Verbeek – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Fri, 21 Oct 2011 11:04:24 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Alkmaars Spielanlage kommt der Austria entgegen – aber es reicht nicht ganz https://ballverliebt.eu/2011/10/20/alkmaars-spielanlage-kommt-der-austria-entgegen-aber-es-reicht-nicht-ganz/ https://ballverliebt.eu/2011/10/20/alkmaars-spielanlage-kommt-der-austria-entgegen-aber-es-reicht-nicht-ganz/#comments Thu, 20 Oct 2011 18:53:22 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=5962 Alkmaars Spielanlage kommt der Austria entgegen – aber es reicht nicht ganz weiterlesen ]]> Lange Zeit sah es so aus, als sollte die Austria beim holländischen Spitzenteam AZ Alkmaar einen überraschenden Sieg einfahren. Damit klappte es nicht ganz, aber die Erkenntnis bleibt, dass die Spielanlage der Holländer dem System und den Stärken der Austria durchaus entgegen kam.

AZ Alkmaar - Austria Wien 2:2

Was muss man tun, um gegen AZ zu bestehen? Erstens, sich von der sehr variabel ausgerichteten Abwehrkette, aus der immer einer aufrückt – auch die Innenverteidiger – nicht verwirren lassen. Und Spieleröffner und -gestalter Rasmus Elm aus dem Spiel nehmen.

Rezept gegen Alkmaar

Beides machte die Austria in Alkmaar recht gut. Allerdings nicht, indem die Violetten so massiv aus Elm pressten. Sondern, in dem sie den Schweden selbst eher in Ruhe ließen, ihm aber durch geschicktes Stellungsspiel und gute Laufarbeit die Anspielstationen nahmen. Vor allem die beiden Flügel Gudmundsson und Beerens wurden relativ heftig unter Druck gesetzt, sodass die Holländer über die Flügel praktisch gar keine Gefahr erzeugen konnten.

In der Mittelfeld-Zentrale hatten Mader und vor allem Hlinka einen dezidiert defensiven Job, sie nahmen Maher und Wernbloom gut auf. Vor allem Wernbloom wich immer wieder auf die Flanke aus, stand dort aber eher Beerens auf den Füßen, anstatt konstruktiv nach vorne zu spielen.

Austria fühlt sich wohl…

Was die Austria vor allem in diesem Bereich des Platzes sehr gut machten, war das Gewinnen des Balles gegen eine nicht gerade passsichere Mannschaft aus Holland und das flinke Umschalten vor allem von Jun und Barazite. Gerade Letzterer arbeitete sehr viel auch nach hinten, bot sich immer an und war gegen den im defensiven Mittelfeld nach Ballverlusten relativ einsamen Elm nicht selten in der besseren Position.

Die Austria fühlte sich in ihrer Rolle, das Spiel nicht machen zu müssen sondern Fehler der Gegner zu provozieren und ausnützen zu können, sichtlich wohl. Das hieß, dass die Außenverteidiger nicht allzu viel nach vorne machen mussten, darin in ja schließlich vor allem Klein nicht gerade ein Meister. Sie schalteten die gegnerischen Flügel aus, während Gorgon und Junuzovic vor ihnen bei Ballgewinn ausschwärmten.

…und nützt die Chancen

Vorne kam Alkmaar somit nicht richtig durch und hinten ergaben sich immer wieder Lücken, welche die Austria – deren Chancenverwertung schon in Malmö sehr stark war – gnadenlos ausnützten. Erst lenkte Rechtsverteidiger Dick Marcellis einen Eckball zwischen Barazite und Ortlechner ins eigene Tor ab, dann nützte Gorgon eine Unstimmigkeit in der AZ-Abwehr – und die Favoritener führten beim Favoriten mit 2:0.

Was nicht unverdient war, schließlich kam vor allem Barazite immer wieder zu Halbchancen. Auf der anderen Seite konnte Alkmaar das Tor von Pascal Grünwald praktisch gar nicht unter Beschuss nehmen, daran änderten auch die diversen Vorstöße von Innenverteidiger Ragnar Klavan nichts. Im Gegenteil: Im Raum rund um Elm und vor der Dann-noch-Dreierkette breiteten sich Jun und Barazite mit Genuss aus.

Adjustierungen von Verbeek

Alkmaar-Trainer Geert-Jan Verbeek reagierte, indem er in der zweiten Halbzeit Linksaußen Gudmunsson und Beerens die Seiten tauschen ließ, die jeweils weiter ins Zentrum zog und Simon Poulsen sowie Dick Marcellis dafür deutlich mehr Verantwortung im Spiel nach vorne übernahmen mussten. Das hatte den sicherlich erwünschten Effekt, dass Gorgon und Junuzovic  nun komplett in der Defensive gebunden waren und das Flügelspiel der Austria nun tot war.

Es sorgte aber nicht für mehr Esprit im Spiel nach vorne und nicht für deutlich mehr Torgefahr. Weiterhin ging zu viel über die Mitte, wo die sehr gut gegen den Ball arbeitende Austria zumeist allem im Griff hatte. AZ schaffte es nicht, ein wirksames Flügelspiel zu etablieren, es wurde zu wenig hinterlaufen, die Abwehr der Austria zu wenig in die Breite gezogen.

Umstellung der Holländer…

Immerhin, Alkmaar kam in dieser Phase nie in die Gefahr, ein endgültig entscheidendes drittes Gegentor zu kassieren – erst in der 70. Minute hatten die Gäste nach einem Eckball die erste echte Torchance in der zweiten Hälfte, bei der der vermeintliche Torschütze Jun jedoch deutlich im Abseits stand. Kurz darauf stellte Verbeek um: Mit Altidore kam statt Maher eine echte zweite Spitze – es war nun ein sehr flüssiges 4-4-2.

Das bot der Austria zwar im nun deutlich entzerrten Mittelfeld-Zentrum Räume, um nach Ballgewinnen kontern zu können. Das bedeutete aber andererseits, dass die Holländer nun eine zweite Anspielstation im Zentrum hatten, die sie mit ihren oftmals etwas längeren Bällen bedienen konnten. Vor allem der für die rechte Seite eingewechselte Lewis machte Suttner große Probleme.

