Hitzfeld – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 16 Nov 2015 21:00:28 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.6.2 15 Jahre voller Schweizer Prügel für Österreich https://ballverliebt.eu/2015/11/15/15-jahre-voller-schweizer-pruegel-fuer-oesterreich/ https://ballverliebt.eu/2015/11/15/15-jahre-voller-schweizer-pruegel-fuer-oesterreich/#comments Sun, 15 Nov 2015 20:16:37 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11849 15 Jahre voller Schweizer Prügel für Österreich weiterlesen ]]> Unglaublich aber wahr: Das letzte Pflichtspiel des ÖFB-Teams gegen die Schweizer Nati liegt 58 Jahre zurück. Seit dem Spiel im Gerö-Cup 1957 wurden 33 Turniere und die dazu gehörenden Qualifiaktionen ausgelost, nie kamen Österreich und Schweiz zusammen. Am Dienstag kommt es dafür zum 15. Mal in diesem Zeitraum zu einem freundschaftlichen Aufeinandertreffen der Nachbarn.

Die Bilanz der letzten 15 Jahre spricht dabei klar für die Schweiz, da verlor Österreich vier der fünf Spiele. Und zwar immer hochverdient: Auf Augenhöhe, wie es aktuell der Fall ist, befand sich das ÖFB-Team mit der Schweiz schon lange nicht mehr. Hier ein kleiner Rückblick auf diese fünf Spiele.

1:2 in Wien, August 2001

Österreich - Schweiz 1:2 (0:1). Herzog 61 bzw. Vogel 10, H. Yakin 64.
Österreich – Schweiz 1:2 (0:1). Herzog 61 bzw. Vogel 10, H. Yakin 64.

Im August 2001 traf man sich beim Debüt von Köbi Kuhn als Nati-Coach. Für Österreich war es ein Probelauf für die letzten drei Spiele für die WM-Quali für Korea/Japan, im Speziellen für das Spiel in Spanien zweieinhalb Wochen danach. Als ob das Flutlicht die grausame Leistung des ÖFB-Teams verhindern wollte, fiel es pünktlich drei Minuten vorm Anpfiff aus.

Es half nichts, eine halbe Stunde später ging es doch los mit dem Trauerspiel. Mehr als eine Handvoll Spieler aus dem ohnehin nicht besonders grandios besetzten Team von Otto Baric trugen nur lässig ihr Trikot spazieren, der Endstand von 1:2 sah deutlich besser aus, als die österreichische Vorstellung tatsächlich war. „So verlieren wir in Valencia wieder mit 0:9“, war Kapitän Andi Herzog bedient. „Ich brauche nur Spieler, die auch in einem Testspiel mit maximalem Einsatz spielen, ich werde einige eliminieren“, kündigte Baric an.

Vor dem Spiel in Spanien eliminierte er aber nur Muhammet Akagündüz. Den einzigen Spieler, der gegen die Schweiz gar nicht gespielt hat. Das Spiel in Spanien endete 0:4.

2:3 in Basel im August 2002

Schweiz - Österreich 3:2 (2:1). H. Yakin 19, Frei 41, M. Yakin 76p bzw. Wallner 11, 81.
Schweiz – Österreich 3:2 (2:1). H. Yakin 19, Frei 41, M. Yakin 76p bzw. Wallner 11, 81.

Ein Jahr später war Hans Krankl der Bank-Angestellte beim ÖFB und im letzten Testlauf vor dem Start in die EM-Quali für 2004 ließ er erstmals überhaupt ein österreichisches Nationalteam in einer Vierer-Abwehrkette ohne Libero aufs Feld – zumindest nominell. Denn Michael Baur stürmte in alter Gewohnheit schon in der 3. Minute in Libero-Manier aus der Innenverteidigung bis in die gegnerische Hälfte durch.

Gerd Wimmer und Jürgen Panis bekamen recht offensich nicht gesagt, was sie als Außenverteidiger tun sollten – sie agierten so eng als zusätzliche Innenverteidiger, als wollten sie die eigene Innenverteidiger decken. Die Abstimmung war eine Katastrophe. Und das Spiel nach vorne war holprig bis eindimensional. Die Schweizer merkten das, darum brachte sie das frühe Tor von Roman Wallner auch nicht aus der Ruhe.

Aber Hauptsache, Hans Krankl gab Minuten vor dem Spiel jenes Interview, in dem er berüchtigterweise ankündigte, dass Österreich mal von ganz Europa um das Sturm-Duo Linz/Wallner beneidet werden würde.

Die Schweiz war 2004 bei der EM und 2006 bei der WM. Österreich war bei beiden nicht dabei.

2:1 in Innsbruck im Oktober 2006

Österreich - Schweiz 2:1 (2:0). Linz 24p, Kuljic 36 bzw. Streller 70.
Österreich – Schweiz 2:1 (2:0). Linz 24p, Kuljic 36 bzw. Streller 70.

Ein paar Tage nach einem besonders betrüblichen Auftritt in Vaduz, bei dem Österreich als klar schlechtere Mannschaft mit mörderisch viel Dusel das Team aus Liechtenstein 2:1 besiegt hat, dachter Teamchef Hickersberger laut darüber nach, eine Dreier-Abwehr zu installieren. Das war bei der EM dann auch tatsächlich der Fall (und es hat dort auch wirklich exzellent funktioniert, als einziger Mannschaftsteil), beim dem Vaduz-Desaster folgenden Spiel in Innsbruck gegen EM-Co-Gastgeber Schweiz aber noch nicht.

Statt der zwei Legionäre in Vaduz (Ivanschitz und Linz) liefen nun derer sieben auf (Macho, Stranzl, Ivanschitz, Prager, Weissenberger, Kuljic und Linz) und das merkte man auch. Die Brust war nicht mehr ganz so schmal, nach einer durchaus sehenswerten ersten Hälfte führte Österreich bereits 2:0. Wie überhaupt die Abwehr (in Vaduz spielten noch Standfest, Eder, Feldhofer und Plassnegger) eine recht sichere Figur machte, Prager setzte im Zentrum mehr Akzente als Leitgeb, Weissenberger auf der Außenbahn mehr als Mörz.

Die Schweizer, vor der Pause sichtlich überrascht vom forschen österreichischen Auftreten, fingen sich nach dem Seitenwechsel und erhöhten das Tempo auf ein Maß, mit dem das ÖFB-Team merklich Probleme hatte. Es reichte aber nur noch zum Anschlusstreffer. Für Österreich war es (gemeinsam mit dem 1:1 gegen Ghana) die beste Leistung der ganzen Länderspiel-Saison

1:3 in Zürich im Oktober 2007

Schweiz - Österreich 3:1 (2:0). Streller 2, 55, H. Yakin 36; Aufhauser 11.
Schweiz – Österreich 3:1 (2:0). Streller 2, 55, H. Yakin 36; Aufhauser 11.

Ein Jahr später waren die Leistungen bei Österreich immer noch nicht besser. So wurde im Vorfeld des Eröffnungs-Spiels des frisch renovierten Letzigrunds in Zürich sogar ein 5:0-Sieg in einem Trainingsspielchen gegen die U-19 der Vorarlberger Akademie mit Erleichterung zu Kenntnis genommen.

Dass die Schweizer, immerhin Achtelfinalist bei der vorangegangenen WM in Deutschland, Österreich meilenweit überlegen waren, war auch ein dreiviertel Jahr vor der gemeinsamen EM unübersehbar. Martin Hiden gewann im Abwehrzentrum genau null Prozent seiner Zweikämpfe in der ersten Hälfte, Christian Fuchs (der bei Mattersburg in der Liga der taktisch Blinden einen Wing-Back neben einer Dreierkette gab) hatte defensiv nicht viel zu melden und Joachim Standfest hatte eine Streuung bei der Richtung seiner Flanken, auf die jede Schrotflinte stolz wäre.

Die Schweiz nahm das Spiel, anders als jenes ein Jahr davor, tatsächlich ernst und spielte Österreich souverän aus. Mit der ersten Aktion nach vorne durfte Marco Streller schon alleine auf Manninger zulaufen, der schnelle Ausgleich durch René Aufhauser brachte das diesmal in einem 4-2-3-1 spielnde ÖFB-Team nur resultatsmäßig auf Augenhöhe. Die Schweizer gewannen locker mit 3:1, Österreich rehabilitierte sich (wie genau ein Jahr zuvor) mit einer braven Leistung im zweiten Spiel des Länderspiel-Doppels (einem Sieg gegen Drogbas Ivorer).

Bei der Heim-EM schieden beide Gastgeber schon in der Vorrunde aus. Die Schweizer als Gruppenletzter, aber mit einem Sieg. Die Österreicher ohne Sieg, aber immerhin als Gruppendritter. Die Schweiz qualifizierte sich danach als Gruppensieger für die WM 2010, Österreich war trotz eines Sieges gegen Frankreich meilenweit selbst vom Playoff-Platz entfernt.

0:1 in Klagenfurt im August 2010

Österreich - Schweiz 0:1 (0:0). Costanzo 73.
Österreich – Schweiz 0:1 (0:0). Costanzo 73.

Direkt nach der WM durften sich die Schweizer einen Spaß aus dem haarsträubenden, steinzeitlichen inhaltichen Nichts machen, das das ÖFB-Team unter Constantini darstellte. Internationalen Klasse-Spielern wie Stephan Lichtsteiner, Gökhan Inler und Xherdan Shaqiri stellte er, weil er grade lustig war, Patrick Wolf entgegen.

Dazu eine Doppel-Sechs, die defensiv nur Abschirmdienste verrichtete, nach vorne die Mittellinie (ganz offensichtlich) nicht überqueren durfte und so letztlich völlig nutzlos war. Die Schweizer spielten mit Halbgas und hatten trotzdem alles im Griff, aber im Abschluss haperte es ein wenig. Österreich hatte nur aus Standard-Situationen so etwas wie Torgefahr zur bieten, dazu einen geschenkten Elfmeter in der zweiten Hälfte, den Christian Fuchs, ein fairer Sportsmann, recht kläglich verschoss.

Eine Viertelstunde vor Schluss bestrafte Joker Moreno Costanzo (mit seinem einzigen Länderspiel-Tor) die an taktischer Stupidität kaum zu überbietende Darbietung der Österreicher mit dem 1:0.

