Weiss – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Mon, 05 Sep 2016 21:01:42 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Wieder keine Antwort auf Umstellungen: Österreich rettet 2:1 https://ballverliebt.eu/2016/09/05/oesterreich-georgien-koller-wm-quali-serbien-irland/ https://ballverliebt.eu/2016/09/05/oesterreich-georgien-koller-wm-quali-serbien-irland/#comments Mon, 05 Sep 2016 21:00:18 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12999 Immerhin: Österreich gewinnt in Georgien das erste Pflichtspiel nach der verpatzten EM mit 2:1 und startet mit dem erwarteten (und notwendigen) Sieg in die WM-Qualifikation. Das Resultat ist aber auch das Beste an diesem Spiel. Zwar hatte man Georgien vor der Pause gut unter Kontrolle. Auf die Umstellungen des Gegners blieb das Team von Marcel Koller aber – einmal mehr – eine Antwort schuldig.

Georgien - Österreich 1:2 (0:2)
Georgien – Österreich 1:2 (0:2)

Vor fast genau fünf Jahren hat ein von Vladimir Weiss trainiertes slowakisches Team die österreichische Mannschaft (unter Constantini) am taktischen Nasenring durch das Klagenfurter Stadion gezogen. Nun coacht Weiss Georgien – und die Kaukasus-Kicker stellten sich taktisch eher an wie Steinzeit-Menschen. Darum sagt die erste Halbzeit auch mehr über die Schwäche von Georgien aus als über eine wirkliche Rehabilitation Österreichs nach der verpatzten EM.

Ein Move reicht aus

Im georgischen 4-2-3-1 standen die vier offensiven Leute oft sehr hoch, die Abwehrkette aber fand keine richtige Positionierung. Für ein Einladen von österreichischem Druck stand sie zu hoch, für das eigene Ausüben von Druck aber zu tief. Hinzu kam noch, dass die beiden Sechser zwar einerseits viel horziontal in Richtung Ball verschoben, aber die restliche Spielfeldbreite nicht abgedeckt wurde weil der AV nicht ein- und das offensive Mittelfeld nicht zurück rückte.

Im Grunde genommen reichte es Österreich also völlig aus, einen Move immer und immer wieder zu bringen: Den Vertikalpass hinein in den offenen Sechserraum der Georgier, auf die etwas halblustig im Raum herumhängende Abwehrkette zu. Das war vor allem der Job von Alaba und Baumgartlinger, Empfänger waren vor allem Arnautovic und Junuzovic.

Die Kompaktheit im eigenen Aufbau war bei Österreich damit natürlich nicht gegeben, aber es machte sehr wohl den Eindruck, als sei die eher weite Staffelung im De-facto-4-2-4 gegen die schlechte Raumaufteilung der Hausherren durchaus so gewollt.

Georgien ohne Tempo im Angriff

Defensiv agierte Österreich in der ersten Hälfte über weite Strecken recht konzentriert, besonders schwer machten es ihnen die Georgier aber auch lange nicht. Da sie so hoch standen, kamen die georgischen Offensivleute praktisch nie mit Tempo an den Ball, so war es Österreich ein leichtes, Zielräume und Passwege recht flugs zuzustellen.

Die einzige wirkliche Quelle von Bauchweh war Markus Suttner. Der (vorläufige?) Nachfolger von Fuchs als Linksverteidiger zeichnete sich durch unpassendes Stellungsspiel aus; immer wieder mussten Alaba bzw. Baumgartlinger einkippen und / oder Hinteregger wurde aus der Position gezogen.

Die eine Riesen-Chance, die sich daraus ergab, schoss Ananidze links am Tor vorbei. Da führte Österreich aber schon verdient mit 2:0.

Wie so oft: Gegner reagiert…

Dass Weiss aber durchaus weiß, was er tut, sah man dann nach dem Seitenwechsel. Er hatte die Problemfelder erkannt und einige (wenn auch nicht alle) behoben.

2. Hälfte
2. Hälfte

Aus dem 4-2-3-1 wurde nun eher ein 4-1-3-2, zudem liefen die Georgier nun konsequenter die österreichische Eröffnung an und im Zentrum hatten Baumgartlinger und Alaba deutlich schneller einen Gegenspieler (in der Regel Kasha, davor auf der Sechs, in der Schlussphase nach einigen Umstellungen als IV) auf den Füßen stehen. Es war nicht die komplette Mann-Orientierung, die Österreich vor allem gegen Holland und Ungarn so zu schaffen gemacht hat, aber es zeigte massiv Wirkung.

Georgien hatte nun die permanenten Vertikal-Pässe von Österreich auf Junuzovic und Arnautovic unterbunden und damit das Spiel merklich unter seine Kontrolle gebracht. In der 51. Minute wurde noch Junuzovic geschickt (eher in Richtung Eckfahne), in der 56. Janko und Arnautovic (was das 3:0 hätte sein müssen) – aber davon abgesehen, hatte man Österreich den Lieblings-Spielzug genommen und damit weitgehend kaltgestellt. Es gab noch ein paar Halbchancen (wie der Weitschuss von Alaba in der 70. Minute und ein verweigerter Elfer nach einem Foul an Arnautovic), aber mehr auch nicht.

Außerdem wurde der erkennbare Schwachpunkt Suttner nun noch mehr angebohrt – mit der Folge, dass Georgien ein ums andere Mal über die rechte Angriffsseite in den Strafraum kam – am gefährlichsten war in der 65. Minute der Pfosten-Kopfball der Georgier nach einem Angriff über die Suttner-Seite. Und natürlich die Aktion zum georgischen Tor, als Suttner den Spielzug erst scharfmachte und dann nicht entschärfte. Der Schuss an sicher war stark, aber die Entstehung hätte dreimal verhindert werden können.

…Koller nicht

Alaba reagierte schnell, indem er sich zwischen die Innenverteidiger fallen ließ, um sich ein wenig der direkteren Deckung zu entziehen. Das war auch durchaus ein Sicherheitsnetz gegen den Ball, andererseits fehlte seine Präsent natürlich weiter vorne – wo Georgien zunehmend das Spielgeschehen diktierte.

Die Reaktion von Koller war, dass es im Grunde keine Reaktion gab. Alle drei Wechsel waren positionsgetreu (erst Schöpf für Junuzovic, danach Sabitzer für den isolierten Harnik, und schließlich Gregoritsch beim Debüt für Janko). So konnte Georgien, ohne groß etwas weiter ändern zu müssen, einfach weitermachen und mehr und mehr Gefahr ausüben.

Die großen Abstände, die vor der Pause noch durchaus praktikabel waren, wurden nun gegen die deutlich verbesserte Raumaufteilung und das schnellere Anlaufen der Georgier zum Problem, Alabas zeitweiliger Rückzug aus dem Mittelfeld ebenso. Koller änderte nichts Grundlegendes durch seine Wechsel. Österreich bekam die Kontrolle über das Zentrum und damit über das Spiel nie wieder zurück.

Bedenkliche Abwehrarbeit

Kurz dem Tor zum 1:2 spielte Weiss dann volle Offensive: Er nahm erst Innenverteidiger Amisulashvili raus (für Offensivspieler Okriashvili – Kasha ging in die IV, Okriashvili auf die Zehn), kurz nach dem Anschlusstreffer auch noch Rechtsverteidiger Lobshanidze (für Offensivspieler Tchanturia). Das gehorchte nun keiner Formation mehr, das war einfach pure Brechstange, ein Alles-nach-vorne-Werfen.

Und Österreich ließ sich beeindrucken. Die Konzentration und die (von Suttner abgesehen) gute Ordnung aus dem ersten Durchgang waren völlig weg. Das Stellungsspiel war nun praktisch von allen Abwehrspielern mangelhaft, ständig standen zwei bis drei Georgier frei, im Zweifel wurde der Ball nur noch weg gedroschen – und kam kurz darauf schon wieder auf das Tor von Almer zu.

Österreich hätte sich nicht beschweren dürfen, wenn Georgien noch der Ausgleich gelungen wäre.

Fazit: Wo war die Reaktion?

Für eine Rehabilitation nach der verpatzten EM war die Leistung von Tiflis deutlich zu wenig, andererseits war sie nicht so schlecht, um den (typisch österreichischen) zynischen Komplett-Pessimismus zu rechtfertigen, der nach der EM um sich gegriffen hat.

Dennoch: Die Defizite wurden sehr deutlich. Einmal mehr gab es nicht nur keine adäquate, sondern im Grunde sogar überhaupt keine Reaktion auf einen Gegner, der in der Halbzeit seine Spielanlage umstellt – wie heuer gegen die Türkei, wie einst auch gegen Schweden oder auch gegen Uruguay. Auch, wie das Team mittelfristig sein Repertoire erweitert haben will, bleibt unbeantwortet; nicht nur das Personal glich der jüngeren Vergangenheit, auch die Spielanlage.

