Weber – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sat, 22 Jul 2017 11:11:56 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Frankreich – Österreich: So liefen die bisherigen fünf Duelle https://ballverliebt.eu/2017/07/22/frankreich-oesterreich-frauen-history/ https://ballverliebt.eu/2017/07/22/frankreich-oesterreich-frauen-history/#respond Sat, 22 Jul 2017 10:59:30 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13799 Frankreich – Österreich: So liefen die bisherigen fünf Duelle weiterlesen ]]> Der zweite Gruppengegner der ÖFB-Frauen bei der EM-Endrunde lautet Frankreich. Österreich strotzt nach dem 1:0-Auftaktsieg gegen die Schweiz vor Selbstvertrauen, aber Titel-Mitfavorit Frankreich war in der Vergangenheit schon fünfmal Gegner der Österreicherinnen – und gewann stets.

Hier im Schnell-Überblick: Das waren die bisherigen fünf Duelle Frankreich gegen Österreich.

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Vom Nobody zum EM-Ticket: Die ÖFB-Frauen in WM/EM-Qualis https://ballverliebt.eu/2016/09/20/vom-nobody-zum-em-ticket-die-oefb-frauen-in-wmem-qualis/ https://ballverliebt.eu/2016/09/20/vom-nobody-zum-em-ticket-die-oefb-frauen-in-wmem-qualis/#respond Tue, 20 Sep 2016 18:53:46 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12685 Nach dem 0:0 in Wales hat sich Österreich erstmals für eine große Endrunde im Frauen-Fußball qualifiziert – bei der EM 2017 in Holland sind die ÖFB-Frauen dabei. Darum blicken wir hier kurz auf die insgesamt sechs Anläufe, die man seit dem Aufstieg in die A-Gruppe 2004 unternommen hat, zurück: Vom Hinauf-Arbeiten vom letzten in den zweiten Lostopf und die Entwicklung unter den Teamchefs Ernst Weber (bis 2010) und Dominik Thalhammer (seit 2011).

Ein für Mitte August ungewöhnlich kühler Tag, über der ohnehin recht öden Landschaft im pannonischen Hinterland von Bratislava hängt eine graue Wolkensuppe, es ist relativ windig. Der letzte Spieltag der EM-Qualifikation, die ÖFB-Frauen brauchen in der Slowakei zumindest einen Punkt, um doch noch den Gruppensieg zu erringen und damit die Chance zum Aufstieg in die „Erste Kategorie“ zu haben.

Nach einem knapp und zwei deutlich verpassten Versuchen hatte Österreich an diesem 21. August 2004 – zeitgleich zu Olympia in Athen – tatsächlich die Chance, sich erstmals aus der Zweiten Liga zu befreien: Damals wurden Qualifikationen für EM und WM noch in zwei Leistungsstufen ausgetragen, ähnlich wie bei der Eishockey-WM. Die Sieger der B-Gruppen spielten dann gegen die Letzten der A-Gruppen Relegation.

Und dann das: Kurz nach dem Start in die zweite Halbzeit des Spiels ging die Slowakei 2:0 in Führung. Um 19.07 Uhr an jenem Samstag sah alles so aus, als hätte man diese Chance vertan. Doch dann schlug die große Stunde von Nina Aigner: Nach sechs Jahren als Nationalteam-Stammkraft war die Bayern-München-Legionärin erstmals von der Bank gekommen, in der 64. Minute erzielte sie den Anschlusstreffer, in der 84. Minute den so wichtigen, erlösenden Ausgleich.

Nachdem Gerti Stallinger mit ihrem 30. und letzten Tor im Nationalteam sogar noch das 3:2-Siegtor erzielte, war Österreich Gruppensieger und hatte als solcher im Oktober bzw. November das Aufstiegs-Playoff vor sich. Zugelost wurde Belgien, aber das Playoff fiel aus: Die UEFA entschied sich, die Zweiteilung aufzuheben. Ein halbes Jahr später revidierte man diese Entscheidung, aber Österreich durfte „oben“ weiter machen.

Gott sei Dank – denn Belgien war in der Weltrangliste 19 Plätze besser klassiert. Ob Österreich da im Playoff eine Chance gehabt hätte? So gab es über ein Jahr kein einziges Ländermatch, denn Freundschaftsspiele verweigerte der ÖFB.

Quali zur WM 2007 in China (ENG, FRA, NED, HUN): Kampf um den Klassenerhalt

Als Aufsteiger war Österreich im fünften von fünf Töpfen und das  Ziel war, irgendwie den letzten Platz (und damit die Relegation) zu verhindern – sprich, vor Ungarn zu bleiben. Gruppenkopf England hatte gerade die Heim-EM absolviert und war mehrere Klassen zu stark für das ÖFB-Team. Vor einer recht vorzeigbaren Kulisse von 1.700 Zusehern siegten die Lionesses in Amstetten locker 4:0. Dieses Spiel im September 2005 – einige Tage vor der Demission von Hans Krankl als Herren-Teamchef – war übrigens das Debüt eines 17-jährigen Stürmer-Talents aus Niederösterreich, einer gewissen Nina Burger.

Drei Wochen später ging es nach Ungarn. Das Team unseres Nachbarlandes war in der Weltrangliste etwa dort klassiert, wo auch Belgien gewesen wäre – aber siehe da: Nina Burger nach 8 Minuten mit ihrem ersten Team-Tor per Abstauber, nach einer halben Stunde besorgte Nina Aigner per Weitschuss das 2:0. Österreich siegte auf dem Bezirksliga-Sportplatz von Bük locker mit 3:0. Der Klassenerhalt rückte näher.

Einen Monat später gastierte Holland in Kapfenberg, Oranje ging nach einer halben Stunde durch einen Weitschuss in Führung und verwaltete das 1:0 bis zum Ende. Wichtiger aber: Das 0:13 der Ungarinnen in England ruinierte deren Tordifferenz so nachhaltig, dass der Klassenerhalt von Österreich schon so gut wie sicher war. Das nächste Match – ein paar Tage später gegen Frankreich – war dann auch das letzte Länderspiel der fast 39-jährigen Gertrud Stallinger. Ihre 30 ÖFB-Tore waren noch achteinhalb Jahre Rekord. In der Regenschlacht gegen Frankreich in Langenrohr ging Österreich schnell per Elfmeter in Führung, verlor aber dann verdient mit 1:3.

