Guarin – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sun, 17 Jul 2011 01:46:07 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Copa, VF 1/2: Argentinien ist raus! https://ballverliebt.eu/2011/07/17/copa-vf-12-argentinien-ist-raus/ https://ballverliebt.eu/2011/07/17/copa-vf-12-argentinien-ist-raus/#comments Sun, 17 Jul 2011 01:37:34 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5327 Copa, VF 1/2: Argentinien ist raus! weiterlesen ]]> Es hatte sich schon in der Gruppenphase angedeutet. Und im Viertelfinale war es nun soweit: Gastgeber Argentinien scheidet bei der Copa América aus! Weil Uruguay auch in Unterzahl das Konzept eisenhart durchzog, Torhüter Muslera eine Weltklasse-Leistung bot. Und Tévez im Elfmeterschießen nicht traf. Der Lohn für Uruguay: Halbfinale gegen Senstations-Team Peru, das Kolumbien eliminierte!

Argentinien - Uruguay 1:1 n.V., 4:5 i.E.

Die Formation, die Sergio Batista in dieses Viertelfinale schickte, war die selbe wie beim überzeugenden 3:0 gegen Costa Rica. Allerdings schafften es die Urus, wie nicht anders zu erwarten war, deutlich besser, damit umzugehen: Sie spielten kompromisslos gegen den Mann, sehr körperlich und robust. Ohne den weiterhin nicht fitten Edinson Cavani griff Teamchef Tabárez auf jenes 4-4-2 zurück, mit dem er Mexiko mit 1:0 geschlagen hatte.

Der frühe Führungstreffer für Uruguay – Diego Pérez war am langen Pfosten alleinegelassen worden, sodass er die Kopfballablage nach einem Freistoß über die Linie drücken konnte – spielte der Celeste natürlich zusätzlich in die Hände. Was Tabárez spielen ließ, hatte mitunter etwas von Manndeckung

Mann gegen Mann

So passte in der Zentrale Egídio Arévalo explizit auf Messi auf, Diego Pérez übernahm den wiederum auf halblinker Position agierenden Di María; der von der linken Flanke nach innen ziehenden Kun Agüero wurde von Maxi Pereira, mit der Ausnahme von ein oder zwei Szenen, zur Unsichtbarkeit degradiert.

Der Schlüsselspieler bei Uruguay war aber einmal mehr Álvaro Pereira auf der linken Mittelfeldseite. Er schaffte es zum einen, den gegen Costa Rica noch sehr starken Mariano Zabaleta weit hinten zu binden, was dem argentinischen Spiel das letzte Fünkchen Breite nahm. Und andererseits war er der Hauptlink zwischen Defensive und dem Stürmerduo Forlán/Suárez. Keine neue Rolle für ihn: Das war schon bei der WM in Südafrika sein Job.

Ausgleich änderte nichts, Ausschluss wenig…

Argentinien kam nach einer Viertelstunde zum Ausgleich, Higuaín hatte sich bei einem Freistoß von Messi im Rücken von Lugano gelöst. Weiterhin attackierte die Uru-Mittelfeldreihe relativ hoch und früh, während sich die Abwehrkette eher passiv dahinter aufreihte. Im Spiel nach vorne war vor allem Suárez von der argentinischen Hintermannschaft kaum anders als mit Foul zu stoppen.

Aber weil auch die Urus mit einiger Härte weitermachten, zeichnete sich bald ab, dass das Spiel nicht mit 11 gegen 11 zu Ende gehen würde. Kurz vor der Pause war es dann so weit: Diego Pérez, der Bewacher von Di María, sah nach einem taktischen Foul kurz vor der Halbzeit die Ampelkarte. Die Reaktion von Uruguay: Praktisch keine. Tabárez ließ einfach in einem 4-3-2 weiterspielen.

…weil Zanetti völlig nutzlos war

Das ging sich aus, weil von Zanetti auf der Position des Rechtsverteidigers nicht die geringsten Impulse kamen, der Oldie völlig nutzlos für das Spiel der Argentinier war. Überspitzt formuliert reichte es völlig aus, ihn von Álvaro González und Maxi Pereira von der weite böse Blicke zuzuwerfen. Die Dreierkette im Mittelfeld teilte sich nun Messi und Di María einfach untereinander auf, auch weil Gago weiterhin keine wirkliche Rolle zugedacht bekam. Es gab niemanden, den er zu bewachen hatte – allenfals Álvaro Pereira, der nun aber selbst vermehrt defensiv zu tun hatte.

Das Signal zum Schlussspurt war die Einwechslung von Javier Pastore für den abmontierten Di María. Der neue Mann ging ind Zentrum und Messi wich etwas weiter auf den rechten Flügel aus, die beiden Edeltechniker spielten viel besser zusammen als das zuvor mit Di María geklappt hatte. Dass die Uru-Defensive ob der vermehrten Laufarbeit müder wurde, spielt da natürlich auch eine Rolle.

Muslera rettet, Mascherano „gleicht aus“

Auch, wenn Uruguay aus Kontern ständig brandgefährlich blieb, war Argentinien am Drücker, und nur einige unglaubilche Rettungstaten von Fernando Muslera im Uru-Tor hielten das 1:1 fest. Ehe Javier Mascherano auf dem Feld wieder für Gleichstand sorgte: Obwohl es kaum mehr als ein Allerweltsfoul war, musste der Sechser in Minute 86 mit Gelb-Rot vom Platz. So ging es mit gleich vielen Spielern und gleich vielen Toren in die Verlängerung.

Batista hatte schon zuvor Tévez für den gegen Maxi Pereira absolut chancenlosen Agüero gebracht, in Unterzahl fädelten sich dann Tévez, Messi und Pastore vor Gago (und dann vor Biglia, der als echter Sechser dann hineinkam) als kreative Dreiekette auf, Higuaín arbeitete vorne gegen Lugano und Scotti. Erstaunlich: Der verletzungsbedingte frühe Tausch von Scotti für Victorino blieb trotz eigenem und gengerischem Ausschluss der einzige von Tabárez bis zur 109. Miunte. Da gingen die müde gelaufenen Álvaro Pereira und Elgidio Arévalo (der zudem am Rande des Ausschlusses wanderte).

