Falcao – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Wed, 09 May 2012 23:55:56 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Simeone bremst seinen Lehrmeister aus – Atlético mit 3:0 Europa-League-Champ! https://ballverliebt.eu/2012/05/10/simeone-bremst-seinen-lehrmeister-aus-atletico-mit-30-europa-league-champ/ https://ballverliebt.eu/2012/05/10/simeone-bremst-seinen-lehrmeister-aus-atletico-mit-30-europa-league-champ/#comments Wed, 09 May 2012 23:55:37 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=7139 Simeone bremst seinen Lehrmeister aus – Atlético mit 3:0 Europa-League-Champ! weiterlesen ]]> Eigentlich steht ja Bilbao-Coach Bielsa für einen bis ins allerletzte Detail durchdachten und vorausgeplanten Fußball. Im Finale der Europa League aber wurde der Lehrmeister von seinem einstigen Kapitän ausgebremst: Diego Simeone vermittelte Atlético Madrid eine ungemein exakten Plan, an den sich sein Team mit viel Disziplin und hoher Intelligenz hielt. Mit Erfolg – Atlético gewann klar mit 3:0.

Atlético Madrid - Athletic Bilbao 3:0

Diego Simeone bezeichnet sich selbst ohne Umschweife als Bielsa-Schüler. Und seit der langjährige Kapitän der argentinischen Nationalmannschaft – damals eben unter Teamchef Bielsa – im Dezember das Traineramt bei Atlético Madrid übernommen hat, geht es bei diesem Team stetig bergauf. Kein Wunder, denn was für ein Fuchs der 42-Jährige ist, zeigte er in diesem Finale.

Atlético mit Pressing zum Start

Er ließ seine Mannschaft mit einem ungeheuren Pressing beginnen. Genau das ist eigentlich die große Stärker von Bilbao, aber mit wenig Zeit am Ball konnte Athletic überhaupt nicht umgehen. Vor allem Diego und Arda Turan taten sich dabei hervor. Die Basken wirkten dadurch ziemlich gehetzt und verunsichert, und das schnelle Tor durch einen großartigen Schlenzer von Falcao nach sieben Minuten war die logische Folge.

Die Madrilenen spielten in einem 4-4-1-1, das aber sehr flexibel interpretiert wurde; im Bedarfsfall konnte es schnell ein 4-3-3 werden. Dann nämlich, wenn Diego (der als hängende Spitze links hinter Falcao spielte) etwas weiter nach außen ging und sich Arda (nominell im linken Mittelfeld) in die Zentrale orientierte. Denn das System bei Atlético war assymetrisch: Adrián auf der rechten Außenbahn ist an sich gelernter Stürmer und stand sehr hoch. Dass er dabei im Rücken von Bilbao-LV Aurtenetxe stand, war kein Nachteil.

Die drei Sekunden nach dem Ballgewinn…

Weil es Atlético auch nach der Führung geschickt anlegte. Die Madrilenen zogen sich etwas zurück, pressten nur noch mit zwei Mann (Diego und Falcao) und selbst das erst in der eigenen Hälfte und nicht annähernd in der Intensität wie zum unmittelbaren Start. Simeone wusste: Auf Dauer kann man Athletic nicht anpressen, ohne den Preis in Form von schwindenden Kräften zu zahlen. Auch wollte er nicht veruschen, den Basken auf Dauer mit spielerischen Mitteln Paroli zu bieten, weil dies gegen „Barça light“ aus Bilbao zu viel Raum offen ließ.

Also zog Simeone hinten seine Viererkette zusammen. Die Außenverteidiger kümmerten sich um Muniain und Susaeta, die Mittelfeld-Außen um die aufrückenden Iraola und Aurtenetxe, und im Zentrum ließ sich Mario Suárez fallen, um Llorente einzukesseln und der Sturmspitze von Athletic keine Chance zu lassen, an eventuelle Flanken zu kommen.

Der Clou dabei war aber, dass Atlético nicht nur einfach die Räume eng machte und darauf wartete, dass die Zeit verging. Nein, Simeones Mannschaft achtete ganz extrem darauf, nach Ballgewinn so schnell wie möglich von Defensive auf Offensive umzuschalten. In diesen ersten drei Sekunden nach Ballgewinn, in denen Bilbao sich erst orientieren und den Rückwärtsgang einschalten musste, war Atlético unglaublich flink und schon auf halbem Weg zum Tor, die sich in der kurzen Phase der Neu-Organisation beim Gegner bildenden Räume ausnützend. Nicht nur im Zentrum, sondern vor allem auch über die rechte Seite von Adrián.

Athletic ist etwas ratlos

Dagegen fand Athletic kein Mittel. Im Zentrum standen Herrera (neben seinen Teamkollegen Javi Martínez und Iker Muniain, sowie Adrián von Atlético einer von vier U21-Europameistern auf dem Feld) und De Marcos gegen drei Gegenspieler, weil sich neben Suárez und Gabi eben oft auch Arda in die Mitte orientierte. Das Trio verschob auch sehr gut, wenn es Athletic über die Flügel versuchte.

Weil sie mit ihren gewohnten Kurzpässen also überhaupt keinen Zug in ihre Spiel brachten, gab es vermehrt lange Bälle, die oft überhastet wirkten und nur allzu oft weit am geplanten Empfänger vorbeigingen. Bilbao machte einen verunsicherten Eindruck, war nach vorne ratlos und machte hinten dann noch einen billigen Fehler. Amorebieta schaute sich etwas zu lange nach einer Anspielstation um, verlor dabei den Ball und Falcao nützte das mit einer Weltklasse-Aktion vor dem Tor zum 2:0 für Atlético aus.

Bielsa reagiert auf fehlenden Punch aus dem Mittelfeld

Anfang 2. Halbzeit

„El Loco“ passte für die zweite Halbzeit sein 4-3-3 etwas an. Mit Ibai kam ein neuer Mann für für die linke Außenbahn. Nicht nur, dass Muniain (und auch Susaeta auf der anderen Seite) zu Zentral gespielt hatten, um die kompakte Viererkette von Atlético auseinander zu ziehen, es fehlte auch der Punch aus dem Mittelfeld.

Für diesen sollte nun Muniain sorgen, der von Links nun ins Zentrum gegangen war. Er spielte weiter vorne als De Marcos in der ersten Hälfte (dieser spielte nun statt Aurtenetxe als LV), was einen weiteren positiven Effekt hatte: Seine Präsenz hielt Mario Suárez davon ab, sich zu tief fallen zu lassen, was wiederum Llorente etwas Luft zum Atmen verschaffte. Zudem versuchten Susaeta und Ibai nun zumindest, breiter zu spielen.

Weil dazu die Raumaufteilung etwas gleichmäßiger war und Íñigo Pérez (statt Iturraspe im Spiel) ebenso höher stand wie sein Vorgänger, war Athletic auch etwas weniger anfällig für das blitzschnelle Umschalten von Atlético. Das fand zwar immer noch statt, aber Bilbao hatte sich nun besser darauf eingestellt.

Aufgabe des Mittelfelds

Nur: All das brachte auch nicht den gewünschten Erfolg, wenn es darum ging, Zugriff auf den Strafraum zu erhalten. Muniain stand praktisch immer alleine gegen zwei Gegenspieler und Llorente machte im Zentrum gegen Godín und Miranda kaum einen Stich. Weswegen Bielsa nach einer Stunde die für ihn äußerst unübliche Brechstange aus der Kiste holte – in Form von Toquero.

