Zinsberger – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Thu, 04 Aug 2022 09:43:59 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Der Abstoß: Eine Sinnsuche https://ballverliebt.eu/2022/07/22/der-abstoss-eine-sinnsuche/ https://ballverliebt.eu/2022/07/22/der-abstoss-eine-sinnsuche/#comments Thu, 21 Jul 2022 22:51:51 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=18214 Der Abstoß: Eine Sinnsuche weiterlesen ]]> Österreich verabschiedet mit einem 0:2 gegen Deutschland aus der EURO 2022. Das Frauen-Nationalteam hat gegen hoch favorisierte Gegnerinnen eine starke Leistung abgeliefert (Philipp wird nach seinem Urlaub noch mehr dazu schreiben). Aber am Ende des Abends sprachen trotzdem alle von einem Patzer, der den Deckel draufgemacht hat. Dieser Abstoß. Der Versuch einer Erklärung.

88:56

Es war bei Minute 88:56. Österreich war im Ballbesitz. Eine Standardsituation. Keine Gefahr. Als Innenverteidigern Carina Wenninger den am Fünfer aufgelegten Ball an Torfrau Manuela Zinsberger abspielt.

88:58

Zinsberger nahm den Ball an. Sie legte ihn sich vor. Etwas weiter als sonst. Aber wie schon einige Male im Spiel Turnier, wollte sie ihn weit wegschlagen.

88:59

Doch die Deutsche Alexandra Popp war in der Zwischenzeit im halben Sichtschatten von Zinsberger herangenaht, und blockte den Ball.

89:00

Als die Matchuhr vier grausame Sekunden nach dem Abstoß auf 89:00 umschlug, rollte der Ball über die Linie. Popp hatte ein Tor erblockt. Das 2:0 war das zweite österreichische Geschenk des Abends. Der Sommertraum der Österreicherinnen war vorbei.

Und das Publikum in Österreich fragte sich: Wieso, bitte?

Wieso ein solcher Abstoß?

Die Antwort ist nicht einfach zu finden. Aber weil die Variante so offensichtlich beabsichtigt eingesetzt wurde, und wir Irene Fuhrmann zumindest im Moment gerade nicht fragen können, wage ich den hypothetischen Versuch.

Zuerst einmal zur Erinnerung: der Abstoß wäre noch vor kurzer Zeit unmöglich gewesen. Ein Abstoß hatte den Regeln zufolge den Strafraum zu verlassen, bevor ein:e Mitspieler:in ihn berühren hätte dürfen. Seit sich das zur Saison 2019/20 geändert hat, wird mit den neuen Gegebenheiten experimentiert. Kürzere Abspiele sind bei einigen ballsicheren Mannschaften populär geworden. Es ist ein legitimer Versuch, das Feld so groß wie möglich zu machen.

Trotzdem ist die ÖFB-Frauen-Variante ein Fall für sich. Aufgrund der schieren Richtung, in die Bälle wie dieser abgespielt werden. Andere Teams spielen den Ball in der Regel die Torlinie entlang zur Seite. Von der Torfrau zur Verteidigerin. Und dort suchen sie eine nächste Station. Doch die ÖFB-Innenverteidigerinnen spielen den Ball immer wieder in die Mitte zur Torfrau. Und die wird meist recht schnell unter Druck gesetzt und tritt meist ohne Raumgewinn einen weiten Ball.

Kann es einen Grund dafür geben?

Das ist ehrlichweise eine Kopfnuss. Konzeptionell gesehen ist der eigene Fünfmeterraum die Zone am Feld, in der wenig gewonnen aber viel verloren werden kann. Man würde meinen, es ist DIE Zone, in der man keinen Druck einladen möchte. Trotzdem scheint genau das die Strategie zu sein.

Wenn das gut geht, ist die Belohnung klein. Aber es könnte beim hartnäckigen Versuch vielleicht einen Sinn in der schwer erklärbaren Vorgehensweise zu finden, zumindest eine geben: Die gegnerischen Stürmerinnen, wären so weit wie möglich aufgerückt. Einmal überhoben wären sie in der nächsten Aktion ziemlich sicher aus dem Spiel. Und das Spiel ist in Bewegung gebracht. Beides erleichtert vielleicht etwas den Kampf um den vor allem zweiten Ball im Mittelfeld, den die Österreicherinnen immer wieder sehr gut beherrschen.

Bei einem direkten Abschlag auf ein unbewegtes Feld ist das verteidigende Team besser aufgestellt. Nur: wenn diese Überlegungen zutreffen, geht es allenfalls um eine leichte Verschiebung der Wahrscheinlichkeiten. Und das Verhältnis zwischen einem theoretischen Nutzen der Abstoßvariante und einem immer gegebenen Risiko scheint hier einfach nicht zu stimmen.

Und zudem stellt sich die Frage. Hätte ein Pass von Zinsberger auf Wenninger (oder in die andere Richtung auf Georgieva) vom Tor weg nicht wirklich einen ähnlichen aber etwas weniger riskanten Effekt? Ja, man wäre etwas zur Seite verlagert, aber würde ebenfalls mindestens eine Stürmerin an sich ziehen und das Feld in Bewegung bringen.

Was hätte das gegen Deutschland gebracht?

Nicht nur, weil sie es nach diesem Zuspiel die ganze Zeit tat, sondern auch weil es die 89. Minute war und Österreich im Rückstand, war immer wahrscheinlich, dass Zinsberger den weiten Ball suchen würde. Die Mitspielerinnen im Strafraum wussten es, den sie boten sich für einen kurzen Pass gar nicht mehr an. Und Popp wusste es. Die Deutschen hatten (wie immer wenn Wenninger sich zu dieser Variante zum Ball stellte) zwei Spielerinnen am Sechzehner, die so aus dem Spiel genommen worden wären.

Allerdings: Die standen schon zu Beginn der Szene ganz nah am Strafraum und hätten auch nach einem direkten Abschlag – oder einem Abschlag nach einem Pass zur Seite – kaum in die nächste Aktion eingegriffen. Der Gewinn in der Situation wäre also gering gewesen. Selbst wenn sie funktioniert hätte.