Natürlich: Es war dies kein Spiel, in dem man glänzen kann oder gar etwas Wildes ausprobieren. Dazu ist die Gemengelage zu kritisch und ein etwaiger Punkteverlust zu schwerwiegend. Und die Panik in der Schlussphase ist sicher auch den Erfahrungen aus dem bisher mäßigen Länderspiel-Jahr 2016 geschuldet. Aber ein spürbarer Impuls von der Bank in einer solch kritischen Phase wie der letzten halben Stunde in Tiflis darf schon erwartet werden.

Kleiner Blick zu Serbien-Irland (2:2)

Serbien - Irland 2:2 (0:1)
Serbien – Irland 2:2 (0:1)

Irland ist von der EM noch ganz gut bekannt und auch beim Spiel in Serbien machten sie nichts Unerwartetes.

Die Serben spielten unter ihrem neuen Trainer Slavoljub Muslin in einem 3-4-3, das jenem von Gent unter Hein Vanhaezebrouck ähnelt. Die Außenstürmer spielen sehr zentral, dahinter sind die beiden ZM auf einer Höhe und verteilen vertikal in die Kanäle, welcher immer sich auftut: Über die Wing-Backs, über die Außenstürmer, oder auch auf den Mittelstürmer. Es offenbarten sich aber einige Probleme.

Zum einen, dass die irischen Achter (Brady und Hendrick) ziemlich massiv auf die beiden serbischen Passgeber (Gudelj von Ajax und Milivojevic von Olympiakos; Chelseas Matic fehlte) pressten und sie somit aus dem Spiel nahmen. So war der serbische Spielaufbau lange mehr oder weniger tot, nachdem Irland nach einem Freistoß früh in Führung gegangen war.

Und zum anderen, dass die Schnittstellen rund um Branislav Ivanovic oft offen wie ein Scheunentor waren: Nastasic spielte stur den Holzprügel in der Mitte und bewegte sich keine zwei Schritte von dort weg, selbst wenn Ivanovic an der Seitenlinie stand. Andererseits stand Rukavina oft extrem hoch, wodurch Ivanovic andererseits aber dazu gezwungen war, sich von Nastasic weg zu bewegen.

Nach der Pause ließ der irische Druck etwas nach, die Serben kamen nun besser in den Strafraum und wurde auch mit zwei Toren innerhalb von kurzer Zeit belohnt. Danach aber stellte man das Spiel wieder komplett ein und fing sich prompt den irischen Ausgleich nach einer Ecke.

Letztlich hatte Serbien die höhere Qualität und Irland den besseren Spirit, aber – wenn man sich vernünftig auf diese beiden Gegner einstellt – muss man sich vor keinem der beiden fürchten. Zumindest auf dem Papier ist Österreich sicher besser als beide diese Teams. Und so ganz nebenbei ist es für Rot-Weiß-Rot sicherlich kein Nachteil gewesen, dass sich die beiden nominellen Verfolger schon mal gleich schön gegenseitig die Punkte wegnehmen.

tabelle1

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Had sei Dank: Salzburg schlägt Slovan 3:2 und übersteht die Gruppe https://ballverliebt.eu/2011/12/14/had-sei-dank-salzburg-schlagt-slovan-32-und-ubersteht-die-gruppe/ https://ballverliebt.eu/2011/12/14/had-sei-dank-salzburg-schlagt-slovan-32-und-ubersteht-die-gruppe/#comments Wed, 14 Dec 2011 21:27:09 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6203 Had sei Dank: Salzburg schlägt Slovan 3:2 und übersteht die Gruppe weiterlesen ]]> Angefangen hat es fürcherlich – aber die Bullen ließen sich von einem 0:2-Rückstand nach sechs Minuten nicht schocken, spielten munter nach vorne und erzitterten sich letztlich den notwendigen 3:2-Sieg. Auf großartigem Niveau war das Spiel aber nicht.

Slovan Bratislava - Red Bull Salzburg 2:3

Der Plan von Slovan Bratislava war ebenso einfach wie effektiv: Vorne mit dem schnellen Lacný statt dem bulligen Seba voll auf Pasanen pressen, den Finnen verunsichern und in 1-gegen-1-Duelle schicken. Das klappte schon nach drei Minuten, als der Finne bei einem Pass von Zofcak auf Lacny viel zu weit von Letzterem entfernt war (bzw. nicht schnell genug herausrückte nach der Attacke an Hierländer) und drei Minuten später, als sich Pasanen von einem 50-Meter-Mondball aus der Slovan-Innenverteidigung heraus überrumpeln ließ. Sechs Minuten waren gespielt, Slovan führte schon 2:0. Ein Albtraumstart für die Bullen.

Slovan lehnt sich zurück und wird bestraft

Allerdings ließ sich der slowakische Meister danach merklich zurückfallen. Lacny und Sebo tauschten vorne die Plätze und nahmen ihre erwartete Positionen ein, der Druck auf Pasanen ließ nach und Slovan vermittelte so den Eindruck: Zwei Tore vorne passt schon, mal schauen was Salzburg so anbietet.

Die ließen sich von dem Doppelschock erstaunlicherweise nicht wirklich aus der Ruhe bringen und versuchten, die nun etwas mehr am Ball gewährte Zeit auszunützen. Vor allem den in dieser Partie mal ganz gut aufgelegten Leonardo bekam Slovan dabei nicht so recht in den Griff, Jantscher war auf der rechten Seite sehr aktiv. Der Lohn für die Bemühungen: Erst das Anschlusstor aus einem Hand-Elfmeter, dann erzielte Leonardo den Ausgleich aus einer Einzelaktion, nachdem ihm Kolcak den Ball in die Beine gespielt hatte.

Loch vor der Abwehr, aber vorne ganz okay

Auffällig bei den Bullen war aber, dass die Abwehrreihe insgesamt recht weit hinten blieb, auch Ulmer und Hierländer auf den Außen hielten sich eher zurück, was wohl dem Respekt vor den Flügelspielern der Slowaken geschuldet war. Das Problem bei der Sache war nur, dass sich der Rest der Mannschaft recht weit nach vorne orientierte und damit ein großes Loch zwischen Abwehr und Mittelfeld entstand, in dem sich das Offensiv-Quartett von Slovan genüsslich ausbreiten konnte.

So funktionierte das Spiel von Salzburg zwar recht ordentlich, wenn man sich mal in der gegnerischen Hälfte festgesetzt hatte, die Eröffnung von hinten heraus aber klappte überhaupt nicht. Es gab haufenweise haarsträubende Fehlpässe und Ballverluste, die durch das flotte Umschalten bei den Slowaken immer wieder enorme Gefahr verbreiteten und auch in der Balance zwischen Verzögern und Angehen bei Kontern aus der Tiefe wirkten Pasanen und Hinteregger so, als ob sie noch nie miteinander trainiert hätten – Abstimmung war in keinster Weise zu erkennen.

Die beiden Achter: Guédé und Svento

Bei den Slowaken startete vor allem Juraj Halenar sehr aggressiv und laufstark. Er gab zuweilen beinahe eine zweite Spitze und versuchte vor allem in den ersten 15 Minuten, großen Druck aufzubauen. Der zentrale Mann war aber Karim Guédé, der zeigte, warum er slowakischer Teamspieler ist. Er war überall am Platz zu finden: Guédé war der Organisator im defensiven Mittelfeld, versuchte nach Möglichkeit auch nach vorne zu gehen und fungierte als die Umschaltstation.

Etwas anders legte Dusan Svento seine Achter-Rolle bei den Bullen an, aber auch er war vor allem im Spiel nach vorne wichtig. Vor allem, weil er derjenige war, der am ehesten auf Spieler von Slovan presste und so nicht nur Ballverluste der in der Spieleröffnung ebenfalls nicht gerade berauschenden Mannschaft provozierte, sondern auch für Leonardo – wiewohl der immer mal wieder abtauchte – quasi den Weg freimachte. Seine offensive Rolle trug aber auch dazu bei, dass Lindgren mangels Spielpraxis ein Unsicherheitsfaktor war.

Loch geschlossen, den Preis zahlt die Offensive

Nach dem Seitenwechsel schloss Salzburg das offensichtliche Loch zwischen Abwehr und dem Rest der Mannschaft, was sehr zur Sicherheit vor dem eigenen Tor beitrug. Fehlpässe in der Spieleröffnung fielen nun nicht mehr so ins Gewicht, weil der Raum enger war. Dazu waren die Salzburger schneller am Mann und das Risiko generell vermindert, weil die Passentfernung geringer wurde.

Den gegenteiligen Effekt hatte diese Maßnahme auf der anderen Seite des Platzes, wo die Salzburger nun mit weniger Leuten vor Ort waren. Vor allem Maierhofer, wenn doch mal ein Ball zu ihm kam, konnte diesen nicht halten, bis genug Teamkollegen nachgerückt waren. So verlagerte sich das Spiel zwar tendenziell eher in die Hälfter der Salzburger, große Torgefahr vermochte Slovan aber nicht auszustrahlen.