Die Schweiz blieb in der Quali für EM 2012 ausnahmsweise mal hängen, cruiste aber souverän zur WM 2014. In Österreich dauerte die lähmende Amtszeit von Constantini noch etwas mehr als ein Jahr, ehe Marcel Koller endlich anfing, aus dem Team etwas rauszuholen.

Position der Stärke im November 2015

Nun trifft Österreich erstmals seit dem 4:2 in St. Gallen im Februar 1999 (damals als WM-Teilnehmer und EM-Qualigruppen-Führender) wieder aus einer Position der Stärke heraus auf die Schweizer. Mit einem Schweizer Teamchef.

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Europas zweite Reihe bei der WM: Von „recht gut“ bis „Katastrophe“ – und mit Luft nach oben https://ballverliebt.eu/2014/07/15/europas-zweite-reihe-von-recht-gut-bis-katastrophe-und-mit-luft-nach-oben/ https://ballverliebt.eu/2014/07/15/europas-zweite-reihe-von-recht-gut-bis-katastrophe-und-mit-luft-nach-oben/#comments Tue, 15 Jul 2014 20:09:52 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=10393 Europas zweite Reihe bei der WM: Von „recht gut“ bis „Katastrophe“ – und mit Luft nach oben weiterlesen ]]> Sie sind die Länder mit den nicht ganz so großen Ligen im Rücken, die Nationalmannschaften, die sich zumeist eher aus Legionären rekrutieren – sie sind Europas zweite Reihe. Die sich mit sehr unterschiedlicher Fortune in Brasilien präsentiert haben. Mit dem Erreichten können manche von ihnen, vor allem Belgien und die Schweiz, durchaus zufrieden sein. Aber was sie alle gemeinsam haben: Sie haben nicht in allen Bereichen ihr Optimum ausgeschöpft.

Belgien: Enttäuschend zum nicht enttäuschenden Ergebnis

Das mit den Belgiern ist so eine Sache. Sie galten als Geheimtipp und sie wurden dann auch Gruppensieger und schieden erst im Viertelfinale knapp gegen Argentinien aus. Eigentlich eine Super-WM für ein Team, das 12 Jahre bei keinem Turnier mehr dabei war. Aber dennoch hatte das Spiel der Roten Teufel, bei allem Talent, immer so ein wenig die Aura von Dienst-nach-Vorschrift, von Uninspiriert- und Biederkeit.

Belgien
Belgien: Das talentierte Team hatte viel Kontrolle in seinen Spielen, aber wenig echten Zug zum Tor.

Marc Wilmots hat eine kompakte Mannschaft geformt, mit einer bärenstarken Abwehr, aber man bekam das eigene Spiel nach vorne selten wirklich gefährlich aufgezogen – dazu fehlte auch so ein wenig das Tempo. Die Außenverteidiger sind umgeschulte Innenverteidiger, die zwar ihr möglichstes machten, aber kein Gegner musste ihre Flanken fürchten.

Auch Marouane Fellaini fehlte aus dem Zentrum heraus die Direktheit und der Zug zum Tor, Eden Hazard wirkte ein wenig überspielt, dazu konnte der als Stamm-Mittelstürmer ins Turnier gegangene Romelu Lukaku überhaupt nicht überzeugen und verlor seinen Platz bald an Neo-Liverpooler Divock Origi. Dries Mertens, der ebenso im Turnierverlauf ins Team rutschte, war noch der mit dem meisten Punch.

So hat Belgien mit dem Viertelfinal-Einzug nicht direkt enttäuscht, aber gemessen an den Erwartungen irgendwie doch zumindest unterwältigend agiert. Was für das Team spricht: Nur eine Stammkraft hat sicher das letzte große Turnier gespielt, bis auf Daniel van Buyten können alle noch mindestens eine WM spielen und auf den Erfahrungen aufbauen.

Schweiz: Zu konservativ für den großen Wurf

Auch noch recht jung ist das Team aus der Schweiz. Auch dieses hat mit dem Achtelfinal-Einzug ein ordentliches Resultat zu Buche stehen, auch dieses verlor wie danach Belgien knapp gegen Argentinien. Und wie die Belgier schafften es auch die Schweizer nicht so richtig, aus einer extrem talentierten Mannschaft auch einen wirklich attraktiven Fußball herauszuholen. Was auch an der konservativen Grundhaltung von Ottmar Hitzfeld liegen mag.

Schweiz
Schweiz: Ein Top-Kader und ein gutes Team, aber nicht so aufregend, wie es hätte sein können.

Denn eine außergewöhnliche Spielanlage oder gar Experimente gibt es bei dem 65-Jährigen nicht. Er verstand es, der Nati ein nicht besonders komplizierte, aber grundsätzlich funktionierende Spielweise einzuimpfen, mit einer klaren Ordenung. Zwei starke Außenverteidiger, ein kampfstarken Sechser, ein guter Passgeber auf der Acht. Nur vorne wollte es nicht so recht flutschen.

Shaqiri startete in den ersten beiden Spielen auf der rechten Seite, tauschte dann jeweils in der Halbzeit mit Granit Xhaka die Plätze, und jedesmal wurde es deutlich besser. Erst im dritten Spiel konnte sich Hitzfeld überwinden, Shaqiri von Beginn an auf die Zehn zu stellen – der Bayern-Spieler dankte es mit drei Toren gegen Honduras.

Auch in der Abwehr zögerte Hitzfeld lange, ehe er sich über die funktionierende Lösung drübertraute. Johan Djourou, der beim HSV eine Katastrophen-Saison gespielt hat, konnte sich der Nibelungentreue von Hitzfeld sicher sein – warum auch immer, schließlich war Djourou auch bei der WM ein ständiger Unsicherheitsfaktor. Nach der Verletzung von Nebenmann Steve von Bergen gab Hitzfeld aber immer noch nicht dem (von Experten schon vorm Turnier statt Djourou geforderten) Schär die Chance, sondern Senderos – und kassierte beim 2:5 gegen Frankreich die Rechnung.

Erst im dritten Spiel kam Schär, und mit ihm gab es in 210 Spielminuten nur noch ein Gegentor – das in der 118. Minute gegen Argentinien von Di María. Nun übernimmt Vladimir Petkovic für Hitzfeld, der sich nun endgültig in die Fußball-Pension verabschiedet. Der 50-Jährige, der zuletzt Lazio trainierte, übernimmt eine gutklassige Mannschaft, aus der man noch viel herausholen kann. Wenn man sich traut.

Griechenland: Wenig Glanz, aber wieder achtbar

Es ist so eine Sache mit den Griechen. Der praktisch flächendeckend als fußballhistorische Katastrophe aufgenommene EM-Titel von 2004 hängt ihnen noch immer nach. Dabei darf man aber nicht den Fehler machen, Negative Spielweise mit Pragmatismus zu verwechseln. Denn was Fernando Santos bei Hellas spielen lässt, ist nicht mehr der plumpe Destruktivismus der späten Rehhagel-Jahre, sondern einfach jene Spielweise, die am besten zu seiner Mannschaft passt.

Griechenland
Griechenland: Ein Team aus braven Arbeitern: Zusehen macht wenig Spaß, aber wieder einmal wurde die Gruppe überstanden – und das verdient.

Was aber nicht heißt, dass Griechenland immer nur verteidigt. Ganz im Gegenteil. Über weite Strecken des Spiels gegen die Ivorer waren sie die aktivere Mannschaft, was mit dem späten Siegtor und damit dem Achtelfinal-Einzug belohnt wurde. Gegen Costa Rica war man ebenso die fast über die ganzen 120 Minuten, jedenfalls aber in der letzten Stunde mit einem Mann mehr, zuweilen drückend überlegen. Und dass man in Unterzahl gegen Japan darauf schaut, das Spiel zumindest nicht zu verlieren, kann man dem Team schwer zum Vorwurf machen.

Im Grunde war Griechenland aber doch das, was Griechenland halt meistens ist: Eine nicht gerade prickelnde Mannschaft, die aus einer gesicherten Abwehr heraus vor allem dann seine Stärken hat, wenn man schnell und direkt umschalten und die Offensivkräfte die noch offenen Räume bearbeten können. Einen dezidiert kreativen Spieler im Mittelfeld gibt es nicht, es wird Fußball gearbeitet, nicht zelebriert.

Was das griechische Team unter Fernando Santos immerhin in zwei Versuchen zweimal in die K.o.-Phase einer EM bzw. einer WM gebracht hat. Und angesichts der Tatsache, dass der Kader nicht übertrieben alt ist und immer wieder Leute nachkommen – wie die U-19, die vor zwei Jahren Vize-Europameister war – muss damit auch noch nicht Schluss sein, nur weil Santos nach vier Jahren als Teamchef nicht mehr weitermacht.

Kroatien: Unter Wert geschlagen

Schon bitter. So furchtbar viel haben die Kroaten gar nicht falsch gemacht, und doch ging’s nach der Vorrunde nach Hause. Wegen eines erstaunlichen Paradoxons – obwohl man mit Modric und Rakitic zwei Gestalter im Mittelfeld-Zentrum stehen hatte und keinen Balleroberer, war es vor allem die fehlende Durchschlagskraft am Weg nach vorne, die das Aus bedeuteten. Und keine defensive Instabilität, wie man annehmen hätte können.

Team Kroatien
Kroatien: Zweieinhalb Spiele okay bis stark, aber dennoch hat es nicht fürs Achtelfinale gereicht.

Gegen Brasilien hätte man mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht verloren, wenn nicht der Referee einen Elfmeter gepfiffen hätte, den man nicht hätte pfeifen sollen. Gegen Kamerun nützte man die eklatanten Schwächen des Gegners konsequent aus. Nur gegen Mexiko wurde – vielleicht auch, weil Teamchef Kovac von seinem 4-4-1-1 abging und ein 4-3-3 versuchte, in dem sich das Team merklich nicht sonderlich wohl fühlte – es verpasst, die auf dem Papier bestehenden Stärken auszuspielen.

Weil vorne die hängende Spitze als Anspielstation fehlter – in den ersten beiden Spielen konnten weder Mateo Kovacic noch Sammir da wirklich überzeugen – war man dem mexikanischen Pressing ausgeliefert. Dennoch: Rakitic und Modric haben beide noch zumindest eine WM im Tank, mit Dejan Lovren sollte es auch bald wieder einen Innenverteidiger von Format geben, die meisten Spieler haben noch Steigerungspotenzial.

Wenn man Kovac die Zeit lässt, kann da bei der EM in zwei Jahren durchaus einiges herausschauen.