Unterhaltsame und spannende Verlängerung

Der von beiden Teams gut genützte vermehrte Platz auf dem Feld sorgte ebenso für eine äußerst kurzweilige Verlängerung wie die Tatsache, dass beide Mannschaften ganz offensichtlich kein dringendes Bedürfnis hatten, ins Elfmeterschießen zu gehen und dieses somit aktiv verhindern wollten. Chancen gab es auf beiden Seiten und letztlich wäre ein Sieg weder für Uruguay noch für Argentinien nicht unverdient gewesen.

Am Ende ging es aber doch ins Shoot-Out. Bei dem Lionel Messi zwar für Argentinien seinen Versuch sicher verwertete, das taten danach aber auch alle fünf Urus – Forlán, Suárez, Scotti, Gargano und Cáceres. Bei Argentinien allerdings brauchten Pastore und Higuaín schon mächtig Glück. Tévez hatte das nicht: Der überragende Muslera parierte seinen Versuch.

Womit der Gastgeber aus dem Turnier raus ist…

Fazit: Unglücklich verloren, aber verdient ausgeschieden

…und Sergio Batista seinen Job wohl los. Denn seine Mannschaft war in diesem Spiel gegen Uruguay sicherlich nicht die klar schlechtere Mannschaft. Aber über das Turnier gesehen hat Argentinien einfach viel zu wenig gezeigt, um irgend welche Ansprüche auf einen Halbfinal-Einzug oder gar mehr zu stellen. Der haarsträubende Auftritt gegen Bolivien, danach sie exakt selben Fehler gegen Kolumbien – Batista hat sich selbst geschlagen. Ein einziger Sieg bei einem Heimturnier, und das gegen eine U23 aus Costa Rica, ist für einen Titelanwärter eine beschämende Bilanz.

Batista schaffte es nicht, Messi dauerhaft zum funktionieren zu bringen. Er fand keine Antwort auf den Mangel an Außenverteidigern (Dreierkette wäre eine Idee gewesen). Er konnte nicht konsequent für Breite sorgen. Es kam zu wenig aus dem Mittelfeld hinter Messi. Alles spielerische Brandherde, die nicht einmal ausgetreten wurden, geschweige denn gelöscht.

So darf sich Uruguay über ein vermeintlich leichtes Halbfinale gegen Peru freuen. Die Celeste zog ihr gut funktionierendes Defensiv-Konzept auch nach dem Ausschluss unbeirrt durch und wurde damit belohnt, dass Messi viel auf sich alleine gestellt war, weil Di María, Agüero, Zabaleta und damit auch Higuaín kaum ein Faktor waren. Außerdem hat ein Team das Weiterkommen einfach verdient, dass nach 120 aufregenden und kräftezehrenden Minuten noch fünf Elfmeter so bombensicher verwandeln kann.

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Was kann Kolumbien wirklich? Mäßig gegen Costa Rica, stark gegen ein nicht funktionierendes Team aus Argentinien, überhaupt nicht gefordert von Bolivien. Es war nicht möglich, Kolumbien einzuschätzen – aber Peru legte die Stärken der Cafeteros lahm und offenbarte so deren Schwächen.

Peru - Kolumbien 2:0 n.V.

Das größte Problem der Kolumbianer in ihrer Formation war das zu große Loch zwischen den fünf defensiven Spielern und den offensiven. In diesem Bereich konnten sich die Peruaner ohne große Mühe so stellen, dass es den Kolumbianern nicht möglich war, durch das Zentrum Guarín und Aguilar zu bedienen.

Was aber nötig gewesen wäre, denn durch die hohe Positionierung von Advincula und vor allem Vargas waren die im Turnierverlauf so starken kolumbianischen Außenverteidiger Zuñíga und Armero so zurückgedrängt, dass sie auf den Flügeln das im Zentrum entstandenen Loch nicht umgehen konnten. Die Folge: Kolumbien hatte es extrem schwer, den Ball sinnvoll in die gegnerische Hälfte zu bringen. Die wenigen echten Chancen, die es gab, vergab vor allem Falcao.

Peru neutralisiert Guarín

Beim Außenseitern aus Peru war die Aufteilung im Mittelfeld durchaus interessant. Hier stand mit Balbín der Sechser recht tief, Cruzado spielte schräg vor ihm aber weder einen zweiten Sechser, noch war er auf der Höhe der Offensivreihe. Er mischte sich auch nicht, wie für einen Achter sonst üblich, in das Spiel nach vorne ein – er hatte nur einen Auftrag: Die Kreise von Fredy Guarín so nachhaltig wie möglich zu stören.

Chiroque neben ihm rückte indes immer wieder in die Spitze auf und spielte mitunter beinahe auf einer Höhe mit Guerrero. Peru-Teamchef Makarián hatte offenbar deutlich weniger Angst vor Aguilar, an dem das Spiel auch ohne Sonderbewachung vorbei lief. Die Offensive der Peruaner hatte vor allem zwei Mittel zu Bieten: Lange Bälle zum einen und Vargas zum anderen. Letzterer sorgte er für viel Betrieb, aber wenig Gefahr.

Zusätzliche Kontrolle im Mittelfeld

In der Halbzeit ließ Makarián Advincula in der Kabine und brachte mit Carlos Lobatón dafür einen zusätzlichen Mann für das defensive Mittelfeld, einen, über den das Umschalten von Defensive auf Offensive laufen kann. Er stand etwas tiefer im Zentrum, wodurch Peru im Ballbesitz ein recht klares 4-3-3 spielte. So gelang es weiterhin, die Flügel in Schach zu halten und im Zentrum hatte Peru die gegnerische Offensive nun auch im Griff.

