Valencia – Ballverliebt https://ballverliebt.eu Fußball. Fußball. Fußball. Sun, 22 Oct 2017 17:00:08 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Valencia ist Zweiter – wie geht das? https://ballverliebt.eu/2017/10/22/valencia-marcelino-stark-spanien/ https://ballverliebt.eu/2017/10/22/valencia-marcelino-stark-spanien/#comments Sun, 22 Oct 2017 17:00:08 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=14262 Valencia ist Zweiter – wie geht das? weiterlesen ]]> Die Älteren werden sich erinnern können: 2000 und 2001 stand Valencia jeweils im Finale der Champions League, 2004 gewann der Klub den UEFA-Cup und wurde Meister. In den letzten Jahren aber: Finanzielle Troubles, Trainerverschleiß deluxe, zuweilen Abstiegsangst – und ein auf Eis gelegter Stadion-Neubau.

Und jetzt ist Valencia plötzlich wieder Zweiter in der Primera Division, ungeschlagen nach neun Spielen. Wie geht das? Hier ein kleiner Blick auf den wiedererstarkten Verein, der vor anderthalb Jahrzehnten zu den stärksten in Europa zählte.

Ebenfalls über 30 % der möglichen Einsatzzeit: Jeison Murillo (COL, Innenverteidiger), Nacho Vidal (ESP, Rechtsverteidiger), Santi Mina (ESP, Offensive), Andreas (BRA, Linksaußen).

Der Trainer

Der Aufschwung ist untrennbar mit Marcelino Garcia verbunden. Der 52-jährige Trainer, der aussieht wie Ende 30, trainierte zuvor Sevilla (2011/12) und Villarreal (2013 bis 2016, nie schlechter als Sechster), ehe er zu Saisonbeginn 2017/18 Valencia übernahm. Er verpasste dem Team eine sehr intelligente Spielweise, die vor allem auf das Schaffen von Räumen durch geschickte Laufwege jener Spieler basiert, die gerade nicht am Ball sind.

Die Schlüsselspieler

Zentral für das Spiel von Valencia ist das Duo im zentralen Mittelfeld des 4-4-2. Es sind dies Dani Parejo und Inter-Leihgabe Geoffrey Kondogbia. Auf den ersten Blick ist der relativ schmächtig wirkende Parejo der Ballverteilter und der bullige Kondogbia der Abräumer, aber dieser erste Eindruck täuscht.

Kondogbia hat zwar die Figur eines Disco-Rausschmeißers, aber er hat eine hervorragende Technik. Es ist ihm kein Problem, den Ball auf engstem Raum auch gegen mehr als einen Gegenspieler zu behaupten, er fühlt sich auch als Passgeber wohl. Vor allem aber ist die Abstimmung mit Parejo exzellent, obwohl sie erst seit ein paar Monaten zusammen spielen.

Räume schaffen

Das Haupt-Wesensmerkmal von Valencia ist eben das Manipulieren des Gegners, um Räume für sich selbst zu schaffen. Dafür ist es wichtig, dass jeder exakt weiß, was der andere macht und welche Laufwege dafür notwendig sind. Das ist dem Team schon in Fleisch und Blut übergegangen – erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Marcelino erst seit ein paar Monaten im Amt ist.

Ein Beispiel aus dem Spiel gegen Real Betis am 8. Spieltag (siehe Grafik rechts): Parejo führt den Ball und es ist offensichtlich, dass er Soler anspielen will – darum steht Betis-Routinier Joaquin bei ihm. Im richtigen Moment aber startet Rechtsverteidiger Nacho Vidal einen Lauf nach vorne, Joaquín ist einen Moment im Zwiespalt und macht einen Schritt in Richtung Vidal, womit Soler nicht nur frei ist – sondern auch angespielt wird und viel Platz hat.

Aus dieser Situation in der 18. Minute des Spiels, welches Valencia am Ende 6:3 gewinnt, ist zwar nichts rausgekommen, aber es verdeutlicht, was der Plan im Aufbauspiel ist.

Gerade in Ballbesitzphasen ist es oft auffällig, wie weit Parejo und Kondogbia auseinander stehen und sich auch diagonal staffeln. All das ist dem Ziel untergeordnet, Gegenspieler zu locken und sie aus der Position zu ziehen. So entstehen Räume, die man dann entsprechend bespielen kann.