…macht sich bezahlt

Uns Lewis war es auch, der zehn Minuten vor Schluss den Anschlusstreffer für die Holländer vorbereitete: Eine seiner Flanken lenkte Petr Hlinka ins eigene Tor ab. Bitter, aber ein Treffer wäre es ohnehin geworden, weil hinter im Altidore einschussbereit stand. Und weil Alkmaar merkte, dass die Austria bei knapp vor das Tor gezogenen Flanken anfällig war, wurde die nächste Ecke genauso gebracht, und Wernbloom verwertete zum 2:2-Ausgleich. Daxbacher brachte daraufhin Linz für den müde gelaufenen Barazite – Unterschied machte es keinen mehr. Ebenso wenig wie der Ausschluss von AZ-Kapitän Moisander in der Nachspielzeit.

Fazit: Spielverlauf lässt 2:2 wie Niederlage anfühlen

Die Austria machte es gegen den nominell stärkeren Gegner lange Zeit sehr gut: Die Flügelstürmer aus dem Spiel nehmen, die Spitze isolieren, die Spieler im Halbfeld angehen und Taktgeber Elm die Anspielstationen nehmen. Das Mittelding aus 4-1-4-1 und 4-3-3, das Alkmaar 75 Minuten lang spielte, kam den Stärken und dem System der Austria sehr entgegen. Die Violetten nützten dazu ihre Chancen stark aus und blickten einem überraschenden Sieg entgegen.

Erst die Umstellung von Verbeek mit einer zweiten Anspielstation im Sturmzentrum und der Neubelebung der rechten Flanke mit Lewis statt Beerens (und in der 2. Halbzeit Gudmundsson) brachte das spielerische Übergewicht der Gastgeber auch auf das Scoreboard. Bitter für die Austria, dass es im Grunde zweimal das gleiche Tor war, das ihnen die Punkte raubte – jeweils eine kurz vor das Tor gezogene Flanke.

So fühlt sich das 2:2, das zweifellos für sich betrachtet ein wunderbares Ergebnis ist, tatsächlich eher wie eine Niederlage an.

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Day 13 / D – Drucksituationen https://ballverliebt.eu/2010/06/24/day-13-d-drucksituationen/ https://ballverliebt.eu/2010/06/24/day-13-d-drucksituationen/#respond Thu, 24 Jun 2010 12:13:00 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2337 Day 13 / D – Drucksituationen weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 12 – Gruppe D | Deutschland hält dem Druck stand, Serbien nicht – auf diesen Nenner kann der letzte Spieltag dieser Gruppe gebracht werden. Das Team von Jogi Löw siegt 1:0 gegen Ghana, aber auch die Afrikaner sind durch. Eben weil die Serben gegen Australien hinfallen.

Deutschland – Ghana 1:0 (0:0)

Ghana - Deutschland 0:1

Cacau für den gesperrten Klose – das war die wichtigste Änderung, die Löw (gezwungenermaßen) für das „Gruppenendspiel“ vorgenommen hatte. Der gebürtige Brasilianer lief sehr viel, ließ sich sehr oft sehr weit nach hinten fallen, war dadurch aber nur selten wirklich torgefährlich. Das war aber auch der Abwehrkette Ghanas zu verdanken: Die vier standen in der ersten Hälfte oft extrem hoch, nicht selten beinahe auf Höhe der Mittellinie. Das machte den Raum für das spielstarke deutsche Mittelfeld sehr eng und schränkte vor allem Özil ein. Der Spielmacher, der eigentlich eine hängende Spitze gab und die deutsche Formation zu zu einem 4-4-1-1 machte, wich daher oft auf die Flanken aus. Es gelang allerdings nur selten, Bälle tief in den Lauf Richtung Tor zu spielen, auch weil sich selten einer anbot. Khedira stieß einmal nach vorne, Cacau zuweilen, und in der besten deutschen Chance vor der Pause Özil selbst.

Das deutsche Angriffsspiel krankte vor allem an den Flanken. Müller hatte kein gutes Spiel, und Lahm war ohne ihn und den defensiv in der Zentrale gebundenen Khedira oft auf sich alleine gestellt. Auf der linken Seite ließ der katastrophale Podolski den armen Jerome Boateng hinter ihm defesniv komplett verhungern – ein Mitgrund, warum auch Boatengs Vorgänger Badstuber gegen Serben so schlecht ausgesehen hatte. So musste Schweinsteiger nicht nur Schaltstation in der Mittelfeldzentrale spielen, sondern nebenbei noch die Putzfrau hinter Podolski geben und Boateng helfen. Erstaunlich, wie gut er das hinbekommen hat.

Das Spiel von Ghana war von Anfang an auf Halten des 0:0 ausgelegt, schließlich reichte dieses Resultat den Afrikanern in jedem Fall zum Einzug ins Achtelfinale. Und es gibt keine afrikanische Mannschaft, die das so nüchtern und schnörkellos hinbekommt wie jene aus Ghana: Die Mittelfeldzentrale presste früh auf die beiden Deutschen Sechser Schweinsteiger und Khedira, Özil wurde schon von der Abwehrkette übernommen. Ghana machte vor allem die Mitte dicht, die Seiten waren die alleinige Aufgabe der Außenverteidiger – die mit dem müden Müller und dem unsichtbaren Podolski kaum Probleme hatten. Nach vorne wechselten die drei offensiven Mittelfeldleute im 4-2-3-1 ständig die Positionen, es ging aber nur dann gefährlich vor das Tor, wenn der völlig neben sich stehende Mertesacker einen seiner erschreckend vielen billigen Stellungsfehler leistete.

Nach der Pause ließ sich die Abwehr von Ghana mehr hinten rein drängen, die Wege in den Strafraum wurden aber weiterhin dermaßen gut zugestellt, dass den Deutschen langsam aber sicher die Ideen ausgingen. Dass die Führung nach einer Stunde aus einem Weitschuss von Außerhalb des Strafraums fiel, ist nur folgerichtig. Zu diesem Zeitpunkt war, aufgrund des Spielstands in der Parallelpartie, Ghana in größter Gefahr, und in dieser Situation wurde die große Schwäche dieser Mannschaft offensichtlich: Sie kann nicht torgefährlich und zielgerichtet nach vorne Spielen. Gyan rieb sich mit viel Laufarbeit auf, Kwadwo Asamoah fehlte daher oft die geeignete Anspielstation.

