Wales – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Thu, 01 Jul 2021 07:23:46 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Viele prominente Opfer im EM-Achtelfinale – und die zufriedenen Österreicher https://ballverliebt.eu/2021/07/01/viele-prominente-opfer-im-em-achtelfinale-und-die-zufriedenen-oesterreicher/ https://ballverliebt.eu/2021/07/01/viele-prominente-opfer-im-em-achtelfinale-und-die-zufriedenen-oesterreicher/#comments Thu, 01 Jul 2021 07:23:44 +0000 https://ballverliebt.eu/?p=17628 Viele prominente Opfer im EM-Achtelfinale – und die zufriedenen Österreicher weiterlesen ]]> Weltmeister Frankreich weg. Europameister Portugal weg. WM-Finalist Kroatien weg. Deutschland weg. Holland weg. Die großen Namen purzelten in überwiegend attraktiven und spannenden Achtelfinal-Spielen reihenweise aus der EM raus. Sechs der acht Teams hadern mit dem Ausscheiden an sich, eines mit der Art und Weise – nur in Österreich konnte man nach dem knappen Aus gegen Italien lächeln.

Frankreich: Zu viel Handbremse, interner Zwist

Mit zurückhaltendem Abwarten und dem Tempo von Kylian Mbappé ist Frankreich vor drei Jahren Weltmeister geworden. Genauso hatte es Treainer Didier Deschamps auch bei der EM angelegt. So kontrollierte man Deutschland beim 1:0 ohne groß gefährdet zu werden. Das 1:1 in Ungarn wurde als Resultat eines unglücklichen Spielverlaufs abgehakt, das 2:2 gegen Portugal wiederum als selbstsicheres „Nur so hoch springen wie man muss“.

Der lasche Auftritt gegen die Schweiz – bei dem man noch von der Schippe zu springen schien, um dann doch zu kollabieren – offenbarte aber nicht nur die Probleme, wenn man es scheibar allzu sehr überzeugt von der eigenen Unschlagbarkeit angeht. Es offenbarte auch große zwischenmenschliche Differenzen innerhalb des Teams: Rabiot gegen Pogba, Varane gegen Pavard, beide gegen Pogba – und alle gegen Mbappé, wie es nach seinem entscheidenden Fehlschuss im Shoot-out schien.

Was funktionert hat? Die Rückholaktion von Karim Benzema hat für je zwei Tore gegen Portugal und Frankreich gesorgt. Paul Pogba hat den Platz, der ihm im Gegensatz zum schnelleren Klubfußball geboten wurde, für einige großartige Performances gesorgt – wiewohl er gegen die Schweiz abgetaucht ist. Wie es mit Didier Deschamps weitergeht? Der Verband wird ihn nicht liefern. Und er wird nicht so abtreten wollen.

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Deutschland: Schlusspunkt nach ziellosen Jahren

„Nicht so abtreten“ wollte auch Jogi Löw nach dem peilichen Vorrunden-Aus bei der WM 2018. Der in den Sand gesetzte Generationswechsel und drei Jahre ohne erkennbare inhaltliche Entwicklungsrichtung gipfelten nun aber in einem EM-Turnier, das irgendwo zwischen „eh okay“ und „nicht besonders“ angesiedelt ist. Keine Blamage eines Vorrunden-Aus (wobei man nur knapp daran vorbeigeschrammt ist), kein Befreiungsschlag in Form einer positiven Überraschung.

Das 0:2 im Wembley, die erste Pflichtspiel-Niederlage in Englands Fußball-Nationalheiligtum seit 55 Jahren, wird den DFB schmerzen, aber es wurde damit kein möglicher EM-Titel versenkt. Bis 2018 hatte man geglaubt, dass das Team in sich so gefestigt wäre, dass es über die verloren gegangene Avantgarde-Stellung der Bundesliga erhaben wäre. Spätestens 2021 weiß man, dass Löw es nicht schaffte, dem DFB-Team in der Post-Guardiola-und-Klopp-Ära bei Bayern und Dortmund eine starke Identität zu verleihen.

In drei Jahren steht für Deutschland eine Heim-EM an. Eigentlich muss Löws Nachfolger Hansi Flick der Mannschaft aber schon bis zur WM in eineinhalb Jahren ein neues Gesicht verliehen haben.

Portugal: Ronaldo UND Bruno? Schwierig.

Ist Bruno Fernandes nun der Nachfolger von Cristiano Ronaldo als offensives Gesicht und als „Spiritus Rector“ von Portugal? Was dieses Turnier jedenfalls deutlich gemacht hat: Dass es nicht mit Ronaldo UND Bruno Fernandes geht. Ob auf der Zehn (wie in Ungarn) oder auf der Acht (wie in Deutschland) oder auf der rechten Seite (wie nach seiner Einwechslung gegen Frankreich): Das Spiel läuft an Fernandes vorbei. Manchmal hatte man das Gefühl, er wird von den Mitspielern bewusst geschnitten. Die Zahlen scheinen das zu untermauern: Wurde Renato Sanches 68 Mal pro 90 Minuten angespielt und Moutinho, der dann statt Fernandes auf der halbrechten Acht spielte, 53 Mal, waren es bei Bruno Fernandes nur 38 Mal pro 90 Minuten.

Wie seit der K.o.-Phase der EM 2016 immer war das Spiel Portugal darauf basierend, keinen Blödsinn zu machen; aber doch spürbar mehr auf Ballkontrolle ausgelegt – dafür hat man ja grundsätzlich auch Spieler, sogar mehr als genug. Dieses Überangebot sorgte für ein Ungleichgewicht, das das sichtbar Ronaldo treu ergebene Team phasenweise aus der Balance kippen ließ, vor allem, als man gegen Belgien einem Rückstand hinterher jagen musste.

Die Defensivstruktur mit einer Sechserkette hinten (Jota und Bernardo Silva rücken weit zurück) und einer Raute davor war eine interessante Variante, welche die aber gerade auf den Außenbahnen bestehende defensive Wackeligkeit nicht kaschieren konnte. So war Portugal bei dieser EM defensiv nicht immer sattelfest und offensiv berechenbar, weil fast nichts ohne Renato Sanches im Mittelfeld ging und weil alles auf Ronaldo ausgelegt war.

Kroatien: Ein Turnier zu viel

Ohne erkennbare Gegenwehr haben die Kroaten gegen England 0:1 verloren, gegen Tschechien nach einer ebenso ambitionslosen ersten Hälfte noch ein 1:1 gerettet und im entscheidenden Gruppenspiel in Schottland war es vor allem die individuelle Klasse, die zum Sieg und damit zumindest noch zum Achtelfinal-Einzug geführt hat. Dort wurde man nach dem Geschenk zur 1:0-Führung zwar durchaus mutig, aber letztlich brauchte es doch wieder spanische Einladungen, um in die Verlängerung zu kommen.

Dieses kroatische mit Luka Modrić im Herzen ist drei Jahre nach dem WM-Finale, und das hat sich schon seit einiger Zeit angedeutet, über dem Zenit. Dejan Lovren war nur noch in zwei Spielen dabei, Sime Vrsaljko wurde nach zwei Matches von Polen-Legionär Juranović verdrängt, Vida ist auch nicht mehr der Jüngste, Perišić ebenso. Dem Team fehlte es massiv an Dynamik und Spritzigkeit. Man wirkte im ganzen, nun ja… alt.

Zu den Lichtblicken gehörte Joško Gvardiol, der nun zu Leipzig gehen wird und die Lösung für die langjährige Problemstelle links hinten sein dürfte. Nikola Vlašić (23) zeigte gute Ansätze, Mario Pašalić (26, bei Atalanta eher nur Mitläufer) war auch ganz okay, Luka Ivanušec (22) durfte phasenweise neben bzw. statt Modrić Regie-Luft schnuppern. Für Nachschub ist in der nahenden Post-Modrić-Ära also gesorgt. Wie gut dieser sein wird, muss sich erst noch zeigen.

Niederlande: Hoch gehandelt, früh gefallen

Die Rückkehr zum Turnierfußball nach sieben Jahren war für die Niederlande, wenn schon sonst nichts, dann wenigstens eine Standortbestimmung. Die relativ problemlose Gruppe überstand man ohne große Schrammen, was aber auch daran lag, dass Österreich schnell die Waffen streckte und Nordmazedonien schon vor dem Match ausgeschieden war. Einem farblosen tschechischen Team im Achtelfinale begegnete man auf Augenhöhe, zumindest bis zum Ausschluss von De Ligt.

Frenkie de Jong glänzte als Verbindungsspieler zwischen Abwehr und Angriff, aber die völlige Abwesenheit von strukturierter defensiver Unterstützung für die Dreierkette in der Abwehr ließ bei aufmerksamen Beobachtern schon beim 3:2-Auftaktsieg gegen die Ukraine die Alarmglocken schrillen. Denzel Dumfries glänze als Wing-Back im Vorwärtsgang, offenbarte aber große Schwächen in der Abwehrarbeit.

Die Truppe des mittlerweile zurückgetretenen Frank de Boer war eine nicht ausgewogene Mischung aus vielen Stilelementen. Flinke Offensivkräfte, aber versehen mit dem 1,97-m-Schrank Weghorst (bzw. dem international unerfahrenen Malen). Von hinten nach vorne kombinieren mit einem klar definierten Aufbauspieler, aber ohne einen Absicherung hinter ihm. Gerne mit Breite auf den Außenbahnen, aber mit viel Luft im Rückraum. Damit gewinnt man, wenn alles soweit nach Plan läuft. Das lässt einen aber schnell umfallen, wenn man mit Unwägbarkeiten konfrontiert wird.

Schweden: Sie könnten, wenn sie wollten

Die 25 Prozent Ballbesitz, mit denen sich Schweden beim 0:0 zum Start gegen Spanien begnügte, werden in Erinnerung bleiben – zumal man dank des trickreichen Isak das Match auch 2:0 gewinnen hätte können. Das todlangweilige 1:0 gegen die Slowakei, das folgte, war die ideale Berieselung für ein Nachmittagsschläfen. Nein, eine aufregende Mannschaft ist Schweden wahrlich nicht.

Aber dass die Schweden durchaus einen gepflegten Ball spielen können, zeigten sie schon auch. Wie Emil Forsberg das Achtelfinale gegen die Ukraine an sich gerissen hat und neben seinem Tor noch zweimal Latte bzw. Stange getroffen hat, war stark – unterstützt von bemerkenswert gut gedrillten Angriffsstrukturen um ihn herum. Diese taktische Disziplin ist generell, wie schon beim Viertelfinal-Einzug bei der WM 2018, die hervorstechende Eigenschaft der Schweden. Es wird einfach getan, was getan werden muss. Im Block verteidigen gegen Spanien. Gegner überrumpeln wie gegen Polen. Selbst nach vorne gehen wie gegen die Ukraine.