Nach der Winterpause hielt man im April 2006 bei Gruppenkopf England das Ergebnis mit einer kernigen Abwehrschlacht lange knapp bei 0:1, ehe es in den letzten fünf Minuten doch noch drei Gegentore gab. Dennoch: Nach dem 0:4 stand fest, dass ein Punkt im folgenden Heimspiel gegen Ungarn definitiv zum Klassenerhalt reicht. Allerdings fehlten Sonja Spieler und Nina Aigner von Bayern München, womit Ernst Weber eine reine Österreich-Liga-Truppe aufstellen musste.

quali-wm-2007Im nebelverhangenen Bruck/Leitha drückte Österreich – einmal Aluminium, einmal auf der Linie geklärt, ein Tor wegen eines zweiten Balles auf dem Feld aberkannt – aber traf nicht. So kam, was kommen musste: Vor der Pause holte Keeperin Bibi Reischer noch einen Elfer aus der Ecke, aber nach dem Seitenwechsel schlug es ein. Immerhin: Nina Burger erzielte kurz vor Schluss noch den 1:1-Ausgleich und der Klassenerhalt war fix.

Das 0:4 in Holland (wieder mit drei Gegentoren in den letzten vier Minuten) und das 1:2 in der Abwehrschlacht in Frankreich (mit 9.000 das Spiel mit den meisten Zusehern in der ÖFB-Historie) hatten nur noch statistischen Wert. Österreich beendete die Gruppe als Vierter, hatte das Ziel erreicht.

Quali zur EM 2009 in Finnland (NOR, RUS, POL, ISR): Playoff-Chance schnell vertan

In den vierten von fünf Töpfen aufgerückt, bekam man für die nächste Quali einen „kleinen“ Gegner dazu (Israel) und dank des seltsamen Modus (die sechs Gruppensieger fix qualifiziert, die sechs Zweiten UND die vier besten Dritten auch noch im Play-Off) sogar eine kleine Chance auf eine Playoff-Teilnahme präsentiert.

Die war aber nach dem ersten Spiel in Freistadt im Mühlviertel – im Mai 2007 sogar noch vor der WM ausgetragen – auch schon wieder perdu. Beim Debüt von Viktoria Schnaderbeck (16) und Carina Wenninger (16) von LUV Graz ging Gegner Polen mit der ersten Chance sofort in Führung und hielt dieses 1:0 bis zum Schluss. Danach holte man sich die erwartete Niederlage in Norwegen ab (0:3), ehe man im August 2007 – kurz nachdem die U-20-Burschen in Kanada das WM-Halbfinale erreicht hatten – gegen Russland antreten musste.

Irene Fuhrmann, nunmehr U-19-Teamchefin, erzielte schnell das 1:0, aber dann spielte Russland erst die überlegene Klasse und dann die überlegene Kraft aus – Endstand 1:5. Mehr Gegentore in einem Spiel hat Österreich davor und danach nie kassiert. Immerhin hielt man sich ein paar Tage später beim 5:0 gegen Israel schadlos. Es waren dies auch die einzigen beiden Länderspiele von Kerstin Straka – einer Berlinerin mit österreichischem Vater.

Die nächste Partie fand erst im Mai 2008 statt. An jenem Tag, als Josef Hickersberger seinen Heim-EM-Kader bekannt gab, feierten die ÖFB-Frauen (im insgesamt siebenten Spiel gegen diesen Gegner) in Polen den ersten Sieg – schon zur Halbzeit hatte Österreich durch Gröbner, Aigner und Burger 3:0 geführt, am Ende hieß es 4:2. Drei Wochen später unterlag man Norwegen in Amstetten standesgemäß mit 0:4, ehe Österreich in der Nachmittags-Hitze in Israel ran musste.

quali-wm-2009In der Freiluft-Sauna von Beit-She’an hatte es 42 Grad und eine extreme Luftfeuchtigkeit, aber mit zwei Toren vor der Pause war die Entscheidung früh gefallen. Nach dem 2:0 in Israel bestand noch eine Mini-Chance auf das Play-Off – dafür brauchte es einen Sieg im abschließenden Match in Russland. Der Traum war aber schnell ausgeträumt: Schon nach einer halben Stunde rannte Österreich einem 0:3-Rückstand hinterher. Nach der 1:3-Niederlage in Krasnoarmeisk war Österreich zwar Dritter, aber wegen der Auftakt-Pleite gegen Polen nicht im Play-Off.

Quali zur WM 2011 in Deutschland (ENG, ESP, TUR, MLT): Auf verlorenem Posten

Immerhin rückte man aber für die Auslosung zur nächsten WM-Quali vom vierten in den dritten Topf auf. Die Ausgangslage vorne blieb wie bei bei der letzten Quali: Ein gar nicht (England) und ein fast nicht zu schlagender Gegner (Spanien). Von hinten drohte aber keine Gefahr, die Matches gegen die Türkei und Malta waren im Grunde vier Pflichtsiege.

Schon die Nominierung für den ersten Doppelspieltag verdeutlicht das ganze Drama des Teams damals: Teamchef Ernst Weber musste zwei separate Einberufungslisten für die Spiele am 24. und 29. Oktober führen – aufgrund „schulischer und beruflicher Verpflichtungen“, wie es der ÖFB damals formulierte. Nina Burger etwa war beim ersten Spiel nicht dabei, beim zweiten schon. Bei Sonja Spieler zum Beispiel war es umgekehrt.

Ohne zu glänzen kam Spanien im ersten Match zu einem 2:0-Heimsieg gegen die ÖFB-Frauen, fünf Tage später zu einem 1:0-Erfolg über Österreich in Amstetten – beide Male enttäuschte Österreich nicht, holte aber auch nichts. Die ohnehin kleine Chance auf den zweiten Platz (der unter Umständen zum Play-off gereicht hat) war damit schon Makulatur. Daran änderte auch der (enttäuschend magere) 2:0-Pflichtsieg auf Malta nichts.

Nach der Winterpause, im März 2010, verkündete Kapitänin Nina Aigner ihren Abschied aus dem Nationalteam – und der ORF, dass er erstmals ein Match der ÖFB-Frauen live übertragen würde. Auf TW1 (dem späteren ORF Sport plus) übernahm man das BBC-Signal des Spiels an der Loftus Road, dem Stadion der Queens Park Rangers aus London. Teamchef Ernst Weber war nicht dabei: Er betreute die U-17-Burschen bei ihren zeitgleich ausgetragenen Matches.

So lange die Kräfte da waren, hielt Österreich in England das Ergebnis eng, das Endresultat lautete 0:3. Seit diesem letzten Spiel von Nina Aigner und Susi Gahleitner spielte keine einzige Oberösterreicherin mehr im Nationalteam. Dafür fand immerhin das nächste Match in Oberösterreich statt: Malta wurde vor knapp 1.500 Zusehern in Ottensheim 6:0 vom Platz geschossen. Lisa Makas erzielte gleich bei ihrem Debüt drei Tore, auch Laura Feiersinger kam erstmals zum Einsatz – und zwei Wochen später, beim 4:0 in Anger gegen die Türkei, traf sie auch erstmals. Der dritte Gruppenplatz war damit abgesichert.

quali-wm-2011Beim Heimspiel gegen England in Krems im August 2010 rekrutierten sich die Einlaufkinder aus dem Goldhauben-Nachwuchs. Das sah süß aus, wirkte aber auch irgendwie harmlos – genauso wie das österreichische Team in den folgenden 90 Minuten. Rot-Weiß-Rot (mit sechs Deutschland-Legionärinnen – gegen Ungarn vier Jahre davor spielte keine einzige) unterlag England 0:4.