Andrew Ayew nützte die Verunsicherung von Jerome Boateng, der sich auf seiner Position nicht so richtig heimisch fühlte, zu selten aus und Sulley Muntari, der nach dem Rückstand für den Tagoe kam und ins Zentrum rückte, konnte dem Spiel nicht die nötige Struktur verleihen. Der beste Mann in Ghanas Mittelfed war erstaunlicherweise Kevin-Prince Boateng, der einen wundervollen Sechser spielte und zeigte, dass er ein herausragender Fußballer sein kann, wenn er nur will. Seine Ideen verpufften aber ob der guten Arbeit im defensiven Mittelfeld der Deutschen zumeist. Vor allem, nachdem Marcell Jansen neu auf die linke Abwehrposition kam: Er nahm Asamoah endgültig aus dem Spiel und war auch sichtlich bemüht, nach vorne Akzente zu setzen.

Da mittlerweile die Australier im Parallelspiel führten, wurden auch die Offensivbemühungen der Ghanaer schnell wieder merklich weniger. Ein Spiel mit extremem Risiko, schließlich war die serbische Niederlage längst noch nicht besiegelt, aber weil in der deutschen Abwehrzentrale Friedrich Verantwortung übernahm und die vielen Fehler Mertesackers bravurös ausbügelte, und zudem mit Manuel Neuer ein nervenstarker Torhüter im deutschen Gehäuse steht, blieb es letztlich beim nicht unverdienten 1:0.

Fazit: Ghana wollte von Anfang an auf 0:0 spielen, ohne den Geniestreich von Özil wäre das auch gelungen. Die Deutschen haben mehr für das Spiel getan und gewinnen verdient, auch weil die Ghanaer nicht in der Lage waren, aus dem Spiel heraus für mehr als sporadische Torgefahr zu sorgen.

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Australien – Serbien 2:1 (0:0)

Australien - Serbien 2:1

Konsequent über die Außen – das war der Plan der Serben (4-5-1) gegen die in der Zentrale robusten, aber nicht gerade spieltarken Australier (4-2-3-1). Das ging in der ersten Hälfte auch ganz gut auf, wenn auch aus unterschieslichen Gründen. Auf der linken Abwehrseite der Australier war Carney heillos überfordert, sodass Krasić (der bei jedem Ballkontakt ausgebuht wurde, nachdem er in der 2. Minute einen Elfer schinden wollte) ziemlich machen konnte was er wollte. Den Blondschopf zog es, wie schon gegen Ghana, oft in die Mitte. Das machte gegen die Australier aber nichts aus, weil RV Ivanović mit Bresciano und Carney recht locker alleine fertig wurde. So segelten von der rechten serbischen Seite viele Flanken Richtung Žigić, der aber erstaunlich wenig damit machte.

Auf der linken serbischen Angriffsseite stand der Australier Wilkshire zwar nicht ganz so neben sich wie Carney auf der anderen, dafür desöfteren viel zu weit vorne – so hatte der starke Jovanovic ebenso wenig Mühe, das Zentrum zu bedienen. Lediglich in der Mitte machten die Aussies ganz gut zu, sodass vor allem Kuzmanović immer wieder auf die Seiten gehen konnte, vor allem auf jene von Jovanović.

Die Serben bekamen das Spiel nach etwa einer Viertelstunde voll in den Griff, weil sie die vielen Räume im Mittelfeld, welche die Australier ihnen gewährten, nun besser für Spielaufbau und -kontrolle nützten. Die drei Australier, die dezidiert Offensiv dachten (ZM Cahill, RM Emerton und Sturmspitze Kennedy), standen zu weit vor dem Rest der Mannschaft und waren so ziemlich aus dem Spiel. Die schnellen Gegenstöße wurden mit Fortdauer der ersten Hälfte immer seltener. Eine Führung der Serben zur Pause wäre durchaus gerechtfertigt gewesen, schlampige Arbeit vor allem von Žigić vor dem Tor verhinderte dies aber.

Die Australier kamen zu Beginn der zweiten Hälfte wieder besser in die Partie, weil sie im Mittelfeld nun die Räume wieder besser zustellten und die Serben zunehmend die Ordnung und den Plan im Spielaufbau vermissen ließen. Die mit deutlich mehr Einsatz spielenden Aussies nagelten so Ivanović hinten und Kuzmanović im Halbfeld richtig fest, wodurch Krasić die Unterstützung fehlte. Der formschwache Blondschopf war somit komplett aus dem Spiel und wurde nach einer Stunde folgerichtig von Zoran Tošić ersetzt. Logisch angesichts des Spielverlaufs auch, dass der schnelle Konterstürmer Pantelić für die Immobilie Žigić kam.

Die Soceroos setzten nun, wo sie das Spiel im Griff hatten, alles auf eine Karte: Stürmer Holman kam für den  biederen und vor allem nicht allzu schnellen Bresciano, um dem eher statischen Kennedy im Zentrum besser zu helfen. Zudem fand der defensiv schwache LV Carney nun wesentlich besser in die Partie und beackerte die linke Offensivseite, die nach dem Wechsel Holman/Bresciano und der zunemenden Zentrums-Tendenz von Emerton ziemlich verwaist war. Das Tor zum 1:0 für die Australier fiel aber von der Wilkshire-Seite: Dessen Flanke verwertete Cahill zur zu diesem Zeitpunkt nicht mehr unverdienten Führung für Australien. Dass die Kante Vidić das Kopfballduell gegen den um einen Kopf kleineren Cahill verliert, passt zu dessen furchtbarer WM.

Die Serben warfen sofort alles nach vorne, vernachlässigten das defensive Mittelfeld komplett, und wurden gleich darauf mit dem 0:2 bestraft, als Holman in der gegnerischen Hälfte im Konter unfassbar viel Platz hatte. Antić nahm nun in Kuzmanović eine DM raus, brachte mit Lazović einen zweiten Stürmer neben Pantelić und stellte auf 4-4-2 um. Befeuert vom Anschlusstor, einem Abstauber von Pantelić knapp zehn Minuten vor Schluss, starteten die Serben eine verzweifelte Schlussoffensive, der es aber am klaren Blick fehlte – denn die seite von Wilkshire, der verletzt rausmusste, wurde nicht nachbesetzt (weil Stürmer Garcia kam). Doch obwohl Verbeek damit seinem Team jede Ordnung nahm, brachte Australien das 2:1 nicht nur über die Zeit, gegen non völlig kopflose Serben ergaben sich sogar noch Konterchancen auf ein eventuelles 3:1.