Anderes Beispiel, die Entstehung des Treffers zum 1:0 beim 4:0-Sieg gegen Sevilla am Samstag: Die Defensive von Sevilla konzentriert sich in dieser Situation auf die Valencia-Stürmer Rodrigo (eingeklemmt zwischen Mercado und Corchia) bzw. Zaza (Kjaer ist bei ihm).

Rodrigo kommt dem ballführenden Murillo entgegen, nimmt sowohl Mercado als auch Corchia mit, während keiner auf den in die Tiefe in den frei werdenden Raum sprintenden Guedes achtet. Murillo spielt Rodrigo an, der legt den Ball auf den gegenläufig sprintenden Guedes ab, und dieser hat freie Bahn zum Strafraum. Kjaer kann nicht mehr retten, Guedes trifft zum 1:0.

Dabei hatte Sevilla bis zu dieser Situation in der 42. Minute das Raumschaff-Spiel der Valencianos eigentlich ganz gut im Griff gehabt. Aber eine Situation, in der sich Sevilla locken lässt, war ausreichend.

Denn Valencia braucht extrem wenige gute Chancen, um das Maximum herauszuholen: In der ganzen Liga hat kein Team seinen Expected-Goals-Wert um mehr tatsächliche Treffer überschritten als Valencia. Obwohl da die beiden späten Tore gegen Sevilla (85., 90.) und Betis in der Vorwoche (88., 90.) dabei sind: Das sagt schon was aus.

Genauso wie die Tatsache, dass kein Team der Liga mehr Tore aus dem Spiel erzielt hat als Valencia. Nicht einmal Barcelona!

Die Flügelspieler

Goncalo Guedes, 20-jähriger Leihspieler von Paris St. Germain, hat in dieser Saison nicht nur drei Tore erzielt, sondern auch fünf Assists beigesteuert – damit ist er der zweitbeste Torvorbereiter der Liga (nach absoluten Zahlen) bzw. der effizienteste der ganzen Liga (alle 100 Minuten ein Assist, im Schnitt).

Sein Gegenpart auf der rechten Seite, der ebenfalls erst 20-jährige Eigenbau-Spieler Carlos Soler, kommt ebenfalls auf überdurchschnittliche Zahlen: 1,5 Torschussvorlagen pro Spiel (Guedes hat 2,1), dazu verliert er weniger oft den Ball als Guedes und er hat auch bereits vier Assists auf dem Konto.

Vor allem aber ist es im Aufbau die Aufgabe dieser beiden, durch ihr Positionsspiel Räume zu schaffen und diese, wenn möglich, auch selbst zu nützen. Nicht selten stehen sie auffällig weit vom zentralen Duo Kondogbia/Parejo entfernt, um Gegenspieler zu binden und damit wiederum in den Halbfeldern Löcher zu reißen.

Und, um für Seitenverlagerungen anspielbar zu sein. Denn solche 40-Meter-Pässe auf die ballfernen Außenspieler gehören genauso zum Reservoir von Valencia – vor allem, wenn es sich rund um den Ball staut.

Wenig Ballbesitz

Valencia hatte in den ersten neun Spielen 46,8 Prozent Ballbesitz – kein einziges Team aus den Top-10 in der Tabelle hatte weniger. Nur in zwei Spielen hatte man die Kugel länger als der Gegner, in zwei Partien hingegen sogar weniger als 40 Prozent.

Hier spielt Marcelino die Grundstruktur des 4-4-2 aus. Zwei Ketten, die eng stehen und gut verschieben, wenig Gelegenheit für Pässe zwischen die Linien lassen und den Gegner auf Vertikalpässe im Mittelfeld limitieren.  Situativ aber rücken einzelne Spieler aus dem Verbund heraus. Dann nämlich, wenn ein Gegenspieler Anzeichen liefert, kurz zu überlegen, kurz zögert und/oder sich die Anspieloptionen des Gegners gerade ungünstig platziert haben.

Wenn Valencia den Ball gewonnen hat, geht’s ab: Kein Team in Spanien hat in der laufenden Saison mehr Kontertore erzielt als Valencia.

Zwei Beispiele

Real Betis – Valencia 3:6 (0:2)

Dass sich Valencia leichter tut, wenn man weniger Ballbesitz hat, zeigte das Spiel auswärts bei Real Betis.

Die Beticos sind ein Team, das eher über Ballbesitz kommt; Sechser Guardado kippt ab, die Außenverteidiger rücken nach vorne und die Außenstürmer rücken ein. Die drei Betis-Spieler in der Offensivreihe aber wurden zwischen den Valencia-Ketten eingeklemmt und es ging nichts weiter. Valencia ließ Betis 20 Minuten lang anrennen, ehe sie mit ihren Laufwegen die Räume schufen und Betis zurückdrängten.