Vier Tage später schrammte man in der Türkei an einer Total-Blamage vorbei: Österreich ging (beim Debüt von Sarah Zadrazil) mit einem 0:2-Rückstand in die Pause, rettete immerhin noch ein 2:2. Ein Remis in der Türkei ist aber auch keine Heldentat.

Quali zur EM 2013 in Schweden (DEN, CZE, POR, ARM): Gunst der Stunde genützt

Ein halbes Jahr danach starb Teamchef Ernst Weber. Dominik Thalhammer übernahm und hatte auch das Glück, die wahrscheinlich leichteste Quali-Gruppe für die kommende EM zugelost zu bekommen – Tschechien war davor eher durch glückliche Umstände als durch große Qualität in den zweiten Topf gerutscht.

Dennoch waren die Tschechinnen im ersten Spiel im September 2011 in Vöcklabruck das recht deutlich reifere Team, drückten auf den Führungstreffer, der nach einer Stunde dann auch gelang. Postwendend erzielte Österreich aber den Ausgleich und hatte am Ende sogar Kräfte-Vorteile, es blieb beim 1:1. Damit war die Chance (anders als zwei Jahre zuvor) auf Platz zwei und das Play-Off zumindest nicht nach dem ersten Spiel schon dahin.

Ohne die verletzte Kapitänin Hanschitz und die ebenso angeschlagene Nina Burger war man bei Gruppenfavorit Dänemark chancenlos und verlor 0:3, gegen Punktelieferant Armenien taten sich die ÖFB-Frauen in Bruck/Mur lange schwer und gewannen „nur“ mit 3:0. Im November 2011 folgte dann die nächste Schnittpartie: Auswärts in Portugal, bei einem der stärkeren Topf-4-Teams.

Laura Feiersinger brachte Österreich nach einer Viertelstunde in Führung und es gab auch noch Chancen, das Spiel frühzeitig zu entscheiden, aber nach einer Stunde kam Portugal auf und übte großen Druck aus. Nur mit sehr viel Zittern brachten die ÖFB-Frauen das 1:0 über die Zeit, dafür war man weiterhin an den Tschechinnen dran und damit weiterhin voll im Geschäft.

Mehr Zittern als notwendig musste man dann auch nach der Winterpause, beim Spiel in Armenien im April 2012 – nach zehn Minuten war das armenische Team, das heillos überfordert sein hätte müssen, schon 2:0 voran. Natürlich: Schon eine halbe Stunde später war Österreich 3:2 in Führung und gewann am Ende 4:2, aber so stand das nicht im Drehbuch. Ein paar Tage später kam es in Wr. Neustadt zu einer veritablen Regenschlacht gegen Portugal. Man kam nie ernsthaft in Gefahr zu verlieren, aber ein 0:0 wäre im Fernduell gegen Tschechien ein ziemlicher Rückschlag gewesen. Doch dann kam Laura Feiersinger: Tor in der 85. Minute zum 1:0-Sieg.

Die Ausgangslage vorm Auswärts-Match in Tschechien war simpel: Ein Sieg reicht fix zum Playoff, bei einem Remis wäre alles offen und bei einer Niederlage ist alles aus. In der brütenden Hitze von Prag hatten die Tschechinnen zunächst mehr vom Spiel, aber kurz vor der Pause gab es Rot für die tschechische Kapitänin und Elfer für Österreich – das 1:0. Dem Ausgleich folgte postwendend das 2:1 und nach einer Stunde dank eines Goalie-Bocks das 3:1 für die ÖFB-Frauen. Tschechien brach völlig zusammen, nach dem Anschlusstreffer kurz vor Schluss hieß es noch Bangen, aber Österreich gewann 3:2 und hatte das Play-Off sicher – der größte Erfolg der Teamgeschichte.

quali-em-2013Im letzten Spiel gegen Dänemark konnte man ohne jeden Druck gehen. Österreich traute sich auch durchaus, den Favoriten zu attackieren, hatte ein paar Schrecksekunden zu überstehen, aber ging kurz vor der Pause durch Verena Aschauer in Führung – das erste Gegentor für Dänemark in der ganzen Quali. Kurz nach der Halbzeit legte Nina Burger vor 2.600 Zusehern in St. Pölten das 2:0 nach, Dänemark machte auf, Österreich konterte, in Minute 78 fiel sogar das 3:0 – eine Riesen-Sensation. Nach dem 3:1-Sieg ging man als Außenseiter, aber mit Selbstvertrauen ins Play-Off gegen Russland.

2007/08 war Österreich gegen Russland noch arg unter die Räder gekommen, im Oktober 2012 war man zumindest von den Spielanteilen her gleichwertig. Die größere Routine in solchen Do-or-Die-Spielen, die größere internationale Erfahrung gab allerdings immer noch den Ausschlag für die Russinnen: Im Hinspiel, vor 3.600 Zusehern in St. Pölten, nützte man zwei Chancen zur zwei Toren und einem 2:0-Sieg, im Rückspiel in Rostov drückte man bis zur 1:0-Führung an und verwaltete dann. Das 1:1 (Ausgleich durch einen Puntigam-Freistoß) war ein nettes Ergebnis, aber zu wenig.

Für langjährige Stammkräfte wie Kapitänin Marlies Hanschitz, Susi Höller, Marion Gröbner, Jasmin Pfeiler und Maria Gstöttner war in der Folge die Team-Karriere vorbei – die ÖFB-Frauen näherten sich immer mehr ihrem aktuellen Gesicht.

Quali zur WM 2015 in Kanada (FRA, FIN, HUN, BUL, KAZ): Erstmals EM-Teilnehmer überholt

Hatte man 2011/12 die Tatsache genützt, dass man eine relativ leichte Gruppe hatte, kam es 2013/14 umso dicker: Frankreich (trotz des Viertelfinal-Aus bei der EM die da wohl beste Truppe Europas) und Finnland – 2005 im EM-Halbfinale, 2009 im Viertelfinale und auch 2013 mit dabei. Der Gruppensieg war illusorisch, Platz zwei sollte es sein, womöglich reicht das zum Play-Off. Finnland war der Gradmesser, wie weit man wirklich war.

Das Auftaktspiel, daheim in Vöcklabruck gegen Bulgarien, konnte einem aber schon ein wenig den Appetit verderben. Österreich zeigte eine fürchterliche Leistung, statt des angestrebten Kantersieges stand bis zehn Minuten vor Schluss ein kümmerliches 1:0 zu Buche, erst kurz vor dem Ende wurde der 4:0-Sieg fixiert. Dennoch trat man in Finnland im Ballbesitz mit einem flotten 3-1-6-System an, presste die Spielerinnen aus Finnland nieder, dass denen Hören und Sehen verging. Der Überlegenheit zum Trotz rannte man bis zur 79. Minute einem Rückstand nach, dem Ausgleich folgte gleich wieder der Rückstand und die 1:2-Niederlage.