Fazit: Die Australier holen aufgrund der deutlichen Steigerung in der zweiten Hälfte einen nicht unverdienten Sieg, weil die Serben aus ihrer Überlegenheit vor der Pause und aus ihrem kopflosen Anrennen in der Schlussphase zu wenig heraus holen konnten.

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Das war die Gruppe D: Wie vor zwei Jahren bei der EM – Deutschland beginnt souverän, fällt danach auf die Schnauze und hält dem enormen Druck in der dritten Partie dann doch stand. Dass es noch diverse Problempositionen gibt (die komplette linke Seite, IV Mertesacker), konnte aber nicht verdeckt werden. Es geht nun in den schwierigeren Ast im K.o.-Bracket, erst mit England und dann würde wohl Argentinien warten. Das muss kein Nachteil sein: Ein Aus gegen diese Teams wäre keine Peinlichkeit, sodass die junge Mannschaft nur positiv überraschen kann.

Mit Ghana kommt, wenn auch mit einigem Glück, zumindest ein Team aus Afrika in die nächste Runde. Die Mannschaft von Teamchef Rajevac war extrem sicher in der Defensive gut im Mittelfeld, aber zu harmlos nach vorne. Mit zwei Elfmetertoren zittern sich die Black Stars in die nächste Runde – wo die USA wartet, und dann der Sieger aus Uruguay-Südkorea. Ein schnelles Aus ist ebenso denkbar wie ein Semifinaleinzug.

Der große Verlierer in dieser Gruppe ist zweifellos Serbien. Was letztlich zum Aus geführt hat: Die völlig verschlafene Auftaktpartie gegen Ghana und mangelnde Chancenverwertung gegen Australien. Ein Sieg gegen den Gruppensieger hilft nun mal nichts, wenn man es gegen die beiden anderen vergeigt. Kontinuierlich, aber letztlich zu wenig gesteigert hat sich Australien: Die Jungs vom fünften Kontinent ließen sich vom 0:4-Desaster gegen Deutschland nicht unterkriegen, trotzten Ghana schon einen verdienten Punkt ab und holten sich wegen ihres Siegeswillens noch einen Sieg gegen die Serben. Ein guter Schlusspunkt unter diese australische Spielergeneration.

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Day 9 – …aber ich bewundere das Problem! https://ballverliebt.eu/2010/06/19/day-9/ https://ballverliebt.eu/2010/06/19/day-9/#comments Sat, 19 Jun 2010 13:44:41 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=2285 Day 9 – …aber ich bewundere das Problem! weiterlesen ]]> Südafrika 2010 – Tag 9 | Was tun, wenn man gegen die japanische Defensive kein Mittel findet? Wenn man gegen zehn Australier die Zielstrebigkeit verliert? Wenn gegen Dänemark unbedingt ein Tor her muss? Holland, Ghana und Kamerun sagten sich heute: Wir haben keine Lösung – aber wir bewundern das Problem…

Holland – Japan 1:0 (0:0)

Holland - Japan 1:0

Zu viel England geschaut? Die Holländer versuchten es gegen die tief stehenden Japaner ohne Tempo, ohne konsequentes Flügelspiel, ohne echte Kreativität. Auffällig: Zu Beginn rochierten die Flügelspieler Van der Vaart (nominell links) und Kuyt (nominell rechts) immer wieder, und wenn es wirklich über die Seiten ging, kamen auch durchaus gefällige Aktionen zu Stande. Aber vor allem Van der Vaart entfernte sich mit Fortdauer des Spiels von der Seitenlinie und zog, wie schon gegen Dänemark, immer mehr zu Sneijder in die Mitte. Die Folge: Auf den Seiten war einiger Platz und so konnten sich die Asiaten immer wieder an Vorstößen versuchen.

Die Japaner spielten wieder ein 4-1-4-1, mit Honda als vorderstem Mann, dafür Okubo auf der linken Seite. Natürlich verlegten sich die Asiaten auf abwarten und kontern, was allerdings schon deutlich besser aussah als gegen Kamerun, gegen Ende der ersten Hälfte wurden die Japaner sogar für ihre Verhältnisse richtig frech. Wirkliche Chancen gab’s zwar nur aus Freistößen, aber das sehr diszipliniert spielende Team hatte in einer vor sich hin plätschernden ersten Hälfte keine echten Probleme, das 0:0 zu halten.

Die Holländer kamen mit deutlich mehr Schwung aus der Kabine, auch weil Van Persie sich mehr nach hinten zurückzog, um Überzahl im Mittelfeld zu erzeugen. Aber es musste ein Gewaltschuss von Sneijder herhalten, um zum Erfolg zu kommen – anders konnte es gegen die gute japanische Abwehr nicht gehen. Die Führung ging auch in Ordnung, weil Oranje deutlich mehr für das Spiel getan hatte. Während man aber nach dem 2:0-sieg über Dänemark noch sagen konnte, „Geduld gehabt, immer alles kontrolliert“, war es eine herbe Enttäuschung, was nach der Führung gegen Japan passierte.

Dann nämlich ließ sich die Mannschaft von Teamchef Bert van Marwijk extrem weit zurückdrängen, das Umschalten auf die Offensive klappte überhaupt nicht mehr, kaum einer rückte nach. Das auf dem Papier so spielstarke Team verlegte sich schon über eine halbe Stunde vor Schluss auf das Verwalten des 1:0-Vorsprungs. Auf der anderen Seite übernahm nun Okubo etwas mehr Verantwortung in der Offensive, auch Matsui auf der rechten Seite rückte nun etwas nach vorne. Dem trug Teamchef Okada Rechnung, indem er mit Nakamura (für Matsui) einen Mann brachte, der diese Rolle besser ausfüllen kann. Nakamura gesellte sich zu bzw. hinter Honda, wodurch die Japaner zwischen einem 4-4-2 und einem 4-4-1-1 pendelten. Sie hatten das Spiel nun im Griff, konnten aber kein Kapital daraus schlagen.