Zur Halbzeit stand es 2:0 (Eckball und Weitschuss), nach 75 Minuten 4:0 (noch eine Ecke und ein Konter), dazwischen hat Betis auch noch einen Elfmeter vergeben. Durch Schlampigkeiten nach der klaren Führung kam Betis zwar noch auf 3:4 heran, aber eine gut genützte Umschaltsituation und ein weiterer Konter stellten den 6:3-Endstand her.

Ein Paradebeispiel für Valencia in dieser Saison: Wenig zulassen, den Gegner durch geschickte Laufwege verunsichern, und aus wenigen gefährlichen Situationen viel machen.

Valencia-Sevilla 4:0 (1:0)

Ein völlig anderes Spiel, wenn auch mit sehr ähnlichem Resultat, war eine Woche später das Match gegen Betis‘ Lokalrivalen Sevilla.

Sevilla-Coach Berizzo nahm nämlich Kondogbia und Parejo in Manndeckung und hinderte die beiden somit daran, ihre Regisseur-Rolle einzunehmen. Überdies zwang man Valencia den Ballbesitz auf. Es entwickelte sich eine intensive Partie mit wenig Spielfluss und noch weniger Torszenen. Sevilla pflegt nach den spielstarken Jahren unter Emery und Sampaoli nun eher einen physischen Stil. Erst kurz vor der Pause konnte Valencia erstmals den Raum so öffnen, dass man vor das Tor kam und Guedes schloss auch gleich sehenswert ab – es war die oben beschriebene Situation.

Zu Beginn der zweiten Hälfte gelang es Guedes und Rodrigo am gegnerischen Strafraum, erst sich selbst freizuspielen und dann Zaza mit einem Lochpass vor das Tor zu schicken, der Italiener traf mit seinem achten Saisontor zum 2:0 – die Vorentscheidung. In der restlichen Spielzeit konnte man das nun zum Agieren gezwungene Sevilla mit dem ureigensten Defensiv-Spiel kontrollieren und schraubte durch zwei späte Konter das Ergebnis sogar noch auf 4:0 hoch.

Wie nachhaltig ist dieser Lauf?

Nach einem Viertel der Saison liegt Valencia also auf dem zweiten Tabellenplatz, vier Punkte hinter Leader Barcelona und einen vor Real Madrid. Dass man am Saisonende tatsächlich Zweiter wird, ist äußerst unwahrscheinlich.

Zum einen, weil Real Madrid bisher nur wegen deren schwacher Chancenverwertung hinter Valencia liegt. Und zum anderen, weil die Kadertiefe bei Valencia nicht gegeben ist. Marcelino wählt in jedem Spiel zwischen drei Innenverteidigern (Murillo, Gabriel und Garay) sowie zwei Rechtsverteidigern (Montoya und Nacho Vidal) aus, dazu bringt er meist halb durch die zweite Halbzeit Jungstar Santi Mina und den Brasilianer Andreas Pereira. Im Grunde spielen immer die selben 14 Akteure.

Früher oder später kommen Verletzte und Sperren. Früher oder später wird Valencia höchstwahrscheinlich die Chancenverwertung einholen, die in der bisherigen Saison überdurchschnittlich effizient war. Früher oder später werden Spiele kommen, wo man nicht – wie gegen Sevilla – zwar nicht zur Geltung kommt, aber dennoch aus zwei Szenen zwei Tore macht.

Aber: Die Spielweise, die bisher an den Tag gelegte mentale Stabilität (bis auf die zehn Wackel-Minuten gegen Betis) und auch die statistischen Werte legen die Vermutung nahe, dass Valencia durchaus eine realistische Chance hat, den vierten oder (angesichts der aktuellen Schwäche von Atlético Madrid) sogar den dritten Platz erreichen zu können. Auch deshalb, weil man selbst keinen Europacup spielt und sich körperlich und geistig voll auf die Liga konzentrieren kann.