Der Gruppensieg, der den Schweden durch das Last-Minute-Siegtor gegen Polen und die zwei spanischen Punktverluste in den Schoß gefallen ist, bescherte den Trekronor die Ukraine. Dass man ausschied, lag eher am Schusspech und der roten Karte in der Verlängerung, denn das schlechtere Team war man nicht. „So fühlt sich das also an“, bilanzierte Aftonbladet-Kolumnist Simon Bank, „wenn man ein Spiel dominiert, es eigentlich in der Tasche hat und es von in gelb spielenden Glücksrittern weggeschnappt bekommt. Normalerweise sind das ja Schweden…“

Wales: Am Tropf von Gareth Bale

Ein Team aus durchschnittlichen Zweitliga-Spielern und einer Handvoll Erstliga-Reservisten, am Leben gehalten von der einsatzfreudigen Omnipräsenz von Gareth Bale und der guten Balltechnik von Aaron Ramsey: Bei allem Respekt, aber viel mehr ist Wales nicht. Spielte man sich vor fünf Jahren mit einem geschickten System, in dem die beiden mit Joe Allen alle Freiheiten hatten, ins Halbfinale, war das 2021 nichts Außergewöhnliches mehr.

Wie sehr allerdings Gareth Bale im walisischen Team-Dress aufgeht, ist sehr wohl sehenswert. Er ist nicht nur auf dem Flügel zu finden, sondern rückt auch ein, lässt sich fallen, geht in den Zehnerraum oder zuweilen sogar in die Spitze; er erkennt den Raum und stößt hinein, er sieht gut postierte Mitspieler und setzt sie ein. Bales Auftritt beim überzeugenden Sieg über die Türkei wird eine der großen individuellen Leistungen bei diesem Turnier bleiben.

Nach dem etwas glücklichen 1:1 gegen die Schweiz, dem angesprochenen 2:0 gegen die Türkei und dem 0:1 gegen Italien (wo Wales in einem 5-2-1-2 mit Bale neben James in der Spitze spielte) hielt man so das Achtelfinale gegen Dänemark eine halbe Stunde lang offen; einmal in Rückstand, hatte man aber nichts mehr zuzusetzen. Nach dem Aus im Achtelfinale grämt man sich über die zwei späten Gegentore, die aus einem entschiedenen Spiel ein 0:4-Debakel werden ließen. Aber mehr als das Achtelfinale hat Wales in dieser Form auch nicht verdient.

Österreich: Die Kurve bekommen

Nach dem 0:4-Debakel im März gegen Dänemark und kreuzbiederen Vorbereitungsspielen war die Euphorie auf dem Nullpunkt und die Erwartungshaltung gering. Zumindest das Match gegen Mazedonien sollte man bitteschön gewinnen, dann hätte man sich wenigstens nicht blamiert. Dann gab es diesen 3:1-Erfolg über den Debütanten sogar. Es folgte ein 0:2 in Holland, in seiner ganzen Ideen- und Antriebslosigkeit eine geradezu erschütternde Vorstellung.

Aber das ÖFB-Team hat die Kurve noch bekommen. Man überrannte ein ukrainisches Team, das sich auf einen gemütlichen Nachmittag eingerichtet hatte, an dem ein Remis beiden Mannschaften zum Aufstieg reichen würde. Und nachdem man erstmals seit 39 Jahren die Vorrunde einer WM- oder EM-Endrunde überstanden hatte, lieferte man Italien einen großen Kampf mit offenem Visier, den man genauso gut gewinnen hätte können.

David Alaba glänzte als Linksverteidiger, indem er seinen Gegenspieler abmontierte. Grillitsch glänzte auf der Sechs, Marcel Sabitzer arbeitete viel, Konrad Laimer gefiel auf ungewohnter Position; Aleksandar Dragovic versöhnte sich dank starker Darbietungen nach seiner individuellen Katastrophe von 2016 mit der EM.

Obwohl das bloße Resultat das Erreichen des Minimalzieles war – also das Achtelfinale – kann Österreich zufrieden auf das Turnier zurückblicken, zumal nach dem Kollaps von 2016. Ob der plötzliche Mut, den Franco Foda seinen Spielern gegen die Ukraine und Italien zugestand, nun der Beginn eines Trends ist oder doch nur ein Strohfeuer, wird der anstehende WM-Quali-Herbst zeigen.

Fazit: Viele Favoriten weg, dennoch einige übrig

Da können die beiden letzten Weltmeister, der Vize-Weltmeister und der EM-Titelverteidiger den Sprung unter die letzten Acht verpassen – und es sind immer noch mit Italien, Spanien, Belgien und England vier echte Schwergewichte übrig; die sich nun mit den auf der Welle reitenden Dänen, den nimmermüden Schweizern sowie den Überraschungsgästen Ukraine und Tschechien um den Titel streiten. Europa ist ohnehin im Weltfußball in den letzten 15 Jahren so dominant wie noch nie zuvor, und dann zeigt diese EM auch noch die Tiefe auf.

Da reichen auch für große Namen gegen vermeintlich in Relation schwächere Teams wie Schweiz oder Tschechien Nachlässigkeiten, um zu Stolpern. Wenn die klare Idee von der eigenen Spielweise fehlt oder wenn ein eigentlich guter Spieler nicht ins Teamgefüge aufgenommen wird. Manche, wie Italien und Spanien, haben sich noch einmal aus dem teilweise selbstverschuldeten Sumpf herausgezogen.

Darum sind diese Mannschaften auch noch im Rennen um den EM-Titel.

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ÖFB-Frauen beim Cyprus Cup: Neues probiert, nicht alles funktioniert https://ballverliebt.eu/2018/03/09/cyprus-cup-oesterreich-2018-bilanz/ https://ballverliebt.eu/2018/03/09/cyprus-cup-oesterreich-2018-bilanz/#comments Fri, 09 Mar 2018 11:19:19 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=14518 ÖFB-Frauen beim Cyprus Cup: Neues probiert, nicht alles funktioniert weiterlesen ]]> „Die Ergebnisse hätten besser sein können.“ Ein Sieg, ein Remis, zwei Niederlagen und der siebente Platz – dass der Auftritt der ÖFB-Frauen rein von den Zahlen her kein Grund für Jubelstürme war, weiß auch Teamchef Dominik Thalhammer. Es war erkennbar, was ihm vorschwebt. Es war aber auch erkennbar, dass es noch Zeit braucht.

Mehr Varianten im Spiel nach vorne hatte Thalhammer angekündigt. In der Praxis stellte sich dem eigenen Gestalten aber vor allem ein Problem: Der Verbindung zwischen Abwehr und Sechserraum zur den offensiven Spielerinnen. Es klappte selten, den Ball durch die gegnerischen Mittelfeld-Ketten nach vorne zu bringen. So folgen viele lange Bälle über das Mittelfeld drüber.

Warum das so war? Zum einen, weil nach der EM niemand mehr Österreich unterschätzt und jeder weiß, wie wichtig Puntigam und Zadrazil für das Spiel sind (und zwar in jeder der vielen möglichen) Spielanlagen – und entsprecht spielt. Zum anderen, weil nun neue Automatismen einstudiert werden und diese noch nicht greifen. „Es ist komplexer geworden“, sagt Thalhammer über die Weiterentwicklung gegenüber dem erfolgreichen EM-Jahr 2017.

Komplexere Strategie

Bei der EM gab es gegen starke Teams (Frankreich, Spanien) eine Zielspielerin vorne, das Spiel war sehr direkt. Thalhammer: „Jetzt ist es komplexer, darum wurden auch mehr Fehler gemacht.“ Der Idealvorstelung kommt das Tor zum 2:0 gegen Tschechien am nächsten – ein Chip von Zadrazil auf Feiersinger, die im Rücken der aufrückenden tschechischen Abwehr plötzlich völlig frei stand.

„Wir können nicht fünf Abwehrspielerinnen ausdribbeln. Darum müssen wir andere Wege finden, im Angriffsdrittel zu agieren, um zu Chancen zu kommen.“ Aufeinander abgestimmte Laufwege, um Löcher zu reißen: So soll es gehen. Thalhammer: „So bekommt die gegnerische Abwehr Stress. Aber man muss dafür selbst viel wahrnehmen und schnell entsprechend reagieren können. Das ist sehr anspruchsvoll.“ Und das braucht Zeit.

Diese Laufwege sind auch der Grund, weshalb Laura Feiersinger – eigentlich auf dem rechten Flügel daheim – viel im Mittelfeld-Zentrum gespielt hat. „Sie ist sehr laufstark und hat ein gutes Gespür für die richtigen Wege“, erklärt Thalhammer. Wenn einen der Gegner einlädt, wie Tschechien, klappt die Umsetzung schon gut. Wenn einen der Gegner anläuft oder sich eisern hinten einbunkert (wie Belgien bzw. Wales), haut das noch nicht so hin.

Zu wenig Tore, Besetzung der linken Seite

Drei Tore in vier Spielen, davon eines (jenes gegen Wales) eher ein Flipper-Zufallstreffer – viel ist das nicht. „Man kann immer noch mehr herausspielen, das ist uns auch bewusst. Es hat viele Situationen gegeben, in denen wir im Spiel nach vorne nicht die Schnittstelle treffen, oder eine falsche Entscheidung treffen.“ Aber auch beim Finale zwischen Spanien und Italien (2:0) habe es nicht viele Torszenen gegeben.

Die etatmäßige linke Seite mit Verena Aschauer und Lisa Makas hat verletzungsbedingt gefehlt, das merkte man auch. Katharina Naschenweng von Sturm Graz ist die Körperlichkeit auf internationalem Niveau nicht gewohnt und dass sich Routinier Nadine Prohaska vor ihr in der Defensive tendenziell zu passiv verhielt, half ihr auch nicht gerade. Recht zufrieden ist der Teamchef mit Sophie Maierhofer: „Sehr solide.“

Die neue Vision

Vor dem Turnier wurde angekündigt, dass es eine „neue Vision“ braucht, einen neuen Grund-Antrieb. Die öffentliche Anerkennung, dessen Erreichen jahrelang Triebfeder war, ist ja nun da. Von heute auf morgen geht das aber nicht. „Wir sind diesbezüglich noch in der Findungsphase, aber auch die alte Vision hatte sich ja nicht von heute auf morgen gebildet“ so der Trainer.

Wichtig war ihm beim Cyprus Cup vor allem, die Zeit zu nützen, sowohl was sportliche Dinge anbelangt („Man kann viel im Detail arbeiten und wir haben Veränderungsprozesse eingeläutet“) als auch gruppendynamische Gesichtspunkte („Es sind viele Prozesse im Bereich der Teamentwicklung angestoßen worden“).