Ab ca. 60. Minute

Was nichts anderes hieß als die Aufgabe des Mittelfelds. Im Zentrum stand nun nur noch Muniain (abgeischert von Íñigo Pérez), vorne dafür zwei Zentrums-Strmer und zwei Außenangreifer. Doch egal um nun von Muniain oder von den Außen: Nun segelten die Bälle völlig Bielsa-untypisch hoch in den Strafraum. Weil nun aber Suárez wieder von Muniain lassen konnte, nachdem dieser ja ganz alleine war und von Gabi übernommen wurde, ließ dieser sich wieder vermehrt fallen um im Abwehrzentrum Überzahl herzustellen.

Zudem war durch das komplett offene Mittelfeld nun wieder der Weg frei für schnelle Gegenstöße durch blitzartiges Umschalten nach Ballgewinn. So kam Bilbao nur zu ein, zwei halbwegs ernsthaften Chancen, die aber spätestens beim glänzenden Thibaut Courtois im Atlético-Tor endeten, und spielte bis zum Schluss überhastet und ungewohnt fahrig.

Auf der anderen Seite hätte Falcao schon die Entscheidung herbeiführen müssen, als er nach einem schnellen Gegenstoß nur den Pfosten traf, aber wenige Minuten vor Schluss machte Diego mit einer feinen Einzelleistung doch noch alles klar.

Fazit: Simeone manövrierte Bielsa aus

Auch das kommt mal vor: Marcelo Bielsa wurde bis zu einem gewissen Grad von seinem Gegenüber ausmanövriert. Simeone kannte die Stärken und die Schwächen von Athletic nicht nur, er ließ sie auch gnadenlos anbohren. Vor allem Atléticos unglaublich flinke Umschalten nach Ballgewinn brachte die Basken immer wieder schwer in Verlegenheit. Simeone ließ Athletic den Ball haben, wo es seinem Team nicht weh tat und ließ immer wieder in kurzen Phasen Pressing aufblitzen. Llorente war praktisch kein Faktor und die nach innen ziehenden Außenstürmer waren bei den diese schon recht weit innen erwartenden Atlético-AV in guten Händen.

Bielsa fühlte sich schon nach einer Stunde, also sehr früh, dazu genötigt, die Brechstange auszupacken, die er seiner Mannschaft eigentlich ausgetrieben hat. Athletic hat es im ganzen Spiel nicht geschafft, ein taugliches Mittel gegen die ungemein intelligent und extrem präzise eingestellten Gegner zu finden. Und so schade das nach den tollen Auftritten in dieser Saison, vor allem den beiden inhaltlichen Vernichtungen von Manchester United, auch ist: Diesmal fehlte der Plan und somit ist die Sieg für Atlético Madrid vollauf gerechtfertigt.

(phe)

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Copa, VF 1/2: Argentinien ist raus! https://ballverliebt.eu/2011/07/17/copa-vf-12-argentinien-ist-raus/ https://ballverliebt.eu/2011/07/17/copa-vf-12-argentinien-ist-raus/#comments Sun, 17 Jul 2011 01:37:34 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5327 Copa, VF 1/2: Argentinien ist raus! weiterlesen ]]> Es hatte sich schon in der Gruppenphase angedeutet. Und im Viertelfinale war es nun soweit: Gastgeber Argentinien scheidet bei der Copa América aus! Weil Uruguay auch in Unterzahl das Konzept eisenhart durchzog, Torhüter Muslera eine Weltklasse-Leistung bot. Und Tévez im Elfmeterschießen nicht traf. Der Lohn für Uruguay: Halbfinale gegen Senstations-Team Peru, das Kolumbien eliminierte!

Argentinien - Uruguay 1:1 n.V., 4:5 i.E.

Die Formation, die Sergio Batista in dieses Viertelfinale schickte, war die selbe wie beim überzeugenden 3:0 gegen Costa Rica. Allerdings schafften es die Urus, wie nicht anders zu erwarten war, deutlich besser, damit umzugehen: Sie spielten kompromisslos gegen den Mann, sehr körperlich und robust. Ohne den weiterhin nicht fitten Edinson Cavani griff Teamchef Tabárez auf jenes 4-4-2 zurück, mit dem er Mexiko mit 1:0 geschlagen hatte.

Der frühe Führungstreffer für Uruguay – Diego Pérez war am langen Pfosten alleinegelassen worden, sodass er die Kopfballablage nach einem Freistoß über die Linie drücken konnte – spielte der Celeste natürlich zusätzlich in die Hände. Was Tabárez spielen ließ, hatte mitunter etwas von Manndeckung

Mann gegen Mann

So passte in der Zentrale Egídio Arévalo explizit auf Messi auf, Diego Pérez übernahm den wiederum auf halblinker Position agierenden Di María; der von der linken Flanke nach innen ziehenden Kun Agüero wurde von Maxi Pereira, mit der Ausnahme von ein oder zwei Szenen, zur Unsichtbarkeit degradiert.

Der Schlüsselspieler bei Uruguay war aber einmal mehr Álvaro Pereira auf der linken Mittelfeldseite. Er schaffte es zum einen, den gegen Costa Rica noch sehr starken Mariano Zabaleta weit hinten zu binden, was dem argentinischen Spiel das letzte Fünkchen Breite nahm. Und andererseits war er der Hauptlink zwischen Defensive und dem Stürmerduo Forlán/Suárez. Keine neue Rolle für ihn: Das war schon bei der WM in Südafrika sein Job.

Ausgleich änderte nichts, Ausschluss wenig…

Argentinien kam nach einer Viertelstunde zum Ausgleich, Higuaín hatte sich bei einem Freistoß von Messi im Rücken von Lugano gelöst. Weiterhin attackierte die Uru-Mittelfeldreihe relativ hoch und früh, während sich die Abwehrkette eher passiv dahinter aufreihte. Im Spiel nach vorne war vor allem Suárez von der argentinischen Hintermannschaft kaum anders als mit Foul zu stoppen.

Aber weil auch die Urus mit einiger Härte weitermachten, zeichnete sich bald ab, dass das Spiel nicht mit 11 gegen 11 zu Ende gehen würde. Kurz vor der Pause war es dann so weit: Diego Pérez, der Bewacher von Di María, sah nach einem taktischen Foul kurz vor der Halbzeit die Ampelkarte. Die Reaktion von Uruguay: Praktisch keine. Tabárez ließ einfach in einem 4-3-2 weiterspielen.

…weil Zanetti völlig nutzlos war

Das ging sich aus, weil von Zanetti auf der Position des Rechtsverteidigers nicht die geringsten Impulse kamen, der Oldie völlig nutzlos für das Spiel der Argentinier war. Überspitzt formuliert reichte es völlig aus, ihn von Álvaro González und Maxi Pereira von der weite böse Blicke zuzuwerfen. Die Dreierkette im Mittelfeld teilte sich nun Messi und Di María einfach untereinander auf, auch weil Gago weiterhin keine wirkliche Rolle zugedacht bekam. Es gab niemanden, den er zu bewachen hatte – allenfals Álvaro Pereira, der nun aber selbst vermehrt defensiv zu tun hatte.

Das Signal zum Schlussspurt war die Einwechslung von Javier Pastore für den abmontierten Di María. Der neue Mann ging ind Zentrum und Messi wich etwas weiter auf den rechten Flügel aus, die beiden Edeltechniker spielten viel besser zusammen als das zuvor mit Di María geklappt hatte. Dass die Uru-Defensive ob der vermehrten Laufarbeit müder wurde, spielt da natürlich auch eine Rolle.