Had trifft, Salzburg macht zu

Zumindest nicht vor dem Tor der Bullen – das eigene nahm Innenverteidiger Marian Had nämlich sehr wohl in Beschuss. Er lenkte eine an sich harmlose Flanke von Jantscher ins eigene Tor ab. Der 29-Jährige hat somit einen Assist und ein Tor für die Bullen erzielt.

In der Folge zogen sich die Salzburger immer weiter zurück, was angesichts der Wechsel von Ricardo Moniz ganz offensichtlich so gewollt war: Er brachte mit Ibrahim Sekagya (statt Lindgren) und Schiemer (statt Ulmer) zwei weitere gelernte Innenverteidiger. Grundsätzlich mit Erfolg, denn große Gefahr konnten die Slowaken, denen man den unbedingten Willen zum Sieg nicht gerade in jeder Situation nachsagen konnte, nur einmal erzeugen. Da hatte Salzburg Glück, dass der Referee nicht auf den Punkt zeigte, als Lindgren einen Ball von Sebo aus einem Meter an die Hand geschossen bekam. Eine vertretbare Entscheidung, keine Frage – aber es gibt auch Schiedsrichter, die da Elfmeter geben.

Andererseits ergaben sich dadurch natürlich Räume im Rücken der slowakischen Abwehr – die Königs-Chance auf das 4:2, einer schneller Konter über Leonardo und Maierhofer, vernebelte aber Jantscher. Vor allem Maierhofer musste seinem eigenen intensiven Spiel gegen Ende Tribut zollen – er war nach spätestens 75 Minuten komplett leer. Moniz wechselte ihn aber erst ganz kurz vor Schluss aus. Dass ein frischer Mann, in diesem Fall Wallner, schon zuvor für deutlich mehr Entlastung hätte sorgen können, wurde in der kurzen Zeit, die er auf dem Feld war, schnell offenkundig.

Fazit: Sieg des Willens, nicht der Taktik

Die Salzburger sind, was schon beim 3:0-Sieg im Hinspiel deutlich wurde, die klar besser besetzte Mannschaft. So war es in einem Spiel auf äußerst mäßigem Niveau auch keine taktische Meisterleistung, die den Bullen den 3:2-Sieg und damit den Aufstieg in die Runde der letzten 32 bescherte, sondern eher eine, die auf Wille und individueller Klasse basiert. Positiv ist zu bemerken, dass nach dem Horror-Start die Körpersprache sehr positiv war, keiner den Kopf hängen ließ und jener Kampfgeist an den Tag gelegt wurde, der ansonsten allzu oft vermisst wurde.

Zudem wurden Fehler, die von den Slowaken angeboten wurden, auch genützt – wie beim 1:2 (Handspiel) und dem 2:2 (schrecklicher Fehlpass in der Spieleröffnung). Der Mut, der mit dem Spiel nach vorne in der ersten Halbzeit gezeigt wurde, wich spätestens nach der 3:2-Führung aber immer mehr dem Sicherheitsgedanken – Moniz sandte da mit der Einwechslung von zwei gelernten Innenverteidigern (für einen Sechser und einen AV) auch kein Signal der Angriffslust aus. Verständlich ist es aber schon, weil Lindgren weit von einer soliden Leistung entfernt war und Slovan vor allem in der ersten Halbzeit immer wieder viel Platz in der Hälfte der Salzburger bekommen hatte.

(phe)

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Slovan wollte nur das Remis – Bullen bestrafen das mit 3:0 https://ballverliebt.eu/2011/09/29/slovan-wollte-nur-das-remis-bullen-bestrafen-das-mit-30/ https://ballverliebt.eu/2011/09/29/slovan-wollte-nur-das-remis-bullen-bestrafen-das-mit-30/#comments Thu, 29 Sep 2011 21:48:35 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5830 Slovan wollte nur das Remis – Bullen bestrafen das mit 3:0 weiterlesen ]]> Es war eine zähe bis öde Partie. Was an den Gästen aus der Slowakei lag, die nur auf das 0:0 spielten, den Salzburgern kaum einen Platz ließen. Das führte aber nicht zum Erfolg – weil die Bullen den Wall überwanden und dann den sich bietenden Platz ausnützen konnten.

RB Salzburg - Slovan Bratislava 3:0

Slovan Bratislava hat in der Qualifikation immerhin die Roma eliminiert. Wie das möglich war, wurde beim Spiel in Salzburg recht schnell deutlich: Mit einer strikten Defensiv-Taktik, die darauf ausgerichtet war, dem Gegner schon im Mittelfeld die Möglichkeit zu nehmen, sich konstruktiv in den Strafraum zu spielen. Das klappte gegen eine ohne wirkliches Flügelspiel antretende, eher eindimensionale Roma wundserbar. Und damit bereitete man auch den Bullen Probleme.

Slovan macht das Mittelfeld dicht

Das sah im Detail so aus, dass vor der Viererkette noch eine weitere defensive Dreierkette im Mittelfeld eingezogen wurde; die Außenspieler im Mittelfeld hatten ebensfalls durchaus Aufgaben in der Defensive. Salzburg ist eine Mannschaft, die ihre Angriffe am Liebsten nach dem Strickmuster „Vom Zentrum auf die Flügel und dann flanken“ aufzieht. Die Hauptabsicht vom Slovan-Trainer und Slowakei-Teamchef Vladimír Weiss war, die Pässe aus dem Zentrum auf die Flügelspieler Jantscher und Zárate zu unterbinden.

Das Zauberwort war „Überzahl“ – jeder Flügelspieler hatte eigentlich immer drei Spieler gegen sich. Den gegnerischen Mittelfeld-Außen, der nach hinten arbeitete. Den Außenverteidiger, der aggressiv dagegen ging. Und dazu noch den Gegner aus dem Halbfeld, der gleich drei Aufgaben in sich vereinte: Den Passweg abzudecken, auf den Außenspieler aufpassen, und dazu noch Druck auf das Salzburger Mittelfeld auszuüben.

Zähe Partie

Außerdem vermieden es die Slowaken praktisch völlig, Fouls in Strafraumnähe zu begehen. So hatte Salzburg zwar viel Ballbesitz, aber keine passenden Passwegen nach vorne, keinen Platz, um Bälle in die Gasse zu spielen, kein nennenswertes Flügelspiel und auch keine Standards, die die Situation noch retten konnten. Und durch die Mitte geht bei den Bullen sowieso von der ganzen Spielanlage her wenig.

Die Folge war ein recht zähes Spiel, in dem Slovan Bratislava nie wirklich den Anschein erweckte, auf einen Sieg aus zu sein – ein torloses Unentschieden schien den Slowaken absolut zu genügen. Dementsprechend bescheiden waren auch die eigenen Angriffsbemühungen, die sich meist auf lange Bälle auf Ex-Austrianer Filip Sebo beschränkten. Er turnte oft hart an der Grenze zum Abseits (und zuweilen darüber), kam aber kaum in die Position, das Salzburger Tor zu gefährden.

Doch noch ein typisches Bullen-Tor

So ging das eine Stunde lang, ehe es Salzburg einmal doch gelang, Jantscher auf der Flanke zu bedienen (Svento spielte einen kurzen Pass aus dem Strafraum nach außen), seine Flanke fand Leonardo, und dieser kam gegen drei andächtig zuschauende Slovan-Verteidiger völlig frei zum Kopfball. Letztlich also doch ein typisches Tor des Salzburger Teams unter Ricardo Moniz.

Nun war Slovan natürlich schon gezwungen, sich nach vorne zu orientieren, und das tat der slowakische Meister auch. Guédé gab nun de facto einen Zehner, die Mittelfeld-Außen drückten weiter nach vorne, und die Außenverteidiger marschierten nun wesentlich fleißiger nach vorne als vor dem Rückstand.

Slovan macht auf, Salzburg den Sack zu

Das nun entstandene 4-2-3-1 von Slovan versuchte nun, Druck auf die Salzburger Defensive auszuüben, aber was vorher komplett harmlos war, wurde nach dem Rückstand auch nicht wirklich dauerhaft gefährlich. Im Gegenzug entstanden aber Löcher in der zuvor so eng gestaffelten Defensive, was den Salzburgern letztlich auch das 2:0 ermöglichte: Leonardo ließ sich zwischen Abwehr und Sechser fallen, wurde nicht wirklich angegriffen, und sein gefühlvoller Chip auf Zárate hebelte die Abseitsfalle aus. Die Entscheidung.

Was auch die Slowaken wussten und ihre Bemühungen nun weitgehend einstellten. Der Widerstand war gebrochen. Die letzte Viertelstunde tickte nur noch die Uhr herunter, eher Svento in der Nachspielzeit sogar noch das 3:0 zu erzielen. Womit auch das direkte Duell entschieden sein sollte.