Einen Monat später musste Österreich in Ungarn nur auf die Fehler der Gegner warten, um beim Debüt von Nici Billa zu einem recht unbemerkenswerten 3:0-Sieg zu kommen. Das Heimspiel ein paar Tage später gegen Frankreich – ausgetragen in Ritzing inmitten des burgenländischen Nichts – brachte immerhin eine starke Anfangsphase. Nach dem französischen Doppelschlag zum 2:0 nach zwanzig Minuten war Österreich geschlagen, ließ sich aber nie hängen. Frankreich gewann 3:1.

Über den Winter verletzten sich Wenninger und Feiersinger schwer und fielen die restliche Quali aus, auch ohne die beiden gabe es ein (noch viel zu knappes) 6:1 in Bulgarien. In Le Mans agierte man bei Gruppenkopf Frankreich ungemein furchtlos, attackierte das Weltklasse-Team in deren eigener Hälfte und brachte die 8.000 Zuseher zum verstummen. Auch nach drei Gegentoren in kurzer Zeit hörten die ÖFB-Frauen nie auf Frankreich zu nerven, kamen nach einer Stunde zum Anschlusstreffer und trafen dann noch einmal den Pfosten. Es blieb beim 1:3, aber Frankreich war schwer beeindruckt.

Das war auch Finnland. Im Juni kam Suomi nach Wr. Neustadt und agierte von Beginn an wie das Kaninchen vor der Schlange – obwohl Österreich eigentlich viele Räume anbot. Der 3:1-Sieg der ÖFB-Frauen sieht knapper aus als das Spiel war. Damit war auch klar: Wenn Österreich programmgemäß die restlichen drei Spiele gewinnt und Finnland beide Matches gegen Frankreich verliert, ist Österreich Zweiter. Beim 3:0-Arbeitssieg in Kasachstan kam Rot-Weiß-Rot auch nie ernsthaft ins Wanken.

quali-wm-2015Daheim gegen Ungarn aber sehr wohl – obwohl man nach 20 Minuten schon 3:0 in Front lag. Da ging alles zu einfach, Leichtsinn kam dazu, und zack, kurz nach der Halbezeit hatte Ungarn zum 3:3 ausgeglichen. Ein Glückstor von Nina Burger und viel Dusel danach retteten Österreich den 4:3-Sieg – und ein paar Tage später gab es zum Abschluss trotz einer wieder nicht besonders guten Leistung ein 5:1 über Kasachstan.

Weil Finnland tatsächlich beide Spiele gegen Frankreich verlor, schloss Österreich die Gruppe vor dem EM-Stammgast auf dem zweiten Platz ab. Für das Play-Off reichte es nicht ganz, dazu hätte man in Finnland zumindest einen Punkt gebraucht. Aber nun hatte man auch in einer eher schweren Gruppe zeigen können, dass der Aufwärtstrend tatsächlich da ist.

Quali zur EM 2017 in Holland (NOR, WAL, ISR, KAZ): Souverän durchgezogen

Durch die beiden zweiten Plätze war man in der Setzliste für die von EM 2017 in den zweiten aufgerückt. Sechs der acht Zweiten qualifizieren sich wie die Gruppensieger direkt, die zwei verbleibenden Zweiten spielen sich einen weiteren Platz aus – die Erfahrung hat gezeigt: Wenn man gegen die drei „kleineren“ Teams alles gewinnt, wird man dabei sein. Und unter Thalhammer wurde noch jedes einzelne Spiel gegen Teams aus schwächeren Töpfen gewonnen. Jedes.

Das 2:0 in Kasachstan zum Auftakt war eine zähe Angeleigenheit, bei der auf einem Krautacker und mit einem von EM-Quali-Standards meilenweit entfernten Umfeld nur die drei Punkte zählten. Endgültig den Ton setzte dann das Heimspiel gegen Wales, den einzigen echten Gegner um den zweiten Platz.

Es bestand nie die realistische Gefahr, dass das schief gehen könnte. Gegen das flexible 3-4-3 der Waliserinnen tat sich Österreich zwar schwer und Glanzpunkte gab es kaum, aber durch ein Kopfball-Tor von Schiechtl war der Sieg nach einer halben Stunde auf Kurs und nach einem De-facto-Eigentor zum 2:0 eine Viertelstunde vor Schluss auch endgültig fixiert. Nach dem 3:0 war der einzige echte Gegner um den zweiten Platz schon klar distanziert. Es folgte ein unendlich mühsames 1:0 beim ultra-defensiven Team aus Israel. Mit drei Siegen und null Gegentoren ging es in die Winterpause.

In dieser gewann Österreich den Cyprus-Cup, die letzte Niederlage war mittlerweile zwei Jahre her. Kasachstan wurde im nächsten Heimspiel in Steyr eine Halbzeit lang vorgeführt, nach der 5:0-Pausenführung ließ man es ruhiger angehen und gewann „nur“ mit 6:1. Es folgte dan Heimspiel gegen Norwegen – 2007 war man noch chancenlos, nun waren die ÖFB-Frauen auf Augenhöhe. Ein Elfmeter brachte Norwegen entgegen des Spielverlaufs halb durch die erste Hälfte in Fühung, mehr als Verwalten zeigte der Vize-Europameister auch danach nicht – Österreich verlor eher wegen fehlender internationaler Routine als wegen fehlender Klasse mit 0:1.

Zwei Monate Später, im Juni 2016, wollte man in Oslo Versäumtes nachholen. Ein schlimmer norwegischer Schnitzer ermöglichte Nina Burger nach 13 Minuten das 1:0, wenig später traf Norwegen per Weitschuss zum Ausgleich, daraufhin fuhr die österreichische Pressing-Maschine auf Hochtouren und Norwegen war nur noch Passagier. Dennoch geriet Österreich nach einer Stunde wieder in Rückstand. Die Genauigkeit und die Ruhe fehlte, aber der Wille war immer da – und siehe da, tatsächlich kam man noch zum 2:2. Der erste Auswärts-Punkt gegen ein Topf-1-Team – und ein Bonus im Ranking der Gruppenzweiten.

quali-em-2017Der zweite Platz, der ohnehin nie in Gefahr war, wurde durch das konzentrierte 4:0 in Horn gegen Israel auch rechnerisch fixiert, womit ein Remis zum Abschluss in Wales definitiv für die direkte Qualifikation reichte und selbst eine deutliche Niederlage die erstmalige EM-Teilnahme nicht mehr verhindert hätte. Es gab ein 0:0 – die robusten Waliserinnen, deren Langball-Geholze, die seltsame Ausgangslage zwischen „eigentlich eh schon durch“ und „noch nicht rechnerisch fix“ half mental auch nicht direkt weiter.