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Villas-Boas stellt Chelseas Spielanlage um. Mit Erfolg – 3:0 über Valencia https://ballverliebt.eu/2011/12/06/villas-boas-stellt-chelseas-spielanlage-um-mit-erfolg-30-uber-valencia/ https://ballverliebt.eu/2011/12/06/villas-boas-stellt-chelseas-spielanlage-um-mit-erfolg-30-uber-valencia/#respond Tue, 06 Dec 2011 22:23:29 +0000 http://ballverliebt.eu/?p=6170 Villas-Boas stellt Chelseas Spielanlage um. Mit Erfolg – 3:0 über Valencia weiterlesen ]]> Der Druck auf Chelsea-Coach Villas-Boas war enorm – mit dem 3:0 gegen Valencia wurde der Einzug ins Champions-League-Achtelfinale aber letztlich souverän geschafft. Doch das Spiel, das er nach früher Führung auf Reagieren statt auf Pressing aufbaute, wirft eher mehr Fragen auf, als es es beantwortet. Und offenbarte zudem eine Philosophie-Diskrepanz mit den eigenen Fans.

Chelsea FC - Valencia CF 3:0

Wenn die Resultate nicht passen, kommt früher oder später jeder Trainer unter Druck. Umso mehr, wenn die Aufgabe heißt, ein Team wie Chelsea für die Zukunft fit zu machen, ohne Einbußen in Sachen Erfolg machen zu wollen. Das letzte Champions-League-Gruppenspiel gegen Valencia war daher eine Nagelprobe für André Villas-Boas: Nur ein Sieg (oder ein torloses Remis) bedeutete das Achtelfinale.

Die zentrale Aktion für den weiteren Verlauf dieses Spiels passierte dann bereits in der 3. Minute: Das 1:0 für Chelsea. Sturridge wurde von Jordi Alba nur halbherzig begleitet, die weite Flanke fand Mata. Der legte zu Drogba quer, und Chelsea war in Führung – und konnte nun so spielen, wie man es eben getan hat. Kontrolliert, abwartend von hinten heraus.

Reagieren statt Pressen

Das hieß, dass sich die Abwehrkette recht weit zusammen zog und vor allem, dass die beiden Flügelstürmer Sturridge (rechts) und Mata (links) sehr weit zurückgezogen agieren und praktisch als Wing-Backs spielten. Zudem stellte sich das Mittelfeldtrio gegen den Ball sehr kompakt auf, erzielte so Überzahl im Zentrum und ließ durch die Mitte nichts zu.

Vor allem aber verzichteten die Blues darauf, mit Pressing schnelle Ballverluste bei Valencia zu provozieren. Drogba deckte viel Raum ab, Ramires ließ sich zuweilen in der Nähe von Albelda blicken, wenn dieser von hinten heraus Anspielstationen suchte, aber im großen und ganzen zog sich Chelsea sehr weit zurück und überließ Valencia bereitwillig den Ballbesitz.

Die Spanier haben nur auf den Flügeln Platz

Die Spanier waren in einer eher schiefen Formation: Mathieu auf der linken Mittelfeldseite war wesentlich höher positioniert als Feghouli auf der anderen Flanke. zumal letzterer auch immer wieder relativ früh und recht weit in die Mitte zog. So hatte hinter im Barragan den Platz, schnell und mit Tempo nach vorne zu gehen. Chelsea nahm das im Kauf: Mata hatte den Flügel praktisch alleine über.

Auf der anderen Seite begann Mathieu erst nach einer halben Stunde vermehrt, sich ins Zentrum zu orientieren, um gegen den Drei-Mann-Block von Chelsea etwas Manpower zuzulegen. Das Problem dabei war, dass nun immer wieder Mathieu und Feghouli gleichzeitig in zentrale Rollen schlüpften, und die beiden so dem Zehner Jonas etwas auf den Füßen standen – wirklich funktioniert hat das nicht.

Das Philosophie-Problem mit den Anhängern

Die Gastgeber, die nach 20 Minuten das 2:0 nachlegten – Ruiz‘ Abwehrverhalten gegen Ramires kann dabei getrost als lächerlich bezeichnet werden – konnten sich gemütlich zurücklehnen, Valencia den Ball überlassen und auf jenes schnelle Umschalten nach Ballgewinn bauen, das Villas-Boas ja als zentrales Element seiner Fußball-Philosophie bezeichnet. Das ist ein völlig anderes Spiel als das hohe Pressing, dass die Blues bisher spielten und das durch die fehlende Abstimmung mit der hoch stehenden Verteidigung dahinter zu unschönen Ergebnissen geführt hatte.

Aber: Dank des Spielstands und des offensichtlichen Augenmerks auf Kompaktheit im Zentrum und wegräumen der (wenigen) sinnvollen Flanken des Gegners funktionierte das wunderbar. Dennoch manifestierte sich in dieser Phase das innere Dilemma des ganzen Vereins – denn obwohl die Mannschaft auf dem Platz, reagierender- statt agierenderweise, alles im Griff hatte, mehrten sich auf den Rängen die Pfiffe. Da gibt es offenbar durchaus Auffassungs-Unterschiede, wie das Spiel der Blues auszusehen hat.