Fazit: Slovan legte es auf ein 0:0 an – klappte nicht

Es ist schon ein wenig enttäuschend, dass Vladimír Weiss von Anfang an nichts anderes als das 0:0 wollte. Wobei man aber sagen muss: Eine Stunde lang hat Slovan das mit extremer Disziplin gespielt, fast nichts – nur einen einzigen Freistoß in halbwegs gefährlicher Distanz. Nachdem der Wall einmal überwunden war, fehlten aber die Mittel im Spiel nach vorne.

Die Salzburger haben, wenn man es positiv auslegen will, die nötige Geduld gezeigt und auf ihre Chance gewartet und diese dann genützt. Wenn man es negativ auslegen will, haben jedoch auch ihnen eklatant die Ideen und ein wirklich taugliches Konzept im Spiel nach vorne gefehlt. So oder so: Die wenigen Tormöglichkeiten wurden verwertet, und in diesem Geduldsspiel war das letztlich ausreichend.

(phe)

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Die inhaltliche Selbstblockade bringt verdiente Pleite gegen die Slowakei https://ballverliebt.eu/2011/08/10/selbstblockade-bringt-12-im-test-gegen-die-slowakei/ https://ballverliebt.eu/2011/08/10/selbstblockade-bringt-12-im-test-gegen-die-slowakei/#comments Wed, 10 Aug 2011 21:06:49 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5517 Die inhaltliche Selbstblockade bringt verdiente Pleite gegen die Slowakei weiterlesen ]]> Der Ballbesitz war das einzige, wo Österreich einen Voreil hatte. Denn ansonsten blockerte sich ein wirres Team selbst. Flache Sololäufe, statt Janko einzusetzen. Ein Kulovits als Spielgestalter. Ein verschenkter Junuzovic. So reichte den nicht übertrieben starken, aber inhaltlich gut aufgestellten Slowaken eine absolute Durchschnittsleitung.

Österreich - Slowakei 1:2

Österreich ist rechts, Deutschland ist links – nein, das ist keine politische Zuschreibung (obwohl man auf die Idee kommen könnte), sondern die Aufteilung der Flanken beim ÖFB-Team. Auf der linken Außenbahn waren Klein und Junuzovic aufgeboten, auf der linken wie gehabt Fuchs und Alaba. Und auch, wenn keine der beiden wirklich funktionierte, so war doch – wenig überraschend – die „deutsche“ deutlich aktiver.

Seltsame Besetzung der Zentrale

Eine weitere Auffälligkeit in der österreichischen Aufstellung war die Tatsache, dass Spieleröffner Julian Baumgartlinger als tiefer Sechser aufgeboten war, Zerstörer Kulovits hingegen als Achter. Womöglich war die Absicht dahinter, dass Kulovits den Kettenhund für Marek Hamsik geben hätte sollen – der Napoli-Star spielte nur dummerweise auf der Flanke.

So tapste Kulovits eher verloren durch das Zentrum und war zu jenen Pässen in der Eröffnung gezwungen, die Baumgartlinger viel besser kann. Auch konnte er keinerlei Druck auf Jez und vor allem das Duo Guédé/Kucka ausüben. Im Gegenteil – der eingebürterte Guédé war der einzige Slowake, der einigermaßen konsequent auf den Gegner presste, in seinem Fall eben Kulovits.

Alleinunterhalter Martin Harnik

Hamsik auf der Flanke bedeutete, dass Christian Fuchs nicht annähernd so viel nach vorne machen konnte, wie das erhofft und geplant war; während Rechtsverteidiger Klein deutlich mehr mit sich selbst zu tun hatte. Er machte (einmal mehr) viel zu wenig nach vorne, er ging (einmal mehr) viel zu zögerlich in die Zweikämpfe. So musste Zlatko Junuzovic auf der für ihn ungewohnten rechten Seite viel mehr Defensivarbeit leisten, als ihm lieb war. Und so blieb auch viel zu viel Arbeit an Martin Harnik hängen.

Denn aus der Zentrale kam nichts (Baumgartlinger zu tief) und auf der linken Seite war Alaba ohne den gebundenen Fuchs ziemlich der Alleinunterhalter. Er machte dort aber viel mehr Wirbel als Junuzovic, an dem das Spiel komplett vorbei lief. Die Folge: Harnik orientierte sich viel mehr auf die linke Flanke, während Alaba oft sehr früh ins Zenturm zog und nicht selten alleine den Weg zum Tor suchte.

Das war sehr durchsichtig und die slowakische Zentrale mit Kucka und Guédé hatte in der Regel wenig Probleme, das zu verteidigen. Harnik tankte sich zwar immer wieder durch, allzu viele wirklich gefährliche Aktionen vor das Tor von Jan Mucha waren aber nicht dabei. Die ärmste Sau bei der ganzen Sache war indes Marc Janko: Weil hinter ihm oft Solos über die Halbpositionen kamen, aber nicht ein einziges Mal eine Flanke von der Grundlinie, KONNTE der Twente-Stürmer gar nichts ausrichten – völlig unmöglich.

Slowakei schaltet hoch

Weil Hamsik über die Fuchs-Seite wenig zur Geltung kam, ging er nach rund zwanzig Minuten für einmal ins Zentrum. Kulovits hatte diese Möglichkeit überhaupt nicht auf der Rechnung, und so war es Hamsik ein leichtes, sich im Rücken von Kulovits davon zu stehlen und einen Eckball heraus zu holen. Aus dem fiel dann das 1:0 für die Slowakei, weil Dragovic das Kopfballduell mit Juraj Kucka verlor.

Das war für die Slowaken der Startschuss. Während sich der WM-Achtelfinalist in der ersten Hälfte der ersten Hälfte vornehm zurückhielt, pressten sie nun deutlich aggressiver und auch deutlich höher, sodass den Österreichern kaum noch Zeit blieb, das Spiel auch nur zu eröffnen. Die Folge waren immer mehr lange Bälle, die kaum einen Abnehmer fanden. Andererseits ging es bei Ballgewinn der Slowaken nun aber sehr schnell und direkt nach vorne, und auch wenn es Abseits war, das 2:0 war nur folgerichtig.

Für die zweite Hälfte nahm Constantini den eher sinnlosen Kulovits heraus und brachte mit Daniel Royer einen neuen Mann für den linken Flügel, Alaba übernahm die Position als Achter. Das brachte allerdings wenig, weil bei den Slowaken gleichzeitig mit Erik Jendrisek ein neuer Gegenspieler statt Hamsik kam, der sich für den ausgewechselten Jez ins Zentrum orientierte. Die Folge: Royer war durch den aktiven Jendrisek viel hinten gebunden, Alaba durch Hamsik im Zentrum, und das Spiel stockte weiterhin.

Noch weniger Plan nach Systemumstellung

Letzte halbe Stunde

In der 55. Minute stellte das ÖFB-Team auf ein 4-4-2 um. Hoffer kam statt des unsichtbaren Junuzovic, Harnik besetzte die rechte Seite. Das ging zunächst gar nicht, weil es das ÖFB-Team im Mittelfeld und auf den Seiten falsch spielte: Wenn man aus einem 4-4-2 das Spiel gestalten will, müssen die Außen im Mittelfeld einrücken und die Außenverteidiger brutal nach vorne preschen – so wie etwa bei Villarreal.

Das passierte bei den Österreichern nicht: Baumgartlinger stand zentral tief, Alaba deckte vor ihm das Zentrum ab, aber Harnik und Royer wurden von ihren Gegenspielern auf die Flügel gezwungen, weil vor allem Klein überhaupt nicht mithalf. Es ist nur der fehlenden Konsequenz der Slowaken zu verdanken, dass sie das ziemlich aufgerissene österreichische Mittelfeld überhaupt nicht bestraften.

Komplette inhaltliche Leere

Wie zum Hohn für diese Umstellung Österreich nach der einzigen wirklich guten Flanke im ganzen Spiel (eine einzige, in 90 Minuten) den Anschlusstreffer erzielte, übertüncht nur die inhaltliche Leere. Dass ausgerechnet der kleine Hoffer dem eher bemitleidenswerten Janko den Ball vom Schädel nahm und ihm auch noch das Tor wegnahm, war für den Holland-Legionär sicher auch kein Boost für das Selbstvertrauen.

Zumal das Spiel der Österreicher in der letzten halben Stunde fast nur noch auf lanke Seitenwechsel „aufgebaut“ war, obwohl Alaba und Baumgartlinger durchaus aufrückten und auch die Abwehrreihe hoch stand. Aber die Slowaken spielten ihre Umstellungen deutlich klüger aus, weil sie innerhalb ihres Systems durchwechseln konnten, ohne dass sich an der klar erkennbaren Linie im Spiel auch nur das geringste änderte.

Sebo vorne, dafür Holosko auf der Seite? Kein Problem. Jendrisek ins Zentrum, dafür Guédé raus und Hamsik zurück auf die Acht? Nur für Alaba eine Umstellung, weil er defensiv mehr tun musste – ein weiterer Grund, warum Österreich nur noch durch langen Hafer nach vorne kam. So ist es am Ende zwar für das Resultat aus ÖFB-Sicht bitter, dass der vermeintliche Ausgleich von Hoffer wegen Abseits zurecht nicht zählte. Dem Spiel entspricht die österreichische Niederlage aber durchaus.

