Jun – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sun, 12 Feb 2012 12:20:51 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Drei Aspekte zum 2:0-Sieg der Austria gegen Ried https://ballverliebt.eu/2012/02/12/drei-aspekte-zum-20-sieg-der-austria-gegen-ried/ https://ballverliebt.eu/2012/02/12/drei-aspekte-zum-20-sieg-der-austria-gegen-ried/#comments Sun, 12 Feb 2012 01:13:08 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6686 Drei Aspekte zum 2:0-Sieg der Austria gegen Ried weiterlesen ]]> Durch ein frühes und ein spätes Tor von Alexander Gorgon gewinnt die Wiener Austria zum Frühjahrs-Start in die Bundesliga 2:0 gegen Herbstmeister Ried. Drei taktische Aspekte machen aus diesem Spiel, obwohl es nicht besonders spektakulär war, dennoch ein interessantes: Die Rolle der Sturmpartner von Kienast, die hohe Linie bei Ried und das Debüt von James Holland.

Austria Wien - SV Ried 2:0

Das erste Spiel von Ivica Vastic als Coach auf der Austria-Bank – und auch das erste von Co-Trainer Manfred Schmid (von dem der Sky-Kommentator recht unverblümt kundtat, ihn für das eigentliche Hirn auf der Austria-Bank zu halten). Und auch das erste von Roman Kienast und James Holland, während Roland Linz auf der Tribüne Platz nehmen musste. Aber der Reihe nach…

1. – Die Rollenverteilung im Austria-Angriff

Junuzovic weg, Barazite weg – Umstellungen waren bei der Austria unumgänglich. Wie schon im Sommer angekündigt, ist ein Abgang von Junuzovic vielleicht ein qualitatives Problem, aber kein inhaltliches. Marin Leovac beackerte die linke Außenbahn und er machte dabei einen guten Job. Deutlich mehr umgegraben haben Vastic und Schmid dafür in der Spitze.

Aus dem 4-2-3-1, das die Austria im letzten halben Jahr unter Daxbacher spielen ließ, ist wieder ein recht klares 4-4-2 geworden. Allerdings braucht man, um mit diesem System einen aktiven Fußball spielen zu können, zwei sehr mobile Spitzen. Was für Roland Linz, von dem zudem eine eher egozentrische Persönlichkeitsstruktur kolportiert wird, das Todesurteil bedeutet. Stattdessen spielten Marko Stankovic und Neuzugang Roman Kienast in der Spitze, und zwar mit einer genauen Rollenverteilung.

Während Kienast, der ein ausgezeichnetes Austria-Debüt hatte, extrem viel horizontal verschob, auf die Flügel auswich, weite Wege ging und darauf achtete, nicht nur immer anspielbar zu sein sondern auch immer Anspielstationen offen zu haben, war die Laufroute von Stankovic sehr vertikal angelegt. Er ließ sich mitunter etwas fallen, vor allem wenn Ried im Ballbesitz war und die Abwehr weit nach vorne schob, um schnell umzuschalten um wenn möglich den vielen Platz im Rücken der Rieder Abwehr zu nützen. Sein Problem dabei war das Timing: Stankovic, der einen eher ungeduldigen Eindruck hinterließ, startete praktisch immer zu früh und stand damit immer wieder im Abseits.

In der zweiten Hälfte spielte Tomas Jun statt Stankovic – und wenn dieser nicht wegen einer Blessur draußen blieb, war dieser Wechsel ein veritabler Schuss ins eigene Knie. Denn verglichen mit Stankovic präsentierte sich Jun als ziemliche Immobilie. Ohne die Option eines schnell aus der Tiefe startenden Stürmers, aber dafür mit zwei eher horizontal angelegten und damit zu identischen Angreifer,n fehlte es der Austria komplett am Link beim Umschalten von Defensive auf Offensive. Jun fand keinerlei Bindung zum Spiel und die Austria hatte große Probleme, Angriffe vor das Rieder Tor zu bringen.