Wenn es mal so weit ist, dass Mondbälle von Innenverteidiger Yepes noch die gefährlichste Variante sind, dem Gegner zuzusetzen, spricht das nicht für Kolumbien – die Gelben agierten auch nach der Pause behäbig und uninspierert, langsam und auch etwas lustlos.

Aufbäumen in Ansätzen

Umso bitterer wäre es gewesen, durch einen wirklich dämlichen Elfmeter – Rodríguez hatte Moreno umgerissen – dann doch in Rückstand zu geraten, aber Falcao nahm die Einladung nicht an und knallte den Strafstoß links am Tor vorbei. Hernán Darío Gómez brachte in der Folge Rodallega für den völlig enttäuschenden Ramos, das Problem wurde damit aber nicht behoben: Ohne Unterstützung von hinten waren die kolumbischen Außenstürmer völlig wertlos.

So orientierte sich Rodallega oftmals in die Mitte und Guarín wich etwas aus, wirklich gebracht hat das aber kaum – so war ein kolumbianisches Aufbäumen in Ansätzen zwar erkennbar, aber wirklich zwingend war das lange nicht. Und doch hätte Guaríns Lattenschuss in der Nachspielzeit beinahe doch noch für den späten Sieg gesorgt.

Peru nützt die Fehler aus

Auch in der Verlängerung änderte sich das Bild des Spieles nicht – Peru legte die Seiten lahm und machte die Mitte zu. Unterschied zur regulären Spielzeit: Der Kolumbianische Schlussmann Neco Martínez patzte! Er konnte einen Freistoß wegen eines Crashs mit seinem eigenen Mitspieler Yepes nicht festhalten und Lobatón wuchtete den Ball von der Strafraumgrenze zum 1:0 unter die Latte.

Die Reaktion von Kolumbien? Außer Panik-Wechseln keine. Mit Teó Gutiérrez und Jackson Martínez kamen noch zwei Stürmer, aber ohne die ausgewechselten Aguilar und Sánchez fehlten nun nicht nur Spieler, welche die vielen Spitzen nun bedienen hätten können, sondern auch die Absicherung nach hinten. So fand Peru bei Kontern natürlich mehr Platz vor – und nachdem Martínez wieder zu kurz geklärt hatte und Vargas zum 2:0 traf, war alles entschieden.

Fazit: Kolumbien fehlt der Plan B

Peru hat gezeigt: Wenn man die so starken Außenverteidiger Zuñíga und Armero aus dem Spiel nimmt, steht das komplette Spiel der Kolumbianer still. Das alleine wäre aus Sicht der Unterlegenen noch halb so schlimm, aber es wurde 120 Minuten lang offensichtlich, dass es keinen Plan B gibt, wenn von den Außen nichts kommt und Guarín ständig einer auf den Füßen steht.

So hat Peru letztlich verdient gewonnen, weil man den eigenen Matchplan wunderbar durchgebracht hat und spät, aber doch auch selbst getroffen hat. Ja, zweimal auf Einladung des kolumbianischen Schlussmannes, aber immerhin. Im Semifinale sind die Peruaner wiederum Außenseiter und müssen das Spiel nicht selbst gestalten – und das liegt ihnen ja besonders.

(phe)

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Copa, Tag 5: Kolumbien vergrößert die argentinischen Schmerzen https://ballverliebt.eu/2011/07/07/copa-tag-5-kolumbien-vergrosert-die-argentinischen-schmerzen/ https://ballverliebt.eu/2011/07/07/copa-tag-5-kolumbien-vergrosert-die-argentinischen-schmerzen/#respond Thu, 07 Jul 2011 03:36:26 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5132 Copa, Tag 5: Kolumbien vergrößert die argentinischen Schmerzen weiterlesen ]]> Zweites Spiel, zweite Enttäuschung für den Gastgeber der Copa América: Auch gegen Kolumbien kommt Argentinien nicht über ein glückliches Remis hinaus. Was an eigenen taktischen Unzulänglichkeiten ebenso liegt wie an einer hervorragend eingestellten Elf aus Kolumbien, in der jeder genau wusste, was er zu tun hat.

Argentinien - Kolumbien 0:0

Wenn der argentinische Teamchef Sergio Batista überzeugt ist, auf dem richtigen Weg zu sein, rückt er nur ungern davon ab – selbst wenn das letzte Spiel gezeigt hat, dass er sich mit seinem Versuch, Barcelona zu imitieren, ohne dabei die Flügel adäquat zu besetzen, auf einem Holzweg befindet. So verzichtete er auch gegen Kolumbien auf die Dienste von Kun Agüero, der gegen Bolivien noch ordentlich Schwung in ein recht lahmes Spiel der Albiceleste gebracht hatte.

Wieder kaum argentinisches Flügelspiel

Dafür waren Tévez und Lavezzi wieder auf den Außenpositionen zu finden – zumindest nominell. Denn in der Praxis kamen beide eher aus dem Halbfeld als vom Flügel, was das argentinische Spiel sehr eng machte. Auch deshalb, weil Zanetti, der gegen Bolivien schon ein Totalausfall war, diesmal auf der linken Seite das machte, was er schon im Eröffnungsspiel gemacht hatte; gar nichts nämlich. Tévez war völlig auf sich alleine gestellt, am ehesten bekam er noch von Cambiasso Bälle. Aber auch so war seine Leistung schlecht: Er setzte sich in kaum einer Eins-gegen-eins-Situation durch, stand oft im Abseits, brachte seine Bälle nicht an den Mann.

Die einzige leichte Verbesserung, die bei Argentinien zu erkennen war, betifft den rechten Flügel. Zwar agierte auch Lavezzi wieder im überschaubaren Bereich, aber Mariano Zabaleta sorgte zumindest auf seiner Seite für deutlich mehr Vorwärtsbetrieb als bei Zanetti zu erkennen war.

