die Deutschen wahnsinnigen Druck, und im Grunde verdanken wir es einer Menge Glück, Gomez‘ Janko-Einlage und zuletzt auch Jürgen Macho, dass man bis Mitte der Halbzeit nicht schon im Rückstand war.

Dann: Ein Schiri ausser Rand und Band

So langsam stabilisierte sich dann das Spiel unserer Mannen. Der Ball wurde nicht mehr dauernd in sinnlosem Mittelfeldgeplänkel verschenkt, und auch die Quote erfolgreicher Pässe stieg rapide an. Dazu kamen die Deutschen immer seltener zu wirklich brenzligen Vorstößen, waren aber weiter spielbestimmend. Positiv überraschte mich der für Prödl einspringende Martin Hiden, der eine durchaus akzeptable Leistung lieferte. Ganz im Gegensatz zum spanischen Referee. Fragwürdige gelbe Karten und eine eigenwillige Foulpolitik brachten ihm weder unter den Spielern noch unter den Trainern große Sympathien ein, und die Stimmung drohte bisweilen gefährlich aggressiv zu werden. Während beide Mannschaften sich einen offenen, wenngleich behäbigen Schlagabtausch am Feld lieferten, mussten Josef Hickersberger wie sein deutsches Gegenüber Jogi Löw auf der Tribüne Platz nehmen. Auslöser, so Hicke nach dem Spiel im Interview, war wohl ein etwas übermotivierter vierter Mann. Ob man jetzt dem Referee einen Vorwurf machen kann, dass aufgrund dessen Weisung die Co-Trainer das Zepter übernahmen, weiß ich nicht. Er dürfte mit dem ruppig geführten Spiel schon genug zu tun gehabt haben, und erwies sich da schon häufig als überfordert.

Hop und Drop und Ballack

Wie das Ende der ersten Halbzeit ließ sich dann die zweite Spielhälfte an. Ein etwas bedächtiger gewordener Schiedsrichter leitete ein Match, das ein österreichisches Team mit Vorteilen im defensiven und offensiven Mittelfeld aufzeigte, dessen Abwehr jedoch nicht 100%ig sattelfest war, während der Sturm weitgehend harmlos war. Schafften es die deutschen erst einmal über die Mitte des Feldes, wo sich ihre Kicker mit dagegenhaltenden Österreichern redlich abmühten, so waren sie das deutlich gefährlichere Team. Auf der anderen Seite schien vor dem Strafraum so etwas wie ein eiserner Vorhang zu hängen. Einzelaktionen sah man nur drei, zwei erfolglose von Ümit Korkmaz, eine von Ivanschitz. Pässe in den Strafraum erfolgten wenig präzise, die Organisation des Angriffs war an dem 16er gelinde gesagt eine Katastrophe. Die wenigen Weitschüsse, die einem Lehmann im Formtief gefährlich geworden wären, blieben immer an jemanden hängen oder fielen einfach zu schwach aus. Es war schließlich Michael Ballack, der mit einem gut gezirkelten Freistoß auf Rechts, vorbei an einer suboptimal platzierten Mauer und einem herausgekommenen Jürgen Macho, in die Maschen beförderte.

Das Kroatien Revial

Ab da verlief das Spiel ein wenig wie ein Dejavue. Bis in die letzten 10 Minuten beschlossen die Löw-Kicker nur noch das Allernötigste zu tun, kamen ein paar mal harmlos nach vorne, beschränkten sich ansonten aber darauf, ihr letztes Spielfelddrittel zu verteidigen. Österreich rannte an, kam regelmäßig bis nach vorne, um dort den Ball vor lauter Offensivplanlosigkeit wieder zu verschenken. Mit Leitgeb und Säumel wurde das nur unwesentlich besser, schon vorher hatte das Spiel etwas daran gekrankt, dass Harnik unter bisher gezeigten Leistungen geblieben war. Die Hereinnahme von Kienast brachte einen letzten kleinen Schwung und zwei eher zufällig entstandene Möglichkeiten, auf der Gegenseite lief die aufgeknöpfte Defensive jedoch in mehrere Konter, die den Deutschen gut und gerne ein bis zwei Goals hätte bescheren können. Letztlich war es diese zu Beginn und am Schluß des Spiels latente Gefährlichkeit unserer Kontrahenten, die sie zu einem verdienteren Sieger machten, als es die Kroaten gewesen waren.

Fazit

Die Performance von Verteidigung und Mittelfeld war mit kleineren Abstrichen okay (zumindest gegen Deutsche, die – so drückte es Beckenbauer aus – ergebnisorientiert gespielt hatten), doch die Leute für die letzten Meter gehen uns ab. Hier sehe ich Zukunft, wenn etwa Kavlak, Junuzovic, Okotie und vielleicht auch Janko ihren Weg ins Team schaffen. Maierhofer ist und bleibt maximal ein Brecher für Ausnahmesituationen. Viel Kampf, wenig Effizienz ist das wiederum zwiespältige Fazit dieses Abends. Cordoba wird uns wohl noch ein Weilchen begleiten. Aus diesem Team jedenfalls kann noch etwas werden, und die erfolgreiche Quali für Südafrika 2010 ist ein realistisches Ziel. Unter wessen Federführung das ÖFB Team sich auf diesen Weg begibt, wird sich in den nächsten Tagen weisen.