Long story short: Das Spiel selbst muss man nicht bejubeln und die Tatsache, dass es damit das EM-Ticket gab, ist das, worauf es ankommt.

Endrunde in Holland

Und jetzt? Jetzt ist es an Rumänien und Portugal, sich den sechzehnten und letzten Platz für die EM im Holland auszuspielen. Mit dabei sind Deutschland, Frankreich, Schweden, Endland, Norwegen, Spanien, Island, Schweiz, Schottland, Belgien, Dänemark, Italien, Russland… und Österreich!

Die Auslosung erfolgt am 8. November. Man darf gestpannt sein.

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Wie Rapids Titel 1996 die „Ära Manninger“ verhinderte und das Grazer CL-Wunder ermöglicht hat https://ballverliebt.eu/2013/01/02/wie-rapids-titel-1996-die-ara-manninger-verhinderte-und-das-grazer-cl-wunder-ermoglicht-hat/ https://ballverliebt.eu/2013/01/02/wie-rapids-titel-1996-die-ara-manninger-verhinderte-und-das-grazer-cl-wunder-ermoglicht-hat/#comments Wed, 02 Jan 2013 08:08:06 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=8283 Wie Rapids Titel 1996 die „Ära Manninger“ verhinderte und das Grazer CL-Wunder ermöglicht hat weiterlesen ]]> Es war ein echtes Finale vor knapp 50.000 Fans im Happel-Stadion. Als Rapid am 1. Juni 1996 den direkten Titel-Konkurrenten Sturm Graz mit 2:0 besiegte und damit den Meistertitel einkassierte! Roman Pivarnik brachte die Hütteldorfer früh in Front, „Büffel“ Stumpf machte kurz vor Schluss den Deckel drauf, dazwischen traf Trifon Ivanov aus 60 Metern die Querlatte.

Aber spielen wir ein wenig „Hättiwari“: Wenn Sturm das Match gewonnen hätte und damit den Titel geholt hätte, wie wäre die Geschichte weitergegangen? Meine These: Alex Manninger hätte um die 100 Länderspiele, die große Champions-League-Zeit von Sturm wäre nie passiert und womöglich wäre der LASK im Jahr 1998 Meister geworden. Und das geht so:

Rapids Titel ist Manningers Pech

Wäre Sturm Meister geworden, hätte die Admira, die noch das Cupfinale gegen die Grazer bestritt, den Platz im Europacup geerbt – bei einer Niederlage, weil Sturm eben in die Champions-League-Quali aufgerückt wäre, und bei einem Sieg gegen die mit Restalkohol antretenden Grazer sowieso. Das hätte auf die sportlich ziemlich wertlose Admira keine Auswirkungen gehabt: Gegen Sparta Prag, das in der Realität Sturm in Runde eins eliminiert hat, wären die Südstädter auch nicht glücklich geworden und der Klassenerhalt wurde dank der Linzer Fusion und dem Relegations-Sieg über Steyr ohnehin gesichert.

Deutlich massiver wären die Auswirkungen aber für den GAK gewesen und hier vor allem auf Torhüter-Talent Alex Manninger. Mit der Admira im Cupsieger-Bewerb und Dann-Vizemeister Rapid und dem Dritten FC Tirol im UEFA-Cup, wäre der GAK nicht in den Europacup gerutscht. Somit hätte es auch nicht die Gala-Auftritte von Manninger gegen Inter Mailand (die Grazer erreichten dank eines großartigen Manninger in der 2. Runde das Elferschießen, wo man den Kürzeren zog) gegeben. Arsène Wenger wäre nicht auf den Jüngling aufmerksam geworden und den damals 19-Jährigen nicht im kommenden Sommer zu Arsenal geholt.

Somit bleibt Manninger beim GAK, wird dort Stammspieler und macht in der Saison 1997/98 dort rund 40 Pflichtspiele, anstatt der sieben bei Arsenal. Mit dieser Spielpraxis im Rücken und bei seinem Talent ist es nicht unwahrscheinlich, dass Manninger 1998 als dritter Torwart zur WM mitgefahren wäre. Nach Konsels Team-Abschied 1998 hätte so oder so erst einmal Franz Wohlfahrt den Posten übernommen, aber nach der in den Sand gesetzten Quali für die EM 2000 (Stichwort: Kegelabend von Valencia und Debakel von Tel-Aviv) oder allerspätestens nach dem Amtsantritt von Jugend-Apostel Krankl 2002 hätte Manninger sein Fix-Leiberl gehabt. Weil er früher oder später auch ins Ausland gegangen wäre, dank seines Standings aber zu einem Klub, bei dem er auch tatsächlich gespielt hätte.

In der Realität hat Manninger in der Quali für die Euro 2000 zwei Spiele gemacht (von acht), für die WM 2002 eines (von acht) – und zwar das gegen Liechtenstein – und für die Euro 2004 drei (von acht). Insgesamt absolvierte Manninger 33 Länderspiele, wirklich Stammkraft war er dabei nur in der Saison 2007/08, ehe er für die Heim-EM zur Nummer zwei degradiert wurde. Andernfalls, wenn er 2000 oder 2002 Stamm geworden wäre, reden wir von knapp zehn Jahren als potentielle Nummer eins. Eine „Ära Manninger“, die nie stattgefunden hat – auch, weil Rapid 1996 Meister wurde und nicht Sturm.

Und es gäbe auch nicht auf Wikipedia den etwas süffisanten Satz zu lesen: „Am 5. August 2009 verkündete er seinen Rücktritt aus dem Nationalteam, um sich auf seine Position als Ersatztorhüter bei Juventus Turin zu konzentrieren.“

Kein Petrovic-Faustwatsch’n – kein Augenthaler?

Beim GAK kehrte am Ende der Saison 1995/96 der hochgeschätzte Trainer Hans-Ulrich Thomale in seine deutsche Heimat zurück, für ihm übernahm Ljubo Petrovic. Dieser gewann 1991 mit Roter Stern Belgrad den Meistercup – das wäre also in etwa, als würde sich heute Frank Rijkaard in die österreichische Liga verirren. Petrovic blieb aber kaum drei Monate GAK-Trainer. Nicht nur, weil der Serbe mit seiner unsympathischen Persönlichkeit in Rekordtempo die ganze Mannschaft gegen sich aufgebracht hat, sondern auch wegen eines buchstäblich handfesten Skandals.

GAK

Nach dem 1:3 verlorenen Europacup-Match bei Germinal Ekeren nämlich streckte er in der Kabine vor lauter Wut den im Spiel ausgeschlossenen Bobby Dmitrovic per Fausthieb nieder. Präsident Harald Fischl zögerte keine Minute und entließ Petrovic sofort. Es übernahm zunächst Hans-Peter Schaller – geplant war, bis Saisonende – ehe dieser aber nach nur einem Spiel (einem 1:2 in Ried) von Gustl Starek abgelöst wurde.