Gemischte Bilanz früherer Versuche

Und wenn es hinhaut? Es gab auch in der 41. Minute mit derselben Variante zwar einen geglückten Abschlag, aber einen direkten Ballverlust im Mittelfeld. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte funktionierte die Variante mit Georgieva einmal und musste davor mit Wenninger wegen eines Regelverstoßes einmal wiederholt werden. In anderen Szenen war im TV aufgrund der Regie schwer zu erkennen, ob sie versucht wurde (ebenso wie wohlgemerkt andere mögliche Bewegungen oder aufschlussreiche Bilder aus dem Mittelfeld nie zu sehen waren).

Neben der prinzipiellen Frage des Sinnhaftigkeit war es wohl auch situativ am Ende vermutlich eine Fehlentscheidung der Spielerinnen, die Option in der 89. Minute überhaupt zu ziehen. Mit dem hektischen Willen, so schnell wie möglich vor zu kommen und der Torfrau gar keine alternative Anspielstation zu bieten, wurde das Risiko eines katastrophalen Fehlers maximiert – ein Automatismus vielleicht zum falschen Zeitpunkt abgespielt. Der Trost: im Endeffekt war es wohl auch nicht das entscheidende Tor, sondern nur das, das endgültig den Deckel drauf gemacht hat.

Ob es sich aber lohnt, die Variante in der Zukunft im Repertoire zu behalten, ist schwer fraglich.

Du hast eine bessere Erklärung als Tom? Ab in die Kommentare damit

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Nici Billa Fußballerin des Jahres – und wie geht’s den anderen? https://ballverliebt.eu/2019/12/17/nici-billa-fussballerin-des-jahres-und-wie-gehts-den-anderen/ https://ballverliebt.eu/2019/12/17/nici-billa-fussballerin-des-jahres-und-wie-gehts-den-anderen/#comments Tue, 17 Dec 2019 22:58:39 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=16569 Nici Billa Fußballerin des Jahres – und wie geht’s den anderen? weiterlesen ]]> Österreichs Fußballerin des Jahres heißt Nici Billa. Die 23-jährige Tirolerin ist nicht nur im Nationalteam in die Fußstapfen von Nina Burger getreten, sondern hat vor allem auf Klub-Ebene das mit Abstand beste Halbjahr ihrer Karriere hinter sich – Billa hat einen großen Anteil daran, dass Hoffenheim sensationell auf Platz zwei überwintert. Aber auch andere Österreicherinnen spielen bei ihren Klubs in guter Form.

Beim 5:1 über Potsdam (mit Zadrazil und Höbinger) erzielte Nici Billa drei Tore.

Drei Tore in der Saison 2017/18, immerhin neun in der letzten Saison – und nun das: 14 Billa-Tore in 13 Spielen.

Klubs aus dem Herren-Bereich wie Wolfsburg und Bayern gehen mit vergleichsweise großem finanziellem Aufwand auf die Titel im Frauenfußball los, viele andere (wie Leverkusen, Köln und Gladbach) haben zwar Frauen-Abteilungen, diese fristen bei ihren Vereinen aber ein desinteressiertes Schattendasein.

Nicole Billas TSG Hoffenheim ist kein Spitzenklub. Seit dem Aufstieg in die deutsche Frauen-Bundesliga 2013 pendelte der Verein stets zwischen Platz sechs und acht. Hoffenheim versteht sich als Talenteschmiede. Der Kader hat sich gegenüber der Vorsaison kaum geändert; mit Maximiliane Rall und Lena Lattwein sind nun zwei der Jungen im erweiterten Kreis des DFB-Teams. Nici Billa kann sich nach dem Ende ihrer Ausbildung zur Kleinkind-Pädagogin im Sommer nun voll auf den Fußball konzentrieren, zudem ist das System jetzt voll auf sie als Sturmspitze zugeschnitten. In vergangenen Jahren hatte sie auch oft auf die Flügel ausweichen müssen.

Die einzige Niederlage kassierte man (logisch) gegen Dominator Wolfsburg, dazu gab es ein Remis in Frankfurt. Alle andere Spiele wurden gewonnen, zuhause hat Hoffenheim noch eine komplett weiße Weste – 4:0 gegen Köln, 7:0 gegen Essen, 5:1 gegen Potsdam, sogar die Bayern wurden 1:0 besiegt.

Hinzu kommen Billas fünf Tore im Länderspiel-Herbst als Burger-Nachfolgerin in der Sturmspitze. Nachdem sie gemeinsam mit Lisa Makas 2014/15 im Trikot von St. Pölten die heimische Liga kaputt geschossen hat (Billa 27 Tore, Makas 20 Tore in 18 Spielen), haben die Jahre danach zur Reife beigetragen. Nun wird geerntet – und nach zweifacher Junioren-Weltmeisterin im Kickboxen (2008 und 2009) ist Billa nun eben auch Österreichs Fußballerin des Jahres 2019.

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Die anderen Österreicherinnen in Deutschland

Sarah Zadrazil (Fußballerin des Jahres 2018) hat ein schwieriges erstes halbes Jahr als Kapitänin von Traditions-Klub Turbine Potsdam hinter sich. Die Abgänge von drei Teamspielerinnen im Sommer (Huth und Rauch, dazu die Schwedin Ilestedt) waren kaum zu kompensieren. Nach zwischenzeitlich vier Niederlagen am Stück robbte sich Turbine zumindest wieder auf den fünften Platz nach vorne und Jung-Teamspielerin Marie Höbinger spielte sich dabei in die Mannschaft.

Laura Feiersinger, Verena Aschauer und Barbara Dunst sind allesamt Stammkräfte beim FFC Frankfurt, der im Sommer mit der Eintracht fusionieren wird und aktuell einige vielversprechende Talente unter Vertrag hat (Freigang, Kleinherne, Pawollek, Mauron, Shekira Martinez); Yvonne Weiharter wird regelmäßig eigewechselt. Carina Wenninger, die einzige verbliebene Österreicherin bei Bayern München, spielt auch unter dem neuen Trainer Jens Scheuer regelmäßig.