Der enge Zeitplan von vier Spielen in acht Tagen war „grenzwertig“: „Die Belastungssteuerung bei den Aufstellungen viel bestimmt“, sagt Thalhammer. Der sich andererseits über die Gelegenheit freute, Back-up-Torhüterin Jasmin Pfeiler Einsatzzeit geben zu können und auch junge Spielerinnen auf das Feld zu schicken – wie Jenny Klein und Viktoria Pinther, die mehr als nur Kurzauftritte erhielten.

Und Laura Wienroither, die nachnominiert wurde, durfte debütieren. Laura junior, die im Herbst auch oft mit der gleichen Frisur wie Feiersinger gespielt hatte, ist die erste Oberösterreicherin im Nationalteam seit acht Jahren. Die energiegeladene 19-Jährige ist mit 1.65m kleinste Spielerin im Kader und bei Meister SKN St. Pölten Linksverteidigerin. In der letzten Viertelstunde gegen Wales spielte sie rechts hinten.

0:2 gegen Spanien

Österreich – Spanien 0:2 (0:1)

Im Auftaktspiel gegen Spanien stellte sich Österreich in einem 4-4-2 (defensiv) bzw. 4-3-3 (im Ballbesitz) auf und Unterschiede zur Spielanlage beim 0:0 n.V. im EM-Viertelfinale und zum 0:4 im November in der WM-Quali waren deutlich zu erkennen.

Die ÖFB-Frauen standen viel höher, Sarah Puntigam rückte zumindest vor der Pause fast nie in die Abwehrkette zurück. Die Zweikampfführung war deutlich aggressiver. In diesem (rein vom Resultat) belanglosen Spiel ging man also das Risiko ein, hinten Räume oder Standards herzugeben, mit dem Benefit, dass man aktiv Ballgewinne suchte, um schnell umzuschalten.

Der Unterschied zu den beiden Spielen letztes Jahr war hierbei, dass nicht eine Spielerin in Kopf-durch-die-Wand-Manier alleine auf die spanische Abwehr zulief, sondern mit drei, vier Spielerinnen Passoptionen auch im Angriffsdrittel gestellt wurden.

Andererseits jedoch wurde im Angriffspressing nicht konsequent aus dem Mittelfeld heraus nachgerückt, was Raum hinter der Pressingwelle eröffnete. Das 0:1 resultierte aus einer Unterzahl auf der linken Abwehrseite (Prohaska wurde zunächst beim spanischen Pass auf Sampedro überhoben, dann half sie Naschenweng nicht, als auch Spaniens RV Corredera aufrückte), das 0:2 aus einem individuellen Fehler der eingewechselten Marina Georgieva.

Erstmals seit dem EM-Halbfinale war auch Viktoria Schnaderbeck wieder im Einsatz, die verletzt den ganzen Herbst gefehlt hatte.

Tore: 0:1 (35.) O. García, 0:2 (78.) Mari Paz. Wechsel: Schnaderbeck für Wenninger (Halbzeit), Maierhofer für Naschenweng (Halbzeit), Enzinger für Pinther (64.), Georgieva für Kirchberger (75.), Dunst für Prohaska (75.), Eder für Puntigam (82.).

2:0 gegen Tschechien

Österreich – Tschechien 2:0 (0:0)

Im Spiel gegen eine tschechische B-Elf (nur vier Stammkräfte wurden von Trainer Karel Rada eingesetzt) kam bei Österreich erstmals ein 3-1-4-2 zum Einsatz.

Solange die beiden tschechischen Viererketten einigermaßen diszipliniert standen (also in der ersten Hälfe), wurde das Problem mit der Involvierung des Mittelfeld-Zentrums bei Österreich erstmals bei diesem Turnier wirklich sichtbar. So hatte Tschechien zwei große Chancen auf die Führung (einmal nach Ballverlust von Schnaderbeck, einmal durch Elfmeter nach zu kurzem Rückpass der aufgerückten Kirchberger).

In der zweiten Halbzeit  rissen die beiden tschechischen Sechser (Buzkova und Svitkova) aber riesige Löcher auf. Österreich schaffte es sehr gut, Gegner aus der Position zu ziehen und damit auch in Tornähe Räume zu schaffen und zwei Tore zu erzielen (jeweils Assist Zadrazil und Abschluss Feierisinger).

Dennoch: es waren nicht alle auf der Höhe. Prohaska war (wie schon gegen Spanien) defensiv nicht immer konsequent und nach vorne uneffektiv, und Gini Kirchberger wurde zwischen ihrer höheren Positionierung (um für Prohaska abzudecken) und den ungewohnten Aufgaben in der Spieleröffnung (was generell nicht ihre große Stärke ist) aufgerieben. Sie stabilisierte sich in der zweiten Hälfte aber merklich.

Tore: 1:0 (68.) Feiersinger, 2:0 (70.) Feiersinger. Wechsel: Zinsberger für Pfeiler (Halbzeit), Schiechtl für Prohaska (Halbzeit), Zadrazil für Klein (Halbzeit), Dunst für Feiersinger (71.), Enzinger für Burger (75.), Georgieva für Schnaderbeck (75.).

0:2 gegen Belgien

Österreich – Belgien 0:2 (0:1)

68 Spiele hintereinander war Nina Burger immer in der Startformation gestanden – mutmaßlich ein Rekord für die Ewigkeit. Erstmals seit Oktober 2011 (gegen Armenien) startete ein Spiel ohne Burger. Gegen Belgien begannen Pinther und die von einer Grippe genesene Billa ganz vorne.

Wieder gab es aber Probleme, die Offensive einzusetzen. Das Team aus Belgien ging gezielt die österreichische Abwehrkette an und hinderte sie so schon am ersten Pass. Dabei agierte Belgien sehr fluid, aus dem grundsätzlichen 4-1-3-2 wurde schnell auch ein 4-2-3-1, je nach Bedarf und Situation. Diese Vorwärts-Verteidigung ist bei den in der Vergangenheit eher staubigen Belgierinnen neu.

Bis zum 0:1-Rückstand (Fehler Zinsberger) fand Österreich kaum ein passendes Mittel, die größte Chance resultierte aus einem Solo von Schiechtl. Erst als sich die ÖFB-Frauen nach dem Rückstand etwas zurücknahmen und Belgien mehr selbst machen musste, merkte man, dass das eigene Kreieren bei den Belgierinnen auch keine Offenbarung war.

Das Hauptproblem aus österreichischer Sicht war, dass man die Räume nicht nützte, die Belgien im Anlaufen aufmachte. „Und in der zweiten Hälfte haben wir dann oft auch zu kurz gespielt“, moniert Thalhammer. Ein Gegentor nach einem Freistoß brachte die Entscheidung.

Tore: 0:1 (36.) Coryn, 0:2 (74.) Jaques. Wechsel: Burger für Pinther (34.), Puntigam für Klein (Halbzeit), Dunst für Billa (Halbzeit), Naschenweng für Prohaska (63.), Enzinger für Feiersinger (70.), Maierhofer für Schnaderbeck (81.).

1:1 gegen Wales

Österreich – Wales 1:1 (1:0)

Im Spiel um Platz sieben gegen Wales war Steineklopfen angesagt. Die Waliserinnen agierten sehr defensiv, die Grundordnung des 5-4-1 wurde erst in der Schlussphase aufgelöst.

Österreich versuchte aus einem 4-2-2-2 (mit Nina Burger in ihrem 100. Länderspiel wieder zurück in der Startformation) heraus, wiederum durch gegenläufige Laufwege Löcher zu reißen – daher auch die eingerückte Positionierung der Mittelfeld-Außen Zadrazil und Dunst; die AV Schiechtl und Maierhofer sorgten für die offensive Breite. Auch nach der frühen Führung (Weitschuss von Puntigam) blieb Wales beim passiven Stellen der Ketten, ohne wirklich Druck auszuüben.

Die walisische Abwehr agierte zuweilen etwas schwindlig, aber große Torgefahr kam dennoch fast nie auf. Auf der anderen Seite kam Wales zwar zu zwei, drei guten Einschussmöglichkeiten, aber dass ein Missverständnis zwischen Zinsberger und Kirchberger nach einem verunglückten Rückpass von Maierhofer kurz vor Schluss tatsächlich für den Ausgleich sorgt, hatte sich ganz und gar nicht abgezeichnet.

Tore: 1:0 (13.) Puntigam, 1:1 (86.) Green. Wechsel: Zinsberger für Pfeiler (Halbzeit), Wenninger für Schnaderbeck (Halbzeit), Dunst für Feiersinger (Halbzeit), Enzinger für Billa (62.), Klein für Eder (65.), Wienroither für Schiechtl (78.).

Was bedeutet der Cyprus Cup für die WM-Quali?

Am 5. April (Heimspiel gegen Serbien) und 10. April (Heimspiel gegen Spanien) geht es in der WM-Qualifikaiton weiter. „Wir haben auch jetzt in Zypern wieder gesehen, dass wir gegen alle Gegner Lösungen finden können. Aber: Wir dürfen natürlich nicht so viele Fehler machen“, sagt Thalhammer mit einem Blick auf diese Spiele. Spanien hat das Turnier auf Zypern gewonnen, dabei aber recht wenig rotiert – die Aufstellung gegen Österreich war exakt jene wie beim 2:0 im Finale gegen Italien. Der Turniersieg war das klare Ziel der spanischen Delegation, wie diese auch selbst bestätigte.

Finnland hat im Jänner beim 0:0 in Israel Punkte in der WM-Quali abgegeben und war auch beim Cyprus Cup nicht direkt überragend (0:4 gegen die Schweiz, 0:1 gegen Wales). Video-Analyst Wolfgang Fiala war abgestellt, um die finnischen Spiele zu beobachten. „Sie agieren noch direkter als 2013/14, als wir gegen sie in der damaligen WM-Quali gespielt haben“, berichtet Thalhammer. „Sie sind mit ihrer neuen Trainerin noch in der Phase der Findung, aber wir dürfen sie auf keinen Fall unterschätzen.“

Weniger diplomatisch formuliert könnte man auch sagen: Finnland spielt einen schönen Mist und die größte Gefahr ist, dass man schon vor den beiden Spielen im Juni (auswärts) und September (daheim) glaubt, dass es eine g’mahte Wies’n wird.

Die drei anderen März-Turniere

Beim SheBelieves Cup in den USA standen alle vier Teilnehmer (die Nummern 1, 2, 3 und 6 der Weltrangliste) unter Erwartungsdruck. Deutschland, nachdem Bundestrainerin Steffi Jones schon vor dem Turnier schwer angezählt war – erschütternde Auftritte, nur ein Punkt und ein 0:3 gegen Frankreich (die höchste Niederlage seit acht Jahren) haben ihre Position nicht gerade gestärkt. Frankreich, weil es nach einem 0:4-Test-Debakel in Deutschland (ohne das Jones wohl schon damals gefeuert worden wäre) im Herbst um Rehabilitation ging – die Leistungen schwankten zwischen blutleer beim 1:4 gegen England und stark beim 3:0 gegen Deutschland.