Später kamen mit Tamada (für Okubo) und Okazaki (für Hasebe) zwei weitere Offensivkräfte, die Vier-Mann-Abteilung im Angriff rochierte nun viel, brachte aber nichts wirklich entscheidendes vor das Tor – von der guten Chance in der Nachspielzeit einmal abgesehen. Die Wechsel von Van Marwijk, der Elia (für den wieder extrem enttäuschenden Van der Vaart) und Afellay (für Sneijder) brachte, waren logisch. Aber was er mit dem Einsatz des eher statischen Strafraumstürmers Huntelaar für den spielstarken Van Persie bezweckte, wo doch seit Ewigkeiten kein Ball mehr ernsthaft vor das japanische Tor kam, bleibt im Dunkeln.

Fazit: Die Holländer waren vor dem Tor zu statisch und zu langsam, verlegten sich nach dem Tor auf Beamtenfußball und hätten sich über einen Ausgleich sicherlich nicht beschweren dürfen. Die Japaner haben gezeigt, dass in ihnen durchaus Offensivgeist steckt, wenn nötig, aber auch, dass ein Killer vor dem Tor fehlt. Ein Remis wäre korrekt gewesen.

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Ghana – Australien 1:1 (1:1)

Ghana - Australien 1:1

Arm an Kreativität agiern heute aber nicht nur die Holländer, sondern auch die Australier. Pim Verbeek stellte sein Team an einigen Positionen um, der prominenteste Neue war sicherlich Harry Kewell, der für den rotgesperrten Tim Cahill in der Sturmspitze agierte. Die Aussies fingen flott an und gingen auch in Führung – als Geschenk des ghanischen Schlussmanns Kingson, der einen harmlosen Ball nach vorne prallen ließ und Brett Holman ohne Probleme abstauben konnte. Aus dem Spiel heraus aber gelang wenig, obwohl die Fehlerquote bei der Ersatz-Innenverteidigung mit Addy (der bei seinem feisten Foul gegen Ende der 1. Hälfte mit Gelb noch gut bedient war) und Jonathan beinahe minütlich zunahm.

Bei Ghana spielte Kevin-Prince Boateng im Gegensatz zum ersten Spiel zu Beginn im defensiven Mittelfeld im 4-2-3-1; in dem Andrew Ayew auf von der linken Seite in die Zentrale wechselte, Kwadwo Asamoah ging dafür nach links. Im Ballbesitz, den sich die Ghanaer nun vermehrt erkämpften, sogar mitunter auf Halblinks, weil Boateng in die vordere Viererkette aufrückte. Gemeinsam mit Tagoe prüfte er zumehmend den australischen Linksverteidiger Carney – der aber genauso überfordert war wie Chipperfield im ersten Spiel, den Carney ersetzte. Kein Zufall daher, dass die Aktion zum verdienten Ausgleich über Ayew und diese Seite eingeleitet wurde.

Da  Kewell auf der Linie stehend den Arm nicht rechtzeitig wegziehen konnte und den Schuss damit aufhielt, gab’s Elfmeter und Rot für den Stürmer – und das 1:1 als Draufgabe. Die Australier reagierten mit großer Verunsicherung vor allem im Spielaufbau. Culina und Valeri, die beiden Sechser, brachten nach vorne überhaupt nichts zu Wege, die Außenverteidiger kamen ebenso wenig durch. Das Team aus Ghana stellte nun die Passwege geschickt zu, ließ praktisch nichts mehr zu. Zudem verpufften lange Bälle der Australier, weil vorne mit Kewell der Abnehmer fehlte; Holman rückte aus dem zentralen Mittelfeld nicht kosequent in die Spitze. Ähnlich also wie der Özil bei den Detuschen gestern, mit dem Unterschied dass von den Flanken (Emerton und Bresciano) nichts kam. So wäre eine Führung von Ghana, die das Spiel in Überzahl absolut im Griff hatten, durchaus schon vor der Pause verdient gewesen.

Allerdings nur davor. Nach dem Seitenwechsel nämlich ließ Ghana alles vermissen, was dieses Team hätte zeigen müssen – beziehungsweise, die Afrikaner zeigten, warum ihre beiden Tore bislang beide aus Elfmeter gefallen sind. Von Zug zum Tor, von schnellem Kurzpass-Spiel gegen die ja nicht allzu bewegliche Abwehr der Australier, war keine Spur mehr. Dafür jede Menge Verzweiflusschüsse aus 25 Metern plus. Die Australier merkten, dass von Ghana nichts mehr kam, und Verbeek brachte nach etwa zwanzig Minuten in der zweiten Hälfte Chipperfield für die Immobilie Bresciano auf der linken Seite und mit Kennedy für Holman einen echten Stürmer. Und siehe da: Plötzlich waren die Australier wieder im Spiel, weil sich die junge ghanische Abwehr mit der neuen Situation überhaupt nicht zurecht kam.

Auch mit Routinier Muntari, der für den viel zu oft viel zu umständlichen Kwadwo Asamoah zum Einsatz kam. Erst mit zur Einwechslung von Sturmspitze Amoah wenige Minuten vor Schluss (für Boateng) hatte man nie mehr den Eindruck, dass Ghana dieses Spiel noch gewinnen könnte, der Überzahl zum Trotz. Im Gegenteil: Die nun erheblich mutigeren Australier waren dem Siegtor bis zur Schlussoffensive der Ghaner deutlich näher.

Fazit: Ghana hat spielerisch mehr Potential und war über eine Stunde ein Mann mehr – es fehlte dem jungen Team aber an der Abgeklärtheit, die Situation „Pflichtsieg“ auch tatsächlich umzumünzen. Die Australier suchten in der zweiten Hälfte dennoch ihre Chancen und verdienen sich den Punkt somit.

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Kamerun – Dänemark 1:2 (1:1)

Dänemark - Kamerun 2:1

Paul le Guen hat nachgegeben – und die jungen Deutschen Choupo-Moting und Joel Matip, die beide gegen Japan keine gute Figur gemacht haben, rausgenommen, auf ein 4-4-2 umgestellt und Samuel Eto’o in die Spitze gestellt. In der Mittelfeldraute agierte (endlich) Alex Song als Sechser, Emana als Zehner, dazu der routinierte (und heute starke) Geremi rechts und der (nicht ganz so starke) Enoh auf der linken Seite. Mit Erfolg: Die Kameruner übernhemen sofort die Kontrolle über das Spiel und nützen einen schrecklichen Fehlpass von Poulsen, der sich wie schon im ersten Spiel gerne zwischen die Innenverteidiger fallen ließ, zur frühen 1:0-Führung.