Gini Kirchberger ist bei Freiburg absolut gesetzt, ganz nach Wunsch läuft es aber trotz Top-Talent Klara Bühl im Angriff nicht. Bei Sand ist Routinier Nadine Prohaska immer dabei, Stürmerin Viki Pinther meistens (wiewohl sie noch ohne Torerfolg ist); Verteidigerin Marina Georgieva selten. Duisburg kämpft mit Lisa Makas (zwei Tore, davon ein tolles gegen Wolfsburg) wie erwartet gegen den Abstieg, ebenso wie Aufsteiger Köln (Abwehrspielerin Sabrina Horvat Stamm).

Billas Hoffenheim-Kolleginnen haben hingegen einen schweren Stand. Linksverteidigerin Katharina Naschenweng ist anderthalb Jahre nach ihrem Kreuzbandriss zumindest schon zweimal eingewechselt worden, aber Laura Wienroither und Jenny Klein hängen bei der Zweitliga-Reserve in der Warteschleife. Katharina Schiechtl ist mit Bremen auf dem überlegenen Weg zum direkten Wiederaufstieg.

Das Arsenal-Duo: Zinsberger und Schnaderbeck

Die ÖFB-Kapitänin und die ÖFB-Torhüterin sind gemeinsam in England unter Vertrag – bei Meister Arsenal. Für Schnaderbeck ist es nach einer wegen Verletzungen verlorenen Saison 2018/19 die erste echte für Arsenal, für die von den Bayern gekommene Zinsberger ist sie das tatsächlich. Und, naja, es läuft.

Die Bilanz zu Weihnachten: 27 von 30 möglichen Punkten in der Liga (nur gegen Chelsea ging’s daneben), 13 von 15 möglichen Punkten in der Ligacup-Vorrunde, vier Siege in vier Spielen in der Champions League.

Arsenals Stamm-Elf in der Liga

Zinsberger ist die Nummer eins in der Liga (9 von 10 Spielen absolviert), ihre Konkurrentin Pauline Peyraud-Magnin im Ligacup. Im Europacup kam Zinsberger bisher einmal zum Einsatz, die Nr. 2 des französischen Nationalteams dreimal.

Schnaderbeck gehörte zu Saisonbeginn an sich nicht zur ersten Elf, spielte aber dann doch fünfmal von Anfang an (in der Innenverteidigung bzw., ungewohnt, als Linksverteidigerin) und kam in der Ligacup-Gruppenphase regelmäßig zum Einsatz. In der Champions League war die 28-Jährige beim Rückspiel gegen die Fiorentina im Einsatz.

Arsenal wird getragen von einer staken Achse von Europameister Holland: Torjägerin Miedema (die 14 der 29 Liga-Tore Arsenals erzielt hat), Van de Donk (die als Achter, Zehner und Außenstürmerin zum Einsatz kommt) sowie Neuzugang Roord als offensiv denkender Sechser. Hinzu kommen die drei besten schottischen Spielerinnen (Kapitänin Little, Flügelspielerin Evans und Verteidigerin Beattie).

In der Liga thront Arsenal an der Spitze, in der Champions League steht man nach deutlichen Erfolgen über die Fiorentina (4:0 und 2:0) sowie Slavia Prag (5:2 und 8:0) im Viertelfinale gegen Paris St. Germain, im Ligacup ist man als souveräner Gruppensieger ebenso im Viertelfinale und in den FA Cup ist man noch nicht eingestiegen. Theoretisch sind also noch alle vier Titel möglich.

Und in Frankreich: Sarah Puntigam

PSG – Montpellier 1:1 (1:0)

Eben gegen den französischen Vizemeister Paris St. Germain hat Montpellier zuletzt auswärts in der französischen Liga ein 1:1 erreicht. Das ist für sich ganz gut. Und die Saison läuft für Sarah Puntigam auch besser als die letzte, die nach vier Pleiten in den ersten sechs Spielen schon im Oktober verloren war.

Und doch: Neben der einkalkulierten Niederlage gegen Lyon gab es noch eine weitere gegen Bordeaux sowie Punkteteilungen gegen Guingamp und Soyaux, und schon hat man als Liga-Vierter fünf Punkte Rückstand auf den angepeilten zweiten Rang und damit die Qualifikation zum Europacup.

Die 28-jährige Steirerin kann in Montpellier auch ihre Vielseitigkeit ausspielen: Sie kommt zumeist links hinter der defensiv, nun ja, zuweilen eher passiven Sakina Karchaoui zum Einsatz, aber auch im Mittelfeld-Zentrum. Die Liga ist wohl etwas stärker als die deutsche und dürfte in der Breite die aktuell beste in Europa sein, auch hinter Abonnement-Meister Lyon ist durchaus Qualität da.

Frankreich, England, Deutschland: Dies sind aktuell zweifellos die besten Frauenfußball-Ligen des Kontinents (vor Spanien und Schweden). In allen drei sind Österreicherinnen am Ball. So darf es bleiben.

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EM-Reise der ÖFB-Frauen endet in der Schlacht von Breda https://ballverliebt.eu/2017/08/04/oesterreich-frauen-daenemark-halbfinale-em/ https://ballverliebt.eu/2017/08/04/oesterreich-frauen-daenemark-halbfinale-em/#comments Thu, 03 Aug 2017 22:48:27 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13903 EM-Reise der ÖFB-Frauen endet in der Schlacht von Breda weiterlesen ]]> Die großartige EM-Reise der ÖFB-Frauen ist zu Ende: In einem physisch recht harten und taktisch zuweilen recht wilden Semifinale gegen Dänemark fallen 120 Minuten lang keine Tore, ehe Österreich im Elfmeterschießen unterliegt. Geprägt wurde die Partie aus österreichischer Sicht durch die Mischung aus unbedingtem Willen und sich leerenden Kraftreserven.

Dänemark – Österreich 0:0 n.V.

Vor exakt vier Wochen hatte Österreich das dänische Team im letzten EM-Test regelrecht vorgeführt. Dass man jenes Spiel aber in keinster Weise als Referenz für das Halbfinale des EM-Turniers heranziehen kann, wurde schnell klar.

ÖFB-Teamchef Dominik Thalhammer vertraute wieder dem 5-4-1 / 4-4-2 – Hybridsystem, allerdings wegen des Kreuzbandrisses von Lisa Makas mit verändertem Personal und leicht adaptierten Rollenverteilungen. Statt Makas rückte Nici Billa ins linke Mittelfeld, dafür übernahm Sarah Zadrazil die zentral-offensive Rolle von Billa. Kirchberger war wieder retour in der Innenverteidigung, Schnaderbeck rückte auf die Sechs.