Bosnien: Zu viel Respekt gezeigt

Die große Stärke in der Qualifikation, die bei Bosnien schon lange überfällig war: Die herausragende Offensive mit dem brandgefährlichen Sturm-Duo Edin Dzeko und Vedad Ibisevic, mit Zvjedzan Misimovic dahinter an der Spitze der Mittelfeld-Raute. So fegte man über die Gegner hinweg – weshalb es schon sehr erstaunlich ist, dass Teamchef Safet Susic in der nicht gerade unüberwindbaren Gruppe mit dem Iran und Nigeria vom Erfolgs-Konzept abwich.

Bosnien
Bosnien: Beim Debüt zu wenig Mut gezeigt und auch etwas Pech gehabt. Da war mehr möglich.

Nicht nur, das er gegen Argentinien und Nigeria Ibisevic opferte und mit nur einer Spitze agierte, nein, auch sonst zeigte Bosnien vor allem im entscheidenden Spiel gegen Nigeria deutlich zu viel Respekt vor dem Anlass und deutlich zu wenig von dem Punch nach vorne, der Bosnien sonst auszeichnet. Die Herangehensweise war zu verhalten, zu langsam.

Natürlich war auch Pech dabei. Pech, dass ein korrekter Treffer gegen Nigeria nicht zählte, Pech, dass Dzeko in der Nachspielzeit den Pfosten traf, Pech, dass Messi eine leblose argentinische Mannschaft im Alleingang rettete, Pech, dass wegen der anderen Ergebnisse das Aus schon vor dem letzten Spiel feststand.

Aber das Vorrunden-Aus alleine am Pech festzumachen, würde zu kurz greifen. Der Abwehr fehlt es an internationalem Format, Misimovic ganz dramatisch am Tempo (noch ein weiterer Grund, warum es keine gute Idee war, ihm eine Anspielstation in der Spitze zu nehmen). Aber es gab auch einen Spieler, der positiv überraschte: Es ist kaum anzunehmen, dass der erst 21-jährige Sechser Muhamed Besic, der Messi an der ganz kurzen Leine hatte, noch lange bei Ferencváros in der sportlich völlig wertlosen ungarischen Liga spielt.

Vieles deutet darauf hin, dass dies eine einmalige, wenn man so will goldene Generation der Bosnier ist, die mit dem nahenden Karriere-Ende von Misimovic bald ihren ersten elementaren Baustein verliert. Wie lange man mit der Taktik auf hohem Niveau Erfolg haben wird, Flüchtlings-Kinder zu finden, die in anderen Ländern gut ausgebildet wurden, wird sich erst zeigen müssen. Die erste Teilnahme und den ersten Sieg bei einer WM kann Bosnien keiner mehr nehmen. Jedoch auch nicht die Gewissheit, dass mehr möglich gewesen wäre.

Russland: Bestenfalls biederer Durchschnitt

Furchteinflößend für die Gegner war das ja nicht von den Russen. Im Gegenteil. Die Auftritte der Sbornaja erinnerten mit einer erschreckenden Ähnlichkeit jener der Engländer vor vier Jahren. Was auch daran liegen mag, dass damals wie heute Fabio Capello der Trainer ist. Bei Österreichs Gruppengegner in der anstehenden EM-Quali stimmte über alle drei Spiele gesehen so gut wie nichts und so schaffte man es sogar in der vermutlich schwächsten Gruppe, auszuscheiden.

Russland
Russland: Weit von vergangener Form entfernt. Bieder, hölzern, harmlos und fehleranfällig.

Torhüter Akinfejev wirkte unsicher und machte teils haarsträubende Fehler. Die Innenverteidigung ist langsam und hüftsteif. Von den Außenverteidigern kommt zu wenig. Für die Position im linken Mittelfeld hatte Capello nur Notlösungen zu bieten. Kurz: Russland war von einer ungeheuerlichen Harmlosig- und Biederkeit.

Es war auch nie erkennbar, wofür diese Mannschaft eigentlich inhaltlich stehen möchte. Es gab kein echtes Pressing, keinen vernünftigen Aufbau, Alibi-Pässe im Mittelfeld. Lichtjahre von dem entfernt, was das russische Team 2008 unter Guus Hiddink zu einer der aufregendsten des Turniers gemacht hat.

Die russische Liga hat aber auch ein ähnliches Problem wie die englische, die Capello ja davor als Rekrutierungs-Becken zur Verfügung hatte, wenn auch nicht so extrem: Annährernd die Hälfte aller Spieler der russischen Liga, in der alle 23 Kader-Spieler unter Vertrag stehen, sind keine Russen – und viele besetzen bei den Klubs auch Schlüsselpositionen.

Anders gesagt: Wenn es bessere Spieler gegeben hätte, wären sie auch mit dabei gewesen. So aber konnte Capello nur Durchschnitt aufbieten, dazu sind nur zwei Stammspieler jünger als 27 Jahre. Sieht mittelfristig nicht so gut für Russland aus.

Portugal: Was schief gehen kann, ging schief

Es war ein ziemlicher Total-Kollaps, den die Portugiesen hingelegt haben – jene Portugiesen, die praktisch in der selben Besetzung vor zwei Jahren beinahe das EM-Finale erreicht hätten. Das ist aber nur in Einzelfällen wirklich Spielern anzulasten, gar beim Teamchef die Schuld zu suchen, wäre eigentlich völlig verkehrt.

Portugal
Portugal

Ob man Pepe im ersten Spiel wirklich ausschließen muss, sei mal dahingestellt, aber besonders intelligent war seine Aktion gegen Thomas Müller in keinem Fall. Nur: Fábio Coentrão schon im ersten Spiel verletzt zu verlieren, dazu mit Almeida (im ersten Spiel) und Postiga (im zweiten Spiel) mit Muskelblessuren nach jeweils 20 Minuten zu verlieren, was will man da machen.

Einen an sich verlässlicher Innenverteidiger, einen sehr guten Linksverteidiger und den Einser-Stürmer schon im ersten Spiel zu verlieren, das dann auch noch 0:4 in die Binsen ging, das verkraftet kein Team. So musste Veloso von der Sechs auf die Linksverteidiger-Position auswandern (wo er sich sichtlich unwohl fühlte), musste der international völlig unerfahrene William Carvalho auf der Schlüsselposition im defensiven Mittelfeld ran, musste der Dritte-Wahl-Stürmer Éder ganz vorne aushelfen. Und zum Drüberstreuen verletzte sich im letzten Spiel auch noch Torhüter Beto.

Derart verunsichert hätte man beinahe gegen die kampfstarken, aber individuell schwach besetzten US-Amerikaner verloren, da half dann auch der abschließende Sieg gegen Ghana nichts mehr. Und natürlich hätte Cristiano Ronaldo mehr zeigen können, aber wenn rund um ihn herum alles einstürzt, kann man das frühe Ausscheiden nicht dem Star von Real Madrid anlasten.

Es war ein Turnier nach dem Motto „Pech gehabt“. Abhaken, nach vorne schauen. Was soll’s.

Nächste Kontinental-Meisterschaft: Juni 2016 in Frankreich

Angesichts der Tatsache, dass sich neben dem Gastgeber noch 23 weitere Mannschaften für die aufgeblähte EM in zwei Jahren qualifizieren, ist anzunehmen, dass die komplette zweite Reihe aus Europa, die in Brasilien dabei war, auch dort dabei sein sollte. Einige davon werden auch sicher eine realistische Chance haben, dort gut auszusehen – vor allem Belgien, Kroatien und Portugal, aber auch die Schweizer.

Allen diesen Teams, den Mid-Majors aus dem alten Kontinent, ist beim Turnier in Brasilien aber eines gemeinsam: Bei allen herrschte Luft nach oben, niemand kann von sich sagen, das spielerische UND das resultatsmäßige Optimum herausgeholt zu haben. Die größten Sorgenkinder unter diesen Teams sind sicher die Russen (die mit Schweden, Österreich und Montenegro eine gemeine Quali-Gruppe haben) und die Bosnier, die wohl schon über dem Zenit sein dürfte (aber in der Gruppe mit Belgien, Israel und Wales kaum Probleme haben dürfte, sich zu qualifizieren).

Und klar ist auch: Viele Teams aus dieser zweiten Reihe sind nicht mehr auf Augenhöhe mit so manchem Vertreter der (vermeintlich) Großen, sondern hat diese schon überholt. Stellt sich nur die Frage, für wie lange.

(phe)

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Day 15 / H – Der Kracher und der Snoozer https://ballverliebt.eu/2010/06/26/day-15-h-der-kracher-und-der-snoozer/ https://ballverliebt.eu/2010/06/26/day-15-h-der-kracher-und-der-snoozer/#comments Sat, 26 Jun 2010 00:21:18 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2370 Day 15 / H – Der Kracher und der Snoozer weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 15 – Gruppe H | Das Beste kommt zum Schluss – Spanien und Chile lieferten sich eine tolle Partie, mit dem 2:1-Sieg des Europmeisters sind letztlich beide durch. Weil nämlich die Schweizer in einer Schlaftablette von WM-Spiel gegen Honduras nur zu einem 0:0 kommen.

Spanien – Chile 2:1 (2:0)

Chile - Spanien 1:2

Wer immer sich von diesem Spiel eine große Show erwartet hat, wurde nicht enttäuscht – es war fraglos eines der Highlights dieser Endrunde bisher. Die Kombination aus Ausganglage und der Spielstärke der beteiligten Mannschaften bedingte eine hochinteressante Partie. Die Spanier brachten Iniesta statt des gegen Honduras schwachen Navas auf die rechte Offensivseite des etwas schiefen 4-2-3-1. Schief deswegen, weil David Villa, mehr noch als gegen Honduras, weniger einen LM spielte, sondern mehr einen Linksaußen. Das war in der ersten halben Stunde aber ziemlich Makulatur, weil sich die Spanier ziemlich in der Mitte zusammen drängten und von den Chilenen kontrolliert wurden.

