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Credits: Intro-Soundkomposition von Ballverliebt.eu mit Sounds von paulw2k, Wanga, CGEffex. Swoosh von GameAudio. Background von orangefreesounds.
]]>Stoke-on-Trent ist ein aus mehreren Orten zusammengeschmolzenes Städtchen im Zentrum Englands. Ziemlich genau zwischen Birmingham, Liverpool und Manchester gelegen leben im Großraum Stoke rund 450.000 Menschen. Seit 1863 gibt es hier einen Fußballklub, den damit zweitältesten der Welt, der heute noch existiert – ein Gründungsmitglied des englischen Erstligafußballs.
Nachdem das letzte Viertel des 20. Jahrhunderts nicht besonders erfolgreich war und von einem Hooliganproblem begleitet wurde, bekam man sich sportlich wie verhaltenstechnisch im neuen Jahrtausend in den Griff. Der Stoke City F.C. spielt im 1998 eröffneten Britannia Stadium, wo etwas über 28.000 einen bemerkenswerten Wirbel machen können. Unter seinem Rasen liegt die Asche des größten Kickers, den Stoke je hervorgebracht hat: Sir Stanley Matthews. 2008 wurde der Wunderdribbler in seiner Ruhe definitiv gestört, als enthusiasmierte Potters-Fans das Feld nach dem Abpfiff stürmten, der ihren Wiederaufstieg in die Premier League fixierte.
Sportlich hauptverantwortlich war dafür Tony Pulis. Der Trainer hat den Verein 2002 vor dem Zweitligaabstieg gerettet, wurde 2005 entlassen, übernahm 2006 wieder und stieg mit der Mannschaft später in die Premier League auf. Dort bewahrte er den Underdog immer wieder vor dem Abstieg – zeitweise auch am Ende komfortabel, aber doch nie wirklich sorgenfrei während der Saison. 2011 wurde sein Team sogar dank günstiger Auslosung ins FA Cup-Finale gespült. Man durfte trotz Niederlage gegen Manchester City im Folgejahr Europa League spielen und überstand dort die Gruppenphase. Erst gegen Valencia (0:2) erreichte man seine Endstation. Doch prinzipiell ging es in Stoke immer wieder vor allem um den puren sportlichen Überlebenskampf mit antiquierten britischen Tugenden – aber auch kreativen Methoden. Stoke ist ein Team, das den Einwurf als brandgefährliche Standardsituation für sich entdeckt hat. Doch weiter als bis dahin konnte Pulis den Verein nicht bringen. Im Sommer trennte man sich im Guten.
Der neue Trainer, Hughes, war vergangene Saison bei den Queens Park Rangers nach schlechtem Saisonstart entlassen worden – nachdem er den Verein davor gerade noch vor dem Abstieg gerettet hatte. Das von satten, teuren Stars durchsetzte QPR stieg hinterher auch ohne ihn glanzlos und kaum verbessert ab. Vor diesem Engagement war Hughes ein Jahr bei Fulham und hatte den Verein zu Platz 8 geführt. Es war die erste Station nach einem Jahr bei Manchester City für ihn. Er hatte City übernommen, als es finanziell schwer unter Druck war. Dann kamen die neuen Eigentümer. Platz 10 in der Meisterschaft war nicht mehr gut genug. Nach nur einer Niederlage aber einer Reihe von Unentschieden in der Saison 2009/10 wurde Hughes im Dezember auf Platz 6 liegend entlassen. Roberto Mancini folgte nach und wurde Fünfter. Von diesen Erfahrungen – vor allem bei QPR – will der Waliser sich nun in Stoke rehabilitieren
Huhges soll dort den nächsten Schritt machen, Stoke einen neuen Anstrich verpassen. „Dynamisch und progressiv“ soll der Spielstil werden, sagte der 49-jährige vor Saisonbeginn. Das wäre eine Revolution in den „Potteries“. Aber schon nach drei Runden ist klar, dass man es eher mit Reformen als Umstürzen versuchen wird. Das Erfolgsrezept werde nicht über Bord geworfen, aber neue „neue Aspekte hinzugefügt“, so der Trainer. Der bei Blackpool erfolgreiche, bei Liverpool eher unglückliche Mittelfeld-Taktgeber Charly Adam sagt: „Wir wollen die Leute unterhalten und den Ball durch das Feld spielen“. Adam ist neben Steven N’Zonzi einer der feinsinnigeren Spieler der Truppe.