Schnelles Aufrücken bei Ballgewinn

Auffällig war, dass seitens der ÖFB-Frauen von Beginn an ins 5-4-1 geswitcht wurde, sobald Dänemark in die Aufbau-Formation kam. Andererseits wurde die defensive Struktur aber schnell aufgelöst, sobald Österreich den Ball in der gegnerischen Hälfte hatte. In diesen Situationen wurde konsequent aufgerückt – so sehr, dass selbst Carina Wenninger in der Nähe des dänischen Strafraums auftauchte, um zu pressen.

In einer dieser Situationen prallte der Ball aus kurzer Distanz auf die über Kopfhöhe gestreckten Arme von Maja Kildemoes, aber Sarah Puntigam zielte beim fälligen Elfmeter zu hoch.

Wie schon gegen Spanien wurde bei Österreich vorwiegend mit langen Bällen aufgebaut (ein Stilmittel, das schon im Dänemark-Test vermehrt eingesetzt wurde). Vorteil ist, dass man damit nicht anfällig dafür, im Mittelfeld in der Vorwärtsbewegung den Ball zu verlieren (wie das etwas beim Test in Holland sehr oft und mit schwerwiegenden Folgen passiert war). Andererseits war es von Burger, Feiersinger und Zadrazil schon sehr viel verlangt, vorne Bälle zu behaupten.

Dänemark viel vertikaler als Spanien

Dänemark spielte wieder mit dem asymetrischen 3-4-1-2, in dem der rechte Wing-Back (Theresa Nielsen) im Zweifel zurück rückte und Sanne Troelsgaard rechts ausfüllte, während der linke Wing-Back (Katrine Veje) auch gegen den Ball eher im Mittelfeld blieb. Pernille Harder spielte als etwas zurückgezogene Spitze zumeist hinter Nadim und Troelsgaard, genoss aber viele Freiheiten in jede Richtung.

Die dänische Reaktion auf die extrem statische und damit sehr harmlose Spielweise von Spanien gegen Österreichs 5-4-1 war, dass man nicht so horizontal spielte wie Spanien im Viertelfinale, sondern deutlich schneller den Vertikalball suchte, oder von den Außenpositionen in bzw. vor den Strafraum in den Zwischenlinienraum flankte – oder mit Dribblings versuchte, Österreicherinnen in 1-gegen-1-Situationen zu verwickeln und so durchzukommen.

Eine Schlacht mit vielen Opfern

Die Folge waren vor allem mehr und schnellere dänische Ballverluste, die wiederum von Österreich dazu genützt wurden, selbst wieder den Ball schnell nach vorne zu bringen, nachzurücken und Dänemark so zum vorübergehenden Rückzug zu zwingen. So entstand ein Spiel, das wenig wirkliche Struktur entwickeln konnte und oft eher wild wirkte.

Außerdem begünstigte dieses gehetzte Spiel Zweikämpfe von hoher Intensität. Das bekam etwa Nici Billa zu spüren, die noch vor der Pause mit einem Knochenmarksödem an der Fußwurzel ausgewechselt werden musste. So wie auch Line Jensen, deren Bänder im Knie bei einem unglücklichen Duell mit Nadine Prohaska Schaden genommen haben, auch sie musste raus. Sarah Puntigam wurde von einer Gegenspielern im Gesicht getroffen, was zu Zahnschmerzen führte – und Manu Zinsberger bekam einen Schlag auf’s Jochbein.

Zu umständlich und zu ungenau

Wenn Österreich vorne in Strafraumnähe kam, wurde augenscheinlich versucht, sich in möglichst gute Schusspositionen zu bringen. Dabei wurden aber sehr oft die mittelguten Shot Locations nicht genommen – das sah sehr umständlich aus und ermöglichte es der dänischen Abwehr, letztlich die Szenen zu klären, bevor ein österreichischer Abschluss kam.

Laura Feiersinger kann symbolhaft für die Vorstellung ihres Teams gelten: Vollster Einsatz, gerannt und gekämpft und sich bis zur letzten Erschöpfung in das Spiel festgebissen, aber im entscheidenden Moment zu ungenau und nicht mit der geistigen Frische gesegnet, mit der Österreich durch das bisherige Turnier gesegelt ist. Dass sich der Kraft-Tank der ÖFB-Frauen nach vier intensiven Spielen leerte, merkte man mit Fortdauer des Spiels immer deutlicher.

Dänemark adaptiert System und Besetzung

2. Halbzeit

In der zweiten Hälfte adaptierte Dänemarks Trainer Nils Nielsen seine Formation ein wenig, diese ging – obwohl im Ballbesitz weiterhin eine Dreierkette hinten verteidigte – nun deutlicher in Richtung 4-2-3-1. Mit Frederikke Thøgersen kam eine dribbelstarke als neue Gegenspielerin für Aschauer, die eher kraftvolle Troelsgaard ging ins Mittelfeld-Zentrum – die schwer gelb-rot-gefährdete Maja Kildemoes hatte weichen müssen.

Mit dieser Umstellung konnte Nielsen für sein Team ein zuvor tendenziell ausgeglichenes Match immer mehr zu Gunsten seines Teams drehen. Troelsgaard schaffte es zunehmend besser, die Kreise der nach innen ziehenden Prohaska und der nach vorne pressenden Zadrazil einzuengen – umso mehr war Österreich offensiv auf den langen Ball in Richtung Feiersinger oder Burger limitiert. Und Aschauer war weiterhin viel defensiv gebunden und konnte selten gefahrlos nach vorne mitgehen.

Kaum noch Kraft

Österreich wollte zwar immer noch bei möglichst jedem Ballgewinn nach vorne aufrücken, aber es gelang immer seltener, sich vorne festzusetzen. Auf der anderen Seite häuften sich nun dafür die Chancen für Dänemark: Einmal rettete Zinsberger aus kürzester Distanz gegen Simone Boye, einmal entschärfte sie einen scharfen Schuss von Pernille Harder, dann war sie gegen Katrine Veje da. Auch bei den vielen Halbchancen der Däninnen war die Bayern-Legionärin sicher zur Stelle.