Die Südamerikaner machten das Spiel wie gewohnt breit und extrem schnell, spielten wieder über die Flügel (vor allem den rechten mit Alexis Sánchez, gemeinsam mit Mauricio Isla) und hielten so die gefährlichen Außenverteidiger der Spanier in Schach. Man hätte glauben können, dass das in den roten Jerseys der Europameister war, aber es waren in der Tat die Chilenen – die erste Mannschaft seit Ewigkeiten, welche die Spanier nicht nur mit spielerischen Mitteln kontrolliert, ja beinahe knebelt – und nicht mit extrem disziplinierter Defensive entnervt. Und das, obwohl mit dem Sechser Carmona und Spielmacher Matí Fernández zwei Schlüsselspieler im 3-4-3 fehlten – hier kam Bielsa die Vielseitigkeit seiner Spieler zu Gute. Arturo Vidal rückte von der linken Seite in die Spielmacher-Rolle, Mark González spielte dafür die (äußerst offensive) Absicherung für Linksaußen Beausejour, und Estrada kam neu ins Team und machte den Sechser. Und es funktionierte ohne jeden Reibungsverlust

Die Spanier sind es nicht gewöhnt, dass es einem Gegner gelingt, sie so überhaupt nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. Sie reagierten allerdings völlig richtig auf die Chilenen, die sie nicht nur in der eingenen Hälfte festnagelten, sondern sie zudem mit ruppigem Spiel angingen: Sie blieben ruhig. Die Spanier kamen zu keinem Zeitpunkt wirklich in die Gefahr, unter dem enormen Druck, dem sie ausgesetzt waren, psychisch zusammen zu brechen. Das ist der Unterschied zwischen einem Top-Favoriten und einer aufstrebenden jungen Truppe: Die Mannschaft aus Spanien nützte die wenigen Fehler, die ihnen die Chilenen anboten, eiskalt aus. Der unglückliche Ausflug von Torhüter Bravo, etwa zehn Minuten später eine Lücke in der Abwehrkette, und mit den ersten beiden spansichen Chancen stand es prompt 2:0 für den Europameister. Dass im Zuge dessen auch noch der Chilene Estrada mit Gelb-Rot vom Platz musste, war die vermeintliche Entscheidung.

Aber eben nur die vermeintliche. In der Pause stellte Bielsa um, und zwar so, dass man den fehlenden Mann kaum bemerkte. Er brachte Millar für Mark González, dafür rückte Vidal auf links und Millar auf die Spielmacherposition; Alexis Sánchez musste nun den rechten Mittelfeldmann und den Rechtsaußen gleichzeitig machen. Nach dem schnellen Anschlusstreffer, dem schönen Heber von Millar kaum zwei Minuten nach seiner Einwechslung, drückten die Chilenen noch eine Zeitlang und hatten die Spanier, die allerdings mit der Führung im Rücken auch nicht mehr mit dem allerletzten Einsatz zu Werke gingen, ganz gut unter Kontrolle – weil eben der eine fehlende Mann im Mittelfeld durch mehr Laufarbeit gut kompensiert wurde. Die Spanier fanden kaum einmal eine Lücke.

Nach einer Stunde kam Fàbregas für Torres, der wieder nie wirkliche Bindung zu spiel fand. Durch den frischen Mann im Mittelfeld und den wesentlich gefährlichern Villa in der Spitze waren nun die Chilenen immer mehr darauf bedacht, kein drittes Tor mehr zu kassieren. Auf diese Weise hätten die Schweizer zwei Tore schießen müssen. Die Spanier waren ihrerseits mit dem 2:1 zufrieden, damit waren sie schließlich Gruppensieger und damit den Brasilianern im Achtelfinale ausgewichen. Je länger das Parallelspiel 0:0 stand, desto wahrscheinlicher war es, dass dieses Vabanquespiel aufgeht – und am Ende ging es ja auch auf. So war es 75 Minuten lang eine ziemlich aufregende Partie, der in der Schlussphase wegen der vielen Laufaurbeit und des Spielstandes bei der anderen Partie die Luft ausging.

Fazit: Was für ein Spiel! Die Chilenen zeigten, warum sie eine der aufregendsten Mannschaften im Turnier sind; die Spanier zeigten ihnen aber auch, woran es noch fehlt: An der Kaltschnäuzigkeit. Der Europameister ist nach dem Stolperer gegen die Schweiz wieder voll auf Kurs, kann auch gegen einen spielerisch extrem starken Gegner gewinnen – weil er cool bleiben kann. Gute Aussichten für das Achtelfinale gegen Portugal. Die Chilenen haben mit dem Achtelfinale alles erreicht, ohne die gesperrten Ponce und Medel ist das Aufeinandertreffen mit Brasilien aber so gut wie aussichtslos. Sie haben aber trotz der Niederlage heute Spaß gemacht.

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Schweiz – Honduras 0:0

Schweiz - Honduras 0:0

Gegen Spanien und Chile gingen es die Schweizer recht defensiv an. Das war ob der Spielanlage und der Spielstärke der Gegner auch logisch, hatte gegen Spanien Erfolg und es hätte nicht viel gefehlt, dass auch gegen Chile zumindest ein Punkt herausgeschaut hätte. Spätestens im Spiel gegen Honduras wurde aber klar, dass das noch einen anderen Grund hat: Die Schweizer können es nicht anders! Ihr Spiel gegen die biederen Honduraner war langweilig, uninspierert und der Zug zum Tor war kaum vorhanden.

Ottmar Hitzfeld schickte sein Team im gewohnten 4-4-2 auf das Feld, mit Barnetta rechts war nur ein einziger Mittelfeldspieler auf dem Platz, der tatsächlich offensiv dachte. An Inler und Huggel im Zentrum lief das Spiel vorbei. Sehr oft ging es in der Abwehrkette hin und her, ohne ein wirkliches Loch im Spiel nach vorne zu finden. Mehr als zaghaftes Vortasten war nicht zu sehen, lange Bälle wurden sichere Beute der honduranischen Defensive. Die Eidgenossen schafften es in der ganzen ersten Hälfte nicht, das Tempo anzuziehen.

Was die Honduraner allerdings, die hinten wirklich gut standen und auch durch konsequentes Räume Zustellen im defensiven Mittelfeld das Tempo herausnehmen konnten, nach vorne nicht so richtig ausnützen könnten. Denn obwohl sich immer wieder Räume für Konter boten, wurde nicht in ausreichendem Maße genützt; vor allem Solo-Spitze David Suazo tappte immer wieder ins Abeits. Die Honduraner funktionierten wohl auch deshalb (zumindest hinten) so gut, weil Teamchef Rueda personell ordentlich rotiert hat: Mendoza, der von David Villa vorgeführt wurde, musste Sabillón weichen. Auch auf der anderen Seite wurde gewechselt, hier spielte Figueroa (der zuletzt IV spielte), dieser hatte Barnetta gut im Griff; innen Bernández von Anderlecht. Dazu blieben der etatmäßoge Kapitän Guevara, sein Nebenmann Martínez (der mit den bunten Haaren), auch RM Turcios und LM Espinoza auf der Bank. Umstellungen, die fruchteten.

In der Halbzeit brachte Hitzfeld als Reaktion auf das schlechte Offensivspiel seiner Mannschaft in Hakan Yakin einen echten Einfädler für den nach vorne harmlosen Gelson und stellte auf ein 4-2-3-1 um: N’Kufo als Solostürmer, Yakin zentral dahinter, Barnetta weiterhin rechts und Derdiyok ging auf die linke Seite. Weil sich aber die grundsätzliche Einstellung auf dem Platz und die Verunsicherung ob des Gewinnen Müssens nicht änderte, kam weiterhin recht wenig dabei heraus.

Daher verlegten sich die Schweizer nach etwa einer Stunde darauf, auf Standardsituationen in aussichtsreicher Distanz zu verlegen, Yakin hatte hier zwei gute Möglichkeiten, die er allerdings eher kläglich vergab. Daraufhin kam Alex Frei, der als weniger fleißig als N’Kufo gilt, aber dafür als torgefährlicher. Die Schweizer setzten sich nun vermehrt in der gegnerischen Hälfte fest, aber Torgefahr strahlten weiterhin nur Freistöße aus – auch, weil über die Außen nichts ging. Die Honduraner indes verlegten sich offensiv vollends nur noch auf Konter. Diese wurden aber derart schlampig, ja dilettantisch ausgespielt, dass die Torlosigkeit der Mittelamerikaner wahrlich kein Wunder ist.

Hitzfeld brachte erst eine Viertelstunde vor Schluss mit Shaqiri einen schnellen, wenidigen Spieler für den Sechser Huggel, und sofort starteten die Schweizer ihre gefährlichste Phase in der ganzen partie. Alleine, die Durchschlagskraft vor dem Tor fehlte – weswegen es beim 0:0 blieb.

Fazit: Den Schweizern fehlen schlicht und einfach die spielerischen Mittel, ein Spiel selbst zu machen. Da das sogar gegen die wahrlich nicht überragenden Honduraner zu wenig ist, verpassten die Schweizer das Achtelfinale absolut verdient. Die Mittelamerikaner kommen zu einem Punkt, den sie sich dank einer ordentlichen Defensivleistung auch verdienen.

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Das war die Gruppe H: Der Europameister fiel hin, stand aber wieder auf. Spanien holte sich gegen Honudras die Punkte und gegen die bärenstarken Chilenen die Gewissheit, dass man nicht entscheidend an spielerischer Potenz und Abgeklärtheit eingebüßt hat. In der Mannschaft wurde ganz offensichtlich auch nach dem Schweiz-Spiel die Ruhe bewahrt, und das wurde belohnt. Zudem hat die Mannschaft in der Gruppe ihre Bestform noch nicht erreicht, ist aber auf dem Weg dahin – was sie für das Turnier ganz heiß werden lässt.

Eine äußerst positive Erscheinung war, wie fast erwartet, Chile. Angriffsfußball, sehr flexibel, hohes Tempo, auch körperliche Robustheit bringt diese Mannschaft mit. Nur an der Ruhe vor dem Tor fehlt es noch, aber das Team ist derart jung, dass das womöglich nur eine Frage der Zeit sein könnte. Im Achtelfinale gegen Brasilien hat das Team von Bielsa nicht zu verlieren und kann daher befreit aufspielen – die Seleção sollte sich vorsehen.

Für die Schweiz begann das Turnier beim 1:0 über Spanien mit einem Knall, aber der Mannschaft wird es letztlich zum Verhängnis, dass sie ein Spiel nicht gestalten kann. Nicht einmal gegen Honduras. Am Ende steht ein einziges Tor in drei Spielen, und das war das Reingenudelte eben gegen Spanien. N ie hatte man vor allem im letzten Spiel den Eindruck, als sollten die eher fade Mannschaft wirklich mit allerletztem Nachdruck das Tor noch erreichen könnten, geschweige denn die notwendigen zwei. In Rahmen ihrer Möglichkeiten hat sich die Mannschaft aus Honduras ganz ordentlich präsentiert, aber zu echtem WM-Format fehlt es schon noch. Kein einziges Tor in drei Spielen, aber blamiert haben sich die Mittelamerikaner nicht. Immerhin.