Fazit: Da passte sehr, sehr wenig. Eigentlich nichts.

Kulovits auf der Acht? Ein seltsames Manöver, das ein Schuss in den Ofen war. Junuzovic auf die rechte Seite stellen? Keine gute Idee, weil auch von Klein nichts kam. Nach innen ziehende Angriffe über Alaba und Harnik? Funktionierte nicht, zudem wurde so Janko aus dem Spiel genommen. Umstellung auf 4-4-2? Raubte dem Team den letzten Funken Kreativität.

Das slowakische Team ist von der Besetzung und dem Potenzial her weder wirklich etwas Besonderes noch wirklich über die Mannschaft aus Österreich zu stellen. Doch Teamchef Vladimir Weiss versteht es, seinem Team eine klare Linie zu verschaffen, innerhalb er ohne Reibungsverluste wechseln kann und das zwar recht bieder daherkommt (vor allem, wenn wie in diesem Spiel Marek Hamsik nicht so zur Geltung kommt), aber weil jeder genau weiß, wann er was zu tun hat, reichen letztlich gute 25 Minuten, um einen Gegner wie Österreich in der aktuellen Verfassung verdient zu besiegen.

(phe)

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AF 5 & 6 | Trockene Favoriten https://ballverliebt.eu/2010/06/28/af-5-6-trockene-favoriten/ https://ballverliebt.eu/2010/06/28/af-5-6-trockene-favoriten/#respond Mon, 28 Jun 2010 21:28:40 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2393 AF 5 & 6 | Trockene Favoriten weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Achtelfinals 5 und 6 | Die beiden Favoriten in der oberen Hälfte des WM-Brackets gaben sich keine Blöße: Holland kommt zu einem nie gefährdeten Sieg gegen biedere Slowaken, die Brasilianer zu einem klaren Erfolg gegen allerdings mutige Chilenen.

Holland – Slowakei 2:1 (1:0)

Holland - Slowakei 2:1

Arjen Robben von Beginn an – das war die große Änderung bei den Holländern. Der Bayern-Star ging auf die rechte Seite im 4-2-3-1, Kuyt rückte dafür auf links. Und die Tatsache, dass der taktisch undisziplinierte Van der Vaart nicht dabei war, tat dem Spiel der Holländer inhaltlich extrem gut: Ohne Van der Vaart, der ständig seine Flanke verließ, spielten die Holländer gleich wesentlich konsequenter über die Außen. Die Holländer wussten, dass sie gegen die Slowakei Favorit sind, und kontrollierten das Spiel von Beginn an. Eine Chance gab es für Van Persie, diese ging nicht hinein – setzte aber den Ton.

Oranje spielte es wie auch in der Vorrunde. Ohne den ganz großen Schwung, aber sehr kontrolliert; abwartend, aber die Slowaken mussten ständig auf der Hut vor dem entscheidenden Pass sein. Einmal war der WM-Debütant zu weit aufgerückt, der lange Ball auf Robben kam an, Van Persie kreuzte und verwirrte die Abwehr, und schon stand es 1:0 – der Schlüssel zum Spiel der Holländer. Denn nun konnten sie den Slowaken das Spiel aufdrängen, das diese partout nicht haben wollten, weil sie es auf diesem Niveau nicht können – nämlich selbst für die Akzente zu sorgen. Sneijder und Co. zogen sich zurück, machten das Mittelfeld dicht, und die Slowaken mussten nun kommen.

Und das taten sich nicht besonders gut. Sechser Kucka fand die Anspielstationen nicht, Hamšík tauchte einmal mehr völlig unter, Trainersohn Weiss konnte in der Zentrale gegen die sichere Defensive der Holländer nichts ausrichten, Jendrišek verließ zu oft seine linke Seite, Stoch brachte von rechts wenig in die Zentrale, und Vittek hing dort in der Luft. So plätscherte das Spiel vor sich hin, die Slowaken waren mit dem Gestalten überfordert, und die Holländer lauerten auf Löcher für den schnellen Gegenstoß.

Die Holländer langweilten sich wohl selbst ein wenig, denn zu Beginn der zweiten Hälfte wurde Oranje wieder aktiver und die Slowaken, bei denen Jendrišek nun in die Spitze ging, Vittek dafür zurück und Weiss nach rechts wurden um nichts besser – da konnten sie sogar bei ihrer Nicht-Leistung gegen Paraguay mehr zeigen. Und als sie nach 20 Minuten in der zweiten Hälfte erstmals wieder wirklich aufgerückt waren, hätten sie sich aus einem schnellen Konter beinahe das 0:2 eingefangen. So signalisierten die Holländer: „Wenn ihr selbst nix macht, trefft ihr nix. Und wenn ihr was macht, kontern wir euch aus. Wir haben euch, und ihr wisst das!“ Die erste wirklich gute Chance für die Slowaken durch Vittek kam nur zu Stande, weil hinten leichtfertig auf Abseits gespielt wurde.

Die Slowaken spürten nun, dass es nicht mehr reichen würden, es drängte nun alles in die Mitte und das zuvor recht disziplinierte Positionsspiel brach komplett in sich zusammen. Und zehn Minuten vor Schluss fingen sie sich das 0:2 dann doch noch ein – der sonst sichere Torhüter Mucha verschätzte sich bei einem 50m-Freistoß komplett, Kuyt schob den Ball unbedrängt in die Mitte und Sneijder verwertete das Zuspiel. Dass Vittek mit dem Schlusspfiff per Elfmeter das 1:2 markierte, war nur noch Kosmetik.

Fazit: Die Holländer zeigten, was sie schon in der Vorrunde zeigten: Das Spiel im Griff, und das unspektakulär und schnörkellos. Den Slowaken fehlten schlicht und einfach die Mittel, den souveränen Gegner ernsthaft in Gefahr zu bringen. Der Sieg ist natürlich hochverdient, aber es wurde nun auch im vierten Spiel nicht klar, zu was die Holländer wirklich in der Lage sind.

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Brasilien – Chile 3:0 (2:0)

Brasilien - Chile 3:0

„Diese kleinen, wuseligen Chilenen“, werden sich die Brasilianer vor dem Spiel gedacht haben, „die bekommen wir nicht auskombiniert.“ Darum hieß das unbrasilianische Konzept von Anfang an: Hohe Bälle, Freistöße, Ecken. So gesehen logisch, dass das 1:0 für die Brasilianer genau aus einem Eckball viel. Aber alles der Reihe nach.

Carlos Dunga spielte diesmal mit einer Raute im Mittelfeld: Dani Alves (statt dem angeschlagenen Elano) rechts, Ramires (statt dem angeschlagenen Felipe Melo) links, Gilberto Silva als klassischer Sechser, und Kaká als echter Zehner hinter den Spitzen Luís Fabiano und Robinho. Die Lücke, die zwischen den drei Offensiven und dem Rest aber immer wieder aufgerissen wurde, war recht groß und das brasilianische Mittelfeld fand gegen die flinken Chilenen zunächt kein echtes Mittel.

Beim Team von Marcelo Bielsa wurde schnell sichtbar, dass man mit Luís Fabiano als Solospitze gerechnet hatte, weil eine Viererkette spielte – und zwar eine völlig umgestellte. Für die gesperrten Medel und Ponce kamen Fuentes und Contreras in die Mannschaft, Isla war der geplante Rechts- und Vidal der geplante Linksverteidiger. Weil aber Robinho in der Tat einen zweiten echten Stürmer gab, musste schnell von Vierer- auf Dreierkette umgestellt werden. Arturo Vidal orientierte sich dafür mehr ins defensive halblinke Mittelfeld. Damit entstand ein Ungleichgewicht: Mit Vidal, González und Beausejour beackerten nun drei Mann die linke Seite, Alexis Sánchez war auf der rechten auf sich alleine gestellt und somit aus dem Spiel.

Die Brasilianer verteidigten das mit zunehmender Spieldauer immer besser, auch weil in der chilenischen Formation der normalerweise immer eingeplante Trequartista, der Spielmacher, im offensiven Zentrum fehlte. Dann kam das angesprochene 1:0, kurz darauf spielte Kaká, Robinho und Luís Fabiano die völlig umformierte Abwehr doch einmal aus und stellten auf 2:0. Damit war das Spiel im Grunde entschieden.