Muslera rettet, Mascherano „gleicht aus“

Auch, wenn Uruguay aus Kontern ständig brandgefährlich blieb, war Argentinien am Drücker, und nur einige unglaubilche Rettungstaten von Fernando Muslera im Uru-Tor hielten das 1:1 fest. Ehe Javier Mascherano auf dem Feld wieder für Gleichstand sorgte: Obwohl es kaum mehr als ein Allerweltsfoul war, musste der Sechser in Minute 86 mit Gelb-Rot vom Platz. So ging es mit gleich vielen Spielern und gleich vielen Toren in die Verlängerung.

Batista hatte schon zuvor Tévez für den gegen Maxi Pereira absolut chancenlosen Agüero gebracht, in Unterzahl fädelten sich dann Tévez, Messi und Pastore vor Gago (und dann vor Biglia, der als echter Sechser dann hineinkam) als kreative Dreiekette auf, Higuaín arbeitete vorne gegen Lugano und Scotti. Erstaunlich: Der verletzungsbedingte frühe Tausch von Scotti für Victorino blieb trotz eigenem und gengerischem Ausschluss der einzige von Tabárez bis zur 109. Miunte. Da gingen die müde gelaufenen Álvaro Pereira und Elgidio Arévalo (der zudem am Rande des Ausschlusses wanderte).

Unterhaltsame und spannende Verlängerung

Der von beiden Teams gut genützte vermehrte Platz auf dem Feld sorgte ebenso für eine äußerst kurzweilige Verlängerung wie die Tatsache, dass beide Mannschaften ganz offensichtlich kein dringendes Bedürfnis hatten, ins Elfmeterschießen zu gehen und dieses somit aktiv verhindern wollten. Chancen gab es auf beiden Seiten und letztlich wäre ein Sieg weder für Uruguay noch für Argentinien nicht unverdient gewesen.

Am Ende ging es aber doch ins Shoot-Out. Bei dem Lionel Messi zwar für Argentinien seinen Versuch sicher verwertete, das taten danach aber auch alle fünf Urus – Forlán, Suárez, Scotti, Gargano und Cáceres. Bei Argentinien allerdings brauchten Pastore und Higuaín schon mächtig Glück. Tévez hatte das nicht: Der überragende Muslera parierte seinen Versuch.

Womit der Gastgeber aus dem Turnier raus ist…

Fazit: Unglücklich verloren, aber verdient ausgeschieden

…und Sergio Batista seinen Job wohl los. Denn seine Mannschaft war in diesem Spiel gegen Uruguay sicherlich nicht die klar schlechtere Mannschaft. Aber über das Turnier gesehen hat Argentinien einfach viel zu wenig gezeigt, um irgend welche Ansprüche auf einen Halbfinal-Einzug oder gar mehr zu stellen. Der haarsträubende Auftritt gegen Bolivien, danach sie exakt selben Fehler gegen Kolumbien – Batista hat sich selbst geschlagen. Ein einziger Sieg bei einem Heimturnier, und das gegen eine U23 aus Costa Rica, ist für einen Titelanwärter eine beschämende Bilanz.

Batista schaffte es nicht, Messi dauerhaft zum funktionieren zu bringen. Er fand keine Antwort auf den Mangel an Außenverteidigern (Dreierkette wäre eine Idee gewesen). Er konnte nicht konsequent für Breite sorgen. Es kam zu wenig aus dem Mittelfeld hinter Messi. Alles spielerische Brandherde, die nicht einmal ausgetreten wurden, geschweige denn gelöscht.

So darf sich Uruguay über ein vermeintlich leichtes Halbfinale gegen Peru freuen. Die Celeste zog ihr gut funktionierendes Defensiv-Konzept auch nach dem Ausschluss unbeirrt durch und wurde damit belohnt, dass Messi viel auf sich alleine gestellt war, weil Di María, Agüero, Zabaleta und damit auch Higuaín kaum ein Faktor waren. Außerdem hat ein Team das Weiterkommen einfach verdient, dass nach 120 aufregenden und kräftezehrenden Minuten noch fünf Elfmeter so bombensicher verwandeln kann.

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Was kann Kolumbien wirklich? Mäßig gegen Costa Rica, stark gegen ein nicht funktionierendes Team aus Argentinien, überhaupt nicht gefordert von Bolivien. Es war nicht möglich, Kolumbien einzuschätzen – aber Peru legte die Stärken der Cafeteros lahm und offenbarte so deren Schwächen.

Peru - Kolumbien 2:0 n.V.

Das größte Problem der Kolumbianer in ihrer Formation war das zu große Loch zwischen den fünf defensiven Spielern und den offensiven. In diesem Bereich konnten sich die Peruaner ohne große Mühe so stellen, dass es den Kolumbianern nicht möglich war, durch das Zentrum Guarín und Aguilar zu bedienen.

Was aber nötig gewesen wäre, denn durch die hohe Positionierung von Advincula und vor allem Vargas waren die im Turnierverlauf so starken kolumbianischen Außenverteidiger Zuñíga und Armero so zurückgedrängt, dass sie auf den Flügeln das im Zentrum entstandenen Loch nicht umgehen konnten. Die Folge: Kolumbien hatte es extrem schwer, den Ball sinnvoll in die gegnerische Hälfte zu bringen. Die wenigen echten Chancen, die es gab, vergab vor allem Falcao.

Peru neutralisiert Guarín

Beim Außenseitern aus Peru war die Aufteilung im Mittelfeld durchaus interessant. Hier stand mit Balbín der Sechser recht tief, Cruzado spielte schräg vor ihm aber weder einen zweiten Sechser, noch war er auf der Höhe der Offensivreihe. Er mischte sich auch nicht, wie für einen Achter sonst üblich, in das Spiel nach vorne ein – er hatte nur einen Auftrag: Die Kreise von Fredy Guarín so nachhaltig wie möglich zu stören.

Chiroque neben ihm rückte indes immer wieder in die Spitze auf und spielte mitunter beinahe auf einer Höhe mit Guerrero. Peru-Teamchef Makarián hatte offenbar deutlich weniger Angst vor Aguilar, an dem das Spiel auch ohne Sonderbewachung vorbei lief. Die Offensive der Peruaner hatte vor allem zwei Mittel zu Bieten: Lange Bälle zum einen und Vargas zum anderen. Letzterer sorgte er für viel Betrieb, aber wenig Gefahr.

Zusätzliche Kontrolle im Mittelfeld

In der Halbzeit ließ Makarián Advincula in der Kabine und brachte mit Carlos Lobatón dafür einen zusätzlichen Mann für das defensive Mittelfeld, einen, über den das Umschalten von Defensive auf Offensive laufen kann. Er stand etwas tiefer im Zentrum, wodurch Peru im Ballbesitz ein recht klares 4-3-3 spielte. So gelang es weiterhin, die Flügel in Schach zu halten und im Zentrum hatte Peru die gegnerische Offensive nun auch im Griff.

Wenn es mal so weit ist, dass Mondbälle von Innenverteidiger Yepes noch die gefährlichste Variante sind, dem Gegner zuzusetzen, spricht das nicht für Kolumbien – die Gelben agierten auch nach der Pause behäbig und uninspierert, langsam und auch etwas lustlos.

Aufbäumen in Ansätzen

Umso bitterer wäre es gewesen, durch einen wirklich dämlichen Elfmeter – Rodríguez hatte Moreno umgerissen – dann doch in Rückstand zu geraten, aber Falcao nahm die Einladung nicht an und knallte den Strafstoß links am Tor vorbei. Hernán Darío Gómez brachte in der Folge Rodallega für den völlig enttäuschenden Ramos, das Problem wurde damit aber nicht behoben: Ohne Unterstützung von hinten waren die kolumbischen Außenstürmer völlig wertlos.