Die Dänen waren in einem 4-2-3-1 aufgestellt, mit Bendtner als Sturmspitze, Tomasson neu zentral hinter ihm, Grønkjær links und Rommedahl rechts. Gerade Grønkjær war durchaus gefällig nach vorne, leistete sich aber in der Rückwärtsbewegung einige böse Schnitzer. Generell war beibeiden Teams die rechte Angrifsseite die stärkere und die linke Abwehrseite die schwächere. Simon Poulosen, der dänische LV, hate mit Geremi und auch Mbia mächtig zu tun, weshalb der nach vorne nicht viel machen konnte; sein Widerpart Assou-Ekotto hielt beim Gegentor ein ausgiebiges Nickerchen.

Sehr fleißig nach vorne war dafür RV Lars Jacobsen, der Enoh im linken Mittelfeld bei Kamerun ordentlich beschäftigte. Allerdings war das Spiel auch geprägt von beängstigens unsicheren Abwehrreihen. Wie beim Ausgleich: Ein profaner Abschlag von Sørensen reichte aus, um die komplette gegnerische Abwehr auszuhebeln. Assou-Ekotto stand irgendwo und ließ Rommedahl ungehindert flanken, Bassong und Nkoulou reagierten zu spät und konnten Bendtner nicht mehr stellen.

In der Pause brachte Le Guen für den angeschlagenen Enoh dann Makoun, was zur Folge hatte, dass er die linke Seite de facto aufgab. Makoun ist kein Flügelspieler, so musste Assou-Ekotto die ganze Seite beackern, weil es Makoun im nunmerhrigen 4-3-1-2 (Emana als Zehner, die Dreierkette mit Geremi, Song und Makoun) immer ziemlich in die Mitte zieht. So hatte Geremi rechts zwar immer noch Mbia, Assou-Ekotto auf links musste nun aber zwei Positionen spielen. Was sich bitter rächte: Ein langer Ball erneut auf Rommedahl, Assou-Ekotto ist noch vorne, und Makoun stellt sich dem Dänen nur halbherzig entgegen. Zudem deckten Bassong und Nkoulou innen beide Bendtner zu, aber keiner kam Makoun zu Hilfe. Und das 2:1 für Dänemark war gefallen.

Le Guen sah sich das recht ideenlose Treiben seiner Mannschaft gegen eine dänische Defensiv-Abteilung, die sich nach dem Seitenwechsel klar gesteigert hat, noch ein paar Minuten an und brachte dann Stürmer Idrissou für Innenverteidiger Bassong und ging damit volles Risiko – weil so mit dem (bekannt unsicheren) Nkoulou meist nur noch ein Verteidiger hinten war, mit den attackierenden Mbia und Assou-Ekotto als Unterstützung falls notwenig. Das war auf dem Papier nun ein 3-3-1-3, im Ballbesitz aber eher ein 1-2-4-3, mit Idrissou vorne links, Webó und dann Aboubakar eher rechts und Eto’o zentral. Die Angriffe der Kameruner waren aber eher verzweifelt als durchdacht, eher Zufallsprodukte als herausgespielte Aktionen. So blieb es beim 2:1 für Dänemark, die kühlen Kopf bewahrten (wenn ihnen dieser nicht, wie Christian Poulsen, per Volltreffer warmgeschossen wurde).

Fazit: Die Dänen präsentierten sich vor allem nach der Pause als reifere und abgeklärtere Mannschaft, daher geht der Sieg gegen die eher wirr und blind anrennenden Kameruner in Ordnung. Außer Selbstvertrauen bringt er aber nicht mehr als ein Remis: Japan muss immer noch geschlagen werden. Bei einem 3:1 hätte ein Remis gereicht.

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Die Altherren-Combo https://ballverliebt.eu/2010/05/05/die-altherren-combo/ https://ballverliebt.eu/2010/05/05/die-altherren-combo/#comments Wed, 05 May 2010 17:32:04 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=1988 Die Altherren-Combo weiterlesen ]]> WM-SERIE, Teil 21: AUSTRALIEN | Nach dem Wechsel in den Kontinentalverband von Asien sind die „Socceroos“ zum zweiten Mal in Serie bei der WM dabei. In Südafrika geht es aber nicht nur um sportliche Werbung, sondern auch um solche für die Bewerbungen 2018 und 2022!

„Wie die Busse in Syndey“, spotteten die Australier vor vier Jahren. Ihr Team hatte gerade durch drei verdammt späte Tore ihr erstes WM-Spiel seit 32 Jahren mit 3:1 gegen Japan gewonnen. „Erst kommt jahrelang gar nichts, und dann gleich drei auf einmal!“ Es war der Auftakt zu einer aus australischen Sicht wunderbaren Endrunde, nach dem Nervenspiel gegen die Kroaten (ja genau, das war das Spiel, in dem Schiri Poll den Kroaten Šimunić dreimal verwartne, eher er ihn ausschloss) ging es sogar ins Achtelfinale.

Dort war nach einem späten Elfmeter (den Lucas Neill mit einer eher eher tolpatschigen als bösartigen Foul verursacht hatte) zwar gegen Italien Schluss, aber Teamchef Guus Hiddink konnte sich der Zuneigung einer ganzen Nation sicher sein – denn der Fußball ist in Australien zwar immer noch kein Massensport, aber der erfreuliche Auftritt in Deutschland hat doch einiges zur Popularität beigetragen. Der Fußball wird „down under“ zwar nie auch nur annähernd den Status von Rugby haben und die Profiliga ist sportlich keine Offenbarung, aber während der Endrunde in Südafrika werden die Augen sicherlich auch am fünften Kontinent auf das runde Leder gerichtet sein, weniger auf das eiförmige.

Dass das auch in Zukunft alle vier Jahre so ist, und die Australier nicht wieder drei Jahrzehnte auf einen WM-Auftritt warten müssen, dafür sollte gesorgt sein – schließlich war das die vorrangige Idee hinter dem Wechsel vom Kontinentalverband von Ozeanien in jenen von Asien. Zwar gibt es dort mit Japan, Südkorea und einigen anderen zwar deutlich stärkere Konkurrenz als in den diversen Inselgrüppchen im Pazifik. Aber auch deutlich mehr Qualifikationsplätze! So kann man sich auch mal einen Ausrutscher leisten. Denn in der Ozeanien-Gruppe war es immer schon so, dass man sich auch mit einer C-Mannschaft durchgesetzt hat, und es dann in jeder Qualifikation wieder an nur zwei Spielen hing. Und in diesen Playoffs darf man nun mal keinen schlechten Tag haben, sonst ist alles aus. Und wer weiß das besser als Australien?