2. – Die hohe Verteidigungslinie bei den Innviertlern

Auffällig war bei Ried, dass die ganze Mannschaft im Ballbesitz schnell weit nach vorne schiebt – deutlich weiter, als man das bisher von den Innviertlern gewohnt war. Die Dreier-Abwehrkette mit Rotpuller, Reifeltshammer und Riegler stand, sobald sich die Gelegenheit dazu gab, bis zur Mittellinie nach vorne. Die Folge davon ist (neben einer logischen Anfälligkeit für schnelle Steilpässe), dass die Spielanlage deutlich mehr auf eigener Initiative basiert. In diesem Spiel hat es nicht funktioniert – das lag in erster Linie aber nicht an den drei hoch stehenden Verteidigern, sondern viel mehr am Verhalten der Spieler davor.

Dort fehlte es nämlich vor allem an der Bewegung und – sicher auch verursacht durch den vom Winter deutlich ramponierten Rasen – an der Passgenauigkeit. Zudem war das Spiel der Rieder durch seine extreme Linkslastigkeit recht vorhersehbar. Schreiner war nach vorne recht aktiv und Meilinger dadurch viel im Spiel, dazu orientierte sich Daniel Beichler aus dem Zentrum ebenso auf die linke Seite. Dilaver und Gorgon machten aber auch defensiv einen guten Job, die Rieder Zuspiele in die Mitte waren mit Masse schlecht – und der auf der rechten Seite komplett isolierte Stefan Lexa war überhaupt kein Faktor.

Dennoch hat die hohe Verteidigungslinie bei Ried ohne Zweifel eine Zukunft. Wenn man nicht gerade nach zehn Minuten in Rückstand gerät und einem die gegnerische Defensive mit aggressivem Positionsspiel den Platz und den Raum nimmt – was ja in der österreichischen Liga praktisch niemand macht (auch bei der Austria hatte man das in der Form eigentlich nicht gesehen) – und man nicht gerade auf teilgefrorenem Holper-Geläuft spielen muss, können die technisch beschlagenen Rieder Offensivkräfte der Konkurrenz fraglos mehr zusetzen als das in der Vergangenheit der Fall war.

3. – James Holland, der Nachfolger von Julian Baumgartlinger?

Natürlich kann man nach einem Spiel noch keine wirklichen Urteile über den Impact sagen, den ein neuer Spieler auf eine Mannschaft haben kann. Aber nach dem Abgang von Julian Baumgartlinger zu Mainz im vergangenen Sommer hatte die Austria im defensiven Mittelfeld durchaus ein Problem. Petr Hlinka ist ein Balleroberer, aber kein Spieleröffner, und Flo Mader kam von heute auf morgen zur Austria und musste sich während des Spielbetriebs auf eine neue Mannschaft und ein neues System gewöhnen – das war alles nicht optimal.

Der Australier James Holland, passenderweise aus der Ehrendivision gekommen, erinnert von seiner Spielweise her schon deutlich mehr an Baumgartlinger als das Mader tat. Er war im zentralen Duo mit Liendl zumeist derjenige, der etwas tiefer stand, verglichen mit seinem Nebenmann viel mehr deutete und mit Gesten organisierte. Aber auch derjenige mit dem geringeren Risiko im Passspiel.

Natürlich: Mit einem schnellen 1:0 gegen einen sehr hoch stehenden Gegner erforderte der Spielverlauf deutlich mehr Hollands Qualitäten im Spiel gegen den Ball – hier waren seine Zweikampfwerte zwar ausbaufähig, sein Stellungsspiel und sein Pressing aber waren sicher und durchdacht – und die Qualitäten im Halten des Balles. Holland spielte fast ausschließlich kurze Pässe, die den unmittelbaren Druck der Rieder ins Leere laufen ließen. Der Grat zum Alibi-Pass ist ein schmaler, keine Frage, aber wenn Holland am Ball war, musste man nie Angst vor einem billigen und potentiell gefährlichen Ballverlust haben.