So orientierte sich Rodallega oftmals in die Mitte und Guarín wich etwas aus, wirklich gebracht hat das aber kaum – so war ein kolumbianisches Aufbäumen in Ansätzen zwar erkennbar, aber wirklich zwingend war das lange nicht. Und doch hätte Guaríns Lattenschuss in der Nachspielzeit beinahe doch noch für den späten Sieg gesorgt.

Peru nützt die Fehler aus

Auch in der Verlängerung änderte sich das Bild des Spieles nicht – Peru legte die Seiten lahm und machte die Mitte zu. Unterschied zur regulären Spielzeit: Der Kolumbianische Schlussmann Neco Martínez patzte! Er konnte einen Freistoß wegen eines Crashs mit seinem eigenen Mitspieler Yepes nicht festhalten und Lobatón wuchtete den Ball von der Strafraumgrenze zum 1:0 unter die Latte.

Die Reaktion von Kolumbien? Außer Panik-Wechseln keine. Mit Teó Gutiérrez und Jackson Martínez kamen noch zwei Stürmer, aber ohne die ausgewechselten Aguilar und Sánchez fehlten nun nicht nur Spieler, welche die vielen Spitzen nun bedienen hätten können, sondern auch die Absicherung nach hinten. So fand Peru bei Kontern natürlich mehr Platz vor – und nachdem Martínez wieder zu kurz geklärt hatte und Vargas zum 2:0 traf, war alles entschieden.

Fazit: Kolumbien fehlt der Plan B

Peru hat gezeigt: Wenn man die so starken Außenverteidiger Zuñíga und Armero aus dem Spiel nimmt, steht das komplette Spiel der Kolumbianer still. Das alleine wäre aus Sicht der Unterlegenen noch halb so schlimm, aber es wurde 120 Minuten lang offensichtlich, dass es keinen Plan B gibt, wenn von den Außen nichts kommt und Guarín ständig einer auf den Füßen steht.

So hat Peru letztlich verdient gewonnen, weil man den eigenen Matchplan wunderbar durchgebracht hat und spät, aber doch auch selbst getroffen hat. Ja, zweimal auf Einladung des kolumbianischen Schlussmannes, aber immerhin. Im Semifinale sind die Peruaner wiederum Außenseiter und müssen das Spiel nicht selbst gestalten – und das liegt ihnen ja besonders.

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Copa, Tag 9: Kolumbien spaziert locker zum Gruppensieg https://ballverliebt.eu/2011/07/10/copa-tag-9-kolumbien-spaziert-locker-zum-gruppensieg/ https://ballverliebt.eu/2011/07/10/copa-tag-9-kolumbien-spaziert-locker-zum-gruppensieg/#comments Sun, 10 Jul 2011 21:49:29 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5185 Copa, Tag 9: Kolumbien spaziert locker zum Gruppensieg weiterlesen ]]> Im Schongang, ohne Mühe, mit Halbgas – alles Attribute, die auf den souveränen 2:0-Sieg von Kolumbien gegen die erschreckend harmlosen Bolivianer zutreffen. Unnötiger Kräfteverschleiß wurde erfolgreich vermieden.

Kolumbien - Bolivien 2:0

Hoch stehen und dem kolumbianischen Mittelfeld den Platz zum Lenken nicht gewähren – das war die Marschroute des bolivianischen Teams in der ersten Phase des Spiels. Teamchef Quinteros war nach den beiden Ausschlüssen beim Kollaps gegen Costa Rica zu personellen Umstellungen gezwungen, aber am 4-4-2 änderte er nichts.

Bei Kolumbien startete die erwartete Stammelf, mit dem einzigen sichtbaren Unterschied, dass Ramos und Moreno höher standen als in den Spielen zuvor und aus dem 4-1-4-1 somit eher ein 4-3-3 wurde. Fredy Guarín und Radamel Falcao kennen das ja, unter André Villas-Boas bei Porto wurde ja genauso gespielt, und auch dort haben diverse Gegner versucht, hoch zu stehen (sehr eindrucksvoll ist etwa Villarreal im EL-Semifinale daran gescheitert).

Auch Dayro Moreno beherrscht den Lochpass

Dem kolumbianischen Team fehlte es zunächst am Tempo vor allem im Umschalten nach Ballgewinn, aber auch an der Bewegung, um die beiden bolivianischen Viererketten in Verlegenheit zu bringen. Somit plätscherte das Spiel eine Viertelstunde lang vor sich hin, ehe nicht der eigentlich dafür vorgesehene Guarín, sondern Dayro Moreno aus der Tiefe einen sensationellen Lochpass auf Falcao spielte, der alleine acht Bolivianer aus dem Spiel nahm. Falcao musste nur noch den vielen Raum im Rücken der Viererkette nützen und schob mühelos zum 1:0 ein.

Womit wiederum die Bolivianer gefragt waren, schließlich brauchten sie einen Sieg, um noch ans Viertelfinale denken können zu dürfen. Aber wie schon gegen Costa Rica zu sehen war, können die Männer aus dem Hochland ein Spiel nicht selbst gestalten – und was gegen die U23 von Costa Rica nicht geht, funktioniert gegen das abgebrühte Team aus Kolumbien noch viel weniger.

Elfmeter entscheidet Spiel…

Den Kolumbianern boten sich nun etwas mehr Räume, vor allem über die Flügel, weil Bolivien dort am ehesten versuchte, nach vorne zu kommen. So war es fast logisch, dass sich mit Zuñíga und Armero die beiden bisher wohl besten Außenverteidiger dieser Copa genüsslich nach vorne einschalteten, und es Armero war, der im gegnerischen Strafraum recht plump von Amador gelegt.

Falcao verwandelte sicher, womit die Bolivianer natürlich endgültig geschlagen waren. Das Tempo wich nun merklich aus dem Spiel, weil beide Teams wussten, dass der Leistungsunterschied viel zu groß war, um noch ernsthaft von einer radikalen Wende träumen zu können.

…und beendet es

Und so verwundert es nicht, dass die verbleibende Stunde zu einem tempo- und einsatzarmen Freundschaftsspiel mutierte. Die Kolumbianer verteidigten nicht mehr allzu konsequent am Mann, konnten aber mit geschicktem Stellungsspiel die vielen Ungenauigkeiten im bolivianischen Aufbau nützen, um die Partie zu jedem Zeitpunkt ohne jede Mühe im Griff zu haben.

Die Bolivianer versuchtes es ihrerseits sehr wohl, mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln noch für so etwas wie Torgefahr zu sorgen, aber dazu fehlte es an der Präzision und an der Durchschlagskraft. So konnte es sich Hernán Dario Gómez erlauben, die gelbvorbelasteten Guraín und Moreno vom Platz zu nehmen, ohne die geringsten Befürchtungen haben zu müssen.

Fazit: Bolivien einfach zu schwach

Von den zehn südamerikanischen Teams ist jenes aus Bolivien, dem beachtlichen 1:1 zum Auftakt gegen Argentinien zum Trotz, schon mit einigem Abstand das Schwächste. Es fehlt jeglicher Plan, wie auf eine halbwegs durchdachte Art und Weise die Stürmer ins Spiel gebracht werden sollen, und ist der Ball doch einmal vorne, verstümpert vor allem Marcelo Moreno. Bolivien hat in 270 Minuten Copa América ein einziges Tor zu Wege gebracht, und das war ein über die Linie genudeltes halbes Eigentor aus einer Ecke. Das ist kein Zufall.