In der Pause stellte Bielsa wieder die gewohnte Grundordnung her: Mit Valdivia (für Contreras) kam nun ein Zehner für einen Verteidiger, Vidal ging dafür vom halblinken Mittelfeld in die Dreierkette und Tello ersetzte Mark González auf der linken Seite. Alleine, die Brasilianer spielten nun trocken ihr Spiel herunter und den Chilenen fehlte nach der engen Vorrunde und ihrem kräfteraubenden Spiel nun neben der individuellen Qualität auch die Luft, die Seleção wirklich noch einmal ins Wanken zu bringen. Die Brasilianer erlaubten mit konsequentem Doppeln und gutem Zustellen der Räume nur noch eine Schein-Druckphase, wie sie etwa die Engländer gegen Deutschland hatte. Torgefahr kam keine auf – und mit dem billigen Solo-Konter von Ramires, den Robinho zum 3:0 abschloss, waren die Chilenen endgültig erlegt.

Die Chilenen können nun mal nicht anders als nach vorne, und darum versuchten sie es gegen nun absolut souveräne Brasilianer weiterhin. Dennoch ist das Spiel mit einem Kampf eines kleinen Bruders gegen einen großen vergleichbar, der den tampferen, aber zu kleinen am ausgestrecken Arm sich austoben lässt. Dunga hatte sogar noch die Gelegenheit, ein paar Reservisten zu bringen. Und auch das Streben der Chilenen nach einem Ehrentor war letztlich nicht mehr von Erfolg gekrönt.

Fazit: Mit den Brasilianer setzte sich die reifere Mannschaft mit der höheren individuellen Qualität durch. Die Chilenen müssen sich aber nicht grämen: Sie haben ein wunderbares Turnier gezeigt und sich auch gegen die übermächtige Seleção nicht versteckt.

(phe)

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Day 14 / F – Keine Bewegung! https://ballverliebt.eu/2010/06/24/day-14-f-keine-bewegung/ https://ballverliebt.eu/2010/06/24/day-14-f-keine-bewegung/#respond Thu, 24 Jun 2010 18:13:03 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2343 Day 14 / F – Keine Bewegung! weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 14 – Gruppe F | Mit möglichst wenig Aufwand versuchte Italien, den notwendigen Punkt gegen die Slowakei zu holen. Oder war es mangelnde Klasse? Nach dem 2:3 ist der Titelverteidiger jedenfalls raus. Ohne viel Aufwand kam Paraguay zu einem 0:0 gegen berhrzte Kiwis – und zum Gruppensieg.

Italien – Slowakei 2:3 (0:1)

Italien - Slowakei 2:3

Der Weltmeister bekommt’s einfach nicht gebacken: Falsche Aufstellung im ersten Spiel, keine Ideen im zweiten, und keine Bewegung und komplettes Ignorieren der rechten Seite im Dritten. Am Auffälligsten in der ersten Hälfte gegen die Slowaken war das 50-Meter-Loch, das im De-Facto-4-4-2 zwischen dem Mittelfeld und den beiden echten Angreifern Di Natale und Iaquinta aufgerissen wurde. Das ist bei Iaquinta nicht überraschend, aber das sich ein Außenstürmer wie Di Natale so überhaupt nicht anbietet, ist schon erstaunlich. Zudem hielt sich Simone Pepe statt auf der anderen Außenbahn wie Di Natale auf der linken Seite auf.

Dadurch war das Spiel der Italiener, wenn man es überhaupt als solches bezeichnen kann, extrem linkslastig – Zambrotta wurde auf der rechten Außenbahn nicht nur komplett allein gelassen, sondern auch noch völlig ignoriert. In der Mittelfeldzentrale spielte De Rossi eine schreckliche Partie und er verschuldete mit seinem schlimmem Fehlpass auch noch das 0:1. Montolovo neben ihm agierte etwa sicherer, aber mehr als Lothar-Matthäus-Gedächtnis-Pässe blieben auch ihm nicht übrig.

Die Slowaken, die ja in den ersten beiden Spielen ja wahrlich auch nicht überzeugen konnten, kontrollierten das Spiel mit Leichtigkeit, die sie selbst wohl nicht erwartet hatten. Weshalb sie schon vor dem Führungstor die drei offensiven Mittelfeldleute im 4-2-3-1 mehr oder weniger in die Spitze stellten: Hamšík zentral, Jendrišek über links und Stoch (der statt Weiss junior in die Mannschaft gerückt war) nominell über rechts, ihn zog es aber immer wieder ins Zentrum, um Criscito auszuweichen. So erhielten die Slowaken nicht nur eine Überzahl im offensiven Mittelfeld, sondern stellten auch die langsamen italienischen IV Chiellini und Cannavaro vor diverse Probleme – obwohl die Slowaken nun beileibe keine internationale Top-Leistung ablieferten.

In der Pause brachte Lippe dann mit Quagliarella (für den wirkungslosen Gattuso) einen echten Außenstürmer, zudem durfte Zambrotta auf seine linke Seite wechseln (weil RV Maggio für LV Criscito kam). Weil Pepe nun einen echten Rechtsaußen gab, spielten die Italiener nun mit einem 4-2-4 und hatten mehr vom Spiel, aber weil die ordnende Hand immer noch fehlte, kam nach einer Stunde auch endlich Andrea Pirlo für den blassen Montolivo ins Spiel. Ohne Wirkung: Der angeschlagene Pirlo zeigte, warum er in den ersten beiden Spielen nicht zum Einsatz kam. Viele Fehlpässe kamen von ihm, aber nicht die gewünschte Präsenz im Mittelfeld,

Die Slowaken verteidigten die kopflosen und recht harmlosen Angriffe der Italiener und konterten – das 2:0 sah schon wie die Entscheidung aus. Doch plötzlich erwachte im Weltmeister doch noch der Kampfgeist! Durch einen Abstauber gab’s den schnellen Anschlusstreffer, zehn Minuten vor Schluss. Dann aber auch noch Pech, als der vermeintliche Ausgleich wegen angeblichen Abseits nicht anerkannt wurde – und der Todesstoß durch das 1:3 in der 89. Minute. Das Ende? Immer noch nicht! Mit der ersten Aktion, die tatsächlich nach Fußball aussah, versenkte Quagliarella zum 2:3. Doch der Ausgleich, der zum Achtelfinale gereicht hätte, gelang nicht mehr.

Fazit: Die Italiener waren 80 Minuten lang nicht einmal mit viel Phantansie als amtierender Weltmeister zu erkennen: Uninspiriert, langsam, planlos. Dass das gegen jetzt beim besten Willen nicht überragenden Slowaken beinahe gereicht hätte, traurig genug. Die Slowaken haben aber das Spiel weniger gewonnen, als es die Italiener viel mehr verloren haben.

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Paraguay – Neuseeland 0:0

Paraguay - Neuseeland 0:0

Heute durfte Óscar Cardozo ran – wenn man schon ein Überangebot an Stürmer hat, so wie Paraguay, dann empfielt es sich auch, diese bei Laune zu halten. Alleine, dem Benfica-Torjäger, der für Lucas Barrios in die Mannschaft kam und in einem etwas schiefen 4-4-2 neben Santa Cruz stürmte (Valdéz war mehr linke Mittelfeldspieler), gelang kaum etwas. Er bewegte sich gegen die trockene neuseeländische Defensive ebenso schlecht wie sein Sturmpartner, weswegen die Spieler, die das Duo versorgen hätte sollen, wenig Bälle in die Spitze auch tatsächlich dorthin brachte. Zu gut waren die beiden in der neuseeländischen Dreierkette aufgehoben.

Auf der linken Seite rückte Valdéz, wie erwähnt praktisch ins Mittelfeld zurück und wurde dort vom fleißigen Morel unterstützt. Auf der anderen Seite war es vor allem der eher unterbeschäftigte RV Caniza, der nach vorne ziemlich Betrieb machte – im Verbund mit Riveros, der eher aus dem Halbfeld kam. Die Paraguayer konnte sich den Offensivdrang auf den Seiten leisten, denn auf der einen Seite war in Neuseelands gewohntem 3-4-3 ausschließlich Leo Bertos der Gegenspieler, der defensiv viel zu tun hatte und nach vorne genau gar nichts brachte. Die drei Stürmer verteilten sich mit Schlagseite: Killen und Fallon gaben klassische Center-Forwards, Shane Smeltz einen Linksaußen. Alle drei hingen aber ziemlich in der Luft, weil ihre Kollegen vornehmlich damit beschäftigt waren, Paraguay in Schach zu halten.

Was hervorragend gelang: Elliott und Vicelich machten die Mittelfeldzentrale zu, die Dreierkette hinten nahm die sonst so gefährlichen Paraguay-Stürmer aus dem Spiel. So plätscherte das Spiel ohne Highlights vor sich hin, weil Paraguay zu wenig Willen zur Bewegung an den Tag legte. Das wurde erst nach etwas über einer Stunde ein wenig besser, als Barrios und Benítez für Cardoso und Valdéz kamen und Paraguay in eieem 4-2-4 anzurennen versuchte – mit Barrios und Santa Cruz zentral, Benítez als klassischer Linksaußen und Vera, der nun einen Rechtsaußen gab. Die Neuseeländer wurden so recht gut hinten festgenagelt, und die Albiroja kam zu einigen guten Einschussmöglichkeiten.