Falls sich jemand wundert, was Trainerwechsel so bewirken können: Die Veränderung lässt sich in der Statistik deutlich beobachten. Die Anzahl der kurzen Pässe hat sich teilweise nahezu verdoppelt. Nach einem eigentlich recht guten Saisonstart mit Siegen gegen Crystal Palace und bei West Ham und der erwartbaren Niederlage in Liverpool meint Hughes aber, dass die aktuelle Mannschaft die Veränderung nicht allein stemmen kann: „Wir brauchen ein paar neue Gesichter“.
Und damit kommen wir zu Marko Arnautovic. Der Österreicher ist ein Dribbler, mit dem Stanley Matthes wohl ebenso seine Freude gehabt hätte, wie es der vermaledeite Medienboulevard aus anderen Gründen hat. Der 24-jährige Hochpotentialkicker unterschrieb nach turbulenten Jahren bei Werder Bremen am Sonntag bei Stoke City. Frühere Angebote aus der Premier League hat Arnautovic angeblich als zu unattraktiv abgelehnt, was kaum vereinbar mit dem Engagement in den Potteries scheint. 2,35 Millionen Euro hat der Verein, der einem Wettanbieter gehört, an die Weser überwiesen. Eine vergleichsweise bescheidene Summe.
Arnautovic ist übrigens nicht der einizge Österreicher in Stoke. Seit zwei Jahren spielt Torhüter Daniel Bachmann (19) im Nachwuchs. Mittlerweile in der U21 des Vereins angekommen, bezog er mit seiner Mannschaft in der Jugend-Premier-League vergangene Saison reglmäßig Prügel – vier bis fünf Gegentreffer waren keine Seltenheit. Da scheint das Engagement in der U19 des ÖFB vorteilhafter, wo er in acht Teamspielen vergangene Saison nur vier Tore bekam. Am hervorragenden Einserschlussman von Stoke, Asmir Begovic, wird Bachman gewiss nicht allzu schnell vorbei kommen. Lernen könnte er vom bosnischen Teamtorhüter aber sicher eine Menge.
Zurück zur Gegenwart von Marko Arnautovic. Hughes tendiert in dieser Saison zu einem 4-5-1/-4-2-3-1, das sich langsam aus dem klassischeren 4-4-2/4-4-1-1 der letzten Jahre löst. Gesetzt in der Spitze ist der nicht-aktuelle englische Teamstürmer Peter Crouch. Arnautovic wird also voraussichtlich am Flügel eingesetzt, wo der ÖFB-Teamspieler auch unter Marcel Koller gefragt ist. Jonathan Walters (rechts) und Matthew Etherington (links) müssen also um ihre Position zittern, auch Ex-Liverpooler Jermain Pennant kann sich dort tummeln.
Was kann Arnautovic den Engländern eigentlich bringen? Wie wir wissen, probiert er auch mal die schwierigen Dinge. Der ehemalige Spieler von Twente Enschede und Kaderspieler von Triple-Sieger Inter Mailand kann Spieler binden (wie er es gegen Mats Hummels im jüngsten Spiel bei Dortmund zeigte) und überspielen. In den letzten Jahren hat sich sein defensives Arbeitspensum merkbar verbessert, etwas das er in der körperlich noch intensiveren Premier League mit Sicherheit nicht schleifen lassen darf.
Eine Baustelle des 24-jährigen ist die Chancenauswertung und dementsprechend sein Torkonto: 14 Tore in 72 Bremen-Einsätzen sind unterdurchschnittlich und fallen im Vergleich zu den 12 in 44 Spielen bei Twente auch ab. Das ist auch ein Hinweis darauf, dass da noch mehr geht, wenn Arnautovic mehr vors Tor gespielt wird. Mit Peter Crouch hat er in Stoke einen Mann in der Spitze als Anspielstation, der ähnlich wie Marc Janko hohe Bälle brandgeährlich schnell weiterleiten und das ermöglichen kann. Die grundsätzlich direkte Spielanlage von Stoke könnte ihm zugute kommen. Wenige Teams stellen sich gegen die Potters hinten rein, das gibt Platz für schnelle Vorstöße in den Raum hinter ihrer Abwehr. Auch das kann Arnautovic gut. Es ist zudem eine Eigenschaft, nach der Hughes bei Neuankömmlingen offen gesucht hat. Vor allem aber könnte die Assistrate des Österreichers steigen. Crouch verpfeffert im Gegensatz zu so manchem Bremer Stürmer auch nicht allzu viele gute Vorlagen.