Die Kolumbianer mussten sich wirklich nicht anstrengen, um zu einem extrem kräfteschonenenden und nie auch nur im geringsten gefährdeten 2:0 im Schongang zu kommen. Nun warten für den damit feststehenden Sieger der Gruppe A allerdings fünf freie Tage, ehe es gegen einen Gruppendritten ins Viertelfinale geht – genug Zeit also, um nach diesen 90 Minuten Bewegungstherapie den Rhythmus zu verlieren. Als Gradmesser für den weiteren Turnierverlauf kann diese Partie natürlich nicht herhalten, weil man auf kein so schwaches Team mehr treffen wird.

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Copa, Tag 2 – Phase des Chaos bestraft https://ballverliebt.eu/2011/07/03/copa-tag-2-phase-des-chaos-bestraft/ https://ballverliebt.eu/2011/07/03/copa-tag-2-phase-des-chaos-bestraft/#respond Sun, 03 Jul 2011 10:52:36 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5097 Copa, Tag 2 – Phase des Chaos bestraft weiterlesen ]]> Geheimtipp Kolumbien? Mit einem matten Auftritt gegen Costa Rica hielten Falcao und Co. diese Rolle erfolgreich geheim. Ohne Tempo und ohne Inspiration brauchte es einen Ausschluss und folgendes Chaos beim Underdog, um zu einem 1:0-Erfolg zu kommen.

Kolumbien - Costa Rica

Ein mit Spielern in Europas Top-Ligen gespicktes Team auf der einen Seite, eine mit drei älteren Spielern verstärkte U23-Olympiaauswahl auf der anderen – eine klare Sache? Nur auf dem Papier. Denn Costa Rica machte Kolumbien das Leben deutlich schwerer als erwartet.

Kolumbiens Hernán Dario Gómez, der neben seiner Heimat (1998) auch Ecuador (2002) zur WM geführt hatte, schickte sein Team in einem 4-1-4-1 auf’s Feld, in dem Gustavo Bolívar als Sechser sehr tief stand. Über die Flügel sollten Dayro Moreno und Adrian Ramos für Betrieb sorgen, das klappte aber überhaupt nicht.

Räume eng im Zentrum, Räume eng auf den Flügeln

Ricardo la Volpe – der kettenrauchende Teamchef des Underdogs ist seit der WM 2006, als er Mexiko betreute, vor allem in deutschen Sprachraum als „El Fluppe“ bekannt – ließ sein junges Team in einem 3-1-4-2 auflaufen. Was die Mannschaft aus Costa Rica gut spielte und überall die Räume eng machte: In der Zentrale mit drei Mann plus den beiden Stürmern, die sich weit zurückzogen. Auf den Flügeln auch, indem im Notfall immer drei Mann Ramos und Moreno daran hinderten, zur Grundlinie durchzugehen: Der Wing-Back, der schnell nach außen rückende Mann im Halbfeld und schließlich auch der Vertreter aus der Dreier-Abwehr. Diese wiederum nahm Radamel Falcao quasi in den Kessel und ließ dem Porto-Superstürmer überhaupt keine Chance zur Entfaltung.

So schoben sich Yepes, Perea und Bolívar die Bälle hin und her, bis einer – meist Bolívar – den langen Ball auf die Flügel versuchte. Und dieser kam fast nie an. Costa Rica selbst allerdings schaltete nach Ballgewinn blitzschnell um und stürmte mit mindestens vier Mann, mitunter auch mehr, schnell in die sich noch sortierende kolumbianische Abwehr nach vorne. So kam der Favorit, trotz deutlichem Plus an Ballbesitz, kaum zu Chancen, während die Costaricaner mit ihren Gegenstößen eine ständige Gefahr ausstrahlten.

Ausschluss und Umstellungen

Nach einer halben Stunde sah der Costaricaner Randall Brenes nach einem Tritt auf Pereas Knie die rote Karte, was bei beiden Teams Umstellungen zur Folge hatte. Bei Costa Rica rückte nun Calvo immer wieder ins Mittelfeld auf, Leal ließ sich dafür zurückfallen und spielte den linken Mann in der Dreierkette, bzw. einen Linksverteidiger, wenn Calvo aufgerückt und auf der rechten Seite Salvatierra tief agierte. Das System bei Costa Rica schwankte nun zwischen einem 3-5-1 und einem 4-4-1, je nachdem, wo sich Calvo gerade aufhielt.

Auch Hernán Dario Gómez reagierte auf das unbefriedigende Spiel seiner Mannschaft und auf den dezimierten Gegner: Er nahm Aguilar vom Platz und brachte mit England-Legionär Rodallega eine zweite Sturmspitze zu Falcao, stellte gleichzeitig auf 4-4-2 um. So brachte er, weil Guarín nun auf einer Höhe mit Bolívar spielte, mehr Kontrolle ins Zentrum und sorgte für kürzere Passwege auf die Flügel, und hatte zudem eine zusätzliche Anspielstation in der Spitze.

Guaríns größte Stärke: Tore auflegen

Die Vorstöße der Costaricaner gingen deutlich zurück, auf den Flügeln wurde es etwas luftiger und Kolumbien hatte da mehr Platz, zudem wirkte der Außenseiter durch die etwas unklare Rolle von Calvo nicht immer so kompakt wie vor dem Ausschluss. Was seltsam ist, schließlich wurde ein Stürmer ausgeschlossen, was üblicherweise auf die Abwehrformation ja keine Auswirkungen hat.

So oder so, Guarín machte kurz vor dem Pausenpfiff, was er auch in einer starken Saison beim FC Porto am besten macht: Durch kluge Pässe Tore vorbereiten. So fand einer seiner Steilpässe den die Abseitsfalle einer in dieser Situation etwas porösen Abwehr austricksenden Ramos, der ohne Mühe zum 1:0 verwertete.

Ordnung wieder hergestellt

2. Halbzeit

In der Pause beendete La Volpe die 15-minütige Phase der Unordnung und brachte wieder Linie in das Spiel der Seinen. Calvo blieb wieder brav hinten in der Dreierkette, die Wing-Backs orientierten sich überwiegend defensiv, und eine offensive Raute sollte das kolumianische Mittelfeld unter Druck setzen, wie das in der ersten halben Stude so gut geklappt hatte. Elizondo kam für die Position ganz vorne.

Und sofort taten sich die Kolumbianer wieder schwer. Es fehlte das Tempo, um die Costaricaner auseinander zu reißen, zudem hatten diese wieder überall auf dem Feld eine Überzahl hergestellt – trotz des Ausschlusses in der ersten Halbzeit. Falcao und Rodallega standen gegen drei Verteidiger, Guarín und Bolívar standen gegen vier Mittelfeldspieler.

Zu wenig über die Flügel, zu wenig Tempo

Vor allem von Armero und Zuñíga kam viel zu wenig. Sie hätten Moreno und Ramos auf den Flügeln unterstützen müssen, statt dessen blieben sie vorsichtig und zurückhaltend.

So fehlte es Kolumbien an der Breite, und am Tempo sowieso. Sie spürten, dass man von Costa Rica keine Druckphase mehr befürchten musste und verwalteten die Führung etwas behäbig über die Zeit. Und als Gómez eine Viertelstunde vor Schluss Falcao rausnahm und Elkin Soto neben Bolívar in die Mittelfeld-Zentrale stellte, somit wieder zurückging auf ein etwas verwaschenes 4-1-4-1, war das auch ein Signal an die Mannschaft: Lasst es bleiben, das passt schon.