England, weil es nach der peinlichen Posse um seine Bestellung die ersten Spiele überhaupt für Neo-Teamchef Phil Neville waren – der Eindruck war positiv, das Team willig und fast hätte man das Turnier sogar gewonnen. Ein vielversprechender Beginn. Und Weltmeister USA, weil man jetzt, anderthalb Jahre vor der nächsten WM, schön langsam wissen möchte, wie und mit welchem Personal sich Trainerin Jill Ellis die Marschroute zur Titelverteidiung denn nun wirklich vorstellt. Eine echte Antwort darauf gab es nicht, aber immerhin den Turniersieg.

Die dritte Auflage des SheBelieves Cups könnte auch die letzte gewesen sein: Deutschland überlegt die Rückkehr an die Algarve, England jene nach Zypern – der logistische Aufwand der USA-Reise steht für sie in keinem Verhältnis zum Nutzen des Turniers.

Zumal der Algarve Cup weiterhin stark besetzt ist. Die Jubiläums-Auflage des Turniers (Nummer 25) sah erstmals zwei Sieger: Schweden und Europameister Holland, die im Finale gestanden wären, wurden beide zum Sieger erklärt, nachdem das Endspiel buchstäblich ins Wasser gefallen war.

Portugal hat mit Siegen gegen Norwegen (!), China (!!) und Australien (!!!) und dem resultierenden dritten Platz die Erwartungen auf unglaubliche Weise übertroffen. Japan ist in ein 2:6 gegen Holland gelaufen, Norwegen tritt auf der Stelle, China wurde erstaunlicher Vorletzter. Der erste Auftritt von Lars Söndergaard als Trainer von Vize-Europameister Dänemark verlief zwar sieglos, aber zwei Remis gegen Island und knappe Niederlagen gegen Holland und Vize-Weltmeister Japan sind keine Schande.

Der erstmals ausgetragene Turkish Women’s Cup in Alanya ersetzt den gestrichenen Istria Cup, gewonnen wurde er von Frankreich B (verstärkt etwa mit Claire Lavogez). Final-Gegner Mexiko dürfte unter dem neuen Trainer Fortschritte machen, erst dahinter folgen die europäischen Topf-3-Teams wie Ukraine, Polen, Rumänien und Nordirland.

100. Länderspiel, einmal anders

Während Nina Burger ihr 100. Länderspiel 90 Minuten plus Elfmeterschießen auskosten durfte, hat DFB-Bundestrainerin Steffi Jones ihrer Spielerin Lena Goeßling den Hunderter gleich zweimal vergällt: Im Herbst wurde sie für das Spiel gegen Frankreich in ihrer Heimatstadt Bielefeld gar nicht einberufen, nun war es doch so weit – mit einer Einwechslung in der Nachspielzeit.

Auch so kann man sich Feinde machen.

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0:1 in Wales – Österreich wird die WM verpassen https://ballverliebt.eu/2017/09/02/wales-oesterreich-wm-quali-niederlage/ https://ballverliebt.eu/2017/09/02/wales-oesterreich-wm-quali-niederlage/#comments Sat, 02 Sep 2017 21:22:03 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=14035 0:1 in Wales – Österreich wird die WM verpassen weiterlesen ]]> Mit einer 0:1-Niederlage in Wales hat Österreich nun endgültig keine realistische Chance mehr auf eine WM-Teilnahme. Zwar war die Leistung nicht furchtbar schlecht, Marko Arnautovic hatte zwei Top-Torchancen und das ÖFB-Team hätte damit durchaus auch gewinnen können. Allerdings ließ man sich nach einer aggressiven Anfangsphase die taktische Initiative einmal mehr völlig aus der Hand nehmen.

Wales – Österreich 1:0 (0:0)

Marcel Koller stellte Österreich im gewohnten 4-2-3-1 auf, mit Hinteregger als LV und Alaba auf der Acht. Der walisische Trainer Chris Coleman vertraute auf ein 3-4-3, das gegen den Ball ein 5-4-1 wurde. Bale spielte in diesem System zumeist links, Lawrence rechts. Joe Allen fehlte gesperrt, der noch vereinslose Joe Ledley war auf der Bank.

Österreich presst an

Die Anfangsphase von Österreich erinnerte, zumindest was die Offensive anging, an die besten Koller-Zeiten vor zwei Jahren. Das offensive Quartett fuhr die volle Pressing-Maschine; schon nach 40 Sekunden lief Harnik voll auf Goalie Hennessey zu, ebenso wie Arnautovic auf Chester.

Der Rest des Teams machte diesen Druck allerdings nicht ganz mit und rückte nicht konsequent nach. Die Folge war, dass sich hinter der Pressingwelle einiges an Räumen ergab – in die hinein Wales sehr gut kontern konnte, wie etwa in der 8. Minute, als Ramsey nach einem Gegenstoß gefährlich zum Abschluss kam.

Wales stellt um

Die Waliser wollten grundsätzlich über das Zentrum aufbauen, die ersten Passempfänger von hinten heraus waren also in der Regel Ramsey und Edwards. Genau hier allerdings hakte das österreichische Pressing ein und Wales kam so nicht zum Aufbau. Es half den Walisern in diesem Zusammenhang nicht, dass die Wing-Backs sehr hoch standen und für den ersten Pass damit nicht in Frage kamen.

Schon nach wenigen Minuten wurde das Mittelfeld-Zentrum daher mit langen Bällen auf die Spitzen umgangen. Eine tatsächliche Umstellung in der Spielanlage folge bei Wales nach zehn, fünfzehn Minuten. Man versuchte nun nicht mehr selbst, den Ball nach vorne zu bringen, sondern entzog sich dem österreichischen Pressing, indem man Österreich einfach den Ball überließ.

Viel Ballbesitz für Österreich…

Somit konnte sich Österreich in der walisischen Hälfte festsetzen. Wales machte in der Mitte die Räume eng und den Strafraum zu; David Alaba bekam wenig Gelegenheit, das Spiel von der Zehn aus zu lenken. Wenn er mal ein paar Meter Platz hatte, wurde es sofort gefählich, aber immer mehr verlegte er sich darauf, nach links auszuweichen.

Die linke Seite war einmal mehr jene, über die Österreich vorenehmlich angriff. Hinteregger positionierte sich sehr hoch und unterstützte Arnautovic nach Kräften. Zunächst hatte Arnautovic noch eher versucht an Gunter vorbei in den Rücken der Fünferkette zu kommen; nach der walisischen Umstellung zog er mehr in die Mitte und ließ Hinteregger die Außenbahn über.

…aber wenig Torgefahr

Auffällig war, dass sowohl von der Sechs als auch aus der Abwehr heraus sehr viele Spielverlagerungen genau auf Hinteregger (bzw. Arnautovic) gespielt wurde, fast immer in den Raum rund zehn bis fünfzehn Meter jenseits der Mittellinie. Hinteregger, Alaba und Arnautovic bildete auf der linken Seite ein stabiles Dreieck, aber es ging nur selten eine Schnittstelle auf. Einmal erwischten sie diese, aber Arnautovic verzog die Top-Chance knapp.

Dadaurch, dass das Spiel in der Regel von ihnen weg verlagert wurde, waren Lainer und Sabitzer deutlich weniger auffällig. Gerade Sabitzer traf in der Offensive auch in einigen Situationen die falsche Entscheidung, mal passte ein Laufweg nicht ganz, mal wurde der Pass nicht an den richtigen Adressaten geschickt.

Coleman dreht den Knopf

Zu Beginn der zweiten Hälfte adaptierte Chris Coleman die Taktik erneut – und auch das System. Er brachte einen zentralen Mittelfeldspieler (King) für den linken Wing-Bank (Richards), stellte Ramsey auf die Zehn und Bale auf die rechte Seite. Damit ergab sein ein 4-4-1-1. Damit war es den Walisern möglich, die österreichische Viererkette effektiv unter Druck zu setzen.

Anstatt Österreich tief zu erwarten, wir ab der 15. Minute, attackierte Wales nun also gleich die Spieleröffnung und nagelte das Team damit sehr gut hinten fest. Zudem rückte Wales auch im Mannschaftsverbund gut nach

Wales stellt wieder um

2. Halbzeit

Österreich ließ sich vom Spielverlauf so ein wenig treiben und spielte halt sein Spiel, brachte aber keine eigenen Ideen ein. Erst ab etwa der 60. Minute, als sich die Waliser wieder etwas zurückzogen und erst in der eigenen Hälfte die Gegenspieler attackierten, kam Österreich wieder vermehrt zu Ballbesitz.

Baumgartlinger und Ilsanker fanden nun zwar durchaus Platz vor ihrem Sechserraum, aber wenige Anspielstationen – da die beiden walisischen Viererketten den Raum vor ihrem Strafraum gut eng machten und sich das österreichische Offensivquartett auch nicht gerade in die freien Räume hinein anbot.

Coleman brachte nach knapp 70 Minuten zwei neue Kräfte zum offensiv forechecken (Woodburn links, Robson-Kanu vorne). Gerade der 17-jährige Woodburn, der aus dem Liverpool-Nachwuchs kommt, konnte die schwächere österreichische Seite besser anbohren als es Lawrence zuvor getan hatte. Und es war auch Woodburn, der zur Stelle war, als (der ansonsten als Prödl-Vertreter starke) Kevin Danso und Dragovic einen Ball nicht gut klären konnten.

Brechstange nach Rückstand

Österreich brauchte nun zwei Tore in 20 Minuten, nachdem zuvor kein Tor in 70 Minuten erzielt wurde. Also packte Koller die Brechstange aus: Gregoritsch für Sabitzer und Janko für Harnik, damit eine Umstellung auf 4-4-2 – und Alaba auf der RECHTEN Mittelfeldseite. Ein wirkliches taktisches Mittel außer dem Drängen auf den Lucky Punch gab es nun nicht mehr: Die Bälle wurden vermehrt direkt in den Strafraum gehoben, und dort wurde versucht, etwas zu erzwingen.

In der Tat aber waren in der Schlussphase die Waliser dem 2:0 deutlich näher als Österreich dem Ausgleich. Da das ÖFB-Team aufmachen musste, boten sich Räume, und in der Nachspielzeit holze Robson-Kanu auch noch einmal an den Pfosten.

Fazit: Eh okay, aber zu wenig

Aufbauen, zurückziehen, System umstellen, vorne draufgehen, Gegner locken, zuschlagen – Chris Coleman und seine Waliser zeigten die ganze Palette. Österreich hingegen überließ Wales ab der 15. Minute völlig die taktische Initiative.

Es war jetzt keine schlechte Leistung von Österreich. Vor allem, wenn man bedenkt, dass einige wichtige Spieler nicht gerade regelmäßig spielen: Dragovic und Baumgartlinger vor allem. Arnautovic hat einen holprigen Saisonstart hinter sich. Danso hat noch keinen Saison-Einsatz für Augsburg, der spät eingewechselte Janko spielt bei Sparta Prag keine Rolle. Und Burgstaller war verletzt und konnte gleich gar nicht mitfahren.