Die Prognose: Der Wechsel zu Stoke (Arnautovic unterschreibt für vier Jahre) wird sich als guter Schritt erweisen. Nicht nur, dass die englischen Medien unter „Skandal“ etwas völlig anderes verstehen, als die kontinentalen, auch der Spielstil und die Anlagen seines neuen Vereins kommen Arnautovic sicher entgegen.
Die erste mögliche Bewährungsprobe ist keine kleine Aufgabe: Nach der Länderspielpause gastiert Manchester City im Britannia. (tsc)
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Beide Mannschaften wurden von den Trainern in 4-2-3-1 Systemen aufs Feld geschickt, allerdings mit unterschiedlichen Überlegungen. Während bei Werder Bremen der in Hochform spielende Pizarro als Anspielstation für die Tempobrescher aus dem Trickser-Mittelfeld (Arnautovic, Wesley, Marin) sein sollte, sollte bei den Bayern über die Flügel Gomez angespielt werden.
Schon nach zwei Minuten machten die Bremer die Ausgangslage kaputt. Schöne Aktion über die linke Seite, wo Arnautovic mit dem Gefühl des Ausnahmetalents den mittigen Pizarro ausmachte, anschoss und gar keine andere Wahl ließ, als ein Tor zu erzielen. Tymoschuk ließ den Stürmer entkommen und deutete an, dass er kein gelernter Innenverteidiger ist. Perfekter Start für die Werderaner, die in der Folge allerdings zu wenig für das Spiel taten und sich auf der Führung ausruhten.
Es dauerte, aber die bayrische Not-Elf konnte so Fuß im Spiel fassen. Die Feldüberlegenheit war ein bewusstes Geschenk der Bremer an die Münchner. Aber erst nach 20 Minuten erarbeiteten die Gastgeber sich eine erste Halbchance, als Arnautovic-Bewacher Lahm bei einem seiner bekannten Vorstöße über die rechte Seite einen Flankenschuss anbrachte. Der junge Keeper Mielitz passte auf, ansonsten neutralisierten sich die Mannschaften.
Nicht aufgepasst hat die Bayern-Abwehr bei einem Eckball für Bremen fünf Minuten später. Sebastian Prödl wurde am Fünfer komplett alleingelassen, setzte den Kopfball aber neben das Tor. Ein absoluter Sitzer für den kopfballstarken Innenverteidiger. Abgesehen von dieser Aktion verließ Werder sich auf Konter, und rotierte erfolglos in der offensiven Mittelfeldachse. Marin, Arnautovic und Wesley waren jeweils mal links, mal rechts, mal in der Mitte. Abgesehen von den letzten 15 Minuten der ersten Hälfte war die in der Ausgangsgrafik gezeigte Variante allerdings Standard – und eigentlich funktionierte das Spiel auch nur in dieser Konstellation einigermaßen.
In der 27. Minute hatte ein Bayern-Vorstoß dann einmal Erfolg. Auf der rechten Seite konnte Wesley eine Altintop-Flanke erst nicht verhindern und hob dann das Abseits auf. Kroos verstolperte in der Mitte eigentlich, doch der Ball gelangte zu Schweinsteiger, der hellwach einnetzte. Es war also auch die erste echte Chance der Bayern, die zum Tor führte. Schweinsteiger verteilte einerseits die Bälle im Mittelfeld (wo Ottl den offensiv unambitionierten Abräumer gab) an die Flanken und trat hier eben auch als Vollender auf. Bezeichnend war, dass Stümer Gomez bei dieser Aktion ebenso tatenlos herumhüpfte wie er in der gesamten Spielzeit unsichtbar blieb.
Sofort legte Bremen einen Gang zu und beendete die bayrische Überlegenheit im Mittelfeld. In der Vorwärtsbewegung – vor allem im Konter – blieb das Spiel der Grünen allerdings viel zu unpräzise. Insbesondere Marin fiel mit vielen Fehlpässen auf. Allgemein war das Niveau auf dem Feld eher mäßig und von vielen Fehlpässen geprägt. Und so ging es auch ohne weitere Ereignisse in die Pause.