Kolumbien presst im Zentrum

Der kolumbianische Teamchef Hernán Dario Gómez hatte schon vor dem Spiel zu Protokoll gegeben, dass er er für sinnlos erachtete, Messi manndecken zu wollen. Zwar ließ er ihn durch Sánchez durchaus bewachen, beließ es aber nicht dabei: Denn hinzu kam heftiges Pressing  in der Mittelfeldzentrale. Es war vor allem der Job von Fredy Guarín, auf den ballführenden Argentinier zu pressen, solange der Ball bei Mascherano, Banega oder dem noch etwas höher stehenden Cambiasso war. So wurde das Spiel auf die Flügel gezwungen und Messi, der höher stand als gegen Bolivien, war etwas abgeschnitten.

So hatte Kolumbien das Zentrum im Griff, und zudem brachten die Außenverteidiger Zuñíga und Armero sowohl defensiv als auf offensiv herausragende Leistungen. Sie erkannten, dass sie sich gefahrlos von Tévez und Lavezzi nach innen ziehen lassen konnten, weil es keine argentinischen Außen gab, die nachrückten. Gleichzeitig marschierten sie aber beide nach Ballgewinnen konsequent nach vorne, um die ständig rochierenden Ramos und Moreno zu unterstützen und die gegnerische Defensive auseinander zu ziehen, somit die extrem unsicheren Milito und Burdisso im Zentrum bloßzustellen.

Klarer Plan, klare Chancen – aber nur bei Kolumbien

Der Unteschied war greifbar: Während sich Batista praktisch ausschließlich auf die individuelle Klasse seiner Spieler verließ, ohne ihnen einen offensichtlichen Matchplan mit auf den Weg zu geben, wusste bei den Kolumbianern jeder genau um seine Rolle, und die ganze Mannschaft hielt sich mit großer Disziplin und großem Einsatz an die Direktiven: Defensiv pressen im Zentrum, offensiv kommen über die Außen. So war Kolumbien das klar bessere Team und hatte auch die klar besseren Chancen.

Es ist ausschließlich der Abschlussschwäche der Kolumbianer zu verdanken, dass die mit der Situation etwas überfordert wirkenden Argentinier nicht schon zur Pause mit 0:2 im Rückstand lagen – denn erst vergab Ramos alleine vor dem Tor stehend (19.), dann konnte Dayro Moreno einen haarsträubenden und viel zu kurzen Rückpass von Milito nicht nützen (25.), nachdem der in den Pass gesprintete Ramos elfmeterreif von Burdisso gefoult worden war; doppeltes Glück also für die Argentinier.

Umstellungen? Diesmal erst noch später

Hatte Batista gegen Bolivien noch in der Halbzeit umgestellt, einen zentralen Stürmer gebracht und das Flügelspiel aktiviert, blieb er diesmal tatenlos. So verstrich eine weitere Viertelstunde, ehe er sich doch zu einem Doppelwechsel durchringen konnte: Gago und Agüero kamen für Cambiasso und den einmal mehr enttäuschenden Lavezzi.

Immerhin, beide Maßnahmen zeigten durchaus Wirkung. Vor allem Fernando Gago brachte statt des hibbeligen Cambiasso deutliche Beruhigung ins defensive Mittelfeld, er strahlte mehr Ruhe am Ball aus, ließ sich vom Pressing nicht aus der Ruhe bringen und hielt seine Fehlpassquote gering. Und vor allem nahm der den zuvor sehr dominanten Guarín komplett aus der Gleichung. So war es mit der defensiven Kontrolle, die Kolumbien eine Stunde lang im Mittelfeld hatte, vorbei.

Breite fehlt immer noch

Ab ca. Minute 70

Was aber nichts daran änderte, dass es vorne immer noch an der Breite fehlte, um in der kolumbianischen Defensive Platz zu schaffen. Agüero nahm im Grunde nur die Position von Lavezzi ein, er machte das zwar mit mehr Klasse und mehr Energie, aber letztlich auch ohne echte Wirkung zu erzielen. Erst, als Batista 20 Minuten vor Schluss Higuaín statt des im Mittelfeld wegen des erhöhten Drucks und der dominanteren Rolle von Gago obsolet gewordenen Banega brachte, besserte sich die Situation.

Denn nun rochierten Tévez, Agüero und Higuaín vorne so, dass das Zentrum besetzt war, gleichzeitig aber auch die Flügel (vor allem der extrem fleißige Hugaín tat sich da hervor). Die letzten 10 bis 20 Minuten waren die mit Abstand besten der Argentinier in diesem Spiel, dennoch fehlte es offenbar am Glauben daran, wirklich noch etwas bewegen zu können – der gedankenversunkene Geischtsausdruck von Messi zehn Minuten vor Schluss, als ihn die Kamera in einer Behandlungspause lange in Großaufnahme zeigte, sprach Bände.

Und das, obwohl die ob ihres kräftezehrenden Spiels die Kolumbianer nur noch bedacht waren, das mehr als verdiente Unentschieden über die Runden zu bringen. Nach und nach nahm Gómez seine Angreifer aus dem Spiel – erst Falcao, dann noch Ramos und Moreno. Was sich in der 89. Minute noch rächen sollte: Denn Falcao hätte das Geschenk eines abgefangenen Querpasses von Burdisso wohl nicht so leichtfertig neben das Tor gesetzt als der für ihn eingewechselte Teo Gutierrez, als er alleine auf Romero zulief…

Fazit: Die selben Probleme, immer wieder

Zum zweiten Mal setzte Batista seine Startformation komplett in den Sand, seine Mannschaft wirkte planlos und hatte keine Antwort auf das intelligente Spiel der Kolumbianer. Wieder fehlte es an der Breite (wo blieb Di María?), wieder fehlte es am Tempo, wieder fehlte es an der Spielgenauigkeit. Wieder lieferten Lavezzi und Tévez eine enttäuschendes Spiel ab, wieder waren Cambiasso schwach und Zanetti richtig schlecht, wieder wackelte die Defensive, wieder waren die Mitspieler nicht in der Lage, Messi in Szene zu setzen, weil es wieder an der Gedankenschnelligkeit fehlte (wo war Pastore?), wieder brachte erst Agüero Schwung.