Als nach 90 torlosen Minuten die Verlängerung folgte, waren die leeren Akkus bei Österreich – wo nun Viktoria Pinther den Platz von Sarah Puntigam eingenommen hatte – immer deutlicher zu erkennen. Dänemark war in dieser halben Stunde die strukturiertere Mannschaft. Das Turnier zum einen, vor allem aber sicherlich auch das extrem physisch intensiv geführte Halbfinale sorgten dafür, dass sich Österreich nur noch ins Elfmeterschießen schleppen konnte.

Dort hielt Manuela Zinsberger zwar wieder einen Schuss, aber weder Feiersinger, noch Pinther oder Aschauer konnte ihre Versuche verwerten. Dänemark steht damit im Endspiel.

Fazit: Dänemark routinierter und mit mehr Reserven

Dass Sarah Zadrazil einmal recht früh im Spiel vorne draufpresste und nach danach verwundert die Arme gehoben hat, weil niemand mitgemacht hatte, zeigt, wie extrem diszipliniert die ÖFB-Frauen über das ganze Turnier gespielt haben – weil diese kleine und im Grunde bedeutungslose taktische Unsauberkeit so unüblich war, dass sie auffiel.

So weit es die Kräfte zuließen, war Österreich auch in diesem Halbfinale gegen Dänemark wieder taktisch diszipliniert und trat als absolute Einheit auf; aber wie schon gegen Spanien war die Präzision im Angriffsdrittel zu gering und damit die Torchancen kaum vorhanden. Andererseits schaffte man es aber – auch dank der einmal mehr sehr starken Manuela Zinsberger im Tor – wieder ohne Gegentor zu bleiben.

Österreich hat in 510 Turnierminuten nur ein einziges Gegentor kassiert – das ist die beste Quote von allen 16 Teilnehmern (auch Finalist Holland hat nur einen Gegentreffer geschluckt, aber 60 Minuten weniger gespielt). Wohlgemerkt aber ist Österreich vor dem Turnier im FIFA-Ranking nur die Nr. 14 unter den 16 Teilnehmern gewesen.

In diesem Halbfinale, dessen Erreichen alleine schon eine der größten Sensationen in der Geschichte des Frauenfußballs darstellt, war Dänemark die etwas bessere, etwas routiniertere Mannschaft. Und auch jene, die noch mehr Kraftreserven übrig hatte.

Holland – England 3:0

Holland – England 3:0 (1:0)

Der Gegner im Finale – und zweifellos der Favorit im Endspiel – ist Gastgeber Holland. Wie Dänemark stehen die niederländischen Frauen ebenso zum ersten Mal überhaupt in einem großen Finale. Und zwar hochverdient: Gegen das bislang recht souveräne Team aus England war man in allen Belangen besser. Nach 22 Minuten sorgte Miedema per Kopf für die Führung, damit hatte Holland den Gegner, wo Holland den Gegner haben wollte.

Das englische Spiel ist davon abhängig, nicht in Rückstand zu geraten. Da nämlich treten die Schwächen in der eigenen Spielgestaltung zu Tage, vor allem gegen ein Team von hoher Qualität. Dass Holland speziell im Mittelfeld das beste Team dieser EM ist, zeigten Danielle van de Donk und vor allem die einmal mehr überragende Jackie Groenen in der Folge. Man ließ England nie wirklich gefährlich werden, hielt die Lionesses immer auf Distanz – und als Van de Donk nach einer Stunde einen völlig verunglückten Rückas von Fara Williams zum 2:0 verwertete, war das die Entscheidung. Das 3:0 in der Nachspielzeit (Millie Bright fälschte nach einem Konter ins eigene Tor ab) war nur noch Draufgabe.

Vor allem die relative Leichtigkeit, mit der Holland dieses (auf dem Papier) vorweggenommene Finale für sich entschied, war extrem beeindruckend. Oranje ist bisher sicherlich jenes Team, das am stabilsten gespielt hat und die wenigsten Schwächen offenbarte. In einem Finale, mit dem vor dieser EM wirklich niemand gerechnet hat, ist Dänemark der klare Außenseiter.

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Aus Spaß am Gegner ärgern: ÖFB-Frauen eliminieren Spanien https://ballverliebt.eu/2017/08/01/frauen-em-oesterreich-spanien-viertelfinale/ https://ballverliebt.eu/2017/08/01/frauen-em-oesterreich-spanien-viertelfinale/#comments Tue, 01 Aug 2017 13:52:09 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13887 Aus Spaß am Gegner ärgern: ÖFB-Frauen eliminieren Spanien weiterlesen ]]> Mit einer über 120 Minuten sehr konzentrierten Leistung und guten Nerven im Elfmeterschießen eliminieren die ÖFB-Frauen Spanien und stehen damit sensationell im Halbfinale der Europameisterschaft. Der Schlüssel dazu war, wie schon gegen Frankreich, das die gegnerische Offensivreihe von den restlichen Spielerinnen des Gegners abschnitt.

Österreich – Spanien 0:0 n.V.

Spanien zeigte bei den bisherigen Spielen – vor allem beim 0:2 gegen England, aber auch bei der von viel Panik begleiteten, peinlichen 0:1-Niederlage gegen Schottland – die Tendenz, viel Ballbesitz zu haben, aber wenig daraus zu machen. Das war auch gegen Österreich nicht anders, allerdings auch aus viel eigenem Verschulden.

Links die spanische Offensiv-Reihe, rechts die beiden Sechser und die Abwehrkette. Dazwischen: Viel Platz für Österreich, mit disziplinierter Positionierung die Zufuhr für die Angreiferinnen aus Spanien zu kappen.

Das nominelle 4-3-3 des spanischen Teams wurde wegen der hohen Positionierung von Amanda Sampedro (eigentlich ein Achter) in der Realität eher zu einem 4-2-4. War es in der Vorbereitung – vor allem beim Algarve Cup, wo Spanien ungeheuer stark war – so, dass die Abstände zwischen den Mannschaftteilen sehr eng gehalten wurden, so war hier die Offensive durch den großen Abstand von Vornherein vom restlichen Team abgetrennt.