(phe)

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Day 11 – Effektive und weniger Effektive https://ballverliebt.eu/2010/06/21/day-11/ https://ballverliebt.eu/2010/06/21/day-11/#comments Mon, 21 Jun 2010 13:25:28 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2303 Day 11 – Effektive und weniger Effektive weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 11 | Portugal zeigt nach der Pause, wie man was für die Tordifferenz macht und gewinnt 7:0. Die Spanier (gegen harmlose Honduraner) und die Chilenen (gegen dezimierte Schweizer) zeigen, wie man das nicht macht und verpassen mögliche höhere Siege.

Portugal – Nordkorea 7:0 (1:0)

Portugal - Nordkorea 7:0

Da schau her: Die Nordkoreaner zeigten sich gegen die Porugiesen wesentlich frecher als beim 1:2 gegen Brasilien, aus dem 5-3-2 in der Defensive wurde nun über weite Strecken ein 3-5-2, weil die beiden Außenverteitiger Ji und Cha deutlich mehr aufrückten und die Außen der Portugiesen (Cristiano Ronaldo und Simão) schon früh stellen konnten. Vor allem Cristiano Ronaldo (der, anders als gegen die Ivorer, diesmal über die linke Seite kam) war nicht besonders lauffreudig und es wurde schnell deutlich, dass der vor allem langen Bällen auf ihn keinen Schritt entgegen geht – so hatten die aufmerksamen Koreaner wenig Probleme, ihm immer wieder die Bälle zu nehmen, bevor er sie überhaupt hatte.

Zudem hatte man den Eindruck, dass die Portugiesen mit den deutlich mutigeren Koreanern nicht gerechnet hatten, vor allem im Mittelfeld kamen die Favoriten kaum zum Zug, die Außenverteidiger (vor allem Cha rechts) waren ständig nach vorne unterwegs und es gab durchaus die Möglichkeiten, dass die Portugiesen sogar in Rückstand geraten. Diese versuchten zu selten, gegen die Dreierabwehr in den schnellen Vorwärtsbewegung breit zu machen, bevor die Außenverteidiger zurück waren. Doch die Nordkoreaner machten in der Abwehr dann den Fehler, der schon gegen Brasilien zu zwei Gegentoren geführt hat: Halbherziges Stellungsspiel auf der linken Abwehrseite, ein schneller Pass und Meireles stand frei vorm Tor, 1:0. Eine der wenigen gelungenen Aktionen von der Flanke, auf der Simão ansonsten nichts zeigen konnte und .

Nach der Pause machten die Portugiesen vieles besser, was davor nicht zur Zufriedenheit passierte – vor allem das schnelle Spiel über die Außen. Kaum ging Crsitiano Ronaldo mal mit Tempo zur Grundlinie, riss die koreanische Dreierkette auseinander. Dass allerding bei einem Mondball aus dem Mittelfeld selbige auch schon die Orientierung verliert, ist eher erstaunlich – und wieder war es mit Ri Kwang-Chon der linke Innenmann, der den Stellungsfehler beging. Und wieder kam die Aktion zum 2:0 über die recht Seite, die ja zuvor gar nichts zeigte.

Dass Queiroz in der Halbzeit seine Mannschaft ganz offensichtlich darauf aufmerksam machte, „Hallo, wir spielen hier gegen eine Dreierkette – also konsequent ab über die Außen!“, trug früchte. Sowohl beim 3:0 als auf beim 4:0 rissen Coentrão und Cristiano Ronaldo mit beherzten Läufen über die Seite die Dreierkette auseinander, flankten, und der Mann in der Mitte (erst Almeida, dann Thiago) nützten den Platz in der Mitte und sagte „Danke“. Kurz darauf das selbe Spielchen über rechts (wieder über Ronaldo), das hätte schon das 5:0 sein müssen – die Koreaner wussten darauf überhaupt nicht zu reagieren. Darum legten die nun wesentlich sichereren Portugiesen konsequent den Finger in diese Wunde.

Die Koreaner waren nun sichtlich durch mit den Nerven (Ri Kwang-Chon, der schon bei den ersten vier Toren schlecht gestanden war, produzierte den Querschläger, den Liédson zum 5:0 ausnützte), konnten das disziplinierte Spiel wie gegen Brasilien und das mutige der ersten hälte heute nicht mehr aufrecht erhalten. Nur Sturmspitze Jong Tae-Se ließ sich nicht entmutigen, doch sonst ging es für die Nordkoreaner nun nur noch darum, das Ausmaß der sportlichen Katastrophe einzudämmen – was nicht gelang, denn die völlig entnervte Defensive kassierte gegen die nun groß aufspielenden Portugiesen dann noch zwei Treffer. Cristiano Ronaldo durfte seine großartige zweite Hälfte mit dem Ende seiner Torsperre belohnen, beim 6:0 schlief Park Chol-Jin, der rechte Innenverteidiger; und beim 7:0 der sonst so sichere zentrale Mann, Ri Jun-Il.

Fazit: Die Portugiesen enttäuschten vor der Pause gegen freche Koreaner, spielten aber nach der Pause groß auf, weil sie die Schwächen der Asiaten brutal aufdecken konnten. Das höchste WM-Sieg seit dem 8:0 der Deutschen gegen Saudi-Arabien vor acht Jahren hievt Portugal zu 99% ins Achtelfinale. Den Koreanern kann man nur wünschen, dass der „Geliebte Führer“ in der Heimat das Spiel nicht gesehen hat.

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Chile – Schweiz 1:0 (0:0)

Chile - Schweiz 1:0

Der überraschende Sieg der Schweizer über Spanien bedeutete für Chile: Siegpflicht! Aber die Südamerikaner, die gegen die zwei Schweizer Spitzen mit einer Dreierkette (Medel, Ponce, Isla) verteidigten, kamen gegen die im Mittelfeld sehr aktiven Gegner zu Beginn überhaupt nicht zurecht. Die Eidgenossen waren wie gegen Spanien recht defensiv ausgerichtet, mit Inler und Huggel in der Zentrale, und auch Gelson auf der linken Seite ist eigentlich gelernter defesniver Mittelfeldspieler. So kam die chilenische rechte Seite mit Isla und Sánchez, die gegen Honduras groß aufgespielt hatte, nicht in die Partie, und weil auch Behrami auf der rechten Seite der Schweizer eher defensiv denkt und spielt, konnte auch das Duo Vidal/Beausejour in Schach gehalten werden.

Wollten aber die Schweizer nach vorne spielen, bot sich ihnen ein Spiegelbild: Carmona und seine Kollegen im chilenischen Mittelfeld machten die Räume ebenso eng, sodass es auch für die Schweizer kein Durchkommen gab. Das Resultat war ein wenig ansehnliches Kampf- und Krampfspiel, das sich fast ausschließlich im Mittelfeld abspielte; und weil der arabische Schiedsrichter recht kleinlich agierte, sammelten sich schon früh diverse Verwarnungen an. Bewegung kam erst ins Spiel, als nach einer halben Stunde der Schweizer Valon Behrami für einen Ellbogencheck (völlig zurecht) vom Platz flog.

Nun ging Stürmer Alex Frei auf die Behrami-Position zurück, und die Chilenen reagierten insofern darauf, dass sie sofort die Seite mit Frei und Lichtsteiner anbohrten. Sofort kamen zwei, drei gefährliche Situationen zu Stande, die Hitzfeld noch vor der Pause dazu zwangen, mit Barnetta einen echten Mittelfeldspieler anstatt des defensiv überforderten Frei einzuwechseln.

Für die zweite Hälfte ließ zwar Bielsa nicht, wie eigentlich zu erwarten gewesen wäre, gegen nun nur noch einen Stürmer seine Dreierkette auf, brachte aber mit Valdivia einen spielstärkeren Stürmer für Suazo und mit Mark González einen Linksaußen für Vidal; Beausejour rückte eine Position zurück ins linke Mittefeld. Gegen die dezimierten Schweizer übernahmen die Chilenen nun voll das Kommando, kamen aber auch aufgrund ihrer kleineren Statur gegen die physisch starken Schweizer Abwehrspieler nicht so richtig zum Zug; ein vermeintliches Tor wurde zu Recht wegen Abseits nicht anerkannt.

Nach einer Stunde kam noch Sturmspitze Paredes für Matí Fernández, der als Spielgestalter gegen die vielbeinige gegnerische Abwehr kein Mittel fand, und Bielsa stellte nun doch auf zwei Innenverteidiger um – Jara ging auf die linke Seite. Der spielerische Druck, den die Chilenen ausübten, wurde dann doch noch mit dem 1:0 belohnt (wenn es Abseits gewesen sein sollte, reden wir hier von Millimetern – kein Vorwurf), weswegen Hitzfeld reagierte und mit Bunjaku doch wieder eine zweite nominelle Spitze brachte. Bunjaku brachte zwar die meiste Zeit auf der linken Mittelfeldseite zu, auf der er Gelson ersetzte, die Chilenen gingenaber wieder zurück zur Dreierkette und lauerten auf Konterchancen. Diese boten sich zwar, wurden aber ebenso kläglich vergeben wie Derdiyoks Hundertprozenter kurz vor Schluss für die Schweizer.

Fazit: Die Chilenen feiern einen hochverdienten Sieg, weil sie nach dem Ausschluss das Heft des Handelns in die Hand nahmen. Weil es ihnen aber an der Abgeklärtheit vor dem Tor fehlte, dürfte dieser zweite 1:0-Sieg wohl dennoch zu wenig sein – vorausgesetzt, die Spanier werden ihrer Favoritenrolle gegen Chile gerecht und die Schweizer der ihren gegen Honduras.

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Spanien – Honduras 2:0 (1:0)

Spanien - Honduras 2:0

Nominell stellte Del Bosque mit Torres und Villa zwei Spitzen auf, er veränderte aber sein 4-2-3-1 nicht, weil Villa die Position auf der linken offensiven Mittelfeldseite einnahm. Das hatte Sinn, weil Villa somit einigen Platz vor sich hatte, um seine Fähigkeiten auszuspielen. Und es funktionierte auch: Vor allem in der Anfangsphase ging jede gefährliche Aktion über Villas linke Seite, folgerichtig auch die schöne Einzelleistung zur 1:0-Führung. Dass über seiner an sich starken Leistung der Makel der Tätlichkeit liegt, die ihn nach einer halben Stunde vom Platz fliegen hätte lassen müssen, ist schade.