Seine Qualitäten im Eröffnen des Spiels kann man erst nach Spielen beurteilen, in denen diese Qualitäten vom Australier auch wirklich gefragt sind. Dass er ein Spiel lesen kann und am Ball nicht dazu neigt, dumme Entscheidungen zu treffen, wurde aber schon deutlich. Genau wie sein Potential im Spiel nach vorne, denn das Tor zum 2:0, welches das Spiel endgültig entschied, wurde durch einen intelligenten Pass von Holland auf die linke Seite eingeleitet.

Fazit: Spektakulär war’s nicht, interessant schon

Auch, wenn der Rasen natürlich alles andere als optimal war und das Spiel im generellen Unterhaltungswert eine eher zähe Angelegenheit war, konnte man doch einige interessante Schlüsse daraus ziehen. Oder zumindest Andeutungen erkennen, in welche Richtung das Spiel der beiden Mannschaften nach der Winterpause tendiert.

Fix erscheint nach den Eindrücken dieser Partie, dass Roland Linz mit der Spielanlage der Austria unter Vastic und Schmid keine Rolle mehr spielt, weil sein Spielertyp nicht mehr im geringsten gefragt ist. Kienast ist in den letzten Jahren zu einem hervorragenden Stürmer geworden, bei dem man vor allem Laufbereitschaft und Spielintelligenz nicht unterschätzen darf. Und James Holland könnte sich im Zentrum als guter Griff erweisen.

Bei Ried wird man den Versuch mit der hohen Linie sicherlich nicht nach diesem einen Spiel, in dem das noch nicht nach Wunsch funktioniert hat, zu den Akten legen. Das grundsätzliche Vorhaben, auch gegen die Topteams eine aktivere Rolle einzunehmen, ist ein logischer Schritt, wenn man sich weiterhin im Spitzenfeld der Liga etablieren will.

Alle diese Aspekte und ihre weitere Entwicklung zu beobachten, könnte in einer durchaus unterhaltsamen Rückserie resultieren.

(phe)

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Alkmaars Spielanlage kommt der Austria entgegen – aber es reicht nicht ganz https://ballverliebt.eu/2011/10/20/alkmaars-spielanlage-kommt-der-austria-entgegen-aber-es-reicht-nicht-ganz/ https://ballverliebt.eu/2011/10/20/alkmaars-spielanlage-kommt-der-austria-entgegen-aber-es-reicht-nicht-ganz/#comments Thu, 20 Oct 2011 18:53:22 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5962 Alkmaars Spielanlage kommt der Austria entgegen – aber es reicht nicht ganz weiterlesen ]]> Lange Zeit sah es so aus, als sollte die Austria beim holländischen Spitzenteam AZ Alkmaar einen überraschenden Sieg einfahren. Damit klappte es nicht ganz, aber die Erkenntnis bleibt, dass die Spielanlage der Holländer dem System und den Stärken der Austria durchaus entgegen kam.

AZ Alkmaar - Austria Wien 2:2

Was muss man tun, um gegen AZ zu bestehen? Erstens, sich von der sehr variabel ausgerichteten Abwehrkette, aus der immer einer aufrückt – auch die Innenverteidiger – nicht verwirren lassen. Und Spieleröffner und -gestalter Rasmus Elm aus dem Spiel nehmen.

Rezept gegen Alkmaar

Beides machte die Austria in Alkmaar recht gut. Allerdings nicht, indem die Violetten so massiv aus Elm pressten. Sondern, in dem sie den Schweden selbst eher in Ruhe ließen, ihm aber durch geschicktes Stellungsspiel und gute Laufarbeit die Anspielstationen nahmen. Vor allem die beiden Flügel Gudmundsson und Beerens wurden relativ heftig unter Druck gesetzt, sodass die Holländer über die Flügel praktisch gar keine Gefahr erzeugen konnten.