Fazit: Kolumbien wird sich steigern müssen

Es war im Endeffekt ein verdienter Arbeitssieg, aber die Leistung der Kolumbianer war alles in allem schon enttäuschend. Es ist das wohl am besten besetzte Team aus dem Land seit der Blütezeit des Narco-Fútbol bis Mitte der 90er-Jahre, da darf und muss man mehr erwarten als einen mühsamen 1:0-Erfolg gegen eine dezimierte U23-Mannschaft aus Costa Rica. Vor allem das Tempo und das Spiel über die Flügel fehlte.

Costa Rica hingegen zeigte sich durchaus couragiert und schaffte es erfolgreich, den Kolumbianern das Leben schwer zu machen: Gute Raumaufteilung, schnelle Gegenstöße. Was den Mittelamerikanern letztlich zum Verhängnis wurde, war die viertelstündige Phase der Unordnung zwischen Ausschluss und Halbzeit. Dennoch haben sie sich besser verkauft, als das zu erwarten gewesen wäre.

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Verunsicherte, Experimentierende und heiße Außenseiter – Vorschau zur Copa America https://ballverliebt.eu/2011/07/01/verunsicherte-experimentierende-und-heise-ausenseiter-vorschau-zur-copa-america/ https://ballverliebt.eu/2011/07/01/verunsicherte-experimentierende-und-heise-ausenseiter-vorschau-zur-copa-america/#comments Fri, 01 Jul 2011 08:08:56 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5078 Verunsicherte, Experimentierende und heiße Außenseiter – Vorschau zur Copa America weiterlesen ]]> Als ob Gastgeber Argentinien nicht so recht an eine Euphorie geglaubt hat… Die Copa America 2011 sieht nur ein einziges Spiel, das Finale, in Buenos Aires, dafür kommen Provinzstädte wie Jujuy, Salta und San Juan zu Ehren. Sportlich ist der Veranstalter Favorit – aber einer mit Fragezeichen. Das steht aber nicht nur beim argentinischen Team.

Argentinien ist Gastgeber, Argentinien ist der Topfavorit, im Vorfeld wird nur über die Albiceleste berichtet – nur im Land des Veranstalters kommt man nach der beinahe nationalen Katastrophe des River-Abstiegs erst langsam zu sich. Für Teamchef Sergio Batista ist es ein Jahr nach Amtsübernahme eine zwiespältige Situation: Einerseits muss er den ersten Titel seit 1993 holen, andererseits will er schon in Richtung WM 2014 aufbauen und ein wenig experimentieren.

Gruppe A: Eine Barça-Kopie für Messi

Bei der Copa wird es Batista mit einem 4-3-3 versuchen, in dem Messi die falsche Neun gibt, also genau wie bei Barcelona. Nur: Ob ihn Mascherano, Cambiasso und Banega genauso bedienen können wie Xavi, Iniesta und Busquets bei den Katalanen? Nicht das einzige Fragezeichen. Offen ist auch die Frage, wer auf den Flügeln spielt. Batista wollte eigentlich Mega-Talent Pastore als Mann hinter einem höher stehenden Messi aufbauen, auf dem Flügel ist das schmächtige Kerlchen von Palermo eher nicht zu Hause. Tévez hat nicht das beste Verhältnis mit Batista, seit er offen für Madarona Partei ergriffen hatte. Milito und Higuaín sind im Zentrum stärker, Agüero genauso. Lavezzi und Di María düfen sich da größere Hoffnungen machen. Dazu kommt eine Defensive, die große Kopfschmerzen bereitet. Mit dem Duo Burdisso/Milito innen, und Rojo und dem antiken Javier Zanetti auf den Außen ist man hier nicht übertrieben gut besetzt…

Immerhin, in der Gruppe gibt es nur einen nennenswerten Gegner – Kolumbien. Das Team um Porto-Superstürmer Radamel Falcao ist nicht zu unterschätzen, zumal das Team fast schon sprichwörtlich stark in der Defensive steht. Argentiniens Auftaktgegner Bolivien wird wie seit der WM-Teilnahme 1994 eigentlich immer kaum eine Rolle spielen, die Gäste aus Costa Rica füllen auch eher das Feld auf, als dass sie eine wirkliche Chance hätten.

Gruppe B: Menezes testet

Brasiliens Teamchef Mano Menezes ist in einer eher luxuriösen Situation – und dann auch wieder nicht. Für die Seleção sind es die letzten Bewerbsspiele für zwei Jahre, bis zum Confed-Cup 2013. Die nützt Menezes, um kräftig zu experimentieren und viele Junge einzubauen: Neymar und Ganso springen da in erster Linie ins Auge, André Santos und Thiago Silva hinten, Pato vorne. Auch, wenn das in Brasilien keiner offen sagt, aber Menezes muss die Copa nicht gewinnen, und läuft alles normal, wird er sie auch nicht gewinnen. Aber wichtige Erkenntnisse wird er schon mitnehmen.

Paraguay ist bei der WM ins Viertelfinale gekommen, ohne etwas Außergewöhnliches dafür tun zu müssen und ohne annähernd das Potential auszuschöpfen, außerdem ist Erfolgs-Teamchef Gerardo Martino geblieben, sodass von diesem Team einiges zu erwarten ist. Ecuador will nach der verpassten WM wieder Schwung aufnehmen – vor allem über den Flügel von Antonio Valencia. Und von Venezuela soll nach starken Ergebnissen im Nachwuchsbereich in Zukunft einiges zu sehen, aber ob das schon bei dieser Copa etwas wird? Die Gruppengegner sind schon stark…

Gruppe C: Die heißen Geheimtipps

Uruguay und Chile – zwei der ganz großen positiven Überraschungen bei der WM! Und beide rechnen sich gute Chancen aus, den experimentierenden Brasilianern und den verunsicherten Argentiniern den Titel weg zu schnappen. Chile versucht das mit Arturo Vidal und Alexis Sánchez, aber ohne den im Streit mit dem Verband abgewanderten Ex-Teamchef Marcelo Bielsa – Nachfolger Claudio Borghi lässt nicht ganz so spektakulär spielen wie „El Loco“, aber die Chilenen müssen dennoch als möglicher Kandidat auf ein gutes Abschneiden gelten, zumal die Gruppenspiele alle in Andenstädten unweit der chilenischen Grenze stattfinden.

Und der WM-Vierte aus Uruguay ist natürlich auch nicht zu unterschätzen. Bei der Celeste gibt es aber einen signifikaten Unterschied zur Weltmeisterschaft: Nach einem schrecklichen Jahr bei Atlético Madrid ist nicht mehr Diego Forlán der Mann, auf den sich alles konzentriert, sondern Edinson Cavani. Der langhaarigen Superstürmer von Napoli hat eine sensationelle Saison hinter sich und strotzt vor Selbstvertauen, so ist es ihm durchaus zuzutrauen, sein Team weit zu führen.

Degegen wird Peru eher ein Prügelknabe werden: Mit Claudio Pizarro und Jefferson Farfán fallen dem eh schon schlechtesten südamerikanischen Team der letzten Jahre auch noch die besten Spieler verletzt aus. Und Mexiko wird nach dem Sieg beim Gold-Cup eher mit einer B-Truppe daherkommen – etwa ohne Javier Hernández, ohne Salcído, ohne Rafa Márquez, ohne Torrado. Die Tri nimmt das Turnier eher mit, aber nicht so richtig ernst.