Erst in der Schlussphase gingen die Neuseeländer dann auf alles, als der Sieg der Slowaken konkret wurde. Ein Tor hätte den All Whites nun nur noch gewehlt, um sogar Gruppensieger zur werden! Und natürlich musste die Brechstange herhalten gegen einen Gegner, der mit dem 0:0 ja zufrieden war. Die fußballerische Qualität und letztlich auch die Abgeklärtheit der Paraguayer verhinderten aber, dass die Kiwis sogar noch zu einem Sieg kamen.

Fazit: Lange hatte diese Partie den Charakter eines belanglosen Freundschaftsspiels: Paraguay war sich des Achtelfinals sicher, die Neuseeländer glaubten erst ganz zum Schluss wirklich an ihre Chance. Zu spät – so entspricht das 0:0 dem Charakter des Spiels am Besten.

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Das war die Gruppe F: Dass Paraguay das Achtelfinale erreicht, ist wahrlich keine Überraschung – im Gegenteil, es wäre unerwarteter gewesen, hätte die Albiroja das nicht geschafft. Aber dass es das Team von Gerardo Martino sogar als Gruppensieger macht, ist schon ein wenig erstaunlich. Das kommt aber nicht von Ungefähr: In der Defensive stand man sicher, das Mittelfeld zeigte durchaus Qualität, wenn das nötig war, und im Angriff gibt es ohnehin ein Überangebot. Angesichts dieser personellen Besetzung darf man sich schon wundern, dass es noch kein einziges Stürmertor gab.

Die Mannschaft, die Paraguay ins Achtelfinale begleitet, ist jene aus der Slowakei – ja, der WM-Debütant spielte gut organisiert wie man es von einem europäischen Mittelklasse-Team erwarten kann. Aber dass es trotz zweier schlechter Spiele und einem Sieg, der mindestens genauso viel mit der Schwäche des Gegners zu tun hatte, wie mit eigener Stärke, spricht nicht direkt für die Gruppe. So oder so, die Slowaken dürfen sich über den Aufstieg freuen, das Abschneiden von Neuseeland ist aber schlichtweg als Sensation zu bezeichnen. Dass sie All Whites, die letztes Jahr beim Confed Cup noch heillos überfordert waren, bei diesem Turnier ungeschlagen bleiben, ist beinahe sporthistorisch. Mit toller Ordnung hinten und großem Kampfgeist trotzden die Kiwis allen Gruppengegnern  Unentschieden ab. Bravo!

Gar nix mit „Bravo“ ist dafür mit Titelverteidiger Italien. Dass die Squadra Azzurra keine entscheidende Rolle in diesem Turnier spielen würden, deutete sich mit den matten Auftritten bei EM und Confed-Cup ja schon an. Aber sieglos als Gruppenletzter, noch hinter dem vermeintlichen Prügelknaben Neuseeland? Eine unglaubliche Blamage! Die Italiener zeigten Schwächen in der Abwehr, keine Kreativität im Mittelfeld und Harmlosigkeit im Angriff. Alles andere als ein kompletter Schnitt kann jetzt nicht in Frage kommen.

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Mehr als ein kleiner Bruder? https://ballverliebt.eu/2010/01/26/mehr-als-ein-kleiner-bruder/ https://ballverliebt.eu/2010/01/26/mehr-als-ein-kleiner-bruder/#comments Tue, 26 Jan 2010 17:49:44 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=1784 Mehr als ein kleiner Bruder? weiterlesen ]]> WM-SERIE, Teil 9: SLOWAKEI | Eigentlich sind die Slowaken ja eher dafür bekannt, den Nachbarn aus Tschechien im Eishockey einzuheizen. Jetzt schicken sie sich an, im Fußball einen historischen Irrtum aufzuzeigen. Einen Irrtum aus dem Jahre 1976.

Als Uli Hoeneß den entscheidenden Elfmeter in den Nachthimmel von Belgrad jagte und Antonín Panenka seinerseits die Kugel an Sepp Maier vorbei zentral ins Tor lupfte, war es geschafft: Die Tschechoslowakei hat nach zwei verlorenen WM-Finals erstmals in ihrer Geschichte einen großen Titel eingefahren. Das Team war Europameister von 1976. Ein Titel, der heute, siebzehn Jahre nach der Trennung der beiden Staaten, gemeinhin der tschechischen Nationalmannschaft zugeschlagen wird. Eine eigentlich ungeheuerliche Fehleinschätzung.

Denn wieviele Tschechen waren im Finale gegen die Bundesrepublik Deutschland tatsächlich auf dem Feld – neun? zehn? Nein – es waren nur vier! Sieben der elf Akteure vom Europameister waren Slowaken. Und doch würde niemand auf die Idee kommen zu sagen, die Slowakei hätte einen Europameistertitel auf der Habenseite. Eine Haltung, die natürlich auch dadurch so richtig Traktion bekommen hat, weil sich die Tschechen nach der Trennung schnell als fixe Größe im Weltfußball etabliert hatte, die Slowaken international aber lange nicht so richtig Fuß fassen konnten. Nicht, was den Vereinsfußball angeht, nicht was den Export von potentiellen Superstars angeht – und so natürlich auch nicht, was die Nationalmannschaft angeht. Aber damit soll jetzt Schluss sein.

Aus slowakischer Sicht kann man die Sache nämlich auch anders herum sehen. Sie sind mit dem Gruppensieg in der Qualifikation (in einer zugegeben recht schwachen Gruppe) nun erstmals bei einer WM-Endrunde dabei – und haben somit genauso viele Teilnahmen auf dem Konto wie der westliche Nachbarstaat, mit dem man so lange vereint war. Denn so sehr die Tschechen auch bei diversen EM-Endrunden aufzeigten, sie waren seit der Trennung 1993 nur ein einziges Mal bei einer Weltmeisterschaft dabei. Vor vier Jahren. Und dieses Abenteuer endete schnell, schon nach der Vorrunde.

Die Erfolgsgeschichte der Slowakei hat ihren Grundstein im Jahr 2000. Das Eishockey-Team, dass sich (anders als das der Tschechen, das diskussionslos bei der A-WM bleiben durfte) von ganz unten nach oben arbeiten musste, stieß erstmals ins WM-Finale vor. Man unterlag dort zwar ausgerechnet Tschechien, war aber in der Weltspitze endgültig angekommen. Und ebenfalls in diesem Jahr wurde Vladimír Weiss, mit der ČSSR bei der Fußball-WM 1990 aktiv, mit gerade 35 Jahren Trainer von Mittelständler Artmedia Bratislava. Von nun an sollte es bergauf gehen – wenn auch die Puckjäger damit schneller waren. Sie feierten 2002 ihr „Wunder von Göteborg“ feierten und wurden erstmals Weltmeister.

Die Fußballer brauchten da noch etwas. Sie landeten in den Qualifikationen für WM und EM konstant auf den Plätzen drei oder vier, etablierten sich als Mittelklassemannschaft. Einmal reichte es für’s Playoff, im November 2005 stand man gegen Spanien aber auf verlorenem Posten. Doch der Aufwärtstrend war unverkennbar: In diesem Herbst qualifizierte sich Artmedia, mittlerweile dank Trainer Weiss zu Meisterehren gekommen, sensationell für die Champions League, düpierte dort den FC Porto und ließ die Glasgow Rangers hinter sich. Weiss wechselte daraufhin in die russische Liga – und wurde nach der deutlich verpassten Qualifikation für die Euro 2008 slowakischer Teamchef. Ein logischer Schritt, für beide Seiten.

Die Slowaken hatten natürlich auch Glück mit ihrer Gruppe. Die nach einer schrecklichen Euro ausgebrannten Polen, die vermeintlich irrelevanen Slowenen, die biederen Nordiren. Und die schwächelnden Tschechen – ausgerechnet. Teamchef Weiss fand ähnliche Verhältnisse vor, wie bei Artmedia: Im Grunde eine No-Name-Truppe. Seine Spieler in der Nationalmannschaft standen zum Großteil bei allen möglichen europäischen Leichtgewichten unter Vertrag. Dazu eine Handvoll viel versprechender Talente, wie Trainersohn Vladímir junior oder Marek Hamšík. Und der Teamchef machte daraus eine zwar wenig spektakuläre, aber gut aufeinander abgestimmte Einheit, die sich auf die Gegner hervorragend einstellt und als Mannschaft besser ist als die Summer der Einzelteile. So wird man nationaler Meister. Und so führt man auch einen Underdog wie die Slowakei zu einer WM-Endrunde.

Einen Underdog, in dessen Mannschaft nur wenige einen internationalen Namen haben. Einer derjenigen, die noch am ehesten auf dem Radar aufscheinen, ist Abwehrchef Martin Škrtel. Der 1.91m-Hüne hat sich bei Liverpool in der ersten Mannschaft festgespielt und soll auch im slowakischen Team als knochentrockener Abräumer schon vor Schlussmann Ján Mucha abräumen. Eine Mammut-Aufgabe, denn der zweite Mann vorm Torwart von Legia Warschau ist mit Ján Ďurica eher ein Unsicherheitsfaktor. Hier gibt es aber kaum Alternativen, weswegen der Verteidiger von Hannover seinen Platz sicher haben dürfte.