Zu Beginn der zweiten Hälfte entwischte Altintop wieder einmal dem in vielen Belangen zu schwachen Silvestre, zögerte aber so lange, dass dieser doch noch einmal klären konnte. Sieben Minuten später sollte in einer ähnlichen Konstellation (Altintop vs. Silvestre) eine weitere Aktion der Bayern vergeben werden. Bis zur 55. Minute gab es eher leichte Vorteile für die Gastgeber, weil Bremen nach wie vor etwas zu ängstlich agierte.
Arnautovic spielte nun wieder links, wo er sich sichtbar wohler fühlt. Vor allem dort presste Bremen auch, allerdings lange Zeit mit zu wenigen Spielern. Die vier Offensivkräfte konnten immer mehr oder weniger problemlos von den 5-6 defensiven Bayern umschifft werden. Im Zweifelsfall blieb immer noch Butt zum Anspielen.
Dann erzielte Prödl plötzlich doch noch sein Tor. Butt verschätzte sich bei einer Ecke völlig, der Ball kam zum großen Österreicher und der nickte am Fünfer ein. Der Schiedsrichter aber hatte ein Foul gesehen und erkannte den Treffer nicht an (59.). Pizarro vergab drei Minuten später einen weiteren freien Kopfball aus kurzer Distanz nach einem Eckball.
Werder-Trainer Schaaf stellte nun um: Die ganze Mannschaft rückte etwas auf, stand höher – Bargfrede ging weiter nach vorne, und besonders Arnautovic war nun deutlich weiter vorne zu finden. Mit einem offensiv linkslastigen 4-1-3-2 übermannten die Bremer die ebenfalls hoch stehenden Bayern, erzeugten einige frühe Ballgewinne und wandelten sie in schnelle Vorstöße um. Bayern begann zu wackeln wie ein Jenga-Turm im Endstadium.
In nur fünf Minuten hätte Arnautovic zum absoluten Bremer Publikumsliebling avancieren können. In der 64. scheiterte er allein vor Butt. Eine Minute später hämmerte er einen Freistoß aus 25 Metern an die Querlatte. In der 69. schummelte er sich erfolgreich an Tymoschuk vorbei, schlenzte wieder alleinstehend an Butt aber auch knapp am langen Ecke vorbei. Es war die beste Bremer Phase, die alle klar machen hätte müssen.
In der 74. Minute riss der Faden dann allerdings jäh. Die Bayern konnten sich einmal befreien, stießen über rechts nach vorne, verlagerten dann schnell zurück ins linke zentrale Mittelfeld, wo Schweinsteiger vergessen wurde. Der deutsche Teamspieler bekam den Ball, schaute, legte ihn vor, und zerstörte aus 25 Metern die Motte, die im rechten Bremer Kreuzeck ihre Kreise zog.
Ab diesem Zeitpunkt ging auf beiden Seiten kaum noch was. Schaaf reagierte abermals, brachte in den nächsten Minuten Almeida und Hunt für den diesmal blassen Marin und den oft blassen Bargfrede, während Van Gaal mit Van Buyten (staat Kroos) die Defensive stärkte (Tymoschuk rückte ins defensive Mittelfeld) und Olic für den weiterhin nicht wirklich am Platz präsenten Gomez brachte. Die Bayern verlegten sich aufs kontern, wo Olic zwei Minuten nach seiner Einwechslung seine Chance nicht zu nutzen vermochte.
Mit Wagner (statt dem nicht konkurrenzfähigen Silvestre) gab Schaaf seine Verteidigung dann komplett auf (85.). Wenn man bei seinem Team nun noch ein System feststellen wollte (was man nicht unbedingt tun muss – man stelle sich eine Wuslerei vor, wo sich alle auf die Zehen steigen), spielte es eine Art 2-1-5-2 ohne jeden Rückhalt, was die Bayern immer wieder gefährlich werden und über Altintop noch zu einer Chance kommen ließ (87.), die dieser allerdings nicht zu nutzen vermochte. Arnautovic dribbelte nur eine Minute davor in der Mitte vor dem Strafraum quer nach rechts und wurde gelegt. Der Schiedsrichter gab allerdings zurecht Vorteil für die Bremer, denn der Ball erreichte Wagner, doch der traf ihn bei seinem Schuss nicht voll.
Bremen brachte der „All Out“-Ansatz keinerlei Möglichkeiten mehr ein. Niemand konnte noch einen Spielaufbau in die Hand nehmen. Die hektische, spannende aber fußballerisch nicht hochklassige Schlussphase fand ihr komödiantisches Ende, als zwei Bayern sich bei einem Vorstoß ohne jeden Gegenspieler knappe zehn Sekunden selbst im Weg standen.