Immerhin, die Einwechslungen von Batista zeigten auch in diesem Spiel Wirkung, auch wenn das Resultat am Ende eine Enttäuschung bleibt. Nachdem seine Startformation aber nun schon zum zweiten Mal nicht funktioniert hat, muss man schon die Frage stellen, wo notwendige Konsequenz und eine gewisse Unbeirrbarkeit medialen Forderungen gegenüber aufhört, und wo selbstverliebte Sturheit anfängt.

Den Kolumbianern muss man ein Kompliment aussprechen für den hervorragenden Matchplan und die überzeugende Vorstellung. Vorwerfen muss sich das Team von Hernán Dario Gómez lediglich die mangelnde Chancenverwertung. Denn hätte Kolumbien dieses Spiel mit 3:0 gewonnen, hätte das den Chancen entsprochen und wäre  auch nicht ganz unverdient gewesen.

(phe)

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Copa, Tag 2 – Phase des Chaos bestraft https://ballverliebt.eu/2011/07/03/copa-tag-2-phase-des-chaos-bestraft/ https://ballverliebt.eu/2011/07/03/copa-tag-2-phase-des-chaos-bestraft/#respond Sun, 03 Jul 2011 10:52:36 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5097 Copa, Tag 2 – Phase des Chaos bestraft weiterlesen ]]> Geheimtipp Kolumbien? Mit einem matten Auftritt gegen Costa Rica hielten Falcao und Co. diese Rolle erfolgreich geheim. Ohne Tempo und ohne Inspiration brauchte es einen Ausschluss und folgendes Chaos beim Underdog, um zu einem 1:0-Erfolg zu kommen.

Kolumbien - Costa Rica

Ein mit Spielern in Europas Top-Ligen gespicktes Team auf der einen Seite, eine mit drei älteren Spielern verstärkte U23-Olympiaauswahl auf der anderen – eine klare Sache? Nur auf dem Papier. Denn Costa Rica machte Kolumbien das Leben deutlich schwerer als erwartet.

Kolumbiens Hernán Dario Gómez, der neben seiner Heimat (1998) auch Ecuador (2002) zur WM geführt hatte, schickte sein Team in einem 4-1-4-1 auf’s Feld, in dem Gustavo Bolívar als Sechser sehr tief stand. Über die Flügel sollten Dayro Moreno und Adrian Ramos für Betrieb sorgen, das klappte aber überhaupt nicht.

Räume eng im Zentrum, Räume eng auf den Flügeln

Ricardo la Volpe – der kettenrauchende Teamchef des Underdogs ist seit der WM 2006, als er Mexiko betreute, vor allem in deutschen Sprachraum als „El Fluppe“ bekannt – ließ sein junges Team in einem 3-1-4-2 auflaufen. Was die Mannschaft aus Costa Rica gut spielte und überall die Räume eng machte: In der Zentrale mit drei Mann plus den beiden Stürmern, die sich weit zurückzogen. Auf den Flügeln auch, indem im Notfall immer drei Mann Ramos und Moreno daran hinderten, zur Grundlinie durchzugehen: Der Wing-Back, der schnell nach außen rückende Mann im Halbfeld und schließlich auch der Vertreter aus der Dreier-Abwehr. Diese wiederum nahm Radamel Falcao quasi in den Kessel und ließ dem Porto-Superstürmer überhaupt keine Chance zur Entfaltung.

So schoben sich Yepes, Perea und Bolívar die Bälle hin und her, bis einer – meist Bolívar – den langen Ball auf die Flügel versuchte. Und dieser kam fast nie an. Costa Rica selbst allerdings schaltete nach Ballgewinn blitzschnell um und stürmte mit mindestens vier Mann, mitunter auch mehr, schnell in die sich noch sortierende kolumbianische Abwehr nach vorne. So kam der Favorit, trotz deutlichem Plus an Ballbesitz, kaum zu Chancen, während die Costaricaner mit ihren Gegenstößen eine ständige Gefahr ausstrahlten.

Ausschluss und Umstellungen

Nach einer halben Stunde sah der Costaricaner Randall Brenes nach einem Tritt auf Pereas Knie die rote Karte, was bei beiden Teams Umstellungen zur Folge hatte. Bei Costa Rica rückte nun Calvo immer wieder ins Mittelfeld auf, Leal ließ sich dafür zurückfallen und spielte den linken Mann in der Dreierkette, bzw. einen Linksverteidiger, wenn Calvo aufgerückt und auf der rechten Seite Salvatierra tief agierte. Das System bei Costa Rica schwankte nun zwischen einem 3-5-1 und einem 4-4-1, je nachdem, wo sich Calvo gerade aufhielt.

Auch Hernán Dario Gómez reagierte auf das unbefriedigende Spiel seiner Mannschaft und auf den dezimierten Gegner: Er nahm Aguilar vom Platz und brachte mit England-Legionär Rodallega eine zweite Sturmspitze zu Falcao, stellte gleichzeitig auf 4-4-2 um. So brachte er, weil Guarín nun auf einer Höhe mit Bolívar spielte, mehr Kontrolle ins Zentrum und sorgte für kürzere Passwege auf die Flügel, und hatte zudem eine zusätzliche Anspielstation in der Spitze.

Guaríns größte Stärke: Tore auflegen

Die Vorstöße der Costaricaner gingen deutlich zurück, auf den Flügeln wurde es etwas luftiger und Kolumbien hatte da mehr Platz, zudem wirkte der Außenseiter durch die etwas unklare Rolle von Calvo nicht immer so kompakt wie vor dem Ausschluss. Was seltsam ist, schließlich wurde ein Stürmer ausgeschlossen, was üblicherweise auf die Abwehrformation ja keine Auswirkungen hat.