In der Mittelfeld-Zentrale hatten Mader und vor allem Hlinka einen dezidiert defensiven Job, sie nahmen Maher und Wernbloom gut auf. Vor allem Wernbloom wich immer wieder auf die Flanke aus, stand dort aber eher Beerens auf den Füßen, anstatt konstruktiv nach vorne zu spielen.

Austria fühlt sich wohl…

Was die Austria vor allem in diesem Bereich des Platzes sehr gut machten, war das Gewinnen des Balles gegen eine nicht gerade passsichere Mannschaft aus Holland und das flinke Umschalten vor allem von Jun und Barazite. Gerade Letzterer arbeitete sehr viel auch nach hinten, bot sich immer an und war gegen den im defensiven Mittelfeld nach Ballverlusten relativ einsamen Elm nicht selten in der besseren Position.

Die Austria fühlte sich in ihrer Rolle, das Spiel nicht machen zu müssen sondern Fehler der Gegner zu provozieren und ausnützen zu können, sichtlich wohl. Das hieß, dass die Außenverteidiger nicht allzu viel nach vorne machen mussten, darin in ja schließlich vor allem Klein nicht gerade ein Meister. Sie schalteten die gegnerischen Flügel aus, während Gorgon und Junuzovic vor ihnen bei Ballgewinn ausschwärmten.

…und nützt die Chancen

Vorne kam Alkmaar somit nicht richtig durch und hinten ergaben sich immer wieder Lücken, welche die Austria – deren Chancenverwertung schon in Malmö sehr stark war – gnadenlos ausnützten. Erst lenkte Rechtsverteidiger Dick Marcellis einen Eckball zwischen Barazite und Ortlechner ins eigene Tor ab, dann nützte Gorgon eine Unstimmigkeit in der AZ-Abwehr – und die Favoritener führten beim Favoriten mit 2:0.

Was nicht unverdient war, schließlich kam vor allem Barazite immer wieder zu Halbchancen. Auf der anderen Seite konnte Alkmaar das Tor von Pascal Grünwald praktisch gar nicht unter Beschuss nehmen, daran änderten auch die diversen Vorstöße von Innenverteidiger Ragnar Klavan nichts. Im Gegenteil: Im Raum rund um Elm und vor der Dann-noch-Dreierkette breiteten sich Jun und Barazite mit Genuss aus.

Adjustierungen von Verbeek

Alkmaar-Trainer Geert-Jan Verbeek reagierte, indem er in der zweiten Halbzeit Linksaußen Gudmunsson und Beerens die Seiten tauschen ließ, die jeweils weiter ins Zentrum zog und Simon Poulsen sowie Dick Marcellis dafür deutlich mehr Verantwortung im Spiel nach vorne übernahmen mussten. Das hatte den sicherlich erwünschten Effekt, dass Gorgon und Junuzovic  nun komplett in der Defensive gebunden waren und das Flügelspiel der Austria nun tot war.

Es sorgte aber nicht für mehr Esprit im Spiel nach vorne und nicht für deutlich mehr Torgefahr. Weiterhin ging zu viel über die Mitte, wo die sehr gut gegen den Ball arbeitende Austria zumeist allem im Griff hatte. AZ schaffte es nicht, ein wirksames Flügelspiel zu etablieren, es wurde zu wenig hinterlaufen, die Abwehr der Austria zu wenig in die Breite gezogen.

Umstellung der Holländer…

Immerhin, Alkmaar kam in dieser Phase nie in die Gefahr, ein endgültig entscheidendes drittes Gegentor zu kassieren – erst in der 70. Minute hatten die Gäste nach einem Eckball die erste echte Torchance in der zweiten Hälfte, bei der der vermeintliche Torschütze Jun jedoch deutlich im Abseits stand. Kurz darauf stellte Verbeek um: Mit Altidore kam statt Maher eine echte zweite Spitze – es war nun ein sehr flüssiges 4-4-2.