Torres agierte als Sturmspitze im Zentrum, bekam einige Bälle und seine Teamkollegen versuchten vor allem nach der Führung, ihren durch viele Verletzungen im Saisonverlauf sichtlich verunsicherten Teamkollegen in Szene zu setzen – dass er nicht ganz auf der Höhe seiner Leistungsfähigkeit ist, wurde aber schon deutlich. Nicht ganz mit Villas Zug zum Tor mithalten konnte der eher diskrete Navas, der mehr damit beschäftigt war, den äußerst umtriebigen Ramos abzusichern, als selbst den unmittelbaren Weg zum Tor zu suchen.

Die Honduraner stellten sich in einem 4-1-4-1 auf, mit Wilson Palacios als Sechser und einer sehr defensiv orientierten Viererkette im Mittelfeld, die (oft erfolglos) versuchte, dem spanischen Kurzpassspiel den Weg zu versperren. Auffälligster Mann nach vorne war Walter Martínez, was nicht nur an seiner bunten Frisur lag, sondern daran, dass er sich nicht sklavisch an seine Position im rechten Halbfeld hielt, sondern auch anderswo Lücken im spanischen Mittelfeld ausnützten wollte. Da aber die Honduraner nur recht zaghaft nach vorne spielten, war David Suazo in der Spitze erwartungsgemäß harmlos – zudem beteiligte er sich zumeist an der Defensivarbeit.

Nach der Pause wurde Honduras mutiger – zumindest nominell: Stürmer Welcome kam für den linken Mittelfeldmann Espinoza, er orientierte sich sofort in die Spitze. Suazo wich ins linke Mittelfeld zurück, Guevara ins defensive Mittelfeld – nun agierte Honduras aus einem 4-2-3-1, und sie spielten nun auch beherzter nach vorne. Die unmittelbare Folge: Mehr Platz für die Spanier, und schon stand’s nur fünf Minuten nach der hondurasnischen Neuausrichtung 0:2. Nachdem Villa den Elfmeter verballert hat, brachte Rueda mit Núñez noch einen Offensiven, stellte auf 4-4-2 um, und die Spanier hatten hinten noch mehr Platz. Fàbregas hätte eine halbe Minute nach seiner Einwechslung (für Xavi) zum 3:0 einschieben müssen – aber die Spanier haben, das bestätigt den Eindruck vom Schweiz-Spiel, einige Schwierigkeiten im Verwerten der Chancen.

Was sich auch in der restlichen Partie nicht besserte, sondern eher noch schlimmer wurde – weil, wohl auch mit der sicheren Führung im Rücken, jeder noch einen Haken machte, noch einmal abgeben wollte, und im Endeffekt keiner tatsächlich auch aufs Tor schoss. Selbst, als die Honduraner dann sogar noch die Viererkette aufgelöst hatten, auf Dreierkette gingen und den (ohnehin nominell stark besetzten) spanischen Außen noch mehr Platz ließen, nahmen die Spanier diese Einladung nicht an – speziell Navas muss als Enttäuschung angesehen werden. Ja, vorne wurde Honduras nicht mehr gefährlich, aber sie können sich durchaus damit rühmen, gegen Chile und Spanien nur drei Tore kassiert zu haben.

Fazit: Die Spanier kamen zu einem leichten Sieg, verpassten es aber, etwas für Selbstvertrauen und Tordifferenz zu tun. Mit einer zum Teil fast schon überheblich schlampigen Offensivleistung wird es gegen Chile nicht gehen. Honduras darf man bescheinigen, nach der Pause durchaus auch nach vorne etwas machen zu wollen – gegen Spanien, wohlgemerkt – und sich auch vom 0:2 darin nicht beirren zu lassen. Den größten Vorwurf bei Spanien muss man aber Villa machen: Seine zwei Tore in allen Ehren, aber die Tätlichkeit liegt wie ein Schatten darüber, und den Elfmeter hätte er Torres überlassen sollen, um diesem den dringend notwenigen Schub zu geben.

(phe)

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Day 6 – Das gezähmte Biest https://ballverliebt.eu/2010/06/17/day-6-das-gezahmte-biest/ https://ballverliebt.eu/2010/06/17/day-6-das-gezahmte-biest/#respond Thu, 17 Jun 2010 01:11:58 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2256 Day 6 – Das gezähmte Biest weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 6 | Überlegen Chilenen hatten hart zu arbeiten, die Eidgenossen betätigten sich erfolgreich als Dompteure und  der WM-Gastgeber muss in wenigen Tagen Frankreich besiegen.

Honduras – Chile 0:1 (0:1)

Honduras - Chile 0:1

Es dauerte 34 Minuten, ehe der Chilene mit dem am wenigsten lateinamerikanisch klingenden Namen sein Team zurecht erlöste. Nachdem die Chilenen mal wieder auf der Seite durchgebrochen waren, war es Mauricio Isla, der Beausejour den Ball ans Becken knallte, von wo er schließlich ins Tor flog. Es war Chiles erster WM-Sieg seit 48 Jahren.

Und der Treffer hatte sich angekündigt, denn nach einer sehr kurzen Abtastphase fanden sich die in Weiß spielenden Honduraner schnell in einer David vs. Goliath Situation wieder. Weil deren Trainer, Alexis Mendoza, das schon geahnt hatte, probierte man auch kaum, das Spiel zu kontrollieren. Der Plan war, die Chilenen kommen zu lassen und dann auszukontern. Ersteres lief zu gut für die Chilenen, Zweiteres dafür zu schlecht für Honduras. Zu Buche standen am Schluß nur wenige zwingende Chancen für die Mittelamerikaner.

Zurück zu den Seiten: Am liebsten spielten die Rotblauen sich halb-rechts oder halb-links nach vorne, waren aber auch in der Mitte die Herren des Platzes. Jedenfalls bis vor de 16ern, dann verließen sie die Ideen und die Präzision. Das Resultat: Ein Haufen von den meist gut stehenden Honduranern geblockter Pässe und Flanken sowie eine erkleckliche Menge an versandeten Dribblings. Das zweite Tor lag in der Luft, wäre auch verdient gewesen, fiel aber nie.

Die Konter der in Weiß spielenden Hondurander  erwiesen sich meist als zu langsam oder zu ungenau, Fehlpässe fabrizierten aber beide Teams einige im vorderen Mittelfeld.

Fazit: Was am Ende übrig blieb kann als verdienter Arbeitssieg der Chilenen gewertet werden. An Effizienz und Präzision muss aber noch gearbeitet werden, sonst sind die Schweizer im Kampf um Platz 2 klar zu favorisieren.

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Schweiz – Spanien 1:0 (0:0)

Spanien - Schweiz 0:1

Selbe Gruppe, anderes Spiel: Im Gegensatz zum Sieg der Chilenen blieben die Mühen der Spanier gänzlich unbelohnt. Der Grund: Der eidgenössische Goalie Benaglio, zu große Ballverliebtheit und Gelson Fernandes (auch dessen Name klingt nicht so wirklich nach Schweizer Bergidylle).

Die selbstenannte „beste Mannschaft des Planeten“ machte von Beginn an Druck. Del Bosques Wunsch war klar: Heute muss ein Sieg her, ist man doch klarer Gruppenfavorit. Trotzdem konnte man das gegnerische Tor nicht all zu fleißig unter Beschuss nehmen, Hitzfelds Hintermannen standen nämlich gut und agierten sehr diszipliniert. Also verlief der Angriff der Spanier in Zyklen. Zuerst Dribbeln. Wenn das nicht klappte, versuchte man im Strafraum einen anderen Mitspieler anzupassen. Auch das gelang nicht gut. So sollten Schüsse aus der Distanz das Problem lösen

Über das Resultat der Fernschüsse freute sich insgesamt das Publikum aber weit mehr als Benaglio im Schweizer Kasten. Der hatte mit denen nämlich kaum was zu tun, zeichnete sich dafür auf kurze Distanz aus, als er etwa Navas den Winkel aus wenigen Metern abdeckte. Später musste man doch noch einmal aufatmen, denn einer der Distanzschüsse – ein 30-Meter-Hammer von Xabi Alonso – krachte hinter einem chancenlosen Torwart an die Latte. Zu diesem Zeitpunkt waren die Iberer jedoch bereits hinten.

Zurück in die erste Halbzeit: Nach 36 Minuten vollbracht einer der Schweizer Verteidiger ein gar seltsames Kunststück und tackelte seinen Teamkollegen Phillip Senderos. Der verletzte sich unglücklicherweise dabei auch noch. Für ihn kam Bergen, der ihn gut vertrat.

Zu Halbzeit stand es also – enttäuschenderweise für die Spanier – nur 0:0. Nach Wiederanpfiff begann das gleiche Spiel von vorne, Spanien drückend überlegen aber ineffizient im Angriff, die Schweiz meist eingekerkert mit wenigenAusbrüchen, die das Offensivduo Derdiyok/Nkufo selten gefährlich gestaltete.

Nach 52 Spielminuten ging es die Furia Roja etwas zu angriffslustig an und ließ so im Gegenzug zu, dass sich Derdiyok plötzlich alleine vor Iker Casillas wiederfand. Der drückte ab, Spaniens Torhüter konnte aber mit Mühe parieren. Von allen Nachsetzenden rannte Gelson Fernandes am schnellsten um die Kurve und staubte ab. Der Spielverlauf war auf den Kopf gestellt, die Schweiz in Führung und Ottmar Hitzfeld strahlte wie ein Honigkuchenpferd.

Beinahe gelang dann noch ein weiteres Kontertor, denn die Spanier rannten jetzt noch verzweifelter gegen das eidgenössische Abwehrbollwerk an, dass stabil wie das Matterhorn im Strafraum stand. Was trotzdem durchkam schnappte sich Benaglio. Spanien starb in Schöhnheit, die „rote Furie“ war gezähmt.

Das Mittelfeld war fest in spanischer Hand und selbst bis ins letzte Drittel hinein vermochten die Schweizer wenig auszurichten. Die Abwehr hatte wenig zu tun, war bei „normalen“ Angriffen nie in Gefahr, rückte aber selbst zu weit auf, was die Konter des Gegners begünstigte. Die Schweiz igelte sich ein und versuchte zwischendurch schnell herauszufahren. Zumeist konnte das Mittelfeld nicht schnell genug überbrückt werden, so dass die Spanier sich in der Defensive wieder sammeln konnten. Aufgrund der Taktik hielt sich die spielerische Eigeninitative in Grenzen, die Schweizer reagierten zumeist nur.