Fazit: Für die Bayern darf man den Sieg als glücklich bezeichnen. Zu wenig konnten sie aus ihrer Feldüberlegenheit machen, zu viel des Sieges muss auf die Bremer Abschlussschwäche zurückgeführt werden. Angesichts der engen personellen Situation der Münchner ist der Aufstieg aber sicher ein nicht gering zu schätzender Erfolg. Für die Bremer war die Neuauflage des Finales der letzten Saison Endstation. Sportlich sicher bitter, personell aber vielleicht nicht schlecht, ein paar Spiele weniger bestreiten zu müssen. Für die Qualifikation zu den internationalen Bewerben sollte es nach dem Aufwind der letzten Wochen auch so genügen.
(tsc)
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Michel Preud’Homme schickte seine Niederländer mit einer nominell offensiven 4-3-3 / 4-1-4-1 Mixtur aufs Feld. Marc Janko gab den Mann an der Spitze, ÖFB-Nachwuchsmann Michael Schimpelsberger saß auf der Bank. Die Deutschen wurden von Thomas Schaaf ebenfalls mit vorerst einem Österreicher ausgestattet. Das ins 4-4-2 übergehende 4-2-3-1 mit Sebastian Prödl in der Innenverteidigung ließ Marko Arnautovic vorerst außen vor.
Beide Mannschaften begannen mit der klaren Vorgabe, sich hinten keine Blöße zu geben und Gegentore auf jeden Fall zu vermeiden. Entsprechend ängstlich und chancenarm verlief die erste Spielhälfte. Sowohl Werders Spitze Hugo Almeida als auch Twentes Janko waren völlig isoliert und hatten mit dem Spielgeschehen nichts zu tun. Beide bewegten sich zu wenig und bekamen kaum Unterstützung. Janko sah nur Bälle, wenn er sich weiter zurückfallen ließ, er versuchte aber stattdessen immer wieder weit vorne die Werder-Abseitsfalle zu überlisten – ohne Erfolg. Viermal stand er zu weit vorne, als er angespielt werden sollte. Dass der Österreich viel rannte, konnte dieses konzeptionelle Problem im Twente-Spiel nicht wettmachen.
Dass nach 23 Minuten mit Peter Wisgerhof der defensive Spieleröffner bei Twente verletzt raus musste, verbesserte Jankos Chancen auf Bälle nicht. Auch wenn Rasmus Bengtsson dessen Abwehragenden gut übernahm, blieben die weiten Pässe aus der Innenverteidigung nun Mangelware. Wenn Twente etwas versuchte, dann über die Seiten (vor allem der links spielende Nacer Chadli zeigte auf, hatte mit Tiendalli aber keinen guten Hintermann – umgekehrt auf der anderen Seite, wo Ruiz die Flügel verwaisen ließ, dafür aber Rosales mehr mit nach vorne ging) oder aus einer Einzelaktion des rechts nominierten, aber meist zentral wirkenden Unruheherds Bryan Ruiz, dem allerdings der letzte Punch an Überzeugungsfähigkeit fehlt.
Bei Werder übernahm Pizarro die Arbeit in der Spitze, tauchte am halben Feld immer wieder auf. Die vielen Bremer Versuche durch die Mitte waren trotzdem nie von Erfolg gekrönt. Gefahr entstand vor allem dann, wenn Clemens Fritz sich ein Herz nahm und mit nach vorne ging. In der 27. Minute gelang das mit einem gelungenen Doppelpass besonders gut. Die rechte Seite der Bremer war fortan fast an allen nennenswerten offensiven Aktionen beteiligt – erzwang mit nicht übermäßig harten Pressing in der 41. Minute auch noch einen schweren Fehlpass des mäßigen Tiendalli, den der nicht minder mäßige Almeida aber nicht zu nutzen vermochte.
Ein Problem tauchte für Werder in der 38. Minute auf. Tim Wiese verletzte sich ohne Fremdeinwirkung und musste dem jungen Sebastian Mielitz Platz machen. Der erwies sich in der Folge verständlicherweise als nervös. Zu seinem Glück blieben seine Unsicherheiten aber unbestraft.