Ebenso wie Peter Pekarík auf der rechten Seite, obwohl dieser bei Wolfsburg kaum Spielpraxis bekommt. Der einzige, der sonst noch auf halbwegs internationalem Niveau rechts hinten spielen könnte, ist Radoslav Zabavník – der hat aber erstens seinen Platz eher auf der linken Seite. Und selbst von dort kann der 29-Jährige eigentlich nur noch verdrängt werden, wenn er keinen Verein findet, nachdem sein Vertrag beim russischen Mittelständler Terek Groznyi nicht verlängert wurde. Signale deuten auf einen Wechsel in die polnische Liga. Die Abwehrreihe steht im Normalfall, hier hat Weiss zuletzt kaum gewechselt, wenn es nicht durch Verletzungen oder Sperren notwendig wurde.

Etwas umkämpfter ist die Position im defensiven Mittelfeld. Zuletzt hatte dort der 33-jährige Zdeno Štrba von Xanthi bessere Karten, aber sein gleich alter Konkurrent Miroslav Karhan hat beinahe hundert Länderspiele auf dem Buckel. Er ist damit slowakischer Rekord-Teamspieler und hat zudem gegenüber Štrba (der erst 2009 die Slowakei verlassen hat) den Vorteil, seit über zehn Jahren dank Stationen in der Türkei, Spanien und Deutschland durchwegs in starken Ligen engagiert zu sein. Seine Erfahrung ist auf dem Niveau einer Weltmeisterschaft ein nicht zu unterschätzender Faktor.

Der eigentliche Star der Mannschaft ist, trotz dem Liverpooler Škrtel, aber Marek Hamšík. Der offensive Mittelfeldmann von Napoli ist der Kapitän der Mannschaft, und das mit gerade einmal 22 Jahren. Er führt die Riege der jungen, aufstrebenden Mittelfeld-Akteure im slowakischen Mannschaft Team an; bei seinem Debut in der Serie A (noch für Brescia) war er noch keine 18 Jahre alt. Er kann auch über die Flanken kommen, spielt aber eher in der Mittelfeldzentrale. Sollten die Slowaken mit zwei Sechsern agieren, würde Hamšík auf die linke Seite ausweichen.

Dorthin, wo sich zwei weitere aus der jungen Generation um den Platz streiten. Zum einen ist dies der Salzburger Dušan Švento, der bei den Bullen eine durchaus ansprechende Saison spielt. Im Laufe der Qualifikation setzte sich aber eher der 20-jährige Miroslav Stoch fest – der Nachfolger von Marko Arnautovic bei Twente Enschede. Das Riesentalent gehört an sich Chelsea und hatte für die Blues auch schon den einen oder anderen Einsatz, bevor er nach Holland verliehen wurde. Ein ähnliches Duell gibt es auf der rechten, ebenso offensiv ausgelegten Mittelfeldseite: Hier wurde der routinierte Ján Kozák von Trainersohn Vladimír Weiss junior verdrängt. Der 20-jährige ist zwar zweifellos talentiert, konnte sich jedoch bei Manchester City überhaupt nicht durchsetzen und wechselte im Winter zu den Bolton Wanderers.

In der Spitze hat Teamchef Weiss ebenso einige Alternativen, aus denen er sich sein Sturmduo zusammen basteln kann. Da wäre zum einen Stanislav Šesták, der seit Jahren beständig für Bochum in der deutschen Bundesliga seine Tore schießt. Er bildet zusammen mit Robert Vittek das wahrscheinliche Duo vor dem gegnerischen Tor. Da Vittek aber bei Lille nur Joker ist und so nicht auf die erhoffte Einsatzzeit kommt, könnte auch von Erik Jendrišek zu Zug kommen. Dieser spielt bei Kaiserslautern zwar „nur“ in der zweiten deutschen Liga, das aber dafür regelmäßig und durchaus erfolgreich. Zudem hat Weiss mit Martin Jakubko einen regelmäißgen Turschützen aus der russischen Liga zur Verfügung und, wenn alle Stricke reißen, mit Filip Hološko noch einen Stürmer von Beşiktaş. Über den Status als Alternative ist Letzterer im Nationalteam aber, trotz zahlreicher Einsätze, nie wirklich hinausgekommen.

Die Situation ist durchaus mit der zu vergleichen, wie sie die Tschechen vor der Euro 1996 vorfanden: Nicht wirklich beachtet, zwar mit Talent, aber ohne die großen Namen. Und so wie es damals Karel Poborský und Pavel Nedvěd waren, die aus der No-Name-Truppe herausstachen und in der Folge zu Superstars wurden, ist es durchaus realistisch, dass sich nun auch aus der slowakischen Mannschaft einige Spieler in den Vordergrund spielen. Neben den jetzt schon bekannten Hamšík und Škrtel sind es vor allem Stoch und Weiss junior, auf die es ein Auge zu werfen gilt.

Zudem hat es die Auslosung gut mit dem WM-Debütanten gemeint, denn mit Paraguay und den Neuseeländern bekommen es die Slowaken neben den favorisierten Italienern mit zwei Gegnern zu tun, vor denen man sich nicht fürchten muss. Das wird sich aber im ersten Spiel auch der Kontrahent aus Neuseeland denken, weshalb es wichtig ist, schnell etwaige Nervosität abzulegen. Die Slowaken haben keinen Druck, alleine mit der direkten Qualifikation wurde schon mehr erreicht, als man sich wohl selbst realistischerweise zugedacht hätte.

Hinzu kommt, dass die beiden Spiele gegen die schlagbaren Gegner in kleineren Stadien zur Mittagszeit ausgetragen werden, die Gefahr in diesen Spielen also nicht übermäßig groß ist, weit weg von der Heimat von einer allzu dichten WM-Atmosphäre erdrückt zu werden. Die Slowaken können eigentlich nur positiv überraschen.

Und dem Nachbarn zeigen, dass er nicht das Monopol auf guten Fußball hat. Wie damals, 1976.

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SLOWAKEI
ganz in weiß, adidas – Platzierung im ELO-Ranking: 48.

Spiele in Südafrika:
Neuseeland (Mittagsspiel Di 15/06 in Rustenburg)
Paraguay (Mittagsspiel So 20/06 in Bloemfontein)
Italien (Nachmittagsspiel Do 24/06 in Johannesburg/E)

TEAM: Tor: Ľuboš Kamenár (23, Nantes), Ján Mucha (27, Legia Warschau), Štefan Senecký (30, Ankaragücü). Abwehr: Marek Čech (27, West Bromwich), Marián Čišovký (30, Timişoara), Ján Ďurica (28, Hannover), Peter Pekarík (23, Wolfsburg), Martin Petráš (30, Cesena), Kornel Saláta (25, Slovan Bratislava), Martin Škrtel (25, Liverpool), Radoslav Zabavník (29, zuletzt Terek Groznyi). Mittelfeld: Marek Hamšík (22, Napoli), Miroslav Karhan (34, Mainz), Kamil Kopúnek (26, Trnava), Ján Kozák (30, Slovan Bratislava), Marek Sapara (27, Rosenborg), Miroslav Stoch (20, Twente Enschede), Zdeno Štrba (34, Xanthi), Dušan Švento (24, Salzburg), Vladímir Weiss (20, Bolton). Angriff: Filip Hološko (26, Beşiktaş), Martin Jakubko (30, FK Moskau), Erik Jendrišek (23, Kaiserslautern), Stanislav Šesták (27, Bochum), Robert Vittek (28, Lille).

Teamchef: Vladimír Weiss (45, Slowake, seit Juli 2008)

Qualifikation: 2:1 gegen Nordirland, 1:2 in Slowenien, 3:1 in San Marino, 2:1 gegen Polen, 2:1 in Tschechien, 7:0 gegen San Marino, 2:2 gegen Tschechien, 2:0 in Nordirland, 0:2 in Slowenien, 1:0 in Polen.

Endrundenteilnahmen: keine

>> Ballverliebt-WM-Serie
Gruppe A: Südafrika, Mexiko, Uruguay, Frankreich
Gruppe B: Argentinien, Nigeria, Südkorea, Griechenland
Gruppe C: England, USA, Algerien, Slowenien
Gruppe D: Deutschland, Australien, Serbien, Ghana
Gruppe E: Holland, Dänemark, Japan, Kamerun
Gruppe F: Italien, Paraguay, Neuseeland, Slowakei
Gruppe G: Brasilien, Nordkorea, Elfenbeinküste, Portugal
Gruppe H: Spanien, Schweiz, Honduras, Chile

* Anm.: Die Platzierungen im ELO-Ranking beziehen sich auf den Zeitpunkt der Auslosung.

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