Mit dem Match Argentiniens gegen Bolivien geht es also los. Eine vermeintlich leichte Aufgabe zum Start für den Favoriten. Was aber auch die Gefahr birgt, dass bei einer Niederlage der Katzenjammer nach dem River-Abstieg nahtlos verlängert wird…

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Villas-Boas besteht die Meisterprüfung https://ballverliebt.eu/2011/05/18/villas-boas-besteht-die-meisterprufung/ https://ballverliebt.eu/2011/05/18/villas-boas-besteht-die-meisterprufung/#respond Wed, 18 May 2011 21:12:17 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4759 Villas-Boas besteht die Meisterprüfung weiterlesen ]]> 33 Jahre alt, und schon ein europäischer Champion: André Villas-Boas, der sich selbst als Nachfolger von Sir Bobby Robson sieht, feiert mit dem 1:0-Arbeitssieg in einem unspektakulären Finale gegen Braga seinen endgültigen internationalen Durchbruch. Untypisch für Porto mit sehr kontrollierter Offensive.

FC Porto - Sporting Braga 1:0

Gianluca Vialli war der jüngste Trainer, der einen Europacup gewann – als Chelsea 1998 im Cupsieger-Finale von Stockholm durch ein Tor von Gianfranco Zola Stuttgart mit 1:0 besiegte, war er ein paar Monate älter als André Villas-Boas. Der in Anlehung an seinen Lehrmeister José Mourinho auch „The Special Two“ genannt wird. Sich selbst aber eher in den Fußstapfen seines Entdeckers Sir Bobby Robson sieht. Und gegen den unangenehmen Underdog aus Braga mit seiner Mannschaft vor der Drucksituation stand, als haushoher Favorit eigentlich nur verlieren zu können.

Die beiden Spieler mit dem größten Einfluss auf das Spiel waren die beiden, die wohl am wenigsten aufgefallen sind: Vandinho und Custódio im defensiven Mittelfeld von Braga. Diese beide schafften es beinahe im Alleingang, das sonst so spielstarke und im Spielaufbau der Flügel von Porto so wichtige Mittelfeld im 4-3-3 von Porto völlig zum erliegen zu bringen. Moutinho und vor allem der seit Monaten in einer Traumform agierende Guarín waren über weite Strecken der ersten Hälfte überhaupt kein Faktor, Fernando fand somit kaum Anspielstationen und das Angriffsspiel von Port war praktisch vollständig auf lange Bälle reduziert.

Álvaro Pereira und Christian Sapunaru konnten zudem oft nicht wie gewünscht nach vorne marschieren, weil die Außenspieler von Braga – vor allem Alan, aber auch Paulo César – über die Flügel eine ständig drohende Gefahr waren und Bälle gut abschirmten, sodass die Mitspieler Zeit hatten, aufzurücken. So war der einzige Spieler, der Braga in der ersten Hälfte dauerhaft Probleme bereitete, Hulk.

Hulk, die zentrale Anspielstation

Denn nur der Brasilianer blieb als tauglicher Emfpänger für die hohen Bälle über das Mittelfeld hinweg in Frage. Silvestre Varela bemühte sich zwar redlich, ihm fehlt es aber an der körperlichen Statur, und Falcao war bei Paulão und Alberto Rodríguez in guten Händen. Hulk aber spielte, was er am besten kann: Den schnellen und bulligen Flügelstürmer mit Zug zum Tor, gegen den oft nur überharter Einsatz hilft. So holten sich schon in der ersten halben Stunde mit Viana und Sílvio zwei Gegenspieler von Hulk die gelbe Karte ab – Sílvio hätte sich für seine rüde Attacke sogar über Rot nicht beschweren dürfen.

Defensiv stand Braga vor allem dank Vandinho und Custódio also hervorragend, nach vorne brachte der Außenseiter aber wenig auf die Kette. Alan und Paulo César drückten die Porto-AVs zwar gut nach hinten, ihre Pässe in die Mitte auf Lima wurden aber entweder verhindert oder kamen nicht an. So verharrte das Spiel über weite Strecken der ersten Halbzeit in einer Art gegenseitiger Würgegriff: Das Mittelfeld wurde defensiv zwar von Braga dominiert, kreativ wurden die Roten aber nicht; und auf den Flügeln stand man sich gegenseitig auf den Füßen.

Erste Schlampigkeit sofort bestraft

Bis kurz vor der Pause Viana und Vandinho  für einmal Fredy Guarín doch entwischen ließen. Seine präzise Flanke aus dem Halbfeld verwandelte Landsmann Falcao per Kopf zum 1:0 für Porto, weil auch die Innenverteidigung von Braga in dieser Szene mal nicht im Bilde war. Bitter für den Außenseiter, denn so wurde die erste Schlampigkeit in einer bis dahin defensiv extrem stark geführten Partie sofort bestraft.

Und die zweite große Schlampigkeit folgte unmittelbar nach Wiederanpfiff: Der für Viana eingewechselte Mossoró luchste Rolando den Ball ab, lief alleine auf Helton zu – aber anstatt überlegt zum Ausgleich einzuschieben, schoss er den schon halb am Boden liegenden Porto-Goalie mehr oder weniger an.

Änderungen bei Braga verpuffen

Domingos Paciênca wechselte eben in der Pause zweimal innerhalb seines Systems: Neben dem Innenverteidiger-Tausch Kaká für Rodríguez kam Mossoró für den unauffälligen Viana – der ehemalige Jungstar, der auch bei Newcastle und Valencia spielte, brachte nach vorne nur sehr wenig und hatte defensiv schon die Hypothek einer gelben Karte zu tragen. Mossoró interpretierte die Rolle etwas offensiver und orientierte sich noch mehr als Viana auf die Seite von Paulo César.

Aber Porto spielte nicht, wie im Verlauf der Saison schon so oft, weiter voll auf Angriff, um das Spiel vorne zu entscheiden, sondern machten nun das Mittelfeld ähnlich zu wie Braga das in der ersten Hälfte gemacht hat. Das hieß, dass Vandinho und Custódio defensiv kaum mehr gebraucht wurden, der nun immer mehr aufrückende Cuostódio kam aber gegen Fernando und dann auch gegen den eingewechselten Belluschi kaum durch.

Durch das Zenturm Standards schinden

Und auch der dritte Wechsel bei Braga – Meyong-Zé ersetzte Lima – brachte nicht viel. Über die Flügel kam beim Außenseiter immer weniger, je näher er zum Schlusspfiff ging; Alan rückte immer weiter ein, und so konnte auch Álvaro Pereira immer mehr nach vorne gehen. Große Ideen hatte Braga nicht, es ging immer mehr durch das Zentrum, und am Ende versuchte man nur noch, Strandardsituationen zu schinden. Zumeist ohne Erfolg.

Brechstangenfußball brachte Braga in diesem Finale aber nicht mehr zum Erfolg, und darum gab es auch keinen Ausgleich mehr. Und Porto war der Sieger.

Fazit: Braga einfach nicht gut genug

Es war kein Offensivfeuerwerk, das Porto da abbrannte. Im Gegenteil: Anders als in den Runden zuvor wartete das Team von André Villas-Boas geduldig auf die Chance, nützte diese eiskalt, und verwaltete in der zweiten Hälfte den Vorsprung. So ist es nicht das Spiel, an das man sich noch lange erinnern wird – sondern die Tatsache, dass dies das Finale war, in dem Villas-Boas seinen ersten Europacup gewann, als jüngster Trainer überhaupt. Braga fehlte es gegen die kompakte und kontrolliert spielende Über-Mannschaft der portugiesischen Liga ganz einfach an der Klasse.