Ein enttäuschendes Spiel, das auch mit vielen technischen Fehlern vorerst nicht Champions-League-würdig war, ging mit 0:0 in die Pause. Danach ließen die Trainer zwar dasselbe Personal auf dem Platz, stellten aber trotzdem an einigen Positionen um. Bei Twente wechselte Chadli auf die rechte Seite, Ruiz ging endgültig in die Mitte, wo er sowieso die meiste Zeit gespielt hatte und Janssen ging nun etwas weiter nach links. Allgemein war Enschede aber vorne weiterhin ziemlich eng aufgestellt. Und da weiterhin nur Rosales einen Flügel-Verteidiger imitierte, fehlte nach vorne jegliche Schlagkraft. Bei Bremen wechselten mit Hunt und Wesley ebenfalls die beiden Außenspieler.
Das Spiel änderte seinen Charakter in der Folge aber kaum. Bremens Gefahrenherd war die rechte Seite mit Fritz, Twente ließ ein motiviertes Spiel nach vorne vermissen und zeigte dieses auch nur, wenn rechts Rosales mitging.
So richtig begann das Spiel erst in den letzten 30 Minuten. Die Einwechslung von Marko Arnautovic für den schwachen Almeida war ein erster Angriffsbefehl und brachte nach etwa 10-minütiger Eingewöhnungsphase den nötigen Schwung ins Bremer Spiel. Er bewegte sich mehr als sein Vorgänger, entlastet damit den umtriebigen Pizarro und sorgte für einen Überaschungsmoment in die Zentrale. Exemplarisch ist einer seiner grenzgenialen No-Look-Pässen auf Hunt zu nennen (73.). Eine Minute später sprang ihm der Ball allein vorm Tor vom Fuß. Vielleicht Nervosität mit dem Tor gegen den Ex-Klub vor Augen, dessen Fans nur Pfiffe für ihn übrig hatten.
Quasi im Gegenzug patzte Pasanen bei einer Freistoßflanke auf Janko, der stolperte den Ball an Prödl vorbei zum im Abseits stehenden Janssen, behinderte in der Folge auch Torhüter Mielitz noch leicht und stand selbst nochmal in der Schusslinie als der Ball ins Netz gewurstelt wird – der dänische Schiedsrichter sah nichts Falsches daran und entschied auf Tor für Twente. Ein Zufallsprodukt aus einer Standardsituation.
Thomas Schaaf brachte Marin für Bargfrede. Er löste damit das zuweilen ideenlose 4-4-2 (immer dann, wenn Pizarro sich auf seine Stürmerrolle konzentrierte, war die Zentrale tot) auf und machte ein 4-1-3-2 daraus. Hunt (rechts) und Marin (links) kamen aus dem Raum hinter den Spitzen, Wesley etwas defensiver aus der Mitte, wo Frings aufpasste. Das erzeugte den nötigen Druck. Aber auch Bremen benötigte einen der besonderen Arnautovic-Momente um sich aus dem Dreck zu ziehen. Der ÖFB-Teamspieler brach im Doppelpass mit Pizarro durch die Abwehr, blieb nach einem Rempler von hinten auf den Füßen und sorgte mit einem abgeklärten zweiten Schussversuch für en Ausgleich.
Twente hatte vorher nichts auf Lager und konnte auch nun nicht mehr zusetzen. Nur eine offensichtliche Schwäche der Bremer in den letzten Monaten hätte ihnen beinahe noch ein Tor beschert: Die Werderaner verlieren immer wieder den Ball beim Spielaufbau aus dem defensiven Mittelfeld – so auch Wesley in der 87. Minute. Der Fehler blieb unbestraft, weil Mielitz sich im entscheidenden Moment doch auszeichnen konnte.
Werder hätte einen aufgrund der Schlussphase verdienten Sieg beinahe noch erreicht, aber bei einem Tor in den Schlussminuten von Pizarro hatte der Schiedsrichter ein Abseits erkannt, das in den ORF-Wiederholungen jedenfalls nicht zu sehen war. Schlussendlich wird das gut sein, denn es bedeutet, dass im Rückspiel beiden Mannschaften nur noch ein Sieg hilft, um im Rennen um den Aufstieg in die nächste Phase oder zumindest Europa League zu bleiben. Letzteres ist wahrscheinlicher, denn in dieser Form haben beide gegen Inter und Tottenham keine Erfolge zu erwarten.