Fazit: Spanien ist sicherlich das spielstärkste Team der Gruppe H, brillierte aber heute nicht mit überragender Effizienz. Wenn sich das ändert, ist sicherlich jeder Gegner schlagbar. Die Schweiz hingegen versucht erst gar nicht gegen klar überlegene Gegner das Spiel zu machen, sondern verläßt sich auf Kontertore in die Abwehr. Solange letztere weiter so gut steht und der Keeper einen guten Tag erwischt, geht das gut. Dafür ist man in der Pflicht, „kleinere“ Gegner zu schlagen – das wird nicht leicht gegen Honduras und erst recht nicht gegen Chile.

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Südafrika – Uruguay 0:3 (0:1)

Südafrika - Uruguay 0:3

Dieses Spiel stand für die Gastgeber der WM unter keinem guten Stern. Obwohl gleich viel im Ballbesitz wie die südamerikanischen Gäste, vermochte man nicht viel daraus zu machen.

Und das ist im wesentlichen das bezeichnendste Wort für die Spielanlage der Bafana, Bafana heute: Mittelfeldgeschiebe. Man wollte zwar vorwärts kommen – schaffte das auch ein paar mal, aber nur selten gefährlich – oft rotierte die Wuchtel aber nur zentral. Die Urus standen gut, waren am Beginn des Spiels etwas zu vorsichtig. Die Himmelblauen entdeckten aber langsam, dass man den Südafrikanern etwas mehr zu Leibe rücken kann, weil bei ihnen ohnehin nicht viel nach vorn passiert.

Die Mühe darf man der Truppe rund um den Eröffnungstorschützen Siphiwe Tschbalala nicht absprechen – das Team war auf 3 Punkte aus, bekam aber letztlich 3 Tore.

Nachdem zwei Fernschüsse von Tshbalala recht deutlich vorbei gingen, krachte es in Minute 25 hinter Ithumeleng Khune. Forlan zog aus rund 25 Metern ab, der Ball wurde abgefälscht und senkte sich dann sehr plötzlich hinter dem Bafana-Keeper. Die Urus, die bis dato nocht nicht viel gezeigt hatten, waren plötzlich in Front. Nach einem sehenswerten Dribbling hätte der zweite Star, Luis Suarez, beinahe auf 2:0 erhöht, traf aber nur das Außennetz.

In Halbzeit zwei versuchte Südafrika den Druck zu erhöhen, war aber nur mäßig erfolgreich. Lugano wiederum hatte aus einem Freistoß eine riesige Kopfballchance auf das 2:0 der Urus, traf den Ball aber nicht gut genug. Ähnliches gelang dann auch Mphela für das Heimteam.

Zirka eine Viertelstunde vor Spielende war es dann Südafrika-Goalie Khune, der für die Vorentscheidung sorgte. In einem 1-gegen-1 mit Suarez verschätzte er sich beim Tackling und streifte den Uruguayner, der schließlich zu Fall kam. Obwohl es keine besonders harte Berührung gab, entschied der Referee aus der Schweiz, Massimo Busacca, zurecht auf Torraub und Elfmeter.

Khune musste vom Platz, Pienaar ging gleich mit und wurde für den Ersatz Keeper Moneeb Josephs ausgetauscht. Diego Forlan drückte den Elfer höchstpersönlich und mit ordentlich Wumms in die Maschen, ohne dem Reservegoalie nur den Hauch einer Chance zu lassen.

Was dann geschah war absehbar. 9 südafrikanische Feldspieler versuchten noch irgendwie an einen Anschlußtreffer zu kommen, kamen aber auch nicht weiter als bisher. Dafür wurden für die Urus die Räume offener, so dass sie im Ballbesitz Spiel und Tempo fast nach Belieben dominierten – wenngleich sie nicht mehr sonderlich offensiv auf ein drittes Tor spielten. Das fiel aber trotzdem- in der fünften und letzten Minute der Nachspielzeit staubte Pereira gegen eine zerfallene Bafana-Abwehr zum 3:0 Endstand ab.

Die Schwachpunkte der Südafrikaner lagen das ganze Spiel über vorne und hinten. Die Abwehr wirkte nie optimal koordiniert und profitierte stark davon, dass Uruguay im Angriff lange zu harmlos war. Als noch harmloser erwies sich jedoch die Offensive der Südafrikaner. Weitschüsse und Standards waren das einzige Anzeichen von Gefahr, gelungnges Spiel in den Strafraum sah man selten und auch die Anbindung zum Mittelfeld war nicht immer optimal.

Fazit: Südafrika muss in den kommenden Tagen stark an der Offensive arbeiten und die Abwehr besser aufstellen und disziplinieren. Das heutige Spiel zeigte die Schwächen auf, die zur Eröffnung wohl aufrund des großen Motivationsschub nicht so stark zum Vorschein kamen. Uruguay ist dem Aufstieg sehr nahe, um Frankreich zu besigen muss für Südafrika wohl ein halbes Wunder her.

(gpi)

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Zwischen Gentlemen und „Shaq Attack“ https://ballverliebt.eu/2010/05/10/zwischen-gentlemen-und-shaq-attack/ https://ballverliebt.eu/2010/05/10/zwischen-gentlemen-und-shaq-attack/#respond Mon, 10 May 2010 17:04:16 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2001 Zwischen Gentlemen und „Shaq Attack“ weiterlesen ]]> WM-SERIE, Teil 22: SCHWEIZ | Er hat zweimal die Champions League gewonnen, ist siebenfacher deutscher Meistertrainer – fühlte sich aber immer auch ein wenig als Schweizer. Als Nati-Coach fährt Ottmar Hitzfeld erstmals zur WM, wo er die Balance zwischen Etablierten und jungen Wilden finden muss.

“Ein schöner Gegner, um uns warmzuspielen“, lachte ein entspannter Ottmar Hitzfeld nach der Auslosung. Die seiner schweizer Nationalmannschaft ausgerechnet Europameister Spanien als ersten Gegner beschert hatte. Einerseits hört sich das nach dezentem Größenwahn an. Andererseits passt es auch wieder zur Entspanntheit jenes als Gentleman auftretenden Hitzfeld, der einst mit Dortmund und den Bayern die Champions League gewonnen hat und nun trotz einer peinlichen Heimniederlage gegen Luxemburg als Gruppensieger zur WM-Endrunde fährt.

Hitzfeld, mittlerweile 61 Jahre alt, hat eine spezielle Bindung zur Schweiz. Geboren und aufgewachsen in der deutschen Grenzstadt Lörrach, redet er fließendes Schweizerdeutsch, wenn die Kameras nicht an sind. Zudem feierte er seine größten Erfolge als Spieler in der Schweiz, und begann dort auch seine große Trainerlaufbahn. Hitzfeld machte nie einen Hehl daraus, am Ende seiner Karriere gerne Teamchef jenes Landes zu werden, in dem er selbige begann. Und weil die Schweizer lange auf ihn warten mussten, stand er auch nach der Luxemburg-Blamage, gleich im zweiten Pflichtspiel, nachdem er das Amt von Sympathieträger Köbi Kuhn übernommen hatte, nie wirklich zur Diskussion.

Was sich bezahlt machen sollte. Natürlich, mit den biederen Griechen und den ordentlichen, aber nicht überragenden Israelis waren die Schweizer in einer Gruppe, in der sich so ein Fauxpas schon ausbügeln lässt. Dass aber letztlich die Griechen zweimal geschlagen werden und am Ende die direkte Qualifikation steht, spricht nicht nur für die Qualität von Hitzfeld, sondern auch für die der ganzen Mannschaft. In der es nicht wenige Spieler gibt, die trotz ihres noch nicht allzu weit fortgeschrittenen Alters vor internationaler Erfahrung nur so strotzen! Immerhin ist die Endrunde in Südafrika schon das vierte Turnier hintereinander, an dem die Schweizer teilnehmen. Für die meisten ist dies also nicht der erste Sommerausflug




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Und für Nachwuchs ist schon gesorgt. Denn der Höhenflug der Schweizer basiert nicht auf einer einmaligen „goldenen Generation“, sondern auf jahrelang beinhart durchgezogener Nachwuchsarbeit, einem klaren Bekenntnis zur Nationalmannschaft auch in der Liga, und einer Schar jungen Talenten, die früh den Weg ins Ausland suchen. Einem Weg, der einst vom jetzigen Fulham-Erfolgsmanager Roy Hodgson begonnen wurde! Von den 23 Spielern, die bei der Euro2004 in Portugal dabei waren, sind noch maximal sechs im aktuellen erweiterten Kader übrig. Und man kann davon ausgehen, dass mit Ludovic Magnin und Hakan Yakin nicht zwei Wackelkandidaten den Sprung auf den WM-Zug schaffen werden. In der Tat sind es nur die Routiniers Frei und Spycher, sowie Barnetta (damals 19) und Vonlanthen (damals 18), die sich ihrer Kaderzugehörigkeit sicher sein können.

Alle anderen sind Spieler deutilch unter dreißig, die sich auf die Topligen Europas verteilt haben. Zwar nicht alle bei Topklubs, aber gut und jung genug, um noch drei große Turniere vor sich zu haben. Und der Strom an jungen Talenten reißt auch nicht ab! Es wäre keine allzu große Überraschung mehr, wenn Hitzfeld zwei Shooting-Stars vom FC Basel mitnehmen sollte – Valentin Stocker, rotzfrecher 21-jähriger Offensivspieler, und Xherdan Shaqiri. Der 18-jährige 1.68m-Zwerg tauchte, nicht ganz passend zu seiner eher schmächtigen Statur, nach dem gewonnen Cup-Finale mit einem „Shaq-Attack“-Shirt auf. Diese beiden stehen sinnbildlich für die Saat, welche die Schweizer nun ernten können.

So muss Hitzfeld nicht mühsam 23 Spieler zusammen kratzen, von denen er zehn im Grunde eh nicht brauchen kann, sondern sieht sich beim Streichen aussichtsreicher Kandidaten mit einigen Härtefällen konfrontiert. So wird etwa Philipp Degen, immerhin bei Liverpool unter Vertrag, wohl im endgültigen Aufgebot fehlen. Auch der polarisierende Altmeister Hakan Yakin, der in Luzern seinen dritten Frühling erlebt, und Stürmer-Schlacks Marco Streller müssen um ihr Ticket massiv bangen. Zudem ist für gute Spieler aus der heimischen Liga, wie Davide Chiumiento von Luzern, die Konkurrenz im Mittelfeld schlicht zu groß. Und von Ligadominator Young Boys Bern wird wohl gar nur ein einziger dabei sein: Marco Wölfli, als zweiter Torhüter.