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Im Herbst 2001 in den Schlussminuten an Uruguay gescheitert, 1997 extrem unglücklich via Auswärtstoren am Iran, 1993 knapp an Argenitinien. Und auch für die Teilnahme an der letzten Endrunde in Deutschland vor vier Jahren musste gegen Uruguay das Elfmeterschießen herhalten. Diesmal, in der Asien-Gruppe? Da stand das WM-Ticket für Australien nie auch nur ansatzweise in Frage. Fünf Punkte vor Japan und zehn vor dem dritten Gruppenplatz, der immer noch zur Teilnahme an den Playoffs gereicht hätte – und das nach nur acht Spielen in der Finalgruppe.

Der Mann, der an der Seitenlinie dafür gesorgt hat, ist Pim Verbeek. Der Holländer war schon 2002 und 2006 der Co-Trainer von Guus Hiddink bzw. Dick Advocaat bei den Südkoreanern und übernahm ein halbes Jahr nach dem so erfreulichen Turnier in Deutschland das Zepter bei den Australiern. Er veränderte gegenüber Hiddink praktisch nichts, er übernahm in einigen Qualifikationsspielen sogar dessen 3-6-1, welches Hiddink bei der WM vor vier Jahren zuweilen zum Einsatz brachte.

Da die Teilnahme an dieser Endrunde in Südafrika eben nie zur Debatte stand und schon vor einem Jahr fixiert wurde, hatte Verbeek – der nach dem Turnier Teamchef in Marokko wird – viel Zeit und Gelegenheit, viel auszuprobieren. Noch nicht so sehr im Hinblick auf die Zeit nach der WM, dass wird seinem Nachfolger obliegen. Nein, Verbeek ging es im letzten Jahr viel mehr darum, personelle und taktische Alternativen auszuloten. So kam ein 4-2-3-1 ebenso zum Einsatz wie ein 4-4-2 oder eben auch das 3-6-1.

Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass wenn es in der schweren Gruppe mit Deutschland, Ghana und Serbien dann zur Sache geht, doch wieder die erfahrenen Spieler die Kohlen aus dem Feuer holen sollen. Spieler wie Tim Cahill, Harry Kewell oder Lucas Neill, allesamt schon dreißig oder älter. Für viele aus dem Kader (wie Torhüter Mark Schwarzer, Routinier Craig Moore oder Linksfuß Scott Chipperfield) wird dieses Turnier sicherlich das letzte große ihrer Karriere werden.

Wie generell im Kader die wirklich jungen Spieler fehlen. Die Spieler, die in acht oder zwölf Jahren die Führungsfiguren sein könnten. Denn Australien hat sich durchaus aussichtsreich für die Ausrichtung der Endrunden 2018 bzw. 2022 beworben. Und während für die WM in acht Jahren noch ein europäische Gastgeber gesetzt scheint, gibt es für 2022 tatsächlich kaum Konkurrenz, die nicht in allzu ferner Vergangenheit schon einmal das Turnier organisieren durfte. Spieler, die jetzt gerade erst zwanzig wären und dann Führungsspieler sein könnten, gibt es aber im ganzen Kader nicht. Im Gegenteil: Kein Spieler unter 26 Jahren darf sich beim bevorstehenden Turnier ernsthafte Hoffnungen auf einen Stammplatz machen. Und der jüngste im Kader, der 23-jährige Offensiv-Spieler Dario Vidosic, konnte sich zuletzt nicht einmal beim deutschen Abstiegskandidaten Nürnberg durchsetzen und wurde in die zweite Liga verliehen.

So fehlt den Australiern im Moment die mittel- und langfristige Perspektive, spätestens nach der nächsten WM in Brasilien wird kein einziger Leistungsträger mehr zur Verfügung stehen und wirklich junges Blut kommt nicht nach. Und auch, wenn es bei der Vergabe der Weltmeisterschaft 2022 vorrangig um sportpolitische und wirtschaftliche Erwägungen geht, die mangelnde sportliche Perspektive wird dem australischen Verband sicherlich nicht helfen. Vor allem dann nicht, wenn nach einem eventuellen frühen Aus des Gastgebers der aktuellen Weltmeisterschaft die Fans des Ausrichters in der heißen Phase des Turniers womöglich nicht mehr so richtig mitziehen.

Umso wichtiger ist ein gutes Abschneiden der „Socceroos“ in Südafrika, denn nur mit dieser öffentlichen Aufmerksamkeit wird es möglich sein, weiterhin den Nachwuchs zum Fußball zu bringen; den Soccer weiterhin als ernsthafte Alternative zum Rugby oder zum Aussie-Rules-Football etablieren zu können. Da kann es durchaus hilfreich sein, dass der Fußball Marke Australien recht herb daherkommt: Einsatz und Kampf sind Trumpf. Techniker, die spielerischen Glanz verbreiten können, gibt es zwar, aber sie sind eindeutig in der Minderheit.

Mit einem wunderbaren Hochgefühl kann der extrem routinierte Torhüter Mark Schwarzer in sein letztes großes Turnier gehen. Der 37-Jährige erreichte mit dem Premier-League-Underdog Fulham sensationell das Finale in der Europa League und ist zweifellos immer noch einer der besten Schlussmänner der englischen Eliteliga. Vor ihm hat Verbeek schon einiges ausprobiert, am wahrscheinlichsten ist aber eine klassische Viererkette. In dessen Zentrale sollen Craig Moore (34), der seit dem Winter bei einem griechischen Mittelständler Kavala spielt, und Lucas Neill (32) abräumen. Letzterer wechselte nach neun Jahren Premier League zu Galatasaray und damit seinem Landsmann Harry Kewell. Das Duo Moore/Neill war auch schon vor vier Jahren das zentrale Gespann. Rechts ist mit Luke Wilkshire (28) ein Russland-Legionär erste Wahl, rechts mit David Carney (26) ein holländischer Meister. Spielt Verbeek mit einer Dreierkette, gesellt sich Carney zu den beiden Innenverteidigern und Wilkshire rückt ins defensive Mittelfeld vor – oder eher noch auf die Bank.