So oder so, Guarín machte kurz vor dem Pausenpfiff, was er auch in einer starken Saison beim FC Porto am besten macht: Durch kluge Pässe Tore vorbereiten. So fand einer seiner Steilpässe den die Abseitsfalle einer in dieser Situation etwas porösen Abwehr austricksenden Ramos, der ohne Mühe zum 1:0 verwertete.

Ordnung wieder hergestellt

2. Halbzeit

In der Pause beendete La Volpe die 15-minütige Phase der Unordnung und brachte wieder Linie in das Spiel der Seinen. Calvo blieb wieder brav hinten in der Dreierkette, die Wing-Backs orientierten sich überwiegend defensiv, und eine offensive Raute sollte das kolumianische Mittelfeld unter Druck setzen, wie das in der ersten halben Stude so gut geklappt hatte. Elizondo kam für die Position ganz vorne.

Und sofort taten sich die Kolumbianer wieder schwer. Es fehlte das Tempo, um die Costaricaner auseinander zu reißen, zudem hatten diese wieder überall auf dem Feld eine Überzahl hergestellt – trotz des Ausschlusses in der ersten Halbzeit. Falcao und Rodallega standen gegen drei Verteidiger, Guarín und Bolívar standen gegen vier Mittelfeldspieler.

Zu wenig über die Flügel, zu wenig Tempo

Vor allem von Armero und Zuñíga kam viel zu wenig. Sie hätten Moreno und Ramos auf den Flügeln unterstützen müssen, statt dessen blieben sie vorsichtig und zurückhaltend.

So fehlte es Kolumbien an der Breite, und am Tempo sowieso. Sie spürten, dass man von Costa Rica keine Druckphase mehr befürchten musste und verwalteten die Führung etwas behäbig über die Zeit. Und als Gómez eine Viertelstunde vor Schluss Falcao rausnahm und Elkin Soto neben Bolívar in die Mittelfeld-Zentrale stellte, somit wieder zurückging auf ein etwas verwaschenes 4-1-4-1, war das auch ein Signal an die Mannschaft: Lasst es bleiben, das passt schon.

Fazit: Kolumbien wird sich steigern müssen

Es war im Endeffekt ein verdienter Arbeitssieg, aber die Leistung der Kolumbianer war alles in allem schon enttäuschend. Es ist das wohl am besten besetzte Team aus dem Land seit der Blütezeit des Narco-Fútbol bis Mitte der 90er-Jahre, da darf und muss man mehr erwarten als einen mühsamen 1:0-Erfolg gegen eine dezimierte U23-Mannschaft aus Costa Rica. Vor allem das Tempo und das Spiel über die Flügel fehlte.

Costa Rica hingegen zeigte sich durchaus couragiert und schaffte es erfolgreich, den Kolumbianern das Leben schwer zu machen: Gute Raumaufteilung, schnelle Gegenstöße. Was den Mittelamerikanern letztlich zum Verhängnis wurde, war die viertelstündige Phase der Unordnung zwischen Ausschluss und Halbzeit. Dennoch haben sie sich besser verkauft, als das zu erwarten gewesen wäre.

(phe)

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Villas-Boas besteht die Meisterprüfung https://ballverliebt.eu/2011/05/18/villas-boas-besteht-die-meisterprufung/ https://ballverliebt.eu/2011/05/18/villas-boas-besteht-die-meisterprufung/#respond Wed, 18 May 2011 21:12:17 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4759 Villas-Boas besteht die Meisterprüfung weiterlesen ]]> 33 Jahre alt, und schon ein europäischer Champion: André Villas-Boas, der sich selbst als Nachfolger von Sir Bobby Robson sieht, feiert mit dem 1:0-Arbeitssieg in einem unspektakulären Finale gegen Braga seinen endgültigen internationalen Durchbruch. Untypisch für Porto mit sehr kontrollierter Offensive.

FC Porto - Sporting Braga 1:0

Gianluca Vialli war der jüngste Trainer, der einen Europacup gewann – als Chelsea 1998 im Cupsieger-Finale von Stockholm durch ein Tor von Gianfranco Zola Stuttgart mit 1:0 besiegte, war er ein paar Monate älter als André Villas-Boas. Der in Anlehung an seinen Lehrmeister José Mourinho auch „The Special Two“ genannt wird. Sich selbst aber eher in den Fußstapfen seines Entdeckers Sir Bobby Robson sieht. Und gegen den unangenehmen Underdog aus Braga mit seiner Mannschaft vor der Drucksituation stand, als haushoher Favorit eigentlich nur verlieren zu können.

Die beiden Spieler mit dem größten Einfluss auf das Spiel waren die beiden, die wohl am wenigsten aufgefallen sind: Vandinho und Custódio im defensiven Mittelfeld von Braga. Diese beide schafften es beinahe im Alleingang, das sonst so spielstarke und im Spielaufbau der Flügel von Porto so wichtige Mittelfeld im 4-3-3 von Porto völlig zum erliegen zu bringen. Moutinho und vor allem der seit Monaten in einer Traumform agierende Guarín waren über weite Strecken der ersten Hälfte überhaupt kein Faktor, Fernando fand somit kaum Anspielstationen und das Angriffsspiel von Port war praktisch vollständig auf lange Bälle reduziert.

Álvaro Pereira und Christian Sapunaru konnten zudem oft nicht wie gewünscht nach vorne marschieren, weil die Außenspieler von Braga – vor allem Alan, aber auch Paulo César – über die Flügel eine ständig drohende Gefahr waren und Bälle gut abschirmten, sodass die Mitspieler Zeit hatten, aufzurücken. So war der einzige Spieler, der Braga in der ersten Hälfte dauerhaft Probleme bereitete, Hulk.

Hulk, die zentrale Anspielstation

Denn nur der Brasilianer blieb als tauglicher Emfpänger für die hohen Bälle über das Mittelfeld hinweg in Frage. Silvestre Varela bemühte sich zwar redlich, ihm fehlt es aber an der körperlichen Statur, und Falcao war bei Paulão und Alberto Rodríguez in guten Händen. Hulk aber spielte, was er am besten kann: Den schnellen und bulligen Flügelstürmer mit Zug zum Tor, gegen den oft nur überharter Einsatz hilft. So holten sich schon in der ersten halben Stunde mit Viana und Sílvio zwei Gegenspieler von Hulk die gelbe Karte ab – Sílvio hätte sich für seine rüde Attacke sogar über Rot nicht beschweren dürfen.