Jagd auf zweite Bälle

Das zwang Spanien vermehrt zu längeren Bällen aus dem Rückraum. Was wohl eine Reaktion auf die viel zu horizontale Spielweise aus dem England-Spiel war, konnte durch den großen Abstand der Mannschaftsteile hier aber nicht funktionieren. Und zwar auch, weil sich Österreich die perfekte Antwort auf diese Spielanlage des spanischen Teams parat hatte.

Die ÖFB-Frauen machten diesmal nicht so sehr Jagd auf die Ballführende, sondern auf zweite Bälle. Sprich: Wenn ein längerer Ball in Richtung der spanischen Offensive segelte, wurde konsequent auf den Abpraller gegangen. Das selbe galt, wenn eine Spanierin ein kurzes Anspiel nicht sofort unter Kontrolle bringen konnte. Sofort klebte ihr eine Österreicherin auf den Füßen, sofort war der Ball weg.

Viele Weitschüsse von Spanien

Nachdem sie sich kaum in den Strafraum kombinierten konnten, versuchten es die Spanierinnen vermehrt mit Schüssen aus der zweiten Reihe. Über den Tag hatte es in Tilburg zwei, dreimal ordentlich geschüttet – der Rasen war also alles andere als staubtrocken. Aber: Die wenigsten dieser Schüsse kamen wirklich auf das Tor, und wenn, war Zinsberger zur Stelle. Auch kleine Fehler in der Abwehr (Viktoria Schnaderbeck ließ sich z.B. zweimal etwas zu viel aus der Position ziehen, zog aber jeweils das Offensivfoul) wurden nicht genützt.

Bei Österreich wurde nach Ballgewinnen schnell umgeschaltet, im die Pässe im Offensivdrittel wurden aber oft überhastet gespielt, waren zu ungenau und damit für die spanische Defensive ohne größere Probleme zu verteidigen. Im Grunde hatte Österreich im ganzen Spiel nur zwei wirkliche Torchancen (Billa 18., Prohaska 53.) – aber laut Expected-Goals-Statistik waren diese beiden Chancen alleine gefährlicher als alle spanischen Versuche.

Man sieht also: Die Torschuss-Statistik von 20:4 für Spanien erzählt nicht einmal annähernd die ganze Wahrheit. Die vermeintliche Riesen-Chance für Burger in der 70. Minute, die den Ball etwas zu spät von Feiersinger zugesteckt bekommen hat, war übrigens Abseits – das passierte Österreich recht häufig, nämlich achtmal.

Reaktionen auf entstehende Defizite

In der zweiten Halbzeit stand Österreich als Ganzes ein wenig höher und ging nun auch vermehrt auf Ballgewinne schon im Mittelfeld los, das hieß: Gezielteres Pressing auf Losada und Meseguer im Zentrum, aber auch auf die Außenspielerinnen. Auch hier allerdings wurden die Ballgewinne oftmals nicht genützt, die für die verletzte Lisa Makas eingewechselte Nadine Prohaska beispielsweise verlor relativ viele der gut erkämpften Bälle schnell wieder. Und mit Fortdauer des Spiels fand auch das Nachrücken aus dem Mittelfeld nicht mehr wie gewünscht statt, das monierte Teamchef Dominik Thalhammer in der 72. Minute auch lautstark.

Vermutlich als Reaktion darauf – also, um Spanien in Umschaltphasen nicht zu große Räume zwischen Mittelfeld und Angriff anzubieten – und wegen der in dieser Phase bemerkbaren Häufung von eher billigen Fouls, um spanische Gegenstöße zu verhindern, wurde in dieser Phase vermehrt auf 5-4-1 umgestellt. Also auf jenes System, das Österreich auch gegen Frankreich mit hoher Präzision und mit großem Erfolg eingesetzt hatte.

Österreichische Fünfer-Abwehr (links) und davor das Vierer-Mittelfeld: Kein Platz und keine Anspielmöglichkeit für Spanien im Raum zwischen den beiden Ketten.

Thalhammer meinte am Tag nach dem Spanien-Spiel sinngemäß, dass es seinem Team eine diebische Freude bereiten würde, wenn es gelingt, dass sich starke Gegner daran die Zähne ausbeißen würde. Das Stellen von Deckungsschatten (Aufgabe der Mittelfeld-Kette) und das Herstellen des richtigen Abstands der beiden Ketten (Aufgabe der Abwehr-Kette) funktionierte auch gegen Spanien annähernd perfekt.

Kleine Adaption in der Verlängerung

Verlängerung: Österreich im 5-3-1-1

Auch nach 90 Minuten hatte kein Team ein Tor erzielt, so ging es in die Verlängerung. Auch dort aber veränderte Spaniens Trainer Jorge Vilda die Spielanlage und auch das System seines Teams nicht: Sogar die eingewechselte Alexia Putellas, eigentlich eine Flügelstürmerin, übernahm genau die Sechser-Position von Vicky Losada, für die sie eingewechselt worden war.

Dominik Thalhammer jedoch adaptierte das System sehr wohl: Aus dem 5-4-1 wurde immer mehr ein 5-3-1-1, in dem Laura Feiersinger sich zentral zwischen dem Mittelfeld und Stürmerin Nina Burger positionierte. Daran änderte sich auch nichts, als Viktoria Pinther (eigentlich eine klare Sturmspitze) für Sarah Zadrazil eingewechselt wurde: Pinther reihte sich genau auf der Zadrazil-Position ein und rückte auch in die Mitte, wenn sich Feiersinger situativ wieder zurück in ihre Position im rechten Mittelfeld fallen ließ.

Gemeinsam mit Nina Burger presste Feiersinger weiterhin auf Meseguer und Putellas und nahmen ihnen so die Zeit für gezielte lange Bälle. Aber auch ganz vorne blieben sie aktiv: Noch in der 115. Minute lief Burger die spanische Torfrau Panos in hohem Tempo an, als diese einen Ball nicht sofort unter Kontrolle brachte.

Spanien versuchte es weiterhin vor allem mit Weitschüssen, die auch immer den Geruch von Gefahr hatten, aber praktisch immer nicht genau genug waren. Genau gepasst hätte nur ein Heber der eingewechselte Torrecilla in Minute 115, da war Zinsberger allerdings gerade noch zur Stelle.