Valencia gibt auch noch die Flügel auf

Ab etwa 60. Minute

Nach nicht ganz einer Stunde hatte Valencia-Coach Unay Emery endgültig gesehen, dass es so nichts wird: Jonas bekam seine Mannschaft überhaupt nicht sinnbringend in die Partie – wenn er mal Platz hatte, montierte ihn Oriol Romeu, der starke spanische U19-Europameister von 2010 aus der Barcelona-Jugend, komplett ab. So stellte Emery auf ein 4-2-2-2 um, brachte mit Aduriz statt Alba einen zweiten Stürmer.

Das Problem dabei: Feghouli war weiterhin wirkungslos und Jonas, der nun nominell vor dem auf die LV-Position gerückten Mathieu die linke Seite übernahm, agierte weiterhin sehr weit innen. Somit nahm sich Emery mit den Flanken genau jenen Teil auf dem Feld weg, wo seine Mannschaft zuvor noch Platz gehabt hatte, um Angriffe aufzuziehen. Die Dreierkette im Chelsea-Mittelfeld hatte wenig Probleme, das zu verteidigen…

Chelsea macht den Sack zu

…und immer mehr sogar die Muße, noch doch ein wenig mehr auf Albelda und Tino Costa draufzugehen. Valencia fand im ganzen Spiel nur zweimal eine Lücke, durch die man vor das Tor von Petr Cech kam: In der 5. Minute, als Tino Costa den Pfosten traf, und in Minute 62, als Cech gegen den Schuss von Feghouli stark hielt. Ansonsten blieben den Spaniern nur Weitschüsse.

Endgültig entschieden war das Spiel, als Drogba seinen extrem fleißigen Auftritt mit dem 3:0 krönte – kurz, nachdem er zuvor schon eine Riesenchance ausgelassen hatte. Valencia behob den falschen Ansatz, den das Team nach einer Stunde endgültig eingeschlagen hatte nicht mehr, und verlor damit auch in der Höhe verdient mit 0:3.

Fazit: Mehr Fragen als Antworten

Mit dieser überzeugenden Leistung, dem klaren Sieg und dem damit verbundenen Erreichen des Achtelfinales in der Königsklasse hat sich André Villas-Boas mit Sicherheit viel Luft verschafft und den Druck, der sich in den letzten Wochen aufgebaut hat, etwas kanalisiert.

Der völlig andere Ansatz gegenüber der gewohnten Spielanlage bei Chelsea wirft aber dennoch fast mehr Fragen auf, als es Antworten gibt. In diesem Spiel schaute Chelsea  aus wie das Team aus den letzten Jahren. Mit einem dichten Mittelfeld, einer sicheren Verteidigung und einem Drogba, der mit seinem körperlichen und raumgreifenden Spiel vorne umrührt.

Das Problem dabei: Nur im Mittelfeld hat Villas-Boas mit dem umtriebigen Meireles, dem immer mehr aufblühenden Ramires und dem für sein Alter schon unglaublich abgeklärten Romeu den Generationswechsel schon vollzogen. Mit diesem Trio lässt sich vor allem ein Spiel durchziehen, das auf defensive Kompaktheit und schnelles Umschalten ausgelegt ist. Diese Partie war dafür ein Parade-Beispiel.

Anders sieht die Sache aber etwa hinten aus. Terry und Ashley Cole werden nicht jünger und David Luiz hat noch nicht oft einen so souveränen Eindruck wie diesmal hinterlassen. Und dass Drogba spätestens im Sommer nicht mehr zur Verfügung steht, ist kein Geheimnis – und Torres ist ein anderer Spielertyp als der bullige Ivorer und braucht deshalb eine andere Formation hinter sich. Etwa mit Mata aus der Zentrale – was aber wiederum anderswo ein Loch aufreißt.

Mit dem 3:0 über Newcastle zuletzt in der Premier League und dem letztlich ungefährdeten Sieg mit defensiver Spielauslegung nach einem frühen Führungstor hat sich Villas-Boas nun zweifellos Zeit und Kredit zurückerkauft. Wirkliche Indikatoren, wie es sein Spiel mittel- und langfristig anzulegen gedenkt, gab es aber nicht.

(phe)

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