Die heimische Liga ist für Hitzfeld aber generell nur ein B-Pool, in der Tat ist wohl Kapitän Alex Frei der einzige Spieler der „Super League“, der in der Startformation stehen dürfte. Und selbst der sammelte viele, viele Jahre internationale Meriten in Frankreich und Deutschland. Es gilt bei den Eidgenossen also: Wer nicht im Ausland spielt (oder zumindest lange gespielt hat), ist bestenfalls eine Alternative. Quasi die Flucht aus der Schweiz als Grundvoraussetzung, um sich in der Nationalmannschaft etablieren zu können. Vielleicht kann das auch mal jemand Dietmar Constantini erklären, der auf Spieler einer Liga setzt, die im internationalen Vergleich über lange Jahren hinweg deutlich hinter jener der Schweizer angesiedelt ist.

Hitzfeld vertraut in der „Nati“ einem klassischen 4-4-2 mit zwei defensiven, zentralen Mittelfeldspielern. Deswegen ist es anzunehmen, dass etwa Hakan Yakin, ein klassischer Zehner, maximal als Alternative mitfährt. Was beim aufbrausenden Charakter des 33-Jährigen durchaus zum Problem werden könnte – weshalb er durchaus auf der Kippe steht. Andererseits ist Yakin der einzige echte zentrale Spielmacher, den die Schweizer haben und bringen könnten. Zur Not auch als Stürmer, wie bei der EM im eigenen Land. Ansonsten sollen die offensiven Akzente aber eher von den Flanken kommen. Hier ist Tranquillo Barnetta auf der linken Seite ein extrem wichtiger Mann.

Der Leverkusen-Legionär trägt nämlich zumeist die Hauptlast im Offensivspiel, auch weil er über die Saison die meiste Spielpraxis sammeln konnte. Auf der rechten Seite nämlich hat Hitzfeld die Wahl zwischen Marco Padalino, der bei Sampdoria aber nicht regelmäßig zum Einsatz kommt, und Johan Vonlanthen. Der auch erst 24-Jährige machte in einer schrecklichen Saison mit dem FC Zürich aber mehr durch seine Mitgliedschaft einer obskuren Sekte, die ihm das Arbeiten (sprich Fußballspielen) an Samstagen strikt verbieten würde, auf sich Aufmerksam. Und Valon Behrami spielt bei West Ham zwar viel, ist aber nicht so offensivstark wie Padalino und Vonlanthen.

Probleme, die Hitzfeld im Angriff nicht hat. Kapitän Alex Frei ist nach seinem Handbruch rechtzeitig fit und ist, wenn er sich nicht wieder verletzt, gesetzt. Um den Platz neben ihm herrscht indes ein massives Gerangel! Die besten Chancen dürfen sich Routinier Blaise Nkufo (gerade holländischer Meister mit Twente Enschede geworden) und Jungstar Eren Derdiyok, der ein ansprechende erste Saison bei Bayer Leverkusen gespielt hat, machen. Bestenfalls als fünfter Stürmer würde Nürnbergs Albert Bunjaku, der nach starkem Herbst im Frühjahr deutlich abgebaut hatte, mitfahren.

Auch im defensiven Mittelfeld gibt es einige Spieler, die für die beiden Sechser-Positionen in Frage kommen. Die wahrscheinlichste Variante ist jene mit Inler von Udinese und Gelson von St. Étienne. Aber auch Pirmin Schwegler (Frankfurt) und der erfahrene Beni Huggel (Basel) können dort ohne allzu großen Qualitätsverlust auflaufen. Relativ klar verteilt sind dafür die Plätze in der Abwehrkette.

Hier führt an Stephan Lichtsteiner rechts und Christoph Spycher (mit 32 Jahren der älteste Stammspieler) links  kein Weg vorbei. Reto Ziegler, Alternative auf der linken Außenbahn, wird den Platz von Spycher aber über kurz oder lang übernehmen: Während der 24-jährige Sampdoria-Stammspieler nächstes Jahr auch international ein gute Rolle spielen will, kehrt Spycher zum Herbst seiner Karriere in die schweizer Liga, zu Young Boys Bern, zurück. Es wäre keine Überraschung, sollte er das Nationaltrikot nach der Weltmeisterschaft an den Nagel hängen.

In der Innenverteidigung baut Hitzfeld auf zwei humorlose Kanten, die abräumen sollen. Namentlich sind dies Stéphane Grichting, der mit Auxerre eine starke Saison spielt, und Philipp Senderos, der in den letzten Jahren aber bei Arsenal, Milan und Everton deutlich weniger Einsatzzeit bekam, als das auch dem schweizer Teamchef recht sein kann. Alternative Steve von Bergen spielte zwar bei Hertha BSC, ist aber am Abstieg der Berliner nicht unschuldig. Die Besetzung der Abwehrzentrale heißt aber auch: Mit schnellem Spiel, wie es von eigentlich allen Gruppengegnern zu erwarten ist, kann man den Eidgenossen beikommen. Da wird auch viel auf Diego Benaglio, einem Klassemann zwischen den Pfosten, ankommen.

Genau solche flinken Gegenspieler fehlten den Konkurrenten in der Qualifikation praktisch völlig. Gegen Spanien, Chile und Honduras kann das durchaus zu einem Problem werden. Anonsten aber ist durch die mannschaftliche Geschlossenheit und die Kompaktheit, welche die Schweizer auszeichnet, eine Wiederholung des erfreulichen Achtelfinal-Einzugs von vor vier Jahren durchaus nicht unmöglich. Und genau das, nämlich das Überstehen der Vorrunde, ist auch das klar definierte Ziel.

Vor allem, nachdem die Europameisterschaft im eigenen Land vor zwei Jahren so jäh nach der zweiten extrem unglücklichen Niederlage im zweiten Spiel schon arg früh erledigt war. Die Auftritte bei der EM bestätigten einerseits zwar die grundsätzliche Qualität in der Mannschaft. Zwei Jahre nach dem Aus im Achtelfinale, ohne in vier Spiele auch nur ein Tor kassiert zu haben, war aber auch offensichtlich: So sicher die Defensive zu stehen pflegt, so harmlos ist oft die Offensive. Das könnte sich auch diesmal als Achillesfernse erweisen! Zwar hat Derdiyok zwei Jahre mehr Erfahrung als damals, aber Alex Frei ist nach wie vor extrem oft verletzt und Blaise Nkufo wird nicht jünger. Weswegen es wiederum nicht verwunderlich wäre, sollten die Offensiv-Talente Shaqiri und Stocker WM-Luft schnuppern dürften. Um für die Zukunft schon besser gerüstet zu sein.

Auf der einen Seite sind die Schweizer mittlerweile ein fast selbstverständlicher Stammgast bei Welt- und Europameisterschaften, von dem man ein Überstehen der Gruppenphase jederzeit als durchaus möglich betrachten kann. Andererseits aber… Wenig bewegliche Defensive, kaum kreative Spieler im Mittelfeld, oft eher harmlose Offensive: Augenschmaus waren die Schweizer eigentlich auch nie so richtig. Fast schon so ein wenig eine graue Maus.

Da kann ein bisschen Shaq Attack sicher nicht schaden.

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SCHWEIZ
rotes Trikot, weiße Hose, Puma – Platzierung im ELO-Ranking: 21.

Spiele in Südafrika:
Spanien (Nachmittagsspiel Mi 16/06 in Durban)
Chile (Nachmittagspiel Mo 21/06 in Port Elizabeth)
Honduras (Abendspiel Fr 25/06 in Bloemfontein)

TEAM: Tor: Diego Benaglio (26, Wolfsburg), Johnny Leoni (25, FC Zürich), Marco Wölfli (27, Young Boys). Abwehr: Stéphane Grichting (31, Auxerre), Stephan Lichtsteiner (26, Lazio), Alain Nef (28, Triestina), Philipp Senderos (25, Everton), Christoph Spycher (32, Frankfurt), Steve von Bergen (27, Hertha BSC), Reto Ziegler (24, Sampdoria). Mittelfeld: Tranquillo Barnetta (25, Leverkusen), Valon Behrami (25, West Ham), Gelson Fernandes (23, St. Étienne), Gökhan Inler (25, Udinese), Benjamin Huggel (32, Basel), Marco Padalino (26, Sampdoria), Pirmin Schwegler (23, Frankfurt), Xherdan Shaqiri (18, Basel), Valentin Stocker (21, Basel), Johan Vonlanthen (24, FC Zürich), Hakan Yakin (33, Luzern). Angriff: Albert Bunjaku (26, Nürnberg), Eren Derdiyok (22, Leverkusen), Alex Frei (30, Basel), Blaise Nkufo (35, Twente Enschede), Marco Streller (29, Basel).

Teamchef: Ottmar Hitzfeld (61, Deutscher, seit August 2008)

Qualifikation: 2:2 in Israel, 1:2 gegen Luxemburg, 2:1 gegen Lettland, 2:1 in Griechenland, 2:0 in und 2:0 gegen Moldawien, 2:0 gegen Griechenland, 2:2 in Lettland, 3:0 in Luxemburg, 0:0 in Israel.

Endrundenteilnahmen: 8 (1934 und 38 Viertelfinale, 50 Vorrunde, 54 Viertelfinale, 62 und 66 Vorrunde, 94 und 2006 Achtelfinale)

>> Ballverliebt-WM-Serie
Gruppe A: Südafrika, Mexiko, Uruguay, Frankreich
Gruppe B: Argentinien, Nigeria, Südkorea, Griechenland
Gruppe C: England, USA, Algerien, Slowenien
Gruppe D: Deutschland, Australien, Serbien, Ghana
Gruppe E: Holland, Dänemark, Japan, Kamerun
Gruppe F: Italien, Paraguay, Neuseeland, Slowakei
Gruppe G: Brasilien, Nordkorea, Côte d’Ivoire, Portugal
Gruppe H: Spanien, Schweiz, Honduras, Chile

* Die Platzierung im ELO-Ranking bezieht sich auf den Zeitpunkt der Auslosung

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