Aber: Es war auch nicht genug. Wieder hatte Koller einen Plan zum Spielbeginn, den seine Spieler angemessen gut exekutierten, aber ab der ersten walisischen Umstellung wurde wieder nur das angenommen, was einem der Gegner gerade taktisch so anbot. Das war in diesem Spiel weder supergut noch dramatisch schlecht. Aber in einer solchen Situation, wenn man auf einen Sieg angewiesen ist, um im Rennen zu bleiben, ist das halt dann doch etwas zu wenig.

Ja: Österreich hatte die besseren, die klareren Torchancen (Arnautovic vor allem, mit zwei Topchancen) und das Tor von Wales war eher eine Verkettung von Zufällen und ein gut gezielter Weitschuss. Wenn Österreich das Spiel 2:1 gewinnt, kann sich niemand in Wales beschweren. Aber: Ab der 15. Spielminute investierte nur Wales eigene Ideen in das Spiel. Und es wäre eher die individuelle Klasse von Arnautovic und Alaba gewesen, die den Sieg gerettet hätten.

Die WM-Chance ist damit zwar noch nicht rechnerisch, aber in der Praxis doch endgültig verspielt. Das ist schade, aber Österreich hat sich das selbst zuzuschreiben.

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Österreich in Wales: Aus oder Euphorie in der WM-Quali? https://ballverliebt.eu/2017/08/30/oesterreich-in-wales-aus-oder-euphorie-in-der-wm-quali/ https://ballverliebt.eu/2017/08/30/oesterreich-in-wales-aus-oder-euphorie-in-der-wm-quali/#comments Wed, 30 Aug 2017 20:57:40 +0000 Die Stimmung ist nicht gut, das kann man über das österreichische Männer-Fußballpublikum momentan vielleicht schon ohne großen Fact Check behaupten. Die Euphorie der verganenen EM-Quali ist längst vergessen und verpöhnt. Dabei gibt es ja noch eine Chance, sich für die WM 2018 zu qualifizieren. Dazu muss aber ein Sieg gegen Wales her. Die Ballverliebt-Crew spricht vor dem wichtigen Spiel in Cardiff über den Zustand und die Ausgangslage für das ÖFB-Team. Welche Formation erwartet sie, welche Spieler sind gerade in Form und was sind die Antworten auf die vielen Fragen aus der Community, die uns erreich haben? Der neue Podcast klärts.

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Gute Leistung gegen Wales: Österreich holt 2:2 https://ballverliebt.eu/2016/10/06/oesterreich-wales-koller-coleman-arnautovic-wm-qualifikation-alaba-baumgartlinger/ https://ballverliebt.eu/2016/10/06/oesterreich-wales-koller-coleman-arnautovic-wm-qualifikation-alaba-baumgartlinger/#comments Thu, 06 Oct 2016 21:57:46 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=13144 Die Stimmung in Österreich vor dem Spiel war angespannt bis sorgenvoll – die Stimmung nach dem 2:2 gegen Wales darf durchaus in Richtung Optimismus gehen. Mit einer sehr vorzeigbaren Vorstellung gegen den EM-Halbfinalisten bleibt das ÖFB-Team voll im Rennen um einen Platz bei der WM in Russland. Frei von Schwachpunkten war die Leistung aber auch nicht.

Österreich - Wales 2:2 (1:2)
Österreich – Wales 2:2 (1:2)

Kleiner Rückgriff auf das EM-Halbfinale der Waliser: Wie hat es Portugal geschafft, Wales zu kontrollieren und letztlich relativ sicher 2:0 zu besiegen? Zum einen fehlte auch damals Aaron Ramsey – und zum anderen kesselten die Portugiesen Joe Allen ein. Dieser konnte somit nicht aus dem Zentrum heraus das Spiel diktieren.

Allen als österreichischer Fokuspunkt

Österreich ging es grundsätzlich recht ähnlich an. Man ließ die walisische Dreierkette hinten unbehelligt, auch die kampfkräftigen Ledley und King im Mittelfeld wurden nur situativ angegangen – aber sobald der Ball bei Joe Allen war, wurde der Mann von Stoke City von zumindest zwei Österreichern aggressiv angepresst.

Die erhoffte Wirkung blieb nicht aus: Ohne den verletzten Ramsey und ohne den quasi aus dem Spiel gepressten Allen sahen die Waliser seltsam unrund, fast schon aus den Fugen gedrängt aus. Spielerisch gab es für den EM-Halbfinalisten keinen Weg in den österreichischen Strafraum. Plakativster Effekt des Allen-Fokus war das Tor zum 2:2: Allen musste unter Druck einen Not-Rückpass spielen, dieser fiel unpräzise aus, Arnautovic nahm den Ball auf und traf.

Natürlich: Wie in unserem Podcast angekündigt, sah man Wales schon früh an, dass man mit einem Remis ganz gut leben könnte. Risikovermeidung wurde groß geschrieben, Überraschendes gab es nicht zu sehen. Sprich: Wenn aus dem Spiel nichts geht, dann steht man halt hinten sicher und schaut, was sich aus Standards ergibt.

In der 20. Minute etwa deutete Abwehrchef Ashley Williams nach einem Ballgewinn seinen Nebenleuten: Ruhig, ruhig, nicht sofort schnell umschalten, Ball sichern ist wichtiger.

Wimmer auf der linken Seite…

Bei den Namen Dragovic, Hinteregger und Wimmer in der Startformation hätte man mit einer Dreierkette auch bei Österreich rechnen können – aber Kevin Wimmer spielte tatsächlich als Linksverteidiger. Was genau das sollte, wurde in den 90 Minuten nicht ganz klar. Er stand zunächst recht hoch, Alaba kippte in den LV-Raum ab, aber Wimmer war auch nach vorne passiv. Es dauerte 17 Minuten, ehe er Arnautovic das erste Mal hinterlief.

Defensiv brannte auf seiner Seite überhaupt nichts an, aber das Flügelspiel über Chris Gunter ist nun auch nicht gerade die Paradedisziplin von Wales. Wimmer beschränkte sich auf Pässe der Marke „Lieber nichts kaputt machen“, ein echter Faktor im Aufbau war er nicht. Und aus den Gesten von Arnautovic war schon hie und da herauszulesen, dass er sich einen echten Linksverteidiger hinter sich gewünscht hätte.

In jedem Fall aber hielt Wimmer Arnautovic den defensiven Rücken gegen Gunter frei – so konnte sich Arnautovic vermehrt auf seine offensiven Aufgaben konzentrieren. Und diese erledigte er ja exzellent.

…und die entstehende österreischische Asymmetrie

So war Arnautovic links oft weitgehend auf sich alleine gestellt, während Florian Klein rechts fleißig in der gegnerischen Hälfte herum turnte, immer wieder einiges an Raum vorfand und diesen auch durchaus nützte. So agierte Österreich asymmetrisch: Rechtsverteidiger Klein hoch und aktiv, Linksverteidiger Wimmer tiefer und passiv.

Diese Überladungen der rechten Seite sind beim traditionell linkslastigen Spiel des ÖFB-Teams ungewohnt und merkbar hatten auch die Waliser nicht ganz damit gerechnet. Dass aus dieser Ausrichtung, mit der so nicht zu rechnen war, nicht mehr heraus sprang, liegt auch an der eher anonymen Vorstellung von Marcel Sabitzer. Bei ihm gilt weiterhin: Stark und auffällig beim Klub, mäßig und sehr unauffällig im Nationalteam.

Alaba und Baumgartlinger unbehelligt…

In den letzten Spielen wurde es sehr deutlich: Österreich hasst es, wenn die Mittelfeld-Zentrale mit Alaba und Baumgartlinger in Manndeckung genommen wird. Es wäre keine Überraschung gewesen, wenn der walisische Teamchef Chris Coleman, einer der flexibelsten seiner Zunft, sein gutklassiges Mittelfeld auch auf Mannorientierungen ansetzt – das passierte aber überhaupt nicht.

Im Gegenteil: Alaba und Baumgartlinger konnten das österreichische Spiel weitgehend unbehelligt von Gegenspielern lenken und dirigieren, so gut wie jeder Angriff hatte bei den beiden ihren Ausgang, so gut wie immer wanderte der Ball problemlos zu den beiden zurück, wenn man sich vorne festgespielt hatte. Baumgartlinger holte sich viele zweite Bälle und war besonders stark in Gegenpressing-Situationen; Alaba forderte den Ball, war überall zu finden, es wirkte aber nie krampfhaft oder übertrieben egobezogen.

Beide zeigten eine sehr brauchbare Leistung; Alaba legte den wichtigen, schnellen Ausgleich zum 1:1 auf.

…aber nicht immer mit Abspieloptionen

Aus der Ruhe, die das zentrale österreichische Duo genoss, hätte aber durchaus noch mehr resultieren können. In diversen Aufbauaktionen, vor allem in der ersten Hälfte, wurde aber der Abstand zwischen den beiden und der Offensivreihe aber wieder zu groß. Die beiden sahen sich zu weiten Vertikalpässen genötigt – ganz ähnlich wie im Auftaktspiel der WM-Quali in Georgien.

Dort arbeitete man sich so noch einige Chancen heraus, gegen die gutklassige walisische Fünfer-Abwehr (die es gegen den Ball war) ging das praktisch gar nicht. Das Resultat war relativ viel Ballbesitz für Österreich (an die 60% in Phasen der ersten Hälfte, am Ende waren es 54%), nie die Sorge um Gefahr für das eigene Tor, aber auch wenige wirklich zwingende eigene Torchancen.

Das große Negative: Standardsituationen

Und obwohl sie über weite Strecken des Spiels sehr wenig Gefahr ausstrahlten, ging Wales zweimal praktisch aus dem Nichts in Führung. Erst ließ man Allen einmal unbewacht und er traf per Weitschuss, dann war Österreich wieder einmal (wie schon gegen Island bei der EM) nach einem gegnerischen Einwurf nicht in der Lage, den Ball zu klären.

Wie überhaupt Standards der ganz große Schwachpunkt des ÖFB-Teams waren, sowohl offensiv als auch defensiv. Eigene Freistöße und Eckbälle wurden zum überwiegenden Teil stets gleich, vorhersehbar und phantasielos ausgeführt. Wales kam aus solchen Situationen praktisch nie in Bedrängnis.

Andererseits aber war Wales zwar aus dem Spiel völlig harmlos, aber jedesmal brandgefährlich, wenn man viele Leute im österreichischen Strafraum hatte – also bei Standards, bei Eckbällen (die sich vor allem in der Schlussphase häuften) und bei den langen Einwürfen von Gareth Bale. Souverän löste Österreich diese Situationen nur selten, und einmal – beim Tor zum 2:1 für Wales – gar nicht.