Defensiv stand Braga vor allem dank Vandinho und Custódio also hervorragend, nach vorne brachte der Außenseiter aber wenig auf die Kette. Alan und Paulo César drückten die Porto-AVs zwar gut nach hinten, ihre Pässe in die Mitte auf Lima wurden aber entweder verhindert oder kamen nicht an. So verharrte das Spiel über weite Strecken der ersten Halbzeit in einer Art gegenseitiger Würgegriff: Das Mittelfeld wurde defensiv zwar von Braga dominiert, kreativ wurden die Roten aber nicht; und auf den Flügeln stand man sich gegenseitig auf den Füßen.

Erste Schlampigkeit sofort bestraft

Bis kurz vor der Pause Viana und Vandinho  für einmal Fredy Guarín doch entwischen ließen. Seine präzise Flanke aus dem Halbfeld verwandelte Landsmann Falcao per Kopf zum 1:0 für Porto, weil auch die Innenverteidigung von Braga in dieser Szene mal nicht im Bilde war. Bitter für den Außenseiter, denn so wurde die erste Schlampigkeit in einer bis dahin defensiv extrem stark geführten Partie sofort bestraft.

Und die zweite große Schlampigkeit folgte unmittelbar nach Wiederanpfiff: Der für Viana eingewechselte Mossoró luchste Rolando den Ball ab, lief alleine auf Helton zu – aber anstatt überlegt zum Ausgleich einzuschieben, schoss er den schon halb am Boden liegenden Porto-Goalie mehr oder weniger an.

Änderungen bei Braga verpuffen

Domingos Paciênca wechselte eben in der Pause zweimal innerhalb seines Systems: Neben dem Innenverteidiger-Tausch Kaká für Rodríguez kam Mossoró für den unauffälligen Viana – der ehemalige Jungstar, der auch bei Newcastle und Valencia spielte, brachte nach vorne nur sehr wenig und hatte defensiv schon die Hypothek einer gelben Karte zu tragen. Mossoró interpretierte die Rolle etwas offensiver und orientierte sich noch mehr als Viana auf die Seite von Paulo César.

Aber Porto spielte nicht, wie im Verlauf der Saison schon so oft, weiter voll auf Angriff, um das Spiel vorne zu entscheiden, sondern machten nun das Mittelfeld ähnlich zu wie Braga das in der ersten Hälfte gemacht hat. Das hieß, dass Vandinho und Custódio defensiv kaum mehr gebraucht wurden, der nun immer mehr aufrückende Cuostódio kam aber gegen Fernando und dann auch gegen den eingewechselten Belluschi kaum durch.

Durch das Zenturm Standards schinden

Und auch der dritte Wechsel bei Braga – Meyong-Zé ersetzte Lima – brachte nicht viel. Über die Flügel kam beim Außenseiter immer weniger, je näher er zum Schlusspfiff ging; Alan rückte immer weiter ein, und so konnte auch Álvaro Pereira immer mehr nach vorne gehen. Große Ideen hatte Braga nicht, es ging immer mehr durch das Zentrum, und am Ende versuchte man nur noch, Strandardsituationen zu schinden. Zumeist ohne Erfolg.

Brechstangenfußball brachte Braga in diesem Finale aber nicht mehr zum Erfolg, und darum gab es auch keinen Ausgleich mehr. Und Porto war der Sieger.

Fazit: Braga einfach nicht gut genug

Es war kein Offensivfeuerwerk, das Porto da abbrannte. Im Gegenteil: Anders als in den Runden zuvor wartete das Team von André Villas-Boas geduldig auf die Chance, nützte diese eiskalt, und verwaltete in der zweiten Hälfte den Vorsprung. So ist es nicht das Spiel, an das man sich noch lange erinnern wird – sondern die Tatsache, dass dies das Finale war, in dem Villas-Boas seinen ersten Europacup gewann, als jüngster Trainer überhaupt. Braga fehlte es gegen die kompakte und kontrolliert spielende Über-Mannschaft der portugiesischen Liga ganz einfach an der Klasse.

(phe)

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Der vierfache Falcao nützt die hohe Linie https://ballverliebt.eu/2011/04/28/der-vierfache-falcao-nutzt-die-hohe-linie/ https://ballverliebt.eu/2011/04/28/der-vierfache-falcao-nutzt-die-hohe-linie/#respond Thu, 28 Apr 2011 21:25:46 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4665 Der vierfache Falcao nützt die hohe Linie weiterlesen ]]> 0:1 kurz vor der Pause? Für den FC Porto kein Problem! Das Team von Trainer-Shootingstar André Villas-Boas drehte nach dem Seitenwechsel brutal auf und überrannte die erstaunlich hohe Verteidigungslinie bei Villarreal. Und kann den Flug zum Finale in Dublin nach dem 5:1 mit vier Falcao-Toren schon buchen.

FC Porto - Villarreal CF 5:1

Ein vorweggenommenes Finale – so wurde im Vorfeld das Aufeinandertreffen der zwei wohl besten Teams der laufenden Europa-League-Saison betitelt. Wer auch immer hier weitergekommt, muss beim Finale in Dublin als großer Favorit gelten. Und nach einer ausgeglichenen ersten Hälfte zeigte die zweite Halbzeit, dass das nur ein Team sein kann.