Es besteht kaum ein Zweifel, dass Petrovic früher oder später auch ohne seine Faustwatsch’n geflogen wäre. Dann allerdings wegen einer Meuterei im Team, was sich unweigerlich auf deren Image bei potentiellen Nachfolge-Kandidaten ausgewirkt hätte. Und ob sich der Co-Trainer von Bayern München – Klaus Augenthaler – dann im Sommer danach wirklich für seine erste Station als Chefcoach eine als Schlangengruber verschriene Mannschaft wie den GAK angetan hätte? Fraglich.

Zudem hätte es ohne „Auge“ wohl auch nie diesen genialen Prank von Hape Kerkeling als Albertas Klimaviszys gegeben. Aber das ist ein anderes Thema.

Ein Sturm-Titel 1996 als Verhinderer des CL-Wunders

Kleine Vorwarnung: Jetzt wird’s kompliziert.

Mitte der Neunziger war Sturm, was man als „Work in Progress“ bezeichnen kann: Auf dem Weg dazu, eine richtig gute Mannschaft zu werden, aber eben noch ein paar Jahre davon entfernt. Rapid war 1996 hingegen auf dem absoluten Höhepunkt. Mit dem Selbstvertrauen von Europacup-Finale und Meistertitel stürmte man in der CL-Quali über Dynamo Kiew hinweg.

Unwahrscheinlich, dass das damalige Sturm-Team als Meister diese hohe Hürde nehmen hätte nehmen können, zumal man im Cupsiegerbewerb in der ersten Runde an Sparta Prag scheiterte – eine gute Mannschaft, aber nicht so gut wie Dynamo Kiew (mit dem jungen Andrej Shevchenko) es war. Sturm

Sehr wahrscheinlich hingegen, dass sich Hannes Kartnig im Meisterrausch nicht nur Megaflop Giuseppe Giannini geholt, sondern Trainer Osim und Sportchef Schilcher noch diverse andere klingende Namen auf’s Aug‘ gedrückt hätte. 2002 ist die Mannschaft nach diversen Sinnlos-Transfers (Amoah, Masudi, Angan, Pregelj, Heldt, Mörec, etc.) implodiert und Ivica Osim warf frustriert von Kartnigs Großmannssucht die Brocken hin.

Osim anno 1996 war nicht nach vielen mega-erfolgreichen Jahren ausgebrannt – früher oder später hätte er die Sache also vermutlich in den Griff bekommen. Mit dem verpassten Titel schauten sich die Grazer bei Teams wie Basel (Foda, Schupp), Lierse (Martens) und in der zweiten spanischen Liga (Popovic) um und holten somit die zentralen Spieler für den endgültigen Durchbruch mit dem Titel zwei Jahre später.

Meine These: Sturm wäre 1998 nicht Meister geworden, hätte man 1996 den Titel geholt.

Vizemeister Sturm baute sich für die Saison 96/97 ziemlich um und brachte Altstar Giannini nach Graz. Am Ende rettete man den dritten Platz – besser wäre es nach einem Kartnig’schen Kaufrausch kaum geworden. Und ohne die zuvor erwähnten Verstärkungen von kleineren Klubs hätte Sturm in der Saison 97/98 nie den Durchmarsch zum Titel vollziehen können. Womit die erste der drei Champions-League-Teilnahmen – jene, in der man gegen Real Madrid und Inter Mailand Lehrgeld zahlte – schon mal nicht stattgefunden hätte.

In der Realität profitierte Sturm im zweiten CL-Jahr von der Erfahrung des ersten und wurde Gruppendritter, ehe man als gewachsene Mannschaft im dritten CL-Jahr voll durchstartete. Ohne die erste CL-Saison hätte Sturm als eventueller Meister 1999 dann im Herbst ’99 die Prügel bezogen. Im Jahr danach wäre es in der Quali gegen Feyenoord dann schon zumindest sauschwer geworden. Statt drei CL-Teilnahmen, von denen eine super und eine recht okay war, hätte es für Sturm als Meister 1996 wohl nur eine gegeben, und in der wär’s sportlich nicht besonders lustig gewesen.

Rapid hätte 1997 den verlorenen Titel nachgeholt…

Nach Rapids Lauf ins Europacup-Finale 1996 verließen Jancker, Marasek und Hatz den Klub, um ihr Glück im Ausland zu versuchen. Ob Titel oder nicht, dieses Trio wäre auch so sicher weg gewesen. In der Champions League im Herbst ’96 konnte sich hingegen Michael Konsel mit Glanzleistungen gegen Juventus für einen Vertrag beim AS Roma empfehlen, Didi Kühbauer bekam die Chance zu Real Sociedad zu gehen; letztlich zog es auch den humorlosen Trifon Ivanov weg aus Hütteldorf (wenn auch nicht in eine Top-Liga, sondern nur an den Verteilerkreis).

RapidIn der Realität überwinterte Rapid, nach dem Titel, in der Saison 96/97 als Tabellenführer, zersplitterte im Frühjahr aber in eine Ansammlung von Ich-AGs und verdaddelte den Titel gegen Salzburg. Nach einem mega-erfolgreichen Jahr 1996 – Meister, Europacup-Finale, Champions League – setzte wohl eine gewisse Gemütlichkeit ein, nicht mehr alle gaben alles, was zu gegenseitigen Schuldzuweisungen führte, und mit den nahenden Abschieden von Konsel und Kühbauer blickte man auch in eine ungewisse Zukunft.

Wäre Rapid ’96 NICHT Meister geworden, hätte man nicht nur einen Titel weniger, sondern auch nicht in der Champions League gespielt. Man hätte im UEFA-Cup den Platz des GAK eingenommen, und in der zweiten Runde hätte Inter Mailand gewartet. Viel wäre da vermutlich nicht rausgekommen, wenn man sich das 0:5 in Turin vor Augen führt, das es in der Realität gab. Sprich: Rapid wäre hungrig ins Frühjahr gegangen und mit großem Willen, den 1996 verspielten Titel nun nachzuholen. Qualitativ war Rapid in der Saison 96/97 ohne Zweifel die beste Mannschaft, und ohne die Zersplitterung des Teamsgeistes hätte man 1997 den Titel vermutlich recht locker eingefahren. Hätte man die Finalissima gegen Sturm 1996 also verloren, hätte man höchstwahrscheinlich den Titel im Jahr darauf nachgeholt.