Fazit: Ordentliche Leistung mit Schwachstellen

Es war alles in allem die beste Leistung, die das ÖFB-Team im Kalenderjahr 2016 abgeliefert hat – gemeinsam mit der ersten Hälfte gegen Albanien, vermutlich, und der zweiten Hälfte bei der EM gegen Island. Man kontrollierte das Zentrum und damit das Spiel, und vor allem: Mental war Österreich auf der Höhe.

Zweimal gegen den Spielverlauf in Rückstand geraten und zweimal recht schnell wieder ausgeglichen: Das spricht absolut für das Team, zumal der Druck sicherlich deutlich höher war, als man das öffentlich zugeben wollte. Nach der harzigen Vorbereitung, der verkorksten EM und dem Zitter-Auftakt in Georgien stand nicht weniger als die Perspektive der kommenden 12 Monate auf dem Spiel.

Außerdem spielte Österreich ohne einen Linksverteidiger, der diese Bezeichnung wirklich verdient, und weitgehend auch ohne einen Rechtsaußen – Wimmer war, so brav er es machte, völlig out of position und Sabitzer eben kein wirklicher Gewinn für das Team. Auch Janko war merklich nicht auf hundert Prozent und Almer – der schon ganz am Anfang sensationell nach einem Standard gegen Bale parierte – musste sogar ausgewechselt werden.

Natürlich: Eine Niederlage in Belgrad, und die ganze schöne Hochstimmung nach dieser sehr vorzeigbaren Vorstellung ist dahin. Aber das 2:2 gegen Wales darf durchaus als Erfolg gewertet werden, der das angeknackste Selstverständnis des ÖFB-Teams wieder stabilisiert. Damit kann man auch in Serbien etwas holen.

gruppe-d

Ankündigung: Zum Spiel am Sonntag gegen Serbien wird es bei uns einen Liveticker geben. Als Vorschau legen wir euch unseren aktuellen Podcast ans Herz.

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WM-Quali: Österreich trifft auf Wales und Serbien https://ballverliebt.eu/2016/10/04/wm-quali-oesterreich-trifft-auf-wales-und-serbien/ https://ballverliebt.eu/2016/10/04/wm-quali-oesterreich-trifft-auf-wales-und-serbien/#respond Tue, 04 Oct 2016 15:38:10 +0000 Österreichs Team ist erfolgreich in die WM-Qualifikation gestartet und bekommt es nun mit Wales und Serbien zu tun. Die beiden Teams gelten als Co-Favoriten auf den Gruppensieg und sind eine echte Standort-Bestimmung für die Mannschaft von Marcel Koller. In diesem Podcast sprechen wir über den aktuellen Zustand des Nationalteams und auch ausführlich über die beiden Gegner. Darf man optimistisch sein? Was muss passieren, damit Österreich wieder zu der Euphorie-Maschine der EM-Qualifikation wird? Tom und Philipp besprechens für euch.

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Shownotes zu den Österreich-Länderspielen

  • 00:45 – Österreich: Der Kader und ganz allgemein
  • 19:10 – Wales (bei der EURO; das letzte Spiel gegen Österreich)
  • 28:20 – Serbien (Serbien – Irland, das letzte Spiel gegen Österreich)
  • 35:25 – Die Tipps für beide Spiele
  • 36:20 – Was sich sonst noch so tut in der WM-Qualifikation
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    Die EURO-Top-8: Überraschungen und zu kurz Gekommene https://ballverliebt.eu/2016/07/12/die-euro-top-8-ueberraschungen-und-zu-kurz-gekommene/ https://ballverliebt.eu/2016/07/12/die-euro-top-8-ueberraschungen-und-zu-kurz-gekommene/#comments Tue, 12 Jul 2016 13:31:02 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=12795 Weltmeister Deutschland, Gastgeber Frankreich, Geheimfavorit Belgien: Solche Teams hat man unter den besten acht Mannschaften des Turniers erwartet. Island und Wales hingegen eher weniger. Hier der dritte und letzte Teil unserer Team-Analysen der EM 2016: Jene acht Teams, die im Viertelfinale, Semifinale und Finale dabei waren.

    Portugal: Pragmatisch zum Titel

    Team PortugalMit Spielern wie Rui Costa, Figo und Ronaldo stand Portugal in der Vergangenheit in erster Linie für schöngeistigen Angriffs-Fußball, dem es auch in Ermangelung eines echten Knipsers ein wenig am Endzweck mangelt. Die portugiesische Mannschaft, die nun endlich den Bann gebrochen und jenen großen Titel einfuhr, den sich Portugal längst verdient hatte, ist genau das nicht. Oder: War genau das in der K.o.-Phase dieser EM nicht.

    In der Gruppenphase hatte Ronaldo alleine mehr Torschüsse als neun Teams bei diesem Turnier, er rettete in einem Chaos-Spiel noch das 3:3 gegen Ungarn und damit den Platz im Achtelfinale. Von da an konzentrierte man sich darauf, die Gegner zu neutralisieren – und das klappte vorzüglich. Adrien Silva, nominell auf der Zehn, war eher vorderster Manndecker als Spielgestalter; weil es weiterhin keinen wirklichen Center-Forward von adäquatem Niveau gibt, spielte Trainer Fernando Santos gleich ganz ohne einen solchen. Der Pragmatiker stellte sein Team punktgenau auf jeden Gegner ein, ohne Rücksicht darauf, ob das nun attraktiv aussieht oder nicht.

    Portugal agierte bei dieser EM nicht herzerwärmend und hat wohl kaum neue Fans dazugewonnen. Mit einem Blick auf die Trophäe, die sich der Verband ab sofort in den Wandschrank stellen darf, werden Ronaldo und Co. das aber verschmerzen können.

    Frankreich: Fast nie das Optimum erreicht

    Team FrankreichDer Gastgeber landete im schweren Turnier-Ast und hat auf dem Weg ins Finale trotzdem nur eine einzige Klassemannschaft vorgesetzt bekommen. Der Halbfinal-Sieg gegen Deutschland hatte auch deutlich mehr mit Glück zu tun als mit einem patenten Matchplan – man stand 80 der 90 Minuten eingeschnürt am eigenen Strafraum.

    Wie überhaupt Frankreich individuell einige herausragende Leistungen präsentierte. Allen voran natürlich Torschützenkönig Antoine Grizemann, aber auch Spätzünder Dimitri Payet und das für 25 Millionen Euro zu Barcelona wechselnde Abwehr-Juwel Samuel Umtiti. Aber als Deschamps im Achtelfinale seine Formation gefunden hat – aus dem 4-3-3 bzw. 4-2-3-1 der Vorrunde wurde ein 4-4-2 mit Grizemann als etwas hängender Spitze neben Giroud, dafür musste Kanté aus dem Mittelfeld-Zentrum weichen – wurde nichts mehr verändert.

    Es kamen auch keine Impulse mehr von Deschamps. Der einstige Weltklasse-Mittelfeld-Regisseur vermochte es wie schon vor zwei Jahren bei der WM nicht, seinem Team eine neue Richtung zu geben, wenn es nicht funktionierte. Damals rannte man 80 Viertelfinal-Minuten ohne wirklichen Plan einem 0:1 gegen Deutschland hinterher, hier verließ sich Deschamps im Finale darauf, dass einer seiner Einzelkönner schon noch für die Entscheidung sorgen würde.

    Hinzu kamen die immer gleichen Wechsel (Gignac für Giroud, Coman für Payet). Obwohl Frankreich das Finale erreichte und dort erst durch einen Weitschuss in der Verlängerung bezwungen wurde: Man wird das Gefühl nicht los, dass Deschamps das gigantische Potenzial dieses Kader nicht auszuschöpfen vermag.

    Deutschland: Sehr solide, aber nicht perfekt

    Team DeutschlandSehr stabil, gruppentaktisch extrem unanfällig für Fehler, flexibel im Gestalten der Matchpläne: Von alles 24 Teams bei diesem Turnier war jenes von Weltmeister Deutschland vermutlich das Kompletteste.

    Man kam gegen schwächere Gegner nie in die Gefahr, etwas liegen zu lassen; begnügte sich gegen Mittelklasse-Team Polen mit einem 0:0, als man merkte, dass man nicht durchkommt; überraschte und kontrollierte Italien und dominierte Frankreich beinahe nach Belieben. Letztlich waren es zwei Punkte, die den Deutschen den Titel raubten: Individuelle Fehler (Handspiele im Strafraum, in erster Linie) und die Tatsache, dass man auf zwei, drei Positionen halt doch nicht ganz optimal besetzt ist. Nach dem Ausfall von Mario Gomez (eh auch schon nur im äußerst weiteren Sinne ein europäischer Klassespieler) gab es bei aller Dominanz keine Präsenz mehr im Strafraum; Linksverteidiger Jonas Hector macht nichts kaputt, er bringt aber auch nichts; und Joshua Kimmich war – wie schon bei den Bayern – offensiv stark, aber defensiv wechselten sich grandiose Aktionen mit Anfängerfehlern ab.

    Das Turnier war beliebe kein Fehlschlag für den DFB und mit Leuten wie Julian Weigl und Leroy Sané (die schon im Kader waren) sowie Julian Brandt und Mahmoud Daoud (die noch nicht dabei waren) gibt es gerade im Mittelfeld spannende junge Spieler mit großer Zukunft. Die Problemstellen Außenverteidiger und Stoßstürmer bleiben aber weiterhin eher dünn besetzt.

    Wales: Alles auf das Top-Quartett ausgerichtet

    Team WalesMit Deutschland im Halbfinale hatte man rechnen können, mit Wales eher nicht. Das ist nicht nur mit einer nicht übertrieben problematischen Auslosung (Russland und Slowakei in der Gruppe, Nordirland im Achtelfinale) zu erklären. Die Waliser verfügen über eine äußerst intelligent zusammen gesetzte Truppe mit vier Schlüsselspielern – Joe Allen als Taktgeber auf der Sechs, für den Bartträger Joe Ledley die Drecksarbeit erledigt, davor/daneben Aaron Ramsey als raumübergreifender Verbindungs-Spieler zwischen Mittelfeld und Angriff und natürlich Superstar Gareth Bale.

    Um alle vier aus diesem Quartett bestmöglich in Szene setzen zu können, adaptierte der clevere Chris Coleman sein System dahingehend. Weil er nicht links und rechts jeweils zwei Spieler einsetzen konnte (wie im 4-2-3-1 oder 4-4-2) UND einen weiteren Stürmer an die Seite von Gareth Bale stellen, besetzte er die Außenbahnen nur Singulär und installierte dafür hinten eine Dreierkette. So hat er noch einen zehnten Feldspieler übrig, den er neben/vor Bale und Ramsey stellen konnte. Meistens war das Hal Robson-Kanu, auch Sam Vokes kam als Stürmer zum Einsatz.