Das bot der Austria zwar im nun deutlich entzerrten Mittelfeld-Zentrum Räume, um nach Ballgewinnen kontern zu können. Das bedeutete aber andererseits, dass die Holländer nun eine zweite Anspielstation im Zentrum hatten, die sie mit ihren oftmals etwas längeren Bällen bedienen konnten. Vor allem der für die rechte Seite eingewechselte Lewis machte Suttner große Probleme.

…macht sich bezahlt

Uns Lewis war es auch, der zehn Minuten vor Schluss den Anschlusstreffer für die Holländer vorbereitete: Eine seiner Flanken lenkte Petr Hlinka ins eigene Tor ab. Bitter, aber ein Treffer wäre es ohnehin geworden, weil hinter im Altidore einschussbereit stand. Und weil Alkmaar merkte, dass die Austria bei knapp vor das Tor gezogenen Flanken anfällig war, wurde die nächste Ecke genauso gebracht, und Wernbloom verwertete zum 2:2-Ausgleich. Daxbacher brachte daraufhin Linz für den müde gelaufenen Barazite – Unterschied machte es keinen mehr. Ebenso wenig wie der Ausschluss von AZ-Kapitän Moisander in der Nachspielzeit.

Fazit: Spielverlauf lässt 2:2 wie Niederlage anfühlen

Die Austria machte es gegen den nominell stärkeren Gegner lange Zeit sehr gut: Die Flügelstürmer aus dem Spiel nehmen, die Spitze isolieren, die Spieler im Halbfeld angehen und Taktgeber Elm die Anspielstationen nehmen. Das Mittelding aus 4-1-4-1 und 4-3-3, das Alkmaar 75 Minuten lang spielte, kam den Stärken und dem System der Austria sehr entgegen. Die Violetten nützten dazu ihre Chancen stark aus und blickten einem überraschenden Sieg entgegen.

Erst die Umstellung von Verbeek mit einer zweiten Anspielstation im Sturmzentrum und der Neubelebung der rechten Flanke mit Lewis statt Beerens (und in der 2. Halbzeit Gudmundsson) brachte das spielerische Übergewicht der Gastgeber auch auf das Scoreboard. Bitter für die Austria, dass es im Grunde zweimal das gleiche Tor war, das ihnen die Punkte raubte – jeweils eine kurz vor das Tor gezogene Flanke.

So fühlt sich das 2:2, das zweifellos für sich betrachtet ein wunderbares Ergebnis ist, tatsächlich eher wie eine Niederlage an.

(phe)

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Zentrale Unterzahl und Hofmann-Loch – so war Rapid im Derby chancenlos https://ballverliebt.eu/2011/08/22/zentrale-unterzahl-und-hofmann-loch-so-war-rapid-im-derby-chancenlos/ https://ballverliebt.eu/2011/08/22/zentrale-unterzahl-und-hofmann-loch-so-war-rapid-im-derby-chancenlos/#comments Mon, 22 Aug 2011 11:15:43 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5567 Zentrale Unterzahl und Hofmann-Loch – so war Rapid im Derby chancenlos weiterlesen ]]> Eine gut aufgelegte Austria schlägt Rapid im 298. Wiener Derby klar mit 3:0 – weil die Grünen als schwächer besetztes Team auch noch das Mittelfeld hergaben. Und auch, weil ein überwunden geglaubtes Phänomen im Rapid-Spiel wieder auftauchte: Das Hofmann-Loch!

Rapid - Austria 0:3

Steffen Hofmann war zurück auf seiner nominellen rechten Seite! Dafür stellte Rapid-Trainer Peter Schöttel mit Harald Pichler und Stefan Kulovits zwei defensivere Spieler in die Mittelfeld-Zentrale seines 4-4-2. Was bedeutete, dass Rapid grundsätzlich eher auf Verhindern aus war – und dass die Austria das klar bessere Team ist, wurde schnell klar.