Das Mittelfeld ist bei den Australiern die bevölkerungsreichste Zone. Bis zu sechs Mann ist Verbeek die Spielkontrolle wert. Hier agiert er praktisch immer mit zwei klassischen Sechsern, in der Regel sind dies Vince Grella (30), der nach vielen Jahren in Italien nach Blackburn wechselte, und Jason Culina (29), der nach langer Zeit beim PSV Eindhoven nun wieder in der heimischen A-League sein Geld verdient.  Im offensiven Mittelfeld ist der Samoaner Tim Cahill erste Wahl. Der 30-jährige Everton-Legionär musste nach Einsätzen für samoanische Jugend-Nationalteams fast zehn Jahre warten, ehe er 2004 endlich für Australien auflaufen durfte. Im rechten Mittelfeld ist der Platz von Brett Holmen (mit 26 noch einer der jüngeren) und links der von Harry Kewell. Nach vielen Verletzungen hat der langjährige Liverpool-Spieler, auch schon 31, in der Türkei bei Galatasaray eine sportliche Heimat gefunden.

Mit diesem Fünfermittelfeld – Grella/Culina defensiv, Holmen/Cahill/Kewell offensiv – hat Verbeek zuletzt am häufigsten agiert. Es kann aber eben auch sein, dass er einen sechsten Mann reinbringt, auf Kosten eines Verteidigers. Dann würden Grella/Culina defensiv unverändert bleiben, Kewell zu Cahill zentral hinter die dann immer noch einzige Spitze rücken, und mit Scott Chipperfield ein eher defensiv ausgerichteter Mann auf die linke Seite gehen.

Zwei Mann hinter einer Spitze (was im Ballbesitz schnell zu einem 3-4-3 werden kann) hätte den Vorteil, dass das Angriffsspiel nicht ganz so auf den einen zentralen Mann vorne ausgerichtet ist, denn allzu große Torgefahr strahlt auf WM-Niveau keiner der Kandidaten ganz vorne aus. Josh Kennedy, der lange in Deutschland bei Karlsruhe und Nürnberg aktiv war und jetzt in Japan spielt, ist beileibe kein Torjäger von Weltklasse-Format. Scott McDonald, der im Winter zum englischen Zweitligisten Middlesbrough wechselte, weist da schon vor allem in seinen vielen Jahren für Motherwell und vor allem Celtic Glasgow eine deutlich beeindruckendere Torquote auf, Nabel der Fußballwelt ist die schottische Liga aber bekanntlich nicht. So kann es durchaus sein, dass sich die Spitzen etwa an den humorlosen und extrem kopfballstarken Innenverteidigern aus Serbien oder deren abgebrühnten Kollegen aus Deutschland recht flott die Zähne ausbeißen.

Die Australier kommen mit der fast identischen Mannschaft von vor vier Jahren daher. Diese hat zwar immer noch Qualität und vor allem Routine ohne Ende, ist aber seither weder besser noch schneller geworden. Nur über die Athletik zu kommen, wird in dieser Gruppe mit drei Gegnern von internationaler Klasse sicherlich zu wenig sein, weshalb ein erneuter Achtelfinal-Einzug der „Socceroos“ schon eine Überraschung wäre. Doch andererseits ist es weit über die Hälfte der Mannschaft der letzte Auftritt auf der Bühne einer Weltmeisterschaft, sie werden darauf bauen, dass der Wille auch Berge versetzen kann.

Und der pure Wille hat ja schon vor vier Jahren fast zum Viertelfinale gereicht.

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AUSTRALIEN
gelbes Trikot, grüne Hose, Nike – Platzierung im ELO-Ranking: 19.

Spiele in Südafrika:
Deutschland (Abendspiel So 13/06 in Durban)
Ghana (Nachmittagspiel Sa 19/06 in Rustenburg)
Serbien (Abendspiel Mi 23/06 in Nelsrpuit)

TEAM: Tor: Ante Covic (35, Elfsborg), Michael Petkovic (33, Sivasspor), Mark Schwarzer (37, Fulham). Abwehr: David Carney (26, Twente Enschede), Patrick Kisnorbo (29, Leeds), Mark Milligan (24, JEF United), Craig Moore (34, Kavala), Lucas Neill (32, Galatasaray), Jade North (27, Tromsö), Shane Stefanutto (31, North Queensland), Luke Wilkshire (28, Dinamo Moskau). Mittelfeld: Mark Bresciano (30, Palermo), Tim Cahill (30, Everton), Nick Carle (28, Crystal Palace), Scott Chipperfield (34, Basel), Jason Culina (29, Gold Coast), Brett Emerton (31, Blackburn), Vincenzo Grella (30, Blackburn), Mile Jedinak (25, Antalyaspor),  Carl Valeri (26, Sassuolo). Angriff: Brett Holman (26, Alkmaar), Joshua Kennedy (27, Nagoya), Harry Kewell (31, Galatasaray), Scott McDonald (26, Middlesbrough), Dario Vidosic (23, Duisburg).

Teamchef: Pim Verbeek (54, Holländer, seit Dezember 2007)

Qualifikation: 3:0 in Katar, 0:0 in China, 1:0 gegen den Irak, 0:1 auf neutralem Boden gegen den Irak, 3:1 gegen Katar, 0:1 gegen China. 1:0 in Usbekistan, 4:0 gegen Katar, 1:0 in Bahrain, 0:0 in Japan, 2:0 gegen Usbekistan, 0:0 in Katar, 2:0 gegen Bahrain, 2:1 gegen Japan.

Endrundenteilnahmen: 2 (1974 Vorrunde, 2006 Achtelfinale)

>> Ballverliebt-WM-Serie
Gruppe A: Südafrika, Mexiko, Uruguay, Frankreich
Gruppe B: Argentinien, Nigeria, Südkorea, Griechenland
Gruppe C: England, USA, Algerien, Slowenien
Gruppe D: Deutschland, Australien, Serbien, Ghana
Gruppe E: Holland, Dänemark, Japan, Kamerun
Gruppe F: Italien, Paraguay, Neuseeland, Slowakei
Gruppe G: Brasilien, Nordkorea, Côte d’Ivoire, Portugal
Gruppe H: Spanien, Schweiz, Honduras, Chile

* Die Platzierung im ELO-Ranking bezieht sich auf den Zeitpunkt der Auslosung

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