    Wales war eines der wenigen Teams, die sowohl das Heft in die Hand nehmen, als auch defensiv stehen und Druck absorbieren können. Bei aller Qualität der ersten Elf muss aber auch gesagt werden: Wenn aus dem Schlüssel-Quartett einer ausfällt, gibt der Kader keinen annähernd gleichwertigen Ersatz her. Das wurde vor allem im Halbfinale gegen Portugal deutlich, als Aaron Ramsey gesperrt fehlte. Dennoch kann Wales mit dem Turnier überaus glücklich sein und es besteht absolut die Möglichkeit, dass man mit dieser Gruppe von Spielern auch noch die WM 2018 und die EM 2020 erreicht.

    Italien: Erfrischend großartiges Coaching

    Team ItalienZu beneiden war Antonio Conte ja nicht, als er vor zwei Jahren die Squadra Azzurra übernahm. Das Loch einer verlorenen Generation, das sich nach den heute 30-Jährigen auftut, wird immer mehr deutlich. Im Grunde geht es für Italiens Teamchefs dieser Tage nur darum, die Zeit möglichst ohne Blamage zu überbrücken, bis wieder eine breitere Basis an jungen Spielern durchkommt.

    Neben dem verletzten Marco Verratti (23) gibt es nur zwei Spieler (Florenzi und De Sciglio), die deutlich unter 30 Jahre alt sind, auf die sich Conte (und vorläufig auch Nachfolger Ventura) verlassen können; nur für Buffon steht ein designierter Nachfolger bereit (Milan-Wunderkind Gigio Donnarumma nämlich). So war es Contes Aufgabe, aus den routinierten, aber gerade in Mittelfeld un Angriff nicht höchsten Ansprüchen genügenden Spielern eine patente Truppe zu formen.

    Und das ist Conte vollauf gelungen. Mit den vier alten Herren von Juventus in der Abwehr hatte Conte eine hervorragende Basis, auf der er sein restliches Team aufbauen konnte. Das italienische Team ist taktisch eines der am besten ausgerüsteten des ganzen Turniers, jeder weiß immer was die anderen tun und vorhaben. Als einziger Trainer dieser EM ließ Conte außerdem signifikant asynchron spielen – mit Giaccherini, nominell linker Achter, als de-facto-Außenstürmer vor dem defensiven De Sciglio; dafür übernahm rechts Wing-Back Florenzi die offensive Außenbahn und Parolo sicherte im Halbraum ab.

    Mit extrem viel Hirnschmalz, großartiger taktischer Einstellung und ohne den Druck allzu hoheer Erwartungen war der vermutlich schwächste italienische Kader seit Jahrzehnten eine der positiven Überraschungen des Turniers. Der Gedanke ist nicht einmal abwegig, dass Italien Europameister geworden wäre, hätte man das Elferschießen gegen die Deutschen gewonnen.

    Belgien: Erschreckend schwaches Coaching

    Team BelgienSo großartig die Italiener gecoacht wurden, so übel war die Figur, die Belgien in diesem Bereich machte. Zyniker sagen, dass es im Team unter Marc Wilmots keine Trennlinien mehr zwischen Flamen und Wallonen gibt – weil diese nun zwischen Befürwortern (um Eden Hazard) und Gegnern (um Thibaut Courtois und Kevin de Bruyne) des Teamchefs verläuft.

    Kaum ein Kader bei dieser EM war individuell so stark besetzt, annähernd ohne markante Schwachstellen, wie jene der Belgier. Ein Weltklasse-Goalie, eine starke Innenvertdigiung (auch ohne den verletzten Kompany), ein gleichermaßen energiegeladenes wie kreatives Mittelfeld-Zentrum, junge und extrem talentierte Außenspieler und ein gutklassiger Stürmer – Belgien hatte alles, was es zum EM-Titel braucht. Außer einem Trainer, der das auch drauf hat. Gerade gegen geschickte Teams wie Italien und Wales wurde überdeutlich, wie unsagbar schlecht Belgien gecoacht war.

    Wilmots stellte, überspitzt formuliert, elf Leute auf, und verließ sich darauf, dass einem davon schon was Sinnvolles einfallen würde – gerade Hazard nimmt sich viele Freiheiten, was dem Vernehmen nach sogar einigen Mitspielern (wie De Bruyne) merklich missfällt. Ein tiefergreifendes Verständnis für die Pläne der Nebenspieler war aber ebenso wenig erkennbar wie eingeübte oder gar überraschende Varianten bei Standards.

    Von selbst wird Wilmots, der noch Vertrag bis zur WM 2018, keinesfalls zurücktreten und seine Entlassung würde dem klammen Verband eine Million Euro an Abfindung kosten – außerdem bekam Michel Preud’Homme, Wunschkandidat der Verbandsspitze, gerade erst seine Kompetenzen bei Meister Club Brügge erweitert.

    Polen: Wenig gezeigt, viel erreicht

    Team Polen„Nicht enttäuschend, aber doch zumindest unterwältigend – trotz des Einzugs ins Viertelfinale.“ So hieß es an dieser Stelle vor zwei Jahren über Belgien. Dieser Satz gilt praktisch baugleich über das polnische Team bei dieser EM. Und auch: „Ihr Spiel hatte immer so ein wenig die Aura von Dienst-nach-Vorschrift, von Uninspiriert- und Biederkeit.“ Genau.

    Grundsätzlich baute Adam Nawalka eine funktionierende Mischung als Klasseleuten wie Glik, Krychowiak, Milik und Lewandowski mit unbekannten Spielern aus der polnischen Liga (wie Pazdan, Jedrzejczyk, Maczynski und Kapustka). Weil sich die gegnerischen Abwehrreihen auf Lewandowski konzentrierte, öffenten sich für Arek Milik die Räume, so war er der deutlich gefährlichere der beiden Stürmer.

    Allerdings: Das den Gegner stets kontrollierende, aber zurückgenommene und kontrollierte Spiel der Polen vor allem in den Spielen gegen die Ukraine und die Schweiz, aber auch bis zu einem gewissen Grad gegen die geschickten Portugiesen, versprühte nicht nur keinen Glanz – bei aller internationalen Routine wird man auch das Gefühl nicht los, dass dieser Kader mit einer etwas mehr nach vorne gerichteten Spielanlage besser fahren würde.

    Aber auch so reichte es für den Sicherheits-Fußball von Adam Nawalka zu einem Viertelfinale, das dem Potenzial des Teams auch durchaus entspricht. Es ist vermutlich die beste polnische Mannschaft seit 34 Jahren.

    Island: Langweiliger Fußball, mitreißender Anhang

    Team IslandDie beste Nationalmannschaft des Landes seit immer stellt die derzeitige Truppe von Island. Zwar deutete sich die Qualität der Truppe schon seit Jahren an – etwa mit dem WM-Playoff 2013, aber auch mit den Siegen über Holland und die Türkei in der EM-Quali. Aber dass sich die Isländer gar ins Viertelfinale durchkämpfen würden, kam dann doch ein wenig überraschend.

    Dabei klafft auch bei keinem Team die Attraktivität des Spiels und die wahrgenommene Attraktivität bei den Fans und Sympathisanten weiter auseinander als bei Island. Keine der 23 anderen Mannschaften spielte einen simpleren, langweiligeren und vorhersehbareren Fußball als Island. Knallhartes Verteidigen in zwei mitteltief stehenden Ketten, eisenhartes Einhalten der Abstände, strikte Zonen-Verteidigung und nicht einmal der Versuch von spielerischem Glanz prägten das Team von Lars Lagerbäck und Heimir Hallgrimsson. Dass die weiten Einwürfe von Aron Gunnarsson das mit Abstand auffälligste Element in Islands Angriffsspiel ist, spricht Bände.

    In krassem Gegensatz dazu steht die aufgeschlossene, fröhliche und einladende Grundstimmung der großartigen Fans genauso wie innerhalb der Mannschaft – ein Phänomen, das auch schon vor drei Jahren bei Islands Frauen bei ihrer EM („Was die Mannschaft an Glamour am Platz vermissen ließ – biederes 4-4-2, kompakt stehen, schnell kontern – machte sie durch ihre überbordende Freude an ihrem Tun wett“) extrem positiv auffiel. Und der isländische Aufschwung ist auch kein Zufall im Sinne einer plötzlichen goldenen Generation, sondern das Produkt einer extremen Infrastruktur-Offensive und zielgerichteter Nachwuchsarbeit.

    Gylfi Sigurdsson, Gunnarsson, Bjarnason, Sightorsson und Finnbogason waren 2011 bei der U-21-EM dabei und haben auf dem Weg dorthin Deutschland (mit Hummels, Höwedes, Schmelzer, Großkreutz und Lars Bender) mit 4:1 abgeschossen; 18 Mann aus dem damaligen 23er-Kader haben bereits Länderspiele absolviert. Und auch die aktuelle U-21 ist nach einem Sieg über Frankreich auf dem Weg zur Endrunde.

    Es ist also durchaus möglich, dass sich der brutal simple, aber gleichzeitig extrem zielgerichtete isländische Fußball in Zukunft öfter bei Endrunden-Turnieren zeigt.

    Das war’s

    Damit ist das Kapitel „EURO 2016“ geschlossen und der Blick geht nach vorne. Erstmal auf die demnächst startende Qualifikation für die WM in zwei Jahren in Russland. Dann, zwischendurch, ist auch der Confed-Cup (im Juni 2017, mit Europameister Portugal, Weltmeister Deutschland und Gastgeber Russland). Und natürlich die Nations League, das Quasi-Freundschtsspiel-Turnier, mit drei Doppelspieltagen im Herbst 2018.

    Die nächste EM-Endrunde (deren Quali von März bis November 2019  steigt) wird bekanntlich über ganz Europa verstreut ausgetragen: Vorrunden- und Achtelfinalspiele in Amsterdam, Bilbao, Budapest, Bukarest, Brüssel, Dublin, Glasgow und Kopenhagen; Vorrunden- und Viertelfinalspiele in Baku, München, Rom und St. Petersburg und dem „Final Four“ in London.