Anmerkungen zu den Österreichern:
Marc Janko blieb harmlos, hätte auch Hilfe und ein anderes Konzept gebraucht. Sein Laufpensum ging ins Leere. Dass er mit seinem Gestolpere quasi das Twente-Tor aufgelegt hat, kann man ignorieren oder positiv bewerten.
Sebastian Prödl zeigte in einer ordentlichen Leistung immer wieder leichte Unsicherheiten, die mit Pech auch ins Auge gehen könnten. Es fehlt ihm im Moment anscheinend an Selbstvertrauen – und an Mitspielern die ihm auch mal helfen, statt immer nur Rätsel aufgeben. Sein linker Nebenmann Pasanen erfüllte diesen Wunsch heute nicht.
Marko Arnautovic spielte nur 30 Minuten, in denen aber auffällig. Er riss das Bremer Spiel nach vorne, schoss ein Tor und hatte seine Nerven trotz eines wohl emotionalen Spiels beim Ex- und Jugendklub gut im Griff.
(tsc)
Lest auch die Analyse des Rückspiels auf ballverliebt
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Werder spielte mit einem flexiblen System, eine ins 4-3-3 tendierende 4-2-3-1-Variante, die defensiv zu einem 4-1-4-1 wurde. Arnautovicsollte über links, Marin über rechts kommen, vorne war Almeida der Brecher, Borowski war da doch schon einige Meter dahinter zu finden, und spielte in der Zentrale zusammen mit den besonders schwach spielenden Jensen und Bargfrede.
Inter zeigte ein 4-2-3-1, wobei die beiden Flügel oft auf einer Linie mit dem Stürmer waren und somit auch eine 4-3-3-Variante bildeten.
In den ersten 5 Minuten sah es so aus, als würden die Mannschaften uns einen offenen Schlagabtausch bieten. Doch dann bekam die italienische Mannschaft von Rafael Benitez die stürmischen Werderanern schnell in den Griff. Nach einem Seltsamkeits-Ausflug von Julio Cesar und dem dazugehörigen Heber von Hugo Almeida, konnte Werder Bremen bis zur einem Arnautovic-Schuss in der 90. Minute nicht mehr aufs Tor schießen.
Der Grund dafür schien relativ offensichtlich in der defensiven Strategie beider Mannschaften zu liegen. Werder Bremen wartete an der Mittellinie auf den Gegner, ließ ihn bis dorthin ungestört das Spiel aufbauen. Inter hingegen setzte schon die Verteidigung von Werder stark unter Druck, und erzwang damit zahlreiche Ballverluste in der Vorwärtsbewegung. Beim 1:0 durch Eto’o war eine solche Balleroberung entscheidend. Beim 2:0 entwischte der Kameruner Prödl, doch schon im Aufbau ließ man Inter zuviel Zeit – irgendwann tat sich eben der Weg für einen Steilpass auf den schnellen Superstürmer auf. Kurz darauf rettete Wiese bei einem Stankovic-Schuss, der ebenfalls aus einem frühen Ballgewinn entstand.
Die Werder-Abwehr machte unter diesem Druck keine gute Figur. Zu hoch war das Tempo des Starensembles. Das Problem setzte aber eben schon im Sturm ein und spitzte sich im defensiven Mittelfeld zu, das die nötigen Extra-Schritte nach hinten nicht machte. Immer wieder platzierten die großartigen Wirbler Coutinho, Biabiany, Snejder und Eto’o sich knapp hinter den Mittelfeldspielern im Zentrum und deutlich vor den Innenverteidigern. Der Effekt: Sie kamen mit Schwung auf die eher behäbigen Abwehrbrocken zu. Und einen Eto’o permanent in vollem Lauf abzufangen? Nicht lustig.
Das 3:0 war wieder eine Folge davon, dass Werder zu weit hinten attackierte. Inter klopfte die Mannschaft ohne großes Risiko auf Schwachstellen ab, zog sie auseinander und spielte schlussendlich den entsprechenden Pass. Snejder durfte diesmal ran. Damit war das Spiel eigentlich entschieden, es veränderte sich in der Folge auch nicht mehr wirklich, aber Inter geigte noch einige Zeit weiter. Thomas Schaaf dürfte geplant haben, mit Arnautovic und Marin in die Mitte hinter Almeida zu ziehen, die beiden Flügel kamen aber selten wirklich in eine passende Situation, weil Inters Pressing das Flügelspiel schon im Keim erstickte.