So wie auch danach beim Elfmeter von Silvia Meseguer – das war, neben den fünf verwandelten Versuchen von Feiersinger, Burger, Aschauer, Pinther und Puntigam der Schlüssel zum Sieg im Elfmeterschießen.

Fazit: „Diese Mannschaft hat’n Plan!“

ARD-Kommentator Bernd Schmelzer kam nach dem Spiel mit einer begeisterten Miene in den Medienbereich unterhalb der Tribüne: „Da hat man’s wieder gesehen: Diese Mannschaft hat’n Plan!“ Und dieser wurde auch gegen Spanien immer wieder leicht adaptiert und neuen Gegebenheiten bzw. dem Kraftlevel des Teams angepasst.

Spaniens Teamchef Jorge Vilda hingegen änderte über 120 Minuten nur das Personal, aber weder wurde die Spielanlage geändert, noch das System – und auch an dem großen Loch zwischen Aufbau und Offensivreihe hat sich nichts geändert. Im Mittelfeld wurde durchaus versucht, vertikal zu agieren, aber es fehlten vorne die freien Anspielstationen.

Österreich ließ sich nie aus der Ruhe bringen, machte diszipliniert die Räume eng und hielt Spanien überwiegend bei Weitschüssen. Dass man selbst nur selten Torgefahr erzeugen konnte, rüttelte nicht am Vertrauen der ÖFB-Frauen in ihre grundsätzlichen Stärken – das sah man dann auch beim Elfmeterschießen.

Vor allem dort sprach aus den Gesichtern der österreichischen Schützinnen die Freude an ihrem Tun, und nicht die Angst vor dem Scheitern.

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Frauen-EM 2017: Die 154-Seiten-Vorschau von Ballverliebt.eu https://ballverliebt.eu/2017/07/09/frauen-em-2017-die-ballverliebt-eu-vorschau/ https://ballverliebt.eu/2017/07/09/frauen-em-2017-die-ballverliebt-eu-vorschau/#comments Sun, 09 Jul 2017 08:11:34 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13614 Frauen-EM 2017: Die 154-Seiten-Vorschau von Ballverliebt.eu weiterlesen ]]> Es ist so weit: Erstmals ist Österreich bei einer Frauenfußball-EM dabei. Und erstmals nimmt Österreich damit generell breitere Kenntnis von so einer Europameisterschaft. Aus diesem Grund bietet nun Ballverliebt eine große Vorschau auf das Turnier. Unser 154 Seiten starkes Werk mit allen Teams, allen Hintergrund-Informationen, mit Interviews und Analysen soll ein Standardwerk zur EM darstellen.

Natürlich nimmt das ÖFB-Team darin einen breiten Raum ein: Interviews mit Teamchef Dominik Thalhammer und Torhüterin Manuela Zinsberger gibt es ebenso wie eine Seite für jede Spielerin im 23-köpfigen Kader – und auch die einzelnen Mannschaftsteile des rot-weiß-roten EM-Debütanten werden hier unter die Lupe genommen.

Wir hoffen, mit dieser ausführlichen Vorschau einen Beitrag leisten zu können, den Lesern und den Zusehern die Details des Turniers näher zu bringen. Das sehen wir seit nunmehr sechs Jahren, in denen wir das ÖFB-Team begleiten, als unseren Auftrag und auch als unsere Pflicht an. Wir wünschen viel Spaß mit dieser Vorschau und mit der EM!

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Anmerkung: Zahlung erfolgt standardmäßig via PayPal. Sollten Sie PayPal absolut nicht nützen wollen, kontaktieren Sie uns bitte via [email protected]. Danke!

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Die exakt selben Fehler wie schon vor einem Jahr – Neulengbach mit Glück weiter https://ballverliebt.eu/2013/10/17/die-exakt-selben-fehler-wie-schon-vor-einem-jahr-neulengbach-mit-gluck-weiter/ https://ballverliebt.eu/2013/10/17/die-exakt-selben-fehler-wie-schon-vor-einem-jahr-neulengbach-mit-gluck-weiter/#respond Wed, 16 Oct 2013 23:16:54 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=9718 Die exakt selben Fehler wie schon vor einem Jahr – Neulengbach mit Glück weiter weiterlesen ]]> Letztes Jahr scheiterte Neulengbach international unter anderem wegen einer extrem passiven Abwehrkette und einem dadurch entstehenden Riesen-Loch zwischen dieser und dem Mittelfeld. Nun, zwölf Monate später, scheitert die Truppe von Trainer Uhlig fast an Apollon Limassol – wegen einer extrem passiven Abwehrkette und einem dadurch entstehenden Riesen-Loch zwischen diesem und dem Mittelfeld. Auf das sich der Gegner aus Zypern natürlich ganz besonders konzentrierte.

SV Neulengbach - Apollon Limassol 1:1 (0:0)
SV Neulengbach – Apollon Limassol 1:1 (0:0)

Es ist schon letztes Jahr aufgefallen und war mit ein Grund für das frühe Europacup-Aus, und es wurde bei Frauen-Meister Neulengbach nicht besser – im Gegenteil: International kleben die Außenverteidiger sklavisch hinten, während der Rest der Mannschaft nach vorne geht. Auch die Legionärstruppe von Apollon Limassol (fünf Amis, eine in den USA aufgewachsene Polin, eine Engländerin, eine Rumänin, eine Griechin und immerhin zwei aus Zypern) sah ob dieses Mega-Lochs zwischen den Ketten besser aus als sie eigentlich war.

Eigenwillige Formation

Apollon-Coach Tsolakis brachte auch eine Formation, die speziell auf dieses fast schon traditionelle Loch bei Neulengbach abzielte. Während die Viererkette und Sechser Sidira hinten blieben, orentierte sich der Rest der Mannschaft zwischen der Abwehr- und der Mittelfeld-Kette beim österreichischen Meister. Das sah in der Praxis nach einem schwer definierbarem Etwas irgendwo zwischen 4-1-3-2 und 4-3-3 aus, wird auch so sicher nicht in Mode kommen, bereitete Neulengbach aber durchaus Probleme.