    Link-Tipps:
    Analyse der Vorrunden-Verlierer (ALB, AUT, CZE, ROU, RUS, SWE, TUR, UKR)
    Analyse der Achtelfinal-Verlierer (CRO, ENG, ESP, HUN, IRL, NIR, SVK, SUI)

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    https://ballverliebt.eu/2016/07/12/die-euro-top-8-ueberraschungen-und-zu-kurz-gekommene/feed/ 5
    Die große Finalvorschau zur EURO 2016 https://ballverliebt.eu/2016/07/08/die-grosse-finalvorschau-zur-euro-2016/ https://ballverliebt.eu/2016/07/08/die-grosse-finalvorschau-zur-euro-2016/#respond Fri, 08 Jul 2016 20:55:02 +0000 Portugal gegen Frankreich, das Finale hatten vor diesem Turnier wohl nicht viele für die EURO 2016 am Tippzettel. Aber so ist es nun einmal gekommen. Portugal ist über Wales ins Finale geklettert, Frankreich hat seinen ersten großen Test gegen Deutschland ebenfalls bestanden. Wir werfen noch einmal einen kurzen Blick zurück auf die beiden Halbfinal-Spiele, bevor wir dann natürlich über das große Endspiel plaudern. Von dem erwarten wir uns übrigens – das Zitat in der Covergrafik verrät es schon – nicht wirklich viel. Aber angeblich täuschen wir uns ja auch gelegentlich. Der Schiedsrichter, die Trainer und die beiden Teams werden jedenfalls noch ein letztes Mal unter die Lupe genommen, bevor das Turnier endet. Dieser Podcast ist etwas eiliger zustande gekommen, weil wir in Terminnot geraten sind. Richtig ausführlich dürfte es dann nächste Woche werden: Unser großes EURO-Fazit gibts nämlich aller Voraussicht nach am Dienstag zu hören. Fragen, die wir besprechen sollen, bitte schon hier posten.

    Shownotes zum EURO 2016 Halbfinal-Podcast

    00:00:45 – Wales gegen Portugal: Ohne Ramsey ging es nicht
    00:05:44 – Deutschland gegen Frankreich: Dem Weltmeister geht die Puste aus
    00:17:16 – Das Finale: Portugal gegen Frankreich
    00:26:30 – Ausblick und Schlussworte

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    Credits: Intro-Soundkomposition von Ballverliebt.eu mit Sounds von paulw2k, Wanga, CGEffex. Swoosh von GameAudio. Background von orangefreesounds

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    https://ballverliebt.eu/2016/07/08/die-grosse-finalvorschau-zur-euro-2016/feed/ 0
    EURO 2016: Der Podcast zum Halbfinale https://ballverliebt.eu/2016/07/04/euro-2016-der-podcast-zum-halbfinale/ https://ballverliebt.eu/2016/07/04/euro-2016-der-podcast-zum-halbfinale/#respond Mon, 04 Jul 2016 00:05:54 +0000 Und da waren es nur noch vier! Die Deutschen, die Franzosen, die Portugiesen und die Waliser machen sich bei der EURO 2016 die Sache mit dem Titel aus. Wie es im Viertel- und Achtelfinale dazu gekommen ist und was sie sich vom Halbfinale erwarten, darüber sprechen Tom und Philipp in der aktuellen Podcast-Folge. Da schimpfen sie über die Belgier, da zweifeln sie an den Franzosen, relativieren die Isländer, hadern mit der Regelung für Gelbsperren und wundern sich über die deutsche Debatte rund um Mehmet Scholl. Aber wir beantworten auch wieder zahlreiche Fragen, die ihr uns geschickt habt (macht das doch bitte auch weiterhin, zum Beispiel unter diesem Beitrag auf ballverliebt.eu oder auf unserer Facebook-Seite oder auf Twitter). Viel Spaß mit dem Podcast zum Halbfinale!

    Shownotes zum EURO 2016 Halbfinal-Podcast

    00:01:20 – Frankreich haut Island raus
    00:07:57 – Belgien zeigt gegen Wales bekannte Schwächen
    00:10:55 – Die Sache mit den Gelben Karten, ein bisserl Österreich und andere Fragen
    00:18:15 – Deutschland ringt Italien nieder
    00:22:08 – Wir beantworten Userfragen zur Renaissance der Dreierkette
    00:27:30 – Polen scheitert an Portugal
    00:30:05 – Halbfinale 1: Portugal gegen Wales
    00:34:20 – Halbfinale 2: Deutschland gegen Frankreich
    00:41:28 – Was war da mit Mehmet Scholl?
    00:45:56 – Letzte Fragen, Antowrten und Anweisungen

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    3:0 – obwohl ÖFB-Frauen nie in ihr Spiel kamen https://ballverliebt.eu/2015/09/22/30-obwohl-oefb-frauen-nie-in-ihr-spiel-kamen/ https://ballverliebt.eu/2015/09/22/30-obwohl-oefb-frauen-nie-in-ihr-spiel-kamen/#comments Tue, 22 Sep 2015 19:55:23 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=11662 3:0 – obwohl ÖFB-Frauen nie in ihr Spiel kamen weiterlesen ]]> Es war ein hartes Stück Arbeit für die ÖFB-Frauen, ehe der 3:0-Sieg im ersten EM-Quali-Heimspiel gegen Wales feststand. Das lag daran, dass Wales einen genauen Plan hatte, wie man Österreich beikommen wollte und dieser auch lange funktionierte. Für Österreich entschieden Standard-Situationen und die schwache walisische Keeperin.

    Österreich - Wales 3:0 (1:0)
    Österreich – Wales 3:0 (1:0)

    Drei Innenverteidigerinnen, davor zwei explizit defensive Mittelfeld-Leute: Wales machte gegen Österreich vor allem das Zentrum dicht. Was Österreich aber so richtig Probleme bereitete, war das Positionsspiel der beiden walisischen Halbstürmerinnen.

    Walisische Halbraum-Bewegungen

    Weil sich Fletcher und vor allem Fishlock so positionierten und bewegten, dass sich die österreichischen Außenverteidigerinnen nicht so recht nach vorne trauten. Durchaus nicht zu Unrecht, denn Fishlock – deutlich erkennbar die international versierteste Spielerin ihres Teams – machte sich immer anspielbar und versuchte auch, Tempo reinzubringen.

    Grundsätzlich war sie auf der halblinken Angriffsseite aufgestellt, aber im Laufe der ersten Halbzeit orientierte sie sich zunehmend auf die andere, die Abwehrseite von Viktoria Schnaderbeck – wohl auch, weil sie im Gegensatz zu Carina Wenninger keine gelernte Innenverteidigerin ist.

    Wales lief zumeist mit zwei Leuten die österreichische Spieleröffnung an, fast immer mit Harding und Fletcher, während Fishlock zurückblieb und mit ihrer Übersicht die anderen dirigierte. Sie ist die unumstrittene Chefin ihres Teams.

    Aus der Spielanlage rausgerissen

    Durch die vorsichtige Positionierung der Außenverteidigerinnen fehlten Österreich natürlich vorne die Leute, um sich in die Pressingformationen zu spielen, außerdem fehlten die Pass-Optionen auf den Außenbahnen. Hinzu kam noch die Fünferkette: Hatte Österreich beim 2:0 in Kasachstan noch beinahe im Minutentakt die Pässe in den Rücken der Innenverteidigung anbringen können, fand man diesmal einfach die Schnittstellen nicht.

    Wales baute hinten eine Fünferkette auf und sorgte mit den Halbraumstürmerinnen dafür, dass sich die österreichischen AV kaum nach vorne trauten.
    Wales baute hinten eine Fünferkette auf und sorgte mit den Halbraumstürmerinnen dafür, dass sich die österreichischen AV kaum nach vorne trauten.

    So entwickelte sich ein recht zähes Spiel, bei dem Österreich die aus den letzten Spielen gewohnte Dominanz in der ersten Hälfte nicht so richtig ausspielen konnte. Immer mehr wurden Risikopässe vermieden und der Ball im Zweifel hintenrum gespielt. Das machte es dem walisischen Team leicht, Aktionen aus dem Spiel heraus zu verteidigen.

    Auch wurde in der ersten Halbzeit viel zu selten versucht, Wales-Keeperin Jo Price zu prüfen. Sie ist vereinslos, und man sah auch, warum. Dass das 1:0 nach einer halben Stunde fast nur aus einem Standard fallen konnte, war abzusehen. Katharina Schiechtl, baumlange Außenverteidigerin, versenkte eine Hereingabe von Sarah Puntigam.

    Zu wenig Nachrücken

    Wales wurde selbst nur höchst selten gefährlich, und wenn, dann waren es Situationen, in denen Puntigam und Zadrazil im Zentrum ein wenig zögerlich im Umschalten auf die Defensive waren. So wie in der 47. Minute, als Fishlock quasi alleine auf das Tor zu lief, auf Ward querlegte, und diese den Ball nur noch versenken hätte müssen – aber ein paar Zentimeter zu weit rechts zielte.

    Dafür erkämpfte man sich aus österreichischer Sicht nun zunehmend Bälle gegen die beiden walisischen Sechser, aber weil es noch immer kaum ein Nachrücken gab, rannte danach nicht selten eine Stürmerin alleine in den Dreierblock im Strafraum. Auffällig war zudem, dass sich das 4-2-3-1, in dem Österreich startete, zunehmend zum 4-4-2 auswusch. Logisch: Mit vier Offensiven gegen die Fünferkette war man personell nicht ganz so unterlegen.

    Rechte Seite merklich aktiver

    Laura Feiersinger ist ihre fehlende Spielpraxis bei Bayern München deutlich anzusehen, dennoch belebte sich das Spiel, als sie zunehmend vom Zentrum auf die rechte Seite ging und Nici Billa nach innen kam. Grund dafür war aber Katharina Schiechtl: Die Rechtsvertedigierin ging nun sehr viel mehr nach vorne, während LV Maierhofer hinten blieb und eine Dreierkette aufpasste.

    Durch ihre Vorstöße kam Österreich halb durch die zweite Hälfte immer mehr in Strafraumnähe, bekam auch Bälle hinein und erarbeitete sich Serienweise Eckbälle, mit denen man Goalie Price testen konnte. Gab es in der ersten Hälfte nur einen, waren es in den 30 Minuten nach der Pause alleine sechs. Es war abzusehen, dass Price dabei zu überwinden sein würde. Dass sie sich das 2:0 gleich höchst selbst ins Tor legte, passte irgendwie.

    Mit dem 2:0 war das Spiel entschieden und das 3:0 kurz vor Schluss noch Draufgabe. Wales hatte in der Schlussphase nichts mehr zu bieten.

    Fazit: Immer cool geblieben

    Es war eine nicht gerade glanzvolle Leistung, weit weg von dem gewohnten Pressing-Spiel der Marke Wir-überfahren-euch-wie-ein-Frachtzug. Dazu agierte Österreich zu vorsichtig. Bei Wales ging es nicht darum, was Wales selbst machte, sondern darum, was Wales durch die Formation und durch das geschichte Positionsspiel von Fishlock bei Österreich verhinderte. Das war sehr lange sehr viel.

    Natürlich: Wales hatte nur eine einzige ernsthafte Torchance und ist von der individuelle Klasse her deutlich unterlegen. Aber es ist dem ÖFB-Team durchaus anzrechnen, dass man nie die Nerven wegwarf und immer cool blieb, obwohl es ganz deutlich nicht nach Wunsch lief.

    Mit dem 3:0 im Rücken kann man nun beruhigt in das letzte Quali-Spiel in einem Jahr gehen, auswärts in Wales. Denn den direkten Vergleich wird Österreich sicher nicht mehr verlieren.

    gruppe 8

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