Auch die Pause und ihre Wechsel (Tormannwechsel bei Inter, Pasanen ersetzte bei Werder Borowski und ermöglichte Snejder in die Zentrale aufzurücken – Pasanen selbst erzielte rechts hinten keinerlei positiven Effekte) brachten keinen wesentlichen Spielwandel. Mit zunehemder Spielzeit ließ Inter die Zügel etwas lockerer. Wann immer Werder nun etwas früher attackierte schien es, als wäre etwas möglich. In dieser Phase versuchte vor allem Marko Arnautovic seine Mannschaft noch einmal aufzurichten. Er holte sich Bälle weit hinten ab und versuchte seine Spielmacherqualitäten auszuspielen. Das einzige Problem: Abgesehen vom eher glücklosen Marin spielte dabei niemand mit. Immer wieder verpassten Werderaner ihre Chance auf einen Lauf in den Raum und fielen stattdessen durch unmotiviertes Stehenbleiben auf.
Das dritte Tor von Eto’o zum 4:0 war eigentlich nur noch zum Drüberstreuen, war mit der Einleitung durch einen dramatischen Fehler im Spielaufbau aber zugleich symptomatisch.
Fazit: Werder vermochte die Klasse von Inter nicht zu bändigen und ließ einige Kompaktheit vermissen, schaffte es allerdings auch nicht auf offensichtliche Problemursachen zu reagieren. Die Bremer können ihre Ausfälle im Moment zumindest in so großen Spielen nicht kompensieren. Für die Mailänder war es ein wahrscheinlich unerwartet einfacher Europacup-Abend.
(tsc)
]]>Das Interesse an Prödl aus dem Ausland richtigen Fußball ist im letzten Sommer ohne Frage vor allem durch die tolle U20-Weltmeisterschaft gekommen. Schon damals hatte er zahlreiche Angebote, und schon da hätte ich intuitiv gesagt, dass er zusehen soll, dass er aus diesem katastrophalen heimischen Sumpf sofort rauskommt. Aber zu diesem Zeitpunkt hatte er noch nicht besonders viel Erfahrung im Profi-Bereich (weil man in Österreich bekanntermaßen prinzipiell drei Jahre länger „zu jung“ dafür ist) und man konnte verstehen, dass er seine Form noch festigen wollte. Es kam so gut es ging. Sturm überzeugte alle, Prödl spielte eine hervorragende Herbstsaison.
Darum wollen ihn auch jetzt noch viele Klubs haben, von denen man als junger Kicker träumt. Allein bei einem Angebot aus Bremen würde ich selbst wahrscheinlich keine zwei Sekunden zögern und mit dem Kofferpacken beginnen. Ach was! Scheiss auf die Koffer! Wo ist die Zahnbürste? Dass angeblich auch Milan und englische Klubs ihre Augen auf Prödl richten, klasse! Milan wäre da wohl noch die schlechteste (weil sicher schwerste und ligamäßig in meinen Augen halt unattraktivste) Variante. Aber auch ein Jährchen in Trondheim und damit ein fast sicherer Auftritt in der Champions League (mit sehr guten Chancen, sich durchzusetzen) wäre nichts, was mir prinzipiell unfein erscheint.
Aber Angebote an mich bitte später schicken, hier jetzt zurück zu Prödl: Die große Leistung, mit welcher der Steirer das Saatgut für den Ruhm gestreut hat, ist mittlerweile über ein halbes Jahr her. Und mit jedem Monat rücken die nächsten Juniorenbewerbe näher, wo sich wieder hungrige Teams von Nachwuchskickern am großen europäischen Fußball anbiedern werden. Auch Werder Bremen, der scheinbar hartnäckigste Kandidat und die vermeintlich beste Station um sich weiter zu entwickeln, wird dort dann wieder hinschauen. Im Sommer, und ich glaube das weiß er auch, muss Prödl zusehen, dass er bei den Blackies Leine zieht. Mit Wehmut und von mir aus auch einer der üblichen Rückfahrkarten kurz vor der Fußballpension, aber doch.
Bis zum Sommer hat er jetzt das erhöhte Risiko und einen Haufen an Dingen, die gut laufen müssen, damit der Absprung auch klappt. Und nur eines davon hat er wirklich selbst und allein in der Hand.
Schon einmal einen guten Vertrag in der deutschen, englischen oder italienischen Liga in der Tasche zu haben, wäre für die Zukunft weit sicherer gewesen, als die vermeintliche Sicherheitsvariante, die Prödl gewählt hat.
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