Kein Zugriff auf den Strafraum

Die deutlich aktivere Seite bei Porto war jene über Álvaro Pereira. Der Uru marschierte viel nach vorne, obwohl von Cristián Rodríguez nicht allzu viel Unterstützung kam und Mourinho sich in seinem Positionsspiel eher zurückhielt. Darauf reagierte Villarreal aber sehr gut: Oftmals zog sich die Verteidigungskette zusammen und Cani bzw. Cazorla ließen sich auf Außenverteidiger-Positionen fallen, zudem machte Bruno Soriano die Mitte dicht. So war es mehr als nur einmal das Fall, dass Pereira zwar bis zur Grundlinie durchkam, aber im Zentrum keine Anspielstation fand – und so wieder den Rückwärtsgang einlegen musste.

Den Portugiesen fehlte es im Spielaufbau am nötigen Tempo, um die Defensive der Spanier auseinander zu reißen. So machte Falcao gegen Musacchio und Marchena überhaupt keinen Stich, und Sapunarus Vorstöße endeten oftmals schon am guten Cazorla, bzw. an Catalá, wenn Cazorla (wie es dem 4-4-2 von Garrido entspricht) im Mittelfeld einrückt. So blieben Porto zumeist nur Distanzschüsse. Diese ließen die Spanier zwar in erstaunlicher Häufigkeit zu, aber Diego López war immer auf dem Posten.

Selbst versuchte Villarreal, mit schnellen, steilen Gegenstößen zum Erfolg zu kommen. So tanzte Rossi immer hart am Rande des Abseits herum, während sich Nilmar ins Mittelfeld zurückfallen ließ und mitunter gar als rechter Mittelfeldspieler agierte, wenn Cani nach hinten ging. Porto hatte somit zwar den Großteil des Ballbesitzes, aber Villarreal war durchaus gefährlicher, hatte schon ein-, zweimal Pech im Abschluss, ehe kurz vor der Halbzeit doch noch das 1:0 fiel – ein langer Ball auf Nilmar auf der rechten Flanke, der passt schnell zur Mitte, und Cani nützte die Tatsache aus, dass Otamendi noch nicht rechtzeitig zurück geeilt war. Die hohe Verteidigungslinie, die Porto im Normalfall offensiv so stark macht, wurde defensiv bestraft.

Porto schlägt zurück – über rechts

Und beinahe wäre das in der 47. Minute gleich noch einmal passiert, als Cazorla nicht im Abseits stand und alleine auf Helton zulief – aber am Brasilianer scheiterte. So gab’s statt dem 2:0 für Villarreal praktisch im Gegenzug den Ausgleich: Falcao suchte den Kontakt mit dem herausstürmenden Villarreal-Goalie López, den fälligen (und korrekten) Elfmeter verwandelte er selbst.

Entscheidend war für die unglaubliche zweite Hälfte von Porto aber nicht nur der schnelle Ausgleich, sondern auch die Tatsache, dass die rechte Seite ganz massiv zulegte. Vor allem Guarín übernahm nun richtig Verantwortung, stellte sich deutlich höher als Moutinho auf der halblinken Seite, konnte Cazorla besser binden und gewährte so Sapunaru den Platz, den der Rumäne auch ausnützte. Und was noch hinzukam: Villarreal versuchte selbst, höher zu verteidigen – etwa auf Höhe der Strafraumgrenze – und das wurde den Spaniern letztlich auch zum Verhängnis.

Zweites Gegentor zeigt Wirkung

Den ganzen Willen, mit dem Porto das Spiel drehen wollte, zeigte Guarín selbst mit seinem 2:1 in der 61. Minute. Der Kolumbianer setzte sich über seine rechte Seite durch, traf erst noch den Pfosten, ehe er den Nachschuss versenkte. Die Spieler von Villarreal standen nicht nur erst zu hoch, sondern dann auch noch staundend daneben.

Die Portugiesen hatten nun erkannt, wie verwundbar Villarreal über die linke Abwehrseits, namentlich Catalá, ist. Zudem wurde das durch die Einwechslung von Mubarak Wakaso (für Borja Valero) um nichts besser – der Ghanae ging nominell auf die rechte Mittelfeldseite, stand aber sehr weit im Halbfeld um Guarín zu empfangen. Das ging gar nicht gut – denn so konnten Sapunaru und vor allem Hulk mit Catalá machen, was sie wollten. So wurde auch das 3:1 über diese (in dieser Situation komplett vewaiste) Seite vorbereitet, und letztlich auch das 4:1, als ein Freistoß von der halbrechten Seite in den Strafraum flog und die hoch stehende Abseitsfalle der Spanier überlistet wurde.

Villarreal geschlagen

Die Außen hielten nicht dicht, und auch das Zentrum mit Musacchio und Marchena wackelte immer mehr – die beiden hatten Falcao, der in der ersten Hälfte überhaupt nicht zur Geltung kam, überhaupt nicht mehr im Griff. Und so konnte der Kolumbianer in der Nachspielzeit aus einem Eckball auch noch sein viertes Tor markieren – das 5:1.

Villarreal hatte in der Schlussviertelstunde auf ein 4-1-3-2 umgestellt, was aber nicht funktionierte: Hinter der Mittelfeldreihe konnte sich Porto problemlos ausbreiten, vor allem Guarín und Hulk waren nicht zu stoppen und Falcao braucht nun mal nicht viele Chancen.

Fazit: Sensationelle zweite Hälfte

Vor der Pause fand Porto nicht so richtig den Zugriff auf den Strafraum der Spanier, dann wurde auch noch die hohe Verteidigungslinie bestraft. Doch es spricht für diese Mannschaft, wie sich Porto von diesem Nackenschlag erholt hat. Denn nicht nur, dass sie sich nicht vom Rückstand beirren ließen, die Portugiesen spielten in der zweiten Hälfte ganz groß auf und fanden den defensiven Schwachpunkt. Und dieser wurde gnadenlos angebohrt. Entscheidend dafür war die Leistungssteigerung von Guarín, der so nicht nur selbst gute Aktionen zeigte, sondern auch den Weg für Hulk freimachte.

Damit ist das Rückspiel nur noch Formsache. Und mit der sensationellen zweiten Hälfte bestätigte Porto natürlich auch die Rolle als ganz großer Favorit auf den Titel.

(phe)

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