Weil Apollon im Spiel nach vorne nicht so furchtbar viel Ausgeklügeltes zu bieten hatte, war die Devise hauptsächlich, den Ball irgendwie zu den technisch starken und extrem flinken Spitzen Lianne Sanderson und Jasmyne Spencer zu bringen. Diese beiden waren in der abgelaufenen Saison Stammkräfte in der US-Profiliga WNSL und spielen nun, während der Winterpause in den Staaten, bei Apollon.

Die flexiblen Positionen der beiden machte es der Neulengbach-Abwehr sehr schwer, sich darauf einzustellen. Während Sanderson, Specer und auf die rechts offensiv spielende Lohman hauptsächlich horizonzal verschoben, war es Zehner Farrelly, die wenn nötig zurück auf eine Höhe mit Sechser Sidiru ging.

Keine Reaktion, viel Stückwerk

Die Reaktion von Neulengbach auf diese von Apollon gezeigte Spielanlage war, dass es keine Reaktion gab. Weder rückten die Außenverteidiger Bíróová und Vojteková auf, noch kippten die im zentralen Mittelfeld agierenden Hanschitz und Skorvánková ab. Mit der Folge, dass die Spieleröffnung bei Neulengbach auf lange Bälle beschränkt war, die wegen des teils gigantischen Abstands oft zum Glücksspiel wurden. Die auf rechts spielende Kremener hatte zudem das Handicap, dass ihr in der Annahme viele Bälle wegsprangen, statt sie in den Lauf zu bekommen oder sich die Anspiele schnell in die Vorwärtsbewegung mitzunehmen.

Auf der anderen Seite zeigte die am linken Flügel spielende Radojicic Zug in den Strafraum, aber auch sie bekam zu selten den Ball in einer Weise angespielt, die es ihr erlaubt hätte, auf regelmäßiger Basis flüssige Aktionen zu zeigen. Die beiden Spitzen, Burger und Gstöttner, rückten abwechselt auch etwas zurück, was aber wenig brachte, weil dadurch natürlich der Abstand zwischen Eröffnung und Anspielstation nicht geringer wurde. So blieb bei Neulengbach vieles nur Stückwerk und Torgefahr strahlte das Team kaum aus.

Führung, Gegentor und das Signal zum Zittern

Dass Neulengbach damit fast nur aus einer Standardsituation treffen konnte, war eigentlich klar und nach einer Stunde kam es dann auch so – bei einem Eckball stand Bíróová am langen Pfosten richtig und verwertete zum 1:0. Das war insofern wichtig für die Gastgeber, weil man sich mit der Führung im Rücken etwas zurückziehen konnte und den flinken Apollon-Offensivkräften ein wenig den Platz nahm. Was aber alles nichts hilft, wenn man im eigenen Strafraum dermaßen schläft, dass ein simpler Querpass von Apollon reichte, um Spencer zehn Meter vor dem Gehäuse komplett frei zum Schuss kommen zu lassen. Die starke Zinsberger im Tor war natürlich machtlos, das 1:1.

Nun reagierte Neulengbach-Coach Uhlig, indem er zehn Minuten vor Schluss statt Sturmspitze Gstöttner die Defensiv-Spielerin Harsanyová brachte, damit praktisch einen dritten Sechser einzog. Das Signal zum Über-die-Zeit-zittern, wenn man so will, und zum Zittern wurde es auch. Zum einen, weil Neulengbach die Kontermöglichkeiten, die sich boten, nicht gerade durchdacht vortrugen – mal wurde der Zeitpunkt zum Abspiel verpasst, mal orientierte sich alles in den Strafraum statt der an der Seitenlinie von drei Gegenspielern umzingelten Kollegin zu helfen, es fehlte einfach an der Übersicht.

Und zum anderen musste auch deshalb gezittert werden, weil Apollon noch gute Chancen hatte. Dafür hatte aber Neulengbach Manuela Zinsberger im Tor, die alleine in der Schlussphase drei Riesen-Chancen von Apollon abwehrte – eine Freistoß-Variante, einmal im Eins-gegen-Eins gegen die heranstürmenden Laiu, und in der Nachspielzeit musste sie noch einmal volles Risiko gegen Sanderson gehen. Die demnächst 18-Jährige hielt ihrem Team den glücklichen Achtelfinal-Einzug fest.

Fazit: Neulengbach stagniert – bestenfalls

Wenn sich eine Schwäche wie das Aufreißen eines 40-Meter-Lochs zwischen Abwehr- und Mittelfeldkette über Jahre hinweg wiederholt, ist das natürlich eine Einladung an Gegner, das anzubohren. So wie es Apollon beinahe erfolgreich gemacht hat. Es gibt keine aufrückenden Außenvertediger, es gibt keine abkippenden Sechser, es gibt keine zentrale Spielmacherin. Letztlich lebt Neulengbach von der individuellen Klasse. Das reicht national zu Kantersiegen gegen die Liga-Konkurrenz, wenn aber auf internationale Ebene mehr gefragt ist, kommt nichts.

Das kostete schon letztes Jahr den Achtelfinal-Einzug gegen die wirklich nicht besonders gute Truppe von Olimpia Cluj, auch im Cupfinale gegen St. Pölten bekam man vom Gegner die Schwächen in der Abwehr (etwa die langsame Celouch) eiskalt ausgenützt, es brauchte drei späte Tore, um sich in die Verlängerung zu retten. Es brauchte einige starke Aktionen von Keeper Zinsberger, um die Hürde Apollon Limassol zu überspringen, im Achtelfinale wird das so aber sicher nicht mehr reichen. Obwohl, anders als in der Vergangenheit, dank Losglück da kein Kracher wie in der Vergangenheit Potsdam oder Malmö wartet, sondern mit (vermutlich) Polens Titelträger Unia Racibórz ein Team, die Neulengbach vom Personal her eigentlich drin hat.

(phe)

Update: Racibórz ist überraschend gegen den türkischen Meister Belediyespor ausgeschieden. Damit wird das Achtelfinale auf dem Papier zumindest nicht schwerer.

Update II: In einer früheren Version dieser Analyse stand, Neulengbach wäre im Cupfinale von Spraztern „hergespielt“ worden. Nach neuerlichem Studium dieses Spiels ist diese Aussage so nicht haltbar. Sorry.

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