Rapid-Mittelfeld funktionierte nicht

Auch, weil das umbesetzte Mittelfeld der Grünen überhaupt nicht funktionierte. Das lag unter Anderem daran, dass das Zentrum nicht nur 2-gegen-3 unterbesetzt war, zumal auch die Rollenverteilung zwischen Pichler und Kulovits sehr unwucht war. Während Pichler tief stand und die Bälle eroberte, und diese dann auch schnell und möglichst intelligent zur Spieleröffnung weiter zu geben versuchte, hing Kulovits seltsam aufgabenlos in der Mitte herum. Es ging in keine Zweikämpfe, eroberte keine Bälle, und spielte, wenn er doch mal den Ball bekam, nur Alibi-Pässe.

Dazu kam, dass es Pichler an Anspielstationen fehlte. In Innsbruck und auch in seinen ersten Spielen bei Rapid agierte er in der Innenverteidigung und hatte vor ihm mit Hofmann einen zentralen Spielgestalter, dem er den Ball geben konnte. Im Zentrum dieses flachen 4-4-2 fehlte im diese Option: Prokopic links von ihm war mit Barazite defensiv vollzeitbeschäftigt, Kulovits brachte nichts. Außerdem standen vor allem in der Anfangsphase die sehr ähnlichen Spielertypen Alar und Nuhiu vorne viel zu eng zusammen.

So waren die langen Bälle, über die Rapid fast ausschließlich in die Spitze zu kommen versuchte, zum Scheitern verurteilt. Mit spielerischen Mitteln kam Rapid praktisch gar nicht vor das Austria-Tor – weil es einfach am Nachrücken fehlte. So musste der Ballführende vorne immer wieder das Tempo heraus nehmen und warten. So konnte sich die Austria immer recht problemlos stellen, bei Rapid wanderte der Ball mangels Ideen wieder zurück, und irgendwann kam der harmlose lange Ball. Und dann kam auch noch das Hofmann-Loch dazu.

Das Hofmann-Loch und Junuzovic

Es ist seit vielen Jahren so: Wenn Steffen Hofmann auf der rechten Seiten aufgeboten wird, hält er sich zumeist nicht daran und spielt im Grunde, wo er will. So entsteht das „Hofmann-Loch“, das der Rechtsverteidiger zu stopfen hat – diesmal war Michael Schimpelsberger der arme Hund. Er musste nämlich nicht nur selbst nach vorne gehen um anspielbar zu sein, sondern auch, um die Gegnerschaft möglichst früh zu empfangen.

Das war in diesem Fall Zlatko Junuzovic, der nach wenigen Start-Minuten auf der linken Seite mit Barazite tauschte und das Hofmann-Loch sehr geschickt bespielte. Und zwar, indem er sich recht tief stellte, sobald Hofmann die Flanke verließ – das passierte in den ersten 20 Minuten weniger, nach dem 1:0 für die Austria (Schrammel hatte bei einem Querpass in den Strafraum komplett auf Barazite vergessen) aber immer häufiger. Der Effekt war klar: Wenn Hofmann in die Mitte zog, stellte sich wie schon beschrieben der Großteil der Austria-Mannschaft sehr diszipliniert hinter den Ball – lediglich Jun und Barazite verblieben etwas höher, Linz natürlich ebenso.

Die tiefe Positionierung von Junuzovic aber ließ ihn nicht nur eine gute Anspielstation werden, nein, er hatte auch sehr viel Platz vor ihm, den er ausnützen konnte – viel Platz hinter ihm bringt in der Vorwärtsbewegung ja nichts. Kulovits musste hier zuweilen aushelfen, aber weil sich auch Jun tendenziell auf diese Seite orientierte, ging hier die meiste Gefahr aus.

Ein Krisenherd bereinigt, aber Violett bleibt flüssiger

Peter Schöttel reagierte in der Halbzeit zumindest auf einen der Schwachpunkte im Spiel seiner Mannschaft: Er nahm Kulovits vom Feld und brachte Drazan. Damit konnte der auf der linken Seite nach vorne unsichtbare Prokopic ins Zentrum, womit im nunmehrigen 4-1-3-2 der Sechser Pichler endlich eine Anspielstation vor ihm hatte. Somit lief das Spiel durchs Zentrum und die von Drazan besetzte linke Seite etwas besser.