…und hätte nicht Heribert Weber als Trainer geholt

In der Saison 97/98, nachdem mit Konsel, Kühbauer und Ivanov drei zentrale Spieler weg waren, war es um Rapid weitgehend geschehen. Schon zur Winterpause hatte man 13 Punkte Rückstand auf Herbstmeister Sturm angehäuft, man ekelte Peter Stöger aus der Mannschaft und weil Ernst Dokupil das Chaos nicht mehr in den Griff bekam, eiste man Ende März 1998 Heribert Weber von Salzburg los. Dieser hatte schließlich im Jahr zuvor mit Salzburg gezeigt, dass er eine Mannschaft mit Teamgeist formen und damit auch gegen besser besetzte Teams Erfolg haben kann. Salzburg

Hätte Rapid 1997 den Titel nachgeholt, wäre aber – logisch – Heri Weber nicht mit Salzburg Meister geworden. Somit hätte er mit einem achten und einem zweiten Platz in anderthalb Jahren als Trainer in der Mozartstadt kein Meister-Image vorzuweisen gehabt. Gut möglich, dass Rapid als Meister ’97 in der Saison 97/98 auch die Implosion mit einem Jahr Verspätung nachgeholt und man Dokupil von der Trainerbank wegbefördert hätte (er wurde Sportchef). Aber ob man sich einen Trainer geholt hätte, der nur „eh okay“ ist und dem man neun Monate noch selbst den Titel weggeschnappt hätte?

Und wenn Weber nicht den fliegenden Wechsel von Lehen nach Hütteldorf vollzogen hätte, hätte in Salzburg auch nicht Hans Krankl das Traineramt übernommen.

Und jetzt der Oberhammer: LASK als Meister 1998?

Rekapitulieren wir also: Sturm wäre in der Saison 1997/98 noch damit beschäftigt gewesen, aus einem von Hannes Kartnig sinnlos zusammengewürfelten Team eine Mannschaft zu machen. Rapid ist nach dem Titel 1997 satt und die Ära Dokupil neigt sich dem Ende zu. Der GAK hat zwar einen feinen Torhüter, aber vermutlich keinen Trainer, der das Team so dermaßen verbesserte, wie es Klaus Augenthaler zweifellos getan hat.

Was die Aufmerksamkeit auf einen Klub lenkt, von dem in diesem Gedankenspielchen noch nicht die Rede war. Dem LASK nämlich. Dieser pimpte Ende der Neunziger mit dem Geld von Präsident Wolfgang Rieger sein Team ziemlich auf und installierte zu Beginn der Saison 1997/98 den Norweger Per Brogeland als Trainer. Dieser war ein Leisetreter, ein akribischer Arbeiter, der – wie er es aus Skandinavien gewohnt war – auch auf Eigenverantwortung und professionelles Verhalten bei seinen Spielern. LASK

Der LASK spielte 97/98 dann auch eine mehr als ordentliche Saison. Zu dem Zeitpunkt, als Weber von Salzburg zu Rapid ging – also neun Spieltage vor Schluss – war der LASK Dritter, nur die beiden Grazer Klubs lagen vor den Athletikern. Die zudem gerade Rapid mit 5:0 aus der Gugl geschossen hatten (Brogelands Landsmänner Geir Frigård und Rune Tangen trafen je doppelt, dazu netzte Markus Weissenberger). Doch Rieger monierte mangenlde körperliche Fitness bei seinem Team, obwohl Brogeland jedem Spieler ein individuelles Urlaubs-Programm für die Winterpause mitgegeben hatte. „Daran kann sich bis auf Frigård und Tangen keiner gehalten haben“, schimpfte Rieger. Und machte, was ob Verfehlungen der Spieler ja auch vollig logisch ist: Er entließ den Trainer. Eine kleingeistige und peinliche Fehleinschätzung: Ohne Brogeland rutschte der LASK von Rang drei ab und verpasste den Europacup um sechs Punkte.

Aber: Ohne einen durchmarschierenden SK Sturm und ohne einen GAK, der unter Augenthaler extrem stark war, wäre der LASK mittendrin im Titelkampf gewesen. In diesem Fall hätte Rieger seinen Trainer wohl nicht entlassen, der hochprofessionelle System-Trainer hätte zumindest bis Sommer weiterarbeiten dürfen. Gut möglich, dass er angesichts der kriselnden Konkurrenz sogar den Titel eingeheimst hätte.

Ein akribischer, stiller Arbeiter aus Norwegen als Meistermacher mit einem Underdog: Vielleicht hatte das so manchen Denkprozess zehn Jahre früher einsetzen lassen. Den LASK-Crash im Jahr 1999 hätte der Titel aber nicht verhindert: Die abenteuerliche Finanzkonstruktion, die Wolfgang Rieger mit seiner Bank und dem LASK aufgebaut hatte, wartete nur darauf, wie ein Kartenhaus zusammen zu brechen.

Alles wegen einem Spiel

Heißt: Sturm sich im Überschwang vermutlich die eigenen CL-Erfolge verbaut, Rapid hätte den Titel ein Jahr später nachgeholt, Alex Manninger wäre auf annähernd 100 Länderspiele gekommen, Ljubo Petrovic hätte Bobby Dmitrovic nicht k.o. gehauen und der LASK hätte möglicherweise 1998 den Meisterteller geholt – mit einem norwegischen Leisetreter als Trainer. Und wäre wenige Monate später krachen gegangen.

Und das alles nur, weil Sturm am 1. Juni 1996 im Happel-Stadion 0:2 verlor, anstatt das Spiel gegen Rapid zu gewinnen.

(phe)

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Abgemeldete Flügel lassen Sturms Traum von der Champions League platzen https://ballverliebt.eu/2011/08/24/abgemeldete-flugel-lassen-sturms-traum-von-der-champions-league-platzen/ https://ballverliebt.eu/2011/08/24/abgemeldete-flugel-lassen-sturms-traum-von-der-champions-league-platzen/#comments Wed, 24 Aug 2011 21:22:15 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5578 Abgemeldete Flügel lassen Sturms Traum von der Champions League platzen weiterlesen ]]> Aus der Traum von der Champions League – mit einem 0:2 daheim gegen BATE Borisov scheitert Sturm kurz vor dem Ziel. Verdient, denn den offensiv recht biederen Weißrussen gelang es hervorragend, die wichtigsten Positionen der Grazer zu neutralisieren. Und zwar die Flügel.

Sturm Graz - BATE Borisov 0:2

Ohne den verletzten Roman Kienast vorne und mit dem 1:1 mit Auswärtstor im Rücken war Sturm von Beginn an versucht, das Tempo aus dem Spiel rauszunehmen. Hatten die Weißrussen den Ball verloren, ging es bei den Grazern nicht sofort schnell nach vorne, sondern es wurde eher der Rückwärtsgang eingelegt, der Ballbesitz gesichert und gewartet.