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Weder Fisch noch Fleisch (Update) https://ballverliebt.eu/2008/06/11/weder-fisch-noch-fleisch/ https://ballverliebt.eu/2008/06/11/weder-fisch-noch-fleisch/#comments Wed, 11 Jun 2008 10:59:17 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=205 Weder Fisch noch Fleisch (Update) weiterlesen ]]> Ich hoffe ich beleidige jetzt nicht Gefühle unserer vegetarisch orientierten Leser, aber die Polen-Aufstellung ist Tofu und gibt mir Rätsel auf.

(T) Macho – (A) Prödl, Pogatetz, Stranzl, Garics – (M) Leitgeb, Ivanschitz, Aufhauser, Korkmaz – (S) Kienast, Hoffer

Wir werden – laut ORF Teletext * – morgen also 4-4-2 mit zwei waschechten Spitzen spielen. Finde ich prinzipiell gut, mein Vertrauen in die Dreierkette ist trotz der akzeptablen Leistung gegen Kroatien enden wollend. Zudem ersetzt Garics den gegen Kroatien arg überforderten Mittelfeldmann Gercaliu. Insgesamt ist diese Konstellation deutlich offensiver orientiert als die Panikvariante vom Montag. Das war es auch schon mit den positiven Erkenntnissen, kommmen wir nun zu den Fragen.

Wie ist denn da Leitgeb rein, und Säumel rausgerutscht?

Säumel hat am Montag bestimmt nicht die Partie seines Lebens gemacht, aber auch nicht enttäuscht. Trotzdem setzt Hicke auf einen Spieler, dessen Tagesform seit je her ziemlich starken Schwankungen unterworfen ist. Macht er bei Aufhauser zwar auch, aber reicht in der Hinsicht denn nicht ein Unsicherheitsfaktor. Immerhin: Hat er einen guten Tag, kann er für etwas Druck von hinten sorgen.

Wo ist Harnik?

Nigeria, Malta, Kroatien. Wo immer das Duo Korkmaz-Harnik in den vergangenen Wochen gemeinsam am Rasen war, hatten die Österreicher Flügelherrschaft auf beiden Seiten. Wir haben das hier, hier und hier sehr ausführlich besprochen, und mittlerweile dürfte diese Erkenntnis auch jeder Otto Normalzuseher teilen. Wieder nur über einen Flügel wirklich zu attackieren ist sinnfrei und läßt dem Gegner die Möglichkeit, sich besser einzustellen. Möglicherweise macht Hicke es genau deswegen, und will nach der Pause mit Harniks Einwechslung überraschen. Ich persönlich hätte ihn von Beginn an statt Aufhauser oder Leitgeb spielen lassen.

Roligol anyone?

Kein Linz in der Startaufstellung. Unser erfolgreicher Portugalexport hat gegen unseren ersten Gegner ebenfalls nicht brilliert, was man aber generell unserem Spiel vor dem Tor attestieren muss. Kienast konnte das nur leicht verbessern, was gut und gerne daran gelegen haben mag, dass er als eingewechselter Spieler deutlich frischer war. Mein Favoritenduo wären eigentlich Linz und Hoffer gewesen. Aber gut, hiermit kann ich leben (soviel Auswahl an echten Stürmern besteht ja nicht), rein vom Liganiveau her hätte trotzdem nur wenig an Roligol vorbeigeführt. Abseits der immer noch etwas unnachvollziehbaren Aufstellungspolitik Hickersbergers könnte Linz aber auch angeschlagen sein, er und Pogatetz konnten ja unmittelbar nach der Kroatien-Partie nicht trainieren.

Fazit

Trotz der angesprochenen Punkte ist diese Aufstellung in der Tat eine klare Verbesserung. Jedoch eine, die man ob der personellen Substanz hätte besser machen können. Mit Leitgeb ist nichts verloren, wenn er einen guten Tag hat, Kienast ist vielleicht aus gesundheitlichen Gründen für Linz reingerutscht. Wirklich unbegreiflich ist mir aber ein weiteres Mal, warum Kormaz und Harnik nicht gemeinsam auflaufen. Das könnte der potentielle Angriffshemmschuh morgen werden.

* (Update) Diese Aufstellung stand heute morgen noch ohne weiteren Kommentar im Teletext. Mittlerweile wird sie als „Mögliche Aufstellung“ deklariert. Etwaige Rückschlüsse meinerseits sind also mit Vorsicht zu genießen. Ich bin in dieser Hinsicht von einem Informationsvorsprung des ORF ausgegangen, der sich nicht bewahrheitet hat. Sorry!

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