Rapid tat sich nun leichter, den Ball in der gegnerischen Hälfte zu halten, das Hofmann-Loch blieb aber ebenso bestehen wie die Anfälligkeit in der Rückwärtsbewegung. Was aber vor allem am extrem starken Offensiv-Quartett der Austria lag: Der Kombination aus Junuzovic‘ Spielverständnis, Juns Arbeitsrate, Barazites Technik und Linz‘ Torriecher war Rapid nicht gewachsen.

Außerdem spielte Rapid der Austria mit der Spielweise der beiden Mittelfeld-Außen noch in einem weiteren Aspekt direkt in die Karten: Dadurch, dass es überhaupt nie passierte, dass bei Rapid einer zur Grundlinie durchging, sondern Flanken allenfalls aus dem Halbfeld kamen, wurden die Außenverteidiger Klein und Suttner direkt nach vorne gezogen, was natürlich eine astreine Einladung war, sich nach vorne einzuschalten.

Austria macht den Sack zu

Die vier vorne mit der Unterstützung von Klein und Suttner von den Seiten und dem guten Achter Grünwald als Link zwischen Abwehr und Angriff – das lief schnell, das lief flüssig, da kam Rapid nicht mit. Das war beim 1:0 nach einer Viertelstunde so, als Schrammel auf Barazite vergessen hatte, und das war beim 2:0 nach einer Stunde genauso, nur von der anderen Seite – Schrammel kann nicht klären, Querpass, und Junuzovic hatte sich von Schimpelsberger gelöst. Wenige Minuten später gab’s durch einen Bilderbuch-Konter mit One-Touch-Fußball (ja, und das in Österreich) das 3:0 – die endgültige Entscheidung.

Für die letzten 20 Minuten stellte Peter Schöttel auf 4-2-3-1 um, indem er Heikkinen für Nuhiu brachte; zudem musste Hofmann Trimmel weichen. Das Spiel war gelaufen und die Austria drehte nur noch an der Uhr und nicht mehr an der Daumenschraube. Dafür wuchs der Frust bei Rapid – so holte sich Heikkinen eine Verwarnung ab und Prokopic, nachdem er schon vor der Pause Klein unsportlich angegangen war, senste Margreitter um. Und sah dafür glatt Rot.

Fazit: Das Derby sagt mehr über Rapid als über die Austria

Die Austria hat mit dem 4-2-3-1, in dem Daxbacher sein Team jetzt regelmäßig spielen lässt, das optimale System für die Stärken seiner Spieler gefunden. Das Spiel der Violetten war kompakt, schnell und sehr gut aufeinander abgestimmt, weswegen der Sieg auch in der Höhe durchaus in Ordnung geht.

Dennoch sagt dieses 298. Wiener Derby mehr über Rapid aus. Mit Hofmann auf der rechten Seite wurde eine Baustelle wieder aufgemacht, die eigentlich bereinigt schien, außerdem hing Kulovits im Zentrum in der Luft. Weil er neben sich am Mittelkreis keinen Spielgestalter hatte, sondern einen Balleroberer, der auch Bälle verteilen kann – Pichler spielte die Kulovits-Rolle deutlich besser als es Kulovits überlicherweise macht.

Das Vertrauen auf das flache 4-4-2 kostete dem ohnehin auch individuell auf fast allen Positionen schwächer besetzten Team von Rapid dann zusätzlich auch noch die Kontrolle über das Zentrum. So hatte eine gut aufgelegte Austria letztlich keine ernsthaften Probleme – wer, wie Rapid in diesem Spiel, als schwächere Mannschaft auch noch das Mittelfeld hergibt, verliert letztlich verdient.

(phe)

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