So war das Team aus Borisov jenes mit mehr Ballbesitz. Trainer Viktor Goncharenko konnte im Vergleich zum Hinspiel wieder auf seinen brasilianischen Zehner Renan Bressan zurückgreifen – er stellte ihn im 4-2-3-1 zentral hinter Spitze Rodionov auf. Die wichtigere Änderung bei den Weißrussen betraf jedoch das defensive Mittelfeld: Hatte Goncharenko die Zentrale im Hinspiel noch komplett aufgegeben, stand Olekhnovich diesmal deutlich höher und mit Alexander Volodko hatte er einen Partner, der ihn mehr unterstützte als das Baga (diesmal als Rechtsverteidiger aufgestellt) tun hatte können.

BATE bekommt das Spiel nicht aufgebaut

Das Problem im Spielaufbau bei BATE war, dass Olekhnovich zwischen Szabics und Bukva eingeklemmt und so kaum einmal gefahrlos von seinen Innenverteidigern anspielbar war. Auf der rechten Seite stand Kontsevoi sehr hoch und so hatte es Baga schwer, ihn zu unterstützen; selbiges galt für Renan Bressan im Zentrum.

Manuel Weber stand höher als Säumel und schaltete sich eher einmal ins Pressing ein. Sturm zeigte das nicht allzu aggressiv, aber es wurde sehr wohl versucht, den Weißrussen schon in deren Hälfte die Zeit am Ball zu nehmen. Sturm machte zwar selbst relativ wenig nach vorne – wenn, dann war immer Szabics im Aufbau beteiligt – man hatte hinten aber nur selten den Eindruck, dass man Angst haben müsste.

…geht aber dennoch in Front

Was man Manuel Weber indes vorwerfen kann, ist die Tatsache, dass er, je tiefer er stand, umso weniger die Gegenspieler anging – es steht zu vermuten, dass auch Franco Foda diesen Umstand moniert hat, als er lautstark nach „Manuel!“ rief, dabei heftig gestikulierte und gefühlt kurz vorm Herzinfarkt war. Der Trainer muss geahnt haben, was kommt: Denn der aufgerückte Achter von BATE, Volodko, kam aus 20 Metern völlig unbedrängt zum Schuss und erzielte etwas aus heiterem Himmel das 1:0 für Borisov.

Was zur Folge hatte, dass sich nun die Weißrussen etwas zurücklehnten und Sturm kommen ließen. Doch ohne den sehr fleißigen Kienast fehlte es Szabics vorne an der Unterstützung – Bukva bemühte sich zwar, es gelang ihm aber nicht allzu viel – und auf den Flanken kamen Wolf und Hölzl kaum einmal zum Zug. Sturm bekam so weiterhin keinen Zugriff auf den weißrussischen Strafraum.

Abgemeldete Flügel werden zum Problem

Foda ersetzte für die zweite Hälfte den glücklosen Bukva durch Mario Haas, aber es war eine andere Abteilung, die im Rückstand zum Problemfeld wurde: Die Flügel. Sturm ist mit seinem 4-4-2 mit flacher Viererkette  ein Team, das sehr von den Flügelspielern abhängig ist, und diese wurden von BATE gut unter Kontrolle gehalten. Das war noch nicht das große Problem, als Sturm beim Stand von 0:0 noch reagieren konnte. Wurde aber eines, als die Grazer nach dem Rückstand selbst das Heft in die Hand nehmen mussten.

Denn weder Wolf noch Hölzl konnten Akzente setzen. Es gelang überhaupt nicht, mal zur Grundlinie durchzugehen, die BATE-Viererkette auseinander zu ziehen und die Fähigkeit von Haas, anders als Bukva vor ihm Bälle etwas länger zu halten, auch auszunützen – zumal es Haas selbst war, der noch die meisten Flanken versuchte in den Strafraum zu schlagen. Angriffe, die über die Mitte aufgezogen wurden, zerschellten an Volodko und Olekhnovich.

Nach 2:0 macht BATE dicht

Auch Florian Kainz, nach einer Stunde für Wolf ins Spiel gekommen, konnte sich nicht wirklich durchsetzen; die Außenverteidiger von Sturm waren ebenso keine große Hilfe. So war klar: Wenn BATE noch ein zweites Tor schafft, ist alles vorbei. Und genau dieses Tor fiel in der 70. Minute. Wie das Weitschuss-0:1 war auch das aus einem Freistoß entstandene 0:2 nicht wirklich herausgespielt. Pech hatte damit aber dennoch nichts zu tun: Wer es in einem Heimspiel nicht schafft, Druck auszuüben, darf sich über einen Rückstand nicht beschweren.

Goncharenko ließ daraufhin seine Außenspieler weiter zurückfallen, zog Volodko nach vor und ließ in einem defensiven 4-1-4-1 die Partie fertig spielen, zudem nahm er Sturmspitze Rodionov raus und stellte mit Bordachev einen Außenverteidiger ins linke Mittelfeld, er kümmerte sich nun um Kainz.

Die Reaktion von Foda war, dass er mit Hölzl auch seinen zweiten Flügelspieler aus der Startformation aus dem Spiel nahm und mit Muratovic einen Spieler brachte, der als Link in der Zentrale das nicht zielführende Flügelspiel umgehen sollte; Mario Haas wich dafür auf die linke Seite aus. Inwieweit für die Schlussoffensive von Sturm, in dem plötzlich durchaus Flügelspiel bis zur Grundlinie erkennbar war, mit diesen Umstellungen zu tun hatten oder mit dem Gegner, der wusste, dass er gewonnen hatte, lässt sich nicht wirklich beantworten.

Fazit: BATE schaltete die Stärken von Sturm gut aus

Natürlich fiel der Führungstreffer für die Weißrussen etwas glücklich und bis dahin hatte Sturm das Geschehen zumindest defensiv ganz gut im Griff gehabt. Dann aber fehlte der Plan B – denn das Flügelspiel hatte schon beim Stand von 0:0 nicht zufriedenstellend funktioniert und nach dem Rückstand konnte dieser Umstand, als es notwendig gewesen wäre, nicht umkehren.

So konnte es BATE verschmerzen, dass auch ihre Passquote – wie jene von Sturm – alles andere als berauschend war und aus dem Spiel heraus wenig nach vorne ging. Es war genug, die Flügel der Grazer zu stutzen, um die Zeit einigermaßen komfortabel zu kontrollieren, und mit dem 2:0 war natürlich alles entschieden.

Nun ist BATE natürlich beileibe kein prickeldes Team (nicht nur vom Namen, auch sportlich), aber ein funktionierendes Defensiv-Konzept reichte gegen Sturm aus. Natürlich wäre es schön gewesen, die Blackies in der Champions League zu sehen – wenn es allerdings dem Meister aus Weißrussland mit recht simplen Mitteln gelang, den Grazern ihr Offensivspiel zu nehmen, hätte sich das Problem in der Champions League nur noch potenziert. So gesehen ist Sturm in der Europa League wohl eh besser aufgehoben.

Schade ist das Scheitern schon. Weltuntergang ist es aber keiner.

(phe)

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