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Der vierfache Falcao nützt die hohe Linie https://ballverliebt.eu/2011/04/28/der-vierfache-falcao-nutzt-die-hohe-linie/ https://ballverliebt.eu/2011/04/28/der-vierfache-falcao-nutzt-die-hohe-linie/#respond Thu, 28 Apr 2011 21:25:46 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=4665 Der vierfache Falcao nützt die hohe Linie weiterlesen ]]> 0:1 kurz vor der Pause? Für den FC Porto kein Problem! Das Team von Trainer-Shootingstar André Villas-Boas drehte nach dem Seitenwechsel brutal auf und überrannte die erstaunlich hohe Verteidigungslinie bei Villarreal. Und kann den Flug zum Finale in Dublin nach dem 5:1 mit vier Falcao-Toren schon buchen.

FC Porto - Villarreal CF 5:1

Ein vorweggenommenes Finale – so wurde im Vorfeld das Aufeinandertreffen der zwei wohl besten Teams der laufenden Europa-League-Saison betitelt. Wer auch immer hier weitergekommt, muss beim Finale in Dublin als großer Favorit gelten. Und nach einer ausgeglichenen ersten Hälfte zeigte die zweite Halbzeit, dass das nur ein Team sein kann.

Kein Zugriff auf den Strafraum

Die deutlich aktivere Seite bei Porto war jene über Álvaro Pereira. Der Uru marschierte viel nach vorne, obwohl von Cristián Rodríguez nicht allzu viel Unterstützung kam und Mourinho sich in seinem Positionsspiel eher zurückhielt. Darauf reagierte Villarreal aber sehr gut: Oftmals zog sich die Verteidigungskette zusammen und Cani bzw. Cazorla ließen sich auf Außenverteidiger-Positionen fallen, zudem machte Bruno Soriano die Mitte dicht. So war es mehr als nur einmal das Fall, dass Pereira zwar bis zur Grundlinie durchkam, aber im Zentrum keine Anspielstation fand – und so wieder den Rückwärtsgang einlegen musste.

Den Portugiesen fehlte es im Spielaufbau am nötigen Tempo, um die Defensive der Spanier auseinander zu reißen. So machte Falcao gegen Musacchio und Marchena überhaupt keinen Stich, und Sapunarus Vorstöße endeten oftmals schon am guten Cazorla, bzw. an Catalá, wenn Cazorla (wie es dem 4-4-2 von Garrido entspricht) im Mittelfeld einrückt. So blieben Porto zumeist nur Distanzschüsse. Diese ließen die Spanier zwar in erstaunlicher Häufigkeit zu, aber Diego López war immer auf dem Posten.

Selbst versuchte Villarreal, mit schnellen, steilen Gegenstößen zum Erfolg zu kommen. So tanzte Rossi immer hart am Rande des Abseits herum, während sich Nilmar ins Mittelfeld zurückfallen ließ und mitunter gar als rechter Mittelfeldspieler agierte, wenn Cani nach hinten ging. Porto hatte somit zwar den Großteil des Ballbesitzes, aber Villarreal war durchaus gefährlicher, hatte schon ein-, zweimal Pech im Abschluss, ehe kurz vor der Halbzeit doch noch das 1:0 fiel – ein langer Ball auf Nilmar auf der rechten Flanke, der passt schnell zur Mitte, und Cani nützte die Tatsache aus, dass Otamendi noch nicht rechtzeitig zurück geeilt war. Die hohe Verteidigungslinie, die Porto im Normalfall offensiv so stark macht, wurde defensiv bestraft.

Porto schlägt zurück – über rechts

Und beinahe wäre das in der 47. Minute gleich noch einmal passiert, als Cazorla nicht im Abseits stand und alleine auf Helton zulief – aber am Brasilianer scheiterte. So gab’s statt dem 2:0 für Villarreal praktisch im Gegenzug den Ausgleich: Falcao suchte den Kontakt mit dem herausstürmenden Villarreal-Goalie López, den fälligen (und korrekten) Elfmeter verwandelte er selbst.

Entscheidend war für die unglaubliche zweite Hälfte von Porto aber nicht nur der schnelle Ausgleich, sondern auch die Tatsache, dass die rechte Seite ganz massiv zulegte. Vor allem Guarín übernahm nun richtig Verantwortung, stellte sich deutlich höher als Moutinho auf der halblinken Seite, konnte Cazorla besser binden und gewährte so Sapunaru den Platz, den der Rumäne auch ausnützte. Und was noch hinzukam: Villarreal versuchte selbst, höher zu verteidigen – etwa auf Höhe der Strafraumgrenze – und das wurde den Spaniern letztlich auch zum Verhängnis.

Zweites Gegentor zeigt Wirkung

Den ganzen Willen, mit dem Porto das Spiel drehen wollte, zeigte Guarín selbst mit seinem 2:1 in der 61. Minute. Der Kolumbianer setzte sich über seine rechte Seite durch, traf erst noch den Pfosten, ehe er den Nachschuss versenkte. Die Spieler von Villarreal standen nicht nur erst zu hoch, sondern dann auch noch staundend daneben.

Die Portugiesen hatten nun erkannt, wie verwundbar Villarreal über die linke Abwehrseits, namentlich Catalá, ist. Zudem wurde das durch die Einwechslung von Mubarak Wakaso (für Borja Valero) um nichts besser – der Ghanae ging nominell auf die rechte Mittelfeldseite, stand aber sehr weit im Halbfeld um Guarín zu empfangen. Das ging gar nicht gut – denn so konnten Sapunaru und vor allem Hulk mit Catalá machen, was sie wollten. So wurde auch das 3:1 über diese (in dieser Situation komplett vewaiste) Seite vorbereitet, und letztlich auch das 4:1, als ein Freistoß von der halbrechten Seite in den Strafraum flog und die hoch stehende Abseitsfalle der Spanier überlistet wurde.

Villarreal geschlagen

Die Außen hielten nicht dicht, und auch das Zentrum mit Musacchio und Marchena wackelte immer mehr – die beiden hatten Falcao, der in der ersten Hälfte überhaupt nicht zur Geltung kam, überhaupt nicht mehr im Griff. Und so konnte der Kolumbianer in der Nachspielzeit aus einem Eckball auch noch sein viertes Tor markieren – das 5:1.

Villarreal hatte in der Schlussviertelstunde auf ein 4-1-3-2 umgestellt, was aber nicht funktionierte: Hinter der Mittelfeldreihe konnte sich Porto problemlos ausbreiten, vor allem Guarín und Hulk waren nicht zu stoppen und Falcao braucht nun mal nicht viele Chancen.

Fazit: Sensationelle zweite Hälfte

Vor der Pause fand Porto nicht so richtig den Zugriff auf den Strafraum der Spanier, dann wurde auch noch die hohe Verteidigungslinie bestraft. Doch es spricht für diese Mannschaft, wie sich Porto von diesem Nackenschlag erholt hat. Denn nicht nur, dass sie sich nicht vom Rückstand beirren ließen, die Portugiesen spielten in der zweiten Hälfte ganz groß auf und fanden den defensiven Schwachpunkt. Und dieser wurde gnadenlos angebohrt. Entscheidend dafür war die Leistungssteigerung von Guarín, der so nicht nur selbst gute Aktionen zeigte, sondern auch den Weg für Hulk freimachte.

Damit ist das Rückspiel nur noch Formsache. Und mit der sensationellen zweiten Hälfte bestätigte Porto natürlich auch die Rolle als ganz großer Favorit auf den Titel.

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